Upload
others
View
4
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
DIPLOMARBEIT / DIPLOMA THESIS
Titel der Diplomarbeit / Title of the Diploma Thesis
„Charakterisierung der biologischen Aktivität eines neu synthetisierten Triazols (MGtr2.HCl)
an isolierten Organen von Cavia porcellus“
verfasst von / submitted by
Stefan Grote
angestrebter akademischer Grad / in partial fulfilment of the requirements for the degree of
Magister der Pharmazie (Mag. pharm.)
Wien, 2015 / Vienna, 2015
Studienkennzahl lt. Studienblatt / degree programme code as it appears on the student record sheet:
A 449
Studienrichtung lt. Studienblatt / degree programme as it appears on the student record sheet:
Diplomstudium Pharmazie
Betreut von / Supervisor: Ao. Univ.-Prof. Dr. Christian Studenik
Inhaltsverzeichnis 1. Zielsetzung 1
2. Einleitung 2
2.1 Neurotrope Spasmolytika 2
2.1.1 Parasympatholytika 2
2.1.1.1 Belladonna - Alkaloide 3
2.1.1.2 Quaternisierte Atropinderivate 3
2.1.1.3 Tertiäre Parasympatholytika 3
2.1.2 Sympathomimetika 3
2.2 Muskulotrope Spasmolytika 4
2.2.1 Schlafmohn - Alkaloide und Derivate 4
2.2.2 Muskulotrope Spasmolytika als Antihypertensiva 4
2.2.2.1 Arterielle Dilatatoren 4
2.2.2.1 Arterielle und venöse Dilatatoren 5
2.2.2 Andere Muskulotrope Spasmolytika 6
2.3 Neurotrop-muskulotrope Spasmolytika 7
2.4 Weitere Spasmolytika 7
2.4.1 Synthetische Prokinetika 7
2.4.2 Natürliche Prokinetika 7
3. Material und Methodik 9
3.1 Testsubstanz 9
3.2 Nährlösung 10
3.3 Lösungsmittel 12
3.4 Versuchstiere 13
3.5 Herstellung der Versuchspräparate 14
3.5.1 Herz 15
3.5.1.1 Atrium cordis dextrum 15
3.5.1.2 Arteria pulmonalis 18
3.5.1.3 Musculus papillaris 18
3.5.2 Aorta descendens 19
3.5.3 Ileum terminale 21
3.6 Versuchskonfiguration und Apparaturanordnung 22
3.6.1 Messprinzip 22
3.6.2 Apparatur I 23
3.6.3 Apparatur II 25
3.6.4 Herstellung der Versuchslösungen 27
3.7 Versuchsabfolge 29
3.7.1 Versuchsabfolge Musculus papillaris 30
3.7.2 Versuchsabfolge Atrium cordis dextrum 32
3.7.3 Versuchsabfolge Aorta descendens 33
3.7.4 Versuchsabfolge Arteria pulmonalis 34
3.7.5 Versuchsabfolge Ileum terminale 34
3.7.6 Versuchsabfolge Ileum terminale MGtr2-Wirkmechanismus 35
3.8 Datenauswertung 36
3.8.1 Datenauswertung Musculus papillaris 36
3.8.2 Datenauswertung Atrium cordis dextrum 37
3.8.3 Datenauswertung der glattmuskulären Präparate 38
3.9 Statistik 39
4. Ergebnisse 40
4.1 Versuchsergebnisse an glattmuskulären Präparaten 40
4.1.1 Wirkung von MGtr2 auf die Aorta descendens 40
4.1.2 Wirkung von MGtr2 auf die Arteria pulmonalis 44
4.1.3 Wirkung von MGtr2 auf das Ileum terminale 47
4.2 Wirkung von MGtr2 auf den Musculus papillaris 50
4.3 Wirkung von MGtr2 auf das Atrium cordis dextrum 53
4.4 Ermittlung des Wirkmechanismus von MGtr2 am Ileum terminale 56
4.4.1 Beeinflussung der MGtr2-Wirkung durch 30 µmol/l Nitro-L-Arginin 56
4.4.1 Beeinflussung der MGtr2-Wirkung durch 100 µmol/l Nitro-L-Arginin 60
5. Diskussion 63
5.1 Wirkung auf die glattmuskulären Organe 63
5.1.1 Wirkung auf die Aorta descendens 64
5.1.2 Wirkung auf die Arteria pulmonalis 64
5.1.3 Wirkung auf das Ileum terminale 64
5.1.4 Wirkung auf das Ileum terminale nach Zugabe des eNOS-Inhibitors NO-L-Arg 65
5.2 Wirkung auf die quergestreifte Herzmuskulatur 65
5.2.1 Wirkung auf den Musculus papillaris 66
5.2.2 Wirkung auf das Atrium cordis dextrum 66
5.3 Konklusion 66
6. Zusammenfassung 67
7. Literaturverzeichnis 68
8. Danksagung 70
9. Curriculum vitae 71
1
1. Zielsetzung
Viele Schwefelwasserstoff-freisetzende Verbindungen üben vasodilatierende Effekte an der
glatten Muskulatur aus, haben jedoch meist auch einen Einfluss auf die quergestreifte
Herzmuskulatur. Im Rahmen dieser Diplomarbeit sollten die Wirksamkeit sowie
unerwünschte Nebenwirkungen eines potentiell spasmolytisch wirkenden Triazols analysiert
werden, mit dem Bestreben eine gewebsselektive Wirkung nachweisen zu können. Die zu
prüfende Substanz MGtr2 des Departments für Pharmazeutische Chemie wurde hierzu an
isolierten und präparierten Organen des Meerschweinchens getestet. Glattmuskuläre Präparate
der Aorta descendens, Arteria pulmonalis und des Ileum terminale dienten der
Veranschaulichung vasodilatierender und spasmolytischer Wirkungen, das Atrium cordis
dextrum und der Musculus papillaris der Betrachtung unerwünschter chronotroper bzw.
inotroper Effekte.
Anhand der Kontraktionskraftregistrierung konnten Konzentrations-Wirkungskurven erstellt
werden, die durch Bestimmung der EC50 eine Beurteilung der Wirksamkeit ermöglichten.
An den Präparaten, die eine besondere Affinität gegenüber MGtr2 aufwiesen, wurde mittels
eines Enzyminhibitors und Blockade der endothelialen Stickstoffmonoxid-Synthase der
eventuell zugrundeliegende Wirkmechanismus studiert.
2
2. Einleitung
Spasmolytika, auch als Antispasmodika bezeichnet, sind Pharmaka, die den Tonus der glatten
Muskulatur verringern. Als Spasmus wird die unwillkürliche Kontraktion der glatten oder
quergestreiften Muskulatur definiert. Antispasmodika wirken an der Muskulatur der Gefäße,
der Bronchien und des Gastrointestinaltraktes (u.a.). Je nach Wirkmechanismus werden
Spasmolytika in neurotrope, muskulotrope und neurotrop-muskulotrope Spasmolytika
unterteilt (Ammon 2014).
Die Wirkung kann durch Rezeptorblockade (z.B. Parasympatholytika), Rezeptoraktivierung
(z.B. Betasympathomimetika) oder über andere Mechanismen (myotrope Agentien) erfolgen
(Pschyrembel 2013).
2.1 Neurotrope Spasmolytika
Neurotrope Spasmolytika wirken sowohl als Inhibitoren des Parasympathikus als auch durch
Rezeptoraktivierung des Sympathikus.
Hauptindikationen der neurotropen Spasmolytika sind Spasmen das Gastrointestinal-Traktes,
der Harn- und Gallenwege sowie der weiblichen Geschlechtsorgane. Außerdem werden sie
bei bradykarden Herzrhythmusstörungen, Parkinson, in der Ophthalmologie und als wichtige
Bronchodilatatoren verwendet (Mutschler 2008).
2.1.1 Parasympatholytika
Der Neurotransmitter Acetylcholin ist der wichtigste neuronale Überträger des
Parasympathikus und wirkt über nicotinerge (n-Typ) als auch über muskarinerge (m-Typ)
Rezeptoren. Während n-Typ Rezeptoren vor allem an den Ganglien und Endplatten
vorkommen, ist der Muscarin-Rezeptor an den glatten Muskeln, dem Herz und den Drüsen
lokalisiert. Acetylcholin wird in den cholinergen Neuronen durch die Cholinacetyltransferase
aus Cholin und Acetyl-Coenzym A synthetisiert (Lüllmann 2010).
Neurotrope Spasmolytika wirken als kompetitive Antagonisten des Acetylcholins an den
m-Cholinozeptoren (Oberdisse 2002).
Sie stehen den peripheren Muskelrelaxantien gegenüber, welche Nikotinrezeptoren der
Skelettmuskulatur und der vegetativen Ganglien blockieren (Estler 2007).
Die Blockade der muskarinergen Rezeptoren verhindert die Wirkung des Acetylcholins, was
zur Erschlaffung der glatten Muskulatur führt (Mutschler 2008).
3
2.1.1.1 Belladonna - Alkaloide
Die ersten Verbindungen, die als Parasympatholytika registriert wurden, sind die Belladonna-
Alkaloide Atropin und Scopolamin (Estler 2007).
Atropin kommt in der Natur in vielen Solanaceenarten, wie Tollkirsche und Stechapfel vor.
Der Troparsäureester wird als Mydriatikum, Spasmolytikum des Magen- und Darmtraktes
und der ableitenden Harnwege, in der Narkosevorbereitung zur Verminderung der
Speichelsekretion sowie bei Bradykardien angewendet (Oberdisse 2002).
Während Atropin und Scopolamin peripher ähnliche Effekte ausüben, wirkt Scopolamin
zentral dämpfend (Estler 2007).
Die therapeutische Verwendung des Scopolamins liegt im Bereich der Ophthalmologie
und der Antiemetika, die als transdermale therapeutische Systeme (s. Scopoderm) bei
Reisekrankheiten angewendet werden (Mutschler 2008).
2.1.1.2 Quaternisierte Atropinderivate
Die quartären Parasympatholytika besitzen einen ionisierten Stickstoff, weshalb ihre
Wasserlöslichkeit gesteigert ist. Ipratropium und Tiotropium stellen propylierte bzw.
methylierte Atropinderivate dar, die als Spasmolytika zur Behandlung der COPD eingesetzt
werden und der Behandlung bradykarder Herzrhythmusstörungen dienen (Lüllmann 2010).
Das butylierte Scopolaminderivat Buscopan wird bei Magen-Darm-Koliken angewendet
(Mutschler 2008).
2.1.1.3 Tertiäre Parasympatholytika
Während Tropicamid als Mydriatikum in der ophthalmologischen Diagnostik genutzt wird
kommt Pirenzepin als Ulkustherapeutikum zum Einsatz (Mutschler 2008).
Die neuartigen Arzneistoffe Fesoteradin, Solifenacin und Darifenacin wirken über
M3-Rezeptoren und werden zur Behandlung der Blasenentleerungsstörung Dranginkontinenz
angewendet (Lüllmann 2010).
2.1.2 Sympathomimetika
Des Weiteren können neurotrope Spasmolytika die Aktivierung des Sympathikus bewirken.
Als Sympathomimetika ahmen sie die Wirkung der Neurotransmitter Adrenalin und
Noradrenalin nach, Catecholamine die in adrenergen Neuronen aus Tyrosin synthetisiert
werden, und agieren durch selektive Erregung der ß1- und ß2-Rezeptoren (Oberdisse 2002).
4
Selektive ß2-Rezeptor Agonisten werden zur Behandlung des Asthma bronchiale eingesetzt.
Durch Rezeptoragonismus kommt es zu einer G-Protein gekoppelten Proteinkinase-A
Aktivierung. Fenoterol, Salbutamol und Terbutalin werden sowohl inhalativ als auch oral
angewendet und wirken 3-6 Stunden. Die Wirkstoffe Salmeterol (inhalativ) und ehemals
Clenbuterol (oral) besitzen eine verlängerte Wirkung und wirken 12-24 Stunden (Mutschler
2008).
2.2 Muskulotrope Spasmolytika
Muskulotrope Spasmolytika wirken unabhängig der vegetativen Innervation direkt an der
glatten Muskulatur und führen zu deren Relaxierung (Oberdisse 2002).
Die Wirkmechanismen sind dabei nicht gänzlich aufgeklärt (Estler 2007).
2.2.1 Papaver - Alkaloide und Derivate
Prototyp ist das heute auf Grund der fehlenden Selektivität obsolete Papaverin, das bis zu
1 % im Rohopium des Schlafmohns (Papaver somniferum) enthalten ist. Die Wirkung von
Papaverin schließt die Erschlaffung der glatten Muskulatur sämtlicher Bereiche des Körpers
ein (Mutschler 2008).
Der Wirkmechanismus beruht auf der Hemmung von Phosphodiesterasen und der Erhöhung
von intrazellulärem cAMP und cGMP. Papaverin wurde zur Relaxierung des Gastrointestinal-
und Urogenitaltraktes sowie der Bronchien verwendet. Zu den Nebenwirkungen zählten
Hypotonus und Arrhythmien (Oberdisse 2002).
Der gegenwärtig neue Wirkstoff Tiropamid wirkt durch den gleichen molekularen
Mechanismus und unterscheidet sich lediglich durch sein Nebenwirkungsprofil, das zusätzlich
zum Blutdruckabfall zentralnervöse Beeinträchtigungen wie Schläfrigkeit umfasst (Oberdisse
2002).
Hymecromon ist ebenfalls ein Papaverin-ähnliches Agens und wird als krampflösender
Arzneistoff in der Therapie von Beschwerden des Oberbauches verwendet (Mutschler 2008).
2.2.2 Muskulotrope Spasmolytika als Antihypertensiva
2.2.2.1 Arterielle Dilatatoren
Calciumkanalblocker wirken durch Blockade der langsamen, spannungsgesteuerten L-Typ
Ca2+-Kanäle und erzeugen durch Erweiterung der Ateriolen und Arterien negativ ino-,
chrono- und dromotrope Effekte. Auf die venösen Gefäße haben sie keinen Einfluss. Die
5
1,4-Dihydropyridine wie z.B. Amlodipin werden zur Behandlung von Agina pectoris und
Hypertonie eingesetzt, die Phenylalkylamine wie z.B. Verapamil und Gallopamil darüber
hinaus für die Therapie von Arrhytmien und KHK verwendet (Mutschler 2008).
Kaliumkanalöffner, zu denen die Wirkstoffe Minoxidil, Diazoxid (obsolet) und Nicorandil
gehören, bewirken die Öffnung von ATP kontrollierten K+-Kanälen, besonders des inward
rectifier Kir6.2. Die anschließende Hyperpolarisation führt zur verminderten
Reizempfindlichkeit glattmuskulärer Zellen, außer an jenen der Kapazitätsgefäße. Minoxidil
findet vor allem bei therapieresistenten Hypertonikern, Nicorandil bei vasospastischer Angina
Verwendung. Zur Hypertoniebehandlung wird ebenfalls Dihydralazin genutzt, dessen
Wirkmechanismus nicht genau bekannt ist. Für die Monotherapie jedoch ist Dihydralazin
ungeeignet, daher wird es nur in Kombinationen mit anderen Antihypertensiva genutzt (Estler
2007).
2.2.2.1 Arterielle und venöse Dilatatoren
Na-Nitroprussid wirkt durch Aktivierung der Guanylatzyklase und nachfolgend über cGMP-
Anstieg NO-Konzentrations steigernd, es wird zur Behandlung von Bluthochdruckkrisen in
Notfallsituationen verwendet. Allerdings wirkt es auf venöse und arterielle Gefäße
gleichermaßen dilatierend. Bosentan, ein Agonist der Endothelin Rezeptoren ETA und ETB
wird als Orphan-Drug bei der Behandlung pulmonaler Hypertonien angewendet (Estler 2007).
Eine Sonderstellung nehmen die Nitrite und Nitrate ein, zu denen Glyceroltrinitrat und ISMN
gehören. Sie erweitern, durch Bildung und Freisetzung von NO, vor allem Venen und größere
Arterien, nicht aber die Arteriolen (Estler 2007).
NO ist einer der bedeutendsten physiologischen Vasodilatatoren (Lüllmann 2010).
Die zuvor unbekannte Substanz wurde von Furchgott Anfang der 80er Jahre als
„endothelium-derived-relaxing factor“ (EDRF) bezeichnet. Grund der Bezeichnung war der
Befund Furchgotts, dass viele Vasodilatatoren bei Entfernung des Gefäßendothels ihre
Wirkung verloren und daher nicht direkt auf die glatten Muskelzellen wirken konnten
(Aktories 2009).
Später zeigte sich, dass die Wirkung der bereits bekannten Nitrovasodilatatoren auf der
Aktivierung der löslichen Guanylylcyclase in den glatten Muskelzellen und der
anschließenden Bildung von cGMP basierte. Die Guanylylcyclaseaktivierung wiederum
wurde durch die NO-Bildung und Freisetzung bewirkt. NO fungierte durch Diffusion in die
glatten Muskelzellen als Wirkungsvermittler (Aktories 2009).
6
Auch im Körper wird NO synthetisiert und stellt damit den kleinsten bekannten
Neurotransmitter dar (Aktories 2009).
Die Synthese erfolgt durch Spaltung der Aminosäure Arginin mittels NO-Synthasen (NOS).
