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Die Heilige Weihnacht MARIA L. SCHASTEEN DAS GEHEIMNIS

DAS GEHEIMNIS Die Heilige Weihnacht · 2017-12-17 · KAPITEL 2 Auf der Suche Oft scheint es uns Menschen, als seien wir auf der Suche nach etwas. Wir su-chen das Eine, ohne zu wissen,

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Die Heilige Weihnacht

MARIA L. SCHASTEEN

DAS GEHEIMNIS

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Inhaltsverzeichnis1. Die Entdeckung2. Auf der Suche3. Das Ziel4. Die Erleuchtung

Copyright (c) Secrets of Nature Vertriebs GmbH.Copyright der Bilder:

(c) Young Living Essential Oils(c) Shutterstock

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KAPITEL 1

Die Entdeckung

In jedem Menschenleben gilt es eine Ent-deckung zu machen. Wird eifrig danach gesucht, kann diese Entdeckung das Le-ben von Knechtschaft hin zu spiritueller Freiheit grundlegend verändern.

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ZU NEUEN UFERN

Das Versprechen

Mit pochendem Herzen und nach Atem ringend schlägt ein Eilbote mit dem schweren Metallring gegen das Eingangstor. Er wischt sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Soll er doch vor dem großen Gelehrten Melchior stehen, um von seinem Herrn ein Eilschreiben zu überbringen. „Dieses Schreiben ist von äu-ßerster Wichtigkeit“, hatte er ihm eingeschärft. „Raste nicht, bevor du es dem Priesterkönig Melchior eigenhändig überge-ben hast.“

So stand der Bote nun ungeduldig da, vom langen Ritt ver-staubt, ermattet und sichtlich in höchst dringlicher Mission. Das massive Holztor öffnete sich für ihn viel zu langsam. „Ich habe eine Eilbotschaft für Euren Herrn“, stieß er hastig hervor und seine Worte überschlugen sich. Wenig später stand er vor dem weisen Melchior und überreichte ihm eine goldene Bulle, die mit einem roten Siegel, dem Familienwappen seiner Herr-schaft, versiegelt war.

Melchior strich sich bedächtig über den schlohweißen Bart und wunderte sich: „Habe ich nicht erst vor einer Woche mei-nen Gesandten mit meiner dringlichen Nachricht an meinen jungen Philosophiestudenten Caspar geschickt? Er kann sie unmöglich schon erhalten haben.“ Und er wiederholte seine Botschaft im Geiste: „Der Stern ist aufgegangen! Ein neuer Stern ist am Himmel erschienen!“

Melchior stand am Fenster und las die Zeilen wie in Trance: „Ein neuer Stern ist aufgegangen. Wir müssen ihm folgen. Wo treffen wir uns?“ Dem weisen Mann lief ein Schauer der Ehr-furcht und Freude über den Rücken und er ließ seinen Blick über den weiten Himmel schweifen. „So ist es also wahr. Ich habe mich nicht geirrt. Die Sterndeutung war richtig!“, freute er sich und dachte an die Weissagungen uralter Bücher, die mit dem Aufgehen des Sternes die Geburt des großen Königs von Israel vorhersagten.

Er war in Gedanken versunken, da klopfte es erneut an dem großen Eingangstor. Ein Bote brachte ein Eilschreiben seines Herrn Balthasar an Melchior. Der Weise nahm das Schreiben rasch entgegen, brach mit entschlossener Hand das Siegel auf und las, was er bereits vermutete: „Wir müssen uns dringend treffen. Ein neuer Stern ist aufgegangen. Es ist der neue Stern, auf den wir unser ganzes Leben lang gewartet haben.“

So hatten Caspar, Melchior und Balthasar, drei weise Stern-deuter aus dem Morgenland, eine Entdeckung gemacht, die ihr ganzes Leben verändern sollte.

