3
Jg. 2x, Heft ~6 J3OLLER, Artefizielles Hautemphysem. 587 a7. Juni ~942 3. Blutk6rperchensenkungsgeschwindigkeit erf/ihrt w~ih- rend der Behandlung eine wesentliche Erh6hung. Diese wird auf eine nicht pathologische Beeinflussung des reticulo- endothelialen Systems im Sinne einer funktionellen Steigerung zurfickgeftihrt. 4. Cyren B ist kein abortausl6sendes Mittel. 5. In der Placenta der behandelten Frauen finder sich eine gewisse Vermehrung der fibrinoiden Nekrose nnd Hyper- iimisierung. 6. Es wird eine Verschiedenheit ill der biologischen Wir- kungsweise zwischen den synthetischen oestrogenen Substan- zen und den natiirlichen Follikelhormonen als wahrscheinlich angenommen. Naehtrag bei Korrektur: Um eventuelle Sp~twirkungen des Cyren B nicht zu fibersehen, haben wir einen Teil der yon uns mit hohen Stilbendosen behandelten Frauen etwa 9 Monate bis i Jahr nach den oben beschriebenen Versuchen nachuntersucht. Es handelte sich dabei um Frauen Nr. 5, 6, 8, 9 und I2 der Tabelle L Alle Frauen waren wohlauf, batten regelmggig ihre Periodenblutungen und gaben mit Ausnahme der Frau Nr. 8 an, an Gewieht zugenommen zu haben. Frau Nr. 8 litt weiterhin an ihrem Gallen-und Leber- leiden. Die vaginale Untersuchnng ergab einen normalen Befund. Literatur: ARNOLD, llAMI'P3RL, HOL's JUNKMANN U. MARX, Arch. f. exper. Path. 186, i (1937)- - ARNOLD U. HAMPI/~RL, A r c h . f. exper. Path. 194, v21 (194o). -- B. BI~LONOSCHKIX, Mfinch. med. W'schr. i94 o, 38. -- CLAUBERG, Innere Sekretion der Ovarien und der Placenta. Leipzig: J. A. Barth I937. -- V. DANTSCHAKOW, Der Aufbau des Geschlechtes beim h6heren Wirbeltier. Jena: Fischer 1941. -- H.T. DVZ~LM~,N, Histopathologie der Uterusmucosa. Leipzig: G. Thieme I933. -- DUYVENt~; DE WIT U. ]~RETSCIKNEIDER, Klin. V~'sehr. 1939, 1423 . -- GAARENSTROOM, Acta brev. neerl. Physiol. etc. 9, 13 (1939). -- GRAU, Mfinch. reed. Wschr. 86, 436 (1939). - G1<UMBREClrr U. LOESER, Arch. f. exper. Path. 193, 34 (~939); I95, 445 (194o). -- HACHMEISTER, Zbl. Gyn~ik, 63, 2657 (I939)- -- If. HEINLEIN, Verh. dtsch, path. Ges, Rostock 22 bis 25. V. 1934. -- E. HuF, Klin. Wschr. 194o, 915; 194i , 729 u. 755. - KREITMAIR U. SIECKMANN, Klin. ~Vschr. 194o , 474. -- LANGE- SUNDERMANN, Mtinch. reed. \Vschr. 194o, 126o. E. LETTERER, Klin. Wschr. 1933, 597. LOESER, Z. exper. Med. lO5, 43 ~ (I939). RATSCm)W u. STEeKNXR, Z. klin. Med. 137, 576 (I9~O). F.~A:6mAscH, Z. exper. Med. 4 ~ , ~37 (1923). DAS ARTEFIZIELLE HAUTEMPHYSEM ZUR REIZTHERAPIE. Von R. BOLLER, Abteilungsarzt der ilmerm~ Abteiltmg. Au~ <nero Rescrve-Lazarett (Chefarzt: O.St.A.K. Mf3LLER). Ansgehend von einer Beobachtung an einem Fall wm Tbc.-Peritonitis wurde ein Verfahren ausgearbeitet, mittels dessen durch Anlegung eines artefiziellen Hautemphysems bei den verschiedensten FS~llen ausgezeichnete therapeutische Erfolge erzielt werden konnten. Zun~tchst sei kurz der er- wiihnte Fall yon Tbe.-Peritonitis geschildert. Fall 1. Es handelt sich nm einen 35jahr. Mann (J. K.), bei dem sich unter Fieber bis zu 39 ~ und zunehmendem Krgfteveffall eine Vergr6f3erung des Bauchumfanges einstellte. Der Mann wurde in das Spiral eingcwiesen nnd kam dortselbst in sehr elendem Zustand mit hohem lqebcr an. Nachdem sich durch die fibliche Therapie (Schmierseife, H6hensonne, Diuretica, Punktionen usw.) der Zu- stand des Pat. nicht bessertc, wurde ein Pneumoperitoneum an- gelegt, l)cr Mann erhielt iooo coin Luft in die Bauchh6hle ein- geblasen, nachdem vorher etwa 4oo ccm ]Sxsudat abgelassen worden waren. Am Abend dieses Tages ging es dem Kranken, der starke ttustenanfalle hatte, sehr schlecht. Er hatte starke Schmerzen nnd Atemnot und erhielt yon dem diensthabenden Arzt eine Morphium- iniektion. Am nachsten Tag wurde festgestellt, dab die Luft, die in die BauchhOhle eingeblascn worden war, durch <tie mit dem Troikart gesetzte Punktionsbffnung infolge der anhaltenden Hustenanfglle aus dem Bauchraunl in das Unterhautzellgewebe entwichen war. Er hatte ein ausgedehntes Hautemphysem t~ber dem ganzen Abdomen, das bis zur Brust heraufreichte, hattc sehr starke Schmerzen und Hustenreiz, dernur durch Alkaloid- gaben bek~mpft werden konnte. Die Temperatur war fiber 39~ h6her als in den Vortagen. 2 Tage lang ging es dem Mann aus- gesprochen schlecht, er mul3te wegen seiner Sehmerzen und des tIustenreizes wiederholt Dicodid und Dilaudid bekommen, klagte fiber starke Atemnot nnd verweigerte die Nahrungsaufnahme. Vom 3. Tag an trat eine schlagartige ]3esserung ein, die Tempera- turen tielen ab, der Bauchumfang wurde kleiner und der Pat. ent- wickelte auf einmal einen m~ehtigen Appetit. SchlieBlich konnte im Verlauf yon 3 Wochen kein ]Exsudat im Abdomen mehr nach- gewiesen werden. Leider war es aus ~uBeren Grfinden nicht m6g- lich, den weiteren Verlauf des Falles zu beobachten. Die eben beschriebene Beobachtung gab den AnlaB dazu, das Hautemphysem, das bei dem Fall unabsichtlich ent- standen war, bei einschl/igigen F/~llen kfinstlich anzulegen, um zu sehen, ob dieses Verfahren sich zu therapeutischen Zwecken niitzen lieBe. Die Anlegung eines Hautemphysems ist denkbarst ein- fach: Es wird fiber die erkrankten K6rperpartien subcutan eine dfinne Kanfile mit kurzer Spitze, wie sie zur intraven6sen Injektion gemeiniglich verwendet wird, unter die Haut ein- gestochen, daraufhin angesaugt, ob kein Gef/il3 angestochen worden ist; mittels einer trockenen sterilen 2o-ccm-Spritze werden too--4oo ccm Luft in mehrtSgigen Intervallen ein- geblasen. Bei der Einblasung verteilt sich die Luft teilweise yon se]bst, teilweise kann eine gleichmgBige Verteilung derselben dureh eine entsprecbende Richtungs~nderung der eingestochenen Kanfile erreicht werden, teilweise kann auch die Luft nach dem Herausziehen der Kantile mit der Hand fiber eine gr6Bere K6rperpartie verstrichen werden. Es lassen sich auf diese Art und Weise relativ kleine Luftmengen fiber gr6Bere Fl~tchen ausbreiten. Die subjektiven Beschwer- den der Patienten sind relativ gering. Die Leute klagen nach der ersten Lufteinblasung unter die Haut fiber ein geringes Brennen oder Stechen, oft auch nnr tiber ein nicht n~iher zu beschreibendes Fremdk6rpergeffihl in der Haul, selten fiber geringe Atemnot. Die Beschwerden sind aber so gering, dab es meist nicht notwendig ist, irgendwelche schmerzstillende Mittel zu verabreichen oder gar fiir die Nacht ScblafmitteI zu geben. Das Verfahren wurde zun~tcbst an Fttllen von exsudativez und trockener Pleuritis angewendet. In den meisten Fgllen waren die Erfolge tiberraschend. Als Beispiel sei ein Fall dieser Gruppe mitgeteilt. Fall 2. F. K., Student, 21 ]ahre ait, seit 20. I. 194 ~ im Wehr ~ dienst. Er wird mit einer exsndativen Pleuritis links in das Lazarett eingeliefert. Die Erkrankung begann in den ersten Tagen des August ~941 mit Fieber bis 4 ~ und starkeln Stechen in der linken Brustseite. Lazarettaufnahlne am 15. Viii. 194[. Zuugchst mehr- fache Punktionen, Schmierseife und Salicyl. Bis ~4- IX. 1941 keine nennenswerte Besserung. Trotz dreimaliger Pnnktionen yon je 4o0 ccm eines klaren Exsudates (Rivalta lol.5 ) konnte bis Mitre September kein therapeutiseher Erfolg erzielt werden. ])as Ex- sudat Iflllte sich jedesmal rasch nach. Er hatte st~ndig Tempera- turen unl 38--39 ~ und seit Beginn der Erkrankung to kg an Ge- wicht verloren. Es wurde nun mitder Anlegung des Hautelnphysems begonnen. In 4tagigen Intervallen wurden steigend too--3oo ccm Luft fiber der linken Brustseite eingeblasen. Nach der zweiten Lufteinblasung sanken die Temperaturen allmahlieh ab und blieben zunlichst subfebril. Die Atemnot wurde geringer nnd die Ver~ dr~ngungserscheinungen giugen zurflck. Die Dgmpfung fiber der linken Brustseite, die fiber der ganzen linken Lunge nachweisbar war, wurde geringer. Bei den1 Mann stellte sich ein beachtlicher Appetit ein nnd innerhalb yon 4 \'Vochen nahm er 8 kg an Gewicht zu und verlor die Temperaturen. 4 VVochen nach Beginn der Be- handlnng wurde eine Probepunktion gemacht, die negativ verlief. Er konnte am 29. XI. 1941 in wesentlich gebessertem Zustand zu seiner Ersatztruppe gesehickt werden. Bei anderen F/illen yon Pleuritis exsudativa war der u lanf /~hnlich giinstig, wenn dam artefizielle Hautemphysem tllel-ape.ntisch angewendet wurde. Es wurde dann versucht, bei Fgllen yon Pleuritis sicca ebenfalls das Verfahren an- zuwenden. Auch bei diesen Fgllen war der Erfolg ausgezeich- net. Fall 3. A J., 48 Jahre. Der Mann erkrankte am 17, XII. 194 I mit hohem Fieber und Sehflttelfrost. Am linken Unterlappen wurde eine Bronchopneumonie festgestellt. Das Fieber bewegte sich dutch 6 Tage zwischen 38 und 39 ~ Dann allm~hliche Senkung

