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Aus der Unfallchirurgischen Abteilung der Chirurgischen Klinik der Friedrich- Alexander- Universität Erlangen - Nürnberg Leiter: Prof. Dr. F.F. Hennig Durchgeführt im Akademischen Lehrkrankenhaus Krankenhaus Rummelsberg Klinik für Unfall-,Schulter- und Wiederherstellungschirurgie, Sportmedizin und Sporttraumatologie der Friedrich- Alexander- Universität Erlangen- Nürnberg Chefarzt: Prof. Dr. R. Stangl Das Brehm Präzisions Knie® gibt es geschlechtsspezifische unterschiedliche Ergebnisse? Inaugural- Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät der Friedrich- Alexander- Universität Erlangen Nürnberg Vorgelegt von Christoph Stretz aus Nürnberg

Das Brehm Präzisions Knie® gibt es geschlechtsspezifische ... · Das Kniegelenk (Articulatio genus) ist ein zusammengesetztes Gelenk; es besteht aus dem Femorotibialgelenk (Art

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Aus der Unfallchirurgischen Abteilung der

Chirurgischen Klinik

der

Friedrich- Alexander- Universität Erlangen - Nürnberg

Leiter: Prof. Dr. F.F. Hennig

Durchgeführt im

Akademischen Lehrkrankenhaus Krankenhaus Rummelsberg – Klinik für

Unfall-,Schulter- und Wiederherstellungschirurgie, Sportmedizin und Sporttraumatologie

der

Friedrich- Alexander- Universität Erlangen- Nürnberg

Chefarzt: Prof. Dr. R. Stangl

Das Brehm Präzisions Knie® –

gibt es geschlechtsspezifische unterschiedliche Ergebnisse?

Inaugural- Dissertation

zur Erlangung der Doktorwürde

der Medizinischen Fakultät

der

Friedrich- Alexander- Universität

Erlangen – Nürnberg

Vorgelegt von

Christoph Stretz

aus

Nürnberg

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Gedruckt mit Erlaubnis der

Medizinischen Fakultät der Friedrich- Alexander- Universität

Erlangen - Nürnberg

Dekan: Prof. Dr. Dr. h.c. J. Schüttler

Referent: Prof. Dr. R. Stangl

Korreferent: Prof. Dr. F.F. Hennig

Tag der mündlichen Prüfung:

06. Juli 2011

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Meinen Eltern in Dankbarkeit

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Inhaltsverzeichnis

1. Abstract 1

2. Einleitung 3

2.1 Der künstliche Gelenkersatz bei Frau und Mann 3

2.2 Anatomie und Biomechanik des Kniegelenks mit

geschlechtsspezifischen Unterschieden

5

2.3 Geschichte des Gelenkersatzes 18

2.4 Einteilung der Knieprothesen 20

3. Material und Methoden 25

3.1 Operationstechnik 25

3.2 Nachuntersuchung 25

3.2.1 Planung und Durchführung 25

3.2.2 Parameter zur Ergebnisevaluation bei Knieprothesen 25

3.2.2.1 Patientenfragebogen und klinische Untersuchung 25

3.2.2.2 WOMAC- Arthroseindex und VAS Skala 27

3.2.2.3 Radiologische Auswertung 28

3.2.2.4 Statistische Auswertung 29

4. Ergebnisse 30

4.1 Patientenkollektiv 30

4.2 Klinische Scores 31

4.2.1 HSS Score 31

4.2.2 Knee Society Score 31

4.2.3 WOMAC und VAS Score 33

4.3 Radiologische Auswertung 36

4.4 Statistisches Testen 37

4.4.1 Postoperative Ergebnisse bei Gruppe B und C 38

4.5

4.4.2 Geschlechtsspezifische Unterschiede im Verlauf

Revision und Revisionsverfahren

38

38

4.6

4.7

Verwendete Prothesengrößen bei den untersuchten Patienten

Zusammenfassung

40

40

5. Diskussion 41

5.1 Eigene Untersuchungsergebnisse im Vergleich 41

5.1.1 Postoperative Parameter 41

5.1.2 Präoperative Ausgangssituation und Verbesserung 46

5.2 Methodenkritik 48

5.3 Das Brehm Präzisions Knie® und das distale Femur 49

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5.3.1 Möglicher Mismatch in der Passform

5.3.2 Lösungsansätze für eine verbesserte Passform

5.3.3 Einordnung des BPK – Anatomie

5.3.4 Einordnung des BPK – Vergleich mit anderen Prothesen

49

51

55

57

5.4 Zusammenfassung 59

6.

7.

Literaturverzeichnis

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

63

70

8. Abkürzungsverzeichnis 71

9. Anhang 72

9.1 Vermessungsgrößen am distalen Femur 72

9.2 Visuelle Analogskala 72

10. Danksagung 73

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1. Abstract

Background

The anatomy of the bone of the human knee differs between women and men.

However, the question as to whether these differences in anatomy have to be

taken into account by female-specific prosthesis design or if new intermediate

sizes and size ratios of preexistent prostheses systems are sufficient remains

largely controversial. This paper aims to review the results of a retrospective

study performed with the Brehm Präzisions Knie® (BPK) with mobile bearing and

focuses on differences in outcome based on gender.

Materials and Methods

We retrospectively reviewed 48 patients (52 knees; 16 men and 32 women) with

a mobile bearing BPK, a unisex prosthesis, which had been implanted between

May 2005 and December 2006 in the Department of Orthopedic Surgery at the

Krankenhaus Rummelsberg/Germany. Implantation was performed using

cruciate retaining and implant cementing without patella-resurfacing techniques.

All patients were evaluated using the HSS Score, Knee Society Score, Range of

motion (ROM), WOMAC Score and Visual Analogue Scale (VAS); limb axis

positioning was used as a radiologic parameter. We also obtained preoperative

scores on HSS Score, Knee Society Score, ROM and the axis, creating

differences for these parameters respectively.

Results

No significant difference could be determined between genders for postoperative

parameters and difference between pre- and postoperative parameters between

both groups. Women scored higher on HSS Score pre- and postoperatively with

50,0 [27-78] and 91,0 [63-98] points versus 47,0 [25-78] and 88,0 [67-96] points

in the male group. On KSS Score, the female group scored higher pre- and

postoperatively as well, with 79,0 [20-137] and 174,0 [78-198] points versus the

male group with 74,0 [36-139] and 168,0 [121-197]. Despite a different range,

both groups scored 105° pre- and 110° postoperatively on ROM.

Postoperatively, women reported more pain than men on the subjective VAS

scale, with scores of 1,0 [0-9] and 0,0 [0-4] respectively. Conversely, men scored

higher on WOMAC Score compared to their female counterparts with 1,21 [0,2-

2,33] and 0,86 [0,0-6,58] respectively. Of the six different femur sizes, sizes 3, 4,

5 and 6 were used, with women using mostly size 4 and most men using size 5.

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Conclusions

The results obtained in this study are based on implantation of the Brehm

Präzisions Knie® and were not statistically significant. The distribution of femur

sizes in our study reflects the phenomenon of smaller femora in females reported

in literature. As the BPK system is a total knee prosthesis designed for both

genders and is available in 6 different sizes and size ratios, it sufficiently reflects

gender – specific anatomic differences in the knee.

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2. Einleitung

2.1 Der künstliche Gelenkersatz bei Frau und Mann

Der Ersatz des Kniegelenks durch eine Totalendoprothese (TEP) wird heute als

Standardtherapie der fortgeschrittenen Gonarthrose gesehen (38,78).

Dabei wird die Versorgung mit Knieendoprothesen wie auch mit anderen

Endoprothesen aufgrund der demografischen Entwicklung in Deutschland in den

nächsten Jahren aller Voraussicht nach zunehmen (93). Laut

Bundesgeschäftsstelle für Qualitätssicherung (BQS) wurden in Deutschland im

Jahr 2007 152.000 Hüftgelenke und 136.000 Kniegelenke implantiert, wobei

letztere Zahl stark zugenommen hat (25,26).

Dabei ist die Endoprothese des Kniegelenks jedoch ein künstlicher Ersatz und

vermag das körpereigene gesunde Kniegelenk nicht vollständig wieder

herzustellen (3). Funktionelle Einschränkungen treten insbesondere bei größerer

Belastung im Kniegelenk auf (79).Wissenschaft und Industrie sind daher

bestrebt, bereits existente Prothesen weiterzuentwickeln, um möglichst genau die

Anatomie und Biomechanik des menschlichen Kniegelenks zu rekonstruieren

und damit ein verbessertes klinisches Ergebnis zu erzielen.

Besonderes Augenmerk in der Forschung richtet sich dabei derzeit auf die

Untersuchung geschlechtsspezifischer Unterschiede in der Anatomie des

Kniegelenks, was sich auch teilweise durch Unterschiede in der Prävalenz der

Gonarthrose und der Versorgung mit Knieendoprothesen - hierfür wird ein

Verhältnis weiblich – männlich von ca. 3: 1 (4) angegeben - erklären lässt (3).

Dabei ist die Erkenntnis, dass es anatomische Unterschiede im Kniegelenk gibt,

nicht neu; Parsons beschrieb bereits 1913 geschlechtsspezifische Differenzen in

der Breite der distalen Femora, mit 75-77 mm bei Männern und 67-68 mm bei

Frauen (Parsons 1913 nach Griffin 2000). Durch die moderne Knieendoprothetik

der letzten 30 Jahre wurden intraoperativ beobachtete geschlechtsspezifische

Unterschiede zunehmend relevant. Als Hersteller in den 80er Jahren zunehmend

unterschiedliche Prothesengrößen auf den Markt brachten, bot sich die

Möglichkeit, kleinere Implantate einzusetzen, um eine möglichst genaue

Passform zu erreichen (29).

Verschiedene Studien der letzten Jahre berichten neben weiteren Unterschieden

insbesondere von schmäleren distalen Femora bei Frauen:

Poilvache et al. (1996) und Hitt et al. (2003) weisen unter anderem auf

Unterschiede im Abstand der Epicondylen hin. Insall und Scott (2006) berichten

ebenfalls von schmäleren distalen Femora bei Frauen (bezogen auf das

anterioposteriore Ausmaß).

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Mahfouz und Mitarbeiter stellten 2006 einen Knochenatlas vor, der auf der

Grundlage verschiedener Untersuchungen, wie statistischen Analysen und 3D

Computer-Tomografie, eine nach Geschlechtern getrennte Vermessung von

Kniegelenken darlegt (29,69,70). Der Atlas wurde kontinuierlich erweitert und

basierte bei der erstmaligen Erstellung auf der Untersuchung von 166

Kniegelenken (92 männlich, 74 weiblich) (69) - bis September 2007 waren es 800

Kniegelenke (118).

Die Studien zu geschlechtsspezifischen Unterschieden im zu ersetzenden

Kniegelenk fanden daher bei Herstellerfirmen Beachtung bzw. wurden teilweise

auch im Auftrag derselben durchgeführt (48,69).

Bisher wurde den geschlechtsspezifischen Unterschieden häufig durch die Wahl

kleinerer Implantate bei Frauen Rechnung getragen.

Die Fertigung von Implantatgrößen erfolgt in der Regel durch Vermessung von

einer Vielzahl an Kniegelenken beider Geschlechter (3,28). Dabei werden

verschiedene Abstände (anterioposteriorer und mediolateraler Durchmesser)

untersucht, das Verhältnis von Breite zu AP- Abstand (auch als „Aspect Ratio“

bezeichnet) ermittelt, Mittelwerte berechnet und entsprechend der Abweichung

von den häufigsten Größen kleinere und größere Implantate angefertigt (3,28).

Mit der Vorstellung des „Gender Solutions™ High Flex Knies“ 2006 brachte

Zimmer Inc.® nach eigenen Angaben als erster Hersteller ein Kniegelenk eigens

für Frauen auf den Markt, das den anatomischen Besonderheiten des weiblichen

Knies - laut Zimmer® insbesondere ein breiterer Q-Winkel, eine dünnere

anteriore Femurkondyle und ein schmalereres distales Femur - Rechnung tragen

soll (118). Andere Hersteller halten dagegen, geschlechtsspezifische

Unterschiede seien in ihren aktuellen Prothesensystemen bereits berücksichtigt,

daher sei die Entwicklung und der Vertrieb eines Kniegelenks nur für die Frau

unnötig (92).

Die folgende Arbeit setzt sich auf der Basis einer Nachuntersuchung von

Kniegelenken (Brehm Präzisions Knie®) kritisch mit den Argumenten in der

Diskussion über die Notwendigkeit eines geschlechtsspezifischen (weiblichen)

Kniegelenks auseinander.

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2.2 Anatomie und Biomechanik des Kniegelenks mit geschlechtsspezifischen Unterschieden

Anatomie – Passiver Bewegungsapparat

Das Kniegelenk (Abb. 1) ist das größte Gelenk des menschlichen Körpers,

zugleich aber auch das komplexeste in seiner Funktionsweise (99).

Das Kniegelenk (Articulatio genus) ist ein zusammengesetztes Gelenk; es

besteht aus dem Femorotibialgelenk (Art. femorotibialis) und dem

Patellofemoralgelenk (Art. femoropatellaris) (15). Ersteres kann in ein mediales

und laterales Femorotibialgelenk unterteilt werden, so dass sich im Kniegelenk

klinisch drei Gelenkkompartments unterscheiden lassen (63). Die Teilgelenke

besitzen eine gemeinsame Gelenkkapsel und eine zusammenhängende

Gelenkhöhle (15).

Abb. 1 : Kniegelenk von ventral (66) (© Elsevier)

Femorotibialgelenk

Das Femorotibialgelenk ist bikondylär, die Condyli femoris und Condyli tibiae

bilden dabei die Gelenkkörper (15). Durch die Femurkondylen und die

Gelenkflächen der Tibia entstehen Inkongruenzen, die durch den Meniscus

lateralis und Meniscus medialis ebenso wie den relativ dicken Knorpelüberzug

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der Gelenkflächen herabgesetzt werden (15). Die aus Faserknorpel bestehenden

Menisci sind im Querschnitt keilgeformt (99).

In der sagittalen Ansicht weisen die Femurkondylen eine spiralförmige

Krümmung (Evolvente) auf, wobei vorne die geringere Krümmung (größerer

Krümmungsradius) und hinten die größere Krümmung (kleinerer

Krümmungsradius) liegen (15). Die Evolute beschreibt die Verbindungslinie der

Mittelpunkte der unterschiedlichen Krümmungsradien (103).

Die von den Condyli medialis und lateralis gebildete Facies articularis superior

des Tibiakopfs wird durch die Area intercondylaris ant. und post. sowie die

Eminentia intercondylaris getrennt (15). Die Tuberositas tibiae, auf der

Vorderseite der Tibia gelegen, dient als Ansatzpunkt für das Ligamentum patellae

(66). Die Facies articularis superior ist in der Aufsicht von oben oval geformt,

wobei der Durchmesser in der Sagittalebene medial größer ist als lateral (15).

Die Facies articularis superior ist lateral eben bist leicht konvex, während die

mediale Fläche schwach konkav geformt ist (15). Die Rückwärtsneigung des

Tibiakopfs beim Erwachsenen (Retroversio tibiae) bedingt einen Neigungswinkel

von 3 - 7° zwischen dem Tibiaplateau und der Transversalebene (15).

Femoropatellargelenk

Das Femoropatellargelenk wird durch die überknorpelte Facies articularis der

Patella und der Facies patellaris des Femurs gebildet (15). Die Patella ist ein

Sesambein, das in die Sehne des M. quadriceps femoris eingebettet ist (66). Sie

dient der Quadricepssehne als Hypomochlion – somit kann die Sehne auf die

Tibia in einem für die Streckung günstigeren Winkel inserieren (15). Proximale

Sehnenfasern des Quadriceps laufen am proximalen Patellapol zusammen und

verlassen diesen am Apex patellae als Kniescheibenband (Lig. patellae), das an

der Tuberositas tibiae ansetzt (15). Die Facies anterior weist eine raue

Oberfläche auf, die Facies articularis hingegen ist glatt beschaffen und wird durch

einen längsverlaufenden First in eine größere laterale und kleinere mediale

Fläche unterteilt (15).

Die Gelenkfläche des Kniegelenks beträgt - Menisken nicht eingerechnet - etwa

100 cm², wobei das Femur mit der Facies patellaris femoris und den medialen

und lateralen Femurcondylen etwa 61% ausmacht und je etwa 13% auf Patella

und Tibiakondylen entfallen (15). Große interindividuelle Unterschiede gibt es bei

der Menge an hyalinem Knorpelgewebe (13 - 32 cm³), wobei hier nur ein geringer

Zusammenhang zwischen Menge und Körpergröße besteht (15).

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Geschlechtsspezifische Unterschiede

Häufiger genannte anatomische Unterschiede im Kniegelenk sind die Form des

distalen Femurs und der Patellaführungswinkel (Q-Winkel). An dieser Stelle wird

die Datenlage zu den anatomischen Unterschieden beschrieben; mögliche

klinische Auswirkungen werden in der Diskussion erörtert.

Unterschiede im distalen Femur (s. Tabelle unter 9.1)

Neben dem Begriff „Aspect Ratio“ (Verhältnis von mediolateralem (ML) zu

anterioposteriorem (AP) Ausmaß) wird auch das AP/ML Ratio (Chin et al. 2002)

verwendet; es gibt das Verhältnis zwischen anterioposteriorem und

mediolateralem Durchmesser der Femurkondylen an.

Aufgrund der (geschlechtsunabhängigen) größeren Breite als dem AP

Durchmesser ergibt sich als AP/ML Ratio immer ein Verhältnis kleiner eins und

dieses Ratio wird dann auch meist in Studien als Vergleichswert verwendet.

Chin et al. (2002), Mahfouz et al. (2006), Poilvache et al. (1996), Hitt et al. (2003)

sowie Insall und Scott (2006) berichten dabei über ein größeres AP/ML Ratio bei

Frauen aufgrund der schmäleren weiblichen Femora; dieser Unterschied ist bei

Chin, Hitt, Mahfouz und Poilvache statistisch signifikant.

Über ein schmäleres distales Femur bei Frauen (vermessen mittels

Epikondylenabstand, s. Abb. 2) berichten Poilvache et al. (1996), Griffin et al.

(2000), Chin et al. (2002) und Mahfouz et al. (2007) mit jeweils signifikanten

Unterschieden.

Im anterioposterioren Durchmesser finden sich ebenfalls geschlechtsspezifische

signifkante Unterschiede (27,80).

Chin et al (2002) berichten über ein AP Ratio von 0,8 (für beide Geschlechter),

0,82 bei Frauen und 0,79 bei Männern und empfehlen 0,8 als Referenzgröße für

die Implantatwahl - geschlechtsunabhängig. Poilvache et al (2000) ermittelten ein

Verhältnis von 0,75 (männlich) und 0,77 (weiblich) – Chin führt den Unterschied

zwischen seinem Ergebnis und dem von Poilvache teilweise darauf zurück, dass

Poilvache et al. als Höhe den Mittelwert aus lateraler und medialer Kondylenhöhe

verwendeten, während Chin und Mitarbeiter den Abstand zwischen Patella-

Sulcus und transposteriorer Achse bestimmten (27). Mahfouz ermittelte unter

Verwendung der transepikondylären Achse zur ML- Bestimmung für das AP/ML

Ratio 0,79 bei Männern und 0,81 bei Frauen (71).

