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Zwischen 1942 und 1944 ermordeten die Nationalsozialisten in Maly Trostinec bis zu 60.000 Menschen. Mehr als 9700 öster- reichische Juden und Jüdinnen wurden an dieser Mordstätte im besetzten Weiß- russland umgebracht bzw. gingen im nahe gelegenen Ghetto Minsk zugrunde, sie wurden erschossen oder in Gaswagen mit Auspuffgasen erstickt. Österreicher waren an der Ermordung der Juden und Jüdin- nen, sowjetischen Kriegsgefangenen, Par- tisanInnen, ZivilistInnen in Weißrussland beteiligt. Keiner von ihnen wurde nach dem Krieg in Österreich für seine Verbre- chen verurteilt. Das Jahrbuch 2019 des DÖW widmet sich dem Schwerpunkt Deportation und Vernichtung – Maly Trostinec und publiziert neue Forschungs- ergebnisse zu diesem Ort der Massenver- nichtung, aber auch zur Verfolgung der ös- terreichischen Roma und Sinti, zum belgi- schen SS-Auffanglager Breendonk und zu einer tschechisch-österreichischen For- schungskooperation, die verstreute Doku- mente zu Flucht und Vertreibung online zusammenführt. Seit den neunziger Jahren beschäftigt sich das DÖW im Zuge der Namentlichen Er- fassung der österreichischen Holocaust- opfer, der Erstellung und Veröffentlichung der Opferdatenbank, der Dauerausstellung und der Website www.doew.at, der Bera- tung und Durchführung vieler For- schungs- und Gedenkprojekte zu den Da- ten und Schicksalen der Holocaustopfer mit dem Deportationsziel Maly Trostinec und veröffentlichte die Grundinformatio- nen zu den Deportationen an diese Ver- nichtungsstätte Ende der 1990er-Jahre auf www.doew.at. Im Dezember 2017 wurde der Themenschwerpunkt Vernichtung – Deportationen nach Maly Trostinec, 1942 von der Websiteredakteurin Christa Mehany-Mitterrutzner online gestellt. Einen Auszug aus den ausgewählten ver- öffentlichten und kommentierten Materia- lien gestaltete Mehany-Mitterrutzner für das Jahrbuch des DÖW 2019. Darunter findet sich der – nur unvollständig erhalte- ne – Bericht aus der Nachkriegszeit ver- mutlich von Wolf Seiler über das Lager vom Mai 1942 bis zur Ermordung der letzten Häftlinge Ende Juni 1944. Der Wiener Kaufmann wurde gemeinsam mit seiner Frau und seinen zwei Kindern 1942 nach Maly Trostinec deportiert. Sie waren unter den wenigen Überlebenden des La- gers und wanderten nach der Befreiung in die USA aus. Die meisten Fotos und Brie- fe aus Privatbesitz aber sind die letzten Spuren von Todesopfern, sie zeugen von vergeblichen Fluchtbemühungen, der Verzweiflung in den Sammellagern und Ghettos. Die Gestapofotos und Doku- mente der Täter berichten von der Verfol- gung, die unmittelbar nach dem „An- schluss“ Österreichs an NS-Deutschland einsetzte und an der Vernichtungsstätte Maly Trostinec endete. Von den 9735 nach Minsk und Maly Trostinec deportierten ÖsterreicherInnen sind 22 Überlebende bekannt, wie Gerhard Ungar und Winfried R. Garscha auf Basis der neuesten Forschungsdaten berechneten. DÖW Mitteilungen DOKUMENTATIONSARCHIV DES ÖSTERREICHISCHEN WIDERSTANDES FOLGE 241 JUNI 2019 DÖW-JAHRBUCH 2019 DEPORTATION UND VERNICHTUNG – MALY TROSTINEC Maly Trostinec bei Minsk (Weißrussland) – eine zentrale NS-Hinrichtungsstätte im damaligen „Reichskommissariat Ostland“ – steht im Mittelpunkt des diesjährigen Jahrbuchs. Die Redakteurin des Jahrbuchs Christine SCHINDLER skizziert die einzelnen Beiträge. Deportation und Vernichtung Maly Trostinec Jahrbuch 2019 Herausgegeben vom DÖW Redaktion: Christine Schindler Wien 2019, 359 Seiten EUR 19,50 Lieferbar ab Ende Juni 2019

DOKUMENTATIONSARCHIV DES ÖSTERREICHISCHEN … · Juni 2019 3 die Verbrechen Einzelner feststellen, sie trägt – im besten Fall – Beweise für die Beteiligung konkreter Verdächtiger

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Page 1: DOKUMENTATIONSARCHIV DES ÖSTERREICHISCHEN … · Juni 2019 3 die Verbrechen Einzelner feststellen, sie trägt – im besten Fall – Beweise für die Beteiligung konkreter Verdächtiger

Zwischen 1942 und 1944 ermordeten dieNationalsozialisten in Maly Trostinec biszu 60.000 Menschen. Mehr als 9700 öster-reichische Juden und Jüdinnen wurden andieser Mordstätte im besetzten Weiß-russland umgebracht bzw. gingen im nahegelegenen Ghetto Minsk zugrunde, siewurden erschossen oder in Gaswagen mitAuspuffgasen erstickt. Österreicher warenan der Ermordung der Juden und Jüdin-nen, sowjetischen Kriegsgefangenen, Par-tisanInnen, ZivilistInnen in Weißrusslandbeteiligt. Keiner von ihnen wurde nachdem Krieg in Österreich für seine Verbre-chen verurteilt. Das Jahrbuch 2019 desDÖW widmet sich dem SchwerpunktDeportation und Vernichtung – MalyTrostinec und publiziert neue Forschungs-ergebnisse zu diesem Ort der Massenver-nichtung, aber auch zur Verfolgung der ös-terreichischen Roma und Sinti, zum belgi-schen SS-Auffanglager Breendonk und zueiner tschechisch-österreichischen For-schungskooperation, die verstreute Doku-mente zu Flucht und Vertreibung onlinezusammenführt.

Seit den neunziger Jahren beschäftigt sichdas DÖW im Zuge der Namentlichen Er-fassung der österreichischen Holocaust-opfer, der Erstellung und Veröffentlichungder Opferdatenbank, der Dauerausstellungund der Website www.doew.at, der Bera-tung und Durchführung vieler For-schungs- und Gedenkprojekte zu den Da-ten und Schicksalen der Holocaustopfermit dem Deportationsziel Maly Trostinecund veröffentlichte die Grundinformatio-nen zu den Deportationen an diese Ver-nichtungsstätte Ende der 1990er-Jahre auf

www.doew.at. Im Dezember 2017 wurdeder Themenschwerpunkt Vernichtung –Deportationen nach Maly Trostinec,1942 von der Websiteredakteurin ChristaMehany-Mitterrutzner online gestellt.Einen Auszug aus den ausgewählten ver-öffentlichten und kommentierten Materia-lien gestaltete Mehany-Mitterrutzner fürdas Jahrbuch des DÖW 2019. Darunterfindet sich der – nur unvollständig erhalte-ne – Bericht aus der Nachkriegszeit ver-mutlich von Wolf Seiler über das Lagervom Mai 1942 bis zur Ermordung derletzten Häftlinge Ende Juni 1944. DerWiener Kaufmann wurde gemeinsam mitseiner Frau und seinen zwei Kindern 1942nach Maly Trostinec deportiert. Sie warenunter den wenigen Überlebenden des La-

gers und wanderten nach der Befreiung indie USA aus. Die meisten Fotos und Brie-fe aus Privatbesitz aber sind die letztenSpuren von Todesopfern, sie zeugen vonvergeblichen Fluchtbemühungen, derVerzweiflung in den Sammellagern undGhettos. Die Gestapofotos und Doku-mente der Täter berichten von der Verfol-gung, die unmittelbar nach dem „An-schluss“ Österreichs an NS-Deutschlandeinsetzte und an der VernichtungsstätteMaly Trostinec endete. Von den 9735 nach Minsk und MalyTrostinec deportierten ÖsterreicherInnensind 22 Überlebende bekannt, wieGerhard Ungar und Winfried R. Garschaauf Basis der neuesten Forschungsdatenberechneten.

DÖW

MitteilungenDOKUMENTATIONSARCHIV DES ÖSTERREICHISCHEN WIDERSTANDES

FOLGE 241JUNI 2019

DÖW-JAHRBUCH 2019DEPORTATION UND

VERNICHTUNG – MALY TROSTINEC

Maly Trostinec bei Minsk (Weißrussland) – eine zentrale NS-Hinrichtungsstätte im damaligen „Reichskommissariat Ostland“ – stehtim Mittelpunkt des diesjährigen Jahrbuchs. Die Redakteurin des Jahrbuchs Christine SCHINDLER skizziert die einzelnen Beiträge.

