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XVIII. Arts dem Institut ftir reed. ehemie und Pharmakologie dsr Universititt Bern. Die Jodverteilung naeh Einfuhr verschiedener Jod- verbindungcn. Von Dr; Oswald Loeb, Assistent des Instituts. P. Ehrlieh~) hat dur& seine experimentellen Arbeiten und seine theoretisehen Auseinandersetzungen wiederholt auf die Wieh- tigkeit des Studiums der Verteilung aufmerksam gemaebf. ,,Ieh zweifle nicht im mindesten, dal~ gerade diese Vernachi~ssigung (des Studiums der Verteilnng) die Haupfsehuld an dem mangel- haften Fortsehritt tr~gt, und daf~ neue Gesiehtspunkte ]eieht ge- funden werden kSnnen, wsnn den disiributiven Betraehtungen ein grSgerer Spielraum einger~umt werden wird." (S. 589.) Sehon Virchow 2) harts in Anlehnnng an die Lokalisation dsr pathologisehen Vorg~nge an sine solehe Lokalisation der Arzneistoffs und Arzneiwirkungen gedacht. In ,Spesifiker und Speeifisehes "~) sagt er: ,,In der Tat, wir glauben an dis Wirk- samkeit yon Arzneien, well wit die Beziehungen bestimmter Stsffe zu spezifisehen Often ira KSrper flit ansgemaeht ansehen. Die Gesehiohte der Sekretion, dis Wirkung der snsrgisehen Substanzen, namentlich der narkotischen und mineralisehen (alterierenden), sowis der fliichtigen Mittel, bietet so viel Beispiele dar, dal~ es sieh nieht der Miihe verlohnt, dariiber zu reden". (S. 24.) Und welter fiihrt er aus: ,Wir hoffsn auf sine endliebs Lokalisation der Krank- heiten . .., nnd ebenso glauben wir an eins endliehe Lokalisation der Mittsl und an eine Erforsehung ihrer Beziehungen zu physiolo- gisehen und pathologisehen Stoffen." (S. 33.) !) 13h r 1i c h, Gesammelte Arbeiten zur Immunitatsforsehung, Berlin 1904 S. 573--628: i3ber die Beziehungen yon chem. Konstitution, Verteilung und phar- makolog. Wirkung. 2) Spezifiker und Spezifisches. VirchowsArchly Bd. 6 Heft 1 S. |1~ S. 24.

Die Jodverteilung nach Einfuhr verschiedener Jodverbindungen

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XVIII.

Arts dem Institut ftir reed. ehemie und Pharmakologie dsr Universititt Bern.

Die Jodverteilung naeh Einfuhr verschiedener Jod- verbindungcn.

Von

Dr; O s w a l d L o e b , Assistent des Instituts.

P. Ehr l ieh~) hat dur& seine experimentellen Arbeiten und seine theoretisehen Auseinandersetzungen wiederholt auf die Wieh- tigkeit des Studiums der Verteilung aufmerksam gemaebf. ,,Ieh zweifle nicht im mindesten, dal~ gerade diese Vernachi~ssigung (des Studiums der Verteilnng) die Haupfsehuld an dem mangel- haften Fortsehritt tr~gt, und daf~ neue Gesiehtspunkte ]eieht ge- funden werden kSnnen, wsnn den disiributiven Betraehtungen ein grSgerer Spielraum einger~umt werden wird." (S. 589.) Sehon V i r c h o w 2) harts in Anlehnnng an die Lokalisation dsr pathologisehen Vorg~nge an sine solehe Lokalisation der Arzneistoffs und Arzneiwirkungen gedacht. In ,Spesifiker und Speeifisehes "~) sagt er: ,,In der Tat, wir glauben an dis Wirk- samkeit yon Arzneien, well wit die Beziehungen bestimmter Stsffe zu spezifisehen Often ira KSrper flit ansgemaeht ansehen. Die Gesehiohte der Sekretion, dis Wirkung der snsrgisehen Substanzen, namentlich der narkotischen und mineralisehen (alterierenden), sowis der fliichtigen Mittel, bietet so viel Beispiele dar, dal~ es sieh nieht der Miihe verlohnt, dariiber zu reden". (S. 24.) Und welter fiihrt er aus: ,Wir hoffsn auf sine endliebs Lokalisation der Krank- heiten . . . , nnd ebenso glauben wir an eins endliehe Lokalisation der Mittsl und an eine Erforsehung ihrer Beziehungen zu physiolo- gisehen und pathologisehen Stoffen." (S. 33.)

