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Die digitale Revolution für nachhaltige Entwicklung nutzen Die Digitale Agenda des BMZ

Die digitale Revolution für nachhaltige Entwicklung nutzen · im Blick behalten, wird es uns gelingen, gemeinsam EINE DIGITALE WELT zu erreichen. Die Digitale Agenda des BMZ legt

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Die digitale Revolution für nachhaltige Entwicklung nutzen Die Digitale Agenda des BMZ

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„Der digitale Wandel birgt große Chancen: Durch neue Technologien werden Prozesse beschleunigt, transparenter und effizienter. Mehr Menschen können mehr Wissen teilen.“ Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller

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VORWORT

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Entwicklungspolitik ist Zukunft, schafft Perspektiven und ist digital.

So wie die Digitalisierung alle Lebensbereiche und alle Kontinente erfasst, verändert sie auch die Entwicklungs­politik. Neue Technologien überwinden längst Ent fer­nungen, die noch vor wenigen Jahren als unüberbrück bar galten: zwischen Stadt und Land, zwischen Land wirten und Märkten, zwischen Universitäten und Studenten.

Neue Technologien beschleunigen unser Leben, machen es transparenter und effizienter. Mehr Menschen können mehr Wissen teilen. Wertschöpfungsketten werden neu gestaltet und Unternehmergeist in Garagen geweckt. Unsere Welt ist bereits jetzt durch die fortschreitende Digitalisierung geprägt: autonomes Fahren, digitale Währungen, virtuelle Vorlesungen oder 3D­Drucker. Wir sind längst mittendrin.

Doch die „digitale Dividende“ bleibt bisher deutlich hinter den Erwartungen zurück. Trotz aller positiven Ent wicklungen: Über die Hälfte der Weltbevölkerung hat immer noch keinen Zugang zum Internet. Viele wissen ihn nicht zu nutzen. Dazu kommt: In vielen Ländern dieser Welt werden neue Technologien bewusst gegen die Menschen verwendet, Daten illegal gesammelt, Unter drückung gefördert und die Meinungsfreiheit ein geschränkt.

Nur wenn wir die Herausforderungen der Digitalisierung im Blick behalten, wird es uns gelingen, gemeinsam EINE DIGITALE WELT zu erreichen. Die Digitale Agenda des BMZ legt den Grundstein hierfür. Sie stellt dar, wie wir die vor uns liegenden Heraus forderungen meistern und die sich bietenden Chancen des digitalen Wandels für alle nutzbar machen können. Gemeinsam können wir unsere EINE DIGITALE WELT gestalten. Machen Sie mit!

Dr. Gerd Müller Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

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InhaltVORWORT 1

I. WO WIR STEHEN 4

II. WIE WIR ARBEITEN 6

III. UNSERE ZIELE 10

Ziel 1: Digitale Innovationen nutzen 11

Ziel 2: Demokratische Verfahren stärken 17

Ziel 3: Menschen auf der Flucht helfen 20

Ziel 4: Zukunftssichere Jobs schaffen 23

Ziel 5: Menschenrechte und Teilhabe sicherstellen 26

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I. Wo wir stehen I. Wo wir stehen

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Digitalisierung durchdringt alle Lebensbereiche – in Industriestaaten wie in Entwicklungsländern. Diese Veränderungen eröffnen ungeahnte Potenziale. Sie bergen aber auch neue Herausforderungen für alle Beteiligten. Mit unseren Partnerländern wollen wir die vor uns liegenden Herausforderungen meistern und die Potenziale des digitalen Wandels für nachhaltige Entwicklung heben. Unsere Digitale Agenda ist Grundlage und gibt Orientierung für die Implementierung von digitalen Projekten in der deutschen Entwicklungspolitik. Sie konkretisiert zugleich die Digitale Agenda der Bundesregierung.

ANZAHL DER VORHABEN FÜR DEN DIGITALEN WANDEL NACH REGIONEN JAHR 2016

ANZAHL DER VORHABEN FÜR DEN DIGITALEN WANDEL NACH REGIONEN JAHR 2016

23 Europa

23 Global

117 Afrika

79 Asien

34 Amerika

ZAHLEN, DATEN, FAKTEN – WO  ENGAGIEREN WIR UNS BISHER?

Moderne Informations­ und Kommunikations­tech nologien (IKT) sind bereits heute ein nicht wegzuden kender Be standteil der deutschen entwicklungs politischen Zu sammen arbeit. Bei rund 350 Vorhaben stehen je doch die Chancen der Digitalisierung un mittelbar im Vorder grund. Die GIZ realisiert davon 199 Vorhaben, die KfW 79, die Deutsche Welle Akademie 34, die DEG 22, Engagement Global 8, der DAAD 6 und weitere Institutionen 3.1 Allein für ein „Digitales Afrika“ erhöht das BMZ die Mittel zwischen 2015 und 2017 auf rund 100 Millionen Euro. Die Schwerpunktsetzung liegt dabei auf der Anbindung Afrikas und der Förderung von IKT­Projekten mit Fokus auf Infra struktur, E­Learning, Gute Regierungs­führung und IT­ Wirtschaftsentwicklung. Auch in den Regionen Asien, Lateinamerika und Osteuropa wollen wir unsere Mittel für IKT 2017 erhöhen.

1 Die Zahlen basieren auf einer Erhebung bei ausgewählten Zuwendungsempfängern und Durchführungsorganisationen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.

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II. Wie wir arbeitenII. Wie wir arbeiten

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Für uns gilt:• Wir orientieren uns am Bedarf unserer Partnerländer.• Wir setzen auf die richtige Kombination von digitalen und analogen Maßnahmen.• Wir fördern Innovation und Kooperation. Unsere Partner sind Experten aus der

Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft, aus Medien, Kirchen und Verbänden.• Wir fördern den freien Zugang zu Informationen, veröffentlichen unsere

Arbeitsergebnisse, Berichte und Evaluierungen. • Wir setzen auf hohe Standards – die internationalen Prinzipien digitaler

Entwicklungszusammenarbeit und den Menschenrechtsleitfaden des BMZ.

WIR SETZEN DIE AGENDA 2030 UM

Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung ist der neue Weltzukunftsvertrag. Die Umsetzung ist eine der wichtigsten Aufgaben, der wir uns heute und in Zukunft stellen. Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) können wir bis zum Jahr 2030 nur erreichen, wenn wir es schaffen, die Möglichkeiten der Digitalisierung für alle Menschen nutzbar zu machen.

Obwohl IKT explizit nur in vier der 17 Ziele („Bildung“, „Ge schlechtergerechtigkeit“, „Infrastruktur, Indus triali ­sierung, Innovation“ und „Partnerschaften“) ge nannt werden, arbeiten wir an zukunftsfähigen Digital lö sungen, um die ambitionierten Ziele in allen Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung zu erreichen – sozial, öko­logisch und mit wirtschaftlichem Nutzen für alle.

Zur Umsetzung von Ziel 3 – ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters zu gewährleisten – benötigen wir beispielsweise digitale Gesundheitslösungen, die gerade die Menschen erreichen, die bislang aufgrund räumlicher Grenzen davon ausgeschlossen waren.

