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Archiv Ohren- usw. Heilk. u. Z. Hals- usw. Heilk., Bd. 172, S.299--309 (1958) Aus der Universit~tsklinik fiir Hals-, Nasen- und 0hrenkranke, Basel (Vorsteher: Prof. Dr. E. L~sct~EI~) Der Einflull der Besehallung auf die Intensitiitsuntersehiedssehwelle des normalen und des kranken 0hres Von E. Llb~SCHER und 0. LAEPPLE Mit 1 Text~bbildung (Eingegangen am 15. November 1957) Dal~ die Beschallung des Ohres eine funktionelle Zustands~nderung mit sich bringt, ist eine seit langem bekannte Tatsache, die yon jeher zu entsprechenden Untersuchungen veranla•t hat. Es sind, wie L~SCH~I~ 13 hervorhebt, an ihr 3 Vorg~nge beteiligt, die sich mehr oder wenJger scharf voneinander trennen lassen, die Adaptation, die Er- mfidung im engeren Sinn und bei hohen Schallintensit~ten das akustische Trauma. Sie werden zuweflen auch heute noch unter dem Sammein~men ,Ermfidung" zusammengefal~t. Ihre auff/~lligst% aber keineswegs die einzige J~ul~erung besteht w~hrend der BeschMlung in einer Abnahme der subjektiven Lautst~rke eines Schalles bei gleichbleibender physi- kalischer Intensit~t, nach der Beschallung in einer ErhShung der tISr- schwelle, die nach Abbruch des Schallreizes mehr oder weniger rasch zur Norm zurfickkehrt. Die Ver~nderung w/~hrend der Beschallung wird von Hood 1~ als perstimulatorische Ermfidung, nach der Beschallung als poststimulatorische Ermiidung bezeichnet. Das normale und das kranke Ohr verhalten sich in der Regel grund- ss gleich, aber es kSnnen graduelle Verschiedenheiten ~uftreten. W~hrend die Schalleitungsst6rung auch graduell yore normalen Innen- ohr bzw. dem normalen nervSsen Apparat Idcht zu unterscheiden ist, sofern die Behinderung der Schalleitung beriicksichtigt wird, zeigen die Erkrankungen des nervSsen Apparates des Ohres unter Umst~nden eine st~Lrkere ,,Ermfidburkeit", so dal3 die subjektive Lautst~rke zeitlich rascher abf~llt als beim normalen Ohr und die I-ISrschwelle abnorm stark ansteigt. Das kranke Ohr wird daher bei Beschallung verh~ltnis- m~13ig noch schwerh6riger als im Ruhezustand. Andrerseits weist eine Reihe yon St6rungen des nervSsen Apparates den sogenannten Laut- sts auf, d.h. das kranke Ohr empfindet fiberschwellige Werte hoher Intensit~t gleich ]aut wie ein gesundes Ohr, trotzdem die I-ISrschwelle mehr oder weniger erhSht ist. Nach Mlgemeiner Ansicht

Der Einfluß der Beschallung auf die Intensitätsunterschiedsschwelle des normalen und des kranken Ohres

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Page 1: Der Einfluß der Beschallung auf die Intensitätsunterschiedsschwelle des normalen und des kranken Ohres

Archiv Ohren- usw. Heilk. u. Z. Hals- usw. Heilk., Bd. 172, S.299--309 (1958)

Aus der Universit~tsklinik fiir Hals-, Nasen- und 0hrenkranke, Basel (Vorsteher: Prof. Dr. E. L~sct~EI~)

Der Einflull der Besehallung auf die Intensitiitsuntersehiedssehwelle des normalen

und des kranken 0hres Von

E. Llb~SCHER und 0. LAEPPLE

Mit 1 Text~bbildung

(Eingegangen am 15. November 1957)

Dal~ die Beschallung des Ohres eine funktionelle Zustands~nderung mit sich bringt, ist eine seit langem bekannte Tatsache, die yon jeher zu entsprechenden Untersuchungen veranla•t h a t . Es sind, wie L~SCH~I~ 13 hervorhebt, an ihr 3 Vorg~nge beteiligt, die sich mehr oder wenJger scharf voneinander trennen lassen, die Adaptation, die Er- mfidung im engeren Sinn und bei hohen Schallintensit~ten das akustische Trauma. Sie werden zuweflen auch heute noch unter dem Sammein~men ,Ermf idung" zusammengefal~t. Ihre auff/~lligst% aber keineswegs die einzige J~ul~erung besteht w~hrend der BeschMlung in einer Abnahme der subjektiven Lautst~rke eines Schalles bei gleichbleibender physi- kalischer Intensit~t, nach der Beschallung in einer ErhShung der tISr- schwelle, die nach Abbruch des Schallreizes mehr oder weniger rasch zur Norm zurfickkehrt. Die Ver~nderung w/~hrend der Beschallung wird von Hood 1~ als perstimulatorische Ermfidung, nach der Beschallung als poststimulatorische Ermiidung bezeichnet.

