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26. FEBRUAR 1923 KLINISCHE WOCHENSCH masse kreuzt in der Decussatio Forel in der H6he der hinteren H~lfte des roten Kernes. Es ist daher, worauf uns Prof, HELD aufmerksam machte, bei isolierter Durchtrennung der Ford- schen Kreuzung Sehwinden der Stellfunktion und Auftreten der typischen Enthirnungsstarre zu erwarten. Die Kret~zung liegt beim Kaninchen 3--3x/~ mm dorsal yon der Ventral- fl/iche des Mittelhirns. Es ergab sich nun tatsgchlich, dab nach medialem Einstich yon der ventralen Fl~iche des Mittelhirns her in der H6he der Kreuzung die Stellfunktion erhalten und normale Tonusverteflung vorhanden ist, wenn der Stich 2~/2 mm eindringt (5 Versuche), w/~hrend nach Einstichen yon 3x/~ mm Tiefe Enthirnungsstarre eintritt and die Stellfunktion erloschea ist (4 Versuche). Die mikroskopische Untersuchung yon Kaninchen B (31/~ mm) ergab, dab der Schnitt gerade die Forelsche Kreu- zung durchschnitten hatte. (Die Decussatio bracchii con- junctivi war nur sehr leicht l&diert, ein Fasciculus praedor- salis wurde mit durchtrennt. Die Bedeutungslosigkeit dieser beiden Bahnen fiir die hier untersuchten Funktionen ergab sich in anderen Versuchen.) Das gleiche Ergebnis hatten Versuche, in welchen zun/ichst die Querdurchtrennung yon dem Thalamus vorgenommen wurde, and dann yon der Mitre der Schnittfl/iche aus ein Faden in der Medianebene zuerst in caudaler and dann in ventraler Richtung gefiihrt wurde, so dab er an der Ventral- fl&che des Mittelhirns austrat und dorsal and caudal yon der Forelschen Kreuzung verlief. Die Tiere zeigten normale Tonusverteilung und intakte Stellfunktion. Wurde nunmehr der Faden in der Medianebene ein wenig angezogen, um die Forelsche Kreuzung zu durchtrennen, so trat Enthirnungs- starre auf und die Stellfunktion verschwand. Durchtrennung der rubrospinalen Bahn in der Forelschen Kreuzung hebt also die hier untcrsuchten Funktionen au]. IV. Die letzte Aufgabe war Zerst6rung der roten Kerue. Dieses gelingt durch beiderseitige Einstiche ins Mittelhirn im Niveau des Oculomotoriusaustrittes yon der lateralen F1/iche her, dorsal vom GroBhirnschenkel, wobei das Messerchen fast bis zur Mittellinie geffihrt und seine Spitze in naso-occipitaler Richtung etwas hin u nd her bewegt wird. Bisher sind 2 F/ille dieser Reihe mikroskopisch unter- sucht. Das eine Kaninchen hatte nach dem Eingriff normale Tonusverteilung und intakte Stellfunktion gezeigt, dement- sprechend verliefen die Stichkan/ile caudal vom roten Kern und dorsal yon der rubrospinalen Kreuzung. Das andere Kaninchen war starr und hatte keine StelKunktion. In Uber- einstimmung hiermit fand sich, dab beide roten Kerne dutch die Einstiche vernichtet waren. V. Soweit die bisherigen Erfahrungen gehen, ergibt Sich hieraus, dab die normale Tonusverteilung in der K6rper- muskulatur, die Labyrlnthstellre]lexe und die K6rperstellre]lexe gebunden sind an das Intaktsein des roten Kernes. Ohne roten Kern kein normaler ~]/Iuslceltonus und Iceine Stell]unIction. An der Stellfunktion ist noch ein dritter Mechanismus beteiligt: die Halsstellrefiexe. Die Zentren ffir diese ]iegen welter caudal. Herrn Prof. WINKLER sind wir ffir die Anfertigung der Serienschnitte and die freundliche Hilie bei der Durchsicht der Pr~Lparate zu groBem I)anke verpflichtet. (Aus dem Phar- makologischen Institut der ReichsuniverSitiit Utrecht. ) DIE EINWIRKUNG DES KALIUMIONS AUF DIE ELEK- TRISCHE ERREGBARKEIT~). Voi1 ]~. FRANK, M. NOTHMANN und A. WAGNER. Bei der Frage nach der Atiologie der kindlichen Spasmo- philie spielen die Mineralbestandteile der Kuhmilch seit den Untersuchungen FINKELSTEINS eine wichtige Rolle. In einer gr6Beren Untersuchungsreihe hat J~PPSON spasmophile