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Rheumatische Erkrankungen Die richtige Ernährung bei Rheuma Informationen und Tipps für den Alltag Aktualisierte Auflage 2011

Die richtige Ernährung bei Rheuma Rheumatische Erkrankungen · 2020-06-19 · bei rheumatischen Erkrankungen empfohlen werden, auch für die Vermeidung anderer Gesundheitsgefahren

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n Die richtige Ernährungbei Rheuma

Informationen und Tipps für den Alltag

Aktualisierte Auflage 2011

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HerausgeberDeutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V.Maximilianstr. 1453111 Bonn

AutorProf. Dr. med. Gernot Keyßer

RedaktionSusanne Walia

Fachliche BeratungChristel Kalesse

ProjektabwicklungSusanne Walia, Sabine Neumann

Gestaltungdiller . corporate, Köln

DruckWarlich, Meckenheim

Aktualisierte Auflage–30.000 Exemplare, 2011Drucknummer: A 25/BV/01/11

Mit freundlicher Unterstützung der Novartis Pharma GmbH

Rezept- und Bildnachweisbecel, Hamburg; Informations gemeinschaft Olivenöl, München; Kellogg’s, Frankfurt am Main; Köllnflockenwerke, Elmshorn; Maggi Kochstudio, Frankfurt am Main; Nordmilch, Bremen; Photolia

Impressum

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Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

Viele Vorurteile und Spekulationen ranken sich um das Thema »Rheuma und Ernährung«. Unzählige Nahrungsergänzungsmittel sind auf dem Markt. Jedes Jahr kommen neue Wundermittel und Abspeckvarianten hinzu. Wer auf Dauer Schmerzen hat oder unter Entzündungsschüben leidet, der greift verständlicherweise gerne nach jedem Strohhalm – auch wenn am Ende oft nur das Portemonnaie erleichtert wird und nicht der schmerz-geplagte Körper. Jetzt sieht sich sogar die Politik in der Pflicht. Die Bundesregierung hat erstmals einen nationalen Fitness- und Ernährungsplan auf den Weg gebracht, der vor allem die Übergewichtigen in den Blick nimmt.

Die richtige Ernährung ist eine wichtige Ergänzung der medikamentösen Therapie rheuma-tischer Erkrankungen. Auch die mit rheumatischen Leiden einhergehenden Begleiterkran-kungen lassen sich durch Ernährungstherapie positiv beeinflussen. Worauf zu achten ist und welche Empfehlungen wissenschaftlich gesichert sind, erfährt man in der vorliegenden Broschüre, die Autor Professor Dr. Gernot Keyßer nun in zweiter Auflage fachkundig über-arbeitet und auf den neuesten Stand gebracht hat.

Die Lektüre kann jedoch nur eine erste Orientierung bieten. Bei Lebensmittelunverträg-lichkeiten, starkem Über- oder Untergewicht, Osteoporose oder Osteoporosegefährdung durch langjährige Kortisoneinnahme sollte man die individuelle Beratung durch erfah rene Ernährungsberater/innen nutzen. Spezielle Informationen werden z. B. während eines Reha-Aufenthaltes angeboten. Eine Nachfrage lohnt auch bei der örtlichen Rheuma-Liga oder beim Rheumatologen.

Ich wünsche allen Lesern und Leserinnen eine genussreiche Lektüre mit neuen Anregungen für den eigenen Speiseplan.

Ihre

Prof. Dr. med. Erika Gromnica-IhlePräsidentin der Deutschen Rheuma-Liga

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1 Kann man durch gute Ernährung einer rheumatischen Erkrankung vorbeugen?