Deportation und Vernichtung Maly Trostinec

Jahrbuch 2019

Herausgegeben vom DÖW

Redaktion: Christine Schindler

Wien 2019, 359 Seiten

EUR 19,50

Lieferbar ab Ende Juni 2019

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Der öffentliche Diskurs wird seit zehnJahren von Waltraud Barton belebt, diesich unermüdlich um eine würdige Ge-denkstätte vor Ort und um die Erinnerungan die Ermordeten bemüht. Mit Erfolg:Am 28. März 2019 weihte BundeskanzlerSebastian Kurz gemeinsam mit IKG-Prä-sident Oskar Deutsch im Beisein desPräsidenten von Belarus AlexanderLukaschenko das Mahnmal für die dort er-mordeten österreichischen Juden und Jü-dinnen ein. In der Begleitbroschüre, dieim Sommer 2019 erscheint, durfteWinfried R. Garscha für das DÖW denhistorischen Abriss zu den Deportationenaus Wien beisteuern: „In dieser Nachthatten viele den Verstand verloren“.Deportationen nach Minsk und Maly Tros-tinec 1941/1942. Auf Basis der Daten-bearbeitung und der Berechnungen desDÖW-Experten und HolocaustforschersGerhard Ungar stellt Winfried R. Garscha,der seit über 30 Jahren am DÖW wirkt,diesen Themenschwerpunkt im vorliegen-den Jahrbuch in einem ausführlichen Bei-trag dar: „Ein unermüdliches Beharrenauf Empirie und Nüchternheit“. Die Er-forschung der Vernichtungsstätte MalyTrostinec geht auf die grundlegenden Ar-beiten deutscher und amerikanischer His-torikerInnen ein und verdeutlicht den Ver-lauf und Kontext der österreichischen For-schungen zu diesem Thema – beginnendmit dem ersten Zeitungsbericht über dasLager in den USA 1944 kurz nach der Be-freiung von Minsk. Erstmals wird in die-sem Beitrag die Problematik der verschie-denen kursierenden Zahlenangaben zu denOpfern in Maly Trostinec analysiert undeine seriöse detaillierte Aufstellung derTransporte und Zahlen veröffentlicht. Die-se ist auch Grundlage der temporären Aus-stellung im Haus der Geschichte Öster-reich im Sommer 2019 zu diesem Ort desHolocaust. Garscha verortet die Verbre-chen im Rahmen des Holocaust in denOstgebieten und des nationalsozialisti-schen Besatzungsregimes in Weißruss-land, dem fast 20 Prozent der Gesamtbe-völkerung zum Opfer fielen und das Hun-derte Dörfer völlig zerstörte. Er geht aufFragen der Terminologie ein und erörtertdie Organisationsstrukturen der Täter. Erzeichnet die wechselnden Funktionen vonMaly Trostinec im Verlauf des Kriegesebenso nach wie die Gedenkkultur nachder Befreiung. Auch oder gerade im Be-mühen um Empirie und Nüchternheit wirddie Dimension des millionenfachen Ver-brechens in diesem grundlegenden Artikelzur Mordstätte Maly Trostinec sichtbar. Auch im Angesicht solch monströser Ka-tastrophen muss die Justiz im Rechtsstaat

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Inschrift auf dem 2009 errichteten Gedenkstein für die österreichischen Opferauf dem Gelände des ehemaligen Ghettos in Minsk

Foto: Winfried R. Garscha, DÖW

Oben:Die Bäume mit den Schildernösterreichischer Ermordeterim Waldgebiet vonBlagowschtschina

Foto: Anne-Lise Bobeldijk,NIOD Amsterdam

Rechts:In zunehmendem Maße binden auch Angehörige einheimischer OpferErinnerungstafeln an Bäumein der Blagowschtschina

Foto: Winfried R. Garscha,DÖW

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die Verbrechen Einzelner feststellen, sieträgt – im besten Fall – Beweise für dieBeteiligung konkreter Verdächtiger zu-sammen und beurteilt das Verhalten Ein-zelner auf der Basis von Beweismitteln(nachprüfbaren Fakten, Zeugenaussagen,Dokumenten) auf der Grundlage von Ge-setzen. Claudia Kuretsidis-Haider, DÖW-Archivarin und Ko-Leiterin der Zentralenösterreichischen Forschungsstelle Nach-kriegsjustiz, geht in ihrem Beitrag „Ein-satz in Maly Trostinec“: Der Gaswagen-fahrer Josef Wendl vor Gericht dem ein-zigen österreichischen Prozess gegen einen Täter aus Maly Trostinec nach, derzu einem Urteil führte: Josef Wendl, ver-antwortlich für den qualvollen Ersti-ckungstod Hunderter Menschen, wurde1970 freigesprochen, obwohl seine Schuldzweifelsfrei erwiesen war. Kuretsidis-Haider analysiert die – beschämende –

Rechtsgeschichte, beleuchtet die Hinter-gründe des Prozesses und mögliche Er-klärungsansätze für das Vorgehen der Jus-tiz, die Jahre zuvor durchaus engagiert dieNS-Verbrechen anging. Die BeispieleMaly Trostinec und Josef Wendl zeigeneinmal mehr die Bedeutung von Justiz-akten als Quelle – die Ermittlungs- undStrafakten sind oft die einzigen und in vie-len Fällen gründlich recherchierten Belegefür die Verbrechen. Sie umfassen Zeugen-aussagen der Opfer wie der Täter, Do-kumente, Fotos, Skizzen u. v. a. m.Kuretsidis-Haider bringt den österreichi-schen Justizfall Wendl in Verbindung mitden deutschen Ermittlungen und Ergeb-nissen zu Tätern des Holocaust. Auch diebundesdeutschen Urteile wurden den un-geheuerlichen Verbrechen nicht gerecht,angelaufene Ermittlungen waren jedochgründlich und förderten Erkenntnisse zu

Tage, die die österreichische Justiz nichtzu nutzen wusste und denen sie keine we-sentlichen eigenen Untersuchungen folgenließ. Die Historikerin Sabine Schweitzer inter-viewte 2017 und 2018 den Holocaust-Überlebenden Ernst Fettner, der 1921 inWien geboren worden war. Sie verarbeite-te diese Interviews, in denen Ernst Fettnervon seiner Kindheit in Wien und Badenund seinen Herkunftsfamilien erzählte, inihrem Beitrag „Seitdem du weg bist, hatsich alles zum Schlechten geändert.“ DasSchicksal der Familien Fettner und Katz,in dem sie auch den jähen Einbruch derGewalt in die bescheidenen und beengten,aber soliden Verhältnisse der Familiedurch die Machtübernahme der National-sozialisten skizziert. Ernst Fettner konntesich nach dem Novemberpogrom 1938nach Großbritannien retten, kämpfte in derbritischen Armee und kehrte mit ihr nachKlagenfurt zurück. Später übersiedelte erwieder nach Wien. Sabine Schweitzer be-schreibt, welchen Familienmitgliedernebenfalls die Flucht gelang, sie wurden –dauerhaft – in alle Welt zerstreut, nachGroßbritannien, Schweden, Palästina,Shanghai, Australien, Kanada. Josef undMax Katz aber, die nach Frankreich ge-flüchtet waren, überlebten den Holocaustnicht, ihre Spur verliert sich nach der deut-schen Besetzung Frankreichs. Die in Wienzurückgebliebenen Angehörigen schafftendie Flucht nicht mehr. „Ich hab ganz ein-fach nirgends zu fahren“, schrieb SigmundFettner an seinen Sohn über die verzwei-felten Ausreisebemühungen. Die Fami-lienmitglieder, Kinder und Erwachsene,Männer und Frauen, wurden nach There-sienstadt, Dachau, Buchenwald, Ravens-brück, Treblinka, Maly Trostinec undHartheim deportiert und ermordet. ErnstFettner übergab dem DÖW mittlerweileDokumente und Fotografien zur dauerhaf-ten Aufbewahrung; sie sind in der Samm-lung Fettner verfügbar.Der Vorsitzende des Bundes Sozialdemo-kratischer FreiheitskämpferInnen, Opferdes Faschismus und aktiver Antifaschis-tInnen Gerald Netzl thematisiert in seinerSkizze zum Gedenken an Hedy Blum(Wien 1931 – Maly Trostinec 1942) nichtnur die Ermordung des Mädchens und sei-ner Mutter Sidonie, sondern auch eine ver-gleichsweise frühe lokale Gedenkinitiativean der Volksschule Atzgersdorf im heute23. Wiener Gemeindebezirk. EtlicheSchulen ehrten mittlerweile ihre vertriebe-nen und ermordeten ehemaligen Schü-lerInnen und Lehrenden, einige solcheProjekte sind auch im Tätigkeitsberichtdes DÖW im Jahrbuch 2019 erwähnt. In

Von links oben im Uhrzeigersinn:Rosa Fettner, Karoline Fettner,Herbert Fettner. Sie wurden am 17. August 1942 von Wien nach Maly Trostinec verschleppt.

Auf den Porträtfotos seinerStiefmutter und Halbgeschwisterhat Ernst Fettner, der 1939 ausWien nach Großbritannien flüchten konnte, sowohl den Geburtstag alsauch das Jahr ihrer Ermordung inMaly Trostinec notiert.

