5
H. JAKOBI: Bedeutung des HSrger~tes fiir die Spraehentwicklung 519 schwerfalten, sick auch mit dem modernen H6rtraining vertraut zu machen. Auf diese Weise k6nnten sehr viel mehr Patienten mit den guten M6glichkeiten des HSrtrainings bekannt gemacht werden. Die Dureb_fiihrung der etwas Geduld erfordernden Obungen k5nnte er- leiehtert werden, die Eingliederung sekwieriger F~lle ins Berufsleben k6nnte bei Kenntnis der lokalen Verh~ltnisse besser vorgenommea werden. Vielleicht ]ieBe sick auf diesem Wege die so wiinschenswerte Intensivierung des H6rtrainings erreichen, auf dab m6glickst viele Sehwerh5rige zu einem optimalen Spraehversti~nduis kommen. Literatur BECKMANN, G. : Z. Laryng. Rhinol. 36,253 (1957) ; 87, 481 (1958).--BEREND E S, J. : Anleitung zur Funktionspriifung des Ohres. Stuttgart 1957. -- BEROMAN, M.: Acta oto-laryng. (Stoekh.) Suppl. 89 (1950). -- CARHART,1~.: In Hearing and Deafness, 276. New York 1947. -- DAvis, H. : Hearing and Deafness; New York 1947. -- FABIAN, G. : Wiss. Z. Univ. Halle, Math.-Nat. 5, 1081 (1956). -- GLORIO, A. : Acts oto-laryng. (Stockh.) 41, 49 (1952). -- HAm~BROeK,K. H. : Sprachaudio- metrie. Stuttgart: Thieme 1957. -- HILL, 1% u. E. KooNs: Ann. Otol. (St. Louis) 61, 751 (1952). -- HOL~OREN, L.: Arch. Ohr.-, Nas.-, u. Kehlk.-Heilk. 165, 383 (1956). -- HUIZlNO, H. C.: Aeta oto-laryng. (Stoekh.) Suppl. 100, 158 (1952). -- I~IEY]~R, E.: Arch. Ohr.-, Nas.-, u. Kehlk.-Heilk. 165, 346 (1954:). --NIELSEN, T.: ttSrtraining, Stat. Aflaseskole, Fredericia 1952. -- PnLLNITZ, D.: HNO-Weg- weiser 6, 284 (1957). - - PORrMAN, G. M., u. CL. PORT,AN: Proc. 5. Int. Congr., ORL 586 (1955). - - SCmLLINO,A. : Z. Laryng. Rhinol. 86, 446 (1957). - - Se~VE~RT, K.: Sprachh6rpriifmethoden. Stuttgart 1958. -- SILVER,AN, S. R. : Proc. 5. Int! Congr. ORL 63 (1955). -- W~ET~ALL, E. : Acta oto-laryng. (Stockh.) Suppl. 90, 73 (1950). - - Z6LL~V.R,F. : Arch. Ohr.-, Nas.-, u. Kehlk.-Heilk. 165, 120 (1954). - - Z. Laryng. Rhinol. 84, 1 (1955). 99. It. JAKOBI-Halle/Saa!e: Die Bedeutung des ttiirger~ites fiir die Spraehentwieklung bei Kleinkindern (MAt 1 Textabbildung) In fast a]len Kulturl~ndern der Erde steht keute auch das Problem des kSr- und sprachgest6rten Kindes bei Otologen und P~dagogen im Mittelpunkt des Interesses. Die sick aus dem derzeitigen Stand der Teehnik ergebenden 1Y[6gliekkeiten werden weitgehend zur Steigerung der Leistungen dieser Kinder und damit zur Verbesserung ihrer Situation im Leben ausgenfitzt. Wenn man die Lage in dieser Richtung in Deutsch- land ana]ysiert, hat man den Eindruck, dab bier bei weitem mehr getan werden kSnnte, als heute geschieht. Die deutsche elektroakustiseke Technik hat, soweit sie uns Otologen interessiert, einen Stand erreiekt, tier sie wieder in die Reihe der fiikrenden Nationen auf der Welt stellen ]$Bt. Dennoch werden bei nns -- so meinen wir jedenfalls -- nicht al]e Mittel ausgesch6pft, die sick als Hilfe fiir das hSr- und sprackgest5rte Kind anbieten.