!) 13 h r 1 i c h, Gesammelte Arbeiten zur Immunitatsforsehung, Berlin 1904 S. 573--628: i3ber die Beziehungen yon chem. Konstitution, Verteilung und phar- makolog. Wirkung.

2) Spezifiker und Spezifisches. Virchows Archly Bd. 6 Heft 1 S. |1~ S. 24.

Die Jodverteilung nach Einfuhr verschiedener Jodverbindungen. 321

In der Tat haben diese Virchowschen Leits~itze befruehtend auf die Pbarmakologie gewirkt, wie z.B. aus der noeh zu be- spreehenden unter Buehheim VerfaBten Dissertation yon Heubelt) ,Uber alas Verhalten verscbiedener KSrperorgane zur Jodkalium- resorption ~ zu ersehen ist.

Das zielbewuigte Studium der Verteilung mit Rfieksieht auf die physikalisehen Eigenschaflen und die Konstitution der kSrperfl-emden Sabstanzeu beginnt erst mit den Arbeiten yon E h r l i e h , Poh l , H o f m e i s t e r , Hans Meyer und Over ton . E h r l i e h selbst hat sich hauptsliehlicb mit der Verteilung yon Farbstoffen beschitftigt and verglieh schon 1887 die Lokalisation der Farbstoffe and der Alkaloide im Gehirn mit dem Prinzip des yon S t a s - O t t o begrtin- deten Aussehiittelungsverfahrens, maebte auf die Analogie zwisehen Nerven- und Fettgewebe aufmerksam und sehuf so die Basis, auf der unter anderem die durch zablreiebe Experimente gestiitzte Hans Meyer-Over tonsehe Narkosetbeorie aufgebaut ist. Ehr l ieh betraehtet die Farbstoffe als die idealen Mittel zum Stadium der Verteilungsgesetze, aber gerade bet den Farbstoffen finden wir eine Begrenzung, indem wir, wie Ms~rtin Jaeoby~) erst ktirzlieh aus- einandergesetzt hat, fiber die so wiehtigen quantitativen Verhiilt- nisse keinen Aufsehlul~ erhalten.

In der vorliegenden auf Anregung yon Herrn Professor A. Hef f t e r unternommenen Arbeit besebifftigten wit uns mit der Verteilung des Jodkalis, um sodann diejenige anderer Jodverbin- dungen mit Rtieksicht aufKonstitufion und Verteilung zu studieren. Die untersuebten KSrper sind Jodoform, _Kthyljodid und Jodanilin. Wit untersuehten die Verteilung des Jods in den versehiedenen Organen, wobei nns als groDer u eine genaue quantitative Methode zur u steht.

Die V e r t e i l u n g des J o d k a l i u m s .

Trotz einer unendliehen Zahl experimente]ler Arbeiten and muncher Theorien ist die Pbarmakologie des Jods eine dunkle. Aul~er B a u m a n n s 3) bekannter Entdeckung des Jodothyrins and der

1) Pharmakolog, Untersuch. fiber das Verhalten verschiedener K6rperorg~ne zur Jodkaliresorption. I.-D. Dorpat 1865.

2) B o n d i u. J a c o b y : (lber die Verteilung der Salizylsii, ure bet normulen und infizierten Tieren. Itofmeisters Arch. VII. l l , p. 514.

3) B ~u m a n n : Uber das norma]e u yon Jed im Tierk6rper 1, Mitteilung, Hoppe-Sey]ers Zeitschr. Bd. 2l S, 319.

322 XVIII. OSWAL~ Loss

Funktion der Sehilddrtise~ Jod in Jodothyrin aberzuftthren, sitld uns nur noch die Ausscheidungsverh~ltnisse bekannt, welehe im hiesigen Insti tut dureh die Arbeiten An tens l )~ J e n n y s 2) und L i f s c h t t t z s :3) klargelegt wurden. Bei Darreiehung yon Jodkali ist die Aus- scheidung" dureh die Nieren in der Hauptsaehe in ca. 48 Stunden beendet, hie erseheint die ganze Meng'e im Harn wieder, sic sehwankt bei versehiedenen Individuen zwisehen 42,5 und 86 Prozent. Naeh wiederholten Gaben wird die Ausseheidung eine grSl~ere. ,Die nieht im Harn gefundene, also auf andern Wegen ausgesehiedene odor zurtiekgehaltene Menge schwankt in den drei Yersuehen ( A n t e n s ) im Verh~ltnis zu den eingeftihrten Meng'en nur in ge- ringen Orenzen (0,175, 01199, 0,211), sodas die Zahl fast eine Konstante darzustellen seheint." (A. H e f f t e r . ) 4)

