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Jg. 20, Heft 7 MARQUARDT, Diurese und Blutgerinnung I75 I5. Februar I94.i Um Allgemeinreaktionen einzuschrXllken, vermeide man auch die .Belastung des K6rpers nit zus~tzlichen und kurz- zeitlich aufeinanderfolgellden Infusionsmitteln. Ferner ist darauf zll achten, dab Blur llicht nit einer gr6Beren Menge yon Infusionsl6sungen bei Benutzung der gleichen Apparatur oder Teilen in Bertihrullg kommt, weil hierdurch die Resistenz der roten Blutk/3rperchen schwindet und Allgemeinerscheinungen ausgel6st werdell. Besonders ist Weft darauf zu legen, dab Bht nicht nit Zuckerl6sungeI~ belletzt wird. Die meisten yon ihnen ver- ursachen eine Blutagglutination, die an eine Blutgruppe nicht gebunden ist. Makroskopisch und mikroskopisch fXllt eille Zuckeragglutinationsprobe auf Objekttr/igern eindeutig positiv aus. Es halldelt sich hierbei um eine feinklumpige Zusammenballung der rotell Blutk6rperchen. Bei Zusatz yon Natr. citric, bleibt die Reaktion aus. Die Voraussetzungen ffir die Vertr~Lglichkeit des Blutes sind die Ermittlung eines geeigneten Spenders. Dieser wird mit Testsera auf Grund der Entdeckung yon LANDSTEINER bestimmt. Die Art und die Notwelldigkeit einer doppeltell serologischen l~lberprfifung sei ffir eilige F~lle kurz beschrieben. Die erstmalige Untersuchung fiber die Blutgruppen von EmpfXnger und Spellder llimmt eine Laborantin oder eine andere Hilfskraft in fiblicher Weise mit selbstbereiteten Sera vor. Man gewinnt sie durch Abstehen yon Blur. Das ab- gesetzte Blutwasser ffillt man steril in Fl~schchen nit Gummi- verschlug (Insulinfl~schchen), aus denen es zum Gebrauch mit einer sterilen Hohlnadel und Spritze elltnommell wird. Die Vorpriifung hat den Vorteil einer Verbilligung der Me- rhode. Sparer werden Spender und Empf~tnger vom Arzt mit kXuflichen Sera getestet. Die Notwendigkeit der Lrberprt~fung der Blutgruppen mit zwei verschiedenen Sera ergibt sich aus dem zeitweisen Au~- treten der irregulfiren, der Geldrollen- ulld K~lteaggllltination. Da sie sehr selten sind, ist es unwahrscheinlich, dab 2 Sera gleichzeitig diese Reaktiollell ausl6sen. Mall wird bemerken, dag bald das eine, bald das andere Serum eine stgrkere regul/ire Agglutination verursacht. Die zweimalige Uber- prfifung verhindert daher Fehhrteile. Wenn durch O-Serum Fehlbestimmungen der Gruppen A, t3, O ermittelt werden sollen, so becleutet dies bereits die Anerkennung einer dop- pelten Kontrolle ftir einell Teil der Blutgruppell. Die Folge- rung hieraus ware ffir A--B zwei gruppengleiche Sera beim Testen zu verwenden. Weiterhin ist die kreuzweise ~berprfifung yon Spender llnd Empf/inger empfehlenswert. Als drillgende Forderullg abet mul3 sie bei einer wieder- holtell Blutfibertragung erhoben werden. Es hat sich mir n~mlich gezeigt, dab ein Empf~nger auch bei der l~;bertragung gruppenvertr~Lglichen Blutes Sollderagglutinine bilden kann, die bei alien Blutgruppen mSglich sind. Bei diesell posttrans- fusion~ren Agglutinen diirfte es sich um eine gesteigerte Geld- rollenagglutination halldeln. Die Vermeidung der Gefahren bei der Blutfibertragung und die Verbesserung der Methoden werden das beste bio- logische Heihllittel, Blur, noch segensreicher therapeutisch verwerten lassen. Mit dem Infllsor aus Prohaemit wurden yon mir und anderen bereits mehrere Tausend IJbertragungell ausgeffihrt: Niemals ist es zu irgendwelchell Zwischenf~llen gekommen. Die Erfolge entsprachen den Erwartungen. Die maximale Blutschonung durch den Prohaemitinfusor und die g~nstige Wirkullg des Vetrens auf dell entstehenden Giftstoff Thrombokillase und die Dosierbarkeit des Blutes liel3en einen bedeutungsvolleI1 Fortschritt in der Blutfiber- tragungstherapie erzielen. Das Blur ist bei sorgf~ltiger Durch- ftihrung der Methoden kein geffirchteter besonderer Saft nebr. Mit dem Infusor aus Glas, dem ein neuartiger Tropfheber beigeffigt ist, lassen sich auch die Blutersatzmittel, wie Koch- salz- ulld Zuckerl6sungen, auf einfachste Art steril bereit- halten und