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Arch. exper. Path. u. Pharmakol., Bd. 225. S. 496--504 (1955). Aus der MedizinischenUniversit~tsklinik, G5ttingen (Direktor: Prof. Dr. R. SCEOEN). Das Serumeiweillbild bei experimenteller Hypo- und Hyperthyreose. Von HANS KLEINSORG~ HANs-LuDWIG KRl~SKEMPER u. CARMEL0 LOPEZ-CALLEJA*o (Eingegangen am 16. Februar 1955.) In friiheren Untersuehungen konnte nachgewiesen werden, da6 bei Ratten nach hohen Dosen yon Radio-Jod typische Ver~nderungen im Serumeiweil3bild auftreten (KLv.~som~, K~ffSKEMPE~ U. LOP]~Z 1955). Die vorliegenden Versuche sollen zur Kl~rung der Frage dienen, inwie- weir die nach Jodlal-Behandlung einsetzenden Serumeiweiflverschie- bungen als spezifisch fiir einen hypothyreotischen Stoffweehselzustand angesehen werden diirfen. Zu diesem Zweck wurden an Normaltieren mit Hilfe yon zwei antithyreoidalen Substanzen -- Methylthiouracil und Kaliumperchlorat (ST~BU~Y U. WYNGAA.RDEN 1952, KROSK]~ER U. KLEINSORG 1954) -- experimentell Hypothyreosen herbeigefiihrt und die SerumeiweiBfraktionen bei Applikation einer untersehiedlichen Dosis und bei verschieden langer Versuchsdauer bestimmt. Ferner wurde an hypophysektomierten Ratten der Einflufl yon Ka- liumperchlorat und yon thyreotropem Hormon auf das Serumeiweil]bild untersueht, um festzustellen, ob antithyreoidale Stoffe eine direkte Wir- kung auf die Eiweil~zusammensetzung des Serums besitzen und ob die Anregung bzw. Normalisierung der Schilddriisenfunktion hypophysen- loser Tiere durch thyreotropes Hormon yon Serumeiweiflver~nderungen begleitet ist. Schliel~lich wurde an Normaltieren durch Thyroxin eine hyperthy- reotische Stoffwechsellage erzeugt und gepriift, ob hierbei auftretende Abweichungen der Serumeiwei~e vonder Norm durch gleichzeitige Be- handlung mit Kaliumperchlorat verhindert werden kSnnen. MethodiL Als Versuchstiere dienten m~nnliche weil]eInzuchtratten mit einem Gewieht yon 100--130 g, die bei einer Standardkost (nach BAm~ER,Hersteller: Fa. I~tz, Eus- kitchen) gehalten wurden, Die Nomaltiere erhielten als Trinkitiissigkeit Wasser, die hypophysektomierten Tiere 5°/o:GlucoselSsungad libitum. Das Kaliumperchlorat (Merck, p.a.) wurde mit t~glich zweimaliger Schlund- sondenfiitterung einer w~flrigen LSsung in einer Gesamttagesdosis yon 100 mg bzw. * Stipendiat des Consejo Superior de Investigaciones Cientificos (Madrid).

Das Serumeiweißbild bei experimenteller Hypo- und Hyperthyreose

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Page 1: Das Serumeiweißbild bei experimenteller Hypo- und Hyperthyreose

Arch. exper. Path. u. Pharmakol., Bd. 225. S. 496--504 (1955).

Aus der Medizinischen Universit~tsklinik, G5ttingen (Direktor: Prof. Dr. R. SCEOEN).

Das Serumeiweillbild bei experimenteller Hypo- und Hyperthyreose.

Von HANS KLEINSORG~ HANs-LuDWIG KRl~SKEMPER u. CARMEL0 LOPEZ-CALLEJA*o

(Eingegangen am 16. Februar 1955.)