Mit der Verteilung des Jodka]is bescbfiftigte sieh sehon Bueh- helms Schiller H e u b e l , ausgehend yon den o b e n zitierten Leit- s~ttzen V i r e h 0 w s. Es stand ihm abet nut eine mangelhafte Methode des quanti tat iven Jodnaehweises zur u Er verbrannte die einzelnen 0rgane, ohne vorher Alkali zuzusetzen, sodal~ wohl dureh die sieh bildenden anorganisehen S~uren grSl~ere Jodverluste nieht zu vermeiden waren. Aueh ist es zweifelhaft, ob er die Organe voll- st~ndig verbrannte, da er sieh ohne Zusatz eines Oxydationsmittels mit einfacher Verkohlung begntigte. Bemerkenswert ist sein Befund, daft das Jod baupts~ehlieh in den drtisigen Organen, niemals abet, selbst naeh g'rol3en Dosen, im Gehirn gefunden wurde. Die eben- falls unter B u e h h e i m entstandene S a r t i s s o n sehe Dissertation be- seh~ftigt sieh mehr mit Detailfi 'agen. Aus der neueren Zeit sind die Arbeiten yon H o w a l d ~ ) , W i n t e r n i t z 6) und L e s s e r 7) zu or-

I) An t e n: Uber den Verlauf der Ausscheidung des Jedkalis im mensch- lichen Itarn. Archly ffir exper. Pathel. 48. 331. 1902.

2) J en n y : Uber die Beeinflussung der Jedkaliausscheidung durch Diu- retica nebst Untersuch. iiber die Ausscheidung bei ~ephritikern. I.-D. Bern 1904.

3) L i fs c h t'l t z : Uber die 3odausscheidung nach grefien Jedkalidesen und bei kutan. Applikation einiger Jodpr~parate. 1.-D. Bern 1905.

4) A. H e f f t e r : Die Ausscheidung k~rperfremder Substanzen im Harm 1. Teil. Anergan. u - - Asher u. Spiro: Ergebuisse d. Physiol. 2. Jahrg. I. Abt. S. 105.

5) H o w a 1 d: Yerkemmen und b~achweis yen Jed in den ttaaren. Heppe- Seylers Zeitschr. Bd. 23 p. 209. 189"/.

6) Win te rn i t z : Uber 3edfette und ihr u im Organlsmus nebst Untersuehungeu t~ber das u yon Jodkali in den Geweben des Kfrpers. Hoppe-Seylers Zeitschr. Bd. 24 S. 444. 1898.

7) Les se r : Uber das Verhalten tier godprt~parate, speziell des Jedkalis und Jedlpins im Organismus. Arch. f. Dermatel. u. Syphilis. Bd. 64 S. 9L 1903.

Die Jodverteilung nach Einfuhr verschiedener Jodverbindungem 323

w~hnen. Howttld konnte zeigen, daf~ naeh der Aufnahme der ge- wShnlichen Jodkaliumdosen Jod in den Haaren auftritt und nach dem Aussetzen des Medikaments nach mehrmaligem Schneiden ver- schwindet. Das anorganisch eingefiihrte Jod wird dabei wahr- scheinlich in cine organische u iibergeftihrt.

W i n t e r n i t z beschfiftigte sieh mit der ];rage, ob Jodkali im TierkSrper eine Yerbindung mit Fett eingehe, und finder das Fett- gewebe jodhaltig~ nicht abet Fett; das Knoehenmark finder er jod- haltig, nicht aber das Fett desselben. Zahlenm~t[~ige Angaben macht er nicht.

L e s s e r studierte die Verteilung des Jodkalis in 2 u am Hunde, ohne aber ein vollst~tndiges Bild zu gebcn; so unter- suchte er z. B. Gehirn und Fcttgewebe iiberhaupt nieht. Die Arbeit yon H e u b e l ist ibm uubekannL Gegen seine Methode ist einzu- weuden, dal~ er den Kohlenriickstand gltihte, die Kohle nicht wciter durch Salpeier verbrannte und schliei~lich das Jocl durch rauehende Salpetersiture in Freiheit setzte, Verfahren, die zu nieht unbetr~eht- lichen Verlusten fiihren. In seinen zwei Versuchen finder er ia der Lunge den grSgten Jodgehalt. Auffalleud ist, dttf~ er in der Sehild- drtise relativ wenig Jod finder, wahrend doch sehon B a u m a n n ge- zeigt hat, da~ die Schilddrtise sich akut mit Jod anreiehern kann.

Methode .