Fotos: Ernst Fettner

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diesen Gedenkprojekten wird den Durch-führenden die Absurdität der Verfolgunggreifbar und die Nähe des Geschehens be-wusst. Was zeitlich fern scheint, geschahdoch genau hier vor Ort. Überlebende An-gehörige sind oft im Alter der eigenen El-tern oder Großeltern. Das Grauen wirdkonkret, erhält ein Gesicht, in diesem Falldas Gesicht eines elfjährigen Kindes. Eswird sichtbar im greisen Bruder, der dieInitiative zur Erinnerung an seine Familieerlebte und die Schule 2003 besuchte.Auch die Kinder der Roma und Sinti wur-den nicht von Verfolgung und Ermordungausgenommen. Sabine Schweitzer arbeitetseit 2017 in verschiedenen Projekten amDÖW die Verfolgung der österreichischenRoma und Sinti auf. 1938 lebten rund11.000 Roma und Sinti in Österreich, derüberwiegende Teil Burgenland-Roma,aber auch Sinti, Lovara, Kalderash – vieledavon schon seit Generationen und in al-len Bundesländern. Die Verfolgung setzteunmittelbar nach dem „Anschluss“ ein.Schulverbote, Berufsverbote u. Ä. zieltenauf den Ausschluss der Roma und Sintiaus der „Volksgemeinschaft“. Schon imSommer 1938 wurde im Burgenland dieZwangsarbeit für die als „Zigeuner“ Stig-matisierten eingeführt. Die lokalen Initia-tiven und gesetzlichen Regelungen, dieschließlich zu Deportation und Ermordungführten, zeichnet Sabine Schweitzer in ihrem Beitrag Orte der Deportationen vonRoma und Sinti 1938–1943 nach. DieDarstellung konzentriert sich dabei auf je-ne Lager im besetzten Österreich, über diedie großen Massentransporte in die Kon-zentrations- und Vernichtungslager erfolg-ten, vor allem Fischamend, Leopoldskron-Moos und Trabrennbahn Salzburg, Pinka-feld, Fürstenfeld, Lackenbach und dasPolizeigefängnis Innsbruck. 90 Prozentder österreichischen Roma und Sinti wur-den ermordet. Schweitzer zitiert auch ausden Zeugnissen der Überlebenden und

Angehörigen und den gnadenlosen Anord-nungen der Täter.Der Wiener Historiker Hans Schafranekwidmet sich in seinem Beitrag In der„Hölle von Breendonk“. Eine Leerstelleder Erinnerungskultur: Österreicher imbelgischen SS-Auffanglager Breendonkeinem in Österreich fast unbekannten La-ger, obwohl es auch österreichische Wi-derstandskämpfer wie der spätere Leiterder KZ-Gedenkstätte Mauthausen KurtHacker und prominente Häftlinge wie derSchriftsteller Jean Améry durchlitten ha-ben. Nach dem Einmarsch der DeutschenWehrmacht in Belgien diente das FortBreendonk, eine alte Festungsanlage undvormaliges Hauptquartier der belgischenArmee, ab September 1940 als „SS-Auffanglager“, in dem vermeintliche undtatsächliche Gegner der Willkür der Be-satzer wehrlos ausgeliefert waren. DerGroßteil der Häftlinge waren belgischeWiderstandskämpfer, inhaftiert waren aberauch – oft jüdische – Flüchtlinge aus vie-len Ländern Europas. Schafranek erstelltefür seinen Beitrag 19 biografische Skizzenvon inhaftierten Österreichern. Viele Häft-linge verhungerten oder wurden grausamermordet, die Wehrmacht nutzte das Lagerzur Erschießung von Geiseln. Für diemeisten Häftlinge war Breendonk eineZwischenstation auf dem Weg in andereHaftanstalten oder Konzentrationslager.Das gut erhaltene Fort, das im September1944 von der britischen Armee befreitwurde, ist heute eine bedeutende Gedenk-stätte. Viele der österreichischen Häftlinge inBreendonk waren zuvor aus dem besetztenÖsterreich geflohen. Materialien zu denMöglichkeiten und Schwierigkeiten derFlucht im Jahr des Einmarsches der Deut-schen Wehrmacht und der nationalsozia-listischen Machtübernahme in Österreichim österreichisch-tschechoslowakischenGrenzraum stellt seit 2018 die Website

begrenzte-flucht.ehri-project.eu zur Verfü-gung. Die Herausgeber der EditionWolfgang Schellenbacher (DÖW undJüdisches Museum Prag) und MichalFrankl (Masaryk-Institut und Archiv derTschechischen Akademie der Wissen-schaften, Prag) erläutern im BeitragBeGrenzte Flucht: die österreichischenFlüchtlinge an der Grenze zur Tschecho-slowakei im Krisenjahr 1938. Ein Ein-blick in eine transnationale Online-Edi-tion Genese, Inhalt und technische Auf-bereitung des Projektes. Die Edition führteüber 100 Schlüsseldokumente – Polizei-protokolle, amtliche Berichte, diplomati-sche Noten, Zeitungsartikel, Dokumentejüdischer Hilfsorganisationen, ZeitzeugIn-nenerinnerungen – vor allem aus österrei-chischen und tschechischen Archiven zu-sammen. Die Dokumente wurden unterVerwendung des Portals Geonames.orgkartografisch verortet. Die Darstellung aufKarten macht eine Visualisierung der Be-wegungsbahnen der Flucht und der Inter-aktionen im Grenzgebiet möglich. Erstelltwurde die Website der tschechisch-öster-reichischen Forschungskooperation imRahmen der European Holocaust Re-search Infrastructure (EHRI), einer vonder Europäischen Kommission geförder-ten Forschungsinfrastruktur, die den Zu-gang zu verstreuten Dokumenten undSammlungen zum Holocaust für die For-schung erleichtern möchte.Der Bericht Jeder Tag ein Gedenktag vonChristine Schindler, Projektmanagerin undRedakteurin im DÖW, zu den Tätigkeitendes DÖW skizziert die umfassenden Auf-gaben und vielfältigen Netzwerke desInstituts. Der Tätigkeitsbericht listet diewissenschaftlichen Projekte und Veran-staltungen auf, die Kooperationen mitInstitutionen und AktivistInnen des In-und Auslandes und erzählt von wichtigenEreignissen des vergangenen Jahres.

4 Mitteilungen 241

KartenbasierteAnsicht dertelefonischenNachrichten an dieLandesbehördeBrünn über dieVorgänge an derösterreichischenGrenze in BeGrenzte Flucht

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Am 2. April 2019 wurde die von der Ar-beitsgemeinschaft der NS-Opfer-Verbändeund WiderstandskämpferInnen in Auftraggegebene Publikation „dachaureif“. DerÖsterreichertransport aus Wien in das KZDachau am 1. April 1938. BiografischeSkizzen der Opfer in der DiplomatischenAkademie in Wien präsentiert. Grundlagedes Bandes bildete zunächst die von derArbeitsgemeinschaft der KZ-Verbändeund Widerstandskämpfer Österreichs imJahre 2008 herausgegebene und 2018 neuaufgelegte Broschüre „Stacheldraht, mitTod geladen ....“. Der erste Österreicher-transport in das KZ Dachau 1938, vorge-legt vom früheren wissenschaftlichen Lei-ter des DÖW Wolfgang Neugebauer unddem DÖW-Mitarbeiter Peter Schwarz. Inder Folge wurden biografische Angaben(ergänzt durch Dokumente und Bilder) zuden Häftlingen des ersten Dachautrans-ports aus Wien auf der Website des DÖWveröffentlicht; die Daten wurden vonGerhard Ungar, Projektleiter der großenDokumentationsprojekte des DÖW Na-mentliche Erfassung der österreichischenHolocaustopfer und Namentliche Erfas-sung der Opfer politischer Verfolgung1938–1945, zusammengestellt.Auf diesen Arbeiten aufbauend wurden fürdas Buch „dachaureif“ Biogramme er-stellt, die je nach Quellenlage mehr oderweniger ausführlich gestaltet sind. DasAugenmerk liegt dabei auch auf der Zeitvor 1938 und nach 1945, um die Lebens-geschichten der Betroffenen anschaulicherdarzustellen, sie greifbarer, die Bandbreiteihres weltanschaulichen Hintergrundessichtbarer zu machen. Darüber hinaus wares möglich, das Fotomaterial, das in öf-fentlichen Archiven sowie Privatsamm-lungen zusammengetragen wurde, erheb-lich zu erweitern und so der zunehmendenBedeutung der visuellen Präsentation fürdie Erinnerungsarbeit Rechnung zu tra-gen. Zu vielen Personen konnten Bilderausfindig gemacht, ihnen somit ein „Ge-sicht“ gegeben werden. Ergänzt wird dieFotodokumentation durch Faksimiles vonBriefen aus dem KZ, Entlassungsschei-nen, Inhaftierungsbestätigungen oder Op-ferfürsorgeausweisen. Vielfach wird dar-über hinaus aus den zahlreich erschiene-nen von den Betroffenen selbst verfasstenErinnerungen an ihre KZ-Haft zitiert, um

die Perspektive der Betroffenen aus eige-ner oder aus der Sicht der Mitgefangenenanschaulich näherzubringen.

HistorikerInnen schätzen, dass in den ers-ten sechs Wochen des „Anschlusses“ zwi-schen 50.000 und 76.000 Menschen inhaf-

tiert wurden. Bereits in der Nacht vom 11. auf den 12. März, noch vor dem Ein-treffen deutscher Polizeikräfte unter derFührung von Reichsführer SS HeinrichHimmler mit dem Flugzeug in Aspern(heute Wien-Donaustadt) in den frühenMorgenstunden des 12. März, wurden

Neue DÖW-Publikation: „dachaureif“

Ko-Autorin Claudia KURETSIDIS-HAIDER stellt die im April 2019 erschienene Publikation über den ersten Österreichertransportaus Wien in das Konzentrationslager Dachau vor.

Claudia Kuretsidis-HaiderRudolf Leo

„dachaureif“

Der Österreichertransport aus Wien in das KZ Dachau am 1. April 1938

Biografische Skizzen der Opfer

Herausgegeben vom DÖW und vonder Zentralen österreichischenForschungsstelle Nachkriegsjustiz

Wien 2019, 344 Seiten, mit zahlr. Abb.