Insgesamt beeinflussen IKT alle 17 Ziele und spielen eine wesentliche Rolle als Mittel zu deren Erreichung. Dies wird besonders im Rahmen des sogenannten „Technology Facilitation Mechanism“ deutlich, der den systematischen Einsatz von Wissenschaft, Technik und Innovationen für die Erreichung der 17 Ziele in den Fokus stellt.

Darüber hinaus sind IKT ein wichtiges Instrument, um öffentliche, private und zivilgesellschaftliche Akteure miteinander zu vernetzen – ein Schwerpunkt des Welt ­zukunfts vertrags. Alle sind aufgefordert einen Beitrag zu leisten. Dafür benötigen wir transparente Prozesse und

Institutionen, auch um dem inklusiven Anspruch der Agenda 2030 gerecht zu werden. Nicht zuletzt sehen wir in dem Einsatz von IKT auch die Möglichkeit, aktuelle Informationslücken zu schließen. Digitale An wendungen schaffen neue Datenquellen und Analyse methoden und ermöglichen so die verbesserte Messung von Wirkungen und Fortschritt bei der Um setzung der Agenda 2030. Der Weltzukunftsvertrag ist deswegen die zentrale Richt­schnur, an der sich unsere Digital strategie ausrichtet.

Kleinbauern können mit ihren Mobiltelefonen Informationen über das Wetter und die Marktpreise abrufen und sind weniger von Zwischen­händlern abhängig.

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WIR LASSEN NIEMANDEN ZURÜCK

Digitale Anwendungen eröffnen Chancen, Bildung in ländliche Gebiete zu bringen oder das Gesundheitssystem zu reformieren. Sie ermöglichen Teilhabe und Inklusion – auch für Minderheiten.

IKT sind ein zentrales Instrument für den Zugang zu Information und Innovation, zu Wissen und Bildung, gesellschaftlicher Teilhabe und vielfältigen Dienst­leistungen. Damit diese erreichbar und nutzbar bleiben und Entwicklung unterstützen statt sie zu hemmen, müssen die richtigen Rahmenbedingungen gegeben sein und digitale Kenntnisse, gerade für benachteiligte Gruppen, gefördert werden.

IKT machen es technisch möglich, dass Bürgerinnen und Bürger sich informieren, an politischen Entscheidungen teilhaben und sich engagieren können.

IKT helfen Verwaltungsabläufe effizienter und trans­parenter zu organisieren, Daten und Informationen offen zu kommunizieren, die Korruption zu verringern und Steuern effizienter zu erheben. Damit können sie nicht nur die Staatseinnahmen erhöhen, sondern auch die Beziehung zwischen Bürger und Staat verbessern – viele Staaten wollen solche Lösungen mit der deutschen Entwicklungspolitik zusammen entwickeln. Zusätzlich eröffnen sogenannte „Crowdfunding“­Plattformen neue Wege, Entwicklungsvorhaben jenseits staatlicher Quellen zu finanzieren, wofür die Entwicklungs­zusammenarbeit Foren und Austausch fördern kann.

TIEFGREIFENDER WANDEL – GROSSE HERAUS­FORDERUNGEN

Der digitale Wandel wird gleichwohl tiefgreifender aus­fallen, ohne dass wir die damit einhergehenden Um brüche vorhersehen können. Sicher ist jedoch, dass den Chancen auch Herausforderungen gegenüberstehen:

Digitale Anwendungen können helfen, Wissen in ländliche Gebiete zu bringen. Doch gleich­zeitig muss in „analoge“ Grundlagen investiert werden: Bildung für alle, Demokratie und Rechenschaftspflichten, schlag­kräftige Institutionen und kluge Regulierungspolitik.

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→ Neue Produktionsmethoden und Arbeitsweisen: Es wird ökonomische Gewinner und Verlierer geben. So wie neue Arbeitsplätze geschaffen werden, gehen andere gleichzeitig verloren, wenn sich Produktionsmethoden verändern. Traditionelle Arbeitsweisen verschwinden mit der digitalen Automatisierung und neue entstehen. Wer aber moderiert die digitale Revolution? Wer stellt sicher, dass die richtige Anzahl an Arbeitsplätzen an den richtigen Orten entsteht? Wer schult Arbeitnehmer­innen und Arbeitnehmer um?

→ Digitale Klüfte: Zwar wächst der IKT­Markt weltweit enorm, aber die Unterschiede zwischen einzelnen Ländern, zwischen Stadt und Land sowie zwischen den Generationen sind zum Teil gewaltig. Die Zahl der Internetnutzer hat sich zwischen 2000 und 2015 veracht­facht – auf jetzt 3,2 Milliarden – und doch sind mehr als 4 Milliarden Menschen nach wie vor „offline“, die große Mehrheit davon in den ärmsten Staaten der Erde. Durch fehlenden Internetzugang vergrößert sich die wirtschaftliche und soziale Ungleichheit zwischen In­dus trie­ und Entwicklungsländern, aber auch innerhalb von Staaten.

→ Datenschutz und Menschenrechte: Wie werden Rechte und Freiheiten auch im schwer kontrollierbaren digi­talen Raum gewährleistet? Welche Auswirkungen hat der Wandel auf Menschenrechte, Datenschutz und Persönlich keitsrechte? Wer bestimmt Online­Regeln für die Meinungsfreiheit und schließt Hassreden und Ver­hetzung aus?

→ Elektroschrott: Die weltweite Produktion von Elektro­schrott stieg 2015 auf über 41 Millionen Tonnen. Wie kann sichergestellt werden, dass Elektroschrott verantwor­tungsbewusst entsorgt wird, und gleichzeitig neue Modelle der Kreislaufwirtschaft gefördert werden, um Elektroschrott bereits bei der Produktion zu verringern?

Der von der Weltbank herausgegebene Weltentwicklungs­bericht 2016 konstatiert auch, dass „Digitale Dividenden“ – so der Name des Berichts – sich nur einstellen können, wenn gleichzeitig in „analoge“ Grundlagen wie (berufliche) Bildung für alle, in Demo kratie und Rechenschafts­pflichten, in schlagkräftige Institutionen und in kluge Regulierungspolitik investiert wird. Wie muss Ent­wicklungspolitik im Zeitalter des digitalen Wandels also aussehen, um nicht nur die Chancen von Technologie zu nutzen, sondern auch auf solche Heraus forderungen zu reagieren? Auf diese essentielle Frage geben unsere fünf strategischen Ziele eine Antwort.

Niemanden zurücklassen: Über das Internet kann man sich von überall her informieren und engagieren. Doch mehr als 4 Milliarden Menschen sind nach wie vor „offline“.