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Abb. 2: Vermessungen am distalen Femur (58) (© Thieme Verlag)

Patellaführungswinkel

Ein weiterer häufig zitierter Unterschied ist der Patellaführungswinkel (Q-Winkel)

(Abb. 3), der bei Insall mit 14° bei Männern und 17° bei Frauen angegeben wird

(51). Dieser Winkel wird durch die Verbindungslinien von Spina iliaca anterior zur

Patellamitte und von der Patellamitte zur Tuberositas tibiae gebildet (109).

Abb. 3: Q-Winkel (109) (© Thieme Verlag)

Merchant et al. (2008) weisen jedoch darauf hin, dass in den häufig zitierten

Studien von Guerra (1994), Woodland und Francis (1992), Aglietti (1983), Horton

und Hall (1989) und Hsu (1990) (alle zitiert nach Merchant et al. 2008) trotz eines

größeren Q-Winkels für Frauen weder nach Körpergröße korrigiert noch

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Qualitätsmessungen zur Reproduzierbarkeit der Messtechnik für den Q-Winkel

durchgeführt wurden. Grelsamer et al. (2005) kommen zu dem Schluss, dass das

Konzept eines bei Frauen generell größeren Q-Winkels überholt ist bzw. dass

gemessene Unterschiede bei der Korrektur der Größenunterschiede zwischen

Männern und Frauen verschwinden (Grelsamer et al. 2005 zitiert nach Merchant

et al. 2008).

Höhe der anterioren Femurkondylen

Über verschiedene Resektionshöhen der vorderen Femurkondylen zwischen

Männern und Frauen berichten Poilvache et al. (1996), Mahfouz et al. (2007),

Conley et al. (2007) (s. 9.1). Diese Unterschiede sind absolute Werte, die nicht

nach Patienten- oder Femurgröße korrigiert wurden.

Merchant et al. (2008) fügen an, dass Poilvache et al. (1996) den Unterschied

zwischen Mann und Frau bei den Femurkondylen auf die unterschiedliche

Femurgröße und nicht auf das Geschlecht zurückführen.

Menisken

Auf Zusammensetzung und Konfiguration der Menisken wurde bereits

eingegangen. Dabei ist die breite Seite des Keils der Menisken auf der

Außenseite zu finden und mit der Gelenkkapsel verwachsen (15).

Die konkav geformten Oberflächen der Menisken artikulieren mit den

Femurkondylen; die ebenen Unterflächen liegen dem Tibiaplateau auf (1).

Das Vorder- und Hinterhorn sind die freien Enden der Menisken, sie sind in der

Area intercondylaris tibiae fixiert (15). Der laterale Meniskus (Abb. 4) besitzt eine

annähernd ringförmige Struktur (1). Hingegen ist der mediale Meniskus

sichelförmig; sein Vorderhorn ist durch das Ligamentum meniscotibiale anterior in

der Area intercondylaris ant. und an angrenzenden Abschnitten der Vorderfläche

der Tibia befestigt (15). Durch das Lig. meniscotibiale post. inseriert das

Hinterhorn auf der Rückfläche des Tuberculum intercondylare mediale (15). Das

meist vorhandene Lig. transversum genus ist ein Querband, das die vorderen

Anteile der beiden Menisci verbindet. Durch das Lig. meniscofemorale ant. und

post. besteht durch wechselnd starke Faserzüge auch eine Verbindung zwischen

dem lateralen Meniskus und vorderem und hinterem Kreuzband.

Bei der Rotationsbewegung folgen die Menisken den Femurkondylen (66). Eine

starke Beugung führt zu einer passiven Dorsalverschiebung der Menisken auf

dem Tibiaplateau; der laterale Meniskus legt hier aufgrund der höheren

Beweglichkeit die größere Strecke zurück (15).

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Abb. 4: Menisken des rechten Kniegelenks von oben (66) (© Elsevier)

Bei starker Beugung bilden die Menisken aufgrund ihrer konkaven Form eine

kleinere Pfanne für die stärker gekrümmten hinteren Abschnitte der

Femurkondylen (15). Hingegen führt eine vollständige Streckung des

Kniegelenks dazu, dass die Menisken zur Seite gedrückt werden (15).

Als verformbare Vergrößerung der Gelenkpfanne erfüllen sie die Funktion des

Formausgleichs; zusätzlich dienen sie auch dem Druckausgleich in den

unterschiedlichen Gelenkpositionen (57).

Bänder

Für die Einteilung der Bänder des Kniegelenks sind verschiedene Modelle

vorgeschlagen worden. Putz et al. (2007) verweisen auf eine unter klinischen

Gesichtspunkten sinnvolle Gliederung in 4 Gruppen: die Gelenkkapsel besitzt

vorne mit den Retinacula patellae derbe Verstärkungszüge. Der „posteromediale

Komplex“ dient der Valgusstabiliserung und besteht aus dem Ligamentum

collaterale mediale (LCM), medialen Kapselanteilen, dem Lig. popliteum

obliquum und Anteilen des M. semimembranosus (86). Hingegen ist der

„posterolaterale Komplex“ an der Varusstabilisierung beteiligt und setzt sich aus

LCL, popliteofibularen Faserbündeln und der Sehne des M. popliteus zusammen

(86). Die 4. Gruppe bilden die Ligg. cruciata im Bindegewebsraum zwischen

Membrana fibrosa und Membrana synovialis, die den Gelenkkontakt im Beuge-

Streck- Vorgang gewährleisten (86).

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Kreuzbänder

Das Lig. cruciatum ant. (LCA) (Abb. 5) entspringt an der Innenfläche des

lateralen Femurkondylus und verläuft nach vorne unten medial, um an der Area

intercondylaris ant. der Tibia anzusetzen; das Lig. cruciatum post. (LCP) ist

hingegen an der vorderen Innenfläche des medialen Femurkondylus angeheftet

und verläuft schräg nach hinten, um in die Area intercondylaris post. tibiae zu

inserieren (15). Fast jede Bewegung im Kniegelenk führt zu einer Anspannung

einzelner Anteile der Kreuzbänder, so dass diese wesentlich an der

Stabilisierung des Kniegelenks beteiligt sind (15). Dadurch wird eine

Relativbewegung der Tibia gegen das Femur nach vorne bzw. hinten im Sinne

einer Schubladenbewegung in der Sagittalebene verhindert (15). Selbst bei

weitgehend entspannten Seitenbändern in Beugestellung sichern die

Kreuzbänder den genauen Kontakt der Gelenkkörper (86). Eine gemeinsame

Wirkung erzielen beide Kreuzbänder nur bei Innenrotation; hier erfolgt eine

Aufwicklung des LCA um das LCP, die Spannung nimmt langsam zu und durch

den Bremseffekt wird die Innenrotation limitiert (86).

Seitenbänder

Ligamentum collaterale mediale (LCM)

Das LCM (Abb. 5) entspringt am Epicondylus femoris medialis und setzt an der

medialen und dorsomedialen Fläche des Tibiakopfs an (15). Der relativ breite,

flächenhafte Ursprung des Bandes am Epicondylus femoris medialis bedingt eine

unterschiedliche Längenänderung des vorderen und hinteren Bandanteils

während des Beugevorgangs (86). Erwartungsgemäß kommt es zu einer

Entspannung des hinteren Bandanteils, der vordere Anteil wird jedoch

geringfügig angespannt (86). Während der Flexion verdrillen sich die dorsalen

Fasern unter die ventralen Fasern; zusätzlich kommt es zu einer Verringerung

des Abstands zwischen Ursprung und Ansatz des Bandes – beide Vorgänge

führen zu einer Verkürzung des Bandes (86). Folglich wird medial die Rotation im

Kniegelenk limitiert und die Drehachse verlagert sich zum medialen Kompartment

hin (15). Die hinteren Abschnitte des Bandes sind sowohl mit dem medialen

Meniskus als auch mit der Gelenkkapsel verwachsen (15).

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Abb. 5: Seiten- und Kreuzbänder des rechten Kniegelenks von hinten (66) (© Elsevier)

Ligamentum collaterale laterale (LCL)

Das LCL (Abb. 5) entspringt fächerförmig am Epicondylus femoris lateralis und

setzt am Caput fibulae an, es ist jedoch weder mit der Kniegelenkkapsel noch mit

dem Außenmeniskus verwachsen (86). Dieser fächerförmige Ursprung bewirkt

eine gewisse Verdrillung während des Beugevorgangs, wodurch eine geringe

Umlenkung entsteht, die in Endstellung der Beugung und in Außenrotation eine

Dämpfungsreserve bietet (86). Zwischen der Gelenkkapsel und dem Außenband

besteht ein Spalt, durch den oben Anteile der Ursprungssehne des M. popliteus

und unten Fasern der Endsehne des M. biceps femoris treten (15). Das LCL ist

Teil des „posterolateralen Stabilisierungskomplexes“ (86).

Biomechanik der Seitenbänder

Die Seitenbänder sind an der Begrenzung sowohl der Außenrotation als auch der

Streckbewegung beteiligt (86). Das LCL begrenzt dabei durch Anspannung die

Außenrotation; die Innenrotation wird hingegen vor allem durch die Umwicklung

der beiden Kreuzbänder limitiert (86).

In der Endphase der Streckung des Kniegelenks werden die Seitenbänder

angespannt: hier ist der Krümmungsradius der Femurkondylen am größten und

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folglich auch der Abstand der femoralen und kruralen Ansätze der Seitenbänder

(15).

Die Beugung des Kniegelenks führt jedoch dazu, dass die stärker gekrümmten

(und damit geringeren Krümmungsradius aufweisenden) dorsalen Abschnitte der

Kondylen mit den Gelenkflächen der Tibia in Kontakt treten und die Bänder

dadurch weitgehend entspannt werden (15). Die hinteren Abschnitte des

medialen Seitenbands sind jedoch kürzer als die vorderen und außerdem mit

medialem Meniskus und der Gelenkkapsel verwachsen (86). Folglich weist der

mediale Kondylus eine geringere Bewegungsfreiheit auf als der laterale, die

longitudinale Rotationsachse ist exzentrisch nach medial verlagert (86). Durch

die weitgehende Entspannung der Kollateralbänder in Beugestellung sind hier

physiologische Ab- und Adduktionsbewegungen begrenzt möglich (15).

Abb.6: Rechtes Kniegelenk mit eröffneter Gelenkkapsel (103) (© Thieme Verlag)

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Gelenkkapsel

Die Capsula articularis (Abb.6) verläuft mit den Knorpelflächen der

Femurkondylen und den Tibiapfannen (15). Die Membrana fibrosa befestigt sich

auf der Vorderfläche der Tibia. Zwischen Membrana synovialis und fibrosa ist das

Corpus adiposum infrapatellare (Hoffa’scher Fettkörper) zu finden (15). Die

Membrana fibrosa und synovialis teilen sich auf der Rückseite der Kapsel auf

(15). Zusätzlich ist die Gelenkkapsel breitflächig mit der Außenfläche des

medialen und nur geringfügig mit dem lateralen Meniskus verwachsen (99).

Verschiedene Strukturen verstärken die Gelenkkapsel: vorne ist die Patella mit

dem Lig. patellae in die Vorderwand der Gelenkkapsel eingelagert (15). Weiterhin

verstärkt wird die Vorderseite durch die Retinacula patellae, straffe Bandzüge,

die zum Unterschenkel ziehen und seitlich neben dem Lig. patellae liegen (15).

Die Hinterwand der Gelenkkapsel wird durch Ursprungssehnen der

Gastrocnemiusköpfe, das Lig. popliteum arcuatum und das Lig. popliteum

obliquum kreuzförmig verstärkt – letzteres kann durch vom M. popliteus

abgespaltene Muskelbündel und umbiegende Sehnenzüge des M.

semimembranosus gespannt werden (15).

Schleimbeutel

In der Umgebung des Kniegelenks finden sich eine Vielzahl von Schleimbeuteln;

teilweise stehen sie in Verbindung mit der Gelenkhöhle (15). Die Bursa

suprapatellaris ist die größte der kommunizierenden Bursae. Hinten befindet sich

der Recessus subpopliteus und die Bursa m. semimembranosi (15). An nicht-

kommunizierenden Schleimbeuteln sind u.a. die präpatellar gelegene Bursa

subcutanea infrapatellaris sowie die zwischen Lig. patellae und Membrana

fibrosa der Gelenkkapsel gelegene Bursa infrapatellaris profunda zu nennen (15).

Biomechanik des Kniegelenks

Femorotibialgelenk

Funktionell handelt es sich bei dem Femorotibialgelenk um ein zweiachsiges

Drehscharniergelenk (Trochoginglymus); es ermöglicht Flexions- und

Rotationsbewegungen (99).

Bei gestrecktem Hüftgelenk ist eine aktive Beugung bis etwa 125°, bei

gebeugtem Hüftgelenk bis etwa 150° möglich (99). Eine passive Beugung des

Kniegelenks ist bis 160° möglich (99). Physiologisch ist eine Streckung des

Kniegelenks bis in die Neutral-Position, maximal bis 5° Überstreckbarkeit;

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hingegen kann bei Bandlaxizität oder Genu recurvatum eine Hyperextension von

10 oder mehr Grad vorliegen (47).

Die Beugebewegung wird durch eine „kombinierte Gleit- und Rollbewegung“ des

Femurs auf dem Tibiaplateau ermöglicht (57). Ab einem Beugungswinkel von ca.

20° wird aus der Rollbewegung durch die Anspannung der Kreuzbänder

zunehmend eine Gleitbewegung (57) (Abb. 7). Hier erreichen die Kontaktflächen

der Kondylen bereits das dorsale Viertel der tibialen Gelenkflächen (15). Bei

stärkerer Beugung über diesen Winkel hinaus kommt es nur noch zu geringen

Gleitbewegungen nach posterior - die Kondylen drehen mehr oder weniger auf

der gleichen Stelle (15). Bei maximaler Beugung liegt die Kontaktfläche am

Hinterrand des Tibiaplateaus (15). Zu beachten ist, dass der laterale Condylus im

Vergleich zum medialen stärker rollt, sich jedoch weniger dreht; folglich ist der

Umfang der sagittalen Verlagerung bei den lateralen Menisken größer (15). Je

nach Grad der Beugung und Streckung sind die Kreuzbänder verschieden stark

angespannt. Das hintere Kreuzband wird in starker Beugestellung angespannt,

das vordere Kreuzband ist in voller Streckung und Überstreckung am meisten

angespannt (15).

Abb. 7: Beugevorgang im Knie als kombinierte Roll- (vor allem bis 20°) und Gleitbewegung (15) (© Elsevier)

In Beugestellung sind Seitenbänder und Kapsel weitgehend entspannt, eine

Rotation der Tibia gegen das Femur wird somit ermöglicht. Innenrotatoren (nach

deren Wirkung) sind die Mm. semimembranosus, semitendinosus, sartorius,

popliteus und gracilis (15). Der M. biceps femoris und in geringerem Ausmaß der

M. tensor fasciae latae wirken als Außenrotatoren (103). Das Drehmoment des

M. biceps femoris kompensiert annähernd dasjenige aller Innenrotatoren (15).

Innenrotation und Außenrotation sind in Streckstellung nicht möglich; bei 90°

gebeugtem Knie kann der Unterschenkel jedoch um 10° innenrotiert und 25°

außenrotiert werden (47). Eine durch den Bandapparat bedingte Besonderheit ist

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die Schlussrotation: nach vollständiger Streckung erfolgt nach einer

Außenrotation von 5-10° eine weitere Streckung um etwa 10° (99). Eine Beugung

ist aus dieser Position nur möglich, wenn zunächst wieder eine Innenrotation um

5-10° erfolgt (99).

Physiologische Abduktion und Adduktion sind durch die straffen Ligg. collateralia

in Streckstellung nicht möglich; in leichter Beugestellung hingegen um 5-10°

möglich (47).

Femoropatellargelenk

Im Verlauf von Beugung und Streckung legt die Patella eine Strecke von 5-7cm

zurück (15). In Neutral- Null Position berührt die Kniescheibe nur mit dem unteren

Rand die Facies patellaris des Femurs, ansonsten liegt sie dem Recessus

suprapatellaris auf. Mit zunehmender Beugung gelangt sie in die Gleitrinne

zwischen den Femurkondylen. Bei spitzen Beugungswinkeln sitzt sie in der Area

intercondylaris und ragt am weitesten nach vorne (15). Im Beugevorgang kommt

es zu einer Wanderung der Kontaktflächen vom distalen zum proximalen

Patellapol; bei Beugungswinkeln von 30°, 60° und 90° artikulieren jeweils das

distale, mittlere und proximale Drittel der Gelenkfläche (15). Bei einem Winkel

von 120° schiebt sich die Patella zwischen die divergierenden Femurkondylen;

es kommt zur Trennung der Kontaktflächen in einen lateralen und medialen

Auflagepunkt am Sekundärfirst (15). Bei voller Beugung (150°) artikulieren

Patella und das Randsegment, hingegen liegen die zentralen Abschnitte der

Gelenkfläche frei.

Die resultierende Kraft im Femoropatellargelenk nimmt während der

Kniebeugung kontinuierlich zu, denn durch zunehmende Entfernung aus der

Schwerlinie steigt das Drehmoment und der M. quadriceps femoris muss folglich

mehr Kraft entwickeln (15). Trotz des Umwicklungseffekts, d.h. der

Kraftübertragung durch die sich um die Femurkondylen wickelnde

Quadricepssehne ist die Flächenpressung des patellaren Knorpels bei statischer

Belastung größer als 1kN\cm² (> 100kg\cm²) (15).

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Anatomie - Aktiver Bewegungsapparat

Vordere Muskeln des Oberschenkels

Der M. sartorius beugt im Hüft- und Kniegelenk, rotiert das gebeugte Knie nach

innen und das Hüftgelenk nach außen (99). Der M. quadriceps femoris besitzt

vier verschiedene Ursprungsköpfe und eine gemeinsame Endsehne, in welche

die Patella eingebettet ist. Als einziger Strecker des Kniegelenks ist der M.

quadriceps femoris für die Aufrichtung des gebückten Körpers unentbehrlich (15).

Er verhindert auch den Sturz nach hinten, falls es zu einer Verlagerung des

Körperschwerpunkts hinter die transversale Kniegelenkachse kommt (15).

Hintere Muskeln des Oberschenkels, ischiokrurale Muskulatur

Gemeinsam ist diesen Muskeln (M. biceps femoris, M. semitendinosus, M.

semimembranosus) der Ursprung am Tuber ischiadicum und der Ansatz am

Unterschenkel (Crus) sowie ihre Funktion : als zweigelenkige Muskeln strecken

sie im Hüftgelenk und beugen im Kniegelenk (99). Zusätzlich wirkt der M. biceps

femoris als Außenrotator im Kniegelenk, die Mm. semitendinosus und

semimembranosus sind hingegen Innenrotatoren (15).

Muskeln der Kniekehle

Der M.popliteus, M. plantaris und der M. gastrocnemius entspringen auf der

Rückseite der Femurkondylen (99). Der M. plantaris und der M. gastrocnemius

wirken als Wadenmuskeln hauptsächlich auf das Sprunggelenk, die Wirkung des

M. popliteus beschränkt sich hingegen auf das Kniegelenk. Der Hauptanteil des

Muskels hat eine schwach streckende Wirkung auf das Kniegelenk (15). Bei

Beugung des Knies wird er gedehnt und kann die bei Kniebeugung initial

stattfindende Innenrotation auslösen (15). Durch dorsale Verwachsung mit der

Kniegelenkkapsel schützt er diese vor Einklemmung (15).

