3
(Aus der Abteilung der Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten des Krankenhauses Dnjeprostroij [Leiter der Abteilung: Dr. J. T. Doroschenko].) Die neue Methode der Plastik des iiufieren Ohres bei erworbener Atresie. Von Dr. I. T. Doroschenko. (Eingegangen am 6. Januar 1936.) Die erworbenen Atresien des GehSrgangs kSnnen auf Grund ver- schiedener Ursachen vorkommen. Trauma, allgemeine akute Infektionen, lokale Entzfindungsprozesse, thermische und chemische Faktoren fSrdern die Entstehung erworbener Atresien. Von vielen Autoren (Beck, Fischer, Jiirgens u. a.) sind F/~lle des Ent- stehens v0n Atresien nach der Eintr/~ufelung ins Ohr yon S/~uren und anderen /itzenden Flfissigkeiten beschrieben worden. Durchgemachte Erkrankungen yon Lupus, Tuberkulose, Syphilis; FremdkSrper im /~uBeren Ohr, unvorsichtige Manipulationen bei ihrer Entfernung, die Resultate yon Perichondritis der Ohrmuschel und des GehSrgangs, die Folgen yon nicht rationeller Nachoperationsbehandlung; mi61ungene Plastik bei radikaler Operation des Ohres, chronische eiternde Erkrankungen, Ekzeme -- erg/~nzen die Mannigfaltigkeit der Ursachen, welche zum SchluB erworbene Atresie erzeugen. Die Beseitigung der Atresie des /~ul3eren Ohres ist eine Operation, die bis jetzt oft keinen Erfolg hat, well ein nachfolgendes Rezidiv eintritt und der GehSrgang mit Narbengewebe zuw/~chst. Die Durchschneidung des Narbengewebes und die Wiederherstellung der 0ffnung des /~uBeren Ohres bietet keine Sicherheit gegen Rfickf/~lle. Jansen empfiehlt bei solchen Kranken, um ein Rezidiv zu ver- meiden, nach Durchschneidung des Narbengewebes in den GehSrgang auf 1/~ngere Zeit ein Ebonit- oder MetallrShrchen einzufiihren (Politzer). Nach Angaben anderer Autoren wendet man zu diesem Zweck Lamina- rium an. Ich persSnlich bin nach der Anwendung yon MetallrShrchen nach einer Operation yon Atresie des/~uBeren Ohres zum Ergebnis gekommen, dab dieses Verfahren nicht zweckm/iBig ist, was folgender Cursus morbi best/~tigt : Der Kranke G., 28 J. hat vor einem Jahre w/~hrend der Arbeit auf dem Werk eine Brandwunde des /iu~eren Ohres erhalten. Trotz der nach- folgenden Behandlung der Brandwunde in der Poliklinik und systema- tischer Einffihrung yon Tupfern mit O1. vaselini, ist zuletzt der GehSrgang vollkommen zugewachsen. Archly f. Ohren-, Nasen- u. Kehlkopfheilkundo. Bd. 141. 17

Die neue Methode der Plastik des äußeren Ohres bei erworbener Atresie

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Die neue Methode der Plastik des äußeren Ohres bei erworbener Atresie

(Aus der Abteilung der Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten des Krankenhauses Dnjeprostroij [Leiter der Abteilung: Dr. J. T. Doroschenko].)

Die neue Methode der P las t ik des iiufieren Ohres bei erworbener Atres ie .

Von Dr. I. T. Doroschenko.

(Eingegangen am 6. Januar 1936.)

Die erworbenen Atresien des GehSrgangs kSnnen auf Grund ver- schiedener Ursachen vorkommen. Trauma, allgemeine akute Infektionen, lokale Entzfindungsprozesse, thermische und chemische Faktoren fSrdern die Entstehung erworbener Atresien.

Von vielen Autoren (Beck, Fischer, Jiirgens u. a.) sind F/~lle des Ent- stehens v0n Atresien nach der Eintr/~ufelung ins Ohr yon S/~uren und anderen /itzenden Flfissigkeiten beschrieben worden.