Das normale und das kranke Ohr verhalten sich in der Regel grund- ss gleich, aber es kSnnen graduelle Verschiedenheiten ~uftreten. W~hrend die Schalleitungsst6rung auch graduell yore normalen Innen- ohr bzw. dem normalen nervSsen Apparat Idcht zu unterscheiden ist, sofern die Behinderung der Schalleitung beriicksichtigt wird, zeigen die Erkrankungen des nervSsen Apparates des Ohres unter Umst~nden eine st~Lrkere , ,Ermfidburkeit", so dal3 die subjektive Lautst~rke zeitlich rascher abf~llt als beim normalen Ohr und die I-ISrschwelle abnorm stark ansteigt. Das kranke Ohr wird daher bei Beschallung verh~ltnis- m~13ig noch schwerh6riger als im Ruhezustand. Andrerseits weist eine Reihe yon St6rungen des nervSsen Apparates den sogenannten Laut- sts auf, d .h . das kranke Ohr empfindet fiberschwellige Werte hoher Intensit~t gleich ]aut wie ein gesundes Ohr, trotzdem die I-ISrschwelle mehr oder weniger erhSht ist. Nach Mlgemeiner Ansicht

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ist dieser Lautst~rkeausgleich bei Sch~den des Cortischen Organes, d. h. des Umwandiers, vorhanden, weshalb diese SchwerhSrigkeiten yon L~SCHER 14 als l~eceptorsehwerh5rigkeiten bezeichnet werden. Es ist klar, dab Lautsts und st/~rkere Ermfidbarkeit die sub- jektive Lauts tarke in entgegengesetztem Sinne beeinflussen und daher die resultierende subjektive Lautst~rke mit der Zeit der ]3eschallung kleiner werden muG. Darauf haben Dix u. HooDS,6,s, 9,11 aufmerksam gemaeht. Sie fanden bei ihren Untersuchungen fiber das Lautsti~rke- gleichgewicht zwischen gesundem und krankem Ohr bei Receptorschwer- hSrigkeiten, vor allem der Meni~reschen Krankheit , dab der Lautst~rke- ausgleich mit der Besehallung kleiner wird, verschwindet und sich schlieBlich umkehrt , d. h. das schwerhSrige Ohr erseheint nach der Be- sehallung noeh sehwerhSriger, als dies dem Sehwellenwertunterschied entspricht. Hood u. Dix (1. c.) betraehten zudem den Lautst~rkeaus- gleich als on-Effekt, der dementsprechend in kurzer Zeit abgelaufen ist, und sie sind deshalb der Meinung, dab sich der Lautstarkeausgleich nur mit den kurzen TonstSBen des alternierenden Lautstarkevergleiehs nach FOWLE~ best immen lasse, nicht aber mit dem den on-Effekt fiber- dauernden simultanen Lautstiirkevergleich. DE Ba~INE-ALTES ~ stellte allerdings keinen signifikanten Untersehied fest. Die Ansieht yon HOOD u. Mitarb. ist aber deshalb wichtig, weft der on-Effekt nur sehr kurze Zeit anh~lt, zeitlieh mehr oder weniger mit der Adaptat ion zusammen- fallen dfirfte und daher alle fiberschwelligen Methoden der HSrprfifung mit ihrer wenn aueh kurzen Dauer den on-Effekt nicht mehr zeigen. Naeh L~SCHER O. ZWISLOCK117 vollzieht sich die Adaptat ion in Zehntel- sekunden, wahrend die fiblichen fiberschwelligen ItSrprfifungsmethoden immerhin einige Sekunden als Minimum erfordern. Es fragte sich daher, ob mit den fibersehwelligen HSrprfifungsmethoden, abgesehen yon dem Fowlersehen alternierenden Lautsti~rkevergleieh, der Lautstiirkeaus- gleich iiberhaupt nachweisbar ist. HOOD (1. e.) sieht denn auch in diesem zeitlichen Verhalten einen Grund ffir die geteilten Meinungen fiber den Wert der tiberschwelligen Methoden z .B. auch der Intensitatsunter- sehiedsschwelle. Denn die Resultate hs naeh HOOD (1. e.) yon der Geschwindigkeit der Messungen bzw. der Schallsti~rke~nderung ab, die bei der Versehiedenheit der angewandten Technik nieht immer dieselbe ist. Obwohl wir bei unseren Best immungen der Intensitatsunterschieds- schwelle nieht diesen Eindruck hatten, schien es uns doch richtig, den EinfluB der Besehallung auf die Untersehiedsschwelle direkt zu unter- suehen, zumal auch LANGENBECK 12 der Beschallung eine wesentliehe Wirkung zuschreibt.

Untersuchungsmethodik Die Untersuchungen fanden in einer praktisch sehalleeren Kammer

start und wurden mit dem Audiometer yon JAQUET durehgef/ihrt.

