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www.medi-learn.de 49 3 3.9 Harnkonzentrierung – Diurese/Antidiurese beeinflusst. Einen großen Anteil daran hat der gern gefragte Na + -K + -2Cl - -Transporter. Wenn man diesen hemmt (z. B. durch ein Schlei- fendiuretikum wie Furosemid), kommt es zur massiven Diurese, da die Osmolarität im Nie- renmark sinkt und das Wasser folglich keinen Grund mehr hat, das Sammelrohr zu verlas- sen. Zusätzlich zum Na + -K + -2Cl - -Transporter solltest du dir noch den Harnstoff merken, der durch seine Rückdiffusion aus dem Sammel- rohr auch noch einen entscheidenden Einfluss auf den osmotischen Gradienten im Nieren- mark hat. Harnstoff folgt in Anwesenheit von Adiuretin dem Wasser aus dem Sammelrohr und gelangt ins Interstitium. Von dort diffun- diert er erneut in den dünnen Teil der Henle- Schleife, wo er ja bereits schon mal war. Er kreiselt also zurück, somit kommt es zu keiner vollständigen Ausscheidung des Harnstoffes, jedoch zu einem erhöhten osmotischen Gra- dienten im Nierenmark, welcher für die Was- serresorption entscheidend ist. Nachfolgend sind nochmal wissenswerte Punkte aufgeführt: Die maximale Osmolarität des Urins be- trägt 1300 mosmol/l. Der osmotische Gradient wird vor allem durch den Na + -K + -2Cl - -Transporter (bei Hemmung durch Furosemid: massive Diu- rese) und durch Harnstoff aufgebaut. Die maximale Harnosmolarität kann nie- mals über der Osmolarität des Nierenmarks liegen. Bei Antidiurese herrscht eine hohe Osmo- larität im Nierenmark, die wesentlich über der des Plasmas liegt. Die Osmolarität bei Antidiurese ist in der Nie- renvene geringer als in der Nierenarterie. Das liegt daran, dass viele Teilchen ausgeschie- den werden (hochkonzentrierter Harn) und gleichzeitig viel Wasser rückresorbiert wird. Das Blut wird also auf dem Weg durch die Niere verdünnt. sieren (z. B. Digoxin = Digitalisglykosid für die Herzkraftsteigerung). Bei Harnstoff nennt man diesen Zustand Urämie (Harnvergiftung des Blutes). Die Symptome können von leichter Übelkeit mit Erbrechen bis hin zum urämischen Koma reichen – ein ernsthaftes Krankheitsbild, das durch Dialyse behandelt werden muss. Du solltest dir folgende Fakten besonders merken: Harnstoff ist ein harnpflichtiger Stoff und dient der renalen Stickstoffausscheidung. Bei stark gefallener GFR findet sich eine er- höhte Harnstoffkonzentration im Blut. Harnstoff diffundiert bei Antidiurese aus dem Sammelrohr in die Henle-Schleife zu- rück und trägt damit erheblich zum Erhalt des osmotischen Gradienten bei. Weil Harnstoff aus dem Tubulus herausdif- fundiert, wird der filtrierte Harnstoff NICHT vollständig ausgeschieden und hat eine ge- ringere fraktionelle Ausscheidung als Krea- tinin. 3.9 Harnkonzentrierung – Diurese/Antidiurese In der schriftlichen Prüfung ist das haarsträu- bende Haarnadelgegenstromprinzip zwar nicht so wichtig, für die mündliche Prüfung im Bereich Physiologie solltest du es dir aber den- noch genau ansehen. Dazu empfiehlt es sich, dieses Kapitel auch noch mal in einem aus- führlicheren Lehrbuch nachzulesen. Was kann die Niere überhaupt konzentrationstechnisch leisten? Die Niere kann den Harn auf maximal 1300 mosmol/l kon- zentrieren oder bei Diurese auf 50 mosmol/l verdünnen. Die Wasserresorption hängt dabei entscheidend von der Osmolarität im Nieren- mark ab: Dort wird der wichtige osmotische Gradient erzeugt, der dafür sorgt, dass Wasser aus dem Sammelrohr durch die Aquaporine ins Interstitium zurückdrängt und somit dem Körper weiterhin zur Verfügung steht. Dieser osmotische Gradient wird durch viele Faktoren

3.9 Harnkonzentrierung – Diurese/Antidiurese · bende Haarnadelgegenstromprinzip zwar nicht so wichtig, für die mündliche Prüfung im Bereich Physiologie solltest du es dir aber