1.1 Rheuma ist nicht gleich Rheuma – und Diät nicht gleich Diät!1.2 Möglichkeiten und Grenzen der Diät1.3 Gicht-Arthritis – ein Sonderfall in der Rheumatologie1.4 Osteoporose – ein Kapitel für sich Tipps für den Alltag

2 Kann ich meine rheumatische Erkrankung durch Ernährungs umstellung günstig beeinflussen?

2.1 Gibt es Ernährungs- oder Lebens weisen, die das Risiko für eine rheumatische Erkrankung erhöhen?2.2 Stärken Sie Ihre Abwehrkräfte – leichter gesagt als getan2.3 Gibt es Nahrungsmittel mit antirheumatischer Wirkung?2.4 Welche Nahrungsmittel schaden dem Körper?2.5 Fasten – pro und contra2.6 Die Spätfolgen rheumatischer Erkrankungen – so beugen Sie vor Tipps für den Alltag

3 Rheuma zehrt an der Substanz – Wie gleiche ich den Mangel aus?

3.1 Nahrungsergänzungsstoffe – die Qual der Wahl3.2 Vitamine3.3 Mineralstoffe3.4 Eiweiß- und Knorpelschutzpräparate Tipps für den Alltag

4 Genuss ohne Reue – Rezepte für den Alltag mit Rheuma

5 Tipps zum Shoppen und Kochen

5.1 Beim Einkaufen5.2 In der Küche5.3 Wenn Gäste kommen

Anschriften der Deutschen Rheuma-Liga Aktiv werden – so hilft die Deutsche Rheuma-Liga Weitere Publikationen der Deutschen Rheuma-Liga

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Kann man durch gute Ernährung einer rheumatischen Erkrankung vorbeugen?

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Rheuma ist nicht gleich Rheuma – und Diät nicht gleich Diät!

1.18

Die Begriffe »Rheumatismus« und »Diät« stam-men beide aus der Medizin des alten Griechen-lands. »Rheumatismus« bedeutet soviel wie »das Fließende«, also einen Schmerz, der durch »verdorbene Körpersäfte« in die Gelenke, die Muskulatur oder die Wirbelsäule »fließt«. In der modernen Medizin spricht man statt dessen von einem »rheumatischen Formenkreis«, zu dem eine große Zahl verschiedener Krank-heitsbilder gezählt wird. Diese Erkrankungen gehen fast immer mit Schmerzen in Gelenken, Wirbelsäule oder Weichteilen einher.

Man kann die Krankheiten des rheumatischen Formenkreises in zwei große Gebiete einteilen: Die nicht-entzündlichen Krankheitsbilder, die vor allem durch Abnutzung entstehen. Ur sache sind die natürlichen Alterungsvorgänge, aber

auch Überlastungen durch Übergewicht oder Schäden durch Unfälle. Abnutzungserschei-nungen am Gelenk werden Arthrose genannt, bei Veränderungen an der Wirbelsäule spricht man z. B. von Spondylose. Ein weiter verbreite-tes Leiden aus dieser Gruppe ist die Osteopo-rose, bei der es zum allmählichen Verlust von Knochenmasse und zu vermehrter Knochen-brüchigkeit kommt.

Entzündlich-rheumatischen Erkrankungen liegt dagegen eine krankhaft gesteigerte Reaktion des körpereigenen Abwehrsystems zugrunde. Diese kann entweder auf den Bewe-gungsapparat beschränkt sein – wie bei einer Gelenkentzündung (Arthritis) – oder sich im gesamten Körper ausbreiten. Das Spektrum dieser Gruppe umfasst neben relativ harmlosen eine Reihe von lebensbedrohlichen Erkrankun-gen. Die häufigste entzündlich- rheumatische Erkrankungen ist das »Gelenkrheuma«, früher chronische Polyarthritis, heute meist rheuma-toide Arthritis genannt. Bei dieser Erkrankung führen schmerzhafte Gelenkschwellungen zur Zerstörung von Gelenkknorpel und -knochen. Spondylarthropathien, wie der sog. Morbus Bechterew, sind Entzündungen, welche bevor-zugt die Wirbelsäule, gelegentlich auch die Gelenke befallen können.

Eine Sonderstellung innerhalb der rheuma-tischen Krankheitsbilder nimmt die Gelenkent-zündung bei Gicht ein. Hier handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung, die – eine Aus-nahme in der Rheumatologie – durch geeig-nete Maßnahmen im Frühstadium heilbar ist.

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Rheuma ist nicht gleich Rheuma – und Diät nicht gleich Diät!