Ftir alle obengenannten Jodverbindungen wurde dieselbe Unter- suchungsmethode angewandt. Die Organteile wurden nach dem yon B aum an n 1) ftir dig Sehilddrtise beschriebenen Verfahren verbrannt und das Jod nach dem yon R a b o u r d i n eingeftihrten~ yon B a u m a n n und zuletzt yon A n t e n modifizierteu Prinzip bestimmt. Die Organe wurden zerhackt und tells frisch verbrannt~ tells naehdem sic bei 105 Grad bis zur Gewiehtskonstanz getroeknet waren. Zu je 1 g Troekensubstanz beziehungsweise 4 g friseher Substanz werden in einer 500 ecru hal- tenden Niekelsehale 2 g Kalihydrat und 10--20 Gem Wasser hinzu- geftigt. Das Gemenge wird dann mit kleiner Flamme eingedampft und zuletzt mit grol]er Flamme verkohlt~ his keine stinkenden Diimpfe mehr auftreten. Gltihen des Riiekstandes ist zu vermeiden. Hieraufwurden je naeh der gebildeten Menge Kohle 2- -5 g trocknen pulverisi..erten Salpeters hinzugesetzt~ bis die Asehe weii~ gebrannt war. Ein Uber- schufi von Salpeter sowie Gltihen der Asehe wurden vermieden. Selbst- verstiind[ieh wurden alie angewandten Reagentien auf ihre Jodfreiheit geprtift, bTaeh dem Erkalten wird die weil~e Masse in 10--20 cem Wasser gel6st und in dig yon He w ald besehriebenen Zylindergli~ser zur ~

1) ~ber das normale u des Jods im TierkSrper. III. Mitteilung. Hoppe-Seylers Zeitschr. Bd. 22 S. 2. 1896--97.

324 XVIH. OSWXLD LoE~

kolorimetrischen Jodbestimmung quantitativ filtriert. Es empfiehlt sich, nicht mehr als 1 mg Jodkali zu bestimmen, da sons~ der Farbenrer- gleich zn schwierig und ungenau wird. Das Jod wird je nach der vor- handenen Menge Alkali durch 20--50 prozent. Schwefelsiiure und even- tuellen Zusatz yon 10 Tropfen i prozent. Natriumnitritliisung in Freiheit gesetzt nnd mit 10 ccm Schwefelkohlenstoff ausgeschtittelt. In dem Kontrol]glase werden zu ie 10--20 Tropfen 20prozentiger Schwefel- s~tnre und 1 prozentiger Natriumnitritl(isung~ einer der Fliissigkeitsmenge ira andern Glase entsprechenden Menge Wasser und 10 cem Schwefelkohlen- stoff yon einer 0,2 promilligen JodkalilOsung soviel zugesetzt, bis der Schwefelkohlenstoff dieselbe Farbennuance wie im ersten Glase zeigt. Es ist besonderer Wert darauf zu logen~ dal~ in beiden Gliisern die- selben Fltissigkeitsmengen vorhanden sind, da bei versehiedenen Fliissig- keitsmengen die Yerteilung des Jods zwischen Schwefelkohlenstoff und Wasser eine verschiedene ist. Im Kontrollglase entsteht iifters eine diffuse Trtibung des Schwefelkohlenstoffs i dieselbe ist zu vermeiden, wenn man rektifizierten Sehwefelkohlenstoff verwendet oder i - -2 ecru konzentr. Schwefels~ture znsetzt. Im letzten Falle geschieht die Auf- hellung durch die entstehende Reaktionswarme. Zur Kontrolle wurden die meisten Analysen doppelt ausgeftihrt.

Die folgende Tabelle zeigt die Brauchbarkeit der Methode.

Yerbrannte ~inzugesetztr Gefundene Organe ' Menge frisch Nenge Menge

g mg Jodkali mg Jodkali

Gehirn Fett Leber Lunge Muskel Niere

0,8 0~8 0,8 0,8 0,8 0,8

0,74 0fi3 0,73 0,73 0774 0~7 6

~[an sieht, die geringea Verluste sind ann~hernd die gleiehen.

Die Verteilun~ des Jodkali wurde in zwSlf Versuehen an Ka- ninehen und Hunden studiert und zeigte sich bei beiden Tierarten ~bereinstimmend. Im AnschluB an die Verteilung soll die Frage der Joddepots bei ]/ingerer FtitterunF, sowie die Art der Jodbindung be- beriihrt werdem

Zu betonen isL dab eine mehrmalige Ftitterung yon Jodkali keinen Einflul~ auf die Verteilung hat, ebenso ist die Art der Ver- abreiehung ohne Belang.

Die folgenden Protokolle und Tabellen sollen ein Bild der Jod- kaliverteilung ~eben.

Die Jodver te i lung nach E in fuhr verschiedener Jodverbindungen. 32~

Versueh XIIL 19.0kt. 05.

