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(Aus der II. Medizinischen Klinik der Universiti~t Miinchen [Direktor: Prof. Dr. A. Schittenhelm]).
Die Erzeugung eines renalen tIochdruckes im akuten Tierexperiment.
Von Gerhard Hildebrand.
M~it 3 Textabbildungen.
(Eingegangen am 21. Dezember 1943.)
Goldblatt 1 zeigtel dal~ Verminderung der Blutzufuhr zu den -Nieren durch Einengung der Nierenarterien zu einem chronischen Hochdruck ffihrt. Abgesehen yon anderen Methoden, wie die Cellophanpe1~inephritis 2 oder weitgehende Resektion des Nierengewebes 3, wurde hauptsi~chlich seine Methode yon zahlreichen ~achuntersuchern in mehr oder minder modifizierter Form zur Erzeugung eines renalen experimente]len ]=[och- druekes angewendet: Sie alle beobaehteten naeh Ablauf ":on Tagen o d e r Wochen einen renalen Hochdruek.
Quantitative Beziehungen zwischen iNierendutehblutung und Hoch- druck stellten Enger, L inder und Sarre 4 mit Hilfe der R e i n s c h e n Strom- uhr auf. Bei Drosselung beider Nierenarterien erzielten sie steile Blut- druekanstiege wie 45 mm t tg in 11/2 Stunden.
Bereits Goldblatt 5 und sparer aueh J . H . Page s Untersuchten a n t Iunden den Einflul3 einer Aortendrosselung oberhalb der iNierenarterien auf den Blutdruck. Sie bekamen nach Ablauf yon 24---48 Stunden einen renalen l=[ochdruck.
Brotchner 7 wies darauf hin, dal~ eine quantitative Drosselung der Nierenarterien bei kleinen Tieren (Katze, Kaninchen usw.) sch~4erig sei. Er untersuchte deshalb die Blutdruekverh'~ltnisse bei abgestufter und totaler Drosselung der Aorta unmittelbar oberhalb der Nierenarterie. Er erhielt einen sofortigen Blutdruckanstieg innerhalb weniger Herz- schl~tge auf ein erh5htes Niveau, das dem Grad der Drosselung entsprach und unver~ndert beibehalten wurde. Nach Freigabe des Blutstroms in der Aorta sank der Blutdruck wieder innerhalb weniger Herzsehl~ge auf den Ausgangswert:
Seine Ergebnisse stehen im Widerspruch zu eigenen Beobaehmngen, nach denen die Erzeugung eines renalen Hochdruckes durch vS1]iges Abklemmen der Aorta oberhalb des Abganges beider Nierenarterien im akuten Tierexperiment mSglich ist.
) Ie thodik. Narkose. Pernocton 10% 0,5 cem/kg intraperitoneal. Dffrch einen Paracostal.
schnitt links wurden beide Nierenstiele retroperitoneal erreicht, die ~Nerven, sower
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646 Gerhard Hildebrand:
sichtbar dttrehschnitten und die beiden Nierenarterien mit 90%igen Alkohoi ge- pinselt. Oberhalb und unterhalb des Abganges beider ~ierenarterien wurd(n I-Ialteligaturen gelegt. Der Blutdruek wurde dureh eine Carotiskanfile fiber ein mit ges~tigter Citratl6sung geffilltes System auf ein Queeksilbermanometer iibertragen und mit einem Sehwimmsehreiber registriert.
Tota le Abklemmung" der Aor t a oberhalb des Abganges beider Nierenar ter ien.
Es ~alrde zunAchst bei Kaninchen durch eine Die//enbach-K_lelnnle d i e Aorta oberhalb beider Nierenarterien abgeklemmt. Es ergab sich folgen- des Bfld (Abb. 1 ) : Der Blutdruck steigt innerhalb einiger HerzschlSge steil an um dann ganz alhnShlieh auf das Ausgangsniveau zurfick zu fallen.
Ganz tmdere Verh~tltnisse finden wir nach demselben Eingriff bei der I~atze (Abb. 2): Der Blutdruck steigt ebenfalls innerhalb weniger Herz- schl~ige um durchschnittlich 20--30 ram Hg, fitllt dann aber innerhalb yon 1--2 Minuten betriichtlich (10--20 mm Hg) ab, um dann wieder ]angsam und kontinuierlich auf Werte anzusteigen, welche erheblich fiber dem Ausgangsniveau ]iegen. W~thrend der initiale steile Blutdruck- anstieg rein meehanisch arts den pl6tzlich veriinderten Str6mungs- verh~ltnissen, der darauffolgende Abfall durch die sofort einsetzende kollaterale Regulation erkl~rt werden kann, bedarf der darauf folgende langsame Anstieg einer weiteren Analyse.
I m einzelnen ergaben sich folgende Werte: mm Hg (65) 45 (65) 35 (35) 25 (60) 25 (30) 20 (50) 30
Minuten (22)20 (15)12 ( 1 1 ) l 0 (4) 3 (9) 6 (15)11 mm Hg (30~' 20 (35) 25 (30) 20 (40) 15
Minuten (11) 9 (15) 14 (28) 27 (12) 10 (Die eingeklammerten Werte sind yon dem Blutdruckniveau vor Anlegtmg der
Aortenklemme errechnet. Die nicht eingeklammerten yon dem Niveau bei ]3eginn des langsamen kontimfierliehen Anstieges, also naeh Abzug des initialen mechanisehen Blutdruckanstieges.)