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III. Unsere ZieleIII. Unsere Ziele

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Ziel 1: Digitale Innovationen nutzen – mehr Wirksamkeit erzielen

Ob Landwirtschaft, Klima, Bildung, Gesundheit, Wirtschaft oder öffentliche Verwaltung: Die Digitalisierung verändert alle Sektoren der Entwicklungszusammen arbeit. Mit der Nutzung neuer zukunftsträchtiger Technologien erreichen wir unsere Ziele schneller, besser und nachhaltiger. Wir werden verstärkt IKT in allen Sektoren unserer Entwicklungszusammenarbeit verankern und hierfür mehr Mittel bereitstellen. Aber: IKT sind nicht das Allheilmittel für alle Probleme. Wir setzen auf Technologien nur dann, wenn ein klarer Mehrwert entsteht. Der richtige Einsatz von IKT kann die Entwicklung in unseren Partnerländern transformieren und darüber hinaus effizienter, gerechter, partizipativer, transparenter und nachhaltiger gestalten. So verstehen wir den Mehrwert von IKT. Das BMZ konzentriert sich auf die Sektoren und politischen Prioritäten, bei denen IKT effizient und nachhaltig Entwicklungserfolge versprechen. Diese sind:

1. IKT­Infrastruktur: Zugang zum Internet ermöglichen und Netze ausbauen2. Bildung, Ausbildung und berufliche Bildung3. Gute Regierungsführung und Modernisierung des Staates4. Gesundheit5. Ernährung, ländliche Entwicklung und Landwirtschaft6. Klima und Energie7. Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung und Finanzsystementwicklung

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Vernetzung vorantreiben: Deutsch-afrikanisches Zentrum für Digitalisierung in Ruanda

Um erfolgreiche digitale Lösungsansätze und Zukunftstrends für afrikanische Märkte nutz bar zu machen, bauen wir gemeinsam mit der ruandischen Regierung ein Digitali­sierungs zentrum auf. Durch angewandte Forschung und strategische Partner schaften mit der Wirt schaft, Zivil gesellschaft und Wissenschaft wird so in kontext spezifische Lösungen investiert. Mit dem Digitalisierungszentrum unterstützt Deutschland erstmals ein afrikanisches Land dabei, die Rahmenbedingungen für digitale Innovation und den Einsatz neuer Techno logien aktiv mitzugestalten. Damit werden wir auch unserem Ansatz gerecht, in neue digitale Infra strukturen, Anwendungen und IT­Qualifikationen zu investieren. Bundesminister Dr. Gerd Müller betonte bei einem Besuch in Kigali: „Ruanda bietet alle Möglichkeiten für mehr private Investitionen. Wir werden gemein­sam daran arbeiten, in den kommenden Jahren erfolgreiche Technologie­ und Inno­vations partnerschaften umzusetzen.“

1.1: IKT­INFRASTRUKTUR BEREITSTELLEN

Nach wie vor können Milliarden Menschen das Internet mangels Zugang nicht nutzen, vor allem in kleinen Städten und ländlichen Gebieten. Daher fördert das BMZ den weiteren Ausbau der Netze in seinen Partnerländern, insbesondere im ländlichen Raum. Wir investieren in Breitbandkabel sowie in kosteneffiziente und neuartige Netzinfrastrukturen, die es ermöglichen, auch kleine Orte kostengünstig zu versorgen. Welche Entwicklungsschübe schnelle Internetverbindungen ermöglichen, zeigt die Entwicklung in Ostafrika. Dort hat ein Betreiberkon sortium – unter anderem unterstützt durch Kredite der deutschen EZ – das 10.000 Kilometer lange „Eastern Africa Submarine Cable System (EASSy)“ verlegt. Jetzt kommen bis zu 250 Millionen Menschen erstmalig schneller und kostengünstiger ins Internet.

1.2: ZUGANG ZU BILDUNG, AUSBILDUNG UND BERUFLICHER BILDUNG ERMÖGLICHEN

Mit Hilfe von IKT entstehen neue, virtuelle Lernorte, die nahezu unbegrenzt vielen Lernenden  zu jeder Zeit und an fast jedem Ort offenstehen. Virtuelle Lernorte verändern auch das Lernen selbst. Apps und Lernprogramme sind häufig spielerisch angelegt, fördern den Austausch und ver netzen Nutzerinnen und Nutzer ohne formelle Hürden. Via E­Learning erreichen wir Men­schen, die bisher von Bildung ausgeschlossen waren, vor allem Kinder und marginalisierte Bevölker ungs gruppen. Zusammen mit unseren Partnern entwickeln wir lokal angepasste digitale Bildungs inhalte.

Mit digitalem Lernen über Internet oder Computer (E­Learning) qualifizieren wir außerdem Lehrkräfte an Grund­ und Berufsschulen. Informationssysteme sollen wiederum die schulische Administration stärken. Beide Maßnahmen dienen dazu, Bildungssysteme zu verbessern, mehr Schülerinnen und Schülern in die digitale Welt zu verhelfen und die Qualität der Bildung insgesamt zu erhöhen.

Ein Internetzugang allein reicht nicht, um am digitalen Leben teilhaben zu können. Wer E­Mails versenden, im Internet recherchieren oder sich online weiterbilden will, muss erst lernen, mit den sich rasch wandelnden Online­Medien umzugehen. Deswegen fördert das BMZ Informations­ und Medienkompetenz.

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Gemeinsam mit unseren Partnern entwickeln wir zudem Weiterbildungsangebote für zukünftige Softwareentwicklerinnen und ­entwickler. Diese stehen oft vor drängenden Fragen: Wie kann ich gute lokale IT­Lösungen entwickeln? Welches Geschäftsmodell brauche ich? Welche Chancen bieten mir offene Technologien (Open Source) und ein globaler Austausch? Wir stellen IT­Fach­leute und Ausbilder bereit und fördern den Aufbau von Ausbildungsstrukturen für IKT­relevante Berufe in unseren Partnerländern – zum Beispiel durch IKT­Graduiertenkollegs.

Nach wie vor haben Frauen schlechtere Berufschancen als Männer, ihnen stehen zudem auch deutlich weniger Bildungswege offen. Daher werden wir insbesondere Frauen den Zugang zum Internet erleichtern, ihre Rolle in der Onlinewelt stärken und sie in IT­Berufen qualifizieren. Beispielsweise fördern wir Frauen durch ein IKT­Mentoren­Programm und errichten eine erste Programmierschule für Frauen in Afrika. Besondere Angebote richten sich zudem an An­alpha beten, um auch ihnen den Zugang zu digitalen Medien zu ermöglichen.

1.3: ÖFFENTLICHE VERWALTUNGEN ZUKUNFTSFÄHIG MACHEN – KORRUPTION BEKÄMPFEN

Digitale Technologien können die Effizienz und Transparenz von Behörden und Regierungen stärken. Sie ermöglichen oft auch neuartige Mechanismen für politische Teilhabe und Rechen­schaftslegung. Das BMZ unterstützt seine Partner bei der Digitalisierung der staatlichen Verwaltung. So kann der Staat höhere Einnahmen generieren – und gleichzeitig transparenter, effizienter und bürgerorientierter werden. Eigens eingeführte Apps für Mobiltelefone, Feedback­Portale und digitale Initiativen ermöglichen es Bürgern auch, direkt auf die Politik Einfluss zu nehmen. Das BMZ stärkt den konstruktiven Dialog zwischen Bürger und Staat.