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EinfluB der Beschallung auf die Intensit~tsunterschiedsschwelle des Ohres 301

Die Intensit/~tsunterschiedsschwelte wurde bei 62 Personen unter- sueht, worunter 10 Norm~lhSrende, 10 SchalleitungsschwerhSrige and 42 ReceptorschwerhSrige, yon denen 11 eine Sehalleitungskomponente aufwiesen. Es wurden im ganzen 108 Bestimmungen der Unterschieds- schwelle vor und nach Besehallung vorgenommen und naeh MSgliehkeit versehiedene Frequenzen bei jedem Untersuehten durehgefiihrt. Leider war dies mit Riicksicht auf den Patienten bei den ReeeptorschwerhSrig- keiten nicht immer m6glich.

Sowohl bei den NormalhSrenden wie bei den SehwerhSrigen fand zuns eine Bestimmung des Reintonaudiogramms ffir Luftleitung und bei den SehwerhSrigen auch ffir Knochenleitung in tiblieher Weise mit einem modulierten Ton yon 70% start. AnsehlieBend erfolgte die Bestimmung der Untersehiedsschwelle bei einer Intensit/s yon 80 Dezibel fiber der ,,normalen" HSrsehwelle fiir die Frequenzen 1000, 2000, 4000 und 500 Hertz in der genannten l~eihenfolge naeh der Methode yon L~scI~R u. ZwlsLocxi14,1s, lg. Entsprechend dieser Methodik wurde die Unterschiedsschwelle bei absteigender Modulation yon 70% bis 0% gemessen. Es erfolgte darauf bei normalem GehSr die Beschallung des 0hres w/~hrend 5 min mit einem nieht modulierten Ton von 80 db fiber der normalen HSrschwelle bei einer der oben genannten Frequenzen, meistens bei 1000 Hz. 0hne den Ermfidungston abzusetzen, wurde nun die Modulation yon 0~o stufenweise gesteigert, bis die Versuchsperson Intensit/~tsschwankungen wahrnahm. Da die Unterschiedssehwelle bei ansteigender Modulation etwas gr6Ber ausf/s ( L ~ s c ~ 1 4 ) , ffihrten wir ansehliel~end eine zweite Bestimmung bei absteigender Modulation dureh. Auf diese Weise wurde zungchst jede Unterbrechung des Er- mfidungstones z .B. beim Umschalten ausgeschlossen. Die auf diese beiden Arten gewonnenen l~esultate stimmen innerhalb der Streuung iiberein. Das Gegenohr wurde absiehtlich nieht vert~ubt, denn die Be- stimmung der Intensit/~tsmodulation wird dadureh erschwert und infolge zentraler Summation erhSht (C~IOCHOLLE~). Naeh den Bestimmungen des UberhSrens yon SPAlZl~EVOH~ 25, TANNEtr 26, LiYSOtlEI~ u. K o N I G 15

t r i t t die Uberleitung erst bei Intensit/~ten yon 60--80 db auf, d. h. bei der Prfifung der Untersehiedsschwelle bei 80 db gel~ngen nur etwa 20 db in das Gegenohr. Das Gegenohr weist deshalb eine viel grSl]ere Unter- schiedssehwe]le auf als das Prfifohr. H/s wir in unseren Untersuchungen eine Zunahme der Untersehiedssehwelle durch die Besehallung fest- gestellt, so h/~tte die Beteiligung des Gegenohres beriieksichtigt werden mfissen und eine Vert~ubung w~re unerls gewesen. Da aber die Unterschiedsschwelle gleieh blieb, so entspricht sie auch ohne Vert/iubung dem untersuehten Ohr. Bei Sehwerh6rigkeit f~nd die Beschallung vor- wiegend im Frequenzbereich des HSrverlustes start, bei einer Minder- zahl aueh im unbeseh/~digten HSrgebiet. Sofern der HSrverlust hoeh-

Arch. Ohren- usw. Hei lk . u. Z. Hals- usw. t te i lk . , Bd. 172 21

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gradig war, erfolgte die Bestimmung der Untersehiedsschwelle nieht bei 80 db fiber der Norm, sondern mindestens 20 db fiber der HSrsehwelle des Patienten. In einigen F/~llen prfiften wir das Verhalten der Unter- sehiedsschwelle in den dem Ermfidungston benachbarten Frequenzen, jedoeh konnte in keinem l~'al] eine Wirkung auf die Nachbargebiete nachgewiesen werden.

Ergebnisse Der grSl~te Tell der 62 Untersuehten, n/~mlich 51 F/~lle, zeigte naeh

der Beschallung dieselbe Unterschiedssehwelle wie vorher. Dabei wird eine Sehwankung yon 2% noeh als normale Streuung betrachtet. Dem- entsprechend erfolgten die Schwankungen bei den 25 derartigen F/~llen in ungef/s gleieher I-I/~ufigkeit naeh oben und unten (9 F/~lle yon Zu- nahme, 16 F/ille yon Abnahme). Die 10 NormalhSrenden hielten sich alle innerhalb 2%. Wiehtig ist jedoeh, dal~ yon den 42 Receptorsehwer- hSrigkeiten bei 33 Patienten die Werte vor und naeh der Beseh~llung identisch ausfielen, dal~ sich also die Unterschiedsschwelle bei mehr als zwei Drittel der Patienten mit Lautst/s unter der Besehallung nicht ge~ndert h~tte.

