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LËSCHT 4 Deng Stëmm fir d’Zukunft. Besser Léisunge fir eisT land. WAHLPROGRAMM

Dp wahlprogramm 2013

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LËSCHT 4

Deng Stëmm fir d’Zukunft.

Besser Léisunge fir eisT land.

WAHLPROGRAMM

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Inhalt

Inhalt................................................................................................ 1

Besser Léisunge fir eist Land ..................................................... 11

Haushaltspolitik .......................................................................... 13Unsere Analyse der Situation ........................................................................ 13Was wird die DP in den kommenden Jahren tun? ......................................... 14

Konsolidierungspolitik bei Ausgabenseite ansetzen ............................................................... 14Kassensturz und Konsolidierungsplan .................................................................................... 14Vertrauen gewinnen durch Konsolidierungsplan innerhalb eines klaren Zeitrahmens ............. 14Mehr Reformdruck durch internen Stabilitätspakt anstreben ................................................. 14Mit weniger Geld eine bessere Politik machen ....................................................................... 15Lebenssituation der Menschen bei Reformen berücksichtigen .............................................. 15Wirkungslose Subventionspolitik neu ordnen oder beenden ................................................. 15Oft bringen Vorfinanzierungsinstrumente mehr .................................................................... 16Gemeindefinanzreform endlich verwirklichen ......................................................................... 16Automatische Steigerung der Ausgaben nicht zusätzlich anheizen ........................................ 16Inflation aktiv bekämpfen ...................................................................................................... 17Indexsystem und Solidarpakt für die Jugend ......................................................................... 17Öffentliche Anteile in privaten Unternehmen neu ordnen und strategisch ausrichten ............ 17Prioritäten für öffentliche Investitionen in wachstumsrelevante Infrastrukturen .................... 17Effizienter bauen und bewirtschaften .................................................................................... 18Ziele bei Transfersystemen neu ordnen ................................................................................. 18Subventionen im Wohnungsbau selektiv und nachhaltig machen ........................................... 18Gießkannenpolitik in der Studienbeihilfe- und der Familienpolitik beenden .......................... 18

Steuerpolitik ............................................................................... 21Unsere Analyse der Situation ........................................................................ 21Was wird die DP in den kommenden Jahren tun? .......................................... 21

Vertrauen wieder herstellen ................................................................................................... 21Grundsätzliche Lohnsteuerreform ......................................................................................... 22Steuersystem soll kein bestimmtes Familienbild fördern ....................................................... 22Umbau des Steuersystems soll Kinder fördern ...................................................................... 22Öffentlichen Transport statt Individualverkehr steuerlich fördern ......................................... 22Betriebs- und Privatrente selektiv fördern ............................................................................ 23Mehrwertsteuerreform nur wenn nötig ................................................................................. 23Ökologische Steuerreform vorbereiten .................................................................................. 23Ausstieg aus dem Tanktourismus vorbereiten ........................................................................ 23Steuerstrategie mit klaren Zielen und Kommunikation für den Standort entwerfen .............. 23Wachstumsfördernde Steuerpolitik ....................................................................................... 24Investitionen fördern ............................................................................................................ 24

Wirtschaft .................................................................................. 25Unsere Analyse der Situation ........................................................................25Was wird die DP in den kommenden Jahren tun? ..........................................26

Luxemburg zu einer erkennbaren Marke entwickeln .............................................................. 26Ein klares wirtschaftliches Leitbild ........................................................................................ 26Schnell, flexibel, innovativ, effizient, transparent, vernetzt, sozial gerecht, solidarisch und nachhaltig ............................................................................................................................. 26

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Sozialdialog wieder in Gang bringen ..................................................................................... 26Innovation durch eine bessere Organisation ......................................................................... 26Beschleunigung von Verwaltungsprozeduren ......................................................................... 27Good Governance.................................................................................................................. 27Regierung muss sich als Ganzes der wirtschaftlichen Frage verschreiben ............................. 27Komplette Digitalisierung bringt Effizienzschub ................................................................... 27Vermarktung des Wirtschaftsstandorts ................................................................................ 28Arbeitsplätze durch flexible Arbeitsbedingungen sichern ..................................................... 28Durch Steigerung der Kaufkraft Druck von den Löhnen nehmen ........................................... 28Stabiles Umfeld schafft Vertrauen ........................................................................................ 29Durchdachte Strategien für wirtschaftliche Zielbereiche entwickeln ..................................... 29Luxemburg mit seiner Universität zum Innovationsstandort entwickeln ................................ 30Finanzielle Förderinstrumente an die strategischen Ziele anpassen ..................................... 30Schaffung einer „Investitions- und Finanzierungsagentur“ ................................................... 30Energiekosten stabil halten .................................................................................................... 31Verbraucherschutz Stärken .................................................................................................... 31

Mittelstand .................................................................................. 33Unsere Analyse der Situation ........................................................................33Was wird die DP in den kommenden Jahren tun? ..........................................33

Aktionsprogramm aufstellen ................................................................................................. 33Öffentliches Investitionsprogramm umsetzen ....................................................................... 33Ausschreibungsprozeduren justieren ................................................................................... 33Altbausanierungsprogramm mittels Klimabank verwirklichen ................................................ 33Berufsausbildung, Weiterbildung und Aktivierung verbessern ............................................... 34Schritt zur Selbständigkeit aktiv unterstützen ...................................................................... 34Neue Märkte erschließen helfen ........................................................................................... 34Luxemburger Handel in der Großregion positionieren ........................................................... 34Reform des Konkursrechts .................................................................................................... 35Hausaufgaben im Bereich der Landesplanung endlich machen ............................................. 35Tourismus als Wirtschaftsfaktor sehen .................................................................................. 35Tourismusstrukturen professionalisieren .............................................................................. 35Vermarktungskonzept erstellen ............................................................................................. 35Investitionsprogramme in touristische Infrastrukturen überdenken ....................................... 36Neue Impulse für die Hotelbranche ...................................................................................... 36Fahrradwegenetz touristisch nutzen ...................................................................................... 36Potenziale des Kongresstourismus ausschöpfen ................................................................... 36

Finanzplatz ....................................................................................37Unsere Analyse der Situation ........................................................................ 37Was wird die DP in den kommenden Jahren tun? .......................................... 37

Finanzplatzstrategie ausarbeiten .......................................................................................... 37Innovation fördern und neue Produkte entwickeln ................................................................ 37Prozeduren beschleunigen und EU-Regelwerke rasch umsetzen ........................................... 38Klare Regeln für alle Finanzplatzakteure .............................................................................. 38Sicherheit für Anleger zum Markenzeichen machen .............................................................. 38Gegen vorliegendes Finanztransaktionssteuersmodell .......................................................... 38Fondsgeschäft weiter ausbauen ............................................................................................ 39Stärkung des Datenschutzes ................................................................................................. 39Neue Geschäftsfelder im Privatkundenbereich besetzen ....................................................... 39Finanzplatz als Brückenkopf internationaler Unternehmen in der Euro-Zone ausbauen ........ 39Vermarktung des Finanzplatzes verbessern ........................................................................... 40

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Medien und ICT .............................................................................. 41Unsere Analyse der Situation ........................................................................ 41Was wird die DP in den kommenden Jahren tun? .......................................... 41Presse und Medien ........................................................................................ 41

Die Unabhängigkeit und Vielfalt der Presse garantieren ........................................................ 41Eine gezielte Medienerziehung gewährleisten ........................................................................ 41Den staatlichen „Service Information et Presse“ reformieren ................................................ 41Den Filmproduktionsstandort Luxemburg absichern ............................................................. 42

ICT-Standort .................................................................................................42Den ICT-Standort weiter ausbauen ....................................................................................... 42Digitales Luxemburg ............................................................................................................. 42IT-Lösungen für den Finanzplatz .......................................................................................... 42Digitales Archiv der Wirtschaft und des Staats .................................................................... 43Fort-Knox für Daten .............................................................................................................. 43IT-Forschungsprojekte fördern .............................................................................................. 43Vertreter unterschiedlicher Medienbereiche zusammen bringen ........................................... 43Den logistischen Arm des e-Commerce entwickeln ............................................................... 43Netzneutralität bewahren ...................................................................................................... 44Datenschutz stärken, Sensibilisierung und Information fördern ............................................ 44Selbstbestimmter Umgang mit Daten ................................................................................... 44Sicherheitsarchitektur für personenbezogene Datenbanken .................................................. 44Datenschutzkommission mehr Mittel geben .......................................................................... 45Briefgeheimnis auf elektronische Nachrichten ausweiten ...................................................... 45No-Spy Abkommen ............................................................................................................... 45

Landwirtschaft und Weinbau .....................................................47Unsere Analyse der Situation ........................................................................ 47Was wird die DP in den kommenden Jahren tun? .......................................... 47

Auf Qualitätsprodukte setzen ............................................................................................... 47Verbraucherfreundliche Kennzeichnung garantieren ............................................................. 47Junglandwirte fördern .......................................................................................................... 47Pachtrecht anpassen ............................................................................................................. 47Bodenschutzgesetz ausarbeiten ............................................................................................ 47Landwirtschaftliche Arbeitsplätze erhalten ........................................................................... 48Die Wettbewerbsfähigkeit stärken ......................................................................................... 48Strategie Landwirtschaft 2020 ............................................................................................. 48Ausbildung anbieten ............................................................................................................. 48Biolandwirtschaft hervorheben ............................................................................................. 48Forschung unterstützen ........................................................................................................ 48Kritisch gegenüber „grüner“ Gentechnik ............................................................................... 49Kooperativer Wasserschutz befürworten ............................................................................... 49Priorität für die Nahrungsmittelproduktion ........................................................................... 49Entbürokratisierung vorantreiben .......................................................................................... 49Weinbau fördern ................................................................................................................... 49

Arbeit ............................................................................................. 51Unsere Analyse der Situation ........................................................................ 51Was wird die DP in den kommenden Jahren tun? ......................................... 51

Arbeitsrecht Sektor für Sektor überarbeiten .......................................................................... 51Moderate Lohnpolitik ........................................................................................................... 52

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Indexsystem und Solidarpakt für die Jugend ........................................................................ 52Neue Lohnmodelle testen ..................................................................................................... 52RMG und Mindestlohn: Leistung muss sich lohnen ............................................................... 53Arbeits- und Weiterbildungsagentur ..................................................................................... 53Private Arbeitsvermittlung ermöglichen ................................................................................ 53Beratungs- und Vermittlungsprozess verbessern ................................................................... 53Kompetenzen der Stellenvermittler schärfen ........................................................................ 53Suchintensität steigern ......................................................................................................... 54Für mehr Transparenz am Arbeitsmarkt sorgen ..................................................................... 54Orientierungskultur an den Schulen verbessern .................................................................... 54Ausbildung praxisnaher gestalten ......................................................................................... 54Arbeitsmarktinstrumente auf ihre tatsächliche Wirkung hin überprüfen und verbessern ....... 55Europäische Job-Garantie verwirklichen ............................................................................... 55Klare Ziele und Kriterien für Beschäftigungsinitiativen ........................................................ 55Mitbestimmung qualitativ ausbauen ..................................................................................... 55„Reclassement“-Gesetzgebung überarbeiten ........................................................................ 56Krankheitsbedingten Fehlzeiten vorbeugen ........................................................................... 56

Bildung ...........................................................................................57Unsere Analyse der Situation ........................................................................ 57Was wird die DP in den kommenden Jahren tun? .........................................58

Startchancen verbessern ....................................................................................................... 58Soziale Herkunft darf nicht über Erfolg entscheiden ............................................................ 58Schulautonomie stärken ...................................................................................................... 58Kompetenzorientierter Unterricht allein löst keine Probleme ................................................ 58Sekundarschulreform inhaltlich verbessern ........................................................................... 58Schulklima und Schülerbetreuung verbessern ....................................................................... 59Individualisierter Unterricht .................................................................................................. 59Promotionskriterien an Bildungsziele und –Programme knüpfen .......................................... 59Freiheit bei der Auswahl von Studienfächern ........................................................................ 59Priorität für die Bildung für nachhaltige Entwicklung ........................................................... 59Berufsausbildung verbessern ................................................................................................ 60„Régime préparatoire“ von der Sackgasse zum Trampolin ..................................................... 60Reform der „éducation différenciée“ .................................................................................... 60Sprachliche Frühförderung ................................................................................................... 61Zweisprachige Alphabetisierung ermöglichen ........................................................................ 61Mehrsprachigkeit anders fördern ........................................................................................... 61Entscheidungsfreiheit der Schulen stärken und Einführung eines Schuldirektors in der Grund-schule ................................................................................................................................... 62Ernennung des Lehrpersonals reformieren ............................................................................ 62Stellenwert der Fachdidaktik stärken und mehr Fortbildungsangebote machen ..................... 62Pädagogische und didaktische Kompetenzen bei Sekundarschullehrern stärken ................... 62Fachdidaktikexperten in den Sekundarschulen einführen ...................................................... 63Lehrbücher modernisieren .................................................................................................... 63Lehrern einen umfassenden Pool an Lehrmaterialien zur Verfügung stellen .......................... 63Schule und Familie zusammenbringen .................................................................................. 63Spezielle Schulung für Lehrer für einen besseren Umgang mit Eltern von Kindern mit Migra-tionshintergrund ................................................................................................................... 64Verbindliches Engagement der Eltern einfordern ................................................................. 64

Hochschulpolitik ...........................................................................................64Qualitativ hochwertiges Studienangebot garantieren ............................................................ 64Luxemburg mit seiner Universität zum Innovationsstandort entwickeln ................................ 64

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Innovation durch eine bessere Organisation ......................................................................... 65

Familienpolitik ..............................................................................67Unsere Analyse der Situation ........................................................................ 67Was wird die DP in den kommenden Jahren tun? ..........................................68

Ein Recht auf einen qualitativ hochwertigen Betreuungsplatz ............................................... 68chèques-services reformieren ............................................................................................... 68Ein integriertes System der Kinderförderung ........................................................................ 68Qualitätsoffensive in der Kinderbetreuung ........................................................................... 68Klare Qualitätsstandards einführen und kontrollieren ........................................................... 68Sprachförderung: ein wichtiges Qualitätskriterium ............................................................... 68Emotionale Bindung fördern ................................................................................................. 69In qualifiziertes Personal investieren .................................................................................... 69Betreuungsstrukturen zu Familienzentren ausbauen ............................................................. 69Heimbezogene Elternarbeit unterstützen .............................................................................. 69Umbau des Steuersystems soll Kinder fördern ...................................................................... 69Wohngeld bringt Familien mit Kindern mehr als heute ......................................................... 69Jugendschutz evaluieren ...................................................................................................... 70Leihmutterschaft gesetzlich regeln ....................................................................................... 70Frühwarnsystem für Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern aufbauen..................................... 70Elternrechte schützen ........................................................................................................... 70Geteiltes Sorgerecht einführen ............................................................................................. 70

Landesplanung und Wohnen ...................................................... 71Unsere Analyse der Situation ..................................................................... 71Was wird die DP in den kommenden Jahren tun? ......................................... 71

Preisentwicklung am Wohnungsmarkt brechen ...................................................................... 71Bauland mobilisieren ............................................................................................................ 72Öffentliches Bauland sofort mobilisieren .............................................................................. 72Öffentliche Hand soll sich auf Sozial- und Mietwohnungen sowie verbilligten Wohnungsraum konzentrieren ........................................................................................................................ 72Erbpachtvertrag und Mietkauf fördern .................................................................................. 72Grundsteuerreform soll mehr Angebot auslösen ................................................................... 72Baulandspekulation uninteressant machen ........................................................................... 72Altbausanierungsprogramm mittels Klimabank umsetzen ..................................................... 73Subventionen und Förderinstrumente sozial und nachhaltig ausrichten ................................ 73Vorkaufsrecht und Enteignung gezielt und nur in Ausnahmefällen einsetzen ........................ 73Landesplanungsstau auflösen ............................................................................................... 73Endlich Rahmenbedingungen für eine konkrete Landesplanung schaffen ............................. 73Landesplanung und Kommunalplanung aufeinander abstimmen ............................................74Die Großregion – mehr als nur eine Bezeichnung für den Grenzraum ...................................74Luxemburg-Stadt und Umgebung harmonisch planen............................................................74Die „Nordstad“ als wichtigstes urbanes Zentrum ausbauen ...................................................74Die Südregion als Einheit sehen und weiterentwickeln .......................................................... 75Naturparks – ein Instrument der regionalen Entwicklung Im Norden und im Osten. ............. 75Subventionspolitik im Sinne einer nachhaltigen integrativen Entwicklung ............................ 75Gezielte Standortauswahl bei den notwendigen Energieversorgungsanlagen auf Basis erneuer-barer Energietechnologien .................................................................................................... 75

Klimaschutz und Energiepolitik ................................................ 77Unsere Analyse der Situation ....................................................................... 77Was wird die DP in den kommenden Jahren tun? ......................................... 77

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Energiestrategie entwickeln ...................................................................................................77Klimabank schaffen .............................................................................................................. 78Vorfinanzieren statt subventionieren ..................................................................................... 78Eine Anlaufstelle für Planung, Finanzierung und Kontrolle ................................................... 78Ausbau der erneuerbaren Energien mit neuen Instrumenten fördern ................................... 78Altbausanierungsprogramm mittels Klimabank verwirklichen ................................................ 78Öffentliche Hand muss Vorbild sein ...................................................................................... 79Gezielt fördern, gerecht fordern ........................................................................................... 79Green Jobs fördern .............................................................................................................. 79Nationale Maßnahmen müssen absolute Vorfahrt Genießen ................................................ 79Gezielte Standortauswahl bei den notwendigen Versorgungsanlagen auf Basis erneuerbarer Energietechnologien ............................................................................................................. 80Investitionen in die Stromnetze und Speicherkapazitäten .................................................... 80Strom aus erneuerbaren Energien fördern ............................................................................ 80Biotreibstoffe keine nachhaltige Energiequelle ..................................................................... 80Nein zur Atomenergie ........................................................................................................... 80Elektromobilität fördern ........................................................................................................ 80Ausstieg aus dem Tanktourismus vorbereiten ......................................................................... 81Große Bedenken zu CCS-Technologie und „Fracking“ ............................................................ 81

Nachhaltigkeit, Natur– und Umweltschutz ............................. 83Unsere Analyse der Situation ........................................................................83Was wird die DP in den kommenden Jahren tun? .........................................83

Für eine neue Kultur der Nachhaltigkeit ............................................................................... 83Nachhaltigkeitspolitik in allen Ministerien und Verwaltungen leben ...................................... 83Funktionales Naturschutzgesetz ........................................................................................... 83Naturschutzplan neu auflegen .............................................................................................. 84Biologische Stationen einsetzen ........................................................................................... 84Den Wald nachhaltig nutzen ................................................................................................. 84Commodo-Incommodo ......................................................................................................... 84Bodenschutzgesetz dringend notwendig ............................................................................... 84Kritisch gegenüber „grüner“ Gentechnik ............................................................................... 84Investitionen in hohe Wasserqualität .................................................................................... 85Tierschutz ernst nehmen ...................................................................................................... 85Lärmbelästigung bekämpfen ................................................................................................. 85Abfallwirtschaft ist Ressourcenpolitik ................................................................................... 85

Mobilität und Verkehr .................................................................87Unsere Analyse der Situation ....................................................................... 87Was wird die DP in den kommenden Jahren tun? ......................................... 87

Prozesse beschleunigen ....................................................................................................... 87„MoDu“ konsequent umsetzen .............................................................................................. 87Grenzüberschreitende Mobilität und internationale Anbindung verbessern .......................... 88Sanfte Mobilität fördern ...................................................................................................... 88Busnetz überprüfen, Zubringerlinien und Rufbus im ländlichen Raum ausbauen ................. 88Mobilitätszentrale weiter ausbauen ....................................................................................... 88In die Qualität des Straßennetzes und die Lebensqualität der Einwohner investieren ........... 88Schadstoffarme Fortbewegungsmittel begünstigen ............................................................... 89Verkehrssicherheit weiter verbessern .................................................................................... 89Technische Kontrollen durch Werkstätte ermöglichen ........................................................... 89Restrukturierungsprozess von nationalen Fluggesellschaften aktiv begleiten........................ 89Ausbau der Moselschleusen .................................................................................................. 89

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Gesundheit und Pflege ................................................................ 91Unsere Analyse der Situation ........................................................................ 91Was wird die DP in den kommenden Jahren tun? ......................................... 91

Beitragserhöhungen vermeiden .............................................................................................. 91Missbräuche eindämmen ....................................................................................................... 91Keine Ausweitung des „tiers payant“-Prinzips ....................................................................... 91Konzept des Referenzarztes bilanzieren ............................................................................... 92Spezialisierung der Krankenhäuser vorantreiben ................................................................... 92Budget nach erbrachter Leistung anstatt Globalbudget ........................................................ 92Ambulante Versorgung ausbauen .......................................................................................... 92Synergien zwischen Krankenhäusern herstellen .................................................................... 92Qualität besser messen und dokumentieren.......................................................................... 92Not-und Ersatzdienst reformieren ......................................................................................... 93Rettungsdienste reformieren ................................................................................................ 93Niederlassung neuer Ärzte besser steuern ............................................................................ 93Patientenrecht stärken .......................................................................................................... 93Qualitäts- und Informationskultur für Patienten ................................................................... 94Nomenklatur überarbeiten .................................................................................................... 94Zeugungshilfetechniken fördern ........................................................................................... 94Rahmengesetz für die Stammzellenforschung ...................................................................... 94Präventionsstrategie ............................................................................................................. 94AIDS weiter präventiv bekämpfen ......................................................................................... 94Klare Regeln für Alternativmedizin ...................................................................................... 94Anstrengungen für bessere Psychiatriedienste fortsetzen ..................................................... 95Gerichtsmedizin aufbauen .................................................................................................... 95Mehr Organspenden ermöglichen ........................................................................................ 95Angemessene Hilfe für Drogensüchtige ................................................................................ 95Kostenexplosion bei Pflegeversicherung verhindern ............................................................. 95

Sport ..............................................................................................97Unsere Analyse der Situation ........................................................................ 97Was wird die DP in den kommenden Jahren tun? .......................................... 97

Schulsport stärken ................................................................................................................ 97Trainerausbildung und Ehrenamt fördern .............................................................................. 97Konsequente Förderung des Leistungs- und Spitzensports .................................................. 97Dopingbekämpfung konsequent fortsetzen ........................................................................... 97

Renten ........................................................................................... 99Unsere Analyse der Situation ........................................................................99Was wird die DP in den kommenden Jahren tun? .........................................99

Altersarmut weiterhin konsequent bekämpfen ...................................................................... 99Finanziellen Spielraum der zukünftigen Generationen nicht einengen .................................. 99Rentenalter nicht erhöhen, Lebensarbeitszeit erhöhen ........................................................100Eigenvorsorgeinstrumente steuerlich neu ausrichten ...........................................................100Rentensplittingproblematik anpacken ..................................................................................100Rentensystem individualisieren ............................................................................................100„Mammerent“ sozial staffeln ..............................................................................................100

Verfassung, Institutionen, Demokratie ....................................101Unsere Analyse der Situation ....................................................................... 101Was wird die DP in den kommenden Jahren tun? ....................................... 102

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Good Governance................................................................................................................. 102Vertrauen in die politischen Organe stärken ........................................................................ 102Parlament weiter öffnen und stärken ................................................................................... 102Verfassungsentwurf fertigstellen im rahmen eines Referendums zur Wahl stellen ............... 102Das Verhältnis zwischen Glaubensgemeinschaften und Staat neu regeln ............................. 103Dem Staatsrat erlauben seiner Rolle gerecht zu werden ...................................................... 103Klare Fristen für die Erstellung von Staatsratsberichten ...................................................... 103Formelle Einsprüche und Opportunitätsbekundungen müssen die richtige Gewichtung haben ..104Europäische Texte dürfen nicht am Parlament vorbei in nationales Recht umgesetzt werden ....104Reform des Innenministeriums ............................................................................................ 104Aufgaben der Gemeinden neu definieren ............................................................................ 104Gemeindefinanzreform endlich verwirklichen ....................................................................... 104Subventionspolitik zugunsten der Gemeinden im Sinne einer nachhaltigen integrativen Ent-wicklung .............................................................................................................................. 105Politische Mandate trennen, wo nötig .................................................................................. 105Wahlgesetz überarbeiten ..................................................................................................... 105Trennung von Landes- und Europawahlen  ........................................................................... 105Wahlrecht ausdehnen........................................................................................................... 105

Justiz und Sicherheit ................................................................ 107Unsere Analyse der Situation ...................................................................... 107Was wird die DP in den kommenden Jahren tun? ....................................... 107Justiz .......................................................................................................... 107

„Conseil supérieur de la Justice“ soll Unabhängigkeit der Justiz stärken ............................ 107Transparente Verhandlungen über Ressourcen der Justiz ................................................... 108Klare Weisungsbefugnis der Staatsanwaltschaft über Kriminalpolizei .................................. 108Stärkung der Kriminalpolizei, vor allem im Bereich Wirtschafts- und Finanzkriminalität...... 108Ermessenspielraum begründen ............................................................................................ 108Digitale Justiz ..................................................................................................................... 108Mediation fördern ................................................................................................................ 108Familienrichter einführen ..................................................................................................... 108Schnellere und Effizientere Justiz ...................................................................................... 109Für einen differenzierten Strafvollzug ................................................................................. 109Resozialisierungsvertrag für Drogenabhängige .................................................................... 109Pädagogische Strafen bei Verkehrsdelikten ........................................................................ 109Jugendschutzgesetz reformieren ......................................................................................... 109

Rettungswesen ............................................................................................ 109Reform voran treiben ........................................................................................................... 109Nationale Rettungsschule mit Trainingszentrum .................................................................. 110Ganztägige Besetzung der Rettungszentren ........................................................................ 110Anerkennung des Benevolats ............................................................................................... 110

Armee .......................................................................................................... 110Überlastung beenden ........................................................................................................... 110Mentalitätswandel fördern ................................................................................................... 110Infrastrukturen modernisieren ............................................................................................. 110Zusammenarbeit mit ADEM verbessern ................................................................................ 111Generalstab in Militärzentrum integrieren ........................................................................... 111Anschaffungspolitik überdenken ........................................................................................... 111BENELUX-Armee vorantreiben ............................................................................................. 111

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Polizei ........................................................................................................... 111Reform der IGP ..................................................................................................................... 111Personalmanagement und Administrative Vereinfachung ...................................................... 111Stärkere Präsenz in den Regionen ........................................................................................112Videoüberwachung nicht weiter ausbauen .............................................................................112Reform des Polizeigesetzes ..................................................................................................112Kompetenzen der Agents municipaux ausweiten ...................................................................112

Geheimdienst ............................................................................................... 112Staatsminister muss Verantwortung übernehmen ..................................................................112Loyalität gegenüber dem Staat .............................................................................................113Strenge interne Standards für Arbeitsprozesse .....................................................................113Parlamentarische Kontrolle ausbauen ...................................................................................113Missstände müssen obligatorisch gemeldet werden ..............................................................113Gesetzliche Basis schaffen für Bekämpfung von Wirtschaftsspionage .................................113„Private Intelligence“ kontrollieren .......................................................................................113Karenzzeit von 5 Jahren .......................................................................................................114No-Spy-Abkommen ..............................................................................................................114Aufarbeitung der SREL-Archive ............................................................................................114

Gesellschaftspolitik .................................................................. 115Unsere Analyse der Situation ....................................................................... 115Was wird die DP in den kommenden Jahren tun? ......................................... 115

Sprachenbarrieren im Schulsystem abbauen .........................................................................115Bei Krisenimmigration keine falschen Hoffnungen aufkommen lassen ..................................116Internationale Kooperation mit Immigrationsländern anstrengen  .........................................116Schnelle, aber gerechte Asylprozeduren garantieren .............................................................116Zugang zur luxemburgischen Nationalität nicht unnötig erschweren ....................................116Politische Partizipation der ausländischen Mitbürger stärken ...............................................116Bevormundung der Frau bei Schwangerschaftsabbruch beenden .......................................... 117Gleichgeschlechtliche Paare in allen Belangen gleichstellen ................................................. 117Verständnis entgegenbringen für trans- und intersexuelle Menschen .................................. 117Hilfe für Menschen mit Behinderung .................................................................................... 117Häusliche Gewalt weiter bekämpfen ......................................................................................118Scheidungsrecht reformieren ................................................................................................118Das Verhältnis zwischen Glaubensgemeinschaften und Staat neu regeln ..............................118Religionsunterricht abschaffen, Werteunterricht einführen ...................................................118

Kultur ........................................................................................... 119Unsere Analyse der Situation ....................................................................... 119Was wird die DP in den kommenden Jahren tun? ......................................... 119

Den „Kulturpakt” einlösen ....................................................................................................119Den freien Zugang zur Kultur fördern ...................................................................................119Bei der Erziehung ansetzen ..................................................................................................119Kultur als Integrationsfaktor .................................................................................................119In Kulturschaffende investieren ........................................................................................... 120Proaktive Partnerschaft zwischen Staat, Kunst und Kultur ................................................... 120Kulturministerium als offene Begegnungs- und Kreativstätte .............................................. 120Mangel an Proberäumen und Ateliers beheben .................................................................... 120Förderung unserer Künstler im In- und Ausland .................................................................. 120Angemessene soziale Rahmenbedingungen für Künstler .................................................... 120Klare Regeln zur Kulturförderung einführen ........................................................................121

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Das materielle und immaterielle nationale Kulturerbe schützen ...........................................121

Staat und Öffentlicher Dienst ................................................ 123Unsere Analyse der Situation ..................................................................... 123Was wird die DP in den kommenden Jahren tun? ........................................ 123

Für ein Konzept eines „offenen Staats“ ............................................................................... 123Entscheidungsfindungsprozesse und Entscheidungen offen legen ....................................... 123Transparente Prozesse zeigen Verantwortlichkeiten ............................................................. 124Transparente Prozesse führen zu mehr Effizienz und Vertrauen ........................................... 124Digitalisierung des Staatsapparats ..................................................................................... 124Selbstbestimmter Umgang mit Daten .................................................................................. 124Bürgerbüros oder regionale Verwaltungszentren schaffen ................................................... 125Anpassung der Öffnungszeiten ........................................................................................... 125Rahmengesetz für die Einrichtung öffentlichen Rechts ....................................................... 125Mobilität wird von den Beschäftigten im öffentlichen Dienst erwartet ................................. 125Mitarbeitermotivation und moderne Personalführung ......................................................... 125Einführung von Managementkursen für Verwaltungsdirektoren ............................................ 126Festsetzung einer Probezeit für Verwaltungsdirektoren ........................................................ 126Keine außerordentliche Entlassungsprozedur im Staatsdienst ............................................. 126Durch eine Anpassung des Disziplinarrechts schnellere und gerechtere Verfahren gewähr-leisten .................................................................................................................................. 126Pflichten der Beamten in die dafür vorgesehene Gesetzgebung einschreiben ...................... 127Fließender Übergang vom aktiven Dienst in den Ruhestand bringt Vorteile für Verwaltung und Beamte ............................................................................................................................... 127Sozialdialog pflegen ............................................................................................................ 127Gehälterabkommen nicht finanzierbar ................................................................................. 127Wechsel zwischen Privatsektor und öffentlichem Dienst attraktiver gestalten ..................... 128

Aussenpolitik, Entwicklungshilfe, Sicherheits- und Verteidigungspolitik ................................................................. 129

Unsere Analyse der Situation ...................................................................... 129Was wird die DP in den kommenden Jahren tun? ........................................ 129

Eine starke europäische Zusammenarbeit ............................................................................ 129Alle EU-Mitgliedsländer müssen gleich sein ........................................................................ 129EU-Ratsvorsitz vorbereiten .................................................................................................. 130Eine aktive Außenpolitik im Dienste der Wirtschaft ............................................................. 130Zusammenarbeit bei Benelux und Großregion vertiefen....................................................... 130Effiziente Entwicklungshilfe leisten ..................................................................................... 130Sicherheits-und Verteidigungspolitik ....................................................................................131Stärkung der demokratischen Kräfte in Europa und der Welt ................................................131Rolle der Vereinten Nationen stärken ....................................................................................131

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“Zum Wesen der Liberalen gehört der Optimismus, der ihnen das Vertrauen in die Zukunft gibt, sowie die Kraft die Gesellschaft zu verbessern und sie ein Stück weit gerechter zu machen.”

DP-GrunDsatzProGramm

Besser Léisunge fir eist Land

Die Eckwerte einer liberalen Politik, wie die Demokratische Partei sie lebt, sind Verantwortung, Ehrlichkeit, Solidarität, Partizipation und Innovation. Das vorliegende Wahlprogramm hat sich diesen Prinzipen voll und ganz verschrieben. Denn sie sind mehr denn je gefragt um die großen Herausforderungen, die sich unserem Land heute stellen, bewältigen zu können.

Die DP stellt sich dem Wähler mit einer verantwortungsvollen Politik im Umgang mit den öffentlichen Finanzen. Einer Politik, mit der auch die kommenden Generationen den nötigen Handlungsspielraum haben, um ihre Zukunft selber gestalten zu können. Die DP ist deshalb die Stimme derjenigen Bürger, die mit einer ehrlichen Reformpolitik unser Land auf die Zukunft vorbereiten wollen!

Das Vertrauen der Bürger in die Politik hat in den vergangenen Jahren des Stillstands und der Affären stark gelitten. Die DP will dieses Vertrauen zurück gewinnen mit einer Politik, die voll und ganz auf Ehrlichkeit, Transparenz und Rechtsstaatlichkeit setzt. Die DP ist deshalb die Stimme derjenigen Bürger, für die der Staat auf funktionierenden und modernen Institutionen aufbaut.

Die DP stellt sich dem Wähler mit einer Politik die auf Solidarität aufbaut und diese auch vorlebt. Die großen Probleme unseres Landes werden wir nur lösen können, wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Die DP ist deshalb die Stimme derjenigen Bürger, die bereit sind ihren fairen Beitrag zu einem gemeinsamen Zukunftsprojekt für unser Land zu leisten!

Für die DP darf die Politik die Menschen nicht bevormunden und Ihnen von Oben herab diktieren, was am Besten für sie ist. Die DP steht vielmehr für einen neuen Politikstil, der auf die Bürger zugeht und sie partizipieren lässt. Die DP ist deshalb die Stimme derjenigen Bürger, die in einen konstruktiven Dialog und Austausch mit der Politik treten wollen.

Die DP stellt sich dem Wähler aber auch mit innovativen Ideen die belegen, dass unser Land noch Potenziale hat, die genutzt werden können. Wir wissen, wie man mit weniger Mitteln eine bessere Politik macht. Die DP ist deshalb die Stimme derjenigen Bürger, die wissen dass Luxemburg es besser kann und deshalb der Zukunft zuversichtlich entgegen schauen!

Die DP ist deine Stimme für die Zukunft !

Charles Goerens Xavier Bettel Maggy Nagel Claude Meisch

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Haushaltspolitik

Unsere Analyse der SituationUm unser Land auf die großen Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten, brauchen wir einen effizienten und handlungsfähigen Staat. In den vergangenen Jahren hat Luxemburg enorme Defizite aufgetürmt und die öffentliche Verschuldung ist rasant gestiegen. Innerhalb von nur fünf Jahren, sprich seit 2009, hat sich die öffentliche Schuld verdreifacht von 6,7% auf 20,8% des Bruttoinlandprodukts. 2013 beträgt die Pro-Kopf-Verschuldung 13.600 EUR. Das Haushaltsdefizit wird voraussichtlich die 2 Milliarden Euro-Marke überschreiten. Das Defizit pro Einwohner lag im Jahr 2012 bei -684 EUR, während Deutschland ein Plus von 50 EUR pro Einwohner erarbeitet hat. Die Arbeitslosenquote ist explodiert: rund 21.000 Menschen sind auf der Suche nach einer Arbeit, eine Steigerung von fast 30% seit 2009.

Es ist dabei nur ein schwacher Trost, dass wir im europäischen Vergleich bei einigen Parametern nicht unter den letzten Ländern rangieren. Die Tatsache, dass die öffentlichen Finanzen sich derart rasant verschlechtert haben, bereitet uns große Sorgen. Jedes Jahr geben wir im Zentralstaat mehr aus, als wir einnehmen: Allein für 2015 rechnet die Regierung mit einem Defizit von 2 Milliarden EUR. Wir müssen demnach jeden 7. Euro mit Schulden gegenfinanzieren. Wird diese Politik einfach fortgesetzt, gerät der für die Finanzwelt so wichtige AAA-Status unseres Landes in Gefahr.

Die finanzielle Lage wird sich auf Kosten der kommenden Generationen weiter verschlimmern, wenn wir nicht sehr schnell gegensteuern. Wir können keine Ausgabenprogramme mehr auf grenzenloses Wachstum aufbauen. Wir müssen heute und nicht erst morgen gegensteuern. Wer das Gegenteil behauptet, macht Politik auf Kosten der kommenden Generationen. Denn die Schulden von heute sind die Steuererhöhungen von morgen. Sie würden auf Kosten des Wirtschaftsstandorts, der Arbeitsplätze, des Sozialstaats gehen. Sie würden die Zukunft verbauen. Es wird kein Weg an einer Konsolidierungspolitik vorbeiführen. Denn die Zukunft können wir nur auf soliden Finanzen aufbauen. Nur so können wir die Gestaltungsspielräume schaffen, die wir benötigen, um die Zukunft vorzubereiten: für eine bessere Bildung und für gute Startchancen ins Leben für alle und für sichere Arbeitsplätze. Die Potenziale in den öffentlichen Haushalten sind enorm. So lagen 2011 die öffentlichen Gesamtausgaben in Luxemburg bei 34.400 EUR pro Einwohner, während sie zur selben Zeit in Deutschland 14.400 EUR pro Einwohner betrugen. Wir wollen deshalb öffentliche Gelder effizient, zielgenau und gerecht einsetzen. Wir wollen mit weniger Geld eine bessere und gerechtere Politik machen.

Konsolidierungspolitik wurde in den vergangenen Jahren meistens hinter verschlossenen Türen diskutiert. Das Luxemburger Sozialmodell, das sich u.a. an der „Tripartite“ festmachen lieβ , ist dabei an seine Grenzen gestoßen. Die Verhandlungspartner konnten sich nicht einmal auf eine gemeinsame finanzielle Analyse der Situation, geschweige denn auf die Eckpunkte eines Reformplans festlegen. Das lag nicht zuletzt auch daran, dass die Regierung ihren Gestaltungsspielraum ungenutzt ließ und ihre Rolle vornehmlich als Vermittler zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber gesehen hat. Sie hat es versäumt, die „Tripartite“ ernsthaft vorzubereiten und eine Führungsrolle zu übernehmen. Vollständige finanz- und wirtschaftpolitische Analysen liegen bis heute nicht vor. An die Regierung ergangene Aufträge des Parlaments, beispielsweise um steuerpolitische Rechenmodelle vorzulegen, wurden nicht erfüllt. Ein konkreter politischer Fahrplan wurde mangels Einigkeit in der gescheiterten Koalition nie vorgelegt.

In der Luxemburger Gesellschaft gibt es einen breiten Konsens darüber, dass es so nicht weitergehen kann. Die Zeiten sind vorbei, wo die Menschen die Augen verschlossen und sich mit trügerischen Sicherheitsparolen haben einlullen lassen. Nicht ein politischer Übervater, sondern nur wir alle gemeinsam können und müssen diese Herausforderungen meistern. Die Menschen sind bereit für Veränderungen. Wer die DP wählt, will Veränderungen, die nachvollziehbar und gerecht sind. Unser Konzept baut auf diesem Wunsch auf. Die DP will sich den politischen Herausforderungen stellen.

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Mit klaren Zielen, klaren Analysen und einem klaren Fahrplan. Wir wollen eine sichere Zukunft gewährleisten und wir sind bereit, politisch zu handeln. Dass die DP das kann, hat sie vielfach mit Erfolg unter Beweis gestellt.

Was wird die DP in den kommenden Jahren tun?

Konsolidierungspolitik bei Ausgabenseite ansetzen

Die DP setzt bei ihrer Konsolidierungspolitik in erster Linie bei der Ausgabenseite an. Bevor wir bereit sind über Steuererhöhungen zu diskutieren, wollen wir die Steuereinnahmen besser und effizienter einsetzen, d.h. mit weniger Geld eine bessere Politik machen. Durch das Zurückstufen von Investitionsprogrammen entsteht ein Gegeneffekt auf der Wachstumsseite. Diesen Gegeneffekt wollen wir auffangen mit einer zukunftsgerichteten Wachstumsstrategie sowie mit geschickten Strukturreformen, z.B. am Arbeitsmarkt, in der Forschung, in der Landesplanung und den öffentlichen Prozeduren. Sollten diese Konsolidierungsmaßnahmen nicht ausreichen, sind wir bereit notfalls über Steuererhöhungen zu diskutieren.

Kassensturz und Konsolidierungsplan

Wir haben den Verdacht, dass die finanzielle Situation bei der öffentlichen Hand zum Teil schlimmer ist, als bisher zugegeben. Der wirkliche Finanzierungsbedarf etwa bei den Sozialversicherungen ist bisher noch unklar. Deshalb wollen wir Transparenz durch einen schnellen und schonungslosen Kassensturz (Finanzaudit) schaffen. Wir wollen die Diskussion versachlichen, indem wir alle notwendigen Zahlen und Analysen innerhalb von drei Monaten erarbeiten und auch den Bürgern zur Verfügung stellen. Wir wollen über diesen Weg mehr Kostentransparenz schaffen, um sowohl die Notwendigkeit als auch die Potenziale von Kostensenkungen ausloten zu können. Dabei sollen alle mittelfristigen Risiken und demographischen Faktoren in die Analysen und Prognosen einfließen (Kostenentwicklung bei Sozialsystemen, durch Arbeitslosigkeit bedingte Kosten und Mindereinnahmen, Auswirkungen der europäischen Steuerpolitik auf Luxemburg,…).

Vertrauen gewinnen durch Konsolidierungsplan innerhalb eines klaren Zeitrahmens

Wir wollen nach dem Kassensturz einen Konsolidierungsplan innerhalb von sechs Monaten vorlegen. Mit dem Ziel Vorhersehbarkeit zu schaffen, wollen wir das Haushaltsdefizit innerhalb eines klaren Zeitrahmens abbauen. Der Zeitrahmen ergibt sich aus den Resultaten des Kassensturzes, den europäischen Auflagen sowie der Notwendigkeit, Defizitabbau und Wirtschaftswachstum und damit Arbeitsplatzsicherung und –ausbau in Einklang zu bringen. Wir werden allen öffentlichen Akteuren klare haushaltspolitische Vorgaben machen, an denen sie sich orientieren müssen. Alle Vorschläge sollen transparent auf ihre Auswirkungen auf Wirtschaft, Beschäftigung und private Haushalte dokumentiert werden. Wir werden bei den bestehenden Ausgaben- und Transferprogrammen überprüfen, ob die ursprünglichen politischen Zielsetzungen in den jeweiligen Politikbereichen heute noch so gegeben sind bzw. ob dieselben Ziele nicht mit weniger Mittel erreicht werden können. Wir werden darüber hinaus, Bereich für Bereich klären, welche Bevölkerungs- bzw. Empfängergruppen besonders und welche weniger unterstützt werden müssen.

Mehr Reformdruck durch internen Stabilitätspakt anstreben

Um mehr Effizienz und Reformdruck in den einzelnen Ressorts entstehen zu lassen, um die Verschwendung von Steuergeldern zu verhindern und um eine breit angelegte Konsolidierungsaktion in allen öffentlichen Bereichen zu verwirklichen, streben wir einen „internen Stabilitätspakt“ zwischen Staat, Gemeinden, öffentlichen Einrichtungen und konventioniertem Sektor an. Im Rahmen dieses Pakts sollen alle Verantwortungsträger sich der Haushaltskonsolidierung systematisch und nachvollziehbar verpflichten. Wir wollen in Zukunft die Haushaltsführung und -kontrolle nicht nur auf

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die Einhaltung von Gesetzen und Verfahren beschränken, sondern den Fokus auf die Wirtschaftlichkeit und die Resultate der jeweiligen Ausgabenprogramme legen, mit dem Ziel öffentliche Gelder effizienter einzusetzen.

Mit weniger Geld eine bessere Politik machen

Hohe Ausgaben sind nicht mit einer guten Politik gleichzusetzen. Unsere Politik ist es, klare politische Ziele zu setzen, sie transparent zu messen und sie effizient bzw. mit minimalem Kostenaufwand zu erreichen.

Die „circulaire budgétaire“ des Haushaltsministers ließ in der Vergangenheit keinen wahren Reformdruck entstehen. Dazu kommt, dass in den politischen Kommentaren hohe Sozialausgaben für gute Sozialpolitik stehen. Das führt dazu, dass Jahr für Jahr immer wachsende Budgets weitergeschrieben werden, ohne die tatsächlichen Auswirkungen der investierten Mitteln zu überprüfen, zu hinterfragen, und mit den Gesellschafts- und Regierungszielen zu vergleichen.

Wir wollen deshalb in Luxemburg eine neue politische Kultur schaffen, bei der es um das möglichst effiziente Erreichen der gesteckten politischen Ziele geht. Wir wollen verantwortlich mit den uns zur Verfügung gestellten Steuergeldern umgehen, und mit weniger Mittel eine bessere Politik machen. In diesem Geiste stellt sich die DP gegen eine undifferenzierte „Rasenmäherpolitik“, bei der alle Ausgabenprogramme oder gar öffentliche Gehälter blind gekürzt werden, eine Politik wie sie in der Vergangenheit mehrfach vom Haushaltsminister angekündigt wurden. Das Verantwortungsbewusstsein eines jeden Einzelnen, der mit öffentlichen Geldern umgeht, ob Minister, Gemeindeverantwortlicher oder Beamter, muss gestärkt werden.

Generell werden wir die Haushaltspolitik so gestalten, dass sie nicht weiter input-orientiert, sondern ergebnisorientiert ist. Das heißt, nicht die Höhe der Ausgabe für einen bestimmten Budgetposten ist wichtig, sondern das Erreichen des mit dem Budgetposten verbundenen politischen Ziels. Dies erlaubt uns auch einen für die Menschen nachvollziehbaren Politikwechsel in den Sozial- und Transferhaushalten. Wir sind überzeugt davon, dass eine effiziente und aktive Sozial- und Familienpolitik auch mit geringeren finanziellen Mitteln machbar ist. Dabei darf sich die Diskussion um die „soziale Selektivität“ nicht auf die Definition von „breiten und schmalen Schultern“ beschränken. Vielmehr geht es darum, die Ziele der Sozialpolitik bzw. die durch die bestehende Politik produzierten Ergebnisse in einer ersten Phase kritisch zu hinterfragen, ehe über die Umverteilungsmechanismen diskutiert werden kann. Selektivität muss deshalb auch mit den Politikinhalten in Verbindung gebracht werden: Welche Ziele stellen eine Priorität dar und wie können sie effizient erreicht werden? Dies kann deshalb beispielsweise gleichbedeutend sein mit einer stellenweise stärkeren finanziellen Unterstützung verschiedener Empfängergruppen bzw. zu unterschiedlichen Lebensabschnitten, dort wo es sozial am nötigsten ist.

Lebenssituation der Menschen bei Reformen berücksichtigen

Für uns ist ganz klar, dass wir die Lebenssituation der Menschen bei allen Reformbemühungen berücksichtigen müssen. Wir werden aufgrund einer eingehenden Analyse Programme entweder auslaufen lassen oder durch andere Mechanismen ersetzen (z.B. Vorfinanzierung statt Subvention). Wir wollen die Tatsache berücksichtigen, dass Menschen Investitionen aus Vertrauen an bestehende gesetzliche Regelungen getätigt haben. Uns ist sehr viel daran gelegen, dass die Menschen sich auf die neue durch die Konsolidierungspolitik entstehende Situation einstellen können, damit wir neue Härtefälle vermeiden und nicht auf Unverständnis bei den Betroffenen stoßen.

Wirkungslose Subventionspolitik neu ordnen oder beenden

Darüber hinaus stellen wir fest, dass oftmals gut gemeinte Subventionspolitik zum Teil völlig an den Zielen vorbeischießt bzw. nicht dazu beiträgt die gesetzten Ziele zu erreichen. Im Energie- oder Wohnungsbereich bleiben viele Subventionen wirkungslos, weil die ursprüngliche Zielsetzung heute

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nicht mehr gegeben ist, weil sie an den richtigen Empfängergruppen vorbeizielen, oder weil sie über Jahre hinweg vom Markt regelrecht eingepreist wurdenWir stehen zum Prinzip „fördern und fordern“: Wenn wir uns gemeinsame Ziele setzen, dann müssen diese Ziele bis zu einem festgelegten Termin erreicht werden. Über dieses Stichdatum hinaus müssen etwaige Subventionen neu geregelt oder gestrichen werden. Wir wollen sämtliche bestehenden staatlichen Förderinstrumente in diesem Sinne überprüfen und neu ordnen.

Oft bringen Vorfinanzierungsinstrumente mehr

Wir sind darüber hinaus der Meinung, dass Subventionen nicht immer das beste Mittel darstellen, um gesetzte Ziele zu erreichen. Subventionen riskieren den Nachteil zu haben, dass ihr Wirkungsgrad gering bleibt, selten echte Marktdynamik in den geförderten Bereichen entsteht und am Ende hohe Ausgaben bescheidenen Resultaten entgegenstehen. Wir wollen, dass generell darüber nachgedacht wird, wo und in welchen Bereichen die öffentliche Hand sinnvollerweise die Menschen und Unternehmen durch Vorfinanzierungsmechanismen unterstützen kann. Gelder, die dem Staat nicht verloren gehen. Wir fordern beispielsweise seit längerem die Vorfinanzierung von Investitionen in die erneuerbaren Energien. Andere Bereiche, wie etwa der Wohnungsbereich generell, sollten in derartige Überlegungen mit eingeschlossen werden.

Gemeindefinanzreform endlich verwirklichen

Weil wir der Meinung sind, dass öffentliche Ausgaben sich an klaren Zielen und Aufgaben orientieren müssen, wollen wir eine Gemeindefinanzreform verwirklichen vor dem Hintergrund des Berichts des zum Thema Territorialreform eingesetzten parlamentarischen Ausschusses aus dem Jahr 2008. Die vergangenen Jahre waren in diesem Sinn verlorene Jahre, weil der Innenminister die parlamentarischen Vorgaben nicht umgesetzt hat. Die Regierung hat sogar neue Finanzierungsmechanismen wie z.B. den „pacte logement“ in der Vergangenheit auf das bestehende Finanzierungssystem gepackt mit dem Resultat, dass die Effizienz der öffentlichen Ausgabenpolitik weiter gelitten hat. Wir wollen keine sterile Debatte darüber führen, ob alle Gemeinden mehr oder weniger Geld in Zukunft bekommen sollen und welche Gemeinde bevor- oder benachteiligt wird. Vielmehr geht es darum, auch in der Gemeindepolitik mit weniger Geld eine bessere Politik zu gewährleisten. Eine bessere Politik beruht auf einer bedarfsorientierten Finanzierung aufgrund transparenter Kriterien, wobei nationale, regionale und lokale Aufgabenbereiche unterschieden werden müssen.

Automatische Steigerung der Ausgaben nicht zusätzlich anheizen

Wir müssen verschiedene sogenannte Automatismen, die also die Ausgaben in den öffentlichen Haushalten automatisch ansteigen lassen, in den kommenden Jahren stoppen oder zumindest abbremsen, um den finanziellen Spielraum, den wir zur Vorbereitung der Zukunft benötigen, nicht weiter einzuengen. Dabei hat die DP in der Vergangenheit wiederholt kritisiert, dass die Regierung ungeachtet der schwierigen Finanzsituation ihre Politik mit dem Scheckheft fortgesetzt hat. Reformen wurden regelrecht gekauft. Jüngstes Beispiel war die Reform im öffentlichen Dienst, die mit einer Punktwerterhöhung als Gegenleistung erkauft werden sollte. Dieser Schritt war umso unverständlicher als am gleichen Tag der Präsentation des Abkommens mit dem öffentlichen Dienst, der Finanzminister weitere Sparanstrengungen in den öffentlichen Haushalten eingefordert hatte. Die DP ist der Meinung, dass eine derartige Scheckheftpolitik nicht zu verantworten ist, weil sie in Zeiten von Haushaltsdefiziten nur noch mit Steuererhöhungen oder neuen Schulden finanzierbar ist. In guten Zeiten muss der öffentliche Dienst sowie alle Bereiche, deren Lohnstrukturen sich am öffentlichen Dienst orientieren, an der positiven wirtschaftlichen Entwicklung teilhaben können. In schlechten Zeiten sind deshalb im Umkehrschluss Punktwerterhöhungen nicht vertretbar. Durch eine effiziente Personalpolitik und ein effizientes Personalmanagement muss die Gehältermasse im allgemeinen öffentlichen Dienst und im konventionierten Sektor im Griff behalten werden.

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Inflation aktiv bekämpfen

Das beste Mittel, um die Kaufkraft der Menschen und die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu erhalten, ist eine niedrige Inflation. Wirtschaft und Arbeitnehmer haben ein gemeinsames Interesse an einer niedrigen Inflation. Wir wollen in diesem Sinn zusammen mit allen Beteiligten ein Inflationsbekämpfungsabkommen schließen, um die Preisgestaltung von Produkten und Dienstleistungen, öffentlichen wie privaten, nicht ausufern zu lassen. Wir wollen in diesem Zusammenhang auch überprüfen, ob sich eine sogenannte Desindexierung der Wirtschaft (z.B. Mietverträge und Dienstleistungsverträge) positiv auf die Wirtschaft und die Beschäftigung auswirken könnte.

Indexsystem und Solidarpakt für die Jugend

Die Regierung hat sich im Anschluss an die gescheiterte „Tripartite“ bei der Frage des Index darauf geeinigt bis 2014, nur maximal eine Indextranche pro Jahr anfallen zu lassen. Diese Entscheidung läuft nach 2014 aus, so dass sich die Frage der Zukunft des Index erneut stellt.