Kaninehen 2530 g l l h 35' 0~9 g Jodkali in 10 ecru It20 subkutan. 3 h 15 ~ aus der Carotis gut verbhltet. Tier ziemlich fettreieh. Zur Kontrolle 0rganteile in frisehem wie in trockenem Zustande verbrannt. 13bereinstimmung.

Yerhrannte mg Joclkali Jodgehalt des Organe Menge pro 1 g ganzenOrgans

mg friseh mg Jodkali

Gehirn Rllekenmark Fel t Knoehea Diekdarm DUnndarm Linke Leber Kodon Keller Muskel Dttnkler .- hriere Rechte Leber SpeicheldrUse Lymphdrixse Magea Lunge Blutkoagu]. Serum B h t Sehilddruse

troeken ~iseh 1,4 g 3,0 g - - 1 , 0 4 --

2,19~ 2,67 �9 2,76 ~ - - 1,53 ~ 1,38 1,76 ~ 1,0 ~ - - 2,0 -- 2,1 -- 2,03 �9 1,8 "- - -

1,62 ~' - - 1,0 -~ 2,77 1,0 ,, - -

1,0 ~ - - 1,0 ~ 3,51 1,0 ~ 1,69 - - 3,56 -- - - 6,03

i 4 , 8 5 -" - -

: 0,047g 0,09

O

O 0,01 0,047 0,05 0,05 0,068 0,07 0,10 0,10 0,10 0,13 0,t8 0,20 0,29 0,35 0,37 2,10

- - ~

0,4

1,5

5,0 1,6

0~19

Wir sehen aus diesem Versuehe, dai~ Gehirn, R~ekenmark, Felt und Knoehen jodfrei waren~ Diekdarm, Diinndarm, linke Leber, Hoden und Muskel den geringsten Gehalt zeigten, einen ctwas hSheren lqiere, Speieheldriise, reehte Leber und Lymphdriise, wieder einen hShern Magen und Lunge, dann folgt das Blur und an hSehster Stelle steht, was ja naeh den Baumannsehen Befunden nieht anders zu erwarten war, die Sehilddriise. Zu bemerken ist, daft der Magen in alien Versuehen sorgfitltig gereinigt war; es handelt sieh hier, wie sehon Ktilz ~) und Nenek i~ ) gefunden haben, um eine Ausscheidung dureh die Magensehleimhaut. Der Tatsaehe, da~ die linke Leber weniger Jod als die rechte enth/ilt, sind wir in mehreren Versuehen begegnet.

Der folgende Versueh zeigt, dab die Art der u wie die Dauer derselben keinen Einflul~ auf die Verteilung ausiibt.

1) M a l y s Jahresber lch te 16. 246. 2) ~ e n c k i u. S c h u m o w - S i m a n o w s k i : Studien fiber das Chlor

und die Halogene im Tierk6rper . Marc. Neneki opera omnia. Bd. 2 S. 479.

326 XVIII. Osw~n~ Lo~

Versueh III.

Kaninchen 1890 g. Erb~lt vom 15. August bis 19. August 10~0 g Jodkali per os. 72h nach der letzten Dosis aus der Carotis verbtutet. Starke Gewiebesabnahme um 500 g.

Verbrannte . . . . Orgune tvtenge . . . .

g troeken I pr~ ~ g lascn

Gehirn Rt~ekenmark :Fett Knoohen Muske| Leber SpeieheldrIlse Lunge Magen Auge Nieren Blur }Iaut Sebilddrllse

1,75 ' O 0,6 2,0 i 3,0 0 2,49 0,03 2,0 0,l 1 0,32 0,14 1,28 0,20 1,50 0,22 0,65 0,22 2,0 0,13 3,0 0,26 4,0 0,~8 0,048 2,0

Auch dieser Versueh zeigt diesetben Ergebuisse. Gehirn, Rticken- mark, Fett und Knoehen sind jodfrei, der Muskel zeigt den geringsten Gehalt, dann folgen Leber, Niere und SpeicheldrUse, Lunge und hIagen haben einen hShern Gehalt, ebenso das Auge, dann folgt das Blur, die Haut und die Sehilddriise. Auffallend ist der holle Gehalt der Haut.

In der folgenden Tabelle sind eine Reihe yon Versuehen zu- sammengestellt, welche zeigeu, daI~ die Verteilung des Jodkalis auf dig einzelnen Organe cine konstante ist. Wit fiihren nut die wieh- tigsten Organe an, Fett~ Gehirn und Riickeamark waren in !alien Versuehen jodfrei. Die Jodkalimengen sind pro t g frisaher Sub- stanz in mg Jodkali berechnet.