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2.3 Geschichte des Gelenkersatzes

Bis Mitte des 18. Jahrhunderts war es gängige Praxis, zerstörte Gelenke zu

versteifen (17).

Mit den Resektionsarthroplastiken des 18. und 19. Jahrhunderts – 1861 berichtet

Ferguson über seine erste erfolgreiche „Arthroplastik“ durch Resektion (Ferguson

1861 zitiert nach Riley 1976) – werden erste Schritte einer Chirurgie am

Kniegelenk unternommen. Im ausgehenden 19. und 20. Jahrhundert gewinnt mit

dem Konzept der Interpositionsarthroplastik die Suche nach geeigneten

Materialien an Bedeutung (94).

Gluck propagiert 1885 die Verpflanzung von Kniegelenken von Leichen oder aus

Elfenbein (112). Er setzt 1885 bei einem Patienten mit Kniegelenkstuberkulose

eine Scharnierprothese aus Elfenbein ein und verankert diese durch ein Gemisch

aus Colophonium und Gips im Knochen (53). Ab Beginn des 20. Jahrhunderts

wird dann versucht, autologe Gewebe wie z.B. Fettgewebe, Fascia lata, Bursa

praepatellaris und Fremdmaterialien wie Zellophan oder Nylon für

Interpositionsarthroplastiken zu verwenden (94). Aufgrund der nicht

vorhersagbaren Ergebnisse bleibt die Gelenkversteifung bei mäßig zerstörten

Gelenken bis in die 1950er Jahre jedoch die Therapie der Wahl (94).

Die ersten Scharnierprothesen wurden Ende der 1940er Jahre eingesetzt

(Magnoni, später Crepin und Judet & Judet) (94). 1951 implantierte Walldius

seine erste von ihm entworfene Scharnierprothese aus Acrylium, das er bis 1958

durch Metall ersetzte (94). Nach den Scharnierprothesen der ersten Generation

mit lasttragenden Achsen (Modelle Walldius und Guepar) mit schlechten

Langzeitergebnissen weisen neuere Modelle wie die Blauth- Endoprothese

(1972) oder die St.- Georg und Endorotationsknie- Prothese größere

Kontaktflächen der Gelenkpartner auf; diesen kommt dabei die Lastübertragung

auf den Knochen zu, so dass sich die frühe Abriebproblematik deutlich

reduzieren ließ (53,106).

Den von Campbell, Aufranc, Larsson, Platt, McIntosh (aus Metall 1966) und

McKeever (aus Metall Ende der 50er Jahre) entwickelten Oberflächenprothesen

für den Ersatz der Femurkondylen und den Tibiakopf war jedoch ebenfalls kein

dauerhafter Erfolg beschieden, da immer nur der zerstörte Gelenkanteil ersetzt

wurde (17,94).

Gunston stellt 1968 mit der Implantation einer teilgekoppelten zementierten

Oberflächenersatzprothese gemäß dem „Polycentric Knee Arthroplasty“ Konzept

erstmals eine Prothese vor, die durch den getrennten Ersatz der femoralen und

tibialen Gelenkflächen durch je 2 Module die natürliche Biomechanik des

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Kniegelenks simulieren soll und durch den Erhalt der Innen- und Außenbänder

einen Teil des Belastungsstresses absorbiert (43,94).

Nach Ranawat wies das „Polycentric Knee“ jedoch zwei Schwächen auf: durch

den alleinigen Ersatz der lasttragenden Flächen von Femur und Tibia war das

Modell noch kein richtiger condylärer Oberflächenersatz, ferner bestanden nur

geringe Kontaktflächen mit den Folgen einer eingeschränkten Rotation,

Lockerung und schließlich auch eines vorzeitigen Implantatversagens des

Tibiaanteils (88).

Weiterentwicklungen im Bereich der Materialien führten zu einem Ersatz der

Tibiakomponente durch Metall sowie der zusätzlichen Implantation von

Kunststoffinlays zwischen die femoro-tibialen Gelenkflächen (53).

In den 70er Jahren wurden verschiedene Modelle eines vollständigen condylären

Oberflächenersatzes vorgestellt; dabei wurde das „Total condylar knee“ von

Insall und Mitarbeitern (1974) in den Folgejahren zum Prototyp unter den

Kniegelenksprothesen (112). Bei dieser trikompartimentellen Prothese

artikulierten die annähernd anatomisch gekrümmten Femurkondylen gemäß dem

Round-on-Round Design mit einem konkav geformten Tibiaplateau (90); die

Kreuzbänder wurden dabei geopfert (110). Dieses Design wurde später noch

weiterentwickelt.

Um die durch Kreuzbandresektion bedingte Instabilität auszugleichen, wurden

Oberflächenersatzprothesen mit Kopplung entwickelt; als Beispiel sei hier die

1978 von Insall und Burstein vorgestellte „Posterior Stabilisierte Prothese“

genannt - ein Modell, das bei Resektion des HKB die posteriore

Translationsbewegung im Sinn einer hinteren Schublade verhindert und sich als

eine der erfolgreichsten Knieprothesen herausstellte (90).

Um dem bei zunehmender Flexion physiologischen „Rollback“ des Femurs (vgl.

Biomechanik) zu entsprechen, wurden ab Anfang der 80er Jahre mit dem sog.

Round-on-flat Design möglichst flache Tibiaplateaus entworfen, was jedoch zu

einer hohen Belastung des Polyethylens (PE) mit hohem Abrieb führte (21). Der

Ansatz einer größeren Kontaktfläche durch vergrößerte Polyethyleninlays

behinderte jedoch wiederum Rotations- und Translationsbewegung.

Als Lösungsansatz bot sich die sog. Mobile bearing Knieprothese an, deren

Grundgedanke es ist, eine tribologisch vorteilhafte große Kontaktfläche mit einer

physiologischen Kinematik im Kniegelenk zu kombinieren (114).

Dabei ist das PE- Inlay nicht wie bei den sog. Fixed bearing Prothesen auf dem

Tibiaplateau „fixiert“, sondern gleitet je nach Vorgabe oder auch völlig

uneingeschränkt auf demselben (21).

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Goodfellow und O’Connor stellten 1976 eine Mobile bearing Prothese für den

unikompartimentellen Kniegelenksersatz – mit Erhalt beider Kreuzbänder – vor

(37,44).

Basierend auf diesem Konzept einer möglichst physiologischen Kinematik bei

gleichzeitig erhaltener Stabilität stellten Buechel und Pappas 1977 mit dem

LCS® - Kniegelenk („low contact stress“) als eine der ersten eine

trikompartimentelle Knieprothese mit mobiler Plattform vor, die kurze Zeit später

auch implantiert wurde und hervorragende Langzeitergebnisse lieferte (92).

Bedingt durch diese Ergebnisse und die (theoretischen) Vorteile der Mobile-

bearing Prothese haben in den letzten Jahren viele Hersteller ihre Produktpalette

auch um dieses Prothesendesign erweitert.

In der Frühzeit der Knieendoprothetik wurde die Patellarückfläche nicht ersetzt

(112). McKeever implantierte 1955 einen Rückflächenersatz aus Metall (112).

Nach anfänglich sehr guten Berichten über die Ergebnisse des

Rückflächenersatzes in Verbindung mit der Knieendoprothetik gab es zahlreiche

Veröffentlichungen, die von Komplikationen wie Patellafrakturen, Osteonekrosen,

Band- und Sehnenrupturen, Subluxationen und Luxationen, Implantatlockerung

und persistierendem vorderen Knieschmerz berichteten (61). Durch den

Materialwechsel von Metall auf Kunststoff und verbesserte Implantattechnik

konnte die Komplikationsrate gesenkt werden (61); die Notwendigkeit eines

generellen Rückflächenersatzes wird heute jedoch unterschiedlich beurteilt;

Scott berichtet 1999 von einer 10-Jahresversagerrate der Patella ohne

Rückflächenersatz von 2% (104).

2.4 Einteilung der Knieprothesen

Die Klassifikation von Knieprothesensystemen ist nicht einheitlich; unter

klinischen Gesichtspunkten schlägt Rabenseifner (2001) eine Einteilung in

unikondyläre, bikondyläre und Scharnierprothesen vor.

Bei der unikondylären Prothese (auch: Schlittenprothese) (Abb. 8 Aa,Ab) erfolgt

ein Oberflächenersatz nur in einem Gelenkkompartment; die Indikation wird bei

isolierter medialer Gonarthrose (87,90), vereinzelt auch bei lateral isolierter

Gonarthrose (90) bzw. bei Retropatellararthrose gesehen. Übereinstimmung

besteht weitgehend in den Anforderungen, die Patienten hierbei erfüllen müssen;

Alter über 60 bzw. 70 Jahre, kein Übergewicht, keine bzw. eine Beugekontraktur

bis maximal 5° bei Varus-Valgusdeformität kleiner 15° (87,90).

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Bikondyläre Prothesen ersetzen mithilfe des Oberflächenersatzes das laterale

und mediale Femorotibialgelenk. Dadurch lassen sich schwerere Knorpel-

Knochen-Substanzdefekte (bei mehr als einem betroffenen Gelenkkompartiment)

ausgleichen und durch Kombination mit einem Weichteilrelease Achskorrekturen

vornehmen (87).

Die Indikation zum ungekoppelten Oberflächenersatz ist bei fortgeschrittener bi -

bzw. trikompartimenteller Gonarthrose gegeben, wenn gelenkerhaltene

Maßnahmen nicht angebracht sind (36) und intakte passive Stabilisatoren durch

den Kapselbandapparat und aktive Stabilisatoren durch die Muskulatur vorliegen

(87). Ferner sollte bei ungekoppeltem Oberflächenersatz die Achsdeformität in

der Frontalebene nicht mehr als etwa 25° Varus bzw. 20° Valgus überschreiten

und eine bestehende Beugekontraktur nicht größer als 20° sein (36).

Das vordere Kreuzband (VKB) – in einigen Systemen auch das hintere

Kreuzband (HKB) – wird dabei reseziert. Zusätzlich zu dem „reinen“ Ersatz des

Femorotibialgelenks ist eine Begrenzung der sechs Freiheitsgrade des

Kniegelenks durch unterschiedliche Implantatwahl möglich.

Die Entscheidung zur Resektion bzw. zum Erhalt des HKB wird unterschiedlich

beurteilt (36); ein Teil der Operateure befürwortet ein HKB-erhaltendes Vorgehen

(„cruciate retaining“ – Abb. 8 Ba), andere bevorzugen Prothesenmodelle mit

HKB-Ersatz („posterior stabilisierte“ Systeme, Abb. 8 Bb).

Posterior stabilisierte Knieendoprothesen verhindern dabei die durch HKB

Resektion entstandene hintere Schubladenbewegung, d.h. eine posteriore

Translationsbewegung der Tibia gegen das Femur. Als Indikationen für den

Ersatz des HKB nennt Scott (2006) versteifte Kniegelenke und Kniegelenke mit

ausgeprägter Beugekontraktur, da der kontrollierte Rollback Mechanismus bei

modernen HKB-ersetzenden Prothesen vor allem bei ersterer Gruppe zu einer

Verbesserung des erreichbaren Bewegungsumfangs führt. Eine schwere

Beugekontraktur lässt sich durch Ersatz des hinteren Kreuzbandes leichter

beheben (104). Als weitere Indikationen nennt Scott Kniegelenke mit chronischer

Patellaluxation und nach Patellektomie, da posterior stabilisierte

Prothesensysteme durch die teilweise Rotationseinschränkung zwischen

Tibiazapfen und der entsprechenden Aussparung der Femurkomponente den

Quadriceps-Winkel besser kontrollieren, wodurch die Patellaführung im Falle

einer Instabilität erleichtert wird (104).

Teilgekoppelte Endoprothesen („condylar constrained“) (Abb. C) schränken

neben o.g. posteriorer Translation zusätzlich die Ab- und Adduktion in der

Frontalebene dadurch ein, dass sich ein Zapfen der Polyethyleneinlage an den

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seitlichen Wänden der interkondylären femoralen „Box“ abstützten kann (36).

Die interkondyläre Box und das interkondyläre Tibiainlay schränken Innen- und

Außenrotation des Unterschenkels in Beugestellung erheblich ein. Größere

horizontale Stabilität führt dabei zu höheren Scherkräften im Bereich von

Implantat, Zement und Knochen; diese müssen meist durch

Stemverlängerungen, d.h. von Tibia- und Femurschaft, aufgefangen werden (87).

Schwerwiegende Varus- und Valgusdeformitäten mit entsprechender Insuffizienz

der Kollateralbänder sind eine Indikation für eine solche teilgekoppelte

Knieendoprothese (36).

Scharnierprothesen sind achsgeführte (vollgekoppelte) Prothesen, bei denen die

Drehachse des Kniegelenks unphysiologisch nur in einer Ebene verläuft bzw.

zusätzlich eine axiale Rotation („rotating hinge knee“, Abb. 8 D) ermöglicht wird.

Auf Indikation und Biomechanik soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden.

Neben o.g. funktioneller Einteilung gibt es bzgl. der Design- Differenzierung noch

die Unterscheidung zwischen Fixed bearing und Mobile bearing Implantaten.

Durch die feste Verankerung des PE-Inlays auf der tibialen Oberfläche bei der

Fixed bearing Prothese findet die tibiofemorale Gelenkbewegung allein an der

Kontaktfläche der femoralen Komponente mit dem PE- Inlay statt (71).

Hingegen ermöglicht die mobile Verankerung des Inlays bei der Mobile bearing

Prothese eine je nach Design eingeschränkte bis uneingeschränkte

Beweglichkeit des Inlays auf der Tibiaplattform. Leitgedanke dieser Konstruktion

ist unter anderem ein verbessertes Abriebverhalten des Polyethylens durch

oberseitige höhere Kongruenz zwischen femoraler Komponente und dem

mobilen Inlay (21). Dem rückseitigen Abrieb wird einerseits dadurch begegnet,

dass die Unterseite des Inlays frei beweglich ist und sich nach den auf die

Gelenkflächen einwirkenden Kräften richten kann; andererseits entstehen durch

die Flat-on-Flat Geometrie (im Gegensatz zur Round-on-Flat Geometrie)

geringere Belastungen (104).

Durch große Kontaktflächen wird die maximale Kontaktbelastung auf das

Polyethylen reduziert ; andererseits können durch das mobile Polyethylen

auftretende Druck- und Scherkräfte direkt auf die umgebenden Weichteile

übertragen werden. Dieses Prinzip des Loadsharings findet sich auch im

gesunden Kniegelenk und ist einer der Vorteile der Mobile bearing Systeme

gegenüber Systemen mit fixem Inlay, in denen die auftretenden Kräfte primär auf

Implantat und Verankerung einwirken (21).

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Abb. 8: Übersicht über verschiedene Knieendoprothesen (36) (© Thieme Verlag)

Im Rahmen des im gesunden und im ersetzten Kniegelenk stattfindenden Roll-

Gleitmechanismus erfolgt bei starker Beugung eine Dorsal-Translation des

Femurs gegen das Inlay; die hohe Oberflächenkongruenz zwischen

Femurcondylen und mobilem Inlay bleibt dabei erhalten (104). Als weiteren

Vorteil des mobilen Gleitlagers nennt Scott (104) die Möglichkeit zur

Kompensation einer tibiofemoralen Fehlrotation, die intraoperativ im Zuge der

Implantation oder postoperativ auftreten kann, da sich intraoperativ die

bestmögliche Positionierung des mobilen Inlays auf der proximalen Tibia

bestimmen lässt.

Werden mobile Gleitlager jedoch nicht mechanisch begrenzt, kann es zu

Subluxation, Weichteileinklemmung oder Dislokation kommen; hingegen tritt bei

Führungselementen aufgrund wiederholter Einklemmungen ein höherer

Verschleiß auf (104).

Das Brehm Präzisions Knie®

Das Brehm Präzisions Knie® (BPK) (Fa. Brehm, Weisendorf, Deutschland) ist

sowohl mit fixer als auch mobiler Plattform verfügbar. Es besteht bei identischer

Femur- und Tibiakomponente die Auswahl zwischen Fixed bearing oder Mobile

bearing Plattform (24).

Die Feingusskomponenten aus Cobalt, Chrom und Molybdän (CoCr28Mo6)

haben durch zwei zusätzliche Nachbearbeitungsschritte im Fertigungsprozess

sehr gute Gleiteigenschaften; der Abrieb ließ sich dadurch weitestgehend

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reduzieren (24). Durch das „One-Radius-Design“ wird hohe Flexion bei

gleichzeitig hoher Flächenkongruenz und Stabilität gewährleistet (24). Die tiefe

lateral erhöhte Gleitrinne (Abb. 9) soll ein anatomischeres patellofemorales

Gleiten ermöglichen (24). Im Rahmen einer Weiterentwicklung des Brehm

Präzisions Knies® wurden für das BPK Integration die medialen und lateralen

Randradien vergrößert und somit die gerade Seitenhöhe verkleinert (24). Der

Radius im Bereich der hinteren Femurkondylen wurde reduziert, um die Flexion

jenseits von 90° zu unterstützen (Abb. 10) (24). Der posteriore Slope des

Tibiaplateaus von 3° entlastet die tibiale Verankerung.

Von den 6 Größen der Femurkomponenten lässt sich jede mit den in insgesamt 8

Größen verfügbaren Tibiakomponenten kombinieren (24). Dadurch wird den

interindividuellen Größenunterschieden am Kniegelenk durch ein

Prothesensystem in hohem Maße Rechnung getragen.

Das AP/ML Ratio des Brehm Präzisions Knies® ist nicht konstant. Die

Femurkomponenten nehmen sowohl mediolateral als auch anterioposterior mit

zunehmender Implantatgröße zu. Jedoch nimmt von Größe 2 auf 3 das Femur in

der Breite stärker zu als im AP-Durchmesser, das Ratio für Größe 3 beträgt 0,90.

In den Größen 4 bis 6 ergibt sich wieder ein konstantes Ratio von 0,91, das

jedoch im Vergleich zu dem Ratio für die Größen 1 und 2 (0,92) minimal kleiner

ist.

BPK S Integration

Größe ML (mm) AP(mm) AP/ML Ratio

1 55.5 51 0.92

2 58.4 53.7 0.92

3 61.5 55.6 0.90

4 65.4 59.4 0.91

5 70.7 64.3 0.91

6 77.0 70.2 0.91

Tab. 1: Größenverhältnisse am Femur bei BPK S Integration (24) (© Firma Brehm)

Abb. 10 Reduzierter Radius ab 90° Flexion (© Firma Brehm)

Abb. 9 Lateral vertiefte femorale Gleitrinne (© Firma Brehm)

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3. Material und Methoden

3.1 Operationstechnik

In der Orthopädisch-Unfallchirurgischen Klinik Wichernhaus am Krankenhaus

Rummelsberg wird bei Kniegelenksersatz ein HKB-erhaltendes Verfahren ohne

Patellarückflächenersatz durchgeführt. Hierbei werden alle implantierten

Prothesenkomponenten zementiert. Als Zugang wird der mid-vastus Zugang

verwendet.

