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DOKUMENTATION –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– /

DOKUMENTATION - Theaterfestival Schwindelfrei · Alter Messplatz, wurde die Zukunft auf vielfältige Weise befragt, ihre Möglichkeiten und Grenzen ausgelotet. In dieser Dokumentation

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03 ––––– SABINE SCHIRRA Vorwort 05 ––––– NICOLE LIBNAU Das Theaterfestival Schwindelfrei – Ein Blick zurück07 ––––– SOPHIA STEPF FACING 2066 – Das Festivalthema 08 ––––– RUTH FANDERL Begegnungen bei Schwindelfrei – Gemeinsam in die Zukunft10 ––––– OLIVIA KAISER Wenn Hillary Clinton mit Yoko Ono geschlafen hätte – Theaterparcours 112 ––––– TRISTAN LUDWIG (SCHREIBPROJEKT GUSTAV) Lichtblicke – Theaterparcours 213 ––––– NICOLE SCHNEIDERBAUER Inspirierender Austausch – Perspektiven für Schwindelfrei14 ––––– SWETANSHU BORA Wie bringt man in zehn Tagen eine internationale Performance heraus? How to create an international performance in 10 days?16 ––––– JANINA BENDUSKI Regionale Festivals der freien Szene in Deutschland Beobachtungen beim Festival Schwindelfrei 2016 in Mannheim17 ––––– DAVID YOUNG Bringing artists together – Eine künstlerische Begegnung 19 ––––– FRANZISKA VON PLOCKI WARM UP – Das kulturelle Rahmenprogramm20 ––––– DENNIS BARANSKI Laue Sommernächte mit Bier und Kunst22 ––––– BERND MAND Die Zukunft also23 ––––– SCHREIBPROJEKT GUSTAV Protokoll der Utopien 25 ––––– DAVID YOUNG The future is … – Fragen an die Künstlerinnen und Künstler

27 ––––– Die Zukunft von Schwindelfrei 2014 – Was aus den Schwindelfrei-Stücken 2014 wurde28 ––––– Künstlerinnen, Künstler und Institutionen31 ––––– Das Schwindelfrei-Team 201633 ––––– LYS Y. SENG Fotografische Impressionen des Festivals

INHALT ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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VORWORT ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/von Sabine Schirra(Kulturamtsleiterin)

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Gold war die Festivalfarbe der diesjährigen, 5. Ausgabe des Theaterfestivals Schwindelfrei, das un-ter dem Motto FACING 2066 stand. Wenn auch die zum Festival eingeladenen Produktionen die Zukunft alles andere als golden sahen, verweist die diesjährige Farbwahl auf ein selbstbewusstes und wertiges Festival. Begonnen im Schillerjahr 2009 als kleines Format im Rahmen der traditionsrei-chen Schillertage des Nationaltheaters Mannheim, hat sich das Festival der Freien Szene in kurzer Zeit zu einem eigenständigen Format entwickelt, das im Festivalkalender der Metropolregion Rhein-Neckar seinen festen Platz erobert hat. Initiiert als zusätzliches Förderinstrument, um die performa-tiven Künstlerinnen und Künstler aus der Metro-polregion Rhein-Neckar zu motivieren, sich unter einer gemeinsamen Themenstellung zu präsentie-ren, bietet das Theaterfestival Schwindelfrei bereits zum zweiten Mal ausgewählten internationalen Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform an. Das 2014 von der Regisseurin und Dramaturgin Sophia Stepf entwickelte und beim vergangenen 4. Theaterfestival world wide me umgesetzte Konzept hat die Weichen richtig gestellt, auf die die 5. Aus-gabe aufbauen konnte. Sein besonderer Charakter liegt sowohl im intensiven Austausch der Künstler untereinander, sei es bei gegenseitigen Besuchen in der Probenphase oder gemeinsamen Workshops, wie auch darin, einfach mal eine Idee in einer 20-minütigen Produktion ausprobieren zu dürfen ohne den Zwang einer abendfüllenden Vorstel-lung. Doch das Theaterfestival Schwindelfrei bietet nicht nur den Künstlerinnen und Künstlern Frei-raum. Durch das umfängliche Rahmenprogramm konnte das Kernthema, die Beschäftigung mit der Zukunft, auch mit den künstlerischen Mitteln

von Musik und Bildender Kunst sichtbar gemacht werden und vernetzte die Kulturakteure der Stadt noch enger. Dank der großzügigen Förderung durch die Baden-Württemberg Stiftung war es möglich, das breit aufgestellte Rahmenprogramm als WARM UP mit vielen Partnern zu entwickeln. Profitiert haben davon die Zuschauer, was sich in den hohen Auslastungszahlen widerspiegelt.

Ich möchte an dieser Stelle der Kuratorin So-phia Stepf meinen herzlichen Dank aussprechen und Lisa Stepf für ihre dramaturgische Mitarbeit danken. Die Festivalleitung lag in den bewährten Händen von Nicole Libnau, der ich ebenso herz-lich danken möchte wie ihrem Festivalteam mit Franziska von Plocki und Hazel Wolf sowie den beiden Technikern Ingo Joos und Johannes Frisch. Mein Dank richtet sich an alle Kooperationspart-nerinnen und Kooperationspartner, namentlich an: Alte Feuerwache Mannheim, Atlantis Kino, COHRS, Community art Center mannheim, Einraumhaus c/o, FORUM/Jugendkulturzentrum, GUSTAV, Port25– Raum für Gegenwartskunst, Theaterakademie Mann-heim, Theater Felina-Areal, theater oliv, Universität Mannheim und wortbruch.

Sie, verehrte Leserinnen und Leser, können sich anhand dieser Dokumentation noch einmal die Höhepunkte des 5. Theaterfestivals Schwindelfrei FACING 2066 vor Augen führen. Allen, die dieses Festival versäumt haben, sei die nächste Ausgabe des Theaterfestivals Schwindelfrei im Sommer 2018 ans Herz gelegt.

Herzlichst,Ihre Sabine Schirra

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DAS THEATERFESTIVAL SCHWINDELFREI

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EIN BLICK ZURÜCKvon Nicole Libnau (Festivalleitung)

In seiner 5. Ausgabe blickte das Theaterfestival Schwindelfrei in die Zukunft. FACING 2066 lau-tete das Thema, das internationale Künstlerinnen und Künstler aus dem Libanon, Iran, Australien und Indien gemeinsam mit regionalen Vertretern der freien Theaterszene performativ ausgestalteten. Rund um das Festivalzentrum Einraumhaus c/o, Alter Messplatz, wurde die Zukunft auf vielfältige Weise befragt, ihre Möglichkeiten und Grenzen ausgelotet.

In dieser Dokumentation wollen wir noch einmal das Festival Revue passieren lassen. Wir haben hierfür zahlreiche Autoren gebeten, ein Feedback zum Festival zu geben: aus interner wie aus exter-ner Sicht, aus Experten- wie aus Stadtperspektive, aus der Perspektive der regionalen sowie internati-onalen Gäste und Akteure. Wie haben die Festi-valbeobachter, die Besucher, die Experten das Fes-tival wahrgenommen? Wie wirkt es auf die Stadt, wie national, wie international? Welches Konzept steckt hinter dem Festival und sind die gesteckten Ziele alle aufgegangen?

Hierzu erläutert Sophia Stepf in ihrem Beitrag die Gedanken, die dem Konzept und der Themenstel-lung zugrunde liegen. Die kulturjournalistische Schreibwerkstadt GUSTAV sowie die Autorin

Ruth Fanderl und Olivia Kaiser blicken zurück und lassen das Festival noch einmal vor unserem inneren Auge vorüberziehen.

Wie sich das Festival aus der Sicht der teilnehmen-den Theatergruppen anfühlte, beschreiben Nicole Schneiderbauer für die regionalen und Swetanshu Bora für die internationalen Künstler.

Darüber hinaus wurden zwei externe Festivalbe-obachter und Experten eingeladen, das Festival zu begleiten und kritisch zu reflektieren. Janina Benduski, Vorsitzende des Bundesverbands Frei-er Darstellender Künste e.V., Berlin, gibt dabei eine Einschätzung auf kulturpolitischer Ebene, während sich der Australier David Young aus in-ternationaler Perspektive mit dem Festivalkonzept auseinandersetzt.

Franziska von Plocki und Dennis Baranski wid-men sich schließlich dem künstlerischen Rahmen-programm WARM UP und fächern die Palette der Beiträge auf, die das Festival ergänzten.

Wir blicken hier in dieser Broschüre gemeinsam mit Ihnen allen zurück und freuen uns auf das nächste Theaterfestival Schwindelfrei 2018!

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FACING 2066 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/DAS FESTIVALTHEMA

von Sophia Stepf

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Die Zukunft ist eine Landschaft, die wir jetzt ge-stalten. Wie sieht die Welt in 50 Jahren aus, im Jahr 2066? 50 Jahre sind vorstellbar, eine Lebensspanne, die manche von uns schon erlebt haben. Die Zu-kunftsforschung wagt jedoch nur vorsichtige Pro-gnosen, denn alle Entwicklungen werden sich be-schleunigen – zumindest darin sind sich alle einig.

In den meisten medialen oder literarischen Zu-kunftsfantasien leben wir in einer post-katas-trophalen Welt. Die drängenden Fragen für die Zukunft sind: Kann ein Wertewandel oder eine technische Errungenschaft unsere Zivilisation ret-ten oder wird der neoliberale Kapitalismus uns in Ressourcenkriege treiben, bis wir uns selbst ab-schaffen? Können wir das Wort Fortschritt neu de-finieren? Oder werden wir in einer post-atomaren Katastrophenwelt leben, wie Cormac McCarthy sie in The Road entwirft? Muss ein Held die Mensch-heit in eine künstliche neue Welt bringen wie in Interstellar? Werden wir uns mit Drogen geschickt das Denken vernebeln wie in Huxleys Schöne neue Welt oder werden wir komplett virtuell durchsich-tig leben wie in Dave Eggers Internetdystopie The Circle? Oder sind es eher die genetische Optimie-rung des Menschen und die Unterteilung in neue Kastensysteme, wie die Science-Fiction-Blockbus-ter Divergent und Die Tribute von Panem die Welt von Morgen beschreiben?