Mit Unterstützung der deutschen EZ ist etwa in Armenien in 60 Kommunen ein Management­Informationssystem eingeführt worden, um Dienstleistungen zu verbessern und Bürger stärker an Entscheidungsprozessen zu beteiligen. Evaluierungen zeigen, dass die Bürger schneller Dienst­leistungen und transparentere Haushaltsdaten erhalten, die Verwaltungsmitarbeiter aufgrund der gesteigerten Transparenz höheres Verantwortungsbewusstsein zeigen und die Bürger zufrie­dener mit den Behörden sind.

1.4: GESUNDHEITSVERSORGUNG VERBESSERN UND PANDEMIEN EINDÄMMEN

In vielen Ländern mangelt es selbst an einer einfachen medizinischen Grundversorgung. IKT sind für das BMZ ein wichtiges Werkzeug, um den Zugang zu und die Qualität von Gesundheits­versorgung zu verbessern und ihre Verwaltungsstrukturen effizienter zu machen. Wir wollen IKT auch nutzen, um Seuchen und Pandemien einzudämmen, zum Beispiel durch Prävention. Die südafrikanische Nichtregierungsorganisation LoveLife hat mit deutscher Unterstützung eine digitale Plattform errichtet, die Jugendliche über HIV aufklärt.

3D­Drucker und digitale Produktionsorte – sogenannte „Makerspaces“ und „Fabrication Laboratories – FabLabs“ – erlauben es, Wissen, Software, Baupläne frei miteinander zu teilen und weltweit weiterzuent­wickeln.

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Digitale Medizin: Mit Hilfe eines Informationssystems erfasst Bangladesch Gesundheitsinformationen und reduziert den Verwaltungsaufwand. Davon profitieren auch die Patienten.

Nach wie vor gehört Bangladesch zu den ärmsten Ländern der Welt. Und doch hat das Land beachtliche Erfolge bei der Verbesserung der Gesundheit seiner Bürgerinnen und Bürger erreicht. Die Lebenserwartung ist gestiegen, die Kinder­ und Müttersterb­lichkeit geht zurück. Doch immer noch ist der Gesundheitsbereich fragmentiert. Neben zahl reichen privaten gibt es 593 öffentliche Kliniken, 1.362 ambulante Einrichtungen und 12.527 kommunale Kliniken. Die Crux bislang: Alle Daten wurden fast ausschließlich auf Papier erfasst, die Informationen landesweit auszutauschen war extrem langwierig. Heute sind viele kommunale Kliniken mit WLAN, Computer und einer gemeinsamen Software ausgestattet, die es Ärzten erlaubt, individuelle Patientendateien anzulegen, aggregierte Berichte und Zahlen per Knopfdruck an das Ministerium weiterzuleiten oder die Daten anonymisiert auszuwerten. Dabei werden Menschenrechte und die Per­sönlichkeitsrechte der Patientinnen und Patienten sowie Datenschutz gewährleistet.

Diesen digitalen Umbruch hat das Ministerium für Gesundheit und Familie (MOH FW) in Bangladesch zusammen mit der deutschen Entwicklungszusammenarbeit eingeleitet. In Bangladesch nutzen heute landesweit mehr als 15.000 Gesundheitseinrichtungen das Informationssystem, das auf flexibler und kostengünstiger Open Source­Software beruht. Die digitalisierte Berichterstattung hat den administrativen Aufwand halbiert. Mit Hilfe der Daten können Entscheidungen zudem nicht nur auf einer besseren Grund­lage, sondern auch rascher getroffen werden. Ärzte wiederum können Patientenakten digital anlegen, denn gerade schnell verfügbare Patientendaten spielen oft eine wichtige Rolle bei der Reduzierung der Kinder­ und Müttersterblichkeit.

In Bangladesch nutzen heute landesweit mehr als 15.000 Gesundheitseinrichtungen das Informationssystem, das mit Unterstützung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit aufgebaut wurde.

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1.5: LÄNDLICHE ENTWICKLUNG FÖRDERN

Per Smartphone oder Handy lassen sich Entfernungen digital überwinden. Dies ist gerade auf dem Land enorm relevant: Landwirtschaftliche Informationsdienste als Sprachnachricht, Kommunikation mit Märkten per SMS, Wetter­Apps oder digitale Finanzdienstleistungen helfen Landwirten in unseren Partnerländern, ihre Betriebe effizienter zu organisieren und mehr zu erwirtschaften. Mit georeferenzierten Daten können landwirtschaftliche Pacht flächen neu vermessen und rechtlich geschützt werden.

1.6: DEN ENERGIEVERBRAUCH SENKEN UND DEN KLIMASCHUTZ VERBESSERN

Die Weltbank schätzt, dass durch die Anwendung von IKT der globale CO²­Ausstoß in den kommenden fünfzehn Jahren um 20 Prozent verringert werden kann. Wie die Welt ihre Energie produziert und konsumiert, spielt dabei eine Schlüsselrolle. Bislang scheiterte die Energieversorgung ländlicher Regionen an Distanzen, aber auch an fehlenden Finanzmodellen.

Ein Beispiel aus Tansania und Ruanda: Die von dem deutschen Unternehmen Mobisol ent­wickelten Solar­Home­Systeme sind so konzipiert, dass die Solarmodule leicht von lokal ausgebildeten Mobisol­Technikern installiert werden können. Die Kunden bezahlen über das Mobiltelefon per SMS monatliche Raten – bei den kleinsten Systemen 30 Cent pro Tag! Im Rahmen einer vom BMZ geförderten develoPPP­Maßnahme hat Mobisol bereits über 21.000 Haushalte in den beiden Ländern mit Solarstromanlagen versorgt. Insgesamt nutzen inzwischen über 200.000 Menschen im ländlichen Ostafrika diese netzunabhängigen Solarstromanlagen.

Landwirtschaftliche Informationsdienste als Sprachnachricht, Kommuni­Landwirtschaftliche Informationsdienste als Sprachnachricht, Kommuni­kation mit Märkten per SMS, Wetter­Apps oder digitale Finanzdienst­kation mit Märkten per SMS, Wetter­Apps oder digitale Finanzdienst­leistungen helfen Landwirten in unseren Partnerländern, ihre Betriebe effizienter zu organisieren und mehr zu erwirtschaften.leistungen helfen Landwirten in unseren Partnerländern, ihre Betriebe effizienter zu organisieren und mehr zu erwirtschaften.

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Das BMZ unterstützt zahlreiche weitere klimarelevante Digital­Vorhaben. So erfassen Wissen­schaftler Wetterdaten und erarbeiten Anpassungsstrategien für Landwirte. Die deutsche EZ kartografiert Waldbestände und setzt dafür kostengünstige Drohnen ein. Das BMZ arbeitet zudem daran, dass künftig mehr Bauern gegen klimabedingte Ernteausfälle abgesichert sind. In vielen Partnerländern fehlen dazu die nötigen Versicherungsdaten – diese können nun durch IKT erfasst werden.