3.2 Nachuntersuchung

3.2.1 Planung und Durchführung

Die vorliegende Arbeit stützt sich auf eine retrospektive Studie an Patienten, bei

denen im Krankenhaus Rummelsberg in der Orthopädisch-Unfallchirurgischen

Klinik Wichernhaus zwischen Mai 2005 und Dezember 2006 eine

Knietotalendoprothese vom Typ Brehm Präzisions Knie® implantiert wurde. Das

mittlere Follow-up der Nachuntersuchung lag bei 15 Monaten; es erfolgte hierbei

eine standardisierte klinische und radiologische Untersuchung im Krankenhaus

Rummelsberg. Von den 59 Kniegelenken bei 55 Patienten konnten 52

Kniegelenke bei 48 Patienten (16 Männer mit 17 Knien, 32 Frauen mit 35 Knien)

nachuntersucht werden, dies entspricht einer Nachuntersuchungsquote von 88%.

3 Patienten waren in der Zwischenzeit verstorben, 3 Patienten konnten den

Nachuntersuchungstermin nicht wahrnehmen; hierbei hatte ein Patient eine

beidseitige TEP- Versorgung erhalten.

3.2.2 Parameter zur Ergebnisevaluation bei Knieprothesen 3.2.2.1 Patientenfragebogen und klinische Untersuchung

Mit Hilfe der Patientenakten wurden präoperative personenbezogene Daten wie

Alter, Größe und Körpergewicht ermittelt sowie der Body Mass Index (BMI)

berechnet. Am Untersuchungstag wurde jeder Patient mit einem Fragebogen

interviewt. Dieser bestand u.a. aus Fragen zur präoperativen Behandlung der

Kniegelenkserkrankung, zu weiteren Vorerkrankungen, sowie zur Indikation der

Knie-TEP Implantation. Im Rahmen der standardisierten klinischen Untersuchung

wurden die prä- und postoperativen Werte im HSS Score, Knee Score des KSS

Score und KSS Score erhoben. An postoperativen Daten wurden zusätzlich

postoperative Komplikationen sowie der WOMAC Score und die VAS Skala

erhoben.

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26

Klinische Scores

Hospital for Special Surgery Score, HSS (Ranawat und Shine 1973)

Die Patienten wurden präoperativ und postoperativ mit diesem Score beurteilt.

Maximal sind 100 Punkte als Summe der einzelnen Kategorien erreichbar. Er

erfasst (Punkte in Klammern) Schmerzen (30), Funktionsfähigkeit des Knies (22)

(Gehen/Stehen 12, Treppensteigen 5, Transfer 5), Bewegungsumfang (Range of

motion = ROM) (18), Kraft (10), Kontraktur (10) und Instabilität (10). In der

Kategorie Bewegungsumfang wird pro 8° ein Punkt vergeben. Es wurden 5°

Abstände verwendet, der gemessene ROM wurde durch 5 geteilt und das

Ergebnis entsprechend ab- oder aufgerundet. Eine höhere Punktezahl in den

einzelnen Kategorien bedeutet dabei weniger Schmerzen, Beugedefizit und

Instabilität, sowie bessere Gelenkfunktion, Bewegungsumfang und Muskelkraft.

Abzüge erfolgen bei Hilfsmitteln, Streckdefizit und Fehlstellung der

mechanischen Beinachse. Der erzielte Punktwert im HSS Score wird bei 85-100

Punkten als exzellent, bei 70-74 als gut, bei 60-69 als mittelmäßig und bei kleiner

60 als schlecht bezeichnet (64,89).

30%

22%18%

10%

10%

10%

Schmerzen

Funktion

ROM

Kraft

Kontraktur

Instabilität

Abb. 11: Gewichtung der Parameter im HSS Score (64,89)

Knee Society Score (Insall und Scott 1989)

Der KSS Score besteht aus zwei (selbstständigen) Teilscores, dem “Knee Score”

und dem “Function Score”, mit je maximal 100 Punkten (52,64). Er wurde bei

unseren Patienten ebenfalls prä- und postoperativ erhoben. Der Knee Score

erfragt (Punkte in Klammern) Schmerzen (50), ROM (25) und Stabilität

(ant./post.) (10) und med./lat. (15)). Negativwerte werden bei Beugekontraktur,

Streckdefizit und unphysiologischer Ausrichtung der Beinachse vergeben. Der

Function Score besteht aus den Items Gehen (50) und Treppensteigen (50) und

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27

bringt die Verwendung von Gehhilfen in Abzug. Wir erhoben in unserer Studie

sowohl den Knee Score als auch den KSS Gesamtscore; zusätzlich verwendeten

wir für eine detaillierte Beurteilung der Funktionsfähigkeit den WOMAC

Arthroseindex.

24%

13%

13%

25%

25%

Schmerzen

ROM

Stabilität

Gehen

Treppensteigen

Abb. 12: Gewichtung der Parameter des KSS Score (52,64)

Bewegungsumfang (ROM) nach der Neutral- Null Methode

Im Rahmen der verwendeten Scores für den Fragebogen wurde der

Bewegungsumfang im Kniegelenk mittels Goniometer in 5° Abständen

gemessen, eine genauere Angabe erscheint unrealistisch (117).

3.2.2.2 WOMAC-Arthroseindex und VAS Skala

Für den ursprünglich englischsprachigen WOMAC-Index (Western Ontario and

McMaster Universities) existiert eine deutsche Übersetzung (Stucki et al. 1996).

Der WOMAC ist krankheitsspezifisch und erfasst Symptome (Schmerz,

Steifigkeit) sowie Funktionseinschränkung bei Gon- und Coxarthrose (Bellamy

1988 zitiert nach König und Hassenpflug 2000).

Der WOMAC besteht aus 3 Skalen mit insgesamt 24 Fragen (Schmerzen 5

Fragen; Steifigkeit 2 Fragen und Funktionseinschränkung 17 Fragen).

In der deutschen Übersetzung wird innerhalb der drei Skalen für jede Frage eine

numerische Intervallskala von 1 bis 10 verwendet und es werden Mittelwerte für

jede Skala (Schmerz, Steifigkeit und körperliche Aktivität) berechnet (108). Für

die Vergleichbarkeit mit Ergebnissen aus der englischen Literatur wurden aus

den drei Kategorien ein Mittelwert (im Folgenden: WOMAC Gesamt) gebildet;

wenn dieser mit dem Faktor 10 multipliziert wird, so erhält man den im

Englischen gebräuchlichen Globalindex mit Wertebereich von 0 bis 100.

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28

Im Anschluss an die klinische Untersuchung wurden die Patienten gebeten, ihre

Schmerzen im operierten Knie auf einer visuellen Analogskala (VAS Skala)

(Price et al. 1983) (s. 8.2) einzuschätzen. Die Quantifizierung der

Schmerzangabe erfolgte durch Ablesen des entsprechenden Werts auf der

numerischen Intervallskala (Wertebereich 0 - 10) auf der Rückseite der Skala

durch den Untersucher.

3.2.2.3 Radiologische Auswertung

Bei allen Patienten wurde im Rahmen der TEP Versorgung präoperativ eine

Röntgenbelastungsaufnahme des Kniegelenks in zwei Ebenen und eine Patella-

Tangentialaufnahme angefertigt. Zur Kontrolle wurden intraoperativ und 6

Wochen postoperativ ebenfalls Röntgenaufnahmen des Kniegelenks in zwei

Ebenen durchgeführt. Für unsere Studie griffen wir dabei auf die bereits

angefertigten prä- und postoperativen Aufnahmen zurück.

Abb. 13: Beinachsen in Schemazeichnung und am Röntgenbild präoperativ (58) (© Thieme Verlag)

Zur radiologischen Untersuchung der Achsausrichtung des Beins ermittelten wir

den Knieaußenwinkel zwischen der femoralen und der tibialen Tragachse (Nr. 4

bzw. 6 in Abb. 13). Entsprechend dem Knee Score des KSS Score (Insall und

Scott 1989) gilt ein Knieaußenwinkel von 170-175° - bzw. ein Valguswinkel von

5-10° - als physiologisch; diesen Zielbereich legten wir für unsere Vermessung

am prä- und postoperativen Röntgenbild zugrunde. Der gleiche Zielbereich wurde

auch bei der Ermittlung von möglichen Abzügen im HSS Score aufgrund von

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29

Varus- bzw. Valgusdeformität zugrunde gelegt und davon ausgehend,

entsprechend der Vorgaben des HSS Scores, Punkte bei entsprechender

Abweichung abgezogen.

3.2.2.4 Statistische Auswertung

Die Datenerhebung und Auswertung erfolgte mit der Statistiksoftware SPSS ®

(Version 17.0, SPSS Inc., Chicago, USA) und Excel® (Microsoft, USA) für

Windows. Im Rahmen der Studie wurden intervallskalierte, nominalskalierte und

ordinalskalierte Parameter erhoben. Für intervallskalierte Parameter wurde der

Median sowie als Streuungsmaß die Spannweite ermittelt; für nominalskalierte

und ordinalskalierte Parameter wurden Häufigkeitsverteilungen berechnet. Für

Vergleiche zwischen unabhängigen Gruppen bei intervallskalierten Variablen

wurde der U-Test verwendet. Die postoperativ erhobenen Parameter VAS,

KneeScore, ROM, KSS Score, HSS Score und WOMAC wurden in der Gruppe

aller Patienten sowie in der Gruppe der Frauen und der Männer ausgewertet.

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30

4. Ergebnisse

4.1 Patientenkollektiv

Entsprechend einer Nachuntersuchungsquote von 88% konnten 52 Kniegelenke

bei 48 Patienten von 59 Kniegelenken bei 55 Patienten nachuntersucht werden.

Von den teilnehmenden Patienten erhielt einer von 16 Männern eine beidseitige

Versorgung; bei den Frauen waren dies 3 von 35.

Gruppe A Gruppe B Gruppe C

n Patienten 48 16 32

n Kniegelenke 52 17 35

Alter 74,0 [49-86] 71,0 [49-82] 74,0 [50-86]

BMI 30,1 [20,9-40,0] 30,5 [23,8-37,6] 30,1 [20,9-40,0]

Tab. 2: Allgemeine Patientendaten

In die Auswertung einbezogen wurden bei den Frauen 35 Kniegelenke (32

Patientinnen) und bei den Männern 17 Kniegelenke (16 Patienten).

Zum Zeitpunkt der Operation betrug das Alter (Median mit Range) 74,0 [49-86]

Jahre und der BMI 30,1 kg/m² [20,9-40,0].

Die Prothesenimplantation erfolgte bei 45 der 48 nachuntersuchten Patient/Innen

aufgrund einer primären Gonarthrose. Bei drei Patient/Innen erfolgte die

Implantation aufgrund einer sekundären Gonarthrose; dabei erhielt ein Patient

eine TEP aufgrund einer posttraumatischen Gonarthrose; bei zwei Patientinnen

bestand eine Gonarthrose aufgrund einer Rheumatoiden Arthritis.

Eine Auswertung der im Rahmen des Fragebogens erhobenen Parameter

erfolgte sowohl für die Gruppe aller Patienten – im Folgenden Gruppe A, als auch

jeweils für die Gruppe der Männer (16 bzw. 17 Kniegelenke) – Gruppe B und für

die Gruppe der Frauen (32 bzw. 35 Kniegelenke) – Gruppe C.

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31

4.2 Klinische Scores

4.2.1 HSS Score (Abb. 15)

Der HSS Score betrug präoperativ für alle Patienten 48 [25-78] Punkte. In

Gruppe B wurden 47 [25-78] Punkte erreicht, in Gruppe C waren es 50 [27-78].

Postoperativ erreichte das Gesamtkollektiv 88 [63-98] Punkte. Bei den Männern

ergab sich ein HSS Score von 88 [67-96]; bei den Frauen von 91 [63-98]

Punkten.

Gruppe A Gruppe B Gruppe C

Anzahl N=52 N=17 N=35

HSS Score präop 48,0 [25-78] 47,0 [25-78] 50,0 [27-78]

HSS Score postop 88,0 [63-98] 88,0 [67-96] 91,0 [63-98]

KSS Score präop 78,5 [20-139] 74,0 [36-139] 79,0 [20-137]

KSS Score postop 172,5 [78-198] 168,0 [121-197] 174,0 [78-198]

Knee Score präop 36,5 [1- 67] 32,0 [1-67] 38,0 [7-67]

Knee Score postop 92,0 [53-100] 88,0 [66-98] 93,0 [53-100]

ROM präop 105 [40-140] 105 [70-120] 105 [40-140]

ROM postop 110 [85-135] 110 [85-125] 110 [90-135]

Tab. 3: Prä- und postoperativ erhobene Scorewerte

4.2.2 Knee Society Score (KSS) und Knee Score des KSS (Abb. 14)

Präoperativ lag der KSS Score in Gruppe A bei 78,5 [20-139] Punkten, in Gruppe

B bei 74,0 [36-139] und in Gruppe C bei 79,0 [20-137] Punkten.

Postoperativ ergab sich ein KSS Score von 172,5 [78-198] in Gruppe A, in

Gruppe B von 168,0 [121-197] und in Gruppe C von 174,0 [78-198] Punkten.

0

20

40

60

80

100

120

140

160

180

200

KSS Score präop KSS Score postop Differenz KSS

Score

Pu

nkte

im

KS

S S

co

re

Männer

Frauen

Abb. 14: KSS Score (Median) prä- und postoperativ

Für den präoperativen Knee Score (Abb. 15) erreichte Gruppe A 36,5 [1-67]

Punkte, Gruppe B 32,0 [1-67] Punkte und Gruppe C 38,0 [7-67] Punkte.

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Postoperativ erzielte Gruppe A 92,0 [53-100], Gruppe B 88,0 [66-98] und Gruppe

C 93,0 [53-100] Punkte.

Abb. 15 : HSS Score und KneeScore postoperativ (Boxplot) bei Männern und Frauen

ROM (Abb. 16)

Präoperativ betrug der Bewegungsumfang in Gruppe A 105,0 [40-140] °, in

Gruppe B 105,0 [70-120]° und in Gruppe C 105,0 [40-140]°. Postoperativ

erreichte Gruppe A einen Bewegungsumfang von 110,0 ° [85-135], Gruppe B von

110,0 [85-125] ° und Gruppe C von 110,0 [90-135] °.

Der ROM nahm in Gruppe A um 5,0 [-35-65] °, in Gruppe B um 0,0 [-35-40]° und

in Gruppe C um 5,0 [-30-65] ° zu.

0

20

40

60

80

100

120

ROM präop ROM postop Differenz

RO

M (

Med

ian

) in

Gra

d

Männer

Frauen

Abb. 16: Bewegungsumfang (Median) prä- und postoperativ

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Differenzwerte

Gruppe A Gruppe B Gruppe C

Anzahl N=52 N=17 N=35

HSS Score 37,0 [7-65] 39,0 [14-61] 36,0 [7-65]

KSS Score 88,0 [8-140] 94,0 [15-130] 82,0 [8-140]

Knee Score 51,0 [7-86] 53,0 [20-79] 49,0 [7-86]

ROM 5,0 [-35-65] 0,0 [-35-40] 5,0 [-30 -65]

Tab. 4: Differenzwerte prä- und postoperativ erhobener Scores

Für den HSS Score verbesserte sich das Gesamtkollektiv im Vergleich zur

präoperativen Situation im Median um 37,0 [7-65] Punkte; bei den Männern um

39 [14-61] Punkte und bei den Frauen um 36,0 [7-65] Punkte.

Im KSS Score ergab sich postoperativ bei allen Patienten eine Zunahme um 88,0

[8-140] Punkte, bei den Männern um 94,0 [15-130] Punkte und bei den Frauen

um 82,0 [8-140] Punkte.

Der Knee Score verbesserte sich um 51,0 [7-86] Punkte in Gruppe A, 53,0 [20-

79] Punkte in Gruppe B und 49,0 [7-86] Punkte in Gruppe C.

Der ROM nahm in Gruppe A um 5,0 [-35-65] °, in Gruppe B um 0,0 [-35-40]° und

in Gruppe C um 5,0 [-30-65] ° zu.

4.2.3 WOMAC und VAS Score (Abb. 17)

Der WOMAC-Score für Schmerz, Steifigkeit und Aktivität ergab (Medianwerte) in

Gruppe A 0,40/1,50/1,15 (0-5; 0-9; 0-6) gegenüber Gruppe B mit 0,20/1,50/1,18

(0-3 ; 0-4 ; 0-4) und Gruppe C mit 0,40/2,00/1,12 ( 0-5 ; 0-9 ; 0-6). Für den

WOMAC Gesamt, den Mittelwert aus den drei Kategorien Schmerz, Steifigkeit

und Aktivität ergab sich in Gruppe A 1,02 [0,0-6,58], in Gruppe B 1,21 [0,2-2,33]

und in Gruppe C 0,86 [0,0-6,58].

Postoperativ lag der VAS in Gruppe A bei 0,50 [0-9], in Gruppe B bei 0,00 [0-4]

und in Gruppe C bei 1,00 [0-9] Punkten.

Beurteilung der Streuung bei postoperativ erhobenen Parametern

Die große Streuung des VAS Wertes bei den Frauen mit 1,0 [0-9] (s. Abb. 16,17)

ist durch eine erhöhte Schmerzangabe einer Patientin (Fall 28) (VAS 9) am Tag

der Nachuntersuchung bedingt. Der durch Thrombose, Hämarthros und

rezidivierende Wundheilungsstörung bedingte komplikationsreiche Verlauf ist

somit jedoch nicht operationsbedingt, sondern liegt ursächlich vermutlich in der

Kombination aus Antikoagulation und beginnender eingeschränkter Leberfunktion

auf dem Boden einer chronischen Hepatitis C.

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34

Abb. 17 : Postoperativer VAS und WOMAC (Boxplot) für Männer und Frauen

Die Streuung bei dem postoperativ erhobenen WOMAC Wert in der Gruppe der

Frauen (s. Abb. 17) ist vor allem durch das schlechte Abschneiden der Patientin

mit Fall- Nr. 28 bedingt (WOMAC Gesamt 6,58), während die anderen beiden

Patientinnen (Fälle 21 und 45) mit einem WOMAC Gesamt von 3,5 (Fall 21) bzw.

4,25 (Fall 45) über der 75. Perzentile liegen, sich jedoch bei ihnen keine

Komplikation feststellen ließ. Letztere beiden Patientinnen zeigten keine weiteren

Ausreißer bei postoperativ erhobenen Parametern.

Der Knee Score betrug postoperativ in der Gruppe der Frauen 93 [53-100]; dabei

hatten 94,3% der Patientinnen einen Wert von mind. 73 Punkten erzielt.

Vier Patientinnen erzielten jedoch Werte unterhalb der 25. Perzentile. Dabei

erreichten zwei Patientinnen mit 53 bzw. 56 Punkten ein deutlich schlechteres

Ergebnis als der Rest der Gruppe. Bei der Patientin mit 53 Punkten handelte es

sich um Fall 28; die andere Patientin (Fall 2) erlitt postoperativ einen Herzinfarkt,

hier wurden eine Wundrevision und ein Teilwechsel notwendig.

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35

Abb.18: Werteverteilung im Vas Score postoperativ (Frauen)

Entsprechend erzielte die Patientin mit Fall-Nr. 2 bei der Nachuntersuchung im

Knee Score mit 56 Punkten ein im Vergleich zur Gesamt-Gruppe C deutlich

schlechteres Ergebnis. Bei den anderen beiden Patientinnen (Fälle 45 und 33 in

Abb. 15) gab es keine Erklärung für deren schlechteres Abschneiden im

Vergleich zur Gesamtgruppe der Frauen.