Durchgemachte Erkrankungen yon Lupus, Tuberkulose, Syphilis; FremdkSrper im /~uBeren Ohr, unvorsichtige Manipulationen bei ihrer Entfernung, die Resultate yon Perichondritis der Ohrmuschel und des GehSrgangs, die Folgen yon nicht rationeller Nachoperationsbehandlung; mi61ungene Plastik bei radikaler Operation des Ohres, chronische eiternde Erkrankungen, Ekzeme - - erg/~nzen die Mannigfaltigkeit der Ursachen, welche zum SchluB erworbene Atresie erzeugen.

Die Beseitigung der Atresie des /~ul3eren Ohres ist eine Operation, die bis jetzt oft keinen Erfolg hat, well ein nachfolgendes Rezidiv eintritt und der GehSrgang mit Narbengewebe zuw/~chst.

Die Durchschneidung des Narbengewebes und die Wiederherstellung der 0ffnung des /~uBeren Ohres bietet keine Sicherheit gegen Rfickf/~lle.

Jansen empfiehlt bei solchen Kranken, um ein Rezidiv zu ver- meiden, nach Durchschneidung des Narbengewebes in den GehSrgang auf 1/~ngere Zeit ein Ebonit- oder MetallrShrchen einzufiihren (Politzer). Nach Angaben anderer Autoren wendet man zu diesem Zweck Lamina- rium an.

Ich persSnlich bin nach der Anwendung yon MetallrShrchen nach einer Operation yon Atresie des/~uBeren Ohres zum Ergebnis gekommen, dab dieses Verfahren nicht zweckm/iBig ist, was folgender Cursus morbi best/~tigt :

Der Kranke G., 28 J . hat vor einem Jahre w/~hrend der Arbeit auf dem Werk eine Brandwunde des /iu~eren Ohres erhalten. Trotz der nach- folgenden Behandlung der Brandwunde in der Poliklinik und systema- tischer Einffihrung yon Tupfern mit O1. vaselini, ist zuletzt der GehSrgang vollkommen zugewachsen.

A r c h l y f . O h r e n - , N a s e n - u . K e h l k o p f h e i l k u n d o . B d . 141. 17

Page 2: Die neue Methode der Plastik des äußeren Ohres bei erworbener Atresie

250 I .T . Doroschenko:

Die Untersuchung des ~uBeren Teiles des Geh5rgangs stellte eine Membranbildung narbenartigen Charakters lest.

Die Beseitigung der Atresie wurde mittels eines kreisffrmigen Ein- schnitts zuwege gebracht, mit nachfolgender Einffihrung eines Metall- r f h r c h e n s . . T r o t z des ~tzens mit Arg. nitric, bildeten sich~fippige Granulationswucherungen, die bei dem Verbandwechsel und dem Wec~sei des Metallrfhrehens entfernt wurden. Die Granulationen wucherten aber wieder unter dem Rfhrchen hervor, und es maeh~e den Eindruck, als ob das Metallr5hrchen selbst als Fremdkfrper teilweise die auch ohne- dies starke Granulationswueherung hervorrief.

Nach einem Monat erf01gloser Behandlung wurde das Rfhrchen durch eine straffe Tamponade mit Of. vaselini ersetzt. Doeh alle unsere Be- mfihungen, bei groBer Geduld des Kranken, gaben nieht das erwfi~schte Resultat.

Sp/~ter wurde dieser Kranke erfolgreich nach unten beschriebener Methode operiert:

Bei zwei anderen Kranken wandten wir zum gleichen Zweek Gummi- drainage und Ebonitrfhrchen an, aber ohne Erfolg. Diese Erfahrungen veranlaBten uns die SehluBfolgerung zu ziehen, dab die Anwel~dung von Fremdkfrpern in solchen F/~llen nieht biologisch ist und darum zu negativen Resultaten ffihrt.

Des weiteren gingen wir zur Anwendung yon Hautfetzen aus der Lippenschleimhaut fiber. Die Resultate dieses Verfahrens kann man nicht ffir ganz erfolgreich halten; dieses erkl~rt sich dureh die H/irte des Narbengewebes bei Atresie, welches auf die transplantierten Fetzen drfiekt und ihre Versehrumpfung hervorruft, wie auch die nachfolgende Verengung des Gehfrgangs.

Mir sind Kranke begegnet, die in verschiedenen Heilanstalten mehr- fachen Operationen zwecks der Entfernung der Atresie unterzogen worden s i n d .