fibertragen*. * Vertrieb: Hugo l~{al3berg, Solingen. DIURESE UND BLUTGERINNUNG. Von PETER MARQUARDT, Berlin-Wilmersdorf. Die Notwendigkeit, m6glichst auf internem Wege ffir Bllltstillung z. B. an inneren Organell zu sorgen, hat, wie x~TIEBEL1 vor kurzem in dieser Wochenschrift ausftihrte, dazu angeregt, eine groge Anzahl roll Mittelll ftir diesen Zweck zu empfehlell. WlEBEL hebt besonders hervor, dab dabei immer wieder gefllnden wurde, dab in der Praxis weitgehend verwendete Mittel theoretisch in ihrer Wirkullg nicht Iundiert sind. Er selber hat auf Grllnd einer Versuchsserie eine deut- lich blutgerillnungsverktirzende V~Tirkung des llnter den Namen Salyrgan in die Therapie eingeffihrten K6rpers ge- funden. Diese Beobachtung hat allgemeine Bedeutullg. Salyrgan ist laut Deklarafion der herstellendell Firma ,,eine komplexe Quecksilberverbilldung des salicyl-allylamid-o-essig- sauren Natriums in 5proz. Theophyllinl6sung ''~. Nun silld Itir Theophyllin -- speziell fiir alas Euphyllin genannte Theophyllill-5thylelldiamin -- derartige Wirkungen bereits l~ngere Zeit bekannt (NoNNENBRUCH und SZYSZK.aS). Es erhebt sich null die Frage, ob hier das Theophyllill ftir die yon WlEBEL festgestellte Wirkung elltscheidend ist oder ob die blutgerinnungsbeschleunigende Wirkung eine allgemeine Eigenschaft der Diuretica ist. In interessallten Ausftihrungen fiber das vereinzelte Auf- treteI1 der Thrombose nach starker Entw/isserullg beschM- tigen sich LAPP und DIBOLD ~ mit dieser Frage und diskutieren auch die Frage der Wirkung des Kochsalzentzuges auf das Blur, die in der Arbeit yon WIEBEL~ ebenfalls angeschnitten wurde. Die Autoren stehen auf den Standpunkt, dab das Fibrinogen in der Leber gebildet wird ulld dab die Gerill- llung dutch das Zusammellwirken voll Fibrinogen und Thrombin (Thrombokinase und Calcium) zustande kommt. (Die diese Ansicht stfitzende Literatur m/Sge ans 4 entnommen werdell.) Sie folgerll daraus, dab z. I3. bei durch Stauung gesch~dig- ter I2ber diese all sich noch funktionsf~hig ist, wenll auch die Leberprodukte schwerer abgegebell werden. Wird null die Leber dutch eille Entw~sserung stark entlastet, so erfolgt eille vermehrte Abgabe auch des Fibrinogens an den Organis- mus, wie mall dies auch beim Verhalten des Serum-Bilirubins und des Rest-Stickstoffes nach schlleller Entw~sserung im Blute feststellell kann. Selbstverst~ndlich ist bei funktions- untfichtiger Leber ein derartiger Vorgang llicht denkbar. Damit wtirde sich auch die Tatsache erkl~ren, dab salzlos ern~thrte Lebercirrhosekranke keine Thrombosen erleiden. Nach Tierversuchen bewirkt nun salzlose Kost Zunahme des an EiweiB gebundenen und Abnahme des freien Calciums im Blute; bei salzreicher Kost gegenteilige Wirkung (ScHwARZS). Daraus wird geschlossen, daft das Calcium llach Salzentzug auch all Fibrillogell gebunden wird, nnd die Notwendigkeit der Bindullg yon Calcium all Fibrinogen ftir die Blutgerillnung ist bekanllt. Demnach mfiBte eigenflich die Zuffihrung yon Salz (VAN DEN VELDEN 6'7) theoretisch v611ig unbegrfilldet sein. Das ist jedoch ilicht der Fall LApp ulld DIBOLD er- kl~ren diese seheinbar widerspruchsvolle Tatsache, dab orale und intraven6se Zufuhr yon Kochsalz die Blutgerinfiung steigert dadurch, dab es sich in beiden F~llen -- sowohl bei Kochsalzzufuhr als auch bei Kochsalzentzug -- um eine Aus- schwemmung aus der Leber nnd somit um eille Auslaugung der gerinnungsf6rderndell Stoffe aus dieser handelt. Sie weisen darauf hin, dab naeh Kochsalzzufuhr die Wirkung nur eine kurze ist, w/ihrend der I(ochsalzentzug dutch Er- n~hrungsmagnahmen eine anhaltendere Wirkung auf die Blutgerinnung ausfibt. Der Unterschied ist darin begrfilldet, dab bei Kochsalzzu~uhr nur eine jeweils einmalige kurze An- reicherung der Gewebe nit Kochsalz erfolgt, welche das Salz dann schnell und ohlle Nachwirkullg an das Blut abgeben, aus dem es danll durch die Nieren ausgeschieden wird. Dagegell er~olgt bei der Kochsalzelltziehung infolge der anhaltend auslaugenden Wirkung der Di/itmaBllahmen eine danerllde