Die ausfiihrlichen Untersuchungsprotokolle mit den Audiogrammen und den Kr~nkengeschichten stehen zur Verfiigung.

Bei den restlichen 11 Untersuchten betrug der Unterschied vor und nach der Beschallung in 10 Malen 4%, und nur einmal 6%. Normal- hSrende fanden sich wie sehon erw/~hnt nicht darunter. 2 d~von waren LeitungsschwerhSrigkeiten, bei welchen die Unterschiedsschwelle um 4% bei einer Frequenz bzw. bei der Minderzahl der bestimmten Fre- quenzen abnahm. Eine durchgehende Abweichung bei ~llen Frequenzen zeigte weder der eine noeh der andere Patient, so dal3 mit ]~ezug auf das ganze Audiogramm kein LeitungsschwerhSriger durch die Besch~llung fiber die Streuung hinaus beeinflul3t wurde.

Mit Bezug auf die besehriebene Ansieht yon Hood u. Mitarb. (1. e.) interessieren jedoeh vor allem die 9 F~lle yon l~eceptorschwerhSrigkeit mit 8real 4% und lmal 6% ~nderung der Unterschiedssehwelle. In 3 F/~llen besehr/~nken sieh die Abweiehungen auf eine Frequenz, w/s die fibrigen bestimmten Frequenzen sich innerhalb einer Streuung yon 2% hielten. Es blieben somit nur 6 F/tlle mit einer Abweiehung yon 40//0 bzw. lmal 6% fibrig. Bei allen konnte jedoeh nur eine Frequenz unter- sucht werden u n d es ist daher fraglich, ob nicht andere Frequenzen innerhalb der Norm geblieben w/~ren. Aueh wurde die Untersehieds- schwelle in 2 F/tllen nach der Beschallung kleiner u n d nut in 4 F~llen grSl]er, entsprechend einer evtl. Abnahme bzw. dem Versehwinden des Lautst~rkeausgleichs. Schon die Abweiehung in beiden l~ichtungen zeigt, dal~ ein Einzelwert yon 4% Abweichung noch in die normale

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Einflul~ der Besehallung auf die Intensit~tsunterschiedsschwelle des Ohres 303

Streuung fallen kann, entspreehend der Erfahrung bei der Bestimmung der Untersehiedssehwelle. L~3SCH~ 14 u. Mitarb. haben 5frets darauf hingewiesen, dab Einzelwerte die iibliehe Streuung iibersehreiten kSnnen. Eine eindeutige Zunahme der Unterschiedsschwelle dureh Be- sehallung koimten wir demnaeh aueh bei ReceptorsehwerhSrigkeiten nicht nachweisen, aber selbst, wenn diese Einzelwerte als mal]geblieh ffir das ganze Audiogramm angesehen werden, h~tte die Zunahme der Untersehiedsschwelle yon 4% auf 8% nur in einem einzigen Fall ein Versehwinden des Lautst~rkeausgleichs naeh der Besehallung bedeutet und damit den diagnostisehen Wert der Methode beeintr~ehtigt.

Bespreehung Wird die Unterschiedsschwelle bei der Frequenz und der Intensits

eines Beschallungstones yon 80 db untersucht, so zeigen unsere Ergeb- nisse, dab die funktionelle Zustands~nderung des Ohres durch intensive Besehallung mit ihrer Abnahme der subjektiven Lautsts weder bei normalem GehSr noch bei den versehiedenen yon uns untersuchten Arten yon SchwerhSrigkeit einen signifikanten EinfluB auf die GrSBe der Unterschiedsschwelle hat. Insbesondere konnten wir bei unseren F~llen yon ReceptorschwerhSrigkeit mit Lautst~rkeausgleieh keine eindeutige und regelm~Bige Zunahme der Unterschiedsschwelle nachweisen.

Aueh Nachbarfrequenzen verhielten sieh gleieh wie die Beschallungs- frequenz. Dagegen haben wir die Unterschiedssehwelle bei niedrigen Intensit~ten nicht untersucht und kSnnen daher zu der yon I~AWDO~- SMITH U. STURDY ~t gefundenen Zunahme der Untersehiedssehwelle nach Ermiidung des Ohres nicht Stellung nehmen.