Dabei entsteht neben NO auch Citrullin. Je nach anatomischer Lage der Synthase werden die
Formen endotheliale- (eNOS), neuronale- (nNOS) und induzierbare NO-Synthase (iNOS)
unterschieden (Lüllmann 2010).
Die eNOS ist durch die NO-Synthese in den Endothelien maßgeblich an der Regulierung des
Gefäßtonus beteiligt, in dem es diesen verringert. Des weiteren vermindert das Enzym die
Thrombocytenaggregation und das Wachstum glatter Muskelzellen, weshalb es auch als
Gefäßprotektivum bezeichnet wird (Aktories 2009).
Peripher vermittelt eNOS über NO im Gastrum die postprandiale Magenerweiterung.
Außerdem wird durch Beteiligung von NO die relaxierende Phase der Darmperistaltik und die
Erweiterung der männlichen Schwellkörper kontrolliert (Aktories 2009).
Auch in den Bronchien spielt NO eine wichtige relaxierende Rolle (Lüllmann 2010).
Im ZNS ist neben der nNOS ebenfalls das Enzym eNOS vertreten, das durch NO-Produktion
modulierend wirkt (Lüllmann 2010).
Die induzierbare Synthase (iNOS) ist in Entzündungszellen lokalisiert und wirkt durch NO-
Bildung cytotoxisch auf Krankheitserreger (Lüllmann 2010).
2.2.2 Andere muskulotrope Spasmolytika
Weitere muskulotrope Spasmolytika sind Theophyllin und die Vasodilatatoren. Das
Methylxanthinderivat Theophyllin hat neben der Lungen-, Nieren- und Koronargefäß-
dilatierenden Wirkung auch einen gefäßverengenden Effekt auf die intracranialen Arteriolen.
Hauptanwendung findet es in der Behandlung von Kopfschmerzen und als
Bronchospasmolytikum (Estler 2007).
Zu den Vasodilatatoren gehören das Prostaglandin Iloprost, das vor allem bei schweren
Durchblutungsstörungen intravenös appliziert wird sowie der Ca2+-Kanalblocker Cinnarizin
und Cyclandelat, die bei Durchblutungsstörungen zentraler und peripherer Art eingesetzt
werden können. Die Anwendung der zuletzt genannten Wirkstoffe ist therapeutisch fraglich
(Estler 2007).
7
2.3 Neurotrop-muskulotrope Spasmolytika
Die Spasmolytika dieser Wirkgruppe besitzen neben der muskulotropen auch eine
anticholinerge Wirkung (Oberdisse 2002).
Zu ihnen gehören die Wirkstoffe Mebeverin, Drofenin und Denaverin sowie Oxybutynin.
Mebeverin, ein Reserpinabkömmling und Denaverin werden zur Spasmusokkupierung an
Kolon bzw. Gastrointestinaltrakt und ableitenden Harnwegen eingesetzt (Rang 2007,
Mutschler 2008).
Oxybutynin wird darüber hinaus bei häufigem und nächtlichem Harndrang verwendet
(Oberdisse 2002).
Für die Behandlung des Colon irritabile werden die parasympatholytisch und glattmuskulär-
relaxierend wirkenden Arzneistoffe Propanthelin und Dicycloverin verwendet (Rang 2007).
2.4 Weitere Spasmolytika
Anders als die bereits besprochenen Spasmolytika wirken die synthetischen und natürlichen
Magen- und Darmmotilitäts beeinflussenden Arzneimittel weder über die para- und
sympathische Nerveninnervierung, noch über direkten Angriff an der glatten Muskulatur.
2.4.1 Synthetische Prokinetika
Die Wirkstoffe Metoclopramid (MCP) und Domperidon fördern die gastrale und duodenale
Motilität und kommen bei gastrointestinalen Komplikationen und
Magenentleerungsstörungen sowie zur Resorptions-fördernden Maßnahme vor der
Anwendung von Migräne-Therapeutika zum Einsatz (Mutschler 2008).
MCP wirkt durch Antagonismus an D2-Rezeptoren, weshalb es auch antiemetogen agiert und
innerviert 5HT3-Rezeptoren. Durch die ausgeprägte Bluthirnschranken Permeabilität zählten
extrapyramidale Nebenwirkungen zu den häufigsten Komplikationen. Daher ruht derzeit die
Zulassung (Mutschler 2008).
Domperidon löst weniger zentralnervöse Nebenwirkungen aus, auf Grund der verminderten
Bluthirnschrankengängigkeit (Mutschler 2008).
2.4.2 Natürliche Prokinetika
Zur Behandlung leichter gastrointestinaler Spasmen, Flatulenzen und Dyspepsien werden vor
allem Kümmelfrüchte (Carvi fr.) und das daraus gewonnene ätherische Öl, welches als
Hauptbestandteil Carvon enthält, verwendet (Hänsel 2010).
8
Als Carminativa finden ebenfalls Fenchelfrüchte (Foeniculi amari fr.) und Anisfrüchte (Anisi
fr.) Verwendung. Sie wirken spasmolytisch sowie abführend und können dadurch
schmerzhafte Verkrampfungen vermindern (Teuscher 2012).
Außerdem werden als Spasmolytika Kamillenblüten (Matricariae fl.), Pfefferminzblätter
(Menthae pip. fol.), Kardamomenfrüchte (Cardamomi fr.), Melissenblätter (Melissae fol.) und
Wacholderbeeren (Iuniperi pseudo-fr.) angewendet, die meist als Infusa zubereitet
eingenommen werden (Hänsel 2010).
9
3. Material und Methodik
3.1 Testsubstanz
MGtr2, die im Rahmen der Versuche zu prüfende Substanz ist ein Triazol-Derivat.
Bereitgestellt wurde das Derivat vom Department für Pharmazeutische Chemie der Fakultät
für Lebenswissenschaften.
Abbildung 1: Strukturformel MGtr2
Nomenklatur: 3-Phenyl-5-(3-propoxyphenyl)-4H-1,2,4-triazol Hydrochlorid
Molekulargewicht: 315.80 g/mol
Eigenschaften: Kristallines, geruch- und farbloses Pulver
Löslichkeit:
Geringe Löslichkeit in Wasser, Wasseralkoholgemischen und konzentriertem Ethanol.
Mäßige Löslichkeit in Elektrolytlösungen.
Ausgeprägte Löslichkeit in organischen Lösungsmitteln (s. 3.3)
10
3.2 Nährlösung
Um sowohl die Lebensfähigkeit der isolierten Organe zu garantieren, als auch den Versuch
unter möglichst physiologischen Bedingungen zu ermöglichen war vor Testbeginn eine
frische Tyrode-Elektrolytlösung (nach Maurice Vejux Tyrode) zu bereiten. Dabei handelt es
sich um eine nach Vorschrift von Reiter (Reiter 1967) hergestellte Krebs-Henseleit-Lösung.
Diese ergänzt die Ringerlösung, welche NaCl, K+- und Ca2+-Ionen enthält, um die
Bestandteile Glucose, MgCl2 und PO43-, wodurch neben Osmolarität und Euhydrie auch eine
Nährstoffversorgung der Gewebe erzielt wird. Der pH-Wert der Nährlösung wurde durch die
Begasung mit dem Gasgemisch Oxymix (95 % O2 + 5 % CO2) (Magnus 1904) während der
Herstellung, als auch im weiteren Verlauf der Versuchsdurchführung im euhydrischen
Bereich von pH 7,2 - 7,4 gehalten (s. 3.6). Dadurch konnte ein für das Gewebe reizfreies
Arbeiten gestattet und ein körperähnlicher Gasgehalt des Blutes simuliert werden.
Für den täglichen Versuch wurden jeweils 2 l Lösung hergestellt (s. Tabelle 2). Dabei wurde
für die Herstellung der Nährlösung frisch destilliertes Wasser sowie eigens bereitete
Stammlösungen verwendet (s. Tabelle 1). Über Büretten wurden aus diesen nacheinander
aliquote Volumina entnommen und in einem 2 l Messkolben aufgenommen. Anschließend
wurde die erforderliche Menge α-D-Glucose-Monohydrat auf einer Oberschalenwaage
eingewogen, hinzugegeben und der Kolben mit destilliertem Wasser bis zu einem Füllstand
von ca. 1,5 l aufgefüllt. Nach 20 minütiger Begasung mit Oxymix, um den pH-Wert von
7,2 – 7,4 und den erforderlichen Gasgehalt der Lösung einzustellen, konnte eine ca. 6 °C kalte
CaCl2-Lösung tropfenweise mit einer Pasteurpipette beigemischt werden. Die langsame
Zugabe des CaCl2 sowie der genaue pH-Wert waren dabei von Bedeutung, um die Entstehung
von schwerlöslichen Calciumsalzen zu vermeiden, die eine zu geringe Calciumkonzentration
der Gesamtlösung und damit eine Unterversorung der Gewebe bedeutet hätten. Die Folge
wäre eine deutliche Abnahme der Lebensdauer der Muskelpräparate gewesen. Nach Affüllen
des Messkolbens mit destilliertem Wasser bis zum Eichstrich wurde die Lösung durch Hin-
und Herschwenken homogenisiert.
Die Tyrodelösung wurde im Folgenden neben der Präparation der Organe und der
Organaufbewahrung, auch für die Reinigung und Befüllung der Organbäder und die
Herstellung der Kaliumchloridlösungen zur Muskelkontraktion verwendet
(s. 3.6). Während der Präparation und Versuchsdurchführung wurde die Tyrodelösung unter
Luftausschluss bei Raumtemperatur gelagert und hieraus für die jeweiligen Anwendungen
Einzelvolumina entnommen.
11
Tabelle 1: Zusammensetzung der Tyrodelösung
Substanz Molare Masse
(g/mol)
Stocklösung Stocklösung/
Tyrode (ml/l)
Konzentration
(mmol/l)
NaCl 58,44 100,25 g/5 l 33,60 115,01
KCl 74,55 50,33 g/5 l 35,00 4,73
NaHCO3 84,01 125,00 g/5 l 83,70 24,91
MgSO4 120,37 147,02 g/5 l 1,18 0,29
KH2PO4 136,09 62,00 g/250 ml 1,18 2,15
CaCl2 110,98 34,00 g/250 ml 3,2 3,92
Glucose 180,16 Reinsubstanz 1,98 10,99
Tabelle 2: Einzelvolumina der 2 l Tyrodelösung
Substanz Volumen,
Menge
NaCl 67,20 ml
KCl 70,00 ml
NaHCO3 167,40 ml
MgSO4 2,36 ml
KH2PO4 2,36 ml
CaCl2 6,40 ml
Glucose 3,96 g
12
3.3 Lösungsmittel
Für die vollständige Lösung der Substanz MGtr2 war, auf Grund der geringen Wasser- und
Alkohollöslichkeit, die Verwendung des Lösungsmittels Dimethylsulfoxid (DMSO) nötig.
Hierbei war die restlose Solventation der Testsubstanz erforderlich, um die Wirkung an den
Organpräparaten repräsentativ veranschaulichen zu können. Nur der gelöste Anteil der
Substanz kann durch die Zellmembranen der Organpräparate permeieren und einen
intrazellulären Effekt hervorrufen.
DMSO ist eine farb- und geruchlose Flüssigkeit, die über eine ausgeprägte Hygroskopizität
verfügt und zu den organischen Lösungsmitteln zählt. Neben den lösungsvermittelnden
Eigenschaften besitzt DMSO auch eine Wirkung auf zelluläre Strukturen, die besonders im
dermatologischen Bereich genutzt wird. Durch die starke Lipophilität und die damit
verbundene, ausgeprägte Fähigkeit obere Hautschichten zu penetrieren, wird
Dimethylsulfoxid verwendet, um Schmerzzustände im Zusammenhang mit Blutergüssen zu
vermindern und gleichzeitig einen abschwellenden Effekt zu bewirken. Außerdem wird
DMSO in der Dermatologie als Transportvermittler für Arzneistoffe genutzt. Auf das
Gefäßsystem und die glatten Muskelzellen des Gastrointestinaltraktes konnten
Kontraktionsstärke und –frequenz beeinflussende Effekte beobachtet werden. In hohen
Konzentrationen hingegen geht von dem Sulfoxid (s. Abbildung 2) eine zytotoxische
Wirkung aus (Sexton 1979, Sperling 1979).
Diese Eigenwirkungen mussten während der Versuche berücksichtigt werden, um die isolierte
Wirkung des Triazolderivates betrachten zu können. Hierzu wurde ein Korrekturfaktor, der in
vorangegangenen Versuchsreihen eruiert wurde, verwendet mit dem die gewonnenen
Ergebnisse zu multiplizieren waren.
Abbildung 2: Strukturformel von Dimethylsulfoxid
13
3.4 Versuchstiere
Für die Durchführung der Versuche wurde das gemeine Hausmeerschweinchen Cavia
porcellus verwendet (Simpson 1945, Wagner 1976).
Meerschweinchen werden seit mehreren Jahrhunderten in Tierversuchen eingesetzt. Erste
Erwähnung finden sie bei Lavoisier 1780 (Lane-Petter 1963, Wagner 1976).
In vivo Versuche zur Untersuchung der Darmmotilität wurden bereits 1904 durch Magnus
und 1933 durch Straub und Viaud beschrieben (Vogel 2002), die Wirkung unterschiedlicher
Spasmolytika auf glattmuskuläre Präparate von Ratten durch Maggi und Meli ausführlich
dokumentiert (Maggi 1982).
Die Testung des Triazolderivates erfolgte am Stamm TRIK. Der TRIK-Stamm, der einer
Grazer Aufzucht entstammte, ist für die Arbeit im Labor optimiert und stellt somit keine
Wildform dar. Im Department für Pharmakologie der Universität Wien lebten die Tiere
artgerecht in Rudeln zusammen (Wagner 1976). Täglich wurde ein Tier ausgewählt, wobei
darauf geachtet wurde keine trächtigen Tiere zu verwenden. Ausgewählt wurden männliche
und weibliche Tiere, im Alter von wenigen Wochen und einem durchschnittlichen Gewicht
von 300 - 500 g (Magnus 1904). Jedes Tier war zuvor in keinerlei andere Testversuche
eingebunden. Für die Organentnahme wurde das Tier per Genickbruch getötet, um eine
schnelle und wenig qualvolle Methode zu erlauben, bei der Tier und Organe möglichst
geringen Belastungen ausgesetzt waren. Mit der Verwendung von CO2 oder der inhalativen
Anästhetika sowie dem Einschläfern mittels Pentobarbital stehen weitere schonende
Methoden der Tötung zur Verfügung (Vogel 2002). Besonders das Herz stellt bei Stress des
Tieres und der darauf folgenden Freisetzung von Catecholaminen ein anfälliges Organ dar,
dessen Nutzung nach zu starker Beanspruchung nur noch eingeschränkt möglich ist. Nach
zügiger Eröffnung der Bauchdecke und des Thorax durch Verwendung einer Episiotomie-
Schere wurde zunächst das schlagende Herz entnommen und rasch in Tyrodelösung
überführt, um dessen Aktivität bestmöglich erhalten zu können. Es folgten die Entnahme des
terminalen Ileums, dessen proximales Ende zwecks besserer Orientierung mit einem
Bindfaden abgebunden wurde und die Isolierung der Aorta thoracica/abdominalis entlang der
Columna vertebralis durch anfänglich erfolgenden Radialschnitt und anschließende laterale
Schnitte entlang des umgebenden Bindegewebes, die ebenfalls einzeln in mit Tyrodelösung
befüllten Bechergläsern aufgenommen und zur Erhaltung der Organfunktion mit dem
Gasgemisch Oxymix begast wurden.
14
3.5 Herstellung der Versuchspräparate
Für die Untersuchung der Testsubstanz an den isolierten Organen waren diese zunächst in
geeignete Präparate zu überführen. Darauf konnten die Organe in die Prüfapparaturen
eingesetzt und untersucht werden. Hierzu wurden zuvor gereinigte Präparierschalen aus Glas
verwendet, auf deren Boden eine dünne ringförmige Scheibe aus Kork als Unterlage für die
Organe installiert wurde. Vor der Befüllung der Präparierschalen mit frischer Tyrodelösung
war außerdem ein schmaler Gummischlauch, der sich dem Innenradius der Präparierschale
anpasste, in die Schale einzubringen, um den Auftrieb der darunterliegenden Korkscheibe
durch die Tyrodelösung zu vermeiden. Ferner wurde durch den Gummischlauch auch ein
Abtreiben des Organs unter die Korkscheibe verhindert. Die einzelnen Organe konnten
anschließend den begasten Bechergläsern entnommen werden und wurden während der
Präparation durch Präpariernadeln auf der Korkscheibe fixiert. Hierbei musste darauf geachtet
werden die Verweildauer der Organe außerhalb der begasten Tyrodelösung möglichst gering
zu halten und während der Präparation rasch zu arbeiten, da während der Präparateherstellung
keine Oxymixbegasung möglich war. Dadurch konnte eine unnötige Belastung der Organe
vermieden und eine einwandfreie Funktion der Präparate während der Versuchsdurchführung
sicher gestellt werden.
Die Herstellung der Präparate erfolgte unter Vergrößerung durch eine Stereolupe, die
außerdem über eine geeignete Lichtquelle verfügte. Dabei kamen neben der Präparierschale
und der Stereolupe Scheren für die Freilegung des Präparates aus größeren Gewebeverbänden
zum Einsatz sowie Federscheren um kleinere Geberückstande am Präparat entfernen zu
können (Magnus 1904). Kleinste Gewebereste wurden über Pinzetten abgetragen. Die
Reinigung der Präparate wurde mittels Pasteurpipetten durchgeführt (Magnus 1904). Die
fertiggestellten Präparate wurden anschließend in durch Oxymix begaste und Tyrodelösung
enthaltende Bechergläser eingebracht und erst unmittelbar vor der Einführung in die
Testapparatur aus der Nährlösung entnommen.