Sym- ptome durch Alkalisalze, insbesondere durch Alkaliphosphate, ~) Nach einem Vortrag, den der eine yon uns (N.) in der Med. Sektion der Schles. Gesellschaft flit vaterl. Kultur am 26. Januar I923 gehalten hat. RIFT. 2. JAHRGANG. Nr. 9 405 am kleinen Kinde zu erzeugen versucht. Er kommt zu dem Resultate, dab vor allem die Anionen (Phosphat, Carbonat, Acetat) --in der Milch also die Phosphationen -- es sind, welche als ausl6sende Faktoren ffir die kindliche Tetanie in Frage kommen; den Kationen will er einen EinfluB nicht ab- sprechen, sch/itzt ihn aber doch viel geringer ein. Bei unseren Studien fiber die Erzeugung der fiir die Tetanie charakteristischen elektrischen Ubererregbarkeit durch Elek- trolyte haben wir diese Untersuchungen am gesunden erwachse- hen Individuum wiederaufgenommen. Wit haben zun/ichst die Wirkungen yon Kalium- und Natriumsalzen studiert. Wit verwendeten L6sungen anorganischer und organischer Salze, und zwar K~.HPO~, KH2PO 4, KC1, KHCOa, KOOCCHa, Na2HPO 4, NaH~pO~, NaC1, NaI-ICO8, NaCOOCH3, und ver- abreichten per os Gaben yon 2o--30 g entweder auf einmal oder in kurzen Abschnitten in Portionen yon lO--2o g. Die Kaliumsalze hatten sgmtlich einen sehr starken Effekt. Es gelang, mit ihnen sowohl ein ausgeprfigtes Erbsches Ph/inomen wie auch oft das Chvosteksche und in einzelnen F/illen das Trousseau sche Zeichen hervorzurufen. Die bedeutendsten AusschUige erzielten wir mit dem alkalischen K~HPO 4. Eine deutliche Wirkung ergab auch das saure KHoPQ. Folgendes Protokoll, an dem einen yon uns aufgenommen, mag die Wir- kung der beiden Salze illustrieren: iI iJ 9,~ r r io1 IIo 9 ~ r 0morkun en K.S.Z. ~ 0,8 0,8 A. S.Z. 2,2 2,2 1,8 A. Oe. Z. 2,6 2,6 1,6 K. Oe. Z. -- 3,6 2,6 0,2 0,4 0,8 1,0 o,4 o,8 1,6 1,8 IO ~5 Chvostek I, II, III beiderseits -}- Schulze + Trousseau angedeutet 2. III. 22 ] zo1~ 10~~ 11 a' p0 Bemerkungen K. S.Z. 0,7 A. ~e.Z.z. 2,0 A. 2,4 K. Oe. Z.]t - - II o,4 1,8 1,4 4,0 0,5 1,7 1,4 3,4 1145 Chvostek I und II. 1.+ Chvostek ]II, r. + Trousseau -- Es geht aus diesen Protokollen hervor, dab die Wirkung des alkalischen Kaliumphosphats die des sauren Salzes erheb- licit fibertrifft, wenn auch letztere noch als recht intensiv bezeichnet werden muB. Der Effekt der Natriumsalze war im ganzen schw/icher. Das aIkalische Na2HPO , raft eine starke elektrische Uber- erregbarkeit hervor, in einem Falle trat auch das Chvosteksche Zeichen auf. CH3COONa and NaI{CO a erzeugen, in Mengen his 4~ g verabreicht, eine leichte elektrische Ubererregbarkeit. NaC1 ist unwirksam. Auch mit dem sauren NaH2PO tist absolut kein Effekt zu erzielen. Wir haben schlieBlich noch das saute Ammoniumphosphat (NH4)H2PO ~ angewandt, das yon PORGES und ADLERSBERG zur Behandlung der kindlichen Spasmophilie empfohlen wurde, und hierbei in 2 F~llen nach Darreichung von2o g eine Herabsetzung der elektrischen Erregbarkeit gefunden. Bei Beurteflung der Resultate dieser Versuehsreihen sind offenbar 3 Dinge auseinanderzuhalten: i. die Bedeutung der Kationen; 2. die Anionen und 3. die saure bzw. alkalische Reaktion der verabreichten Substanz. Zun/ichst ergibt sich eindeutig, dab die saure Reaktion die tetanigene Wirkung der Kalisalze absehwhcht, der Natrium- salze auJhebt, der Ammoniumsalze sogar (in Ubereinstimmung mit PORGnS und ADL~RSBERG) ins Gegenteil verkehrt. Alka- lische Reaktion ]hrdert hingegen die tetanigene Wirkung. s/imtliche untersuchten Kalisalze haben sich als ~drksam erwiesen, insbesondere auch das KC1. JEs muff also dem K-Ion eine eigene tetanigene Wirkung zukommen, wie besonders daraus hervorgeht, dab selbst das sauer reagierende Monokalium- phosphat noch sehr niedrige Werte der 0ffnungszuckungen und starke mechanische Ubererregbarkeit ausl6st. Naeh un-