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KAPITEL 2

Auf der Suche

Oft scheint es uns Menschen, als seien wir auf der Suche nach etwas. Wir su-chen das Eine, ohne zu wissen, was es ei-gentlich ist, das wir suchen. Auch uns füh-ren Sterne und Wegweiser durch das Di-ckicht des Alltags näher und näher zu un-serem Ziel.

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EIN ZIEL VOR AUGEN

Der Aufbruch

Bald nach dem ungewöhnlichen Eintreffen der Nachrichten von der sagenumwobenen Geburt eines Sterns, der eine Re-gentschaft ankündigte, die eine Zeitenwende einläuten sollte, brachen drei herrschaftliche Karawanen aus drei Himmels-richtungen auf, um am Fuße der Hadhramout Berge auf der arabischen Südhalbinsel zusammenzutreffen.

Eilends wurden die Kamele bepackt und jeder der Herren, in Erwartung eines epochalen Events - der Geburt eines königli-chen Kindes, das die Weltgeschichte verändern sollte, - suchte das kostbarste Geschenk für das Kind, das sein Land hergab.

Und so begab es sich, dass der aufgewirbelte Wüstensand am Horizont das nahende Eintreffen von Caspar, Melchior und Balthasar ankündigte. Jede Karawane kam aus einer anderen Himmelsrichtung. Jeder Karawanenzug war mit einem un-übersehbaren Tross von Spähern, Trägern, Dienern und Kame-len ausgestattet. Die Freude der drei Magier war groß darü-

ber, lebende Zeitzeugen dieses langerwarteten, aufgehenden Sterns zu werden und ihr Herz war übervoll, als sie unter Fan-faren und dem Beifall der Menschenmenge aufeinander tra-fen.

Bis spät in die Nacht saßen die drei Philosophen beisammen und erzählten sich gegenseitig, wie sie den neuen aufgehen-den Stern gesichtet hatten und welch eine weltumspannende Bedeutung dieses Himmelszeichen mit sich bringen würde.

Sie wollten frühmorgens noch vor der Morgendämmerung auf-brechen. „Aber wohin? In welche Himmelsrichtung ziehen wir?“, fragten sie sich. Caspar schlug vor: „Wir ziehen gen Nor-den.“ „Süden, wir müssen nach Süden ziehen“, entgegnete Melchior entschieden. Balthasar schwieg, denn die Reiseroute hatte sich ihm noch nicht offenbart.

Als am nächsten Morgen die Kamele gesattelt waren und die drei weisen Herren das Zeichen zum Abmarsch geben sollten, rief Balthasar aus: „Schaut nur! Dort oben! Unser Stern!“ Am dunklen Morgenhimmel strahlte und blitzte ein wunderschö-ner Stern! Er schien ihnen geradezu zuzuzwinkern. Wie ange-wurzelt saßen die Männer in ihren Satteln und starrten gegen Himmel.

„Er bewegt sich! Er bewegt sich!“, rief Melchior mit Erstaunen und Erregung aus. „Wir folgen dem Stern“, gab er das Zeichen zum Aufbruch. „Immer dem Stern nach!“, war der Befehl. „Wir folgen dem Stern!“

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IRRWEGE

Die Suche

Der wundersame Stern verließ die Männer nicht. Er stand hoch am Himmel und war sogar während des Tages zu sehen, um die Reisenden sicher an ein unbekanntes Ziel zu geleiten. Tage, Wochen, Monate vergingen und der herrschaftliche Tross zog durch endlos weiten Wüstensand, vorbei an spärlich besiedelten Oasen, verfolgt von unsichtbaren Schatten übler Räuberbanden, die ihnen nach dem Leben trachteten. Des nachts waren sie vor Schlangen und Skorpionen nicht sicher und die sengende Hitze des Tages wurde so manchem Men-schen und Tier zur Plage.

Vorbei an Städten und Dörfern zogen sie zielstrebig dahin, nicht wissend wo die Reise enden sollte und welches Ziel sie erwartete. Dicht gedrängt säumten dort staunende Menschen-mengen ihren Weg. Selten hatten sie so eine gewaltige Karawa-ne gesehen. Sie reckten die Hälse, um einen Blick des königli-chen Reichtums zu erhaschen, der plötzlich so nahe und dem armen, ausgebeuteten Volk so fremd war.