Diurese und Blutgerinnung

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Jg. 20, Heft 7 MARQUARDT, D i u r e s e u n d B l u t g e r i n n u n g I 7 5 I5. Februar I94.i

Um Allgemeinreaktionen einzuschrXllken, vermeide man auch die .Belastung des K6rpers n i t zus~tzlichen und kurz- zeitlich aufeinanderfolgellden Infusionsmitteln.

Ferner ist darauf zll achten, dab Blur llicht n i t einer gr6Beren Menge yon Infusionsl6sungen bei Benutzung der gleichen Apparatur oder Teilen in Bertihrullg kommt, weil hierdurch die Resistenz der roten Blutk/3rperchen schwindet und Allgemeinerscheinungen ausgel6st werdell.

Besonders ist Wef t darauf zu legen, dab B h t nicht n i t Zuckerl6sungeI~ belletzt wird. Die meisten yon ihnen ver- ursachen eine Blutagglutination, die an eine Blutgruppe nicht gebunden ist. Makroskopisch und mikroskopisch fXllt eille Zuckeragglutinationsprobe auf Objekttr/igern eindeutig positiv aus. Es halldelt sich hierbei um eine feinklumpige Zusammenballung der rotell Blutk6rperchen. Bei Zusatz yon Natr. citric, bleibt die Reaktion aus.

Die Voraussetzungen ffir die Vertr~Lglichkeit des Blutes sind die Ermit t lung eines geeigneten Spenders.

Dieser wird mi t Testsera auf Grund der Entdeckung yon LANDSTEINER bestimmt. Die Ar t und die Notwelldigkeit einer doppeltell serologischen l~lberprfifung sei ffir eilige F~lle kurz beschrieben.

Die erstmalige Untersuchung fiber die Blutgruppen von EmpfXnger und Spellder l l immt eine Laborantin oder eine andere Hilfskraft in fiblicher Weise mit selbstbereiteten Sera vor. Man gewinnt sie durch Abstehen yon Blur. Das ab- gesetzte Blutwasser ffillt man steril in Fl~schchen n i t Gummi- verschlug (Insulinfl~schchen), aus denen es zum Gebrauch mit einer sterilen Hohlnadel und Spritze elltnommell wird. Die Vorpriifung hat den Vorteil einer Verbilligung der Me- rhode. Sparer werden Spender und Empf~tnger vom Arzt mit kXuflichen Sera getestet.