Das  Theaterfestival Schwindelfrei FACING 2066 hat neun Künstlerinnen und Künstler aufgerufen, sich mit einer Zukunftsfiktion für das Jahr 2066 zu beschäftigen. Neben fünf Gruppen aus der Metropolregion Rhein-Neckar waren vier interna-tionale Gruppen beauftragt, Prognose, Prophetie, Trendforschung oder Science Fiction, Weltunter-gangsszenario, mögliche Realität oder utopischen Wahnsinn zu erarbeiten. So vielfältig der inhalt-liche Zugriff, so vielfältig waren die theatralen Formen: Theater, Tanz, Installationen, Multimedia, Performances, Autoren- oder Dokumentarisches Theater – eine große Bandbreite der Darstellenden Künste war auf dem Festival vertreten. Die 20-mi-nütigen Produktionen wurden eigens für das Thea-terfestival Schwindelfrei konzipiert und kamen hier zur Uraufführung. Sie wurden gemeinsam in zwei Theaterparcours präsentiert.

DIE KURATORIN ––– SOPHIA STEPF arbeitet seit ihrem Studium der Dramaturgie international mit dem Schwerpunkt Indien. Sie ist selbst als Regisseurin und Dra-maturgin in der freien Szene aktiv und produziert Stücke in Berlin, Kassel und Bangalore. Sie hat die kuratorische Praxis als Assistentin und Dramaturgin für internationale Theater-festivals wie die Wiener Festwochen, Theater der Welt 2005 und die Bonner Biennale gelernt und bringt ein kritisches Verständnis zu Theateraustausch, internationalen Koopera-tionen und dem Präsentieren internationaler Künstlerinnen und Künstler im deutschsprachigen Raum mit.

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BEGEGNUNGEN BEI SCHWINDELFREI

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GEMEINSAM IN DIE ZUKUNFTvon Ruth Fanderl

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Wer in diesem Frühling durch die Neckarstadt lief, kam nicht umhin, eines der Plakate mit dem gol-denen Kreis zu bewundern: die Ankündigung für das bereits fünfte Theaterfestival Schwindelfrei, das vom 2. bis zum 5. Juni im und um das Einraum-haus c/o im Herzen der Neckarstadt stattfand. Wir blicken zurück.

Das Theaterfestival Schwindelfrei ist ein Festival der performativen Künste, das von der Stadt Mannheim ausgerichtet wird – so wird es auf der festivaleigenen Homepage beschrieben. Es sei kein gewöhnliches Festival, bei dem die Künstler ausschließlich für ihre Performance kämen, erklärte die Kulturamts-leiterin Sabine Schirra während der Pressekonfe-renz am 25. Mai. Beim Schwindelfrei-Festival der anderen Art stehe die Begegnung der Künstler im Mittelpunkt; der Austausch und das gemeinsame Entwickeln einer interdisziplinären Performance. Das Inter manifestierte sich auch dadurch, dass von den acht Künstlergruppen drei aus nicht-europäi-schen Städten stammen – Bangalore, Melbourne und Beirut –, welche sich hier in Mannheim be-gegneten.

Der Aspekt der Begegnung spiegelt sich im ers-ten Teil des Festivalmottos wider: FACING 2066. Die darauffolgende Jahreszahl 2016 sollte darauf hinweisen, dass diese Begegnung nicht erst in 50 Jahren stattfinden wird, sondern dass hier und jetzt damit begonnen werden muss, über die Zukunft nachzudenken und sie aktiv zu gestalten – sowohl im regionalen als auch im internationalen Aus-tausch.

Mannheim ist der optimale Austragungsort für diese besondere Art von Festival. Nicht nur des-halb, weil sie eine außergewöhnlich internationale

Stadt ist, sondern sie ist auch eine Stadt, die sich entwickelt. In der im Zuge der Neubelebung der Konversionsquartiere neue, zukunftsträchtige Räu-me entstehen. Eine Stadt, die im Jahr 2066 mit Si-cherheit ganz anders aussehen wird als heute.

Auch das Einraumhaus c/o, das Zentrum des Fes-tivals, ist ein zukunftstaugliches Gebäude: mobil, temporär und enorm wandelbar. Hier fanden be-reits vor den eigentlichen Festivaltagen im Zuge des WARM-UPs verschiedene Ausstellungen, Vernissagen etc. statt. So beispielsweise die grafi-sche Zukunftsvisionen-Ausstellung A Future that never was.

Feierlich eröffnet wurde das Festival, das im Üb-rigen die Baden-Württemberg Stiftung als fi-nanziellen Unterstützer vorweisen kann, am 2. Juni. Nach Ansprachen des Kulturbürgermeisters Michael Grötsch, der Kulturamtsleiterin Sabine Schirra und der Kuratorin Sophia Stepf folgte eine Darbietung des Tanz- und Klangpaares Duet: ein Saxophonist und eine Tänzerin im harmonischen Zusammenspiel. Währenddessen konnten sich die Besucher am interkulturellen kulinarischen An-gebot erfreuen: Persisches Curry traf auf Pfälzer Dampfnudel – Future Foods of Mannheim.

Gestärkt und mit allen Sinnen auf zukunftsfan-tastische Szenarien eingestellt, folgte man an-schließend einem der beiden Parcours. Während die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Parcours 1 mehrere verschiedene Etablissements der Ne-ckarstadt-West, wie das theater oliv oder das Com-munity art Center mannheim, besuchen durften und einen Einblick in verschiedene Zukunftsuto-pien und -dystopien von Regisseuren und Künst-lern aus Mannheim, Bangalore und Melbourne

gewannen, wanderten die Parcours-2-Zugehöri-gen in geschlossener Gruppe zum Felina-Areal, wo sie in verschiedenen Räumen die diversesten Zukunftsszenarien erfuhren.

Nach der Tanzdarbietung Boiling Cold unter der Leitung von Edan Gorlicki, einem aus Israel stam-menden Choreografen, die thematisch das Zu-sammenspiel menschlicher Begegnungen aufgriff, leitete der Parcours die gespannten Zuschauer in eine utopische, literaturnahe Darstellung der Zu-kunft: Was, wenn die Natur über den Menschen siegt, den Menschen dominiert? Die Regisseurin und Produzentin Inka Neubert begeisterte in ih-rem Stück dominium terrae unter anderem mit ei-ner außergewöhnlichen, licht-malerischen Kulisse.

Im folgenden Recall 1.6. vom Kollektiv wirhaben-dasnichtgewollt.Produktion Mannheim wurden die Teilnehmer zu Besuchern eines Museums im Jahre 2066, dessen Exponate technische und gesellschaftliche Relikte aus dem Jahr 2016 dar-stellten. Den Abschluss des Parcours bildete die Theaterperformance Irregular des Beiruter Teams der Zoukak Theatre Company. Eine verstörende Vision vom zukünftigen Dasein des Menschen: Das Wesen der Zukunft – halb Maschine, halb Mensch – hat jegliche psychischen Muster des heutigen Menschen abgelegt.

Nachdenklich verließen die Besucher das Felina-Areal, um sich angeregt durch die Performances bei einem Glas Sekt am Einraumhaus c/o weitere Ge-danken über die Ungewissheit der Zukunft zu ma-chen: Wie wird unsere Welt, unser Menschenbild, unsere Philosophie in 50 Jahren aussehen? Werden wir existieren, wie wir es heute tun? Wie werden wir dann auf unsere jetzige Gegenwart zurückblicken?

Durch die verschiedenen formalen Variationen der Zukunftsvisionen – in Bildender Kunst, Klang und natürlich in darstellerischer Form – war für jeden Besucher während des gesamten Festivals etwas dabei, was ihn bewegte und zum Austausch ermutigte. Wir hoffen, dass Schwindelfrei auch in Zukunft so bestehen bleibt und wir 2066 auf vie-le Jahre Schwindelfrei-Geschichte zurückblicken können.

RUTH FANDERL lebt in der Neckarstadt-West und arbeitet nach einem Studium der interkulturellen Bildung in Karlsruhe hauptberuflich als Lehrerin. In ihrer Freizeit schreibt sie für den Kulturteil des Neckarstadtblogs. Der Lo-kaljournalismus ist für sie ein Weg, sich am Stadtgeschehen zu beteiligen und ihrem Interesse – dem Schreiben – nach-zugehen.

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WENN HILLARY CLINTON MIT YOKO ONO

GESCHLAFEN HÄTTE ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/THEATERPARCOURS 1

von Olivia Kaiser

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Niemand kann genau sagen, wie die Welt in 50 Jahren aussehen wird, doch acht Künstlergruppen wagen beim Theaterfestival Schwindelfrei in Mann-heim einen Ausblick. Was passiert, wenn Künst-ler durch Tanz-Androiden ersetzt werden? Oder wenn man versucht, die Vergangenheit zu ändern, um eine neue Zukunft zu bekommen? Diese Fra-gen beantwortet der erste von zwei Theaterpar-cours des Festivals.

