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Das Experiment Abb. 1. Kastler-Diagramm zurn Optischen Pumpen von Alkali-Atomen. Modellversuch zurn Optischen Pumpen Bestrahlt man ein Atomensemble, das sich in einem Magnetfeld befindet mit zirkular polarisiertem Licht, so kann eine Umbeset- zung des Grundzustandes, d. h. eine ma- kroskopische Polarisierung, erreicht wer- den. Dieses Verfahren (nach A. Kastler, der 1966 mit dem Physik-Nobelpreis ausge- zeichnet wurde) beruht auf der Obertra- gung von Drehimpuls einer elektromagne- tischen Welle auf das Atomensemble. Der Grundzustand der Alkaliatome ist ein SlIe-Zustand, d. h. der Bahndrehimpuls ist null. Damit ist der Gesamtdrehimpuls gleich dem Spin des adersten Hullenelek- trons, wenn wir den Kernspin vernachlas- sigen. Fur einen solchen Zustand gibt es aufgrund einer quantenmechanischen Re- gel nur zwei Einstellungsmoglichkeiten: parallel und antiparallel zurn Magnetfeld. Diesen Orientierungen (in Abbildung 1 durch +1/2 und -1/2 charakterisiert) ent- sprechen im Magnetfeld zwei Niveaus, die energetisch nur wenig voneinander getrennt sind und daher im thermodynamischen Gleichgewicht bei Zimmertemperatur prak- tisch gleich stark besetzt sind. Eine Umbesetzung dieser beiden Niveaus erreicht man durch Anregung des Atomen- kembles mit zirkular polarisiertem Licht. Dadurch kommt auch der angeregte P-Zu- stand mit ins Spiel. Durch die Feinstruktur ist er in die Niveaus P312 und Pl/z aufge- spalten; das Magnetfeld bringt eine weitere Aufspaltung rnit Einstellungen k 3/2 und +1/2 (siehe Abb. 1). Obergange nach oben konnen wegen der sog. o+-Polarisation des Lichtes, das eine Drehimpulseinheit mit- bringt, nur nach rechts erfolgen, also z. B. v o n 2Sl,2(-1/2) nach 2Pl/2(+1/2). (Wenn entsprechende optische Filter verwendet wer- den, wird der Zustand dabei nicht ange- regt). Durch Emission von Licht unter Kon- stanz oder Knderung des Drehimpulses rnit Wahrscheinlichkeiten 1 bzw. 2 wird der Grundzustand wieder bevolkert. Wieder- holte Anregung aus dem Niveau - 1/2 und nachfolgende Emission fiihren schliei3- lich zu einer 100%igen Besetzung des Ni- veausf 1/2; das Atomensemble ist vollig polarisiert. Durch Stofie mit Nachbaratomen und rnit der Wand sowie durch Einstrahlung eines magnetischen Wechselfeldes der richtigen Frequenz kann diese Polarisation (unge- wollt oder gewollt) wieder zerstort werden. Man nennt diesen Vorgang Relaxation. Um die Wirkung der Relaxation auf den Pumpmechanismus qualitativ studieren zu konnen, kann man sich ein einfaches Mo- dell bauen. Niveaus werden am besten durch Glasbehalter dargestellt, Ubergangs- moglichkeiten (also Anregung, Emission, Relaxation) durch Schlauche mit Ventilen oder Hahnen. Die Besetzung kann durch eine zirkulierende gut sichtbare Flussigkeit (wie war's mit HimbeersaR oder Rotwein?) dargestellt werden. Zur Anregung benotigt man eine Umwalzpumpe. DasModell bleibt sehr einfach, solange man sich nur mit dem Pl/e-Niveau befafit: es genugen die Puinpleitung aufwarts und die Emissions-Leitungen abwarts; letztere SO& ten ein Flachenverhaltnis von 1:2 haben. (siehe Abb. 1). Sol1 Relaxation auftreten, so verbindet man die Behalter innerhalb eines Niveaus noch rnit