Abb. 19: Werteverteilung im postoperativen KneeScore bei den Frauen

Bei den Frauen betrug der KSS Score postoperativ 174,0 (Median) [78-198],

damit zeigt sich mit 78 Punkten ebenfalls eine große Abweichung; 97,1% der

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Patientinnen (entsprechend 34 der 35 P.) wiesen einen Scorewert von mind. 106

Punkten auf. Es handelt sich bei der Patientin um Fall 28.

Im HSS Score schnitten 4 Männer unterhalb der 25. Perzentile ab, 2 Männer

lagen mit 96 Punkten über der 75. Perzentile (Abb. 15). Bei den Patienten, deren

Ergebnis unterhalb der 25. Perzentile lag, trat bei einem Patienten (Fall 46)

postoperativ eine Thrombose auf; ferner wurde eine Patellaverkleinerung mit

Weichteilmanagement nötig. Bei den anderen Patienten, die im HSS Score

unterhalb der 25. Perzentile lagen, gab es keine relevanten Begleiterkrankungen,

Komplikationen oder Revisionen.

4.3 Radiologische Auswertung

Präoperativ ergab sich bei der Vermessung der Beinachse an der Röntgen-

Belastungsaufnahme ein Winkel (Median mit Range) von 178,5 [153-195] ° in

Gruppe A, von 180,0 [164-195] ° in Gruppe B und von 177,0 [153-192] ° in

Gruppe C.

Gruppe A Gruppe B Gruppe C

Anzahl N=52 N=17 N=35

Winkel Präoperativ

178,5 [153-195]

180,0 [164-195]

177,0 [153-192]

Winkel postoperativ 175,0 [170-179]

175,0 [173-179]

174,0 [170-178]

Tabelle 5: Knieaußenwinkel prä – und postoperativ für die Gruppen A- C

Am postoperativ (nach 6 Wochen) aufgenommenen Röntgenbild ermittelten wir

Achsausrichtungen von 175,0 [170-179] Grad in Gruppe A, von 175,0 [173-179]

Grad in Gruppe B und von 174,0 [170-178] Grad in Gruppe C.

Nach der Vorgabe des Knee Society Score, den wir für die Bewertung der

Achsausrichtung zugrunde legten, gilt ein Winkel von 170-175° bzw. von 5-10°

Valgus als physiologisch. Postoperativ erfüllen alle Gruppen diese Vorgabe,

sowohl für den Mittelwert als auch für Median.

Beispielhaft soll bei einer Patientin (Fall 28) die Änderung der Achsausrichtung

durch die TEP Implantation erläutert werden. Präoperativ ermittelten wir in der

Röntgenbelastungsaufnahme einen Knieaußenwinkel von 182° bzw. nach dem

Knee Score des KSS Score einen Varuswinkel von 7°. Postoperativ ergab die

Messung des Knieaußenwinkels 173° bzw. einen Valguswinkel von 7°, wobei wie

bereits erwähnt ein Knieaußenwinkel von 170-175° bzw. Valguswinkel von 5-10°

gemäß dem Knee Score als physiologisch gilt.

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37

4.4 Statistisches Testen

Die postoperativ erhobenen Parameter Knee Score, KSS Score, HSS Score,

ROM, WOMAC und VAS Score wurden in der Gruppe aller Patienten sowie in

der Gruppe der Frauen und der Männer auf Normalverteilung mittels

Kolmogorov-Smirnov Test geprüft. Mit Ausnahme weniger Parameter (Männer:

WOMAC, KSS Score; Frauen: ROM) waren die getesteten Variablen nicht

normalverteilt. Damit lag die Voraussetzung für die Anwendung des t-Tests für

unabhängige Stichproben nicht vor. Um dennoch unabhängige Gruppen

miteinander vergleichen zu können, verwendeten wir den U-Test für unabhängige

Stichproben, der keine Normalverteilung voraussetzt (111).

Die aus den prä- und postoperativen Werten von ROM, KSS Score, Knee Score

und HSS Score gebildeten Differenzwerte wurden ebenfalls in allen drei Gruppen

auf Normalverteilung geprüft. Obschon in der Gruppe der Frauen alle

Differenzwerte normalverteilt waren, traf dies bei den Männern nur für den HSS

Score und den Knee Score zu. Daher verwendeten wir für den Vergleich der

Abbildung 20 : Röntgenbelastungsaufnahme bei Fall 28 prä- und postoperativ

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38

Differenzwerte zwischen Männern und Frauen als unabhängigen Gruppen

ebenfalls den U-Test.

4.4.1 Postoperative Ergebnisse bei Gruppe B und C

Für den Vergleich zwischen den unabhängigen Gruppen B und C wurde der U-

Test verwendet. Getestet wurden die postoperativ erhobenen Variablen HSS

Score, KSS Score, Knee Score des KSS Score, ROM, VAS, WOMAC

Schmerzen, Steifigkeit und Aktivität, sowie WOMAC Gesamt. Bei zweiseitigem

Testen mit dem U-Test waren die genannten Testvariablen nicht signifikant auf

dem Signifikanzniveau von α = 0.05.

HSS Score Knee Subscore KSS Score ROM

p(2-seitig) 0,411 0,184 0,354 0,226

VAS Womac

Schmerz Womac

Steifigkeit Womac Aktivität

p(2-seitig) 0,411 0,606 0,620 0,977

Tab. 6: Ergebnisse im U-Test in Gruppe B und C

4.4.2 Geschlechtsspezifische Unterschiede im Verlauf

Für prä- und postoperativ erhobene Scores - HSS Score, KSS Score, Knee

Score – sowie für den ROM wurden aus den zweizeitig erhobenen Werten die

Variable „Differenz“ gebildet, die als Vergleich zwischen den unabhängigen

Gruppen B und C im U-Test geprüft wurde. Bei zweiseitigem Testen mit einer

Irrtumswahrscheinlichkeit p< 0,05 war die Testvariable „Differenz“ ebenfalls nicht

signifikant.

Δ HSS Score Knee Subscore KSS Score ROM

p(2-seitig) 0,800 0,853 0,922 0,716

Tab. 7: Ergebnisse im U-Test bei Differenzwerten

4.5 Revision und Revisionsverfahren

Bei 6 von 52 Patienten (3 Männer und 3 Frauen) wurde postoperativ eine

Revision erforderlich. An Revisionsverfahren wurden teilweise kombinierte

Eingriffe durchgeführt: Wundrevision der Operationsnarbe, Inlaywechsel und

Patellaverkleinerung.

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39

Männer Frauen

Wundrevision 0 3

Inlaywechsel 2 1

Patellaverkleinerung 1 0

Tab. 8: Revisionsverfahren (mit Mehrfachnennungen)

Bei den Männern erhielt ein Patient ein kleineres Inlay, da das Primärinlay

bezogen auf die verwendete Femurgröße zu groß war. Bei einem weiteren

Patienten wurde aufgrund eines postoperativ eingeschränkten

Bewegungsumfangs mit reduzierter Patellamobilität eine Patellaverkleinerung

durchgeführt. Bei einem weiteren Patienten, der wegen einer posttraumatischen

Gonarthrose eine TEP erhalten hatte, erfolgte ein Inlaywechsel, verbunden mit

der Lösung muskulärer Vernarbungen.

Bei einer adipösen Patientin (BMI 39,6) hatte sich postoperativ ein subcutanes

Hämatom gebildet; hierbei folgte im Rahmen eines Revisionseingriffs eine

Hämatomentleerung, verbunden mit einem Wunddebridement sowie der Einlage

von Redon-Drainagen und einem Sulmycinimplantat. Aufgrund der

rezidivierenden Wundheilungsstörung wurde ein zweiter Revisionseingriff mit

Fistelexzision, erneutem Wunddebridement, Lavage und Drainage sowie der

Einlage von Gentamycin erforderlich. Der weitere Verlauf gestaltete sich

komplikationslos.

Eine andere Patientin (Fall 28) erlitt 10 Tage postoperativ eine

Unterschenkelthrombose als Komplikation. Auf die Grunderkrankung einer

eingeschränkten Leberfunktion auf dem Boden einer chronischen Hepatitis C

wurde unter 4.2.3 eingegangen. In der Folge bildete sich durch die

Antikoagulation ein Hämatom im Kniegelenk aus, das noch während des

stationären Aufenthalts operativ ausgeräumt wurde. Bei der ambulanten

Wiedervorstellung 7 Wochen postoperativ lagen weitgehend reizlose

Narbenverhältnisse vor, der Bewegungsumfang betrug am operierten Kniegelenk

(Flexion/Extension) 100/0/0°. 6 Wochen später zeigte sich am Tag der

Nachuntersuchung eine sekundäre Wunde im proximalen Kniegelenk, sodass ein

umschriebenes Wunddebridement mit Fistelexzision erforderlich war.

Die dritte Patientin bedurfte ebenfalls einer Wundrevision aufgrund einer bei

Hämarthros notwendigen Hämatomausräumung. Aufgrund eines Mismatch

zwischen distalem Femur und Implantat wurde gleichzeitig der Wechsel auf ein

kleineres Inlay notwendig.

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40

4.6 Verwendete Prothesengrößen in der Nachuntersuchung

Die von uns nachuntersuchten Patienten erhielten Femurkomponenten der

Größen 3,4,5 und 6 (Abb. 13). Dabei kamen die Größen 3 und 4 ausschließlich

bei den Frauen zum Einsatz. Die am häufigsten verwendeten Größen bei den

Frauen war Größe 4 (60%), gefolgt von Größe 5 (28,6%) und Größe 3 (11,4%).

Bei den Männern wurde Größe 5 (64,7%), gefolgt von Größe 6 (35,3%) am

häufigsten implantiert. Dabei wurde letztere Größe nur bei den Männern

verwendet. Vergleichbar mit der obigen Verteilung der Femurgrößen beim

Vanguard™ Knie (s. Abb. 24) sehen wir auch bei unseren Patienten, dass

allgemein aufgrund der anatomisch kleineren Femora der Frauen die kleineren

Femurkomponenten vorwiegend bei den Frauen zum Einsatz kommen, während

bei den Männern die größeren bzw. größten Komponenten verwendet wurden.

0

5

10

15

20

25

Größe 3 Größe 4 Größe 5 Größe 6

An

zah

l

Männer

Frauen

Abb. 21: Verwendete Femurkomponenten beim Brehm Präzisions Knie®

4.7 Zusammenfassung

Im HSS Score, KSS Score und Knee Score erzielten die Frauen sowohl prä- als

auch postoperativ höhere Werte. Der Bewegungsumfang betrug trotz

unterschiedlicher Streuung bei beiden Gruppen präoperativ 105° und

postoperativ 110°. Postoperativ gaben die Frauen gegenüber den Männern mit

1,0 [0-9] zu 0,0 [0-4] auf der VAS Skala höhere Schmerzen an. Für den aus den

3 WOMAC Kategorien gebildeten Mittelwert „WOMAC Mittel“ ergab sich im

Median bei den Männern mit 1,21 [0,2-2,33] zu 0,86 [0,0-6,58] bei den Frauen ein

höherer Wert.

Für die postoperativ erhobenen Parameter sowie die Differenzwerte fand sich

zwischen Männern und Frauen kein signifikanter Unterschied.

Alle Kniegelenke wurden entsprechend der Vorgabe des KSS Score in einem

physiologischen Valgus-Knieaußenwinkel von 5-10° implantiert.

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41

5. Diskussion

Für die vorliegende klinische Studie wurden Patienten mit implantiertem

Kniegelenk vom Typ Brehm Präzisions Knie® (Fa. Brehm) nachuntersucht. Das

BPK bietet dem Operateur mehrere Zwischengrößen an, um den

interindividuellen anatomischen Größenunterschieden des zu ersetzenden

Kniegelenks geschlechtsunabhängig gerecht zu werden.

Somit stellt sich die Frage, ob die in der Literatur beschriebenen

geschlechtsspezifischen anatomischen Unterschiede im weiblichen Kniegelenk

durch die geschlechtsunabhängigen Größenunterschiede des BPK ausreichend

erfasst werden bzw. ob dieses Vorgehen zu schlechteren klinischen Ergebnissen

bei Frauen führt.

5.1 Eigene Untersuchungsergebnisse im Vergleich

Den postoperativ erhobenen Variablen und Differenzwerten zwischen prä- und

postoperativen Variablen sollen im Folgenden, sofern existent, vergleichbare

Studien gegenübergestellt werden.

5.1.1 Postoperative Parameter

Postoperativer VAS- Score bzw. Schmerzen

Bei der postoperativen Beurteilung der Schmerzen mit Hilfe der VAS Skala

ermittelten wir bei einem Untersuchungszeitpunkt von im Median 15 Monaten bei

den Frauen im Median 1,0 [0-9] gegenüber 0,0 [0-4] bei den Männern. Dieser

Unterschied war nicht signifikant.

Brander et al. (2003) konnten in ihrer Studie bei der prä- und postoperativen (1,

3, 6 und 12 Monate) Untersuchung von 116 Patienten (149 Kniegelenke) mit

Knie-TEP im Hinblick auf das Geschlecht zu keinem Untersuchungs-Zeitpunkt

einen (signifikanten) Unterschied bei der Schmerzangabe auf der VAS-Skala

feststellen.

Whiteside (1990) fand bei der prospektiven Untersuchung von 1110 nicht-

zementierten Knieprothesen hinsichtlich Schmerzfreiheit nach 2 Jahren keinen

statistisch signifikanten Unterschied zwischen Frauen und Männern. Die

Beurteilung der Schmerzen erfolgte hier jedoch nicht anhand der VAS Skala,

sondern mittels eines 6-stufigen Schemas (Grad 1 - kein Schmerz bis Grad 6

mäßiger Ruheschmerz) (113).

Fisher et al. (2007) untersuchten patientenbezogene Faktoren, die mit einem

schlechteren Ergebnis (definiert als Beugung des Knies postoperativ < 90° bzw.

einem Pain Score ≤ 30 im Function Score des KSS Score) nach

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Knieendoprothetik korrelierten. Dabei wurden nach diesen Kriterien ein Jahr

postoperativ 71 Kniegelenke mit schlechterem Outcome mit 148 Kniegelenken

mit gutem Outcome verglichen. Als Ergebnis fand sich u.a. eine signifikante

Korrelation des weiblichen Geschlechts mit einem nach den eigenen Kriterien

definierten schlechteren Outcome; das bestimmte Odds Ratio betrug für den

Faktor „weibliches Geschlecht“ 2,6 (35). Einschränkend wird von den Autoren

jedoch die kleine Fallzahl der Gruppe mit schlechterem Outcome sowie das

Fehlen von validierten patientenbezogenen Fragebögen wie z.B. dem WOMAC

oder SF- 36 bei der Ergebnisevaluation erwähnt (35). Die eigene Definition des

schlechteren Outcomes durch Fisher et al. (2007) erschwert jedoch den

Vergleich mit dem postoperativen Parameter Schmerz anhand der VAS Skala.

Singh et al. (2008) untersuchten die Faktoren Alter, Geschlecht und

präoperativen Schmerz auf einen Zusammenhang mit postoperativem Schmerz

bei primärer Knieprothesenimplantation an 5290 Patienten (2960 Frauen und

2330 Männer). Als Parameter zur Schmerzerfassung diente eine Frage, die

ähnlich dem Parameter Schmerz im Knee Score diesen in Abstufung erfasst;

dabei wurde aus den Kategorien mäßig gelegentlich, mäßig ständig und stark die

Kategorie „mäßig bis stark“ gebildet (Singh et al. 2008). Die Autoren fanden nach

Korrektur für Alter und präoperativen Schmerz eine signifikante Assoziation des

Faktors weibliches Geschlecht mit mäßig bis starken postoperativen Schmerzen

nach 2, aber nicht nach 5 Jahren (105). Als mögliche Erklärungen für

unterschiedliche Ergebnisse werden Confounder, die Korrektur verschiedener

Variablen, verschiedene Parameter zur Schmerzerfassung und diverse

Alterskategorien angeführt (105).

KneeScore postoperativ

Für den Knee Score des KSS Score ermittelten wir postoperativ 88,0 [66-98]

Punkte (Männer) zu 93,0 [53-100] Punkten bei den Frauen, dieser Parameter war

ebenfalls nicht signifikant.

Dalury et al. (2009) fanden in ihrer retrospektiven Studie bei 1316 Kniegelenken

mit der PFC® Sigma® Prothese, eine Prothese für beide Geschlechter, als

postoperativen KneeScore 86,5 ± 17,99 Punkte bei den Frauen und 88,61 ±

17,38 Punkte bei den Männern, mit statistisch signifikantem Unterschied (p<

0.001).

In ihrer Studie mit über 7300 Kniegelenken fanden Ritter et al. (2008) bei keiner

Nachuntersuchung (6 Monate, 1, 3 und 5 Jahre) einen geschlechtsspezifischen

Unterschied für den Knee Score.

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Emerson et al. (2008) untersuchten zwei Kohorten nach Knie-TEP; dabei erhielt

die erste Gruppe verfügbare Prothesen und für die zweite Gruppe standen drei

zusätzliche Zwischengrößen zur Verfügung. Bei beiden Gruppen wurde 6 Monate

postoperativ der Knee Score erhoben; in Gruppe 1 erzielten die Frauen 93,3 [65-

100], die Männer 94,7 [70-100] Punkte. In Gruppe 2 erreichten die Frauen 93,3

[60-100] und die Männer 92,8 [70-100] Punkte.

MacDonald et al. (2008) ermittelten postoperativ für den Knee Score (MW mit

SD) 86.66 ± 16.73 bei den Frauen und 87.85 ± 16.36 bei den Männern mit

statistisch signifikantem Unterschied (p=0.013). Dieser Unterschied besteht also

nicht zufällig, ist jedoch zahlenmäßig sehr gering und seine klinische Bedeutung

daher fragwürdig.

KSS Score postoperativ

Im KSS Score ermittelten wir postoperativ für alle Patienten 172,5 [78-198]

Punkte, für die Männer 168,0 [121-197] Punkte und für die Frauen 174,0 [78-198]

Punkte. Der postoperative KSS Score unterschied sich zwischen Frauen und

Männern im U-Test nicht signifikant.

In der 2-Jahres-Nachuntersuchung des Triathlon® Knies (Fa. Stryker, New

Jersey, USA) berichten Harwin et al. (2007) über einen KSS Score von 182

Punkten (Mittelwert). Bei der konsekutiven 4-Jahres-Nachuntersuchung

derselben Prothese berichten die Autoren nicht über einen KSS (Gesamt-) Score;

ermittelt wurden hier nur das Item Schmerzen, Bewegungsumfang und der

Function Score des KSS Score (46). Das Triathlon® Knie wurde entwickelt, um

den anatomischen Besonderheiten im Kniegelenk sowohl bei Frauen als auch bei

Männern Rechnung zu tragen (s. u.) (46). Die Autoren berichten in ihrer Studie

nicht über Unterschiede im Outcome zwischen Männern und Frauen (39,46). Aus

der Studie ist nicht ersichtlich, dass das Outcome, wie beispielsweise durch den

Bewegungsumfang oder den KSS Score erhoben, gezielt auf Unterschiede

zwischen Männern und Frauen untersucht wurde. Dies wäre jedoch hilfreich, da

ja eines der erklärten Ziele des Triathlon® Knies ein verbesserter Sitz der

Prothese gerade bei Frauen ist (46) und somit sich theoretisch für beide

Geschlechter gleichwertige Ergebnisse erzielen lassen sollten.