Die Notwendigkeit der Lrberprt~fung der Blutgruppen mit zwei verschiedenen Sera ergibt sich aus dem zeitweisen Au~- treten der irregulfiren, der Geldrollen- ulld K~lteaggllltination. Da sie sehr selten sind, ist es unwahrscheinlich, dab 2 Sera gleichzeitig diese Reaktiollell ausl6sen. Mall wird bemerken, dag bald das eine, bald das andere Serum eine stgrkere regul/ire Agglutination verursacht. Die zweimalige Uber- prfifung verhindert daher Fehhrtei le . Wenn durch O-Serum Fehlbestimmungen der Gruppen A, t3, O ermittel t werden sollen, so becleutet dies bereits die Anerkennung einer dop- pelten Kontrolle ftir einell Teil der Blutgruppell. Die Fo lge - rung hieraus ware ffir A - - B zwei gruppengleiche Sera beim Testen zu verwenden.

Weiterhin ist die kreuzweise ~berprfifung yon Spender llnd Empf/inger empfehlenswert.

Als drillgende Forderullg abet mul3 sie bei einer wieder- holtell Blutfibertragung erhoben werden. Es hat sich mir n~mlich gezeigt, dab ein Empf~nger auch bei der l~;bertragung gruppenvertr~Lglichen Blutes Sollderagglutinine bilden kann, die bei alien Blutgruppen mSglich sind. Bei diesell posttrans- fusion~ren Agglutinen diirfte es sich um eine gesteigerte Geld- rollenagglutination halldeln.

Die Vermeidung der Gefahren bei der Blutfibertragung und die Verbesserung der Methoden werden das beste bio- logische Heihllittel, Blur, noch segensreicher therapeutisch verwerten lassen.

Mit dem Infllsor aus Prohaemit wurden yon mir und anderen bereits mehrere Tausend IJbertragungell ausgeffihrt: Niemals ist es zu irgendwelchell Zwischenf~llen gekommen. Die Erfolge entsprachen den Erwartungen.

Die maximale Blutschonung durch den Prohaemitinfusor und die g~nstige Wirkullg des Vetrens auf dell entstehenden Giftstoff Thrombokillase und die Dosierbarkeit des Blutes liel3en einen bedeutungsvolleI1 Fortschri t t in der Blutfiber- tragungstherapie erzielen. Das Blur ist bei sorgf~ltiger Durch- ftihrung der Methoden kein geffirchteter besonderer Saft nebr .

Mit dem Infusor aus Glas, dem ein neuartiger Tropfheber beigeffigt ist, lassen sich auch die Blutersatzmittel, wie Koch- salz- ulld Zuckerl6sungen, auf einfachste Art steril bereit- halten und fibertragen*. * Vertrieb: Hugo l~{al3berg, Solingen.

DIURESE UND BLUTGERINNUNG.

V o n

PETER MARQUARDT, Ber l in-Wilmersdorf .

Die Notwendigkeit, m6glichst auf internem Wege ffir Bllltstillung z. B. an inneren Organell zu sorgen, hat, wie x~TIEBEL1 vor kurzem in dieser Wochenschrift ausftihrte, dazu angeregt, eine groge Anzahl roll Mittelll ftir diesen Zweck zu empfehlell. WlEBEL hebt besonders hervor, dab dabei immer wieder gefllnden wurde, dab in der Praxis weitgehend verwendete Mittel theoretisch in ihrer Wirkullg nicht Iundiert sind. Er selber hat auf Grllnd einer Versuchsserie eine deut- lich blutgerillnungsverktirzende V~Tirkung des llnter d e n Namen Salyrgan in die Therapie eingeffihrten K6rpers ge- funden. Diese Beobachtung hat allgemeine Bedeutullg. Salyrgan ist laut Deklarafion der herstellendell Firma ,,eine komplexe Quecksilberverbilldung des salicyl-allylamid-o-essig- sauren Natriums in 5proz. Theophyllinl6sung ''~. Nun silld Itir Theophyllin - - speziell fiir alas Euphyllin genannte Theophyllil l-5thylelldiamin - - derartige Wirkungen bereits l~ngere Zeit bekannt (NoNNENBRUCH und SZYSZK.aS). Es erhebt sich null die Frage, ob hier das Theophyllill ftir die yon WlEBEL festgestellte Wirkung elltscheidend ist oder ob die blutgerinnungsbeschleunigende Wirkung eine allgemeine Eigenschaft der Diuretica ist.