Das Artefizielle Hautemphysem zur Reiztherapie

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Page 1: Das Artefizielle Hautemphysem zur Reiztherapie

Jg. 2x, Heft ~6 J3OLLER, Artefiziel les H a u t e m p h y s e m . 5 8 7 a7. Juni ~942

3. B l u t k 6 r p e r c h e n s e n k u n g s g e s c h w i n d i g k e i t e r f / i h r t w~ih- r e n d d e r B e h a n d l u n g e i n e w e s e n t l i c h e E r h 6 h u n g . D i e s e w i r d a u f e i n e n i c h t p a t h o l o g i s c h e B e e i n f l u s s u n g d e s r e t i c u l o - e n d o t h e l i a l e n S y s t e m s i m S i n n e e i n e r f u n k t i o n e l l e n S t e i g e r u n g z u r f i c k g e f t i h r t .

4. C y r e n B i s t k e i n a b o r t a u s l 6 s e n d e s M i t t e l . 5. I n d e r P l a c e n t a d e r b e h a n d e l t e n F r a u e n f i n d e r s i c h e i n e

g e w i s s e V e r m e h r u n g d e r f i b r i n o i d e n N e k r o s e n n d H y p e r - i i m i s i e r u n g .

6. E s w i r d e i n e V e r s c h i e d e n h e i t ill d e r b i o l o g i s c h e n W i r - k u n g s w e i s e z w i s c h e n d e n s y n t h e t i s c h e n o e s t r o g e n e n S u b s t a n - z e n u n d d e n n a t i i r l i c h e n F o l l i k e l h o r m o n e n a ls w a h r s c h e i n l i c h a n g e n o m m e n .