MacDonald et al. (2008) ermittelten für den KSS Score postoperativ 147.06 ±

35.7 für die Frauen und 158.84 ± 33.58 Punkte für die Männer, mit statistisch

signifikantem Unterschied (p<0.0001). Jedoch war die Ausgangssituation

präoperativ bei den Männern mit 89.41 ± 22.29 Punkten gegenüber den Frauen

mit 81.58 ± 24.97 Punkten (p<0.0001) statistisch auch signifikant besser.

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HSS Score postoperativ

Im postoperativ erhobenen HSS Score ermittelten wir bei den Frauen (in Median

und Range) 91,0 [63-98] und bei den Männern 88,0 [67-96] Punkte. Im U-Test

nach Mann war dieser Parameter ebenfalls nicht signifikant. Für die Gruppe aller

Patienten ermittelten wir im Median 88,0 [63-98]. Entsprechend der

Klassifizierung von Ranawat und Shine (1973) wird ein Ergebnis im HSS Score

von 100 bis 85 Punkte als exzellent bezeichnet. In unserer Studie erzielten wir in

allen drei Gruppen Medianwerte, die größer als 85 Punkte waren.

Es gibt unserer Ansicht nach kaum bzw. keine Studien, die

geschlechtsspezifische Unterschiede im Outcome nach Knieendoprothetik mit

dem HSS Score untersuchten.

König und Kirschner (2003) berichten jedoch über Studien, in denen der HSS

Score prä- und postoperativ für die Gruppe aller Patienten erhoben wurde: der

postoperative HSS Score betrug bei Berger et al. (2001) 86, bei Malkani et al.

(1995) 84, bei Miller et al. (2001) 92 und bei Schroder et al. (1998) 91 Punkte.

Wenngleich in den zitierten Studien auch unterschiedliche Prothesenmodelle

verwendet wurden und andere Stichprobenumfänge vorlagen, so lässt sich

dennoch festhalten, dass der von uns ermittelte postoperative HSS Score für die

Gruppe aller Patienten - 88,0 [63-98] – nur geringfügig von den zitierten Werten

des postoperativen HSS Score abweicht.

ROM postoperativ

Der postoperativ erhobene ROM betrug in unserer Studie bei den Männern 110,0

[85-125]° zu 110,0 [90-135]° bei den Frauen, auch dieser Parameter war im U-

Test nicht signifikant.

Ritter et al. (2008) fanden in ihrer Studie (vgl. oben) bei 6 Monaten, 1, 3 und 5

Jahren für den postoperativen ROM entsprechend (Männer vs. Frauen) 113,2°

zu 110,1 °; 114,9° zu 112,6 °; 115,7° zu 113,9 ° und 115,7° zu 114,1° mit jeweils

signifikanten Unterschieden.

In einer weiteren retrospektiven Studie an über 4700 Kniegelenken ermittelten

Ritter et al. (2003) einen signifikanten Zusammenhang zwischen reduzierter

postoperativer Beugefähigkeit und dem weiblichen Geschlecht (p<0.0001);

insgesamt erzielte die Gruppe der Frauen im Vergleich zu den Männern eine um

1,9° geringere Beugefähigkeit. Hinsichtlich der Methodik weisen die Autoren

darauf hin, dass aufgrund des großen Stichprobenumfangs davon auszugehen

ist, dass die aufgedeckten Zusammenhänge real sind. Dies erscheint plausibel

(111). Der signifikante Zusammenhang zwischen einer reduzierten

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Beugefähigkeit und dem weiblichen Geschlecht sollte jedoch im Kontext des

wesentlichen Ergebnisses der Studie, nämlich der präoperativen Beugefähigkeit

als Faktor mit dem ausgeprägtesten signifikanten Zusammenhang zur

postoperativen Beugefähigkeit, gesehen werden (Ritter et al. 2003). Ebenso

handelt es sich bei der um 1,9° geringeren postoperativen Beugung bei den

Frauen im Vergleich zu den Männern um einen geringen Unterschied.

Emerson et al. (2008) fanden für Männer und Frauen ähnliche Werte im 6

Monate postoperativ erhobenen ROM vor und nach der Einführung zusätzlicher

Zwischengrößen. Vor der Einführung gab es keinen signifikanten Unterschied im

ROM (p= 0.11), (im Mittelwert) erzielten die Männer 116,2° [50-133] und die

Frauen 114,0° [85-132]. Zusätzliche Zwischengrößen lieferten bei Männern und

Frauen ähnliche Ergebnisse – in Mittelwerten 113,8° [84-130] (Männer) und

115,8° [77-135] (Frauen). Bei einer retrospektiven Studie an 219 Kniegelenken

fanden Kotani et al. (2005) eine signifikante Korrelation des postoperativen ROM

mit dem präoperativen ROM; jedoch nicht mit dem Geschlecht der Patienten.

Beim Vergleich mit der zitierten Literatur fanden wir für den VAS Wert bzw.

Schmerzen postoperativ bei Brander et al. (2003) und Whiteside (1990) keinen

signifikanten Zusammenhang zwischen dem weiblichen Geschlecht und erhöhter

postoperativer Schmerzhaftigkeit. Bei Fisher et al. (2007) und Singh et al. (2008)

wird jedoch über eine signifikante Korrelation zwischen weiblichem Geschlecht

und postoperativen Schmerzen berichtet.

Für den Knee Score postoperativ findet sich bei Ritter et al. (2008) kein

signifikanter Unterschied zu mehreren Untersuchungszeitpunkten; Emerson et

al. (2008) testeten den KneeScore nicht auf Signifikanz. Bei MacDonald et al.

(2008) und Dalury et al. (2009) finden sich signifikante, jedoch in der klinischen

Bedeutung fragwürdige Unterschiede.

Für den postoperativen KSS Score ermittelten MacDonald et al. (2008) einen

hochsignifikanten Unterschied, dieser bestand jedoch bereits präoperativ. Harwin

et al. (2007) untersuchten die Ergebnisse im KSS Score nicht gezielt auf

Unterschiede zwischen beiden Geschlechtern.

Ritter et al. (2008) berichtet über signifikante Unterschiede im postoperativen

ROM, Emerson et al. (2008) beschreibt zahlenmäßig geringe Unterschiede, die

nicht auf Signifikanz getestet wurden. Während Ritter et al. (2003) über eine

signifikante Korrelation zwischen postoperativer Beugefähigkeit und weiblichem

Geschlecht berichtet, beschreibt Kotani et al. (2005) keine signifikante Korrelation

zwischen letzterem Parameter und dem postoperativen ROM.

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46

5.1.2 Präoperative Ausgangssituation und Verbesserung

Die Differenzwerte im HSS Score und KSS Score unterschieden sich zwischen

Frauen und Männern nicht signifikant.

MacDonald et al. (2008) ermittelten als Differenzwert (MW mit SD) zwischen prä-

und postoperativem KSS (Gesamt-) Score 65.42 ± 37.7 für die Frauen und 70.01

± 36.07 für die Männer, wobei sich beide Gruppen signifikant unterschieden (p<

0.0001).

Knee Score

Präoperativ erzielten die Frauen im Knee Score 38,0 [7- 67] Punkte gegenüber

32,0 [1- 67] Punkten bei den Männern; postoperativ wurden 93,0 [53-100]

(Gruppe C) und 88,0 [66-98] (Gruppe B) Punkte erreicht; bei den Männern zeigte

sich mit 53,0 [20-79] Punkten jedoch ein höheres Ausmaß an Verbesserung im

Vergleich zu den Frauen mit 49,0 [7-86] Punkten. Die Differenzwerte im

KneeScore unterschieden sich zwischen Frauen und Männern nicht signifikant.

Dalury et al. (2009) ermittelten bei einer retrospektiven Studie mit 1316

Kniegelenken unter Verwendung des PFC® Sigma® Knies – eine Prothese für

beide Geschlechter - bei den Frauen 31,06 ± 27,25 Punkte als Differenzwert und

bei den Männern 35,95 ± 28,17 Punkte. Dieser Unterschied war statistisch

signifikant (p = 0.003). Jedoch unterschieden sich beide Geschlechter hinsichtlich

des Items Schmerz – dieses geht mit 50% in den Knee Score ein - nicht

signifikant.

In einer prospektiven Studie an 843 Kniegelenken ermittelten Bourne et al.

(2007) als Differenzwerte zwischen prä- und postoperativen Scores 47 ± 20

Punkte für die Frauen und 51 ± 19 Punkte für die Männer. Diese Differenzwerte

unterschieden sich nicht statistisch signifikant (22).

Die vorgestellte Studie von Ritter et al. (2008) zeigte bei den Frauen für die

Differenz zwischen prä- und postoperativ erhobenem Knee Score einen

signifikanten Unterschied zwischen Frauen und Männern. Die Autoren weisen

jedoch trotz der statistischen Signifikanz darauf hin, dass sich die Differenzwerte

für Frauen und Männer nur geringfügig unterscheiden (96).

MacDonald et al. (2008) ermittelten als Differenzwert 46.64 ± 21.85 Punkte für

die Frauen und 47.83 ± 20.84 Punkte für die Männer, dieser Unterschied war

nicht statistisch signifikant (p=0.084).

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ROM

Für den Bewegungsumfang ermittelten wir präoperativ in allen drei Gruppen im

Median 105,0° mit unterschiedlicher Streuung – Gruppe A 105,0° [40-140°],

Gruppe B 105,0° [70-120°] und Gruppe C 105,0° [40-140]°.

In Gruppe A verbesserte sich der ROM im Median um 5,0° [-35-65], in Gruppe B

um 0,0° [-35-40] und in Gruppe C um 5,0° [-30-65]. Diese Differenzwerte für den

ROM unterschieden sich ebenfalls nicht signifikant zwischen Gruppe B und C.

Der von Bourne et al. (2007) erhobene Differenzwert des ROM betrug bei den

Frauen 5° ± 17 und bei den Männern 4° ± 16° und zeigte ebenfalls keinen

signifikanten Unterschied zwischen beiden Gruppen.

In der großangelegten Nachuntersuchung von Ritter et al. (2008) zeigte sich für

die Verbesserung in der Beugung von präoperativ auf 5 Jahre postoperativ mit

5,8° bei den Frauen zu 3,6° bei den Männern ein geringfügig höherer Wert, mit

signifikantem Unterschied. Umgekehrt erzielten jedoch die Männer sowohl

präoperativ als auch postoperativ höhere Werte, die jeweils signifikant waren

(Ritter et al. 2008). Anders ausgedrückt unterschieden sich prä- und

postoperative Werte für die Beugung zugunsten der Männer; der Differenzwert

als Ausmaß der Verbesserung jedoch zugunsten der Frauen.

Beim Vergleich der Differenzwerte waren die Unterschiede im Knee Score bei

Bourne et al. (2007) und MacDonald et al. (2008) nicht signifikant, bei Ritter et al.

(2008) und Dalury et al. (2009) schon. Die Differenzwerte im ROM waren bei

Ritter et al. (2008) signifikant, bei Bourne et al. (2007) nicht.

Nach unserer Kenntnis gibt es wenige Studien (Bourne et al. 2007, MacDonald et

al. 2008, Dalury et al. 2008), die bei der Erhebung prä- und postoperativer

Scorewerte im Rahmen der Ergebnisevaluation der Knieendoprothetik gezielt

einen Differenzwert als Parameter für das Ausmaß an Verbesserung bzw.

Verschlechterung verwendeten. Dennoch weisen einige Autoren darauf hin, dass

Ergebnisse bei Knieendoprothetik nicht nur anhand postoperativ erhobener

Scorewerte betrachtet werden sollten, sondern auch ein Augenmerk auf die

präoperative Situation, z.B. durch Erhebung des Differenzwerts gerichtet werden

sollte (Lim et al. 2006, Bourne et al. 2006, MacDonald et al. 2008). Ranawat

(2003) und Ritter (2006) benennen neben anderen Faktoren den präoperativen

ROM als den entscheidenden prädiktiven Wert für den ROM postoperativ;

Anouchi et al. (1996) und Kennedy et al. (2006) verallgemeinern dies für

präoperative Scores bzw. den präoperativen Funktionszustand.

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Die Berücksichtigung der Ausgangssituation erscheint insbesondere relevant,

wenn unterschiedliche Ergebnisse im Outcome nach Knieendoprothetik zwischen

Männern und Frauen nur anhand postoperativer Parameter verglichen werden

und aufgrund statistisch signifikanter Unterschiede auch auf klinisch bedeutsame

Unterschiede mit der Notwendigkeit spezifischer Prothesensysteme für beide

Geschlechter geschlossen wird.

5.2 Methoden-Kritik

Methodisch fand sich mit 35 zu 17 Kniegelenken ein Verhältnis Frauen/ Männer

von etwa 2:1. In der Literatur wird häufig ein Frauenanteil von ca. 60% an allen

operierten Patienten angegeben (4,39), so dass wir hinsichtlich dieses

Verhältnisses eine gewisse Übereinstimmung mit unserer Studie sehen.

Einschränkend muss bemerkt werden, dass es sich bei unserer Studie mit 52

Kniegelenken um eine kleine Stichprobe handelt. Ein zu kleiner

Stichprobenumfang birgt das Risiko eines Fehlers 2. Art, also die Annahme der

Nullhypothese „Ein Unterschied existiert nicht“, obwohl die Alternativhypothese

„Ein Unterschied existiert“ zutrifft, die sich aber nicht nachweisen lässt (111).

Um bei unserer Stichprobe möglichen Ausreißern Rechnung zu tragen,

verwendeten wir als Lagemaß den Median und als Streuungsmaß den Range.

Die Nachuntersuchung der Patienten erfolgte im Median nach 15 Monaten.

Obgleich der postoperative Verlauf nur durch eine Untersuchung erhoben wurde,

konnten wir unter Zuhilfenahme der Parameter HSS Score, KSS Score und

ROM auch präoperativ die Ausgangssituation der Patienten durch Bildung des

Differenzwerts mit berücksichtigen.

Der HSS Score und der KSS Score wurden als valide, aber nicht sehr reliable

Messinstrumente für die Ergebnisevaluation bei Knieendoprothetik beschrieben

(Ryd et al. 1997). König et al. (1997) kritisierten bei dem KSS Score, dass aus

dem Knee Score und dem Function Score ein Summenwert gebildet wird.

Anstelle des Function Score wird von König und Hassenpflug (2000) die

Verwendung des detaillierteren SMFA empfohlen. Wir erhoben sowohl den

KneeScore als auch den KSS (Gesamt) Score und zusätzlich den HSS Score.

Postoperativ wurde zusätzlich der WOMAC verwendet; dabei erschien es uns

wichtig, den Fragebogen gemeinsam mit dem Patienten auszufüllen, um die

Patientenangaben von Schmerz, Steifigkeit und Funktionsfähigkeit immer nur auf

das Knie zu beziehen. Der WOMAC gilt als valides, reliables und

änderungssensitives Instrument, wie in anfänglicher Testung (5-7) und

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pharmakologischen, chirurgischen und rehabilitativen Interventionsstudien (8-10)

gezeigt werden konnte (Bellamy et al. nach Stucki et al. 1996).

Für den Vergleich von Schmerzen nach Knieimplantation sollten etablierte

Parameter, wie der WOMAC mit der Kategorie Schmerz oder die VAS Skala

verwendet werden. Auf eigene Definitionen von Schmerzkategorien, wie in den

Studien von Singh et al. (2008) und Fisher et al. (2007) sollte verzichtet werden,

da dies die Vergleichbarkeit erschwert.

Insgesamt ist ein Vergleich eigener Ergebnisse mit anderen Studien möglich,

wenn verschiedene Faktoren berücksichtigt werden: häufig bestehen

Unterschiede im Stichprobenumfang der Studien und es werden verschiedene

Lagemaße wie Mittelwert oder Median verwendet. Selbst wenn sich bei

statistischem Testen signifikante oder hochsignifikante Unterschiede, hier

insbesondere zwischen Männern und Frauen, ergeben, sollten dennoch die

eigentlichen Ergebnisse (in Werten) auch bewertet und die klinische Relevanz

zahlenmäßig geringer Unterschiede hinterfragt werden. Ferner sind Unterschiede

zwischen Studien hinsichtlich des ROM (54) als auch des KSS und HSS Score

(60,101) vor dem Hintergrund einer eingeschränkten Reproduzierbarkeit zu

sehen.

5.3 Das Brehm Präzisions Knie® und das distale Femur

5.3.1 Möglicher Mismatch in der Passform

Mit dem Brehm Präzisions Knie® wurden bei Frauen und Männern gleichwertige

bzw. bei Frauen teilweise bessere Ergebnisse erzielt.

Der Sachverhalt nicht signifikanter klinischer Ergebnisse bei beiden

Geschlechtern, in Einklang mit anderen Studien, wirft die Frage auf, ob es

Unterschiede gibt, die sich aber methodisch nicht nachweisen lassen. Auf einen

möglichen Fehler 2. Art wurde in der Methodenkritik hingewiesen. Ferner wird

häufig berichtet, die derzeitigen Scoresysteme zur Ergebnisevaluation bei

(Knie)Endoprothetik seien nicht sensitiv genug, um mögliche existierende

Unterschiede zwischen Männern und Frauen zu erfassen (39,68).

Wie bedeutsam sind die vielfach zitierten knöchernen anatomischen

Unterschiede im Kniegelenk zwischen Mann und Frau? Nach Korrektur für die

Körpergröße verbleibt im Wesentlichen das AP/ML Ratio als Unterschied (74);

dessen klinische Auswirkung bei TEP Implantation wird kontrovers diskutiert.

Merchant et al. (2008) berichten, dass die Variation dieser Verhältniszahl

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innerhalb eines Geschlechts jedoch größer ist, als der Unterschied der Mittel-

oder Medianwerte zwischen beiden Geschlechtern.

Variable Studie Alle Knie, Mittelwert mit SD bzw. Median mit Range

Frauen Männer Statistik

AP/ML Ratio Bzw. ML/AP Ratio (*)

Erkman, Walker (1974)

0.88 0.85 k.A.

Mensch, Amstutz (1975)

Leichenknie Röntgen

0.88 0.85

0.84 0.83

k.A.

Poilvache (1996)*

0.76 bzw. 1.32 ± 0.06

0.77 bzw. 1.3 ± 0.07

0.75 bzw. 1.34 ± 0.05

0.002

Chin (2002) 0.80 ± 0.04 0.81 (0.70 – 0.93)

0.82 ± 0.04 0.80 (0.70-0.90)

0.79 ± 0.04 0.80 (0.70- 0.89)

< 0.001

Mahfouz (2007)* 0.81 bzw. 1.23 ± 0.04

0.79 bzw. 1.27 ± 0.05

< 0.01

Tab. 9 : AP/ML Ratio verschiedener Studien

Bei einem Vergleich der oben aufgeführten Ratios (Tab. 10) können wir dies

bestätigen. Chin et al. (2002) empfehlen 0.8 als Verhältnis aus AP Höhe und ML

Breite, das beiden Geschlechtern am Nächsten kommt. Das Brehm Präzisions

Knie® ist kein geschlechtsspezifisches Implantat, aber die Ratios sind größer

und damit die Breite (ML) im Vergleich mit anderen Prothesen relativ kleiner –

das heißt diese Prothese ist aufgrund des größeren Ratios schmäler und höher

als andere für beide Geschlechter konzipierte Systeme.