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lung, dass mit der Einhaltung bestimmter Essgewohnheiten eine Stärkung der Abwehr-kräfte und eine »Reinigung« von krankheitsver-ursachenden Umweltgiften verbunden sei. Nichteinhaltung der Ernährungsvorschriften sei dagegen Ur sache einer Vielzahl chroni-scher Erkrankungen.

Diese Auffassungen sind in der Regel nicht experimentell bewiesen. Auf der anderen Seite sprechen sowohl Tierexperimente als auch Untersuchungen an Patienten dafür, dass Nahrungsmittel den Verlauf einer rheu-matischen Erkrankung beeinflussen könnten. Vor allem Fettverbindungen können entzün-dungshemmende oder entzündungsfördernde Wirkungen entfalten – dies wird im Folgenden weiter ausgeführt. Es existieren somit auch wissenschaftlich überprüfbare Ansatzpunkte für eine Ernährungsbehandlung in der Rheu-matologie.

Diese wissenschaftlichen Fortschritte haben zur Gründung eines Arbeitskreises für Ernährungs-medizin in der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie geführt. http://dgrh.de/akernaehrungsmedizin.html

Da in späteren Jahrhunderten zwischen Gicht und anderen rheumatischen Erkrankungen nicht unterschieden wurde, standen Diät-vorschriften lange Zeit im Mittelpunkt der Behandlung rheumatischer Krankheiten. Die meisten rheumatischen Leiden sind chronisch, d. h. sie begleiten die Betroffenen ein Leben lang. Schon die Ärzte des alten Griechenlands wussten, dass die Gicht-Arthritis durch über-mäßigen Genuss von Fleisch und Alkohol aus-gelöst werden konnte (siehe Seite 12).

Diät heißt Lebensweise

Der griechische Begriff »Diät« bedeutet »Lebensweise« und schließt daher nicht, wie heute oft angenommen, lediglich Ernährungs-fragen ein. Auch die Art, wie wir uns be wegen, wie wir schlafen oder wie wir mit Genussmit-teln wie Nikotin und Alkohol umgehen, gehört in die Planung einer »Diät«.

Der Trend zu natürlichen Heilverfahren und der Wunsch vieler Patienten, einen eigenen Beitrag zur Eindämmung ihrer Krankheit zu leisten, hat in der Rheumatologie das Inter-esse an möglichen therapeutischen Wirkungen der Ernährungsweise geweckt. Dazu kommt, dass das zwanzigste Jahrhundert eine Reihe von Ernährungslehren hervorgebracht hat, die auf bestimmten, oft philosophisch geprägten Vorstellungen vom Charakter unserer Nahrung und der Art ihrer Zubereitung beruhen. Dazu gehören der Vegetarismus, die Makrobiotik, die Vollwert- und die Trennkost u. v. a. m. Ihre Verfechter vertreten häufig die Vorstel-

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Möglichkeiten und Grenzen der Diät

1.210

Um es gleich vorweg zu nehmen: Keine noch so durchdachte Ernährungsweise kann die medikamentöse oder chirurgische Behand-lung rheumatischer Erkrankungen ersetzen. Es ist grundsätzlich falsch, schul- und alternativ-medizinische Verfahren im Sinne eines »Ent-weder – Oder« gegeneinander auszu spielen.

Diätverfahren sind ein Element in der Rheu-ma therapie, und ihre Bedeutung sollte weder über- noch unterschätzt werden. Eine Um stellung der Ernährung kann bei entzünd-lich-rheumatischen Erkrankungen die Wir-kung von Medikamenten und Operationen prinzi piell unterstützen. Richtig angewendet, können das Lebensgefühl verbessert, Gelenk-schmerzen gelindert und der Verbrauch von Schmerz medikamenten reduziert werden.

Außerdem sind viele Ernährungsformen, die bei rheumatischen Erkrankungen empfohlen werden, auch für die Vermeidung anderer Gesundheitsgefahren wichtig. Dazu gehören vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen (siehe Kapitel 2.6). Manche der in diesem Heft vor-gestellten Ernährungsweisen sind der Küche des Mittelmeerraumes entlehnt. Wer die Vor-züge der italienischen oder griechischen Küche zu schätzen weiß, erkennt bald, dass man als Rheumatiker/Rheumatikerin auch Freude an gesunder Nahrung und ihren Zubereitungs-formen haben kann.