Diese Feststellung ist zuns fiir die Brauehbarkeit unserer Metho- dik der Intensit~tsunterschiedssehwellenbestimmung wichtig, denn sie zeigt, dab die notwendige Zeitspanne, die zur NIessung der Untersehieds- schwelle erforderlich ist, trotz der Dauerbesehallung mit 80 db keine Rolle spielt. Je nach der Urteilsf~higkeit des Patienten betr~gt sie immer- bin 1/2--1 min, w~hrend weleher der allerdings modulierte Ton ein- wirkt. Die Annahme yon DIX u. Hood 6, dab die GrSBe der Unter- sehiedssehwelle je nach der erforderlichen Zeit der Bestimmung ver- schieden ansfs und entsprechend einem Verschwinden des Lautst~rke- ausgleiehs dureh l~ngere Besehallung bei ReceptorsehwerhSrigkeiten regelm~Big gr6Ber wird, konnten wir demnaeh rdeht best~tigen. Dabei finden sich in unserem Krankengut aueh F~lle yon idiopathiseher Me- ni~reseher Erkrankung, bei weleher naeh DIx u. H o o d 5,s,s,9,1~ tier Lautst~rkeausgleich mit der Beschallung verseh~dndet. In den Mittei- lungen yon Dix u. HOOD finden sich allerdings keine Angaben fiber die Zahl der untersuchten F~lle und ob dabei aueh andere l~eeeptor- schwerhSrigkeiten als Menigresche Krankheiten zur Untersuehung kamen

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Es ist daher nicht ausgesehlossen, dab die Diskrepanz in den Ergebnissen yon DIx u. Hood (1". c.) sb~cie den unseren auf ein verschiedenes Kran- kengut zur/ickgeht. U n s e r Krankengut umfal]t 42 Reeeptorsehwer- hSrige, und es ~st immerhin mSglich, dab sieh best immte Arten yon Receptorschwerh6rigkeiten, die darin nicht enthalten waren, anders ver- halten. Selbst aber, wenn dies ausnahmsweise der Fall w/~re, wiirde da- d u t c h die Schliissigkeit der folgenden grunds~tzlichen l~berlegungen zur Beeinflussung des Lautsts dureh Beschallung nieht beein- trs

In Ubereinstimmung mit nnseren Untersuchungen land PALVA 23 bei Dauerbeschallung kein GrSBerwerden der Aussehls des B6kSsy-Audio- meters, und zwar auch bei ReeeptorschwerhSrigkeiten mit Lautst~rke- ausgteieh.

Unsere Ergebnisse entsprechen, was das normale GehSr betrifft, in einem gewissen Sinn auch denjenigen yon RAWDo~-SMITH u. ST~YRDY 24. Ihre Mitteflung bezieht sich auf das UnterseheidungsvermSgen des Ohres naeh er.folgter Adaptation, wobei aber naeh der Versuehsanordnung nieht allein eine Adaptat ion im heutigen Sinne, sondern auch eine zus~tzliche Ermiidung vorlag. Denn die Best immung der Unterschiedssehwelle er- folgte nach einer Besehallung mit einem Ton yon 1000 Hz versehiedener Intensi ts yon 2 rain. Es zeigte sieh, dab das UnterscheidungsvermSgen bei einem Ton yon der intensi~s wie der Ermiidungston am feinsten ist und gegen geringere und grSl]ere Intensits abnimmt. Die Resultate wurden allerdings an nur 3 Versuchspersonen gewonnen. An den drei Kurven ohne Beschal[ung f~tllt auf, dal] keine die heute allgemein an- genommene starke Abnahme der Untersehiedsschwelle mit zunehmender Intensi ts aufweist. Bei hohen Intensit~ten verhs sieh die Untersehieds- schwelle nach der Besehallung nicht eindeutig. I m ganzen sind die Unter- sehiede nieht erheblieh, meistens wird sie etwas grSBer, zum Tell aber auch ausgesproehen ldeiner. Nur bei niedrigen Intensit~ten, besonders unterhalb 30 db, fiihrt die Besehallung zu einem regelm~tBigen und starken Anstieg.

LANGENBECK ]2 gibt dagegen, wie erws fiir das normale Ohr eine regelms Zunahme der Unterschiedssehwelle bei gleichzeitiger Be- sehallung an, was mit den Angaben yon DIx u. I-IOOD iibereinstimmt, wonach der Lautst~trkeausgleich mit der entspreehenden Abnahme der Unterschiedssehwelle auf einen kurzdauernden on-Effekt zuriickgeht, der bei Dauerbeschallung naeh kurzer Zeit verschwindet.

Die verschiedenen Untersuchungsmethoclen mit ihren zum Tell von- einander abweichenden Ergebnissen sind aber nur vergleiehbar, wenn sieh das Ohr bei diesen Messungen im gleiehen funktionellen Zustand befand. Das quanti tat ive zeitliche Verhalten der Zustandss eines normalen GehSrs durch Beschallung geht am klarsten aus den

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Einflu~ der Beschallung auf die Intensitatsuntersehiedsschwelle des 0hres 305

E q u i l i b r a t i o n s k u r v e n der Ak t ionss t rSme des H6rne rven von DERBYSKII~E U. D ~ w s ~ hervor , soweit das pe r iphere Ohr in F r a g e k o m m t (Abb. l ) ,