Wir denken, dass die Solidarität in der Gesellschaft bestehen bleiben muss. Wir rufen deshalb zu einem solidarischen Akt in der Indexfrage für diejenigen auf, die zurzeit am meisten unter der Wirtschaftskrise zu leiden haben, nämlich den jugendlichen Arbeitslosen. Der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft trifft sie am härtesten. Wir wollen deshalb mit den Arbeitgebern und Arbeitnehmern einen „Solidarpakt für die Jugend und gegen die Jugendarbeitslosigkeit“ aushandeln. Wir wollen seitens der Arbeitgeber ein Engagement bekommen, die Jugendarbeitslosigkeit zusammen mit der ADEM spürbar zu verringern bzw. die Ausbildung vieler Jugendlicher zu verbessern. Als Gegenleistung schlagen wir vor, zumindest eine Indextranche ausfallen zu lassen. Die Anpassung darf maximal einmal pro Jahr erfolgen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu steigern und die Mittel frei zu machen für eine aktive und messbare Politik gegen die Jugendarbeitslosigkeit. Diesen Solidarpakt wollen wir umgehend aushandeln.

Wir wollen darüber hinaus den Warenkorb überarbeiten bzw. die Gewichtung verschiedener Produkte (Tabak, Energie,…) neu ordnen und den Mechanismus dauerhaft auf maximal eine Indextranche pro Jahr begrenzen.

Die DP möchte an dieser Stelle klarstellen, dass sie den sogenannten „gedeckelten Index“ ablehnt, weil er keine zusätzliche Luft für die Unternehmen und damit für sichere Arbeitsplätze bringt und darüber hinaus neue Spannungen im Lohngefüge bewirken wird.

Öffentliche Anteile in privaten Unternehmen neu ordnen und strategisch ausrichten

Nicht zuletzt die Cargolux-Affäre bzw. der Einstieg des Emirats Katar in das Kapital der Cargolux hat gezeigt, dass die strategischen öffentlichen Beteiligungen am Kapital von privaten Unternehmen mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden sind, und zwar besonders dann, wenn zukunftsweisende unternehmerische Entscheidungen gefragt sind. Wir wollen deshalb eine Gesamtstrategie ausarbeiten, um die Anteile professioneller, aktiver und zielorientierter zu nutzen, Unternehmen privaten Rechts industriegerecht zu unterstützen und damit Arbeitsplätze zu sichern und zu schaffen. Es geht uns darum, das Vertrauen ausländischer Investoren zu stärken. Wir werden deshalb alle staatlichen Anteile in einer Gesellschaft bündeln, die von Experten im Rahmen eines klaren öffentlichen Auftrags mit klaren und überprüfbaren Kriterien geführt wird.

Prioritäten für öffentliche Investitionen in wachstumsrelevante Infrastrukturen

Unser Land hat nach wie vor einen sehr hohen Investitionsbedarf, um einerseits die Folgen des Wirtschaftswachstums vergangener Tage zu beherrschen (z.B. Mobilität, Kindertagesstätten, Bildung, Kläranlagen,…) und andererseits die Zukunft aktiv vorzubereiten. Wir werden in den

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kommenden Jahren klare Prioritäten bei den öffentlichen Investitionen setzen müssen, wobei das Hauptaugenmerk vor allem auf die Bereiche Bildung und Forschung sowie dem Ausbau der wirtschaftlich notwendigen öffentlichen Infrastrukturen (Mobilität, Energie…) zu legen ist. Wir denken allerdings, dass wir uns zusätzlichen Spielraum schaffen können, indem wir alternative Finanzierungsmethoden bei öffentlichen Investitionen (Bau und Betrieb) prüfen.

Effizienter bauen und bewirtschaften

Beim Bau öffentlicher Infrastrukturen gehen Jahr für Jahr enorme Summen verloren, weil zum Teil schlecht geplant, überinvestiert (z.B. unverhältnismäßig teure Materialien zum Einsatz kommen) und nicht termingerecht gebaut wird. Wir wollen deshalb schneller und funktionaler, d.h. in der Summe wesentlich kostengünstiger bauen lassen. Mittel dazu sind eine gründlichere Vorabplanung, aufgebaut auf klaren und bindenden Lastenheften, bei denen die Kosten vordefiniert sind („design to cost“). Um besser und kostengünstiger bauen zu können bzw. um die wirklichen Bedürfnisse und Ziele eines Bauvorhabens möglichst kosteneffizient zu erfüllen, werden wir die Regelungen betreffend die öffentlichen Ausschreibungen anpassen.

Darüber hinaus sind wir der Meinung, dass wir den öffentlichen Immobilienpark sanieren und neu strukturieren sollten. Dem Luxemburger Staat gehören rund 1.500 Gebäude mit einem Gesamtvolumen von 14 Millionen Kubikmetern. In der Stadt Luxemburg allein hat der Staat insgesamt 170.000 m2 Büroflächen gemietet. Wir wollen eine aktive Politik mit öffentlichen Immobilien betreiben und eine neue Kultur der Bewirtschaftung und Steuerung zwecks Optimierung der Funktionalität und der Kosten.

Ziele bei Transfersystemen neu ordnen

Viele Steuer- und Transferinstrumente sind derart angelegt, dass sie ein bestimmtes Verhalten fördern wollen. In den vergangenen Jahrzehnten wurde ein Instrument auf das andere gebaut, ohne dass die Zielsetzungen aus heutiger Sicht noch klar erkennbar wären. Darüber hinaus hat sich der versprochene Lenkungseffekt des einen oder anderen Instruments als unzureichend entpuppt, teilweise wird sogar Gegensätzliches gefördert. Wir wollen deshalb eine grundsätzliche Diskussion darüber führen, was wir wie in unserem Steuer- und Transfersystem fördern wollen. Viel zu oft fördern wir in Luxemburg Gegenteiliges: So wollen wir beispielsweise die Menschen dazu bewegen, auf den öffentlichen Transport umzusteigen, fördern allerdings parallel den Individualverkehr über Steuer- und Transfermaßnahmen. Dies können wir uns auf Dauer nicht leisten. Deshalb werden wir zügig schlüssige Entscheidungen aufgrund einer Ergebnis offenen geführten Diskussion treffen.

Subventionen im Wohnungsbau selektiv und nachhaltig machen

Die Wohnungspreise sind trotz unzähliger Fördermechanismen in den vergangenen Jahren gestiegen. Mit ihnen ist der Druck auf die Löhne enorm angewachsen. Mit dem Ziel, das Wohnen in Luxemburg zu fördern, werden wir die unzähligen Wohnungsbeihilfen (Mehrwertsteuer, billiger Akt, Wohnungsbeihilfen, Steuersubventionen, Bausparförderung, „pacte logement“, Sozialwohnungen, Sozialhilfe,…) schnellstens auf ihre Auswirkungen überprüfen lassen und ggf. die Mittel bündeln und bedarfsabhängig und nachhaltig gestalten (Einkommen, Zusammensetzung des Haushalts, genützt Wohnfläche, effektive Wohnkosten).

Giesskannenpolitik in der Studienbeihilfe- und der Familienpolitik beenden

Wir werden keine Gießkannenpolitik betreiben, wie die Regierung dies in den vergangenen Jahren wider besseres Wissens weiterbetrieben hat. Die DP hat im Parlament die Einführung des Kinderbonus, des „chèques-services“ und der Neuregelung der Studienbeihilfen abgelehnt, weil sie nicht selektiv, sprich nicht bedarfsorientiert konzipiert wurden: Der Kinderbonus wurde einfach ausgeweitet, ohne die Transferpolitik im Familienbereich generell zu überarbeiten. Ein kompliziertes

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„chèques-services“-System wurde eingeführt und auf Sport- und Kulturvereine ausgedehnt, ohne dass ein wirklicher Bedarf ermittelt wurde. Großzügige Studienbeihilfen wurden für alle Studenten eingeführt ohne ein einziges soziales Kriterium. Diese Maßnahme, die als Einsparung vorgestellt wurde, führte allerdings zu massiven Mehrausgaben und widerspricht zudem europäischen Verschriften. Wir werden die Studienbeihilfen neu regeln und in Zukunft wieder nach sozial selektiven und leistungsbezogenen Kriterien auszahlen. Wir werden den Bereich der Familienpolitik (Steuerpolitik, Wohnungsbeihilfen, Transfers, Betreuung und Kindergeld) als Ganzes überarbeiten und geben der Betreuung der Kinder den Vorrang vor Geldleistungen. Wir schlagen in diesem Sinn einen Paradigmenwechsel in der Familienpolitik vor. Uns geht es darum, die Kinder bzw. die Startchancen in ein erfolgreiches Leben anstelle eines bestimmten Familienbildes zu fördern, Kinderarmut bedarfsabhängig zu bekämpfen und die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau zu gewährleisten. Wir halten deshalb am weiteren Ausbau der Kinderbetreuung sowie dem Ausbau der Qualität derselben fest, weil wir hierin die Möglichkeit sehen, die Bildungschancen der Kinder erheblich zu verbessern. Wir halten prinzipiell am Ziel fest, die Betreuung von Kleinkindern zwischen 0 und 3 Jahren gratis anzubieten, wobei dieses Ziel zurzeit aufgrund der finanzpolitischen Zwänge nicht kurzfristig verwirklicht werden kann.

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Steuerpolitik

Unsere Analyse der SituationDie DP möchte die steuerpolitische Flickschusterei der vergangenen Jahre beenden. Mit dem einzigen Ziel zusätzliche Einnahmen für den Staatshaushalt zu gewinnen, wurden von der Regierung die Steuern erhöht, ohne Rücksicht auf die daraus resultierenden negativen Effekte und den damit einhergehenden Vertrauensverlust in den Standort Luxemburg: Eine Krisensteuer wurde eingeführt und gleich wieder abgeschafft, die Solidaritätssteuer und der Spitzensteuersatz erhöht, eine Mindeststeuer für Unternehmen eingeführt. Darüber hinaus hat die Regierung sich auf europäischer Ebene treiben lassen und steht nach der plötzlichen, und in keine Strategie eingebetteten Entscheidung, bei Zinserträgen auf den automatischen Informationsaustausch überzugehen, mit dem Rücken zur Wand. Zusätzlich hat die Aggressivität der internationalen Steuerbehörden, besonders gegenüber multinationalen Unternehmen, im Zuge der Finanzkrise zugenommen, ohne dass die Luxemburger Regierung hierauf eine angemessene Reaktion gezeigt hätte. Resultat dieser Politik ist ein enormer Vertrauensverlust in den Standort Luxemburg. Investoren misstrauen den politischen Entscheidungsträgern.

Es fehlt bislang eine mit den Wirtschaftsakteuren abgestimmte Steuerstrategie. Die DP ist der Überzeugung, dass eine gute Steuerstrategie den Wirtschaftsstandort und insbesondere den Finanzplatz stärken muss. Wir sehen die Steuerpolitik als Investition in tausende sichere Arbeitsplätze. Hierbei sagen wir ganz deutlich, dass es uns nicht daran gelegen ist, einen unlauteren Wettbewerb zu fördern oder Steuerdumping zu betreiben wobei Steuerhinterziehung nicht toleriert werden kann. Doch wir sollten die Chancen nutzen bzw. bewahren, die sich uns bieten: Während andere Länder um uns herum das Steuerumfeld ihrer Unternehmen verschlechtern, sollten wir dies als Chance begreifen. Eine wettbewerbsfähige Steuerlandschaft und ein angemessenes Umfeld (Schulen, Mobilität, Lebensqualität,…) stärken unseren Wirtschaftsstandort, schaffen sichere Arbeitsplätze und sorgen für die staatlichen Einnahmen, die am Ende einen großen Teil unserer Sozialsysteme finanzieren. Wir müssen deshalb die Steuerdiskussion entkrampfen. Wir wollen pragmatisch vorgehen und klarstellen, welcher Schritt welche Einnahmen und welche Mindereinnahmen mit sich bringt.

Wir bedauern in diesem Zusammenhang, dass die Regierung, obwohl sie mehrfach vom Parlament dazu aufgefordert worden ist, keine Berechnungen und Vorarbeiten für eine allgemeine Steuerreform gemacht hat. Wir befinden uns demnach im steuerpolitischen Blindflug, was nicht dazu beiträgt die Steuerdiskussion zu versachlichen.

Resultat dieser Herangehensweise ist z.B. die Diskussion einer möglichen Mehrwertsteuererhöhung. Sie wurde ins Feld geführt, mit dem Argument, die nach 2014 wegfallenden Mehrwertsteuereinnahmen aus dem elektronischen Handel kompensieren zu wollen. Allerdings bis heute ist unklar, ob eine Mehrwertsteuererhöhung überhaupt notwendig ist und welchen wirtschaftlichen und sozialen Gegeneffekt sie hätte. Schlimmer noch, die Bürger werden im Glauben gelassen, dass eine Mehrwertsteuererhöhung den Steuerausfall kompensieren könnte. Wir wollen diesen steuerpolitischen Blindflug beenden, um transparente und für die Bürger nachvollziehbare Steuerreformen einzuleiten, um Vertrauen in den Standort Luxemburg zurückzugewinnen.

Was wird die DP in den kommenden Jahren tun?

Vertrauen wieder herstellen

Die Steuerpolitik der DP will das verloren gegangene Vertrauen wieder herstellen. Dafür brauchen wir durchdachte Entscheidungen und eine klare Zukunftsstrategie. Wer die DP wählt, tritt für eine allgemeine Steuerreform ein, mit dem Ziel neue Wirtschaftsimpulse entstehen zu lassen, Arbeitsplätze zu sichern bzw. zu schaffen und eine angemessene Antwort auf die modernen familienpolitischen, sozialen und ökologischen Herausforderungen zu geben.

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Das gesamte Steuergefüge Luxemburgs (Lohn-, Betriebs-, Verbrauchs-, Vermögensbesteuerung usw.) muss nicht zuletzt aufgrund europäischer Harmonisierungsbestrebungen aber vor allem aufgrund neuer politischer Herausforderungen und Zielsetzungen (Impulse für Wirtschaft, neue Formen des Zusammenlebens, Familie/Kinder, Mobilität, Umwelt,…) grundsätzlich überarbeitet, modernisiert und in Einklang mit bestehenden Transfer- und Subventionssystemen gebracht werden.

Grundsätzliche Lohnsteuerreform

Wer die DP wählt, will eine grundsätzliche Reform der Lohnsteuer. Die DP steht nach wie vor zum Prinzip einer progressiven Steuertabelle. Wir wollen die Steuertabelle und die Abschreibungsmöglichkeiten mit Rücksicht auf den finanziellen und wirtschaftlichen Kontext überarbeiten, vereinfachen und entbürokratisieren und mehr Gerechtigkeit schaffen. Dabei werden wir auch vor dem Hintergrund der Finanzplatzstrategie hinterfragen, ab welchem Punkt höhere Tarife im Spitzensteuerbereich gesamtstaatlich gesehen zu fallenden Einnahmen führen.

Steuersystem soll kein bestimmtes Familienbild fördern

In einem modernen Staat sollte das Steuersystem neutral sein gegenüber der Art und Weise, wie Menschen miteinander leben. Die DP will die Steuerpolitik an die heutigen gesellschaftlichen Realitäten und Problemstellungen anpassen. Die Steuerreform 1991 hat beispielsweise ein bestimmtes Leitbild der Familie und der Rolle der Frau gefördert (Steuerklassen, Ehegattensplitting,…), das in der Form heute nicht mehr gelebt wird: Frauen sind heute stärker als vor 20 Jahren in den Arbeitsmarkt integriert, Eheschließungen sind nicht mehr die Regel, Lebensgeschichten verlaufen individueller. Wir streben deshalb einen Paradigmenwechsel in der Steuerpolitik an. Das bestehende System fördert klassische „Einverdienerhaushalte“, nach dem Prinzip „Mann arbeitet, Frau bleibt zuhause“. Wir wollen in Zukunft Kinder direkt fördern. Dazu bedarf es einer grundlegenden Reform des Steuersystems. Wir wollen auf den Weg der Individualbesteuerung gehen und die bestehenden Abschreibungsmöglichkeiten auf den Prüfstand nehmen, zumal die Zielsetzungen und Resultate dieser Steuervorteile unklar sind.

Umbau des Steuersystems soll Kinder fördern

Das Geld, das durch diesen Umbau freigesetzt wird, wollen wir für eine bessere Bildung, bessere Kinderbetreuung und effizientere Bekämpfung der Kinderarmut einsetzen. Wir wollen prinzipiell in Zukunft die Förderung von Kindern vornehmlich über effektive Betreuungsleistungen und weniger über Steuerabschläge gewährleisten, da dies zu mehr Gerechtigkeit und besseren Startchancen für die Kinder führt. Doppelförderungen via Steuern und Transferzahlungen wollen wir vermeiden bzw. effizienter ordnen: So können im aktuellen Steuersystem z.B. Kindebetreuungskosten trotz „chèques-services“ auch noch steuerlich als „charges extraordinaires“ geltend gemacht werden; Haushalte mit niedrigem Einkommen kommen nicht in den Genuss dieses Steuervorteils.

Öffentlichen Transport statt Individualverkehr steuerlich fördern

Wir werden die steuerlichen Vorteile zugunsten des Individualverkehrs insgesamt überprüfen, da es weder wirtschaftlichen noch ökologischen Sinn machen kann, einerseits Millionen Euro in den öffentlichen Transport zu investieren und andererseits den Individualverkehr steuerlich zu fördern. Wir denken zudem daran, die Pendlerpauschale neu zu strukturieren, um die Benutzung des öffentlichen Transports zu fördern. Wir werden prüfen, inwiefern ein schrittweiser Übergang in Richtung einer Pendlerpauschale möglich ist, die nur noch dann gewährt wird, wenn die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel nicht zumutbar ist bzw. der Arbeitsweg eine gewisse Distanz überschreitet.

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Betriebs- und Privatrente selektiv fördern

Wir werden die steuerlichen Vergünstigungen im Zusammenhang mit dem Anlegen einer Betriebs- und Privatrente auf den Prüfstand nehmen. Die bestehende Gesetzgebung hat bei den Betriebsrenten keine Dynamik ausgelöst. Uns geht es darum, dass wir in Zukunft dafür sorgen werden, dass die zweite und dritte Säule des Rentensystems vermehrt in Anspruch genommen werden können.

Mehrwertsteuerreform nur wenn nötig

Die Regierung hat bis heute nicht klarmachen können, wie hoch der tatsächliche Finanzierungsbedarf in den öffentlichen Haushalten sein wird, da sie kein chiffriertes Konsolidierungsprogramm vorgelegt hat. Es wurde sich darauf beschränkt, auf künftige Gefahren wie den Wegfall der Mehrwertsteuereinnahmen aus dem elektronischen Handel hinzuweisen, ohne jedoch ein Ausstiegsszenario zu präsentieren. Der von der DP geforderte Kassensturz, gepaart mit den von uns geforderten Konsolidierungsanstrengungen, wird zeigen, wie hoch der Finanzierungsbedarf tatsächlich ist.

Im Vorfeld einer Mehrwertsteuerdiskussion wollen wir zudem klären, welchen Einfluss dieser Schritt auf die Konkurrenzsituation des Luxemburger Handels mit der Großregion hätte, welche Gegeneffekte (Index, steigende Kosten im Gesundheits- und Pflegewesen, …) zu erwarten wären und inwiefern diesen Effekten entgegen zu steuern ist.

In jedem Fall streben wir vor dem Hintergrund dieser Analysen nach Möglichkeit eine selektive Reform an, die sich nicht nur auf die Mehrwertsteuersätze beschränkt, sondern auch die Klassifizierung der Produkte überarbeitet bzw. die Produkte in Zusammenhang mit anderen Steuern wie z.B. die Akzisenabgabe (cf. Zigaretten, Alkohol) anpasst.

Ökologische Steuerreform vorbereiten

Wir wollen die Menschen und Unternehmen dazu anhalten, ihren Energieverbrauch zu senken. Deshalb setzen wir auf der einen Seite Förderinstrumente ein, die Investitionen in die Energieeffizienz erleichtern. Die von der DP geforderte Klimabank oder Energiespar-Contracting bieten beste Voraussetzungen. Nach dem Prinzip „fördern und fordern“, treten wir dafür ein, dass der Energieverbrauch gesenkt wird. Wir bereiten deshalb eine ökologische Steuerreform vor, die einen übermäßigen Energieverbrauch in Zukunft schrittweise steuerlich stärker belasten wird. Unsere Förderinstrumente, gepaart mit einer klaren steuerlichen Perspektive, werden zu einem Innovationsschub beitragen, der dazu führt, dass wir auf Dauer den nationalen Energieverbrauch auf eine sozial gerechte und wirtschaftlich nicht schädliche Art und Weise senken können.

Ausstieg aus dem Tanktourismus vorbereiten

Wir wollen eine langfristige Strategie entwickeln, um den Ausstieg aus dem Tanktourismus zu bewerkstelligen. Das bedeutet, dass wir in Zukunft keine weiteren laufenden Ausgaben aufgrund von Einnahmen aus dem Tanktourismus tätigen werden bzw. schrittweise, sofern neue finanzielle Freiräume entstehen, die Einnahmen aus dem Tanktourismus in die Energiewende investieren wollen.

Steuerstrategie mit klaren Zielen und Kommunikation für den Standort entwerfen

Wir wollen zusammen mit den Wirtschaftsakteuren eine Steuerstrategie mit Blick auf die europäischen und internationalen Herausforderungen entwickeln, damit wir nicht ständig unter Beschuss geraten, was letztendlich schädlich für das Vertrauen in den Standort Luxemburg ist. Zu dieser Steuerstrategie gehören neben konkreten Steuermaßnahmen auch eine Vermarktungs- und Kommunikationsstrategie. Wir sind der Meinung, dass es in einer globalisierten Welt weiter einen europäischen und internationalen Steuerwettbewerb nach klaren Regeln geben muss. Es gilt

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dabei, Standortvorteile zu erkennen und dann auch konsequent zu nutzen, zu verteidigen und auszuhandeln. Um dies tun zu können, wollen wir uns organisatorisch neu aufstellen, d.h. vor allem die Kräfte, die zurzeit in unzähligen Gremien verstreut sind, bündeln und auf eine gemeinsame Strategie einschwören. Wir wollen deshalb eine Steuer-Taskforce schaffen, die sich aus privaten und öffentlichen Akteuren zusammensetzt und in der wir das enorme steuerpolitische Know-how des Finanzplatzes der öffentlichen Hand zunutze machen wollen.

Wachstumsfördernde Steuerpolitik

Die Steuerpolitik muss wachstumsfördernd sein. Dies bedeutet, dass die Steuerpolitik sich in den europäischen Kontext einschreiben muss bzw. der internationalen Konkurrenz- und Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft gerecht werden muss. Das bestehende Steuerregelwerk muss derart überarbeitet werden, dass Investitionen in den Standort wirklich gefördert werden, Investitionen die sich erkennbar in den Bereichen Forschung, Entwicklung und Arbeitsplätze widerspiegeln und den Nachhaltigkeitskriterien voll und ganz gerecht werden. Wir wollen die Vermögens- und Betriebsbesteuerung überdenken mit dem Ziel Investitionen in den Standort und damit in Arbeitsplätze zu fördern. Wir wollen das Netz der Doppelbesteuerungsabkommen weiter ausbauen und die Abkommen ggf. inhaltlich überarbeiten.

Investitionen fördern

Um die Investitionen der Unternehmen zu fördern wird die DP konkret drei Punkte in Erwägung ziehen. So wollen wir die Möglichkeit einer sogenannten immunisierten Reserve analysieren, die dazu dient, einen Teil des Betriebsgewinns während einer gewissen Zeit vor einer Besteuerung zu schützen, sofern dieses Geld für neue Investitionen genutzt wird. Des Weiteren wollen wir darüber nachdenken, die Steuerbonifikation für Investitionen zu überarbeiten. Und schließlich ziehen wir in Erwägung die Finanzierung von Investitionen auch per Eigenmittel mit Hilfe von sogenannten „intérêts notionnels“ zu fördern, indem sie ähnlich wie Kreditzinsen steuerlich geltend gemacht werden können.

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Wirtschaft

Unsere Analyse der SituationDie internationale Finanz-, Schulden- und Wirtschaftskrise ist nicht spurlos an Luxemburg vorbeigegangen. Die strukturellen Probleme, die Luxemburg vor der Krise nicht gelöst hatte, haben sich durch die Krise verschärft. Die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft hat im internationalen Vergleich gelitten und ist in den letzten acht Jahren dramatisch gegenüber unseren Nachbarn, Partnern und Konkurrenten gesunken. Die Arbeitslosigkeit ist gestiegen, die Haushaltsdefizite und Schuldenquote Luxemburgs sind gewachsen, die Wirtschaft hat an Fahrt verloren, der Finanzplatz wird international bedroht. Es ist unsere Pflicht, diese Situation nicht einfach nur hinzunehmen. Wir dürfen uns nicht zufrieden geben mit Aussagen, wie sie oft seitens der Regierung zu hören waren, dass es „den Anderen nicht viel besser geht“ und dass „die Situation nicht unsere Schuld ist“.

Die DP hat die Regierung in der Vergangenheit unterstützt, als es darum ging, die europäische Währung aus den Turbulenzen herauszuführen, die Arbeitslosigkeit in Luxemburg mit Hilfe von arbeitspolitischen Schnellmaßnahmen, wie z.B. die Kurzarbeitsregelung, einzudämmen und systemisch wichtige Banken in Luxemburg zu retten. Die DP hat die Regierung allerdings auch immer dazu angemahnt, das Geschäftsmodell Luxemburg zu überarbeiten und neue Wege für die Zukunft einzuschlagen. Heute jedoch fehlt es an klaren Strategien, klaren Zielsetzungen, klaren Programmen und Umsetzungsplänen in fast allen Wirtschaftsbereichen. Sie müssen erst erstellt werden. Wertvolle Zeit wurde bereits verloren.

Eine kleine offene Wirtschaft kann auf Dauer nur Bestand haben, wenn sie sich der internationalen Konkurrenz stellt. Sich der Konkurrenz stellen heißt nicht, den Sozialstaat einzureißen, Turbokapitalismus zu fördern, die Menschen dem Profit unterzuordnen oder die Wirtschaft als Selbstzweck anzusehen. Wir glauben daran, dass die Wirtschaft auch ein soziales Ziel im Respekt unserer natürlichen Ressourcen verfolgen muss. Und wir wollen dafür einen klaren ordnungspolitischen Rahmen setzen. Die Wirtschaft muss im Dienst der Menschen stehen. Sie soll nachhaltig sein. Sie soll Arbeitsplätze und Steuereinnahmen generieren. Damit sie das kann, müssen die Rahmenbedingungen stimmen, klare Regeln existieren und eingehalten werden. Dafür sind wir alle, sprich der Staat verantwortlich. Dafür müssen wir uns in Europa einsetzen.

Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Regierung nicht dazu fähig war, ein wirtschaftliches Gesamtkonzept zu entwickeln, geschweige denn umzusetzen. Vielmehr hat man den Eindruck gewonnen, dass jedes Ministerium sich als Fachbereich verstanden hat und wenig an gemeinsamen Zielen gearbeitet hat. Die gegenseitigen zum Teil peinlichen Schuldzuweisungen zwischen den Ministern, die gescheiterten „Tripartite“-Verhandlungen, der nicht mehr funktionierende Sozialdialog untermauern diese Aussage. Sehr viel Vertrauen ist zwischen den wichtigen gesellschaftlichen Akteuren zerstört worden, weil es an Orientierung und klaren Zielen fehlt.

Wir können es uns auf Dauer nicht leisten, immer neue Programme zur Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft zu entwerfen, aber sie nicht umzusetzen. Es gibt einen großen zum Teil parteiübergreifenden Konsens in manchen Wirtschaftsfragen. Allerdings tut sich in der Realität nicht viel, weil einerseits gezögert wird und nur der Minimalkonsens gesucht wird. Man gewinnt sogar den Eindruck, dass jeder für das Wirtschaftsumfeld wichtige Akteur seine eigene Agenda verfolgt. Klare Prioritäten sind nicht erkennbar. Das Resultat: Viele Initiativen, die nicht in einem Gesamtkonzept integriert sind, die auf kurzfristige Medienwirksamkeit fokussiert sind, die aber nicht die nötige Kontinuität und Masse haben, um tatsächlich Wirkung zu entfalten.

Wir wollen diesen Zustand nicht weiter hinnehmen, weil wir sonst die Zukunftschancen unseres Landes verspielen. Wir müssen gemeinsam klare Ambitionen formulieren und uns auf ihre Realisierung fokussieren. Wer die DP wählt, wählt eine Politik, die die Menschen begeistert und dazu beiträgt, ihre Potenziale freizusetzen. Es geht uns darum, die Menschen wieder zusammen zu bringen, sie für ein Projekt, einen Zukunftsplan zu gewinnen. Es geht uns darum, aus Luxemburg

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ein Land zu machen, das an einem Strang zieht und das seine Kraft daraus zieht, dass wir besser, beweglicher, motivierter, gerechter sein wollen. Mit einer „Jeder für sich“-Mentalität wird Luxemburg in der Sackgasse landen.

Was wird die DP in den kommenden Jahren tun?

Luxemburg zu einer erkennbaren Marke entwickeln

Die Marke „Luxemburg” hat in den letzten Jahren schwer gelitten. Dabei sind die Werte, die Investoren, wirtschaftliche und politische Akteure mit unserem Land verbinden, von existenzieller Bedeutung. Luxemburg muss zu einer Marke mit positivem Wiedererkennungswert werden, die erkennbar nach innen und nach außen für etwas steht und nach der wir in allen Bereichen handeln: Unsere Gesetzgebung, das Funktionieren des Staatsapparats, die Art und Weise, wie wir den Sozialdialog organisieren. Unsere Anstrengungen müssen sich an dieser Marke, an diesen Werten orientieren. Luxemburg muss sich auf seine Stärken besinnen, sein Potenzial abrufen. Vor allen Reformen geht es darum, hierfür eine gemeinsame Basis zu schaffen.

Ein klares wirtschaftliches Leitbild

Für uns haben ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum sowie die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen absolute Priorität. Die DP ist deshalb der Überzeugung, dass Luxemburg ein neues wirtschaftliches Leitbild braucht, an dem sich alle Politikbereiche orientieren können. Wir denken, dass Luxemburg sich gemeinsam mit den Menschen ehrgeizige Ziele setzen soll, die auf klaren Werten und Grundsätzen aufbauen und die wir zu einem gelebten Leitbild verschmelzen.

Schnell, flexibel, innovativ, effizient, transparent, vernetzt, sozial gerecht, solidarisch und nachhaltig

Schnell, flexibel, innovativ, effizient, transparent, vernetzt, sozial gerecht, solidarisch und nachhaltig. Das sind für uns die Ziele, an denen sich die Politik orientieren muss. Wir wollen diese Ziele allerdings nicht von oben herab dekretieren, sondern sie zur öffentlichen Diskussion stellen und sie in einem offenen Prozess innerhalb eines kurzen zeitlichen Rahmens zu einer demokratischen Entscheidung führen. Anschließend wollen wir, dass die dann festgehaltenen Ziele als Leitbild für sämtliche öffentliche Entscheidungen gelten, von beispielsweise der „Tripartite“ bis hin zu Entscheidungen im Parlament, in den Ministerien, Verwaltungen oder öffentlichen Einrichtungen. Wir müssen klare Vorfahrtsregeln schaffen, wenn wir eine wirtschaftliche Dynamik in unserem Land entstehen lassen wollen bzw. den den Stillstand und die Blockaden der vergangenen Jahre überwinden wollen. Wir wollen es nicht dabei belassen, Ziele zu formulieren, sondern es geht uns darum, einmal getroffene Abmachungen konsequent und quer durch alle Politikbereiche umzusetzen.

Sozialdialog wieder in Gang bringen

Die Sicherung hoher sozialer Standards ist der Ausgangspunkt unserer Überlegungen. Wirtschaft ist kein Selbstzweck. Die beste soziale Absicherung ist noch immer ein Arbeitsplatz. Wir kämpfen für sichere Arbeitsplätze. Wir stehen zu hohen Sozialstandards. Aber niemand kann diesen Kampf allein gewinnen. Wir müssen uns alle anstrengen, damit jeder für sich aber auch die Gesellschaft insgesamt unsere gemeinsamen Ziele erreichen. Wir wollen in diesem Sinn den Sozialdialog zwischen Unternehmen und Gewerkschaften im Wirtschafts- und Sozialrat, in der „Tripartite“ und anderen Gremien wieder in Gang bringen.

Innovation durch eine bessere Organisation

Wenn wir hohe soziale Standards wenn auch in veränderter Form halten wollen, müssen wir wirtschaftliche Wettbewerbsvorteile herausarbeiten, die überzeugen. Die Unterstützung von Forschung

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durch die öffentliche Hand macht nur dann Sinn, wenn damit Substanz aufgebaut wird, die der breiten Luxemburger Gesellschaft langfristig in Form von privaten Investitionen und Arbeitsplätzen Nutzen bringt. Im Bereich der Innovation stellen wir fest, dass es immer noch Gräben gibt zwischen privater und öffentlicher Forschung. Wir wollen die Universität und die vielen existierenden Forschungszellen besser auf die Belange der Wirtschaft ausrichten und als Standortvorteil einsetzen. Wir wollen klare Visionen für die Zukunft erarbeiten und Investitionen in wirtschaftlich innovative Bereiche absolute Priorität einräumen.

Beschleunigung von Verwaltungsprozeduren

Was die Schnelligkeit von Entscheidungen und Prozeduren anbelangt, hinkt Luxemburg in vielen Punkten seiner Konkurrenz hinterher. Längst sind wir nicht mehr „First Mover“ bei der für den Finanzplatz wichtigen Umsetzung von Direktiven. In anderen Worten: Wir haben einen der wichtigsten strukturellen Vorteile unseres Landes verloren. U.a. das Hin und Her um das „Agrarzenter“ hat gezeigt, dass wir landesplanerisch nicht darauf vorbereitet sind, schnelle Entscheidungen zu treffen. Das will die DP ändern. Wir denken, dass sich das von uns vorgeschlagene Markenbild auf alle Politikbereiche ausdehnen muss. Wir müssen alle Politikbereiche aufgrund der genannten Kriterien durchforsten und zum Teil entrümpeln oder neu orientieren. Wenn wir einen Standortvorteil erringen wollen, müssen wir uns klare Benchmarks setzen. Wir müssen im europäischen Vergleich, bei den für den Wirtschaftsstandort wichtigsten Prozeduren, wieder die Schnellsten in Europa werden. Greifbare Resultate bei der Beschleunigung von Verwaltungsprozeduren können wir sicherlich durch die Straffung von Prozeduren, die bessere Abstimmung und Entrümpelung von Gesetzen und Reglements und vor allem durch eine bessere „Governance“ zwischen den staatlichen Akteuren mit klaren Verantwortlichkeiten erreichen.

Good Governance

Die Symbolpolitik der Regierung hat sehr viel Vertrauen zerstört: Vieles wurde zur „Chefsache“ erklärt, ohne greifbare Resultate. Am Ende des Tages wurde sogar noch die Ausrede benutzt, man habe zu wenig Zeit für nationale Themen gehabt. Für die DP gibt es in diesem Zusammenhang eine klare Regel: Eine Regierung ist ein Team. Die DP wird sich für eine Regierung einsetzen, die sich als Ganzes für eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik stark macht, und die mit einer neuen politischen „Governance“ die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Wirtschafts- und Sozialpolitik schafft. Die Funktionsweise des Regierungsrats und der Ministerien unter einander muss überdacht werden. Klare Verantwortlichkeiten müssen erkennbar verteilt werden.

Regierung muss sich als Ganzes der wirtschaftlichen Frage verschreiben

Die Regierung funktioniert immer noch als Versammlung von Fachministern. Wir denken, dass diese Arbeitsweise des Regierungsrats nicht mehr zeitgemäß ist, besonders dann, wenn es um übergeordnete Zielsetzungen wie die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und die Schaffung von Arbeitsplätzen geht. Wir wollen neuen Schwung in die Regierungsarbeit bringen, indem wir den Regierungsrat regelmäßig einmal ausschließlich zum Thema “Wirtschaft und Arbeitsplätze” befassen wollen. Wir wollen dadurch mehr Druck in Wirtschafts- und Arbeitsmarktfragen auf die Regierung und die Ministerien machen, um die Koordination der Politiken erheblich zu verbessern, einen permanenten Monitoring der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik zu gewährleisten und bessere Resultate zu erzielen.

Komplette Digitalisierung bringt Effizienzschub

Wir denken, dass wir einen zusätzlichen Beschleunigungsschub durch eine vollständige Digitalisierung des öffentlichen Bereichs erreichen können. Es ist in unseren Augen nicht annehmbar, dass wir uns im Ausland als Standort im ICT-Bereich vermarkten wollen und der eigene Staatsapparat diesem

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Anspruch nicht oder nur punktuell nachkommt. Wir wollen das ändern, weil wir der Überzeugung sind dass wir gerade durch eine konsequente Digitalisierung an Schnelligkeit, Effizienz, Transparenz und Produktivität gewinnen könnten. Wir wollen in einem ersten Schritt gängige öffentliche Prozeduren automatisieren, digitalisieren und den Bürgern und Unternehmen die Möglichkeit geben, den prozeduralen Weg ihrer Akte mittels eines „Tracking“-Systems nachvollziehen zu können. In einem zweiten Schritt wollen wir, dass Luxemburg vollständig auf die Digitalisierung setzt. Dies macht Prozesse schnell, effizient und transparent. Es macht aus Luxemburg ein modernes Land, das einen Vorsprung auf große Länder erarbeiten und nutzen kann. Es führt dazu, dass wir uns statistisch nicht mehr im Blindflug wie bisher befinden und bessere politische Entscheidungen treffen können. Wir können eine Vorreiterrolle in einer digitalisierten Welt übernehmen und sogar ein neues nachhaltiges Wirtschaftsbein schaffen (Softwareentwicklung, Datensicherheit, …).

Vermarktung des Wirtschaftsstandorts

Nach außen hin muss Luxemburg ein einheitliches Markenbild über eine zentralisierte Struktur vermitteln. Die Vermarktung des Wirtschaftsstandorts Luxemburg erfolgt zurzeit über mehrere Akteure, was für ein kleines Land ineffizient ist. Die Bereiche Wirtschaft, Finanzen, Technologie, Forschung, Kommunikation, Kultur, Tourismus, Filmindustrie usw. sollen unter einer gemeinsamen Promotionsstrategie Luxemburg nach außen darstellen bzw. aktive Prospektion und Promotion im Ausland betreiben. Als kleines Land sind wir sehr stark auf ein einheitliches, kohärentes und effizientes Erscheinungsbild angewiesen.

Arbeitsplätze durch flexible Arbeitsbedingungen sichern

Wir kämpfen für sichere Arbeitsplätze. Aber niemand kann diesen Kampf allein gewinnen. Wir müssen uns alle anstrengen, damit jeder für sich, aber auch die Gesellschaft insgesamt unsere gemeinsamen Ziele erreichen. Wir werden mehr Bewegung und Vernetzung in die Kette Bildung-Arbeit-Lohnkosten-Lebenskosten-Wettbewerbsfähigkeit bringen. Wir können nicht schnell, flexibel und innovativ sein, wenn unsere eigenen gesetzlichen Regelungen uns daran hindern, oder wenn sie die Menschen nicht dazu bewegen. Das bedeutet, dass Bildung (siehe Bildungskapitel) mehr mit der Wirtschaft vernetzt werden muss, umso mehr die Ansprüche der Arbeitswelt durch den rasanten Fortschritt immer spezifischer werden. Wir wollen nicht weiter zulassen, dass junge Menschen an den Bedürfnissen der modernen Arbeitswelt vorbei ausgebildet werden. Wir wollen die Arbeitsbedingungen Sektor für Sektor auf den Prüfstand nehmen, mehr Flexibilität und Effizienz ermöglichen und die Unternehmen als Gegenleistung zum Erhalt und Schaffung sicherer Arbeitsplätze verpflichten. Zu dieser Diskussion gehören beispielsweise je nach Wirtschaftszweig flexiblere Arbeitszeitenregelungen oder die Freigabe der Ladenöffnungszeiten. Wir wollen eine Arbeitsmarktpolitik, die mittels einer reformierten ADEM einen klaren Fokus auf Weiterbildung und Aktivierung legt. Die Unternehmen müssen als Partner gewonnen werden, wenn die Arbeitsmarktpolitik auf Dauer erfolgreich sein soll. Für uns ist nicht die Höhe des Arbeitslosengelds, sondern die Fähigkeit, Menschen möglichst und effizient schnell in Arbeit zu bringen, entscheidend (siehe Kapitel Arbeitsmarkt).

Durch Steigerung der Kaufkraft Druck von den Löhnen nehmen

Wir verpflichten uns dazu, auf Dauer Druck von den Löhnen in der Privatwirtschaft zu nehmen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in allen Bereichen zu steigern. Wir fordern im Gegenzug, dass die Unternehmen sich im Rahmen des Sozialdialogs zu verbindlichen Zielen (Ausbildung, Arbeitsplätze, Zusammenarbeit mit ADEM,…) vor allem mit Blick auf die steigende Jugendarbeitslosigkeit engagieren (siehe Kapitel Index). Wir verpflichten uns zu einer moderaten Lohnpolitik im öffentlichen Bereich und die öffentlichen Finanzen nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Wir werden auf Dauer Druck von den Löhnen im Privatsektor zu nehmen, indem wir eine Wohnungspolitik entwickeln, die die Preise mit Hilfe von einer deutlichen Angebotssteigerung und einer Neuausrichtung der Subventionen (soziale und nachhaltige Kriterien) in den Griff bekommt.

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Die Löhne können wir außerdem entlasten durch unsere Energiepolitik, die den Menschen auf Dauer aus der Energiefalle verhilft, eine Politik die auf Vorfinanzierungsmechanismen aufbaut im Rahmen der von der DP vorgeschlagenen Klimabank.

Wir werden in Zukunft Sozial- und Familientransfers vermehrt anhand von klaren sozialen Kriterien tätigen, um gerade die Arbeitsplätze im Niedriglohnbereich zu stützen. Die Indexfrage ist für uns auch eine Frage von sicheren Arbeitsplätzen. Deshalb werden wir das Indexsystem erhalten, aber reformieren. Basis für den Zusammenhalt der Gesellschaft ist und bleibt die Solidarität. Wir rufen deshalb zu einem solidarischen Akt in der Indexfrage für diejenigen auf, die zurzeit am meisten unter der Wirtschaftskrise zu leiden haben, nämlich die jugendlichen Arbeitslosen. Der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft trifft sie am härtesten. Wir wollen deshalb mit den Arbeitgebern und Arbeitnehmern einen „Solidarpakt für die Jugend und gegen die Jugendarbeitslosigkeit“ aushandeln. Wir wollen seitens der Arbeitgeber ein Engagement bekommen, die Jugendarbeitslosigkeit zusammen mit der ADEM spürbar zu verringern bzw. die Ausbildung vieler Jugendlicher zu verbessern. Als Gegenleistung schlagen wir vor, zumindest eine Indextranche ausfallen zu lassen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu steigern und die Mittel frei zu machen für eine aktive und messbare Politik gegen die Jugendarbeitslosigkeit. Diesen Solidarpakt wollen wir umgehend aushandeln..

Wir wollen darüber hinaus den Warenkorb überarbeiten bzw. die Gewichtung verschiedener Produkte (Tabak, Energie, …) neu ordnen und den Mechanismus dauerhaft auf maximal eine Indextranche pro Jahr begrenzen.

Die DP möchte nochmals an dieser Stelle klarstellen, dass sie den sogenannten „gedeckelten Index“ ablehnt, weil er keine zusätzliche Luft für die Unternehmen und damit für sichere Arbeitsplätze bringt und darüber hinaus neue Spannungen im Lohngefüge bewirken wird.

Stabiles Umfeld schafft Vertrauen

Wir müssen Investitionen in den Standort Luxemburg mittels attraktiver Rahmenbedingungen (siehe oben) fördern. Sehr wichtig ist dabei in erster Linie das Vertrauen in den Standort Luxemburg. Investoren wollen sicher sein, dass sie sich in einem stabilen Umfeld niederlassen können, wo einerseits elementare Geschäftsbedingungen nicht dauernd verschlechtert oder geändert werden und wo andererseits eine Aufbruchstimmung in der Gesellschaft gegeben ist. Wer die DP unterstützt, setzt sich für stabile Rahmenbedingungen ein. Dazu gehören eine systematische Bekämpfung von Defiziten in den öffentlichen Haushalten und Sozialhaushalten, dies vornehmlich über den Weg von Effizienzgewinnen bei den Ausgaben sowie verbindliche Investitionsprogramme zugunsten des Wirtschaftsstandorts.

Durchdachte Strategien für wirtschaftliche Zielbereiche entwickeln

Wir wollen neuen Schwung in die wirtschaftliche Diversifizierungsbemühungen bringen. Dies können wir indem wir uns möglichst mit den Sozialpartnern über eine Zukunftsstrategie einig werden, an der dann gemeinsam in den Unternehmen und bei der öffentlichen Hand, besonders was die Rahmenbedingungen anbelangt, gearbeitet werden kann. Die Hürden müssen im Vorfeld von Entscheidungen aus dem Weg geräumt werden. Es macht keinen Sinn um Investoren im In- und Ausland zu buhlen, wenn wir im Nachhinein feststellen müssen, dass die eine oder andere politische Hürde unüberwindbar ist. Die Bedingungen müssen im Vorfeld für jedermann klar sein, damit anschließend zügig und gezielt gehandelt werden kann. Nur so erhalten Investoren Planungssicherheit. Nur so strahlt der Standort Luxemburg Vertrauen aus.

In diesem Sinn werden wir zusammen mit den bereits in Luxemburg ansässigen Unternehmen eine Strategie entwickeln, um Investitionen in den Standort Luxemburg weiter zu fördern. Des Weiteren werden wir klare Strategien in den Bereichen Logistik, Umwelt-, Bio- und

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Gesundheitstechnologien sowie Informations- und Kommunikationstechnologien vor dem Hintergrund der „Marke Luxemburg“ (siehe oben) entwickeln, die tatsächlichen Potenziale ausloten, einen Plan aufstellen und entsprechende politische Entscheidungen treffen bzw. Mittel bereitstellen. Im Rahmen dieser Strategien müssen Fragen von Landesplanung, Niederlassungsbedingungen, Steuerpolitik, Umweltschutz, Bereitstellung von Personal, Ausbildung, Arbeitsplätzen, administrativen Rahmenbedingungen, arbeitsrechtlichen Bestimmungen, Forschung usw. geklärt werden.

Luxemburg mit seiner Universität zum Innovationsstandort entwickeln

Wir werden besonderen Wert auf den Ausbau von Forschung und Entwicklung legen. In unseren Augen müssen wir die vielen Forschungsbemühungen im öffentlichen und privaten Bereich besser bündeln und aufeinander abstimmen. Weil wir den Aufbau der Universität immer als wichtigen Baustein zur Diversifizierung des Wirtschaftsstandorts gesehen haben, wollen wir die Universität und die anderen bestehenden Forschungszellen im öffentlichen und privaten Bereich näher an die Belange der Wirtschaft heranführen und gezielter als Standortfaktor einsetzen. Luxemburg muss nach außen als Innovationsstandort sichtbar werden. Wir wollen einen Innovationsschub zusammen mit den Unternehmen generieren, d.h. die Forschung zu greifbaren wirtschaftlichen Ergebnissen führen. Wir werden ein „open innovation“-Konzept zusammen mit den Unternehmen und Forschungsstellen erarbeiten, was es erlaubt, Innovationsanstrengungen nach Möglichkeit besser untereinander zu vernetzen und nach außen zu vermarkten. Denn wenn Luxemburg als Innovationsstandort sichtbar sein will, müssen Innovationen im Gegenzug sichtbar und zugänglich gemacht werden. Wir werden zusammen mit den verantwortlichen Forschungsinstituten und der Wirtschaft die Bedingungen für neue Start-up-Unternehmen verbessern, indem wir in erster Linie Forscher, Unternehmer, Kapitalgeber und Businessberater besser miteinander vernetzen. Wir werden die gesetzlichen Regelwerke beispielweise betreffend die Urheberrechte zügig an die Bedürfnisse dieses Innovationskonzepts anpassen. Zusammen mit Studenten- und Wirtschaftsvertretern werden wir über zusätzliche finanzielle Unterstützungen für spezifische und von der Wirtschaft dringend gesuchte Hochschulausbildungen nachdenken.

Finanzielle Förderinstrumente an die strategischen Ziele anpassen

Wir werden die bestehenden Förderinstrumentarien (Investitionsbeihilfen, Forschungsbeihilfen, staatliche Garantien, SNCI-Kredite,…) auf ihren Wirkungsgrad hin überprüfen und im Rahmen der europäischen Reglementierung neue Impulse schaffen. Wir denken, dass Luxemburg gerade vor dem Hintergrund seines internationalen Finanzplatzes neue Impulse geben könnte, um Investoren im sogenannten Risikokapitalbereich zu gewinnen und damit auf Dauer Innovationen am Standort Luxemburg zum wirtschaftlichen Durchbruch zu verhelfen.

Schaffung einer „Investitions- und Finanzierungsagentur“

Wir stellen fest, dass es zurzeit sehr viele private und öffentliche Einrichtungen und Fördermaßnahmen für Unternehmensgründer oder wirtschaftliche Projekte gibt. Sie sind als Ganzes gesehen über die Grenzen hinweg jedoch wenig sichtbar und zum Teil untereinander schlecht koordiniert. Wir wollen deshalb eine Art Leuchtturm für Investoren in Luxemburg schaffen, mit dem Ziel, dass jemand der, egal wo er in der Welt lebt, eine gute wirtschaftliche Idee hat, in Luxemburg eine Anlaufstelle findet, die ihm bei der Verwirklichung der Idee hilft. Wir prüfen deshalb die Schaffung einer „Investitions- und Finanzierungsagentur“D. Diese Agentur soll in unseren Augen als Anlaufstelle für internationale und nationale Unternehmen oder auch für Start-Ups funktionieren. Die Agentur würde die Machbarkeit des Projekts prüfen und eine integrierte Hilfestellung leisten bei deren Realisierung. Umgekehrt soll diese Plattform auch von potentiellen privaten und öffentlichen Investoren genutzt werden können, um die Finanzierung dieser Ideen und Projekte zu gewährleisten. Es geht uns darum,

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wirtschaftliche Akteure zusammenzubringen, wirtschaftliche Aktivitäten zu schaffen und Luxemburg als investitionsfreundliches Land in Europa zu positionieren.

Energiekosten stabil halten

Die Energiekosten sind ein wichtiger Standortfaktor geworden. Wir werden die Energiepreise für Unternehmen im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig halten. Zusammen mit den Unternehmen wollen wir proaktiv ihre Energiespar- und Rentabilitätssteigerungspotenziale durch qualifizierte Energiemanager und -berater ermitteln. Entweder per Energiespar-Contracting oder mittels der von der DP geforderten Klimabank können die ermittelten notwendigen Energiesparmaßnahmen gegenfinanziert werden. Der Kredit wird an sich durch die eingesparten Energiekosten getilgt, so dass keine Mehrkosten entstehen.

Verbraucherschutz Stärken

Es geht uns darum, die Informationen für Verbraucher transparent und einfach zugänglich zu machen, die Verbraucherbildung zu verbessern und eine professionelle Beratungsstelle anzubieten. Wir wollen die vielen, die in einzelnen Ministerien bestehenden Initiativen in einer neuen Abteilung bündeln

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Mittelstand

Unsere Analyse der SituationWer die DP wählt, unterstützt eine mittelstandfreundliche Politik. Denn gerade im Mittelstand werden die meisten Arbeitsplätze geschaffen. Für uns ist der Mittelstand nach wie vor das Rückgrat der Wirtschaft. Die mittelständischen Unternehmen sind einem großen Konkurrenzdruck ausgesetzt und leiden unter der aktuellen Krise. Strukturelle Probleme wie etwa eine verfehlte Landesplanungspolitik, die den Aus- oder Umbau von Unternehmen erschwert, ein nach wie vor teurer und hoher administrativer Aufwand sowie Probleme, gut ausgebildetes und motiviertes Personal auf dem Arbeitsmarkt zu finden, gesellen sich zu dieser Krise.

Die vergangenen Jahre haben in diesem Sinn keine Resultate für den Mittelstand gebracht, weil es in der Regierung an einem übergeordneten Bewusstsein gefehlt hat. Es wurde nicht an einem Strang gezogen und der Mittelstand allenfalls in Sonntagsreden als wichtiges Standbein für die Wirtschaft angesehen. Darüber hinaus hat die mangelnde Krisenbewältigung der Regierung dazu geführt, dass die Verbraucher Zurückhaltung und Vorsicht vor Investitionen gezeigt haben. Dies stellt ein echtes Problem für den Mittelstand dar. Dies macht umso mehr deutlich, dass wir einen konsequenten Konsolidierungsplan und einen Zukunftsplan, so wie die DP ihn vorschlägt, benötigen. Wir brauchen Vertrauen in die Zukunft, Vertrauen in unsere eigenen Stärken und Potenziale. Nur so können wir die Verbraucher und die mittelständischen Unternehmen zu Investitionen in die eigene Zukunft und in sichere Arbeitsplätze motivieren.

Was wird die DP in den kommenden Jahren tun?

Aktionsprogramm aufstellen

Wir wollen mit den mittelständischen Unternehmen aufgrund der bestehenden Vorarbeiten ein Aktions-programm aufstellen, in dem wir auf die spezifischen Bedürfnisse des Mittelstands eingehen werden.

