1
512 E. Steinbach und G. Grfininger: Erzeugung von Cholesteatomen 9. E. Stelnbaeh, G. Gdinlnger (Tiiblngen): Die experimentelle Erzeugung von Cholesteatomen Experimentally Produced Cholesteatoma Summary. In 45 rabbits, Marbagelan (a gelfoam like substance) soaked with Tris-HCl-buffer and histoacryl was applied on the meatal epithelium near the tympanic membrane. In 87% of the ears a cholesteatoma of different localisation (external auditory canal, lateral attic wall, ear drum middle ear cleft) developped. In 20 cases (34%) cholesteatoma appeared within four weeks. Continuous irrita- tion is probably responsible for cholesteatoma formation. J. Helms (Malnz): Herr Steinbach und Herr Griininger haben mit dieser beispielhaften experimentellen Studie neue Erkenntnisse fiber die Entstehung eines Cholesteatoms im Kaninehenohr erarbeitet. Sic haben sich mit der gebotenen wissenschaftlichen Zurfickhaltung nieht zu einer ~bertragung der gewon- nenen Erkenntnisse auf die Verhfiltnisse ini menschlichen Ohr geiiu/3ert. Ich m6chte dennoch fragen, ob nach ihren Ergebnissen uud nach ihrer Kenntnis der Humanpathologie Rfickschl~isse auf die Ver- h~iltnisse am menschlichen Ohr mSglich sind. F. Eseher (Bern): Fragen an Herrn Steinbach: 1. Existieren im iiuBeren Kaninchenohr vergleichbare Verhfiltnisse mit dem Menschen, indem auch hier ein Antistreifen besteht? 2. Ist Histacryl heute im Mittelohr noch anwendbar7 3. Kann diese experimentelle Cholesteatomerzeugung mit dem tranmatischen Cholesteatom vergli- chen werden? H. Deeher (K~ln): Nach Ihren tierexperimentellen Ergebrtissen kSnnen Acrylate, als Gewebekleber im Mittelohr verwandt, cholesteatomerzeugend wirken. Ich habe frfiher Acrylate bei Tympanoplastiken relativ grof3zfigig verwandt und darfiber vor 6 Jahren auch im HNO-Wegweiser berichtet. Der zu der damaligen Zeit yon einigen Autoren vertretenen Empfehlung, Acrylate nach operativer Behandiung yon Adhiisivproze'ssen in Form yon Ausgfissen im gesamten Mesotympanon zu verwenden, stand ich allerdings sehr skeptisch gegenfiber und habe so grof3zfigig Acrylate rile angewandt. Inzwischen bin ich mit der Anwendung yon Acrylaten im Mittelohr sehr viel zurfickhaltender bzw. wende fie dort gar nicht mehr an, nachdem eine gr6f3ere statistisch ansgewertete Untersuchungsreihe beziiglich der HSrerfolge bei Langzeitbeobachtungen gegen die Metboden mit Gewebekleber sprach. Auch beobachtete ich zwei F/ille mit Acrylomen bei Nachoperationen. Cholesteatome kormte ich allerdings als Acrylfolge hie beobachten. Meine Frage an Herrn Steinbach: Haben Sie analog Ihren tierexperimentellen Eff~h"ungen auch acrylogene Cholesteatome bei Ihrem Krankengut beobachten kSnnen? E. Steinbaeh (Tiiblngen), SchluBwort: Zu Herrn Prof. Escher: Die Untersuchungen zeigen, dal3 beim Kaninchen ebenfalls der typische Antistreifen im Bereich der hinteren oberen trommelfeUnahen GehSr- gangswand besteht. Es ist schwierig, am vorderen Trommelfell-GehSrgangswinkel mit den gleichen yon uns gebrauchten Reizsubstanzen Cholesteatome zu erzeugen. Ahnlich wie beim Trauma mit Einsen- kung yon verhornendem Plattenepithel in einen Frakturspalt lfiuft die Entwicklung der experimenteUen Cholesteatome ab. Zusdtzlich zu Herrn Prof. Decher: Dcr Biokleber ruff, auch in kleinsten Mengen angewandt, schwere Entziindungen mit fibermiif3iger Neubildung yon Cholesteatomen hervor, und zwar im Geh~rgang und im Mittelohr, hier sogar mit ausgedehnter Arrosion yon Knochengewebe. Desgleichen konnten wit h~iufig die von Herrn Prof. Decher erwiihnten ,Histoacrylome" beobachten, also Granulationsge- schwiilste, die sich in der Umgebung des Bioklebers entwickeln. Zu Herrn Prof. Helms: Ich persSnlich glaube, daf~ sich auch beim Menschen aus einer Otitis externa Cholesteatome bilden k/~nnen.