Mögliche Folgen im Mismatch

Bei Verwendung einer geschlechtsunspezifischen Prothese kann im Falle eines

Missverhältnisses zwischen Prothesenform und Femurform ein Kompromiss in

der Komponentenauswahl zwischen Passform in der AP Höhe und der Breite

insbesondere bei Frauen erforderlich sein (28).

Falls sich der Operateur entscheidet, eine Femurkomponente zu wählen, die in

der AP Höhe passt, aber in der Breite zu groß ist, muss hierbei der Overhang in

Kauf genommen werden, der Weichteilirritation hervorrufen und zu reduziertem

Bewegungsumfang führen kann (46). Umgekehrt kann es bei einer zu schmalen

Prothese dazu kommen, dass durch Undersizing Knochen unbedeckt bleibt und

somit das PE Inlay schädigt (27). Es lässt sich radiologisch bei Frauen mit

zunehmender Breite der Femurkomponente ein höheres Ausmaß an Overhang

nachweisen (48); umgekehrt birgt die Verwendung einer in der AP Höhe zu

großen Femurkomponente das Risiko des Overstuffing (74). Der kausale

Zusammenhang zwischen beiden radiologischen Phänomenen und schlechteren

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klinischen Ergebnissen kann bisher aber nicht bestätigt werden. Merchant et al.

(2008) fanden in ihrer Metaanalyse, dass bei Bengs und Scott (2006) sowie

Pierson (2007) die Behauptung, Overstuffing im patellofemoralen

Gelenkkompartment führe zu schlechteren klinischen Ergebnissen, nicht bestätigt

werden konnte. Vielmehr sei das Konzept des Overstuffing unkritisch vom

Femorotibialgelenk auf das Patellofemoralgelenk übertragen worden (74). Ferner

fehlen in der wissenschaftlichen Literatur Daten darüber, wie viel Overhang

tolerabel ist, bevor ein schlechteres klinisches Outcome resultiert (45).

5.3.2 Lösungsansätze für eine verbesserte Passform

Wie bedeutend ist das Missverhältnis zwischen diesen Systemen und den

kleineren distalen Femora bei den weiblichen Patienten?

Einerseits wurde als Lösungsansatz die Entwicklung von Prothesen speziell für

die Frau vorgeschlagen; dieser Ansatz wird jedoch mehrheitlich abgelehnt

(3,22,39,45,74,96). Für das Gender Solutions™ High Flex Knee wurden bisher

keine Outcome Studien publiziert, so dass der Vorteil geschlechtsspezifischer

Prothesen - sofern vorhanden - erst noch gezeigt werden muss (68). Clarke und

Hentz (2008) berichten über radiologisch nachweisbaren Overhang bei der

Verwendung der NexGen™ Posterior Stabilized Prothese, einem

geschlechtsunspezifischen System für Frauen, jedoch führte die Verwendung

des Gender Solutions™ High Flex Knees nicht zu radiologisch besseren

Ergebnissen.

Andererseits empfahlen Chin et al. (2002) aufgrund der intraoperativen

Vermessung von Kniegelenken mit einem AP/ML Ratio von (in Mittelwerten) 0,79

(männlich) und 0,82 (weiblich) ein Verhältnis von 0,8 geschlechtsunabhängig, um

eine möglichst genaue Passform zu erzielen, und befürworteten zusätzliche

Zwischengrößen bereits etablierter Systeme. Barrett (2006) sieht dies ähnlich

und auch Merchant et al. (2008) stimmen mit Chin et al. (2002) überein, dass

zusätzliche Zwischengrößen die anatomische Passgenauigkeit bei mehr

Patienten erhöhen könnten. Dies ist jedoch spekulativ.

Ein Mittelweg zwischen beiden Ansätzen wurde mit dem Triathlon® Knie

eingeschlagen, wobei die bereits existenten Prothesen Duracon® und Scorpio®

in ihrer Form verändert wurden, um eine höhere Passgenauigkeit auch bei den

Frauen zu erzielen (Harwin et al. 2008) (Einzelheiten hierzu siehe 5.2).

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52

Bewertung der 3 Lösungsansätze

Entwicklung geschlechtsspezifischer Prothesen

Das Gender Solutions™ High- Flex Knie der Firma Zimmer® weist im Vergleich

zu dem Modell NexGen™ Posterior Stabilized Knie einige Veränderungen auf,

die auf den Vermessungen von Mahfouz für dessen Knochenatlas beruhen

(Mahfouz et al. 2007): die distale Femurkomponente wurde verschmälert, die

Dicke der vorderen Femurkondylen wurde reduziert und der

Patellaführungswinkel erhöht (s. auch Abschnitt 1.) (118). Das Gender

Solutions™ High- Flex Knie wurde 2006 erstmalig implantiert; seit August 2006

wurden weltweit über 3000 Prothesen davon eingesetzt (Stand 2007)(118). Seit

2007 wird diese Prothese auch in einigen Anwenderkliniken in Deutschland

implantiert (119).

Die bisherigen Ergebnisse sind kurzfristiger Natur, die noch keinen Rückschluss

darauf zulassen, ob das geänderte Prothesendesign für die Subgruppe der

Frauen von Vorteil ist (39). Die Ergebnisse der radiologischen Studie von Clarke

und Hentz (2008), die neben NexGen™ Posterior Stabilized (Zimmer®) (für

Männer und Frauen) auch den Sitz des Gender Solutions™ High- Flex Knies

untersuchten, sind widersprüchlich. Das Ausmaß an Overhang bei den Frauen

wurde durch Verwendung des geschlechtsspezifischen Knies anstelle von

NexGen™ Posterior Stabilized nicht signifikant reduziert (28). Die Unterschiede

zwischen den beiden Gruppen in der Flexion der Femurkomponente (in

Mittelwerten) und in der Häufigkeit von Notching waren nicht signifikant (28). Der

Differenzwert (prä- zu postoperativ) für das Offset der posterioren Femurkondyle

betrug bei den Frauen mit NexGen™ 1.3mm, in der Gruppe mit Gender

Solutions™ High Flex Knie 2.5 mm (p = 0.04)(28).

Modifikation bestehender Prothesensysteme

Hitt et al. (2003) untersuchten intraoperativ die Korrelation zwischen

Größenverhältnissen an Kniegelenken und den Größen verschiedener

Knieprothesen. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass bei Frauen bei vorgegebenem

AP Ausmaß größere Femurkomponenten im ML-Ausmaß signifikant mit dem

Grad an Overhang assoziiert waren; wobei breitere Femurkomponenten zu

größerem Overhang führten (Hitt et al. 2003). Basierend auf dieser Studie

entwickelte die Fa. Stryker® das Triathlon® Knie. In diesem System wurden die

Erkenntnisse aus den genannten Studienergebnissen mit Designanteilen

bisheriger Prothesen von Stryker®, dem Duracon® Knie und dem Scorpio® Knie

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53

kombiniert. Das Triathlon® Knie berücksichtigt anatomische Besonderheiten bei

Frauen und Männern und zeichnet sich u.a. durch folgende Eigenschaften aus:

die Femurkomponente wurde im ML-Ausmaß teilweise verschmälert, sodass sich

für die kleinen bis mittelgroßen Femurkomponenten ein kleineres Aspect Ratio

ergibt (45). Die 8 verschiedenen Größen nehmen im AP-Ausmaß um nicht mehr

als 3 mm zu (45). Die patellofemorale Gleitrinne auf der Femurkomponente

wurde vertieft, um ein anatomischeres Gleiten und eine bessere höhergradige

Beugung ohne Weichteilirritation zu gewährleisten (45). Um dem Overstuffing zu

begegnen, wurde die Rückseite der vorderen Femurkondylen mit einem 7°

Neigungswinkel – anstelle des sonst üblichen Winkels von 3° - versehen, der bei

der notwendigen Wahl einer kleineren Femurgröße mit einem geringeren

Notching-Risiko verbunden ist (45).

Bei einer Nachuntersuchung des Triathlon® Knies nach 2 Jahren an 668

Patienten gab es keine implantatbedingten Reoperationen, Revisionen oder

Komplikationen (45). Der Bewegungsumfang hatte sich von präoperativ 102°

(Mittelwert) auf 126° (1 Jahr) verbessert; der Knee Society Score war von 78

Punkten präoperativ auf 182 Punkte postoperativ (Mittelwerte) gestiegen (39,45).

Ein unterschiedliches Outcome im Hinblick auf das Geschlecht wird jedoch nicht

berichtet bzw. es wurde nicht dahingehend untersucht (45). Es handelt sich um

die Ergebnisse nach 2 Jahren. Einer der Mitautoren der 2-Jahres-Untersuchung

weist in einem gesonderten Artikel darauf hin, dass sich derzeit keine

Anhaltspunkte für bessere Ergebnisse durch geändertes Prothesendesign

entsprechend geschlechtsspezifischer Unterschiede ergeben (39). In der

konsekutiven 4-Jahres-Untersuchung berichten die Autoren über sehr gute

Ergebnisse, jedoch erfolgte auch hier keine Auswertung im Hinblick auf

Unterschiede im postoperativen Outcome oder im prä- zu postoperativen Verlauf

zwischen beiden Geschlechtern. Es findet sich ferner kein Anhalt für eine

Untersuchung auf bessere radiologische Passform bei den Frauen nach

Verwendung der modifizierten Femurkondylen.

Mehrere Zwischengrößen, Form und klinische Ergebnisse

Verschiedene Studien untersuchten einen Zusammenhang zwischen

Femurkomponenten- bzw. Tibiagröße und dem klinischen Ergebnis: Emerson

und Martinez (2008) zeigten, dass bei für beide Geschlechter vergleichbaren

Ergebnissen mit der Vanguard™ Prothese (Fa. Biomet) bei 4 verschiedenen

Größen die Einführung von drei zusätzlichen Zwischengrößen das Outcome zwar

verbesserte, aber nicht zugunsten eines Geschlechts. Erwartungsgemäß wurden

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bei den Frauen mit 52.3% im Gegensatz zu 17.9% bei den Männern mehr

kleinere zusätzliche Zwischengrößen verwendet (Emerson und Martinez 2008).

Bei Kotani et al. (2005) korrelierte die Größe der Femurkomponente nicht mit

dem postoperativen Bewegungsumfang. Pellengahr et al. (2005) berichteten über

Unterschiede im postoperativen KSS Score bei der Verwendung

unterschiedlicher Femurgrößen, diese waren jedoch nicht signifikant.

Die von uns nachuntersuchten Patienten erhielten Femurkomponenten der

Größen 3,4,5 und 6 (Abb. 25). Dabei kamen die Größen 3 und 4 ausschließlich

bei den Frauen zum Einsatz. Die am häufigsten verwendeten Größen bei den

Frauen war Größe 4 (60%), gefolgt von Größe 5 (28,6%) und Größe 3 (11,4%).

Abb. 22: Verwendete Femurkomponenten des Vanguard™ Knies (32)

(© Clinical Orthopedics and Related Research)

Bei den Männern wurde Größe 5 (64,7%), gefolgt von Größe 6 (35,3%) am

häufigsten implantiert. Dabei wurde letztere Größe nur bei den Männern

verwendet. Vergleichbar mit der obigen Verteilung der Femurgrößen beim

Vanguard™ Knie (s. Abb. 24) sehen wir auch bei unseren Patienten, dass

allgemein aufgrund der anatomisch kleineren Femora der Frauen die kleineren

Femurkomponenten vorwiegend bei den Frauen zum Einsatz kommen, während

bei den Männern die größeren bzw. größten Komponenten verwendet wurden.

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55

0

5

10

15

20

25

Größe 3 Größe 4 Größe 5 Größe 6

An

zah

l

Männer

Frauen

Abb. 23: Verwendete Femurkomponenten des BPK

5.3.3 Einordnung des Brehm Präzisions Knies ® - Anatomie

Verwertbare, da unter Angabe auch von AP und ML Ausmaß veröffentliche,

AP/ML Ratios finden sich in den Studien von Poilvache et al. (1996), Chin et al.

(2002) und Mahfouz et al. (2007) (s. Tab. 10). Dabei ermittelten Poilvache et al.

(in MW) 0,76 für beide Geschlechter; 0,77 bei Frauen und 0,75 bei Männern.

Chin et al. fanden bei Frauen 0,82, bei Männern 0,79 und 0,80 für alle

vermessenen Kniegelenke. Im Vergleich hierzu weichen die Ergebnisse von

Mahfouz (geschlechtsbezogen) nur minimal ab: er ermittelte 0,79 für Männer und

0,81 für Frauen. Aus diesen Werten von Mahfouz berechneten wir für alle

Kniegelenke einen Mittelwert von 0,80.

Hitt et al. ermittelte in einer Übersichtsarbeit (bislang die einzige dieser Art) die

Korrelation zwischen den Femurgrößen häufig verwendeter Knieprothesen und

den anatomischen Verhältnissen am resezierten Femur während der TEP

Implantation (s. Abb. 26). In der Grafik stellt die schwarze Gerade den Mittelwert

aller AP/ML Ratios der resezierten Femora dar. Hitt et al. präsentieren die

Ergebnisse grafisch, geben jedoch Mittel- bzw. Medianwerte der gefunden

ML/AP Ratios („Aspect Ratios“) bzw. AP/ML Ratios nicht in Zahlen an, so dass

diese in die von uns erstellte Grafik (s. Abb. 27) nicht mit aufgenommen wurde.

Bei der getrennten Auftragung dieses Sachverhalts nach Geschlechtern fanden

Hitt et al. (2003) ferner heraus, dass bei den Frauen bei den größeren Prothesen

eine Abweichung (im ML Ausmaß) nach oben besteht, während umgekehrt bei

den Männern bei den kleineren Prothesen eine Diskrepanz zwischen

Femurbreite und zu kleinem ML Ausmaß der Femurkomponente nach unten

vorliegt.

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In Abb. 27 weichen die 6 Femurgrößen des Brehm Präzisions Knies® (blau) von

der Form der Femurkomponenten ab, die bei Chin et al. (2002), Mahfouz et al.

(2007) und Poilvache et al. (1996) beschrieben wurden. Bei diesen anatomischen

Verhältniszahlen handelt es sich um Einzelpunkte, die jeweils die Mittelwerte von

AP und ML Ausmaß darstellen.

Das BPK hat bei den Größen 1-3 ein AP/ML Ratio von 0,92; bei Größe 4 beträgt

dies 0,90 und bei den Größen 5 und 6 0,91. Hingegen zeigt sich bei den

anatomischen Ratios von 0,80 (geschlechtsunabhängig) bei Chin et al. (2002)

und Mahfouz et al. (2007) eine deutliche Abweichung zu den Ratios des Brehm

Knies. Mit 0,76 weicht das AP/ML Ratio von Poilvache von vorgenannten Autoren

und insbesondere von den Ratios des Brehm Präzisions Knies® ab.

AP/ML Ratio

45

50

55

60

65

70

75

50 55 60 65 70 75 80 85 90 95

Femoral ML

Fem

ora

l A

P

Chin

MahfouzMahfouz w

Poilvache

Mahfouz m

Abb. 25: Größen des Brehm Präzisions Knies® (blau) und ermittelte AP/ML Ratios

Abb. 24: ML vs. AP Vermessung von 337 Kniegelenken (Einzelpunkte); Größen verschiedener Hersteller (farbige Punkte) (Hitt et al. 2003) (© JBJS Am)

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5.3.4 Einordnung des BPK – Vergleich mit anderen Prothesen

Das AP/ML Ratio kann für alle Prothesengrößen konstant sein, wie zum Beispiel

die Vanguard™ Prothese mit 0,82 (Fa. Biomet) (Emerson und Martinez 2008)(s.

Abb. 28), oder mit zunehmender Breite und AP Höhe - wenn auch insgesamt

minimal - zu- oder abnehmen (Beispiel Brehm Präzisions Knie®). Mit beiden

Varianten lassen sich Ergebnisse erzielen, bei denen Frauen nicht signifikant

schlechter abschneiden als Männer, so im Falle des Brehm Knies mit variablem

AP/ML Ratio und im Falle des nachuntersuchten Vanguard™ Knies (Emerson

und Martinez 2008).

Auffällig ist jedoch, dass bei der Sigma® Cruciate Retaining TKA Prothese

(Johnson & Johnson) die AP Höhe von Größe 4 auf 5 nicht, wie zu erwarten

wäre, zunimmt, sondern abnimmt und sich so auch das AP/ML Ratio von 0,92

auf 0,86 ändert. Hingegen nimmt von Größe 5 auf 6 sowohl die ML Breite als

auch die AP Höhe zu; das AP/ML Ratio liegt hier bei 0,96. Auf die Hintergründe

der Größenverhältnisse der Johnson & Johnson Prothese kann im Rahmen

dieser Arbeit nicht eingegangen werden.

Johnson

Brehm

Vanguard

45

50

55

60

65

70

75

50 55 60 65 70 75 80

Femur ML

Fem

ur

AP

Abb. 26: Femurgrößen von BPK, Vanguard™ und Sigma® Knie

Orientiert man sich bei den anatomischen Verhältnissen des distalen Femurs an

den von Chin und Mahfouz vorgestellten Werten für das AP/ML Ratio von 0,8 für

beide Geschlechter, so weicht hiervon das Brehm Knie mit seinem AP/ML Ratio

um 0,10 – 0,12 ab. Die AP/ML Ratios des Sigma® Knies weichen mit einer

Variationsbreite von 0,06-0,16 jedoch noch stärker nach oben hin ab. Hingegen

entspricht das AP/ML Ratio der Vanguard™ Prothese mit 0,82 dem von Chin et

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al. (2002) ermittelten Mittelwert für dieses Verhältnis bei den Frauen bzw. weicht

damit nur minimal von dem Verhältnis von 0,81 von Mahfouz et al. (2007) ab.

Zu beachten ist beim Vergleich verschiedener Knieprothesen, dass diese eine

unterschiedliche Bandbreite an Größen haben und aufgrund meist abweichender

AP/ML Ratios nur schwierig miteinander zu vergleichen sind.

Auf diese Inkonsistenz weist auch Chin et al. (2002) hin. Wählt man

beispielsweise nach AP – Referenzierung die Größe 2 bei BPK, so beträgt die

AP Höhe 53,7 mm. Bei einer AP/ML Ratio von 0,92 hat die Größe eine Breite von

58,4 mm. Eine vergleichbare AP Höhe beim Vanguard™ Knie liefert hier Größe 4

mit 53,3 mm. Jedoch weist diese Femurkomponente aufgrund eines AP/ML

Ratios von 0,82 (für alle Größen) jetzt eine Breite von 65 mm auf und liegt damit

6,6 mm über der Breite von Größe 2 des Brehm Präzisions Knies®.

Welche Konsequenzen ergeben sich aus der Abweichung des Brehm Präzisions

Knies® von der „Referenzgröße“ eines Formverhältnisses von 0,8 und auch der

teils deutlichen Abweichung von anderen Prothesensystemen?