In interessallten Ausftihrungen fiber das vereinzelte Auf- treteI1 der Thrombose nach starker Entw/isserullg beschM- tigen sich LAPP und DIBOLD ~ mit dieser Frage und diskutieren auch die Frage der Wirkung des Kochsalzentzuges auf das Blur, die in der Arbeit yon WIEBEL ~ ebenfalls angeschnitten wurde. Die Autoren stehen auf d e n Standpunkt, d a b das Fibrinogen in der Leber gebildet wird ulld dab die Gerill- llung dutch das Zusammellwirken voll Fibrinogen und Thrombin (Thrombokinase und Calcium) zustande kommt. (Die diese Ansicht stfitzende Literatur m/Sge ans 4 entnommen werdell.)

Sie folgerll daraus, dab z. I3. bei durch Stauung gesch~dig- ter I2ber diese all sich noch funktionsf~hig ist, wenll auch die Leberprodukte schwerer abgegebell werden. Wird null die Leber dutch eille Entw~sserung stark entlastet, so erfolgt eille vermehrte Abgabe auch des Fibrinogens an den Organis- mus, wie mall dies auch beim Verhalten des Serum-Bilirubins und des Rest-Stickstoffes nach schlleller Entw~sserung im Blute feststellell kann. Selbstverst~ndlich ist bei funktions- untfichtiger Leber ein derartiger Vorgang llicht denkbar. Damit wtirde sich auch die Tatsache erkl~ren, dab salzlos ern~thrte Lebercirrhosekranke keine Thrombosen erleiden.

Nach Tierversuchen bewirkt nun salzlose Kost Zunahme des an EiweiB gebundenen und Abnahme des freien Calciums im Blute; bei salzreicher Kost gegenteilige Wirkung (ScHwARZS). Daraus wird geschlossen, daft das Calcium llach Salzentzug auch all Fibrillogell gebunden wird, nnd die Notwendigkeit der Bindullg yon Calcium all Fibrinogen ftir die Blutgerillnung ist bekanllt. Demnach mfiBte eigenflich die Zuffihrung yon Salz (VAN DEN VELDEN 6'7) theoretisch v611ig unbegrfilldet sein. Das ist jedoch ilicht der Fa l l LApp ulld DIBOLD er- kl~ren diese seheinbar widerspruchsvolle Tatsache, dab orale und intraven6se Zufuhr yon Kochsalz die Blutgerinfiung steigert dadurch, dab es sich in beiden F~llen - - sowohl bei Kochsalzzufuhr als auch bei Kochsalzentzug - - um eine Aus- schwemmung aus der Leber nnd somit um eille Auslaugung der gerinnungsf6rderndell Stoffe aus dieser handelt. Sie weisen darauf hin, dab naeh Kochsalzzufuhr die Wirkung nur eine kurze ist, w/ihrend der I(ochsalzentzug dutch Er- n~hrungsmagnahmen eine anhaltendere Wirkung auf die Blutgerinnung ausfibt. Der Unterschied ist darin begrfilldet, dab bei Kochsalzzu~uhr nur eine jeweils einmalige kurze An- reicherung der Gewebe n i t Kochsalz erfolgt, welche das Salz dann schnell und ohlle Nachwirkullg an das Blut abgeben, aus dem es danll durch die Nieren ausgeschieden wird. Dagegell er~olgt bei der Kochsalzelltziehung infolge der anhaltend auslaugenden Wirkung der Di/itmaBllahmen eine danerllde

176 ZAIN, Vogehnala l ia . Kl~fische Wochenschrfft

u n d s te t ige Sa lzabgabe der Gewebe a n das B l u t und Aus- sche idung d u t c h die Nieren, was eine e n t s p r e c h e n d a n h a l t e n d e G e r i n n u n g s f 6 r d e r u n g bewirk t .