Die experimentelle Erzeugung von Cholesteatomen

Embed Size (px)

Citation preview

512 E. Steinbach und G. Grfininger: Erzeugung von Cholesteatomen

9. E. Stelnbaeh, G. Gdinlnger (Tiiblngen): Die experimentelle Erzeugung von Cholesteatomen

Experimentally Produced Cholesteatoma

Summary. In 45 rabbits, Marbagelan (a gelfoam like substance) soaked with Tris-HCl-buffer and histoacryl was applied on the meatal epithelium near the tympanic membrane. In 87% of the ears a cholesteatoma of different localisation (external auditory canal, lateral attic wall, ear drum middle ear cleft) developped. In 20 cases (34%) cholesteatoma appeared within four weeks. Continuous irrita- tion is probably responsible for cholesteatoma formation.

J. Helms (Malnz): Herr Steinbach und Herr Griininger haben mit dieser beispielhaften experimentellen Studie neue Erkenntnisse fiber die Entstehung eines Cholesteatoms im Kaninehenohr erarbeitet. Sic haben sich mit der gebotenen wissenschaftlichen Zurfickhaltung nieht zu einer ~bertragung der gewon- nenen Erkenntnisse auf die Verhfiltnisse ini menschlichen Ohr geiiu/3ert. Ich m6chte dennoch fragen, ob nach ihren Ergebnissen uud nach ihrer Kenntnis der Humanpathologie Rfickschl~isse auf die Ver- h~iltnisse am menschlichen Ohr mSglich sind.

F. Eseher (Bern): Fragen an Herrn Steinbach: 1. Existieren im iiuBeren Kaninchenohr vergleichbare Verhfiltnisse mit dem Menschen, indem auch hier ein Antistreifen besteht?

2. Ist Histacryl heute im Mittelohr noch anwendbar7 3. Kann diese experimentelle Cholesteatomerzeugung mit dem tranmatischen Cholesteatom vergli-

chen werden?

H. Deeher (K~ln): Nach Ihren tierexperimentellen Ergebrtissen kSnnen Acrylate, als Gewebekleber im Mittelohr verwandt, cholesteatomerzeugend wirken. Ich habe frfiher Acrylate bei Tympanoplastiken relativ grof3zfigig verwandt und darfiber vor 6 Jahren auch im HNO-Wegweiser berichtet. Der zu der damaligen Zeit yon einigen Autoren vertretenen Empfehlung, Acrylate nach operativer Behandiung yon Adhiisivproze'ssen in Form yon Ausgfissen im gesamten Mesotympanon zu verwenden, stand ich allerdings sehr skeptisch gegenfiber und habe so grof3zfigig Acrylate rile angewandt. Inzwischen bin ich mit der Anwendung yon Acrylaten im Mittelohr sehr viel zurfickhaltender bzw. wende fie dort gar nicht mehr an, nachdem eine gr6f3ere statistisch ansgewertete Untersuchungsreihe beziiglich der HSrerfolge bei Langzeitbeobachtungen gegen die Metboden mit Gewebekleber sprach. Auch beobachtete ich zwei F/ille mit Acrylomen bei Nachoperationen. Cholesteatome kormte ich allerdings als Acrylfolge hie beobachten.

Meine Frage an Herrn Steinbach: Haben Sie analog Ihren tierexperimentellen Eff~h"ungen auch acrylogene Cholesteatome bei Ihrem Krankengut beobachten kSnnen?

E. Steinbaeh (Tiiblngen), SchluBwort: Zu Herrn Prof. Escher: Die Untersuchungen zeigen, dal3 beim Kaninchen ebenfalls der typische Antistreifen im Bereich der hinteren oberen trommelfeUnahen GehSr- gangswand besteht. Es ist schwierig, am vorderen Trommelfell-GehSrgangswinkel mit den gleichen yon uns gebrauchten Reizsubstanzen Cholesteatome zu erzeugen. Ahnlich wie beim Trauma mit Einsen- kung yon verhornendem Plattenepithel in einen Frakturspalt lfiuft die Entwicklung der experimenteUen Cholesteatome ab.

Zusdtzlich zu Herrn Prof. Decher: Dcr Biokleber ruff, auch in kleinsten Mengen angewandt, schwere Entziindungen mit fibermiif3iger Neubildung yon Cholesteatomen hervor, und zwar im Geh~rgang und im Mittelohr, hier sogar mit ausgedehnter Arrosion yon Knochengewebe. Desgleichen konnten wit h~iufig die von Herrn Prof. Decher erwiihnten ,Histoacrylome" beobachten, also Granulationsge- schwiilste, die sich in der Umgebung des Bioklebers entwickeln.

Zu Herrn Prof. Helms: Ich persSnlich glaube, daf~ sich auch beim Menschen aus einer Otitis externa Cholesteatome bilden k/~nnen.