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1 Dr. Renate Grimmlinger Der Sisi Stein vom Rabenstein und andere Erinnerungssteine im Wienerwald 2013 2019
Der Sisi Stein vom Rabenstein
Über den geheimnisvollen „Sisi Stein vom Rabenstein“ ranken sich Gerüchte und Geschichten. War
Kaiserin Elisabeth tatsächlich auf dem einfachen Gehöft nahe von Gablitz in Niederösterreich? Wer
lebte damals dort? Wer hat den Stein graviert? Wo ist der Stein heute?
Foto Gehöft Rabenstein z.V.g.
Um diese Frage zu klären, wurde mit dem heutigen Besitzer, Ing. Leopold Rainer, Kontakt aufgenommen: Das
einsam gelegene Gehöft nahe des Ortes Gablitz zeigt eine lange Siedlungsgeschichte. Es war schon währende
des 2. Jahrhunderts besiedelt, wie ein von Ing. Leopold Rainer aufgefundener Grabstein bestätigt.
Plan aus 1873
2 Dr. Renate Grimmlinger Der Sisi Stein vom Rabenstein und andere Erinnerungssteine im Wienerwald 2013 2019
In zeitgenössischen Quellen1 wird erwähnt, dass die Kaiserin stundenlange „Spaziermärsche“ im
Wienerwaldgebiet unternahm, meist begleitet von Gräfin Festetics und der Landgräfin Fürstenberg.
Daher gibt es einige Erinnerungen und Kaiser Elisabeth-Gedenksteine nicht nur am Rabenstein,
sondern auch in Tullnerbach, im Irenental, das Kaiserbrünnl in Pressbaum u.a.m.2
„Von Neuwaldegg auf die Sophienalpe, von da nach Hainbach, Weidlingau und Gablitz,
vier Stunden im Renntempo. Oder vom Lainzer Tor zum Jauner über Weidlingau und den
Schafberg nach Neuwaldegg, Dornbach, Hameau, Weidling am Bach, Sievering. ´Ich bin
totgegangen´, meinte Marie Festetics nach einem solchen Marsch in ihrem Tagebuch ...
Es wird eigentlich nicht gegangen, sondern ununterbrochen gelaufen, und das macht es
der Begleitung so schwer.3“
Familie Gruber am Rabenstein 1858 bis 1902:
Frau Rosa GRUBER (*1937), Tullnerbach, ist am Rabenstein aufgewachsen. Sie erinnert sich: „Es war 1891, als Kaiserin Elisabeth am Rabenstein war. Damals waren mein
Urgroßvater Franz Gruber (*1837 + 1905) und meine Urgroßmutter Maria Gruber, geb.
Hameder (*1840 + 1913) Besitzer der Bauernwirtschaft. 15 Kinder wurden der Familie
geboren, aber nicht alle überlebten.
Im Winter lag der Schnee so hoch, dass die jüngeren Kinder mit der Butte4 zur Volksschule
ins Irenental getragen werden mussten. Diese Schule lag näher als jene von Gablitz.
Das Gehöft Rabenstein - um 1900 (Ausschnitt) Foto z.V.g.
Am 31. Mai 1891 besuchte Kaiserin Elisabeth auf einer ihrer Wanderungen das Gehöft Rabenstein und
trank dort ein Glas Milch, bevor sie nach Pressbaum weiterwanderte, besser gesagt: weiterlief.
Das wurde von Franz Gruber, dem damaligen Besitzer vom Rabenstein, festgehalten. Er gravierte
folgenden Text in einen Stein:
1 Dank an Mag. Dieter Halama, der mich großzügig mit div. Veröffentlichungen versorgte. 2 Sterzinger Irmgard und Richard (1996): Auf den Spuren von Kaiserin Elisabeth, S. 259-267. Dank an Mag. Halama. 3 Conte Corti (Erstausgabe 1934, 29. Aufl. nach 1941): Elisabeth, S. 337 - Eintragung im Tagebuch der Gräfin Festetics. 4 Kraxe, Trage.
3 Dr. Renate Grimmlinger Der Sisi Stein vom Rabenstein und andere Erinnerungssteine im Wienerwald 2013 2019
Sisi Stein vom Rabenstein, Foto z.V.g.
M[ajestät] K[aiserin] E[lisabeth] hat den 30.