Als der Jahrestag des Aufbruchs immer näher rückte und sie fast ein volles Jahr auf dem Weg waren, erlebten die Männer einen jähen Durchbruch.

„Sieh dort!“, rief ein Späher und deutete mit einer erhabenen Geste gegen Osten: „Die goldenen Kuppeln von Jerusalem!“

„Unsere Reise geht dem Ende entgegen“, freuten sich die ho-hen Herrn und bemerkten in ihrer Vorfreude nicht, dass der sonst so hell leuchtende Stern immer blasser und blasser wur-de und die Himmelserscheinung zusehends vollends ver-schwand. „Danke, guter Stern! Du hast uns an unser Ziel ge-bracht!“, freuten sich die Sterndeuter.

„Dort drüben im königlichen Palast finden wir den neugebore-nen König!“ bestätigten sie sich gegenseitig und machten sich auf den Weg, um König Herodes ihre Aufwartung zu machen. Der war nicht schlecht erstaunt bei der Ankunft dreier edler Herren in prunkvollem Gewande mit ihrem Riesentross. „Wo kommt Ihr her? Wo wollt Ihr hin?“, fragte Herodes die An-kömmlinge erstaunt. „Wir sind gekommen, um dem neugebo-ren König Israels zu huldigen“, und sie fragten, wo sie ihn wohl finden würden.

Herodes war unterdes wie zu einer Salzsäule erstarrt. Das Zu-cken um seinen Mund versteinerte sich zu einer grinsenden Grimasse und mit Mühe konnte er seinen Schock über diese unerwartete und bedrohliche Neuigkeit verbergen. „Er wohnt nicht hier. Sobald Ihr ihn gefunden habt, kommt zurück und meldet mir seinen Verbleib, damit auch ich hingehe und ihm huldige.“

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KAPITEL 3

Das Ziel

Was Menschen manchmal als das erstre-benswerte Ziel erscheint, ist in den Au-gen der Liebe oft Lug und Trug. Der Weg zum Ziel ist steinig und nur wenige ha-ben die Ausdauer und das Verlangen, den Weg bis zum Ende zu gehen.

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EIN LEUCHTENDER STERN

Die Erkenntnis

Herodes ballte seine Faust hinter seinem Rücken, als die mächtige Türe hinter den Besuchern ins Schloss gefallen war. Eine Zornesader schwoll auf seiner Schläfe an und er schwor: „Meinen Thron gebe ich nicht her! Niemals! Dieses Kind muss sterben!“

Enttäuscht und verwundert schauten sich die drei weisen Män-ner an, als sie unverrichteter Dinge zu ihrem Gefolge zurück-kehrten. Ratlosigkeit stand in ihren Augen. „Wir sind so weit gereist und einem guten Stern gefolgt. War all das umsonst? Haben wir uns getäuscht?“ erwogen sie die Erlebnisse des Ta-ges in ihren Herzen. Jene Nacht schien den weisen Männern endlos lange zu dauern und in der Stille drehten sich Gedan-ken des Zweifels unaufhörlich im Kreis. „Hat der Stern uns be-trogen?“ „Sind wir einem falschen Stern gefolgt?“ Traurig und müde schliefen sie schließlich ein.

„Auf, auf!“ rief Melchior seinen Begleitern zu. „Wir brechen auf! Der Stern steht wieder über unserem Lager. Er zeigt uns den Weg gen Süden!“ Beim Anblick des vertrauten Himmels-körpers wichen die trüben Gedanken und mit neuer Hoffnung im Herzen brachen sie auf. „Das Kind muss in einem anderen Palast wohnen“, überlegten sie und setzten ihre Suche fort, im-mer auf den guten Stern über ihnen vertrauend.

