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282 Meur er, wahrend der nijthige Luftzutritt durch die am Boden des Bechers befindlichen Locher statt Gndet. In den Becher legt man Baumwolle, auf welche man 60-80 Tropfen Chloroform tropfelt. Durch Verschliessen der Locher am Boden des Bechers mit dem Finger regulirt man den Zu- gang der Luft. Entsteht auf die angefuhrte Dosis noch keine vollstandige Belaubung, so wird das Aufiropfeln des Chloroforms erneuert. In einzelnen Fallen hat man die Gahe bis zu + Unze Chloroform steigern miissen. Auch eine ~Iiscliung von 4 Theilen Aelher und 1 Theil Chloroform hat man in Prag nach dem Vorgange eines Wiener Zahnarztes , Hrn. J. W ei g er’s, als zweckmassig befunden. W e iger hat durch zahlreiche Versuche, die sich irn uHumoristencc Anfangs Februar mitgetheilt finden, dargethan, dass dieses Gerniscli die Wirkung beider Aether- arten in der Art in sich vereinigt, dass die Nebenwirkun- gen des Schwefelathers, namentlich die Congestionen nach dem Kopfe, beim Gebrauch dieser Mischung wegfallen. Die allerneueste Empfehlung des Schwefelkohlenstoffs als Betaubungsmittel durch Iierrn H a r a l d T h a u l o w in Christiania hat von Hrn. Dr. A 1 o y s lM a r t i n einen entschie- denen Widerspruch erfahren (Augsb. allg. Zeitg. 29. Pebr. 1838). HI.. Martin hat durch Versuche an Thieren die entschiedene Gefahrlichlieit des Schwefelkohlenstoffgases als Betaubungsmittel nachgewiesen. H. Wa ck e n r o d e r. -- Die Darstellung des Chloroforms; yon Apothelcer in Dresden. Dr. Meurer, Das Chloroform hat in neuester Zeit als betaubendes Mittel, welches bei denen, die sich grosseren Operationen unlerwerfen mussen, durch Einathmen die Wahrnehmung des Schmerzes verhindern sol], grosses Aufsehen gemacht und wird deshalb von allen Aerzten wenigstens zu sehen verlangt.

Die Darstellung des Chloroforms;

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282 Meur er,

wahrend der nijthige Luftzutritt durch die am Boden des Bechers befindlichen Locher statt Gndet. In den Becher legt man Baumwolle, auf welche man 60-80 Tropfen Chloroform tropfelt. Durch Verschliessen der Locher am Boden des Bechers mit dem Finger regulirt man den Zu- gang der Luft. Entsteht auf die angefuhrte Dosis noch keine vollstandige Belaubung, so wird das Aufiropfeln des Chloroforms erneuert. In einzelnen Fallen hat man die Gahe bis zu + Unze Chloroform steigern miissen.

Auch eine ~Iiscliung von 4 Theilen Aelher und 1 Theil Chloroform hat man in Prag nach dem Vorgange eines Wiener Zahnarztes , Hrn. J. W ei g er’s, als zweckmassig befunden. W e i g e r hat durch zahlreiche Versuche, die sich irn uHumoristencc Anfangs Februar mitgetheilt finden, dargethan, dass dieses Gerniscli die Wirkung beider Aether- arten in der Art in sich vereinigt, dass die Nebenwirkun- gen des Schwefelathers, namentlich die Congestionen nach dem Kopfe, beim Gebrauch dieser Mischung wegfallen.

Die allerneueste Empfehlung des Schwefelkohlenstoffs als Betaubungsmittel durch Iierrn H a r a l d T h a u l o w i n Christiania hat von Hrn. Dr. A 1 o y s lM a r t i n einen entschie- denen Widerspruch erfahren (Augsb. allg. Zeitg. 29. Pebr. 1838). HI.. Mar t in hat durch Versuche an Thieren die entschiedene Gefahrlichlieit des Schwefelkohlenstoffgases als Betaubungsmittel nachgewiesen.