Öffentliches Investitionsprogramm umsetzen

Investitionen in die wirtschaftlichen Infrastrukturen sind für den Mittelstand doppelt wichtig. Leistungsstarke Verkehrswege, der Zugang zu gut erschlossenen Gewerbegebieten, gut funktionierende Waren- und Dienstleistungsströme oder etwa eine gute Kommunikationsinfrastruktur sind wichtige Standortvoraussetzungen. Wir wollen deshalb den diesbezüglichen öffentlichen Investitionsprogrammen von Staat und Gemeinden absolute Priorität einräumen und konsequent umsetzen.

Ausschreibungsprozeduren justieren

Zudem wollen wir die Voraussetzungen dafür schaffen, dass der Luxemburger Mittelstand möglichst große Chancen bekommt, von diesen Investitionen selbst zu profitieren. Wir werden gemeinsam mit den mittelständischen Vertretern überprüfen, wie wir die Ausschreibungsprozeduren im Rahmen des europäischen Regelwerks neu justieren können, damit die in Luxemburg ansässigen Unternehmen gleiche und faire Bedingungen im Vergleich zu ihren ausländischen Konkurrenten finden. Uns kommt es zudem darauf an, dass weniger die genauen Mittel, sondern mehr die Ziele einer Ausschreibung klarer formuliert werden. Dies erlaubt mehr Flexibilität bei der Ausschreibung, garantiert mehr Konkurrenz zwischen den Unternehmen, bessere Preise und die Auswahl der besten verfügbaren Technologie.

Altbausanierungsprogramm mittels Klimabank verwirklichen

Wir werden ein Investitionsprogramm mittels des von der DP vorgeschlagenen Altbausanierungsprogramms mit Hilfe einer neu zu schaffenden Klimabank in die Wege leiten, das

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besonders den im Bau tätigen mittelständischen Unternehmen entgegenkommt und viele tausend Arbeitsplätze sichert. Wir sind der Überzeugung, dass die bestehende Subventionslandschaft ineffizient ist. Sie fördert die falschen Objekte, sie fördert zu zaghaft und richtet sich vornehmlich an Haushalte mit hohem Einkommen.

Berufsausbildung, Weiterbildung und Aktivierung verbessern

Viele mittelständische Unternehmen beklagen zu Recht einen deutlichen Nachholbedarf bei der Bildungspolitik. Die Reform der Berufsausbildung hat bisher nicht gefruchtet und hat zu vielen Frustrationen bei den Unternehmen und den betroffenen Schülern geführt. Wir wollen diesen Zustand nicht einfach hinnehmen. Zusammen mit allen Betroffenen wollen wir die Ursachen des Misserfolgs bei der Berufsausbildung ergründen und die sich daraus ergebenden notwendigen Schritte einleiten. Wer die DP wählt, will mehr Qualität im Bildungswesen und fordert mehr von den Jugendlichen. Arbeitslosigkeit darf nicht zu Perspektivlosigkeit führen. Deshalb stehen wir zu einer qualitativ hochwertigen Ausbildung und zu einer Weiterbildungs- und Aktivierungspolitik bei der ADEM.

Schritt zur Selbständigkeit aktiv unterstützen

Gerade in Krisenzeiten wird der Schritt zur Selbständigkeit noch schwieriger. Es macht nur wenig Sinn, große Informationskampagnen zu starten, wenn nachher diejenigen, die den Schritt in die Selbständigkeit wagen, feststellen müssen, dass die Förderprogramme nicht ineinander greifen oder sie das Gefühl haben, anstatt Hilfe viele Hürden in den Weg gestellt zu bekommen. Wir werden uns deshalb zusammen mit den Mittelstandvertretern dafür einsetzen, eine gute Beratung, Koordination und Vernetzung zwischen den Unternehmen und staatlichen Behörden zu gewährleisten und die Prozeduren bei Unternehmensgründungen weiter zu vereinfachen.

Neue Märkte erschliessen helfen

Hochwertige Qualitätsprodukte sind in der Welt gefragt. Doch oft fehlen der Mut und das Know-how neue Märkte zu erschließen. Wir wollen Ausbildung, schulische Orientierung und Forschung besser miteinander vernetzen und den interessierten mittelständischen Unternehmen helfen im Rahmen der bestehenden oder neu zu schaffenden Wirtschaftsclustern, Zugang zu regionalen oder internationalen Märkten zu finden. Außerdem wollen wir mittels „Public Private Partnership“-Instrumenten mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit bieten, zusammen mit öffentlichen Forschungsinstituten schnelle und effiziente Lösungen beispielsweise bei der Produkt(weiter-)entwicklung oder bei spezifischen forschungsintensiven Aufträgen seitens ihrer Kunden zu erarbeiten.

Luxemburger Handel in der Grossregion positionieren

Der Luxemburger Handel ist einer starken Konkurrenz aus der Großregion ausgesetzt. Wir wollen den Handel dabei unterstützen, aktiv Wettbewerbsvorteile zu erarbeiten, um auf Dauer Arbeitsplätze zu sichern bzw. neue zu schaffen. Für den Handel ist ein positives Einkaufserlebnis für ihre Kunden enorm wichtig. Deshalb werden wir die Bereiche Tourismus-, Kultur- und Handelspolitik aufeinander abstimmen und zu einem nationalen Vermarktungskonzept verbinden. Wir wollen im Handel die Ladenöffnungszeiten freigeben, weil wir die zunehmende Nachfrage der Kunden nach flexibleren Öffnungszeiten ernst nehmen und hierin eine Chance für den Handel und damit für sichere Arbeitsplätze in der Großregion sehen. Aus diesem Grund wird die DP die Ladenöffnungszeiten im Einklang mit dem bestehenden Arbeitsrecht freigeben. Im Rahmen der Digitalisierung des Staats (siehe Kapitel Staat) werden wir elektronische Kommunikationswege zwischen Unternehmen, Kunden und öffentlicher Hand weiter fördern und systematisch ausbauen. Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer steht für uns nur als letztes Mittel zur Diskussion (siehe Kapitel Konsolidierungspolitik).

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Reform des Konkursrechts

Wir streben eine Reform des Konkursrechts an. Konkurse sind nichts Ungewöhnliches und gehören zu einem funktionierenden Markt. Jedem seriösen Unternehmer gebührt deshalb eine zweite Chance. Uns geht es bei der Reform des Konkursrechts u.a. darum, die Unternehmer sowie die Beschäftigten besser vor Konkursen zu schützen und frühzeitig aufgrund eines effizienten Warnsystems mit den Unternehmen wirksame Lösungen für das Unternehmen und die Beschäftigten zu erarbeiten. Wir überprüfen in diesem Sinn eine Art „business rescue“-Konzept zu erarbeiten, die auf die Rettung und Begleitung von finanziell angeschlagenen Unternehmen abzielt. Scheingesellschaften oder bewusst herbeigeführte Konkurse gilt es nach Möglichkeit bereits im Ansatz zu verhindern oder hart zu bestrafen. Darüber hinaus setzt die DP sich für eine Reform der Skala der priviligierten Gläubiger ein, sowie für eine spezielle Ausbildung der Sachverwalter, respektive einer Professionalisierung in Form von „liquidateurs judiciaires“.

Hausaufgaben im Bereich der Landesplanung endlich machen

Im Bereich der Landesplanung steht Luxemburg seit vielen Jahren still. Die „plans sectoriels“, die darüber entscheiden sollen, was auf einem bestimmten Quadratmeter Land in Zukunft geschehen darf, sind immer noch nicht bereit. Diese Situation hat bisher viele Investitionen verhindert und sogar Arbeitsplätze vernichtet. Das ist ein unhaltbarer Zustand. Wir werden daher diesem Bereich absolute Priorität einräumen und die „plans sectoriels“ so schnell wie möglich vorlegen, um Bürgern und Unternehmen Planungssicherheit zu geben. Wir streben im Baurecht eine Kodifizierung der bestehenden Gesetzestexte und Reglements an, was einerseits den Akteuren mehr Rechtssicherheit gibt und andererseits die Prozeduren beschleunigen kann. Wir wollen die Landesplanungsinstrumente (PAG, Bauvorschriften, …) auf eine übersichtliche Art und Weise öffentlich zugänglich machen. Die DP begrüßt ausdrücklich die Entwicklung des sogenannten Geoportail und will diese Plattform weiter entwickeln, um den Bürgern und Unternehmen gleich bei der Planung transparente Informationen darüber, was auf einem bestimmten Quadratmeter Land machbar ist, zur Verfügung zu stellen. Dies wird wiederum dazu beitragen Prozeduren zu beschleunigen. Generell wollen wir weiter mit allen betroffenen Akteuren zusammenarbeiten, um die Prozeduren zu beschleunigen, zu entschlacken oder nach Möglichkeit zu verkürzen, wobei wir besonderen Wert auf mehr Transparenz der Verwaltungsabläufe und eine bessere Vernetzung zwischen den öffentlichen Akteuren mit klaren Verantwortungszuweisungen legen werden.

Tourismus als Wirtschaftsfaktor sehen

Mit knapp 6 Prozent des PIB und 17.500 direkten und indirekten Arbeitsplätzen stellt der Tourismus einen bedeutenden Wirtschaftsektor dar. Die luxemburgische Tourismusbranche steht dabei vor einer zentralen Herausforderung: während der städtische Tourismus, vor allem in der Hauptstadt, sich positiv entwickelt, verzeichnen die ländlichen Gegenden seit langem rückläufige Gäste- und Übernachtungszahlen. Dem wollen wir gezielt entgegenwirken.

Tourismusstrukturen professionalisieren

Die DP will die in den vergangenen Jahren angelaufene Professionalisierung der regionalen touristischen Vermarkter weitervorantreiben, ihre Rollen und Aufgabenfelder überdenken und gegebenenfalls neu ausrichten. Unser Ziel besteht in einer besseren Zusammenarbeit aller regionalen Akteure. In diesem Zusammenhang wird sich die DP ebenfalls dafür einsetzen, Luxemburg als Fort- und Weiterbildungsstandort in der Tourismusbranche zu etablieren.

Vermarktungskonzept erstellen

Anhand eines Gesamtkonzepts will die DP sämtliche Aktivitäten (Kultur, Handel, Tourismus) gewinnbringend für alle Akteure bei der Vermarktung bündeln. Darüber hinaus wollen wir ein

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„go to market“ Konzept verwirklichen, das ein definiertes Zielpublikum im nahen, aber auch im weiteren Ausland anspricht, und dazu beiträgt, Luxemburg als Reiseziel zu positionieren. Bestehende Angebote in den diversen Tourismuskategorien müssen gegebenenfalls ausgebaut und effizient miteinander kombiniert werden. Dies gilt besonders für das bestehende Kultur-, Sport-, Handels- und Dienstleistungsangebot, wo wir eine integrierte Vermarktung im Ausland anstreben. Innerhalb dieses Vermarktungskonzeptes soll verstärkt auf die international anerkannten Labels wie z.B. UNESCO, European Destination of Excellence und Naturpark gesetzt werden. In diesem Hinblick sind unserer Meinung nach flexiblere Ladenöffnungszeiten wichtig.

Investitionsprogramme in touristische Infrastrukturen überdenken

Die DP will das Instrument der Fünfjahresinvestitionsprogramme im Tourismusbereich beibehalten. Allerdings wollen wir eine Bilanz der vergangenen Investitionsprogramme ziehen, klare Ziele für die Zukunft setzen, überprüfbare Kriterien einführen und mehr Synergien mit privaten Investoren suchen. Weil die luxemburgische Tourismusbranche beispielsweise sehr abhängig vom Wetter ist, stehen wir privaten Investitionsvorhaben in regionale Indoor-Freizeitinfrastrukturen positiv gegenüber, dies allerdings im Rahmen eines Gesamtkonzepts mit bestehenden, regionalen Tourismusdienstleistern. Die DP wird sich verstärkt für den Jugendtourismus und den Camping-Car-Tourismus einsetzen.

Neue Impulse für die Hotelbranche

Die luxemburgische Hotelbranche besteht zu einem großen Teil, v.a. in den ländlichen Regionen, aus familiär geführten Betrieben. Diesen Betrieben fehlt oft das nötige Know-how, wenn es um Investitionen für die zukünftige Entwicklung des Betriebes geht. Daher will die DP diesen Betrieben eine professionelle Investitionsberatung zur Seite stellen, um das vorhandene Innovationspotential besser und gezielter ausschöpfen zu können und in touristische Gesamtkonzepte integrieren zu können. Wir wollen zudem dafür sorgen, dass Luxemburg endlich eine zeitgemäße und den internationalen Kriterien entsprechende Klassifikation erhalten wird.

Fahrradwegenetz touristisch nutzen

Die Landschaft unseres Landes eignet sich hervorragend zum Fahrradtourismus. Das bereits existierende Netz an Fahrradpisten ist aufgrund der geographischen Gegebenheiten v.a. für die wichtigsten Zielgruppen (Familien mit kleinen Kindern, Senioren) für diese Art von Tourismus sehr attraktiv. Wir werden daher sowohl die Vernetzung der Fahrradwege als auch ihre Vermarktung aktiv vorantreiben.

Potenziale des Kongresstourismus ausschöpfen

Eine wachsende Bedeutung kommt in den letzten Jahren dem Kongresstourismus zu. Um die Attraktivität dieses touristischen Bereiches auch weiterhin zu gewährleisten, wird die DP in Zusammenarbeit mit allen betroffen Akteuren attraktive Rahmenpakete für potentielle Interessenten ausarbeiten.

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Finanzplatz

Unsere Analyse der SituationÜber die letzten Jahre hinweg ist unser Finanzplatz im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise nicht aus den Negativschlagzeilen herausgekommen. Mit grauen und schwarzen Listen wurde von Seiten der OECD und zum Teil unserer großen Nachbarländer gedroht. Die Regierung hat dabei nie zu einer eigenen Strategie zur Verteidigung, Vermarktung und des Ausbaus des Finanzplatzes gefunden. Der automatische Informationsaustausch und die damit einhergehende Aufgabe des Bankgeheimnisses waren seit den Beschlüssen von Feira bekannt. Die Gespräche über die US-Steuergesetzgebung FATCA, die es den US-Behörden erlauben soll von Finanzinstituten, die nicht in den Vereinigten Staaten ansässig sind, Informationen über US-Kunden zu erhalten, dauern auch nicht erst seit gestern an. Heute so zu tun, als sei dies nicht vorhersehbar gewesen, ist falsch.

Deshalb teilt die DP nicht die Meinung, dass die definitive Aufgabe des Bankgeheimnisses eine Art Befreiungsschlag der Regierung war. Und die Ankündigung unser Land zum Spitzenreiter des automatischen Informationsaustauschs zu machen, ist nicht glaubwürdig, zumal eine kohärente Zukunftsstrategie fehlt. Hier wurden vorschnell wichtige Trumpfkarten unseres Finanzplatzes aufgegeben, ohne gleichwertigen Ersatz oder andere Punkte am internationalen Verhandlungstisch zugunsten des Luxemburger Finanzplatzes als Gegenleistung verhandelt zu haben.

Die Regierung hat es nicht geschafft unseren Finanzplatz auf die Zukunft vorzubereiten, dies obwohl er bis dato eines der wichtigsten Standbeine unserer Wirtschaft ist: Er stellt 40% des BIP, 30% aller Staatseinnahmen und 17% der luxemburgischen Arbeitsplätze dar. Er umfasst neben den Banken auch Versicherungsgesellschaften, Fondsverwalter, Informatikfirmen, Anwaltskanzleien, Audit-Firmen, Buchhalter, Berater und viele andere Berufssparten. Er beschäftigt nicht nur hochqualifizierte Spitzenverdiener, sondern bietet auch zahlreiche Jobs für Menschen ohne Universitätsabschluss.

Der Finanzplatz steht als Ganzes vor einer bedeutenden Restrukturierung. Wir wollen diese Restrukturierung aktiv begleiten und die notwendigen Rahmenbedingungen hierfür schaffen. Wir sehen den Finanzplatz als einzigartige Chance für unser Land an und wollen zu seinem Erfolg und damit zu sicheren Arbeitsplätzen und Steuereinnahmen beitragen.

Was wird die DP in den kommenden Jahren tun?

Finanzplatzstrategie ausarbeiten

Die DP setzt sich zum Ziel unser Finanzzentrum so aufzustellen, dass es auch in Zukunft eine starke Stütze unserer Wirtschaft darstellt. Die DP wird mit allen Akteuren des Finanzplatzes eine Strategie ausarbeiten, die auf unseren traditionellen Stärken wie den kurzen Verwaltungswegen, der Neuausrichtung verschiedener Bereiche und dem resoluten Vorantreiben aktuell starker und zukunftsträchtiger Sektoren fußt.

Innovation fördern und neue Produkte entwickeln

Wir müssen es schaffen, dass neue Produkte und Dienstleistungen schnell und effizient auf den Markt kommen. Um die wechselnden Bedürfnisse der Wirtschaft umfassend zu verstehen und innovative Lösungen anzubieten, muss Luxemburg über ein Finanzmarktforschungsinstitut verfügen. Neue Trends dürfen nicht nur von anderen Finanzmärkten zu uns kommen. Sie müssen zeitnah erkannt und passende Produkte vor Ort in Luxemburg entwickelt werden. Trotz der bestehenden Beratungs- und Diskussionsforen, wie dem Haut Comité de la Place Financière, ist es der Regierung nicht gelungen, diese Herausforderung zu meistern, weil sie sich nie zu einer Strategie durchringen konnte. Deshalb wurden in den letzten Jahren Chancen verpasst.

Das zu schaffende Finanzmarktforschungsinstitut muss eng mit den Branchenvertretern (ABBL,

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ALFI, ALPP, Profil, …), dem Finanzministerium, der Promotionsagentur („Luxembourg For Finance“) sowie der Forschungseinheit der „Luxembourg School of Finance“ zusammenarbeiten, gegebenenfalls Initiativen ergreifen und die Arbeiten koordinieren. Seit einigen Jahren hat sich die Fondsindustrie zu einem der zukunftsträchtigsten Bereiche für unseren Finanzplatz entwickelt. Es liegt also nahe Studien in diesem Bereich anzubieten, um sich auf diesem Gebiet zu einem weltweiten „Excellence Centre“ weiterzuentwickeln.

Prozeduren beschleunigen und EU-Regelwerke rasch umsetzen

Der Finanzplatz hat sich zu dem entwickelt, was er heute ist, weil er über eine hohe Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und Dynamik verfügte. Luxemburg muss wieder zum Land der kurzen Entscheidungswege werden. Entbürokratisierung darf nicht nur ein Schlagwort, sondern muss Programm sein.

Die rasche Umsetzung von EU-Direktiven und internationalen Beschlüssen in nationales Recht muss wieder zur Regel und damit zu einer Stärke des Luxemburger Finanzstandorts werden. Gleichzeitig wird darauf zu achten sein, den nationalen Spielraum stets so weit wie möglich auszuschöpfen. Wir haben uns in letzter Zeit zu sehr von dieser Zielsetzung entfernt und eher für ein befremdendes Gefühl bei den Finanzakteuren gesorgt, als weiterhin das der Stabilität und Sicherheit zu vermitteln. Investoren wollen klare Verhältnisse und eine gewisse Vorhersehbarkeit. Ständige Regelwerksänderung tragen zu der Verunsicherung bei, die wir heute im Zuge der vergangenen Regierungsentscheidungen kennen. Stabilität und klare Verhältnisse sind eine Stärke unseres Finanzplatzes, die unter Rücksicht auf die europäischen Entscheidungen als Standortvorteil erhalten bleiben muss (siehe Kapitel Haushaltspolitik).

Klare Regeln für alle Finanzplatzakteure

Weil wir für eine soziale Marktwirtschaft stehen und gegen den sogenannten Kasino-Kapitalismus sind, stehen wir auch für klare Regeln für alle Akteure des Finanzplatzes. Wir wollen Manager künftig stärker in die Pflicht nehmen und für unverantwortliche Spekulationen auch persönlich haftbar machen. Wir sind überzeugt, dass die bestehenden Gesetze ausreichend sind, um Steuerhinterziehung und Geldwäsche erfolgreich zu bekämpfen. Um die Glaubwürdigkeit unseres Finanzplatzes allerdings zu festigen, müssen diese jedoch konsequent umgesetzt werden. Um dies zu erreichen, bedarf es einer personellen Aufstockung der zuständigen Abteilungen bei Justiz und Polizei. Die DP wird die hierzu nötigen Mittel bereitstellen. Wir werden sämtliche Akteure des Finanzplatzes zudem dazu anhalten, einem übergreifenden Deontologiekodex beizutreten, wie er heute bereits für einzelne Sparten existiert.

Sicherheit für Anleger zum Markenzeichen machen

In einem wettbewerbsintensiven Umfeld muss der Finanzplatz seine Stärken besser einsetzen. Wir wollen einen Finanzplatz, der für Anlegerschutz steht, der für ein Finanzsystem steht, das sicher, transparent und verantwortlich ist, auch im sozialen Bereich. Der Fall Madoff hat bewiesen, dass Luxemburg weder die Strukturen hat, um unzufriedenen Kunden eine Stimme zu geben, noch die Möglichkeit hat, illegales oder zumindest undeontologisches Verhalten von Finanzakteuren schnell und wirksam zu bestrafen. Wir sind für eine weitere Stärkung unserer nationalen Aufsichtsbehörden und unterstützen internationale Bestrebungen, die zu einer effizienteren Regulierung der Finanzmärkte und Banken beitragen. Wir begreifen eine bessere Regulierung und Harmonisierung der Regelwerke als Chance für unser Finanzzentrum, sofern die Regeln für alle dieselben sind und keine unnötigen Kostensteigerungen für die Finanzinstitute nach sich ziehen.

Gegen vorliegendes Finanztransaktionssteuersmodell

Die DP wird auch die Bestrebungen hinsichtlich einer Finanztransaktionssteuer auf europäischer Ebene fest im Auge behalten. Eine solche Steuer wird oft als Allheilmittel gegen

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übermäßige Spekulationsgeschäfte dargestellt. Man muss aber davon ausgehen, dass die Banken und Fondsverwalter die Kosten einer Finanztransaktionssteuer auf ihre Kunden abwälzen würden. Somit würde sie auch Privatleute treffen, die ein kleines Aktienportfolio halten und in Anleihen oder Fonds investiert haben. Eine solche Steuer wäre demnach nicht im Interesse der Kleinanleger. Auch haben sich weltweit führende Finanzzentren wie London bereits klar gegen die Finanztransaktionssteuer positioniert. Ihre Einführung in Luxemburg würde für unseren Finanzplatz daher einen weiteren klaren Wettbewerbsnachteil bedeuten. Unter diesen Bedingungen spricht die DP sich konsequent gegen die von der EU-Kommission vorgeschlagene Steuer aus. Dies bedeutet nicht, dass wir uns prinzipiell jeder Diskussion über die Besteuerung von Finanzgeschäften verschließen. Voraussetzung ist jedoch, dass diese nicht zu einer weiteren Belastung unserer Firmen und Haushalte führen, und den weltweiten Wettbewerb nicht verzerren. Wir machen nur mit, wenn alle mitmachen.

Fondsgeschäft weiter ausbauen

Das Fondsgeschäft entwickelt sich immer mehr zum Zugpferd und Zukunftsträger unseres Finanzplatzes. Doch auch hier schläft die Konkurrenz nicht und besonders im alternativen Bereich versuchen jetzt andere EU-Mitgliedsstaaten (Irland, Großbritannien, Malta, ...) Luxemburg seinen Rang als größten Fondsplatz Europas streitig zu machen. Weltweit zeigen Großmächte wie China (mit Shanghai und Hongkong) und Singapur sowie die USA verstärkt Interesse am globalen Fondsvertrieb, wie er aus Luxemburg getätigt wird. Daher muss Luxemburg verstärkt in seine Zukunft investieren, neue Richtlinien schnell und pragmatisch umsetzen, durch eine effiziente Promotionsarbeit neue Märkte erschließen („pays cibles financiers“) und bestehende verteidigen sowie innovative Produkte schaffen. Zukunft sieht die DP z.B. in der Schaffung von spezifischen Produkten im Private Equity Bereich sowie im sozialen Unternehmertum.

Stärkung des Datenschutzes

Nun da der Verlust des Bankgeheimnisses nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, muss er als Chance wahrgenommen werden. Das Private Banking Modell wie wir es bisher kannten wird wohl in seiner heutigen Form in Zukunft nicht bestehen bleiben. Der Schutz der Privatsphäre muss aber gewahrt bleiben. Deshalb treten wir konsequent für eine Stärkung des Datenschutzes ein, insbesondere im Bezug auf Bankdaten. Diskretion muss am Finanzplatz auch weiterhin großgeschrieben werden.

Neue Geschäftsfelder im Privatkundenbereich besetzen

Das Private Banking hat sich in den letzten Jahren auf eine neue Kundschaft umgestellt. Mit der Family Office-Gesetzgebung gilt es nun, diese spezialisierten Dienstleistungen für eine vermögende Klientel weiter auszubauen. Wir wollen diese Chance nutzen und die Vorteile, die wir als Land in diesem Bereich bieten können, sichtbarer nach außen machen.

Finanzplatz als Brückenkopf internationaler Unternehmen in der Euro-Zone ausbauen

Es gilt unter diesen Voraussetzungen unseren Finanzplatz als Brückenkopf internationaler Unternehmen in der Euro-Zone konsequent auszubauen. Für uns geht es schlichtweg darum, alle Möglichkeiten auszuloten unser Finanzzentrum so aufzustellen, um es ihm zu erlauben auch weiterhin attraktiv für Investoren zu sein und somit weiterhin zum Wohlstand unseres Landes beizutragen. Die DP bürgt dafür, dass dies sowohl im Respekt aller internationaler Regelwerke und Bestrebungen im Kampf gegen die Geldwäsche geschieht und gleichzeitig für keinen der Akteure zu einer Wettbewerbsverzerrung führt.

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Vermarktung des Finanzplatzes verbessern

Auf internationalem Parkett werden wir dafür sorgen, dass Luxemburg nicht länger als opportunistische Steueroase, sondern als seriöser Finanzplatz auf Augenhöhe mit London, Frankfurt, Paris, Singapur, Hong Kong und New York angesehen wird. Hierzu werden wir die bestehenden Agenturen in eine einzige Promotionsagentur für die Wirtschaft und den Finanzplatz zusammenführen, und für eine effiziente Zusammenarbeit mit den zuständigen Abteilungen im Finanz-, Wirtschafts- und Außenministerium, sowie unseren ausländischen Vertretungen sorgen. Eine gemeinsame Strategie, einheitliche Aussagen und ein uniformer Auftritt werden zu einem professionelleren und glaubwürdigen Erscheinungsbild beitragen.

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Medien und ICT

Unsere Analyse der SituationLuxemburg hat sich mit der Gründung von RTL in den 1920er Jahren und ab den 1980er Jahren durch den weltweiten Aufstieg und Erfolg von SES Astra international den Ruf erworben, ein innovativer und stabiler Medienstandort zu sein. Dank der konsequenten langjährigen Unterstützung der Filmproduktion gelang es auch, die Kreativwirtschaft hierzulande anzukurbeln. Zudem konnten wegen des günstigen steuerlichen Umfelds wichtige Internetplattformen nach Luxemburg gelockt werden. Neben den sogenannten neuen Medien haben die klassischen Medien der audiovisuellen und geschriebenen Presse nach wie vor Bestand. Und gerade sie haben in den letzten Monaten gezeigt, wie wichtig es ist, dass eine unabhängige Presse hierzulande ihre ungeschriebene Rolle als „4. Macht” im Staat ausüben kann. Für die DP sind Pressefreiheit und Quellenschutz unantastbar und werden es in Zukunft auch bleiben.

Der Medienstandort Luxemburg hat sich in den vergangenen Jahren weiter entwickelt. Zu den bestehenden Tätigkeitsfeldern hinzu gekommen sind Firmen aus dem Bereich des Online-Gaming und des Cloud-Computing. Dies ist nicht zuletzt das Resultat der guten Infrastrukturen im Bereich der Breitband-Internetverbindungen und modernster Datenzentren. Doch eine konkrete Strategie für den ICT- und Medienstandort Luxemburg, die auf unseren aktuellen Stärken aufbaut, ist bisher nicht erkennbar geworden. Für die DP besteht die Rolle des Staates u.a. darin, die richtigen strukturellen und legalen Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen, damit der ICT-Standort Luxemburg sich entwickelt. Doch gleichzeitig ist der Staat unserer Ansicht nach ein wichtiger „Change-Agent”, der im Bereich der Digitalisierung wichtige Impulse setzen muss, von denen der ICT-Standort profitiert.

Was wird die DP in den kommenden Jahren tun?

Presse und Medien

Die Unabhängigkeit und Vielfalt der Presse garantieren

Die politischen Ereignisse der letzen Monate haben gezeigt, dass Unabhängigkeit und Vielfalt sowie Qualität und Objektivität der journalistischen Arbeit, besonders in einem kleinen Land wie Luxemburg, von extrem hoher Bedeutung sind. Die DP tritt für freie Meinungsäußerung in den Medien ein und wird es nicht zulassen, dass die im Gesetz festgeschriebene Pressefreiheit und der Quellenschutz angetastet werden. In dem Zusammenhang werden wir die aktuelle Vorlage des Informationsgesetzes überarbeiten.

Eine gezielte Medienerziehung gewährleisten

Die rasanten medialen Veränderungen der letzten Jahre haben zu einer digitalen Gesellschaft geführt, in der ein aufgeklärter und verantwortungsvoller Umgang mit Medien unabdingbar ist, um als Bürger die politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklungen zu verstehen und am sozialen Leben teilnehmen zu können. Eine Stärkung der Medienkompetenz des Einzelnen bedeutet Chancengleichheit in der digitalen Wissensgesellschaft.

Deshalb wird die DP die Medienerziehung zu einem integralen Bestandteil des Lehrprogramms in der Grundschule und im Sekundarunterricht machen. Kinder und Jugendliche müssen lernen, verantwortungsvoll und kritisch mit den Medien umzugehen. Das gilt ganz besonders für ihre eigene Mediengestaltung und die Nutzung des Internets.

Den staatlichen „Service Information et Presse“ reformieren

Der „Service Information et Presse“ (SIP) ist gegenwärtig an das Staatsministerium angebunden und untersteht dem Premierminister. Die DP wird aus dem SIP eine Dienststelle machen, die künftig

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nicht vornehmlich die Kommunikation des Premierministers organisieren, sondern stärker als bisher die öffentliche Kommunikation der gesamten Regierung gestaltet sowie politische Informationen, die von allgemeinem Interesse sind, publizistisch aufarbeitet und in Veröffentlichungen den Bürgern zur Verfügung stellt.

Den Filmproduktionsstandort Luxemburg absichern

Die DP ist überzeugt, dass ein Medienstandort nicht ohne audiovisuelle Produktionsstätte auskommt. Aufgrund der speziellen Situation der Film- und Fernsehproduktion in Europa unterstützt die DP die öffentlichen Förderhilfen, die ein Garant für europäische Produktionen sind. Luxemburg hat sich als Filmproduktionsland international einen Namen gemacht. Nicht erst seit gestern werden hierzulande qualitativ hochwertige Filme produziert. Private Investoren haben in professionelle Infrastrukturen investiert. Nun heißt es, die Förderungsmechanismen zu optimieren, um den neuen Entwicklungen Rechnung zu tragen und den internationalen Begebenheiten anzupassen, um so den Standort auf Dauer abzusichern.

ICT-Standort

Den ICT-Standort weiter ausbauen

Die letzen Jahre haben gezeigt, dass der Medien- und Kommunikationsstandort Luxemburg sich kontinuierlich entwickelt und wächst. Neue, innovative Gesellschaften und Aktivitäten breiten sich im Großherzogtum aus. Die DP setzt auf diesen zukunftsträchtigen Wirtschafszweig, der Kreativität, Wissen, Technologie und Forschung im Interesse des Landes vereint.

Viele Medienunternehmen fühlten sich von den reizvollen finanziellen Vorteilen, die unser Land zu bieten hat, angezogen und haben sich aus diesem Grund im Großherzogtum niedergelassen. Doch ab 2015 werden diese spezifischen Vorteile wegfallen. Eine klare Strategie, wie die ansässigen Firmen gehalten und neue internationale Unternehmen angezogen werden können, fehlt zur Zeit. Die DP will sich verstärkt mit den IT-Unternehmen zusammen setzen, um die gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie den Ausbau von zukunftsweisenden Infrastrukturen und Dienstleistungen mit ihnen abzusprechen.

Deshalb wird die DP nicht nur die Vermarktung des Medien- und Kommunikationsstandortes Luxemburg mit professionellem Know-how gezielt vorantreiben, um auf internationaler Bühne auf die Vorteile unseres Standortes aufmerksam zu machen, sondern ebenfalls attraktive gesetzliche und strukturellen Rahmenbedingungen garantieren.

Digitales Luxemburg

Eine der obersten Prioritäten der DP besteht in der kontinuierlichen Digitalisierung aller Arbeitsschritte der öffentlichen Verwaltungen sowohl untereinander als auch im Kontakt mit den Bürgern und den Unternehmen. Diese Entwicklung ist unserer Ansicht nach unumgänglich. Die DP will, dass Luxemburg in diesem Bereich zu den „first movers” gehört und dies zu einem Standortvorteil macht. Die Digitalisierung und Automatisierung von Arbeitsschritten beim Staat und den Gemeinden ist unserer Ansicht nach der einzige Weg, um transparente, qualitativ hochwertige und schnelle Prozesse innerhalb des Staates und der Gemeinden zu garantieren. In diesem Bereich kann der Staat als „Change“-Agent auftreten und dazu beitragen, dass sich Firmen und Know-how in diesem Bereich in Luxemburg ansiedeln.

IT-Lösungen für den Finanzplatz

Die DP sieht im Bereich der Dienstleistungszulieferer und -anbieter von IT-Lösungen für den Finanzplatz ein potentielles Standbein für Luxemburg. Der Prozess der Digitalisierung auf der

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Ebene des Luxemburger Staates soll dazu genutzt werden, um hier Kontakte zu knüpfen und Betriebe nach Luxemburg zu locken, auf denen solch ein Dienstleistungsbereich für den Finanzplatz aufgebaut werden könnte. Bereits heute befindet sich eine Reihe von Anbietern aus dem Bereich des Cloud-Computing in Luxemburg.

Digitales Archiv der Wirtschaft und des Staats

Die DP sieht im Bereich der digitalen Archivierung ein großes wirtschaftliches Potenzial für unser Land. So wie beim Staat, stellt sich für jede Firma zunehmend die Frage, wie man mit Dokumenten und Verträgen in Printform verfahren und wie deren Archivierung aussehen muss. Eine moderne und pragmatische Gesetzgebung zur digitalen Archivierung von Dokumenten würde einen Standort-Vorteil für Luxemburg bedeuten. Die DP will das bestehende Gesetzesprojekt schnell vorantreiben und entsprechend anpassen, damit Luxemburg hier eine Vorreiterrolle übernehmen kann. Es muss zudem eine Strategie für das gesamte Archiv des Staates und der Gemeinden entwickelt werden.

Fort-Knox für Daten

Luxemburg hat als internationaler Finanzplatz eine lange Tradition von Diskretion und Professionalität beim Umgang mit sensiblen Daten. Die DP will darauf aufbauen und Luxemburg zu einem Datenspeicher der Finanzwelt und der Realökonomie ausbauen. Die DP will deshalb Angebote im Bereich der Datenspeicherung mit hohen Sicherheitsstandards ebenso unterstützen wie die Forschung in diesem Bereich (Datensicherheit, Verschlüsselung usw...)

IT-Forschungsprojekte fördern

Die DP will mit den Akteuren des Luxemburger IT-Standorts gemeinsam Forschungsprojekte (z.B. in den Bereichen Datensicherheit, Digitale Signaturen und Archivierung sowie Online-Plattformen) ausarbeiten, mit denen ein gezielter Aufbau von Know-how in diesen Bereichen vorangetrieben werden kann.

Vertreter unterschiedlicher Medienbereiche zusammen bringen

In Luxemburg sind im Moment verschiedene Akteure präsent, zwischen denen Synergien und gemeinsame Interessen entstehen könnten. So will die DP etwa die Akteure des Internethandels und der Gaming-Industrie an einen Tisch bringen, um über die Weiterentwicklung von Online-Plattformen und der Interaktion mit Kunden zu diskutieren. Einen weiteren Themenblock sieht die DP im Bereich des Cloud-Computings, wo Luxemburg bereits heute eine ganze Reihe von Anbietern kennt. Gleichzeitig sind einige der größten Akteure dieses Segments in Luxemburg präsent. Diese Akteure will die DP rund um die Frage der Zukunft des Cloud-Computings an einen Tisch bringen. Zwischen den Entwicklern des Online-Gaming und der Filmindustrie sieht die DP Verknüpfungspunkte im Bereich der Animation. Hier kann Luxemburg auf einige renommierte Künstler und erfahrene Produzenten und Techniker verweisen.

Den logistischen Arm des e-Commerce entwickeln

Die DP wird auch den logistischen Bereich des e-Commerce ausbauen. In einer spezifischen Industriezone sollen sich die im e-Commerce aktiven Unternehmen ansiedeln, wodurch sie die Möglichkeit erhalten, die angebotenen logistischen Dienstleistungen gemeinsam zu nutzen.

Wie in der Vergangenheit mit Lux-Connect geschehen, wird die DP die hierzulande ansässigen Firmen im e-Commerce-Bereich beim Aufbau einer gemeinsamen Verkaufsplattform (shop-in-shop), nterstützen, die es den Unternehmen dank eines integrierten professionellen Trägers ermöglichen wird, ihre Produkte von Luxemburg aus weltweit zu vertreiben.

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Netzneutralität bewahren

Das Internet war von Beginn an ein offenes Medium, welches keiner Firma und keinem Staat gehörte, keiner Kontrolle unterstellt war. Nur so war es möglich, dass es zur globalen Informations- und Kommunikationsplattform wurde, wie wir es heute kennen. Diese Netzneutralität ermöglicht es jedem Bürger, frei, unbeobachtet und gleichberechtigt das digitale world wide web zu nutzen. Das neutrale Netz ist auch eine wichtige Grundvoraussetzung für innovative Start-ups, sowie für eine Reihe von bedeutenden ICT Firmen, die sich in Luxemburg niedergelassen haben. Das Aufgeben der Neutralität des Internets würde zu diskriminatorischen und sozial ungerechten Netztarifen führen und das Aufgeben des Schutzes der persönlichen Daten bedeuten. Kleine, kreative Firmen hätten keine Basis mehr, um ihr Potenzial zu entwickeln. Die DP ist ein Verfechter der Wahrung der Netzneutralität und wird sich dafür einsetzen, dass auf europäischer und internationaler Ebene Abkommen unterzeichnet werden, welche die Netzneutralität anerkennen und schützen.

Datenschutz stärken, Sensibilisierung und Information fördern

Dem Luxemburger Staat fehlen aktuell eine Kultur des Datenschutzes und ein klares Bewusstsein für seine Bedeutung. Wie die DP in den vergangenen Jahren in Erfahrung brachte, gab es bis vor kurzem noch nicht einmal eine vollständige Liste aller Datenbanken in denen personenbezogene Daten gespeichert werden, geschweige denn eine umfassende Strategie zum Schutz dieser Daten. Ein Entschließungsantrag mit dem die DP die Umsetzung von weitgehenden Maßnahmen im Bereich des Datenschutzes einforderte, wurde von der Regierung im März 2012 abgelehnt. Für die DP ist die informationelle Selbstbestimmung ein wesentliches Grundrecht, dazu gehört auch das sogenannte „droit à l’oubli“. Die digitale Speicherung von Informationen über eine Person und sein Verhalten führt potentiell dazu, dass der Bürger heute die Kontrolle darüber verliert, wer welche Informationen wann und bei welcher Gelegenheit über ihn aufzeichnet und speichert. Dies stellt nach Ansicht der DP eine Bedrohung der Privatsphäre und der individuellen Handlungsfreiheit dar.

Die DP will die Information und Sensibilisierung der Jugendlichen für das Thema Datenschutz im Rahmen der öffentlichen Schule verstärken. Die DP sieht darin einen wichtigen Bestandteil eines verantwortungsbewussten Umgangs mit digitalen Medien und einer Wahrnehmung seiner Persönlichkeitsrechte. Dieses Thema muss nach Ansicht der DP deshalb Eingang finden in den Unterricht der Sekundarschule. Entsprechende Lehreinheiten können innerhalb des Sprachenunterrichts oder des Werteunterrichts vorgesehen werden.

Selbstbestimmter Umgang mit Daten

Wir wollen neue Wege im Umgang mit öffentlichen Daten beschreiten und die Datenhoheit in die Hände der Menschen und Unternehmen begeben. Wir wollen im Einklang mit der Datenschutzkommission bestimmen, in welchem Umfeld und in welcher Form, Daten innerhalb des Staatsapparats zusammengelegt bzw. geteilt werden dürfen.

Des Weiteren wollen wir, dass die Bürger und Unternehmen in Zukunft einen Zugang zu ihren Anträgen und Akten haben, der es ihnen erlaubt zu jedem Zeitpunkt nachvollziehen zu können, wer ihre Akte gerade behandelt und in welchem Stadium sich ihr Antrag befindet („Tracking-System“).

Zudem wollen wir dem Bürger erlauben, die Hoheit über seine Daten zurückzugewinnen, indem er nicht nur Zugang zu den über ihn gespeicherte Daten bekommt, sondern auch erkennt, welcher Beamte aus welchem Grund Zugriff auf seine Daten genommen hat.

Sicherheitsarchitektur für personenbezogene Datenbanken

Die DP wird ein umfassendes Regelwerk einführen, das den Umgang mit personenbezogenen Daten bei den öffentlichen Verwaltungen regelt. Schutz und Zugang zu Datenbanken sollen unter anderem von der Sensibilität der Daten abhängig gemacht werden. Darüber hinaus soll jeder Zugriff

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auf personenbezogene Daten festgehalten und durch Stichproben kontrolliert werden, um etwaige Missbräuche der Daten durch öffentliche Bedienstete zu verhindern. Ein Verhaltenskodex soll für alle Verwaltungen den Umgang mit personenbezogenen Daten festschreiben und dazu beitragen, sie mit ihrem Umgang zu sensibilisieren.

Datenschutzkommission mehr Mittel geben

Die nationale Datenschutzkommission (CNPD) verfügt aktuell nicht über ausreichende Mittel, um ihren Verpflichtungen in den Bereichen der Information, Sensibilisierung und Kontrolle im Bereich des Datenschutzes nachzukommen. Die DP will die CNPD deshalb personell und finanziell stärken.

Briefgeheimnis auf elektronische Nachrichten ausweiten

In Zeiten, in denen die überwiegende Mehrzahl des Informationsaustausches nicht mehr per Brief sondern per E-Mail geschieht, ist das Briefgeheimnis so wie es im Artikel 28 der Luxemburger Verfassung festgeschrieben ist, nicht mehr ausreichend. Die DP ist deshalb der Ansicht, dass das Briefgeheimnis, wenn es im 21. Jahrhundert noch Bestand haben soll, auf E-Mails und andere elektronische Nachrichten ausgeweitet werden sollte. Darüber hinaus wird die DP die Einführung eines Labels „E-Mail Made in Luxembourg“ überprüfen, mit denen privaten und wirtschaftlichen Nutzern höchste Vertraulichkeits- und Sicherheitsstandards (Datenverschlüsselung usw.) garantiert werden.

No-Spy Abkommen

Durch die technologischen Fortschritte wird heute etwas möglich, was gestern noch unvorstellbar schien: Die weltweite flächendeckende Kontrolle von digitalen Kommunikationsströmen. Die rezenten Enthüllungen rund um das amerikanische Überwachungsprogramm PRISM zeigen, welche Ausmaße und Qualität solche Programme in der Zwischenzeit haben. Für die DP stellt diese Art von Überwachungsprogrammen die größte aktuelle Bedrohung für die fundamentalen Bürgerrechte der Menschen dar. Sie setzen jegliche legalen Bestimmungen außer Kraft, mit denen demokratischen Rechtsstaaten in den vergangenen Jahrzehnten die Grundrechte ihrer Bürger zu schützen versuchte. Als kleines Land und als internationaler Finanzplatz ist Luxemburg diesen ausufernden Überwachungsprogrammen der Großmächte hilflos ausgeliefert. Aus diesem Grund will die DP den Schutz der Privatsphäre, des geistigen Eigentums und der nationalen Interessen des Landes auf die oberste Agenda von multilateralen Institutionen wie der EU, der OECD, der NATO und der UN setzen. Auch die EU-Staaten müssen sich nach Ansicht der DP klar dazu bekennen, dass sie keine geheimdienstlichen Aktivitäten gegen die Interessen eines anderen EU-Mitgliedstaates und ihrer Bürger richten. Die DP wird sich dafür einsetzen, dass auf der Ebene der Staats- und Regierungschefs ein detailliertes No-Spy Abkommen ausgearbeitet wird und die EU als Ganzes sich für ähnliche Abkommen mit den USA, Russland und China einsetzt.

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Landwirtschaft und Weinbau

Unsere Analyse der SituationEine moderne, zukunftsfähige Agrar- und Ernährungswirtschaft ist der Nachhaltigkeit verpflichtet. Die uns zu Verfügung stehenden Ressourcen müssen behutsam genutzt werden. Die Ausrichtung der EU-Agrarpolitik für den Zeitraum 2014-2020 ist beschlossen. Die gemeinsame Agrarpolitik (GAP) wird nach dieser Reform ökologischer, transparenter gestaltet. Dadurch wird die Stellung der Landwirtschaft in unserer Gesellschaft gestärkt. Der Ernährungssicherheit, dem Klimawandel sowie der ländlichen Entwicklung wird Rechnung getragen. Die DP tritt dafür ein, dass bei künftigen Agrarreformen die Direktzahlungen stärker an die Arbeitskräfte und weniger an die Flächen gebunden werden.

Jetzt gilt es, das für die Luxemburger Landwirtschaft wohl wichtigste Gesetz, das Agrargesetz (PDR), mit seinen Rahmenbedingungen für die kommenden sieben Jahre auszuarbeiten. Die DP weist auf den hohen Stellenwert der Landwirtschaft in der Gesellschaft hin, unterstreicht die Wichtigkeit der regionalen Nahrungsmittelproduktion, die Erhaltung einer hochwertigen Lebensqualität und unterstützt insbesondere den Erhalt von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum.

Was wird die DP in den kommenden Jahren tun?

Auf Qualitätsprodukte setzen

Die DP wird eine qualitativ hochwertige Nahrungsmittelproduktion durch eine nachhaltige und zukunftsorientierte Entwicklung der gesamten Agrarwirtschaft garantieren. Innovative, marktorientierte Konzepte entlang der Wertschöpfungskette der luxemburgischen Landwirtschaft werden neben den (Jung)landwirten und -winzern und der Obst- und Gemüsebauern besonders vorteilhaft gefördert. Auch wird die DP dafür sorgen, dass Lebensmittel aus regionaler, luxemburgischer Herkunft in den hiesigen Schulkantinen, „maisons relais“, Altersheimen und Spitälern auf dem Speiseplan stehen.

Verbraucherfreundliche Kennzeichnung garantieren

Die DP wird verbraucherfreundlichere, klar verständliche und überprüfbare Kennzeichnung von Qualitätsprodukten garantieren. Dem Label-Dschungel und der Verunsicherung des Konsumenten muss ein Ende gesetzt werden. Etikettenschwindel und Lebensmittelskandale, hervorgerufen durch kriminelle Machenschaften, sind inakzeptabel und müssen daher konsequent sanktioniert werden.

Junglandwirte fördern

Die DP wird die bestehende Gesetzgebung im Hinblick auf die Förderung von jungen Landwirten voll ausschöpfen, um junge Menschen verstärkt zu motivieren, einen landwirtschaftlichen Betrieb zu neu übernehmen bzw. weiterzuführen.

Des Weiteren wird sich die DP für eine steuerliche Vergünstigung beim Verkauf von Grundstücken an Junglandwirte einsetzen.

Pachtrecht anpassen

Das Pachtrecht ist den heutigen Gegebenheiten im Sinne des aktiven Landwirts anzupassen.

Bodenschutzgesetz ausarbeiten

Die DP wird landwirtschaftliche Nutzflächen als unvermehrbare Produktionsgrundlagen zur Ernährungssicherheit schützen und plädiert für die Ausweisung einer sogenannten „zone de

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protection et de production agricole“ bei den Sektorialplänen. Wertvolles Ackerland darf nicht zum Spekulationsobjekt werden, der übermäßige Landverbrauch muss eingedämmt werden.

Landwirtschaftliche Arbeitsplätze erhalten

Die DP ist der Überzeugung, dass die bäuerlichen Familienbetriebe im Sinne einer sozial- und umweltverträglichen Landwirtschaft auch in Zukunft unentbehrlich sind und wird Sorge tragen, dass landwirtschaftliche Arbeitsplätze erhalten bleiben. Obwohl der Anteil der Landwirtschaft an der Gesamtbeschäftigung in Luxemburg mit 1,2% europaweit am niedrigsten ist, so stellt die bäuerliche Landwirtschaft bis heute die wichtigste Erwerbsquelle und den größten Wirtschaftszweig der Welt dar.

Die Wettbewerbsfähigkeit stärken

Die DP wird in die landwirtschaftlichen Unternehmer sowie in die Wein- und Gartenbaubetriebe investieren, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und die Betriebe fit zu machen für die neuen Herausforderungen der Ausrichtung der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik für die kommenden Jahre. Der erforderliche Finanzierungsbedarf sowie die höhere Anforderung an das Liquiditäts- und Risikomanagement sollen staatlicherseits abgefedert und gezielt mit attraktiven Förderangeboten unterstützt werden.

Strategie Landwirtschaft 2020

Die DP wird eine Taskforce für die Landwirtschaft schaffen, eine Plattform „cellule de réflexion et de création“. Zusammen mit allen Akteuren aus der Landwirtschaft (Landwirtschaftskammer, Berufsorganisationen, Genossenschaften, Ackerbauschule, usw.) soll hier über mögliches Innovations- und Verbesserungspotential diskutiert werden. Dieser Prozess soll durch eine wissenschaftliche Begleitung von Universitäten und Forschungsinstituten begleitet werden. Alljährlich wird eine Agrarkonferenz einberufen, in der verschiedene Themenbereiche, wie Marketing, Marktanalysen, rentable und umweltschonende Produktion sowie innovative Produktionsmethoden diskutiert werden können.

Ausbildung anbieten

Oberstes Gebot einer rentablen und verantwortungsvollen Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Betriebe ist für die DP die Fachkompetenz der Betriebsleiter. Durch individuelle Beratung und durch eine zeitgemäße Ausbildung in der Ackerbauschule, einem Ausbildungs- und Kompetenzzentrum, wird angehenden Landwirten das nötige Wissen vermittelt. Neben einer soliden Grundausbildung ist eine gute Aus- und Weiterbildung der Landwirte unerlässlich.

Biolandwirtschaft hervorheben

Die DP sieht in der Biolandwirtschaft ein Leitbild der modernen, zukunftsorientierten Agrarkultur. Verstärkt wird die DP die Biolandwirtschaft unterstützen, aber auch die Produktionsmethoden der traditionellen Landwirtschaft weiter verbessern und modernisieren helfen, dies im Sinne einer artgerechten Haltung der Nutztiere sowie einer Reduzierung des Kunstdünger- und Pestizideinsatzes, besonders im Zusammenhang mit der Diskussion um das Bienensterben. Neben dem Bio-Aktionsplan wird die DP in Zusammenarbeit mit den Akteuren aus der Landwirtschaft entsprechende Aktionspläne zum angemessenen Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln auf den Feldern und zum Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung ausarbeiten.

Die vielseitige Bodennutzung mit weiten Fruchtfolgen bewirkt positive Effekte auf Klima, Ressourcen und Artenvielfalt. Eine vielfältige und reich strukturierte Kulturlandschaft sowie extensivere Anbaumethoden erhöhen die Biodiversität.

Forschung unterstützen

Um eine gesunde Lebensmittelproduktion zu fördern, wird die DP besonders die Züchtung krankheitsresistenteren Getreide-Pflanzensorten unterstützen und den Anbau von Körnerleguminosen

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fördern. Dabei handelt es sich um Pflanzen, die den Stickstoff aus der Luft, über die Knöllchenbakterien verwerten können und als regionales Futtermittel für Tiere dienen kann. Dadurch kann der Eiweißbedarf größtenteils in der EU gedeckt werden, die negativen Effekte der Importe (z.B. Soja) aus Übersee verringert sowie die Zerstörung von Regenwald vermieden werden.

Kritisch gegenüber „grüner“ Gentechnik

Die DP steht der grünen Gentechnik nach wie vor sehr kritisch gegenüber und plädiert für das Vorsorgeprinzip im Bereich der Lebensmittelsicherheit. Die DP steht für gentechnikfreie Saatgut- und Sortenvielfalt und für die Rechte der Bauern im Umgang mit Saatgut aus eigener Ernte. Bauern und Verbraucher müssen frei entscheiden können, was auf ihren Acker, in ihren Trog und auf ihre Teller kommt.

Kooperativer Wasserschutz befürworten

Wasser ist ein unverzichtbares Grundversorgungsgut für Mensch, Tiere und Pflanzen und muss daher geschützt werden. Die DP ist der Überzeugung, dass präventiver Wasser- und Quellenschutz in der Kooperation mit der Landwirtschaft möglich ist. Die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie, in Verbindung mit der Reform der gemeinsamen Agrarpolitik, kann durchaus Maßstäbe für einen nachhaltigeren Gewässerschutz setzen und die diverse Einleitungen ins Grundwasser, insbesondere Stickstoffe vermeiden helfen.

Priorität für die Nahrungsmittelproduktion

Die DP ist der Ansicht, dass der Schwerpunkt der Landwirtschaft auch in Zukunft bei der Produktion von Nahrungsmitteln liegen muss. Biogasanlagen, die fast ausschließlich auf Maisbasis arbeiten, sind keineswegs von nachhaltigem Charakter. (Monokulturen, Landpreis, usw.) Deshalb tritt die DP für einen Güllebonus für regionale Biogasanlagen, die prioritär mit Gülle und Mist gespeist werden, ein. Dies trägt sowohl zur Diversifizierung der landwirtschaftlichen Betriebe als auch zur Energieautonomie bei. Parallel dazu kann der Obst- und Gemüseanbau mit der Abgabe von Überschusswärme gefördert werden.