In friiheren Untersuehungen konnte nachgewiesen werden, da6 bei Rat ten nach hohen Dosen yon Radio-Jod typische Ver~nderungen im Serumeiweil3bild auftreten (KLv.~som~, K~ffSKEMPE~ U. LOP]~Z 1955). Die vorliegenden Versuche sollen zur Kl~rung der Frage dienen, inwie- weir die nach Jodlal-Behandlung einsetzenden Serumeiweiflverschie- bungen als spezifisch fiir einen hypothyreotischen Stoffweehselzustand angesehen werden diirfen. Zu diesem Zweck wurden an Normaltieren mit Hilfe yon zwei antithyreoidalen Substanzen - - Methylthiouracil und Kaliumperchlorat (ST~BU~Y U. WYNGAA.RDEN 1952, KROSK]~ER U. KLEINSORG 1954) - - experimentell Hypothyreosen herbeigefiihrt und die SerumeiweiBfraktionen bei Applikation einer untersehiedlichen Dosis und bei verschieden langer Versuchsdauer bestimmt.

Ferner wurde an hypophysektomierten Ratten der Einflufl yon Ka- liumperchlorat und yon thyreotropem Hormon auf das Serumeiweil]bild untersueht, um festzustellen, ob antithyreoidale Stoffe eine direkte Wir- kung auf die Eiweil~zusammensetzung des Serums besitzen und ob die Anregung bzw. Normalisierung der Schilddriisenfunktion hypophysen- loser Tiere durch thyreotropes Hormon yon Serumeiweiflver~nderungen begleitet ist.

Schliel~lich wurde an Normaltieren durch Thyroxin eine hyperthy- reotische Stoffwechsellage erzeugt und gepriift, ob hierbei auftretende Abweichungen der Serumeiwei~e v o n d e r Norm durch gleichzeitige Be- handlung mit Kaliumperchlorat verhindert werden kSnnen.

MethodiL Als Versuchstiere dienten m~nnliche weil]e Inzuchtratten mit einem Gewieht yon

100--130 g, die bei einer Standardkost (nach BAm~ER, Hersteller: Fa. I~tz, Eus- kitchen) gehalten wurden, Die Nomaltiere erhielten als Trinkitiissigkeit Wasser, die hypophysektomierten Tiere 5°/o:GlucoselSsung ad libitum.

Das Kaliumperchlorat (Merck, p.a.) wurde mit t~glich zweimaliger Schlund- sondenfiitterung einer w~flrigen LSsung in einer Gesamttagesdosis yon 100 mg bzw.

* Stipendiat des Consejo Superior de Investigaciones Cientificos (Madrid).

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Das SerumeiweiBbfld bei cxperimenteller Hypo- und Hyperthyreose. 497

250 mg/kg gegeben. In gleicher Weise gesehah die Applikation yon MeShylthiouracil (merck) (0,5% Suspension in Wasser; Dosis 100 mg/kg/Tag).

Das Thyroxin (Roche) wurde t~glich einmal subcutan injiziert (0,3 mg]100 g), ebenso das thyreotope Harmon (Pretiron, Schering) (TSH) in einer Dosis yon 15 bzw. 30 MSE/Tier/Tag.

Der Gesamteiwei#gehalt des Serums warde refraktomctrisch ermittelt. Die ScrumeiweiBfraktioncn wurden mit dem Mikroelektrophoreseger~t yon A~TWE~ER (1949) getrennt. Serumkonzcntration etwa 2,0 g-%, Verdiiimung mit LO~GSWORTH- Puffer (pH 8,6), Spannung ll0V, Stromst~rkc 3,5 mA, optimale Trennungszeit 18 rain. Die Auswertung geschah naeh dem Vorgehen yon HART~ANN U. SC~U- MACHER (1950).

Die statistische Priifung dcr Ergebnissc wurde nach P~TAU (1943) durchgeffihrt. Angegeben wird jeweils die Wmhrscheinlichkeit /~ ffir die Homogenit~t der ver- glichenen Mittelwerte (p ~ ~ 0,05: nicht signifikant; /~ ~ 0,05--0,01": schwach signifikant;/~ ~ 0,01--0,001"*: signifikant;/~ ~ ~ 0,001"**: hochsignifikant).