~ I ) emnach spie l t die d iure t i sche W i r k u n g ffir die Ausschei- dung des Salzes n a c h der A n s i c h t yon LAPP u n d DIBOLD eine en t sche idende Nolle. W e i t e r Siel es den A u t o r e n auf, dab m i t HydrS~mie v e r b u n d e n e t r ke in geh~iuftes A u f t r e t e n von T h r o m b o s e n zeigen, wie h i e r n a c h le ich t d e n k b a r erschien. Sie weisen dahe r darauS hin, dab die drei ge r innungsS6rdernden F a k t o r e n : die e r h6h t e Aussche idung yon F ib r inogen aus der Leber , die Vermehr te B i n d u n g des Calciums a n das F i b r i n o g e n u n d die E r h 6 h u n g der Viscosit~it des Blutes , a l le in Stir die T h r o m b o s e e n t s t e h u n g nie v e r a n t - wor t l i ch g e m a c h t werden k6nnen , da hierStir eine GeS~13- w a n d v e r l e t z u n g als V o r b e d i n g u n g angesehen werden mul3.

N a c h den hier v o r g e t r a g e n e n A n s i c h t e n yon LAPP u n d DIBOLD 1/iGt sich die ge r innungsbesch l eun igende W i r k u n g des Euphyl l ins , die wir bere i t s v o r h i n e rwXhnten n n d die auBer yon LAPP u n d I)IBOLD u n d NONNENBRUCH a n d ~ZYSZKA u. a. s u c h noch y on LEHNDORr s Sestgestell t wurde, erklaren . Diese lben theo re t i s chen Fo lge rungen ge l ten ebenfal ls Stir die

o b e n g e n a n n t e quecks i lbe rha l t ige Ve rb indung , de ren b lu t - g e r i n n n n g s f e r d e r n d e n EinfluG \u Sestgestellt h.at, wobei noch die F r a g e zu d i sku t i e ren ist, ob n i c h t v ie l le icht die gfinst ige W i r k u n g dieser S u b s t a n z m i t d u t c h den Theophy l l i n - geha l t b e d i n g t wird. W i r m 6 c h t e n jedoch diese F rage ffir n i c h t aussch laggebend ha l ten , da es uns n a c h den vor l iegen- den U n t e r s u c h u n g e n s icher erscheint , dab die geschi lder te Sa lzen tz iehung , v e r b u n d e n m i t schnel ler Aussche idung d u r c h die Nieren, t heo re t i s ch die Ursache der F i b r i n o g e n a u s s c h i i t t u n g u n d so s u c h der b l u t g e r i n n u n g s f 6 r d e r n d e n Vgirkung ist.

A n H a n d der gesch i lder ten Gedankeng / inge i s t es somi t m6glich, sowohl die W i r k u n g des t (ochsa lzes (Zufuhr und E n t z i e h u n g ) als auch die des Sa ly rgans u n d des E u p h y l l i n s auf dieselbe Weise zwanglos zu erkl~iren.

L i t e r a t u r : ~ ~V'IEBEL, Klin. Wschr. I94 o, lO13. -- 2 Rote Liste 1939, 576. -- a NONNENBRUC~I U. SZYSZKA, Arch. klin. Med. 134 (1929). - - 4 LAPP u. DIBOLD, Dtsch. reed. Wschr. 62 , 12o6 (1936). - - 5 SeHWARZ, Naunyn-Schmiedebergs Arch. 1933, 173. - -

VAN DEN VELD]~N, Verh.-Kongr. inn. Med. Wiesbaden i 9 o 9. - -

VAN DEN VELDEN, Mfinch. reed. Wschr. 19o9, 937. -- s LEHN- DOR~', Bficher der iirztl. Praxis 42 (1935).

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N .

ZUR ENTSTEHUNG DER ENDOTHELFORMEN DER VOGELMALARIA (PLASMODIUM GALLINACEUM).