D i e K u r v e weis t d a r a u f hin; dal~ die Ak t ionss t rSme im HSrne rv zu- n~ehst in Brueh te i l en yon Sekunden sehr rasch u n d wei tgehend ab- nehmen und im Ver lau f de r fo lgenden Minu ten ein wei teres langsames Abs inken ein~tritt, das aber n ieh t die H~lf te des e rs ten Abfa l l s bet r~gt . Dieses Verha l t en wird yon den A u t o r e n als E qu i l i b r a t i on bezeiehnet . Die ers te Phase en t sp r i ch t in ih rem zei t l iehen Ver- B l au f der ebenfal ls in Brueh te i l en yon Sekunden 6 e in t r e t enden A d a p t a t i o n des Ohres, wie sie L t t s e H ~ ~ u. ZWISLOCK117 an H a n d der t empor~ren HSr- z sehwel lenerhShung naeh- o wiesen. Al lerdings betr i f f t d ie Equ i l i b r a t i on die Er- regung im HSrnerv , w~h- r end sich die A d a p t a t i o n a u f die E r r e g b a r k e i t des

' Oauernde max/rnale Re/zunq ~z

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Y [rhelun~

I I I I ~ P I i l lmin 0 I .~min

Abb. 1 Intensit~t der Aktionsstr6me des H6rnervs w~hrend und nach einer Dauerbeschallung mit 1500 tIz. l~asche und ]ang- same Phase der .Equilibratioa". (Aus STEVENS u. DAWS)

Geh6rorgans und d a m i t dessen H6rschwelle bezieht . Es bes tehen denn auch Unte r sch iede in der F requenzabh~ng igke i t . Die zweite Phase der Equi - l i b r a t i on f inder ihr Gegenstf ick in der sich an die A d a p t a t i o n ansehliel3en- den l angsamen wei teren A b n a h m e der HSrf~higkei t , die als pe r s t imula - tor ische , ,E rmt idung" namen t l i eh yon HOOD l~ und als pos t s t imula to - r ische , ,E rmi idung" yon einer ganzen Reihe yon A u to re n un t e r such t wurde .

Das zeitliche Verhalten des Erregungsablaufes stimmt iibrigens iiberein mit demjenigen anderer Receptoren, vor allem den rasch adaptierenden Druckreceptoren der Haut (F~LTO~7), die als Druckreceptoren in erster Linie mit dem mechanisch erregten Cortischen Organ zu vergleichen sind. Auch bei diesen Druckreceptoren finder sich zun~chst ein sehr rascher Abfall, der als Adaptation bezeichnet wird. Es diorite sich dabei um einen onJE][ekt handeln, der nicht nut bei den Regulations- prozessen lebender Organismen, sondern auch in der Technik bei allen ri~clcgekoppelten und sich selbst regulierenden Systemen beobachtet wird. Den anschlie]~enden lang- sameren Abfall der AktionsstrSme betrachten BRONK 1 und M~TT~EWS 21 nicbt mehr ~ls Adaptation, sondern bereits als Ermfidung im engeren Sinn. Damit stimmt die Be0bachtung yon LUSC]tER u. ZWISLOCKI17, 2~ iiberein, wonach die Adaptation nach spatestens 0,4 sec vollst~ndig eingetreten ist u n d i n den folgenden 1,5 sec nicht mehr zunimmt. Die Dauer yon 2 sec ist zu kurz fiir eine Ermiidung im engeren Sinn, die daher erst in den folgenden Minuten zum Ausdruck kommt.

Nach d iesem zei t l ichen Verha l t en der funkt ione l len Zus t ands~nderung des Ohres i s t es k la r , dal~ unsere B e s t i m m u n g e n der Untersehiedsschwel le ein Ohr betreffen, das bere i ts a d a p t i e r t i s t u n d jedenfa l l s den rasehen

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Teil der Zustandsandelmngl hinter sieh hat, denn eins Bestimmung dsr Untersshiedssehwelle innerhalb 0,4 see ist unmSglich. Der on-Effekt ist sieher sehon abgelaufen und trotzdem ist die UntersehiedssehweUe bei vorhandenem Lautst~rkeausgleieh klein. So land sieh bei 94 F~llen yon idiopathiseher Menigreseher Krankheit ausnahmslos eine kleine, einem vollst~ndigen Lautstgrkeausgleieh entspreehende Untersehiedssehwelle.

l~brigens beziehen sieh alle fibsrsehwelligen ~r auf das adap- tierte 0hr, soweit sis mit den gebr~uehliehen Apparaten ausgeffihrt wet- den. Die Zeitspanne, die sie erfordern, ist wesentlieh grSl3er sls die Adaptationszeit. Es braueht sehon besondere Apparatursn mit ganz kur- zen Tonst613en, wie sie LCrSCHE~ u. ZWlSLOCK117 f/it ihre Adaptations- versuehe verwendsten, um das Verhalten des Ohres in den ersten Zehntel- sekunden zu untersuehen. Die/ibliehen iibersehwelligen Bestimmungen fallen in die zweite langsame Phase der Zustands~nderung, die sJeh im Verlaufe yon Minuten vollzieht. Eine wesentliehe Auswirkung ~uf die Resultate audiometriseher Bestimmungen ist abet nieht zu erwarten, weft die zur Messung erforderliehe Zeit zu kurz ist, und sie kommt daher nut bei besondsren absiehtlieh langen Bsstimmungen zum Ausdruek. Dis gebr~uehliehen fibersehwelligen ~r beziehen sieh daher auf das adaptierte abet noeh nieht ,,ermfidete" Ohr.