Die fo]gende Aufstellung gibt eine ~bersieht fiber die Vorbehandlung der einzelnen Tiergruppen, die Gruppennumerierung kommt in Text und Tabellen zur Anwendung:

1. Unbehandelte normale Kontrolltiere; 2. KC104 250 mg/kg, 14 Tage; 3. KC104 100 mg/kg, 21 Tage; 4. KC104 100 mg/kg, 28 Tage; 5. Methyl- thiouraeil (MTU) 100 mg/kg, 14 Tage; 6. Thyroxin 0,3 rag/100 g, 11 Tage; 7. Thyroxin 0,3 mg/100g, KCI04 1O0mg/kg, 11 Tage; 8. Hypophys- ektomierte Tiere, unbehandelt; 9. Hypophysektomier te Tiere, Pret iron 15 MSE/Tier (7 Tage), dann 30 MSE/Tier (3 Tage); 10. Hypophysekto- mierte Tiere, Pretiron (s. Gruppe 9), KC104 250 mg/kg, 10 Tage; 11. Hy- pophysektomierte Tiere, KCIO~ 250 mg/kg, 10 Tage.

Ergebnisse. A. Normaltiere.

Die Ergebnisse unserer Untersuchungen an Normaltieren sind in den Tab. 1 u. 4 zusammengestellt . Ein Vergleich der Mittelwerte der Serum- eiweil~fraktionen unbehandelter Ra t t en mit den yon DOL]~ (1944) und yon LEVER u. Mitarb. (1951) fiir den Menschen angegebenen Werte (in g - % ) zeigt, dab keine deiltlichen Unterschiede zwischen Menschen- und Rat tenserum hinsichtlieh der quanti tat iven Zusammensetzung bestehen. W~hrend bei der Elektrophorese mensehlichen Serums im wesentlichen 5 Globulin-Unterfraktionen (~1-, ~2-,/~1-,/~2- u. y-Globulin) differenziert werden, konnten im Rat tenserum 7 Globulinfraktionen getrennt werden, yon denen 2 den ~-, 3 den/~-, und 2 den 7-Globulinen zuzuordnen sind. Von einer Einzelauswertung der Unterfraktionen wurde Abstand ge- nommen, da fiber deren Zusammensetzung und physiologische Bedeutung nichts bekannt ist.

Die Herabsetzung der Schilddriisenfunktion durch Kaliumperchlorat und dutch Methylthiouracil f/ihrte zu einer von Dosis und Dauer der Behandlung abh~ngigen Zunahme des Gesamteiweiflgehaltes im Serum.

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498 H. KLEINSORG, H.-L. K.RVSKEmeE~ und C. LOPEZ-CALLEJA:

W~hrendKaliumperchlorat (100mg/kg/Tag, Gruppe4)erstnach4Wochen zu einem Anstieg von 6,6~/o (0,46 g-°/o ) AnlaB gab, war das Methylthio- uracil in gleicher Dosierung wesentlich wirksamer; hier wurde bereits naeh 14 Tagen eine Zunahme yon 14,3% (0,99 g-°/o ) beobachtet. (Diesem Verhalten des GesamteiweiBes entsprach die Gewebsatmung der Leber, die nach 14t~giger Methylthiouracilgabe 23 °/o und nach 28t~giger KC104- Applikation 19% unter dem Ausgangswert lag [vgl. KRffSXEMPER U. KLEINSO~G 1954].)

Die elektrophoretische Analyse ergab, dal~ an der Zunahme des Gesamteiwefl~es nicht alle EiweiBfraktionen in gleichem AusmaI~ beteiligt waren. Der Albumingehalt des Serums blieb bei den Ver- suchsgruppen 2 bis 5 (KC104 bzw. Methylthiouracil) ohne signifikante Abweichung vom Normalwert. Dagegen nahmen die Globuline deut- lich (jeweils um etwa 35~o ) zu und zwar bei Behandlung mit Kalium- perehlorat (100 mg/kg) erst nach 28 Tagen, bei Methylthiouracil bereits nach 14 Tagen.