Alle zwei Jahre findet das Theaterfestival Schwin-delfrei statt. Das mehrtägige Festival gibt regio-nalen und internationalen Künstlern der freien Szene eine Plattform. Facing 2066 hatte Kuratorin Sophia Stepf diesmal als Motto ausgegeben. Mit Tanz, Theater, Performance und Installation las-sen acht Künstlergruppen ihre Version von einer nicht allzu fernen Zukunft Wirklichkeit werden. Auf zwei verschiedenen Theaterparcours mit je vier Produktionen von zirka 20 Minuten Länge wan-deln die Gäste durch die Neckarstadt, die Spielorte sind geheim.

Treffpunkt für die Parcours ist das Einraumhaus am Alten Messplatz. Dort findet auch ein gro-ßer Teil des Festivalrahmenprogramms statt. Es hat etwas von Schulausflug-Atmosphäre, wie die Theaterreiseleiter ihrer Gruppen zu den Spielort führen: Alle zusammenbleiben und gemeinsam über die Ampel gehen. Parcours Eins führt von Bangalore über Mannheim nach Melbourne. Die indische Regisseurin Sharanya Ramprakash hat Menschen in Bangalore gefragt, wie sie sich das Jahr 2066 vorstellen. Es sind interessante Sicht-weisen, beispielsweise wenn Uhrmacher Bhumpat Patel überlegt, ob man dann Zeit kaufen könnte.

Aus dem Film- wird ein Performance-Erlebnis, als Sharanya Ramprakash und ihr Schauspielkollege Swetanshu Bora die Bühne betreten und eine Art Dialog mit den Interviewten starten. Dabei stellen sie allerdings weniger die Zukunft infrage als die Gegenwart.

Dann werden die Gäste selbst Teil der Perfor-mance und damit der Zukunft. 2066 gibt es zwar keinen Krieg, keine Schmerzen und keinen Hun-ger mehr, aber Kunst ist unökonomisch und ver-boten. Theater findet nur heimlich im Untergrund statt. Möglichst unauffällig geht es deshalb zum nächsten Spielort. R+J.2066, eine Zusammenar-beit der Mannheimer Künstlerkollektive Barth & Schneider und Sternx2 zeigt, wie Theater in 50 Jahren aussehen könnte. Romeo und Julia wird dann immer noch gespielt, doch das Theater verzichtet auf jede Körperlichkeit. Die Zuschauer müssen Brillen aufsetzen und sehen bestimmte Bilder. Eine Stimme, die immer künstlicher klingt, zitiert aus Shakespeares Text. Auch der Zuschauer wird so seiner Körperlichkeit beraubt. Es ist kein ange-nehmes Theatererlebnis, aber ein durchaus denk-barer Blick in die Zukunft.

Die Existenz der Körperlichkeit – und zwar der menschlichen im Gegensatz zu einer maschinellen – ist für das Tanztheater Selene 6.6. von Peter Hinz und Julie Pécard aus Mannheim ausschlaggebend. Bei Selene handelt es sich um einen hoch techni-sierten Tanzroboter, den Performancekünstler Vam gekauft hat. Doch die ersehnte perfekte Symbio-se zwischen Künstler und Roboter will sich nicht einstellen.

In die Vergangenheit zu reisen, um die Zukunft zu verändern – das ist keine neue Idee. Aber Hillary Clinton radikalisieren zu wollen, indem man sie mit Yoko Ono verkuppelt, diese Idee hatte noch keiner. Das ist der Plan in Spooky Action at a Dis-tance der australischen Künstlergruppe Aphids mit Willoh Weiland und James Brennan. Zwischen Re-enactment und Installation beschwören sie eine überaus skurrile Utopie herauf.

OLIVIA KAISER studierte an der Universität Mannheim sowie an der University of Aberdeen (Schottland) Anglistik, Film Studies, Politik und Kommunikations- und Medi-enwissenschaft. Nach ihrem Zeitungsvolontariat war sie mehrere Jahre als Lokalredakteurin bei der Tageszeitung Schwarzwälder Bote tätig. 2011 kehrte Olivia Kaiser nach Mannheim zurück und arbeitet seitdem als freie Journalis-tin (Print und Online) vor allem in den Bereichen Kultur, Gastronomie, People & Lifestyle.

Quelle: Wenn Hillary Clinton mit Yoko Ono geschlafen hätte. Auftakt des Theaterfestivals ‚Schwindelfrei‘ - Erster Theater-parcours zeigt Zukunftsvisionen aus Bangalore, Mannheim und Melbourne von Olivia Kaiser in: Die Rheinpfalz vom 03.06.2016/Mit freundlicher Genehmigung der Rheinpfalz

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LICHTSTRAHLEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/THEATERPARCOURS 2

von Tristan Ludwig (Schreibprojekt GUSTAV)

Theater oder auch Kunst im Allgemeinen vermag es, Lichtstrahlen auszusenden. Lichtstrahlen, die Geschehnisse der Vergangenheit oder die Themen der Gegenwart beleuchten, das große Ganze oder das Allerinnerste. Und selbstverständlich die Zu-kunft. Denn genau diese hatte ja nun, in Form des Jahres 2066, das Schwindelfrei-Festival und damit auch der Parcours 2 zum Gegenstand. So wurden im Laufe eines Abends ganz verschiedene Bilder der Zukunft angestrahlt. Bilder, die den Menschen beschreiben oder eine Tendenz der Gesellschaft, mal offensichtlich hell erstrahlend im Scheinwer-ferlicht, mal flackernd die Zuschauer verwirrend.

Eine solche verwirrende Bilderflut bietet uns gleich die erste Performance Boiling Cold, die zwei Menschen zeigt, die sich jagen und fangen, von-einander weg und zueinander hin gezogen werden, sich gegenseitig imitieren und sich voneinander abgrenzen. Schwer versteht man in diesem tänze-rischen Rausch, welches Abbild der Zukunft ei-nem hier gezeigt werden soll, doch berührt ist man trotzdem von diesem fragilen Seiltanz zwischen Vereinsamung und alles umfassender Öffentlich-keit, zwischen Effizienz und Sehnsucht.

In einen Dschungel aus Videoinstallationen wird man von dominium terrae geführt. In diesem bewe-gen sich eine Schauspielerin und ein Schauspieler. Sie erzählen von einer Natur, einer Welt, die den Menschen einfach abwirft, die ihn nicht mehr ihr Meister sein lässt. Recht offensichtlich stellt sich uns hier die Frage: Warum sollte es eigentlich das Recht des Menschen sein, die Erde zu beherrschen? Und vor allem: Wie lange geht das noch gut?

Recall 1.6. zeigt uns die Zukunft durch das Jetzt. Ein dunkler Ausstellungsraum, ein paar Exponate, Ti-sche mit Bildschirmen, auf denen in spröden Inter-views Techniken vorgestellt werden – Open Data,

Industrie 4.0 –, von denen man vielleicht schon einmal gehört hat, die man aber wohl keineswegs als prägend für das Jetzt bezeichnen würde – anders im Jahre 2066, so will uns die Performance vermit-teln. Schließlich erscheint in einem mittig platzier-ten Glaskasten eine Frau, die in einer ebenso pla-kativen wie berührenden Metapher die Scheibe des sie einschließenden Quaders mit belanglosen Posts verklebt, bis sie selbst hinter all dem zur Schau ge-stellten Innerlichen verschwindet.

Möglichst große Bilder mit möglichst kleinem Aufwand zu produzieren, das macht Irregular, die letzte Performance des Abends. Dabei werden einmal mehr Gegensätze aufeinander losgelas-sen. Kühle Rationalität trifft auf heiße Hysterie. Zukunft und Vergangenheit, zwischen denen das Jetzt steht und sich fragt: Wo ist das Ideale? Auf jeden Fall liegt es auf keiner der beiden porträtier-ten Seiten.

Nun werden wir sehen, welche der Bilder bald verblassen werden und auf welche die Zeit ihren hellen Schein werfen wird.

GUSTAV ist ein kultureller Perspektivenwechsel, eine Mi-schung aus Sehschule und journalistischer Schreibwerk-statt, die ausgehend von themenbezogenen Workshops zu einem kontinuierlich arbeitenden Schreibkollektiv ausge-baut und so zu einer eigenen Stimme in der lokalen Me-dienlandschaft wird.Tristan Ludwig, Jahrgang 2000, ist seit 2013 in der Schreibwerkstatt GUSTAV aktiv.

INSPIRIERENDER AUSTAUSCH ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/PERSPEKTIVEN FÜR SCHWINDELFREI

von Nicole Schneiderbauer

Der für mich bereichernste Aspekt des Schwindel-frei-Festivals: intensiver, künstlerischer Kontakt und inspirierender Austausch.

Nicole Schneiderbauer, barth&schneider (Künstlerkollektiv)

Der künstlerische Arbeitsprozess ist normaler-weise ein einsamer – ob Ideenfindung, Recherche, Konzeptionieren oder Probe – Gespräche finden meist innerhalb von Produktionsgrenzen und von außen kommend häufig erst nach der Premiere über das fertige Endergebnis statt. Dass dies nicht immer so sein muss, zeigt meine diesjährige Erfah-rung beim Theaterfestival Schwindelfrei.

Durch ein vielfältiges Angebot an Gesprächs- und Vernetzungsmöglichkeiten, wie gemeinsame Mit- tagessen, das Festivalzentrum, gegenseitige Pro-benbesuche, entstand parallel zu den jeweiligen Produktionsprozessen ein intensiver, übergreifen-der Austausch zwischen den regionalen und inter-nationalen Künstlerinnen, Künstlern und Gruppen, der Raum für spannende Frage- und Gedanken-spiele eröffnete. Nicht nur, dass man als Zuschauer im Rahmen des Festivals den unterschiedlichsten künstlerischen Zukunftsentwürfen und Positio-nen beiwohnen konnte, der Festivalprozess selbst wurde dadurch für mich zu einem utopischen Ort, zu einer Art gemeinschaftlichem, künstlerischem Thinktank als Inspirations- und Kontaktort für an-dere Formen der künstlerischen Zusammenarbeit.