Sie waren weitere fünf Tage unterwegs gewesen, als der A-bend hereinbrach. Weit und breit war kein herrschaftliches Schloss zu sehen. Über die Sucher hatte sich mit einem Male eine seltsame Stille und tiefe Ruhe gelegt. Und der majestäti-sche Stern blieb plötzlich und unvermutet über einem alten Gebäude stehen. Er schien sich auf diesem Haus niedergelas-sen zu haben und es war für den Betrachter, als tanzte der Stern in freudiger Erwartung dessen, was die Sucher hier fin-den würden. Er warf einen funkelnden Strahlenkranz um sich. Sein helles Licht glitzerte und glänzte, dass es weithin zu se-hen war. Es schien als hätte der treue Stern sein Ziel erreicht und seine Aufgabe vollendet.

„Was ist dort?“ wollte Caspar einen Boten ausschicken, doch er hielt inne und schaute sich lauschend um. „Hört ihr das?“, fragte er leise. Andächtig standen die Männer da und wussten nicht recht, wie ihnen geschah. Von irgendwo her webte ein lieblicher Ton durch das All, als wollte er Himmel und Erde verbinden.

Ehrfürchtig näherten sich die Weisen der kleinen, unscheinba-ren Behausung.

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KAPITEL 4

Die Erleuchtung

Müde und ausgelaugt von den Mühen des Alltags kommen wir oft unverhofft an den Punkt in unserem Leben an, der ein Wendepunkt in unserer Geschichte wer-den soll. Rückblickend erkennen wir, wie auch uns ein leuchtender Stern an unser Ziel geleitet hat.

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GESCHENKE DER WEIHNACHT

Am Ziel angekommen

„Wo ist das Schloss?“, wunderte sich Balthasar. Melchior sah ihn fragend an. Mit vorsichtigen Schritten, ungläubig und zö-gernd, näherten sich die drei hohen Herren dem kleinen, un-scheinbaren Gebäude aus Holz. Der Stern schien ihnen zuzu-zwinkern, um sie zum Eintreten zu ermutigen.

Währenddessen hatte sich die königliche Gefolgschaft auf den Fluren ringsum niedergelassen. Geschäftig liefen die Kammer-diener hin und her, um die königlichen Zelte aufzubauen. Ein halbes Jahr würden sie hier lagern, bevor sie die Rückreise an-treten werden.

„Welch ein Kontrast!“, wäre einem aufmerksamen Betrachter in den Sinn gekommen. „Königlicher Tand und die Armut der einfachen Leute Seite an Seite.“ Doch keiner beachtete die un-scheinbare Hütte. Goldene Tasseln an den seidengewobenen Fahnen bewegten sich spielerisch im leichten Wind und die

mit Gold beschlagenen Träger und Kuppeln der Zelte glänzten selbst gegen das dunkle Himmelszelt.

Zögernd pochte ein Diener an die Tür der Behausung und öff-nete sie einen Spalt. Durch die Öffnung floss warmes, golde-nes Licht, als würde sich ein Meer von Liebe und Gnade durch den Türspalt in die Welt ergießen wollen. Die Besucher fan-den sich in diesem wundersamem Licht wieder. Ihre goldenen Ketten blitzten und funkelten und diese Lichtreflexe konkur-rierten mit dem Licht von 10.000 Sonnen. Das lange, seidene Gewand Caspars muteten wie fließendes Mondlicht an.

Doch in all ihrer Pracht und Herrlichkeit waren es ihre Augen, die vor Glückseligkeit strahlten. Sie hatten ihr Ziel erreicht und ihre Bestimmung gefunden. Die weisen Männer verneig-ten sich tief vor dem kleinen Kind, das seine Ärmchen nach ih-nen ausstreckte und vor Wonne gluckste. Und sie brachten dem Kind ihre kostbaren Geschenke dar - Geschenke, die ei-nes Königs würdig waren: Gold, Weihrauch und Myrrhe!