Entbürokratisierung vorantreiben

Eine Vereinfachung der Anträge, sowie des Verwaltungsaufwandes der Landwirte muss umgesetzt werden. Bürokratische und finanzielle Belastungen durch staatliche Kontrollen der landwirtschaftlichen Betriebe müssen reduziert werden.

Die DP wird regionale „guichets uniques“ errichten, eine Anlaufstelle, die die Landwirte bei Antragstellungen und Genehmigungsprozeduren wie beispielsweise bei Baugenehmigungen in der Grünzone, tatkräftig unterstützt und beratend zur Seite steht.

Weinbau fördern

Die DP wird die Qualitätsabsicherung des Weinbaus über Forschung aufgrund des Klimawandels, umweltschonender Produktionsmethoden bis hin zur professionellen Vermarktung unterstützen.

Der Weinbau steht vor großen Herausforderungen. Neben den Auswirkungen des Klimawandels hat die Branche seit Jahren nicht nur mit einem rückläufigen Konsum zu kämpfen, sondern muss auch versuchen, dem gesteigerten Qualitätsbewusstsein der Verbraucher Rechnung zu tragen. Die DP will mit ihrer Politik dazu beitragen, die Zukunft des Luxemburger Weinbaus abzusichern.

In den letzten Jahren wurden im Weinbau große Anstrengungen im Hinblick auf die Qualitätsverbesserung vorgenommen. Die DP wird derartige Bemühungen weiter unterstützen und begleiten. Zudem ist die DP der Ansicht, dass die eingeleitete Ausbreitung der Produktpalette weitergeführt werden muss. Hierzu gehört neben verschiedenen ergänzenden Nischenprodukten auch der ökologische Weinbau, dem die DP positiv gegenüber steht.

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Die Zukunft des Weinbaus wird mit der DP gesichert, indem Versuche mit anderen Reben- und Erziehungsarten weiter geführt werden, um der Klimaveränderung Rechnung zu tragen. Damit die Winzerjugend auch künftig in den Weinbau investiert, wird die DP sich dafür einsetzen, dass der gesetzliche Rahmen zur Förderung von jungen Winzern zur Gänze ausgeschöpft wird.

Um die Vermarktung des luxemburgischen Weins zu verbessern, wird die DP ein Marketingkonzept ausarbeiten, das die gesamte Weinbauregion umfasst und die Bereiche Wein, Gastronomie und Kultur miteinander verbindet.

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Arbeit

Unsere Analyse der SituationDie Entwicklung der Arbeitslosenzahlen in den letzten Jahren ist besorgniserregend. Der Ausbruch der Finanzkrise Ende 2007 und ihr Übergreifen in den folgenden Monaten auf die Realwirtschaft haben zu einem rasanten Anstieg der Arbeitslosigkeit geführt. Ende Juli 2013 waren 16.988 Menschen auf der Suche nach Arbeit beim Arbeitsamt (ADEM) gemeldet, davon 1.896 unter 25 Jahren. Zusammen mit den Menschen in einer Beschäftigungsmaßnahme beläuft sich die Zahl der Arbeitssuchenden auf knapp 21.000. Das sind für Luxemburg bislang ungekannte Zahlen. Im Juli 2009 waren lediglich rund 15.800 Menschen ohne Arbeit.

Die Regierung hat zu spät und zu zögerlich auf die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt reagiert. Während vielen Jahren wurde versucht, das Problem der steigenden Arbeitslosigkeit ausschließlich mit finanziellen Mitteln zu bekämpfen. Es wurden neue Maßnahmen und Instrumente ins Leben gerufen, ohne jedoch ihren Nutzen und ihre Effizienz zu überprüfen. Resultat: Heute gibt es einen Dschungel an Spezialmaßnahmen und Förderinstrumenten, deren tatsächlicher Nutzen fragwürdig ist und die zudem zu Mitnahmeeffekten einladen.

Die DP hat im Parlament gegen die im Dezember 2012 beschlossene Reform der ADEM („Agence pour le développement de l’emploi“) gestimmt. Obwohl wir durchaus einige Ansätze der Reform begrüßen, sind wir davon überzeugt, dass die Reform nicht weit genug geht. Denn trotz der Reform verfügt das Arbeitsamt nach wie vor nicht über die nötigen Mittel, vor allem im personellen Bereich, um den ständig ändernden Bedürfnissen und Anforderungen des Arbeitsmarktes Rechnung tragen zu können. Nach wie vor sind viele Arbeitssuchende und Unternehmen nicht zufrieden mit den von der ADEM angebotenen Dienstleistungen. Nach wie vor liegt der Betreuungsschlüssel pro Arbeitsvermittler bei knapp 300 Arbeitssuchenden. Beispiele aus dem Ausland haben jedoch gezeigt, dass eine effiziente Vermittlung nur bis zu einem Verhältnis von 1:100 möglich ist.

Vor dem Hintergrund einer nach wie vor schwächelnden Konjunktur und angesichts der Tatsache, dass knapp die Hälfte der Arbeitssuchenden nur über ein sehr geringes Bildungsniveau verfügen, laufen wir Gefahr, dass die hohe Arbeitslosigkeit zu einem dauerhaften strukturellen Problem ausartet. Wenn wir nicht massiv gegensteuern, wird die Arbeitslosenquote weiter steigen.

Gegensteuern können wir allerdings nicht, indem wir nur den Blick auf die Reparaturwerkzeuge am Arbeitsmarkt richten. Denn Arbeitsmarktinstrumente verlieren ihre Hebelwirkung, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen, innerhalb derer die Arbeit organisiert ist.

Die DP wählen heißt, die Rahmenbedingungen der Wirtschaft spürbar zu verbessern, mit dem Ziel mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Die DP wählen heißt die Schwächen der Bildungspolitik gezielt anzugehen, mit dem Ziel die Jugendlichen auf die Herausforderungen des Arbeitsmarkts vorzubereiten. Wir wollen die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft sowie der Arbeitssuchenden erheblich verbessern.

Die DP will mehr Chancengleichheit am Arbeitsmarkt erreichen. Hierfür ist es notwendig, dass insbesondere Jugendliche, weniger gut ausgebildete Personen, ältere Arbeitnehmer und Langzeitarbeitslose sowie Personen mit Behinderung wieder vermehrt in Arbeit gebracht werden. Um diese Ziele zu erreichen, brauchen wir eine andere, eine effizientere Arbeitsmarktpolitik. Eine Arbeitsmarktpolitik, bei der der Solidaritätsgedanke weiterhin großgeschrieben wird, die aber gleichzeitig auch eigene Leistung und Verantwortung fördert und fordert.

Was wird die DP in den kommenden Jahren tun?

Arbeitsrecht Sektor für Sektor überarbeiten

Wir wollen das Arbeitsrecht überarbeiten, mit dem Ziel nachweislich mehr Arbeit zu fördern und nicht um Arbeit zu verhindern oder billige Arbeitskräfte auszunutzen. Deshalb wollen wir eine offene

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Diskussion über mehr Flexibilität in den Arbeitsbeziehungen, denn die Flexibilitätsanforderungen sind je nach Betrieb oder Sektor sehr unterschiedlich. Dabei sind es nicht die Unternehmer, sondern die internationalen Wettbewerbsbedingungen, die diese Ansprüche stellen. Luxemburger Standortpolitik kann diese Realitäten nicht ausblenden. Die Kostenfrage für die Unternehmen darf nicht unterschätzt werden. Wir wollen eine gezielte Diskussion, Sektor für Sektor, über Referenzperioden, flexible Arbeitszeitmodelle, die Bedingungen von zeitlich begrenzten Arbeitsverträgen führen und Entscheidungen zugunsten des Standorts treffen. Es geht nicht darum, das Arbeitsrecht auszuhöhlen, sondern im Gegenteil das Recht auf Arbeit zu stärken bzw. mehr Arbeit zu schaffen.

Moderate Lohnpolitik

Es geht nicht an, immer höhere Löhne zu fordern und damit Arbeit zu gefährden. Es geht auch nicht an, niedrigere Löhne zu fordern und damit die Menschen zu verunsichern oder gar in prekäre Situationen zu bringen. Die DP will, dass jeder Mensch in Luxemburg, der in Arbeit ist, mit dieser Arbeit bzw. mit seinem Lohn sein Leben bestreiten kann. Wir fordern eine moderate Lohnpolitik in den kommenden Jahren. Luxemburg hat auf der einen Seite trotz Indexmodulation eine hohe Lohnentwicklung in den vergangenen Jahren gekannt und auf der anderen Seite an internationaler Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. Bei unveränderter Politik wird diese Schere immer weiter auseinanderklaffen, mit verheerenden Folgen für die Beschäftigten. Wir wollen deshalb die Produktivität der Arbeitnehmer, besonders am unteren Ende der Lohnskala, durch eine bessere Ausbildung verbessern. Weil es schwer ist, mit dem Mindestlohn in Luxemburg sein Leben zu bestreiten, wollen wir gerade den Menschen im Niedriglohnbereich durch eine andere bzw. selektive Wohnungs-, Familien-, Steuer- und Energiepolitik entgegenkommen.

Indexsystem und Solidarpakt für die Jugend

Die Regierung hat sich im Anschluss an die gescheiterte „Tripartite“ bei der Frage des Index darauf geeinigt, nur maximal eine Indextranche pro Jahr bis 2014 anfallen zu lassen. Diese Entscheidung läuft nach 2014 aus, so dass sich die Frage der Zukunft des Index erneut stellt.

Wir denken, dass die Solidarität in der Gesellschaft bestehen bleiben muss. Wir rufen deshalb zu einem solidarischen Akt in der Indexfrage für diejenigen auf, die zurzeit am meisten unter der Wirtschaftskrise zu leiden haben, nämlich die jugendlichen Arbeitslosen. Der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft trifft sie am härtesten. Wir wollen deshalb mit den Arbeitgebern und Arbeitnehmern einen „Solidarpakt für die Jugend und gegen die Jugendarbeitslosigkeit“ aushandeln. Wir wollen seitens der Arbeitgeber ein Engagement bekommen, die Jugendarbeitslosigkeit zusammen mit der ADEM spürbar zu verringern bzw. die Ausbildung vieler Jugendlicher zu verbessern. Als Gegenleistung schlagen wir vor, zumindest eine Indextranche ausfallen zu lassen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu steigern und die Mittel frei zu machen für eine aktive und messbare Politik gegen die Jugendarbeitslosigkeit. Diesen Solidarpakt wollen wir innerhalb der kommenden drei Monate aushandeln.

Wir wollen darüber hinaus den Warenkorb überarbeiten bzw. die Gewichtung verschiedener Produkte (Tabak, Energie, …) neu ordnen und den Mechanismus dauerhaft auf maximal eine Indextranche pro Jahr begrenzen.

Die DP möchte an dieser Stelle klarstellen, dass sie den sogenannten „gedeckelten Index“ ablehnt, weil er keine zusätzliche Luft für die Unternehmen und damit für sichere Arbeitsplätze bringt und darüber hinaus neue Spannungen im Lohngefüge bewirken wird.

Neue Lohnmodelle testen

Über 40% der Jugendlichen ohne Arbeit haben überhaupt keinen Schulabschluss vorzuweisen und haben größte Schwierigkeiten, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Die DP möchte zusammen mit

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den Sozialpartnern neue Arbeitsmodelle auf ihre Tauglichkeit hin testen. So wollen wir die Idee der Einführung eines Ausbildungsmindestlohns für unqualifizierte Arbeitnehmer („SSM-formation“), probeweise während drei Jahren testen und anschließend gemeinsam mit den Sozialpartnern bilanzieren. Diese Maßnahme richtet sich an junge Arbeitssuchende, die überhaupt keine berufliche Qualifikation und demnach nur geringe Chancen am Arbeitsmarkt haben, weil ihre Arbeitskraft zu teuer ist. Die Höhe dieses Ausbildungsmindestlohns wird deutlich unter dem aktuellen Mindestlohn liegen. Die Differenz zum bestehenden Mindestlohn wird an sich durch die damit einhergehende Ausbildung kompensiert. Es geht uns bei dieser Maßnahme darum, die Ausbildung der unqualifizierten Arbeitnehmer zu verbessern, ihre Produktivität zu steigern und damit ihre Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt zu erhöhen. Sollten dadurch mehr Menschen in Arbeit kommen, so ist dies nur zu begrüßen.

RMG und Mindestlohn: Leistung muss sich lohnen

Wir sind solidarisch mit allen sozial Bedürftigen. Wer seine Arbeit verloren hat oder auf Sozialhilfe angewiesen ist, wird auch weiterhin Anrecht auf unsere volle Solidarität und Unterstützung haben. Wir fordern als Gegenleistung, dass arbeitsfähige Sozialhilfeempfänger mit Hilfe der bestehenden staatlichen Angebote und Programme alles daran setzen werden, um einer geregelten Arbeit nachzugehen. Die bestehende Gesetzgebung ist demnach konsequent anzuwenden.

Arbeits- und Weiterbildungsagentur

Wir wollen das Arbeitsamt zu einer Arbeitsvermittlungs- und Weiterbildungsagentur weiterentwickeln, deren Hauptakzent auf der Weiterbildung und Aktivierung des einzelnen Arbeitssuchenden liegt. Damit das Arbeitsamt diese Erwartungen auch erfüllen kann, muss sie finanziell und administrativ möglichst unabhängig sein und eng mit bestehenden Weiterbildungsinstituten und den Betrieben zusammen arbeiten. Um eine stetige Verbesserung der Dienste der Arbeitsagentur als auch einen effizienteren Einsatz ihrer finanziellen Mittel zu ermöglichen, will die DP, dass sowohl die Arbeitsweise der ADEM als auch die unterschiedlichen Maßnahmen regelmäßig auf ihre Effizienz hin analysiert und gegebenenfalls angepasst werden.

Private Arbeitsvermittlung ermöglichen

Neben der öffentlichen Vermittlungsagentur können wir uns auch private Vermittlungsagenturen vorstellen, deren Aktivitäten über die bisher übliche Vermittlung von Zeitverträgen hinaus geht. Zwar besteht zurzeit bereits die Möglichkeit private Arbeitsvermittlung zu machen, doch es fehlen konkrete Marktanreize. Wir wollen prüfen, inwiefern bestehende Markthindernisse ausgeräumt werden können, mit dem Ziel durch mehr Konkurrenz zu besseren Vermittlungsresultaten zu gelangen.

Beratungs- und Vermittlungsprozess verbessern

Wir wollen die Erstellung des Profils der Arbeitssuchenden aufgrund ihrer tatsächlichen Kompetenzen verbessern und gleich zu Beginn den Beratungs- und Betreuungsbedarf des Arbeitssuchenden ermitteln und mit zielführenden Weiterbildungsprogrammen oder Vermittlungsangeboten begleiten. Auf jeden Fall geht es uns darum, die Kompetenzen des Arbeitslosen während der Zeit der Arbeitslosigkeit zu stärken. Es geht aber auch darum, den Arbeitssuchenden dazu anzuhalten, seine eigenen Kompetenzen zu verbessern.

Kompetenzen der Stellenvermittler schärfen

Wir werden die notwendigen finanziellen Mittel für eine substantielle Personalaufstockung bereitstellen. Wir wollen den Betreuungs- und Orientierungsprozess erheblich verbessern und wollen deshalb nicht zuletzt besonders in die Fähigkeiten und das Können der Stellenvermittler investieren. Gute Stellenvermittler brauchen Kreativität, eine gute Vernetzung mit den Unternehmen sowie hohe Beratungsfähigkeiten.

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Suchintensität steigern

Die DP ist der Ansicht, dass der Arbeitssuchende in Zukunft der ihm angebotenen Unterstützung und Solidarität durch Eigeninitiative gerecht werden muss. Er muss zeigen, dass er ein wirkliches Interesse an einer neuen Arbeitsstelle besitzt und seinen Verpflichtungen gegenüber der ADEM nachkommen. Um die Suchintensität der Arbeitssuchenden zu steigern, wollen wir die Zumutbarkeitsgrenzen neu definieren. Ein Arbeitsangebot darf beispielsweise nicht aus Bequemlichkeit (z.B. Anfahrtswege, Arbeitszeiten,…) abgelehnt werden. Manche Arbeitnehmer überschätzen ihre eigenen Kompetenzen und stellen unverhältnismäßige Lohnforderungen, die es in diesem Fall nach unten zu revidieren gilt, um die Chancen des Arbeitssuchenden zu verbessern. Wenn ein Arbeitssuchender eine zumutbare Arbeitsstelle verweigert oder keine Initiative seitens des Arbeitssuchenden erkennbar ist, will die DP, dass die Arbeitsagentur ein derartiges Verhalten wesentlich konsequenter, als dies bislang der Fall gewesen ist, mit finanziellen Konsequenzen ahndet.

Für mehr Transparenz am Arbeitsmarkt sorgen

Wir werden zusammen mit den Unternehmen für mehr Transparenz am Arbeitsmarkt sorgen. Viele Arbeitsstellen werden bis heute nicht oder zu spät der ADEM gemeldet, weil die Unternehmen zum Teil kein Vertrauen in die öffentliche Vermittlung haben bzw. eigene Vermittlungsprozeduren (Mund zu Mund zwischen Beschäftigten, Zusammenarbeit mit privaten Vermittlern,…) bevorzugen. 40% der freien Stellen werden laut CEPS/Instead an der ADEM vorbei vermittelt. Das Vertrauen der Unternehmen in die ADEM muss zurückgewonnen werden. Wir wollen die ADEM als Dienstleister für die Unternehmen öffnen bzw. spezifische Dienstleistungen und Beratungsleistungen für Unternehmen anbieten. In diesem Sinne können auch präventive Arbeitsvermittlungsinstrumente schneller und effizienter eingesetzt werden.

Orientierungskultur an den Schulen verbessern

In den letzten Jahren ist die Jugendarbeitslosigkeit stark angestiegen. Neben den wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind vor allem eine schlechte Orientierung und eine kaum funktionierende Berufsausbildung die Hauptursachen hierfür. Die Schaffung der „maison de l’orientation“ und die Reform der Berufsausbildung haben bisher keine greifbaren Resultate gebracht. Und auch die ADEM wird dieses Problem nicht alleine lösen können. Deshalb bedarf es nach Ansicht der DP einer grundlegenden Reform der Orientierungskultur in unseren Schulen. Wir wollen mit unserer Politik bereits früher ansetzen, d.h. nicht darauf warten bis die Jugendlichen eine Ausbildung bzw. die Schule abgebrochen haben. Die DP will, dass jeder Schüler zukünftig ein individuelles Portfolio mit seinem Tutor erstellt, in dem seine Interessen, Stärken und Schwächen aufgezeichnet werden und das bei seiner schulischen Orientierung als Leitgedanke fungieren soll (siehe hierzu auch Kapitel „Bildung“). Auch die Eltern müssen stärker mit eingebunden werden. Wir wollen darüber hinaus bereits in der Schule eine individualisierte Betreuung und proaktive Orientierung der Jugendlichen organisieren, die sich nicht nur nach den Wunschvorstellungen der Jugendlichen richtet, sondern sie stärker und systematischer in tatsächlich auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehende Berufsbilder leitet.

Ausbildung praxisnaher gestalten

Die DP will die Qualität der unterschiedlichen schulischen Berufsausbildungszweige sowie die Bedingungen in den Ausbildungsbetrieben verbessern. Deshalb werden wir in enger Abstimmung mit den Unternehmen eine Qualitätsoffensive für die Berufsausbildung starten, mit dem Ziel sie wieder praxisnaher gestalten und stärker an den Bedürfnissen der Betriebe orientieren. Wir wollen zusammen mit den Unternehmen zusätzliche fachspezifische Ausbildungszentren aufbauen, die den besonderen Ansprüchen der Unternehmen entgegen kommen.

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Arbeitsmarktinstrumente auf ihre tatsächliche Wirkung hin überprüfen und verbessern

In den vergangenen Jahren sind sehr viele arbeitsmarktpolitische Initiativen und Maßnahmen ins Leben gerufen worden. Hierbei ging es wohl auch darum, nach außen deutlich zu machen, dass die Regierung etwas gegen die Arbeitslosigkeit tun wollte. Jedoch haben mehrere Studien gezeigt, dass die bestehenden Arbeitsmarktinstrumente nicht nur sehr teuer sind, sondern auch noch zu erheblichen Mitnahmeeffekten bei den Unternehmen geführt haben und die Einstellungschancen der Jugendlichen nur unerheblich verbessert haben bzw. sogar noch verschlechtert haben, wenn der Arbeitgeber sie nicht eingestellt hat und sie durch diesen Misserfolg stigmatisiert wurden. Neue Reformen und Aktionspläne sollten laut Regierung Abhilfe schaffen. Wobei kaum nennenswerte Resultate zu erwarten sind. So sind wir beispielsweise der Meinung, dass die jüngste Reform des „contrat d’initiation à l’emploi“ sowie des „contrat d’appui-emploi“ nur unerhebliche Verbesserungen bringt. Wir wollen deshalb generell die unzähligen arbeitsmarktpolitischen Instrumente, Initiativen und Aktionspläne in Kürze bilanzieren und ggf. reformieren sowie finanziell neu ausrichten.

Zudem wollen wir prüfen, inwiefern die ADEM eine Hilfestellung bei Start-up-Unternehmen leisten könnte, etwa durch die Bereitstellung von Arbeitssuchenden innerhalb einer bestimmten Zeitspanne. Deren Lohn würde in einer anfänglichen Phase ganz oder teilweise subventioniert und danach ganz vom Unternehmen übernommen. Wir wollen hiermit einerseits dazu beitragen, dass neue wirtschaftliche Aktivitäten fruchten können und andererseits neue und sichere Arbeitsplätze entstehen.

Europäische Job-Garantie verwirklichen

Um das Ziel der europäischen „Job-Garantie“ („garantie jeune“) zu verwirklichen, die den Jugendlichen spätestens vier Monate nach dem (Hoch-)Schulabschluss einen Ausbildungsplatz oder Job verspricht, wollen wir den bisher von der Regierung vorbereiteten Maßnahmenkatalog evaluieren, verbessern und kurzfristig umsetzen.

Klare Ziele und Kriterien für Beschäftigungsinitiativen

In den letzten Monaten haben die Beschäftigungsinitiativen vermehrt für negative Schlagzeilen gesorgt. Neben den in diversen Audits festgestellten finanziellen Unregelmäßigkeiten sieht die DP vor allem auch die geringe Effizienz und Erfolgsquoten bei der Wiedereingliederung der betroffenen Personen in den ersten Arbeitsmarkt äußerst kritisch. Die DP will die Beschäftigungsinitiativen nicht abschaffen. Wir sind allerdings der Ansicht, dass eine grundlegende Reform dieser Initiativen notwendig ist. Wir begrüßen, dass ein Aktionsplan zur Reform der Beschäftigungsinitiativen ausgearbeitet wurde. Wir wollen neben mehr Transparenz bei der Finanzierung, vor allem die Ziele dieser Initiativen neu definieren: Ziel dieser Maßnahmen kann es nicht sein, die Arbeitssuchenden vorübergehend zu beschäftigen, sondern die oberste Priorität muss darin bestehen, die Menschen wieder auf dem ersten Arbeitsmarkt unterzubringen.

Die DP wird daher die Beschäftigungsinitiativen neu ausrichten, sie der öffentlichen Hand unterstellen und ihnen präzise Zielsetzungen vorgeben. Des Weiteren werden wir dafür Sorge tragen, dass die Initiativen in regelmäßigen Abständen von unabhängigen Experten evaluiert werden. Auf keinen Fall dürfen die Beschäftigungsinitiativen jedoch eine Konkurrenz für Unternehmen, die auf dem freien Markt agieren, darstellen.

Mitbestimmung qualitativ ausbauen

Wir werden die betrieblichen Mitbestimmungsrechte in den Unternehmen nicht weiter quantitativ ausbauen. Stattdessen wollen wir zusammen mit den Sozialpartnern eine Qualitätsoffensive starten, damit die Mitbestimmung etwa mit Hilfe von spezifischen Schulungen qualitativ besser und effizienter im Interesse des Unternehmens und seiner Angestellten wird.

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„Reclassement“-Gesetzgebung überarbeiten

Die bestehende „Reclassement“-Gesetzgebung muss überarbeitet werden. Die Regierung hat im März dieses Jahres eine Gesetzesnovelle ins Parlament eingebracht, um die Prozeduren klarer zu gestalten und die Rechte der Betroffenen mittels Einführung eines eigenen Statuts zu stärken. Wir werden diese Gesetzesnovelle als Basis für Diskussionen mit den Arbeitgebern und den Arbeitnehmer nutzen und ggf. verbessern.

Krankheitsbedingten Fehlzeiten vorbeugen

Die Quote der krankheitsbedingten Fehlzeiten ist zwischen 2011 und 2012 von 3,5 auf 3,7% gestiegen und hat deutliche Mehrkosten verursacht. Wir wollen, diesem Phänomen entgegenwirken, einerseits indem wir zusammen mit den bestehenden staatlichen Behörden und den Arbeitgebern für sichere und gesunde Arbeitsbedingungen sorgen werden bzw. für einen weiteren Rückgang der Arbeitsunfälle kämpfen werden. Neben körperlich belastenden Tätigkeiten geht es aber immer mehr darum, psychischen Erkrankungen durch Druck und Stress vorzubeugen. Auf der anderen Seite will die DP das Krankfeiern nach Möglichkeit eindämmen. Jedes Jahr geht der Gesundheitskasse sehr viel Geld verloren, durch nicht gerechtfertigte Krankmeldungen. Wir wollen deshalb vor allem die medizinischen Kontrollen verstärken.

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Bildung

Unsere Analyse der SituationDie bildungspolitische Bilanz der Regierung ist ernüchternd. Zahlreiche unausgegorene Reformen haben zu Verunsicherung bei sämtlichen Schulpartnern geführt. In der Grundschule hat die Einführung des kompetenzorientierten Unterrichts ohne eine entsprechende Aus- bzw. Weiterbildung der Lehrkräfte zu sehr viel Unsicherheit und Unklarheiten geführt. Hinzu kommt, dass die Lehrbücher und -materialen nicht entsprechend angepasst wurden. Dies ist ein Geburtsfehler der Grundschulreform, der auch mit dem größten Engagement seitens der Lehrerinnen und Lehrer nicht aufgefangen werden konnte. Hinzu kommt, dass mangels entsprechender Richtlinien seitens des Ministeriums die Reform von Schule zu Schule anders umgesetzt wurde.

Der administrative Aufwand für die Lehrkräfte ist durch die Grundschulreform stark gestiegen, was zur Folge hat, dass wertvolle Zeit, die die Lehrer in die Vorbereitung ihres Unterrichts stecken könnten, für Papierkram verloren geht. Fazit: Vom vorgegebenen Ziel, nämlich eine besseren individuellen Förderung des einzelnen Schülers, sind wir heute weiter denn je entfernt.

Die DP bekennt sich zu notwendigen Reformen in unserem Bildungswesen. Mit uns wird es allerdings keine Experimente zu Lasten der Kinder, Lehrer oder anderen Schulpartnern geben. Bevor Reformen in die Wege geleitet werden, werden wir im Vorfeld eine wissenschaftliche Problemanalyse durchführen lassen. Wir sind davon überzeugt, dass Reformen erst dann angegangen und umgesetzt werden können, wenn die Probleme bzw. die Ursachen hierfür genau bekannt sind. Mögliche Reformvorschläge werden wir genau auf ihre praktische Umsetzung hin überprüfen.

Der Erfolg der Schule muss sich nach liberaler Auffassung auch daran messen lassen, inwiefern er allen Kindern die gleichen Startchancen ins Leben bietet, unabhängig von ihrem familiären oder sozio-kulturellen Hintergrund. Die Luxemburger Schule reproduziert und verstärkt jedoch soziale Ungleichheiten. Dieses Problem ist spätestens seit der ersten PISA-Studie bekannt und wissenschaftlich belegt. Doch die Bildungspolitik der aktuellen Regierung hat sich schwer damit getan, differenzierte Angebote innerhalb der öffentlichen Schule zuzulassen, die etwa den besonderen Bedürfnissen von Kindern mit Migrationshintergrund Rechnung tragen.

Die DP will den „sozialen Lift“ wieder zum Funktionieren bringen. Entsprechende Vorschläge, wie etwa die zweisprachige Alphabetisierung, die v.a. frankophonen Kindern einen besseren Einstieg in unser Bildungssystem ermöglicht hätte, wurden jedoch von der Regierung abgelehnt.

Die DP möchte den Blick weg von großen Strukturdebatten, wie sie in den vergangenen Jahren geführt wurden, hin auf die Frage was die Qualität des Unterrichts konkret im schulischen Alltag ausmacht lenken. Bei diesem Perspektivwechsel kommt der Rolle des Lehrers und seinem Handeln eine zentrale Funktion zu. Internationale Studien zeigen, dass der Lehrer ein Schlüsselelement im Hinblick auf den Lernerfolg darstellt („Auf den Lehrer kommt es an.“).

Für die DP müssen künftige Schulreformen an der Basis ansetzen und den Lehr- respektive Lernprozess in den Klassensälen konkret unterstützen. Die DP verfolgt dabei eine Bottom-Up-Strategie, bei der die Lehrer als wichtigster Partner der Schulentwicklung gesehen werden. Ziel ist und bleibt eine möglichst individuelle Förderung des Schülers. Viel zu lange wurde jedoch in Scheindebatten über Bildungsstandards und Bewertungsmodelle diskutiert. Die Schulen und die Bildungspolitik müssen sich schnell wieder der Frage widmen, wie diese Ziele konkret erreicht werden können.

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Was wird die DP in den kommenden Jahren tun?

Startchancen verbessern

Bildung ist das Schlüsselelement zu einem selbstbestimmten und freien Leben. Aus diesem Grund sehen wir in der Bildung ein Grundrecht für alle Menschen, unabhängig vom Einkommen, von Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Geschlecht. Ein leistungsfähiges und sozial gerechtes Bildungssystem ist entscheidend für die individuellen Lebenschancen unserer Kinder und zugleich eine unerlässliche Voraussetzung für den ökonomischen Erfolg und den sozialen Zusammenhalt in unserem Land. Gleiche Startchancen ins Leben, eine qualitativ hochwertige Ausbildung und das Stärken der individuellen Fähigkeiten jedes Kindes sind daher zentrale Punkte liberaler Bildungspolitik.

Soziale Herkunft darf nicht über Erfolg entscheiden

Internationale Vergleiche zeigen immer wieder die hohe Abhängigkeit des Erfolgs in unserem Bildungssystem von der sozialen Herkunft. Unser Ziel ist die Schaffung eines leistungsfähigen und sozial gerechten Bildungssystems, in dem das Prinzip der individuellen Förderung gelebt wird. Wir wollen Aufstieg durch Bildung ermöglichen und mehr Chancengerechtigkeit in unserem Bildungssystem erreichen. Wir wollen, dass alle Menschen von Anfang an gleiche Chancen haben, ihr individuelles Potenzial zu entwickeln.

Schulautonomie stärken

Um die Qualität unseres Bildungssystems nachhaltig zu verbessern, setzt die DP auf mehr Autonomie für unsere Schulen. In Zukunft sollen Entscheidungen über pädagogische Inhalte und Methoden nicht mehr von der Politik (Ministerium, Parlament, Regierung), sondern von den Fachleuten vor Ort geklärt werden. Die Politik muss ihrerseits klare Zielsetzungen vorgeben und ein Monitoring bzw. eine Evaluation der Arbeit in den Schulen garantieren. Zudem beschränkt sich die Politik darauf, allen Kindern faire Zugangschancen zum öffentlichen Bildungssystem zu garantieren und stellt die Finanzierung sicher. Innerhalb dieses staatlichen Qualitätsrahmens wissen die Beteiligten und Verantwortlichen vor Ort in Kindertagesstätten, Grund- und Sekundarschulen am besten, wie sie ein gutes Bildungsangebot aufbauen können. Entscheidungen zu Personal, Finanzen, Sachausstattung und inhaltlichem Profil sollen dezentral im Wettbewerb der Ideen getroffen werden. Transparenz über Methoden und Ergebnisse stärkt zudem die Wahlfreiheit für Eltern und Schüler.

Kompetenzorientierter Unterricht allein löst keine Probleme

Die individuelle Förderung des Schülers steht im Mittelpunkt unserer Bildungspolitik. Die DP bekennt sich zu den Zielen des kompetenzorientierten Unterrichts. Die Art und Weise, wie diese Ziele erreicht werden sollen, ist jedoch völlig offen und erfordert deshalb eine konkrete Auseinandersetzung mit einer individualisierten Unterrichtsgestaltung. Die DP steht zum Prinzip der Vielfalt an pädagogischen Modellen in den Luxemburger Schulen. Der kompetenzorientierte Unterricht ist für uns lediglich ein Instrument unter vielen, das dem Lehrer zur Verfügung steht. Für die DP ist der kompetenzorientierte Unterricht kein klar umrissenes didaktisches Modell und lässt deshalb eine Vielzahl an unterschiedlichen pädagogischen Ansätzen zu. Wir wollen die aktuellen Lehrpläne überarbeiten und die darin enthaltenen Kompetenzsockel auf ein Minimum reduzieren bzw. auf einige Kernbereiche begrenzen. Das Vermitteln der Allgemeinbildung darf nicht vernachlässigt werden. Das Bewertungssystem muss stark vereinfacht werden, sodass der administrative Aufwand für die Lehrer auf ein Minimum reduziert wird und die Verständlichkeit für die Eltern und Schüler garantiert ist.

Sekundarschulreform inhaltlich verbessern

Die DP spricht sich für die Einführung des Tutorats in der Sekundarschule aus. Die Rolle, die der Tutor gegenüber dem Schüler übernehmen soll, muss jedoch klar definiert werden, wenn die Zusammenarbeit zwischen Schüler und Tutor gewinnbringend sein soll. Vor diesem Hintergrund will die DP eine

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detaillierte Analyse der Tutorat-Projekte vornehmen, die in den vergangenen Jahren in einigen Schulen initiiert wurden. Die DP plädiert dafür, dass die Rolle des Tutors sich auf die Begleitung und Orientierung des Schülers in schulischen Fragen konzentrieren soll. Die Arbeit zwischen Tutor und Schüler soll durch den „travail personnel“ strukturiert und in einem Portfolio dokumentiert werden. Im Vordergrund der Arbeit sollen einerseits die besonderen Interessen und Stärken des Schülers stehen, die es zu fördern gilt sowie andererseits die Schwächen, die riskieren, dem Schüler die gewünschte schulische Orientierung zu verbauen. Die DP kann sich deshalb vorstellen, dass das Tutorat nicht nur auf den unteren Klassen der Sekundarschule eingeführt wird.

Bei außerschulischen Problemen soll der Tutor ein Ansprechpartner für den Schüler sein und dadurch die Hemmschwelle senken, um einen Kontakt etwa mit dem Schulpsychologen aufzunehmen. Der Tutor soll demnach eine wichtige koordinierende Rolle spielen für eine ganze Reihe von Ansprechpartnern (Klassenlehrer, Schulpsychologe, Sozialarbeiter, usw.), die dem Schüler zur Verfügung stehen.

Schulklima und Schülerbetreuung verbessern

Die DP ist der Ansicht, dass die Schulleitung versuchen sollte in den ersten beiden Jahren des „cycle inférieur“ die Lehrerteams weitestgehend beizubehalten. Dadurch verspricht sich die DP eine verbessertes Schulklima und eine kohärentere Betreuung der Schüler.

Individualisierter Unterricht

Die DP ist der Ansicht, dass das Wiederholen eines ganzen Schuljahres eine undifferenzierte und wenig effiziente Maßnahme ist, um schulische Defizite eines Schülers aufzuarbeiten. Um das Sitzenbleiben zu verhindern, müssen die Ursachen des schulischen Scheiterns bekämpft werden. Anstatt dass die Schüler innerhalb der „classes de raccordement“ individuell betreut werden, will die DP, dass eine stärkere Individualisierung des Unterrichts in allen Fächern garantiert wird. Die DP ist darüber hinaus der Ansicht, dass schulische Defizite durch individualisierte Hausaufgaben innerhalb des Schuljahres in Angriff genommen werden müssen.

Promotionskriterien an Bildungsziele und –Programme knüpfen

Die DP will eine detaillierte Analyse des aktuellen Kompensationssystems durchführen, um in voller Kenntnis der positiven und negativen Auswirkungen dieses Systems über eine Reform diskutieren zu können. Für die DP kann eine Debatte über die Promotionskriterien jedoch nicht losgelöst gesehen werden von einer Debatte über Bildungsziele und Schulprogramme.

Freiheit bei der Auswahl von Studienfächern

Die DP ist der Ansicht, dass die Schüler weitgehende Freiheit bei der Auswahl ihrer Studienfächer genießen sollten. Ein mögliches Problem bei dieser Vorgehensweise besteht darin, dass die Schulen aus organisatorischen Gründen möglicherweise nicht alle Fächerkombinationen anbieten werden können. Deshalb will die DP die Schulen darin unterstützen, sich thematische Schwerpunkte zu geben, um so den Schülern von vorneherein eine Garantie geben zu können, dass bestimmte Fächerkombinationen möglich sind. Den Schülern die Wahlmöglichkeit zu geben, reicht jedoch alleine nicht aus. Die Schüler müssen auf diese Entscheidung vorbereitet und dabei unterstützt werden. Die DP will dies im Rahmen eines individuellen Zukunftsplans für jeden Schüler garantieren. Die Wahl der Fächerkombination des „cycle supérieur“ soll demnach das Resultat eines langfristigen Reflexionsprozesses des Schülers sein, bei dem auch die Eltern und der Tutor eng eingebunden sind.

Priorität für die Bildung für nachhaltige Entwicklung

Die Vereinten Nationen haben für die Jahre 2005 bis 2014 die Weltdekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgerufen. Diesbezügliche Projekte gibt es nur sehr sporadisch in Luxemburg.

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Grundschule und Sekundarschule sollen starker auf Themen der nachhaltigen Entwicklung vorbereiten. Ziel der Schule muss es sein, das Verständnis für komplexe Zusammenhänge zwischen Globalisierung, wirtschaftlicher Entwicklung, Umweltbelastungen, Lebensqualität, Gesundheit und sozialen Verhältnissen im Unterricht zu fördern.

Die Vereinten Nationen haben für die Jahre 2005 bis 2014 die Weltdekade “Bildung für nachhaltige Entwicklung” ausgerufen. Diesbezügliche Projekte gibt es nur sehr sporadisch in Luxemburg. Grundschule und Sekundarschule sollen starker auf Themen der nachhaltigen Entwicklung vorbereiten. Ziel der Schule muss es sein, das Verständnis für komplexe Zusammenhänge zwischen Globalisierung, wirtschaftlicher Entwicklung, Umweltbelastungen, Lebensqualität, Gesundheit und sozialen Verhältnissen im Unterricht zu fördern.

Berufsausbildung verbessern

In den vergangenen Jahren hat die Berufsausbildung leider einiges Ansehen eingebüßt. Dies liegt u.a. an einer unausgegorenen Reform, durch die das System extrem kompliziert und damit teilweise auch intransparent sowohl für die Schüler als auch deren Eltern geworden ist. Die DP tritt für eine konsequente Aufwertung der Berufsausbildung ein. Die Berufslehre muss verstärkt als positiver Bildungsweg verstanden werden. Daher werden wir auch dafür sorgen, dass das System sowohl qualitativ verbessert, aber auch verständlicher und übersichtlicher wird. Am Beginn einer bestimmten Ausbildung müssen sowohl die betroffenen Schüler als auch die Eltern wissen, mit welchem Abschluss ihr Kind diese Ausbildung abschließen kann und welche Berufsaussichten bzw. gegebenenfalls mögliche weiterführende Studien wie im Falle des Technikers damit verbunden sind.

„Régime préparatoire“ von der Sackgasse zum Trampolin

Das „régime préparatoire“ darf nicht zu einer Sackgasse unseres Schulsystems werden. Denn die Orientierung in diese Schulform folgt allein einer negativen Logik. Hier finden sich all diejenigen Schüler wieder, die aufgrund von schulischen Defiziten nicht in andere Ausbildungswege aufgenommen werden konnten. Die Gründe für diese schulischen Defizite werden bei der Orientierung jedoch nicht genügend in Betracht gezogen.

Bei den Schülern des „ régime préparatoire“ bedarf es einer detaillierten Analyse ihrer schulischen Probleme. Darauf aufbauend muss noch im ersten Jahr des „préparatoire“ zusammen mit dem Schüler und seinen Eltern das Orientierungsziel festgehalten werden, auf das hingearbeitet werden soll. Das Programm, nach dem der Schüler unterrichtet wird, soll sich an den vorgegebenen Zielen orientieren. Inwiefern sich dies durch eine Differenzierung des Unterrichts bewerkstelligen lässt oder es einer grundsätzlicheren Reform des „régime préparatoire“ bedarf, soll kurzfristig in einer fundierten Studie analysiert werden. Das Ziel muss darin bestehen, so vielen Schülern wie möglich aus dem „préparatoire“ zu einer weiterführenden Ausbildung zu verhelfen. Gleichzeitig gilt es jedoch, bereits frühzeitig diejenigen Schüler zu identifizieren, die dieses Ziel nicht erreichen können. Bei diesen Schülern muss der Unterricht sich stärker als bisher auf praxisbezogene und handlungsorientierte Inhalte konzentrieren. Darüber hinaus soll bei diesen Schülern die Berufsorientierung im Mittelpunkt stehen und durch Praktika unterstützt werden.

Reform der „éducation différenciée“

Die DP bekennt sich zum Prinzip der Inklusion, wonach Kinder mit Behinderung bzw. mit besonderen schulischen Bedürfnissen nach Möglichkeit innerhalb der Regelschule unterrichtet werden sollen. Wenn das Prinzip der Inklusion jedoch wirksam umgesetzt werden soll, müssen die Schulen besser in ihrer Arbeit unterstützt werden. Die DP fordert deshalb sowohl eine tief greifende Reform der „éducation différenciée“, deren Ziel in einer engeren Anbindung an die Regelschule bestehen soll, als auch eine Verbesserung der schulmedizinischen und psychologischen Betreuung und Beratung in den Grundschulen.

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Sprachliche Frühförderung

Das Luxemburger Schulsystem basiert stark auf der luxemburgischen und der deutschen Sprache. Vor allem französisch- und portugiesischsprachige Schüler sind oftmals überfordert, wenn sie bei ihrer Einschulung mit beiden Sprachen konfrontiert werden. Unser Schulsystem hat jedoch den großen Vorteil, dass die Kinder schon im „Précoce“ und im Kindergarten (Cycle 1) mit der luxemburgischen Sprache in Kontakt kommen. Diese zwei bis drei Jahre sollten nach Auffassung der DP für eine sprachliche Frühförderung genutzt werden, um Schülern mit Migrationshintergrund die nötigen Sprachkenntnisse des Luxemburgischen zu vermitteln. Entsprechende Programme müssen weiterentwickelt und die Lehrkräfte entsprechend aus- bzw. weitergebildet werden.

Sowohl die Lehrer als auch die Eltern sollten daraufhin sensibilisiert werden, dass die Einschulung in Luxemburg gewisse Sprachkenntnisse voraussetzt. Um dies zu verdeutlichen, sollten Kompetenzsockel im Luxemburgischen ausgearbeitet werden, die als Basis vorausgesetzt werden, um problemlos dem Schulprogramm des Cycle 2.1 folgen zu können. Das Erreichen dieser Kompetenzsockel soll jedoch ausdrücklich nicht eine Voraussetzung für die Einschulung darstellen. Es geht vielmehr darum, Ziele festzulegen, die durch eine intensive Sprachförderung im „Précoce“ und im Kindergarten erreicht werden sollen.

Zweisprachige Alphabetisierung ermöglichen

Das Angebot der Luxemburger Schulen muss sich nach Ansicht der DP im Hinblick auf die Sprachenproblematik stärker differenzieren. Ein Ansatz hierfür kann die zweisprachige Alphabetisierung darstellen. Ein entsprechendes Projekt für eine zweisprachige Schule, in der Deutsch und Französisch nach den Prinzipien der Immersion und „Ein Lehrer, eine Sprache“ von Beginn an unterrichtet werden, wurde von Luxemburger Lehrern ausgearbeitet. Dieses Konzept könnte sich wohl für luxemburgische Kinder als auch für Kinder mit Migrationshintergrund als gewinnbringend erweisen. Gleichzeitig wäre die zweisprachige Schule auch eine Brücke, mit der man am Ende der Grundschule eine gemeinsame sprachliche Grundlage schaffen könnte für eine gerechtere Orientierung in die Sekundarschule.

Mehrsprachigkeit anders fördern

Die DP bekennt sich zur Mehrsprachigkeit im Luxemburger Schulsystem und zu hohen Sprachenstandards in der Sekundarschule. Doch bei dem Erlernen von Fachkompetenzen in den Nicht-Sprachenfächern darf es nicht zu sprachlichen Barrieren kommen. Hier muss das Erlernen der Fachkompetenzen im Mittelpunkt stehen. Um den unterschiedlichen sprachlichen Fähigkeiten der Schüler Rechnung tragen, und die Schüler möglichst individuell fördern zu können, sollte eine Differenzierung der Unterrichtssprache in den Nicht-Sprachenfächern angeboten werden. Die DP will daher den Schülern grundsätzlich eine Wahlmöglichkeit bei der Unterrichtssprache anbieten.

Die DP tritt dafür ein, dass der Sprachenunterricht an unseren Schulen grundlegend überdacht wird. Der Unterricht muss mehr auf den Aspekt der Fremdsprachigkeit ausgerichtet werden, sprich Deutsch und Französisch müssen, wie das Englische, konsequent als Fremdsprachen unterrichtet werden. Mehr Wert soll zudem auf die kommunikativen Fähigkeiten (Sprechen und Schreiben) gelegt werden, ohne jedoch die strukturellen Aspekte des Sprachenunterrichts (Grammatik, Vokabular) zu vernachlässigen.

Ein Charakteristikum der Luxemburger Sekundarschule besteht im Wechsel der Unterrichtssprache von Deutsch auf Französisch in der Sekundarschule. Die Frage ist, ob dies für das Aneignen von Fachwissen eher hinderlich ist, oder nicht. Um dies zu überprüfen, will die DP eine entsprechende wissenschaftliche Studie in Auftrag geben.

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Entscheidungsfreiheit der Schulen stärken und Einführung eines Schuldirektors in der Grundschule

Internationale Studien belegen, dass die Schulleitung eine Schlüsselrolle bei der Qualitätsentwicklung der Schulen spielt. Reformen können nur umgesetzt werden, wenn die Schulen weitreichende Entscheidungsfreiheiten erhalten und es gleichzeitig eine klare Hierarchie sowie eine klare Zuteilung von Verantwortung innerhalb der Schule gibt. Zusätzlich zu den horizontalen Strukturen, wie den „équipes pédagogiques“ spricht sich die DP für die Einführung des Schuldirektors in der Grundschule aus, der u.a. für die Umsetzung und Einhaltung der Lehrpläne gegenüber dem Ministerium verantwortlich ist und gleichzeitig die Lehrer administrativ entlastet.

Ernennung des Lehrpersonals reformieren

Die Einführung von Lehrerkontingenten in der Grundschule ist in Wahrheit ein klammheimlicher Personalabbau. Vor allem lokale Projekte (Team-Teaching usw.) oder die gezielte Intervention einer Lehrkraft bei Schülern mit besonderen Erfordernissen fielen diesem Abbau zum Opfer. Dies steht im starken Widerspruch zu den immer neuen Herausforderungen, denen sich die Schulen stellen müssen. Die Personalpolitik der Schulen darf nicht nach einem statistischen Schlüssel erfolgen, sondern muss den besonderen lokalen Gegebenheiten Rechnung zu tragen. Diese können am besten durch die Experten vor Ort (Lehrer, Inspektoren, Gemeindeverantwortliche) erkannt werden. Aus diesem Grund spricht sich die DP dafür aus, dem von uns geforderten Schuldirektoren ein Vorschlagsrecht zur Ernennung des Lehrpersonals einzuräumen. Die Experten vor Ort können bei Bedarf wieder zusätzliches Personal einstellen.

Stellenwert der Fachdidaktik stärken und mehr Fortbildungsangebote machen

Die Qualität unseres Bildungssystems ist für die DP ein zentrales Anliegen. Gute Bildung und ein guter Unterricht sind nicht denkbar ohne gut ausgebildete, engagierte und motivierte Lehrkräfte. Um zukünftigen Lehrkräften eine hochwertige und komplette Ausbildung mit auf den Weg zu geben, wollen wir den Stellenwert der Fachdidaktik innerhalb der Lehrerausbildung stärken und das Ausbildungskonzept so anpassen, dass es einen modernen Unterricht auf der Höhe der Zeit ermöglicht. Außerdem wollen wir für alle Lehrinnen und Lehrer, die schon im Berufsleben stehen, die Fortbildungsangebote ausbauen und praxisnaher gestalten, um sie so bei der Vorbereitung auf neue Aufgaben wirklich zu unterstützen.

Pädagogische und didaktische Kompetenzen bei Sekundarschullehrern stärken

Um eine gute Lehrerausbildung im Sekundarschulbereich garantieren zu können, müssen nach Ansicht der DP bereits grundlegende pädagogische und didaktische Kompetenzen bei den angehenden Lehrkräften vorausgesetzt werden, bevor diese ihre Referendariatszeit beginnen. Der „examen-concours“ soll nach Ansicht der DP nicht nur Fachwissen, sondern ebenfalls pädagogische und fachdidaktische Aspekte berücksichtigen. Daher wollen wir, dass Anwärter auf das „examen-concours“ eine gewisse Stundenzahl in Pädagogik und Fachdidaktik bereits vor dem Examen belegen.

Die Universität Luxemburg könnte diese Kurse anbieten.

Um zu verhindern, dass angehende Lehrkräfte erst sehr spät in ihrer Ausbildung mit den schulischen Realitäten konfrontiert werden, will die DP ein Eignungspraktikum, als Voraussetzung für den Zugang zu einer Lehrerausbildung sowohl in der Grund- als auch in der Sekundarschule. Am Ende dieses Praktikum soll jedoch keine definitive Feststellung zur Eignung oder Nichteignung des Studenten stehen. Das Ziel der abschließenden Eignungsberatung, die mit einem Tutor durchgeführt wird, ist die persönliche Reflexion über die Studien- und Berufswahl sowie über die eigenen individuellen Stärken und Schwächen.

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Um die Lehrerausbildung besser orientieren zu können, will die DP zudem mittels regelmäßiger Erhebungen bei den Lehrern analysieren lassen, auf welche Herausforderungen ihres Berufsalltags sie während des Studiums nur unzureichend vorbereitet wurden.

Fachdidaktikexperten in den Sekundarschulen einführen

Um den Lehrkräften bei Bedarf neue fachdidaktische Inhalte liefern zu können, wie sie ihren Unterricht anders und besser gestallten können, will die DP hauptberufliche Fachdidaktikexperten in der Sekundarschule einführen. In der Grundschule sollen die Inspektoren diese Rolle wieder übernehmen, nachdem sie die administrativen Aufgaben an einen Schuldirektor übergeben haben.

Lehrbücher modernisieren

Seit den Reformen in der Grundschule und in der Berufsausbildung fehlen bis heute noch in vielen Fächern passende und moderne Lehrbücher. Dies führt dazu, dass jeder einzelne Lehrer sich das didaktische Material oft mühselig in Eigenverantwortung zusammenstellen muss. Die DP will grundsätzlich lokale Lehrerteams bei der Ausarbeitung von neuen Lehrbüchern hinzu ziehen, damit diese mit den aktuellen Programmen übereinander stimmen.

Lehrern einen umfassenden Pool an Lehrmaterialien zur Verfügung stellen

Um im Rahmen eines individualisierten Unterrichts eine Vielzahl an differenzierten Aufgabenstellungen zu ermöglichen und unterschiedliche Lernstrategien ausprobieren zu können, brauchen wir einen umfassenden Pool an Lehrmaterialien, der den Lehrern, aber auch den Schülern und Eltern frei zur Verfügung steht. Nicht die eigenständige Ausarbeitung des Lehrmaterials darf bei der Vorbereitung auf eine Schuleinheit im Vordergrund stehen, sondern die Reflexion über den Wissensstand des einzelnen Schülers und die adäquate Auswahl der Aufgaben. Der Pool an Lehrmaterialien sollte in Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Schulen und ihren Didaktikexperten sowie dem SCRIPT und der Universität gespeist werden. Die Datenbank soll darüber hinaus über Internet eingesehen werden können.

Die Lehrbücher sollten nach Ansicht der DP so gestaltet werden, dass sie pro Lehreinheit unterschiedliche Aufgabenstellungen vorsehen, die sich aufgrund ihres Schwierigkeitsgrades voneinander unterscheiden. Leichte Aufgaben entsprechen den minimalen Bildungsstandards, mittelschwere Aufgaben den Regelstandards und schwere Aufgaben den maximalen Standards, die in den Lehrplänen festgehalten werden.

Schule und Familie zusammenbringen

Wenn die individuelle Betreuung des Schülers erfolgreich sein soll, dürfen Schule und Familie keine getrennten Lebensräume sein. Der Kontakt mit den Eltern muss deshalb zu einer wichtigen Aufgabe des Lehrers werden.

Aufgrund von wirtschaftlichen Zwängen und gesellschaftlichen Entwicklungen sind in immer mehr Familien beide Elternteile berufstätig. Auch muss den Bedürfnissen von allein erziehenden Elternteilen Rechnung getragen werden. Die Herausforderung für die Lehrer besteht dabei einerseits darin, die Eltern über die schulische Entwicklung zu informieren, andererseits aber auch darin, die Eltern als Partner in die Pflicht zu nehmen. Die klassischen Mittel (wie z.B. Elternabende) haben sich dabei als wenig hilfreich erwiesen. Aus diesem Grund müssen neue Wege in der Elternarbeit beschritten werden.