Die ~r yon LANGENBECK 12 betreffen nach den geschilder- ten zeitlichen Verh~Itnissen ebenfalls die zweite Phase, wie die unsrigen, und sind deshalb mit ihnen vergleiehbar. LANGI~NBI~CK fiihrt die yon ibm gefundene ErhShung der Untersehiedssehwelle w/~hrend einer Ger~useh- einwirkung auf die Adaptation und die dadurch bedingte Abnahme der subjektiven Lautst/~rke zuriick. CaOCHOLLE S hat aber naehgewiesen, da$ ein Ton derselben Frequenz im Gegenohr die Untersehiedssehwelle er- hSht und ffihrt diesen Einflu$ auf zentrale Vorg/s zuriiek. In l~berein- stimmung mit dieser Beobachtung stehen unsere Erfahrungen mit der Vertgubung des Gegenohres. Es wird dadursh die Beurteilung der Unterschiedssehwelle sehr ersehwert, und sie wird aueh grSBer, selbst, wenn eine Ger~uschfiberleitung in das untersuchte Ohr nieht erfolgt. Deshalb haben wir auch in den hier vorliegenden Untersuehungen die Vert/~ubung des Gegenohres vermieden. Es seheint uns daher durch die Untersuchnngen yon LANGE~CBECK nicht erwiesen, da$ die Adaptation bzw. die dadurch bedingte Abnahme der Lautst~rke die Untersehieds: sehwelle erhSht, jedenfalls muB die erw/~hnte ErhShung dureh zentrale Faktoren ber~ieksiehtigt werden.

Die Untsrsuehungen yon ~ooD TM fiber die Wirkung der Dauer- besehallung auf den Lautst/~rkeausgleich beziehen sich auf dis Unter - suchung des Lautst/~rkegleiehge~dchts zwischen erkranktem trod nor- malem Ohr in Ruhs und bei Dauerbesehallung, wobei HooD, wie erw/~hnt, sin Versehwinden des LautSt/~rkeausgleiehs durch die Dauer-

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EinfluB der Beschallung auf die Intensit~tsunterschiedsschwelle des Ohres 307

besehaUung, ja sogar eineUmkehr des Lautst~rkeverhiiltnisses naehweisen konnte. Er ffihrt diese Erseheinung auf eine gr6~ere und daher patholo- gische , ,Adaptation" des erkrankten Cortisehen Organes zurfiek, wodureh der Lautst~rkeausgleieh aufgehoben wird. Wir haben nicht die Absicht, in dieser Arbeit auf das Verhalten des Lautst&rkeausgleichs bei l~ngerer Beschallung einzutreten, weisen aber auf die Ergebnisse yon B R ~ - ALTES 2 bin, der mit der simultanen Bestimmung des Lautst~rkegleieh- gewichtes dieselben Werte wie mit der alternierenden Methode nach FOWLEB land. Damit stehen aueh Untersuchungen yon P~VA 22 im Ein- klang, der bei einer gr61~eren Zahl yon Receptorschwerh6rigkeiten mit Lautst~rkeausgleich nur in einem verh~ltnismi~I~ig kleinen Prozentsatz eine vermehrte Ermfidbarkeit land. Unsere eigenen Untersuchnngen in dieser Richtung betreffen erst 17 Patienten mit Receptorschwerh6rigkeit, bei welehen sich das Lautst~rkegleichgewicht auch naeh liingerer Be- sehallung nicht i~nderte und der Simultanvergleich dieselben Resultate wie die alternierende Methode ergab. Wir halten aber die Zahl der Patienten fiir zn klein, um n~her darauf einzutreten.

Die Untersehiedssehwelle selbst hat Hood nieht bestimmt und seine diesbeziigliehen Ausffihrungen fiber deren Gr6Berwerden dureh Dauer- beschallung sind indirekte Sehlul~folgerungen, die sich zum Tell auf die erwiihnten Messungen yon RAWDO~-SMIT~ und STgRI)y 24 stfitzen. Wir k6nnen allerdings in deren Ergebnissen ffir die Untersehiedssehwelle hoher Intensit~ten keine regelm~l~ige Zunahme der Unterschiedssehwelle dureh intensive Beschallung finden.