Naehtrag bei Korrek tur: U m e v e n t u e l l e S p ~ t w i r k u n g e n de s C y r e n B n i c h t zu f i b e r s e h e n , h a b e n w i r e i n e n Te i l d e r y o n u n s m i t h o h e n S t i l b e n d o s e n b e h a n d e l t e n F r a u e n e t w a 9 M o n a t e b i s i J a h r n a c h d e n o b e n b e s c h r i e b e n e n V e r s u c h e n n a c h u n t e r s u c h t . E s h a n d e l t e s i c h d a b e i u m F r a u e n N r . 5, 6, 8, 9 u n d I2 d e r T a b e l l e L Al l e F r a u e n w a r e n w o h l a u f , b a t t e n r e g e l m g g i g i h r e P e r i o d e n b l u t u n g e n u n d g a b e n m i t A u s n a h m e d e r F r a u Nr . 8 an , a n G e w i e h t z u g e n o m m e n zu h a b e n . F r a u N r . 8 l i t t w e i t e r h i n a n i h r e m G a l l e n - u n d L e b e r - l e iden . D ie v a g i n a l e U n t e r s u c h n n g e r g a b e i n e n n o r m a l e n B e f u n d .

L i t e r a t u r : ARNOLD, llAMI'P3RL, HOL's JUNKMANN U. MARX, Arch. f. exper . Pa th . 186, i (1937)- - ARNOLD U. HAMPI/~RL, Arch. f. exper . Pa th . 194, v21 (194o). -- B. BI~LONOSCHKIX, Mfinch. med. W'schr. i94 o, 38. - - CLAUBERG, Inne re Sekre t ion der Ovar ien u n d der P lacen ta . Leipzig: J. A. B a r t h I937. - - V. DANTSCHAKOW, Der Aufbau des Geschlechtes be im h6he ren Wirbel t ier . J e n a : F i scher 1941. - - H . T . DVZ~LM~,N, Hi s topa tho log ie der U t e r u s m u c o s a . Leipzig: G. T h i e m e I933. - - DUYVENt~; DE WIT U. ]~RETSCIKNEIDER, Klin. V~'sehr. 1939, 1423 . - - GAARENSTROOM, Ac ta brev. neerl. Physiol . etc. 9, 13 (1939). - - GRAU, Mfinch. reed. Wschr . 86, 436 (1939). - G1<UMBREClrr U. LOESER, Arch. f. exper . P a t h . 193, 34 (~939); I95, 445 (194o). - - HACHMEISTER, Zbl. Gyn~ik, 63, 2657 (I939)- - - If. HEINLEIN, Verh. d tsch , pa th . Ges, Ros tock 22 bis 25. V. 1934. - - E. HuF, Kl in . Wschr . 194o, 915; 194i , 729 u. 755.

- KREITMAIR U. SIECKMANN, Klin. ~Vschr. 194o , 474. - - LANGE- SUNDERMANN, Mtinch. reed. \Vschr. 194o, 126o. E. LETTERER, Klin. Wsch r . 1933, 597. LOESER, Z. exper . Med. lO5, 43 ~ (I939).

RATSCm)W u. STEeKNXR, Z. klin. Med. 137, 576 (I9~O). F.~A:6mAscH, Z. exper . Med. 4 ~ , ~37 (1923).

D A S A R T E F I Z I E L L E H A U T E M P H Y S E M

Z U R R E I Z T H E R A P I E .

Von

R . BOLLER, Abteilungsarzt der ilmerm~ Abteiltmg.

Au~ <nero Rescrve-Lazarett (Chefarzt: O.St.A.K. Mf3LLER).

A n s g e h e n d v o n e i n e r B e o b a c h t u n g a n e i n e m Fa l l w m T b c . - P e r i t o n i t i s w u r d e e in V e r f a h r e n a u s g e a r b e i t e t , m i t t e l s d e s s e n d u r c h A n l e g u n g e i n e s a r t e f i z i e l l e n H a u t e m p h y s e m s be i d e n v e r s c h i e d e n s t e n FS~llen a u s g e z e i c h n e t e t h e r a p e u t i s c h e E r f o l g e e r z i e l t w e r d e n k o n n t e n . Z un~ t chs t se i k u r z d e r er- w i i h n t e Fa l l y o n T b e . - P e r i t o n i t i s g e s c h i l d e r t .

Fall 1. Es h a n d e l t s ich n m einen 35 jahr . M a n n (J. K.), bei dem sich u n t e r Fieber bis zu 39 ~ u n d z u n e h m e n d e m Krgf tevef fa l l eine Vergr6f3erung des B a u c h u m f a n g e s einstel l te . Der M a n n wurde in das Spiral e ingcwiesen n n d k a m dor t se lbs t in sehr e l endem Z u s t a n d mi t h o h e m lqebcr an. N a c h d e m sich du rch die fibliche Therap ie (Schmierseife, H6hensonne , Diure t ica , P u n k t i o n e n usw.) der Zu- s t a n d des Pa t . n ich t besser tc , wurde ein P n e u m o p e r i t o n e u m an- gelegt, l )cr M a n n erhiel t iooo coin L u f t in die B a u c h h 6 h l e ein- geblasen, n a c h d e m vorher e twa 4oo ccm ]Sxsudat abge lassen worden waren. A m Abend dieses Tages ging es d e m K r a n k e n , der s t a rke t tu s t enanfa l l e ha t t e , sehr schlecht . E r h a t t e s t a rke S chmerzen n n d A t e m n o t und erhiel t yon d e m d i e n s t h a b e n d e n Arz t eine Morph ium- in iek t ion . Am n a c h s t e n Tag wurde festgestel l t , dab die Luf t , die in die BauchhOhle e ingeblascn worden war, du rch <tie m i t dem Tro ika r t gesetz te P u n k t i o n s b f f n u n g infolge der a n h a l t e n d e n Hus t enan fg l l e aus dem B a u c h r a u n l in das Un te rhau t ze l l gewebe en twichen war. Er h a t t e ein a u s g e d e h n t e s H a u t e m p h y s e m t~ber dem ganzen Abdomen , das bis zur Brus t herauf re ich te , h a t t c sehr s ta rke Schmerzen und Hustenreiz , d e r n u r du rch Alkaloid-

gaben b e k ~ m p f t werden konn te . Die T e m p e r a t u r war fiber 39~ h6he r als in den Vor tagen . 2 Tage l ang g ing es dem M a n n aus- gesprochen schlecht , er mul3te wegen seiner Sehm erzen u n d des t Iustenre izes wiederhol t Dicodid u n d Di laud id b e k o m m e n , k lag te fiber s t a rke A t e m n o t n n d verweiger te die N a h r u n g s a u f n a h m e . V o m 3. T a g an t r a t e ine sch lagar t ige ]3esserung ein, die T e m p e r a - t u r e n t ielen ab, der B a u c h u m f a n g wurde k le iner u n d der Pa t . en t - wickel te au f e inma l e inen m ~ e h t i g e n Appe t i t . SchlieBlich k o n n t e im Ver lauf yon 3 W o c h e n kein ]Exsudat im A b d o m e n m e h r n ach - gewiesen werden . Leider war es au s ~uBeren Grf inden n i ch t m6g- lich, den wei te ren Ver lauf des Fal les zu b e o b a c h t e n .