Die Einwirkung des Kaliumions auf die Elektrische Erregbarkeit

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Page 1: Die Einwirkung des Kaliumions auf die Elektrische Erregbarkeit

26. FEBRUAR 1923 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

masse kreuzt in der Decussatio Forel in der H6he der hinteren H~lfte des roten Kernes. Es ist daher, worauf uns Prof, HELD aufmerksam machte, bei isolierter Durchtrennung der Ford- schen Kreuzung Sehwinden der Stellfunktion und Auftreten der typischen Enthirnungsstarre zu erwarten. Die Kret~zung liegt beim Kaninchen 3--3x/~ mm dorsal yon der Ventral- fl/iche des Mittelhirns. Es ergab sich nun tatsgchlich, dab nach medialem Einstich yon der ventralen Fl~iche des Mittelhirns her in der H6he der Kreuzung die Stellfunktion erhalten und normale Tonusverteflung vorhanden ist, wenn der Stich 2~/2 mm eindringt (5 Versuche), w/~hrend nach Einstichen yon 3x/~ mm Tiefe Enthirnungsstarre eintri t t and die Stellfunktion erloschea ist (4 Versuche).

Die mikroskopische Untersuchung yon Kaninchen B (31/~ mm) ergab, dab der Schnitt gerade die Forelsche Kreu- zung durchschnitten hatte. (Die Decussatio bracchii con- junctivi war nur sehr leicht l&diert, ein Fasciculus praedor- salis wurde mit durchtrennt. Die Bedeutungslosigkeit dieser beiden Bahnen fiir die hier untersuchten Funkt ionen ergab sich in anderen Versuchen.)

Das gleiche Ergebnis hat ten Versuche, in welchen zun/ichst die Querdurchtrennung yon dem Thalamus vorgenommen wurde, and dann yon der Mitre der Schnittfl/iche aus ein Faden in der Medianebene zuerst in caudaler and dann in ventraler Richtung gefiihrt wurde, so dab er an der Ventral- fl&che des Mittelhirns austrat und dorsal and caudal yon der Forelschen Kreuzung verlief. Die Tiere zeigten normale Tonusverteilung und intakte Stellfunktion. Wurde nunmehr der Faden in der Medianebene ein wenig angezogen, um die Forelsche Kreuzung zu durchtrennen, so t ra t Enthirnungs- starre auf und die Stellfunktion verschwand.

Durchtrennung der rubrospinalen Bahn in der Forelschen Kreuzung hebt also die hier untcrsuchten Funktionen au].

IV. Die letzte Aufgabe war Zerst6rung der roten Kerue. Dieses gelingt durch beiderseitige Einstiche ins Mittelhirn im Niveau des Oculomotoriusaustrittes yon der lateralen F1/iche her, dorsal vom GroBhirnschenkel, wobei das Messerchen fast bis zur Mittellinie geffihrt und seine Spitze in naso-occipitaler Richtung etwas hin u nd her bewegt wird.