1.7: MOBIL BEZAHLEN, FINANZSYSTEME REGULIEREN UND VERBRAUCHERRECHTE STÄRKEN

In Ostafrika überweisen schon heute viele Millionen Menschen Geld per Mobiltelefon. Mit Zahlungs systemen wie „M­Pesa“ und mit neuen Finanztechnologien, zum Beispiel sogenannten eWallet­Lösungen oder rein digitalen Währungen, die auf innovativer Blockchain­Technologie beruhen, können Entwicklungs­ und Schwellenländer ihre Finanzsysteme revolutionieren. Digitale Zahlungssysteme sind günstig, leicht verfügbar und kommen ohne klassische Girokonten oder Bankfilialen aus, die gerade in ländlichen Gegenden oft nicht errichtet werden können. Das BMZ fördert daher den Aufbau mobiler Zahlungssysteme. In Ghana dehnt die ghanaische Zentralbank mit Unterstützung der Kreditanstalt für Wiederaufbau das bargeldlose Zahlungs­system „e­zwich“ auf den ländlichen Bereich aus. Menschen identifizieren sich mit einer Chip karte in Läden, zahlen Geld ein oder lassen es sich auszahlen.

Das BMZ stärkt darüber hinaus die Aufsicht der Finanzsysteme im digitalen Raum und schützt die Bürger. So unterstützt beispielsweise die deutsche EZ die ugandische Nationalbank dabei, die Finanzmärkte so zu regulieren, dass Kundenrechte gestärkt werden.

In Ostafrika überweisen schon heute viele Millionen Menschen Geld per Mobiltelefon.

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Ziel 2: Demokratische Verfahren stärken

Mit Hilfe von IKT machen wir die Entwicklungszusammenarbeit transparenter und sichtbarer. Bürgerinnen und Bürger in unseren Partnerländern wie auch in Deutschland können sich besser über laufende, geplante oder abgeschlossene Programme in for mieren. Mit digitalen Technologien können damit auch entwicklungspolitische Projekte während ihrer Planung und Durchführung durch das Wissen der Menschen bereichert werden, die selbst von der Maßnahme profitieren sollen.Wir nutzen IKT zur Datenerhebung und Evaluierung. Das begleitende Monitoring und eine umfassende Evaluierung von Programmen und Projekten sind so besser möglich. Dies befähigt uns, unsere Maßnahmen im Sinne einer ergebnis­ und wirkungs orientierten Entwicklungszusammenarbeit kontinuierlich zu verbessern und erfolg reiche Projekte verstärkt zu fördern.In vielen Entwicklungsländern mangelt es noch immer an transparentem Regierungs­handeln und Rechenschaft gegenüber dem Bürger. Hier schaffen IKT Abhilfe und neue Möglichkeiten. Wir möchten Bürgerinnen und Bürger befähigen, politische Ent scheidungen nachvollziehen zu können. Diese Maßstäbe setzen wir auch an un­sere Entwicklungspolitik an: Wir wollen auch unseren Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland möglichst offen und transparent gegenübertreten und über die Arbeit des BMZ informieren.

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2.1: TRANSPARENZ FÖRDERN

Das BMZ setzt öffentliche Gelder ein und muss Rechenschaft über deren wirksame und effiziente Verwendung ablegen. Mit IKT erheben wir in unseren Partnerländern besser, schneller und einfacher belastbare Daten, mit denen wir evidenzbasierte Entscheidungen für bestehende wie zukünftige Projekte verbessern können.

Wir nutzen die Potenziale von IKT auch zu einer umfassenden Evaluierung von Entwick lungs­projekten und machen die Erkenntnisse anderen Gebern und der Wissenschaft zugänglich, indem wir Evaluierungsergebnisse online veröffentlichen. Das Deutsche Evaluierungsinstitut für Entwicklungszusammenarbeit (DEval) führt strategische Evaluierungen durch, entwickelt angepasste Evaluierungsmethoden weiter und fördert Evaluierungskapazitäten in unseren Partnerländern.

Seit 2013 veröffentlicht das BMZ zudem auf seiner Webseite halbjährlich umfangreiche Infor­mationen zu laufenden und neu zugesagten Projekten und Programmen gemäß der Stand ards der „International Aid Transparency Initiative“ (IATI). Als einer der Gründer der Initiative unterstützen wir die kontinuierliche Ausweitung auf inzwischen über 400 Mitglieder. Dabei setzen wir uns besonders für die Qualität der Daten ein, um ein realistisches Bild und eine Nachvollziehbarkeit der deutschen Entwicklungsbemühungen zu ermöglichen. Deutschland hat be schlossen, seine Kandidatur für die Partnerschaft für eine offene Regierung (Open Government Partnership) einzureichen und verpflichtet sich damit zu offenerem Regierungs­handeln in allen Ressorts.

2.2: BÜRGERNÄHE HERSTELLEN

Das BMZ informiert Bürgerinnen und Bürger über die deutsche Entwicklungszusammenarbeit. Dies ist keine Einbahnstraße: Wir bieten Dialog­Möglichkeiten, wie zum Beispiel im Rahmen der Zukunftscharta „EINEWELT – Unsere Verantwortung“ (www.zukunftscharta.de) und fördern auch das persönliche Engagement des Einzelnen für eine bessere Welt durch IKT. Außer dem wollen wir dadurch sowohl den Bürgerinnen und Bürgern als auch unseren Partnern Mitbestimmung ermöglichen.

Keine Einbahnstraße: das Internet verbindet und schafft Dialogmöglichkeiten.

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Bürgernähe in Palästina: Die Plattform „Dooz“ fördert den politischen Dialog zwischen Bevölkerung und Kommunalpolitik in Nablus

Politische Entscheidungen fallen im palästinensischen Nablus in der Regel hinter ver­schlossenen Türen. Die Bewohnerinnen und Bewohner der palästinensischen Westbank werden weder befragt noch beteiligt. Damit können sie nicht nachvollziehen, was zum Beispiel mit ihren Steuergeldern geschieht. Aus diesem Grund haben die Akademie der Deutschen Welle (DW) und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammen­arbeit (GIZ) in Nablus das Online­Portal „Dooz“ initiiert. Es ist das Kernstück des vom BMZ finanzierten Vorhabens „Go Local“. Das Nachrichtenportal soll Bürger und Politiker miteinander ins Gespräch bringen. Es berichtet auch über die öffentlichen Anhörungen zu kommunalpolitischen Themen, die mit Hilfe der deutschen Entwicklungspolitik eingeführt wurden. Ziel ist, die Bürger umfassend auf die Anhörungen vorzubereiten und sie mit Hintergrundinformationen zu versorgen. So können Bürgerinnen und Bürger Fragen und Anregungen einbringen, die sie konkret berühren, beispielsweise zu öffent­lichem Nahverkehr oder der Wasserversorgung.

Das Nachrichtenportal „Dooz“ bringt Bürger und Politiker einander näher und berichtet über kommunalpolitische Themen.