Die Bedeutung des Hörgerätes für die Sprachentwicklung bei Kleinkindern

Embed Size (px)

Citation preview

H. JAKOBI: Bedeutung des HSrger~tes fiir die Spraehentwicklung 519

schwerfalten, sick auch mi t dem modernen H6r t ra in ing ve r t r au t zu machen. Auf diese Weise k 6 n n t e n sehr viel mehr P a t i e n t e n mi t den guten M6glichkeiten des HSrt ra in ings b e k a n n t gemacht werden. Die Dureb_fiihrung der etwas Geduld erfordernden O b u n g e n k5nnte er- leiehtert werden, die Eingl iederung sekwieriger F~lle ins Berufsleben k6nn te bei K e n n t n i s der lokalen Verh~ltnisse besser vo rgenommea werden. Vielleicht ]ieBe sick auf diesem Wege die so wiinschenswerte In tens iv ie rung des H6r t ra in ings erreichen, auf dab m6glickst viele Sehwerh5rige zu e inem opt imalen Spraehversti~nduis kommen.

Literatur BECKMANN, G. : Z. Laryng. Rhinol. 36,253 (1957) ; 87, 481 (1958).--BEREND E S, J. :

Anleitung zur Funktionspriifung des Ohres. Stuttgart 1957. - - BEROMAN, M.: Acta oto-laryng. (Stoekh.) Suppl. 89 (1950). - - CARHART, 1~.: In Hearing and Deafness, 276. New York 1947. - - DAvis, H. : Hearing and Deafness; New York 1947. - - FABIAN, G. : Wiss. Z. Univ. Halle, Math.-Nat. 5, 1081 (1956). - - GLORIO, A. : Acts oto-laryng. (Stockh.) 41, 49 (1952). - - HAm~BROeK, K. H. : Sprachaudio- metrie. Stuttgart: Thieme 1957. - - HILL, 1% u. E. KooNs: Ann. Otol. (St. Louis) 61, 751 (1952). - - HOL~OREN, L.: Arch. Ohr.-, Nas.-, u. Kehlk.-Heilk. 165, 383 (1956). - - HUIZlNO, H. C.: Aeta oto-laryng. (Stoekh.) Suppl. 100, 158 (1952). - - I~IEY]~R, E.: Arch. Ohr.-, Nas.-, u. Kehlk.-Heilk. 165, 346 (1954:). --NIELSEN, T.: ttSrtraining, Stat. Aflaseskole, Fredericia 1952. - - PnLLNITZ, D.: HNO-Weg- weiser 6, 284 (1957). - - PORrMAN, G. M., u. CL. PORT,AN: Proc. 5. Int. Congr., ORL 586 (1955). - - SCmLLINO, A. : Z. Laryng. Rhinol. 86, 446 (1957). - - Se~VE~RT, K.: Sprachh6rpriifmethoden. Stuttgart 1958. - - SILVER,AN, S. R. : Proc. 5. Int! Congr. ORL 63 (1955). - - W~ET~ALL, E. : Acta oto-laryng. (Stockh.) Suppl. 90, 73 (1950). - - Z6LL~V.R, F. : Arch. Ohr.-, Nas.-, u. Kehlk.-Heilk. 165, 120 (1954). - - Z. Laryng. Rhinol. 84, 1 (1955).

99. I t . JAKOBI-Halle/Saa!e: Die Bedeutung des ttiirger~ites fiir die Spraehentwieklung bei Kle inkindern (MAt 1 Textabbi ldung)

I n fast a]len Ku l tu r l~nde rn der Erde s teht keute auch das Problem des kSr- u n d sprachgest6r ten Kindes bei Otologen u n d P~dagogen im Mi t t e lpunk t des Interesses. Die sick aus dem derzeit igen S tand der Teehnik ergebenden 1Y[6gliekkeiten werden wei tgehend zur Steigerung der Leis tungen dieser K inde r und dami t zur Verbesserung ihrer S i tua t ion im Leben ausgenfitzt . W e n n m a n die Lage in dieser R ich tung in Deutsch- l and ana]ysiert , ha t m a n den Eindruck , dab bier bei weitem mehr ge tan werden kSnnte , als heute geschieht. Die deutsche elektroakust iseke Technik hat , soweit sie uns Otologen interessiert , e inen S t a nd erreiekt, tier sie wieder in die Reihe der f i ikrenden Na t ionen auf der Wel t stellen ]$Bt. Dennoch werden bei nns - - so meinen wir jedenfalls - - n icht al]e Mittel ausgesch6pft, die sick als Hilfe fiir das hSr- u n d sprackgest5rte K i n d anbie ten .