EUR 25,–

Präsentation des Bandes „dachaureif“ in der Diplomatischen Akademie in Wien, 2. April 2019. Von links nach rechts: Maren Rahmann, Wolfgang Neugebauer, GabrieleSchmoll, Claudia Kuretsidis-Haider, Rudolf Leo

Foto: Ernst Weingartner

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NS-Gegner von lokalen illegalen Natio-nalsozialisten festgenommen. Im Zuge derNS-Machtübernahme wurden in ersterLinie – darunter auch viele Juden – Funk-tionäre und Politiker des „Ständestaats“,Kommunisten, Sozialisten, christliche Ge-werkschafter, Ministerial- und Exekutiv-beamte, Monarchisten, ehemalige Heim-wehrführer sowie Gegner der National-sozialisten aus dem Kultur- und Medien-bereich, Geschäftsleute und Angestelltestaatlicher oder kommunaler Verwaltun-gen verhaftet.Die Geheime Staatspolizei – Staatspolizei-leitstelle Wien II D stellte aus den bisEnde März 1938 verhafteten Personen eine Liste derjenigen zusammen, die indas KZ Dachau transportiert werden soll-ten. Die Transportliste enthielt ursprüng-lich 151 Namen. Eine Person, Karl Tuch,wurde jedoch durchgestrichen.1 Weiterswar auch ein Johann Stern vermerkt; erwurde wahrscheinlich während des Trans-ports von einem Wachmann im Zug getö-tet.2 In Dachau wurden am 2. Aprilschließlich 149 Personen der WienerGestapoliste registriert. Sie erhielten denNummernblock 13.780–13.929. Nicht aufder Wiener Gestapoliste vermerkt, jedochin Dachau ebenfalls in diesem Nummern-block verzeichnet war der Jurist und Gen-darmerieoffizier Ernst Mayer, der ehema-lige Landesgendarmeriekommandant vonOberösterreich, der dem Transport mögli-cherweise in Linz angeschlossen wurde. Unter den nach Dachau verschickten Män-nern befanden sich u. a. hochrangigeFunktionäre der österreichischen Regie-rungspartei Vaterländische Front, aberauch deren politische Gegner: Sozial-demokraten und Kommunisten sowie

eine größere Gruppe bekannter jüdischerWirtschaftstreibender und Künstler. DieseZusammensetzung des Transports war derGrund für die in weiterer Folge eingebür-gerte Bezeichnung „Prominententrans-port“. Es war hier aber nicht nur das ge-samte politische Spektrum vertreten, son-dern es handelte sich auch um Menschen,deren „Verbrechen“ darin bestand, Judenzu sein.63 Häftlinge aus dem ersten Dachautrans-port, das sind 42 Prozent, wurden unterAnwendung der „Nürnberger Gesetze“mit der Häftlingskategorie „Schutzhaft –Jude“ versehen. Einige von ihnen hattenim „Ständestaat“ politische Funktioneneingenommen, andere sich für die verbo-tenen Arbeiterparteien betätigt. Die dop-pelte Stigmatisierung als „politischer“Häftling und als „Jude“ implizierte einebesondere Gefährdung. Dennoch war es inder Frühphase der NS-Judenverfolgungnoch möglich, bei Vorliegen einer Ein-reisegenehmigung – die aufgrund der Ein-reisebeschränkungen vieler Staaten aller-dings nur unter größten Schwierigkeitenzu bekommen war – mit der Auflage einersofortigen Ausreise aus dem KZ entlassenzu werden. 41 der 63 als Juden Verfolgtendes Dachautransportes (also 65 Prozent)gelang so noch die Flucht aus Deutsch-land. 1938/39 stand zumeist noch dieErpressung zur Auswanderung und zurAuslieferung des verbliebenen Hab undGuts im Vordergrund. Mehrere der öster-reichischen jüdischen Dachau-Häftlingemussten im Konzentrationslager Ver-zichtserklärungen unterschreiben, Voll-machten ausstellen und die Einsetzungkommissarischer Leiter in ihrem Betriebzur Kenntnis nehmen. Manche wurden zurAbwicklung ihrer Geschäfte von Dachaunach Wien überstellt und danach wiederzurückgebracht.

Als das DÖW am 15. Juni 1963 gegründetwurde, gehörten zu den Proponenten derdamalige Bundesminister für Handel,Gewerbe und Industrie Fritz Bock (späterVize- bzw. Ehrenpräsident des DÖW), derBundessekretär des Bundesverbandes derösterreichischen Widerstandskämpfer undOpfer des Faschismus – KZ-VerbandErich Fein (später Vizepräsident desDÖW) sowie das ehemalige Mitglied desGeneralrats der Österreichischen Natio-nalbank Ludwig Soswinski (später Vize-präsident des DÖW). Alle drei waren am1. April 1938 in das KZ Dachau überstelltworden.

Fritz Bock (geb. am 26. 2. 1911 in Wien)war Jurist, Buchprüfer und Steuerberater.

1934 war er als stellvertretender Bundes-werbeleiter der Vaterländischen Front fürantinationalsozialistische Propaganda zu-ständig, noch kurz vor dem „Anschluss“wirkte er an der Organisation der vonSchuschnigg geplanten Volksbefragungüber den Erhalt der österreichischenSelbstständigkeit mit. Bock wurde am 15. März 1938 verhaftet, zunächst fürzehn Tage im Polizeikommissariat Wien-Hietzing in Dunkelhaft genommen unddann in das Polizeigefangenhaus Ros-sauerlände im 9. Bezirk überstellt. DenTransport nach Dachau schilderte er späterso:

„Dann bogen die Wagen auf dasVerschubgelände hinter dem Gebäudedes Westbahnhofs ein und hielten; dieTür wurde aufgerissen: ‚Heraus, ihrHunde!‘ Und es begann ein Spieß-rutenlaufen, an dessen Ende [...] fürviele der Tod stand. Durch eine Massevon SS-Bütteln, die mit Gewehrkolbenmit aller Gewalt auf uns eindroschen,hieß es zu den Eisenbahnwaggons lau-fen, wo je zehn oder zwölf, manchmalauch bis zu 15 Menschen in dieCoupés gedrängt wurden. [...] GegenMitternacht setzte sich der Zug inBewegung und damit begann bis in dieVormittagsstunden des 2. April einewahrhaft unvergessliche Fahrt, bei dersich die Angehörigen der Elite derNSDAP, meistens kräftige junge Bur-schen, abwechselnd an uns müde prü-gelten. Viele von uns hatten am Endedieser ‚Reise‘ so zerschlagene Gesich-ter, dass sie nicht mehr einem mensch-

6 Mitteilungen 241

1 Dabei handelt es sich wahrscheinlich umden NS-Dissidenten Karl Tuch (geb. am24. 5. 1904). Dieser war 1931 der NSDAPbeigetreten. Wegen „Betätigung für eineAbsplitterung der NSDAP“ und „Partei-verrats“ festgenommen wurde er am 23. Mai 1939 von der Gestapo Wien erken-nungsdienstlich behandelt. 1955 wurde ervom Landesgericht für ZivilrechtssachenWien mit Stichtag 31. März 1943 für tot er-klärt. Siehe: Wolfgang Neugebauer / PeterSchwarz, „Stacheldraht, mit Tod gela-den ...“. Der erste Österreichertransport indas KZ Dachau 1938 (hrsg. v. d. Arbeits-gemeinschaft der KZ-Verbände und Wider-standskämpfer Österreichs), Wien 2008, S. 23.

2 Maximilian Reich / Emilie Reich, ZweierZeugen Mund. Verschollene Manuskripteaus 1938 Wien – Dachau – Buchenwald(hrsg. v. Henriette Mandl), Wien 2007, S. 69.

Fritz Bock im DÖW, 1984

Foto: DÖW

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lichen Anlitz glichen. Als nach fastzwölfstündiger Fahrt der Verschub-bahnhof vor dem Dachauer Lager er-reicht war, war es nur mehr eine tau-melnde Masse menschlicher Kreatu-ren, die dann vor dem Lagerkom-mandogebäude des Dachauer LagersAufstellung nehmen musste.“3

Bock wurde am 20. Jänner 1939 wegenHaftunfähigkeit entlassen. Nach Aufhe-bung des gegen ihn verhängten Berufs-verbots war er als Wirtschaftstreuhändertätig und knüpfte Kontakte zur österreichi-schen Widerstandsorganisation „O5“. Umeiner neuerlichen Verhaftung zu entgehen,flüchtete er Anfang 1945 ins oberösterrei-chische Innviertel.Nach der Befreiung nach Wien zurückge-kehrt war Bock im April 1945 einer derMitbegründer der Österreichischen Volks-partei. 1947 bis 1953 war er Generalsekre-tär des ÖAAB und bis 1962 mehrmals Ab-geordneter zum Nationalrat sowie bis1968 Bundesminister für Handel undWiederaufbau bzw. Bundesminister fürHandel, Gewerbe und Industrie. In derAlleinregierung von Bundeskanzler JosefKlaus wurde er 1966 zum Vizekanzler er-nannt. Fritz Bock starb am 12. Dezember1993 in Wien.