15
Abbildung 3: Arbeitsplatz
1 Stereolupe, 2 Lichtquelle, 3 Präparierschale, 4 Korkring, 5 Gummischlauch,
6 Präparierbesteck
3.5.1 Herz
Das Herz stellte während der Versuchsdurchführungen die Bezugsquelle für die Präparate der
Papillarmuskeln (M. papillaris), des linken Vorhofes (Atrium cordis dextrum) und der
Pulmonalarterie (Arteria pulmonalis) dar. Bei der Gewinnung der kardialen Substrukturen
war darauf zu achten, diese den übrigen Präparationen voran zu stellen und durch zügiges
Arbeiten optimale Herzaktivität zu bewahren. Da bei der Organentnahme zunächst Teile des
herzumgebenden Bindegewebes, insbesondere das aus Adipozyten bestehende Fettgewebe
und Reste von Lungengewebe am Organ verblieben, mussten diese vor der eigentlichen
Öffnung des Organs entfernt werden. Das Herz, das anschließend in die Präparierschale mit
Tyrodelösung eingebracht wurde, konte durch mehrmaliges Wechseln der umgebenden
Tyrodelösung vom Blut befreit werden und schlug während der Präparation und den
folgenden Tests stetig weiter. Um die Organeröffnung zu erleichtern wurde das Herz mit zwei
Nadeln an der Basis und der Spitze fixiert und daraufhin durch feine Schnitte mittels
Federschere geöffnet.
3.5.1.1 Atrium cordis dextrum
Das Herz, welches als Pumporgan für die Zirkulation des körpereigenen Blutvolumens eine
zentrale Rolle spielt, erhält das aus dem Körperkreislauf stammende sauerstoffarme Blut über
16
die zuführende untere und obere Hohlvene, die in den rechten Vorhof münden. Von dort fließt
das Blut über die Trikuspidalklappe, den rechten Ventrikel und die Pulmonalklappe in die
Lungenarterien, wird in den Lungenkapillaren verteilt und durch die Atmung von CO2 befreit
und anschließend mit O2 angereichert. Sauerstoffreiches Blut fließt über die Lungenvenen,
den linken Vorhof und die Mitralklappe in den linken Ventrikel, aus dem es durch
rhythmische Kontraktionen in Aorta und folglich den Körperkreislauf gepumpt wird.
Der Rhythmus der Kontraktionen wird durch die zur Automatie befähigten Gewebe des
Sinusknoten und des Atrioventrikularknoten generiert, welche elektrische Impulse erzeugen.
Die Lokalisation des Sinusknoten befindet sich im Gewebe des rechten Vorhofes (Atrium
cordis dextrum) lateral der Einmündung der oberen Hohlvene (Vena cava supp.), wodurch
dessen Isolation für die Herstellung eines Präparates zweckmäßig war und daher ein
möglicher chronotroper Effekt der Testsubstanz überprüft werden konnte. Für die Entnahme
wurde der rechte Vorhof durch eine Inzision entlang des Sulcus coronarius (s. Abbildung 4)
vom rechten Ventrikel getrennt. Für das Einsetzen des Präparates in die Prüfapparatur wurden
folgend kleine Haken aus Silberdraht, durch Annähen mit einem Bindfaden geeigneter Stärke
und Reißfähigkeit, am Organpräparat angebracht. Bis zu Beginn der Tests wurden die
Präparate in begasten, Tyrodelösung enthaltenden Bechergläsern aufbewahrt.
17
Abbildung 4: Anatomie des Herzens - Querschnitt (Netter FH 2003)
18
3.5.1.2 Arteria pulmonalis
Die Arteria pulmonalis, die proximal der Aufspaltung in die linken und rechten
Lungenarterien auch als Lungenschlagader (Truncus pulmonalis) bezeichnet wird (s.
Abbildung 4), wurde im Anschluss an die Präparation des rechten Vorhofes vorsichtig heraus
gearbeitet. Diese Teilstruktur des Herzens wurde ausgewählt, da der Truncus pulmonalis eine
anatomische Struktur des Körpers darstellt, die über glattmuskuläre Zellen verfügt. Wie auch
am Ileum terminale und der Aorta descendens konnte dadurch auf eine mögliche Wirkung der
Substanz auf glatte Muskelzellen geprüft werden, die im Fall des Truncus pulmonalis einer
Vasodilatation entsprochen hätte.
Da es sich bei diesem Abschnitt der A. pulmonalis um ein nur ca. 0,5 cm großes Element
handelt, musste besonders umsichtig vorgegangen werden. Aus dem erhaltenen Stück des
Truncus pulmonalis wurden daraufhin feine Ringe durch einzelne Radialschnitte hergestellt.
Diese Ringelemente hatten jeweils eine Breite von ca. 3 mm, sodass insgesamt ein bis zwei
Teilpräparate gewonnen werden konnten. Anschließend wurden die Teilpräparate in
Tyrodelösung hältige, mit Oxymix begaste Bechergläser bis zu ihrer Verwendung aufbewahrt.
3.5.1.3 Musculus papillaris
Die letzten für die Testreihen benötigten kardialen Substrukturen stellten die Papillarmuskeln
(Musculus papillaris) dar. Für die Entnahme der Papillarmuskeln war die endgültige Öffnung
der Herzkammern notwendig. Insgesamt konnten aus der rechten Herzkammer drei und aus
der linken Herzkammer zwei Papillarmuskeln gewonnen werden. Hierzu wurde ausgehend
von der Arteria pulmonalis die rechte Herzkammer entlang des Septums bis hin zur
terminalen Herzspitze geöffnet. Daraufhin wurde pro Muskel jeweils ein Silberdrahthaken mit
einem Bindfaden am Sehnenansatz der Papillarmuskeln angenäht. Anschließend wurde der
Papillarmuskel durch einen vorsichtigen Schnitt vom Endokard getrennt und auf das
Vorhandensein von Resten der Pukinjefasern geprüft. Diese mussten wenn vorhanden entfernt
werden, da sie während des Ablaufs des Versuches Störquellen darstellten, die durch pulsatile
Freisetzung von Catecholaminen den regelmäßigen Kontraktionsrhythmus der
Papillarmuskeln negativ beeinflussten und einen repräsentativen Test der Substanz nicht
möglich gemacht hätten.
Der Papillarmuskel charakterisierte im Rahmen der Versuche einen anatomischen Vertreter
mit dessen Hilfe die eventuelle positiv oder negativ inotrope Wirkung des Triazolderivates
begutachtet werden sollte.
19
Zuletzt wurden die Papillarmuskeln bis zu ihrer Verwendung in den Apparaturen in
Bechergläsern mit Tyrodelösung, unter Begasung durch das Gasgemisch Oxymix, gelagert.
Abbildung 5: Papillarmuskelpräparat
1 Papillarmuskel, 2 Sehnenansatz, 3 Silberdrahthaken, 4 Naht
3.5.2 Aorta descendens
Der absteigende Teil der Hauptschlagader (Aorta descendens) wurde, wie auch der Truncus
pulmonalis, verwendet zwecks Testung einer möglichen vasodilatatorischen Wirkung auf
glatte Gefäßmuskelzellen. Die Aorta, welche das mit Sauerstoff angereicherte Blut aus dem
linken Herz in die Körperperipherie verteilt, nimmt ihren Weg entlang der Columna
vertebralis und mündet im Beckenraum. Ein ca. 3-5 cm großer Abschnitt der Aorta
descendens wurde entlang der Wirbelsäule (s. 3.3), nach vorangegangener Entfernung der
Lunge und des Diaphragmas, isoliert. Dabei, wie auch bei der weiteren Präparation, war
darauf zu achten die Aorta nicht zu stark zu dehnen, um deren uneingeschränkte Funktion zu
gewährleisten.
Durch präzise Schnitte entlang der Aorta wurden muskuläre und fibröse Geweberückstände
entfernt. Das Präparat durfte indessen weder überdehnt noch durch die Schnitte beschädigt
werden. Ähnlich der Präparation der Arteria pulmonalis wurde das Präparat anschließend in
ca. 3 mm breite Ringe zerteilt, die ohne weitere Installation von Silberdrahthaken für die
Testung verwendet werden konnten und bis zu ihrem Gebrauch in Bechergläsern gelagert
wurden, welche Tyrodelösung enthielten und mittels Oxymix begast wurden.
20
Abbildung 6: Anatomische Lage der Aorta descendens (Netter FH 2003)
21
3.5.3 Ileum terminale
Der Krummdarm (Ileum) stellt eine Verbindung zwischen dem auf den Zwölffingerdarm
(Duodenum) folgenden Leerdarm (Jejunum) und dem Dickdarm (Colon) dar. Für die
Versuche sollte dieser anatomische Teil verwendet werden, um neben einer potenziellen
vasodilatatorischen Wirkung auch die Untersuchung eines in Betracht kommenden
spasmolytischen Effektes zu prüfen. Hierbei wurde das Endstück des Krummdarms (Ileum
terminale) dem Tier entnommen (s. 3.3) und anlässlich der besseren Orientierung am
proximalen Ende mittels Bindfaden abgebunden.
Für die Verwendung des terminalen Ileums musste der in Tyrodelösung und unter
Oxymixbegasung aufbewahrte Dünndarm in Teilpräparate zerteilt werden. Dafür wurden vom
terminalen Ileum einzelne Fragmente durch den Schnitt mir einer Schere abgetrennt. Die
gesonderten Elemente hatten eine Größe von ca. 2 cm (Magnus 1904), wobei die Enden der
Segmente durch schräge Schnitte derart gestaltet wurden, dass ein Anbringen der
Silberdrahthaken an deren spitzen Enden gewährt werden konnte. Dadurch war es während
des Versuches möglich den Verschluss des Darmlumens zu verhindern und eine den
physiologischen Abläufen möglichst ähnliche Zirkulation der Testsubstanz durch das
Darmlumen zu simulieren (s. Abbildung 7). Am Schluss wurde das Darmstück mit Hilfe einer
Pasteurpipette gereinigt (Magnus 1904) und auf Durchlässigkeit geprüft wobei es zwecks
Funktionserhaltung nicht überdehnt werden durfte.
Abbildung 7: Längsansicht eines Segments des Ileum terminale
1 Ileumsegment, 2 Darmlumen, 3 Silberdrahthaken, 4 Bindfaden
22
3.6 Versuchskonfiguration und Apparaturanordnung
Für die Versuchsdurchführung wurden die in begaster Tyrodelösung gelagerten Präparate
einzeln entnommen und in zwei unterschiedliche Apparaturen eingesetzt. Beide Apparaturen
bestanden dabei aus einem aus Glas bzw. Kunststoff gefertigten Trog, der die Aufnahme des
Organbades und des Präparates gestattete und einem diesen Trog umgebenden Wasserbad.
Dieses sollte während des Versuchs eine konstante Temperatur des Organbades ermöglichen
und ferner einen dem Körper ähnlichen Zustand simulieren. Die Böden der Tröge konnten
durch feine Perforationen (Glas- und Kunststofffritten) ein Anströmen des Gasgemischs
Oxymix ermöglichen, wodurch der pH-Wert stabil gehalten, als auch die
Sauerstoffversorgung der Gewebe gewährleistet wurde.
Um die Testung der Substanz an den Präparaten der Papillarmuskeln durchzuführen, wurde
die Apparatur I verwendet. Die Versuche an Atrium cordis dextrum, Arteria pulmonalis,
Aorta descendens und Ileum terminale wurden in der Apparatur 2 ausgeführt. Beide
Apparaturen funktionierten nach dem gleichen Messprinzip und unterschieden sich lediglich
durch ihren Aufbau und die Möglichkeit der Organbefestigung.
3.6.1 Messprinzip
Die mögliche Auswirkung des Substanzeffektes auf die jeweiligen Organpräparate wurde
innerhalb der Versuche durch Kraftmesser registriert. Da alle Präparate Myocyten
unterschiedlicher Art enthielten, die durch Zustandsänderungen Kontraktions- oder auch
Entspannungsmodi durchlaufen können, war es möglich die Kondition der Präparate durch
deren Kontraktionsprofile zu erfassen. Hierzu wurden die Präparate an deren unteren Enden
starr fixiert, indessen die oberen Präparatehaken mit einem Silberdraht verknüpft wurden, der
zur Auslenkung befähigt war und die Wegänderungen in Folge von Organkontraktionen auf
einen Kraftwandler übertrug. Der Kraftwandler war nach dem Prinzip eines
Dehnungsmessstreifens (DMS) aufgebaut, auf dem eine konstante Spannung lag und bei
gleichbleibendem Widerstand ein konstanter Stromfluss registriert wurde. Die Grundlage
bildet das Ohmsche Gesetz, das den Stromfluss als den Quotient der Spannung und des
Widerstandes definiert. Wurde durch die Substanz eine Kontraktion der Myocyten
hervorgerufen, bewirkte dies eine proportionale Auslenkung des Silberdrahtes, einhergehend
mit einer hierzu proportionalen Dehnung des DMS. Die DMS-Dehnung hatte in weiterer
Folge eine proportionale Zunahme des Widerstandes zur Folge, wodurch wiederum ein
verringerter Stromfluss verzeichnet wurde, der der Widerstandsänderung proportional war.
23
Das registrierte elektrische Signal wurde hieraufhin durch einen Verstärker (Transbridge TM,
4-Channel Transduce Amplifier, World Precision Instruments) potenziert und durch einen
Flachbettschreiber (Recorder BD - 112, Dual Channel, Kipp & Zonen) auf Millimeterpapier
übertragen.
Abbildung 8: Aufbau der elektrischen Leitung
3.6.2 Apparatur I
Um das Triazolderivat an den Präparaten der Papillarmuskeln testen zu können, wurde die
Apparatur I verwendet (s. Abbildung 9). Vor Beginn des Versuches war das Präparat
herzustellen (s. 3.4.1.3) und bis Testbeginn in Tyrodelösung hältigen Bechergläsern, die
zusätzlich begast wurden, aufzubewahren. Bevor der Versuch begonnen werden konnte,
musste der Trog der Apparatur mit destilliertem Wasser und anschließend mit Tyrodelösung
gespült werden, um etwaige Verunreinigungen zu beseitigen. Die Flüssigkeit wurde dabei
jeweils durch die Verwendung von Spritzen aus der Apparatur entfernt. Anschließend konnte
das Wasserbad, welches die Papillarmuskelkammer umgab, aufgeheizt werden, dessen
Zieltemperatur 35 ± 1 °C war und durch eine Heizspirale erwärmt wurde.
Mittels eines Messzylinders wurden 25 ml der Tyrodelösung abgemessen und in den
gereinigten, 27 ml fassenden Trog eingefüllt. Anschließend wurde die Gaszufuhr aktiviert,
wodurch das Gasgemisch durch den perforierten Boden der Papillarmuskelkammer das
Organbad mit dem Sauerstoff – Kohlenstoffdioxidgemisch anreichern konnte. Zur Sättigung
des Organbades mit Sauerstoff, der pH-Werteinstellung von 7,2 – 7,4 und zwecks Erreichen
24
der erforderlichen Badtemperatur mussten vor dem Einbringen des Präparates weitere zehn
Minuten vergehen.
Abbildung 9: Apparatur I
Daraufhin konnte das Präparat dem Becherglas entnommen werden und wurde zügig in die
Apparatur eingespannt. Während des Einbringens des Papillarmuskelpräparates war darauf zu
achten, das Präparat möglichst kurze Zeit der Umgebungsluft auszusetzen und vorzugsweise
geringe mechanische Belastungen auf das Element auszuüben, um dessen korrekte Funktion
während des Versuches zu ermöglichen. Das Präparat wurde an den Silberdrahthaken (s.
Abbildung 7) über den Silberdraht mit dem Kraftwandler verbunden, der Teil des Stativs
war. Das untere Ende des Papillarmuskelpräparates wurde unterdessen zwischen einer
Plexiglasscheibe und einer Kathode aus Platin eingesetzt und durch eine Schraube fixiert.
Die Kathode schaffte dabei die Voraussetzung für die Vermessung der Papillarmuskeln, die
durch fehlenden Automatismus nicht zur selbständigen Erregung befähigt waren und deshalb
durch einen Accupulser A 310 - Stimulus Isolator (World Precision Instruments, USA)
rhythmisch in verschieden Frequenzen und Hz-Stärken gereizt werden mussten.
Über den Stativschlitten wurde, nach erfolgter Fixierung des Präparates am Kraftwandler und
der Elektrode, das Stativ soweit abgesenkt, dass das Papillarmuskelpräparat vollständig von
25
der durch Oxymix begasten und auf 35 ± 1 °C temperierten Tyrodelösung umgeben war. Über
den Feintrieb konnte das Präparat vorgespannt werden, was zur Standardisierung und
Vergleichbarkeit der Testreihen und der besseren Kontraktionskraft der Präparate nötig war
(s. 3.7.1).