Bei diesen widersprechenden Resultaten bedarf die Frage des Ein- flusses der Dauerbeschallung auf die ,,Ermfidbarkeit'" des Ohres bei ge- schi~digtem nerv6sem Apparat, insbesondere bei den Reeeptorsehwer- h6rigkeiten mit Lautsti~rkeausgleieh noch weiterer Untersuehungen.Nach den bis jetzt vorliegenden Resultaten seheint es zwei Arten yon Receptor- sehwerh6rigkeiten zu geben, wovon die eine eine pathologische ,,Ermfid- barkeit" aufweist, w~hrend die andere normal ermfidet. Aber erst gr6- here Untersuchungsreihen werden darfiber endgfiltige Klarheit sehaffen und zeigen, ob in dieser Weise zwei Formen yon Receptorschwerh6rig- keiten unterschieden werden kSnnen, welche zu der ersten und welche zu der zweiten Gruppe geh6rt und ob deshalb der Bestimmung der Er- mtidbarkeit bzw. des Verschwindens des Lautst~rkeausgleichs durch Dauerbeschallung eine differentialdiagnostisehe Bedeutung zukommt.

Die Unabh~ngigkeit der Unterschiedsschwelle yon einer intensiven Dauerbeschallung haben wir nicht erwartet. Nach den perstimulatori- schen Untersuchungen yon HOOD (1. c.) und unseren eigenen sinkt die subjektive Lautst~rke dureh die Besehallung wesentlieh. Wir fanden bei normalem Geh6r und einer Beschallung mit 80--100 db w&hrend 5 min eine Abnahme yon durchsehnittlieh 30 db, zum Teil aber um 40 db.

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Ffir das nicht ermfidete Ohr bedeutet diese Abnahme eine Zunahme der UnterschiedSschwelle yon 4 - - 6 % auf 8 - -12% bei 30 db und auf 10 bis 14% bei 40 db. Eine solche Zunahme liegt augerhalb der Fehlergrenzen und wurde bei den l0 normalen Ohren nie beobachtet. Die Schwan- kungen betrugen maximal nur ~ 2%. Sofern receptorschwerh6rige Ohren einen abnormen Abfall, wie das H o o d annimmt, aufweisen, mfiBte die Zunahme der Unterschiedsschwelle noch grSBer sein. Die gr6Bte Zahl unserer Receptorschwerh6rigen hielt sich aber innerhalb 4- 2% und aueh die wenigen Abweichungen yon 4%, 1real 6% lassen sieh, wie diskutiert (S. 302), nicht sicher denten.

Die GrSge der Untersehiedsschwelle geht daher nicht unter allen Um- st/~nden der subjektiven Lautstiirke parallel, wie wir das selbst and auch LA~GENBECK 12 gemeint haben. Bei unerm/idetem Ohr scheint dies allerdings zuzutreffen, bei der , ,Erm/idung" bleibt jedoch die Unter- schiedsschwelle bei hohen Intensit/tten g]eich, bzw. sie entspricht der- selben ~mderung der Tonamplitude, wie bei unermiidetem Ohr, t ro tzdem die subjektiv e Lautst/~rke kleiner ist. Eine Erkl/~rung f~r dieses Verhalten k6nnen wir nicht geben, es ist aber biologisch interessant, dab das Unter- scheidungsverm6gen des Ohres und damit dessen ,,Gfite" in dieser Be- ziehung durch die Beschallung nicht abnimmt, anch wenn der Geh6rs- eindruck sehwi~eher wird und sich das HSrfeld einsehr~nkt.

Zusammenfassung

Bei 62 Versuchspersonen, wovon 10 Normalh6rende, 10 Pat ienten mit Schalleitungsschwerh6rigkeiten und 42 Patienten mit reiner oder gemischter Receptorschwerh6rigkeit, wurde die Intensit/~tsuntersctiieds- schwelle nach der Methodik yon LttscE~,~ u. ZWISLOCKI festgestellt vor und nach einer Danerbeschallung mit einem Ton yon 80 db und 5 rain Bauer. Dabei zeigte sich bei hohen Intensit/~ten bzw. 80 db keine signi- fikante ~nderung der Unterschiedsschwelle vor und nach Beschallung. Namentlich ergab auch die Beschallung yon Receptorschwerh6rigkeiten mi t Lautst/~rkeausgleieh keine regelmi~Bige und eindeutige Zunahme der Untersehiedsschwelle. Die Gr6Be der Untersehiedssehwelle h/~ngt daher, j edenfalls in den ersten 5 min, nicht yon der Dauer der Beschallung ab.

Das gesu l ta t ist insofern fiberrasehend, als es zeigt, dab die Unter- sehiedsschwelle nicht unter allen Umst/~nden mit der subjektiven Laut- starke parallel geht, sondern bei Besehallung trotz Abnahme der Laut- st~rke gleiehbleiben kann.

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Einflu{~ der Beschal lung auf die In t ens i t a t sun te r sch iedsschwel l e des Ohres 309

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Prof . Dr. E. Li~scHnR, Univers i t~ tsk l in ik fiir Hals- , Nasen- und Ohrenkranke , Basel