Bisher sind 2 F/ille dieser Reihe mikroskopisch unter- sucht. Das eine Kaninchen hatte nach dem Eingriff normale Tonusverteilung und intakte Stellfunktion gezeigt, dement- sprechend verliefen die Stichkan/ile caudal vom roten Kern und dorsal yon der rubrospinalen Kreuzung. Das andere Kaninchen war starr und hatte keine StelKunktion. In Uber- einstimmung hiermit fand sich, dab beide roten Kerne dutch die Einstiche vernichtet waren.

V. Soweit die bisherigen Erfahrungen gehen, ergibt Sich hieraus, dab die normale Tonusverteilung in der K6rper- muskulatur, die Labyrlnthstellre]lexe und die K6rperstellre]lexe gebunden sind an das Intaktsein des roten Kernes. Ohne roten Kern kein normaler ~]/Iuslceltonus und Iceine Stell]unIction.

An der Stellfunktion ist noch ein dritter Mechanismus beteiligt: die Halsstellrefiexe. Die Zentren ffir diese ]iegen welter caudal.

Herrn Prof. WINKLER sind wir ffir die Anfertigung der Serienschnitte and die freundliche Hilie bei der Durchsicht der Pr~Lparate zu groBem I)anke verpflichtet. (Aus dem Phar- makologischen Institut der ReichsuniverSitiit Utrecht. )

DIE EINWIRKUNG DES KALIUMIONS AUF DIE ELEK- TRISCHE ERREGBARKEIT~).

Voi1

]~. F R A N K , M . N O T H M A N N u n d A . W A G N E R .

Bei der Frage nach der Atiologie der kindlichen Spasmo- philie spielen die Mineralbestandteile der Kuhmilch seit den Untersuchungen FINKELSTEINS eine wichtige Rolle. In einer gr6Beren Untersuchungsreihe hat J~PPSON spasmophile Sym- ptome durch Alkalisalze, insbesondere durch Alkaliphosphate,

~) Nach einem Vortrag, den der eine yon uns (N.) in der Med. Sektion der Schles. Gesellschaft flit vaterl. Kultur am 26. Januar I923 gehalten hat.

R I F T . 2. J A H R G A N G . Nr. 9 405

am kleinen Kinde zu erzeugen versucht. Er kommt zu dem Resultate, dab vor allem die Anionen (Phosphat, Carbonat, Acetat) - - i n der Milch also die Phosphationen -- es sind, welche als ausl6sende Faktoren ffir die kindliche Tetanie in Frage kommen; den Kationen will er einen EinfluB nicht ab- sprechen, sch/itzt ihn aber doch viel geringer ein.

Bei unseren Studien fiber die Erzeugung der fiir die Tetanie charakteristischen elektrischen Ubererregbarkeit durch Elek- trolyte haben wir diese Untersuchungen am gesunden erwachse- hen Individuum wiederaufgenommen. Wit haben zun/ichst die Wirkungen yon Kalium- und Natriumsalzen studiert. Wit verwendeten L6sungen anorganischer und organischer Salze, und zwar K~.HPO~, KH2PO 4, KC1, KHCOa, KOOCCHa, Na2HPO 4, NaH~pO~, NaC1, NaI-ICO 8, NaCOOCH3, und ver- abreichten per os Gaben yon 2o--30 g entweder auf einmal oder in kurzen Abschnitten in Portionen yon lO--2o g. Die Kaliumsalze hat ten sgmtlich einen sehr starken Effekt. Es gelang, mit ihnen sowohl ein ausgeprfigtes Erbsches Ph/inomen wie auch oft das Chvosteksche und in einzelnen F/illen das Trousseau sche Zeichen hervorzurufen. Die bedeutendsten AusschUige erzielten wir mit dem alkalischen K~HPO 4. Eine deutliche Wirkung ergab auch das saure KHoPQ. Folgendes Protokoll, an dem einen yon uns aufgenommen, mag die Wir- kung der beiden Salze illustrieren:

iI iJ 9,~ r r io1 IIo 9 ~ r 0morkun en K.S .Z . ~ 0,8 0,8

A. S . Z . 2 ,2 2 ,2 1,8 A. Oe. Z. 2,6 2,6 1,6 K. Oe. Z. - - 3,6 2,6

0,2 0 ,4

0,8 1,0 o,4 o,8 1,6 1,8

IO ~5 Chvostek I, II, III beiderseits -}-

Schulze + Trousseau angedeutet

2. III. 22 ] zo 1~ 10 ~~ 11 a' p0 Bemerkungen

K. S.Z. 0,7

A. ~e.Z.z. 2,0 A. 2,4 K. Oe. Z.]t - -

II

o,4

1,8 1,4 4,0

0,5

1,7 1,4

3,4

1145 Chvostek I und II. 1 .+

Chvostek ]II, r. + Trousseau - -

Es geht aus diesen Protokollen hervor, dab die Wirkung des alkalischen Kaliumphosphats die des sauren Salzes erheb- licit fibertrifft, wenn auch letztere noch als recht intensiv bezeichnet werden muB.

Der Effekt der Natriumsalze war im ganzen schw/icher. Das aIkalische Na2HPO , raft eine starke elektrische Uber- erregbarkeit hervor, in einem Falle t ra t auch das Chvosteksche Zeichen auf. CH3COONa and NaI{CO a erzeugen, in Mengen his 4 ~ g verabreicht, eine leichte elektrische Ubererregbarkeit.

NaC1 ist unwirksam. Auch mit dem sauren NaH2PO t i s t absolut kein Effekt zu erzielen.

Wir haben schlieBlich noch das saute Ammoniumphosphat (NH4)H2PO ~ angewandt, das yon PORGES und ADLERSBERG zur Behandlung der kindlichen Spasmophilie empfohlen wurde, und hierbei in 2 F~llen nach Darreichung v o n 2 o g eine Herabsetzung der elektrischen Erregbarkeit gefunden.

Bei Beurteflung der Resultate dieser Versuehsreihen sind offenbar 3 Dinge auseinanderzuhalten:

i. die Bedeutung der Kationen; 2. die Anionen und

3. die saure bzw. alkalische Reaktion der verabreichten Substanz.

Zun/ichst ergibt sich eindeutig, dab die saure Reaktion die tetanigene Wirkung der Kalisalze absehwhcht, der Natrium- salze auJhebt, der Ammoniumsalze sogar (in Ubereinstimmung mit PORGnS und ADL~RSBERG) ins Gegenteil verkehrt. Alka- lische Reaktion ]hrdert hingegen die tetanigene Wirkung.

s/imtliche untersuchten Kalisalze haben sich als ~drksam erwiesen, insbesondere auch das KC1. JEs muff also dem K-Ion eine eigene tetanigene Wirkung zukommen, wie besonders daraus hervorgeht, dab selbst das sauer reagierende Monokalium- phosphat noch sehr niedrige Werte der 0ffnungszuckungen und starke mechanische Ubererregbarkeit ausl6st. Naeh un-

Page 2: Die Einwirkung des Kaliumions auf die Elektrische Erregbarkeit

4 0 6 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

seren Untersuchungen mfissen wit den spezifischen Anteil des Kaliums an der Erzeugung tetanischer Ubererregbarkeit sehr hoch einschf~tzen, viel h6her, als JEPPSON es ~ut.

Die Anionen haben -- darin st immen wit mit JePpSON durchaus iiberein -- zweifellos an der Erzeugung yon ~ber- erregbarkeit einen bemerkenswerten Anteii, und zwar sowohl das Phosphat wie auch das Acetat und Bicarbonat. Unter ihnen scheint dam Phosphation die st~irkste Wirkung zuzufallen.

Dementsprechend erweist sich auch im Sinne dieser Ana- lyse als die bei weitem wirksamste Substanz das alkalisch reagierende K~HPOa.

Ob das Na-Ion als solches eine Einwirkung hat, muB dahin- gestellt bleiben. Soweit Na-SaIze wirksam sind, k6nnte das durch den alka]ischen Charakter und die Art des Anions er- ld~rt werden. Jedenfalls ist das NaC1 und das saure Natrium- phosphat such in groBen Dosen ohne jeden EinfluB. (Aus der Mediz. Univ.-Klinik Breslau [Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Mgn- kowski ]. )

DIE EINWIRKUNG DES PHOSPHATIONS AUF DIE ELEKTRISCHE ERREGBARKEIT.