3.6.3 Apparatur II
Für die Versuche an den Präparaten der Arteria pulmonalis, des Atrium cordis dextrum, der
Aorta descendens und des Ileum terminale wurde die Apparatur II (s. Abbildung 10)
verwendet. Im Unterschied zur Apparatur I bestand der Trog zur Aufnahme des Organbades
bei der Apparatur II aus doppelwandigem Glas. In den Zwischenraum der beiden Glaswände
wurde durch einen Temperaturregler auf 37 ± 1 °C erwärmtes Wasser eingeleitet, wodurch
das Eintauchen des Organgefäßes in ein äußeres Wasserbad überflüssig war und das
Organbad auf eine physiologische Temperatur erwärmt werden konnte, die während des
gesamten Versuches konstant gehalten wurde. Die Oxymixbegasung erfolgte bei den
Versuchen mittels der Apparatur II nicht wie bei den Papillarmuskeltests über eine Fritte des
Gefäßbodens, sondern das Gasgemisch wurde seitlich angeströmt und garantierte während der
Versuche die pH-Wertstabilisierung im für das Präparat euhydrischen Bereich (7,2 – 7,4)
sowie die Sauerstoffversorgung der Organe. Hierzu wurde über einen Hauptregler der
Gasleitung ein Gasdruck von ca. 1,5 bar gewählt. Die Feinjustierung der Gaszufuhr konnte
über Schraubklemmen vorgenommen werden, die an den zum Organbad führenden
Gummischläuchen angebracht waren. Dadurch war es möglich eine sanfte Begasung des
Organs einzustellen, bei der die mechanische Belastung für das Präparat minimiert wurde.
Über einen zentralen Auslass im Boden des Glasgefäßes konnte mit Hilfe eines
Kunststoffschlauches, der durch einen Knickschalter kontrolliert wurde, die Organbadlösung
abgelassen und gewechselt werden. Dies war nötig um das Organgefäß, wie auch bei den
vorbereitenden Maßnahmen der Papillarmuskeltests, vor Beginn der Versuche mittels
destilliertem Wasser und Tyrodelösung zu säubern, woraufhin es mit zuvor durch einen
Messzylinder abgemessenen 25 ml der Tyrodelösung befüllt wurde. Für das kleinere
Organgefäß war ein Tyrodevolumen von 8 ml abzumessen. Nach zehn minütiger Begasung
und Erwärmung des Organbades auf 37 ± 1 °C konnten die einzelnen Organpräparate
vermessen werden.
Hierzu wurden die Präparate rasch den Bechergläsern entnommen und derart in die Apparatur
II eingesetzt, dass das Organpräparat die Aufhängevorrichtung, welche mit dem Kraftwandler
26
verbunden war, mit dem unteren Ende der Organhalterung, an den dem ein Silberdrahtstück
befestigt wurde, überbrückte (s. Abbildung 10). Die Präparate der Arteria pulmonalis und der
Aorta descendens konnten durch ihre Ringstruktur ohne weitere Vorkehrungen eingelegt
werden, während die Präparate des Atrium cordis dextrum und des Ileum terminale durch
vorab installierte Silberdrahthaken (s. 3.4) an den Aufhängevorrichtungen fixiert wurden. Der
Feintrieb regulierte die exakte Vorspannung, die für die Präparate notwendig war.
Abbildung 10: Apparatur II
27
3.6.4 Herstellung der Versuchslösungen
Für die Applikation der Substanz in die entsprechenden Organbäder war täglich erneut eine
Lösung mittels DMSO herzustellen. Aus der gewonnenen Stammlösung wurden im
Anschluss aliquote Volumina mittels Eppendorf Pipette entnommen und in die
Präparategefäße eingebracht. Dabei wurden für die beiden unterschiedlichen
Organbadvolumina 8 ml und 25 ml verschiedene Stammlösungen durch unterschiedliche
Einwaagen (s. Tabelle 3) bereitet. Die Einwaage musste daher so gewählt werden, dass sich
durch Lösen der Substanz in 100 µl DMSO und Applikation der gesamten Lösung, im
jeweiligen Organbad eine Endkonzentration von 100 µmol/l einstellte. Für die erforderliche
Einwaage wurde das Molekulargewicht der Substanz verwendet und dividiert durch das
DMSO-Volumen (100 µl) und das Volumen der Tröge als Anteil von 100 (4 bzw. 12,5).
Tabelle 3: Substanzeinwaagen
Substanz Volumen des Organbades
(ml)
Einwaage der Substanz
(mg)
MGtr2 8 0,25
MGtr2 25 0,79
Von der fertiggestellten Lösung des Triazols wurden anschließend, nach vorangegangener
Präparation der Organe, Vorbereitung der Apparaturen und Installation der Organpräparate in
den Versuchsanlagen, aliquote Volumina steigender Größe entnommen und mittels einer
Eppendorf Pipette in das Organbad überführt (s. Tabelle 4). Bedeutend war hierbei besonders
umsichtig bei der Applikation der Substanzlösung vorzugehen und weder Kraftwandler,
Präparat, noch Organgefäß zu berühren, da durch die große Empfindlichkeit des
Kraftwandlers bereits geringe Erschütterungen eine Störung der Messung hervorgerufen
hätten.
Hierbei wurde bei jedem Versuch ein gleichbleibendes Pipettierschema eingehalten das mit
der Applikation von 3 µl der Stammlösung begann, um eine Anfangskonzentration von 3
µmol/l im Organgefäß zu erzielen. Alle weiteren 45 Minuten wurde das nächst größere
Volumen appliziert bis mit der letzten Injektion eine Badkonzentration von 100 µmol/l
erreicht war.
28
Tabelle 4: Pipettierschema
Konzentration des
Organbades
(µmol/l)
Volumen der
Stammlösung
(µl)
3 3
10 7
30 20
100 70
Des Weiteren waren für die Versuche an den Präparaten der Arteria pulmonalis, Aorta
descendens und des Ileum terminale, welche glattmuskuläre Zellen enthielten, eine Lösung
für das Bewirken einer chemischen Kontraktion herzustellen. Anders als die Gewebe des
Musculus papillaris und des Atrium cordis dexter, die während des Versuches rhythmische
Kontraktionsänderungen durchliefen, mussten die Organpräparate, welche aus glatten
Muskelzellen bestanden durch einen chemischen Zusatz dauerkontrahiert werden. An den
vorkontrahierten Präparaten der Lugenarterie und der absteigenden Aorta konnte im
Anschluss auf eine mögliche Vasodilatation getestet werden, während an den kontrahierten
Präparaten des terminalen Krummdarms eine etwaige Spasmolyse überprüft wurde. Die
chemische Kontraktion wurde durch den Zusatz einer Kaliumchloridlösung erzielt, die täglich
frisch herzustellen war.
Für die jeweiligen Organpräparate waren zwei unterschiedliche Kaliumchloridlösungen zu
verwenden, die sich durch ihre Salzkonzentrationen voneinander unterschieden. Hierzu wurde
die erforderliche Menge KCl (s. Tabelle 5) auf einer Oberschalenwaage eingewogen und in
einen 100 ml Messkolben appliziert. Daraufhin wurde der Messkolben mit Tyrodelösung bis
zur Eichmarkierung aufgefüllt und der Inhalt durch Schwenken homogenisiert. Um die
Vorkontraktion der Organe zu erreichen wurden dem Messkolben 25 ml bzw. 8 ml der
Kaliumchloridlösung entnommen und in die Organgefäße eingebracht (s. 3.7).
29
Tabelle 5: Herstellung der Kaliumchloridlösungen
Präparat KCl/Tyrodelösung
(g/100 ml)
Konzentration der Lösung
(mmol/l)
Ileum terminale 0,45 60
Arteria pulmonalis, Aorta
descendens 0,67 90
3.7 Versuchsabfolge
Zu Versuchsbeginn wurde die Heizspirale des Wasserbades eingeschaltet, die durch eine
Erwärmung die Temperatur des Wassers innerhalb von ca. 20 Minuten auf 35 ± 1 °C bzw.
37 ± 1 °C erhöhte. Darauf wurde das Organgefäß durch die Verwendung von destilliertem
Wasser und Tyrodelösung gereinigt, wodurch den Versuch störende Verunreinigungen
entfernt wurden. Anschließend konnte die Stromzufuhr für den Kraftwandler, den Verstärker
und die Flachbettschreiber aktiviert werden. Bei der Papillarmuskelvermessung wurde
zusätzlich ein Pulser zur Stimulation des Präparates eingeschaltet.
In die Tröge der Apparaturen wurde hierauf das benötigte Volumen Tyrodelösung
eingebracht und die Gaszufuhr eingeschaltet, wobei ein Druck von ca. 1,5 bar an der
Hauptleitung eingestellt wurde. Durch die Feinregler wurde eine milde Begasung der
Organgefäße justiert und 20 Minuten bis zum Einsetzen der Präparate gewartet, bis die
endgültige Badtemperatur, die Sauerstoffsättigung der Tyrodelösung und die pH-
Werteinstellung erreicht waren.
Die unterdessen, nach der Isolation der Organe, hergestellten Versuchspräparate konnten
sodann den Bechergläsern entnommen und möglichst rasch in die Apparaturen eingesetzt
werden. Es folgte die Vorspannung der Präparate zwecks Standardisierung der
Versuchsreihen.
Im Anschluss mussten mindestens 45 Minuten verstreichen, in denen sich die Organpräparate
an die physikochemischen Bedingungen des Organbades anpassen konnten. Dann wurde
überprüft ob die Organe konstante Zustände hinsichtlich der an ihnen zu prüfenden Parameter
angenommen hatten. Im Fall des Papillarmuskels war dies eine gleichbleibende
Kontraktionskraft, beim rechten Vorhof eine konstante Schlagfrequenz und bei der
30
Pulmonalarterie, der absteigenden Aorta und dem terminalen Krummdarm eine
unveränderliche Dauerkontraktion.
Es folgte die Zugabe der Substanzlösung durch ein bestimmtes Pipettierschema (s. Tabelle 4).
Nach jeder Zugabe der aktuellen Konzentration wurde auf dem Millimeterpapier ein Vermerk
eingezeichnet, der den Beginn des neuen Intervalls markierte.
Die jeweilige Konzentration wirkte im Anschluss 45 Minuten auf das Präparat ein, indes die
Muskelparameter durch den Flachbettschreiber permanent aufgezeichnet wurden, ehe die
nächst höhere Konzentration injiziert werden konnte.
Das Ende eines Versuches war deshalb jeweilig nach einer Messdauer von 180 Minuten
erreicht. Nach Beendigung eines Versuchstages mussten die Organbehältnisse entleert und
anschließend mit 2 %iger Salzsäure und einer Bürste gereinigt werden. Zuletzt wurden die
Apparaturtröge mit destilliertem Wasser gespült.
3.7.1 Versuchsabfolge Musculus papillaris
Die Präparate der Papillarmuskeln wurden durch die Verwendung der Apparatur I vermessen.
Nachdem die Badtemperatur von 35 ± 1 °C erreicht und das Organbad mit Sauerstoff
aufgesättigt worden war, konnte das bereits hergestellte Papillarmuskelpräparat den
Bechergläsern entnommen und in die Apparatur I eingesetzt werden. Da die Präparate der
Papillarmuskeln besonders sensible Elemente darstellten, die bereits bei geringen
mechanischen und physikalischen Belastungen beeinträchtigt wurden, war darauf zu achten
möglichst rasch und vorsichtig zu arbeiten, um die Qualität der Organfunktion nicht zu
schmälern.
Das Präparat wurde sodann derart in die Apparatur eingespannt, dass der Silberdrahthaken am
Sehnenansatz mit dem Silberdraht des Kraftwandlers verbunden wurde und das untere Ende
zwischen der Plexiglasscheibe und der Platinelektrode eingeklemmt wurde (s. 3.6.2). Durch
Absenken des Stativschlittens wurde das Präparat in das Organbad eingelassen. Für die
Vorspannung wurde am Flachbettschreiber eine Sensitivität von 5 mV gewählt und der
Schreiber auf dem Nullpunkt positioniert. Anschließend konnte durch Betätigung des
Feintriebs eine Vorspannung mit einer Kraft von 3,92 mN reguliert werden, die mittels
Wanderung des Flachbettschreibers entlang einer Zentimeterskala vom Nullpunkt bis zu einer
4 cm Markierung abgelesen wurde. Hierbei entsprach 1 cm der Skalierung einer Kraft von
0,98 mN. Durch die Vorspannung sollte eine Standardisierung der Versuche und erhaltenen
Ergebnisse erzielt werden, da ohne einheitliche Justierung die Versuchsergebnisse von der
31
Arbeitsweise des jeweiligen Testdurchführers abhängig gewesen wären. Nach erfolgter
Vorspannung konnte der Accupulser für die Stimulation der Präparate aktiviert werden.
Anders als bei den zur Automatie befähigten Geweben des Atrium cordis dextrum und den
durch chemische Kontraktion aktivierten glattmuskulären Präparaten musste für die
Kontraktion der Papillarmuskelpräparate eine elektrische Stimulierung erfolgen. Dabei wurde
am Accupulser eine Reizdauer von 3 ms mit einer Frequenz von 1 Hz eingestellt, um während
des gesamten Versuches das Präparat mit konstant bleibenden Rechteckimpulsen reizen zu
können. Die Stromstärke der Reizung war abhängig von der Schwellenstromstärke des
aktuellen Präparates. Den Beginn stellte eine Stromstärke von 2 mV dar, die so lange erhöht
wurde, bis es zur ersten Kontraktion der Papillarmuskelpräparate kam. Daraufhin wurde eine
Versuchsstromstärke von 110 % der Schwellenstromstärke ausgewählt. Damit sollte
verhindert werden, dass durch eine zu hohe Stromstärke und Reizung der Präparate, eine
rasche Entleerung der Catecholaminspeicher ausgelöst wurde, die eine Abnahme der
Kontraktionskraft bedeutet hätte. Anschließend wurde das Präparat für 45 Minuten im
Organbad belassen, die der Akklimatisierung der Papillarmuskeln dienen sollte. Zur
Überprüfung einer Konstanz im zu testenden Parameter der Kontraktionskraft, wurden nach
den 45 Minuten durch das Senken des Flachbettschreibers erste Aufzeichnungen ausgeführt.
Hierzu wurden, über einen Zeitraum von 15 Minuten und im Abstand von jeweils fünf
Minuten jedes Mal sechs Kontraktionsamplituden aufgezeichnet. Ein konstanter inotroper
Zustand des Organpräparates war erreicht, wenn sich die Höhe der einzelnen Amplituden um
maximal 1 mm von einander unterschieden. Außerdem musste vom Präparat ein Mindestmaß
an Kontraktionskraft ausgehen, das einer Amplitudenhöhe von ≥ 2 cm bei einer Sensitivität
von 1 mV des Flachbettschreibers entsprach. Konnte diese Kontraktionskraft nicht erreicht
werden, musste für die Untersuchung der Substanz ein neues Präparat verwendet werden.
Im Anschluss wurde zu den konstant schlagenden Papillarmuskelpräparaten Einzelvolumina
der Substanzstammlösung in steigender Größe pipettiert, wobei nach einem gleichbleibenden
Pipettierschema vorgegangen wurde (s. Tabelle 4). Die einzelnen Konzentrationen des
Triazols wirkten für 45 Minuten auf das Präparat ein, in denen alle fünf Minuten sechs
Kontraktionsamplituden aufgezeichnet wurden, ehe die nächst höhere Konzentration
eingebracht wurde.
32
3.7.2 Versuchsabfolge Atrium cordis dextrum
Für die Vermessung des rechten Vorhofes wurde die Apparatur II verwendet, die in gleicher
Art und Weise für den Versuch vorbereitet wurde, wie die Apparatur I, mit dem Unterschied,
dass das Organbad auf 37 ± 1 °C aufgeheizt wurde. Die im Vorfeld bereiteten
Vorhofpräparate (s. 3.5.1.1) mussten für die Versuchsdurchführung möglichst rasch und unter
geringster Vordehnung des Präparates während des Einsetzens, in die Apparatur eingehängt
werden, da die Eigenständigkeit der Schlagfunktion von der Versorgung der Gewebe mit
Sauerstoff und Nährlösung abhängig war. Das Vorhofpräparat wurde derart in die Apparatur
eingefügt, dass der Silberdrahthaken an jenem Ende des Präparates, das über restliches
Fettgewebe verfügte, an der oberen Aufhängevorrichtung angebracht wurde. Da Fett an der
Oberfläche von Flüssigkeiten schwimmt, war so es möglich die korrekte Positionierung des
Präparates im Organbad einzustellen. Der zweite Haken des Präparates wurde am unteren
Ende der Organhalterung fixiert. Die Position des Präparates durfte durch das in das
Organbad einströmende Gas nicht beeinflusst werden, weshalb die Gaszufuhr nicht zu stark
eingestellt werden durfte.
Die Vorspannung erfolgte durch Aktivierung des Schreibers und der Auswahl einer
Startsensitivität von 5 mV. Um die Schläge besser auswerten zu können, wurde die
Aufzeichnungsgeschwindigkeit auf 5 mm pro Sekunde eingestellt, wodurch es möglich war
bei einer Aufnahme von 12 Sekunden, eine Schlagfrequenz für eine Minute zu errechnen.