Einige Krankheitsbilder des rheumatischen Formenkreises sprechen besonders gut auf eine Diät an: Arthrosen der »Last tragenden« Gelenke, vor allem der Kniegelenke, wenn sie durch Übergewicht verursacht worden sind. Hier ist die Reduktionskost das wichtigste Element in der Behandlung: Jedes Kilogramm Gewichtsabnahme bringt Entlastung für Knor pel und Bänder. Auch die Gicht-Arthritis ist eindeutig durch Ernährung beeinflussbar. In den Hungerzeiten nach dem zweiten Welt-krieg war die Gicht nahezu verschwunden. Erst als sich die Versorgung mit Fleisch, Bier oder bestimmten Gemüsesorten verbesserte, wurde dieses Krankheitsbild wieder häufiger.

Nicht auf Basismedikamente verzichten

Auf der anderen Seite sind die Möglichkeiten, mit Ernährung eine entzündlich-rheumatische Erkrankung grundlegend zu beeinflussen oder gar zu verhindern, sehr begrenzt (siehe Kapitel 2.1). Es wurde auch bisher keine Diät beschrie-ben, die in der Lage gewesen wäre, die Ent-stehung von Schäden an Knorpel und Knochen zu verzögern, wie sie regelmäßig im Verlauf der rheumatoiden Arthritis oder anderer entzünd-licher Gelenkerkrankungen auftreten. Die starke Entzündungshemmung, wie sie mit den heuti-gen Basis-Medikamenten erreicht wird, kann durch keine Ernährungsweise ersetzt werden.

Zu guter Letzt darf nicht außer Acht gelassen werden, dass Essen und Trinken mehr sind als bloße Nahrungsaufnahme. Wir verbinden damit Genuss, Entspannung, Gespräche, Feiern, Lebensfreude. Wenn es eine Diät gäbe, die zwar positiv auf die Gelenkerkrankung wirkt, den Betroffenen aber einfach nicht schmeckt, würde sie von den meisten Patienten abge-lehnt werden. Der Verlust an Lebensqualität durch die Diät darf nicht stärker wiegen als die Einschränkung durch die Arthritis.

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Gicht-Arthritis – ein Sonderfall in der Rheumatologie

»Gicht« und »Rheuma« werden oft in einem Atemzug genannt, obwohl die Gicht im eigent-lichen Sinne keine rheumatische Erkrankung ist. Es handelt sich bei diesem Leiden um eine Stoffwechselerkrankung, bei der es zu einer erhöhten Konzentration von Harn säure im Blut kommt. Dieses Abfallprodukt des Zell-stoffwechsels kann von einigen Menschen nicht optimal über die Nieren ausgeschieden werden. Daher kommt es bei einem Über-angebot von Harnsäure zu Ab lagerungen dieser Substanz in kristalliner Form in Gelen-ken, Nieren, aber auch Weichteilen. Ansamm-lungen von Harnsäurekristallen in der Gelenk-flüssigkeit können zu Gichtanfällen führen. Der Betroffene erlebt dies als eine heftige Arthritis, die überaus schmerzhaft ist und bei chronischem Verlauf auch zu Gelenkschäden führen kann.

Für die Behandlung der Gicht stehen heut-zutage zwar wirksame Medikamente zur Ver-fügung – Betroffene können die Erkrankung aber häufig auch mit einer Umstellung ihrer Ernährung unter Kontrolle bringen. Dazu sollte der von Gicht betroffene Patient, jedoch auch der Patient mit erhöhten Harnsäure werten, der noch keine Gicht erkrankung aufweist, auf den Puringehalt der Nahrungs bestandteile achten. Purine sind die Ausgangssubstanzen für die Bildung von Harnsäure. Sie finden sich in einer Reihe von Fleisch produkten, aber auch in Hülsen früchten. Eine genauere Aufstellung purinarmer und purinreicher Lebensmittel ent-hält die Tabelle auf Seite 12.