H. Wa ck e n r o d e r. -- Die Darstellung des Chloroforms;

yon

Apothelcer in Dresden. Dr. M e u r e r ,

Das Chloroform hat in neuester Zeit als betaubendes Mittel, welches bei denen, die sich grosseren Operationen unlerwerfen mussen, durch Einathmen die Wahrnehmung des Schmerzes verhindern sol], grosses Aufsehen gemacht und wird deshalb von allen Aerzten wenigstens zu sehen verlangt.

die Darslellutig des Chloroforms. 283

Dies niithigt den Apotheker, sich dasselbe darzustel- len, obgleich mil Gewissheit zu erwarten steht, dass die Anwendung zu diesem Zweck eben so schnell wieder ver- gessen werden wird, als sie aufgetaucht.

Das in B e r z e l i us’ Handbuch , Bd. 8, S. 346, nach So u b e i r a n angegebene Verhaltniss liefert mit einiger Sorgfalt und unwesentlichen Abanderungen ein solches Resultat, dass es selbst dem D um a s’schen Verfahren, wel- ches in Geiger’s Handbucli der Pharmacie, herausgegeben yon L i e b i g, tile Adage, Bd. I , Abth. 2, S. 836 angegeben, wegen seiner Einfachheit vorzuziehen ist.

Ich wurde es deshalb kaum fur nothig halten, auf das angegebene Verhaltniss und das dabei befolgte Ver- fahren aufnierksam zu machen, wenn nicht vom Professor B o t t g e r in dem von ihm herausgegebenen Polytech- nischen Notizblatt, No. 1 ., welches bei C. G. K u n z in Mainz herauskommt, eine Bereitungsweise des Chloroforms als die einfachste empfohlen wurde, welche auch gleichzeitig das Praparat wohlfeiler liefern sol1 und doch in jeder Beziehung der von uns angewendeten nachsteht.

B o t t g e r lasst das Chloroform aus Chlorkalk und essigsaurem Natron zu gleichen Theilen durch Destillation aus einer eisernen Retorte bis zur T roche darstellen. Er erhielt bei der ersten Destillation nur wenig Chloro- form, aber vie1 verdunntes Aceton, welches mit Chlorkalk angeruhrt einer zweiten Destillation unterworfen wird. Auch hier wird noch nicht alles Aceton zersetzt, und es ist deshalb das zweite Verfahren und also eine nochmalige Destillation nolhig. Nach einer Rectification iiber Aetzkalk liefert diese Methode 4 Unzen Chloroform, und B o l t g e r berechnet die Unze. ohne Arbeit, Gerath und Brennmate- rial in Anschlag zu bringen, n i t 32-36 Kreuzer (36 Kreu- zer = 10 Sgr.).

Wir verfahren auf folgende Weise: 10 Pfd. Chlor- kalk werden in einer kupfernen Blase, welche etwa einen Eimer fasst, mit 30 Pfd. Wasser angeruhrt, und diesem 1 Pfd. Weingeist von 80 O R. zugemischt. Das Gemisch bleibt die Nacht uber stehen, wird am Morgen noclimals

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umgeruhrt, mit dem zinnernen Kuhlgerath in Verbindung gebraclit und rasch bei Holzfeuer iiberdestillirt.

Das schwere Chloroform wird von der daruber schwim- mcnden leichten Flussigkeit getrennt und mit so vie1 Kalk- milch geschiittelt, als nothig ist, das etwa freie Chlor zu entfernen und dann aus einer Glasretorte im Dampfappa- rate oder uber der Weingeisllarnpe rectificirt.

Hat man einen ganz guten, noch nicht durch den Einfluss von Liclit und Feuclitigkeit zersetzten Chlorkalk angewendet, und sonst alles Angegebene genau befolgt, so erhklt man 5--6 Unzen reines Chloroform. 1st aber der Chlorkalk schon feucht geworden, oder von Haus aus nicht vollkomn~en mit Chlor gesattigt, so ist die Aus- heule eine geringero. Vermindert wird dieselbe auch, wenn man mehr oder starkern Weingeist anwendet, was u n s inehrere Versuche im Kleinen gelehrt haben.