Anschließend wurde der Flachbettschreiber auf den Nullpunkt eingestellt und durch den
Feintrieb eine Vorspannung von 10,19 mN justiert, die einer Strecke von 10,4 cm entlang der
Zentimeterskala entsprachen. Im Anschluss daran konnte sich das Organ innerhalb von 45
Minuten an die Umgebung im Organbad gewöhnen worauf die Überprüfung auf konstante
Kontraktionsfrequenz erfolgte. Hierzu wurde im Abstand von fünf Minuten für jeweils 12
Sekunden aufgezeichnet, was bei einer Geschwindigkeit von 5 mm/s einer Strecke von 6 cm
auf dem Millimeterpapier entsprach. Anschließend wurde die Zahl der Kontraktionen auf der
Strecke von 6 cm gezählt und mit dem Faktor fünf multipliziert, um die Schlaganzahl pro
Minute zu erhalten.
War die Zahl der Schläge an drei aufeinander folgenden Messungen ± 1 konnte mit der
Zugabe der Stammlösung begonnen werden, wobei das in Tabelle 4 beschriebene
Pipettierschema eingehalten wurde. Die Substanzkonzentration wurde ebenfalls alle 45
Minuten erhöht. Während der 45 Minuten Intervalle wurde alle 5 Minuten für jeweils 12
Sekunden eine Aufnahme durchgeführt und die Anzahl der Vorhofkontraktionen durch
Auszählen bestimmt.
33
3.7.3 Versuchsabfolge Aorta descendens
Die Versuche der absteigenden Aorta wurden, wie auch die Tests der anderen
glattmuskulären Präparate, mittels Apparatur II ausgeführt. Dafür musste die Apparatur
entsprechend vorbereitet werden (s. 3.7.1). Im Vorfeld war die bereits isolierte Aorta in
geeignete Teilpräparate zu überführen, welche Ringelemente darstellten, die frei von
jeglichen Geweberückständen der Lunge oder des Fettgewebes waren.
Diese Ringstrukturen konnten, im Unterschied zu den Präparaten des rechten Vorhofs und des
terminalen Ileums, ohne die Anbringung von Silberdrahthaken in die Apparatur II eingelegt
werden, indem die Silberdrähte der oberen und unteren Organhalterung durch den Ring
geführt wurden ohne diesen zu überdehnen. Ein Überdehnen hätte deine
Kontraktionsverminderung des Präparates bedeutet und war daher zu vermeiden. Ein
Mindestmaß an Spannung war jedoch erforderlich, damit beim nachfolgenden Eintauchen in
das Organbad durch Senken des Stativs, das Aortenpräparat durch die Tyrodelösung nicht von
der Halterung gespült wurde.
Die Vorspannung erfolgte durch Aktivierung des Verstärkers und des Flachbettschreibers, an
dem eine Sensitivität von 10 mV eingestellt und mittels Feintrieb eine Vorspannung von
19,6 mN justiert wurde. Es folgte die 20 minütige Akklimatisierungsphase, nach der die
Schreiberempfindlichkeit auf 5 mV vermindert wurde, der Schreiber auf den Nullpunkt
eingestellt und bei einer Aufzeichnungsgeschwindigkeit von 1 mm/s der Schreiber auf das
Millimeterpapier gesenkt wurde. Im Unterschied zur Aufzeichnung der
Papillarmuskelpräparate und der Präparate des rechten Vorhofs, wurde bei der Vermessung
der Aorta keine intermittierende Aufnahme gewählt, sondern eine permanente Registrierung
der Kontraktionskraft eingestellt. Anschließend wurde durch Betätigen des Knickschalters die
Tyrodelösung des Organbades abgelassen und je nach Fassungsvolumen des Organgefäßes
8 ml bzw. 25 ml einer zuvor bereiteten 90 mmolaren Kaliumchloridlösung in das Organgefäß
eingebracht, wodurch das Aortenpräparat chemisch kontrahiert wurde. Die Kontraktion war
am Flachbettschreiber durch einen Kurvenzug zu erkennen, der nach einer bestimmten Zeit
ein Maximum der Kontraktionskraft verzeichnete, aus dem die Kurve in einen Plateauzustand
überging, der durch keine weitere Zunahme der Kontraktion charakterisiert war. Dieser
Zustand stellte die Voraussetzung für den Beginn der Substanzzugabe dar und konnte in
Abhängigkeit des Präparates nach frühestens 45 bis hin zu 180 Minuten erreicht werden.
Außerdem musste die Kontraktionskraft des Präparates eine Mindestgrenze überschreiten, die
ausgehend vom Nullpunkt einer Wegstrecke mit der Höhe von 5 cm entsprach.
34
Waren diese Bedingungen erfüllt, konnte die Substanzlösung injiziert werden, wobei die
Intervallzeiten und das Pipettierschema (s. Tabelle 4) eingehalten wurden, die auch bei den
Versuchen an den anderen Organen verwendet wurden.
3.7.4 Versuchsabfolge Arteria pulmonalis
Die Versuchsdurchführung an der Arteria pulmonalis war vergleichbar mit der Abfolge an
den Präparaten der Aorta descendens. Es wurden ebenso die ringförmigen Präparate, die
zuvor wie in 3.5.1.2 beschrieben bereitet wurden, mit Hilfe der Apparatur II vermessen. Nach
der erfolgten Installation der Organpräparate in der Apparatur, konnte das Stativ in das
Organbad gesenkt werden und die Vorspannung durchgeführt werden.
Hierbei kam es zu einer geringen Abweichung im Vergleich zu den Versuchen an der Aorta,
da die Vorspannung mit einer Kraft von 9,81 mN bei einer Sensitivität von 5 mV stattfand.
Nach der Akklimatisierung und der Zugabe einer 90 mmolaren KCl-Lösung, wurde ebenso
das Erreichen eines Kontraktionsplateaus oberhalb der 5 cm - Markierung abgewartet und die
Substanz in denselben Konzentrationen und Zeitintervallen appliziert. In gleicherweise
wurden am Ende des Versuches die Daten ausgewertet.
3.7.5 Versuchsabfolge Ileum terminale
Die Präparate des terminalen Ileums, die vor Beginn des Versuches herzustellen waren,
konnten wie auch die Präparate der Aorta descendens mittels der Apparatur II untersucht
werden. Hierfür war die Apparatur in der gleichen Art und Weise für den Versuch
vorzubereiten, wie bei den zuvor geschilderten Versuchsabläufen. Die Krummdarmpräparate
verfügten jedoch über zwei Silberdrahthaken (s. Abbildung 7), mit deren Hilfe sie in die
Apparatur eingesetzt wurden. Dabei war zu beachten, dass das Präparat korrekt an der
Halterung angebracht werden musste, ohne ein Verdrehen des Ileumsegmentes auszulösen,
welches das Lumen des Teilstückes verschlossen und damit eine einwandfreie Zirkulation der
Substanz verhindert hätte. Auch musste ein Überdehnen vermieden werden, um die
Funktionsfähigkeit zu erhalten.
Nach dem Absenken des Stativs in die temperierte und begaste Tyrodelösung und der
Aktivierung des Verstärkers und des Schreibers, erfolgte die Vorspannung bei 5 mV auf eine
Kraft von 4,92 mN, die durch eine Wanderung des Schreibers entlang der Zentimeterskala bis
zu einer 5 cm – Markierung abgelesen wurde. Bei den Versuchen am Ileum terminale musste
35
die Vorspannung in besonders ruhiger Art erfolgen, da eine zu schnelle Spannungssteigerung
eine Funktionsbeeinträchtigung bedeutet hätte.
Nach einer 20 minütigen Assimilierungsperiode wurde der Schreiber auf den Nullpunkt
nachjustiert, die Tyrodelösung abgelassen und durch eine 60 mmolare Kaliumchloridlösung
(s. Tabelle 5) ersetzt. Anschließend musste die Mindestkontraktionskraft, die einer Strecke
des Schreibers vom Nullpunkt bis oberhalb der 5 cm – Marke entsprach, erreicht werden und
die Plateauphase der Kurve eintreten. Dabei war beim Ileum terminale der Kurvenzug
dadurch gekennzeichnet, dass nach einer gewissen Zeit ein Kontraktionsmaximum vorlag, das
im Unterschied zu den Präparaten der Aorta und der Pulmonalarterie nicht direkt in das
Plateau überging, sondern zuvor einen Kurvenabfall verzeichnete, auf ein Niveau das oft nur
noch der Hälfte des Maximums entsprach, ehe die konstante Kontraktion erzielt wurde.
Jene Präparate, deren Kontraktionskraft zu gering waren oder bei denen keine
Kontraktionskonstanz erreicht wurde, mussten verworfen werden. Die Zugabe der
Testsubstanz und die Versuchsdauer erfolgten simultan zu den anderen Versuchen.
3.7.6 Versuchsabfolge Ileum terminale MGtr2-Wirkmechanismus
Im Zuge der Datenauswertung und der dadurch gewonnenen Ergebnisse, konnte
herausgefunden werden auf welches Organ die Testsubstanz den größten Effekt ausübte. Das
Triazol MGtr2 hatte dabei die stärkste Wirkung auf die Teilsegmente des Ileum terminale
(s. 4.1.3). Um den genauen Mechanismus der Wirkung zu untersuchen, wurde analysiert ob
die Wirkung von MGtr2 durch eine Stimulierung der endothelialen Stickstoffmonoxid-
Synthase (eNOS) ausging oder ob die Spasmolyse durch andere Prozesse zustande kam.
Hierzu wurde der Standardversuch am terminalen Ileum modifiziert in dem ein Blocker der
eNOS eingesetzt wurde, der die Funktion des Enzyms und eventuelle Stimulierung durch die
Substanz verhindert sollte. Bei Wirkung des Triazols über das endotheliale Enzym sollte in
Folge der vorangegangen Blockade die Spasmolyse ausbleiben bzw. vermindert werden. Für
die Versuchsdurchführung wurde ebenfalls die Apparatur II verwendet, die vor Testbeginn in
gleicher Art und Weise vorbereitet werden musste. Das Ileumpräparat wurde durch die
gleiche Vorgehensweise hergestellt und ebenso in die Apparatur eingesetzt, bei 5 mV auf eine
Kraft von 4,92 mN vorgespannt und nach einer 20 minütigen Phase, in der sich das Präparat
an das Organbad gewöhnen konnte, durch den Zusatz der 60 mmolaren Kaliumchloridlösung
kontrahiert. War die Mindestkontraktionskraft erreicht und konnte diese in einem konstanten
Zustand gehalten werden erfolgte allerdings nicht die Zugabe der Substanz, sondern zunächst
36
die Gabe einer Lösung von Nitro-L-Arginin (NO-L-Arg), welche die Blockade der eNOS
auslösen sollte.
Hierzu wurde durch das Lösen im Ultraschallbad eine Stammlösung von NO-L-Arg in KCl
haltiger Tyrodelösung hergestellt, welche bei vollständiger Applikation eine
Endkonzentration von 100 µmol/l im Organbad bewirkte. Für die Bereitung der Stammlösung
wurden 0,54 mg NO-L-Arg eingewogen und in 100 µl KCl-haltiger Tyrodelösung gelöst. Die
Konzentration der in die Organbäder injizierten eNOS-Lösung betrug zunächst 30 µmol/l,
was der zuvor ermittelten EC50 von MGtr2 an den Ileumsegmenten entsprach (s. 4.1.3). Nach
45 minütiger Einwirkung von NO-L-Arg, während der die Kontraktionskraft permanent
aufgezeichnet wurde, war die Lösung der Substanz ebenfalls in einer Konzentration von
30 µmol/l zuzusetzen. Nach einer weiteren dreiviertel Stunde konnte der Versuch beendet und
die Kontraktionskraft-Zeit-Kurven mit den Kurven, die ohne die Zugabe von NO-L-Arg
erhalten worden waren, verglichen werden. Durch diesen ersten Versuch konnte überprüft
werden ob die gesamte Wirkung der Substanz über die eNOS ausging, was bereits bei der
geringen Konzentration des Blockers einer verminderten Spasmolyse entsprochen hätte, oder
ob nur ein gewisser Teil der Wirkung durch eNOS-Beteiligung zu Stande kam, wodurch
eventuell keine Verminderung der Spasmolyse erfasst worden wäre. In einem zweiten
Versuch wurde daher die Konzentration der zugegebenen NO-L-Arg Lösung auf 100 µmol/l
erhöht, um die gesamte eNOS zu blockieren. Anschließend wurde auf die Verringerung der
spasmolytischen Wirkung von MGtr2 geprüft.
3.8 Datenauswertung
3.8.1 Datenauswertung Musculus papillaris
Durch die Versuche an den Papillarmuskelpräparaten sollte der inotrope Einfluss der
Substanz analysiert werden. Als eine die Inotropie beeinflussende Wirkung, wird jener Effekt
definiert, der die Kontraktionskraft des Herzens in positiver oder negativer Weise modulieren
kann. Die Aufzeichnung erfolgte diskontinuierlich im Unterschied zu den Versuchen an den
glattmuskulären Präparaten. Hierzu wurden während eines Versuches insgesamt fünf Mal,
jeweils für die Dauer von 45 Minuten, alle fünf Minuten eine Aufzeichnung über sechs
Kontraktionsamplituden durchgeführt (s. 3.7.1), deren Höhe die Kontraktionskraft definierten.
Die Amplitudenhöhe wurde dabei durch Ausmessen mit einem Lineal bestimmt und in cm
37
angegeben. Der Mittelwert der letzten sechs Amplituden des ersten Intervalls wurde, durch
Multiplikation mit dem Eichfaktor 0,39 (s. Tabelle 6), als Kontrollwert definiert und mit
100 % Kontraktionskraft festgelegt. Der verwendete Eichfaktor orientierte sich dabei an der
eingestellten Stromstärke in mV und war nötig um die abgemessene Strecke in
cm in die vorliegende Kraft in mN umzurechnen. Jene Eichfaktoren wurden beim
Papillarmuskelpräparat aber auch bei den anderen Versuchen verwendet.
Durch die anschließende Zugabe der Substanz in steigender Konzentration und gleichzeitig
erfolgender Aufzeichnung der Kontraktionskraft, konnten die konzentrationsabhängigen
Auswirkungen der Substanz erfasst und in Relation zum Kontrollwert durch Prozentangaben
festgehalten werden. Außerdem musste bei der Auswertung die Eigenwirkung des
verwendeten Lösungsmittels DMSO berücksichtigt werden und die Ergebnisse nach oben
oder unten korrigiert werden.
Tabelle 6: Eichfaktoren
Spannung
(mV) Eichfaktor
2 0,39
5 0,98
10 1,96
3.8.2 Datenauswertung Atrium cordis dextrum
Anhand der verwendeten Vorhofpräparate sollte der chronotrope Einfluss des Triazols
analysiert werden. Die Chronotropie beschreibt die Kontraktions- bzw. Schlagfrequenz des
Herzens, weshalb bei den Versuchen an den Präparaten des Vorhofes nicht die
Kontraktionskraft sondern die Häufigkeit der Schläge pro Minute bestimmt wurde. Diese
wurde in 45 minütigen Intervallen ermittelt, in denen alle fünf Minuten eine Aufzeichnung für
12 Sekunden erfolgte, die bei einer Aufzeichnungsgeschwindigkeit von 5 mm/s, einer 6 cm
langen Strecke auf dem Millimeterpapier entsprach. Die einzelnen Schläge wurden durch
Auszählen bestimmt und durch Multiplikation mit dem Faktor 5 auf die Schlaganzahl pro
Minute umgerechnet. Die letzte Messung des ersten Intervalls diente als Kontrollwert, der mit
1 definiert wurde. Bei den übrigen Intervallen wurde ebenfalls die letzte Messung für die
Auswertung verwendet und bezogen auf den Kontrollwert in Prozent angegeben. Übte die
38
Substanz einen Chronotropie beeinflussenden Effekt aus, wurde dies durch eine Änderung der
Schlaganzahl ersichtlich.
3.8.3 Datenauswertung der glattmuskulären Präparate
Die Aufzeichnungen der glattmuskulären Präparate dienten bei den Organpräparaten der
Arteria pulmonalis und der Aorta descendens der Prüfung einer möglichen
vasodilatatorischen Wirkung durch MGtr2, während die Ileumpräparate zwecks Testung eines
eventuellen spasmolytischen Effektes analysiert wurden. Der hierzu registrierte Parameter
repräsentierte die Abnahme der Kontraktionskraft einer vorangegangenen Dauerkontraktion.
Dafür wurde im Gegensatz zu den bereits beschriebenen Herzpräparaten eine kontinuierliche
Aufzeichnungsmethode gewählt.
Den Beginn der Aufnahme der Kontraktionskraft stellte die Zugabe der KCl-Lösung und die
dadurch ausgelöste chemische Kontraktion dar. Nachdem die Plateauphase mit einer
Mindesthöhe (s. 3.7.3) erreicht wurde, konnte deren Höhe durch die Distanz zum Nullpunkt
in cm abgemessen werden und wurde folglich als Kontrollwert (= 1) definiert. Nach der
Zugabe der ersten Substanzkonzentration, die im Fall einer vasodilatatorischen bzw.
spasmolytischen Wirkung einen konzentrationsabhängigen Abfall des Kurvenzugs bedeutete,
wurde an der durchgehenden Kurve ein Vermerk eingezeichnet (s. 4.1). Als Wert der
verbliebenen Kontraktionskraft nach Zugabe der entsprechenden Konzentration, wurde
unmittelbar vor der Zugabe der nächst höheren Substanzkonzentration, nach 45 Minuten die
Resthöhe des Kurvenzugs bestimmt und in Relation zur Ausgangshöhe der Kontrollkurve
gesetzt. Wurde die Kontraktionskraft durch die Zugabe der Substanz auf ein Niveau von 0 %
des Ausgangswertes vermindert, war das Versuchsende vor dem eigentlichen Ende der
Testzeit erreicht.