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Ziel 3: Menschen auf der Flucht helfen

Weltweit leben rund 250 Millionen Menschen als internationale Migrantinnen und Migranten außerhalb ihres Herkunftslandes. Davon sind über 65,3 Millionen Menschen aktuell vor Krieg und Verfolgung auf der Flucht, rund 40 Millionen innerhalb des eigenen Landes. Digitale Lösungen können sowohl zur Nutzung der Potenziale von Migration als auch zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Migranten, Flüchtlingen und Binnen vertriebenen beitragen – und auch die aufnehmenden Gemeinden können davon profitieren.Menschen halten auf ihrer Flucht beispielsweise digital Kontakt zu ihren privaten und beruflichen Netzwerken im Herkunftsland und können so Wissenstransfer zwischen Aufnahme­ und Herkunftsländern fördern. Preisvergleichswebseiten für Geldtransfers von Migrantinnen und Migranten sowie Flüchtlingen in ihr Herkunftsland (sogenannte Remittances) tragen zur Erhöhung der Transparenz bei und helfen, den günstigsten Überweisungsanbieter zu identifizieren. Digitale Ansätze können Zugang zu Bildung und Arbeitsmarkt für Menschen auf der Flucht verschaffen. Dadurch können Zukunfts­pers pektiven verbessert und Jobs geschaffen werden. Ein sehr großes Potenzial sehen wir im IT­Sektor als Jobmaschine. Er ist in vielen Herkunfts ländern, aus denen Migranten und Flüchtlinge kommen, der Wirtschaftszweig mit den höchsten Wachstumsraten. Die Nachfrage am Arbeitsmarkt nach gut ausge­bildeten IT­Fachkräften steigt täglich.

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3.1: CHANCEN VON MIGRATION NUTZEN

Durch digitale Lösungen können wir Migrantinnen und Migranten dabei unterstützen, zur Verbesserung der Lebensbedingungen in ihren Herkunftsländern beizutragen.

Gerade im Bereich Finanzdienstleistungen und finanzieller Bildung bieten sich zahlreiche Möglich­keiten: Das Preisvergleichsportal www.geldtransfair.de des BMZ erhöht die Transparenz auf dem Markt für Auslandsüberweisungen – inzwischen für mehr als 20 Länder. Migrantinnen, Mi granten und Flüchtlinge können so Kosten und Konditionen ihrer Überweisungen ins Herkunftsland vergleichen und sich über Möglichkeiten und Risiken im internationalen Zahlungs­verkehr informieren. Dies bietet Sicherheit und ermöglicht, dass mehr Geld bei ihren Familien und Freunden ankommt.

Auch Flüchtlinge sind Empfänger und Sender von Geldtransfers. Digitale Finanzdienstleistungen wie Geldsendungen und Sparmöglichkeiten über Mobiltelefone können gerade in Situationen sehr hilfreich sein, in denen der Zugang zu einem regulären Bankkonto nicht möglich ist. Vor diesem Hintergrund unterstützt das BMZ die Etablierung digitaler Dienstleistungen in Jordanien, um das Senden und Empfangen von Geldtransfers für die aufnehmende Bevölkerung und für syrische Flüchtlinge zu erleichtern.

Nicht nur der Kapitaltransfer, auch der Wissensaustausch lässt sich durch digitale Ansätze vereinfachen. Das BMZ unterstützt beispielsweise die Kooperation eines äthiopischen und eines kamerunischen Migrantenvereines. Ziel ist, theoretisches Wissen, das an Deutschlands Hochschu len erworben wurde sowie Erfahrungen von Praktikern aus der Industrie über eine Online­Plattform Universitätsstudenten in beiden Herkunftsländern zur Verfügung zu stellen. Neben Online­Ressourcen und Seminaren reicht das Angebot von der Begleitung bei Masterarbeiten über vor Ort­Seminare bis zum Austausch mit Akademikern und Praktikern der Diaspora und der involvierten Universitäten. Damit wird nicht nur von der Verbindung nach Deutschland profitiert, sondern auch der Süd­Süd­Austausch gefördert.

3.2: KEINE VERLORENE GENERATION ZULASSEN

Viele Kinder und Jugendliche haben während der Flucht keinen Zugang zu Bildung. Sie können ihre Ausbildung nicht abschließen – oder gar nicht erst aufnehmen. Fluchtsituationen dauern immer länger und einher geht das Risiko einer „verlorenen“ Generation. Gemäß der Agenda 2030 und den Verpflichtungen des Humanitären Weltgipfels der Vereinten Nationen ist der Kern unseres Handelns: „Niemanden zurücklassen“ / „leave no one behind“! Bildung bedeutet verbesserte Beschäftigungschancen und zugleich verbesserte Lebensperspektiven.

Ein Schwerpunkt unseres Engagements liegt daher auf Bildung und Berufsbildung für Flüchtlinge und Binnenvertriebene. Wir bieten syrischen Flüchtlingen und jungen Menschen aus den jordanischen Aufnahmegemeinden Hochschulstipendien und Trainings an. Dank Initiativen wie der deutschen Organisation „Kiron Open Higher Education“ haben Menschen auf der Flucht die Möglichkeit, Hochschulstudien online weiter zu verfolgen, ihre Abschlüsse zu machen und sich Zukunftsperspektiven zu schaffen. Wir werden künftig unser Engagement im Bereich berufsqualifizierender IKT­Maßnahmen noch weiter verstärken, zum Beispiel im Irak, in Mali und Somalia.

3.3: RÜCKKEHR ERLEICHTERN

Wir wollen digitale Beratung für Flüchtlinge und Migranten anbieten, die wieder in ihre Heimat zurückkehren wollen. Oftmals stehen sie in ihren Heimatländern vor dem Nichts. Wir wollen Schuldnerberatung anbieten, Job­Möglichkeiten aufzeigen und Beschäftigung durch IKT schaffen.

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Perspektiven schaffen: Jobs für 8.000 Software-Entwickler in Tunesien

In Tunesien ist auch fünf Jahre nach der Revolution die hohe Jugendarbeitslosigkeit ein großes Problem der jungen Demokratie. Jugendliche zwischen 15 und 29 Jahren machen knapp 30 Prozent der tunesischen Bevölkerung aus. Sie sind besonders von Arbeits­ und Perspektivlosigkeit betroffen, viele von ihnen auf lange Sicht. Um jungen Tunesier­innen und Tunesiern wirtschaftliche Perspektiven in ihrem Herkunfts land zu bieten, fördert das BMZ innovative Ansätze für Aus­ und Weiterbildung. In einem ersten Schritt wurden über 8.000 junge Menschen aus allen Regionen Tunesiens in sechs Monaten über eine zertifizierte Online­Lernplattform als Software­Entwickler aus ge bildet. Zuvor waren sie unter mehr als 26.000 registrierten Interessierten ausge wählt worden. Im Rahmen eines Projekts für Jugendbeschäftigung entwickelten sie mehr als 1.000 neue Smartphone­Anwendungen (Apps) für den nationalen und internationalen Markt. Microsoft und mehr ere tunesische Privatunternehmen unterstützen dieses inno vative Fortbildungsangebot.

Das Projekt geht auf eine Initiative des tunesischen Ministeriums für Kommunikations­technologien und digitale Wirtschaft zurück und wird aus Mitteln der Sonderinitiative des BMZ zur Stabilisierung und Entwicklung in Nordafrika, Nahost finanziert. Ziel ist es, die Digitalbranche zu einem wirtschaftlichen Wachstumssektor auszubauen und Existenzgründungen zu fördern, so dass zukunftsorientierte und langfristige Arbeits­pers pektiven für junge Menschen geschaffen werden.