D ie e b e n b e s c h r i e b e n e B e o b a c h t u n g g a b d e n A n l a B d a z u , d a s H a u t e m p h y s e m , d a s b e i d e m F a l l u n a b s i c h t l i c h e n t - s t a n d e n w a r , be i e i n s c h l / i g i g e n F/~l len k f i n s t l i c h a n z u l e g e n , u m zu s e h e n , o b d i e se s V e r f a h r e n s i ch zu t h e r a p e u t i s c h e n Z w e c k e n n i i t z e n lieBe.

D ie A n l e g u n g e i n e s H a u t e m p h y s e m s i s t d e n k b a r s t e i n - f a c h : E s w i r d f iber d ie e r k r a n k t e n K 6 r p e r p a r t i e n s u b c u t a n e ine d f i n n e K a n f i l e m i t k u r z e r Sp i t z e , wie sie z u r i n t r a v e n 6 s e n I n j e k t i o n g e m e i n i g l i c h v e r w e n d e t w i rd , u n t e r d ie H a u t e in - g e s t o c h e n , d a r a u f h i n a n g e s a u g t , o b k e i n Gef/il3 a n g e s t o c h e n w o r d e n i s t ; m i t t e l s e i n e r t r o c k e n e n s t e r i l e n 2 o - c c m - S p r i t z e w e r d e n t o o - - 4 o o c c m L u f t i n m e h r t S g i g e n I n t e r v a l l e n e in - g e b l a s e n . Bei d e r E i n b l a s u n g v e r t e i l t s i ch d ie L u f t t e i lwe i se y o n s e ]b s t , t e i lwe i s e k a n n e i n e g l e i c h m g B i g e V e r t e i l u n g d e r s e l b e n d u r e h e i n e e n t s p r e c b e n d e R i c h t u n g s ~ n d e r u n g d e r e i n g e s t o c h e n e n K a n f i l e e r r e i c h t w e r d e n , t e i lwe i s e k a n n a u c h d ie L u f t n a c h d e m H e r a u s z i e h e n d e r K a n t i l e m i t d e r H a n d f ibe r e i n e g r6Bere K 6 r p e r p a r t i e v e r s t r i c h e n w e r d e n . E s l a s s e n s i ch a u f d i e se A r t u n d W e i s e r e l a t i v k l e i n e L u f t m e n g e n f ibe r g r 6 B e r e Fl~tchen a u s b r e i t e n . D ie s u b j e k t i v e n B e s c h w e r - d e n d e r P a t i e n t e n s i n d r e l a t i v g e r i n g . Die L e u t e k l a g e n n a c h d e r e r s t e n L u f t e i n b l a s u n g u n t e r d ie H a u t f ibe r e i n g e r i n g e s B r e n n e n o d e r S t e c h e n , o f t a u c h n n r t ibe r e i n n i c h t n~iher zu b e s c h r e i b e n d e s F r e m d k 6 r p e r g e f f i h l in d e r H a u l , s e l t e n f iber g e r i n g e A t e m n o t . Die B e s c h w e r d e n s i n d a b e r so g e r i n g , d a b es m e i s t n i c h t n o t w e n d i g is t , i r g e n d w e l c h e s c h m e r z s t i l l e n d e M i t t e l zu v e r a b r e i c h e n o d e r g a r f i i r d ie N a c h t S c b l a f m i t t e I zu g e b e n .

D a s V e r f a h r e n w u r d e zun~ tcbs t a n F t t l l en v o n e x s u d a t i v e z u n d t r o c k e n e r P l e u r i t i s a n g e w e n d e t . I n d e n m e i s t e n F g l l e n w a r e n d ie E r f o l g e t i b e r r a s c h e n d . A l s B e i s p i e l se i e i n Fa l l d i e se r G r u p p e m i t g e t e i l t .

Fall 2. F. K., S tuden t , 21 ] a h r e ait , sei t 20. I. 194 ~ im W e h r ~ dienst . E r wird mi t e iner e x s n d a t i v e n Pleur i t i s l inks in das L a z a r e t t eingeliefert . Die E r k r a n k u n g b e g a n n in den e r s t en T a g e n des A u g u s t ~941 mi t F ieber bis 4 ~ u n d s t a rke ln S t echen in der l inken Brus t se i t e . L a z a r e t t a u f n a h l n e a m 15. V i i i . 194[. Z u u g c h s t m eh r - fache P u n k t i o n e n , Schmiersei fe u n d Salicyl. Bis ~4- IX. 1941 keine n e n n e n s w e r t e Besserung . Tro tz d re imal iger P n n k t i o n e n y o n je 4o0 ccm eines k la ren E x s u d a t e s (R iva l t a lol.5 ) k o n n t e bis Mitre S e p t e m b e r ke in t h e r a p e u t i s e h e r Erfo lg erziel t werden . ] )as Ex - s u d a t Iflllte sich j edesmal r a sch nach . Er h a t t e s t~ndig T e m p e r a - t u r e n unl 3 8 - - 3 9 ~ u n d sei t Beg inn der E r k r a n k u n g to kg an Ge- wich t ver loren. Es wurde n u n m i t d e r An legung des H a u t e l n p h y s e m s begonnen . I n 4 t ag igen In t e rva l l en w u r d e n s te igend t o o - - 3 o o ccm L u f t fiber der l inken Brus t s e i t e e ingeblasen. N a c h der zwei ten L u f t e i n b l a s u n g s anken die T e m p e r a t u r e n a l lmah l i eh ab u n d bl ieben zunl ichs t subfebri l . Die A t e m n o t wurde ger inger n n d die Ver~ d r ~ n g u n g s e r s c h e i n u n g e n giugen zurflck. Die D g m p f u n g fiber der l inken Brus t se i t e , die fiber der ganzen l inken L u n g e n ach we i sb a r war, wurde geringer. Bei den1 M a n n stel l te s ich e in beach t l i cher Appe t i t ein n n d inne rha lb yon 4 \ 'Vochen n a h m er 8 kg an Gewich t zu u n d ver lor die T e m p e r a t u r e n . 4 VVochen n a c h B eg in n der Be- h a n d l n n g wurde eine P r o b e p u n k t i o n gemach t , die n e g a t i v verlief. E r k o n n t e am 29. XI . 1941 in wesen t l i ch gebes se r t em Z u s t a n d zu seiner E r s a t z t r u p p e gesehickt werden.

Bei a n d e r e n F/ i l len y o n P l e u r i t i s e x s u d a t i v a w a r d e r u l a n f /~hnlich g i i n s t i g , w e n n dam a r t e f i z i e l l e H a u t e m p h y s e m t l le l -ape .n t i sch a n g e w e n d e t w u r d e . E s w u r d e d a n n v e r s u c h t , bei F g l l e n y o n P l e u r i t i s s i c ca e b e n f a l l s d a s V e r f a h r e n a n - z u w e n d e n . A u c h be i d i e s e n F g l l e n w a r d e r E r f o l g a u s g e z e i c h - ne t .