Die erhaltenen Werte der Strecken auf dem Millimeterpapier konnten durch die
Multiplikation mit den jeweiligen Eichfaktoren (s. Tabelle 6) in Kraftwerte in mN
umgerechnet werden.
39
3.9 Statistik
Die bei der Vermessung der Kontraktionskraft erhaltenen Werte in cm wurden zunächst durch
den Eichfaktor in mN umgerechnet und anschließend in Prozent des Kontrollwertes
angegeben. Die Schlagfrequenz des Vorhofes (Schläge/min.) konnte direkt in die
prozentualen Anteile transformiert werden. Außerdem wurden die erhaltenen Werte je nach
Organ durch einen Faktor erhöht bzw. erniedrigt, der die Eigenwirkung des verwendeten
Lösungsmittels DMSO berücksichtige.
Pro Organ wurden mehrere Tests durchgeführt aus denen die Versuchsergebnisse in das
arithmetische Mittel (fc bzw. f) sowie die dazu gehörige Standardabweichung (SEM)
umgerechnet wurden. Durch die Verwendung des Programms Sigma-Plot 9.0 konnten
Konzentrations-Wirkungskurven erstellt werden, bei denen auf der Abszisse die
Konzentration von MGtr2 in µmol/l und auf der Ordinate die Kontraktionskraft in mN bzw.
die Anzahl der Schläge pro Minute abgetragen wurden. Konnte eine Wirkung durch die
Substanz beobachtet werden, war es möglich die EC50 zu ermitteln, die einer Konzentration
entsprach, bei der 50 % des maximal zu erwartenden Effektes ausgelöst wurden.
Zur Beurteilung der Signifikanz der ermittelten Versuchsergebnisse wurde der Student-t-Test
verwendet, der Messergebnisse mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit kleiner als 5 % (p < 0,05)
bzw. 1 % (p < 0,01) als signifikant und Ergebnisse mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit
kleiner als 0,1 % (p < 0,001) als statistisch hochsignifikant definierte.
40
4. Ergebnisse Im Folgenden sollen die Ergebnisse der Versuche an den Präparaten der einzelnen Organe
aufgeführt werden, indem zu jedem Organ jeweils eine Tabelle der einzelnen
Versuchsergebnisse, die daraus abgeleitete Konzentrations-Wirkungskurve und eine
Originalabbildung der Versuchsaufzeichnung zur Veranschaulichung dienen. Die berechneten
Mittelwerte (fc bzw. f) und Standardabweichungen (± SEM) beinhalten dabei bereits eine
Korrektur durch Berücksichtigung der DMSO-Eigenwirkung.
4.1 Versuchsergebnisse an glattmuskulären Präparaten
4.1.1 Wirkung von MGtr2 auf die Aorta descendens
Um auf eine mögliche vasodilatatorische Wirkung von MGtr2 auf glatte Gefäßmuskelzellen
zu testen, wurden insgesamt fünf Versuche durchgeführt. Dabei wurde der Versuch wie in
3.7.3 beschrieben durchgeführt.
Nach der Zugabe der Kaliumchloridlösung in einer Konzentration von 90 mmol/l, der
folgenden chemischen Kontraktion und Eintreten einer stetigen Dauerkontraktion, trat bei der
auf dem Millimeterpapier aufgezeichneten Kontraktionskraftkurve eine Plateauphase ein,
deren Abstand zur Nulllinie als Kontrollwert definiert wurde (= 100 %). Dieser betrug am
Organ Aorta descendens 19,29 ± 2,71 mN. Die im Folgenden durch die Substanzzugabe
entstehenden Senkungen der Kurve wurden ebenfalls durch die Distanz zur Nulllinie erfasst
und anschließend als Anteil des Kontrollwertes angegeben. Die Absenkung der Kurve konnte
daher als Nachlass der Kontraktionskraft, im Fall der Präparate der Aorta descendens als
Vasodilatation definiert werden.
41
Tabelle 7: Versuchsergebnisse der Aorta descendens unter Einfluss von MGtr2
MGtr2
(µmol/l)
fc ± SEM
(mN)
fc ± SEM
(%)
Versuche
(n)
Irrtums-
warscheinlichkeit
(P)
Kontrolle 19,29 ± 2,71 0,00 ± 0 5 -
3 19,19 ± 2,62 - 0,31 ± 0,64 5 n.s.
10 18,71 ± 2,60 - 2,94 ± 1,20 5 n.s.
30 16,67 ± 2,63 - 14,40 ± 2,78 5 0,05
100 13,31 ± 2,70 - 33,29 ± 4,98 5 0,05
Aus den vier durchgeführten Versuchen und deren Versuchsergebnissen wurde das
arithmetische Mittel der Kontraktionskraft (mN) und der Abnahme der Kontraktionskraft (%)
gebildet sowie deren Standardfehler bestimmt. Im Anschluss wurde die
Irrtumswahrscheinlichkeit berechnet um eine Aussage über die statistische Signifikanz der
Messerergebnisse zu erhalten.
Die Messergebnisse konnte durch das Programm Sigma Plot 9 in eine graphische Darstellung
überführt werden, die einer Konzentrations-Wirkungskurve entsprach.
42
Abbildung 11: Konzentrations-Wirkungs-Kurve der Aorta descendens
Konz.(µmol/l)3 10 30 100
Abn
ahm
e de
r Kon
trakt
ions
kraf
t (%
)
-100
-75
-50
-25
0
0
Aortan = 5, MGtr2.HCl
Der Graph zeigt die Abhängigkeit der Kontraktionskraft von der Zugabe der Testsubstanz in
verschiedenen Konzentrationen. Auf der Abszisse wurde hierzu die Konzentration
semilogarithmisch aufgetragen in der Einheit µmol/l. Die Ordinate zeigt die Abnahme der
Kontraktionskraft vom Kontrollwert in Prozent. Die Punkte der Kurve symbolisieren die
Mittelwerte der Kontraktionskraftabnahme bei den unterschiedlichen Substanz-
konzentrationen. Die von den Punkten abgehenden senkrechten Geraden stellen die Größe der
SEM dar (Rubin 1978).
Der Kurvenzug veranschaulicht, dass MGtr2 selbst in der höchsten Konzentration von
100 µmol/l keine Abnahme der Kontraktion um 50 % verursachte und somit die EC50 nicht
erreicht wurde. Daher lag ein nur mäßiger vasodilatatorischer Effekt an der Aorta descendens
vor.
43
Abbildung 12: Originalabbildung der Kontraktionskraft der Aorta descendens unter Einwirkung von MGtr2
Die Kurve veranschaulicht den mäßigen vasodilatatorischen Effekt von MGtr2 auf die
Präparate der Aorta descendens. Bei den Versuchen konnte die EC50 nicht erreicht werden.
45 Minuten
1 cm = 0,98 mN
3 µmol/l
10 µmol/l
30 µmol/l
100 µmol/l
44
4.1.2 Wirkung von MGtr2 auf die Arteria pulmonalis
MGtr2 wurde an der Arteria pulmonalis getestet, um wie auch an der Aorta descendens auf
einen möglichen Kontraktionskraft beeinflussenden Effekt zu testen, der einer Vasodilatation
entsprach. Hierzu wurden fünf Versuche durchgeführt, deren Ablauf bereits in 3.7.4
beschrieben wurde. Die Ringpräparate wurden nach Ablassen der Tyrodelösung und durch die
Gabe einer 90 mmolaren KCl-Lösung kontrahiert. Konnte die Beständigkeit der
Dauerkontraktion erreicht werden, wurde die Höhe der Kontraktionskraft bestimmt und als 1
definiert. Der Kontrollwert betrug 16,72 ± 1,37 mN.
Nach der Zugabe des Triazols konnte bei einer Senkung der aufgezeichneten Kurve eine
Vasodilatation erfasst werden. Die Resthöhe des Graphen wurde als Anteil des Kontrollwertes
beschrieben. Die Tabelle 8 enthält die in mN umgerechneten Resthöhenwerte und die
Abnahme der Kontraktionskraft in Prozent als arithmetisches Mittel (fc) sowie deren SEM.
Die DMSO-Eigenwirkung ist bereits berücksichtigt. Im Unterschied zur Testung an der Aorta
wurde durch die Zugabe von MGtr2 an der Pulmonalarterie eine deutlich stärkere
Vasodilatation erreicht, die einer EC50 von 59,5 µmol/l entsprach. Durch die Zugabe von
100 µmol/l nahm die Ausgangskontraktion um insgesamt 60,85 ± 3,87 % ab.
Tabelle 8: Versuchsergebnisse der Arteria pulmonalis unter Einfluss von MGtr2
MGtr2
(µmol/l)
fc ± SEM
(mN)
fc ± SEM
(%)
Versuche
(n)
Irrtums-
warscheinlichkeit
(P)
Kontrolle 16,72 ± 1,37 0,00 ± 0 5 -
3 15,15 ± 1,46 - 9,82 ± 2,00 5 n.s.
10 14,13 ± 1,70 - 16,64 ± 4,06 5 0,05
30 10,91 ± 1,64 - 36,14 ± 5,85 5 0,05
100 6,47 ± 0,73 - 60,85 ± 3,87 5 0,01
45
Abbildung 13: Konzentrations-Wirkungs-Kurve der Arteria pulmonalis
Konz.(µmol/l)3 10 30 100
Abn
ahm
e de
r Kon
trakt
ions
kraf
t (%
)
-100
-75
-50
-25
0
0
ARTERIA PULMONALISn = 5, MGtr2.HClEC50= 59,5 µmol/l
Die Konzentrations-Wirkungskurve gibt den Zusammenhang der Erhöhung der
Substanzkonzentration und der zugehörigen Abnahme der Kontraktionskraft wieder. Hierzu
wurde auf der Abszisse die Konzentration semilogarithmisch in µmol/l und auf der Ordinate
der Effekt, durch Verringerung der Ausgangskontraktion, in Prozent aufgetragen. Die
Markierungen auf der Kurve stellen die Mittelwerte der Messwerte bei der jeweiligen
Konzentration dar, wobei die vertikalen Linien die dazugehörige SEM angeben.
Im Unterschied zu den glattmuskulären Präparaten der Aorta descendens ist eine deutlich
stärkere Vasodilatation feststellbar deren EC50 bei einem Wert von 59,5 µmol/l liegt. Durch
Zugabe der gesamten Substanzlösung wird eine Relaxation der Gefäßmuskelzellen von
60,85 ± 3,87 % des Ausgangswertes erzielt.
46
Abbildung 14: Originalabbildung der Kontraktionskraft der Arteria pulmonalis unter Einwirkung von MGtr2
Die Kurve zeigt die Abnahme der Kontraktionskraft nach
Zugabe von MGtr2 in unterschiedlichen Konzentrationen. Eine deutliche Vasodilatation wird
ab einer Konzentration von 30 µmol/l erzielt.
3 µmol/l
10 µmol/l
30 µmol/l
100 µmol/l
45 Minuten
1 cm = 0,98 mN
47
4.1.3 Wirkung von MGtr2 auf das Ileum terminale
An den Segmenten des terminalen Ileums sollte MGtr2 hinsichtlich einer möglichen
spasmolytischen Aktivität getestet werden. Hierzu wurden vier Versuche durchgeführt, deren
Ablauf den Schilderungen von 3.7.5 folgte. Die an ihren Haken in die Apparatur II
eingesetzten Präparate wurden nach der Akklimatisierungsphase durch eine 60 mmolare
Kaliumchloridlösung chemisch kontrahiert. Die Kraft der konstanten Dauerkontraktion wurde
als Kontrollwert mit 100 % definiert und entsprach 8,72 ± 1,53 mN. Durch Zugabe des
Triazols in steigender Konzentration konnte eine Abnahme der Kontraktionskraft durch den
Abfall des Kurvenverlaufs registriert werden. Die verbliebene Kraft wurde in Relation zum
Kontrollwert gesetzt und in Prozent angegeben.
Unter den glattmuskulären Organen konnte MGtr2 an den Elementen des terminalen Ileums
den stärksten Effekt verursachen. Die Kontraktionskraft des Darmes nahm bereits bei einer
Konzentration von 3 µmol/l ab. Eine Spasmolyse von 50 % wurde bei einer Konzentration
von 29 µmol/l erreicht. Durch Zugabe der gesamten Stammlösung von MGtr2 nahm die
Kontraktionskraft der Darmsegmente um 74,95 ± 5,70 % ab.
Die Tabelle 9 zeigt die Versuchsergebnisse der vier Versuche. Angegeben sind die
Mittelwerte der Kontraktionskraft sowie deren Standardfehler. Außerdem ersichtlich sind die
Abnahmen der Kontraktionen und die dazu gehörigen SEM. Die Irrtumswahrscheinlichkeit
veranschaulicht die statistische Signifikanz der erhaltenen Werte.
Tabelle 9: Versuchsergebnisse des Ileum terminale unter Einfluss von MGtr2
MGtr2
(µmol/l)
fc ± SEM
(mN)
fc ± SEM
(%)
Versuche
(n)
Irrtums-
warscheinlichkeit
(P)
Kontrolle 8,72 ± 1,53 0,00 ± 0 4 -
3 8,54 ± 1,55 - 2,33 ± 0,84 4 0,05
10 7,61 ± 1,29 - 12,55 ± 0,60 4 0,05
30 4,26 ± 0,78 - 51, 28 ± 0,72 4 0,01
100 2,45 ± 1,05 - 74,95 ± 5,70 4 0,01
48
Abbildung 15: Konzentrations-Wirkungs-Kurve des Ileum terminale
Konz.(µmol/l)3 10 30 100
Abn
ahm
e de
r Kon
trakt
ions
kraf
t (%
)
-100
-75
-50
-25
0
0
Terminales Ileumn = 5, MGtr2.HClEC50= 29 µmol/l
Die Kurve veranschaulicht den konzentrationsabhängigen Abfall der Kontraktionskraft durch
MGtr2. Auf der Abszisse sind die Konzentrationen in halblogarithmischer Art in der Einheit
µmol/l aufgetragen. Die Ordinate beinhält die Abnahme der Kontraktionskraft in Prozent. Die
Markierungen des Kurvenzuges zeigen die Mittelwerte der Versuche bei der jeweiligen
Konzentration an, deren Senkrechten die dazugehörigen Standardfehler. Der Kurvenverlauf
weist einen starken Abfall der Kontraktion ab einer Konzentration von 10 µmol/l auf. Eine
Verringerung der Ausgangskontraktionskraft um 50 % wird bereits ab einer Konzentration
von 29 µmol/l erzielt, weshalb die Affinität der Präparate des Ileum terminale gegenüber
MGtr2 als bedeutender im Vergleich zu den Organpräparaten der Aorta descendens und der
Arteria pulmonalis angesehen werden können.
49
Abbildung 15: Originalabbildung der Kontraktionskraft des Ileum terminale unter Einwirkung von MGtr2
Der Kurvenlauf verdeutlicht den spasmolytischen Effekt von MGtr2 auf das Ileum. Bereits
bei einer Konzentration von 10 µmol/l erfolgte ein starker Abfall der Kontraktion. Eine
Substanzkonzentration von 100 µmol/l bewirkte die vollständige Spasmolyse des Ileums.
10 µmol/l
45 Minuten
1 cm = 0,98 mN
0 % Restkontraktion vor
Intervallende erreicht
3 µmol/l
30 µmol/l
100 µmol/l
50
4.2 Wirkung von MGtr2 auf den Musculus papillaris
Die Auswirkung des Triazols auf die Kontraktilität des Herzens wurde an den Präparaten der
Papillarmuskeln simuliert. Hierzu wurden die Organpräparate in die Apparatur I (s. 3.6.2)
eingesetzt und der Versuch wie in 3.7.1 beschrieben durchgeführt. Um die Beeinflussung der
Inotropie durch MGtr2 zu untersuchen, wurden sechs Versuche durchgeführt. Nach der
Aktivierung der elektrischen Kontraktion der Organpräparate durch den Accupulser und dem
Erreichen eines konstanten Schlagrhythmus mit gleichbleibender Kontraktionskraft, wurde
die Kontraktilität der Präparate bestimmt und als Kontrollwert mit 100 % definiert. Der
Referenzwert stellte eine Kontraktionskraft von 1,29 ± 0,17 mN dar.
Im Anschluss wurde die substanzabhängige Beeinflussung der Inotropie durch die Änderung
der aufgezeichneten Amplitudenhöhen registriert und die Größe der Schlagkraft als Anteil des
Kontrollwertes angegeben. Dabei wurde ersichtlich, dass MGtr2 nur einen geringen Einfluss
auf die Inotropie der Papillarmuskeln hat.
Die Tabelle 10 zeigt die Mittelwerte der Schlagkrafthöhen der sechs Versuche in mN sowie
die Abnahme der Kontraktionsfähigkeit in Prozent. Außerdem sind die dazugehörigen
Standardfehler angegeben. Die Irrtumswahrscheinlich gibt Auskunft über die statistische
Signifikanz der aufgezeichneten Messwerte.
Tabelle 10: Versuchsergebnisse des Musculus papillaris unter Einfluss von MGtr2
MGtr2
(µmol/l)
fc ± SEM
(mN)
fc ± SEM
(%)
Versuche
(n)
Irrtums-
warscheinlichkeit
(P)
Kontrolle 1,29 ± 0,17 0,00 ± 0 6 -
3 1,15 ± 0,14 - 8,36 ± 5,52 6 n.s.