Die Einbindung der Eltern in den Schulprozess muss in der Luxemburger Grundschule weiter ausgebaut werden. Nur wenn Eltern und Lehrer gemeinsam an einem Strang ziehen, kann der Schüler optimal gefördert werden. Schule und Familie dürfen nicht weiterhin zwei voneinander abgekapselte Lebensräume sein.

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In der bisherigen Kommunikation zwischen Lehrern und Eltern wurde oftmals der Fehler begangen, dass der Kontakt zwischen beiden Parteien erst dann aufgenommen wurde, wenn konkrete Probleme vorlagen. Der Kontakt beschränkte sich demnach häufig auf eine negative Kommunikation. Um den Kontakt mit den Eltern aufrecht erhalten zu können, müssen die Schule und die Lehrer, aber auch die Eltern, auch auf moderne Kommunikationsmittel wie SMS und E-Mail oder ein elektronisches Aufgabenheft zurückgreifen. Im Falle einer Verspätung des Schülers oder seiner Abwesenheit im Unterricht, sollten die Eltern unmittelbar davon per SMS in Kenntnis gesetzt werden.

Spezielle Schulung für Lehrer für einen besseren Umgang mit Eltern von Kindern mit Migrationshintergrund

Für die Eltern von Kindern mit Migrationshintergrund ist das Luxemburger Schulsystem mit seinen sprachlichen Anforderungen meist total fremd. So wissen viele etwa nicht, dass ab dem ersten Jahr der Grundschule die deutsche Sprache als Unterrichtssprache benutzt wird. Die Kinder ihrerseits haben aber meist besondere Bedürfnisse (z.B. Sprachenkompetenzen). Gleichzeitig hemmen Sprachbarrieren oder kulturelle Unterschiede den Austausch mit dem Lehrer. Die Lehrer sollten diesbezüglich ausgebildet werden, um ausländische Eltern besser beraten und begleiten zu können.

Verbindliches Engagement der Eltern einfordern

Leider werden aus den Schulen zunehmend mehr Fälle von Eltern gemeldet, die sich ihrem Erziehungsauftrag komplett entziehen und den Lehrer mit dem Schüler bei Erziehungs- und Bildungsfragen im Stich lassen. Die negativen Konsequenzen davon tragen die Kinder . Die DP ist der Auffassung, dass die Schule in diesen Ausnahmefällen ein entsprechendes Engagement der Eltern einfordern können muss. Für den Fall, dass die Eltern dieser Aufforderung nicht nachkommen, ist die DP der Ansicht, dass gegen die Eltern als letzte Maßnahme auch finanzielle Sanktionen ergriffen werden sollten. Dabei müssen jedoch soziale Gesichtspunkte berücksichtigt werden, sodass diese Maßnahme nicht zu einer weiteren Verschlechterung der Situation der Kinder führt.

Hochschulpolitik

Qualitativ hochwertiges Studienangebot garantieren

Die DP setzt sich für ein hochwertiges Studienangebot an der Universität Luxemburg ein und wird die dazu notwendigen finanziellen und personellen Mittel in Zukunft garantieren.

Luxemburg mit seiner Universität zum Innovationsstandort entwickeln

Wir werden besonderen Wert auf den Ausbau von Forschung und Entwicklung legen. In unseren Augen müssen wir die vielen Forschungsbemühungen im öffentlichen und privaten Bereich besser bündeln und aufeinander abstimmen. Weil wir den Aufbau der Universität immer als wichtigen Baustein zur Diversifizierung des Wirtschaftsstandorts gesehen haben, wollen wir die Universität und die anderen bestehenden Forschungszellen im öffentlichen und privaten Bereich näher an die Belange der Wirtschaft heranführen und gezielter als Standortfaktor einsetzen. Luxemburg muss nach außen als Innovationsstandort sichtbar werden. Wir wollen einen Innovationsschub zusammen mit den Unternehmen generieren, d.h. die Forschung zu greifbaren wirtschaftlichen Ergebnissen führen. Wir werden ein „open innovation“-Konzept zusammen mit den Unternehmen und Forschungsstellen erarbeiten, was es erlaubt, Innovationsanstrengungen nach Möglichkeit besser untereinander zu vernetzen und nach außen zu vermarkten. Denn wenn Luxemburg als Innovationsstandort sichtbar sein will, müssen Innovationen im Gegenzug sichtbar und zugänglich gemacht werden. Wir werden zusammen mit den verantwortlichen Forschungsinstituten und der Wirtschaft die Bedingungen für neue Start-up-Unternehmen verbessern, indem wir in erster Linie Forscher, Unternehmer,

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Kapitalgeber und Businessberater besser miteinander vernetzen. Wir werden die gesetzlichen Regelwerke beispielweise betreffend die Urheberrechte zügig an die Bedürfnisse dieses Innovationskonzepts anpassen. Zusammen mit Studenten- und Wirtschaftsvertretern werden wir über zusätzliche finanzielle Unterstützungen für spezifische und von der Wirtschaft dringend gesuchte Hochschulausbildungen nachdenken.

Innovation durch eine bessere Organisation

Wenn wir hohe soziale Standards wenn auch in veränderter Form halten wollen, müssen wir wirtschaftliche Wettbewerbsvorteile herausarbeiten, die überzeugen. Die Unterstützung von Forschung durch die öffentliche Hand macht nur dann Sinn, wenn damit Substanz aufgebaut wird, die der breiten Luxemburger Gesellschaft langfristig in Form von privaten Investitionen und Arbeitsplätzen Nutzen bringt. Im Bereich der Innovation stellen wir fest, dass es immer noch Gräben gibt zwischen privater und öffentlicher Forschung. Wir wollen die Universität und die vielen existierenden Forschungszellen besser auf die Belange der Wirtschaft ausrichten und als Standortvorteil einsetzen. Wir wollen klare Visionen für die Zukunft erarbeiten und Investitionen in wirtschaftlich innovative Bereiche absolute Priorität einräumen.

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Familienpolitik

Unsere Analyse der SituationFür die DP muss die freie Wahl der Lebensmodelle im Mittelpunkt der Familienpolitik stehen. Es geht uns nicht darum, den Menschen eine Idealvorstellung des Zusammenlebens aufzuzwingen, sondern die Grundlage dafür zu legen, dass jeder seiner Vorstellung von Familie nachgehen und diese ausleben kann. Nicht eine vorgefertigte Vorstellung des Zusammenlebens steht deshalb im Mittelpunkt einer liberalen Familienpolitik, sondern Chancengerechtigkeit.

Wir brauchen eine kinderfreundliche Gesellschaft, die es jungen Menschen ermöglicht, dem Wunsch nach Kindern auch nachgehen zu können. Leider ist dies in unserer heutigen Gesellschaft nicht immer gegeben.

Für ein junges Paar, das sich eine Existenz aufbauen und eine Familie gründen möchte, stehen oftmals existenzielle Fragen auf der Tagesordnung. Wie können wir uns eine geeignete Wohnung leisten? Wie finanzieren wir die Mehrkosten, die durch eine Familie entstehen? Wird die Entscheidung für eine Familie negative Auswirkungen auf den Beruf haben? Wie können wir Familie und Beruf miteinander verbinden? Wie soll die private oder öffentliche Kinderbetreuung aussehen? Und sind die Kinder dort auch gut aufgehoben?

Der Weg, eine Familie zu gründen ist mit Hindernissen verbunden. Für die DP geht es deshalb in der Familienpolitik darum, dass diese Hindernisse nicht unüberwindbar werden. Es geht darum, dass Mütter und Väter in ihrem Berufsleben und in ihrer Lebensplanung nicht durch ihren Familienwunsch diskriminiert werden. Und es geht darum, dass die Kinder unabhängig von ihrer sozialen Herkunft die gleichen Startchancen ins Leben erhalten und in der entscheidenden Phase ihres Lebens optimal gefördert werden. Dies sind die Ziele, denen sich die DP in ihrer Familienpolitik verpflichtet sieht.

Der Luxemburger Staat zahlt das höchste Kindergeld der gesamten EU, ohne dass dies jedoch zu überzeugenden Resultaten in der Familienpolitik führen würde. Denn aktuell sind es nicht die Kapazitäten, Wünsche und Träume eines Kindes, die maßgeblich entscheidend sind für seinen Lebensverlauf, sondern vor allem seine soziale Herkunft. Im Vergleich zum Ausland, reproduzieren sich soziale Ungleichheiten besonders stark in Luxemburg. Kindern aus bildungsfernen und sozial schwachen Bevölkerungsschichten gelingt der soziale Aufstieg nur äußerst selten. Dies ist eine gesellschaftliche Ungerechtigkeit, die uns nicht kalt lassen darf. Denn kein Kind kann für die sozialen Umstände, in die es hinein geboren wird.

Für viele Eltern lösen die Geldleistungen ebenfalls nicht das grundlegende Dilemma, in dem sie sich befinden. Wie sollen sie Arbeit und Familie unter einen Hut bringen? Wie können sie guten Gewissens berufstätig bleiben und gleichzeitig wissen, dass ihre Kinder optimal betreut und gefördert werden?

An diesen Problemen zielt die Geldpolitik der Regierung jedoch vorbei. Die DP wird nicht müde, dies seit Jahren auch anzuprangern. Wir haben deshalb neue Geldleistungen, wie den „chèques-services“ und den Kinderbonus im Parlament auch nicht mit getragen. Die Entwicklungen der letzten Jahre haben uns Recht gegeben. Denn mit der Einführung des „chèques-services“ wurde das Pferd von hinten aufgezäumt. Anstatt zuerst die Kapazitäten an qualitativ hochwertigen Kinderbetreuungsplätzen auszubauen, wollte die Regierung aus wahltaktischen Gründen vor den Nationalwahlen 2009 noch schnell den Eltern Gutscheine verteilen. Dies hatte zur Konsequenz, dass die Gemeinden mit Anfragen überschwemmt wurden und die Kinder in den darauffolgenden Jahren manchmal unter schwierigen Bedingungen, wie z.B. in Sporthallen oder Kulturzentren untergebracht wurden. Dies entspricht nicht einer qualitativ hochwertigen Kinderbetreuung, wie die DP sie sich vorstellt. Dies entspricht nicht einer verantwortungsbewussten Familienpolitik.

Für die DP ergibt sich aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Entwicklung von Kleinkindern die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels. Die öffentliche Schule setzt erst zu einem Zeitpunkt an, wo die wichtigsten Entwicklungsschritte eines Kindes bereits beendet sind. Die Schulpflicht greift demnach zu kurz und kann alleine genommen den Kindern keine optimalen Startchancen ins Leben bieten.

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Was wird die DP in den kommenden Jahren tun?

Ein Recht auf einen qualitativ hochwertigen Betreuungsplatz

Aus diesen grundsätzlichen Überlegungen heraus plädiert die DP für ein integriertes System der Kinderförderung bei dem Kinderbetreuung und öffentliche Schule Hand in Hand gehen. Neben der Schulpflicht, die ab dem Cycle 1.1 gilt, sollte jedes Kind das Recht auf einen qualitativ hochwertigen Kinderbetreuungsplatz in Luxemburg haben. Wir halten deshalb am weiteren Ausbau der Kinderbetreuung sowie dem Ausbau der Qualität derselben fest, weil wir hierin die Möglichkeit sehen, die Bildungschancen der Kinder erheblich zu verbessern. Wir halten prinzipiell am Ziel fest, die Betreuung von Kleinkindern zwischen 0 und 3 Jahren gratis anzubieten, wobei dieses Ziel zurzeit aufgrund der finanzpolitischen Zwänge nicht kurzfristig verwirklicht werden kann.

chèques-services reformieren

Die DP ist der Ansicht, dass die Kinderbetreuung im Vordergrund der finanziellen Unterstützung des Staates stehen sollte. Die überstürzte und unausgegorene Einführung der „chèques services“ und ihre Ausweitung auf den sportlichen und kulturellen Bereich bedeuten heute schon über eine Million Stunden und drohen das ganze System finanziell aus dem Ruder laufen zu lassen. Die DP will das System der „chèques-services“ deshalb abschaffen und durch ein vereinfachtes System ersetzen, bei dem der Staat die Kosten für die Kinderförderung direkt übernimmt.

Ein integriertes System der Kinderförderung

Bis heute herrscht eine künstliche Trennung zwischen den Betreuungsstrukturen einerseits und der Schule andererseits. Der Versuch, hier zu einer engen Zusammenarbeit und einem Austausch im Sinne der Kinder zu gelangen, hat in den vergangenen Jahren nur zu begrenzten Resultaten geführt. Um diese Mauern einzureißen, will die DP den Bereich der Kinderbetreuung vom Familien- ins Bildungsministerium transferieren. Dadurch soll eine Basis geschaffen werden für ein integriertes System der Kinderförderung.

Qualitätsoffensive in der Kinderbetreuung

Unter dem enormen Druck der Nachfrage nach Kinderbetreuungsplätzen hat die Regierung die Frage der Qualität der Betreuung in den vergangenen Jahren total vernachlässigt. Betreuungsstätten sind zwar aufgrund der staatlichen Finanzierung durch die „chèques-services“ wie Pilze aus dem Boden geschossen. Und es gibt heute zwar Qualitätsstandards für die Räumlichkeiten, doch keine für den Umgang mit den Kindern. Dieser Zustand ist nach Ansicht der DP absolut inakzeptabel.

Klare Qualitätsstandards einführen und kontrollieren

In Luxemburg sollten klare Qualitätsstandards (wie z.B. in England oder Australien) eingeführt werden, was die pädagogische Gestaltung und Ausstattung der Räumlichkeiten sowie die Betreuung und Förderung der Kinder anbelangt. Eine der Hauptaufgaben der öffentlichen Hand sollte darin bestehen, diese Standards zu überprüfen. Inwiefern eine Betreuungsstätte von staatlicher Unterstützung, wie den „chèques-services“, profitieren kann, sollte davon abhängig gemacht werden, ob sie diese Qualitätsstandards erfüllt.

Sprachförderung: ein wichtiges Qualitätskriterium

Das Luxemburger Schulsystem baut auf dem Prinzip der Mehrsprachigkeit auf. Doch eine wesentliche Voraussetzung für den schulischen Erfolg sind dabei Kenntnisse der Luxemburger Sprache. Viele Schüler verfügen bei ihrer Einschulung über keine oder nur unzureichende Luxemburgisch-Kenntnisse und dies obwohl viele von ihnen zuvor in Kindertagestätten oder „maisons-relais“ betreut wurden. Für die DP ist eine systematische Förderung der Luxemburger Sprache ein wichtiger Bestandteil einer qualitativ

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hochwertigen Kinderbetreuung. Qualifizierte Fachkräfte und angemessene Programme in diesem Bereich sollten deshalb eine Voraussetzung für eine Konvention mit dem Luxemburger Staat sein.

Emotionale Bindung fördern

Neben der altersgerechten Förderung muss die emotionale Bindung der Kinder im Vordergrund stehen. Kinder brauchen eine Bezugsperson, zu der sie Vertrauen und Zuneigung aufbauen können. Aus diesem Grund setzt sich die DP für eine viel stärkere Kontinuität der Betreuungsteams in den Strukturen ein.

In qualifiziertes Personal investieren

Die DP fordert obligatorische Fort- und Weiterbildungskurse für die Mitarbeiter aus Kinderbetreuungsstätten um die hohen Qualitätsansprüche in der Kleinkindförderung zu erreichen. Die neuesten Erkenntnisse etwa in der Kleinkindpädagogik aber auch Modelle der Sprachenförderung von Migrantenkindern sowie das Qualitätsmanagement von Personal- Projekt- und Arbeitsprozessen müssen Bestandteil von Fort- und Weiterbildungsangeboten sein.

Betreuungsstrukturen zu Familienzentren ausbauen

Die DP möchte mittelfristig die „maisons-relais“ und Kindertagesstätten zu Familienzentren nach dem englischen Vorbild ausbauen. Durch das sukzessive Aufbauen von Know-how über Fragen der Kleinkindpädagogik sollen die Betreuungsstätten in die Lage versetzt werden, neben der Betreuung auch Aufgaben in den Bereichen der Information, Sensibilisierung und Beratung der Eltern übernehmen zu können.

Dadurch sollen auch Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuen vom Know-how der pädagogischen Fachkräfte und den Infrastrukturen der Kindertagesstädte profitieren können. Die Strukturen sollen dadurch auch stärker zu einem Ort des regelmäßigen Austauschs zwischen Eltern und Erzieher(innen) werden, in denen die Eltern wichtige Ratschläge erhalten, was die Bedürfnisse der Kinder und ihre altersgerechte Förderung anbelangt.

Heimbezogene Elternarbeit unterstützen

Die Bedürfnisse der Kinder und ihre altersgerechte Förderung müssen nicht nur in den Betreuungsstrukturen groß geschrieben werden. Auch die Eltern müssen informiert und sensibilisiert werden. Diese Aufgabe sollen die Familienzentren übernehmen. Darüber hinaus will die DP aber auch aktuelle Projekte wie Bébé+, bei denen junge Eltern nach der Geburt ihres Kindes zu Hause beraten werden, ausbauen.

Umbau des Steuersystems soll Kinder fördern

Das Geld, das durch den von uns geforderten Umbau des Steuersystems freigesetzt wird (siehe Kapitel „Steuerpolitik“), wollen wir für eine bessere Bildung, bessere Kinderbetreuung und effizientere Bekämpfung der Kinderarmut einsetzen. Wir wollen prinzipiell in Zukunft die Förderung von Kindern vornehmlich über effektive Betreuungsleistungen und weniger über Steuerabschläge gewährleisten, da dies zu mehr Gerechtigkeit und besseren Startchancen für die Kinder führt. Doppelförderungen via Steuern und Transferzahlungen wollen wir vermeiden bzw. effizienter ordnen. So können im aktuellen Steuersystem z.B. Kindebetreuungs-kosten trotz „chèques-services“ auch noch steuerlich als „charges extraordinaires“ geltend gemacht werden; Haushalte mit niedrigem Einkommen kommen nicht in den Genuss dieses Steuervorteils.

Wohngeld bringt Familien mit Kindern mehr als heute

Familien mit Kindern werden vor allem durch die hohen Wohnungspreise in Luxemburg finanziell stark belastet. Das hohe Kindergeld, das der Luxemburger Staat auszahlt, soll den hohen Lebenshaltungskosten

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in unserem Land Rechnung tragen. Doch jeder Arbeitnehmer hat ein Recht auf das bestehende Kindergeld, unabhängig von seinem Wohnort. Dies entspricht dem grundlegenden Prinzip der Nicht-Diskriminierung von EU-Bürgern aufgrund ihrer Nationalität und ihrem Wohnort, wie sie im EU-Recht verankert ist. Die DP bekennt sich zu diesem Prinzip. Gleichzeitig ist die DP jedoch der Ansicht, dass soziale Hilfen bedarfsbezogen sein sollten, und denjenigen Familien verstärkt zugute kommen sollten, die sie am dringendsten benötigen. Die extrem unterschiedlichen Wohnungspreise diesseits und jenseits der Grenze sind jedoch ebenso eine Realität wie die Hunderte von Familien, die Luxemburg in den vergangenen Jahren aus finanziellen Gründen verlassen haben, um sich in der Großregion niederzulassen. Die DP will das Kindergeld reformieren und ein Wohngeld einführen, um diese Abwanderung zu stoppen und Familien mit Kindern, unabhängig von ihrer Herkunft, die Chance auf eine bezahlbare Wohnung in Luxemburg zu geben. Familien mit niedrigem und mittlerem Einkommen sollen dadurch deutlich mehr gefördert werden als bisher.

Jugendschutz evaluieren

Die DP will in der Regierung den gesamten Bereich des Jugendschutzes evaluieren lassen um zu überprüfen, inwiefern die gesetzten Ziele in diesem Bereich erreicht wurden. Luxemburg zählt zu den Ländern mit dem höchsten Prozentsatz an Kindern, die vom Jungendgericht aus ihren Familien herausgenommen werden und in Pflegefamilien platziert werden. Mit der Einführung des ONE (Office National de l’Enfance) sollten vornehmlich Lösungen für Probleme der Jugendlichen und Kindern gefunden werden, bevor diese vor Gericht verhandelt werden müssen. Wurden diese Ziele erreicht? Wie funktioniert das Zusammenspiel der verschiedenen Akteure im Bereich des Jugendschutzes? Hat sich das neue Finanzierungsmodell in diesem Bereich bewährt? Auf diese Frage will die DP eine Antwort finden, um die Qualität des Jugendschutzes in Luxemburg zu verbessern.

Leihmutterschaft gesetzlich regeln

Die DP wird die Grauzone die zur Zeit im Bereich der Leihmutterschaft besteht, beheben und eine ausgeglichene gesetzliche Grundlage dafür schaffen.

Frühwarnsystem für Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern aufbauen

Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten gehören nach Ansicht der DP in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Schulen. Denn das Luxemburger Schulsystem bietet heute keine zufriedenstellende Antwort darauf, wie verhaltensauffälligen Schülern innerhalb der Regelschule geholfen werden kann und soll. Die DP will deshalb, die schulmedizinische und -psychologische Betreuung und Beratung in den Grundschulen intensivieren und diversifizieren. Im Rahmen der Aus- bzw. Fortbildung der Lehrer soll grundlegendes Wissen über die spezifischen Bedürfnisse von „Dys“- oder Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten vermittelt werden. Dazu gehört auch das Erkennen von hochbegabten Schülern. Dadurch soll als eine Art Frühwarnsystem entstehen, bei dem Probleme und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern bereits in einem frühen Stadium erkannt und durch qualifiziertes Personal angegangen werden können.

Elternrechte schützen

Für die DP darf der Entzug der „autorité parentale” nur in absoluten Ausnahmefällen und im höheren Interesse des Kindes geschehen und nicht einher gehen mit der Unterbringung von Kindern in Pflegefamilien oder Heimen.

Geteiltes Sorgerecht einführen

Die DP wird für alle Eltern, unabhängig davon ob sie verheiratet waren oder nicht, die Möglichkeit des geteilten Sorgerechts in die Luxemburger Gesetzgebung einführen. Wir sind der Ansicht, dass dies in vielen Fällen im Interesse des Kindes ist und den Lebensumständen der Eltern entspricht.

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Landesplanung und Wohnen

Unsere Analyse der Situation Die Wohnungspreise sind in den vergangenen Jahren in ungekannte Höhen geschnellt und haben einen enormen Druck auf die Löhne der Menschen und damit auf die Wirtschaft ausgelöst. Grund für diese Explosion der Wohnungspreise ist ein nicht funktionierender Wohnungsmarkt. Das Angebot an Bauland und Wohnungen hinkt der Nachfrage hoffnungslos hinterher. Es sind deshalb vor allem die Grundstückspreise, die die Preisexplosion erklären. Dabei hat die Regierung durch eine nicht kohärente Landesplanungspolitik selbst zur Baulandverknappung und damit zu den Preissteigerungen beigetragen.

Das Resultat dieser Politik ist, dass gerade junge Haushalte bzw. Haushalte mit niedrigem und mittlerem Einkommen sich kein Eigenheim mehr leisten können. Sogar Haushalte mit höherem Einkommen sind sehr oft auf die finanzielle Hilfestellung der Eltern oder Großeltern angewiesen. Das ist für die DP ein unhaltbarer und sogar gefährlicher Zustand, weil er den Druck auf die Löhne enorm erhöht und dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft beeinträchtigt.

Der Druck auf die begrenzte Landesfläche ist insgesamt enorm. Allein für den Wohnungsbau müssen in den kommenden Jahren geschätzte 6.000 Wohneinheiten pro Jahr geschaffen werden, um der steigenden Nachfrage nachzukommen. Die Regierung denkt nun, den Schlüssel zur Lösung des Wohnungsproblems darin gefunden zu haben, dass der Staat in Zukunft als starker Akteur in den Wohnungsmarkt eingreift, indem er Land aufkauft und bebaubar macht. Wir sind der Meinung, dass ein massiver staatlicher Eingriff das Wohnungsproblem zusätzlich verschärft, weil der Staat nicht schneller und billiger als die privaten Investoren baut.

Die Regierung hat dieser Entwicklung mit völlig unzureichenden Maßnahmen wie beispielsweise dem „pacte logement“ zu begegnen versucht. Es wurde viel Geldverteilt, mit wenig Resultat. Wenn „pacte und paquet logement“ auch einige gute Ansätze enthalten, so hat die Regierung es dennoch nie vermocht, eine wohnungspolitische Gesamtstrategie zu entwerfen. Das Hin und Her um den sogenannten „billigen Akt“ oder die Zinsbonifikationen belegen die Kopflosigkeit der Politik der vergangenen Jahre.

Luxemburg wurde in den letzten Jahren zudem regelrecht überrollt von landesplanerischen Ansprüchen und Anforderungen, die sich nicht zuletzt aufgrund des konsequenten Wirtschaftswachstums ergeben haben. Die Regierung ist dieser Entwicklung hinterhergelaufen und hat die Probleme durch eine träge und zum Teil kontraproduktive Haltung verschärft: wichtige Gesetze und landesplanerische Instrumente sind enorm in Verzug geraten, einige Gesetzestexte haben juristische Unklarheiten gebracht und einen landesplanerischen Stau ausgelöst. Bis heute haben von 106 Gemeinden nur 3 einen Bebauungsplan aufgrund der neuen Prozedur erstellt. Über hundert Gemeinden stehen in der Warteschleife. Bis heute sind die sogenannten „plans sectoriels“, die an sich je nach Politikbereich festlegen, wo man was auf welchem Quadratmeter Land tun darf, nicht veröffentlicht, geschweige denn diskutiert und untereinander abgestimmt. Die kommende Regierung wird diesen Stau auflösen müssen.

Was wird die DP in den kommenden Jahren tun?

Preisentwicklung am Wohnungsmarkt brechen

Es muss eine nationale Aufgabe sein, die Preisentwicklung am Wohnungsmarkt zu brechen. Dies wird nicht über eine Erhöhung und Ausweitung der bestehenden Subventionen zu erreichen sein, die zurzeit ob der hohen Preise keine Wirkung mehr entfalten. Zudem lässt die prekäre finanzielle Lage der öffentlichen Haushalte keine großen Sprünge zu. Wir wollen deshalb auf der Angebotsseite neue Wege gehen. Die Mobilisierung von Bauland und freistehenden Wohnungen sowie die Schaffung von sozialem und verbilligtem Wohnraum, gerade für Menschen mit niedrigem

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und mittlerem Einkommen, sind in unseren Augen die zentralen Aufgaben einer zeitgemäßen Wohnungspolitik.

Bauland mobilisieren

Wir werden alles daran setzen, um das Baulandangebot in den kommenden Jahren zu steigern. Wir wollen besonders das Instrument der Baulandverträge und der Bebauungspflicht einsetzen, die es erlauben, zusammen mit den Eigentümern, ausgewiesenes bzw. neu auszuweisendes Bauland innerhalb einer gewissen Zeit tatsächlich auf den Markt zu bringen bzw. zu bebauen. Wir wollen den Rahmen des „pacte logement“ deshalb überarbeiten und zusammen mit den Gemeinden verbindliche Ziele festlegen.

Öffentliches Bauland sofort mobilisieren

Wir sind der Meinung, dass die öffentlichen Promotoren in der jetzigen Situation nicht noch zusätzliche Baulandreserven anlegen sollten, sondern die bestehenden öffentlichen Baulandreserven sofort mobilisieren müssen. Wir werden deshalb die öffentlichen Baulandreserven von Staat und Gemeinden (Brachen, Baulücken,…) schnellstmöglich auf den Markt bringen und zusammen mit privaten Investoren z.B. mittels „Public Private Partnership“ entwickeln und gerade jungen Familien mit niedrigem und mittlerem Einkommen via Erbpachtverträge, Mietkauf, Mietwohnungen sowie verbilligtem Wohnraum und Sozialwohnungen zugängig machen. Diesen Punkt wollen wir zusammen mit den Gemeinden im Rahmen des „pacte logement“ klären und verbindliche Ziele festlegen.

Öffentliche Hand soll sich auf Sozial- und Mietwohnungen sowie verbilligten Wohnungsraum konzentrieren

Wir werden die Arbeit und Resultate des „Fonds du logement“ und der „Société nationale des habitations à bon marché“ bilanzieren und die notwendigen inhaltlichen und strukturellen Schlussfolgerungen aus dieser Analyse ziehen. Wir wollen, dass die öffentliche Hand sich als proaktiver wohnungsbaupolitischer Akteur auf die Erstellung von Sozialwohnungen bzw. von verbilligtem Wohneigentum und Mietwohnungen konzentriert. Um dem enormen Bedarf nachkommen zu können, wollen wir zusätzlich die private Initiative aufgrund klarer staatlicherseits festgelegter Kriterien z.B. mit Hilfe von „Public Private Partnership“ in die Schaffung von Sozialwohnungen aktiv einbinden. Das Baulückenprogramm der Stadt Luxemburg dient uns hierfür als Vorbild. Die Zuweisung von öffentlich gefördertem Wohnraum werden wir aufgrund von transparenten Kriterien entscheiden.

Erbpachtvertrag und Mietkauf fördern

Wir werden generell die Instrumente des Erbpachtvertrags („bail emphytéotique“) oder des Mietkaufs („location-vente“), die den Vorteil haben, dass der Grundstückspreis sich nicht so stark im Wohnungspreis niederschlägt, fördern.

Grundsteuerreform soll mehr Angebot auslösen

Wir streben zusammen mit den Gemeinden eine Reform der Grundsteuer an. Einerseits wollen wir durch diese Reform ungenütztes Bauland sowie leer stehende Wohnungen graduell stärker belasten und andererseits flächensparendes Bauen begünstigen.

Baulandspekulation uninteressant machen

Die Baulandspekulation hat ungeahnte Ausmaße übernommen. Der Erwerb oder der Nichtverkauf von Bauland hat sich zu einer der besten Geldanlagen entwickelt. Vor allem die öffentliche Hand hat diese

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Entwicklung zu verantworten, durch eine Politik, die zu einer künstlichen Baulandverknappung und einer unzureichenden Baulandmobilisierung geführt hat. Wir denken, dass die dramatische Situation am Wohnungsmarkt kurzfristig ein lenkendes Eingreifen seitens des Staates notwendig macht.

Altbausanierungsprogramm mittels Klimabank umsetzen

Mittels der von der DP vorgeschlagenen Klimabank werden wir ein Altbausanierungsprogramm starten, mit dem Ziel bestehenden Wohnraum nachhaltig aufzuwerten und den Menschen den Weg aus der Energiepreisfalle zu ebenen. Hierbei geht es darum, dass die Klimabank Investitionen in die energetische Sanierung von Gebäuden vorfinanziert und diese Investitionen nach dem „pay as you save“ Prinzip, d.h. mittels der gesparten Energiekosten, wieder zurückgezahlt werden.

Subventionen und Förderinstrumente sozial und nachhaltig ausrichten

Weil wir den Menschen zu dezentem Wohnraum verhelfen wollen und vor dem Hintergrund der angespannten öffentlichen Haushaltslage, müssen wir bei den Förderinstrumenten umdenken. Wir werden die unzähligen staatlichen Förderinstrumente (Mehrwertsteuer 3%, Wohnungsbeihilfen, …) auf ihren Wirkungsgrad hin überprüfen und anhand von sozial selektiven und nachhaltigen Kriterien (Energie- und Flächenverbrauch, Nutzung von nachhaltigen Rohstoffen, …) neu ordnen. Die DP denkt in diesem Zusammenhang auch an eine Neuorientierung des Kindergeldes zugunsten eines sozial gestaffelten Wohngeldes.

Außerdem stellen wir fest, dass der „pacte logement“ zu vielen Mitnahmeeffekten bei den Gemeinden geführt hat. Wir wollen die Förderkriterien des „pacte logement“ im Rahmen einer allgemeinen Gemeindefinanzreform neu regeln und konkrete sowie messbare Ziele festlegen.

Vorkaufsrecht und Enteignung gezielt und nur in Ausnahmefällen einsetzen

Wir wollen die staatliche Instrumente des Vorkaufsrechts, der Enteignung und der Möglichkeit der Erstellung eines „plan d’occupation du sol“, die sich der Staat im Rahmen des neuen Landesplanungsgesetz gegeben hat, nur in Ausnahmefällen (Beispiel: Rond Point Hellange) und gezielt bei bedeutenden öffentlichen Bauvorhaben anwenden und in keinem Fall als allgemeine Planungsinstrumente nutzen.

Landesplanungsstau auflösen

Wir wollen den Landesplanungsstau auflösen, indem wir den öffentlichen landesplanerischen Instanzen ausreichend Mittel und Fachkräfte zur Verfügung stellen wollen, um den enormen Bedürfnissen nachzukommen. Nur so können wir die Prozesse beschleunigen und damit den Bedürfnissen der Bürger und Unternehmen nachkommen.

Endlich Rahmenbedingungen für eine konkrete Landesplanung schaffen

Seit 2004 wird in den verschiedenen Ministerien an sogenannten sektoriellen Plänen für die Bereiche „Transport“, „Wohnen“, „Landschaft“ und „Aktivitätszonen“ gearbeitet. Obschon im Juli diesen Jahres ein neues Landesplanungsgesetz vom Parlament verabschiedet wurde, hat die jetzige Regierung es versäumt, die Inhalte dieser sektoriellen Pläne den Abgeordneten, den Gemeindeverantwortlichen und der Bevölkerung vorzustellen. Somit besteht keinerlei Mitspracherecht für Letztere, wie die Weichen für die nächsten Jahre von nationaler Seite aus, gestellt werden. Die DP will die Inhalte der sektoriellen Pläne so schnell wie möglich offen legen und mit allen Beteiligten diskutieren.

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Landesplanung und Kommunalplanung aufeinander abstimmen

Das 2011 verabschiedete umgeänderte kommunale Flächennutzungsgesetz (PAG-Gesetz) bietet die Grundlage für die Ausarbeitung von neuen kommunalen Flächennutzungsplänen (PAG). Viele Gemeinden sind mit dem Aufstellen von neuen Flächennutzungsplänen beschäftigt. Nur wenn die Gemeinden schnellst möglichst Kenntnis der sektoriellen Pläne der Landesplanung bekommen, können unnütze Diskussionen im Zusammenhang mit der Entwicklung der Gemeindeterritorien vermieden werden. Die aktuelle Situation riskiert eine Verzögerung bei der Realisierung von Bauprojekten. Deshalb will die DP alles daran setzen, so schnell wie möglich, die nationale und kommunale Planung aufeinander abzustimmen und die Bürger in jedem Fall in die Diskussionen vorab aktiv mit einzubinden.

Eine verantwortliche und nachhaltige Landesplanungspolitik setzt verstärkt auf regionale und dezentrale Entwicklungen. Regionale Märkte und Wirtschaftskreisläufe im ländlichen Raum, kurze Wege zwischen Wohnen, Arbeit, Nahversorgung, Freizeit und Erholung, regionale Identität sind Perspektiven für mehr Lebensqualität. Dies bezügliche Aktionspläne müssen konkret geplant, umgesetzt und evaluiert werden.

Die Grossregion – mehr als nur eine Bezeichnung für den Grenzraum

In den letzten 30 Jahren übte Luxemburg eine starke ökonomische und demographische Anziehungskraft in der Großregion aus. Leider wurde es in der Vergangenheit aber verpasst, rechtzeitig den Kehrseiten dieser Entwicklung (Engpässe in den Transportinfrastrukturen, überteuerter Wohnraum, zunehmende Zersiedlung) entgegenzuwirken. Zurzeit kommen täglich mehr als 150.000 Grenzpendler nach Luxemburg arbeiten. Auf Dauer kann Luxemburg sich nur gemeinsam mit seinen Nachbarregionen als Metropolregion innerhalb von Europa behaupten. Eine gesunde wirtschaftliche Entwicklung des Grenzraumes kommt auch Luxemburg zugute. Deshalb setzt die DP sich für einen verstärkten Dialog mit den Entscheidungsträgern der Großregion ein.

Die DP steht für konkrete Aktionspläne im grenznahen Raum in den Bereichen Wohnen, Arbeit, Mobilität, Sicherheit- und Rettungswegen, Kultur, Sport und Soziales. Die DP wird die kommunale grenzüberschreitenden Zusammenarbeit verstärken und dabei auf europäische Fördermittel zurückgreifen.

Luxemburg-Stadt und Umgebung harmonisch planen

Luxemburg-Stadt wird in den nächsten Jahren weiter wachsen. Dieses Wachstum muss entsprechend aufgrund klarer landesplanerischer Zielsetzungen und Vorgaben begleitet werden. Wir wollen beispielsweise die Wirtschaftspole im Zentrum und im Süden nicht miteinander verschmelzen, weshalb die DP sehr deutlich gegen das von der Regierung geplante Projekt eines Fußballstadions mit Shopping-Mall in Wickringen/Livingen eingetreten ist. Es geht darum, die landesplanerischen Vorgaben zu respektieren, dies im Einklang mit den Gemeinden und den Prinzipien der kommunalen Autonomie. Die DP begrüßt in diesem Zusammenhang die sogenannten DICI-Konventionen („développement intercommunal coordonné et intégratif“) beispielsweise zwischen der Stadt Luxemburg und den Anrainergemeinden im Südwesten der Stadt oder zwischen den Gemeinden des Alzettetals. Mit Hilfe dieser Konventionen können regionale Probleme und Herausforderungen in den Bereichen Landesplanung, Mobilität oder wirtschaftliche Entwicklung koordinierter zwischen den Gemeinden angegangen werden und lokale Entscheidungen besser aufeinander abgestimmt werden.

Die „Nordstad“ als wichtigstes urbanes Zentrum ausbauen

Die Gemeinden Bettendorf, Colmar-Berg, Diekirch, Erpeldange, Ettelbrück und Schieren bilden zusammen die „Nordstad“. Die „Nordstad“ soll als Serviceprovider für die Region fungieren, wo Bildung, Kultur, Freizeit, Tourismus, Gesundheit, usw. vereint sind. Hierzu gehört auch

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die schrittweise Umsetzung eines zeitgemäßen Mobilitätskonzeptes, das Schaffen von neuen Arbeitsplätzen und bezahlbarem Wohnungsraum für junge Familien. Die DP wird sich dafür einsetzen, zusammen mit den Menschen aus der Region und den Gemeindeverantwortlichen vor Ort, die „Nordstad“ Wirklichkeit werden zu lassen.

Die Südregion als Einheit sehen und weiterentwickeln

In Belval, auf den Gemeindegebieten von Esch-sur-Alzette und Sanem, entsteht zurzeit ein neues Stadtviertel, in dem künftig Wohnen, Arbeiten, Forschen und Studieren sowie Freizeitgestaltung miteinander verbunden sein werden. Die Entwicklungschancen, die ein solches Großprojekt bietet, müssen der gesamten Südregion zu Gute kommen. Die DP wird sich für den Ausbau des öffentlichen Transports, der Förderung von nachhaltigen und bezahlbaren Wohnbauprojekten und die gezielte clusterbezogene Ansiedlung von Betrieben in der gesamten Region einsetzen. Daneben wollen wir die einmaligen Naturschutz- und Erholungsgebiete schützen und in die nachhaltige Entwicklung der Südregion integrieren.

Naturparks – ein Instrument der regionalen Entwicklung Im Norden und im Osten.

Naturparks bieten die einmalige Chance für eine nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raumes. Dabei spielt die Identifikation der lokalen Bevölkerung mit „ihrer“ Region eine wesentliche Rolle. Die DP will die bestehenden Naturparks im Norden des Landes, den Naturpark Uewersauer und den Naturpark Our in ihrer Funktion für die Entwicklung der Region stärken und steht einer möglichen Fusion beider Parks positiv gegenüber. Zusätzlich soll durch die Entstehung eines dritten Naturparks im Mellerdall zusammen mit den Gemeinden und der Miteinbeziehung der Einwohnerschaft auf „sanften Tourismus“ gesetzt werden. Durch die Entstehung eines dritten Naturparks im Mellerdall, bei dessen Planung die Gemeinden und die Einwohnerschaft mit eingebunden werden sollen, verspricht sich die DP einen neuen Aufschwung in dieser strukturschwachen Region, wobei insbesondere auf einen naturnahen Tourismus, auf regionale Wirtschaftskreisläufe, Natur- und Landschaftsschutz sowie Kulturerbe gesetzt werden soll. Ein weiterer grenzüberschreitender Naturpark mit den Nachbarländern Deutschland und Frankreich soll im Raum Schengen vorbereitet werden.

Subventionspolitik im Sinne einer nachhaltigen integrativen Entwicklung

Staatliche Subventionen, die an den Gemeindesektor verteilt werden, haben einerseits eine Impulswirkung, indem die Gemeinden dazu angeregt werden, Infrastrukturprojekte zu realisieren, und andererseits eine klare Lenkungsfunktion, indem von staatlicher Seite aus, je nach Art und Ort der Infrastruktur unterschiedliche Subventionssätze ausbezahlt werden. Leider besteht keinerlei Richtlinie beziehungsweise keinerlei Transparenz für die Gemeinden und zwischen den Ministerien, welche Infrastrukturen, wann und wo und in welchem Maß eine staatliche Subvention erhalten. Ein modernes staatliches und kommunales Rechnungswesen setzt allerdings genau diese Kenntnis voraus da, ansonsten beispielsweise Abschreibungen und Kostendeckungen für ein Projekt nur sehr schwer zu errechnen sind. Auch im Sinne einer nachhaltigen Raumplanung sind die finanziellen staatlichen Bezuschussungen von Infrastrukturprojekten von zentraler Bedeutung. Die DP sieht die Notwendigkeit einer allgemeinen Analyse der Situation und der Ausarbeiten von klaren Konzepten für die Zukunft.

Gezielte Standortauswahl bei den notwendigen Energieversorgungsanlagen auf Basis erneuerbarer Energietechnologien

Adäquate Energieversorgungsanlagen sind die Voraussetzung für eine wirtschaftliche Weiterentwicklung Luxemburgs. Dazu zählen für die DP in zunehmendem Masse Anlagen

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zur Herstellung erneuerbarer Energien sowie Verteilungsanlagen (z.B. Strom-, Gas-, und Wärmeverteilungsanlagen). Deshalb braucht Luxemburg für die Zukunft klare Planungen mit einer wissenschaftlich belegten Standortauswahl. Dies ermöglicht eine schnelle Realisierung dieser Infrastrukturen unter Berücksichtigung von wertvollen Landschaftsschutzgebieten.

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Klimaschutz und Energiepolitik

Unsere Analyse der Situation Steigende Energiepreise machen den Bürgern und Unternehmen zu schaffen. Energiepolitik ist Wettbewerbs-, Umwelt- und Sozialpolitik zugleich. Energieintensive Unternehmen sind auf stabile Preise und gute Infrastrukturen angewiesen. Die Bürger wollen einen Weg aus der Energiepreisfalle finden und nicht immer größere Teile ihres Einkommens zum Heizen ihrer Wohnung aufbringen. Die Klimaschutzziele, zu denen Luxemburg sich verpflichtet hat, werden mit einem erheblichen finanziellen Aufwand verbunden sein.

Wir sind noch sehr weit entfernt davon, unsere Klimaschutzziele zu erreichen. Wie in anderen Bereichen fehlt es auch in diesem Bereich an einer Strategie. Denn Energiepolitik reicht in viele Politikbereiche hinein, wobei die Anstrengungen in den jeweiligen Bereichen nie zu einer Gesamtstrategie gebündelt wurden. Wirtschafts-, Umwelt-, Landesplanungs-, Steuer-, Landwirtschafts-, Wohnungs- und Energiepolitik werden zum Teil aneinander vorbei geplant oder nur zaghaft koordiniert. Dadurch fehlt es an Dynamik, an Sichtbarkeit einer regelrechten Energiepolitik.

Die DP hat die vor Jahren erstellte Luxembourg Renewable Energy Sources -Studie (Luxres) begrüßt, die eine Potenzialanalyse im Bereich der erneuerbaren Energien für Luxemburg erstellt hat. Es ist mehr als bedauerlich, dass, so wie die DP das gefordert hat, keine Strategie aufgrund dieser Studie erstellt wurde. So vermissen wir bis heute eine Wirtschaftlichkeitsprüfung der verschiedenen Optionen genauso wie einen konkreten Umsetzungsplan mit klaren Projekten, Kostenberechnungen und Zeitplänen. Die Handwerkerföderation hat vorgerechnet, dass bis 2020 das Marktpotenzial allein für das Handwerk bei rund 650 Millionen Euro liegt.

Dabei sehen wir gerade in den Umwelt- und Energietechnologien einen für unseren Standort wichtigen Zukunftsbereich. Von der Automobil-bis zur Gebäudetechnik werden Energieeffizienz, Energiekostenreduktionen und ressourcenschonende Produktionsprozesse angestrebt. Wenn wir diese Chancen für unseren Standort nutzen wollen, dann müssen wir sofort neue Wege beschreiten.

Zurzeit ist vor allem die öffentliche Hand Antreiber in der Klimaschutzpolitik. Mit Hilfe von Subventionen oder anderen öffentlichen Vergünstigungen wurden in der Vergangenheit Anreize geschaffen, die allerdings gesamt gesehen, trotz eines sehr hohen finanziellen und bürokratischen Aufwands, nur einen eher geringen Impakt auf das Erreichen der Klimaschutzziele hatten. Dies liegt zum großen Teil daran, dass die Subventionen zum größten Teil „blind“ eingesetzt werden, anstatt vor allem dort, wo sie energetisch und sozial gesehen die größte Wirkung erzielen könnten. Die öffentliche Subventionspolitik von Staat und Gemeinden muss deshalb in Frage gestellt werden.

Des Weiteren haben Staat und Gemeinden nicht die Vorbildfunktion eingenommen, die man vor dem Hintergrund der gesetzten nationalen Ziele hätte erwarten können: z.B. wurde in den vergangenen Jahren nur unzureichend und in einem zu niedrigen Rhythmus in die energetische Sanierung von öffentlicher Bausubstanz investiert. Auch auf privater Seite wurde trotz Subventionen und Steuervergünstigungen nur sehr zögerlich und nicht in dem von den national gesetzten Klimaschutzzielen erforderlichen Maß in die erneuerbaren Energien investiert.

Was wird die DP in den kommenden Jahren tun?

Energiestrategie entwickeln

Damit wir auf Dauer unsere Ziele im Bereich der Energieeffizienz und des Ausbaus der erneuerbaren Energien erreichen können, werden wir eine Energiestrategie entwickeln, die aufgrund der Luxres-Studie bzw. aktualisierter Daten einen Maßnahmenkatalog mit einem konkreten Zeitplan, Wirtschaftlichkeitsanalysen und klaren Verantwortungszuweisungen verbindet. Diese Energiestrategie wollen wir mit allen Akteuren, Bürgern, Gemeinden, Unternehmen, Energieproduzenten und

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Netzbetreibern, durchdiskutieren und als Grundlage für unsere Energiepolitik nutzen. In unseren Augen reicht es nicht aus, nationale Allokationspläne ohne konkrete Umsetzungspläne aufzustellen.

Klimabank schaffen

Wir werden eine Klimabank schaffen. In den Augen der DP muss Klimaschutzpolitik neben dem primären Ziel der CO

2-Senkung folgendes leisten: Sie muss die Kaufkraft der Bürger erhalten, die

Unternehmen bzw. die Wirtschaft stärken, neue Jobs schaffen und bestehende sichern. Um diese Ziele zu erreichen, bedarf es eines unabhängigen, marktorientierten und investitionsstarken Akteurs wie der Klimabank. Durch die Vorfinanzierung ihrer Investition in die Energieeffizienz ihrer Wohnung und Produktionsanlagen mit Hilfe einer Klimabank, können wir den Haushalten und Unternehmen den Weg aus der Energiepreisfalle ebenen. Die Klimabank könnte daneben ein interessantes Instrument für die Wirtschaft (Forschung, Entwicklung, Bauwesen,…) und den Finanzplatz sein.

Vorfinanzieren statt subventionieren

Das Vorfinanzierungsmodell bedeutet eine Abkehr vom bestehenden Subventionsmodell. Während Subventionen zum einen nur einen Teil einer Investition abdecken und zum anderen eine unumkehrbare öffentliche Ausgabe darstellen, geht das Vorfinanzierungsmodell deutlich weiter, weil es eine Investition bis zu 100% finanzieren kann und weil das vorfinanzierte Geld im Lauf der Zeit zurückerstattet wird, so dass die vorfinanzierten Summen nur eine temporäre und keine definitive öffentliche Ausgabe darstellen. Die Rückzahlungen können dabei entweder nach dem „pay as you save-Modell“ oder in Raten (z.B. bei Neubauten,… vgl. Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Deutschland) erfolgen, wobei die Zinssätze je nach Situation sozial und/oder ökologisch gestaffelt werden können.

Eine Anlaufstelle für Planung, Finanzierung und Kontrolle

Weil die Klimabank proaktiv tätig sein soll, und weil es in den Augen der DP Sinn macht, dass in Zukunft eine einzige Anlaufstelle für Bürger und Unternehmen bzw. öffentliche Körperschaften besteht, soll und muss die Klimabank ganz eng mit den privaten und öffentlichen Energieberatern bzw. Handwerkern zusammenarbeiten, ohne dass eine zusätzliche Schnittstelle für die Antragsteller entsteht. Alle Akteure sollen in Zukunft eine zentrale Anlaufstelle haben, wo ein Projekt von Anfang bis zum Ende geplant, finanziert und kontrolliert werden kann.

Ausbau der erneuerbaren Energien mit neuen Instrumenten fördern

Damit wir das Ziel eines Anteils von 11% erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2020 erreichen, müssen in den kommenden Jahren laut Berechnungen der Handwerkerföderation 830 Millionen EUR investiert werden. Wir wollen dieses Ziel konsequent angehen: Die Klimabank soll nicht nur Investitionen in die Bausubstanz mitfinanzieren, sondern darüber hinaus einen neuen Schwung in die Bereiche bringen, wo die Marktkräfte zumindest im Moment nicht ausreichen. Die Klimabank soll in Zukunft mehrere Aufgaben erfüllen: Sie soll Investitionen in den Ausbau oder die Entwicklung von Technologien im Bereich der erneuerbaren Energien begleiten, Risikokapital für die im Bereich der erneuerbaren Energien tätigen Start-ups oder Unternehmen zur Verfügung stellen (cf. Cluster Wirtschaftsministerium), Investoren bei größeren Projekten zusammenbringen und Versicherungen oder Garantien bei sinnvollen aber risikoreicheren Investitionen (De-Risking) bieten. Innovation, Forschung und Entwicklung im Bereich der erneuerbaren Energien voranzubringen, muss ein erklärtes Ziel der Klimabank sein.

Altbausanierungsprogramm mittels Klimabank verwirklichen

Gerade Haushalte mit niedrigem Einkommen wohnen oftmals in Gebäuden, die aufgrund mangelnder Isolierung und Heiztechnik hohe Energiekosten aufweisen. Die bestehenden Förderinstrumente

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gehen aber fast gänzlich an diesen Haushalten vorbei, weil sie eben nur einen Teil der Investition abdecken und der andere Teil von den Haushalten selbst aufgebracht werden muss. Dies führt dazu, dass die derzeitigen Förderinstrumente gerade dort versagen, wo mit dem geringsten Aufwand die größten CO2-Gewinne und die größten sozialpolitischen Gewinne machbar wären. Wir werden ein Investitionsprogramm mittels des von der DP vorgeschlagenen Altbausanierungsprogramms mit Hilfe einer neu zu schaffenden Klimabank in die Wege leiten, das besonders den im Bau tätigen mittelständischen Unternehmen entgegenkommt und viele tausend Arbeitsplätze sichert. Wir werden im Rahmen dieses Investitionsprogramms klare Zielvorgaben machen, die wir in den jeweiligen Bereichen Jahr für Jahr erreichen wollen.

Öffentliche Hand muss Vorbild sein

Der sogenannte Klimapakt, den die Regierung mit den Gemeinden verwirklichen will, ist in unseren Augen zum Scheitern verurteilt, weil er einerseits auf einer freiwilligen Basis aufbaut und andererseits die Gemeinden nicht wirklich die administrativen Ressourcen zur Verfügung haben, die für eine optimale Umsetzung des Klimapakts erforderlich wären. Außerdem stellen wir fest, dass bei staatlichen und kommunalen Bauten abgesehen von den gesetzlichen Mindestanforderungen derzeit keine klaren Normen für die einzuhaltenden Energieklassen bzw. den Energiestandard bestehen. Es fehlt an für Staat und Gemeinden verbindlichen Zielen, was die Energieeffizienz oder den Anteil erneuerbarer Energien an der Energieproduktion bzw. am Energieverbrauch anbelangt. Das wollen wir im Rahmen der oben genannten Energiestrategie ändern mit Hilfe eines öffentlichen Investitionsprogramms, das zum großen Teil über die Klimabank oder das sogenannte Energiespar-Contracting finanziert werden kann.

Für alle öffentlichen Gebäude sollte ein umfangreiches Energiemonitoring in Verbindung mit einer technischen und wissenschaftlichen Auswertung der Verbrauchsdaten erstellt werden, um Schwachstellen im Betrieb der einzelnen Gebäude zu identifizieren, Verbesserungsmaßnahmen auszuarbeiten, den Energiebedarf zu senken und hiermit einhergehend die Betriebskosten und den Ausstoß von CO

2-Emissionen zu reduzieren. Die zur Verfügung stehenden finanziellen Ressourcen

können somit gezielt dort eingesetzt werden, wo eine größtmögliche Einsparung bei kleinstmöglichem finanziellem Aufwand erreicht werden kann. Des Weiteren können betrieblich bedingte Schwachstellen aufgedeckt werden, welche meist mit sehr geringem Kostenaufwand behoben werden können. Der energieeffiziente Betrieb von Gebäuden stellt einen wichtigen Baustein der zukünftigen Energiepolitik dar und kann letztlich nur über die beschriebenen Maßnahmen erreicht werden. Die öffentliche Hand sollte hierbei endlich eine Vorbildfunktion einnehmen.