Fall 3. A J., 48 Jahre . Der M a n n e r k r a n k t e a m 17, X I I . 194 I m i t h o h e m Fieber u n d Sehfl t te lfrost . A m l inken U n t e r l a p p e n wurde eine B r o n c h o p n e u m o n i e fes tgestel l t . Das Fieber bewegte sich d u t c h 6 Tage zwischen 38 und 39 ~ D a n n a l lm~hl iche S e n k u n g

Page 2: Das Artefizielle Hautemphysem zur Reiztherapie

588 BOLLF.R, A r t e f i z i e l l e s Hautemphysem. ](liuische W~chenschrift

der Temperatur. Vom 23. XIl. .1941 klagte er fiber stechende Schmerzen in der linken Seite, die in die Schulter ausstrahlten. t3ei tiefem Atmen heftiger Hustenreiz. iJber der linken Lungen- basis lieB sich deutliches IReiben nachweisen. Fieber zwischen 37,2 und 37,8 ~ Am 27. XII . 1941 wurde, nachdem Antiphlogistin- packungen, und Vitaluxbestrahlungen keine Besserung erreicht hat ten, die erste Lufteinblasung gemacht. Es wurden ioo ccm Luft in der Gegend der linken Lungenbasis eingeblasen. 2 Tage spXter waren die Schmerzen geringer, der Husten seltener, die Tempera- turen niche fiber 37 ~ das Reiben jedoch unver~ndert zu h6ren. Es wurde am 3 o. XII . 1941 eine zweite Lufteinblasung yon 20o ccm an der gleichen Stelle vorgenommen. Am I. I. 1942 das erste Mal afebril bei subjekt ivem Wohlbefinden. Mit Rficksicht auf das noch spXrlich vorhandene Reibeger~usch wurde am 3. I. 1942 abermals Luft eingeblasen. Bei der Kontrol luntersuchung am 6. 1. 1942 war kein iReiben mehr h6rbar, andauernd afebril.

I n d e m Bes t r eben , das artef iziel le H a u t e m p h y s e m auch bei a n d e r e n E r k r a n k u n g e n zu e rp roben , bei d e n e n gemeinig- l ich eine R e i z t h e r a p i e a n g e w e n d e t wird, w u r d e n F~tlle von D i c k d a r m e r k r a n k u n g e n auf diese Weise b e h a n d e l t , t~ei d iesen F~l len 1/iBt sich ein abschl iel3endes Ur te i l noch niche abgeben , j edoch ise es unzwei fe lhaf t , d a b das ar tef iziel le H a u t e m p h y s e m eine gfinst ige "Wirkung auf d e n ~v'erlauf der- a r t i ge r E r k r a n k u n g e n ha t .

Fall 4. R .P . , 27 Jahre ale, Schlosser, seit 1. XII . 1938 im Wehrdienste. Der Mann ha t im Jahre 1937 eiue Ruhr durch- genlacht und ha t seit damals st~ndig mit seinem Darm zu tun. Er klagt fiber Stechen und Schneiden im" Oberbauch, der Stuhl ist unregelmXgig, DurchfXlle wechseln mit Verstopfung ab. Er gibt an, seit seiner ]Ruhr keinen normalen Stuhl mehr gehabt zu haben. t~r ha t entweder flfissige Stfihle oder br6ckelige schafkotartige Ent- leerungen. Seit 24. IX. 1941 sind die Beschwerden so stark, dab er seinem Dienst niche nachkommen kann, er ha t tgglich 5--6 flfis- sige Stfihle und Fieber bis 38~ Dabei ffihlt er sich abgeschlagen und ha t Schmerzen im Verlauf des ganzen Dickdarmes. Gewiche 59,5 ~ kg. Die Stuhluntersuchung ergibt eine mangelhafte Nah- rungsausnfitzung, Vermehrung der StArke, reichlich FettsXure- krystalle, Neutralfet t und Seifenschollen. Am 21. X. 1941 wird, nachdem die di~teeische 13ehandlung keine 13esserung erreichen liel3, eine Lufteinblasung yon 2oo ccm in die Bauchhaut vorgenom- men. Diese Mal3nahme wird vom Pat. schlecht vertragen, er ha t eine schlaflose Nacht, klagt fiber Schmerzen im Bauch, ha t aber fiberraschenderweise nach seiner eigenen Angabe am Tage nach der Luiteinblasung den ersten normalen Stuhl seit seiner Ruhr im Jahre 1937. in der Folge werden noch mehrere Lufteinblasungen bis zu 400 ccm gemacht. Er ffihlt sich subjekt iv wohl, ha t keine Temperaturen mehr und tXglich ein bis zwei geformte Sefihle. Er wird am io. XI. ~941 wesentlich gebessert zu seiner Ersatz t ruppe entlassen.

I n a n d e r e n F531en von D a r m k r a n k h e i t e n w a r de r Erfo lg niche so einpr/~gsam. J e d o c h k o n n t e n m ehr e r e FXlle yon h a r t n ~ c k i g e n D i c k d a r m e r k r a n k u n g e n d u r c h das artef iziel le H a u t e m p h y s e m bei gle ichzei t iger d i / i te t i scher The rap i e wesen t - l ich gebessere werden . Grunds / i t z l i ch wurde das Ver fah ren e rs t d a n n in A n w e n d u n g gebrach t , w e n n m i t der d iXte t i schen T h e r a p i e a l le in ke in Foreschr i te zu erzielen war . Bei der U l c u s k r a n k h e i e k o n n t e eine o b j e k t i v e Besse rung d u t c h das areefizielle H a u t e m p h y s e m n i c h t festgeseel l t werden , wenn- gleich e inzelne F~lle eine M i n d e r u n g der B e s c h w e r d e n an- gaben . Gerade bei diesen K r a n k e n muf3 m a n mie de r YVer- t u n g jeder T h e r a p i e vor s i ch t ig sein. I n 3 Fa l l en v o n chroni - schen G e l e n k e r k r a n k u n g e n w a r e n die E rgebn i s se befrie- d igend u n d sch ienen e iner R e i z k 6 r p e r t h e r a p i e niche nach - zuseehen. Le ide r k o n n t e n einschl/ igige F/~lle mange l s a n Mate r i a l n iche wei te r b e o b a c h t e t werden , so dal3 dar f ibe r auch niches Endgf i l t iges ausgesage werden k a n n . V o l l k o m m e n ve r sag t e das V e r f a h r e n be im A s t h m a bronchia le .