Dieser Anstieg der Serumglobuline war ausschliel~lich durch Ver- mehrung der fl-Globuline bedingt; ~- und ~-Globuline lieBen w~hrend der Kaliumperchlorat- bzw. Methylthiouracil-Verabfolgung keine sicheren quantitativen Abweiehungen yon der Norm erkennen. Der/~-Globulin- spiegel war wie der GesamteiweiBgehalt yon Dauer und Dosis der Medi- kation abh~ngig: naeh 14 Tagen KC104 (100mg/kg/Tag, Gruppe 3) -~ 46~o ; nach 28 Tagen (Gruppe 4) Jr 94~o; naeh 14 Tagen 250 mg KC104/kg (Gruppe 2) ~-80~o und nach Methylthiouracfl (Gruppe 5) ~- 80~/o. Auch hier zeigte sich eine st~rkere bzw. friiher einsetzende Wir- kung des Methylthiouracil, insofern als bei gleicher Dosierung der fl- Globulinwert nach 14t~giger Methylthiouracilbehandlung erst nach 28t~giger Gabe yon Kaliumperchlorat erreicht wurde. Den beschriebenen Ver~nderungen (in erster Linie der erhebliehen fl-Globulinsteigerung) entsprach ein starkes Absinken des Albumin-Globulin-Quotienten nach Kaliumperchlorat- bzw. Methylthiouracilbehandlung.

Nach parenteraler Thyroxinzu/uhr (0,3mg/Tier/Tag, 11 Tage; Gruppe 6) f i e l d e r Gesamteiwei~gehalt im Serum um fast 20~/o (--1,31 g-~/o)- Hierbei waren fast aussehlieBlich die Albumine betroffen, deren Weft um 0,95 g-~o sank. Der Globulinspiegel wurde zwar aueh gesenkt (urn 0,38 g- ~/o), jedoch war die Differenz gegenfiber der ~orm nieht zu sichern. Im einzelnen beteiligten sich alle Globulinfraktionen in etwa gleichem Ausmal~ an dieser m~l~ig ausgepr~gten Verminderung (vgl.Tab. 1). Gleiehzeitige Verabfolgung yon Kaliumperchlorat (100mg/kg/Tag, Gruppe 7) lieB den Thyroxineffekt vSllig unbeeinflu~t; auch jetzt kam es lediglieh zu einer Abnahme des GesamteiweiBes, im wesentlichen auf Kosten des Albumins. Ein Anstieg der fl-Globuline wurde nicht beob- achtet.

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Das SerumeiweiBbild bei experimenteller Hypo- und I-Iyperthyreose. 499

B. Hypophysektomierte Tiere.

Obwohl die h y p o p h y s e k t o m i e r t e n Tiere e inem ande ren S t a m m als die m i t a n t i t h y r e o i d a l e n Subs t anzen behande l t en e n t n o m m e n waren - - und d ie folgenden Befunde dahe r m i t d iesem Vorbeha l t zu b e t r a c h t e n s ind f~ll t bei e inem Vergleich der Mi t t e lwer te de r SerumeiweiBfrak t ionen ein deutlie~h hShere r SerumeiweiBgehal t de r unbehande l t en h y p o p h y s e k t o - mie r t en R a t t e n a u f . Dieser is t fas t aussehlieBlich au f eine Z una hme der

Tabelle 1. Das Verhalten der Serumeiweiflfra~ionen von Ratten nach Verab]olgung von Kaliumperchlorat, Methylthiouracil, Thyroxin und Thyroxin 4- Kaliumperchlorat.

Angaben in g-~/o- Gruppennumerierung siehe Methodik.

1 2 3 [ 4 5 6 7 Thyroxin

KC]O4 KCIO~ KCIO~ ~:TU Thyroxin 0,3 rag/Tag Gruppe I Kontrollen 250rag/Tag 100rag/Tag 100rag/Tag 100rag/Tag t0,3 mg/Tag~ + KC104

14 Tage 21 Tage 28 Tage 14 Tage ' 11 Tage 100rag/Tag 11 Tage

Gesamt- eiweiB . .

-/-aM • . •

A l b u m i n . . ~ : a M . . . .

Gesamt- globulin .

i ~ M . . . .

~- Globulin . : : [ : a M . . .

fl-Globulin . i t e M . . .

y-Globulin . ~ = ~ M . . .