Um diese wertvolle Erfahrung weiter auszuloten, würde ich mir für das nächste Schwindelfrei-Festival noch mehr Zeit wünschen, um den gemeinschaft-lichen, übergreifenden und verbindenden Arbeits-austausch weiter voranzutreiben, und Freiraum, um die gewonnenen Erkenntnisse in den Arbeits-prozess integrieren zu können. Ich hoffe sehr, dass das Festival finanziell und strukturell weiterwach-

sen kann und die Potenziale so weiter ausgeschöpft werden können. Denn: Schwindelfrei ist ein tolles Festival, von seiner Ausrichtung, seiner Offenheit und für die Sichtbarmachung und Vernetzung der freien Tanz- und Theaterszene in Mannheim.

NICOLE SCHNEIDERBAUER studierte Dramaturgie an der Bayerischen Theaterakademie. Seit ihrer Regieassistenz am Nationaltheater Mannheim, wo ihre ersten Inszenierun-gen entstanden, arbeitet sie als freie Regisseurin in der frei-en Szene und an festen Theaterhäusern. Eine enge Zusam-menarbeit verbindet sie mit Isabelle Barth, mit der sie seit 2011 unter dem Label barth&schneider überregionale, inter-disziplinäre und performative Theaterprojekte entwickelt.

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WIE BRINGT MAN IN ZEHN TAGEN EINE INTERNATIONALE

PERFORMANCE HERAUS? ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/HOW TO CREATE AN INTERNATIONAL PERFORMANCE IN 10 DAYS?

von Swetanshu Bora

Eine internationale Performance in zehn Tagen zu erarbeiten, stellte eine gänzlich neue Heraus-forderung dar: ein Tag im Frühling, später Abend. Ich fahre nach der Probe nach Hause. Ich bin in Bangalore. Ein Anruf von Sharanya und Sridhar, meinen langjährigen Kollegen, Gründer der Thea-tergruppe Dramanon, mit der ich seit acht Jahren arbeite. Beide sind aufgeregt, ich höre die Aufre-gung von den Wänden ihres Zuhauses widerhal-len. Ein normaler Dienstag, an dem eigentlich nichts Aufregendes passiert ist. Außer, dass unser Vorschlag für das Theaterfestival Schwindelfrei an-genommen wurde und wir uns auf die Reise zu unserer ersten Performance im Ausland machen werden.

Die nächsten Monate vergehen mit Recherche, dann ist es Zeit, sich auf den Weg zum Festival zu machen.

Wir sind beide nervös. Sharanya kommt aus Berlin, wo sie an einem anderen zweiwöchigen Programm teilgenommen hat, und ich lande in Frankfurt/Main. Mein Deutsch besteht aus den Worten Gu-ten Tag und Ausgang (abgeschaut von den Schil-dern am Flughafen), was eindeutig nicht für ein Gespräch ausreicht.

Und dann treffen wir auf die anderen Performer des Festivals. Eine elektrisierende Begegnung! Und obwohl Sharanya und ich nach der Reiserei erledigt sind, erleben wir die Orientierungsphase und den bereits entstehenden Austausch mit den anderen mit Staunen und Begeisterung. Und das ist erst der Anfang! Wir können es nicht erwarten, endlich mit der Arbeit zu beginnen.

So ging es los – unterstützt von zwei großartigen Dramaturginnen, die uns zur Verfügung standen, einem Trio von tatkräftigen Organisatorinnen und einem Duo fähiger Techniker, die sich um jedes noch so kleine Anliegen kümmerten, und in einem Raum, den wir zehn Tage lang rund um die Uhr nutzen konnten. Das sollte unbedingt erwähnt werden, denn zu Hause in Bangalore ist so etwas … na ja … unvorstellbar. Nur ein paar wenige Produktionen mit großen Namen haben solche Bedingungen.

Wir gewöhnten uns an das Wetter, das Essen … (stimmt, wir entsprechen haargenau dem Stereotyp des Inders, der sich nur langsam mit allem Europä-ischen anfreundet) … und nach schrecklicher Er-kältung und mit laufenden Nasen machten wir uns an die Arbeit und stießen natürlich auf unser ers-tes und, wie sich herausstellen sollte, größtes Hin-dernis – das, was wir vorhatten, würde hier nicht funktionieren. Wir mussten umdenken – komplett. Ich muss zugeben, das hat unsere Stimmung noch mehr gedämpft als das Wetter. Und obwohl wir unserem Material vertrauten, war es klug, den An-sichten der Dramaturginnen Raum zu geben, die mit der Kultur und dem Publikum vertraut waren und vor allem die Struktur des Festivals kannten: Das Publikum sieht vier verschiedene Performan-ces an vier verschiedenen Orten, zwischen denen es wechselt. Ein spannendes Projekt, wie ich finde.

Ich muss mich schnell wieder in retrospektive Stim-mung versetzen. Also, wenn ich so nachdenke …

Noch zwei Tage, wir hatten zwar viel Material, aber noch keine Lösung gefunden. Wir hatten aus Ban-

galore Videointerviews mit acht Menschen mit-gebracht, die über ihre Vision der Welt in fünfzig Jahren sprechen. Darunter ein Metzger, ein neun-jähriges Kind, eine Schwangere, ein pensionierter Richter, ein Uhrmacher, ein Fotograf – die Videos liefen in Dauerschleife, während wir dasaßen und überlegten, was wir damit machen sollten. Und dann kam uns eine Idee – eine Installation mit Live-Performance:

Zwei Inder treten in einen schwarzen Raum, in dem die Videos präsentiert werden. Sofort kommt es zu einer kulturellen Kollision. Die beiden Inder wissen nicht, wie sie sich hier verhalten sollen, beobachtet von fremdem Publikum. Eine anfangs komische Situation bietet den Einstieg, in dessen Verlauf allmählich persönliche Geschichten von Hoffnung, Verlust sowie dem alltäglichen Überleben in den Fokus treten. Sie alle legen nahe, dass unsere Zu-kunft vielleicht in dem Streben nach Geschlechter-gleichheit, neu definierten Familienstrukturen und reibungslosem Verkehr liegen könnte.

So war in dem Stück eine perfekte Balance ge-funden. Wir waren gleichermaßen aufgeregt und erstaunt darüber, mit einem fremden Publikum kommunizieren zu können – und es gelang!

Fünfzehn Tage gingen zu Ende. Fünfzehn unver-gessliche Tage, Tausende von Kilometern von zu Hause entfernt mit Menschen verbracht, denen wir sonst nie begegnet wären und auf die wir vor unserer Abreise nervös gespannt gewesen waren. Tage des Lernens und Teilens, der Frustrationen und der Erleichterung, mit kaltem Wetter und warmen Herzen, Döner Kebab, viel Pasta, einem

wunderbaren Organisationsteam, Tage des Reflek-tierens und Neukalibrierens, voll harter Arbeit und Dankbarkeit. Fünfzehn unvergessliche Tage, die jetzt eine Collage aus sepiafarbenenen Bildern sind.

(Übersetzung: Karen Witthuhn)

SWETANSHU BORA ist Schauspieler, Dramaturg und Theaterregisseur aus Bangalore. Seine Stücke wurden be-reits auf einigen der großen Theaterfestivals in Indien ge-zeigt. Als Schauspieler tritt er in Englisch und Hindi auf. Neben einem Bandprojekt beschäftigt er sich auch mit zeit-genössischen Bewegungen. Er hofft auch in Zukunft die Form von Arbeit machen zu können, die im Alltagsleben der Menschen eine Bedeutung findet.

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REGIONALE FESTIVALS DER FREIEN SZENE IN DEUTSCHLAND

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BEOBACHTUNGEN BEIM FESTIVAL SCHWINDELFREI 2016 IN MANNHEIM von Janina Benduski

In Deutschland gibt es inzwischen zahlreiche Re-gionale Festivals der Freien Szene. Einige von ih-nen mit einer verhältnismäßig langen Geschichte wie das Festival Favoriten (NRW), andere noch neu oder in Neuausrichtung wie das Festival Hauptsache frei! in Hamburg oder das Festival 6 Tage frei in Stuttgart. Einige des Festivals begreifen sich explizit als Förderfestivals der lokalen Szene, andere eher als Plattformen für mehr Sichtbarkeit und (kultur)politische Präsenz, wieder andere auch als Gesprächs-, Beratungs- und Qualifizierungs-formate für die Akteurinnen und Akteure.

Ihnen allen gemeinsam ist der Wunsch, ein mög-lichst genaues und zutreffendes Bild der künstle-rischen Arbeiten der freien darstellenden Künste in einer Region oder einer Stadt zu zeigen und die entsprechenden Akteure einer größeren Öffent-lichkeit vorzustellen. In der Regel geht dies weit über eine Besten-Schau bekannter Arbeiten hinaus; vielmehr spielen die Präsentation von Arbeitspro-zessen, Nachwuchsformate oder (Neu-) Findung von Auswahlprozessen zunehmend eine Rolle.

Auch der Ansatz von Sophia Stepf und Nicole Libnau und ihrem Team für das Theaterfestival Schwindelfrei 2016 hebt sich von einem klassischen Festivalkonzept ab. Auftragsarbeiten der Mann-heimer Szene und von internationalen Gästen zum Thema des Festivals verbinden sich zu zwei Touren durch die Stadt; gemeinsame Probenzeit und vor-bereitende Workshops führen die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler im Vorfeld zusammen.