Ein Standard AP/ML Ratio gibt es nicht. Es erscheint sinnvoll, bei der Herstellung

von Prothesen, die für beide Geschlechter konzipiert sind, ein Ratio zu wählen,

das den Mittelwerten des AP/ML Ratios der vermessenen Kniegelenke von

Männern und Frauen am Nächsten kommt. Chin et al. (2002) empfehlen

aufgrund ihrer Vermessung 0,8.

Prothese Größe ML AP AP/ML Ratio

Sigma™ Cruciate Retaining TKA (Johnson & Johnson; Warsaw, IN)

1.5 57 53 0,93

2 60 55 0,92

3 66 61 0,92

4 71 65 0,92

5 73 63 0,86

6 77 74 0,96

Brehm Präzisions Knie® Integration

1 55,5 51 0,92

2 58,4 53,7 0,92

3 61,5 55,6 0,90

4 65,4 59,4 0,91

5 70,7 64,3 0,91

6 77,0 70,2 0,91

Vanguard™ Total Knee System (Biomet Inc; Warsaw, IN)

1 57,5 51 0,82

2 60 53,7 0,82

3 62,5 55,6 0,82

4 65 59,4 0,82

5 67,5 64,3 0,82

6 70 70,2 0,82

7 75 61,5 0,82

Tab. 10: Größenverhältnisse des Sigma™, BPK und Vanguard™ Knies (modifiziert nach 27)

(© Journal of Knee Surgery)

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Andererseits ist das Brehm Präzisions Knie® verglichen mit anderen Prothesen

aufgrund des größeren Ratios von 0,90-0,92 relativ weiblicher. Ob diese

Abweichung von dem häufig zitierten Mittelwert AP/ML Ratio von 0,8 (Chin et al.

2002, Mahfouz et al. 2007) für das klinische Ergebnis von Nachteil ist, lässt sich

nicht allein durch den Vergleich der Ergebnisse zwischen Männern und Frauen

bei unseren vorliegenden Ergebnissen beurteilen. Nötig wären hier randomisierte

Studien mit beiden Prothesen, um herauszufinden, ob Patienten mit

vergleichbarer Ausgangssituation bessere Ergebnisse mit einer Prothese wie z.B.

Vanguard™, die der geschlechtsübergreifenden Form von 0,8 mit 0,82 sehr nahe

kommt, oder mit dem Brehm Präzisions Knie®, das bezogen auf 0,8 in seiner

Form mit 0,90-0,92 deutlich abweicht, bessere Ergebnisse erzielen. Da die

Variationsbreite des AP/ML Ratios zwischen den Geschlechtern geringer ist als

innerhalb eines Geschlechts (MacDonald et al. 2008), stellt sich die Frage, ob die

beim Brehm Präzisions Knie® deutliche Abweichung der Ratios von dem von

Chin et al. (2002) empfohlenen Wert von 0,80 sich bei den Männern aufgrund der

(minimal) größeren Abweichung im Vergleich zu den Frauen zusätzlich negativ

auswirkt.

Solange hierzu jedoch keine Studien vorliegen, die auf bessere klinische

Ergebnisse durch enge Orientierung an dem Mittelwert des AP/ML Ratios von 0,8

(„Referenzgröße“) hinweisen, sehen wir derzeit keinen Handlungsbedarf für

Änderung des Prothesendesigns. Das Brehm Präzisions Knie® wird nach

derzeitigem Kenntnisstand der unterschiedlichen Form der distalen Femora bei

Mann und Frau trotz Abweichung von der „Referenzgröße“ von 0,8 gerecht.

5.4 Zusammenfassung

Anatomische Unterschiede im Kniegelenk zwischen Frau und Mann,

insbesondere das AP/ML Ratio des distalen Femurs, der Q-Winkel und das

vordere Femurschild, wurden in zahlreichen Studien untersucht (27, 41,70,84

bzw. 50,51,67,115 und 70,84).

Ob sich aus den geschlechtsspezifischen Besonderheiten im gesunden

Kniegelenk jedoch auch die Notwendigkeit zu deren gesonderter

Berücksichtigung im Prothesendesign ergibt, wird kontrovers diskutiert

(3,20,27,32,39,45,48,68,74).

Die Argumentation für ein Kniegelenk eigens für Frauen basiert auf

anatomischen Unterschieden in der knöchernen Anatomie des Kniegelenks und

der Hypothese schlechterer Ergebnisse unter Verwendung bereits etablierter

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Prothesensysteme (68). Diese Systeme beruhen zumeist auf der Vermessung

von Kniegelenken beider Geschlechter (28).

Auf anatomische Unterschiede wurde bereits eingegangen; festzuhalten ist

jedoch, dass von den häufig zitierten Unterschieden im AP/ML Ratio, dem

Patellaführungswinkel und den unterschiedlichen Resektionshöhen der

anterioren Femurkondylen, nur das AP/ML Ratio nach Korrektur für Körpergröße

bzw. Femurgröße verbleibt (74).

Die Hypothese schlechterer Ergebnisse bei Frauen, wie von Booth (2007)

propagiert, ist pauschal nicht haltbar, wie zahlreiche Studien, die das Outcome

bei Männern und Frauen nach herkömmlicher Knieendoprothetik untersuchten,

sei es in Form von Standzeit des Implantats (Rand und Ilstrup 1991, Wright et al.

2004, Font- Rodriguez et al. 1997, Ritter et al. 1995), klinischen Scores (Ritter et

al. 2003, Ritter et al. 2008, Bourne et al. 2007, MacDonald et al. 2008),

Bewegungsumfang (Ritter et al. 2003, Bourne et al. 2007, Emerson et al. 2008)

oder Schmerzfreiheit (Whiteside 1991, Brander 2003) zeigten. Merchant et al.

(2008) fanden in ihrer Metaanalyse von 19 Studien, die ein unterschiedliches

Outcome bei Männern und Frauen nach verschiedenen Kriterien untersuchten

(Standzeit, Schmerz, Revision, ROM, Prothesenversagen durch Verschleiß,

Arthrofibrose, Outcome Scores und Zufriedenheit), bei Verwendung

herkömmlichen Prothesen gleiche oder bessere Ergebnisse bei Frauen.

Bei statistisch signifikanten Unterschieden bzw. geringfügig schlechteren

klinischen Ergebnissen bei Frauen bei Knieprothesen-Implantation stellt sich die

Frage nach Handlungsbedarf von Seiten der Herstellerfirmen. Einige Autoren

vertreten dabei die Auffassung, dass durch Modifikation bereits bestehender

Prothesensysteme – in Form von Berücksichtigung der unterschiedlichen AP/ML

Ratios bei Frauen und Männern - insgesamt eine bessere Passform und damit

möglicherweise bessere Ergebnisse erzielt werden könnten (Barrett 2006,

Harwin et al. 2007, Chin et al. 2002). Merchant et al. (2008) stimmen dem zu,

weisen jedoch auf den spekulativen Charakter dieser Auffassung hin. Hingegen

wird die Entwicklung geschlechtsspezifischer Implantate, wie von Booth (2007)

propagiert, mehrheitlich abgelehnt (3,22,39,45,74,96).

In unserer Studie waren die Unterschiede zwischen den postoperativ erhobenen

Variablen VAS, HSS Score, KSS Score, Knee Score des KSS Score, ROM und

Womac Schmerzen, Steifigkeit und Aktivität im U-Test für die Gruppe der Frauen

und Männer als unabhängige Stichproben nicht signifikant.

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Der bei prä- und postoperativen Variablen erhobene Differenzwert war bei

Untersuchung auf geschlechtsspezifische Unterschiede mit dem U-Test für

unabhängige Stichproben ebenfalls nicht signifikant.

Hervorzuheben ist bei unseren Ergebnissen auch, dass die Frauen im HSS

Score, KSS Score und Knee Score prä- und postoperativ höhere Werte erzielten

und auch im WOMAC Gesamtwert besser abschnitten.

Der Vergleich unserer Ergebnisse mit Studien, die ebenfalls postoperative

Parameter bzw. Differenzwerte hinsichtlich Unterschieden zwischen Frauen und

Männern untersuchten, war vor allem bei den Parametern ROM (22, 32,95,96),

KneeScore (22, 32,68,96) und VAS (23) möglich.

Beim Vergleich unserer postoperativ erhobenen Ergebnisse mit der Literatur

fanden wir für den Parameter Schmerzen teilweise einen signifikanten

Zusammenhang zwischen postoperativem Schmerz und weiblichem Geschlecht

(35,105) und teilweise keinen signifikanten Unterschied in der Schmerzangabe

(23,113). Ebenso zeigt sich teilweise ein signifikanter, jedoch in der klinischen

Bedeutung fragwürdiger Unterschied im Knee Score postoperativ (30,68),

während auch über nicht signifikante Unterschiede zu verschiedenen

Untersuchungszeitpunkten berichtet wird (96). Für den postoperativen KSS

Score sind vergleichbare Daten limitiert; MacDonald et al. (2008) berichten über

einen signifikanten, jedoch bereits präoperativ bestehenden Unterschied. Für den

postoperativen ROM wird über signifikante Unterschiede (96) bzw. zahlenmäßig

geringe aber nicht getestete Unterschiede (32) berichtet, ferner fanden sich

Studien mit teilweise signifikanter (95) und nicht signifikanter (62) Korrelation

zwischen weiblichem Geschlecht und postoperativer Beugefähigkeit.

Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Vergleich mit Differenzwerten aus der Literatur:

teilweise besteht im Knee Score ein signifikanter Unterschied (30,96), teilweise

jedoch nicht (22,68). Für den ROM fanden sich ebenfalls Ergebnisse mit

signifikantem (96) und nicht signifikantem Unterschied (22).

Auf die Problematik des Studienvergleichs, u.a. bedingt durch unterschiedlichen

Stichprobenumfang, eingeschränkte Reproduzierbarkeit z.B. des ROMS und

unterschiedliche statistische Variablen wurde hingewiesen.

Unsere Ergebnisse entstammen einer kleinen Studie und sind mit einer

Nachuntersuchung von im Median 15 Monaten kurzfristig. Durch die Erhebung

einiger präoperativer Parameter (ROM, KSS Score, HSS Score) konnten wir

jedoch auch mittels dem o.g. Differenzwert die Ausgangssituation der Patienten

erfassen.

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Auch wenn derzeit ein Trend absehbar ist, die geschlechtsspezifischen

Unterschiede im Kniegelenk durch ein geändertes Prothesendesign für beide

Patientengruppen, Beispiel Triathlon® Knie (Fa. Stryker®) oder speziell die

Gruppe der Frauen, Beispiel Gender Solutions™ High Flex Knie (Fa. Zimmer®)

zu berücksichtigen, so stehen hierbei die langfristigen Ergebnisse noch aus.

Die Patienten, die in unsere Studie eingeschlossen wurden, erhielten alle das

Brehm Präzisions Knie® mit einem mobilen Inlay. Ein geschlechtsspezifisches

Implantatdesign speziell für die Frau liegt hier nicht vor, die Prothese ist aber in

verschiedenen Größen erhältlich. Hinsichtlich der Form des distalen Femurs –

modellhaft dargestellt durch das AP/ML Ratio - unterscheiden sich die 6 Größen

nur minimal. Da mit dem BPK bei Frauen in unserer Studie für keinen erhobenen

Parameter schlechteren Ergebnisse erzielt wurden als in der Gruppe der Männer,

wird das Brehm Präzisions Knie® zum gegenwärtigen Zeitpunkt der

Nachuntersuchung von im Median 15 Monaten den geschlechtsspezifischen

anatomischen Gegebenheiten gerecht.

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6. Literaturverzeichnis

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7. Abbildungs- und Tabellennachweis

Seite Abbildungen

5 Abb. 1: Lippert H (2003): Lehrbuch Anatomie 6. Auflage Urban + Fischer München S. 789

8 Abb. 2: Kirschner S, Lützner J (2008): Primäre Endoprothetik am Kniegelenk. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 3: S. 184 Abb. 3: Stukenborg- Colsman C, Wirth CJ (2008) Patellofemorale Schmerzen. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 3 S. 279

10 Abb. 4: Lippert H (2003): Lehrbuch Anatomie 6. Auflage Urban + Fischer München S. 789

12 Abb. 5: Lippert H (2003): Lehrbuch Anatomie 6. Auflage Urban + Fischer München S. 790

13 Abb. 6: Schünke M, Schulte E, Schumacher U (2005) Prometheus Lernatlas der Anatomie – Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. Thieme Verlag. Stuttgart S. 400

15 Abb. 7: Benninghoff A, Drenckhahn D (Hrsg) (2003): Anatomie Band 1, 16. Auflage, Elsevier, München 2003, S.369

23 Abb. 8: Fraitzl CR, Flören M, Reichel H (2008) Kniegelenk – Arthrose und Arthritis. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 3: S. 167

24 Abb. 9 und 10, Tab. 1: Brehm: Brehm Präzisions Knie- System Integration. Innovation durch Präzision und Integration. Prospekt

28 Abb. 13: Kirschner S, Lützner J (2008): Primäre Endoprothetik am Kniegelenk. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 3: S. 182

54 Abb. 22: Emerson RH, Martinez J (2008) Men versus women: does size matter in total knee arthroplasty? Clin Orthop Relat Res 466: p. 2708

56 Abb. 24: Hitt K, Shurman JR, Greene K, McCarthy J, Moskal J, Hoeman T, Mont MA (2003) Anthropometric measurements of the human knee : correlation to the sizing of current knee arthroplasty systems. J Bone Joint Surg Am 85: p. 116

58 Tab. 10: Modifiziert. Aus: Chin KR, Dalury DF, Zurakowski D, Scott RD (2002) Intraoperative measurements of male and female distal femurs during primary total knee arthroplasty. J Knee Surg 15(4): p. 216

Der Autor dankt folgenden Verlagen bzw. Journalen für die freundliche

Genehmigung, Bild- bzw. Tabellenmaterial unter Quellenangabe verwenden zu

dürfen: Elsevier Verlag (Abb. 1,4,5,7), Georg Thieme Verlag (Abb. 2,3,6,8,13),

Clinical Orthopedics and Related Research (Abb. 22) , Journal of Bone and Joint

Surgery (Abb. 24) sowie Journal of Knee Surgery (Tab. 10). Ebenso gilt der Dank

der Firma Peter Brehm für die Genehmigung des Abdrucks von Abbildungen und

Tabellen aus Prospektmaterial (Abb. 9, 10 und Tab. 1).

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8. Abkürzungsverzeichnis

Ant. : Anterior

HKB: hinteres Kreuzband

Lat.: Lateral

LCA: Ligamentum cruciatum anterius

LCL: Ligamentum collaterale laterale

LCM: Ligamentum collaterale mediale

LCP: Ligamentum cruciatum posterius

Med.: Medial

MW: Mittelwert

PE: Polyethylen

Post.: Posterior

ROM : Range of motion

SD: Standard deviation (Standardabweichung)

VKB: Vorderes Kreuzband

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9. Anhang

9.1 Vermessungsgrößen am distalen Femur

Variable Studie Alle Kniegelenke Frauen Männer Statistik

AP Höhe (mm)

Yoshioka (1987)

L: 65 ± 3.7 M: 63 ± 4.5

L: 72 ± 4 M: 70 ± 4.3

Poilvache (1996)

L: 69.42 ± 5.5 66.37 ± 4.12 73 ± 4.74 < 0.001

M: 68.4 ± 5.48 65.57 ± 4.57 71.72 ± 4.54 < 0.001

Chin (2002)

57.3 ± 4, 57 (49-66)

54.3 ± 2.3 , 54 (49-61)

60.5 ± 2.5, 61 (54-66)

< 0.001

Mahfouz (2007)

Lateral 62.9 ± 3.0 68.5 ± 3.7 < 0.01

Medial 60.5 ± 3.0 66.9 ± 3.7 < 0.01

Overall AP 62.6 ± 3.0 68.1 ± 3.6 < 0.01

ML Breite (mm)

Yoshioka (1987)

80 ± 6.1 90 ± 6.1 Ja

Berger (1992) 75.4 ± 2.3 85.6 ± 5.1

Poilvache (1996) 90.91 ± 7.3 85.78 ± 4.24 96,93 ± 5.25 < 0.001

Griffin (2000)

78.0 ± 6.7 66.2- 94.4

74.1 ± 4.6 66.2 – 85.6

84.1 ± 4.4 72.9 – 94.4

< 0.001

Chin (2002)

71.6 ± 6.4 72 (56-85)

66.4 ± 3.6 66 (56-75)

76.9 ± 3.5 76 (70-85)

< 0.001

Mahfouz (2007) 76.9 ± 3.3 86.6 ± 3.8 < 0.01

AP/ML Ratio Bzw. ML/AP Ratio (*)

Erkman, Walker (1974)

0.88 0.85

Mensch, Amstutz (1975)

Leichenknie Röntgen

0.88 0.85

0.84 0.83

Poilvache* (1996)

0.76 bzw. 1.32 ± 0.06

0.77 bzw. 1.3 ± 0.07

0.75 bzw. 1.34 ± 0.05

0.002

Chin (2002)

0.80 ± 0.04 0.81 (0.70 – 0.93)

0.82 ± 0.04 0.80 (0.70-0.90)

0.79 ± 0.04 0.80 (0.70- 0.89)

< 0.001

Mahfouz * (2007)

0.81 bzw. 1.23 ± 0.04

0.79 bzw. 1.27 ± 0.05

< 0.01

Ant. Femur/ Res.- höhen

Poilvache (1996)

L: 12.94 ± 2.6 13.74 ± 2.76 12.26 ± 2.26 0.005

M: 9.73 ±2.65 8.96 ± 2.56 10.63 ± 2.48 0.001

„Zimmer“ (2007)

Lateral 10.1 10.9

Medial 5.1 6.4

Mahfouz (2007)

Lateral 7.6 ± 1.6 8.2 ± 2.1 0.07

Medial 3.7 ± 1.5 5.1 ± 1.8 < 0.01

9.2 Visuelle Analogskala (VAS) (Price et al. 1983)

Das Ablesen der auf der Vorderseite anhand der VAS Skala eingeschätzen Schmerzen erfolgt auf der Rückseite mittels Numerischer Analogskala (NAS) mit dem Wertebereich von 0 bis 10 (s. Abbildung).

Keine Schmerzen Extreme Schmerzen 0 10

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10. Danksagung

Bedanken möchte ich mich bei meinen Eltern, ohne deren Unterstützung mein

Medizinstudium nicht möglich gewesen wäre.

Mein Dank gilt akademisch Herrn Prof. Dr. med. F.F. Hennig. Herrn Prof. Dr.

med. Dr. med. habil. Richard Stangl danke ich für die Überlassung des Themas

und den sehr konstruktiven Diskurs über den Fortgang der Arbeit. Ferner möchte

ich mich bei Herrn Dr. med. Matthias Münzberg bedanken, der die Entstehung

der Arbeit mit großem Einsatz betreut hat. Des Weiteren danke ich Herrn Dr.

med. Stephan Fischer, der mir im Rahmen der Nachuntersuchung ebenfalls

geholfen hat.

Meinem Vater danke ich für die kritischen inhaltlichen Anregungen, meiner Mutter

für die sprachliche Korrektur des Manuskriptes.

Des Weiteren danke ich den Pflegekräften der Unfallambulanz in der

Orthopädisch- Unfallchirurgischen Klinik Wichernhaus im Krankenhaus

Rummelsberg, die räumlich die Nachuntersuchung der Patienten ermöglicht

haben.