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Ziel 4: Zukunftssichere Jobs schaffen

Wir wollen den Umsatz für die lokale Digitalwirtschaft erhöhen, fair bezahlte Jobs schaffen, Chancen eröffnen. Deshalb fördern wir Beschäftigung und Innovation in  unseren Partnerländern, indem wir Start­ups und Entrepreneure von der Idee bis zur Marktreife beraten und begleiten. Doch oft besteht nur eine schwache lokale Marktnachfrage – dies hemmt die nachhaltige Wirtschaftsentwicklung in unseren Partnerländern.Wir wollen daher mehr mit der deutschen, der europäischen und der lokalen Digitalwirtschaft zusammenarbeiten, um das Wirtschaftswachstum in unseren Partner ­ländern zu unterstützen. Hierfür schmieden wir neue Allianzen mit Großunternehmen, Mittelständlern, genauso wie mit Start­ups. Nicht nur klassische IT­Unternehmen sind in unserem Fokus, sondern jedes Unternehmen, das erkannt hat, dass der digitale Wandel zum Umdenken in allen Sektoren (Logistik, Gesundheit, Verwaltung, Mobilität, Verkehr etc.) zwingt. Ziel ist es, Partnerschaften zu fördern, bei denen die Partner­länder und Deutschland profitieren. Hierfür haben wir Programme der „Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft“, die BMZ­Initiative „Strategische Partnerschaft Digitales Afrika“ und die „Tech­ Entre­preneurship Initiative – Make­IT“ des BMZ entwickelt.

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4.1: DIGITALEN WANDEL DYNAMISCH UND FAIR GESTALTEN

In der deutschen Digitalwirtschaft gibt es in unterschiedlichen Branchen „globale Champions“ und „versteckte Champions“ − von Internet Start­ups und digitaler Medizintechnik über die Entwicklung von Sensorik bis hin zu Logistik und industrieller Prozessautomatisierung.

Besonders in Bereichen wie Logistik, Gesundheit und Energie ist die deutsche Wirtschaft führend in der Welt. Die enge Verzahnung von angewandter Forschung und Praxis in Deutschland sowie internationale Netzwerke von Innovatoren und Diaspora bilden gute Voraussetzungen für Kooperationen zwischen der Entwicklungspolitik und der deutschen Wirtschaft. Ein förderliches Investitionsklima für die Digitalwirtschaft setzt voraus, dass es vor Ort genug Fachleute mit praxis nahem IT­Wissen gibt und die rechtlichen, institutionellen und infrastrukturellen Grund­lagen für digitale Geschäftsmodelle stimmen. Diese Rahmenbedingungen fördert das BMZ in seinen Partnerländern.

Schon heute entstehen in vielen Entwicklungs­ und Schwellenländern wichtige Innovationen. Wir sehen daher große Potenziale in Start­ups und in den Entwickler­Szenen in Asien, Afrika, Lateinamerika und Osteuropa. Diese jungen Tech­Entrepreneure wollen wir fördern und sie dabei unterstützen, IKT sicher und gewinnbringend zu nutzen und ihre Innovationen und Geschäfts­ideen für eine nachhaltige Entwicklung einzusetzen.

Aus diesen Überlegungen heraus hat das BMZ mit der deutschen Privatwirtschaft eine „Strategische Partnerschaft für ein Digitales Afrika“ initiiert. Dabei wollen wir die Expertise und Ressourcen der deutschen Privatwirtschaft mit den bereits etablierten IKT­Unternehmen, mit Start­ups und Entrepreneuren in Partnerländern zusammenbringen, um neue Geschäftslösungen für ein digitales Afrika zu entwickeln. Wir wollen digitale Aufschwünge vor Ort unterstützen – von und mit Afrika lernen.

Informationsaustausch auf der CeBIT – der weltgrößten IT­Messe: Junge Gründer begutachten das neue BMZ „Toolkit – Digitalisierung in Entwicklungszusammen­arbeit und Internationaler Zusammenarbeit in Bildung, Kultur und Medien“.

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4.2: INNOVATIONEN LOKAL FÖRDERN UND AUF DEN WEG BRINGEN

Wir unterstützen Entrepreneure und Start­ups in allen Phasen ihrer Entwicklung – von der Idee bis hin zum marktreifen Produkt und fördern damit Innovationen in unseren Partnerländern.

Um welche Innovationen geht es dabei? Wir schauen hinter die Schlagworte wie Big Data, mobiles Internet, die digitalisierte Produktion von Gütern, das Internet der Dinge, Drohnen oder 3D­Drucker. Wir identifizieren gemeinsam mit Forschern und unseren Partnern aus Entwicklungs­ländern, wie die dahinter liegenden Megatrends für entwicklungspolitische Ziele genutzt werden können: Schnellere Produktion von Gütern, besserer Klimaschutz durch verlässliche Daten über Umweltverschmutzung und Verkehr, Dezentralisierung von Wissen etc.

Offene Produktionsverfahren und digitale Produktionsorte – wie sogenannte „Makerspaces“ und „Fabrication Laboratories – FabLabs“ – versprechen besondere Vorteile für Entwicklungsländer. Sie erlauben es, Wissen, Software, Baupläne frei miteinander zu teilen und weltweit weiterzuent­wickeln. So stellt die Plattform „Global Village Construction Set – GVCS“ digitale Baupläne für landwirtschaftliche Maschinen mit einer genauen Anleitung zur Verfügung. Solche digitalen Systeme einer vernetzten und offenen Güter­Produktion befinden sich erst in den Kinderschuhen. Sie bergen aber ein gewaltiges Potenzial für Innovation und Entwicklung: Wichtige Güter können wahrscheinlich in der Zukunft weltweit vor Ort viel schneller, günstiger und dezentraler konzipiert und hergestellt werden.

Mit unserer „Tech­Entrepreneurship Initiative – Make­IT” bündeln wir die Kräfte unterschied­licher Fördermaßnahmen für Entrepreneure aus der digitalen Wirtschaft und unterstützen sie dabei, Zugang zu Trainings, Mentoren, Finanzierung und Kontakten in all ihren Entwick­lungs phasen zu finden. Unser Ziel ist, dass sich Innovatoren auf ihre Produkte konzentrieren können und für Investoren attraktiv werden. Dafür stärken wir ihre „Ökosysteme“ und Räume wie Innovation Hubs, in denen wir lokales Wissen mit internationaler Fachexpertise zusammenbringen. Dabei werden wir gezielt Frauen als Vorbilder in der Branche fördern.

Auf der CeBIT 2016 bringt das BMZ Start­ups aus aller Welt mit der deutschen Privatwirtschaft zusammen, um neue  Geschäftslösungen und digitale Aufschwünge vor Ort zu unterstützen.

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Ziel 5: Menschenrechte und Teilhabe sicherstellen

Wer kann meine Daten sehen? Wie gläsern bin ich? Wer kann nachverfolgen, welche Spuren ich im Netz hinterlasse? Persönliche Daten werden gesammelt und ver kauft, Privates in einer neuen Art und Weise öffentlich. Dies kann gerade in Unrechtsregimen lebensbedrohliche Konsequenzen haben. Je weniger die Macht durch das Volk legitimiert ist, desto mehr breiten sich Zensur und Repression aus. Den Beteiligungsmöglichkeiten des Internets stehen Einschüchterung, Zensur und Überwachung gegenüber. Umgekehrt kann digital organisierter Widerstand Regime ins Wanken bringen und gute Regierungsführung stärken. Wir wollen Menschenrechte, Grundrechte und Freiheitsrechte schützen und welt­weit stärken. Deshalb beziehen wir international Stellung und entwickeln Prinzipien für wertegeleitete und menschenrechtsbasierte Entwicklungszusammenarbeit im digitalen Wandel.