Bemerkenswert gut gelingt bei den Touren die Einbindung in den Stadtraum und die Entde-ckung der Spielorte durch ein neues Publikum in der eigenen Stadt. Mehrfach höre ich Sätze

wie ‘Ich wusste nicht, dass hier ein Theater ist’ und kann – bei der anschließenden Feier im Festival-zentrum als Theatermensch enttarnt – nicht alle Fragen der begeisterten Mannheimer Familie zu den Spielstätten beantworten. Zu wünschen wäre dem Festival mehr überregionales Fachpublikum durch eine stärkere und langfristige Anbindung an Netzwerke der Szene.

Auch die Begegnung der Mannheimer Künstler und der internationalen Gäste wird rund um die Vor-stellungen in angeregten Gesprächen fortgesetzt. Die Begegnung und der künstlerische Austausch bleiben jedoch aktuell auf den kurzen Zeitraum der Proben und das Festival selbst beschränkt. Eine mögliche Weiterführung der Idee, zum Beispiel durch die Förderung einer künstlerischen Zusam-menarbeit im Anschluss an das erste Kennenlernen beim Festival, wäre wünschenswert und könnte bis zu internationalen Koproduktionen führen.

Ich wünsche dem Theaterfestival Schwindelfrei für die kommenden Jahre die notwendige kultur-politische Rückendeckung, um die begonnenen Prozesse mutig fortführen und die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern dabei angemessen honorieren zu können. Die Entwicklungen in ei-ner Szene sind wie der Aufbau von überregionalen Netzwerken und die Gewinnung von neuem Pu-blikum langfristige Prozesse: Die ersten Schritte sind getan, darauf kann aufgebaut werden.

JANINA BENDUSKI ist Mitbegründerin und Gesell-schafterin von ehrliche arbeit - freies Kulturbüro. Seit 2006 entwickelt sie Kunstprojekte im urbanen Raum zuletzt das Performing Arts Programm und -Festival Berlin. Sie ist im Vorstand des Landesverband freie darstellenden Künste Ber-lin sowie Vorsitzende des Bundesverband freie darstellende Künste.

BRINGING ARTISTS TOGETHER

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EINE KÜNSTLERISCHE BEGEGNUNGvon David Young

Für die 5. Ausgabe des Theaterfestivals Schwin-delfrei kamen acht deutsche und internationale Gruppen (und eine Videokünstlerin aus dem Iran) zu einer intensiven, zweiwöchigen Arbeitsphase zusammen. Die Künstlerinnen und Künstler wa-ren aufgefordert worden, sich mit dem Thema des Festivals zu beschäftigen: Facing 2066. Zum Zeit-punkt des Eintreffens der Gruppen in Mannheim befanden sich die Projekte in recht unterschied-lichen Arbeitsstadien. Nach ersten gemeinsamen Workshops, die den Austausch und Dialog unter-einander in Gang setzten, blieben jeder Gruppe etwa zwei Wochen Zeit, um eine neue, 20-minü-tige Performance zu erarbeiten, die am Ende der zahlenden Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Die acht Gruppen arbeiteten in den Bereichen Theater, Tanz, Installation, Multimedia und Per-formance Art. Jeweils vier Gruppen wurden zu einem von zwei Parcours zusammengesetzt: Jeder Parcours bestand aus vier Performances, das Pub-likum ging von Spielort zu Spielort. Obgleich sich die Arbeiten in Form und Inhalt radikal unter-schieden, so fanden sie alle in einer mehr oder we-niger traditionellen Aufführungsform statt, bei der das Publikum vor der vierten Wand sitzt. Eine der Arbeiten war eine Installation/Performance, in der sich das Publikum frei im Raum bewegen konnte. In einer anderen standen die Zuschauer und sahen Bilder durch digitale Brillen.

Direkt nach meiner Ankunft in Mannheim am Eröffnungsabend nahm ich an Parcours 1 teil. Am folgenden Abend sah ich Parcours 2, am dritten Abend dann noch einmal beide. In der Zwischen-zeit führte ich Interviews mit fast allen Künstlern und Performern, außerdem mit der Kuratorin So-phia Stepf und der Dramaturgin Lisa Stepf, dem

technischen Leiter Ingo Joos und der Festivalkoor-dinatorin Nicole Libnau. Ich sah mir die Vorfüh-rung der iranischen Videoarbeit an und besuchte die Ausstellung von Matthew Day Jacksons Vi-deoarbeit In search of … Eidolon.

Es war mein erster Besuch in Mannheim und mei-ne erste Begegnung mit den Arbeiten der eingela-denen Künstlerinnen und Künstler, allein die aus-tralische Gruppe Aphids (deren Mitgründer und künstlerischer Leiter ich von 1994 bis 2010 war) war mir bekannt. Ich sollte auch darauf hinweisen, dass meine Muttersprache Englisch ist und meine Deutschkenntnisse begrenzt sind.

WAS FÜR EIN FESTIVALSchwindelfrei hebt sich in vielfacher Hinsicht von anderen Festivals ab, und diese Eigenschaften sind enorme Stärken und sollten unterstützt und aus-gebaut werden:1. Das Festival bietet allen teilnehmenden Künst-lern die Möglichkeit einer Arbeitsphase (residen-cy) und ist nicht nur reine Präsentationsplattform.2. Das Festival zeigt ausschließlich neue Arbeiten (also Uraufführungen).3. Das Festival bringt Künstler aus der ganzen Welt zusammen, auch von jenen Kontinenten, die oft vernachlässigt werden.4. Das Festival findet in einer mittelgroßen Stadt statt, nicht in einer Groß- oder Hauptstadt.

Aus internationaler Sicht erhöhen diese Eigen-schaften die Attraktivität des Festivals für Künst-ler, Kuratoren, Kritiker und das Publikum. Überall auf der Welt gibt es unzählige Festivals, die um Profil, Inhalte und Ressourcen kämpfen, auch miteinander. Schwindelfrei ist es gelungen, sich von diesem Feld abzusetzen und ein mutiges, ge-

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neratives und professionelles Forum für zeitgenös-sisches Theater und Performance Art zu schaffen.

KÜNSTLERISCHER AUSTAUSCHIn den Interviews mit den Künstlern zeigten sich viele unterschiedliche Meinungen und Reaktionen auf die Arbeitsphase und die auf dem Festival ge-zeigten Arbeiten, doch für fast alle war die Inter-aktion zwischen den Künstlerinnen und Künstlern, die aus so vielen verschiedenen Ländern zusam-mengekommen waren, der Höhepunkt des Festi-vals. Der kulturelle Austausch, die Kameradschaft, gegenseitige Unterstützung und Unterschied-lichkeit trugen allesamt zu einer Atmosphäre der Inspiration, Offenheit und Großzügigkeit bei. Es war offensichtlich, dass das Festival alle, die daran teilnahmen, mit neuer Energie und Kraft füllte, sie herausforderte und ihnen neue Räume eröffnete, und dass über alle Kunstformen, Länder und Kul-turen hinweg bleibende Verbindungen geschmie-det wurden.

Der Aspekt des unmittelbaren künstlerischen Aus-tausches war unter dem Strich zweifelsohne der größte Erfolg und Nutzen des Festivals. Die Tat-sache, dass Produktionen aus nah und fern gezeigt wurden, war eine der Hauptursachen für diesen Erfolg.

FAZITSchwindelfrei ist ein höchst ungewöhnliches und besonderes Festival. Zu seinen Alleinstellungs-merkmalen, die auch seine Stärken sind, gehört, dass a) das Festival die Künstlerinnen und Künstler beauftragt, im Rahmen einer residency eine neue Arbeit zu entwickeln und sie sofort einem Pub-likum zu präsentieren, b) es lokale, nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler zusam-menbringt und c) es sich den neuesten, bahnbre-

chendsten Theater- und Performancerichtungen verschrieben hat.

Das zwischen Festivalkuratorin, Team und Künst-lerinnen und Künstlern bestehende Vertrauensver-hältnis war deutlich erkennbar und ermöglichte das Erarbeiten von neuen Projekten, die sonst nicht hätten entstehen können. Dauerhafte Be-ziehungen zwischen den Künstlern, die über große Entfernungen und Zeiträume hinweg bestehen bleiben, sind der Brennstoff, den wir brauchen, um uns durch die nächsten fünf Jahrzehnte und darü-ber hinaus zu bewegen.

Ich danke dem Festival, dem Team, den Künst-lerinnen und Künstlern und den Menschen in Mannheim für das Privileg, Schwindelfrei erlebt haben zu dürfen, und ich bin gespannt, welchen Herausforderungen sich das Festival in der Zu-kunft annimmt.

(Übersetzung: Karen Witthuhn)

DAVID YOUNG (Melbourne/Berlin) ist Komponist, In-itiator und ehemals Künstlerischer Leiter der interdiszip-linären Kompagnien Aphids und Chamber Made Opera. Er macht derzeit eine Ausbildung zum Alexander-Technik-Lehrer. www.davidyoung.de

WARM UP ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/DAS KULTURELLE RAHMENPROGRAMM

von Franziska von Plocki

Die Zukunft beschäftigt uns als Individuum, als Stadt, als Gesellschaft und tangiert unseren All-tag in vielerlei Facetten. Natürlich ist es bei einem so großen Thema nicht möglich, alle Aspekte, die das Thema Zukunft betreffen, im Rahmen eines Festivals flächendeckend aufzugreifen. Doch ein differenzierter Blick und eine möglichst große, vielfältige Perspektive im Rahmen des Festivals aufzufächern, sollte nicht nur eine Bereicherung für die Künstlerinnen und Künstler, sondern auch für die Besucher bedeuten.

Die zehntägige Probenphase der darstellenden Künstlerinnen und Künstler wurde daher ge-nutzt, bereits auf anderen künstlerischen und ge-sellschaftlichen Ebenen über das Festivalthema nachzudenken. Das Rahmenprogramm WARM UP wurde so zu einem eigenständigen Beitrag im Festivalkontext und einer inhaltlichen Ergänzung zu den Theaterproduktionen.