10 0,96 ± 0,13 - 19,64 ± 12,15 6 n.s.
30 0,99 ± 0,11 - 21,18 ± 5,43 6 n.s.
100 1,25 ± 0,18 - 1,21 ± 9,89 6 n.s.
51
Abbildung 16: Konzentrations-Wirkungs-Kurve des Musculus papillaris
Konz.(µmol/l)3 10 30 100
Abn
ahm
e de
r Kon
trakt
ions
kraf
t (%
)
-100
-75
-50
-25
0
25
0
Papillarmuskeln = 6, MGtr2.HCl
Der Kurvenverlauf stellt den Einfluss von MGtr2 auf die Kontraktilität des Herzens dar. Die
x-Achse gibt die Substanzkonzentration in µmol/l semilogarithmisch an, auf der y-Achse
befindet sich die in Prozent angegebene Abnahme der Kontraktionskraft. Die Markierungen
der Kurve stellen die Mittelwerte der vermessenen Kontraktionskraft dar, mit durch die
Senkrechten symbolisierten dazugehörigen SEM. Durch Erhöhung der Substanzkonzentration
auf bis zu 30 µmol/l wurde ein negativ inotroper Einfluss von - 21,18 ± 5,43 % des
Referenzwertes aufgezeichnet. Allerdings wurde durch eine weitere Steigerung der
Konzentration auf insgesamt 100 µmol/l die negative inotrope Beeinflussung wieder geringer
auf insgesamt - 1,21 ± 9,89 % des Kontrollwertes. Anhand der Amplituden wurde ersichtlich,
dass der Effekt durch MGtr2 auf die Kontraktilität des Herzens mäßig ist, eine EC50 konnte
nicht erzielt werden.
52
Abbildung 17: Originalabbildung der Kontraktionskraft des Musculus papillaris unter Einwirkung von MGtr2
Die Amplituden demonstrieren, dass mit zunehmender Triazolzugabe die Kontraktionskraft
zunächst bis zu einer Konzentration von 10 µmol/l vermindert wird. Ab einer Konzentration
von 30 µmol/l stagniert der Inotropie beeinflussende Effekt MGtr2s und ist ab einer
Konzentration von 100 µmol/l sogar rückläufig. Dadurch stellt sich nahezu das Ausgangslevel
der Kontraktilität ein.
10 µmol/l
30 µmol/l
100 µmol/l
1 cm = 0,98 mN
3 µmol/l
Kontrolle
53
4.3 Wirkung von MGtr2 auf das Atrium cordis dextrum
Die Präparate des rechten Vorhofes dienten innerhalb der fünf getätigten Versuche der
Testung auf einen möglichen Chronotropie beeinflussenden Effekt von MGTr2. Hierzu wurde
die Apparatur 2 verwendet, an der die Prüfungen wie in 3.7.2 beschrieben durchgeführt
wurden. Da die zur Automatie befähigten Gewebe des rechten Vorhofes ohne eine zusätzliche
chemische bzw. elektrische Reizung kontrahierten wurden diese in die begaste Tyrodelösung
eingelassen und konnten nach Erlangen einer konstanten Schlagfrequenz für die Versuche
verwendet werden. Die Anzahl der pro Minute getätigten Schläge wurde als Kontrollwert
festgelegt und mit einer Schlagfrequenz von 100 % definiert, was einer Frequenz von
199,00 ± 11,66 Schlägen pro Minute entsprach. Im Anschluss wurden die Schläge jeweils für
12 Sekunden aufgenommen. Dies kam einer Strecke von 6 cm gleich. Durch Auszählung der
Einzelkontraktionen und Multiplikation mit dem Faktor fünf, konnte die Schlaganzahl pro
Minute erhalten werden, die anschließend in Beziehung zum Kontrollwert gesetzt und in
Prozent des Referenzwertes angegeben wurde. Dabei wurde ersichtlich, dass MGtr2 bis zu
einer Konzentration von 30 µmol/l so gut wie keinen Effekt auf den rechten Vorhof ausübte.
Allerdings fiel bei Erreichen einer Konzentration von 100 µmol/l die Kontraktionsfrequenz
schlagartig auf null ab, was einer stark negativ chronotropen Wirkung des Triazols entsprach.
Tabelle 11 enthält die Schlagfrequenz in Schläge/Minute, die Abnahme der Frequenz in
Prozent sowie die dazu gehörigen Standardfehler. Durch die angegebene
Irrtumswahrscheinlich wird die statistische Signifikanz der Messerwerte beurteilt.
Tabelle 11: Versuchsergebnisse des Atrium cordis dextrum unter Einfluss von MGtr2
MGtr2
(µmol/l)
f ± SEM
(x/min.)
f ± SEM
(%)
Versuche
(n)
Irrtums-
warscheinlichkeit
(P)
Kontrolle 199,00 ± 11,66 0,00 ± 0 5 -
3 203,00 ± 15,54 1,59 ± 1,98 5 n.s.
10 203,00 ± 16,17 1,60 ± 2,63 5 n.s.
30 197,00 ± 15,94 - 1,28 ± 3,53 5 n.s.
100 0,00 ± 0,00 - 100 ± 0,00 5 0,001
54
Abbildung 18: Konzentrations-Wirkungs-Kurve des Atrium cordis dextrum
Konz.(µmol/l)3 10 30 100
Abn
ahm
e de
r Sch
lagfre
quen
z (%
)
-100
-75
-50
-25
0
25
0
Rechter Vorhofn = 5, MGtr2.HClEC50 = 55 µmol/l
Die Konzentrations-Wirkungskurve des rechten Vorhofes zeigt die Abhängigkeit der
Schlagfrequenz von der zugegebenen Konzentration der Testsubstanz auf. Hierzu wurden auf
der Abszisse die Substanzkonzentration in µmol/l und auf der Ordinate die Schläge pro
Minute aufgetragen. Die Punkte des Kurvenzugs verdeutlichen die Mittelwerte der
Schlaganzahl zur jeweiligen Konzentration, durch die davon abgehenden vertikalen Linien
sollen die zugehörigen SEM angegeben werden.
Die Kurvenentwicklung legt eine nahezu ausbleibende Beeinflussung der Schlagfrequenz
durch MGtr2 bis zu einer Konzentration von 30 µmol/l dar. Durch Erreichen der
Endkonzentration von 100 µmol/l zeigt das Triazol einen stark negativ chronotropen Effekt,
der durch steilen Abfall der Kurve veranschaulicht wird, der einer vollständig ausbleibenden
Kontraktionsfähigkeit entspricht. Die EC50 beträgt daher 55 µmol/l.
55
Abbildung 19: Originalabbildung der Schlagfrequenz des Atrium cordis dextrum unter Einwirkung von MGtr2
Die Originalabbildung der Schlagfrequenz unter Einwirkung von MGtr2 zeigt, dass durch die
Erhöhung der Substanzkonzentration auf ein Niveau von 30 µmol/l keine signifikante
Auswirkung auf die Häufigkeit der getätigten Schläge zu verzeichnen war.
Eine Konzentrationserhöhung auf das Endlevel von 100 µmol/l hingegen bewirkte einen
starken negativ chronotropen Effekt, der sich durch eine Schlagfrequenz von 0 % des
Kontrollwertes verdeutlichte. Dadurch ergibt sich eine EC50 von 55 µmol/l.
10 µmol/l
30 µmol/l
100 µmol/l
3 µmol/l
Kontrolle
12 Sekunden
56
4.4 Ermittlung des Wirkmechanismus von MGtr2 am Ileum terminale
Die zu einem Effekt führende Konzentration MGtr2s war an den Segmenten des Ileum
terminale am geringsten, weshalb die Präparate des Krummdarms ausgewählt wurden, um
den Wirkmechanismus des Triazols zu untersuchen.
Während der Versuche sollte überprüft werden, ob der spasmolytische Effekt durch eine
Wirkung über das Enzym eNOS vermittelt wurde oder ob andere Mechanismen für die
Spasmolyse verantwortlich waren. Aktivierung der eNOS bewirkt an Endothelzellen eine
vermehrte Freisetzung des dilatierend wirksamen Stickstoffmonoxid. Dazu wurde das Enzym
innerhalb von zwei getrennten Versuchen durch verschiedene Konzentrationen einer Lösung
von NO-L-Arg in KCl hältiger Tyrodelösung blockiert und im Anschluss die Wirkung von
MGtr2 durch Zugabe der EC50 überprüft.
4.4.1 Beeinflussung der MGtr2-Wirkung durch 30 µmol/l Nitro-L-Arginin
Um zunächst nur einen Teil des Enzyms eNOS zu blockieren, wurde die Konzentration der
NO-L-Arg Lösung von 30 µmol/l gewählt. Dadurch sollte getestet werden, ob die Wirkung
der Substanz nur anteilig oder vollständig von der eNOS abhängig war. Eine sofortige
Verminderung der spasmolytischen Aktivität bei bereits geringen Konzentrationen des
Blockers, hätte die vollständige Abhängigkeit des Effektes MGtr2s von der eNOS aufgezeigt.
Nach Eintreten der konstanten Dauerkontraktion der Ileumsegmente durch vorherige Zugabe
der 60 mmolaren KCl-Lösung, die einer Kraft von 8,92 ± 0,86 mN entsprach und als
Kontrollwert mit 100 % definiert wurde, konnte der eNOS-Blocker appliziert werden um für
45 Minuten auf die endothelialen Enzyme einzuwirken und diese zu hemmen. Währenddessen
wurde die Kontraktionskraft durchgehend aufgezeichnet. Anschließend wurde MGtr2
einmalig in einer Konzentration von 30 µmol/l in das Organbad eingebracht und die
spasmolytische Aktivität des Triazols für 45 Minuten registriert.
57
Tabelle 12: Wirkung von MGtr2 am Ileum terminale unter Blockade der eNOS (30 µmol/l NO-L-Arg)
Konzentration
(µmol/l)
fc ± SEM
(mN)
Versuche
(n)
Irrtums-
wahrscheinlichkeit
(P)
0 (Kontrolle) 8,92 ± 0,86 4 -
30 (NO-L-Arg) 9,24 ± 0,95 4 -
30 (MGtr2) 4,35 ± 0,70 4 0,05
Tabelle 12 gibt die Mittelwerte der Kontraktionskraft der vier Versuche nach Zugabe des
Blockers und anschließender Applikation von MGtr2 in mN an sowie die dazugehörigen
Standardfehler. Die statistische Signifikanz der Messwerte soll durch die angegebene
Irrtumswahrscheinlichkeit gezeigt werden.
58
Abbildung 20: Kontraktionskraft des Ileum terminale unter Einwirkung von NO-L-Arg (30 µmol/l) und MGtr2
Darm, Nitro - L - Arginin (30 µM)MGtr2.HCl, 30 µmol/l
n=4
f c[m
N]
0
2
4
6
8
10
12
Kontrolle Nitro-L-Arginin MGtr2.HCl 100 µM 30 µM
Auf der Abszisse wurde die Konzentration in µmol/l aufgetragen. Die Konzentration des
Kontrollwertes lag bei 0 µmol/l, die zweite Säule veranschaulicht eine Konzentration von
30 µmol/l NO-L-Arg und der dritte Balken gibt die Kombination von 30 µmol/l NO-L-Arg
und 30 µmol/l MGtr2 an. Auf der Ordinate wurde die Kontraktionskraft der Ileumpräparate
in mN aufgetragen.
Die Balken symbolisieren die erhaltenen Mittelwerte der Konvulsionskräfte in Abhängigkeit
der Konzentration. Die von ihnen abgehenden Vertikalen stellen die Standardfehler der
Messwerte da.
Anhand der graphischen Darstellung wird deutlich, dass eine Konzentration von 30 µmol/l
Nitro-L-Arginin keinen Einfluss auf die spasmolytische Aktivität des Triazols ausübte, das
durch eine Konzentration von 30 µmol/l den gleichen Effekt realisierte, wie ohne den Einfluss
des eNOS-Blockers.
59
30 µmol/l
MGtr2
45 Minuten
30 µmol/l NO-L-Arg
Abbildung 21: Originalabbildung der Kontraktionskraft des Ileum terminale
unter Einwirkung von NO-L-Arg (30 µmol/l) und MGtr2
Die Kurve der Kontraktionskraft veranschaulicht, dass trotz Zugabe des eNOS-Blockers das
Triazol MGtr2 seinen spasmolytischen Effekt auf das terminale Ileum unbeeinflusst ausübte.
1 cm = 0,98 mN
60
4.4.1 Beeinflussung der MGtr2-Wirkung durch 100 µmol/l Nitro-L-Arginin
Eine mögliche Teilwirkung des Triazols über die eNOS sollte in einem zweiten Versuch
durch die Zugabe einer 100 µmolaren NO-L-Arg Lösung getestet werden. Durch die
vollständige Blockade der entdothelialen Stickstoffmonoxid Synthase sollte, bei einer
Beteiligung des Enzyms am Wirkmechanismus von MGtr2 die anschließende Spasmolyse in
geringerem Ausmaß erfolgen.
Hierzu wurde das gleichbleibend dauerkontrahierte Organpräparat mit einer 100 µmolaren
Lösung von NO-L-Arg in KCl haltiger Tyrodelösung versetzt. Nach 45 Minuten wurde
MGtr2 in einer Konzentration von 30 µmol/l appliziert und die Beeinflussung des
spasmolytischen Effektes durch den Enzyminhibitor während eines weiteren 45 minütigen
Intervalls überprüft.
Die Tabelle 13 beinhält die erhaltenen Messerwerte der fünf durchgeführten Versuche als
Kontraktionskraft in mN sowie die zugehörigen SEM. P soll Aufschluss über die statistische
Signifikanz der Versuchsergebnisse geben.
Tabelle 13: Wirkung von MGtr2 am Ileum terminale unter Blockade der eNOS (100 µmol/l NO-L-Arg)
Konzentration
(µmol/l)
fc ± SEM
(mN)
Versuche
(n)
Irrtums-
wahrscheinlichkeit
(P)
0 (Kontrolle) 13,24 ± 0,85 5 -
100 (NO-L-Arg) 13,86 ± 0,82 5 -
30 (MGtr2) 6,54 ± 0,18 5 0,05
61
Abbildung 22: Kontraktionskraft des Ileum terminale unter Einwirkung von NO-L-Arg (100 µmol/l) und MGtr2
Darm, Nitro - L - Arginin (100µM)MGtr2.HCl, 30 µmol/l
n=5
f c[m
N]
0
2
4
6
8
10
12
14
16
Kontrolle Nitro-L-Arginin MGtr2.HCl 30 µM 30 µM
Die Abbildung verdeutlicht den Einfluss der jeweiligen Substanzkonzentrationen auf die
konvulsive Kraft der Ileumpräparate. Hierzu wurden auf der x - Achse die Konzentrationen in
µmol/l angegeben. Auf der y - Achse befindet sich die Kontraktionskraft in mN. Die Balken
legen die Kontraktion der Kontrolle, nach Zugabe von 100 µmol/l NO-L-Arg und der
Mischung von 100 µmol/l NO-L-Arg und 30 µmol/l MGtr2 dar. Die senkrechten Linien
symbolisieren die mit den Messwerten verbundenen SEM.
Die Graphik veranschaulicht den ausbleibenden Effekt von NO-L-Arg auf die spasmolytische
Aktivität des Triazols. Durch die vollständige Blockade des Enzyms wird die Wirkung von
MGtr2 nicht vermindert (s. 4.1.3), daher wird weder die gesamte Spasmolyse, noch ein Teil
des Effektes der Testsubstanz über die Aktivierung der endothelialen Stickstoffmonoxid-
Synthase ausgeführt.
62
Abbildung 23: Originalabbildung der Kontraktionskraft des Ileum terminale
unter Einwirkung von NO-L-Arg (100 µmol/l) und MGtr2
Der Graph verdeutlicht, dass durch Zugabe des Enzyminhibitors NO-L-Arg in einer
Konzentration von 100 µmol/l und die vollständige Blockade der endothelialen
Stickstoffmonoxid Synthase, der spasmolytische Einfluss von MGtr2 auf die glattmuskulären
Zellen des Ileum terminale nicht negativ beeinflusst wurde.
30 µmol/l
MGtr2
45 Minuten
1 cm = 0,98 mN
100 µmol/l NO-L-Arg
63
5. Diskussion
Die Arbeit an den isolierten Organen des Cavia porcellus wurde mit dem Ziel durchgeführt,
eine Aussage über die Wirkung des Triazols MGtr2 auf die verschiedenen Arten der
Muskulatur, die durch die unterschiedlichen Organpräparate repräsentiert wurden, treffen zu
können. Dabei wurden die Präparate der glatten Muskulatur verwendet, um an den Organen
Aorta descendens und Arteria pulmonalis nach ausgelöstem künstlichem Vasospasmus eine
mögliche Gefäßmuskeltonus vermindernde Wirkung zu testen und an den Organpräparaten
des Ileum terminale eine Konvulsions-auflösende Spasmolyse zu prüfen.
Die Präparate des Herzens sollten Versuche an der Herzmuskulatur ermöglichen, die an den
Papillarmuskeln die Erprobung eines möglichen inotropen Effektes erlaubten und am rechten
Vorhof Tests zur Betrachtung einer eventuell Schlagfrequenz beeinträchtigenden Wirkung.