Erich Fein (geb. am 25. 6. 1909 in Wien),von Beruf Goldarbeitergehilfe, trat 1927der Sozialistischen Arbeiterjugend bei,von der er 1931 ausgeschlossen wurde. ImMai dieses Jahres schloss er sich demKommunistischen Jugendverband an undfuhr im September als Mitglied einer Ju-gendarbeiterdelegation in die Sowjet-union. Nach seinem Betritt 1933 zur KPÖwurde er bald darauf zum Organisations-verantwortlichen in der Wiener Stadtlei-tung bestimmt. Die folgenden Jahre ver-brachte Fein mehrfach in Polizeihaft undverbüßte Arreststrafen wegen Verbreitungeines Flugblattes sowie wegen Betätigungfür die illegale Proletarierjugend. An denFebruarkämpfen 1934 nahm er in Ternitzaktiv teil. Anfang April 1935 wurde ErichFein bei einem Treffen der illegalenGewerkschaftsjugend im Wienerwald ver-haftet. Vom März 1936 bis September1937 sowie vom November 1937 bis zum17. Februar 1938 war er Häftling im An-haltelager Wöllersdorf. Nach dem tags zu-vor unterzeichneten Berchtesgadener Ab-kommen amnestierte die Regierung

Schuschnigg politische Häftlinge – in ers-ter Linie Nationalsozialisten, aber auchandere politische Gegner.Die Freiheit währte nur kurz. Fein wurdeam 13. März 1938 inhaftiert und im „Not-arrest“ Karajangasse (Wien-Brigittenau)angehalten. In der ehemaligen Volksschulerichtete die Gestapo unmittelbar nach dem„Anschluss“ ein Durchgangslager ein. Un-ter den Gefangenen befanden sich nebenErich Fein auch der spätere BundeskanzlerBruno Kreisky und der Kabarettist undSchriftsteller Fritz Grünbaum. Fein wurdein weiterer Folge in das Polizeigefangen-haus Rossauerlände überstellt. In seinenErinnerungen schrieb er:

„Ein Großteil der Verhaftungen […]war noch vor dem Einmarsch der deut-schen Truppen erfolgt und wir erlebtenden ‚Anschluss‘ […] aus den Zellen-fenstern […]. Wir haben zwar alle dieBegrüßung Hitlers am Heldenplatznicht erlebt, aber wir waren und sinddie überlebenden Zeugen für die ge-waltige Verhaftungswelle, die in jenenTagen die Gefängnisse und Schulen(zu Gefangenenhäusern umfunktio-niert) füllte.“4

Erich Fein wurde am 23. September 1938von Dachau in das KZ Buchenwald über-stellt, wo er bis zur Befreiung des Lagersam 11. April 1945 in Haft blieb. Nach der Befreiung und seiner Rückkehrnach Wien war Fein Funktionär der KPÖund wurde 1957 zum Bundessekretär desKZ-Verbands ernannt. Er starb am 11. Mai1983 in Wien.

Der Jurist und Wirtschaftsprüfer LudwigSoswinski (geb. am 15. 1. 1905 in Wien)war zunächst Sekretär des Verbandes So-zialistischer Studenten und Zugskomman-dant der Akademischen Legion beim Re-publikanischen Schutzbund, ehe er 1934in die KPÖ eintrat. 1937/38 verbüßte erwegen seiner illegalen politischen Tätig-keit sieben Monate Haft in Wien. Im Ge-folge des „Anschlusses“ wurde er neuer-lich verhaftet. Am 27. September 1939wurde Soswinski von Dachau in das KZFlossenbürg überführt und Anfang März1940 rücküberstellt. Als Kapo in der„Zahlmeisterei Schubraum“ war er mit derVerwaltung von Häftlingskonten beschäf-tigt. Nach der Aufdeckung finanziellerTransaktionen zugunsten der Häftlingewurde er mit 45 Tagen verdunkelter Ein-zelhaft im Lagerbunker bestraft und danneiner Strafkompanie zugeteilt. Soswinskiüberlebte schwere Misshandlungen undwurde am 28. Jänner 1944 in das KZ Maj-danek verlegt, von wo er Ende Juni 1944nach Auschwitz überstellt wurde. Dortwar er führendes Mitglied der kommu-nistischen Widerstandsgruppe „Kampf-gruppe Auschwitz“. Ende Jänner 1945schließlich endete seine Odyssee durch dieNS-Konzentrations- und Vernichtungs-

3 Fritz Bock, Vierzig Jahre danach, Typo-skript, Archiv der KZ-GedenkstätteDachau, o. D. (1978), S. 5.

Erich Fein (links) und Ludwig Soswinski

Fotos: Zentrales Parteiarchiv der KPÖ

4 Erich Fein, Die Erinnerung wach halten.Widerstand & Verfolgung 1934–1945 undder Kampf um Anerkennung und Entschä-digung der Opfer (hrsg. im Auftrag derösterreichischen KZ-Vereinigung Buchen-wald, Verband ehemaliger politischerSchutzhäftlinge des KonzentrationslagersBuchenwald von Herbert Exenberger,Hilde Fein und Albert Dlabaja), Wien2008, S. 66.

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lager im KZ Mauthausen, wo er am 5. Maibefreit wurde.Soswinski war bis 1958 Mitglied desWiener Gemeinderats und Landtags undspäter Bundesobmann des KZ-Verbandessowie Obmann der LagergemeinschaftMauthausen. Er starb am 9. Februar 1997in Wien.

Paradigmatisch für das Schicksal jüdi-scher Häftlinge ist die Wiener Kaufmanns-familie Burstyn. Drei Brüder und ihre dreiCousins, alle in der damals polnischenKleinstadt Nadwórna (heute Nadwirna inder Ukraine) geboren, wurden mit demersten Österreichertransport nach Dachaudeportiert.Chaim Wolf Burstyn (geb. am 22. 8. 1898)war Mitinhaber der Firmen „Tabu“Warenhandelsgesellschaft in der Maria-hilferstraße 51 im 6. Wiener Gemeinde-bezirk sowie „Atu“ Autotaxigesellschaftin der Herzgasse 8–10 im 10. WienerGemeindebezirk (sie wurden 1939 „ari-siert“). Er wurde ebenso wie sein BruderHeinrich Burstyn (geb. am 22. 2. 1903)am 14. März 1938 verhaftet. Beide wur-den am 31. August 1938 von Dachau indas Gefangenhaus der PolizeidirektionWien überstellt, wo sie bis 28. März 1939inhaftiert blieben und anschließend ge-meinsam mit ihrem Cousin NathanBurstyn an die polnische Grenze abge-schoben wurden.

„Ich wurde ausgewiesen, an die polni-sche Grenze [nach Beuthen] gebrachtund gezwungen, diese illegal zu über-schreiten. […] In Polen wurde ichwegen illegalen Überschreitens derGrenze verhaftet und war einige Wo-chen im Gefängnis. Nachher bekamich Zwangsaufenthalt in meiner Ge-burtsgemeinde Nadwórna.“5

1941 gelang Chaim Wolf Burstyn dieFlucht über Rumänien nach Palästina;nach 1945 blieb er in Tel Aviv. HeinrichBurstyns weiteres Schicksal während derNS-Zeit ist unbekannt. 1950 hielt er sichin Haifa auf, 1956 kehrte er nach Wien zu-rück und war in den Jahren danach Be-sitzer eines Realitätenbüros und einerGebäudeverwaltung. Heinrich Burstynstarb am 21. Februar 1965 in Wien.Salomon Burstyn (geb. am 15. 2. 1901),der Bruder von Chaim Wolf und Heinrich

Burstyn, wurde ebenfalls am 31. August1938 von Dachau in das Gefangenhausder Polizeidirektion Wien überstellt; erblieb dort bis 19. November 1939 in Haft.1940 gelang ihm die Flucht nach Paläs-tina. Von dort wurde im Dezember 1940eine Gruppe von mehr als 1500 vorwie-gend deutschen und österreichischen Ju-den und Jüdinnen nach Mauritius abge-schoben. Nach Kriegsende durfte ein Teilder Menschen doch noch nach Palästinakommen. Einer von ihnen war SalomonBurstyn. Im August 1945 kam er in TelAviv an. Im August 1963 kehrte er mit sei-ner Frau nach Wien zurück, wo er am 6. November 1973 verstarb.Über das Leben von Israel Burstyn liegennur wenige Informationen vor. Er wurdeam 11. Mai 1891 geboren und lebte imMärz 1938 in Wien 3., Beatrixgasse 14a.Nach dem „Anschluss“ verhaftet wurde ermit der Gefangenennummer 13.914 am

2. April 1938 im KZ Dachau registriert.Sein weiteres Schicksal konnte nicht eruiert werden.Sein Bruder Josef Burstyn (geb. am 9. 7.1894) wurde am 23. September 1938 vonDachau in das KZ Buchenwald überstelltund von dort am 16. Oktober 1942 nachAuschwitz verlegt, wo er am 19. Dezem-ber 1942 umkam. Josef Burstyns EhefrauBlanca Burstyn (geb. 2. 9. 1901) kamebenfalls in Auschwitz um.Israel und Josef Burstyns Bruder NathanBurstyn (geb. am 18. 4. 1904) wurde am31. August 1938 von Dachau nach Wienverlegt und Ende März 1939 mit seinenCousins Chaim Wolf und HeinrichBurstyn nach Beuthen an der polnischenGrenze abgeschoben. 1940 durch die so-wjetische Armee verhaftet war er in denfolgenden Jahren in diversen sowjetischenLagern interniert. 1946 kam er nachSchlesien – offensichtlich als einer von

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5 Kurzgefasster Schädigungsbericht vonChaim Wolf Burstyn (undatiert), WStLA,M.Abt. 208, A36 – Opferfürsorgeakten –Entschädigungen (E): Burstyn ChaimWolf.

Vollmacht von Josef Burstyn für seine Ehefrau, ausgestellt im KZ Dachau, 16. Juli 1938

ÖStA/AdR, Vermögensverkehrsstelle

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vielen polnischen StaatsbürgerInnen, diein dieser Zeit aus der Sowjetunion in dieehemaligen deutschen Gebiete der wieder-erstandenen Republik Polen umgesiedeltwurden. Von dort gelangte er auf unbe-kanntem Wege nach Haifa, wo er im Sep-tember 1948 ankam.

Dem ersten Dachautransport aus Wienfolgte am 11. April 1938 ein Transport mit

Salzburger Häftlingen, am 24. Mai einTransport mit 170 Personen (Funktionäreder Vaterländischen Front sowie Linke,darunter zahlreiche Juden) und am 31. Mai ein Transport mit 46 Häftlingenaus Tirol und Vorarlberg (großteils Po-lizeibeamte). Ebenfalls am 31. Mai sowieam 3. Juni kamen zwei Transporte mit je-weils 600 jüdischen Häftlingen aus Wien.Insgesamt wurden von April bis Juni an

die 3500 Österreicher nach Dachau einge-liefert, davon mehr als 2000 Juden. AbJuni erfolgte die Einweisung einer größe-ren Zahl österreichischer Roma in das KZDachau wie auch in andere Konzentra-tionslager. Im Gefolge der November-pogrome 1938 schließlich wurden vonmehr als 6500 Festgenommenen über4000 – fast ausschließlich Wiener Juden –in das KZ Dachau eingewiesen.