Dank der Unterstützung der Baden-Württemberg Stiftung konnte hier mit der Umsetzung des kul-turellen Rahmenprogramms ein breiter Teil der Stadtgesellschaft in den Festivalrahmen integriert und reflektiert werden.

Inhaltlich lagen dem kulturellen Rahmenpro-gramm vier Grundgedanken zum Thema Zukunft zugrunde: Nachhaltigkeit, Stadtgesellschaft, Bil-dung und die Zukunft der Künste.

Kooperationspartner aus den Bereichen der Wis-senschaft, Soziokultur, Kreativwirtschaft sowie Musiker, Performer, Autoren, Bildende Künstler oder Crossover-Artisten bereicherten das Rah-menprogramm mit zahlreichen Beiträgen und un-terschiedlichen Perspektiven auf das Thema. Dabei zeigten sie, dass Kunst immer im Kontext gesell-

schaftlicher, politischer oder wirtschaftlicher Ent-wicklungen steht. Daneben wurden Besucher selbst dazu animiert, über die Zukunft nachzudenken und damit zu aktiven Gestaltern derselben zu werden.

Insgesamt 17 Einzelveranstaltungen füllten das Rahmenprogramm. Kunstaustellung, Lesung, Film, Diskussion, Werkstatt, Party und interdisziplinäre Projekte schafften eine individuelle Perspektive auf das Jahr 2066. Durch die enge Zusammenarbeit mit renommierten Akteuren und Institutionen aus der Region wurde ein sehr vielfältiges Spektrum abgedeckt und die Stadtgesellschaft szenespezi-fisch in das Theaterfestival einbezogen. Nicht nur ein Diskussionsformat zwischen Wissenschaftlern der Universität Mannheim und Künstlern des Fes-tivals schaffte neue Schnittstellen, sondern auch die Etablierung des Festivalzentrums Einraum-haus c/o. Hier kamen internationale Gäste, regio-nale Künstler, Kooperationspartner, Organisatoren und das Publikum jeden Abend zusammen. Ge-meinsam wurde gesprochen, diskutiert, gefeiert und getanzt.

Das WARM UP zeigte, wie facettenreich die Zukunft ist und wie vielfältig die Potenziale der Künste. Vielleicht wärmen wir uns ja gedanklich bereits für das nächste Rahmenprogramm auf – die Zukunft wird es zeigen.

FRANZISKA VON PLOCKI studierte Sozialwissen-schaften und Vergleichende Kulturwissenschaft in Augsburg und Regensburg. Sie war als Redakteurin, im PR-Bereich sowie als organisatorische Mitarbeiterin bei kulturellen, internationalen und kommunalen Großprojekten beschäf-tigt. Darüber hinaus konzipierte und organisierte sie eigene Kulturprojekte. Nach der Projektorganisation des Theater-festivals Schwindelfrei im Kulturamt der Stadt Mannheim ist sie aktuell im Team der Biennale für aktuelle Fotografie Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg tätig.

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LAUE SOMMERNÄCHTE MIT BIER UND KUNST

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von Dennis Baranski

So dynamisch wie die freie Theaterszene Mann-heims selbst begegnet ihr das Produktionsfestival Schwindelfrei. Gestartet als bindendes Glied zwi-schen den verschiedenen Spielstätten und künstle-rischen Ausdrucks- und Herangehensweisen ent-wickelte sich das biennal vom Kulturamt der Stadt veranstaltete Theaterfest stets weiter und wurde längst zu einem anerkannten wie arrivierten För-derinstrument für Kunstschaffende in der Region. In seiner fünften Ausgabe eröffnete die finanzielle Unterstützung der Baden-Württemberg Stiftung dem Festivalpublikum erstmals Gelegenheit, sich durch ein vielseitiges Rahmenprogramm parallel zum künstlerischen Schaffensprozess dem Thema FACING 2066 anzunähern und eigene Fragen an die Welt in 50 Jahren zu formulieren.

Das kulturelle Rahmenprogramm WARM UP lotete Utopien und Visionen in umfangreicher künstlerischer Breite aus: Darstellende und bilden-de Künste, Konzerte, Diskussionen, Performances oder Installationen boten zahlreiche Anknüp-fungspunkte. Auftakt und gleichsam ungezwunge-nen Einstieg in den zehntägigen Veranstaltungs-Reigen besorgte das Rigor Project in der Alten Feuerwache. Um den Mannheimer Percussion-Virtuosen Joss Turnbull und Illustrator Mehrdad Zaeri gründete sich die Band mit Nima Aghiani und Sara Bigdeli Shamloo aus Teheran. Dabei gelang bereits dem musikalischen, mit Zaeris Il-lustrationen bebilderten Eröffnungsabend, was das Freie-Szene-Fest in seinen Anfangsjahren biswei-len vermissen ließ: eine Festivalatmosphäre.

ALLABENDLICHES VERWEILENGut eine Woche, bevor die acht von internatio-nalen und regionalen Künstlern koproduzierten Arbeiten in zwei Theaterparcours der Öffentlich-

treu. Faszinierende Raumzeichnungen machen Grzymala längst zu einem Weltstar der zeitge-nössischen Kunst. Schwarze Linien, schnurgerade und raumgreifend, enthoben in ihrer Installation im Rahmen von Schwindelfrei den vorgefundenen leeren Raum eigentümlich seiner Bestimmung und eröffneten neue Lesarten für die draußen gelassene Wirklichkeit. Ein wirtlicher Ort, dessen Symmet-rie Kuhns abweisende, scheinbar natürlich erwach-sene Skulptur gekonnt zu brechen verstand.

Wissenschaftliche Diskurse, die Ausstellung der doku-fiktionalen Serie In search of … Eidolon des amerikanischen Künstlers Matthew Day Jackson in der Galerie Port25 oder etwa das Open-Air-Konzert von Bernadette La Hengst komplettierten ein dichtes Programm, das in lauen Sommernäch-ten zahlreich zu Bier und Kunst lockte. Nicht zu-letzt diese ungezwungenen Stunden machten Lust auf die entstandenen acht Uraufführungen – und werden das Theaterfestival Schwindelfrei 2016 als ein besonderes in die Erinnerung seiner Besucher schreiben.

keit präsentiert werden konnten, war mit WARM UP allabendlich ein willkommener Grund ge-schaffen, rund um das Festivalzentrum Einraum-haus c/o zu verweilen. Und zum Austausch gab es reichlich Anlass: Seien es Dystopien, wie sie etwa der oscarnominierte Science-Fiction-Film Ex Machina entwarf, Zukunftsvisionen aus der Ver-gangenheit, wie sie Autor Billy Hutter vergnüglich vortrug, oder das utopische Mannheim, gesehen und ausgestellt von den beiden Gestaltern Philip Brückner und Julian Bender.

Das junge Mannheimer Kollektiv wortbruch be-reicherte gemeinsam mit der Band Lektron das Rahmenprogramm mit einer musikalischen Le-sung von Padgett Powells Fragen-Roman The In-terrogative Mood und brachte AudeRrose ins Ein-raumhaus c/o. Mit intrinsischer Spielfreude verlor sich die in Frankreich geborene Wahlberlinerin in ihrer audiovisuellen Erzählung Le paradis rouge et l ’oiseau impossible. Feinsinnig erdachte und zum Teil selbst konstruierte Geräuscherzeuger dienten dabei mal digital, mal analog als stimmungsvolles Orchester, dessen eindringliche Klangkulisse sich mit zauberhaft bebilderten Projektionen zu einem Märchen fügte – und die liebevoll verspielte Per-formance nahezu gänzlich ohne Worte auskom-men ließ.

WIRTLICHE RÄUME UND UNGEZWUNGENE STUNDENUnbestritten ein Höhepunkt des Festivals vor dem Festival war die Arbeit von Monika Grzymala und Skafte Kuhn. In einem 50-stündigen Erarbei-tungsprozess gestalteten die beiden Künstler mit 2066 / 50 hours relationscape gemeinsam ein Laden-geschäft in der Mannheimer Neckarstadt – und blieben dabei ihren einprägsamen Handschriften

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DENNIS BARANSKI studierte Germanistik, Geschichte und Politik in Heidelberg und Mannheim. Er war viele Jahre als freier Kulturjournalist lokal und überregional tätig und ist seit 2014 Pressereferent bei der Stadt Mannheim.

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DIE ZUKUNFT ALSO ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/von Bernd Mand

PROTOKOLL DER UTOPIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/von Schreibprojekt GUSTAV

Die Zukunft also. Die Zukunft war das Thema. Bei Schwindelfrei und somit auch beim Festival begleitenden kulturjournalistischen Schreibprojekt GUSTAV. Wie aber sollte man ein Theaterfestival kulturjournalistisch begleiten, bei dem es darum geht, Ideen und Visionen zu zeigen, wie unser Le-ben in 50 Jahren aussehen könnte – oder vielleicht sogar aussehen wird? Mit simplen Besprechungen wollten sich die 12 jugendlichen Journalisten da nicht zufriedengeben, das war jedenfalls schon sehr schnell klar. Aber wo fängt man an, über die Zu-kunft nachzudenken? Wo fängt die Zukunft denn eigentlich an und welcher Definition will man dabei Glauben schenken? Bei der gemeinsamen Redaktionssitzung fiel daher der Blick sehr schnell auf unsere Vergangenheit. Denn wie deren Zu-kunft ausgesehen hat und heute noch aussieht, das war erst einmal nicht so schwer herauszufinden.