Von

H. gAIN.

Bei einer ganzen A n z a h l yon Voge lp lasmodien 1, d a r u n t e r P l a s m o d i u m gal l inaceum, s ind in der l e t z t en Zei t n e b e n den e ry th rocy t / i r en P a r a s i t e n f o r m e n exoe ry th rocy t / i r e P a r a s i t e n - s t a d i e n aufgefunden . Diese ku rz als E - S t a d i e n oder E E - F o r m e n b e z e i c h n e t e n exoe ry th rocy t / i r en P a r a s i t e n f o r m e n b i lden ke in P i g m e n t u n d k o m m e n in endo the l i a l en Zell- e l e m e n t e n des W i r t e s vorwiegend wohl im Re t i cu loendo the l zu r En tw ick lung .

Aul3er bei Voge lp la smodien sche inen diese E - S t a d i e n s u c h bei der Af fenma la r i a 2 v o r z u k o m m e n . V on besonde re r B e d e u t u n g df i r f ten die BeSunde RAFFAELES 3 sein, dem es gelang, auch bei der mensch l i chen Mala r ia ( P l a s m o d i n m vivax) E - S t a d i e n im S t e r n a l p u n k t a t nachzuweisen .

fJ'ber den U r s p r u n g n n d die pa tho log ische B e d e u t u n g dieser E - S t a d i e n And wir h e u t e noch n i c h t v611ig im klaren. Sicher s che in t sei t k u r z e m n a c h den U n t e r s u c h u n g e n yon KIKUTH u n d MUDR0W 4 zu sein, dab aus Sporocoi ten E E - F o r m e n e n t s t e h e n u n d von diesen E E - F o r m e n ers t die erythrocyt~ire Mala r i a ausgeht . Ob n e b e n dem aus Sporo- co i ten h e r v o r g e g a n g e n e n E-S tad i encyc lus s u c h aus e ry th ro - cyt~iren P a r a s i t e n f o r m e n E E - F o r m e n sich b i lden k6nnen , i s t h e u t e noch unklar . Der exper imen te l l e Beweis is t h ier noch zu erbr ingen . Versuche, die bere i t s A u g u s t 1939 abgeschlossen w u r d e n u n d b i she r n i c h t ver6Sfent l icht werden k o n n t e n , sollen e inen ]3eitrag z u d i e s e r F r a g e liefern. E ine ausStihr- l ichere W i e d e r g a b e soll a n ande re r Stelle erSolgen.

B e n u t z t wurde ' das P l a s m o d i u m gal l inaceum, als Ver- suchs t ie re d i en t en H~ihne, die m i n d e s t e n s 2 M o n a t e u n d /ilter wa ren (Gewicht yon 5oo- -24oo g schwankend) . I n Vor- v e r s u c h e n war e rmi t t e l t , dab Rasse, Al te r der Tiere sowie J a h r e s z e i t ohne Einflu(3 auf das zei t l iche A u f t r e t e n der E E - F o r m e n waren. N a c h in t r amusku l i i r e r ImpSung m i t pa ra s i t en - r e i chem B l u r p f leg ten die e r s t en P a r a s i t e n zwisehen dem 6. bis 9. Tage im B l u t e au fzu t r e t en . Der H 6 h e p u n k t der B l u t i n f e k t i o n lag zwischen dem IO.--17. Tage. N a c h d e m 22. Tage waren me i s t P a r a s i t e n im B l u t a u s s t r i c h n i c h t m e h r au f f indbar . Be- m e r k t sei, dab der b ier b e n u t z t e P l a s m o d i e n s t a m m ausschliel3- l ieh d u r c h Tierpassage, also du rch Blut t iber impSung, yon H a h n zu H a h n ohne Mfickenpassage fortgeSiihrt w u r d e . Das zur ImpSung b e n u t z t e B l u r wurde e n t n o m m e n , soba ld zahlre iche P a r a s i t e n im B ln t e des Spender t i e res e n t g a l t e n waren, also in der e r s t e n Phase der B l u t m a l a r i a . Er fo lg te so die in t ra - muskul~ire I m p f u n g der H/ ihne , ' so w u r d e n in /2rbereinstim -

m u n g m i t JACOBI 5 E E - F o r m e n hie vor dem 22. Tage, v o m I m p f t a g e a b gerechnet , gefunden. Als F u n d o r t d ien te das Ge- h i m .