Es i s t n u n noch noewendig, au f die F rage des Ge fah ren - m o m e n t e s de r A n l e g u n g eines H a u t e m p h y s e m s e inzugehen . Bei den b i she r b e h a n d e l n d e n e twa 5 ~ Fa l len k o n n t e n iemals e twas Nachte i l iges b e o b a c h t e e werden . Von den e r w ~ h n t e n s u b j e k t i v e n Beschwerden , die sich du rchweg in sehr er t r~g- l ichen Grenzen hie l ten , abgesehen , k o n n t e n ledigl ich kleine T e m p e r a t u r e r h 6 h u n g e n yon 3 , 5 - - 5 Z e h n t e l g r a d e n b e o b a c h t e t werden . I n v ie len F~l len w a r de r Einflul3 der L u f t e i n b l a s u n g ein so gfinseiger, dal3 die P a t i e n t e n se lbs t eine W i e d e r h o l u n g dieser ehe rapeue i schen Maf3nahme v e r l a n g t e n ; dieser Urn- s t a n d sp r i ch t wohl daffir, d a5 die Beschwerden , die die

K r a n k e n n a c h d e r L u f t e i n b l a s u n g h a b e n , n iche sehr be- tr /~chfiich sein k 6 n n e n .

I n de r L i ee r a tu r i s t f ibe r raschenderweise seh r wenig f iber das H a u t e m p h y s e m f i b e r h a u p t zu f inden . Es wurde die L i t e r a t u r i n s b e s o n d e r e auf die F r a g e de r .Gefahrenm6g- l ichkeieen durchgesehen . Dabe i k o n n t e folgendes fes tges te l l t we rden : Es wird zwischen m e d i a s t i n a l e m u n d a lned i a s t i na l en l H a u t e m p h y s e m un t e r s ch i eden . W / i h r e n d das e r s te re e ine r e l a t i v ernsee P rognose g ib t (JF.SSNER u n d LUTZ, F. ASCItER, t{. BOLLER U. Mi ta rb . u. a.), s ind b e i m m e d i a s t i n a l e n H a u t - e m p h y s e m n u r ganz vere inze l t e F / i l le m i t f a t a l e n Kompl i - k a t i o n e n b e k a n n e geworden, w e n n ein H a u t e m p h y s e m be i gle ichzei t ig e r6 i fne t e r Vene z u s t a n d e g e k o m m e n war. $6 w u r d e n n a c h e iner Mi t t e i l ung S. HOFI~"IIEINZ ' im Welekr ieg F/ille b e o b a c h t e t , bei d e n e n zur B e k / i m p f u n g yon Anae rob ie r - i n i eke ionen gas f6 rmiger Sauers tof f d u r c h g e b l a s e n w u r d e oder e ine 13erieselung yon W u n d e n aus d e m gleichen G r u n d e m i t HsO ~ durchgeffihrfi wurde . D a b e i ka ln es in e inze lnen F~illen zu e6dl ichem A u s g a n g d u r c h Luf t embo l i e . Es h a n - de l te s ich bei d iesen F~l len d u r c h w e g u m Verwundeee , u n d es wi rd in den einschl t tgigen A r b e i t e n (FREUDENTHAL, BOR- CHERS U. a . ) d a r a u f h ingewiesen , dab i m m e r eine K o m m u n i - kae ion de r L u f t m i t e iner k l a f f e n d e n Vene n a c h g e w i e s e n w e r d e n k o n n t e . P, ei D u r c h b l a s u n g e n m i t L u f t ode r Sauer- stole k a m es n u t d a n n zur Luf tembol i e , w e n n eine Vene gesch l i t z t w o r d e n war . E in e inz iger solcher Tall wird yon HOFFI-I/~INZ im g e s a m t e n S c h r i f t t u m erw~thnt.

W a s die F rage de r I n f e k t i o n be im H a u t e m p h y s e l n be- trifle, so is t im Schr i feeum ein e inziger Tal l von STXHELIN aus de r Bas le r K l in ik beschr ieben . Es h a n d e l t sich uln e inen Tall yon M e d i a s t i n a l e m p h y s e m , bei d e m die Lficke, d u t c h die die L u f t aus de r L u n g e in te r s t i t i e l l a u s g e t r e t e n war , d u t c h e ine v e r e i t e r t e Drfise a n der L u n g e n w u r z e l I f ihr te . B e i m m e d i a s t i n a l e n H a u t e m p h y s e m is t ke in Fal l von In - f ek t ion b e k a n n t . I n E i n s c h r / i n k u n g dieser L i t e r a t u r b e r i c h t e is t a l le rd ings zu b e m e r k e n , dab im Schr i f e tum die kf ins t l iche A n l e g u n g des H a u t e m p h y s e m s k a u n l e rwghne wird, es w/ere d e n n zu e x p e r i m e n t e l l e n Zwecken, wie diese yon ANTHONY u n d PEI~SCH~A~N b e s c h r i e b e n wurde .

Das G e f a h r e n m o m e n e de r A n l e g u n g des kf ins f l ichen H a u t e m p h y s e m s s c h e i n t d e m n a e h gleich Nul l zu sein. Es wi rd sich empfeh len , in j e d e m Tal l vo r de r Luf te inb lasuf lg sich d u r c h Saugen zu f iberzeugen, ob kein Blue asp i r i e r t we rden k a n n , u m der Gefah r des ~ b e r s e h e n s der Ve r l e t zung eines /31utgef/~I3es zu en tgehen . Unl das Schl i tzen e iner Vene b e i m Einse ich zum Zweck de r L u f t e i n b l a s u n g zu ver- meiden , i s t es zweckm/iBig, Kanf i l en mie ku rze r Spi tze zu v e r w e n d e n . Nach den b i sher igen E r f a h r u n g e n genfigen loo bis 4oo ccm Luf f vollauf, u m e inen eherapeue i schen E f f e k t zu erzielen. Diese Mengen m a c h e n a u c h n u r ger inge sub- j ek t i ve B e s c h w e r d e n u n d vereei len sich l e ich t im Gewebe, ohne d a b ein n e n n e n s w e r t e r I J b e r d r u c k im U n t e r h a u t z e l l - gewebe e n t s t e h t . \ u bei zah l re ichen F/i l len eine P n e u m o - t h o r a x b e h a n d l u n g durchf f ihr te , h a t t e wohl i m m e r wieder Gelegenhei t , das H a u e e m p h y s e m fallweise als v6llig be lang- lose N e b e n e r s c h e i n u n g zu b e o b a c h t e n . Es is t beaeh t l i ch , dab im g a n z e n S c h r i f t t u m der le tzeen J a h r e niches f iber K o m p l i k a t i o n e n n a c h e inem H a u t e m p h y s e m n a c h de r P n e u m o t h o r a x a n l e g u n g mitgeeeile w o r d e n ist.