Organe Vers. 2 Yers. 3 Yers, 4 u 5 ~%rs. 6 'u 7 Vers. 14

Blut Muskel Leber Speicheldrt~se l"]iere Lunge Schilddruse

0,26 0,03

0,24 0,11 0,30 0,14 0,28 0,1.3 0,26 0,20 1,7 2,0

0,40 0,10 0,t4

ojo

0,7 O,OS 0,13

0,30

0,54 0,12 0,t6

0,07 0,10 0,17 0,t5 0,22 2,6

2,25 0,38 0,73

0,76 1,2

Der folgende Versuch zeigt, daft naeh Aussetzen der Jokalizu- fuhr in Sehilddrtise, Blur, Lunge und Niere am l~tngsten Jod naeh- zuweisen ist:

Die Jodverteilung nach Einfuhr verschiedener Jodverbiadungen. 327

Versuch 1,

Kaninehen 2610 g sehwer. Vom 9. Okt. 1905 bis 21. Okt. 1905 11~0 g Jodkali subkutan. 96 Stunden nach der letzten Dosis aus der Carotis verblutet.

mg Jodkali Organe pro 1 g

frisoher Subst.

Blur 0~06 ~'iere 0~06 Lunge 0,10 8clailddrt~se 2,4

Alle anderen Organe, Leber, Herz, Magen, Speieheldrtise~ Muskel, Gehirn, Fett, Riiekenmark and Milz waren jodfrei. Auffallend ist~ dal~ die Sekretion durch dig Speieheldrttse relativ friih versiegt. Dieser Beftmd stimmt mit den Ergebnissen yon An ten am Mensehen tibm'ein: der fand~ dab die AussGheidung des Jods durch die Speieheldrlisen 6 Stunden vor der Ausscheidung dutch die Nieren beendet ist. Zu erw/~hnen ist noeh, daf~ bei der akuten Verteilung die Aorta un- gefghr denselben Jodka]igehalt wie die Leher, die Milehdriise den der Speieheldr~se zeigt, giter kann mehr Jod enthalten als das Blur, was folgender gersueh zeigt.

V e r s u e h XXIII.

Hund 13~0 kg dureh TerpentinS1 aseptiseher Abszd~. 6~0 g Jodkali subkutan. Am rechten l=linterbeine Odem. Roeh 24 ~ ver- blutet.

I g Blut fi'iseh 2157 mg Jodkali 1 g Eiter 3:54 i g 0demflUssigkeit 0,87

J o d d e p o t s .

Wit haben nns aueh mi~ der Frage beseh~ftigt, ob bestimmte Organe auBer der Sehilddr•se die F~higkeit haben~ Jod l~ngere Zeit zurttekzuhalten, und in weleher Form es etwa vorhanden ist. Wit suehten dies dadureh zu entseheiden, dal3 wit die Organe mit Alkohol extrahierten, in we]chert die Jodide 1GiGht ttbergehen, nieh~ ~ber Eiweifiverbindungen. Der oben angeftihrte Versueh 1 hat gezeig't~ dal~ es beim Kaninchen zu keiner weseatliehen Jodretention kommt. Zwei'weitere Yersuehe a m Kaninehen verliefen ebenfalls negativ. Wir nahmen deshalb grSl~ere Hunde und fahrten diesen, WiG folgende Protokolle zeigen, lgngere Zeit grSl~ere Mengen Jodkali zu.

328 XVIII. 0SWALI) LOEB

H i i n d i n 18~1 kg. Vom 31.0kt . 05 bis5. Dez. 05 werden !42 g Jodkali per os verabreieht. 72h nach der letzten Dosls aus der Carotis verblate~.

J a g d h a n d 13~6 kg. Yore 15. Dez. bis 21. Dez. 24 g Jodkali subkutan~ 48h naeh der letzten Dosis aus der Carotis verblutet.

Leber~ Lunge and Blur beider Tiere warden auf dieselbe Weise verarbeitet. Die Organe warden rein zerbaekt and 24 Stunden in 95prozent. hlkohol gelegt. Ebenso wnrde das Blut 24 Stunden in A]kohol gebraeht. :Naehdem der Alkohol abfiltriert wa b wurden die Organe auf dem Wasserbade getroeknet. Hierauf wurde im S o x h l e t - schen Extraktionsapparat ein Tell jedes Organes 3--5real mit Alkohol extrahiert, bis im Alkohol jede Jodreaktion versehwunden war. Der Rfiekstand wurde auf dem Wasserbade getroeknet and je 4 g desselben in der besehriebenen Weise verbrannt und auf Jod untersucht.