Vie]leieht datum halten es viele Otochirurgen fiberhaupt nicht ffir zweekm/~i]ig solehe Kranke zu operieren.

Im folgenden Falle haben wir ein neues Ver/ahren der plastischen Beseitigung von Atresie des ~iu[3eren Ohres angewandt, mit Ausnutzung der zu einem Rfhrchen zusammengerollten Knorpelteile der Nasenscheidewand.

Das Wesentliche dieses Verfahrens wird in dem folgenden kurzen Cursus morbi dargelegt:

Der Kranke J. N., 23 J. alt - - arbeitete auf dem Werk - - wandte sich an den Arzt mit Beschwerden fiber die Atresie des linken/~u6eren Ohres. Vor 8 Monaten geriet ihm w~hrend der Arbeit ein kleines Stfickchen gliihenden Metalls ins/~uBere Ohr. Der Kranke lie] sich nicht systema- tiseh behandeln und besuchte nur ab und zu einen Arzt (einen Nicht- spezialisten). Die Untersuehung ergab, dab der Kranke von regelms Kfrperbau und yon genfigender Erni~hrung ist. Von seiten tier Brust-

Page 3: Die neue Methode der Plastik des äußeren Ohres bei erworbener Atresie

Die neue Methotfe der Plastik des ~u6eren Ohres bei erworbener Atresie. 251

organe und der BauchhShle sind keinerlei Abweichungen v o n d e r Norm zu bemerken. Nase, Rachen und Kehlkopf o .B. Die linke Ohrmuschel hat in der Gegend der 0ffnung des ~uBeren GehSrgangs Narben. Man konstatiert eine dichte Atresie des GehSrgangs.

Unter lokaler An/isthesie ist f01gendes vorgenommen worden: 1. Die Beseitigung der Atresie mittels der Durchtrennung des Narben-

gewebes. Die Membranbildung der Atresie ist durch einen kreisf6rmigen Einschnitt mit einem schmalen Skalpell entfernt worden. Zu gleieher Zeit sind die Seiten des/~uBeren GehSrgangs (die Narbenfalten u. a.) auf- gefriseht worden, wodurch die 0ffnung des /tuBeren Geh6rgangs sich erweitert hat.

2. Als zweiter Operationsakt wird die Resekti0n des Knorpels aus der Nasenscheidewand, mit Schleim, und Knorpelhaut auf der einen Seite, durchgefiihrt. Um da s Austrocknen des Nasenseheidewandknorpels zu verhindern, wird derselbe in einer warmen physiologischen L6sung auf- bewahrt.

3. Der Knorpel wird zum R6hrchen (mit der Schleimhaut nach innen) zusammengerollt und in den Geh6rgang eingefiihrt. Einige N/s auf die Sehleimhaut und die Haut des /tufteren Ohrs sind nicht immer notwendig.

Eine leichte Tamponade des Geh6rgangs mit O1. vaselini. 4. Aus der Oberlippe wird ein Fetzen ausgesehnitten, mit welehem der

Defekt der Nasenseheidewand gedeckt wird (mit der Wundfl/~che zu der Wundfl/~che der Nase); Einffihrung eines Tupfers mit Ol. vaselini und N/~hteanlegung auf die Schleimhaut der Oberlippe.

Am dritten Tag entfernte man den Tupfer, am 4. Tag nahm man die N~hte ab.

Die Ausheilung verlief ohne Eiterung. Eine leiehte Tanlponade w/~hrend einer Woche. Der Patient ist mit gutem Resultat aus dem Krankenhaus entlassen

w0rden. Sp/~ter haben wir noeh bei einer Reihe yon F/~llen gleichartige ptasti-

sche Beseitigungen yon Atresie des /~u6eren Ohrs vorgenommen. In einem Falle wurde d e r Patient vorher 3real (in verschiedenen

Kliniken und Krankenh/~usern) zwecks der Beseitigung der Atresie operiert, aber ohne Erf01g. Nur die von mir angewandte Methode gab ein gutes Resultat.

Aul~er bei der Entfernung der erworbenen Atresien des ~ul3eren Ohres (wo keine Notwendigkeit zum operativen Eingriff am Mittelohr vorhanden ist) kann dieses operative Verfahren manehmal bei passenden F~llen angeborener Atresie des GehSrgangs angewandt werden.

17"