Also stürzten sich die jugendlichen Autorinnen und Autoren zwischen 15 und 22 Jahren in die Recherche über Utopien, Visionen und Zukunfts-vorstellungen der letzten 500 Jahre, um sich ein bisschen Klarheit über dieses seltsame Ding zu verschaffen, das wir Zukunft nennen. Und so ent-stand unser Protokoll der Utopien. Ein Protokoll, das sowohl vergangene, überworfene und nicht ge-haltene Zukunftsversprechen aufspürte, aber auch Stimmen aus dem Heute sammelte, die uns ihre persönlichen Ideen von der Zukunft erzählten.

In einer Mischung aus persönlichen Gesprä-chen und Interviews suchten wir gemeinsam mit den Besuchern und Zuschauern beim Schwin-delfrei-Festival nach Bildern von Morgen, nach

Wünschen und Hoffnungen. Auf dem Flohmarkt der Utopien stellten wir Zukunftsideen und Utopi-en vor, die bis heute selten Realität geworden sind. Aber auch solche, die ziemlich konkret im Heute sichtbar sind und von vielen von uns gelebt werden. Und somit bauten wir eine kleinteilige und nach-denkliche Sammlung von Zukunftsbildern und Geschichten vom Leben mit dem Morgen.

BERND MAND studierte Kunstgeschichte und Ge-schichte in Heidelberg. Er lebt und arbeitet in Mannheim als freier Kulturjournalist und Autor (u. a. Nachtkritik, Mannheimer Morgen, ASSITEJ ). Er war Jurymitglied beim Jugendtheaterpreis Baden-Württemberg, Gastkritiker auf zahlreichen Festivals und ist Kurator beim Augenblick mal!-Festival für junges Publikum in Berlin. Bernd Mand ist Mitinitiator der kulturjournalistischen Schreibwerkstatt GUSTAV.

GUSTAV ist ein kultureller Perspektivenwechsel, eine Mischung aus Sehschule und journalistischer Schreibwerk-statt, die ausgehend von themenbezogenen Workshops zu einem kontinuierlich arbeitenden Schreibkollektiv ausge-baut und so zu einer eigenen Stimme in der lokalen Me-dienlandschaft wird.

WAS WIRD MORGEN PASSIEREN?

Es gibt unglaublich guten Kaffee!

Großes im Kleinen.

Donald Trump macht eine Farm für benachteiligte Ponys auf, um allen zu zeigen, dass er

der beste Präsident gewesen wäre.

Die Welt geht weiter unter.

WAS GENAU HABE ICH EIGENTLICH MIT DER ZUKUNFT ZU TUN?

Da bin ich am Leben.

Also genau genommen gar nichts. Aber ich gestalte sie

trotzdem mit jedem Moment.

WANN PASSIERT DIE ZUKUNFT?

Jetzt gleich.

Immer und überall.

Nach jedem Jetzt.

SEIT WANN GIBT ES DIE ZUKUNFT?

Seit mindestens gestern.

Seit wir die Zeit erfunden haben.

GIBT ES FÜR DICH AKTUELL EIN THEMA, VON DEM DU DENKST, DASS ES AUCH IM JAHR 2066 NOCH RELEVANT SEIN WIRD?

Schnurrbärte.

Krieg, Umweltverschmutzung und Naturschauspiele.

Humanität.

Technik und Wissenschaft.

Die Frage, was du am Wochenende noch so machen wirst, und die Suche nach der Antwort darauf.

Leerer Akku.

GIBT ES EINE ERRUNGENSCHAFT UNSERER ZEIT, DIE DU AUCH GERNE IM JAHR 2066 WIEDERFINDEN MÖCHTEST?

Das wird sich zeigen.

Yes, The Jetsons!

Pokémons!

Das Internet mag ich schon ganz gerne.

Solidarität.Dosenpfand.

Nein.

Hygieneartikel.

Liebe.

WO WERDE ICH IN DER ZUKUNFT SEIN?

Hoffentlich zu Hause.

In the present.

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EINE DER FRAGEN, DIE ICH FRAGEN MÖCHTE, IST, WAS IST FÜR DICH PERSÖNLICH WICHTIG IN DER ZUKUNFT?

WAR GESTERN SCHON ALLES ANDERS IN DER ZUKUNFT?

Yes.Es gab Tage, da glaubten die Menschen noch an die Zeit. Sie waren überzeugt, dass alles einen Anfang, eine Mitte und ein Ende hat.

Das gab ihnen Hoffnung.Doch darüber sind wir längst hinaus.

Heute leben wir nur im Jetzt. Das, was sie Zukunft nannten, ist jetzt Wirklichkeit. Ob das gut ist, hat uns noch keiner gesagt.

100 Jahre Krieg, Millionen von Toten, wenn nicht sogar Milliarden, um zu bemerken,

dass wir alle unter einem Himmel leben, um zu bemerken, dass es keine überlegene

Rasse gibt, nur eine überlegene Spezies. Nun müssen wir Kinder des Krieges unsern Vater töten, das letzte Opfer seiner Taten.

Auf der Asche und dem Blut errichten wir eine neue Welt mit einem Fundament aus Glas,

damit wir uns nie verführen lassen.

Wenn die Zukunft eine Geschichte wäre, würde sie uns von den Folgen des

letzten Bieres erzählen, von Lottozahlen und Aliens. Wenn die Zukunft eine Geschichte wäre, wäre sie faul und würde uns die Zukunft vorenthalten.

Sie würde uns die Geschichten schreiben lassen, sie aber unter ihrem Namen

veröffentlichen. Die Zukunft ist nämlich räuberisch und trickreich. Und doch

ist die Zukunft der Freund, mit dem wir Geschichten erleben.

Mit dem ersten Spatenstich beginnt eine neue Ära, eine Ära der Gewaltlosigkeit,

die nicht nur auf Papier festgehalten ist, sondern auch im Herzen von jedem.

Utopia, eine falsche Realität. Eine Realität ohne unmoralische Menschen, in der jeder glücklich ist, mit einer neutralen

CO2-Emission, in der kein Lebewesen für die Bedürfnisse der Menschen sterben muss,

in der es keine Waffen gibt, in der kein Mensch hungern muss, in der jeder Mensch gleich behandelt wird. Eine bis in die dunkelsten

Ecken polierte Welt. Eine sterile Welt. Doch wo Licht ist, muss auch Schatten sein,

selbst wenn die Sonne im Zenit steht.

Wir sind keine Kommunisten, keine Sozialisten, keine Kapitalisten,

wir sind lediglich Menschen. Unsere Ziele? Glücklich sein.

KANN MAN DIE ZUKUNFT AUCH VERPASSEN?

Ja.Nein.

Ja, frag mal Carsten Brandau.

Ja. Wenn man stirbt.

WENN DIE ZUKUNFT EINE GESCHICHTE WÄRE, WAS WÜRDE SIE UNS ERZÄHLEN?

THE FUTURE IS ... ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/FRAGEN AN DIE KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLER von David Young

Das ist eine gute Frage. Das ist die eigentliche Frage.

Ich habe Angst vor dem Verlust der ehrlichen menschlichen Interaktion.

Ich werde natürlich Kunst machen. Weil ich auch schon einmal versucht habe,

keine Kunst zu machen, weil es manchmal einfach scheiße ist, Kunst zu machen,

und wirklich hart. Aber ich habe eine Menge Ideen, was ich noch tun könnte.

Ich denke, ja es wird viel technischen Fortschritt geben und Bla Bla.

Aber niemand wird wissen, wie es tatsächlich sein wird.

Wir können es uns nicht einmal vorstellen, weil alles so schnell geht.

Wenn ich zu lange darüber nachdenke, werde ich pessimistisch.

Ich bin 18 und lebe in Mannheim und für meine Zukunft ist es mir wichtig,

dass ich die Dinge tun kann, die ich gerne mache, und nicht in einem langweiligen Job ende oder etwas Langweiliges mache, nur für das Geld.

Ich bin mir nicht sicher, ob sich so viel verändern wird.

Es sind 50 Jahre – nicht 1.000 Jahre. Ja … ja.

Es wird hart. Viele Leute sind bequem und wollen sich nicht ändern. Es wird also hart.

In meiner Zukunft möchte ich irgendwo auf einer Bank sitzen und auf die Welt schauen

und sagen können, dass ich irgendetwas gemacht habe,

um sie zu einem besseren Ort zu machen.

Mehr Fahrräder, weniger Autos.

Mein Land ist schon immer im Krieg. Das bedeutet, wir denken die Vergangenheit und überleben

die Gegenwart. Es gibt also keine Zukunft.

Sie kann überall sein und alles möglich machen.

Ich würde mich gerne überraschen lassen.

Ich weiß es nicht. Lasst uns JA sagen!

Wenn ich darüber nachdenke, was die Zukunft von mir einfordert,

dann ist es, dass ich von jetzt an verantwortlich dafür bin. Ich muss sie umsetzen,

ganz nach dem Motto: Mach es einfach! Weil es nicht zu abstrakt ist.

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DIE ZUKUNFT VON SCHWINDELFREI 2014 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/WAS AUS DEN SCHWINDELFREI-STÜCKEN 2014 WURDE

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ISACK PETER ABENEKO Dar Es Salaam born original die copy

Wurde als 20-minütiges Format beibehalten. 10/2014 Gastspiel in Dar es Salaam auf Einladung des Goethe-Institutes

––––––––––––––––––––––JONAS FREY/JOSEPH SIMON Heidelberg

je(ux)-tu(e)-torialJonas Frey wurde Mitglied des La_Trottier Dance Collectives

––––––––––––––––––––––AMITESH GROVER New Delhi

Encounter 6134Wurde 2014 zu der Produktion Downtime weiterentwickelt,

die ein Publikum in Delhi und Berlin miteinander verband. http://amiteshgrover.com/downtime.php––––––––––––––––––––––

MAJA DAS GUPTA/INKA NEUBERT/NORBERT KAISER Mannheim til death vs depart

––––––––––––––––––––––LA-TROTTIER DANCE COMPANY Mannheim

Please ask your destinyEntwicklung zu einer abendfüllenden Produktion unter dem Titel Moira,

die in das Repertoire des La_Trottier Dance Collectives überging. Premiere: 10/2014 im Stadttheater Fürth; weitere Vorstellungen im Theater Felina-Areal, Mannheim

––––––––––––––––––––––BORIS BEN SIEGEL Mannheim

Das Leben des AnderenEntwicklung zu einer abendfüllenden Produktion, die in das Repertoire des theater oliv überging.