Der bekannte Vorarlberger Schriftstellererhielt den Preis, der im Vorjahr an dieJournalistin Christa Zöchling und denDatenforensiker und pensionierten Poli-zisten Uwe Sailer ging, für seine auch inBuchform erschienene Rede Erwarten Sienicht, dass ich mich dumm stelle. Er hattedie Rede anlässlich des Gedenktags gegenGewalt und Rassismus auf Einladung vonNationalratspräsident Wolfgang Sobotkain der Wiener Hofburg gehalten und damitein erhebliches Medienecho hervorgeru-fen.Der Preisträger nutzte die Gelegenheit derPreisverleihung, um seine Sicht auf dieDebatte zur Bezahlung der Arbeit von Ge-flüchteten zu verdeutlichen: „Wo Missgunstgeschürt wird, um die Erniedrigung einerMenschengruppe zu rechtfertigen, dort wirdbereits entwürdigt, absichtlich, aus politi-schem Kalkül heraus, was den Begriff derNiedertracht definiert. Niemand kann in un-serem Land von einem Euro und fünfzigCent pro Stunde leben, und trotzdem gibt essolche, Klassenzweite, die vorpreschen, denFinger heben und ausrufen: He, ich kann’snoch besser, ich habe schon vor ein paarJahren gefordert, man soll denen nur einenEuro geben.“Mit Blick auf den Namensgeber des Prei-ses, Ferdinand Berger, 2004 verstorbenerWiderstandskämpfer, KZ-Häftling undspäter hoher österreichischer Polizeioffi-zier, erklärte Köhlmeier: „Nach dem Kriegund der Befreiung vom Nationalsozialis-mus ist Ferdinand Berger Polizist gewor-den. [...] Ferdinand Berger wollte, dass diePolizei, die sich in der Vergangenheit sooft als Instrument der Unterdrückung undder Unmenschlichkeit missbrauchen ließ,nun ein Hort der Demokratie werde.“Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler,die den von Ernst Berger und René Berger

(Sohn und Enkel von Ferdinand Berger)gestifteten Preis gemeinsam mit dem wis-senschaftlichen Leiter des DÖW GerhardBaumgartner übergab, hob in ihrer Begrü-ßung die Bedeutung Michael Köhlmeiershervor: „Seine gerade Haltung und Spra-che schärfen den Blick für die Unzuläng-lichkeiten unserer Gesellschaft. Das be-schämt, das tut mitunter weh, ist jedochfür eine Weiterentwicklung unumgäng-lich. Es braucht Menschen wie Köhlmeier,die uns die Wahrheit zumuten.“Paulus Hochgatterer, der die Laudatiohielt, würdigte Michael Köhlmeier:„Michael Köhlmeier mutet uns etwas zu.Den Verzicht auf offensiv vorgetrageneDummheit. Das Unverstellte. Das Auf-rechte. Das Aufrechte gegen den Pakt derUnaufrichtigkeit.“

Laudatio von Paulus Hochgatterer undDankesrede von Michael Köhlmeiersind auf der Website des DÖW veröf-fentlicht: www.doew.at/foerderpreise/ferdinand-berger-preis

Zum Ferdinand Berger-Preis

Das DÖW vergibt den Ferdinand Berger-Preis jährlich – beginnend mit 2018 – anPersonen, die durch wissenschaftlicheoder publizistische Leistungen oder durchbesonderes öffentliches Auftreten einenmarkanten Beitrag gegen Neofaschismus,Rechtsextremismus, Rassismus oder de-mokratiegefährdendes Verhalten geleistethaben.Der von Ernst Berger und René Berger ge-stiftete Preis ist mit 3000,– Euro dotiertund kann in zwei Teile geteilt werden. DieNominierung erfolgt durch eine Jury desDÖW.

Michael Köhlmeier: Menschen in die Armut zu treiben heißt, sie zu entwürdigen

Der Ferdinand Berger-Preis 2019 des Dokumentationsarchivs des österreichischenWiderstandes wurde am 10. April 2019 im Wiener Rathaus in Zusammenarbeit mitden Wiener Vorlesungen an Michael Köhlmeier verliehen. Für seine vielfältigen Leistungen auf dem

Gebiet der Erinnerungsarbeit erhielt derPräsident des Landesgerichts für Straf-sachen Wien Friedrich Forsthuber dieLudwig Steiner-Medaille der ÖVP-Kame-radschaft der politisch Verfolgten undBekenner für Österreich sowie die Rosa-Jochmann-Plakette des Bundes Sozialde-mokratischer FreiheitskämpferInnen, Op-fer des Faschismus und aktiver Anti-faschistInnen. Überreicht wurden die Aus-zeichnungen im Rahmen der Veranstal-tung Mordjustiz 1944 der ARGE der NS-Opferverbände am 23. Mai 2019 im Wie-ner Justizpalast. Forsthuber initiierte u. a. die Nachstellungdes Schattendorf-Prozesses vom Juli 1927im Wiener Straflandesgericht anhand derOriginalakten (2012). 2015 wurden an derAußenfassade des „Grauen Hauses“ Zeit-tafeln angebracht, die dessen Geschichteund die Strafgerichtsbarkeit von 1839 bisin die Gegenwart dokumentieren. Der Er-innerung an alle Opfer der NS-Justiz dientdas ebenfalls 2015 enthüllte Mahnmal„369 Wochen“. „Friedrich ForsthubersAktivitäten sind gelebtes ‚Niemals verges-sen!‘“, so Gerald Netzl, Vorsitzender desBundes Sozialdemokratischer Freiheits-kämpferInnen, in der Laudatio. Der Ge-ehrte selbst betonte in seinen Dankes-worten die Bedeutung des demokratischenRechtsstaates. Man könne die Tatsache, ineinem solchen zu leben, nicht hoch genugschätzen.

Ehrung fürFriedrich Forsthuber

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Lichtenwagner, Mathias, Ilse Reiter-Zatloukal (Hrsg.): „... um alle nazisti-sche Tätigkeit und Propaganda inÖsterreich zu verhindern“. NS-Wieder-betätigung im Spiegel von Verbots-gesetz und Verwaltungsstrafrecht (= Veröffentlichungen der Forschungs-stelle Nachkriegsjustiz, Band 6). Graz:CLIO 2018, 108 S.

Der Aufbau einer neuen demokratischenGesellschaft nach 1945 stellte die jungeZweite Republik vor die Herausforderungder politischen und polizeilichen Aus-einandersetzung mit der NS-Ideologie undden NS-Verbrechen. Das am Tag der deut-schen Kapitulation verabschiedete und1947 novellierte „Verbotsgesetz“ enthältdaher nicht nur Bestimmungen für denUmgang mit den „ehemaligen“ National-sozialistInnen und deren Taten vor 1945,sondern auch mit neonazistischen Akti-vitäten nach 1945. Das Verbotsgesetz undweitere verwaltungsrechtliche Bestim-mungen bilden die rechtliche Grundlagefür die Unterbindung nationalsozialisti-scher Propaganda und Aktivitäten. Mathias Lichtenwagner und Ilse Reiter-Zatloukal haben ein Buch herausgegeben,das Formen der nationalsozialistischenWiederbetätigung und entsprechende ver-fassungs- und verwaltungsrechtliche Ge-genmaßnahmen untersucht. Der auf einerTagung basierende Band hat den Anspruch„einer kritischen Sicht auf den justiziellenund polizeilichen Umgang mit NS-Wie-derbetätigung“ (S. 7).Im ersten Beitrag zeichnet Brigitte Bailerdie historischen Hintergründe des Verbots-gesetzes, seiner Anwendung oder auchNichtanwendung und die Überarbeitungen1947 und 1992 nach. Mit der Novelle An-fang der 1990er wurde einerseits der Straf-rahmen herabgesetzt und andererseits dieLeugnung von NS-Verbrechen explizit un-ter Strafe stellt. Das Verbotsgesetz, soBailer, ist ein Grundpfeiler der ZweitenRepublik. Farsam Salimi analysiert dieReichweite des Verbotsgesetzes und ins-besondere jener beiden Paragraphen, diehäufig beim Kampf gegen neonazistischeAktivitäten und Holocaustleugnung zurAnwendung kommen. Wenn diese Hand-lungen eine Propagandawirkung habenund eine gewisse Öffentlichkeit erreichen,dann sieht die Rechtsprechung, so Salimi,den Straftatbestand gegeben.Franz Merli und Mathias Lichtenwagnerwidmen sich in ihren Beiträgen weniger

prominenten Bestimmungen, die NS-Wie-derbetätigung oder das Zur-Schau-Stellenentsprechender Symbole betreffen. Merliuntersucht das Einführungsgesetz zu denVerwaltungsverfahrensgesetzen (EGVG),das die Verbreitung von NS-Gedankengutohne Propagandaabsicht (z. B. Buchver-kauf) mit einer Verwaltungsstrafe belegtund somit auch starke symbolische Funk-tion habe. Lichtenwagner beleuchtet dasAbzeichengesetz, das das öffentliche Zei-gen von Symbolen verbotener Organisa-tionen mit einer Verwaltungsstrafe belegt.Diese rechtliche Bestimmung ist einerseitseine wirksame Maßnahme, andererseitsseien auch, so Lichtenwagner, Problemezu identifizieren, die Ausführung, man-gelnde Kenntnis oder auch Dokumen-tation betreffen.Die Frage, ob bzw. wann die parallele Be-strafung einer Handlung, in diesem Falldurch Verbotsgesetz und Verwaltungs-strafrecht, zulässig ist, untersucht AloisBirklbauer in seinem Beitrag. EwaldWiederin zeigt, dass das Verbotsgesetznicht der Meinungsfreiheit widerspricht.Sowohl die österreichische Gesetzeslageals auch die Europäische Menschenrechts-konvention erlauben einen derartigen Ein-griff. Die Frage der wehrhaften Demo-kratie liegt auch den Ausführungen vonUlrich Wagrandl zu verbotenen Symbolenim Internet zugrunde. In ihrem luzidenBeitrag erörtert Angelika Adensamer ab-schließend die begrenzte Aussagekraft vonAnzeigenstatistiken, wenn andere Fakto-ren nicht miteinbezogen werden.Der Sammelband besticht durch die pro-duktive Zusammenführung historischer,juristischer und politikwissenschaftlicherExpertisen und wendet sich sowohl an Ex-pertInnen als auch an ein breiteres interes-siertes Publikum. Matthias Falter

Schwoch, Rebecca: Jüdische Ärzte alsKrankenbehandler in Berlin zwischen1938 und 1945. Frankfurt am Main:Mabuse-Verlag 2018. 638 S.