520 H. JAxom:

Wenn in verschiedenen Gegenden Deutschlands durch die eigene Initiative einiger Lehrer und ~rzte fiir /~ltere Kinder in den Sonder- schulen sehon elektroakustische Hilfsmittel moderner Art mitbenutzt werden, so ist damit nur wenig getan. Wir wissen, dub die HSrentwick- lung des normalh5renden Kindes im ersten und die entscheidende Sprachentwieklung im zweiten Lebensjahr einsetzt. Deshalb ist fiir die hSrgestSrten Kinder das Kleinkindesalter so wichtig. Es darf kein gahr vers/~umt werden. Wir haben die Pflicht, dem Kinde die bestm5gliehen Voraussetzungen fiir sein Bestehen in der mensehlichen Gesellschaft zu sehaffen. Dieser Forderung - - dem Kleinkind bereits die notwendige HISrsph/~re und damit aueh die entscheidenden Impulse einer frfih- zeitigen SpraehanbiIdung zu vermitteln - - widersetzen sich bei uns noeh immer zwei wesentliche Faktoren: die fehlende Organisation zur Er- fassung dieser Kinder und das Gefiihl der Unsieherheit bei Jtrzten und Eltern, ob man den Kindern mit dem Verst/irkerger/it wirklich kilft, ohne das Risiko einer Sch/~digung einzugehen.

~be r Organisationsfragen soll heute nieht gesprochen werden, aber anf den Wert des friihzeitigen HSrtrainings und der friihkindliehen Benutzung yon HSrhilfen kann nicht oft genug kingewiesen werden, Da die tkeoretischen Voraussetzungen ffir eine ldare Antwort auf die Frage fehlen, in welchem Lebensjahr man einen HSrapparat verwenden soll, wollen wir aus der Praxis versuehen, Ihnen den Wert eines solchen aufzuzeigen.

W/~hrend bei uns ein vorschulpflichtiges Kind mit einem H6rapparat immer noch eine Seltenheit ist, wissen wir, dub in angloamerikanischen L/indern, abet auch z .B. im uns benaehbarten Holland (I-IuIzI~GA, vA~ UPOn) schon Klein_kinder, ja sogar S/~uglinge mit H6rprothesen ausgestattet werden. Wir selbst sind in HMle, da uns andere Ver- stKrkeranlagen und dergleiehen noch nieht zur VelTfigung stehen, auf den bei uns gebr/~uchlichen I-ISrapparat angewiesen. Die SVK stellt uns eine ausreiehende Menge derartiger Prothesen zur Verfiigung, die wit kostenlos jedem Kinde weitergeben kSnnen, sobald wir den Eindruek haben, dab dem Kinde damit geholfen wird. Die hSrgestSrten Kinder werden vorher geniigend lange und eingehend in unserer Klinik beob- aehtet und die HSrprothese in tier Anwendung fi~r das einzelne Kind erprobt.

Ffir die Anpassung eines I-ISrapparates bei Kleinkindern kSnnen naturgem/~B nicht alle MSgliehkeiten, wie sie ffir grSBere Kinder und Erwachsene empfohlen werden, Verwendung finden, da ja zun/~ehst z. B. schon keine sprachaudiometrischen Untersuchungen m6glieh sind. Tonschwellenaudiogramme k6nnen heute jedoch bei jedem Kleinkind ansgefiiba't werden, wobei wir nns je nach Alter und geistiger Ent- wick]ungsstufe des Kindes der Spiel- oder l~ilmaudiometrie, odor abet

Bedeutung des H6rger~tes fiir die Sprachentwicklung 521

der PGSR-Testung bedienen. Auch Aufbl/~hkurven kSnncn in gleicher Weise leicht gcwonnen werden. Wir wissen, da[~ ihr Wert umstr i t ten ist. Wer ]edoch - - auch bei Erwachsencn - - genfigcnd Erfahrung in dieser Hinsicht sammeln konnte, der wird die Aufbl/~hkurven richtig ein: schs ohne ihren Wert zu fibersch~tzen. Berficksichtigung mul~ auch die durchschnittliche Korrektur kindlichcr HSrschwcllenmessungen finden, die bei 3j~hrigen 15 db, bei 4ji/hrigen 10 und bei 5j~hrigen etwa 5 db betrggt. Ganz selten finder man Kleinkinder mit einer herauf- gertickten Schmerzgrenzc. Nach unseren Erfahrungcn sind es nur 1--2~ Ein positives Recrui tment ist noch seltener festzuste]len. Die angenehme Lautheit ist bei Kleinkindern in der t/~glichen Erprobung w//hrend des H6rtrainings gut zu ermitteln. Die Frage der Intelligenz des Kindcs soll bier nicht diskutiert werden, obwokl sie ffir den Erfolg eines H6rtrainings yon entscheidender Bedeutung ist.