Die Re izeherap ie sp ie l t im t h e r a p e u t i s c h e n Rf is tzeug de r Mediz in in den l e t z t e n J a h r e n eine i m m e r gr613ere Rolle. Es wfirde wel t f iber den R a h m e n dieser Mieeeilung h inaus - gehen, au f die t heo re t i s che Seite der Reizeherapie e inzugehen . Gegenf iber den b i she r f ib l ichen M e t h o d e n de r Re iz the rap ie , die d u t c h chemische oder ehermische Reize oder d u r c h Be- s t r a h l u n g auf die Hau tobe r f l / i che e inen the rapeue i schen Er fo lg erzie len wollen, h a t das artef iziel le H a u e e m p h y s e m den u n b e d i n g t e n Voreeil, d ab sich wei te I~6 rpe rpa r t i en in den Reizeffeke e inbez i ehen lassen, ohne die H a u t zu sch~idi- gen ; dabe i b e n 6 t i g t m a n zur A n l e g u n g des H a u t e m p h y s e m s ein M i n i m u m a n A p p a r a t u r u n d h a t e in V e r f a h r e n in de r H a n d , das p r a k t i s c h v611ig gefahr los ist. Es i s t a n z u n e h m e n , d a b der Re izef fek t be im ar te f iz ie l len H a u t e m p h y s e m sowohl ve rm6ge de r A u s b r e i t u n g der L u f t im U n t e r h a u t z e l l g e w e b e

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Jg. 21, llcft 26 27. Juni I942 v. ])OBSZAY, Bestimmung d e r A s c o r b i n s g u r e . 589

als auch verm6ge der auf die Fl~tche bezogenen wei ten Aus- d e h n u n g wi rksamer ist, als die t ibl ichen M e t h o d e n mi t te l s chemischer und the rmische r Reize auf die Hautoberf l / iche .

Im Verh/~ltnis zu der f iblicben A n w e n d u n g der Reiz- the rap ie bei den ve r sch iedens ten Krankhe i t s f~ l len s ind die im v o r s t e h e n d e n mi tge te i l t en E r f a h r u n g e n sehr gering. Es m u g wei te ren U n t e r s u c h u n g e n v o r b e h a l t e n werden , das I nd ika t i onsgeb i e t der t he rapeu t i s chen A n w e n d u n g des ar te- Iiziellen H a u t e m p h y s e m s zu e rwei te rn oder e inzuengen. E ines k a n n aber sdhon j e t z t als f e s t s t e h e n d beze ichne t werden , dab die fiblich mf ihsame Therapie der Pleur i t i s e x s u d a t i v a und sicca durch das beschr iebene Ver fahren wirkungsvol l abgel6s t werden kann . Die a r e Strei t f rage, P u u k t i e r e n oder N i c h t p u n k t i e r e n bei der Pleur i t i s ex suda t i va h a t sich bei den yon uns b e o b a c h t e n d e n F/illen eriibrigt, weil durch die subcu t ane Lu i t e inb la sung bei der Pleur i t i s b isher ausnahmslos ein ausgeze ichne te r l?;rfolg erziel t worden ist. Inwiewe i t das artefizielle H a u t e m p h y s e m an Stelle der spezi t i schen Re izk6rper the rap ie v e r w e n d e t werden kann , e n t z i e h t sich vorlfiufig noch unserer IKenntnis rind Er fah- rung.

Z'~,s(tnnne~@m6"uRq: Es wird 0t}er eine neue F o r m der Re iz the rap ie ber ich te t , die dar in bes teh t , dab bei verschie- denen E r k r a n k u n g e n fiber der e r k r a n k t e n Stelle ein ar te- fizielles H a u t e m p h y s e m angelegt wird. Die Llff tmenge, die subcu tan e ingeblasen wird, beweg t sich in s t e igenden I)osen zwischen lOO--4oo ccm. Die Anlegung des artefiziellen H a u t e m t ) h y s e m s ist gefahrlos und d e n k b a r einfach. Es wurden bisher e twa 5o Fttlle der ve r sch iedens ten Ind ika t ions - gebie te mi t dem artet iziel len H a u t e m p h y s e m behande l t , und es kalls) nach den bisher igen Er fah ruugen , insbesondere ffir F~ille yon Pleur i t i s ex suda t i va und sicca, ausgesagt werden , dal3 das artefizielle H a u t e m p h y s e m den i iblichen Me t h o d en der Re iz therap ie fiberlegen ist. Eiue Abgrenzung des h ld ika t ions - gebie tes bei den versch iedenen E rk rankungen , bei denen bisher chemische oder the rmische Reiz therapie a n g e w e n d e t wurde, mug wei te ren Er fahrunge l l vo rbeha l t en bleiben.

l , i t e r a t u r : A. J. AN'I'HONY 11. ft. I)ERSCIIMANN, D t s c h . me{l. \V schr. 1938 II, I Io 5, S, ]VSSNER U. VC ]m'rz im Handl)uch v. J" J AI)A'vsOIIN 4 I, 443. tterhn: Spl'ii]ger 5{)32. - F. ASCHER Jlll / tandbuch v. t(Hr U. NORDMANN 2I, 635. ~Vien: Urban & Schwarzenberg i928. V.. I,EXZR, Neue dtsch. Chir. Stuttgart: F. Enke 1933. R. I~OLLFR U. Mitarbeiter, \\'ion. Arch. inn. Me(l. 1929.

U B E R E I N I G E H I N D E R N I S S E B E I D E R B E S T I M M U N G D E R A S C O R B I N S A U R E

I M H A R N .

V O 51

IAszL6 v. I)OBSZA'/. �9 Xtl> dcnl kgl, ring. staatl. Kulderasyl ill (;yula (/'tlgallI)

{Dircktor: Priv. Doz l)r. Ls{SZI,0 v. I)OItSZAY).

Ihdi ings t haben wi t tiber eine Me thode ber ichte t , die gee igne t ist, den Ascorbinst iuregehal t des Harnes einfach, sctmell untl mJt einer Genauigkei t yon ~: 5 % zu 1)estimmen. l)as \Vesen des Ver fahrens b e s t e h t (latin, dab nach einer ein- fachen l ) ich lorphen.o l indophenol t i t ra t ion die Ascorbinst ture in e iner ande ren H a r n p o r t i o n durch n/1-NaOH-Zusatz und Erh i t zen zerst6rt , d a n u die ]3es t immung wiederhol t und der Ascorbins~turegehalt aus der Differenz der B e s t i m m u n g e n b e r e c h n e t wird. \,Vie aus unseren l<ont ro l lun te rsuchungen hervorging, bew&hrte sich das Ver fahren bei der Unter - suchung des Harnes yon gesunden I n d i v i d u e n ausgezeichnet . Es schien uns aber no twendig , noch m e h r pa tho log lsche F/ille in den Kreis unserer Un te r suchungen zu ziehen, was sich ba ld als sehr zweckmS_gig erwies. Es s te l l te sich n~imlich heraus, dab die Methode bei einige11 FAllen, und zwar dort , wo der Harn gewisse patholt)gische Bes tandte i le und gewisse Arzne ider iva te enthie l t , folgericht ig versagt .