Mit der Machtergreifung der National-sozialisten in Deutschland begann die suk-zessive Verdrängung von Ärzten und Ärz-tinnen jüdischer Herkunft aus dem Berufs-leben, die schließlich im Entzug der Ap-probationen und damit in einem Berufs-verbot mit Wirksamkeit vom 30. Septem-ber 1938 gipfelte. Diese Maßnahme er-folgte vor dem Hintergrund des rassisti-schen Ideologems, wonach eine weitere

Schädigung des „deutschen Volkskörpers“durch Ärzte jüdischer Herkunft unterbun-den werden müsse. Lediglich einer gerin-gen Anzahl jüdischer Mediziner wurde ge-stattet, ausschließlich für jüdische Pa-tientInnen ärztlich tätig zu bleiben. Dassmit der Ausschaltung der jüdischen Ärzte-schaft (1933 praktizierten einer Zählungzufolge rund 3000 als Juden geltende Me-dizinerInnen) eine Lücke in der medizini-schen Versorgung der Metropole entstand,die durch ein Nachrücken „arischer“ Be-rufskollegen nicht geschlossen werdenkonnte, liegt angesichts des Ausmaßesdieser Vertreibung, aber auch der kriegs-bedingten Situation, auf der Hand. Seitensder Nationalsozialisten waren vor allemzwei Gründe ausschlaggebend für die Zu-lassung einer Gesundheitsversorgung fürdie verbliebene jüdische Bevölkerung: dieAngst vor der Ausbreitung von Seuchenund vor allem eine zumindest minimaleAufrechterhaltung der Arbeitskraft der jü-dischen Zwangsarbeiter. Dennoch bleibtdas Bestehen eines jüdischen Gesund-heitssystems innerhalb der Geschichte derVertreibung und Vernichtung ein nichtrestlos erklärbares Paradoxon.Das Schicksal dieser mit der abwertendenBezeichnung „Krankenbehandler“ titulier-ten Ärzte hat die MedizinhistorikerinRebecca Schwoch für die Stadt Berlin inder Zeit zwischen 1938 und 1945 in einerkollektivbiografischen Studie untersucht.Damit liegt die erste umfassende Ge-schichte der „Krankenbehandler“ und zu-gleich eine Darstellung der medizinischenVersorgung jüdischer PatientInnen in Ber-lin im Untersuchungszeitraum vor. DasBuch bietet einen fundierten Einblick indie Organisation des jüdischen Gesund-heitswesens als Subsystem der medizini-schen Versorgung der Stadt und beleuchtetdie daran beteiligten Instanzen und Akteu-re auf Seiten der NS-Behörden sowie aufder Seite der jüdischen Gemeinde (Reichs-vereinigung der Juden in Deutschland).Angesichts fehlender geschlossenerQuellenbestände zum Thema stützt sichdie Autorin in erster Linie auf (auto-)bio-grafisches Quellenmaterial wie Nachlässeund Entschädigungsakten ehemaliger„Krankenbehandler“ und ihrer Angehöri-gen sowie auf einen Personalaktenbestandeines kriegswichtigen Berliner Betriebs,der Krankengeschichten von jüdischenZwangsarbeitern enthält. Diese lassennicht zuletzt auch Rückschlüsse auf dieunmenschlichen Arbeitsbedingungen derZwangsarbeiter zu. Aufgrund der ansons-

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REZENSIONEN

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ten lückenhaften und zersplittertenQuellenlage waren einer umfassenden sta-tistischen Auswertung Grenzen gesetzt,was aber der Rekonstruktion des Gesamt-bildes – von den funktionalen Zusammen-hängen und Verwaltungsabläufen des jüdi-schen Gesundheitssystems bis hin zu denSchicksalen der einzelnen Protagonisten –keinen Abbruch tut. Zudem ermöglicht derbiografische Zugang die Verknüpfung vonIndividual- und Sozialgeschichte und vorallem auch die Erinnerung an eine Gruppegroßteils unbekannter Menschen.Das Subsystem einer „Gesundheitsversor-gung von Juden für Juden“ (S. 570) funk-tionierte zum Teil nach den gleichen Prin-zipien wie das medizinische Regelsystem,etwa wenn es um die Gewährung von kas-senärztlichen Leistungen ging. Auf derEbene der administrativen Zuständigkei-ten wirkten neben den üblichen Instanzenwie Gesundheitsbehörden, ärztlichenStandesvertretungen, Krankenkassen usw.jene des NS-Staats- und Polizeiapparatswie das Reichsinnenministerium, dasReichssicherheitshauptamt und dieGestapo. Über die Zulassung eines Arzteszum „Krankenbehandler“ entschied inletzter Instanz der Reichsinnenminister.Als Vermittler zwischen den am jüdischenGesundheitssystem Beteiligten wurde eineigener Beauftragter für „Krankenbehand-ler“ installiert, der diese mit seinen An-ordnungen regelrecht terrorisierte. DasTätigkeitsfeld der „Krankenbehandler“umfasste im Wesentlichen den niederge-lassenen Bereich und die Gesundheits-einrichtungen der jüdischen Gemeinde.Die Studie bietet einen bisher kaum in die-ser Detailliertheit bekannten, beklemmen-den Einblick in die alltägliche Berufs-praxis dieser Mediziner, die trotz behörd-licher Kontrolle, Einschüchterung undDrangsalierung versuchten, ihren Pa-tientInnen – vom Selbstzahler über denWohlfahrtsempfänger bis zum Zwangs-arbeiter – medizinische Behandlung undmenschliche Zuwendung zuteilwerden zulassen. Druck kam aber auch von ihrenVorgesetzten aus der jüdischen Verwal-tung, die auf die Erfüllung der von denNS-Behörden erlassenen Auflagen dräng-ten, in der Meinung, dadurch Schlimmeresverhindern zu können. Die Ärzte warendaher in ihrer beruflichen Autonomie undihren fachlichen Entscheidungsmöglich-keiten stark eingeschränkt. So entschiedetwa die Gestapo nach entsprechendenAnsuchen, ob Operationen durchgeführtwerden durften. Ausführlich schildert dieAutorin die administrativen Abläufe in derVersorgung der jüdischen Zwangsarbeiter,die krankenversichert waren und somit ge-

setzlich garantierte Ansprüche auf medizi-nische Leistungen hatten. Die Teilnahmean der gesetzlichen Krankenversicherungbrachte es zwangsläufig mit sich, dass sieim Krankheitsfall mit dem Regelgesund-heitssystem in Berührung kamen, d. h. von„arischen“ Medizinern begutachtet undkontrolliert wurden und diese mit ihren jü-dischen Kollegen kooperieren mussten,nichtjüdische medizinische Einrichtungenbenutzt werden mussten usw. Somit wur-de, wie die Autorin hier für den Bereichder Gesundheitsversorgung herausarbei-tet, eine wesentliche Zielsetzung der anti-jüdischen Politik des NS-Staats nicht er-reicht, nämlich die totale Segregation zwi-schen Juden und „Ariern“. Die alsZwangsarbeiter Beschäftigten begriffenArbeitsfähigkeit als Überlebenschance,wie auch manche „Krankenbehandler“meinten, ihre Unentbehrlichkeit sichereihnen das Überleben. Ein Trugschluss, wiesich spätestens in den Jahren 1942 und1943 erwies, als vermehrt Funktionäre derjüdischen Gemeinde und damit auch derenÄrzte von den Deportationen erfasst wur-den. 193 Berliner „Krankenbehandler“wurden in diverse Haftstätten und Lagerverschleppt, was die meisten nicht über-lebten, etliche tauchten unter oder begin-gen Selbstmord. Nur 53 der insgesamt 369ermittelten „Krankenbehandler“ überleb-ten in der Stadt, 82 hatten sich in dieEmigration retten können.Den größten Teil der Arbeit nimmt derbiografische Teil ein, der die Lebensge-schichten der 351 Männer und 18 Frauen,die im Zeitraum 1938 bis zur Befreiungals „Krankenbehandler“ tätig waren, nach-zeichnet. Zusätzlich zu biografischen Eck-daten und Angaben zu beruflichen Quali-fikationen und Laufbahn, zur Tätigkeit als„Krankenbehandler“, zur Verfolgungs-geschichte usw. sind sie durch zahlreicheautobiografische Zeugnisse von Betroffe-nen und deren Angehörigen angereichert,die das Erlebte mit seinen gravierendenphysischen und psychischen Auswirkun-gen in erschütternder Weise veranschau-lichen. Neben der Bereitstellung einergrundlegenden Datenbasis für weitereForschungen bietet die Darstellung dieserEinzelschicksale zudem die Möglichkeitdes Erinnerns an jene Berliner Medizi-nerInnen, die, verstrickt in den unauflös-lichen Widerspruch zwischen ihrem ärztli-chem Auftrag und dem tödlichen Kalkülder NS-Behörden, ihren Dienst versahen.Abschließend befasst sich die Forscherindenn auch mit der Frage der Moral-dilemmata, die sich für die jüdischen Ärz-te aufgrund der Einbindung der jüdischenVerwaltung, die Doron Rabinovici am