Viillige Ausscha l tung der Nieren aus dem Kreis lauf . Zus~itzlich zu der oberhalb der Nierenarterie liegenden :-kortenklemme
wurde die Aorta auch unterhalb des Abganges beider Nierenarterien vSllig abgeklemmt. Somit wurden beide Nieren aus dem Kreislauf aus- geschaltet. (Die Nierendurchblutung yon Kapsel trod Ureter her ist nicht beriicksichtigt. Sie scheint in unseren Versuchen keine wesent- liehe Rolle zu spielen.) .Es kam danach regelmi~13ig zu einem Abfali des Blutdruekes. Wurde diese Klemme wieder abgenommen, somit also die rfickl~ufige 5'1angeldurchbluttmg der Niere ~vieder hergestellt, so stieg auch der Blutdruek wieder an. N immt man sehlieBlich aueh die ober- halb der Nierem~rterien liegende Klemme noeh ab, so f/~llt der Blutdruok rasch wieder auf sein Ausgangsniveau zurfiek (Abb. 3).
Die v611ige Abklemmung der Aorta unterhalb des Abganges tier Nieren- arterien fiihrte zu keinem renalen Iffochdruck, sondern nur zu einem geringen mechanischen Blutdruckanstieg.
Erzeugung eines renalen Hochdruckes. 6 4 7
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648 Gerhard Hildebrand: Erzeugung eines renalen Hochdruckes.
Diskussion. Es kommt bei vSlliger Abklemmung der Aorta oberhalb der Nieren-
arterien zu einer rfickl~ufigen kollateralen Mangeldurchblutung der /qieren, welche innerhalb kurzer Zeit zu einer erheblichen Blutdruck- steigerung fiihrt. Diese ist bedingt durch die Ausschiittung einer Pressor- substanz seitens der 2qieren und nicht durch reflektorische oder mechani- sche Vorg~nge, da die vSllige Ausschaitung der Nieren aus dem Kreis- lauf den Blutdruck wieder fallen li~Bt.
Die negativen Versuche am I~aninchen erscheinen uns noch nicht endgiiltig: Denn die Nierenstiele sind beim Kaninchen retroperitoneal nicht mit Sicherheit zu erreichen, so dab wir gezwungen waren, die Tiere zu exenterieren und die Aortenabklemmung vom Bauchraum her vor- zunehmen. Die Tiere fiberstanden diesen Eingriff schlecht.
Die wahrscheinliche Annahme, dab es sich bei dieser verhi~ltnisms schnellen Blutdrucksteigerung nach Ischs der Iqiere um die gleiche Pressorsubstanz handelt, welche J . H . Page s, v. Euler und S]6strand 9, Braun.Zclenendez, Fasciolo 1~ und ferner Hessel 1~ fiir den chronischen experimentellen Hochdruck angegeben haben, konnte noch nicht ent- schieden werden.
Der schnelle Blutdruckanstieg nach Isch~misierung der Niere l~13t die Frage zu, ob ihr nicht bei Zust~nden niederen Blutdrucks eine kreis- laufregulatorische Funktion zukommt. Ferner, dab es sich bei dieser Pressorsubstanz nicht um ein Degenerationsprodul~t handelt, sondern um eine priiformierte Substanz, welche durch die Isch~mie der Nieren nur aus ihrer neutralisierenden Bindung frei wirdo
Zusammenfassung.
Es wird eine einfache ~[ethode angegeben, im akuten Tierexperiment einen renalen ]:[ochdruck zu erzeugen. Durch v611ige Abldemmung der Aorta unmittelbar fiber beiden Nierenarterien kommt es bereits inner- halb kurzer Zeit zu einer starken Blutdrucksteigerung. Sie wird durch eine Pressorsubstanz, welcl~e die isch~mischen Nieren ausschfitten, hervorgerufen.
Li tera tur . 1 Goldblatt, H., Lynch, Hanzal, Summerville: Bull. Acad. Hed. Cleveland 16, 6
(1932). - - ~ Page, I. H.: Amer. J. Physiol. 130, 22--28.-- 3 Chanutin, A. and E. Ferris: Arch. int. Hed. 49, 767. - - 4 Enger, R., F. Linder u. H. Sarre: Z. exper. Med. 104, 1 1938. - - 5 Goldblatt, H., Kahn, Hanzal: J. of exper. Hed. 69, 643--674.
Page, I . H . : Amer. Heart J. 19, 218--222. - - ~ Brotchner, 1~,. J.: Proc. Soc. exper. Biol. ~. Hed. 4(~, 264---265. - - s Page, I. H.: J. of exper. Hed. 70, 521--541. 9 Euler, K .S . v . , Sj6strand, T.:Acta physiol, stand. (S~ockh.) 2, 274- -283 . - lOBraun-Menendez, Fasciolo, Leloir, Munoz: J. of Physiol. 98, 283-298. - - 11 Hessel: Klin. Wschr. 1938II.