Leitungen, bzw. offnet ein Ventil. Zunachst beginnt man mit Relaxation im PlIa-Niveau, man sieht, dafi die Besetzung des Sl12 (f 1/2)-Niveaus langsamer verlauft als ohne Relaxation. Sol1 Relaxation im P3iz-Zustand vorgefuhrt werden, ist eine relative Anregungsrate Sl/2(-1/2) -+ P3/2 (f1/2) und S1/Z(f1/2) + P3&3/2) fur optische Dipolubergange von 1 :3 einzuhal- ten. Bei sehr starker Relaxation verbindet man am besten die 4 Behalter durch dike Rohre. Die Emissionsraten sind aus Abb. 1 zu entnehmen. Man stellt fest, dai3 in die- sem Fall nicht das Niveau +1/2 voll wird, sondern sich ein Besetzungsverhaltnis fur das +1/2- zurn -1/2-Niveau von 1:3 er- gibt. Hinweis: Der SaR bzw. Wein sollte nach geglucktem Experiment auf A. Kastlers Wohl gehoben werden. E. Luscher und J. Fricke 0 Verlag Chemie GmbH, WeinheimlBergstr. 1972. Printed in Germany. Verantwortlich fur den Inhalt: Dr. J. Fricke, Dr. G. Fritsch Physik-Department der TU Miinchen 8046 Garching; Telefon (08 11) 38 98-5 55 / 5 47 FS-Nr. 522854 Verantwortlich fur den Anzeigenteil: H. Both, Weinheim/Bergstr. Verlag Chemie GmbH. (GeschaRsfiihrer Jiirgen Kreuzhage und Hans Schermer), 694 Weinheim/Bergstr., Pappelallee 3, Postfach 129/149, Telefon (06201) 4031, Telex 465516 vchwh d. Satz und Druck: Colordruck, Leimen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen,Handels- namen, Warenbezeichnungen und dgl. in dieser ZeitschriR berechtigt nicht zu der Annahme, dai3 solche Namen ohne weiteres von jedermann be- nutzt werden diirfen. Vielmehr handelt es sich haufig um gesetzlich geschiitzte eingetragene Warenzeichen, auch wenq sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind. - Alle Rechte, ins- besondere die der Ubersetzung in fremde Spra- chen, vorbehalten. Kein Teil dieser ZeitschriR darf ohne schriftlicheGenehmigung desverlages in irgendeiner Form - durch Photokopie, Mi- krofilm oder ir'gendein anderes Verfahren - reproduziert oder in eine von Maschinen, ins- besondere von Datenverarbeitungsmaschinen verwendbare Sprache iibertragen oder iibersetzt werden. - All rights reserved (including those of translation into foreign languages). No part of this issue may be reproduced in any form - by photoprint, microfilm, or any other means - nor transmitted or translated into a machine language without the permission in writing of the publishers. - Nach dem Urheberrechtsge- setz der Bundesrepublik Deutschland ist fur die photomechanische, xerographische oder in son- stiger Weise bewirkte Vervielfaltigung der in dieser Zeitschrift erschienenen Beitrage zum eigenen Gebrauch eine Vergiitung zu bezahlen, wenn die Vervielfaltigung gewerblichen Zwek- ken dient. Die Vergiitung ist nach Mal3gabe des zwischen dem Borsenverein des Deutschen Buch- handels e.V. in FrankfurtlM. und dern Bundes- verband der Deutschen Industrie in Koln ab- geschlossenen Rahmenabkommens vom 14.6.1958 und 1.1.1961 zu entrichten. Die Weitergabe von Vervielfaltigungen, gleichgiiltig zu welchem Zweck sie hergestellt werden, ist eine Urheber- rechtsverletzung. - Abbestellungen sind nur zum Jahresende unter Einhaltung einer Frist von 8 Wochen moglich. - Unverlangt zur Rezension eingehende Biicher werden nicht zu- riickgesandt. 128