Dabei gilt die Faustregel, dass Lebensmittel mit einem Puringehalt von mehr als 150 mg pro 100 g zu vermeiden, bzw. deutlich ein-geschränkt aufzunehmen sind. Liegt der Harnsäuregehalt zwischen 50 und 150 mg pro 100 g, sollte eine Aufnahme von einer Mahl-zeit pro Tag nicht überschritten werden.

Heilsame Diät

Eine sehr wichtige Maßnahme zur Vorbeugung von Gicht ist die Einhaltung eines normalen Körpergewichts. Bei Übergewichtigen kann die Abnahme von 5 bis 10 kg bereits zu einer Senkung des Harnsäurespiegels im Blut führen.Außerdem ist es wichtig, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, damit die Harnsäureausscheidung über den Urin begün-stigt wird. Diese Flüssigkeitszufuhr sollte mit kalorien freien Getränken erfolgen. Alkoholi-sche Ge tränke sind zu meiden, da sie die Harn-säureausscheidung über die Nieren behindern und zum Teil erhebliche Harnsäuremengen enthalten – dies gilt vor allem für Bier.

Unter Beachtung der oben genannten Empfehlungen ist die Gicht vermeidbar. Durch die Kombination von medikamentösen und diätetischen Maßnahmen sowie eine Beein-flussung des Lebenswandels gehört die Gicht in der Mehrzahl der Fälle zu den Erkrankun-gen, die heilbar sind, bzw. einen günstigen Verlauf nehmen können. Dies setzt jedoch die aktive und motivierte Mitarbeit des Patienten voraus.

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Mittlerer Purin- und Harnsäuregehalt einiger Lebensmittel

Lebensmittel Purine gebildete Harnsäure pro 100 g (in mg) pro 100 g (in mg)

Milch 0 0Joghurt 0 0Quark 0 0Eier 2 4,8Salatgurke 3 7,2Hartkäse 4 7,2Tomaten 4,2 10Paprikaschoten 4,2 10Kartoffeln 6,3 15Obst 4,2 – 12,6 10 – 30Eiernudeln (gekocht) 8,4 – 21 20 – 50Walnüsse 10,5 25Spargel 10,5 25Reis (gekocht) 10,5 – 14,7 25 – 35Weißbrot 16,8 40Blumenkohl 18,9 45Champignons 25,2 60Rosenkohl 25,2 60Mettwurst 26 62Erdnüsse 29,4 70Weizen 37,8 90

Bratwurst 40 96Apfelsaft 42 100Cola-Getränk 42 100Bier (alkoholfrei) 42 100Kabeljau 45 108Wurst 42 – 54,6 100 – 130Haferflocken 42 100Fischstäbchen 46,2 110Putenschnitzel 50,4 120Fleischbrühe 58,8 140

Erbsen 63,0 150Fisch (gegart) 63,0 150Fleisch (Schwein, Rind, Kalb – mager, frisch) 63,0 150Hähnchenbrustfilet (frisch) 75,6 180Linsen 84 200Schinken 85 204Schweineschnitzel 88 211,2Ölsardinen 200 480Sprotten 335 802

(Quelle: www.internisten-im-netz.de)

purinarmm

ittlerer Purin-Gehalt

purinreich

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Osteoporose – ein Kapitel für sich

Osteoporose bedeutet den allmählichen Verlust von Knochenmasse. Schleichender Knochen abbau führt zu einer Ausdünnung der Röhrenknochen und der Knochenbälk-chen. Die Folge sind Knochenbrüche nach kleinsten Unfällen oder Rückenschmerzen, die durch Einbrüche der Wirbelkörper entstehen. Bei Frauen nach den Wechseljahren ist dieser Abbauprozess besonders stark ausgeprägt.

Ernährungsfragen sind für den Stoffwechsel des Knochens enorm wichtig. Kalzium ist einer der entscheidenden Bausteine der Knochen-substanz. Unser Körper ist ungefähr bis zum 26. Lebensjahr in der Lage, Knochenmasse aufzubauen – danach verliert der Knochen allmählich wieder an Festigkeit. Eine kalzium-reiche Ernährung von Kindheit an schützt also im Alter vor Osteoporose.