Mai 1891 eine Milch
getrunken
Das Gehöft, eine für den Wienerwald typische Duckhütte, und die Bauernwirtschaft war ab 1858 im
Besitz der Familie Gruber, es wurde 1902 versteigert. Frau Rosa Gruber erzählt5:
„Mein Vater und sein gleichaltriger Cousin wuchsen gemeinsam ohne Väter in der
Großfamilie am Rabenstein auf. Als mein Vater und sein Cousin fünf Jahre alt waren,
starben 1900 kurz hintereinander die Mütter. 1902 nahm sich mein Urgroßvater das
Leben und die Wirtschaft musste versteigert werden.“
Der Zuschlag ging an Franz Maringer, der Rabenstein 1905 an den in Laabach ansässigen Josef AX6
verkaufte. Heute ist das bäuerliche Grundstück im Besitz von Ing. Leopold Rainer.
Foto von Familie Gruber, vor 1900 aufgenommen,
mit den Urgroßeltern, der Großmutter und dem Vater (als Kind) von Frau Rosa Gruber,
mit Sommerfrischegästen und einem Pflegekind. Foto z.V.g.
Am Rabenstein war bis vor einigen Jahren eine Jausenstation, heute ist das Gehöft verfallen. Der „Sisi
Stein vom Rabenstein“ wurde entfernt, ist aber noch im Besitz von Ing. Leopold Rainer.
5 Grimmlinger Renate: Gespräch mit Frau ROSA GRUBER am 23.7.2013 im Beisein von Leopold RAINER in Tullnerbach. 6 Grundbuch BG Pudo, Gablitz (Archiv im BG Gänserndorf).
4 Dr. Renate Grimmlinger Der Sisi Stein vom Rabenstein und andere Erinnerungssteine im Wienerwald 2013 2019
Die Sisi Gedenktafel von Tullnerbach7
Auf dem Areal der heutigen Irenentalstraße 60 (früher: Haus 60) befand sich einmal ein Gasthof,
berichtet der heutige Besitzer Christoph Sobotka. In seinem Garten befindet sich eine Sisi -
Gedenktafel. Zum Haus 58 gehörte eine sieben Hektar große Landwirtschaft, ein Gästehaus für fünf
bis sieben Gäste, Stallungen und Stadel. Dieses Grundstück hat heute einen anderen Eigentümer.
Dieter Halama schreibt8:
„Der Gastwirt Johann Hiettler betrieb seit 1871 eine Fleischhauerei und ein
„Restaurant“ im Haus Tullnerbach Nr.43 (heute Irenentalstraße 60) ….
Zu den Gästen des Gasthauses Hiettler zählte auch die Kaiserin Elisabeth, die gerne
ausgedehnte Wanderungen durch den Wienerwald unternahm. Im Mai 1903 wurde ihr
im Gastgarten ein Gedenkstein errichtet.“
Die Gedenktafel beim Haus Irenentalstraße 60 Fotos: Hans Mank 2019
Text:
Ihre Majestät die selige Kaiserin
Elisabeth hat wiederholt das schöne
Tullnerbach Tal besucht und hier unter diesem Baume diniert.
Das letzte Mal geschah dies
am 30. Mai 1891.
7 Tullnerbach war wie die anderen Wienerwaldgemeinden ab ca. 1858 (Bahn!) eine beliebte Sommerfrische und
Ausflugsziel der Wiener. Tullnerbach ist seit 1873 eine eigenständige Gemeinde, wurde von Pressbaum abgetrennt. 8 Dieter Halama: Das obere Wiental in alten Ansichten (1858 – 1918). Seite 39.
5 Dr. Renate Grimmlinger Der Sisi Stein vom Rabenstein und andere Erinnerungssteine im Wienerwald 2013 2019
Am 31. Mai 1903, zwölf Jahre nach dem Besuch der Kaiserin, wurde vom Gastwirt Johann Hietler (sic!) eine Gedenktafel errichtet. Der Wienerwald-Bote berichtete am 31. Mai 1903 darüber:
Wienerwald Bote vom 31.5.19039
Johann Hiettler Restauration, die Aussichtswarte am Troppberg (Gablitz) und das Irenental
Postkarte vom 13. Sept. 189810
9 Wegen des Aushubs des Steinbruches war die Aussicht bis zum Schneeberg nicht mehr möglich. 10 Aus: Dieter Halama: Das obere Wiental in alten Ansichten (1858 – 1918). Seite 39.
6 Dr. Renate Grimmlinger Der Sisi Stein vom Rabenstein und andere Erinnerungssteine im Wienerwald 2013 2019
Gedenkstein am Gaisberg in Kaltenleutgeben
Am 10. August 1899 wurde der Gedenkstein beim Gasthof am Gaisberg in Kaltenleutgeben enthüllt.