Gezielt fördern, gerecht fordern

Wenn wir unsere Energieeffizienzziele erreichen wollen, müssen wir auf Dauer den übermäßigen Energiekonsum durch eine ökologische Steuerreform in den Griff bekommen. Bis dahin wollen wir die oben genannten Förderinstrumente zur Verfügung stellen, damit jeder Haushalt eine faire Chance erhält sich auf die neue Situation umzustellen.

Green Jobs fördern

Wenn wir in den kommenden Jahren diesen energetischen Innovationsschub tatsächlich verwirklichen wollen, sind wir auf Fachkräfte vom Handwerker bis zum Ingenieur angewiesen. Wir wollen deshalb gerade in den Schulen, an den Hochschulen und bei der Arbeitsvermittlung für diese Berufe werben sowie Aus- und Fortbildungen anbieten, weil wir hier große Zukunftschancen für unsere Jugend sehen.

Nationale Massnahmen müssen absolute Vorfahrt Geniessen

Die DP ist der Meinung, dass die von der Regierung getätigten Investitionen in sogenannte „Clean Development Mechanism“ und „Joint Implementation“ nicht transparent und umweltpolitisch

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bedenklich waren. Wir sollten aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und die finanziellen Mittel besser einsetzen bzw. in Investitionen in unseren Wirtschaftsstandort nutzen.

Gezielte Standortauswahl bei den notwendigen Versorgungsanlagen auf Basis erneuerbarer Energietechnologien

Adäquate Energieversorgungsanlagen sind die Voraussetzung für eine wirtschaftliche Weiterentwicklung Luxemburgs. Dazu zählen für die DP in zunehmendem Maße Anlagen zur Produktion erneuerbarer Energien sowie Verteilungsanlagen (z.B. Strom-, Gas-, und Wärmeverteilungsanlagen). Deshalb braucht Luxemburg für die Zukunft klare Planungen mit einer wissenschaftlich belegten Standortauswahl. Dies ermöglicht eine schnelle Realisierung dieser Infrastrukturen unter Berücksichtigung von wertvollen Landschaftsschutzgebieten.

Investitionen in die Stromnetze und Speicherkapazitäten

Wenn wir auf der einen Seite die erneuerbaren Energien fördern wollen, müssen wir auf der anderen Seite die technischen Voraussetzungen für sichere und moderne Stromnetze schaffen. Wir unterstützen in diesem Zusammenhang ausdrücklich Investitionen in den Ausbau des Strom- und Gasnetzes oder etwa den Ausbau des Pumpspeicherkraftwerks in Vianden die z.B. von Creos oder SEO getätigt werden.

Strom aus erneuerbaren Energien fördern

Wir werden die bestehenden Förderinstrumente etwa für Solarstromanlagen, der Biogasproduktion oder Windanlagen auf ihren Wirkungsgrad und ihre Wirtschaftlichkeit hin überprüfen und regelmäßig anpassen.

Biotreibstoffe keine nachhaltige Energiequelle

Biofuel stellt aufgrund seiner negativen Energiebilanz sowie zahlreichen Problemen in Bezug auf die Agrikultur und die Drittweltländer in den Augen der DP keine nachhaltige und erneuerbare Energie dar.

Nein zur Atomenergie

Die DP ist der Meinung, dass die Atomenergie aus luxemburgischer Sicht keine Alternative für die Zukunft darstellt. Vielmehr muss es darum gehen, die Energieeffizienz zu steigern bzw. den erneuerbaren Energien zum Durchbruch zu verhelfen. Investitionen in die erneuerbaren Energien bzw. in den Bereich Energieeffizienz müssen Vorfahrt genießen. Investitionskonflikte sind zu vermeiden. Darüber hinaus gilt es die Sicherheit der Bevölkerung und der nachkommenden Generationen zu gewährleisten, sei es im Bereich Reaktorsicherheit oder der Endlagerung. Die DP wird sich auf europäischer Ebene für diese Ziele einsetzen.

Elektromobilität fördern

Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt 40.000 Elektromobile im Jahr 2020 auf Luxemburgs Straßen fahren zu sehen. Leider hat die Regierung zum Erreichen dieses Ziels kaum beigetragen, so dass es aus heutiger Sicht unrealistisch ist. Doch wir denken, dass gerade in einem kleinen Land die Elektromobilität eine Chance hat. Das Zurücklegen kurzer Distanzen kommt dieser Fortbewegungsart entgegen. Wir wollen in diesem Sinn die Elektromobilität zusammen mit privaten Investoren ausbauen und fördern und die sich aus der Elektromobilität ergebenden Chancen für Forschung und Entwicklung nutzen.

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Ausstieg aus dem Tanktourismus vorbereiten

Wir wollen eine langfristige Strategie entwickeln, wie wir den Ausstieg aus dem Tanktourismus ohne negative Konsequenzen für die Staatseinnahmen organisieren können. Das bedeutet, dass wir in Zukunft keine weiteren laufenden Ausgaben auf Basis von Einnahmen aus dem Tanktourismus tätigen werden bzw. schrittweise, sofern neue finanzielle Freiräume entstehen, die Einnahmen aus dem Tanktourismus in die Energiewende investieren wollen.

Grosse Bedenken zu CCS-Technologie und „Fracking“

Die DP ist der Meinung, dass die sogenannte „Carbon capture and storage“ Technologie, die CO2

in tiefen geologischen Schichten versenken will, sowie das sogenannte „Fracking“, eine Technik die Schiefergas mit Chemikalien und Wasser unter hohem Druck aus Schiefergesteinsschichten herauslösen soll, nicht ausgereift sind und erhebliche Umweltrisiken beinhalten, die wir nicht bereit sind einzugehen.

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Nachhaltigkeit, Natur– und Umweltschutz

Unsere Analyse der SituationDie Regierung hat ihr Koalitionsprogramm unter das Zeichen der Nachhaltigkeit gesetzt. Es wurde sogar ein Nachhaltigkeitsministerium geschaffen. In der konkreten Politik ist davon allerdings recht wenig hängen geblieben, so dass die Bürger in erster Linie Nachhaltigkeitspolitik mit Symbolpolitik verbinden. Dass Nachhaltigkeitspolitik mehr sein kann, haben bereits viele Gemeinden lokal und regional unter Beweis gestellt. Wir sind der Überzeugung, dass dieser Politikansatz mehr leisten kann und für Luxemburg als Wirtschaftsstandort eine echte Chance darstellt.

In diesem Sinn sehen wir eine aktive Wirtschaftspolitik und einen konsequenten Natur- und Umweltschutz nicht im Widerspruch. Ein effizienter Natur- und Umweltschutz steht für Biodiversität und Lebensqualität zugleich. Er steht für geschützte Lebensräume, und damit auch für eine Landesplanungspolitik, die gerade die Zersiedlung der Landschaft verhindert. Er steht für Ressourcen schonendes Wirtschaften und nachhaltige Entwicklung. Aber Naturschutz ist in unseren Augen auch Standortpolitik. Er kann einerseits touristisch genutzt werden, andererseits geht es darum, dass Naturschutzpolitik nicht völlig zu einer Verhinderungspolitik entartet. Dies geschieht dann, wenn Menschen und Unternehmen im staatlichen Prozeduren- und Entscheidungsdickicht allein gelassen werden. Umwelt- und Naturschutzpolitik müssen auch Planungssicherheit für Bürger und Unternehmen gewährleisten.

Wir sehen eine aktive Nachhaltigkeitspolitik als Chance für unseren Standort, trotz oder gerade wegen der Wirtschafts- und Finanzkrise, die gezeigt hat, dass die Menschen kein Wachstum um des Wachstums Willen wollen. Wir wollen wieder neuen Schwung in die Nachhaltigkeitspolitik bringen, um diese Chance für unser Land zu nutzen.

Was wird die DP in den kommenden Jahren tun?

Für eine neue Kultur der Nachhaltigkeit

Die DP fordert und fördert einen politischen und gesellschaftlichen Diskurs bei dem eine ausgewogene und nachhaltige Entwicklung im Mittelpunkt steht. Ein Monitoring-System zur Evaluierung der Ziele, Maßnahmen, Mittel und Methoden muss endlich aufgestellt werden, um die Entwicklungen zu überprüfen und Vorgaben für dir Zukunft zu definieren bzw. Korrekturen anzubringen.

Nachhaltigkeitspolitik in allen Ministerien und Verwaltungen leben

Wir wollen, dass Nachhaltigkeitspolitik nicht als zusätzlicher Politikbereich, sondern vielmehr als integrierter Teil der jeweiligen Politikbereiche verstanden wird. In allen Bereichen soll und muss Nachhaltigkeit gelebt werden. Das beginnt beim Kauf eines einfachen Büromöbels und geht bis zu politischen, gesetzgeberischen Entscheidungen. Wir setzen uns zum Ziel, eine anhand von klaren Kriterien nachvollziehbare und messbare Nachhaltigkeitsstrategie im öffentlichen Bereich aufzustellen und zu verwirklichen.

Funktionales Naturschutzgesetz

Das neue Naturschutzgesetz, das zurzeit in Ausarbeitung ist, werden wir mit allen Betroffenen noch einmal durchdiskutieren. Die DP teilt die Grundidee eines Biotopbewertungsverfahrens mit Ökopunkten, von Ökokonten, Kompensationsmaßnahmen und Flächenpools. Innerhalb dieser Kriterien gilt es nun funktionale und dauerhafte Regeln für Umwelt, Wirtschaft und Landwirtschaft zu finden, dies umso mehr der geschätzte Kompensationsbedarf pro Jahr 200 bis 300 Hektar Land entspricht. Mit dem Ziel mehr Kohärenz in der Landschaftsgestaltung zu

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gewinnen und Planungssicherheit zu bieten, wollen wir prüfen, ob und inwiefern in Zukunft Kompensationsmaßnahmen ausschließlich auf öffentlichen Grundstücken umgesetzt werden könnten.

Generell wollen wir die Kriterien der Schutzziele durch die Gesetzgebung so präzise definieren, dass die Ausführung von Projekten besser geplant und durchgeführt werden können. Des Weiteren wollen wir verschiedene vorgesehene Fristen enger fassen und Prozeduren harmonisieren.

Naturschutzplan neu auflegen

Wir wollen zusammen mit allen Partnern einen neuen nationalen Naturschutzplan auflegen und konsequent umsetzen bzw. die hierfür notwendigen Mittel freimachen, sofern es sich um wissenschaftlich begründete und notwendige Investitionen handelt. Wir wollen zudem mehr Wert auf das Einhalten und die Überwachung der Naturschutzvorschriften legen.

Biologische Stationen einsetzen

In allen Regionen des Landes werden wir sogenannte biologische Stationen schaffen bzw. weiterführen. Zusammen mit allen Betroffenen (Einwohner, Landwirte, Gemeinden, Gemeindesyndikaten, Natur- und Forstverwaltung, Naturschutzorganisationen,…) werden wir konkrete Maßnahmen zum Schutz der Natur ausarbeiten und umsetzen. Dabei legen wir Wert darauf, dass die finanziellen Mittel aufgrund klarer Zielsetzungen und Kriterien effizient eingesetzt werden.

Den Wald nachhaltig nutzen

Die DP tritt für eine nachhaltige Bewirtschaftung unserer Wälder nach den Kriterien von FSC und PEFC ein. Die Waldbesitzer müssen hierfür auf eine entsprechende Beratung zurückgreifen können. Durch die Auswirkungen des Klimawandels setzt die DP auf Risikominderung durch Risikoverteilung und wird besonders Mischbestände aus Laub-und Nadelhölzer fördern. Die DP will so wenig wie möglich auf Verordnungen seitens des Gesetzgebers zurückgreifen, da Naturschutzgesetze alle 10 Jahre geändert werden können, Waldbestände die heute gepflanzt werden, jedoch nicht. Da der Wald eine vielseitige Nutzung hat, (Wirtschaftswald, Holz als Energiespender, Biotop, Speicher von CO

2,

Sauerstoffproduktion, Wasserspeicher, Erholungsgebiet u.s.w.) wird die DP eine Symbiose von Ökonomie und Ökologie gemäß dem Prinzip Schutz durch Nutzung bevorzugen.

Commodo-Incommodo

Im Sinne einer nachhaltigen industriellen Entwicklung muss die Anwendung neuer industrieller Technologien individuell genehmigt werden. Allgemeingültige, standortunabhängige Betriebsbedingungen sollten jedoch veröffentlicht werden. Diese Prozedur soll harmonisch die technische und soziale Entwicklung sowie die öffentliche Ordnung gewährleisten. Der Verwaltungsaufwand solcher Prozeduren kann und sollte jedoch weiter vereinfacht werden. Diese Vereinfachung verhindert keinesfalls, dass alle Anträge der Öffentlichkeit zum geeigneten Zeitpunkt zugänglich gemacht werden.

Bodenschutzgesetz dringend notwendig

Wir werden uns in der EU für ein gemeinsames europäisches Bodenschutzrecht einsetzen. Sollte es dort in absehbarer Zeit zu keiner Einigung kommen, wird die DP ein Bodenschutzgesetz in Luxemburg ausarbeiten.

Kritisch gegenüber „grüner“ Gentechnik

Die DP steht der grünen Gentechnik nach wie vor sehr kritisch gegenüber und plädiert für das Vorsorgeprinzip im Bereich der Lebensmittelsicherheit. Die DP steht für gentechnikfreie Saatgut- und Sortenvielfalt und für die Rechte der Bauern im Umgang mit Saatgut aus eigener Ernte. Bauern und

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Verbraucher müssen frei entscheiden können, was auf ihren Acker, in ihren Trog und auf ihre Teller kommt. Die Auswirkungen von gentechnisch veränderten Lebensmitteln auf die Gesundheit sind nicht geklärt. Die Agro-Gentechnik birgt ökologische Risiken, die nicht abschätzbar sind.

Investitionen in hohe Wasserqualität

Der Wasserwirtschaftsbereich steht vor gewaltigen Herausforderungen. Es geht nun vor allem darum, die Wasserrahmenrichtlinie konsequent umzusetzen. Wir wollen dabei nicht mehr auf die Entscheidungen des Parlaments bzw. der Gemeinden betreffend den Wasserpreis zurückkommen. Damit wir die gesetzten Ziele in Sachen Wasserqualität erreichen können, will die DP die notwendigen Investitionen zur Verbesserung der Trinkwasserqualität, der Abwasserwirtschaft sowie der Qualität von Gewässerläufen tätigen und die notwendigen personellen und materiellen Mittel zur Verfügung stellen. Zudem wir die DP das Wasserwirtschaftsamt vom Innen- in das für Umweltfragen zuständige Ministerium transferieren.

Tierschutz ernst nehmen

Auf nationaler und europäischer Ebene wurden in den vergangenen Jahren sehr viele Gesetze und Verordnungen zugunsten eines aktiven Tierschutzes geschaffen. Der Tierschutz wurde zu Recht in die Verfassung aufgenommen. Die DP wird sich in Zukunft weiter der Einhaltung dieser Texte verschreiben und besonders auf der Ebene der Kontrollen (artgerechte Tierhaltung, Tiertransporte,...) einen aktiven Tierschutz verwirklichen. Wir wollen außerdem die Auswirkungen des neuen Jagdgesetzes bilanzieren und ggf. die notwendigen Verbesserungen vornehmen.

Lärmbelästigung bekämpfen

Was die Lärmbelästigung durch Flug-, Straßen- oder Schienenverkehr anbelangt, wird die DP die auf den bestehenden Lärmkarten aufbauenden Aktionspläne zur Lärmreduzierung umsetzen bzw. begleiten, um die Lebensqualität aller betroffenen Bürger zu verbessern. Zudem wird die DP die Lärmdaten rund um den Flughafen endlich der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Abfallwirtschaft ist Ressourcenpolitik

Wir setzen uns für eine moderne Abfallwirtschaft ein, die Wert auf Müllvermeidung legt bzw. den Müll auch als Ressource sieht. Das neue Abfallgesetz von 2012 sieht eine verstärkte Getrenntsammlung und das Recycling der einzelnen Abfalltypen (Papier, Glas, Metall, Kunststoffe) bei den Haushalten vor. Leider werden zurzeit die organischen Abfälle (Gras-, Heckenschnitt, Küchenabfälle) nur in wenigen Teilen des Landes getrennt gesammelt und verwertet. In Vergärungsanlagen können aus diesen Abfällen Gasprodukte gewonnen und ins Erdgasnetz eingespeist werden. Bei einer normalen Entsorgung dieser Abfälle mit dem Hausmüll gehen also zweimal wichtige Ressourcen verloren: einmal wird unnötiger Deponieraum verbraucht und zweitens wird auf eine erneuerbare Energiequelle verzichtet. Wir werden uns dafür einsetzen, dass die per Gesetz vorgesehenen Recyclingquoten auch endlich erfüllt werden und nach Möglichkeit die Unternehmen in eine Müllvermeidungs-, Müllentsorgungs- und Weiterverwertungspolitik einbinden. Wir werden außerdem dem Phänomen des sogenannten „Littering“ an den Straßenrändern mit Mitteln der Prävention und Sanktion begegnen.

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Mobilität und Verkehr

Unsere Analyse der Situation Mobilität ist ein sehr bedeutender Wirtschafts- und Standortfaktor. Gerade in einer offenen Wirtschaft ist der Austausch von Waren und Dienstleistungen per Straße, Schiene, Luft und Wasser von größter Bedeutung. Luxemburg hat besonders was den öffentlichen Transport, aber auch was das Straßennetz anbelangt, einen enormen Nachholbedarf, den es in den kommenden Jahren durch gezielte Investitionen abzubauen gilt. Gerade das demographische Wachstum und das damit einhergehende Anwachsen der Beschäftigtenzahlen sowie die Konzentration der Arbeitsplätze auf die Stadt Luxemburg stellen riesige Herausforderungen dar. Es wundert demnach nicht, dass die 1,7 Millionen motorisierten Fahrten pro Tag zu erheblichen Verkehrsbehinderungen, Staus, Fehlzeiten und Unannehmlichkeiten für die Arbeitnehmer führen.

Mobilität hat aber auch etwas mit Lebensqualität, Landesplanung, Luftverschmutzung, Lärmbelästigung und Umweltschutz zu tun. So ist beispielsweise deutlich mehr als die Hälfte des nationalen CO

2-Ausstoßes auf den Individualverkehr, sprich das Automobil zurückzuführen.

Tausende Menschen sind einer hohen Lärmbelästigung beispielsweise rund um das Autobahnnetz ausgesetzt. Luxemburg braucht ein integratives Mobilitätskonzept, das diese Ziele alle miteinander verbindet. Die DP unterstützt deshalb ausdrücklich das Mobilitätskonzept „MoDu“ und ist bereit, dieses Konzept aufgrund eines präzisen Prioritätenplans in den kommenden Jahren umzusetzen.

Es geht in der Tat darum, den öffentlichen Transport weiter zu fördern, die Intermodalität und Komplementarität der unterschiedlichen Verkehrsmittel zu verbessern und nachhaltigen bzw. umweltschonenden Bewegungsmitteln den Vorzug zu geben. Allerdings bedauern wir, dass die Verkehrsteilnehmer in den vergangenen Jahren kaum spürbare Verbesserungen, wenn nicht sogar grobe Verschlechterungen, erfahren mussten haben. Auch hier scheint Luxemburg zu träge zu sein, um schnelle Investitionen tätigen zu können.

Was wird die DP in den kommenden Jahren tun?

Prozesse beschleunigen

Große Projekte haben eine lange Planungs- und Investitionsphase. Allerdings hat jeder Bürger das Gefühl, dass diese Prozesse in Luxemburg zu lange dauern. In den vergangenen Jahren wurden sicherlich manche Prozesse und Prozeduren gestrafft und besser geordnet. Das Resultat ist allerdings nur minimal, verglichen mit den täglich wachsenden Herausforderungen. Wir wollen deshalb prüfen, welche Ursachen neben der Komplexität der Investitionsvorhaben zu diesen enormen Verzögerungen führen, die wir gerade im Ausbau des Verkehrsnetzes erleben, und entsprechende Mittel freisetzen, um die Prozesse in Zukunft zu beschleunigen.

„MoDu“ konsequent umsetzen

Wir werden das integrative Verkehrskonzept „MoDu“ in den kommenden Jahren systematisch umsetzen vor dem Hintergrund des Landesplanungsinstruments „plan sectoriel transports“. Je nach den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln werden wir die Priorität auf Investitionen in den öffentlichen Transport bzw. den Ausbau des Schienennetzes sowie die Intermodalität und Komplementarität der verschiedenen Verkehrsmittel legen, da gerade hier der größte Bedarf liegt. Die DP begrüßt in diesem Zusammenhang den Bau einer Trambahn mit den notwendigen Peripheriebahnhöfen, die sich notwendigerweise aus dem hohen Mobilitäts- und Kapazitätsbedarf vor allem der in der Stadt Luxemburg arbeitenden Menschen ergibt. Wir wollen die Tram deshalb zügig verwirklichen.

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Grenzüberschreitende Mobilität und internationale Anbindung verbessern

Wir werden uns weiter dafür einsetzen, die internationalen Verkehrsanbindungen Luxemburgs zu verbessern. Dabei geht es uns einerseits darum, die Verkehrsströme aus der Grenzregion Richtung Luxemburg und zurück zu verbessern bzw. die Anbindung Luxemburgs an die großen internationalen Verkehrswege zu gewährleisten. Wir streben in diesem Sinn eine intensive Kooperation mit den Verantwortlichen in der Großregion an, damit die grenzüberschreitenden Verkehrsflüsse und Mobilitätskonzepte landesplanerisch aufeinander abgestimmt werden können (Schaffung von P+R Strukturen im Grenzgebiet, Kapazitäten von Bus und Bahn zu Spitzenzeiten, kohärente Materialbeschaffung,…).

Was die Anbindung an internationale Verkehrswege anbelangt, liegt uns vor allem das Projekt EuroCapRail weiter sehr am Herzen, obwohl unsere Partner diesem Projekt zurzeit keine Priorität einräumen. Wir werden alles daran setzen, die belgische Seite davon zu überzeugen, Mittel zur Verbesserung der Strecke Luxemburg-Namur-Brüssel freizusetzen bzw. um somit eine bessere Anbindung Luxemburgs an das Eurostar- und Thalisnetz zu gewährleisten. Wir wollen zudem mit der deutschen Seite die Möglichkeit einer Schienenverbindung zwischen Luxemburg und Saarbrücken zwecks Anbindung des Luxemburger Schienennetzes an das ICE-Netz prüfen und setzen uns für eine Verbesserung des Schienennetzes in Richtung Lothringen ein.

Sanfte Mobilität fördern

Wir werden weiter zusammen mit den Gemeinden in sichere Fußgänger- und Fahrradwege investieren. Wir wollen, dass diese Fortbewegungsarten bei neuen, größeren Infrastrukturvorhaben bereits bei der Planung berücksichtigt werden bzw. Vorrang gegenüber anderen Verkehrsträgern genießen.

Busnetz überprüfen, Zubringerlinien und Rufbus im ländlichen Raum ausbauen

Die Menschen haben zum Teil sehr individuelle Mobilitätsansprüche, die im ländlichen Raum nicht mit Linienbussen mit festen Fahrzeiten zu bewältigen sind. Wir wollen in diesem Sinn die Schaffung von sogenannten Tangentiallinien (d.h. Zubringerlinien) prüfen und das Rufbus-Modell im ländlichen Raum weiter ausbauen, da es Flexibilität und Benutzerkomfort zugleich gewährleistet. Darüber hinaus wollen wir das bestehende Busnetz einer Effizienzprüfung unterziehen und vor dem Hintergrund des „MoDu“-Konzepts anpassen.

Mobilitätszentrale weiter ausbauen

Wir wollen das Konzept der Mobilitätszentrale weiter ausbauen und vor allem im Bereich der Information neue Wege gehen. So wollen wir, dass die Mobilitätszentrale in Zukunft allen Nutzern über die modernen Kommunikationswege (SMS, App, Traffic Message Channel-Botschaften für Navigationsgeräte,…) zeitnahe Informationen liefert genauso zum Individualverkehr wie zu öffentlichen Verkehrsmitteln (Mobilitätsalternativen, Staumeldungen und alternative Routen, Car-Sharing, E-Mobilität, Baustellen,…). Außerdem wollen wir die Mobilitätszentrale stärker als zentrale und treibende Kraft für maßgeschneiderte Mobilitätsansprüche einsetzen. So denken wir, dass die Mobilitätszentrale beispielsweise interessierten Unternehmen in oder außerhalb von Aktivitätszonen individuelle Mobilitätskonzepte für ihre Mitarbeiter anbieten könnte bzw. die Stärken des bestehenden Angebots besser vermarkten soll.

In die Qualität des Strassennetzes und die Lebensqualität der Einwohner investieren

Wir wollen das Straßennetz weiter qualitativ verbessern und geplante Umgehungsstraßen nach und nach aufgrund klarer Prioritäten bzw. gemäß dem „plan sectoriel transports“

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verwirklichen. Wir wollen gemeinsam mit unseren Partnern in der Grenzregion prüfen, inwiefern wir auf dem bestehenden Autobahnnetz zwischen der Grenzregion und Luxemburg dem öffentlichen Transport bzw. Fahrgemeinschaften Priorität einräumen können.

Schadstoffarme Fortbewegungsmittel begünstigen

Im Rahmen der von uns geplanten ökologischen Steuerreform und Überprüfung der Transfersysteme wollen wir die Nutzung von schadstoffarmen Fortbewegungsmitteln wie etwa die Elektromobilität und das Car-Sharing fördern. In diesem Sinn wollen wir ein Gesamtkonzept entwickeln, in dem wir die direkten und indirekten steuerpolitischen Förderinstrumente wie etwa die Autosteuer, die Besteuerung von Dienstwagen, die Mineralölsteuer, die Förderung von Stromfahrzeugen usw. neu bewerten und ausrichten werden.

Verkehrssicherheit weiter verbessern

In den vergangenen Jahren wurden auf Initiative oder mit Unterstützung der DP wichtige Entscheidungen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit getroffen. Wir stehen zu den pädagogischen und präventiven Maßnahmen wie beispielsweise dem Punkteführerschein, dem Fahrsicherheitstraining oder der Winterreifenpflicht. Wir wollen den Kampf gegen Verkehrstote und –verletzte konsequent fortsetzen. Alkohol und Drogen am Steuer sowie überhöhte Geschwindigkeit müssen weiterhin durch Sensibilisierungs- und Präventionsprogramme sowie durch systematische Polizeikontrollen an neuralgischen Punkten bekämpft werden. Wir sind der Meinung, dass mit Rücksicht auf datenschützerische Bestimmungen, die Installation von Radargeräten an Gefahrenpunkten unseres Straßennetzes sinnvoll ist, sofern sie nicht als regelrechte Falle sondern als zusätzliches Sicherheitselement auf unseren Straßen konzipiert sind. Darüber hinaus wollen wir bestehende Gefahrenquellen aufgrund von Sicherheitsaudits nach und nach entschärfen, sei es durch Geschwindigkeitsreduzierungen, bauliche Verbesserungen oder eine bessere Beschilderung.

Technische Kontrollen durch Werkstätte ermöglichen

Die DP wird sicherstellen, dass neben der SNCT (Société Nationale de Contrôle Technique) auch qualifizierte Werkstätte die technischen Kontrollen von Fahrzeugen durchführen können. Die aktuelle Reglementierung für Werkstätte soll deshalb innerhalb kürzester Zeit evaluiert werden um auch zu garantieren, dass in diesem Bereich die nötigen Angebote entstehen.

Restrukturierungsprozess von nationalen Fluggesellschaften aktiv begleiten

Wir werden den Restrukturierungsprozess der beiden nationalen Fluggesellschaften aufgrund einer klaren und zukunftsweisenden Unternehmensstrategie aktiv begleiten. Wir sind in diesem Zusammenhang der Meinung, dass diese Strategie mit Rücksicht auf das bestehende Nachtflugverbot entwickelt werden muss. Darüber hinaus will die DP auf Dauer eine Gesamtstrategie ausarbeiten, um die Anteile an privaten Unternehmen professioneller, aktiver und zielorientiert zu nutzen. Es geht uns darum, das Vertrauen ausländischer Investoren zu stärken. Wir könnten uns z.B. vorstellen, die staatlichen Anteile in einer Gesellschaft zu bündeln, die von Experten im Rahmen eines öffentlichen Auftrags mit klaren und überprüfbaren Kriterien geführt wird.

Ausbau der Moselschleusen

Die Mosel ist eine große und wichtige europäische Wasserstraße, die wir gerade für den Schiffsverkehr attraktiv gestalten müssen. Wir setzen uns deshalb weiter zusammen mit den Moselanrainerstaaten für den Ausbau der Moselschleusen ein, um dem steigenden Kapazitätsbedarf nachzukommen.

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Gesundheit und Pflege

Unsere Analyse der SituationDas luxemburgische Gesundheitssystem zählt zu den großzügigsten, aber gleichzeitig auch zu den teuersten weltweit. Aufgrund der demographischen Entwicklung und der damit verbundenen steigenden Lebenserwartung werden die Kosten im Gesundheitsbereich in den kommenden Jahren sehr stark ansteigen. Es muss jedem bewusst sein, dass ein auf hohem Niveau funktionierendes Gesundheitssystem seinen Preis hat. Bislang sind größere finanzielle Engpässe bei der Gesundheitskasse ausgeblieben, da durch das Anwachsen der Beschäftigung immer mehr Beiträge eingezahlt wurden. In den kommenden Jahren wird diese Rechnung jedoch nicht mehr aufgehen. Ähnlich wie bei den Renten wird sich das Gesundheitssystem auf Dauer nicht mit einem Mehr an Beschäftigung zu finanzieren sein.

Wir müssen in Zukunft gezielter und effizienter in unser Gesundheitssystem investieren, um eine hohe Qualität der Leistungen zu gewährleisten und um Leistungsverschlechterungen oder Beitragserhöhungen zu vermeiden.

Dies gilt auch für die Pflegeversicherung: Auf diesen wichtigen Pfeiler unseres Sozialsystems werden in den kommenden Jahre aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung enorme Kosten zukommen. 2010 nahmen rund 11.500 Menschen die Leistungen der Pflegeversicherung in Anspruch. 2030 werden es - den Schätzungen des zuständigen Ministeriums zufolge - bereits 18.000 sein. Auch bei der Pflegeversicherung müssen daher der aktuelle Leistungskatalog überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Wir wollen mehr Effizienz in das System bringen, um den Abbau von Leistungen oder weitere Beitragserhöhungen zu vermeiden.

Was wird die DP in den kommenden Jahren tun?

Beitragserhöhungen vermeiden

Für die DP steht fest, dass unser Gesundheitssystem weiterhin finanzierbar bleiben muss. Auf Beitragserhöhungen wollen wir nach Möglichkeit verzichten und gleichzeitig alles daran setzen, um unnötige (Verwaltungs-)Ausgaben zu vermeiden. Um die Menschen nicht weiter zu belasten und die Kaufkraft weiter zu schmälern, wollen wir die Beiträge der Versicherten auf dem aktuellen Niveau halten. Ebenso gilt es aus Wettbewerbsgründen die Arbeitgeberbeiträge nicht anzuheben.

Missbräuche eindämmen

Experten schätzen, dass ungefähr 200 Millionen im Budget der Gesundheitskasse auf fehlerhafte bzw. fälschlich ausgestellte Belege und Rechnungen zurückzuführen sind. Die DP wird die personellen Mittel der CNS gezielt ausbauen, um derartige Missbräuche eindämmen zu können. Um zukünftig den Missbrauch der Sozialversicherungskarte besser bekämpfen zu können, spricht sich die DP in diesem Zusammenhang für die Einführung von Versicherungskarten mit Foto und Unterschrift aus.

Keine Ausweitung des „tiers payant“-Prinzips

Unsere Gesundheit ist unser wertvollstes Gut. Gesundheit bzw. ein gutes Gesundheitssystem hat jedoch auch seinen Preis. Um das Bewusstsein der Menschen hierfür zu fördern, spricht sich die DP gegen eine weitere Ausweitung bzw. die Verallgemeinerung des „tiers payant“ aus. Parallel dazu soll eine rasche Rückerstattung der Gesundgeitsausgaben gewährleistet werden.

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Konzept des Referenzarztes bilanzieren

Die DP wird das Konzept des Referenzarztes („médecin référent“) bilanzieren, auf seinen Nutzen hin überprüfen und gegebenenfalls anpassen.

Spezialisierung der Krankenhäuser vorantreiben

Die Krankenhäuser verantworten den mit Abstand größten Teil der Ausgaben des Gesundheitssystems. Bei der aktuellen Entwicklung der Krankenhauskosten müssen neue Wege gefunden werden, um deren Finanzierung zu gewährleisten. Um das System dauerhaft ohne Qualitätseinbußen aufrecht erhalten zu können, ist es für die DP unerlässlich, dass die Spezialisierung der Krankenhäuser verstärkt vorangetrieben wird. Nicht jedes Krankenhaus kann alle möglichen Operationen und Therapien anbieten. Daher werden wir die Bildung von Kompetenzzentren bzw. Expertenteams in den einzelnen Krankenhäusern vorantreiben. Spezialisierte Krankenhäuser werden nicht nur Kosten sparen, sondern auch bessere Resultate für die Patienten (z.B. ein nationales Krebszentrum) mit sich bringen.

In diesem Zusammenhang plädiert die DP für eine klare Definition der Missionen und Aufgaben der verschiedenen Krankenhäuser. Ausgaben, die nicht diesen Kriterien entsprechen, sollen zukünftig nicht mehr von der Gesundheitskasse übernommen werden.

Budget nach erbrachter Leistung anstatt Globalbudget

Die Leistungsfähigkeit unseres Krankenhaussystems kann nach Meinung der DP durch eine Anpassung der Gesetzgebung verbessert werden. Zurzeit erhalten Krankenhäuser ein Globalbudget pro Jahr, mit dem sie ihre Kosten decken sollen. Dies führt dazu, dass derselbe medizinische Eingriff in unterschiedlichen Krankenhäusern unterschiedliche Kosten verursacht. Mit dem Ziel mehr Kosteneffizienz bei gleichbleibender medizinischer Qualität zu erreichen, wollen wir den Krankenhäusern in Zukunft kein Globalbudget mehr zur Verfügung stellen, sondern das Budget nach erbrachter Leistung berechnen.

Ambulante Versorgung ausbauen

Zwar hat es in den letzten Jahren Bemühungen gegeben hin zu mehr ambulanter Versorgung, doch insgesamt waren diese zu zögerlich oder nicht zielführend. Die DP wird daher in den Bereichen, wo es möglich ist, die ambulante Versorgung, besonders im (post)operativen Bereich verstärkt ausbauen. In diesem Zusammenhang muss auch die Praxis überprüft werden, dass viele Patienten bereits am Tag vor einem operativen Eingriff ins Krankenhaus einbestellt werden.

Synergien zwischen Krankenhäusern herstellen

Wir wollen, dass die Krankenhäuser verstärkt untereinander kooperieren. Unserer Meinung nach ist es unerlässlich, dass z.B. ein einheitliches Informatiksystem für sämtliche Krankenhäuser gibt. Neben der Kostenreduzierung wird dadurch auch ein analytischer Vergleich zwischen den einzelnen Einrichtungen möglich. Auch andere Dienste (Analysen, Catering, usw.) können zentral organisiert werden.

Qualität besser messen und dokumentieren

Die Qualität unserer Krankenhäuser ist ohne Zweifel gut. Wenn wir in internationalen Vergleichsstudien nur mittelmäßig abschneiden, dann liegt ein Grund darin, dass in Luxemburg die Kultur für Qualitätsmessung und -dokumentation zum Teil noch nicht richtig entwickelt ist. Wir werden deshalb eine landesweite Standardisierung in der Informatik, eine Standardisierung und Informatisierung der Patientenakten sowie eine Standardisierung aller medezinischen Prozeduren nach anerkannten Kriterien und und eine erweiterte Kodifizierung der statistischen Angaben einführen.

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Not-und Ersatzdienst reformieren

Der ärztliche Not- und Ersatzdienst außerhalb der Krankenhäuser muss reformiert werden. Um die Notaufnahme der Krankenhäuser zu entlasten, müssen die Leute, die unter leichteren Beschwerden leiden, ermutigt werden, sich vorrangig an ihren Hausarzt zu wenden. Zu diesem Zweck muss der Ersatzdienst außerhalb der Krankenhäuser verstärkt werden, sowohl was die Mittel als die Bereitschaft 24/24 Stunden und sieben Tage pro Woche betrifft. In diesem Zusammenhang setzt sich die DP auch für die Schaffung eine „maison médicale“ im Osten unseres Landes ein.

Der Ersatzdienst in den Krankenhäusern muss im Dialog mit den betroffenen Akteuren dahingehend reformiert werden, dass gewährleistet werden kann, dass während des Bereitschaftsdienstes genügend Fachärzte (Kinderärzte, Zahnärzte, usw.)zur Verfügung stehen. Unserer Meinung nach muss man in diesem Zusammenhang auch über einen Zuschlag für Konsultationen zwischen 18:00 und 22:00 sowie über eine bessere Vergütung des Bereitschaftsdienstes nachdenken.

Die DP wird außerdem dafür sorgen, dass den Bürgern zu jedem Moment in jeder Region des Landes ein kompetentes Notarztdienstteam zur Verfügung steht.

Rettungsdienste reformieren

Wir stellen einen Mangel an erfahrenen und adäquat ausgebildeten Ersthelfern und Krankenwagenfahrern fest, dem man dringend abhelfen muss. Die DP wird deshalb die Rettungsdienste reformieren. In Zukunft soll demnach allen Bürgern ein gemeinsamer Rettungsdienst, bestehend aus allen Einheiten des Zivilschutzes, und der Feuerwehren und insbesondere der Berufsfeuerwehr der Stadt Luxemburg, und der freiwilligen Feuerwehr zur Verfügung stehen. Daher werden wir die Arbeit der Freiwilligen professionell unterstützen und ihre Arbeitsbedingungen verbessern.

Wir werden außerdem die grenzüberschreitende Zusammenarbeit hinsichtlich dringlicher medizinischer Hilfe (über die Straße oder per Hubschrauber) mit unseren Nachbarländern ausbauen und vereinfachen. Der Bericht der Expertengruppe hat nahegelegt, dass die Rufzentrale schnellstens modernisiert und mit gutausgebildetem Personal besetzt werden muss. Desweiteren setzen wir uns für eine landesweite effiziente Flugrettung ein.

Niederlassung neuer Ärzte besser steuern

In den letzten Jahren haben sich viele ausländische Ärzte in Luxemburg niedergelassen mit der Folge, dass in einigen Regionen das Angebot bei weitem den reellen medizinischen Bedarf der Bevölkerung überschreitet. Die DP will, dass in Zukunft die Niederlassung neuer Ärzte gezielter von der CNS gesteuert wird. Übersteigt das Angebot den tatsächlichen medizinischen Bedarf, so sollen zukünftig die neu hinzugekommenen Ärzte nicht mehr konventioniert werden. Ein derartiges Lenkungssystem soll keineswegs den Zugang der Patienten zu einer guten medizinischen Versorgung einschränken, sondern dazu beitragen, das Angebot besser auf die Bedürfnisse der Bevölkerung zuzuschneiden. Eine gezielte Steuerung muss sich nicht auf die Ärzte beschränken, sondern kann durchaus auch für andere medizinische Dienstleister (z.B. Physiotherapeuten) gelten.

Patientenrecht stärken

Für die DP stellt ein funktionierendes Patientenrecht eine wichtige Priorität dar, wenn es um die qualitative Verbesserung unseres Gesundheitssystems geht. Der vorliegende Gesetzesentwurf stellt jedoch niemanden zufrieden. Daher wird die DP den Text zurückziehen und im Dialog mit den Betroffenen einen neuen Entwurf ausarbeiten.

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Qualitäts- und Informationskultur für Patienten

Wir werden gemeinsam mit den Ärzten und Krankenhäusern eine neue Qualitäts- und Informationskultur zugunsten der Patienten fördern. Mit Hilfe von internen und externen Evaluierungen soll die Zufriedenheit der Patienten gemessen und konkrete Verbesserungsvorschläge ausgearbeitet werden.

Nomenklatur überarbeiten

Die schwerfälligen Prozeduren sind zu überarbeiten und zu vereinfachen. Die DP will die Nomenklatur der medizinischen und zahnmedizinischen Akte sowie die Nomenklaturen der technisch-medizinischen Berufe in Anbetracht der Entwicklung der Medizin anpassen

Zeugungshilfetechniken fördern

Wir wollen Zeugungshilfetechniken fördern, wie z.B. homologe künstliche Insemination oder in vitro Befruchtung, um sterilen Paaren die Möglichkeit zu geben, Kinder zu bekommen. Wir wollen die Zugangsbedingungen zu diesen Techniken nicht gesetzlich regeln, sondern vielmehr auf die Beziehung bzw. das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient setzen.

Rahmengesetz für die Stammzellenforschung

Die medizinisch-technischen Bedingungen, die berufliche Qualifikation der Mediziner, die Rechtslage der Fortpflanzungszellen- und Embryobanken sowie die Nutzung überzähliger Embryos zu wissenschaftlichen Zwecken erfordern eine adäquate Gesetzgebung, über die Luxemburg noch nicht verfügt. Die DP wird sich dafür einsetzen, dass in der kommenden Legislaturperiode ein entsprechendes Rahmengesetz für die Stammzellenforschung ausgearbeitet wird. Reproduktives menschliches Klonen kommt für die DP aus ethischen Gründen jedoch nicht in Frage.

Präventionsstrategie

Wir wollen die medizinische Prävention und Früherkennung von Krankheiten im Rahmen einer Gesamtstrategie fördern. Einerseits wollen wir durch Sensibilisierungskampagnen ein gesundheitsbewusstes Leben und Arbeiten sowie andererseits die Frühdiagnostik und -behandlung weiter fördern. Wir legen in diesem Zusammenhang auch sehr viel Wert auf die schulmedizinischen Dienste, die durch kinderärztliche Voruntersuchungen Gesundheitsschäden oder psychische Probleme bei Kindern frühzeitig erkennen sollen.

AIDS weiter präventiv bekämpfen

Das Infektionsrisiko mit dem HIV-Virus besteht trotz guter Aufklärungsarbeit immer noch. Für die DP steht fest, dass das AIDS-Risiko in unserer Gesellschaft unter keinen Umständen banalisiert werden darf. Trotz aller Errungenschaften auf therapeutischer Ebene müssen die Anstrengungen auf dem Gebiet der Prävention und der Sensibilisierung, besonders in den Schulen, weiter geführt werden. Die DP setzt sich in diesem Zusammenhang auch für eine Reform des Sexualkundeunterrichts ein.

Klare Regeln für Alternativmedizin

Immer mehr Menschen möchten auf alternativmedizinische Praktiken zurückgreifen. Zu häufig passiert das jedoch noch außerhalb jeglicher Qualitätskontrolle. Die DP ist davon überzeugt, dass die konventionelle Medizin nach wie vor die Basis unseres Gesundheitssystems bilden muss. Daher sprechen wir uns dafür aus, dass auch in Zukunft allein die Mediziner befugt sind, Diagnosen zu erstellen und Rezepte auszustellen. Wir wollen jedoch, dass die nicht konventionellen Praktiken reguliert werden.

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Anstrengungen für bessere Psychiatriedienste fortsetzen

In den letzten Jahren wurden verschiedene Anstrengungen in Sachen Dezentralisierung der Psychiatriedienste, u.a. mit der Einrichtung einer speziellen Psychiatrie für Kinder und Jugendliche, unternommen. Wir wollen diese Bemühungen, dort wo es möglich ist, fortsetzen. Gleichzeitig wollen wir dazu beitragen, die gesellschaftliche Integration der Personen, die unter psychischen Störungen gelitten haben oder leiden, zu verbessern.

Diverse Vorfälle haben gezeigt, dass Angeklagte oder Verurteilte, die wegen psychischer Störungen von der Strafvollzugsanstalt ins CHNP überwiesen wurden, nicht adäquat betreut werden konnten und dass zudem ein hohes Fluchtrisiko besteht. Daher sollen die betroffenen Personen in Zukunft in einer neuen, von anderen Patienten strikt getrennten, Spezialeinheit im CHNP untergebracht werden.

Gerichtsmedizin aufbauen

Die DP setzt sich für die Schaffung einer gerichtsmedizinischen Abteilung im Rahmen des „Laboratoire national de santé“ (LNS) ein. Ziel einer solchen Abteilung soll es u.a. sein, Gewalt- und Sexualdelikte adäquater und schneller zu behandeln.

Mehr Organspenden ermöglichen

Unsere Gesetzgebung sieht in Sachen Organspende ein automatisches Einverständnis vor, das theoretisch die Verfügbarkeit von Transplantationsorganen begünstigen müsste. Ungeachtet der bestehenden Rechtsvorschriften wird aber in der Praxis das Fehlen einer Erklärung weder als eine Einwilligung, noch als eine Ablehnung gewertet. In diesem Fall werden die Angehörigen des Verstorbenen seitens der Ärzte befragt, was in Anbetracht der tragischen Lage eine schwierige Situation für die Angehörigen darstellt. Dies führt oft zu einer Ablehnung der Organspende. Um dem Rechnung zu tragen, wird die DP den Wunsch, ob jemand Organspender ist oder nicht, auf der Sozialversicherungskarte eintragen lassen. Des weiteren soll auf der Sozialversichertenkarte vermerkt werden, ob der Betroffene über Vorsorge für sein Lebensende getroffen hat („déclaration anticipée“ beziehungsweise „disposition de fin de vie“).

Angemessene Hilfe für Drogensüchtige

In Sachen Drogen und Drogenabhängigkeit befürwortet die DP eine Politik, die verstärkt auf Vorbeugung, Betreuung und Reduzierung der Risiken setzt. Da die Erstkonsumenten von Drogen immer jünger werden, muss die Prävention bereits in der Grundschule mit einer entsprechenden Sensibilisierungskampagne beginnen. Wir werden das Angebot hinsichtlich der Therapien erweitern und eine engere Begleitung der Drogensüchtigen gewährleisten. Da sich Strukturen wie das „Tox-in“, die es den Drogensüchtigen ermöglichen, ihre Drogen unter adäquaten hygienischen Bedingungen zu nehmen, sich bewährt haben, werden wir die Dezentralisierung solcher Strukturen vorantreiben. Parallel zu einer vorbeugenden Drogenpolitik, muss jedoch der Drogenhandel weiterhin aktiv bekämpft werden.

Kostenexplosion bei Pflegeversicherung verhindern

Aktuell weist das Budget der Pflegeversicherung bereits ein Defizit auf. In den kommenden Jahren werden die Ausgaben aufgrund der demographischen Entwicklung weiter steigen. Die DP setzt sich dafür ein, dass auch zukünftig eine qualitativ hochwertige Pflegeversicherung gewährleistet werden kann. Daher wollen wir eine breite gesellschaftliche Diskussion mit allen betroffenen Akteuren über die Zukunft der Pflegeversicherung führen. Die auf diese Art und Weise ausgearbeiteten Lösungen und Ideen sollen dann in einen gesetzlichen Rahmen ungesetzt werden und helfen, die Pflegeversicherung längerfristig auf eine gesunde finanzielle Basis zu stellen.

Die Nomenklatur der Pflegeversicherung sollte nicht zu starr sein, um zu verhindern, dass es an der nötigen Flexibilität im Falle notwendiger Anpassung der Leistungen bei der Pflegeversicherung fehlt.

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In den letzten Jahren hat Luxemburg im Vergleich zu anderen Länder überdurchschnittlich viele stationäre Pflegeeinrichtungen geschaffen. Um die Finanzierung der Pflegeversicherung längerfristig garantieren zu können, muss der Fokus wieder verstärkt auf die ambulante Pflege ausgerichtet werden.

In diesem Zusammenhang wird die DP auch Sorge tragen, dass integrative Wohnangebote für Senioren geschaffen werden. Wir werden zusammen mit den Gemeinden alternative Wohnformen wie Seniorenwohngemeinschaften oder betreute Wohnstrukturen schaffen und fördern. Bei größeren Siedlungsprojekten wird die DP diese alternativen Wohnformen für ältere Mitbürger mit einplanen. Zudem werden wir dafür sorgen, dass optimale soziale und medizinische Dienste in der unmittelbaren Nachbarschaft zur Verfügung stehen.

Wir wollen, dass in Zukunft Menschen, die sich zu Hause um pflegebedürftige Familienmitglieder kümmern, mehr Zeit haben, dies bei der Pflegeversicherung anzugeben, damit diese für ihre Rentenbeiträge aufkommt. Die Fünfjahresfrist, die aktuell laut CAS gilt und nach der das Recht auf Rückzahlung von Beiträgen verjährt, soll flexibler gestaltet werden.

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Sport

Unsere Analyse der SituationDie DP sieht im Sport bzw. der Erziehung zur körperlichen Betätigung einen wesentlichen Teil einer ganzheitlichen Erziehung: Sportliche Aktivität leistet einen wichtigen Beitrag zur Persönlichkeitsbildung, fördert selbstverantwortliches Handeln und Teamgeist und stärkt das gesundheitliche Wohlbefinden.

Bewegungsmangel führt zunehmend zu Herz- und Kreislauferkrankungen, auch bei jüngeren Menschen. Die Zahl dickleibiger Kinder hat in den letzten Jahren erschreckende Ausmaße angenommen. Immer öfters sind vor allem auch junge Menschen mit Haltungsschäden geplagt. Deshalb werden die (vor-)schulische Bewegungserziehung und der Schulsport immer wichtiger.

Was wird die DP in den kommenden Jahren tun?

Schulsport stärken

Wir wollen die Freude an der Bewegung bereits bei Kleinkindern fördern, sowohl in der „éducation précoce“ als auch im Kindergarten. Im Rahmen von ganztäglichen Schulangeboten werden wir darauf achten, dass täglich eine Stunde Bewegung auf dem Stundenplan steht.

Trainerausbildung und Ehrenamt fördern

Die Sportvereine und Sportverbände bilden die Basis unseres Sportwesens. Aus diesem Grund wird die DP sich auch in Zukunft für eine verlässliche Förderung der Vereine und Sportverbände bzw. der dort ehrenamtlich Tätigen und Trainern einsetzen. Ein wesentliches Ziel unserer Sportpolitik wird darin bestehen, die Qualität der Trainerausbildung zu verbessern und die ehrenamtliche Tätigkeit zu stärken

Konsequente Förderung des Leistungs- und Spitzensports

Spitzensport ist Anreiz und Herausforderung für den Einzelnen, Ausdruck von Leistungswillen und -fähigkeit einer Gesellschaft und übt parallel dazu auch eine wichtige Vorbildfunktion für den Breitensport aus. Wir begrüßen, dass es durch die Schaffung des „Sportlycée“ nunmehr möglich ist, eine gezielte und systematische Förderung des talentierten sportlichen Nachwuchses zu organisieren, wobei sportliche, schulische bzw. berufliche Elemente der Ausbildung gut aufeinander abgestimmt werden können. Zudem hat sich die Sportförderung im Rahmen der Armee in den vergangenen Jahren als erfolgreiches Modell zur Förderung des Spitzensports in Luxemburg etabliert. Deshalb werden wir dieses Modell auch in seinem bisherigen Umfang beibehalten.

Die DP bekennt sich ebenfalls zum Spitzensport für Menschen mit Behinderungen. Herausragende Leistungen in diesem Bereich sind Triebfeder und Ansporn für alle Menschen mit Behinderungen als auch für den gesamten Behindertensport. Damit behinderte (Spitzen-)Sportler auch weiterhin ihre sportliche Tätigkeit ausüben können, werden wir uns dafür einsetzen, dass der Zugang zu sportlichen Infrastrukturen verstärkt gewährleistet wird.

Dopingbekämpfung konsequent fortsetzen

Die Akzeptanz des Spitzensportes hängt entscheidend von einer glaubwürdigen und erfolgreichen Bekämpfung des Dopings ab. Daher bekennt sich die DP zu einer konsequenten, auf Null-Toleranz basierenden Anti-Doping-Politik. Wir werden den Kampf gegen Doping in allen Bereichen des Sports unvermindert weiterführen.

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Renten

Unsere Analyse der SituationEine steigende Lebenserwartung, ein immer späterer Eintritt ins Berufsleben, rückläufige Geburtenzahlen und immer weniger aktive Arbeitnehmer, die immer mehr Rentner unterstützen müssen, ein häufig (zu) frühes Ausscheiden aus dem Berufsleben, all diese Faktoren stellen unser Rentensystem vor gewaltige Herausforderungen. Unabhängig vom Wirtschaftswachstum werden die aktuell noch hohen Rentenreserven bei unveränderter Gesetzeslage in rund 20 bis 25 Jahren komplett aufgebraucht sein. Das Rentensystem wird defizitär werden. In dem Fall drohen entweder massive Beitragserhöhungen oder aber tiefe Einschnitte bei den Leistungen.

Um unser Rentensystem unter den aktuellen Bedingungen langfristig absichern zu können, müssten, aktuellen Prognosen zufolge, im Jahr 2050 rund 1,3 Millionen Arbeitnehmer in Luxemburg arbeiten. 50 Jahre später müssten es bereits 7,2 Millionen sein. Allein dieser Ausblick genügt, um zu verdeutlichen, wie dringend der Handlungsbedarf ist, der trotz der jüngsten Regierungsreform immer noch besteht. Die DP ist nicht gewillt, eine Rentenpolitik auf Kosten der kommenden Generationen hinzunehmen. Das hat die DP in der Vergangenheit auch klar im Parlament zum Ausdruck gebracht, als sie als einzige Partei gegen weitere Rentenerhöhungen gestimmt hat. Gerade im Bereich der Renten steht die Politik in der Pflicht, bereits heute die richtigen Weichenstellungen vorzunehmen, damit für die künftigen Generationen eine finanzierbare und sichere Altersversorgung garantiert ist.