W u r d e n die Tiere i n t r a v e n 6 s m i t c i t r a t h a l t i g e m pa ra - s i t en r e i chem Blur , das dem Spende r t i e r w i e d e r u m in der e r s t en P h a s e der B l u t m a l a r i a e n t n o m m e n wurde, geimpft , so ging die B l u t i n f e k t i o n ohne La t enzze i t gleich wel te r u n d war n a c h wenigen Tagen auI dem H 6 h e p u n k t ange lang t . J e t z t waren die E E - F o r m e n berei ts a m 13. Tage aufzuf inden , also u m e twa i W o c h e frt iher, eine Zei t spanne , die der , ,La tenz- ze i t" der Mala r i a n a c h in t r amusku l / i r e r I m p f u n g en t sp r i ch t . Bei den i n t r a v e n 6 s ge impf t en T ie ren is t die E E - I n f e k t i o n zei t l ich g u t abzug renzen u n d regelm~Big zu f inden. Zwischen der in E r s c h e i n u n g t r e t e n d e n a k u t e n B l u t m a l a r i a u n d der E E - I n f e k t i o n l iegt d e m n a c h bei in t ramuskul~ir wie i n t r a - ven6s gee impf t en T ie ren dieselbe Zei t spanne , was Stir Zu- sammenh~inge zwischen B l u t m a l a r i a u n d E E - I n f e k t i o n spr ich t . Die als I n k u b a t i o n s z e i t e r sche inende Per iode n a e h in t r a - muskul / i re r I m p f u n g dtirSte d e m n a c h , w e n n obige Versuchs - a n o r d n u n g g e w a h r t b le ibt , Stir das zei t l iche A u f t r e t e n de r E E - I n f e k t i o n ohne B e d e u t u n g sein.

Der VerSolg der E E - I n f e k t i o n n a c h l~*bertragung de r Mala r ia du rch P l a s m a pa r a s i t en r e i chen Blu tes sowie U n t e r - s u c h u n g der im P l a s m a v o r h a n d e n e n Malar ia i iber t r~iger k o n n t e die Zusammenh~inge zwischen B l u t m a l a r i a u n d E - S t a d i e n e n t w i c k l u n g wei te r klXren.

Zen t r i fug ie r t m a n pa ras i t en re iches C i t r a t b l u t (bei 2ooo bis 3ooo T o u r e n pro Minute) , so erweist s ich das i n t r a v e n 6 s gegebene P l a s m a als inSekti6s. Die im P l a s m a v e r h a n d e n e n P a r a s i t e n f o r m e n w u r d e n d u r c h F i l t r a t i o n s v e r s u c h e zu Sassen gesucht . Das E rgebn i s dieser m i t GlasSil tern (Schott , Jena) u n d MembranS i l t e rn (Sartor ius , G6t t ingen) b e k a n n t e r Poren- wei te ausge f i ih r t en P l a s m a f i l t r a t i o n e n war, dab se lbs t F i l t e r m i t e iner m i t t l e r e n Po renwe i t e yon 2,27/~ die Malar ia i iber- trg~ger noch zur f ickha l ten . Freie Merocoi ten, de ren Gr6Ge u m et~va i /~ l iegen dfirSte, k o m m e n d e m n a c h als l )be r t r / ige r der Mala r i a im P l a s m a n i c h t in Frage . E n d o t h e l s t a d i e n k o n n t e n im F i l t e r r f i cks t and n iemals nachgewiesen werden. - - I m B l u t e lassen sich E - S t a d i e n im Auss t r i eh ve re inze l t auf- f inden, j edoch n u r zu e iner Zeit, wo sie a u c h im Geh i rn Zll I inden s ind. Das P l a s m a s t a m m t e von Blur , das (s. oben) in der e r s t en P h a s e der a k u t e n B l u t m a l a r i a e n t n o m m e n wurde , also in e iner Periode, in der h ier hie E - S t a d i e n im B l u t e oder Geh i rn zu f inden waren . - - Von B e d e u t u n g di i r f te sein, dab w iede rho l t ku rz vo r der Sporu la t ion s t ehende reife Sch izon ten im F i l t e r r t i c k s t a n d geSunden wurden , die wohl m i t b e d i n g t d u r c h ihre groBe Oberf l / iche n i c h t so l e ich t aus dem kolloid- re ichen P l a s m a abzuzent r iSugieren sind.