Die folgende Tabelle zeigt d e n B e f u n d .

Organe . .. g Trocken- ~tindm Jagdhund

4 substanz mg Jodkali mg Jodkali

Blur; } 0,28 O /

Leber / 0,15 0,4 Llmge O- 0

Wit seheu also, dal~ in der Leber und bei dem einen Tiere aueh im Blute ganz geringe Mengen Jod zurtickbleiben, die nioht in Alkohol iibergehen. An das Eisen oder Kalziumsalz die nieht in Alkohol 15slieh sind, braucht wolff nicht gedaeht zu werden, da ja gerade das Blut mit seinen reichliehen Eisen- nnd Kalziumver- bindungen in dem einen Falle jodfrei war. Es l~[~t slob vormuten, daf~ hier eine EiweiBverbindung vorliegt. Aueh L e s s e r euchre zu entsoheiden, ob im Blutserum naeh der Darreiehung yon Jodkali organiseh gebundenes Jod auftrete. Er konnte duroh Dialyse das Serum vollst/indig" jodfi-ei gewinnen und kommt daher zu einem ne- gativen Resultate.

D i e V e r t e i l u n g d o s J o d o f o r m s , J o d a u i l i n s u n d J o d ~ t h y l s .

Wit haben gesehen, dab in den Versuehen tiber Jodkalivertei- lung Gehirn und Fort jodfroi waren, wit suohten dcshalb das Jod in diese Organe einzufiibren, indem wit es in lipoidlSsliehen Yer- bindungen anwendeten.

M u l z e r ~) hat sioh mit dem Sehioksal des Jodoforms im Or- ganismus besehiiftigt. Im Anschlul~ an die Ausseheidungsverh/ilt-

~) Uber das Verhalten des Jodoforms im Tierk6rper. Zeitschr. i'iir exper. Pathol. u. Therapie. Bd. I Heft 2 S. 446. 1905.

Die J'odverteilung nach Einfuhr verschiedener Jodverbindungen. 329

nisse, sueht er das in den 0rganen zurtiekgebliebene Jod. In einem Versuehe waren die meisten Organe sehon jodfrei, in einem andern verarbeitete er Milz, Lunge, Gehirn und Nieren zusammen. In seinem dritten Versuehe untersueht er einzelne Organe, aber gerade Gehirn und Fettgewebe nieht, bereehnet auch nieht die prozentuale Verteilung, Seine Fragestellung bertihrt offenbar nieht die Verteilung, sondern einfaeh den summarisehen Verbleib des Jods. Uber das Sehieksal des Jodi~thyls und des Jodanilins im Organismus konnte ieh in der Literatur keine Angaben finden.

Ieh lasse jetzt fiir die Verteilung des Jodoforms~ Jod~thers und Jodanilins Versuehsbeispiele folgen. Der Jodgehalt ist in mg Jodkali bereehnet.

Versuch 32. Kaninchen 1860 g. 26. J a n u a r 1906 11h45 ~ etwa l f l g Jodoform in 30 ccm Sesam~l. 27. J a n u a r 06 l0 h 40 ~ aus der Carotis verblutet, Organe zerkleinert und fl'isch verbrannt.

Verbrannte mg Jodkali pro 1 g

Organe Menge friseher Subst.

Muskel Gehirn Leber Lunge Nieren Blut F~tt Speicheldrllse Sohilddrtise

5,59 0,018 6,65 0,07 6,0 0,09 6~0 0,10 5,5 0,i4 8,0 0,17 1,3 0,~6 1,2 0,46 0,07 2,2

Versueh 33. 5. Febr. 06. Kanin. 1950 g 4h etwa 1~5 g Jodoform in Alkoholwasser supendiert; subkutan. 6. Febr. 06 ~Sh tetanische Krlimpf% 9h20 ~ aus der Carotis verblutet.

Verbrannte mg Jodkal[ pro 1 g

Organe Menge frisoh

Gehlrn Muske[ Blur Lunge iNiere Leber Speieheldrtlse Fett Sohilddrllse

5,0 3,6 8,0 1,9 3,7 4,9 1,1 2,96 0,07

0,06 0,06 0,12 0,19 0,20 0,26 O,f,O 1,12 2,$6

330 XVIII. OSWALD LOSB

Versuch 36. Kaninchen 2000 g. 26. Febr. 06 3h5 ' iithyl subkutan. 4h5 j t ccm Jodi~thyl subkutan.

27. Febr. 9h verendeL

[ Verbrannte mg 5odkali pro 1 g 0rgane Menge friseher Subst.