Von

E. FRANK, M. IXTOTHMANN und E. GUTTMANN.

Die Publikat ion yon ELIAS (Wien. klin. Wochenschr. 1922, Nr. 4 o) fiber die Wirkung yon S/iuren, Alkalien und speziell der phosphorsauren Anionen bei latenter Tetanie veranlassen uns, kurz die Resultate yon Versuchen mitzuteilen, die beim Erscheinen der Arbeit yon ELIAS bereits abgeschlossen waren und die darauf gerichtet waren, beim gesunden Menschen die f fir die Tetanie charakteristische elektrische Ubererregbar- keit zu erzeugen. Wit sprechen yon charakteristischer Uber- erregbarkeit nur dann, wenn entweder eine vorher nicht vor- handene K.Oe.Z. bei relativ niedrigen Werten auftr i t t (unter 5,0 M.A.) oder wenn gleichzeitig mit der allgemeinen Steige- rung der elektrischen Erregbarkeit die A.Oe.Z. vor die A.S.Z. rfickt.

Um die Wirkung des Phosphations zu prfifen, ffihrten wir normalen erwachsenen Individuen ein fast isotonisches Ge- misch yon Mono- und Binatriumphosphat yon neutraler Reaktion zu (p~ =- 7,o) und fanden hierbei in zahlreichen Versuchen eine deutliche, etwa 5--1o Minuten anhaltende und dann rasch abklingende Steigerung der elektrischen Er- regbarkeit. Lieflen wir aus der Mischung das Mononatrium- phosphat fort und fiihrten die nun resultierende Binatr ium- phosphatl6sung p~ = 9,o zu, so hat te die Einverleibung dieser L6sung zahlenm/il3ig mindestens die gleiche, oft eine st~rkere Erregbarkeitssteigerung im Gefolge, welche jedoch viel 1/inger anhielt, n/tmlich erst nach 3 o - 40 Minuten abldang.

Einmal gelang es uns, mit dem alkalischen Binatrium- phosphat auch einen spontanen Pf6tcbenkrampf auszul6sen.

Die Zufuhr des sauren Phosphates war fast wirkungslos, auch wenn wir (zun/tchst im Tierexperiment) seine Menge auf das Zehnfache steigerten, um die gleiche Phosphatkonzen- t rat ion einzuverleiben wie beim Dinatriumphosphat.

Am augenI/illigsten wird der Unterschied zwischen der Wirkung des Mono- und des Dinatriumphosphates in einer Versuchsreihe, in der wir auch beim Menschen an einem Tage 4,o g Mono-, am nXchsten 4,4 Dinatriumphosphat in 15o ccm Wasser infundierten, um annithernd eine gleich groge Anzahl von Phosphationen einzuverleiben. Den Erfolg zeigt folgendes Protokoll:

22. XIL il I 910 I 9~ ~. s. z . l i o - ~ o,z

A o~. z. ~ 1 - K- Oe- Z.]I ~ I . A . I ! ,o=

0,8 2,0

iig"i 9.,! 0,,i9,~176

S. Z. /lI,81m..~tI,4iI,411,4 "81. .- Oe. _ , . , _ --

Wit heben hier nochmals aus der vorigen Mitteilung hervor, daB, per os gereicht, Dikalium- und Monokaliunvphosphat mechanische und galvanisehe Obererregbarkei~ hervorrufen, daft Dinatriumphosphat per os eben]alls wirksam ist, Mononatrium-

R I F T. 2. J A H R G A N G. N r. 9 ~6. FEBRUAR 1923

phosphat und Monoammoniumphosphat abet stets unwirlesam blieben.