Premiere: 12/2015 im TECHNOSEUM Mannheim––––––––––––––––––––––

THEATERKUMPANEI Ludwigshafen Zaadgah – Heimat im Kopf

Entwicklung zu einer abendfüllenden Produktion, die in das Repertoire der Theaterkumpanei überging. Premiere: 07/2015 in Ludwigshafen

Einladung zu den Theatertagen Marburg und zum Festival Spielstark in Ottweiler. Es ist ausgewählt für das Festival echt jetzt 2017 Rheinland-Pfalz

––––––––––––––––––––––MAYA ZBIB/OMAR ABI AZAR Beirut

death comes through the eyesWurde als 20-minütiges Format beibehalten und tourte weltweit auf zahlreichen Festivals im

Libanon (01/2015), Indien (08/2015), Ruanda (12/2015), Norwegen und Frankreich (05/2016) sowie in Chile (01/2017)

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KÜNSTLERINNEN, KÜNSTLER & INSTITUTIONEN

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KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLER RAHMENPROGRAMM WARM UP

AUDERROSE Le paradis rouge et l ’oiseau impossible / Audiovisuelles ErzählenBENDER/BRÜCKNER A future that never was / PlakatausstellungDUET – SIMON SPIESS & MARIE-LOUISE NIELSEN Hybrid / PerformanceDJ - I AM SOUND, KAMIKAZE JANE UND ROCK‘N‘ROLLIGION EINRAUMHAUS C/O FestivalzentrumNILS COOPER/DAVID HÄUSER & CO Future Foods of Mannheim ALEX GARLAND Ex machina / FilmSCHREIBPROJEKT GUSTAV Protokoll der Utopien / SchreibwerkstattMONIKA GRZYMALA & SKAFTE KUHN 2066 - 50 hours relationscape / AusstellungBERNADETTE LA HENGST Save the world with this melody / KonzertBILLY HUTTER Die fliegenden Untertassen, der Sozialismus und vier alte Männer / VortragMATTHEW DAY JACKSON In search of … Eidolon / AusstellungPADGETT POWELLS & LEKTRON The interrogative mood / Schauspielerlesung + MusikRIGOR PROJECT zündeln / KonzertLYS Y. SENG Impressionen des Festivals / FotografieUNIVERSITÄT MANNHEIM The future of Amerika / Diskurs-PlakateANGLISTISCHES SEMINAR The Quantified Self / DiskussionWORTBRUCH wortbruch weekender

Mit freundlicher Unterstützung der Baden-Württemberg Stiftung

SPIELORTE & KOOPERATIONSPARTNER

ALTE FEUERWACHE MANNHEIM / ATLANTIS KINO / COHRS / COMMUNITY ART CENTER MANNHEIM / EINRAUMHAUS C/O / FORUM, JUGENDKULTURZENTRUM / PORT25 –– RAUM FÜR GEGENWARTSKUNST / THEATERAKADEMIE MANNHEIM / THE-ATER FELINA-AREAL / THEATER OLIV / UNIVERSITÄT MANNHEIM / WORTBRUCH

EIN BESONDERER DANK GILT

Julia Alicka, Sebastian Bader, Fabian Burstein, Daniela Cohrs, Nils Cooper, Rainer Döhring, Patrick Forgacs, Galerie Hauser&Wirth, Sören Gerhold, David Häuser, Martin Hartung, Myriam Holme, Florian Huth, Stefanie Kleinsorge, Sascha Koal, Silvana Kraka, Erdmann Lange, Dr. Katrin Lämm-le, Torsten Mitsch, Su Montoya, Philipp Morlock, Katharina Pfeiffer, Jan-Philip Possmann, Robin Radtke, Matthias Rauch, Thorsten Riehle, Boris Ben Siegel, superart.tv, Yvonne Vogel, Michael Volkmer, Annette D. Weber, Jan Weisbrodt, Fabian Wippert, Coralie Wolff, Wulle Bier, zeitraum-exit, sowie allen Helferinnen und Helfern

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KÜNSTLERINNEN, KÜNSTLER & INSTITUTIONEN

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BETEILIGTE PRODUKTIONEN, KÜNSTLERINNEN & KÜNSTLERTHEATERFESTIVAL SCHWINDELFREI 2016

––––––––––––––––––––––APHIDS / WILLOH S. WEILAND & JAMES BRENNAN Melbourne

Spooky Action at a Distance – Live Art––––––––––––––––––––––

BARTH&SCHNEIDER/STERNX2 Mannheim R+J. 2066 – Theaterperformance

––––––––––––––––––––––EDAN GORLICKI Heidelberg/Groningen

Boiling cold – Tanz––––––––––––––––––––––

PETER HINZ & JULIE PÉCARD Mannheim Selene 6.6. – Tanztheater––––––––––––––––––––––

KOLLEKTIV WIRHABENDASNICHTGEWOLLT.PRODUKTION Mannheim Recall 1.6. – Performative Installation

––––––––––––––––––––––INKA NEUBERT Mannheim dominium terrae – Performance

––––––––––––––––––––––SHARANYA RAMPRAKASH & SWETANSHU BORA Bangalore

The Bangalore Bureau of Future Information® – Theater––––––––––––––––––––––

AZADE SHAHMIRI Teheran Not to be – Videoinstallation

––––––––––––––––––––––ZOUKAK THEATER COMPANY / MAYA ZBIB & OMAR ABI AZAR Beirut

Irregular – Theaterperformance––––––––––––––––––––––

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DAS SCHWINDELFREI-TEAM 2016 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/THEATERFESTIVAL SCHWINDELFREI 2016

Festivalleitung NICOLE LIBNAUKuratorin SOPHIA STEPFFestivaldramaturginLISA STEPFProjektorganisationFRANZISKA VON PLOCKITechnische LeitungINGO JOOSVeranstaltungstechnikJOHANNES FRISCHOrganisatorische MitarbeitHAZEL WOLFLeitung WorkshopANJA SCHÜTZEFestival-Guides LILI MAROCSIKFLORIAN ESCHELBACHEVA-MARIA STEINELSABINE WIELANDÜbersetzungLUCY RENNER JONES, KAREN WITTHUHN Grafik-Design DARIA HOLME

Kontakt THEATERFESTIVAL SCHWINDELFREIOrganisationsbüroc/o Stadt Mannheim KulturamtE4, 6 / 68159 MannheimTel. +49 (0)621 293 9367mail to: [email protected]

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LYS Y. SENG ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/FOTOGRAFISCHE IMPRESSIONEN

DES FESTIVALS

MANNHEIM 02.JUNI 05.JUNI 2016

WARM UP AB 22.MAI 2016

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SPOOKY ACTION AT A DISTANCE ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/Live Art

APHIDS / WILLOH S. WEILAND & JAMES BRENNAN Melbourne

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R+J.2066 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/Theaterperformance

BARTH&SCHNEIDER/STERNX2 Mannheim

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BOILING COLD ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/Tanz

EDAN GORLICKI Heidelberg/Groningen

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SELENE 6.6. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/Tanztheater

PETER HINZ & JULIE PÉCARD Mannheim

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RECALL 1.6. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/ Performative Installation

KOLLEKTIV WIRHABENDASNICHTGEWOLLT.PRODUKTION Mannheim

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DOMINIUM TERRAE ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/Performance

INKA NEUBERT Mannheim

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THE BANGALORE BUREAU OF FUTURE INFORMATION®

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Theater

SHARANYA RAMPRAKASH & SWETANSHU BORA Bangalore

NEW VOICES

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IRREGULAR ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/Theaterperformance

ZOUKAK THEATER COMPANY / MAYA ZBIB & OMAR ABI AZAR Beirut

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NOT TO BE ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/Video

AZADE SHAHMIRI Teheran

FESTIVALZENTRUM ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/c / o

EINRAUMHAUS

NEW VOICES

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FESTIVALZENTRUM ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/c / o

EINRAUMHAUS

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WARM UP ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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KONZERTE, FILME, DISKUSSIONEN, PARTY

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WARM UP ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/

KONZERTE, FILME, DISKUSSIONEN, PARTY

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PROBEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/10 Tage vor dem

FESTIVAL

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WORKSHOP ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

/Begegnung & Austausch

KÜNSTLERINNEN & KÜNSTLER

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R a u m f ü r G e g e n w a r t s k u n s t

IMPRESSUM

Herausgeber STADT MANNHEIM, KULTURAMT Redaktion NICOLE LIBNAUMitarbeit FRANZISKA VON PLOCKI Texte DIE AUTORINNEN UND AUTOREN Übersetzung KAREN WITTHUHN Lektorat TEXTCAREGrafik DARIA HOLME Druck DRUCKCOOPERATIVE KARLSRUHE WWW.SCHWINDELFREI-MANNHEIM.DE [email protected]

Gender-Hinweis: Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird in dieser Publikation zumeist auf die geschlechterneutrale Differenzierung, z.B.: Künstler/innen, verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter.

1. Auflage 2016 / 500 Exemplare Stand: 11/2016 Änderungen vorbehalten

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EIN PROJEKT DER STADT MANNHEIM,

KULTURAMT

WWW.SCHWINDELFREI-MANNHEIM.DE