Wir destillirten zu vier yerschiedenen Malen die oben angegebene Mengc Chlorkalk, Alkohol und Wasser und erhicltcn :

bei der ersten Destillation 5 Unz. 3 Drarhm. i t Scrup. ,I II 2ten It 3 It 5 ,I 2 0

I, II 3ten II 3 II 6 I I 2 II

,I I I 4ten I , 3 I, 5 I , 2 ,r

16 Unz. 5 Drachtri. I& Scrup.

Der Grund der verschiedenen Ausbeute Jag in der verschiedenen Qualitat des Chlorkalks, welcher jedesmal aus einem andern Fass genommen wurde.

Berechnen wir, wie Professor B o t t g e r , die Kosten des erhaltenen Chloroforms blow nach dem Material, so kostel die Unze Chloroform 82 Pf., da das Pfund Chlor- kalk 30 Pf., das Pfund Alkohol 40 Pf. zu stehen kommt. Wir erhalten demnach nach unserer iliethode, b e i g e r i n - g e r e m A u f w a n d a n Ze i t , b e i g e r i n g e r e m A u f - w a n d a n G e r a t h u n d B r e n n r n a l e r i a l , das Chloro- form, bloss nach dem verwendeten Material berechnet, urn f a s t 20 P r o c . b i l l i g e r , als Professor B o t t g e r .

Hhtten wir die Berechnuns nach der Ausheute anstel- len wollen, welche unser College, Hr. Apotheker F i c i n u s

Reduction des Eisenomyds zu Oxydul durch U’einsawe. 285

allhier erhielt, so wurde das Chloroform nach der von uns angegebenen Methode um 50 Proc. billiger zu stehen kommen, als nach B o t t g e r ’ s Angabe; denn F i c i n u s erhielt bei mehr als zehn Destillationen, welche er mit ein und derselben Sorte guten englischen Chlorkalks an- stellte, aus 10 Pd. desselben immer 5-6 Unz. Chloroform.

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Bemerkungen uber die Reduction des Eisenoxyds zu Oxydul durch Weinsaure und andere organische Sauren.

- Schon vor acht Jahren habe ich in einer Abhandlung

uber den Eisenweinstein (in dies. Arch. Bd. 21, p. 65) be- wiesen, dass sowohl die globuli tartari martinla, als auch der aus Eisenoxydhydrat und Weinstein bereitete tartarus ferruginosus das Eisen als 0 x y d o x y d u 1 enthalten. Diese Thatsache hat bei den Chemikern keinen Widerspruch gefunden, da die Hichtigkeit derselben durch die einfach- sten, in jener Abhondlung angegebenen Reactionen darzu- thun ist. Wenn, wie in derselben Abhandlung gezeigt worden, alle his datiin aufgestellten Forrneln fur heide weinsauren Doppelsalze unrichtig sind, so ist doch spater keine genugende Formel fur dieselben ermittelt worden von denen, die sich nach mir mit diesem Gegeiistande heschaftigt haben. Die von W i t t s 1 e i n aofgestellte Formel durfte als sine allgemein gultige manche Einwendung zulas- sen. Es ware also wohl zunachst nothwendig, die Menge von Eisenoxyd und Eisenoxydul in bciden Salzen genauer auszurnitteln und sich zu uberzeugen, ob namentlich im tartarus [errtiginosus immer und unter allen Urnstanden dieselbe Menge von Eisenoxydul entstehe. Die quantita- tive Bestimmung beider Oxyde wurde sich, wie ich bereits angegeben habe, theils durch kaustisches Kali i n der Sied- hitze, theils mit Hulfe von phosphorsaureni Natron aus- fuhren lassen, auch wohl einigermaassen genau durch Kaliumeisencyaniir und Kaliumeieencyanid und durch Gold-