Von mancher Seite wird immer noch vor I-I6rverst~rkern gewarnt, well angeblich das H6rverm6gen verschlechtert werden kann. Exakte Mitteilungcn fiber einen h6rnervcnsch~digenden Einflul~ der HSr- prothesen sind uns unbekannt. Die manchmal angeffihrten F~lle stare- men zum Teil aus dcr Zeit, als noch sehr unzul~nglicke Verst/~rker benutzt wurden, als es noch keine gezielte Anpassung und keine s Be- treuung dieser F/~lle gab. Aul]erdem besteht auch noch die MSglicttkeit, dal] es sick um Fs handelte, die ohnehin an einer progredienten SchwerhSrigkeit litten, die mit und ohne Ger/~t den gleichen Schicksals- verlauf gehabt h//tte.

Aber auch aus anderen Grfinden wird ffir das Kleinkind yon manchen sehr erfahrenen Autoren ein H6rger~t zuns abgelehnt, so z. B. yon W~,DENB]~O und auch yon ST]~I~r der bei den heute fiblichen Ger/iten erst in den hSheren Schulklassen dercn Anwendung empfiehlt, jedoch selbst die Ausstat tung des schwerh6rigen Kleinkindes in Deutsch- land als ein Fernziel unserer Bemfihungen ansieht.

Interessant ist es, dal3 besonders Englander und Fr~nzosen Bes- serungen des HSrvermSgens nach Benutzung eines H6rapparates be- schreiben, wahrcnd itaIienische und schwedischc Autoren so]ches ab- letmen. Wir selbst ba t ten bei unseren mit H6rappara ten ausgerfisteten Kleinkindern allerdings auch den Eindruck, dal~ sick ihre HSrschwelIen- kurven flit T6ne im Verlaufe des HSrtr~inings besserten, was man ja auch von cinem Training erwarten daft. Inwieweit es sick jedoch um echte H6rvcrbesserungen und nicht um eine bessere Reaktionsweise infolge fortschreitender geistiger Entwicklung und verbesserter Re- aktionsschulung handelte, kann wohl nicht ohne weiteres gesagt werden.

Wir m6chten heute hier nicht die viclseitigcn Probleme des H6r- trainings diskutieren, sondern uns auf den Wert des tt6rger~ts ffir die Sprackanbildung und die ricktige Artikulation beschr/~nken. Der

Arch. Ohr.-, Was.-, u. Kehlk.-Keflk., Bd. 173 (Kongre~]bericht 1958) 34

522 H. J~KO~Z: Bedeutung des HTrger~tes flit die SpraehenCwicklung

SchwerhSrige hSrt die Sprache je nach der verwendeten Lautst~rke nur unvollkommen, wie wir uus den Versuchen an Sehallplatten mit durch Siebketten herausgeschnittenen Frequenzen yon BI~ONI~GS u. PER- WITSC~KY wissen. Andererseits ist allgemein bekannt, dal~ durch unvoll- kommene Klangeindrficke ein Stammeln verurs~cht wird. Nicht gehSrte Laute werden sprachlieh entweder gar nicht wiedergegeben oder aber durch andere ersetzt. Die Formantenbereiche der Vokale und Kon- sonanten, die fiir die Unterscheidung der einzelnen Laute wesentlich sind, werden in unser~m Diapositiv noch einma] kurz ~ngedeutet sein.

g o c ~" c z' c '~ c a c 5 c ~'

i i i - - - -

t t J ~ =

Rechfes Ohr'

Abb.1. H6rkurve eines 4j~hrigen Patienten, Ausgezogene Linie: Luftleitungsschwelle ohne HSrapparat. Unterbrochene Linie: Aufbl~ihkurve mit l~FT-ItSrger~Lt. Die 3 schraffierten Felder deuten die Formanten- bereiche ffir Vokale, stimmhafte und

stimmlose Konsonanten an

Da die meisten Kinder ihre Ausf~lle im hohen Frequenzbereich haben, ist der Sigmatismus bzw. die schleehte Ausspraehe der S- und Zisehlaute wohl der h~ufigste Sprachfehler unserer fehlhSrigen Kinder. SCHS~- H:4Z~L gibt an, dab etwa 450/0 aller Sigmatiker Innenohrschwerh5rig- keiten aufweisen.

Die HSrprothese hat also unte~ anderem auch die Aufgabe, gerade diese l~ormantenbereiehe zu ersch]ie- l~en. Unsere modernen HSrapparate sind ja auch so in der Verst~rkung ein- geriehtet, dal3 die hohen Frequenzen angehoben und die tiefen TSne be- schnitten werden, was den Wiinsehen

hinsiehtlich der vollwertigen Wiedergabe der Sprache entgegenkommt. An einem Beispiel aus unserer Praxis sei das eben Gesagte ei'l~utert.