Caspar zog eine kostbare Karaffe aus einem schützenden Samt-beutel hervor, der während der langen Reise dieses kostbare Geschenk vor Hitze, Kälte und Räubern geschützt hatte. Die goldene Flüssigkeit strahlte und funkelte und zeigte eine samt-weiche Konsistenz. Man hätte meinen können, es wäre flüssi-ges Gold. Der Balsamduft - Balsam von Gilead - durchströmte die ärmliche Herberge und machte sie zu einem wahrhaft kö-niglichen Sitz. Sein würdevoller Duft durchzog den Raum und ergriff das Herz der Anwesenden.

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Sie standen auf heiligem Boden. Die Bedeutung dieses Augen-blicks, im Licht des Lichtbringers zu stehen, ließ selbst den kal-ten Lehmboden unter ihren Füßen wie einen kostbaren Tep-pich erscheinen.

Caspar blickte mit Tränen der Freude in den Augen liebevoll auf den Kleinen. Hatte er doch unbeirrt an seine Vision ge-glaubt und auf der langen, beschwerlichen Reise seiner Intuiti-on vertraut, dass er den neugeborenen König finden würde, der angekündigt war. Zärtlich zupfte das Kind an den verspiel-ten, goldenen Locken des jungen Philosophen. Der lächelte be-seelt, verneigte sich nochmals tief und trat einen Schritt zu-rück, um Meister Melchior den Vortritt zu lassen.

Der war wie versteinert dagestanden und hatte mit Verwunde-rung und Scheu das ungewöhnliche Bild von Licht und Armut betrachtet. Jetzt trat er in den Lichtschein des Kindes und be-kundete ihm seine Ehrerbietung. Mit dankbaren Herzen nahm er aus seinem weiten Gewand vorsichtig ein kostbares Fläschchen, dessen Inhalt wie Millionen weißer Diamanten funkelte und strahlte. Es war Heiliger Weihrauch aus Oman, das heilige Salböl der Könige. Als er der Mutter das kostbare Geschenk in die Hände legte, griff das Kind nach seinem wei-ßen Haar und strich begütigend über seinen Kopf. „Wie weit bist du gereist, um mich zu finden“, musste es wohl gedacht haben und es lächelte.

Balthasar, der die ganze Szene wie aus einer anderen Welt be-trachte hatte, trat aus dem Hintergrund hervor und sein rot-goldenes Brokatgewand raschelte. Seine Zähne blitzten wie El-

fenbein aus seinem Gesicht, das von einem kurzen, schwarzen Bart umrahmt war, und seine dunklen, feurigen Augen strahl-ten noch mehr. Er kniete vor der Grippe nieder und dankte in stiller Ehrfurcht dem Kind für die Freude, das Ziel seiner Rei-se, das Ziel seines Lebens, gefunden zu haben. Er wickelte be-hutsam ein kostbares goldverbrämtes Fläschchen aus einem wollig weichen Kamelhaartuch aus und zeigte dem Kind sein Geschenk. Das Fläschchen war bis zum Rand mit dem kostba-ren Myrrhe Öl gefüllt.

Niemand fragte: „Wofür verwende ich das?“ „Wie soll ich das anwenden?“ Zu jener Zeit war es ganz klar:

• Das Gold des Balsams berührt zärtlich das Herz, selbst in schwersten, ausweglosen Zeiten.

• Der Heilige Weihrauch, das Heilige Salböl, ist ein universa-les Heilmittel „vom gebrochenen Schädel bis zur gebroche-nen Zehe“.

• Und das Öl der Myrrhe, das Öl der Mütter, dient zur Hei-lung von Wunden aller Art. Es wurde bei Neugeborenen auf die Nabelschnur getropft, um Infektionen vorzubeugen und eine rasche Heilung einzuleiten.

Das Kind blickte dem weisen, dunklen Mann tief in die Augen und dieser Blick ließ all die Mühen und Entbehrungen der lan-gen Reise vergessen. Es war der Lohn für ein langes Leben des Studiums und unbeirrten Suchens nach Wahrheit. Die drei Weisen aus dem Morgenland hatten in der Stille der Nacht unaussprechliche Segnungen erhalten.