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3.9 Harnkonzentrierung – Diurese/Antidiurese

beein�usst. Einen großen Anteil daran hat der gern gefragte Na+-K+-2Cl−-Transporter. Wenn man diesen hemmt (z.  B. durch ein Schlei-fendiuretikum wie Furosemid), kommt es zur massiven Diurese, da die Osmolarität im Nie-renmark sinkt und das Wasser folglich keinen Grund mehr hat, das Sammelrohr zu verlas-sen. Zusätzlich zum Na+-K+-2Cl−-Transporter solltest du dir noch den Harnstoff merken, der durch seine Rückdiffusion aus dem Sammel-rohr auch noch einen entscheidenden Ein�uss auf den osmotischen Gradienten im Nieren-mark hat. Harnstoff folgt in Anwesenheit von Adiuretin dem Wasser aus dem Sammelrohr und gelangt ins Interstitium. Von dort diffun-diert er erneut in den dünnen Teil der Henle-Schleife, wo er ja bereits schon mal war. Er kreiselt also zurück, somit kommt es zu keiner vollständigen Ausscheidung des Harnstoffes, jedoch zu einem erhöhten osmotischen Gra-dienten im Nierenmark, welcher für die Was-serresorption entscheidend ist.

Nachfolgend sind nochmal wissenswerte Punkte aufgeführt: – Die maximale Osmolarität des Urins be-

trägt 1300 mosmol/l. – Der osmotische Gradient wird vor allem

durch den Na+-K+-2Cl−-Transporter (bei Hemmung durch Furosemid: massive Diu-rese) und durch Harnstoff aufgebaut.

– Die maximale Harnosmolarität kann nie-mals über der Osmolarität des Nierenmarks liegen.

– Bei Antidiurese herrscht eine hohe Osmo-larität im Nierenmark, die wesentlich über der des Plasmas liegt.

– Die Osmolarität bei Antidiurese ist in der Nie-renvene geringer als in der Nierenarterie. Das liegt daran, dass viele Teilchen ausgeschie-den werden (hochkonzentrierter Harn) und gleichzeitig viel Wasser rückresorbiert wird. Das Blut wird also auf dem Weg durch die Niere verdünnt.

sieren (z. B. Digoxin = Digitalisglykosid für die Herzkraftsteigerung). Bei Harnstoff nennt man diesen Zustand Urämie (Harnvergiftung des Blutes). Die Symptome können von leichter Übelkeit mit Erbrechen bis hin zum urämischen Koma reichen – ein ernsthaftes Krankheitsbild, das durch Dialyse behandelt werden muss.Du solltest dir folgende Fakten besonders merken: – Harnstoff ist ein harnp�ichtiger Stoff und

dient der renalen Stickstoffausscheidung. – Bei stark gefallener GFR �ndet sich eine er-

höhte Harnstoffkonzentration im Blut. – Harnstoff diffundiert bei Antidiurese aus

dem Sammelrohr in die Henle-Schleife zu-rück und trägt damit erheblich zum Erhalt des osmotischen Gradienten bei.

– Weil Harnstoff aus dem Tubulus herausdif-fundiert, wird der �ltrierte Harnstoff NICHT vollständig ausgeschieden und hat eine ge-ringere fraktionelle Ausscheidung als Krea-tinin.

3.9 Harnkonzentrierung – Diurese/Antidiurese

In der schriftlichen Prüfung ist das haarsträu-bende Haarnadelgegenstromprinzip zwar nicht so wichtig, für die mündliche Prüfung im Bereich Physiologie solltest du es dir aber den-noch genau ansehen. Dazu emp�ehlt es sich, dieses Kapitel auch noch mal in einem aus-führlicheren Lehrbuch nachzulesen. Was kann die Niere überhaupt konzentrationstechnisch leisten?Die Niere kann den Harn auf maximal 1300 mosmol/l kon-zentrieren oder bei Diurese auf 50 mosmol/l verdünnen. Die Wasserresorption hängt dabei entscheidend von der Osmolarität im Nieren-mark ab: Dort wird der wichtige osmotische Gradient erzeugt, der dafür sorgt, dass Wasser aus dem Sammelrohr durch die Aquaporine ins Interstitium zurückdrängt und somit dem Körper weiterhin zur Verfügung steht. Dieser osmotische Gradient wird durch viele Faktoren