Gehirn I 8,6 Fett 3,5 8peieheldrUse 1,3 Leber 8,0 Lunge I 2,4

0,03 0,26 0,30 0,35 1,34

1 ecru Jod-

Versuch 40. 5. Mi~rz 06. Kaninchen 1950 g. i~thyl subkutan. 5h 15 ~ aus der Carotis verblutet.

Verbrannte mg J-odkali pro [ g

0rgane Menge g f'rlscher Subs~.

Muskd Gehirn Leber ~Niere Blur Fett Lunge

5;9 4~9 6~4 5~6

13,0 2,79 2,0

0,0! 0,13 0,21 0~29 0,38 0,57 1,00

2h30 r 2 ccm Jod-

Um zu entscheiden~ ob bei der Verabreichung yon Jodi~thyl Jod im 0rganismus abgespalten wird, trockneten wit Gehirn und Blut bei 105 Grad C. Da der Sicdepunkr des Jod~thyls bei 72,2 Grad C liegt, muf~te das in den Organen vorhandene Jodatbyl bei dieser Temperatur entweichen. Folgende Vcrsuche wurden zu diesem Zwecke angestellt.

Zu Versueh 40: 6~43 g Blut bei 105 Grad getrocknet. 3,60 g Gebirn bei 105 Grad

getrocknet; 1 g Gehirn fi'ische Subst. entbalt vor dem Trocknen 0~13 mg Jodkali~ nach dem Trocknen 0,07 mg Jodkali~ 1 g Blur enthlilt vor dem Trocknen 0,38 mg Jodkali~ nach dem Trocknen 0,39 mg Jodkali.

Versuch 43. Meerschweinchen. 1 g Leber frische 8ubstanz enthal$ vor dem Trocknen 0,05 mg

Jodkali~ nach dem Trocknen 0,05 mg Jodkali. I g Blur enthi~lt vor dem Trocknen 0~34 mg Jodkali naeh dem Trocknen 0724 mg Jodkali.

Die Jodverteilung naeh Einfuhr verschiedener Jodverbindungen. 331

Diese Bafund e spreehan dafiir, dal~ das Jod abgespalten und ia einer festen Bindung vorhanden sein kann. Versuehe zu entseheiden, ob das Jod ans Jodiithyl durah blafie Bertihrung mit Organen ab- gespalten warden kann~ fielen niebt eindeutig ans. Auf diasen Pnnkt, sowie die Frage~ in weleher Form das abgaspaltene Jod vorhanden ist, behalte ieh mir vor spitter zurtiakzukommen.

Versueh 41. Kaninehen 1930 g. 8. M~trz 06. 10h etwa 0~5 g Jodanilin in 5 ccm Alkohol subkutan.

l l h tiefe :Narkose: Anilinwirkung. 2h50' in tiefer Narkose verblutet.

"Verbrannte mg Jodkali pro 1 g

0rgane Menge g frisoher Subst.

~uskel Lunge Niere Gehirn Leber Fe~- Blur

5,7 4,2 5,4 7,6 6~4 4,2 8,0

0,0] 0,057 0,096 O,1l 0,ll 0,i4 0,t5

Versuch 42. Kanin. 1770 g. 16. Marz 06. 12h etwa.0~4 g JodaniIin in 7 ccm Alkoh. subkutan.

t h :Narkose: Anilin- -~- Alkoholwirkung. 4 h Narkose weniger tier. 5 h verblutet.

Yerbranate nag Jodkali pro 1 g

Organe Menge g friseher Subst.

~,[uskel Gehirrt Lunge Leber Fett Blur

3,0 2,8 20 4,3 2.0 6,0

0,01. 0~03 0~05 0,06 0~08 0,|

lJberbliokan wir die Versuebe, so zeigt sicb, dal~ das Jod in allan 3 Yarbindungen ]ipotrop gaworden ist. Am busmen zeigt sieh diese Eigensehaft beim Jodanilin~ was vermutlieh damit zusammenh~ngt, dal~ das Jod nieht aus dem Jodanilin abgaspalten wird. In bezug auf die sonstiga Verteilung zaigan sieh im Vergleieh zum Jodkali

~32 XVlII. Osw. LOEB: Die Jodverteilung nach Einfuhr verschied. Jodverbindgn.

Untersehiede~ die offenb~r mit der Ausseheidung zusammenh~ngen. Beim Jodoform zeigt die Speieheldrt~se einen ~uffallend hohen Ge- halt an Jod, das Blur einen relativ g'eringen. Bei der Verteilung des Jod~thyls ist die Lunge stark bevorzugt, w~hrend sie beim Jod- anilin einen relativ geringen Gehalt zeigt.