Zuns sehen sie ira Dia die HSrreste des 4j~hrigen Probanden, seine Anfb]'~hkurve mit dem yon uns benutzten EinheitshSrgers und die Formantenbereiche der Vokale, der s t immhaften und stimmlosen Konsonanten. Sie erkennen an dem Verlauf der Aufbls dal~ dem Kind erst dutch den HSrappara t die stimmlosen Konsonanten er- schlossen werden. Ein kurzer Ausschnitt aus zwei Tonbandaufnahmen ohne u n d sps mit HSrgers soll Ihnen einige Beispiele yon WSrtern mit S- und Zischlauten aus der Spraehe des Kindes demonstrieren (Ton- band).

Als AbschluI~ gestatten Sie uns bitte, Ihnen noch gewissermal~en als optisch bleibenden Beleg einen kurzen Filmstreifen zu demonstrieren, der zwei Kinder im Alter yon 3 und 4 Jahren bei HSr- und Sprech- iibungen zeigt. Die Scheu des Kindes vor einem solcken Ger~t ist sehr gering, wenn man in geschickter Weise den Appara t anbietet. Das Kind gewShnt sieh meist sehr schne]l an die Prothese und verlangt nach ihr.

A. SOHILLII~G: lJber SprechverstAndlichkeitsmessung 523

5Tur wenigen Kindern war das Tragen etwas 1/tstig. Bei denen benutzt man die Apparate nur zu Ubungszwecken und beobachtet das Kind erst unter Einbeziehung der Eltern eine Zeit lang, ehe man sich entschlieBt, auf den HSrapparat zu verzichten.

I)iese kleine Demonstration sollte auf die Frage des hSrgestSrten Kleinkindes aufmerksam machen und eine weitere 1VISglichkeit frfih- zeitiger Hilfe ffir das HSren, die Sprachentwicklung und die Gestaltung der GesamtpersSnlichkeit eines hSrgestSrten 1V[enschen aufzeigen. Wenn diese Darstellung helfen kSnnte, die Scheu vor einer Verwendung des !tSrapparates im Kleinkindesalter zu fiberwinden und die verant- wortlichen Stellen fiberhaupt auf das Problem des hSr- und sprach- gestSrten Kindes erneut hinzuweisen, dann ist der Zweck dieses Vor- trages erreicht worden.

100. A. Scn~LLI~G-~arburg/Lahn: t~ber Spreehverst~ndlichkeits- messung. Marburger Sprechteste (Mit 1 Textabbfldung)

Durch eine Sprackst5rung ist der Patient in seiner Verkehrsf/ihigkeit eingeschr~nkt. Er kann sich durch das gesprochene Wort nicht in dem MaBe verst/tndlich machen wie ein l~ormalsprechender. Um genaue Werte fiber das Ausmal~ der StSrung festzulegen und in Prozenten dar- zustellen, wurde die Sprechverst/ind_lich~keitsmessung entwickelt. An- gaben fiber die Sprechf/ihigkeit wie sie bisher fiblich waren, z. B. ,,man- gelhaft" oder ,,wenig verst/indlich" nnd/ihnliche, sind oft ungenau und subjektiv. Es muI~ also versucht werden, eine IVIethode zu finden, die einerseits einfach ist in der Anwendung, andererseits objektiv und exakt in der Durchfiihrung und in den Ergebnissen. Wir ffihren diese 1VIessung routinem/tl3ig durch als Bestandteil des Aufnahmebefundes, dann zur laufenden Kontrolle des Therapieerfolges w/ihrend und nach Abschlult der Behandlung. Aulterdem ist die Methode geeignet, bei HSrtraining die Fortschrit te im SprechvermSgen zu demonstrieren oder bei Begut- achtungen die Verkehrsf/thigkeit zu beurteilen, mit Werten, die auch yon einer Klinik zur anderen vergleichbar sind. Bei der Beurteilung der Schulf/thigkeit sprachgestSrter Kinder bietet sie einen brauchbaren Anhaltspunkt.

Der Sprechversti~ndlichkeitstest kann bei allen artikulatorischen SprachstSrungen, bei verzSgerter Sprachentwicklnng nnd h6rbedingten Sprechfehlern angewendet werden. Er ist jedoch nicht geeignet bei Stottern, weil hierbei die situationsabhiingigen Schwankungen eine zn grol~e Fehlerquelle darstellen.

13ber ghnliche Messungen berichteten HUDGI~S 1943 (USA), BJUG- al~Sl~ 1953 (Schweden) und A. SOHILLII~G 1957.

34*