Die DP hat gegen die am 5. Dezember 2012 verabschiedete Rentenreform gestimmt, weil sie zu kurz greift. Die DP teilt zwar das Grundprinzip der Reform, dass jeder, der länger arbeitet, mehr Rente bekommen soll. Doch die Parameter an denen die Reform sich orientiert, planen an der Realität vorbei. So baut die Reform der Regierung auf nur einem einzigen und zudem sehr unrealistischen Wachstumsmodell auf. Bereits die vergangenen Krisenjahre haben gezeigt, dass ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 3%, so wie von der Regierung prognostiziert, nicht erreichbar sein wird. Resultat hiervon ist, dass der Finanzierungsbedarf des Rentensystems deutlich höher als geplant ist. Zudem wurde bemängelt, dass, bis auf weiteres, die Ausgaben des Rentensystems weiter erhöht werden (z.B. durch das „ajustement“). Erst wenn das System sozusagen zu kippen beginnt (Ausgaben übersteigen Einnahmen bzw. die Rentenreserve fällt unter den gesetzlichen Schwellenwert von 1,5x Jahresausgaben), werden Leistungen gekürzt und Beiträge erhöht. Die Rentenreform der Regierung lässt demnach wertvolle Zeit und Geldmittel verstreichen, dies zu Lasten der künftigen Generationen.

Was wird die DP in den kommenden Jahren tun?

Altersarmut weiterhin konsequent bekämpfen

Die DP ist in der Vergangenheit für die konsequente Bekämpfung der Altersarmut eingetreten. Wir werden auch weiterhin zu diesem Engagement stehen. Wir halten deshalb am bestehenden Rentensystem fest, nicht ohne allerdings wichtige Stellschrauben zu verändern.

Finanziellen Spielraum der zukünftigen Generationen nicht einengen

Ein wichtiger Wettbewerbsvorteil des Standort Luxemburg besteht in moderaten Lohnnebenkosten. Die DP will eine Reform, bei der Beitragserhöhungen keine unabdingbare Bedingung für den Fortbestand des Rentensystems darstellen. Wir wollen den finanziellen und wirtschaftlichen Spielraum der künftigen Generationen nicht weiter einengen. Wer die DP wählt, ist der Ansicht, dass alle Generationen, also auch die heutigen Rentner, ihren Beitrag zu einer Rentenreform leisten müssen. Die DP ist davon überzeugt, dass die Großeltern, die heute Renten bekommen, nicht auf Kosten ihrer Enkel leben wollen. Denn Nichtstun bzw. eine halbherzige Rentenreform bedeuten nicht nur deutlich niedrigere Renten und höhere Beiträge bzw. Lohnnebenkosten für die zukünftigen

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Generationen. Es bedeutet zudem, dass wir ein sehr starkes Wirtschaftswachstum Jahr für Jahr produzieren müssen, was wiederum mit erheblichen Folgekosten verbunden ist.

Rentenalter nicht erhöhen, Lebensarbeitszeit erhöhen

Das gesetzliche Rentenalter von 65 Jahren wollen wir nicht erhöhen, da dies gerade auf Kosten der Menschen, die körperlich schwere Arbeiten leisten, gehen würde. Dagegen wollen wir die Verbesserung der Lebensarbeitszeit zusammen mit den Sozialpartnern erörtern bzw. bestehende Instrumente auf ihre Effizienz hin bilanzieren. Dazu gehören die bestehenden Vorruhestandsregelungen, die Möglichkeit von Arbeitszeitkonten, flexible Altersteilzeitregelungen, die Invaliditätsregelungen sowie moderne Personalvermittlungsmethoden bei der ADEM. Die DP will die Erfahrung von älteren Arbeitslosen dadurch besser nutzen und valorisieren. Wir wollen mit Hilfe dieser Instrumente einen positiven Einfluss auf den Arbeitsmarkt erreichen.

Eigenvorsorgeinstrumente steuerlich neu ausrichten

Die Eigenvorsorge der Menschen wurde in der vergangenen Rentenreform außen vor gelassen. Die bestehenden gesetzlichen Bestimmungen betreffend die Betriebs- und Privatrenten haben bisher einen relativ bescheidenen Erfolg gehabt. Wir wollen deshalb die gesetzlichen und steuerlichen Bestimmungen überprüfen und ggf. verbessern, damit die Menschen, die mehr Rente haben wollen als das öffentliche System bieten kann, sich mittels attraktiver Instrumente zusätzlich selbst versorgen können. Dabei wollen wir nicht Menschen mit sehr hohem Einkommen begünstigen, die sowieso ausreichend finanzielle Mittel zur Eigenvorsorge haben und nicht auf steuerliche Entlastungen angewiesen sind, sondern vor allem Menschen mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

Rentensplittingproblematik anpacken

Das Konzept des Rentensplittings wurde bis heute nicht konsequent angegangen, dies vornehmlich auf Kosten vieler Frauen, die keine eigenen oder nicht genügend Beiträge geleistet haben. Wir stehen zum Prinzip, dass künftig Ehepaare zwischen der Hinterbliebenenrente und dem Rentensplitting wählen können. Sollten Frauen oder Männer bei einer vollen Rentenkarriere trotzdem unter das Niveau einer Mindestrente fallen, wird ihre Rente aufgestockt. Haben sich die Ehepartner bzw. eingetragenen Lebenspartner für das Rentensplitting entschieden, werden Rentenanwartschaften aus der Ehe oder der Lebenspartnerschaft zu gleichen Teilen auf die beiden Partner aufgeteilt. Ein Anspruch auf Witwenrente oder Witwerrente ist dann ausgeschlossen, allerdings bleiben auch bei erneuter Heirat die so erworbenen Rentenansprüche bestehen. In der Regel führt das zu höheren eigenständigen Rentenansprüchen für die Frau.

Rentensystem individualisieren

Wir wollen daneben auch prüfen unter welchen Bedingungen wir das Rentensystem individualisieren können und eine Pflichtversicherung einführen können, die Unterbrechungen in der beruflichen Laufbahn bzw. Arbeitszeitverkürzungen in Zukunft kompensieren kann. Ziel ist es, dass vor allem Frauen, die durch familiäre Zwänge ganz oder teilweise aus dem Berufsleben ausscheiden, eigene Rentenansprüche erwirken können.

„Mammerent“ sozial staffeln

Wir wollen die sogenannte „Mammerent“ reformieren und in Zukunft nur noch an sozial bedürftige Frauen auszahlen. Auch wenn wir die Erziehungsleistung der Mütter voll und ganz anerkennen, sind wir der Meinung, dass der öffentliche Haushalt keine „Anerkennungspolitik“ fördern darf, sondern Steuergelder aufgrund von sozialen Kriterien einsetzen soll.

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Verfassung, Institutionen, Demokratie

Unsere Analyse der SituationWährend der vergangenen Jahre ist Luxemburg wiederholt in institutionelle Krisen gestürzt. Diese Krisen finden ihre Ursache unter anderem darin, dass die bestehenden Regeln innerhalb und zwischen den Institutionen den heutigen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden. Deshalb ist eine Verfassungsreform dringend geboten. Aber sie allein wird keine zufriedenstellenden Antworten liefern können auf die Fragen, die sich heute stellen.

Es hat sich nämlich auch gezeigt, dass innerhalb der Regierung und des Staatsapparats zum Teil erhebliche „Governance“-Probleme bestehen. Hierbei geht es um die Frage, wie öffentliche Probleme und Aufgaben gelöst werden, wie Entscheidungen möglichst effizient gefunden werden können, wie neue Visionen und Innovationen Eingang in die politischen Prozesse finden können. In diesem Sinn waren die vergangenen Jahre eine große Enttäuschung, weil einerseits nach der „Tripartite“ von 2010 klar wurde, dass die Regierung sich im Kern nicht einig war und jede Regierungsfraktion und jedes Regierungsmitglied eine eigene Agenda verfolgte, und weil andererseits die zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern bestehenden Diskussionsforen ungenutzt geblieben sind. Der Sozialdialog und die Politik lagen brach, nicht zuletzt, weil die Regierung über keinen politischen Plan für die Zukunft verfügte. Die kommende Regierung benötigt einen gemeinsamen Zukunftsplan. Die kommende Regierung ist allerdings wie keine andere bisher auch auf die Kreativität und den Wunsch nach Problemlösung der Sozialpartner, der Zivilgesellschaft und des Staatsapparats angewiesen.

Dazu benötigen wir gegenseitiges Vertrauen, das in der Vergangenheit stark durch einen veralteten Politikstil und durch mehrere Affären gelitten hat. Wir lehnen einen patriarchalischen Regierungsstil ab. Für uns muss die Regierung das Bild einer geschlossenen Mannschaft vermitteln, wo einer für den anderen, egal von welcher parteipolitischen Couleur, einsteht. Für uns muss eine Regierung transparent und vorbildlich handeln. Die Affären rund um das Fußballstadion Wickrange-Livange, die Cargolux und den Geheimdienst haben sehr viel Vertrauen in die Politik zerstört. Sie haben den Wunsch nach Transparenz, nach gleichen Regeln für alle und hohen deontologischen Ansprüchen deutlich gemacht. Die Institutionen bzw. die ihnen angeschlossenen Organe sind diesem Wunsch bisher nicht oder nur unzureichend nachgekommen.

Die Affären haben allerdings auch gezeigt, dass bei schlimmen institutionellen Krisen, das bestehende Regelwerk unklar, nicht praktikabel und schlichtweg schlecht ist. Wir brauchen sehr schnell klare und in der Praxis brauchbare Prozeduren, um in Zukunft ein geordnetes Spiel der Institutionen zu ermöglichen. In welchen Fällen kann die Immunität eines Ministers aufgehoben werden? Wie und in welchen Fällen kann eine juristische Ermittlung gegen einen Minister eingeleitet werden, ohne dass das Parlament im Vorfeld seine Schuld feststellen muss? Dies alles sind Fragen, die sich in der Vergangenheit gestellt haben, die aber bis heute unbeantwortet geblieben sind. Nur die zurückhaltende Haltung des Parlaments hat ein institutionelles Dilemma bisher verhindert.

Darüber hinaus besteht großer Bedarf innerhalb der Institutionen klarere Regeln aufzustellen und ihre Arbeitsweise effizienter zu gestalten. Eine Reform des Staatsrats, eine Modernisierung des Verhältnisses zwischen Staat und Monarchie, die Klärung des Verhältnis zwischen Staat und Glaubensgemeinschaften, eine Reform der Arbeitsweise des Regierungsrats, eine Gemeindereform, eine Reform des Wahlgesetzes sowie eine Diskussion über eine Trennung von parlamentarischen und kommunalen Mandaten stehen seit längerem zur Diskussion.

Wenn wir ein modernes und tatkräftiges Land sein wollen, dann wird es höchste Zeit, dass diese Diskussionen geführt und Entscheidungen getroffen werden.

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Was wird die DP in den kommenden Jahren tun?

Good Governance

Wir wollen, dass sich die kommende Regierung ein Konzept eines „guten Regierens“ gibt. „Gutes Regieren“ beginnt in unseren Augen mit einem gemeinsamen und möglichst detaillierten Zukunftsplan mit klaren und messbaren Zielen zwischen künftigen Koalitionspartnern, der Eingang in ein Koalitionsabkommen finden muss. Die Regierung soll und muss als Akteur auftreten und nicht als Vermittler. In diesem Sinn verstehen wir den Regierungsrat als kollegiales Gremium, das sich als Ganzes übergeordneten Zielen (Wirtschafswachstum, Bekämpfung der Arbeitslosigkeit,…) verschreiben und als Ganzes handeln muss.

Die Ministerien und Verwaltungen sind längst nicht mehr bloße Exekutivorgane, sondern spielen eine sehr starke beratende Rolle. Sie beeinflussen politische Entscheidungen maßgeblich. Allerdings ist der Rahmen, in dem diese Funktion wahrgenommen werden kann, bisher nicht klar abgesteckt. Wir wollen die politikberatende Funktion innerhalb des Staatsapparats stärken und sichtbar machen. Wir sind der Überzeugung, dass jedes Ministerium neben der verwaltungstechnischen Führung auch eine politische Führung braucht, die die Entscheidungen und Impulse seitens der Politik an die Verwaltung weitergibt und zu Ergebnissen führt sowie umgekehrt Impulse und Vorschläge aus der Verwaltung an die Politik heranträgt.

Wir werden den Staatsapparat öffnen, um künftig Entscheidungsfindungs- und Verwaltungsprozesse nach außen hin sichtbar zu machen (vgl. Kapitel Staat). Wir erwarten uns dadurch eine neue Dynamik im Staatsapparat, neue Impulse, die von außen in den öffentlichen Bereich einfließen können, mehr Kohärenz im politischen und verwaltungstechnischen Handeln, bessere politische Ergebnisse und ein größeres gegenseitiges Verständnis zwischen staatlichen und privaten Akteuren. Wir wollen darüber hinaus den Dialog mit den Sozialpartnern und der Zivilgesellschaft neu beleben, weil wir der Überzeugung sind, dass mehr Teilnahme am Politikgestaltungsprozess zu mehr Vertrauen in die Ergebnisse der Politik führt.

Vertrauen in die politischen Organe stärken

Um das Vertrauen in die politischen Organe weiter zu stärken, wollen wir für alle Exekutivfunktionen (Regierung, Gemeinden,…) im Land sowie für das Parlament einen Deontologiekodex einführen, der für Politiker une Beamte gelten soll.

Parlament weiter öffnen und stärken

Das Parlament hat sich in den vergangenen Jahren nach außen geöffnet und Gebrauch von modernen Kommunikationsmitteln gemacht. Medien wie Bürger können sich aktiv informieren und die Entscheidungsfindungsprozesse in den Ausschüssen verfolgen. Wir begrüßen diese Entwicklung ausdrücklich und wollen sie in Zukunft fortführen. So wollen wir den heute leider noch recht beschwerlichen Zugang zu Informationen vereinfachen, das Parlament nach außen weiter öffnen und den Zugang zu den Entscheidungsprozessen vereinfachen. Wir wollen die Kontrollrechte des Parlaments gegenüber der Regierung stärken, indem wir die Rechte und Prozeduren im Rahmen einer Untersuchungskommission klarer fassen und prozedural verbessern Wir werden die parlamentarische Kontrolle des Geheimdiensts deutlich verbessern, ein diesbezügliches Sekretariat einsetzen und die personelle Besetzung des Kontrollausschusses auf alle im Parlament vertretenen Parteien ausdehnen (siehe auch Kapitel Geheimdienst).

Verfassungsentwurf fertigstellen im rahmen eines Referendums zur Wahl stellen

Wir wollen die im Parlament getätigten Vorarbeiten betreffend einen neuen Verfassungsentwurf zügig zu Ende bringen, mit der Zivilgesellschaft diskutieren, anhand einer

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Informationskampagne den Bürgern zur Diskussion stellen und im Rahmen eines Referendums zur Wahl stellen. Wir wollen die Grundrechte der Menschen in der neuen Verfassung stärken. Wir wollen das institutionelle Gefüge den Gegebenheiten des 21. Jahrhunderts anpassen, das Prinzip der Gewaltentrennung zwischen Regierung, Parlament und Justiz stärken und, um künftig institutionelle Schwierigkeiten zu vermeiden, die entsprechenden Prozeduren neu definieren. In diesem Zusammenhang muss auch die Auflösungsprozedur des Parlaments im Falle von Neuwahlen neu geregelt werden. Wir wollen die Rolle des Großherzogs im institutionellen Gefüge klar als Symbol des nationalen Einheit und in seiner repräsentativen Funktion festlegen.

Das Verhältnis zwischen Glaubensgemeinschaften und Staat neu regeln

Die DP ist der Meinung, dass die Beziehungen zwischen Staat und Glaubensgemeinschaften, wie sie heute geregelt sind, nicht mehr zeitgemäß sind. Der Glaube ist Teil der Privatsphäre und somit muss der Staat in Fragen der Religiosität neutral sein. In der Verfassung müssen deshalb die liberalen Werte festgehalten werden, auf denen unser Zusammenleben beruht: Meinungsfreiheit, Toleranz und eben Glaubensfreiheit. Letztere betrifft sowohl den freien Entschluss, einer Glaubensgemeinschaft beizutreten, als auch sich einem solchen Bekenntnis zu verweigern. Die DP spricht sich für das Prinzip der Trennung von Kirche und Staat aus.

In diesem Sinne spricht sich die DP für die Überarbeitung der aktuell gültigen Konventionen zwischen Staat und Glaubensgemeinschaften aus, dies um das Prinzip der Neutralität des Staates in Sachen Glauben zu gewährleisten. Alle Glaubensgemeinschaften müssen in einem geregelten Verhältnis, u.a. auch in materieller Hinsicht, gleich behandelt werden. Dies bedeutet, dass alle mit dem Staat konventionierten Glaubensgemeinschaften, auch die aktuellen Strukturen wie die Kirchenfabriken der katholischen Kirche und ihr nahestehende Organisationen, ein Audit unter der Aufsicht des Rechnungshofs durchführen und ihren Kapitalstand offen legen. Das Gesetz der Kirchenfabriken muss reformiert werden. Falls der Staat Konventionen mit Glaubensgemeinschaften abschließen und sie so gegebenenfalls finanziell unterstützten will, muss dies in voller Transparenz und mit der Zustimmung des Parlaments erfolgen. Klare Kriterien müssen regeln, unter welchen Vorrausetzungen eine Glaubensgemeinschaft das Statut einer anerkannten Glaubensgemeinschaft erhält. Diese Kriterien müssen auf dem Respekt unserer Verfassung, unserer Gesetze, der europäischen Menschenrechtskonvention und der öffentlichen Ordnung fußen. Die DP verschließt sich nicht gegenüber anderen Finanzierungsmodellen (wie z.B. in Deutschland) die auf spezifischen Beiträgen der Mitglieder der einzelnen Glaubensgemeinschaften basieren.

Dem Staatsrat erlauben seiner Rolle gerecht zu werden

Dem Staatsrat kommt die wichtige Rolle zu, die rechtliche Notwendigkeit und Nützlichkeit sowie die Verfassungsmäßigkeit der Gesetzesprojekte und Gesetzesvorschläge, sowie die gesetzliche Konformität großherzoglicher Reglements zu prüfen. Die Komplexität der modernen Rechtsnormen (siehe u.a. europäische Richtlinien), unterstreicht die Wichtigkeit der Arbeit der hohen Körperschaft. Bisher hält das Gesetz vom 12. Juni 1996 fest, dass 11 der 21 Mitglieder ausgewiesene juristische Kompetenzen haben müssen. Bisher werden die Staatsräte je zu einem Drittel und abwechselnd auf Vorschlag der Regierung, des Parlaments und des Staatsrates durch den Großherzog berufen. Die DP schlägt folgende Prozedur vor: Im Falle eines vakanten Postens erstellt der Staatsrat ein Profil für den neu zu besetzenden Staatsratsposten. Die öffentliche Ausschreibung des Postens erfolgt durch das Parlament. Das Parlament behält nur die Kandidaturen zurück, die dem vom Staatsrat erstellten Profil entsprechen.

Klare Fristen für die Erstellung von Staatsratsberichten

Bisher gibt es keine klare Regelung hinsichtlich der von den Berufskammern und dem Staatsrat zu respektierenden Fristen bei der Erstellung ihrer Berichte. Um zukünftig unnötige Längen im

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legislativen Prozess zu vermeiden, schlägt die DP vor, die gewünschte Frist für die vom Staatsrat zu erstellenden Gutachten regelmäßig zwischen Abgeordnetenkammer, Regierung und Staatsrat abzuklären.

Formelle Einsprüche und Opportunitätsbekundungen müssen die richtige Gewichtung haben

Für die DP soll der Staatsrat weiter über die Opportunität von Gesetzesnovellen befinden dürfen. Im Rahmen dieser Prüfung sollen die formellen Einsprüche („oppositions formelles“) auf Beanstandungen des Staatsrats hinsichtlich der mangelnden Konformität der Gesetzesvorlage gegenüber den übergeordneten Rechtsnormen, wie Verfassung, völkerrechtliche und europäische Verpflichtungen sowie allgemeine Rechtsprinzipien beschränkt bleiben.

Europäische Texte dürfen nicht am Parlament vorbei in nationales Recht umgesetzt werden

Aufgrund der hohen Anzahl europäischer Gesetzesnormen wird die Versuchung immer größer, diese Texte über den Weg von großherzoglichen Reglements, also ohne Einbindung des Parlaments, in unsere Gesetzgebung umzusetzen. Die DP besteht darauf, dass auch zukünftig die aus europäischen Texten hervorgehenden Gesetze in den entsprechenden Ausschüssen des Parlaments geprüft werden. Äußert eine Fraktion den Wunsch, die europäische Gesetzesnovelle vom Parlament verabschieden zu lassen, dann muss dieser Anfrage entsprochen werden.

Reform des Innenministeriums

Als Oberbehörde der Gemeinden und Gemeindesyndikate nimmt das Innenministerium einen starken Einfluss auf den Gemeindesektor. Eine Reform der kommunalen Landschaft beginnt beim Innenministerium. Das Innenministerium muss flexibler, effizienter und schneller handeln können als bisher. Dazu bedarf es eines Paradigmenwechsels weg von der klassischen Sicht einer obrigkeitsgeprägten Führung der Gemeinden hin zu einer modernen Dienstleistungslogik. Das Innenministerium soll weniger Kontrollorgan und mehr Partner und Beratungsorgan für die Gemeinden sein. Entscheidungen des Innenministeriums (Subsidien, …) müssen in Zukunft anhand klarer und transparenter Kriterien erfolgen. Im Rahmen unseres Konzepts eines „offenen Staats“ werden wir Prozesse und Verantwortlichkeiten innerhalb des Innenministeriums transparent und überprüfbar machen. In diesem Sinne sprechen wir uns ebenfalls für die Abschaffung der Distriktskommissariate aus, die als juristische Beratungsstelle in das Innenministerium eingegliedert werden.

Aufgaben der Gemeinden neu definieren

Der Bericht des Parlaments aus dem Jahr 2008 betreffend die Territorialreform ist bis heute folgenlos geblieben. Wir wollen die kommenden Jahre zu einer Reform der Gemeindegesetzgebung nutzen und die Kompetenzen der Gemeinden an die neuen Realitäten anpassen.

Gemeindefinanzreform endlich verwirklichen

Weil wir der Meinung sind, dass öffentliche Ausgaben sich an klaren Zielen und Aufgaben orientieren müssen, wollen wir eine Gemeindefinanzreform verwirklichen vor dem Hintergrund des Berichts der Territorialreformkommission aus dem Jahr 2008. Die vergangenen Jahre waren in diesem Sinn verlorene Jahre, weil der Innenminister die parlamentarischen Vorgaben nicht umgesetzt hat. Die Regierung hat sogar neue Finanzierungsmechanismen wie z.B. den „pacte logement“ auf das bestehende Finanzierungssystem gepackt mit dem Resultat, dass die Effizienz der öffentlichen Ausgabenpolitik gelitten hat. Wir wollen keine sterile Debatte darüber führen, ob alle Gemeinden mehr oder weniger Geld in Zukunft bekommen sollten, und welche Gemeinde bevor- oder benachteiligt

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wird. Vielmehr geht es darum, auch in der Gemeindepolitik mit weniger Geld eine bessere Politik zu gewährleisten. Eine bessere Politik beruht auf einer bedarfsorientierten Finanzierung aufgrund transparenter Kriterien, wobei nationale, regionale und lokale Aufgabenbereiche unterschieden werden müssen.

Subventionspolitik zugunsten der Gemeinden im Sinne einer nachhaltigen integrativen Entwicklung

Staatliche Subventionen, die an den Gemeindesektor verteilt werden, haben einerseits eine Impulswirkung, indem die Gemeinden dazu angeregt werden, Infrastrukturprojekte zu realisieren, und andererseits eine klare Lenkungsfunktion, indem von staatlicher Seite aus, je nach Art und Ort der Infrastruktur unterschiedliche Subventionssätze gelten. Leider besteht keinerlei Richtlinie bzw. Transparenz für die Gemeinden und zwischen den Ministerien, welche Infrastrukturen, wann und wo und in welchem Maße eine staatliche Subvention erhalten. Ein modernes staatliches und kommunales Rechnungswesen setzt allerdings genau diese Kenntnis voraus, da ansonsten beispielsweise Abschreibungen und Kostendeckungen für ein Projekt nur sehr schwer zu errechnen sind. Auch im Sinne einer nachhaltigen Raumplanung sind die finanziellen staatlichen Bezuschussungen von Infrastrukturprojekten von zentraler Bedeutung. Die DP sieht die Notwendigkeit einer allgemeinen Analyse der Situation und der Ausarbeitung von klaren Konzepten für die Zukunft.

Politische Mandate trennen, wo nötig

Wir wollen in der kommenden Legislaturperiode die gesetzliche Basis für einen Vollzeitbürgermeister in den großen Gemeinden schaffen und den politischen Urlaub sowie die diesbezüglichen finanziellen Rahmenbedingungen überarbeiten. Wir wollen im Anschluss an diese Entscheidung zusammen mit den anderen Parteien eine Regelung finden, die in Zukunft Doppelmandate ausschließt.

Wahlgesetz überarbeiten

Die DP will eine allgemeine Diskussion über das Wahlgesetz führen, weil es in vielen Punkten nicht mehr zeitgemäß ist. Wir wollen u.a. eine Diskussion über die Größe der Wahlbezirke anstoßen, da die Zahl der in den einzelnen Regionen zu vergebenden Mandate nicht mehr im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße in den jeweiligen Bezirken steht.

Trennung von Landes- und Europawahlen 

Die DP begrüßt, dass wir im Jahr 2014 eine von den Nationalwahlen getrennte Europawahl durchführen können. Die DP will die Trennung von Landes- und Europawahlen auch gesetzlich festhalten, um einerseits der Europapolitik einen höheren Stellenwert einzuräumen und eine echte europapolitische Debatte mit den Bürgern führen zu können. Wir denken, dass es auf Dauer sinnvoll wäre, die Nationalwahlen in Zukunft im Fünfjahresrhythmus im Oktober und die Europawahlen im Juni des darauffolgenden Jahres abzuhalten.

Wahlrecht ausdehnen

Wir wollen den Zugang zu Wahlen neu regeln. Um die politischen Partizipationsrechte der Jugend zu stärken, wird die DP den Zugang zum aktiven Wahlrecht vom heute 18. auf das 16. Lebensjahr absenken und gleichzeitig verstärkt Kurse in Bürgerkunde im Bildungswesen integrieren. Zwischen dem 16. und dem 18. Lebensjahr soll es jedem Jugendlichen freistehen, sein Wahlrecht auszuüben. Die Wahlpflicht gilt erst ab dem 18. Lebensjahr.

Darüber hinaus denken wir, dass es auf Dauer nicht gesund ist, fast die Hälfte der Bevölkerung, Menschen mit denen wir jeden Tag zusammenleben und -arbeiten, von politischen Rechten teilweise oder ganz auszuschließen. Daher haben wir uns klar dafür ausgesprochen, unseren

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ausländischen Mitbürgern in allen Belangen bei den Europa-und Kommunalwahlen dieselben Rechte zuzugestehen als den Luxemburgern. Wir sind auch immer noch der Meinung, dass eine Debatte über die Ausdehnung des aktiven und passiven Wahlrechts auf die nationalen Wahlen geführt und bis 2016 abgeschlossen werden muss. Neben den sicherlich zu klärenden juristischen und verfassungsrechtlichen Fragen, muss diese Diskussion intensiv, sachlich und im gegenseitigen Respekt mit den Luxemburgern geführt werden. Parteiübergreifend muss sich deshalb das Wort gegeben werden, ohne Polemik an diese Thematik heranzugehen. Wir denken, dass vor allem das grundsätzliche Kriterium der Residenzdauer strenger sein sollte, als wie bei der von uns vorgeschlagenen Reform des Nationalitätsgesetzes. Ausländische Mitbürger, die diese Kriterien erfüllen und sich in die Wählerliste eingetragen haben, müssen wie alle Luxemburger die Wahlpflicht respektieren. Um die politische Kultur zu verbessern, werden wir die im Rahmen der doppelten Staatsbürgerschaft angebotenen Kurse in Bürgerkunde verallgemeinern und flächendenkend allen Interessierten anbieten.

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Justiz und Sicherheit

Unsere Analyse der SituationDie Justiz ist der Garant unserer Rechte und wacht über die Prinzipien des Rechtstaats. Die DP bekennt sich zu einer unabhängigen Justiz. Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass dies nicht selbstverständlich ist. Die Affären rund um den Geheimdienst und den „Bommeleeër-Prozess“ haben vielmehr gezeigt, dass die Arbeit der Justiz zum Teil von anderen staatlichen Instanzen torpediert wurde. Die Unabhängigkeit und der Schutz der Justiz vor Einmischungen und Einflussnahme gehört deshalb zu einem unserer Hauptanliegen. Denn die DP ist der Ansicht, dass eine gerechte und faire Gesellschaft nur auf den Prinzipien des Rechtsstaates und der Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz bestehen kann.

Um ihrer Arbeit in aller Unabhängigkeit und Transparenz nachgehen zu können, muss die Justiz über die nötigen personellen und finanziellen Mittel verfügen. Die Zahl der Dossiers, die von der Justiz behandelt werden müssen, ist in den vergangenen Jahren zum Teil stark gestiegen, vor allem im Bereich der Finanz- und Wirtschaftskriminalität.

Politik und Justiz müssenden gesellschaftlichen Entwicklungen unserer Zeit Rechnung tragen und sich dauernd neuen Realitäten anpassen. Vor allem im Bereich der Familie sowie dem Schutz der Kinder und Jugendlichen sieht die DP starken Reformbedarf, aber auch beim Beschreiten neuer Wege in Bezug auf den Strafvollzug und Strafmaßnahmen.

In den vergangenen Jahren gab es sehr viel Unruhe in den Reihen der Luxemburger Sicherheitskräfte, die auf ein großes Unbehagen und eine Unzufriedenheit innerhalb der Korps zurückzuführen sind. In der Armee regte sich im Rahmen der „Boxemännecher“-Affäre der Unmut gegen die Hierarchie. In der Polizei waren es die Proteste gegen die geplante Reform des Polizeigesetzes sowie eine ganze Reihe von Affären rund um das Verhalten von hohen Offizieren, die für viel Aufregung gesorgt haben. Die DP will durch eine sachliche und transparente Politik dazu beitragen, dass die Polizei wieder zur Ruhe kommt und sich wieder auf den Dienst am Bürger konzentrieren kann. Unabhängige und neutrale disziplinarische Maßnahmen müssen darüber hinaus sicherstellen, dass alle Polizisten gleich behandelt werden.

Die Missstände im Geheimdienst haben wohl zu dem größten Skandal geführt, den es rund um eine Verwaltung in Luxemburg bisher gegeben hat. Die Auswirkungen auf das Ansehen und die Interessen des Landes sind noch nicht absehbar. Die Arbeiten der parlamentarischen Ermittlungskommission haben gezeigt, dass der Geheimdienst in der Vergangenheit über weite Strecken vernachlässigt wurde und ohne klare politischen Vorgaben und Kontrolle funktionierte. Die DP ist der Ansicht, dass der Geheimdienst deshalb grundlegend reformiert werden muss. Im Gegensatz zu anderen Parteien ist die DP jedoch nicht der Ansicht, dass Luxemburg ohne einen Geheimdienst auskommen kann. Die vergangenen Monate haben vielmehr gezeigt, dass Luxemburg ein Schutzschild gegen Wirtschaftsspionage, Terrorismus und organisiertes Verbrechen im großen Stil braucht. Unser Land braucht einen Geheimdienst, der sich an die Regeln der Rechtsstaatlichkeit und an strenge interne Prozeduren hält. Ein Geheimdienst, der sich seiner Kontrolle nicht entzieht. Um dies zu garantieren, will die DP den SREL grundlegend reformieren.

Was wird die DP in den kommenden Jahren tun?

Justiz

„Conseil supérieur de la Justice“ soll Unabhängigkeit der Justiz stärken

Wir wollen durch das Einsetzen eines „Conseil supérieur de la Justice“ die Unabhängigkeit der Justiz stärken bzw. die Einflussnahme der Politik auf das Justizwesen verhindern. Er soll mit Magistraten und

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Nicht-Magistraten besetzt sein. Seine Zuständigkeit soll in Fragen der justizeigenen Disziplinarverfahren, der Beförderung der Richter und Staatsanwälte, der Annahme von Bürgerbeschwerden und der allgemeinen Überwachung der administrativen und prozeduralen Gerichtsarbeit gelten.

Transparente Verhandlungen über Ressourcen der Justiz

Die DP will das Vertrauen zwischen Politik und Justiz wieder aufbauen und dazu kurzfristig einen systematischen Austausch mit dem „Conseil Supérieur de la Justice“ anstreben, bei dem die Forderungen der Justiz im Mittelpunkt stehen. Die DP setzt sich dafür ein, dass die Forderungen der Justiz mindestens einmal im Jahr im Justizausschuss statt findet.

Klare Weisungsbefugnis der Staatsanwaltschaft über Kriminalpolizei

In den vergangenen Jahren ist es immer wieder zu schwierigen Verhandlungen zwischen der Polizeidirektion und der Staatsanwaltschaft in Personalfragen bekommen, was die Auswahl oder die Zahl der Beamten der Kriminalpolizei anbelangt, die für eine Ermittlung eingesetzt werden sollte. Die DP will der Staatsanwaltschaft in diesem Kontext klare Weisungsbefugnisse geben.

Stärkung der Kriminalpolizei, vor allem im Bereich Wirtschafts- und Finanzkriminalität

Seit Jahren beklagen Vertreter der Justiz und der Polizei, dass es zu wenige hochqualifizierte Ermittler in den Reihen der Polizei gibt, dies vor allem in den Bereichen der Wirtschafts- und Finanzkriminalität sowie der organisierten Kriminalität. Die DP ist der Ansicht, dass die „police judiciaire“ personell aufgestockt werden muss und dass die Laufbahnen bei der Polizei so angepasst werden müssen, dass sie auch für hochqualifizierte Experten aus der Wirtschaft attraktiv sin.

Ermessenspielraum begründen

Die Staatsanwaltschaft verfügt über einen Ermessensspielraum („opportunité des poursuites“), was die Weiterverfolgung oder Beilegung von Verfahren anbelangt. Die DP besteht darauf dass dem so bleibt, will aber , dass die Staatsanwaltschaft in Zukunft ihre Entscheidungen motiviert und dadurch zu einer größeren Transparenz und einem besseren Verständnis der Entscheidungsfindung beiträgt.

Digitale Justiz

Die von uns vorgeschlagene Digitalisierung des Staatsapparates soll auch die Justiz einbegreifen. Wir werden dadurch den heute zum Teil komplizierten und formalisierten Umgang mit Dokumenten vereinfachen, beschleunigen und effizienter machen. In Angelegenheiten, in denen der Beistand eines Anwalts nicht erforderlich ist, sollen dem Bürger über Internet sämtliche Formulare sowie eine angemessene und leicht verständliche Rechtsbelehrung zur Verfügung gestellt werden, die eine Zeit und Geld sparende Prozedur auf elektronischem Weg ermöglichen.

Mediation fördern

Die DP will die Mediation in zivilrechtlichen Fragen weiter fördern. Vor allem bei Scheidungen ist die DP der Ansicht, dass die Gerichte durch die Mediation stark entlastet werden könnten.

Familienrichter einführen

Die DP will den Posten eines Familienrichters („juge aux affaires familiales“) einführen, der sich sowohl mit der Abwicklung von Scheidungsfragen befasst als auch mit begleiteten Fragen wie beispielsweise dem Sorgerecht befasst. Wir erwarten uns davon gerechtere Urteile und Synergien bei der Justiz.

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Schnellere und Effizientere Justiz

Wir werden die Einführung der „comparution immédiate“ sowie der „procédure accélérée“ und der „procédure simplifiée“ analysieren, was es in bestimmten Fällen und unter klaren Bedingungen erlaubt, einen Täter innerhalb kürzester Zeit vor Gericht zu stellen: So muss der Täter etwa auf frischer Tat ertappt werden oder erdrückende Beweise gegen ihn vorliegen, damit die Prozedur der „comparution immédiate“ bei strafrechtlichen Fällen gewählt werden kann. Auch darf der Straftatbestand nicht ein gewisses Maß überschreiten. Gegen die Entscheidung einer „comparution immédiate“ muss der Angeklagte Einspruch einlegen können, um die Rechte der Verteidigung wahren zu können. Wir erwarten uns hiervon eine Entlastung der Gerichte und größeres Vertrauen der Bürger in die Justiz, indem Täter zügig, aber unter Wahrung ihrer vollen Verteidigungsrechte, verurteilt werden können.

Für einen differenzierten Strafvollzug

Wir wollen weiterhin in einen differenzierten Strafvollzug investieren, dies im Hinblick auf eine bestmögliche Resozialisierung der Strafgefangenen und eine Verringerung der Rückfallquote. Die Gefängnisstrukturen müssen den gegenwärtigen Bedürfnissen angepasst werden. Es sollen unabhängige Strukturen für Kleinkriminelle und Untersuchungshäftlinge geschaffen werden. Alternativstrafen, wie Arbeiten im öffentlichen Interesse, eine gesetzlich verankerte elektronische Fußfessel, Therapiemöglichkeiten und Strafen auf Bewährung sollen bei kleineren Vergehen den Gefängnisaufenthalt ersetzen. Weiterbildung und die Möglichkeit von Schul- und Berufsabschlüssen im Gefängnis tragen zur Resozialisierung der Betroffenen bei.

Resozialisierungsvertrag für Drogenabhängige

Wegen Drogenkonsum verurteilten Menschen soll nach Ansicht der DP ein Resozialisierungsvertrag angeboten werden, mit Hilfe dessen sie in einer offenen Struktur einer Ausbildung nachgehen können solange sie „clean“ sind. Bei Rückfälligkeit drohen jedoch die Inhaftierung und das Inkrafttreten der verhängten Strafe.

Pädagogische Strafen bei Verkehrsdelikten

Unserer Ansicht nach führen die aktuellen Strafen im Bereich der Verkehrsdelikte (überhöhte Geschwindigkeit und Fahren unter Alkohol-/Drogeneinfluss) bei vielen Verkehrssündern nicht zu einer Einsicht und zu einem Umdenken in Bezug auf ihr Verhalten. Die DP will deshalb in einem Pilotprojekt pädagogische Strafen für Verkehrssünder prüfen (z.B. Kontakt mit den Opfern von Verkehrsunfällen), um ihnen die reellen Gefahren, denen sie sich und andere aussetzen, vor Augen zu führen.

Jugendschutzgesetz reformieren

Das Jugendschutzgesetz von 1992 soll endlich schnellstmöglich überarbeitet werden, und die sich im Bau befindliche geschlossene Anstalt für jugendliche Delinquenten muss schnellstmöglich ihrer Bestimmung übergeben werden, um in Zukunft den Betroffenen einen Aufenthalt im Gefängnis zu ersparen. Die öffentlichen und privaten Strukturen, die im Bereich des Jugendschutzes tätig sind, müssen stärker in die Prävention der Jugenddelinquenz und in die Resozialisierung strafauffälliger Jugendlicher eingebunden werden. Die Arbeitssuche der Betroffenen sowie die Hilfestellung für deren Eltern bei der Erziehung sollen speziell vom Staat gefördert werden.

Rettungswesen

Reform voran treiben

Wir stellen einen Mangel an erfahrenen und adäquat ausgebildeten Ersthelfern und Krankenwagenfahrern fest, dem man dringend abhelfen muss. Die DP wird deshalb die Reform des

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Rettungswesens schnell voran treiben. In Zukunft soll demnach allen Bürgern ein gemeinsamer Rettungsdienst, bestehend aus allen Einheiten des Zivilschutzes, und der Feuerwehren und insbesondere der Berufsfeuerwehr der Stadt Luxemburg, und der freiwilligen Feuerwehr zur Verfügung stehen. Daher werden wir die Arbeit der Freiwilligen professionell unterstützen und ihre Arbeitsbedingungen verbessern.

Wir werden außerdem die grenzüberschreitende Zusammenarbeit hinsichtlich dringlicher medizinischer Hilfe (über die Straße oder per Hubschrauber) mit unseren Nachbarländern ausbauen und vereinfachen. Der Bericht der Expertengruppe hat nahegelegt, dass die Rufzentrale schnellstens modernisiert und mit gutausgebildetem Personal besetzt werden muss. Desweiteren setzen wir uns für eine landesweite effiziente Flugrettung ein.

Nationale Rettungsschule mit Trainingszentrum

Die DP wird sich für einen schnellen Bau der dringend gebrauchten nationalen Rettungsschule mit Trainingszentrum einsetzen.

Ganztägige Besetzung der Rettungszentren

Um eine ganztägige Besetzung der Rettungszentren zu gewährleisten wird die DP eine teilweise Professionalisierung der Ausbilder und Helfer anstreben.

Anerkennung des Benevolats

Die DP wird eine gesetzliche Grundlage für den freiwilligen Einsatz im Bereich der Rettungsdienste schaffen und den freiwilligen Helfern eine bessere Ausbildung anbieten.

Armee

Überlastung beenden

Der vom Armeeminister in Auftrag gegebene „Fischbach-Bericht“ kommt unter anderem zum Schluss, dass der allgemeine Stress und die Überlastung durch die Vielzahl an internationalen Verpflichtungen, denen die Armee nachkommen muss, eine der Hauptursachen für die aktuellen Probleme in der Armee sind. In der Tat muss man feststellen, dass über Jahre hinweg nicht die notwendigen Soldaten rekrutiert werden konnten, die gebraucht werden, um an den politisch gewünschten Missionen innerhalb der EU und der NATO teilnehmen zu können. Die DP will deshalb die Personalpolitik und die internationalen Verpflichtungen im Einklang miteinander bringt, ohne dass dies auf Kosten der Soldaten geschieht.

Mentalitätswandel fördern

Eine moderne Armee kennzeichnet sich durch eine klare Befehlsstruktur aus, die eingehalten werden muss. Der militärische Kontext erlaubt es nicht, dass in entscheidenden Situationen, Befehle in Frage gestellt werden. Doch ebenso zeichnet sich eine moderne Armee durch einen respektvollen Umgang miteinander und einen Teamgeist aus, bei dem die Stärke der Truppe daraus entwächst, dass jeder sich mit seinen eigenen Fähigkeiten einbringen kann. Dieser Mentalitätswandel, der sich aktuell vollzieht, ist eine Voraussetzung dafür, dass die Luxemburger Armee im 21. Jahrhundert ankommt. Die DP wird deshalb eine Gesprächs- und Diskussionskultur im Rahmen der Armee fördern, die zu einem besseren Arbeitsklima beiträgt und die Leistungsfähigkeit der Armee steigert.

Infrastrukturen modernisieren

Die DP will eine ganze Reihe von Infrastrukturen der Armee in Stand setzen, die definitiv nicht mehr den nötigen Standards entsprechen (Krankenstation, Kantine,...). Die Projekte, die im Rahmen des mehrjährigen Investitionsplans vorgesehen sind, müssen schneller vorangetrieben werden.

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Zusammenarbeit mit ADEM verbessern

Die Armee bietet nach Ansicht der DP eine ganze Reihe von attraktiven beruflichen Perspektiven. Doch der akute Personalmangel bei der Armee steht im eklatanten Widerspruch zu den steigenden Arbeitslosenzahlen, vor allem bei jungen Menschen. Erst seit kurzem vermittelt die ADEM auch Personen an die Armee, wobei diese Anfänge erst zaghaft sind. Die DP ist der Ansicht, dass diese Zusammenarbeit ausgebaut werden soll. Die Armee sollte monatlich in den Zweigstellen der ADEM präsent sein, um arbeitslose Jugendliche über die Berufsperspektiven der Armee zu informieren.

Generalstab in Militärzentrum integrieren

Die DP ist der Ansicht, dass der Generalstab der Armee in das Militärzentrum in Diekirch integriert werden soll. Neben den finanziellen Ersparnissen und einer Effizienzsteigerung der Arbeit erwartet die DP sich davon auch eine bessere Kommunikation zwischen der Hierarchie und der Basis.

Anschaffungspolitik überdenken

Zu einer der wichtigsten Investitionen der Armee in den vergangenen Jahren gehörte die Anschaffung von 48 gepanzerten Dingo-Transportern. Von diesen High-Tech-Geräten sind jedoch nur die allerwenigsten im Einsatz. Die DP will die Materialbeschaffungspolitik der Armee durch den Rechnungshof prüfen lassen. Durch ein externes Audit sollen die richtigen Konsequenzen aus dem Dingo-Kauf gezogen werden, um mögliche Fehlinvestitionen in Zukunft zu vermeiden.

BENELUX-Armee vorantreiben

Die immer schneller wechselnden Sicherheitsumfelder sowie die starke Technologisierung und Spezialisierung stellen die Luxemburger Armee vor große Herausforderungen. Überall dort, wo Luxemburger Soldaten im Einsatz sind, tun sie dies im Verbund mit NATO- oder EU-Partnern. Eine reibungslose Zusammenarbeit im Einsatz ist deshalb eine Frage der Sicherheit. Die DP will deshalb die momentanen gemeinsamen Bestrebungen auf Benelux-Ebene beim Kauf und bei der Wartung von Material weiterführen. Darüber hinaus will die DP Überlegungen in Richtung einer stärkeren strategischen und operationellen Partnerschaft unterstützen.

Polizei

Reform der IGP

Die Kontrolle der Polizei muss unabhängig sein. Damit dies auch der Fall ist, darf die sogenannte „Polizei der Polizei“ („Inspection générale de la Police“)nicht ausschließlich aus Polizisten bestehen. Die DP wird deshalb die IGP dahingehend reformieren, dass mehr Transparenz bei den Ermittlungen garantiert ist. Um die Unabhängigkeit der IGP zu stärken, wird in Zukunft ein Magistrat an ihre Spitze bestellt. Um eine stärkere Unabhängigkeit bei disziplinarischen Prozeduren zu gewährleisten, sollen die Disziplinarmaßnahmen von der IGP und nicht länger von der Polizeidirektion beschlossen werden. Die Mitglieder der IGP sollen nicht mehr in den Polizeidienst zurückkehren können, sondern ihre Karriere in anderen Verwaltungen weiterführen.

Personalmanagement und Administrative Vereinfachung

Um eine stärkere Präsenz der Polizei vor Ort garantieren zu können, will die DP die administrativen Prozeduren bei der Polizei vereinfachen. Gleichzeitig soll ein modernes Personalmanagement klarer definieren, für welche Aufgaben ausgebildete Ermittler eingesetzt werden und für welche Aufgabenfelder Zivilisten rekrutiert werden sollen.

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Stärkere Präsenz in den Regionen

Die DP ist gegen eine Zusammenlegung von Polizeikommissariaten in den ländlichen Regionen. Die personelle Besetzung der „commissariats de proximité“ sollte vielmehr erhöht werden und die Öffnungszeiten ausgeweitet werden.

Videoüberwachung nicht weiter ausbauen

Die DP ist der Ansicht, dass das Projekt Visupol in der Stadt Luxemburg nicht über das Bahnhofsviertel und das „Centre Aldringen“ hinaus ausgeweitet werden sollte. Die DP sieht nur einen begrenzten Nutzen der Videoüberwachung und setzt deshalb vor allem auf die Verstärkung der Polizeipräsenz vor Ort. Die Auswertung der Informationen, welche die Kameras liefern, sollte darüber hinaus nur noch von qualifizierten Ermittlern der Polizei getätigt werden.

Reform des Polizeigesetzes

Die Regierung hatte für diesen Herbst eine grundlegende Reform des Polizeigesetzes angekündigt. Genaueres darüber, in welche Richtung dieses Projekt gehen sollte, ist jedoch bis heute nicht bekannt. Vor allem stellt sich die Frage, ob eine detaillierte Analyse der aktuellen Situation und eine Evaluation des Gesetzes von 1999 gemacht wurden. Für die DP ist dies eine wesentliche Voraussetzung für eine transparente Reform, bei der man mit allen beteiligten Akteuren auf einer sachlichen Basis diskutieren und kollaborieren kann.

Kompetenzen der Agents municipaux ausweiten

Wir werden die gesetzliche Basis schaffen, damit die Agents Municipaux die Einhaltung der Gemeindebestimmungen überprüfen können. Die Agents Municipaux müssen dafür auch die nötige Ausbildung erhalten.

GeheimdienstDie Missstände im Geheimdienst haben wohl zu dem größten Skandal geführt, den es rund um eine Verwaltung in Luxemburg bisher gegeben hat. Die Auswirkungen auf das Ansehen und die Interessen des Landes sind noch nicht absehbar. Die Arbeiten der parlamentarischen Ermittlungskommission haben gezeigt, dass der Geheimdienst in der Vergangenheit über weite Strecken vernachlässigt wurde und ohne klare politischen Vorgaben und Kontrolle funktionierte. Die DP ist der Ansicht, dass der Geheimdienst deshalb grundlegend reformiert werden muss. Im Gegensatz zu anderen Parteien ist die DP jedoch nicht der Ansicht, dass Luxemburg ohne einen Geheimdienst auskommen kann. Die vergangenen Monate haben vielmehr gezeigt, dass Luxemburg ein Schutzschild gegen Wirtschaftsspionage, Terrorismus und organisiertes Verbrechen im großen Stil braucht. Unser Land braucht einen Geheimdienst der sich an die Regeln der Rechtsstaatlichkeit und an strenge interne Prozeduren hält. Ein Geheimdienst, der sich seiner Kontrolle nicht entzieht. Um dies zu garantieren, will die DP den SREL grundlegend reformieren.

Staatsminister muss Verantwortung übernehmen

Die Tatsache, dass der Geheimdienst in das Ressort des Staatsministers und Regierungschefs fällt, zeigt seine Bedeutung. Es kann demnach nicht sein, dass diese Aufgabe aus Desinteresse oder anderweitigen Verpflichtungen heraus auf einen hohen Beamten abgeschoben wird. Die DP ist der Ansicht, dass die Verantwortung für das Funktionieren des Geheimdienstes auf politischem Niveau beim Staatsminister aufgehoben bleiben sollte. Die DP hält eine strikte Trennung zwischen geheimdienstlichen und polizeilichen Aktivitäten für unerlässlich. Aus diesem Grund ist die DP gegen ein Zusammenlegen der Ressorts auf Regierungsebene.

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Loyalität gegenüber dem Staat

Die DP ist der Auffassung, dass neben dem Staatsminister auch der Vize-Premierminister Adressat der regelmäßigen Sicherheitsbriefings des Geheimdienstes sein sollte. Der SREL untersteht zwar dem Premierminister, doch die Informationen, die er zusammenträgt, und seine Analysen betreffen die gesamte Regierung. Der Geheimdienst oder seine Mitarbeiter dürfen deshalb zu keinem Zeitpunkt in den Verdacht geraten, dass sie andere Loyalitäten aufbauen, als die zur ganzen Regierung.

Strenge interne Standards für Arbeitsprozesse

Der Geheimdienst hat in den vergangenen Jahren stark nach dem Prinzip der Abschottung funktioniert, so dass eine Kontrolle in verschiedenen Bereichen kaum vorhanden war. Dies ermöglichte es, dass eine ganze Reihe von parallelen Aktivitäten (Rekrutierung von Quellen, Ausgaben, Missionen usw.) entstehen konnten, mit denen Mitarbeiter des SREL eine eigene Agenda verfolgten. Die DP will deshalb, dass jeder wichtige Prozess im operativen Bereich des SREL einer internen Kontrolle (z.B. 4-Augen-Prinzip) unterworfen wird. Kein Mitarbeiter darf alleine ein Dossier bearbeiten (Missionen planen und durchführen oder etwaige Quellen führen), ohne dass es eine Möglichkeit der internen Gegenkontrolle gibt.

Parlamentarische Kontrolle ausbauen

Die DP ist der Ansicht, dass die parlamentarische Kontrollkommission über ein permanentes Sekretariat verfügen sollte und über eigene Räumlichkeiten im Parlament, in denen auch über längeren Zeitraum klassifizierte Dokumente gesichtet werden können. Die Mitglieder der Kommission sollen in Zukunft nicht mehr notgedrungen aus den Fraktionspräsidenten bestehen, sondern auch für Abgeordnete mit besonderen Kompetenzen in diesem Bereich geöffnet werden.

Missstände müssen obligatorisch gemeldet werden

Bis heute war es gängige Praxis, dass der SREL und das Staatsministerium die parlamentarische Kontrollkommission selbst über schwere Missstände nicht informiert haben. So etwa in der Affäre rund um den privaten Vertrieb von Autos, wo der SREL-Direktor sich bewusst dagegen entschieden hat, das Parlament zu informieren. Die DP fordert, dass das Parlament über jegliche Missstände im SREL informiert werden muss, da diese in einem besonders sensiblen Bereich stattfinden, die direkt oder indirekt auch die nationalen Interessen betreffen.

Gesetzliche Basis schaffen für Bekämpfung von Wirtschaftsspionage

Während die militärischen Auseinandersetzungen zwischen den Großmächten in der Zwischenzeit weitestgehend der Vergangenheit angehören, so herrscht doch ein erbitterter wirtschaftlicher Wettkampf, bei dem alle Mittel Recht sind. Dabei wird von Unternehmen und ausländischen Geheimdiensten zunehmend auch auf Wirtschaftsspionage gesetzt. Der Schutz der Luxemburger Wirtschaft und ihres intellektuellen Eigentums soll deshalb nach Ansicht der DP zu einer der Hauptaufgaben des Luxemburger Geheimdienstes gehören. Bisher fehlte es hierfür jedoch an einem klaren gesetzlichen Rahmen. Einzelne Mitarbeiter konnten den SREL deshalb in der Vergangenheit für die Interessen einzelner Investoren missbrauchen und haben sogar in Eigenregie eine wirtschaftliche Prospektionsreise organisiert. Für die DP steht fest, dass der SREL ein defensiver Geheimdienst sein muss, der sich auf die Abwehr von ausländischen Eingriffen im Sicherheits- oder Wirtschaftsbereich konzentriert.