Die genaue Vorgehensweise der durchgeführten Versuche sowie die im Anschluss erhaltenen
Ergebnisse sind in den Kapiteln 3 und 4 bereits erörtert worden. Im Folgenden wird die
Beurteilung der einzelnen Versuchsergebnisse genannt.
5.1 Wirkung auf die glattmuskulären Organe
Die Versuche an den glattmuskulären Präparaten der Aorta descendens, Arteria pulmonalis
und Ileum terminale sowie die Registrierung möglicher vasodilatatorischer bzw.
spasmolytischer Effekte konnte nur nach einer vorangegangenen, chemisch ausgelösten
Dauerkontraktion erfolgen, die durch Kaliumchloridlösungen unterschiedlicher Konzentration
erzielt wurde (s. Tabelle 5).
Tabelle 14: Übersicht – Wirkung von MGtr2 an glattmuskulären Organen
Organ
fc ± SEM (%)
bei 100 µmol/l MGtr2
EC50 (µmol/l)
Aorta descendens - 33,29 ± 4,98 > 100
Arteria pulmonalis - 60,85 ± 3,87 59,5
Ileum terminale - 74,95 ± 5,70 29
64
Tabelle 14 ermöglicht den Vergleich des Effektes von MGtr2 an den verschiedenen
glattmuskulären Organen, indem die Abnahmen der Ausgangskontraktion in Prozent und die
zugehörigen Standardfehler bei einer Endkonzentration von 100 µmol/l gegenüber gestellt
werden. Die erhaltenen EC50 Werte erlauben eine Aussage über die Wirksamkeit des Triazols
an den einzelnen Organen. Insgesamt ist eine deutlich stärkere Wirkung von MGtr2 an den
Organen mit glatter Muskulatur im Vergleich zu den Organpräparaten der quergestreiften
Herzmuskulatur zu beobachten.
5.1.1 Wirkung auf die Aorta descendens
Die vasodilatatierende Wirkung des Triazols auf die Präparate der Aorta descendens waren
innerhalb der fünf Versuche nur mäßig ausgeprägt. Die Endkonzentration von 100 µmol/l
bewirke eine Abnahme des Vasospasmus von 33,29 ± 4,98 %. Abbildung 12 verdeutlicht den
geringen Effekt der Testsubstanz auf die Versuchspräparate. Durch die am Ende im Organbad
befindlichen 100 µmol/l MGtr2 konnte die Ausgangskontraktion nicht um 50 % verringert
werden, weshalb die EC50 oberhalb der eingesetzten Endkonzentration lag.
5.1.2 Wirkung auf die Arteria pulmonalis
An den Organpräparaten der Arteria pulmonalis wurden fünf Tests durchgeführt innerhalb
derer ein deutlicher vasodilatierender Effekt registriert werden konnte. 50 % der Konvulsion
konnten durch eine Konzentration von 59,5 µmol/l aufgehoben werden. Daher waren die
Präparate der Lungenarterie erkennbar affiner gegenüber MGtr2 als die Präparate der Aorta.
Durch die Zugabe der gesamten Substanzlösung wurde die Dauerkontraktion der Segmente
der Lungenarterie um 60,85 ± 3,87 % vermindert.
5.1.3 Wirkung auf das Ileum terminale
Die Teilabschnitte des terminalen Ileums wiesen die stärkste Affinität gegenüber dem Triazol
auf. Anhand der Versuche konnte eine EC50 von 29 µmol/l ermittelt werden, die die
Konzentrationen der 50 prozentigen Kontraktionsabnahme der anderen glattmuskulären
Organe entscheidend unterschritt. Innerhalb der vier durchgeführten Tests wurde durch die
Endkonzentration von 100 µmol/l eine spasmolytische Wirkung erfasst, die einer Abnahme
des Spasmus von 74,95 ± 5,70 % entsprach. Somit war MGtr2 an den Segmenten des Ileum
terminale deutlich wirksamer als an den Präparaten der Aorta und der Lungenarterie.
65
5.1.4 Wirkung auf das Ileum terminale nach Zugabe des eNOS-Inhibitors NO-L-Arg
Durch die Blockade der eNOS mittels des Enzyminhibitors Nitro-L-Arginin sollte eine
mögliche Beteiligung des endothelialen Enzyms am Wirkmechanismus von MGtr2 untersucht
werden. Das Enzym wurde hierzu durch 30 und 100 µM NO-L-Arg teilweise bzw. vollständig
inhibiert und jeweils vier bzw. fünf Versuche durchgeführt, bei denen die Wirkung des
Triazols betrachtet wurde. MGtr2 wurde in einer Konzentration von 30 µmol/l appliziert.
Die Wirkung der Testsubstanz MGtr2 wurde weder durch die partielle Hemmung, noch durch
die vollständige Blockade des Enzyms eNOS negativ beeinflusst. Dies verdeutlichen die
Graphen der Abbildung 21 und 23. Die Kontraktionskraft nahm in gleichem Ausmaß ab, wie
in den Versuchen, die ohne die Enzyminhibitoren durchgeführt worden waren. Daher scheint
der Wirkmechanismus der Testsubstanz am Ileum terminale ohne Mitwirkung der eNOS
abzulaufen.
5.2 Wirkung auf die quergestreifte Herzmuskulatur
Zwecks Testung einer möglichen chronotropen bzw. inotropen Wirkung der Testsubstanz
wurden die Präparate des Atrium cordis dextrum und des Musculus papillaris verwendet.
Innerhalb der Versuche konnte ein Schlagfrequenz beeinflussender Effekt MGtr2s beobachtet
werden, jedoch keine Kontraktilitäts-modifizierende Wirkung.
Tabelle 15: Übersicht – Wirkung von MGtr2 an der quergesteiften Herzmuskulatur
Organ
fc ± SEM (%)
bei 100 µmol/l MGtr2
EC50 (µmol/l)
Musculus papillaris - 1,21 ± 9,89 > 100
Atrium cordis dextrum - 100 ± 0,00 55
Die Übersicht gibt die Abnahme der Kontraktionskraft bzw. der Schlagfrequenz in Prozent
wieder und die Standardfehler der Messwerte. Die EC50 Werte stellen ein Maß für die
Wirksamkeit des Triazols am Organpräparat dar. Sie verdeutlichen, dass kein inotroper
Effekt, jedoch ein stark negativ chronotroper Effekt zu beobachten war. Dieser wurde nach
Erreichen der Endkonzentration von 100 µmol/l im Organbad erzielt und bewirkte am rechten
Vorhof das vollständige Ausbleiben der Kontraktionsfähigkeit.
66
5.2.1 Wirkung auf den Musculus papillaris
Innerhalb aller durchgeführten Organversuche stellten die Papillarmuskeln die anatomische
Struktur des Meerschweinchens dar, auf die MGtr2 den geringsten Einfluss ausübte. Während
der sechs durchgeführten Versuche konnte nach Zugabe der gesamten Substanzlösung ein nur
äußerst geringer negativ inotroper Effekt des Triazols erfasst werden, der einer Abnahme, der
als Kontrollwert definierten Kontraktionskraft, von - 1,21 ± 9,89 % entsprach. Allerdings
konnten durch niedrigere Substanzkonzentrationen bereits stärkere Abnahmen der
Kontraktilität erzielt werden (s. Abbildung 16). Die EC50 wurde durch die Konzentration von
100 µmol/l nicht erreicht.
5.2.2 Wirkung auf das Atrium cordis dextrum
Die Schlagfrequenz des rechten Vorhofs wurde durch die Substanz bis zu einer Konzentration
von 70 µmol/l nicht beeinflusst. Erst nach Applikation des letzten aliquoten Teils und dem
Erreichen einer Badkonzentration von 100 µmol/l kam es zu einer starken negativ
chronotropen Wirkung, die durch einen Abfall der Schlagfrequenz auf 0 Schläge pro Minute
charakterisiert wurde (s. Abbildung 18). Die Frequenz der getätigten Schläge pro Minute
nahm somit um 100,00 ± 0 % ab. Während der fünf Versuche entsprach dies einer EC50 von
55 µmol/l.
5.3 Konklusion
MGtr2 stellt kein gewebeselektives Triazol dar. Zwar ist an der glatten Muskulatur ein
bedeutend spasmolytischer Effekt zu verzeichnen, der einer Abnahme des Spasmus von
- 74,95 ± 5,70 % bei einer Substanzkonzentration von 100 µmol/l entsprach, dennoch kam es
bei jener Konzentration ebenso zu vasodalatierenden Effekten an der Arteria pulmonalis und
der Aorta descendens (mäßig ausgeprägt). Bei Erreichen des Endlevels zeigten die
Vorhofpräparate ein vollständiges Ausbleiben der Funktionsfähigkeit. In der Praxis
entsprächen die Befunde womöglich starken Blutdruck-beeinflussenden Effekten sowie
Eintreten des Herzstillstandes. Daher ist MGtr2 für den Einsatz als selektiv spasmolytisch
wirkende Substanz ungeeignet.
67
6. Zusammenfassung
Im Rahmen dieser Arbeit sollte das potentiell spasmolytisch wirkende Triazol MGtr2
hinsichtlich der Wirksamkeit als auch der unerwünschten Nebenwirkungen erforscht werden
mit dem Bestreben eine gewebsselektive Wirkung nachweisen zu können.
Neben glattmuskulären Präparaten des Ileum terminale, an denen der spasmolytische Einfluss
dargestellt werden sollte, wurden die präparierten Organe Arteria pulmonalis und Aorta
descendens für die Veranschaulichung unspezifisch vasodilatierender Effekte verwendet. Das
Atrium cordis dextrum und der Musculus papillaris dienten der Registrierung ungewollter
chrono- und inotroper Nebeneffekte.
In der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass MGtr2 einen deutlichen
spasmolytischen Effekt an den Segmenten des Ileum terminale ausübte. Die
Ausgangskontraktion der Präparate wurde bereits durch eine Konzentration von 10 µmol/l um
12,55 ± 0,60 % vermindert, 100 µmol/l führten zu einer Regression von 74,95 ± 5,70 %. Dies
entsprach einer EC50 von 29 µmol/l. Der Effekt resulierte nicht aus einer Involvierung des
Enzyms eNOS. Jedoch wiesen auch die Abschnitte der Arteria pulmonalis eine signifikante
Affinität gegenüber dem Triazol auf, die durch eine Verringerung der Kontraktion von
60,85 ± 3,87 % und eine EC50 von 59,5 µmol/l verdeutlicht wurde. An den glattmuskulären
Organpräparaten der Aorta descendens war der vasodilatierende Einfluss wesentlich geringer
ausgeprägt (- 33,29 ± 4,98 %).
Die Kontraktilität der Papillarmuskeln wurde durch das Triazol nicht maßgeblich
determiniert. Eine Abnahme der Kontraktionskraft von lediglich 1,21 ± 9,89 % wurde erfasst.
An den Präparaten des Atrium cordis dextrum hingegen wurden stark negativ chronotrope
Effekte beobachtet. Bei Erlangen einer Konzentration von 100 µmol/l folgte der sofortige
Herzstillstand. Damit lag keine weitere Kontraktionsfähigkeit vor.
Diese Daten demonstrieren, dass MGtr2 keine selektive Spasmolyse hervorruft und für den
Gebrauch ungeeignet zu sein scheint. Trotz des signifikanten Effektes am Ileum terminale
werden auch die Organe Arteria pulmonalis und Aorta descendens vasodilatierend beeinflusst
und das Atrium cordis dextrum repressiv innerviert. Neben der Spasmolyse bedeuten diese
Effekte möglicherweise Blutdruckabnahme und Herzstillstand.
68
7. Literaturverzeichnis
Aktories K, Förstermann U, Hofmann F, Starke K (2009) Allgemeine und spezielle
Pharmakologie und Toxikologie. 10. überarbeitete Auflage. Urban & Fischer-Verlag,
München
Ammon H (2014) Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch. 11. Überarbeitete und erweiterte
Auflage. De Gruyter Verlag, Berlin
Estler C, Schmidt H (2007) Pharmakologie und Toxikologie: Für Studium und Praxis. Mit
einem Geleitwort von Eckart von Hirschhausen. 6. Vollständig überarbeitete Auflage.
Schattauer Verlag, Stuttgart
Hänsel R, Sticher O (2010) Pharmakognosie – Phytopharmazie. 9. Auflage. Springer Verlag,
Berlin
Lüllmann H, Mohr K, Hein L (2010) Pharmakologie und Toxikologie.
Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. 17. Vollständig
überarbeitete Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Maggi CA, Meli A (1982) An in vivo procedure for estimating spasmolytic activity in the rat
by measuring smooth muscle contractions to topically applied acetylcholine. J Pharmacol
Meth 8: 39 - 46
Magnus R (1904) Versuche am überlebenden Dünndarm von Säugetieren. Pflügers Arch 102:
123 - 151
Mutschler E, Geisslinger G, Kroemer HK, Ruth P, Schäfer-Korting M (2008) Mutschler
Arzneimittelwirkungen. Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie. 9. vollständig neu
bearbeitete und erweiterte Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart
Netter FH (2003) Atlas Anatomie des Menschen. 3. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart
69
Oberdisse E, Hackenthal E, Kuschinsky K (2002) Pharmakologie und Toxikologie. 3.
vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer Verlag, Berlin
Pschyrembel W (2013) Pschyrembel Klinisches Wörterbuch. 265. Aktualisierte Auflage. De
Gruyter Verlag, Berlin
Rang HP, Dale MM, Ritter JM, Flower RJ (2007) Pharmacology. 6th Edition. Elsevier Ltd,
Oxford
Reiter M (1967) Die Wertbestimmung inotrop wirkender Arzneimittel am isolierten Papillarmuskel. Arzneim Forsch 17: 1249 - 1253
Rubin B, Laffan RJ, Kotler DG, O´Keefe EH, Demaio DA, Goldberg ME (1978) SQ 14,225
(D-3-mercapto-2methylpropanoyl-L-proline), a novel orally active inhibitor of angiotensin I –
converting enzyme. J Pharmacol Exp Ther 204: 271 - 280
Sexton TJ (1979) Cytotoxicity of DMSO as related to components of a turkey semen
extender. Poultry Science 58: 1024 - 1030
Sperling S, Larsen IG (1979) Toxicity of dimethylsulfoxide (DMSO) to human corneal
endothelium in vitro. Acta Ophthalmol (Copenh) 57(5): 891 - 8
Straub W, Viaud P (1933) Studien über Darmmortalität. I. Methodik. Arch Exper Path
Pharmakol 169: 1 - 8
Teuscher E, Melzig MF, Lindequist U (2012) Biogene Arzneimittel. Lehrbuch der
Pharmazeutischen Biologie. 7. neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Wissenschaftliche
Verlagsgesellschaft, Stuttgart
Vogel H, Schölkens BA, Sandow J, Müller G, Vogel WF (2002) Drug Discovery and
Evaluation – Pharmacological Assays. 2nd Edition. Springer Verlag, Berlin
Wagner JE, Manning PJ (1976) The Biology oft the Guinea Pig (American College of
Laboratory Animal Medicine). Academic Press, Inc., New York
70
8. Danksagung
Mein Dank gilt meinem Diplomarbeitsbetreuer Ao. Univ.-Prof. Dr. Christian Studenik, der im
Rahmen der Diplomarbeit ein außerordentliches Betreuungsverhältnis ermöglicht hat. Sowohl
die fachliche Unterstützung als auch das freundschaftliche Umfeld habe ich stets als
motivierend empfunden.
Außerdem möchte ich mich bei Herrn Ao. Univ.-Prof. Dr. Thomas Erker und seiner
Arbeitsgruppe für die Synthese und Disposition des Triazols bedanken, das einen
wesentlichen Bestandteil der Arbeit dargestellt hat.
Ferner danke ich auch Herrn Peter Höflich, der durch die Pflege und Versorgung der
Versuchstiere eine wichtige Grundlage für die Organversuche schuf und im Labor stets die
Harmonie aufrechterhielt.
Besonderer Dank gilt meiner Familie, meinen Freunden und meiner Freundin, die mich in
jedweden Umständen unterstützt haben.
71
9. Curriculum vitae
Persönliches
Name: Stefan Grote
Geburtstag: 23.11.1988
Geburtsort: Göttingen, Deutschland
Familienstand: ledig
Staatsangehörigkeit: Deutsch
E-mail: [email protected]
Ausbildung
Ab 2009 Studium der Pharmazie an der Universität Wien
2001 - 2008 Hainberg - Gymnasium Göttingen
Abschluss: Abitur (Allgemeine Hochschulreife)
1999 - 2001 Bert - Brecht Orientierungsschule Göttingen
1995 - 1999 Bonifatius Grundschule Göttingen
Praktika/Nebentätigkeiten
2014 - 2015 Tutor im Praktikum Arzneistoffsynthese,
Department Pharmazeutische Chemie - Universität Wien
2012 - 2013 Mentor im Peer-Mentoringprogramm - Universität Wien
2008 - 2009 Zivildienst - Krankentransport Uniklinikum Göttingen
2007 Schulpraktikum - Allgemeinchirurgie Uniklinikum Göttingen
Fachliche Qualifikationen
Isolierung und Präparation von Organen des Cavia porcellus
Instrumentierung von Organbad - Versuchen
Sonstige Fähigkeiten
Deutsch: Muttersprache, Englisch: gut, EDV: gute Kenntnisse in Microsoft Office