Knochengewebe formt sich aber auch bei körperlicher Belastung, während Bewegungs-mangel zum Verlust von Knochenmasse führt. So entwickeln bettlägerige Patienten sehr rasch eine Osteoporose. Bei Raumfahrten führt der längere Aufenthalt in der Schwerelosigkeit ebenfalls zum rapiden Abbau von Knochen. Bewegung ist daher eine Voraussetzung für den Erhalt unserer Knochenfestigkeit.

Ein oft vernachlässigtes Element für die Knochenbildung ist das Sonnenlicht. Unter Einwirkung ultravioletter Strahlung wird das knochenstärkende Vitamin D in der Haut gebildet. Viele ältere Menschen kommen zu selten an die frische Luft – oft, weil sie Schmerzen beim Laufen haben, die durch die Osteoporose verursacht wurden. Bewegungs- und Lichtmangel setzen so einen Teufelskreis in Gang, der dem Knochen schadet.

Damit sind die Eckpfeiler einer knochen-stärkenden Lebensweise genannt: Aus-reichende Zufuhr von Kalzium und Vitamin D, sowie Bewegung an Luft und Sonne. Aber es gilt auch zu berücksichtigen, welche Faktoren am stärksten zum Knochenschwund bei tragen. Es gibt Ernährungs- und Lebensweisen, die unserem Knochengewebe schaden und denen auch sonst nicht der Ruf anhängt, der Gesund-heit förderlich zu sein.

Risiko Nikotin

Dazu gehört das Rauchen: Raucherinnen haben deutlich häufiger Osteoporose als Nicht-raucherinnen, auch wenn der Grund für diese Beobachtung noch nicht ermittelt werden konnte. Außerdem schaden stark phosphat- und oxalathaltige Lebensmittel den Knochen, weil sie Kalzium binden und so dem Körper entziehen. Größte Phosphatquelle in der Kind-heit sind Colagetränke, die obendrein Karies verursachen und durch ihren hohen Zucker-gehalt zur Überernährung beitragen. Weitere wichtige Phosphatquellen sind Fleisch- und

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Was tut den Gelenken gut? Wie kann man sie schützen?

Die Autoren

20 ct/Anruf aus dem deutschen Festnetz, ggf. abweichende Preise aus den Mobilfunknetzen.

Christa Dahm sorgte für die kulinarischen Highlights in dieser Broschüre und für das anschauliche Bildmaterial. Sie ist Oecotrophologin und arbeitete im Referat Öffentlich-keitsarbeit der Deutschen Rheuma-Liga Bundesverband.

Christel Kalesse ist Mitglied des Vorstands der Deutschen Rheuma-Liga Bundes verband e.V. und engagiert sich dabei insbesondere für die Öffentlichkeitsarbeit. Ihr fachlicher Rat und ihr Wissen um die Nöte der Betroffenen sind bei allen neuen Publikationen und Kampagnen gefragt.

Prof. Dr. med. habil. Gernot Keyßer, Hauptautor der Broschüre, ist Internist und Rheuma-to loge. Als Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II leitet er dort den Arbeits-bereich Rheumatologie. Zusätzlich ist er Sprecher des Rheumazentrums Halle/Saale (www.rheumazentrum-halle.de).

Christiane Reichelt, Diplom-Pädagogin, gibt als Expertin aus Betroffenheit Alltagstipps von Shoppen bis Kochen. Sie ist Redakteurin der »mobil«, Zeitschrift der Deutschen Rheuma-Liga.

D e r A l l t a g s c h m e r z t . I h r e S p e n d e h i l f t .

Konto-Nr. 5 999 111 BLZ 370 606 15Deutsche Apotheker- und Ärztebank

www.rheuma-liga.de Telefon 0228 – 7 66 06-0

Info-Hotline

01804 – 60 00 0020 ct. pro Anruf aus dem deutschen Festnetz, max. 42 ct. pro Anruf aus den Mobilfunknetzen.

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Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V.

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