Albumin - Globulin- Quotient . 1,80 1,36

i a M - . . 0,142 0,109

fl- Globul ine zurf ickzuff ihren

6,93 6,79 0,193 0,172

4,45 3,92 0,298 0,193

2,48 2,87 0,197 0,136

0,68 0,73 0,145 0,052

0,95 1,60 0,124 0,115

0,86 0,51 0,131 0,091

6,95 7,39 7,92 5,62 5,82 0,201 0,181 0,288 0,167 0,180

4,49 3,98 4,58 3,50 3,70 0,215 0,155 0,305 0,255 0,261

2,44 3,41 3,34 2,10 2,12 0,164 0,076 0,281 0,120 0,275

0,45 0,86 0,55 0,86 0,60 0,164 0,073 0,078 0,076 0,051

1,39 1,84 1,70 0,84 0,79 0,150 0,208 0,188 0,055 0,190

0,59 0,71 0,69 0,78 0,033 0,096 0,079 0,097

1,84 1,17 0,151 i 0,076

0,78 0,083

1,37 0,299

1,66 0,223

1,75 0,294

(vgl. Tab. 1 u. 3), d . h . es be s t a nd eine EiweiBrela t ion im Serum, die mi t de r nach Behand lung m i t a n t i t h y - reo ida len Subs tanzen nahezu ident i sch war. Auch der A lbumin-Globu l in - Quot i en t lag en t sp rechend niedrig.

Der EinfluB yon ; thyreo t ropem Hormpn , K a l i u m p e r c h l o r a t und der kombin i e r t en B e h a n d l u n g m i t t h y r e o t r o p e m H o r m o n + K a l i n m p e r - ch tora t a u f das SerumeiweiBbi ld is t aus den Tab. 2 u. 3 ers ieht l ich. Bei i sol ier ter Ber i icks ich t igung der r e la t iven EiweiBverh~ltnisse (Tab. 2) ]leBen sich auBer einer m~Bigen ~ .Globu l inzunahme be i gleichzei t iger

• /~-Globul inabnahme nach Gabe yon Thy reo t rop in keine e indeut ige Ver- schiebungen feststel len.

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500 I{. KLEII~SORG, H.-L. KRUSKEMPER und C. LOPEz-CALLEJA:

Dagegen ~nder t sich das Bi ld bei B e t r a c h t u n g der Abso lu twer te (Tab. 3). Verabfo lgung yon t h y r e o t r o p e m H o r m o n f i ihr te zu einer Sen- k u n g des GesamteiweiBes um e twa 10~o ( - -0 ,71 g-°/o ). An dieser Ab-

Tabelle 2. Das Verhalten der Serumeiweifl/raktionen (Relativwerte) hypophysekto- mierter Ratten unter Behandlung mit TSH, TSH + KCIO 4 und mit KGlO 4.

Gruppen 8--11 (siehe Methodik). Angaben in Relativ-~o. n = ie 7 Tiere.

Gruppe Unbehandelte TSH TS]t + KC104 KCIO~ Kontrollen

Albumin . . . . . I 56,61 GesamCglobulin . . I 43,39 c¢- Globulin . . . . 10,67 fl-Globulin . . . . i 20,93 F- Globulin . . . . *: 11,79

55,34 44,66 14,60 17,66 12,40

57,78 42,22 11,73 18,63 11,86

57,20 42,80 11,90 20,96 9,94

Tabelle 3. Die Serumeiwe~fl/raIctionen hypophysektomierter Ratten nach Behandlung mit TSH, TSH + KCIO~ und mit KClOa.

Gruppen 8--11 (siehe Methodik). n = je 7 Tiere. Angaben in g-~o (Absolutwerte).

Gruppe Unbehandelte TS• TS~ + KC10~ KOlO4 Kontrollen

G e s a m t e i w e i B . . . : : L a M . . . . . .

Albumin . . . . . ', =J=aM . . . . . . . Gesamtglobul in . . i -{-aM . . . . . . ~-Globulin . . . . =J:: a M . . . . . . i fl-Globulin . . . . =~:aM . . . . . . . y-Globulin . . . . ! ± , , i . . . . . .

Albumin- Globulin- Quotient . . . .