Die ~. "Fabelle s te l l t jene Versuchsergebnisse dar, (lie in eiweifi und e i te rha l t igen Ha rnen e r m i t t e l t wurden . In die 5. Grut)pe wurden 20 F~ille eingereiht , wo der H a r n Ilur E i t e r

T a b e l l e i.

Nr. I Pathologische I_ 5 ..... .Ha r~__ . Be?tandteile I I~eldibCr attor h

Pus I A]b [ vor I nach I I ~eer Beha;MlunTg

7 8 9

IO

II

12

13 14

~5 16

17 18

19

20

21

22

23 24 25 20

27 28

29

3 ~ 31 32

33

4 5

+ r

-I- P

+ !

I- I

ccmHarn-F Ascorbinsiiurel [ - - ~ G e -

A s . . . . I Indicator- I funden ] Dilfe- bin- 'verbrauch I Astor- I renz

saure- - - m - - | b i n s a u r e . . . . tz I v . . . . a_ch_ I I

mg ]der Behandlung I mg I mg%

0,55 o,19 O,I 5 o,63 0,50 o,48 O,20 0,40 0,48 0,25 o,I3 0,28 0,80 0,52 o,35 1 ,OO

0,25 0 ,20 O,18 0,35 0,28 O,16 0,30 O,20 O,15 0,50 0,30 0 ,50 0,45 0,40 O,40 1,00 5,7o

0,55 O,I9 O,16 0,68 o,50 I,OO O~20 0 ,40 0,45 0,28 o,17 0,45 0,55 o,42 o,45 0,98 0,35 O,20 0,20 0,25 0,60 1',I 5

?

0,45 0,65

? 0,40

? 1 , 4 ~ ~

0,20 2,00

I ~OO 1,OO 0,50 I ,OO 1 ,OO 0,50 0,50 0,50 D,50 D,50 2,,50 1,25 i 3,50 3,50 1,OO I

0,50 1 ,OO 0,50 I ,OO 0,50 I ~OO 1,50 0,50 0,50 O~50 0,50 <'/3 0,50 I,OO 5 ~25 0,50 0,5(} 0~50

3,38 3,12 0,77 3,60 4,85 2,65 2,30 2,70 3,IO 2,00 1,90 4,20 2,80 2,90 4,75 3,o5 3,7 o 2,75 2,95 2,20 2,90 O, 10

? 2,20 2 , I 0 2,35 o ,8o

5,95 ? ?

2,.50 2,17

0,55 O,19 O,16 0,62 O,5C I ~OC 0,2C O,4C 0,45 O,3C o,1" 7 0,55 0,5C 0,42 o,45 0,98 0,50 0,20 0,20 0,25 o ,30

l , i 4

?

0@5

? ?

0,50 2,00

I ,Ol 4 I ,OI o,21 0,95 0,97 0,37 0,50 0,50 o,49 o,5o 0,20 I , I 7 0,64 0,53 I,O 7 0,52 0,87 0,48 0,76 0,54 0,59 1,18

?

? ?

O,10 ? ? ) )

0,55 0,0 3

@ o,4 JF 1,O --58,0 - - 5,0 - - 3,0 - - 2 6 , 0

O O

- - 2jO O

--6%0 -- 6,4 +28,0 + 6,0 + 7,0 q- 3,4

-13,O 4,O

- 24,0 -! 8,0 ---4I,O

- 32,0 ? ? ? ?

-- i9 ,3 ? ? ? ?

I 1 0 , O

04,0

enth ie l t , in (lie zweite I3, wo Filter und Eiweifi vorhant ten waren. V{ird (lie t3estimnlm~g h/3chstens nl i t e iner Ab- we ichung yon :4 5 % angenonunen , so k a n n aus tier e r s ten Gruppe nur 0, aus der zwei ten n i ch t eine einzige B e s t i m n u m g v e r w e r t e t werden . Zwischen der Gr6Be des Versuchsfeh le rs und der Menge des v o r h a n d e n e n E i t e r s sche in t ehl gewisser i)aral lel ismus zu b e s t e h e n : In den 9 Ft~llen, wo wir b rauch- bare \Ver te bekamen , war der E i t e r nur in M i n d e s t m e n g e zugegen. 1)ieser Z u s a m m e n h a n g l~U3t sich auch in der zwei ten Gruppe e rkennen .

\Vollen wir den du tch EiweiB und E i t e r auf einzelne Phasen der l{es t inmlung ausget ib ten EinfluB nil.her be t r ach t en , so sind die folgenden P u n k t e zu b e a c h t e n :

I. Der I n d i c a t o r v e r b r a u c h des ascorbins t imefre ien , c i ter- hal t igen H a rn es ist vor und nach dem Alkal izusa tz bzw. l~r- h i tzen ungef&hr der gleiche. Die aspezif ische l{eduktion wird also (lurch den E i t e r n i ch t be t r t tcht l ich beeinfluBt.

2. l )as ]{eduk t ionsve rm6gen der Ascorb insgure wird hin- gegen s ta rk he rabgese tz t , st) dab das Defiz i t in unseren l:fillen, je nach der Menge des Ei ters , yon o bis 58 % be t rug .

3. Bei A n w e s e n h e i t des Eiweif3es kann der Grad der aspezif ischen Reduk t ion n i ch t e r ln i t t e l t werden , da der I n d i c a t o r v e r b r a u c h des ascorbinfreien H a rn es nach dem Er- h i tzen im alkal ischen Milieu zuni lnmt , was dafiir spr icht , dab durch die W i rk u n g dieser B e h a n d h m g aspezif ische redu- z ierende Stoffe, wahrschein l ich Schwefe lve rb indungen , Irei werden . Die T i t r a t ion lfif3t sich in einigen F~tl]en { iberhaupt n ich t durchff ihren . Der mi t Alkal izusatz und Erh i t zen be- h an d e l t e K o l b e n i n h a l t n i m m t auf den l n d i c a t o r z u s a t z eine merkwi i rd ige schmutz ige Gelbfarbe an, ohne e inen e igent l ichen F a r b e n u m s c h l a g er re ichen zu k6nnen .

4. Dieser Migerfolg t r i t t bei ascorb ins / iu reha l t igen H a r n e n (also in unse ren Ffillen nach den1 Ascorbinst turezusatz) be inahe folger icht ig auf.

Es ist selbstverstt i .ndlich, (tab wir ve rsuch ten , die erwt4hn ten Versuchsfehler auszuschal ten , l )er s t6 rende g inf luB