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LICHT UND TON

Geschenke der Weihnacht

Alles war still in der Hütte. Der Ochs und der Esel regten sich nicht und eine kleine Fliege, die vom hellstrahlenden Licht an-gezogen wurde, wunderte sich.

Da erhob sich, erst wie aus weiter Ferne, dann immer näher und lauter werdend dieser gar wundersame Ton, der die drei Weisen anfangs zur Einkehr in die Hütte ermuntert hatte. Es war als fließe der Ton aus dem Herzen Gottes durch unzählige Himmel, Ebenen, Universen und Welten, schwoll an, um sich wieder zurückzuziehen.

Dieser Ton brachte das Liebeslied Gottes in den Herzen der Pilger, der Mutter, des Vaters, des Kindes zum Klingen. Es barg das göttliche Versprechen, das durch alle Zeiten Gültig-keit hat: „Ich bin immer mit dir.“ Es ist der Ton der Seele, der jedem Atom innewohnt und allem Leben Leben schenkt. Der Ton der Seele ist der Funke göttlicher Liebe in uns.

In jener Stillen Nacht konnten die weisen Männer die Stimme der Liebe vernehmen. Es ist die Liebe, die Seele mit dem Him-mel verbindet.

Seele wird nach langen Pilgerfahrten und unzähligen Stunden des Ringens und Suchens das Geheimnis des Lebens finden - wie die weisen Sterndeuter aus dem Morgenland.

Lange hatten sie dagestanden und im Licht und Ton der Liebe gebadet. Lange hatten sie das Kind und seine Eltern betrach-tet und sich gewünscht, dass dieser Augenblick niemals enden möge.

Doch sie bemerkten, wie dem kleinen Kind die Äuglein zufie-len und es in einen leichten Schlummer fiel. Leise zogen sie sich zurück, warfen noch einmal dankbaren Herzens einen Blick in das warme Licht zurück, bevor sie in die kalte Winter-nacht hinaustraten. Ein wundersamer Glanz erhellte die Züge der Männer und hüllte sie in ein Licht ein, das nicht von die-ser Welt war.

Jede Seele hat das Licht einst gesehen und dem Ton einst ge-lauscht und strebt seither danach, diesen Segen der Heiligen Weihnacht wiederzufinden.

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IN DIE WELT HINAUS

Dienst am Leben

Oft saßen die drei weisen Männer im Zelt beisammen und sprachen über das Erlebte. Milde Duftwolken von Balsam, Weihrauch und Myrrhe durchzogen den Raum. Sie erinnerten sich an das gleißende Licht, das sich wie aus einer unsichtba-ren Quelle speiste. Sie dachten an den wundersamen Stern, der ihr Leitstern gewesen war und sie zielsicher und ohne Um-wege an ihr Ziel gebracht hatte. Sie sprachen von der Liebe, die in dieser armseligen Hütte so spürbar gewesen war. Und sie erinnerten sich an den lieblichen Ton der Seele, der nur mit dem Herzen gehört werden kann.

Als die Zeit der Heimreise gekommen war, zog die königliche Karawane auf einem anderen Weg in ihre Heimat zurück, denn die Magier erkannten die bösen Absichten des Königs Herodes. Sie erreichten ihre Heimat mit leichtem Herzen und frohem Mut. Das Licht und der Ton der Heiligen Weihnacht begleitete sie fortan durch ihr Leben, bis auf den heutigen Tag.

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Über die AutorinMaria L. Schasteen ist ärztlich geprüfte Aromapraktikerin mit einer über zwanzigjährigen Erfahrung in der Anwen-dung hochwirksamer ätherischer Öle.

Sie ist Autorin der Trilogie „Duftmedizin - Ätherische Öle und ihre therapeutische Anwendung“ und der Sofort Rat-geber Serie „Ätherische Öle“. Sie ist Inhaberin der Firma Secrets of Nature Vertriebs GmbH.

Es ist ihre Freude „Menschen zu helfen sich selbst zu hel-fen, gesund und glücklich zu sein“.

http://www.secretsofnature.org