Wiener Beispiel treffend als „Instanz derOhnmacht“ bezeichnet hat, in die Vertrei-bungs- und Vernichtungspolitik der Natio-nalsozialisten in besonders zugespitzterWeise auftaten. Medizinische Versorgungund Repressionsapparat waren auf demGelände des Berliner Jüdischen Kranken-hauses auch örtlich verkoppelt: dort befan-den sich neben einer als Gefängnis die-nenden Polizeistation eine Untersuchungs-abteilung für Transportreklamation sowieSammellager. Ärzte mussten entscheiden,ob ein zur Deportation vorgesehener Pa-tient transportfähig sei. Das NS-Terror-system machte eine Orientierung an dentraditionellen Maßstäben ärztlicher Ethikmithin weitgehend zunichte und ließ„Krankenbehandlern“ kaum Handlungs-spielräume übrig. Dennoch versuchtenviele, durch entsprechende Gutachten einedrohende Verschickung wenn schon nichtzu verhindern, so doch wenigstens zu ver-zögern und Zeit zu gewinnen. Angesichtsder totalen Übermacht des NS-Apparatsund der Lebensgefahr, der die „Kranken-behandler“ selbst ausgesetzt waren, warjedoch eine Beeinflussung der Gescheh-nisse unrealistisch, entstand „ein nicht lös-bares Dilemma, aus dem es keinen Aus-weg gab“ (S. 582 f.).Die Lektüre des Buches lohnt auch imHinblick auf die Vorgänge im nationalso-zialistischen Österreich, wo die Vertrei-bung der jüdischen Ärzte und Ärztinnenunmittelbar nach dem „Anschluss“ ein-setzte und die medizinische Versorgungder jüdischen Bevölkerung, zentralisiert inWien, ebenfalls von „Krankenbehandlern“bewerkstelligt wurde. Es waren hier diegleichen Akteure sowie identische Macht-konstellationen, Kompetenzverteilungenund Verwaltungsabläufe maßgebend, so-dass die Berliner Vorgänge auch auf dieWiener Situation übertragbar sind. Die imBuch präsentierten Forschungsergebnissekönnen somit vertiefende Anstöße undEinsichten zu derzeit laufenden For-schungen zur Geschichte der jüdischenÄrzte und Ärztinnen in Österreich undspeziell der in Wien tätig gewesenen„Krankenbehandler“ liefern.

Christine Kanzler

An der Herstellung dieser Nummer wirkten mit:Matthias Falter, Christine Kanzler, Eva Kriss, ClaudiaKuretsidis-Haider, Christine Schindler.Impressum: Verleger, Herausgeber und Hersteller:Dokumentationsarchiv des österreichischenWiderstandes, Wipplingerstraße 6–8 (Altes Rathaus), 1010 Wien; Redaktion ebenda (Christa Mehany-Mitterrutzner, Tel. 22 89 469/322, e-mail: [email protected]; Sekretariat, Tel.: 22 89 469/319, e-mail:[email protected]; web: www.doew.at).

Page 12: DOKUMENTATIONSARCHIV DES ÖSTERREICHISCHEN … · Juni 2019 3 die Verbrechen Einzelner feststellen, sie trägt – im besten Fall – Beweise für die Beteiligung konkreter Verdächtiger

KombiangebotGedenken und Mahnen in Wien, Gedenkstätten zu Widerstandund Verfolgung, Exil, Befreiung. Eine Dokumentation, hrsg. v.DÖW, Wien 1998 Gedenken und Mahnen in Wien. Ergänzungen I, Wien 2001.i 13,– (statt i 15,–) ... Stück

Heinz Arnberger / Claudia Kuretsidis-Haider (Hrsg.), Gedenkenund Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Wi-derstand, Verfolgung, Exil und Befreiung, Mandelbaum Verlag2011, 712 S., Ladenpr. i 39,90 ... Stück

Institut Theresienstädter Initiative/DÖW (Hrsg.) Theresien-städter Gedenkbuch. Österreichische Jüdinnen und Juden inTheresienstadt 1942–1945, Prag 2005, 702 S., i 29,–

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Herbert Exenberger/Heinz Riedel, Militärschießplatz Kagran,Wien 2003, 112 S., i 5,– ... Stück

DÖW, Katalog zur permanenten Ausstellung. Wien 2006, 207 S., 160 Abb., i 24,50 ... Stück

DÖW, Catalog to the Permanent Exhibition, Wien 2006, 95 S.,über 100 Abb., i 14,50 ... Stück

Forschungen zum Nationalsozialismus und dessen Nachwir-kungen in Österreich. Festschrift für Brigitte Bailer, hrsg. vomDÖW, Wien 2012, 420 S., i 19,50 ... Stück

Barry McLoughlin / Josef Vogl, „... Ein Paragraf wird sich fin-den“. Gedenkbuch der österreichischen Stalin-Opfer (bis1945), hrsg. v. DÖW, Wien 2013, 622 S., i 24,50 ... Stück

Florian Freund, Die Toten von Ebensee. Analyse und Dokumen-tation der im KZ Ebensee umgekommenen Häftlinge 1943–1945,Braintrust, Verlag für Weiterbildung 2010, 444 S., i 29,–

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Wolfgang Neugebauer, The Austrian Resistance 1938–1945,Edition Steinbauer 2014, 336 S., i 22,50 ... Stück

Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand1938–1945, überarb. u. erw. Fassung, Edition Steinbauer 2015,351 S., i 22,50 ... Stück

Rudolf Agstner / Gertrude Enderle-Burcel / Michaela Follner,Österreichs Spitzendiplomaten zwischen Kaiser und Kreisky.Biographisches Handbuch der Diplomaten des Höheren Auswär-tigen Dienstes 1918 bis 1959, Wien 2009, 630 S., i 29,90

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Fanatiker, Pflichterfüller, Widerständige. Reichsgaue Nieder-donau, Groß-Wien, Jahrbuch 2016, hrsg. v. DÖW, Wien 2016,412 S., i 19,50 ... Stück

80 Jahre Internationale Brigaden. Neue Forschungen über ös-terreichische Freiwillige im Spanischen Bürgerkrieg, hrsg. v.DÖW u. Vereinigung österreichischer Freiwilliger in der Spani-schen Republik 1936–1939 und der Freunde des demokratischenSpanien, Wien 2016, 157 S., i 12,50 ... Stück

Wieder erhältlich: Jakob Rosenberg / Georg Spitaler, Grün-weißunterm Hakenkreuz. Der Sportklub Rapid im Nationalsozialis-mus, hrsg. v. SK Rapid und DÖW, Wien 2011, 303 S., EUR 18,99

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„Vor unserem Herrgott gibt es kein unwertes Leben“. DiePredigt von Diözesanbischof Michael Memelauer bei der Silves-terandacht am 31. Dezember 1941 im Dom zu St. Pölten, hrsg. v.DÖW u. Diözesanarchiv St. Pölten, St. Pölten 2017, 42 S., i 5,–

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Österreichische Ärzte und Ärztinnen im Nationalsozialismus,Jahrbuch 2017, hrsg. v. Herwig Czech u. Paul Weindling imAuftrag des DÖW, Wien 2017, 303 S., i 19,50 ... Stück

Zeithistoriker – Archivar – Aufklärer. Festschrift für WinfriedR. Garscha, hrsg. v. Claudia Kuretsidis-Haider u. ChristineSchindler im Auftrag des DÖW u. der Forschungsstelle Nach-kriegsjustiz, Wien 2017, 500 S., i 19,50 ... Stück

Claudia Kuretsidis-Haider, Österreichische Pensionen für jüdi-sche Vertriebene. Die Rechtsanwaltskanzlei Ebner: Akteure –Netzwerke – Akten, hrsg. v. DÖW, Wien 2017, 319 S., i 19,50

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Forschungen zu Vertreibung und Holocaust, Jahrbuch 2018,hrsg. v. DÖW, Wien 2018, 382 S., i 19,50 ... Stück

Herwig Czech / Wolfgang Neugebauer / Peter Schwarz, DerKrieg gegen die „Minderwertigen“. Zur Geschichte der NS-Medizin in Wien / The War against the “Inferior.” On theHistory of Nazi Medicine in Vienna. Katalog zur Ausstellung inder Gedenkstätte Steinhof im Otto-Wagner-Spital der Stadt Wien.hrsg. v. DÖW, Wien 2018, 243 S., i 25,– ... Stück

Josef Eisinger, Flucht und Zuflucht. Erinnerungen an eine be-wegte Jugend, hrsg. v. DÖW, Wien 2019, 240 S., i 20,–

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Claudia Kuretsidis-Haider / Rudolf Leo, „dachaureif“. DerÖsterreichertransport aus Wien in das KZ Dachau am 1. April1938. Biografische Skizzen der Opfer, hrsg. v. DÖW u. Zentralerösterreichischer Forschungsstelle Nachkriegsjustiz, Wien 2019,344 Seiten, zahlr. Abb., i 25,– ... Stück

Deportation und Vernichtung – Maly Trostinec. Jahrbuch2019, hrsg. v. DÖW, Wien 2019, 359 S., i 19,50

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