Das Experiment

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Page 1: Das Experiment

Das Experiment

Abb. 1. Kastler-Diagramm zurn Optischen Pumpen von Alkali-Atomen.

Modellversuch zurn Optischen Pumpen

Bestrahlt man ein Atomensemble, das sich in einem Magnetfeld befindet mit zirkular polarisiertem Licht, so kann eine Umbeset- zung des Grundzustandes, d. h. eine ma- kroskopische Polarisierung, erreicht wer- den. Dieses Verfahren (nach A. Kastler, der 1966 mit dem Physik-Nobelpreis ausge- zeichnet wurde) beruht auf der Obertra- gung von Drehimpuls einer elektromagne- tischen Welle auf das Atomensemble.

Der Grundzustand der Alkaliatome ist ein SlIe-Zustand, d. h. der Bahndrehimpuls ist null. Damit ist der Gesamtdrehimpuls gleich dem Spin des a d e r s t e n Hullenelek- trons, wenn wir den Kernspin vernachlas- sigen. Fur einen solchen Zustand gibt es aufgrund einer quantenmechanischen Re- gel nur zwei Einstellungsmoglichkeiten: parallel und antiparallel zurn Magnetfeld. Diesen Orientierungen (in Abbildung 1

durch +1/2 und -1/2 charakterisiert) ent- sprechen im Magnetfeld zwei Niveaus, die energetisch nur wenig voneinander getrennt sind und daher im thermodynamischen Gleichgewicht bei Zimmertemperatur prak- tisch gleich stark besetzt sind.

Eine Umbesetzung dieser beiden Niveaus erreicht man durch Anregung des Atomen- kembles mit zirkular polarisiertem Licht. Dadurch kommt auch der angeregte P-Zu- stand mit ins Spiel. Durch die Feinstruktur ist e r in die Niveaus P312 und Pl/z aufge- spalten; das Magnetfeld bringt eine weitere Aufspaltung rnit Einstellungen k 3/2 und +1/2 (siehe Abb. 1). Obergange nach oben konnen wegen der sog. o+-Polarisation des Lichtes, das eine Drehimpulseinheit mit- bringt, nur nach rechts erfolgen, also z. B. von 2Sl,2(-1/2) nach 2Pl/2(+1/2). (Wenn entsprechende optische Filter verwendet wer- den, wird der Zustand dabei nicht ange- regt). Durch Emission von Licht unter Kon- stanz oder Knderung des Drehimpulses rnit Wahrscheinlichkeiten 1 bzw. 2 wird der Grundzustand wieder bevolkert. Wieder- holte Anregung aus dem Niveau - 1/2 und nachfolgende Emission fiihren schliei3- lich zu einer 100%igen Besetzung des Ni- veausf 1/2; das Atomensemble ist vollig polarisiert.

Durch Stofie mit Nachbaratomen und rnit der Wand sowie durch Einstrahlung eines magnetischen Wechselfeldes der richtigen Frequenz kann diese Polarisation (unge- wollt oder gewollt) wieder zerstort werden. Man nennt diesen Vorgang Relaxation.

U m die Wirkung der Relaxation auf den Pumpmechanismus qualitativ studieren zu konnen, kann man sich ein einfaches Mo-

dell bauen. Niveaus werden am besten durch Glasbehalter dargestellt, Ubergangs- moglichkeiten (also Anregung, Emission, Relaxation) durch Schlauche mit Ventilen oder Hahnen. Die Besetzung kann durch eine zirkulierende gut sichtbare Flussigkeit (wie war's mit HimbeersaR oder Rotwein?) dargestellt werden. Zur Anregung benotigt man eine Umwalzpumpe.

DasModell bleibt sehr einfach, solange man sich nur mit dem Pl/e-Niveau befafit: es genugen die Puinpleitung aufwarts und die Emissions-Leitungen abwarts; letztere SO&

ten ein Flachenverhaltnis von 1:2 haben. (siehe Abb. 1). Sol1 Relaxation auftreten, so verbindet man die Behalter innerhalb eines Niveaus noch rnit Leitungen, bzw. offnet ein Ventil.