± ~ M . . . . . I

7,44 6,67 0,117 0,078 4,21 3,69 0,138 0,163 3,23 2,98 0,152 0,139 0,79 0,97 0,034 0,067 1,57 1,18 0,119 0,109 0,88 0,076

1,30 0,106

0,83 0,074

1,24 0,118

7,02 0,125 4,06 0,207 2,96 0,114 0,82 0,073 1,3I 0,124 0,83 0,119

1,37 0,119

7,81 0,137 4,47 0,230 3,34 0,193 0,93 0,063 1,64 0,192 0,78 0,066

1,34 0,164

n a h m e waren in ers ter Linie die A lbumine (mit 0,52 g-°/o ) betei l igt . Der Gesamtglobul insp iege l sank u m 0,25 g -%. D a b e i bewegten sich jedoch n i ch t al le Globul in f rak t ionen in gleicher R i c h t u n g : w~hrend die 7-Glo- bul ine unbeeinf luBt bl ieben, n a h m e n die ~-Globul ine u m 23% zu und die f l -Globul ine u m 40% ab. I m ganzen gesehen resu l t ie r te nach Behand- lung hypophysen lose r R a t t e n m i t t h y r e o t r o p e m H o r m o n eine Verschie. bung der SerumeiweiBe zu Normalwer ten .

Bei gleichzei t iger perora le r Gabe yon K a l i u m p e r c h l o r a t w~hrend der Behand lung mi t t h y r e o t r o p e m H o r m o n (Gruppe 10) k a m e n d ie nach

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Das SerumeiweiBbild bei experimenteller Hypo- und Hyperthyreose. 501

alleiniger Thyreotropin-Applikation zu beobachtenden SerumeiweiB- ver~nderungen nicht zur Ausbfldung: es fehlte sowohl die Albumin- abnahme als die ~-Globulinzunahme; auch die Verminderung der fl- Globuline war nur geringgradig ( - - 17 ~/o) und statistisch nieht signifikant.

Die Behandlung mit Kaliumperchlorat (100 mg/kg/Tag; Gruppe !1) war ohne EinfluB auf das SerumeiweiBbild der hypophysektomierten Ra~ten.

Besprechung der Ergebnisse. Die Angaben der Literatur fiber das Verhalten des GesamteiweiBes im Serum

bei Hyperthyreosen und nach Thyroxingaben im Tierversuch sprechen fiberein- stimmend yon einem normalen bzw. verminderten GesamteiweiBwert (AGNOL~.TTO U. AGNOLF.TTO, 1950; A~CTOG~ETTI U. GTrrGLIOTTI, 1952; BARTELS, 1938; BROWN U. MEC~Y, 1938; HORST U. KUHLE~CORDT, 1954; LEWIS U. MeCULLAG~, 1944; 1 ~ , Gn~UE~ u. P~.TERS, 1942).

Auch wit fanden eine Abnahme des Gesamt.eiweiBes sowohl am Normaltier nach Thyroxinbehandlung als an hypophysenlosen Tieren

Tabelle 4. Statistische Auswertung der in Text und TabeUen zitierten Mittdwerte der einzelnen Gruppen. Gruppenbezeichnungen siehe Methodik.

Ver- gliehene O ~ p p e n

1/ 2 1/ 3 1/ 4 1/ 5 1/ 6 1/ 7 2/ 4 2/ 5 3/ 4 4/ 5 6/ 7 8/ 9 8/lO 8/11 9/10 9/11

lO/11

Gesamt- eiwei$

> 0,1 > 0,1

0,07 0,016"

< 0,001"** 0,0015"* 0,055 0,014"

> 0 , 1 > 0,1 > 0 , 1

< 0,001"** 0,035* 0,055 0,038*

< 0,001"** 0,001"*

Albumin (~esamt- globulin

a- Glo- bulin

F-Glo- Albumin- fl-Globulin bulin Globulin- Quotient

> 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 < 0,001"** < 0,001"** > 0,1 > 0,1