Dazu ist in den Mödlinger Nachrichten vom 19. August 1899 zu lesen: „Auf dem Gaisberge bei
Kaltenleutgeben fand am Donnerstag den 10.d.M. die Enthüllung eines Denksteines für Kaiserin
Elisabeth, die wiederholt den Gaisberg besucht hatte, um von der Terrasse des dortigen Restaurants
die herrliche Fernsicht auf den Wienerwald und die Stadt Wien zu genießen, statt….“
Mödlinger Zeitung vom 19.8.1899 Gedenktafel auf Privatbesitz, Foto Walter Martin11
Am 10. September 1898 wurde Kaiserin Elisabeth in Genf ermordet. Carl Perko, der Pächter des
Restaurants, pflanzte an der Stelle, an der die Kaiserin Platz zu nehmen pflegte, einen Lebensbaum.
Familie Perko, Cilli Rank und der k.k. Förster F. Schumann sowie der k.k. Gendarm J. Drescher stifteten
die Gedenktafel, die am 17. September 1898 im Beisein zahlreicher Kurgäste und Politiker eingeweiht
wurde. Das Gasthaus ist seit langem geschlossen und das Areal in Privatbesitz.12 An die Kaiserin
erinnert der Sisi-Wanderweg13:
Ausgangspunkt im Zentrum (Parkplätze vorhanden). Der Weg führt über die Eiswiese (großer Kinderspielplatz) an der
im Barockstil errichteten Pfarrkirche St. Jakob vorbei und zweigt beim Eisstockplatz rechts ab. Über den romantischen Kaisersteig mit idealem Aussichtspunkt auf das Ortszentrum gelangt man auf die sehr schön gelegene Gaisbergwiese – Elisabeth Gedenkstein auf Privatbesitz (kurz nach Elisabeths Tod wurde am Gaisberg folgender Spruch in Stein gemeißelt:
„Von diesem Platz aus erfreute sich die verewigte Kaiserin Elisabeth an der Schönheit des Wienerwaldes und der Stadt Wien“). Eine Vielzahl an Blumen verleitet den Wanderer zum Pflücken eines typischen Wiesen-Blumenstraußes. Weiter vorbei am ehemaligen Gasthaus Gaisberg zur Huber-Ram. Wenn man am höchsten Punkt der Wanderung angelangt ist,
bietet die Wiese einen herrlich gelegenen Ruheplatz. Ab nun gelangt man talwärts neben der ehemaligen Kuhheide bis zur Waldgasse und Hauptstraße. Zurück wieder zum Parkplatz. (Gehzeit ca. 1 Stunde).
11 http://minchen.ungarnportal.org/CMS/index.php?page=257479120&f=1&i=652656278&s=257479120 17.11.2019. 12 Mail von Mag. Dieter Halama vom 14.10.2019. 13 https://www.kaltenleutgeben.gv.at/Sisi-Wanderweg 17.11.2019.
7 Dr. Renate Grimmlinger Der Sisi Stein vom Rabenstein und andere Erinnerungssteine im Wienerwald 2013 2019
Literatur:
Conte Corti (1934, 29. Aufl. nach 1941): Elisabeth. Verlag Anton Pustet. Salzburg
Grimmlinger Renate (2013): Der Sisi Gedenkstein vom Rabenstein. Heimatmuseum Gablitz
Grimmlinger Renate (2013): Gespräch mit Frau ROSA GRUBER am 23.7.2013 im Beisein von Leopold RAINER in
Tullnerbach. Heimatmuseum Gablitz
Grimmlinger Renate (2019): Die Sisi Gedenktafel 1891 vom Irenental. Heimatmuseum Gablitz
Hamann Brigitte (1981. 11. Auflage 1992): Elisabeth. Kaiserin wider Willen. Amalthea Verlag Wien
Dieter Halama: Das obere Wiental in alten Ansichten (1858 – 1918). Heimat Verlag
Grundbuch der Marktgemeinde Gablitz, Bezirksgericht Purkersdorf (Archiv im BG Gänserndorf)
Sterzinger Irmgard und Richard (1996): Auf den Spuren von Kaiserin Elisabeth. Eigenverlag München
Strauß Nadine (2006): Unterwegs mit Sisi. Eine Reise auf den Spuren der Kaiserin Elisabeth von Österreich. Von München nach Budapest. Morstadt Verlag Kehl
Zeitungsartikel:
Mödlinger Zeitung vom 19.8.1899: Kaltenleutgeben
Wienerwald Bote vom 31.5.1903
Internetrecherche:
http://minchen.ungarnportal.org/CMS/index.php?page=257479120&f=1&i=652656278&s=257479120
17.11.2019.
https://www.kaltenleutgeben.gv.at/Sisi-Wanderweg 17.11.2019.
Fotos wurden von Gerhard Glazmaier, Rosa Gruber, Renate Grimmlinger, Hans Mank und Ing. Leopold Rainer
zur Verfügung gestellt.