Beim Gesunden ist also das Erbsche Ph/inomen nur durch Applikation alkaliseh und neutral reagierender Phosphat- 15suqgen kiinstlich erzeugbar, w~hrend saure Phosphate (mit indiEe, entem Kation) die galvanische Erregbarkeit nicht alterieren. Dabei ist besonders zu betonen: das Plus an Phos- phationen, welches nStig ist, um aus einer alkalischen L6sung eine streng neutrale zu machen (p~ = %0) schw/icht bereits den Effekt, indem es zumindest seine I)auer stark beschr/inkt. Nach den Untersuchmlgen yon BIN~E~ am Hunde, bei denen allerdings nicht die elektrische Ubererregbarkeit, sondern der manifeste IZrampf als Kriterium galt, finder die Wirksam- keit eines Phosphatgemisches ihre Grenze bei der aktuellen Acidit/it p~ = 6,0. Unsere Untersuehu~gen am Menschen widersprechen (ira Einklang mit den eben genannten Versuchen BtNGERS) den Resultaten yon ELIAS, der im Tierexperiment das saure Natriumphosphat, intraven6s eingebracht, stfirker wirksam land als das alkalische Dinatriumphosphat.

Unsafe Ergebnisse vertragen sich durchaus mit der bereits yon mehreren Seiten ausgesprochenen Annahme, dab die Wirkung der Phosphate eine indirekte ist, n/imlich auf der Verminderung des ionalen Calciums im t31ute und in den S~ften beruht. Vr GYORGY kfirzlich ausgeffihrt hat, 1/il]t sich die fiir die Beziehungen yon Calcium- und Carbonationen aufgestellte Formel yon RONA und TAKAHASHI in folgender

H Weise erweitern: Ca = k �9 H-COs. HPO~' d. h. bei gleichblei-

bender H" muB eine Vermehrung der Phosphationen im Blur und in den S/iften voriibergehend eine Verminderur.g yon Ca-Ionen im Gefolge haben. Erst recht muf3 das natfirlich der Fall sein, wenn nieht ein streng neutralisiertes Phospha~gemisch eingespritzt wird, sondern eine alkalische Phosphatl6sung, die zugleich den Z~ihler verkleinert, d. h. voriibergehend eine aktuelle Alkalosis des Blutes und der SMte hervorruft. Um- gekehrt wird eine saure PhosphatlSsu~g dutch Vermehrur~g der H-Ionen vorfibergehend die aktuelle Reaktion des Blutes und der Sgfte leieht nach der sauren Seite verschieben und so die durch das Phosphat gegebene Ca-Verminderung aufheben kSnnen. Der am st/~rksten wirksame KSrper wird das alka- lisch reagierende phosphorsaure Kali-um sein mfissen, da sich hier zu der Verminderung der Calciumionen die spezifische Kaliumwirkung hinzuaddiert.

t3ei latenter Tetanie baben ELIAS und KORNFELD sowohl durch saure als auch durch alkatische Natriumphospl!at- infusionen Anffille hervorrufen k6nnen. Vielleicht handelt es sich bei den Fallen yon ELIAS und KORNFELD um einen Reizeffekt, der iihnlich wie etwa Tuberkulin oder Adrenalin lediglich den Anfall ausl6st. Demgegeniiber behaupten PORGES und ADLERSBERG, dab allein durch das alkalische Phosphat die Tetaniesymptome gesteigert wfirden, wghrend bereits ein neutrales Gemisch unwirksam ist. Wir selbst haben kfirzlich bei einer latenten Tetanie durch intraven6se Infusion des sauren Phosphates (ioo ccm 4,4proz. L6sung) keinerlei EinfluB wahrgenommen. (Aus der Medizinlschen Univ.- Klinik Breslau lGeh. Med.-Rat Pro]. Dr. Minkowski].)

EXPERIMENTELLE UNTERSUCHUNGEN 0 B E R DIE MO- TORISCHE FUNKTION DER GALLENBLASE.

Von

A. WINKELSTI~IN, New York.

Die Versuche wurden an Hunden yon ca. io kg IZ6rper- gewicht angestellt. Wenn man einem Hunde 5 nag Indigo- carmin subcutan injiziert, so h6rt die Farbstoffausseheidung durch die Leber nach etwa 9 Stunden auf, in der Gallen- blase ist aber der Farbstoff noch tagelar~g in betrgchdichen ~engen nachweisbar. Da das Indigocarmin nicht mit Traussudaten in den Magen-Darmkanal geht, kann man annehmen, dab es auch nicht auf diesern Wage in die Gallen- blase kommt. Dann ~olgt aus alledem, dab im AnschluB an die Ingestionen nur eine sehr unvollkommene Entleerung der Gallenblase stattfindet, Wenn man dureh Aufn~hen yon