0,09 > 0,i > 0,1

0,035* > 0,1 > 0,1 > 0,1

0,018" > 0,1

> 0,1 > 0,1

0,003** 0,03*

> 0,1 > 0,1

0,014" > 0,1

0,001"* > 0,1 > 0,1

> 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1

> 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1

0,04* > 0,1 > 0 , 1 > 0,1 > 0,1 > 0,1

0,006"* 0,05* 0,009** 0,016"

> 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1

0,038* > 0,1 > 0,1 > 0,1

0,07 > 0,1

> 0,1 0,05* > 0,1 > 0,1 > 0,1 0,006** > 0,1 > 0,1 > 0 , 1 > 0 , 1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 0,006** > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1

> 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1 > 0,1

nach Anregung der Thyroxinsynthese durch thyreotropes Hormon. Diese Verminderun 9 des (~amte iwei f les im Serum ging fast ausschlieBlich auf Kosten der Albumine vor sich. Entspreehende Befunde teilten AG~CO-

I~ETTO U. AGNOT.ETTO (Versuehe an Kaninchen) mit. Den y o n MAEAUX u.

K 6 ~ v (1952) in zwei F~llen yon Myx6dem fe.stgestellten Albuminanstieg nach Thyroxinbehandlung beobachteten wir weder naeh Gaben y o n

~hyreotropem Hormon bei hypophysektomierten Ratten noeh nach Arch. exper. Path. u. Pharmakol., Bd. 225. 3 5

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502 H. KLEINSORG, H.-L. KRUSKEMPER and C. LOPEz-C~LEJA:

Thyroxinverabfolgung an Ratten, bei denen durch Jod lal eine Hypo- thyreose erzeugt worden war (KLEI~SORG, KRi)SKE~IPER u. LOPEZ 1955).

Die durch Thyroxin verursachte Albuminverminderung ist auch bei kombinierter Behandlung mit Kalinmperchlorat deutlich nachweisbar (vgl. Tab. 1). Die bei hypophysenlosen Ratten nach Behandlung mit thyreotropem Hormon auftretende Albuminverminderung wird hingegen durch gleichzeitige Verabfolgung yon Kalinmperchlorat verhindert. Hieraus darf der Schlu[~ gezogen werden, dab die Abnahme des Serum- albumins als typische Thyroxin~drkung angesehen werden kann.

Die Ursache dieser Albuminverminderung ist aufier in einem gesteiger- ten Eiwei~umsatz in erster Linie in einer durch Thyroxin bedingten St6rung der Albuminsynthese in der Leber zu suchen.

Die Lebern yon Patienten mit Hyperthyreose zeigen nach AssM~N 1931, ROSSLE 1933, WELLER 1933, LICHTMANN 1941 U.a. deutliche morphologische Ver~nderungen im Sinne einer Hepatitis, zum Tefl von Cirrhosen mad gelegentlich sogar von akuten Dystrophien. Diesen Befunden entsprechen FunktionsstSrungen der Leber, worauf Angaben fiber StSrungen des Galactosetestes (ALT~L~USE~ LOCKH~DT U. SOLEY 1940, STENST~ 1946) und fiber eine Verminderung des Prothrombinspiegels im Blut bei Thyreotoxikosen (Load u. A~DRVS 1941, Bm~EL U. DICKER 1942, MiiLLER-tIANDSCHUU 1952 U. a.) hizldeuten.

Sowohl Thyroxingaben an Normaltiere als auch Verabfolgung yon thyreotropem Hormon an hypophysektomierte Tiere lieBen den Globulin- gehalt des Serums praktisch unbeeinfluBt. Eine m~Bige und statistisch nicht zu sichernde Abnahme aller Globulinunterfraktionen nach Thyroxin (vgl. Tab. 1, Gruppe 6) kSnnte die gleichen Ursachen besitzen wie die Albuminverminderung. Auch aus der Literatur ergibt sich kein Hinweis auf typische Globulinverschiebungen bei Schilddriiseniiberfunktion.