Zunachst beginnt man mit Relaxation im PlIa-Niveau, man sieht, dafi die Besetzung des Sl12 ( f 1/2)-Niveaus langsamer verlauft als ohne Relaxation. Sol1 Relaxation im P3iz-Zustand vorgefuhrt werden, ist eine relative Anregungsrate Sl/2(-1/2) -+ P3/2

( f1 /2) und S1/Z(f1/2) + P3&3/2) fur optische Dipolubergange von 1 :3 einzuhal- ten. Bei sehr starker Relaxation verbindet man am besten die 4 Behalter durch d i k e Rohre. Die Emissionsraten sind aus Abb. 1 zu entnehmen. Man stellt fest, dai3 in die- sem Fall nicht das Niveau +1/2 voll wird, sondern sich ein Besetzungsverhaltnis fur das +1/2- zurn -1/2-Niveau von 1:3 er- gibt.

Hinweis: Der SaR bzw. Wein sollte nach geglucktem Experiment auf A. Kastlers Wohl gehoben werden.

E. Luscher und J. Fricke

0 Verlag Chemie GmbH, WeinheimlBergstr. 1972. Printed in Germany.

Verantwortlich fur den Inhalt: Dr. J. Fricke, Dr. G. Fritsch Physik-Department der TU Miinchen 8046 Garching; Telefon (08 11) 38 98-5 55 / 5 47 FS-Nr. 522854

Verantwortlich fur den Anzeigenteil: H. Both, Weinheim/Bergstr.

Verlag Chemie GmbH. (GeschaRsfiihrer Jiirgen Kreuzhage und Hans Schermer), 694 Weinheim/Bergstr., Pappelallee 3, Postfach 129/149, Telefon (06201) 4031, Telex 465516 vchwh d.

Satz und Druck: Colordruck, Leimen.

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handels- namen, Warenbezeichnungen und dgl. in dieser ZeitschriR berechtigt nicht zu der Annahme, dai3 solche Namen ohne weiteres von jedermann be- nutzt werden diirfen. Vielmehr handelt es sich haufig um gesetzlich geschiitzte eingetragene Warenzeichen, auch wenq sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind. - Alle Rechte, ins- besondere die der Ubersetzung in fremde Spra- chen, vorbehalten. Kein Teil dieser ZeitschriR darf ohne schriftliche Genehmigung desverlages in irgendeiner Form - durch Photokopie, Mi- krofilm oder ir'gendein anderes Verfahren - reproduziert oder in eine von Maschinen, ins- besondere von Datenverarbeitungsmaschinen verwendbare Sprache iibertragen oder iibersetzt werden. - All rights reserved (including those of translation into foreign languages). No part of this issue may be reproduced in any form - by photoprint, microfilm, or any other means - nor transmitted or translated into a machine

language without the permission in writing of the publishers. - Nach dem Urheberrechtsge- setz der Bundesrepublik Deutschland ist fur die photomechanische, xerographische oder in son- stiger Weise bewirkte Vervielfaltigung der in dieser Zeitschrift erschienenen Beitrage zum eigenen Gebrauch eine Vergiitung zu bezahlen, wenn die Vervielfaltigung gewerblichen Zwek- ken dient. Die Vergiitung ist nach Mal3gabe des zwischen dem Borsenverein des Deutschen Buch- handels e.V. in FrankfurtlM. und dern Bundes- verband der Deutschen Industrie in Koln ab- geschlossenen Rahmenabkommens vom 14.6.1958 und 1.1.1961 zu entrichten. Die Weitergabe von Vervielfaltigungen, gleichgiiltig zu welchem Zweck sie hergestellt werden, ist eine Urheber- rechtsverletzung. - Abbestellungen sind nur zum Jahresende unter Einhaltung einer Frist von 8 Wochen moglich. - Unverlangt zur Rezension eingehende Biicher werden nicht zu- riickgesandt.

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