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5.1: WIR BEZIEHEN STELLUNG ZU DEN NETZPOLITISCHEN FRAGEN DES DIGITALEN WANDELS

Neben den vielen neuen Chancen stellt der digitale Wandel sowohl die Partnerländer als auch Deutschland vor neue Herausforderungen: Das Internet wird vielerorts kontrolliert, Inhalte werden zensiert und die Meinungsfreiheit eingeschränkt. Wir treten dafür ein, demokratische Grundrechte wie das Recht auf Privatsphäre und die Meinungsfreiheit zu schützen. Als wichtiger europäischer Akteur bezieht die deutsche Entwicklungspolitik zu diesen rasanten netzpolitischen Veränderungen Stellung, setzt in eigenen Projekten hohe technische und ethische Standards durch und berät Partner zu entsprechenden Maßnahmen und Politiken. Auf internationaler Ebene bieten die Prinzipien für digitale EZ – Digital Principles (http://digitalprinciples.org/) einen wertvollen Rahmen und Foren für Austausch. Die deutsche Entwicklungszusammen arbeit verfolgt dabei einen auf Werte gerichteten, freiheitlichen, demokratischen, menschenrechts­basierten und rechtsstaatlichen Ansatz. Wir bringen unsere Positionen in politischen Gremien wie der weltweiten „Freedom Online Coalition“, Steuerungsforen wie dem „Internet Governance Forum“, auf Konferenzen und den maßgeblichen Entwicklungsberichten ein.

In der deutschen Entwicklungszusammenarbeit werden Netzneutralität und Datenschutz gefördert. Denn nur mit  einem freien und fairen Internet schaffen wir weltweit eine offene Wissens gesellschaft, in der Menschen ihre Umwelt mitgestalten können.

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5.2: DATENSCHUTZ FÖRDERN, NEUTRALITÄT SICHERSTELLEN, OPEN SOURCE NUTZEN

Wir stehen für einen diskriminierungsfreien Internetzugang ein. Mit einem freien und fairen Internet schaffen wir eine offene Wissensgesellschaft weltweit und eröffnen neue Chancen für kleine Unternehmen und Bürger, ihre digitale Umwelt mitzugestalten. Dazu tragen auch offene Standards für Software, Schnittstellen und Daten bei. Deswegen setzen wir uns für Open Data und Open Source ein, also für Daten, Software und Wissen, das von allen sicher ge ­nutzt und von Nutzern in Entwicklungsländern frei angepasst und weitergegeben werden kann. Offene Lehr­ und Lernmaterialien (OER) wiederum können einer breiten Öffentlichkeit kostengünstig zur Verfügung gestellt und lokal angepasst werden.

Deutschland ist federführend beim Datenschutz. Das BMZ achtet, schützt und fördert funda men­tale Menschenrechte wie das Recht auf Privatsphäre und das Recht auf freie Meinungs äußerung. Wir wollen den Datenschutz im Netz anwenden und durchsetzen.

Trainingsplattform „Digital Safety“ in Uganda: Journalisten und Blogger lernen, ihre Daten zu schützen

In der Hauptstadt Kampala konzentrieren sich auf kleinem Raum die wichtigsten ugandischen Massenmedien. 87 Prozent der Bevölkerung leben jedoch auf dem Land. Lokale Radiosender sind hier die bedeutendste – oft auch die einzige – Informations­quelle. Etwa drei Viertel der Sender sind im Besitz von Regierungsmitgliedern und in der Regel eingebunden in ein komplexes System staatlicher Kontrolle. Auch Über­wachung und Abhörung kommen nicht selten vor. Wie wichtig Datensicherheit für sie selbst, aber auch für ihre Quellen ist, dessen sind sich Journalistinnen und Journalisten, Bloggerinnen und Blogger und andere Medienarbeiter in Uganda meist nicht bewusst. Zusammen mit ihren Partnerorganisationen bildet die Deutsche Welle Akademie Journalistinnen und Journalisten zu Experten sowie zu Trainern in digitaler Sicher ­heit aus. Diese Mentoren formen ein Netzwerk, das sich über ganz Uganda erstreckt. Sie beraten ihr unmittelbares Umfeld, stärken das Bewusstsein für digitale Risiken und helfen ganz praktisch dabei, Computer, Telefone und andere Geräte gegen po tenzielle Angriffe oder Abhörversuche von außen zu sichern. Gleichzeitig ist das ugandische Men toren­Netzwerk an der Entwicklung einer speziell auf ihre Bedürf nisse zugeschnit­tenen App beteiligt. Diese „Open Mentoring­App“ enthält aktuelle Informationen und Tools zur Datensicherheit.

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HERAUSGEBERBundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Referat Öffentlichkeitsarbeit, digitale Kommunikation und Besucherdienst

REDAKTIONBMZ, Referat Bildung und digitale Welt

GESTALTUNGSchumacher Agentur für Design und digitale Medienwww.schumacher­visuell.de

DRUCKReuffurth GmbH, Mühlheim am MainDas Original wurde auf FSC­zertifiziertem Papier gedruckt..

FOTOS→ Titelbild Africa Media Online / laif/ Schülerinnen in Nyanga, Kapstadt, Südafrika.→ InnenseitenVorwort: Ute Grabowsky / photothek.net S. 2: Sven Torfinn / laifS. 4: ProtoplasmaKid, CC BY­SA 3.0 Unported, http://bit.ly/1kvyKWi, Wikimedia commons, Aldea Digital 2013 01, http://bit.ly/2cVBXPPS. 6: BRCK EducationS. 7: Dirk Steinwand / GIZS. 8: Africa Media Online / laifS. 9: Markus Kirchgessner / laifS. 10: Dirk Gebhardt / GIZS. 13: Dino FRACCHIA / REA / laifS. 14: Hannan Kahn / GIZS. 15: Ton KOENE / laifS. 16: Dirk Steinwand / GIZS. 18: Ute Grabowsky / photothek.netS. 19: dooz.ps S. 22: GIZS. 24: Rainer Dröse / LOCALpicS. 25: Jens Heine / GIZS. 27: Tarek Elias / DW Akademie

STANDFebruar 2017

BEZUGSSTELLEPublikationsversand der BundesregierungPostfach 48 10 0918132 RostockTel. +49 (0) 30 18 272 272 [email protected]

DIENSTSITZE→ BMZ BonnDahlmannstraße 453113 Bonn Tel. +49 (0) 228 99 535 – 0 Fax +49 (0) 228 99 535 – 3500 → BMZ Berlin im EuropahausStresemannstraße 94 10963 BerlinTel. +49 (0) 30 18 535 – 0Fax +49 (0) 30 18 535 – 2501

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