Im Gegensatz zu der Abnahme des Serumeiwei[tes bei hyperthyreoti- scher Stoffwechsellage fanden wit bei herabgesetzter Schilddriisen/unktion eine Zunahme des Gesamteiweifles. Wir konnten diesen Befund nach Be- handlung mit Kaliumperchlorat und Methylthiouracil (Tab. 1) ebenso wie nach Ausschaltung der Schilddriise durch Jod TM (KLEINSORG, K]~ffs- XEMPER u. LOPEZ 1955) erheben. ~hnliche Beobachtungen beschrieben LEWIS u. McCULLAGH (1944) bei idiopathischem Kretinismus. Auch die Ergebnisse unserer Untersuchungen an hypophysektomierten Tieren wiesen in die gleiche Riehtung; hier konnte der erh6hte Gesamteiweil~- wert (Tab. 3) durch thyreotropes Hormon zur Norm zuriickgeffihrt werden, und ist demnach als Ausdruck einer Unterfunktion der Schild- driise anzusehen.

Diese Vermehrung des GesamteiweiBes beruhte ausschliei~lich auf einer Vermehrung der Globuline. Im einzelnen zeigten die Unterfraktionen ein verschiedenes Verhalten. W~hrend die a-Globuline nicht an den Ver- ~nderungen teilnahmen, reagierte die y-Fraktion nur nach Radio-Jod- Behandlung (KLEINSORG, KRi#SKEMPER U. LoPEz 1955) mit einem

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Das SerumeiweiBbfld bei experimenteller Hypo- und ttyperthyreose. 503

Anstieg. Die fl-Globuline hingegen nahmen in jedem Fall (naeh Kalium- perehlorat- und Methylthiouraeil-Behandlung, naeh t typophysektomie und nach Gaben yon Jod TM) zu. Auch klinische Untersuehungen bei Kretinismus und MyxSdem liel]en konstant diesen fl-Globulinanstieg erkennen (L~wIs u. McCuLLAGH 1944).

~ber die Ursache der fl-Globulinvermehrung bei hypothyreotischer Stoffwechsellage lassen sich wegen mangelnder Kenntnisse fiber die Bfldung dieser Fraktion keine sicheren Aussagen machen. Bei frfiheren Untersuchungen fiber das SerumeiweiI~ nach Jod181-Behandlung fanden wir keine feste Korrelation zwischen fl-Globulin und Serumcholesterin. I)amit dfirfte die Annahme einer gesteigerten fl-Globulinsynthese als Anpassung an die erhShten Anforderungen hinsichtlich eines Cholesterin- ,,Vehikels" (vgl. BE~HOLD U. OTT 1952) unwahrscheinlich sein.

Aus den geschilderten Befunden ergibt sich somit ffir die t typer- thyreose bzw. ffir den Zustand nach Thyroxinbehand]ung als spezifische Ver~nderung des SerumeiweiBes eine Abnahme des Gesamtwertes, die praktisch ausschlieBlich durch eine Verminderung der Albumine zustande kommt. Als typisch ffir eine - - wie auch immer entstandene - - Hypo- thyreose ist eine Zunahme des GesamteiweiBes im Serum auf Grund einer isolierten fl-Globulinvermehrung anzusehen.

Zusammenfassung. Untersuchungen des SerumeiweiBes yon Rat ten bei experimenteller

Hyper- und Hypothyreose ergaben: 1. Thyroxinbehandlung senkt durch Verminderung des Albumins den

GesamteiweiB-Spiegel. Gleichzeitige Behandlung mit Kaliumperchlorat vermag diesen Thyroxineffekt nicht zu beeinflussen.

2. Kaliumperchlorat und Methylthiouracfl bewirken eine yon Dosis und Dauer der Verabfolgung abh~ngige Zunahme des Gesamteiweii3es im Serum. Hierffir ist eine isolierte/~-Globulinvermehrung verantworthch.

3. Der bei hypophysektomierten Ratten erhShte GesamteiweiB- gehalt des Serums wird durch thyreotropes Hormon gesenkt. Hieran sind vorwiegend die Albumine, weniger das •-Globu]in beteiligt. Diese Wirkung des thyreotropen Hormons wird durch Kahumperchlorat ver- hindert. Kalinmperchlorat allein ist ohne Einflul3 auf das SerumeiweiB hypophysenloser Tiere.

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Dr. H. KLEINSORG und Dr. I-I.-L. KRUSKEMPER~ Medizinische Universit~tsklinik, GSttingen.