„Private Intelligence“ kontrollieren

Die DP steht der Vielzahl an Informations- und Sicherheitsdiensten, die in den vergangenen Jahren in Europa von ehemaligen Geheimdienstmitarbeitern gegründet wurden, mehr als skeptisch gegenüber. Wir

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sehen darin nicht mehr und nicht weniger als die Aushöhlung von staatlichen Prärogativen. Auch wenn viele Firmen vorgeben, sich ausschließlich auf öffentliche Quellen zu berufen, so liegt es doch nahe, dass durch den gewerblichen Handel mit Informationen auch geheimdienstliche Methoden gefördert werden. Zum Teil verschwimmt im Ausland in der Zwischenzeit sogar der Übergang von staatlichen zu privaten Geheimdiensten, was zu einer Untergrabung der demokratischen Kontrolle der Geheimdienste führt. Die DP will die Aktivitäten von solchen „sociétés de renseignements privées“ sowohl ausländischen als auch inländischen, auf dem Luxemburger Territorium in Bezug auf ihr Aktivitätsfeld, ihre Berufsethik und ihre Kompetenzen strikt regulieren und kontrollieren. Dazu soll ein System der Akkreditierung eingeführt werden, die als Voraussetzung für die Ausübung der Aktivitäten auf Luxemburger Territorium gilt.

Karenzzeit von 5 Jahren

Die DP wird eine angemessene Karenzzeit einführen, während der Geheimdienstmitarbeiter, nach Beendigung ihrer Tätigkeit, nicht einer ähnlichen Aktivität im Sicherheitsbereich von privatwirtschaftlichen Firmen oder im Bereich der „Private Intelligence“ tätig werden dürfen.

No-Spy-Abkommen

Die rezenten Enthüllungen rund um das US-Spionageprogramm Prism haben gezeigt, dass auch Staaten, mit denen Luxemburg in einer strategischen Partnerschaft verbunden ist, gegen die elementarsten Grundrechte ihrer Bürger verstoßen. Doch auch innerhalb der EU richten Mitgliedsstaaten ihre Geheimdienste gegen die Interessen unseres Landes und seiner Bürger mit dem Ziel der Wirtschaftsspionage. Dies sind nach Auffassung der DP unhaltbare Zustände zwischen Partnerländern der EU. Die DP will sich deshalb zuerst auf EU-Ebene für ein sogenanntes No-Spy-Abkommen einsetzen. Alle EU-Staaten müssen Farbe bekennen, inwiefern sie solch einem Abkommen zustimmen wollen oder auch weiterhin durch illegale Mittel versuchen wollen, sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Die DP sieht in den groß angelegten Spionageprogrammen der Vereinigten Staaten und Großbritanniens aktuell die größte Bedrohung für die fundamentalen Freiheitsrechte unserer Bürger. Aus diesem Grund will die DP in einer Regierung dieses Thema auf die Agenda von multilateralen Gremien (Europarat, NATO, UN) setzen lassen und sich für internationale Abkommen in diesem Bereich einsetzen.

Aufarbeitung der SREL-Archive

Die DP wird ein Gremium von Historikern einsetzen, das die Archive des SREL aufarbeiten wird. Dabei wird es vor allem darum gehen, herauszufinden nach welchem System und in welchem Ausmaß politische Spionage in Luxemburg in den vergangenen Jahrzehnten betrieben wurde.

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Gesellschaftspolitik

Unsere Analyse der SituationDie Regierung hat in der vergangenen Legislaturperiode einige gesellschaftspolitische Probleme nur sehr zaghaft, widersprüchlich und ungenügend angepackt. Das Nationalitätsgesetz, das es unseren ausländischen Mitbürgern immer noch erschwert, die luxemburgische Staatsbürgerschaft anzunehmen, sollte überarbeitet werden. Eine Diskussion über das Ausländerwahlrecht wurde angetippt, aber nicht wirklich geführt. Die Immigrations- und Asylpolitik wird nicht konsequent in allen Politikbereichen umgesetzt. Es wurde ein Abtreibungsgesetz verabschiedet, das den Frauen nicht zutraut, frei entscheiden zu können und sie sogar bevormundet. Die Gesetzesnovelle, die gleichgeschlechtlichen Paaren das Recht auf eine Eheschließung und die Adoption zugestehen soll, wurde nur halbherzig vorangetrieben. Das Scheidungsrecht sollte reformiert werden, doch litten auch hier die Arbeiten unter dem Geplänkel der Koalitionspartner. Das Verhältnis zwischen dem Staat und den Glaubensgemeinschaften sollte neu geregelt werden. Außer einem Bericht und einer öffentlichen Debatte, die im Sand verlaufen ist, ist aber leider nicht viel passiert. Eine wahre Datenschutzpolitik ist über von der Opposition im Parlament angestrengten Debatten nicht hinausgekommen und ist kaum in der Regierungspolitik angekommen.

Wir wollen in den kommenden Jahren klare Verhältnisse schaffen und der Entwicklung unserer Gesellschaft Rechnung tragen. Wir haben größtes Vertrauen in die Menschen und darauf, dass sie für sich selbst entscheiden können. Wir vertrauen den Bürgern, egal welche Nationalität sie besitzen, dass sie selbst darüber entscheiden können, inwiefern sie sich in das Zusammenleben unserer Gesellschaft einbringen wollen. Wir sind ausdrücklich gegen eine Politik der Bevormundung und der Exklusion. Wir stehen für eine Gesellschaftspolitik, die die freie Entfaltung und die Vielfalt der Menschen respektiert. Die DP steht für eine freie und offene Gesellschaft. Wir wollen, dass jeder aktiv am öffentlichen Leben partizipieren kann und sich aktiv in unsere Gesellschaft einbringen kann.

Was wird die DP in den kommenden Jahren tun?Luxemburg weiter als offenes Land positionierenLuxemburg ist von jeher ein Immigrationsland und eine Kreuzung auf der sich die europäischen Kulturen treffen. Der Motor dieser Immigration war in den vergangenen Jahrzehnten die stark expandierende Wirtschaft, die Zehntausende von Arbeitern aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten und Kulturkreisen nach Luxemburg geführt hat. Diese Multikulturalität ist heute auch ein Teil der Luxemburger Identität und eine Stärke unseres Landes. Wichtige Wirtschaftszweige, wie der internationale Finanzplatz oder die Universität und Forschung schätzen die Offenheit und Toleranz der Luxemburger Gesellschaft. Die DP ist der Ansicht, dass die Integration der Ausländer in die Luxemburger Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten, im internationalen Vergleich,zufriedenstellend von statten gegangen ist. Damit dies auch für die Zukunft so bleibt, müssen jedoch eine Reihe von Herausforderungen angegangen werden.

Sprachenbarrieren im Schulsystem abbauen

Der hohe Prozentsatz an Schulkindern mit Migrationshintergrund stellt das Luxemburger Schulsystem vor große Herausforderungen. Viele Kinder sprechen bei ihrer Einschulung nur ungenügend die luxemburgisch Sprache und haben dadurch von Anfang an schulische Probleme. Die DP will darauf reagieren und eine systematische Sprachförderung in Vorschule und Kindergarten für Kinder mit Migrationshintergrund einführen. Für den Bereich der Kinderbetreuung soll fortan gelten, dass jede Tagesstätte eine Betreuungsgruppe in luxemburgischer Sprache anbieten muss, um von einer staatlichen Konvention profitieren zu können. Für Kinder, die trotzdem mit sprachlichen Problemen eingeschult werden, will die DP in Projektversuchen untersuchen lassen, ob das Konzept einer zweisprachigen Alphabetisierung, Abhilfe leisten kann.

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Bei Krisenimmigration keine falschen Hoffnungen aufkommen lassen

Immer mehr ausländische Mitbürger, vor allem aus südlichen EU-Ländern, die von der Finanz- und Wirtschaftskrise stark getroffen sind, wollen ihr Glück in Luxemburg versuchen. Hier angekommen, müssen viele jedoch feststellen, dass es keine wirklichen Aussichten auf dem Luxemburger Arbeitsmarkt gibt. Dadurch entstehen immer wieder Härtefälle. Die DP will dass die ADEM eine proaktivere Informationspolitik über sektorielle Arbeitsplatzmöglichkeiten betreibt und diese Kommunikation an Zielgruppen im In- und Ausland richtet.

Internationale Kooperation mit Immigrationsländern anstrengen 

Wir werden privilegierte Beziehungen in den Bereichen Politik, Schule, Kultur und Sport mit Ländern aufbauen, aus denen viele Immigranten stammen. Dadurch wird das Wissen der Luxemburger über ihre ausländischen Mitbürger gefördert. Vor allem im Bereich der Schule könnte eine enge Kooperation mit den Heimatstaaten zu angepassten Lehrplänen führen, die eine bessere Integration von ausländischen Kindern in unsere Schule ermöglichen.

Schnelle, aber gerechte Asylprozeduren garantieren

Luxemburg war in der Vergangenheit immer wieder mit Wellen von Asylanträgen konfrontiert. Diese starken Schwankungen werden auch in Zukunft nicht abnehmen. Um schnelle, aber trotzdem gerechte Verfahren garantieren zu können, muss die Verwaltung über ein flexibles Personalmanagement verfügen, das es ihnen erlaubt, über einen kurzen Zeitraum zusätzliches Personal zu erhalten. Die DP will zudem prüfen, inwiefern offene Wohnstrukturen eine Alternative zum „centre de rétention“ darstellen können, vor allem im Fall von Rückführungen von Familien. Dies wäre ein weniger großer Eingriff in die Freiheiten der Asylsuchenden. Die DP will, dass die Asylsuchenden einer gemeinnützigen Arbeit nachgehen können, die ihnen einen strukturierteren Alltag und eine gewisse Unabhängigkeit von Sozialhilfen garantiert.

Zugang zur luxemburgischen Nationalität nicht unnötig erschweren

Wir werden die Bestimmungen zur Erlangung der luxemburgischen Nationalität vereinfachen. Wir wollen insbesondere was die erforderlichen Sprachenkenntnisse anbelangt, das Niveau so festlegen, dass es nicht niedriger und nicht höher ist als in den anderen europäischen Ländern. Wir werden die Residenzdauer auf fünf Jahre festlegen.

Politische Partizipation der ausländischen Mitbürger stärken

Wir denken, dass es auf Dauer nicht gesund ist, fast die Hälfte der Bevölkerung, Menschen mit denen wir jeden Tag zusammenleben und -arbeiten, von politischen Rechten teilweise oder ganz auszuschließen. Daher haben wir uns klar dafür ausgesprochen, unseren ausländischen Mitbürgern in allen Belangen bei den Europa-und Kommunalwahlen dieselben Rechte zuzugestehen wie den Luxemburgern. Wir sind auch immer noch der Meinung, dass eine Debatte über die Ausdehnung des aktiven und passiven Wahlrechts auf die nationalen Wahlen geführt und bis 2016 abgeschlossen werden muss. Neben den sicherlich zu klärenden juristischen und verfassungsrechtlichen Fragen, muss diese Diskussion intensiv, sachlich und im gegenseitigen Respekt mit den Luxemburgern geführt werden. Parteiübergreifend muss sich deshalb das Wort gegeben werden, ohne Polemik an diese Thematik heranzugehen. Wir denken, dass vor allem das Kriterium der Residenzdauer strenger sein sollte, als wie bei der von uns vorgeschlagenen Reform des Nationalitätsgesetzes. Ausländische Mitbürger, die diese Kriterien erfüllen und sich in die Wählerliste eingetragen haben, müssten zudem wie alle Luxemburger die Wahlpflicht respektieren.

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Bevormundung der Frau bei Schwangerschaftsabbruch beenden

Wir bedauern, dass die Regierung sich bei der Reform des Schwangerschaftsabbruchgesetzes von dogmatischen Positionen treiben gelassen hat. Eine obligatorische Beratung, wie sie von der Regierung vorgesehen wurde, egal unter welchen Umständen sie erfolgt, stellt für die DP nach wie vor eine inakzeptabele Bevormundung dar. Wir denken, dass die Frau das Recht haben muss, selbst eine Entscheidung für oder gegen einen Schwangerschaftsabbruch treffen zu können. Wir wollen demzufolge das bestehende Gesetz verbessern und eine Fristenregelung einführen, die es der Frau bis zur 12. Schwangerschaftswoche erlaubt, frei über die Möglichkeit eines Schwangerschaftsabbruchs zu entscheiden. Nach der 12. Schwangerschaftswoche muss ein Arzt über die Möglichkeit eines Schwangerschaftsabbruchs entscheiden, sofern eine schwerwiegende Gefährdung der körperlichen oder seelischen Gesundheit der Frau diagnostiziert wird. Im Gegensatz zu dem, was die Kritiker einer solchen Regelung gerne behaupten, führt die Fristenregelung nachweislich nicht zu einer Erhöhung der Zahl der Schwangerschaftsabbrüche.

Gleichgeschlechtliche Paare in allen Belangen gleichstellen

Wir wollen endlich gleichgeschlechtliche Paare in allen Belangen mit heterosexuellen Paaren gleichstellen. Wir werden deshalb die Möglichkeit der Eheschließung für gleichgeschlechtliche Paare einführen. Bei der Diskussion über das Adoptionsrecht hat der Staatsrat klar gemacht, dass die gleichen Rechte im Adoptionsrecht für heterosexuelle oder homosexuelle Paare gelten müssen. Wir werden die notwendigen Abänderungen an der vorliegenden Gesetzesnovelle vornehmen und schnellstmöglich im Parlament verabschieden.

Verständnis entgegenbringen für trans- und intersexuelle Menschen

Trans- und intersexuelle Menschen sind sehr oft einem schweren psychischen Druck ausgesetzt und stoßen vielfach auf Unverständnis und Ablehnung ihrer Mitmenschen. Wir wollen jegliche Diskriminierungen aufgrund der geschlechtlichen Identität bekämpfen. Des Weiteren werden wir prüfen, inwiefern wir trans- und intersexuellen Menschen, gerade bei administrativen Vorgängen, wo es um die Bestimmung des Geschlechts geht (z.B. Personalausweis,…), entgegenkommen können.

Hilfe für Menschen mit Behinderung

Luxemburg hat sich mit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention dazu verpflichtet, Menschen mit Behinderung das tägliche Leben zu vereinfachen und ihnen zu erlauben, sich in unsere Gesellschaft zu integrieren. Trotz der Ratifizierung dieser Konvention und einem entsprechenden Aktionsplan sehen sich behinderte Personen nach wie vor, auch im öffentlichen Raum, zu oft mit unangepassten Infrastrukturen konfrontiert. Um dem entgegenzuwirken und um der UN-Konvention gerecht zu werden, verpflichten wir uns dazu, in der kommenden Legislaturperiode die systematische Anpassung aller öffentlichen Infrastrukturen an die Bedürfnisse von Personen mit Behinderung in die Tat umzusetzen. Die betroffenen Menschen mit Behinderung sollen in diesen Prozess aktiv mit eingebunden werden.

In puncto (Aus-)Bildung plädiert die DP für die Verwirklichung eines integrativen Bildungssystems. Voraussetzung hierfür sind sowohl eine verstärkte Öffnung der Regelschule für Kinder und Jugendliche mit Behinderung als auch eine grundlegende Reform der „éducation différenciée“.

Im Hinblick auf eine wirkliche Integration unserer behinderten Mitbürger in unsere Gesellschaft muss unserer Meinung nach auch in Sachen Arbeitsplatz umgedacht werden. Über die bewährten „ateliers protégés“ hinaus müssen verstärkt Anstrengungen unternommen werden, Personen mit Behinderung vermehrt in den klassischen Arbeitsmarkt zu integrieren. Soziale Initiativen (z.B. Initiative „Job Coaching“), die versuchen Behinderte an den ersten Arbeitsmarkt heranzuführen, sollen unterstützt

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werden. Die öffentliche Hand soll ihrerseits mit gutem Beispiel vorangehen und den gesetzlichen Bestimmungen entsprechend mehr Menschen mit Behinderung einstellen.

Häusliche Gewalt weiter bekämpfen

Die DP wird in den kommenden Jahren die Gesetze betreffend die häusliche Gewalt sowie die moralische und sexuelle Belästigung bilanzieren und gegebenenfalls verbessern. Besonders was die häusliche Gewalt anbelangt, wird die DP die Betreuung der Kinder sowie der betroffenen Frauen und Männer verbessern. Zusätzlich werden wir dafür sorgen, dass die Ausbildung der Polizei vor dem Hintergrund von sogenannten Wegweisungen angepasst wird.

Scheidungsrecht reformieren

Die DP wird das Scheidungsrecht reformieren. Wir wollen den Partnern mit Hilfe von einfachen und übersichtlichen administrativen und juristischen Prozeduren entgegenkommen. Wir wollen die Interessen der Kinder in jedem Fall fest im Auge behalten und das elterliche Sorgerecht auf beide Partner ausdehnen. Ehepartner sollen sich scheiden lassen können, wenn sie sich auseinander gelebt haben. Wir wollen das Scheidungsrecht so reformieren, dass nach Möglichkeit verletzende Prozesse vermieden werden können.

Das Verhältnis zwischen Glaubensgemeinschaften und Staat neu regeln

Die DP ist der Meinung, dass die Beziehungen zwischen Staat und Glaubensgemeinschaften, wie sie heute geregelt sind, nicht mehr zeitgemäß sind. Der Glaube ist Teil der Privatsphäre und somit muss der Staat in Fragen der Religiosität neutral sein. In der Verfassung müssen deshalb die liberalen Werte festgehalten werden, auf denen unser Zusammenleben beruht: Meinungsfreiheit, Toleranz und eben Glaubensfreiheit. Letztere betrifft sowohl den freien Entschluss, einer Glaubensgemeinschaft beizutreten, als auch sich solch einem Bekenntnis zu verweigern. Die DP spricht sich für das Prinzip der Trennung von Kirche und Staat aus.

In diesem Sinne spricht sich die DP für die Überarbeitung der aktuell gültigen Konventionen zwischen Staat und Glaubensgemeinschaften aus, dies um das Prinzip der Neutralität des Staates in Sachen Glauben zu gewährleisten. Alle Glaubensgemeinschaften müssen in einem geregelten Verhältnis, u.a. auch in materieller Hinsicht, gleich behandelt werden. Dies bedeutet, dass alle mit dem Staat konventionierten Glaubensgemeinschaften, auch die aktuellen Strukturen wie die Kirchenfabriken der katholischen Kirche und ihr nahestehende Organisationen, ein Audit unter der Aufsicht des Rechnungshofs durchführen und ihren Kapitalstand offen legen. Das Gesetz der Kirchenfabriken muss reformiert werden. Falls der Staat Konventionen mit Glaubensgemeinschaften abschließen und sie so gegebenenfalls finanziell unterstützten will, muss dies in voller Transparenz und mit der Zustimmung des Parlaments erfolgen. Klare Kriterien müssen regeln, unter welchen Vorrausetzungen eine Glaubensgemeinschaft das Statut einer anerkannten Glaubensgemeinschaft erhält. Diese Kriterien müssen auf dem Respekt unserer Verfassung, unserer Gesetze, der europäischen Menschenrechtskonvention und der öffentlichen Ordnung fußen. Die DP verschließt sich nicht gegenüber anderen Finanzierungsmodellen (wie z.B. in Deutschland) die auf spezifischen Beiträgen der Mitglieder der einzelnen Glaubensgemeinschaften basieren.“

Religionsunterricht abschaffen, Werteunterricht einführen

Wir werden den aktuellen Religionsunterricht abschaffen, weil er der erwünschten Neutralität des Staates nicht entspricht. Die DP wird einen Werteunterricht einführen, in dem alle Religionen und Philosophien objektiv thematisiert werden.

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Kultur

Unsere Analyse der SituationKurz vor den Parlamentswahlen 2009 haben alle im Parlament vertretenen Parteien den sogenannten „pacte culturel“, den eine Gruppe von Künstlern und Kulturinteressierten (Forum, Culture(s))zuvor ausgearbeitet hatte, öffentlich unterschrieben. Eine Reihe, der in diesem Papier enthaltenen Forderungen flossen tatsächlich in das Regierungsprogramm ein. Dennoch muss man heute mit Erstaunen feststellen, dass trotz der hochtrabenden Ankündigungen der Regierung zahlreiche Forderungen entweder nicht umgesetzt oder schlicht ad acta gelegt wurden.

Die DP plädiert für eine verlässliche und zugleich dynamische Partnerschaft mit den Künstlern, in der die verabredeten Engagements eingehalten werden. Die DP wird den vor gut vier Jahren unterzeichneten Kulturpakt im Dialog mit den Kulturschaffenden umsetzen.

Die europäischen Kulturjahre 1995 und 2007 hatten einen nachhaltigen Impakt auf die einheimische Kultur- und Kreativwirtschaft. In einer wissensorientierten Gesellschaft, wie wir sie heute kennen, ist die Entwicklung einer solchen Wirtschaft nicht allein von großer Bedeutung für das kulturelle und soziale Leben, sondern mindestens ebenso sehr für den Wirtschaftsstandort Luxemburg.

Kunst- und Kulturpolitik sind für die DP gleichbedeutend mit kultureller Vielfalt, Wertschätzung der Künstler und ihrer Arbeit und ihren Werke sowie einer Verbesserung der materiellen Situation der Kulturschaffenden.

Kulturpolitik ist in den Augen der DP nichts weniger als Gesellschaftspolitik und geht uns somit alle an.

Was wird die DP in den kommenden Jahren tun?

Den „Kulturpakt” einlösen

Die DP wird den „pacte culturel“, insbesondere jene Forderungen, die bislang nicht berücksichtigt wurden, mit allen interessierten Kulturschaffenden umsetzen.

Den freien Zugang zur Kultur fördern

Kultur ist ein Gut, das allen Menschen – unabhängig von ihrer gesellschaftlichen Stellung – zusteht. Dies meint nicht lediglich den eher passiven Konsum von Kultur, sondern ebenso den Abbau von Schranken beim Zugang zur aktiven Kulturgestaltung auf allen erdenklichen Ebenen.

Bei der Erziehung ansetzen

Kindern und Jugendlichen muss der Zugang zu Kultur und aktiver Kreativität leicht gemacht werden. Die DP wird im Rahmen der öffentlichen Schule eine neue Dynamik schaffen, die das Bewusstsein für Kultur schärft, indem sie die kreativen Talente unserer Kinder fördert, ihre Phantasie und Kreativität anregt. Auch wird sich die DP, vornehmlich auf lokaler Ebene, für eine stärkere Kooperation zwischen Schulen und Kulturinstituten (wie Bibliotheken, Theater, Museen usw.) einsetzen.

Kultur als Integrationsfaktor

Die DP ist davon überzeugt, dass die Kultur einen außerordentlichen Integrationsfaktor darstellt. Deshalb wird sie den Dialog zwischen Menschen mit unterschiedlichem kulturellem und sozialem Hintergrund unterstützen. Darüber hinaus wird die DP dafür Sorge tragen, dass kein Bürger aus finanziellen oder sozialen Gründen keinen Zugang zu kulturellen Ereignissen oder Entwicklungen findet.

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In Kulturschaffende investieren

In den zurückliegenden Jahren haben die diversen Regierungen viele öffentliche Gelder in kulturelle Infrastrukturen investiert. Jetzt wird es höchste Zeit, diese Bauten im Sinne der Kulturschaffenden und Kunstinteressierten inhaltlich zu nutzen und mit kreativem Leben zu füllen. Dazu bedarf es einer optimalen Förderung der Künstler.

Proaktive Partnerschaft zwischen Staat, Kunst und Kultur

Die DP ist sich der Verantwortung des Staates bei der Förderung und Finanzierung von Kunst und Kultur bewusst. Deshalb setzen wir auf eine proaktive, offene Partnerschaft, die den regelmäßigen Dialog zwischen Kulturschaffenden und öffentlichen Entscheidungsträgern pflegt.

Kulturministerium als offene Begegnungs- und Kreativstätte

Die DP versteht das Kulturministerium nicht als geschlossene Verwaltung und will es offener gestalten, nicht zuletzt, um es den Künstler zugänglicher zu machen. Die DP wird prüfen, wie die Villa Louvigny mit ihrem offenen Umfeld sich als Infrastruktur für das Kulturministerium und öffentliche Kulturinstitute im Sinne einer Kreativstätte eignen könnte. So könnte beispielsweise der bestehende Konzertsaal aufgewertet werden.

Mangel an Proberäumen und Ateliers beheben

Proberäume für Musiker, Tänzer, Schauspieler oder Ateliers für Maler und Bildhauer sind nach wie vor Mangelware in Luxemburg. Die DP wird sich dafür einsetzen, den Künstlern angemessene Räumlichkeiten zugänglich zu machen, damit diese ihrer künstlerischen Tätigkeit in aller Freiheit nachgehen können. In diesem Sinne werden wir im Dialog mit den Gemeinden prüfen, welche schon vorhandenen öffentlichen Infrastrukturen zu Kreativstätten umfunktioniert werden können.

Förderung unserer Künstler im In- und Ausland

Die nationale und internationale Promotion unserer Künstler ist ein Hauptanliegen der DP. Wir sind stolz auf unsere Kulturschaffenden. Wir sehen es daher als unsere Pflicht an, die sehen- und hörenswerten Werke unserer Kulturbotschafter im Ausland zu zeigen und zu vermitteln, damit sie auch dort die Anerkennung erlangen können, die sie verdienen. Auf dem internationalen Parkett ist das unzweifelhaft ein außerordentlicher Gewinn für das Image unseres Landes, das sich bislang fast ausschließlich auf wirtschaftliche Aspekte beschränkte.

Um dieses Ziel zu erreichen, muss das Ministerium vermehrt, und gemeinsam mit den Hauptakteuren des Kultursektors (Galeristen, Film- und Musikproduzenten, Künstlern, Schriftstellern) in Promotionsreisen ins Ausland sowie in gemeinsame Stände bei internationalen Ausstellungen und Messen investieren. Parallel dazu wäre es von wesentlicher Bedeutung, Weiterbildungsstipendien zur Verfügung zu stellen, um den internationalen Austausch zu fördern.

Die DP ist der Meinung, dass die Wirtschaftsmissionen, die ins Ausland unternommen werden, jeweils eine kulturelle Komponente beinhalten sollte.

Angemessene soziale Rahmenbedingungen für Künstler

Die wenigsten Künstler können allein von ihrer kreativen Arbeit leben. Umso wichtiger ist es, die soziale Absicherung, sei es bei der Krankenversicherung, der Rente oder der Arbeitslosenentschädigung wesentlich zu verbessern.

Die DP prüft die Idee, die Mehrwertsteuer auf künstlerischen Darbietungen zu senken, mit dem Ziel eine faire Vergütung der Kreativleistungen und die Professionalisierung des Künstlerdaseins zu begünstigen.

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Die DP begrüßt zudem die aktuelle Gesetzesnovellierung über den „statut de l’artiste professionnel indépendant et de l’intermittent du spectacle“ und wird dafür sorgen, dass sie wie vorgesehen umgesetzt wird.

Die DP plädiert ebenfalls dafür, fiskalische Anreize weiter zu fördern, um private Gelder über Mäzenatentum und Philanthropie in die Kultur fließen zu lassen.

Klare Regeln zur Kulturförderung einführen

Der Staat muss sich seiner Verantwortung in der kulturellen Subventionspolitik bewusst sein. In den Augen der DP muss die Verteilung der staatlichen Hilfen für kulturelle Projekte auf Regeln beruhen, die klar, transparent, nachvollziehbar und identisch für alle Antragsteller sind.

Außerdem werden wir die Rolle der verschiedenen Ministerien bei der Vergabe von Kulturfördermitteln unter die Lupe nehmen, wenn nötig, neu regeln. Eine interministerielle Struktur soll etwaigen Doppelfinanzierungen vorbeugen.

Damit die Kulturschaffenden sich voll und ganz der Ausübung ihrer Kunst widmen können, dürfen sie nicht durch administrative Behördengänge in ihrer kreativen Entwicklung behindert werden. Die DP wird die Verwaltungsprozeduren, etwa bei Förderungsanträgen, verringern.

Das materielle und immaterielle nationale Kulturerbe schützen

Die heutigen Dokumentationsmöglichkeiten sind atemberaubend. Die Digitalisierung erlaubt es, alle luxemburgischen gedruckten, elektronischen oder audiovisuellen Veröffentlichungen zu archivieren, zu restaurieren und für die Öffentlichkeit bequem zugänglich zu machen. Dazu wird die DP die Infrastrukturen des Nationalarchivs und der Nationalbibliothek schnellstens modernsten Standards anpassen. Das Archiv muss in neue, moderne Räumlichkeiten umziehen, um seiner Aufgabe als nationaler Akteur in diesem Bereich gerecht werden. Der Neubau der Nationalbibliothek muss zügig vorangetrieben werden.

Außerdem gilt es, angemessene Konservierungs- und Archivierungsstandards für die öffentlichen Dokumente zusammen mit dem Nationalarchiv, der Nationalbibliothek, dem Nationalen Literaturzentrum, dem „Centre national de l’audiovisuel“ sowie den öffentlichen Behörden von Staat und Gemeinden einzuführen.

Die Universität Luxemburg wird in die Aufarbeitung unseres nationalen Kulturerbes mit eingebunden werden.

Darüber hinaus wird die DP historisch wertvolle Bauten schützen und eine moderne, nachhaltige Architektur konsequent fördern. Wir setzen uns für eine Baukultur ein, die sowohl durch eine historische als auch eine formale Vielfalt geprägt ist. Bei großen öffentlichen Bauvorhaben werden wir die nationalen Architekten in Konkurrenz zu internationalen Baumeistern setzen. Zusammen mit dem „Ordre des architectes et des ingénieurs-conseils“ (OAI) werden wir ein Programm zur Förderung der Baukultur in Luxemburg aufstellen und verwirklichen.

Die DP steht für eine rasche Reform des Denkmalschutzgesetzes unter Berücksichtigung von bestehenden international Konventionen und Chartas. Im Zuge der Reform des Denkmalschutzgesetzes soll auf die Arbeitsweise des Denkmalschutzkommission (COSIMO) neu definiert werden.

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Staat und Öffentlicher Dienst

Unsere Analyse der Situation Die Regierung hatte sich vorgenommen, den Staatsapparat zu modernisieren. Dabei hat sie sich allerdings in ihrem Reformvorhaben verheddert und viel Energie auf das Zustandekommen eines Abkommens mit der repräsentativen Gewerkschaft aus dem öffentlichen Dienst verwendet. Sie hat eine Reform im öffentlichen Dienst verhandelt, die das Beamtenstatut, die Entwicklung der Laufbahnen und Gehälterstrukturen sowie die Arbeitsweise und Verfahren innerhalb der Verwaltungen umgestaltet. Und um sich die Zustimmung der Gewerkschaftsseite am Verhandlungstisch zu sichern, hat die Regierung dieses ganze Reformpaket mit einem Gehälterabkommen verbunden.

Dieses Gehälterabkommen wurde in einer weiteren Verhandlungsrunde zeitlich vertagt, so dass das neue Abkommen eine einmalige Prämie von 0,9% des Basislohns vorsieht, die Mitte des Jahres 2014 ausgezahlt wird und eine Erhöhung des Punktwerts von 2,2% ab dem 1. Januar 2015. Das Bewertungssystem sowie die Reform der „Stage“-Zeit sollen 2015 in Kraft treten. Das „Management by objectives“-Konzept soll ab 2014 umgesetzt werden.

Die DP bedauert, dass die Regierung zu keinem Moment eine Gesamtstrategie zur Verbesserung der Qualität des öffentlichen Diensts vorgelegt hat. Wir brauchen endlich über die ergriffenen Einzelmaßnahmen hinaus (z.B. das Programm „Common Assessment Framework“, e-government, …) einen klaren Modernisierungsplan, der Ziele, Maßnahmen, Kosten und Umsetzungszeitpläne enthält.

Die Anforderungen der Menschen und Unternehmen an den Staat und seine Verwaltung sind gestiegen. Wir sind der Meinung, dass der Staat nicht wie eine Blackbox funktionieren darf. Der Wunsch nach Dialog und Teilnahme, nach Transparenz und Effizienz ist groß. Da Luxemburg ein kleiner Staat ist, haben wir die Chance durch einen geschickten Reformprozess eine Vorreiterrolle in Europa einzunehmen und die Reform der staatlichen Verwaltung als Standortvorteil zu nutzen.

Die DP ist der Ansicht, dass dieses Ziel in erster Linie mit hochmotivierten und gut ausgebildeten Beamten zu erreichen ist. Die hierfür nötigen Rahmenbedingungen müssen in der nächsten Legislaturperiode weiter angepasst und ausgebaut, die gängigen Reglungen hinterfragt und untersucht und die Modernisierung des Staatsapparats weiter geführt werden. Die DP steht deshalb für Innovation im Bereich des öffentlichen Dienstes, dies unter Berücksichtigung der Interessen der Bürger und der Staatsbediensteten.

Was wird die DP in den kommenden Jahren tun?

Für ein Konzept eines „offenen Staats“

Wir wollen den Staat öffnen für Bürger und Unternehmen, Experten und Wissenschaft. Das Konzept eines „offenen Staats“ wird neue Dynamiken und Prozesse in Gang setzen und kann auf Dauer zu einem Standortvorteil ausgebaut werden. Ein offener Staat schafft Transparenz nach innen und nach außen. Wir wollen eine Verwaltung, in der Information und aktive Teilnahme an Entscheidungsprozessen groß geschrieben sind. Wir erwarten uns dadurch mehr Akzeptanz und Vertrauen in den Staat und mehr Effizienz von staatlichen Entscheidungen.

Entscheidungsfindungsprozesse und Entscheidungen offen legen

Wir wollen in Zukunft staatliche Entscheidungsfindungsprozesse und Entscheidungen offen legen. Ein offener Staat informiert die Bürger proaktiv, indem er die Veröffentlichung von Daten, Analysen und Entscheidungen zur Regel macht und nur aufgrund von begründeten Ursachen (Datenschutz, Betriebsgeheimnisse, Schutz der Privatsphäre…) auf eine ganze oder teilweise Veröffentlichung verzichtet. Wir wollen in diesem Sinn das von der Regierung vorgelegte Informationsgesetz überarbeiten.

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Transparente Prozesse zeigen Verantwortlichkeiten

Wer arbeitet gerade am Antrag? Wer trägt die Verantwortung? Viele Bürger und Unternehmen aber auch Beamte innerhalb des Staatsapparats, kommen immer wieder in die Situation, dass sie nicht wissen, welcher Beamte oder welche Abteilung gerade an einem bestimmten Antrag arbeitet bzw. an welchem Punkt der Prozedur ein Antrag, ein Gesetzes- oder Verordnungsprojekt gerade angelangt ist. Wir werden Entscheidungsprozesse und -findung nach innen und nach außen sichtbar machen (z.B. mit Hilfe eines Trackingsystems, das dem Bürger erlaubt, den Weg seines Antrags in der Verwaltung zu jederzeit verfolgen zu können), die Verantwortlichkeiten klarer dokumentieren und damit Prozesse beschleunigen.

Transparente Prozesse führen zu mehr Effizienz und Vertrauen

Wir wollen mit Hilfe transparenter Verwaltungsprozesse Leistungsvergleiche (Kosten, Qualität, Schnelligkeit…) innerhalb einer Verwaltung bzw. zwischen Verwaltungen ermöglichen mit dem Ziel einer spürbaren Qualitäts- und Effizienzsteigerung. Werden Fehlleistungen bei Abteilungen und einzelnen Beamten festgestellt, können die Ursachen gezielt ermittelt und ggf. behoben werden. Dies stärkt auf Dauer das Vertrauen der Beamten, da sie nicht mehr unter Generalverdacht gestellt werden. Leistungen genauso wie bremsende oder entscheidungshinderliche Faktoren (unvollständige Anträge, reglementarische Bremsen, Personalmangel, …) sollen klar dokumentiert werden. Da der gesetzliche Rahmen das Handeln der Beamten bestimmt, erwarten wir von denen sich daraus ergebenden neuen Erkenntnissen, die Möglichkeit Gesetze und Reglements zu entschlacken. Außerdem wollen wir die verwaltungsinternen Prozesse verbessern, mehr Kostentransparenz erreichen, Entscheidungsprozesse vereinfachen, Prozesskosten verringern und den Personaleinsatz und -bedarf im öffentlichen Dienst besser steuern.

Digitalisierung des Staatsapparats

Durch eine auf Dauer vollständige Digitalisierung des Staatsapparats wollen wir die Voraussetzung dafür schaffen, die Verwaltungsarbeit transparenter, effizienter und kostengünstiger zu gestalten. Die Digitalisierung, kombiniert mit der Veröffentlichung von Daten, führt dazu, dass die Deutungshoheit von Zahlen, Erhebungen, Entscheidungen usw. in Zukunft nicht mehr allein beim Staat liegt. Allein dieser Punkt wird Potenziale bei Bürgern, Unternehmen und Wissenschaft freisetzen, deren Partizipationsbereitschaft erhöhen und eine Dynamik zugunsten eines effizienten Staatsapparats bzw. besserer administrativer politischer Entscheidungen auslösen können.

Die DP wird in diesem Zusammenhang dafür sorgen, dass endlich die elektronische Unterschrift systematisch eingeführt wird, damit die Bürger nicht nur auf elektronischem Weg über Verwaltungsdokumente (z.B. Steuererklärung, Subventionsanträge) verfügen können, sondern sie auch online verschicken können.

Jedes Jahr werden von der Verwaltung viele tausend Dokumente an die Bürger versendet, was natürlich zu beträchtlichen Kosten für die öffentliche Hand führt. Die DP wird die Möglichkeit schaffen, Verwaltungsdokumente die dem Bürger regelmäßig zugestellt werden, elektronisch zu verschicken.

Wir werden eine elektronische Archivierung von öffentlichen Dokumenten möglich machen, um einen schnellen und kostengünstigen Zugriff auf Dokumente zu gewährleisten. Die DP wird sich für einen Ausbau der elektronischen Archivierung in allen Dienststellen einsetzen, was zu einer nachhaltigen Beschleunigung der Verwaltungsprozesse führen wird.

Selbstbestimmter Umgang mit Daten

Wir wollen neue Wege im Umgang mit öffentlichen Daten beschreiten und die Datenhoheit in die Hände der Menschen und Unternehmen begeben. Wir wollen im Einklang mit der Datenschutzkommission

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bestimmen, in welchem Umfeld und in welcher Form, Daten innerhalb des Staatsapparats zusammengelegt bzw. geteilt werden dürfen.

Gleichzeitig muss der Staat qualitativ hochwertige Datensätze garantieren, die unter strengen Datenschutzgesichtspunkten ausgewertet werden, um eine ganze Reihe von Politikfeldern im Interesse des Bürgers und seiner Betriebe auszuwerten und zu verbessern. Des Weiteren wollen wir, dass die Bürger und Unternehmen in Zukunft einen Zugang zu ihren Anträgen und Akten haben, der es ihnen erlaubt zu jedem Zeitpunkt nachvollziehen zu können, wer ihre Akte gerade behandelt und in welchem Stadium sich ihr Antrag befindet.

Zudem wollen wir dem Bürger erlauben, die Hoheit über seine Daten zurückzugewinnen, indem er nicht nur Zugang zu den über ihn gespeicherte Daten bekommt, sondern auch erkennt, welcher Beamte aus welchem Grund Zugriff auf seine Daten genommen hat.

Bürgerbüros oder regionale Verwaltungszentren schaffen

Einige Gemeinden im Land haben in den vergangenen Jahren gezeigt, wie man den Bürgern effiziente öffentliche Dienstleistungen gebündelt anbieten kann. Die sogenannten Bürgerzentren sind zu einer nicht mehr wegzudenkenden Anlaufstelle für viele Bürger geworden. Wir wollen diesen Ansatz weiterentwickeln und Bürgerbüros bzw. regionale Verwaltungszentren im Land schaffen, in denen die Bürger gängige Behördengänge abwickeln können. Wir wollen zusammen mit den Gemeinden beraten, inwiefern kommunale Dienstleistungen in diese Bürgerbüros integriert werden könnten.

Anpassung der Öffnungszeiten

Wir werden die Öffnungszeiten der Verwaltungen, die im direkten Kontakt mit den Bürgern stehen, gezielter auf die Bedürfnisse der Bürger und Unternehmen ausrichten. Die dafür zuständige Reglementierung über die Arbeitszeiten wird auf den Prüfstand genommen und gegebenenfalls angepasst werden.

Rahmengesetz für die Einrichtung öffentlichen Rechts

Sollten bestimmte öffentliche Dienstleistungen, die keinen hoheitsrechtlichen Charakter haben, effizienter und kostengünstiger außerhalb des normalen Staatsapparats funktionieren können, wollen wir Einrichtungen öffentlichen Rechts („établissements publics“) schaffen. Allerdings darf dies nur unter strengen Regeln und mit Rücksicht auf die erworbenen Rechte des Verwaltungspersonals geschehen. Deshalb sollen die gleichen Grundregeln für alle Einrichtungen öffentlichen Rechts in einem Rahmengesetz festlegt werden.

Mobilität wird von den Beschäftigten im öffentlichen Dienst erwartet

Die Verwaltungen sind einem permanenten Wandel der öffentlichen Aufgaben und der Ansprüche der Bürger und Unternehmen ausgesetzt. Dies verlangt eine große Mobilität der Beschäftigten in fachlicher und räumlicher Hinsicht, um gerade im Hinblick auf den sich jeweils ändernden Personalbedarf die personellen Ressourcen des öffentlichen Dienstes bestmöglich nutzen zu können. Wir werden die Möglichkeiten der Abordnung („détachement“) von Beamten innerhalb des öffentlichen Dienstes fördern. Ferner wird die Möglichkeit ausgeschöpft werden, Beamte für eine begrenzte Zeit in die Verwaltungen von Mitgliedstaaten der EU zu detachieren.

Mitarbeitermotivation und moderne Personalführung

Wir begrüßen die Idee, neue Elemente einer modernen Personalführung in die Gesetzgebung des öffentlichen Dienstes einzuführen. Wir werden analysieren, inwiefern die Regierungsvorschläge in der Wirklichkeit machbar sind, dies nicht zuletzt aus Kosteneffizienzgründen.

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Die DP ist überzeugt, dass die Mitarbeitermotivation eines der wichtigsten Instrumente einer modernen und leistungsorientierten Personalführung ist. Wir wollen das Vertrauen in die Mitarbeiter stärken, eine offene Kommunikation zwischen den Mitarbeitern untereinander, sowie zwischen den Mitarbeitern und ihren Vorgesetzten fördern und die Leistung schwacher Mitarbeiter verbessern. Dies setzt z.B. klar definierte Aufgabenbereiche, regelmäßige Mitarbeiter- und Motivationsgespräche und geschulte Führungskräfte voraus. Wir werden in diesem Zusammenhang das Beurteilungssystem in ausgesuchten Verwaltungen während einer Testphase prüfen und auswerten. Die Einführung eines generellen Beurteilungssystems wird von einem erfolgreichen Ablauf dieser Testphase abhängig gemacht.

Einführung von Managementkursen für Verwaltungsdirektoren

Führungskompetenzen, Mitarbeitermotivation, Projektmanagement, Prozessverständnis, Kundenverständnis und Veränderungsbereitschaft sind wichtige Erfolgsfaktoren. Deshalb wird die DP spezifische Managementkurse und -seminare für hohe Ministerialbeamte und Verwaltungsdirektoren einführen, die als notwendige Ergänzung zu den aktuellen Kursen im „Management Public”, die von den Beamten des höheren Dienstes abgeschlossen werden müssen, anzusehen sind. In diesem Sinn kann die aktuelle Zulage für „fonctions dirigeantes“, die für Direktoren und beigeordnete Direktoren laut Gehältergesetz vorgesehen ist, an die obligatorische Teilnahme an diesen Kursen und Seminaren gebunden werden.

Festsetzung einer Probezeit für Verwaltungsdirektoren

Führungskräfte entscheiden oft darüber, wie gut ein Ministerium oder eine Verwaltung funktioniert. Wir wollen deshalb Verwaltungsleiter oder Ministerialbeamte während einer bestimmten Zeit nach ihrer unmittelbaren Ernennung einer Probezeit unterwerfen. Sollte sich herausstellen, dass der Beamte nicht für die leitende Funktion geeignet ist, wird die Ernennung nicht bestätigt. Diese Möglichkeit wird auch dem betroffenen Beamten selbst zugebilligt, wenn er die leitende Funktion nicht mehr ausüben will. In diesem Fall muss die Möglichkeit bestehen, ihn wieder in seine ursprüngliche Laufbahn einzugliedern, wobei jegliche politische Einflussnahme ausgeschlossen sein muss. Im Gegenzug zu dieser neuen Maßnahme wird die von der aktuellen Regierung vorgesehene Möglichkeit einer vorzeitigen Entbindung „ad nutum“ der leitenden Beamten nicht beibehalten.

Keine ausserordentliche Entlassungsprozedur im Staatsdienst

Das aktuelle Gesetzesprojekt sieht ein spezifisches Verfahren bei unzulänglichen fachlichen Leistungen des Beamten vor, das im Endeffekt zu der Entlassung des Beamten außerhalb der gängigen Disziplinarprozessordung führen kann. Die DP ist der Meinung, dass jegliche Maßnahmen, die einen disziplinarischen Charakter haben, auch von der zuständigen Disziplinarbehörde getroffen werden müssen. Deshalb lehnen wir eine parallele Entlassungsprozedur, die nicht den Prinzipien der ordentlichen Disziplinarprozessordnung folgt, ab. In diesem Kontext wird auch die Rolle des neuen Vermittlers („médiateur dans la fonction publique“), der eigens für den öffentlichen Dienst vorgesehen ist, zu überdenken sein.

Durch eine Anpassung des Disziplinarrechts schnellere und gerechtere Verfahren gewährleisten

Wir wollen die Disziplinarverfahren beschleunigen und zukünftig in einer vernünftigen Zeitspanne abschließen. Wir wollen dieses Prinzip in das Beamtenstatut einschreiben. Schnellere Verfahren erwarten wir uns auch dadurch, dass die Verwaltungen, die die Disziplinarbehörde befassen, in Zukunft noch besser informiert und ins Verfahren eingebunden werden. Dadurch können Verfahrensfehler, gerade in der Anfangsphase des Verfahrens, vermieden werden.

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Pflichten der Beamten in die dafür vorgesehene Gesetzgebung einschreiben

Die Regierung hat einen sogenannten Berufskodex für Beamte ausgearbeitet, der auf einer großherzoglichen Verordnung basiert und die Pflichten der aktiven sowie in einem gewissen Rahmen auch der pensionierten Beamten auflistet. Die DP ist der Meinung, dass der vorgesehene Deontologiekodex für Beamte in das Beamtenstatus bzw. In das Pensionsgesetz eingeschrieben werden sollten.

Fliessender Übergang vom aktiven Dienst in den Ruhestand bringt Vorteile für Verwaltung und Beamte

Wir werden die Möglichkeiten von Altersteilzeit weiter ausschöpfen, um den aus dem Dienst scheidenden Beamten die Gelegenheit zu geben, progressiv aus dem Berufsleben auszusteigen und ihr Wissen an jüngere Kollegen weiterzureichen. Wir wollen in diesem Sinn die aktuelle Gesetzesnovelle überprüfen und ggf. weiter ausbauen.

Wir werden die Regelung überarbeiten, die es Beamten in außerordentlichen Fällen und mit ausdrücklicher Genehmigung des Regierungsrats erlaubt, ihren Dienst über das Alter von 65 Jahren hinaus fortzuführen. Die DP ist in der Tat der Ansicht, dass es nicht opportun ist, eine Ausnahmereglung, die meist nur von hohen Beamten genutzt wird, unter Ausschluss einer allgemeinen Diskussion über das Renteneintrittsalter und einer Erhöhung desselben, weiter auszubauen.

Sozialdialog pflegen

Die DP wird alle Maßnahmen, die eine größere Auswirkung auf das Beamtenstatut sowie auf die Verwaltungsorganisation haben, mit der zuständigen national repräsentativen Berufsorganisation aushandeln. Dabei geht es darum, der Beamtenschaft und ihrer Berufsvertretung im Vorfeld ein Mitspracherecht einzuräumen und sie nicht vor vollendete Tatsachen zu stellen. Die DP ist der Ansicht, dass eine gut funktionierende Verwaltung nur auf dem ständigen Dialog mit den Beamten basieren kann.

Das Prinzip eines vernünftigen Sozialdialogs gilt im Besonderen für die Besoldungspolitik, im Rahmen derer verbindliche Besoldungsabkommen mit der national repräsentativen Berufsorganisation abzuschließen sind, dies natürlich mit Rücksicht auf die wirtschaftliche und finanzielle Lage. In diesem Sinn sind alle vertragsschließenden Parteien gefordert, im Interesse des Landes und der Bevölkerung zu handeln.

Gehälterabkommen nicht finanzierbar

Die DP begrüßt grundsätzlich die Idee einer Modernisierung der Personalführung im öffentlichen Dienst. Wir wollen einen effizienten und modern geführten öffentlichen Dienst. Wir sind allerdings seit Beginn der Verhandlungen, genauso wie andere Parteien, nicht damit einverstanden gewesen, eine inhaltliche Reform mit einem Gehälterabkommen zu verbinden. Die DP steht zu ihrer Meinung, dass ein Gehälterabkommen vor dem Hintergrund der desaströsen Finanzlage des Staates nicht zu rechtfertigen ist. Die DP hat sich in guten Zeiten immer dafür eingesetzt, dass der öffentliche Dienst am Wachstum teilhaben soll. In Zeiten allerdings, in denen die Wirtschaft insgesamt mit Stagnation und Negativwachstum konfrontiert ist und in denen die Arbeitslosenzahlen steigen, sind wir der Meinung, dass Gehaltsverbesserungen im öffentlichen Dienst nicht zu rechtfertigen sind. Wir wollen nicht auf der einen Seite die öffentlichen Gehälter verbessern und zur Gegenfinanzierung dieser Entscheidung auf der anderen Seite Ausgaben kürzen oder Steuern erhöhen.

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Wechsel zwischen Privatsektor und öffentlichem Dienst attraktiver gestalten

Das aktuelle Statut benachteiligt Beamte, die aus dem Privatsektor in den öffentlichen Dienst gewechselt sind, in erheblichem Maß. Wir wollen diese Ungerechtigkeit beenden. Wir wollen Berufszeiten, die nicht im öffentlichen Sektor geleistet wurden, in Zukunft voll anrechnen und Wartezeiten, um die höher liegenden Grade zu erreichen, anpassen. Gleichermaßen wird auch der Wechsel vom öffentlichen Dienst in den Privatsektor einfacher gestaltet werden, z.B. durch eine Anpassung der Bestimmungen über den unbezahlten Urlaub.

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Aussenpolitik, Entwicklungshilfe, Sicherheits- und Verteidigungspolitik

Unsere Analyse der SituationDie Globalisierung verändert unsere Welt und vertieft die Verbindungen mit anderen Ländern und Kontinenten. Die DP begrüßt diese Entwicklung an sich. Jedoch wird sie nicht überall auf der gleichen Grundlage geführt und führt auch längst nicht immer zu den gleichen Resultaten. Deshalb setzen wir uns international für klare Regeln und Standards ein, sei es im Finanz- und Wirtschaftsbereich, im Sozialbereich oder im Bereich der allgemeinen Menschenrechte.

Nach der Bildung sind Demokratie, Freihandel, Förderung des privaten Eigentums und der Marktwirtschaft die wichtigsten Faktoren für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung vieler Nationen. Trotz einiger kleiner Erfolgsmeldungen, wie der Rückgang des Anteils der extrem armen Menschen, sind wir weit davon entfernt, unsere Ziele zu erreichen: Politische Unfreiheit, Unterdrückung von Frauen, Mädchen oder Minderheiten, Hunger und Unterernährung, Infektionskrankheiten, unzureichende Ausbildung und mangelnde Gesundheitsvorsorge oder Zugang zum Wasser fordern zum Handeln auf.

Die freien Länder haben eine Verantwortung bei der Verbreitung der Demokratie, der Marktwirtschaft, der Menschenrechte und des sozialen Fortschritts genau wie bei dem sorgfältigen und nachhaltigen Umgang mit unserer Umwelt und unseren Ressourcen. Die DP setzt sich ein, dass Luxemburg innerhalb der Staatengemeinschaft resolut für diese Werte eintreten wird.

Die Zusammenarbeit innerhalb der Europäischen Union macht unser Land stärker und unsere Wirtschaft sicherer, indem sie uns erlaubt, Probleme grenzüberschreitend und gemeinsam anzugehen und neue Chancen wahrzunehmen. Unsere kleine und exportorientierte Wirtschaft braucht den freien und gleichberechtigten Zugang zu dem einheitlichen europäischen Markt, um weiterhin Wachstum, Arbeit und sozialen Fortschritt zu garantieren. Die Sicherung von Frieden, Demokratie und Menschenrechten, die grenzüberschreitende Sicherheitspolitik, die Stärkung von Wirtschaft, Handel und nachhaltiger Entwicklung sind nur einige der Fragen, die die europäischen Länder gemeinsam angehen müssen. Die DP will, dass unser Land in vollem Umfang in die europäische Zusammenarbeit einbezogen bleibt und wir vollen Nutzen aus den hieraus resultierenden Möglichkeiten für unseren Wirtschaftsstandort ziehen.

Die EU ist eine offene und demokratische Gemeinschaft. Nationalismus, Protektionismus und innere Grenzkontrollen gehören der Vergangenheit an. Hieraus ergibt sich, dass die EU unter Berücksichtigung ihrer Integrationsfähigkeit, offen ist für alle europäischen Länder mit demokratischer Grundordnung und funktionierender Marktwirtschaft.

Was wird die DP in den kommenden Jahren tun?

Eine starke europäische Zusammenarbeit

Auf der Grundlage des Subsidiaritätsprinzips will die DP ein Europa, das uns erlaubt jene Aufgaben gemeinsam zu meistern, die wir am besten zusammen angehen können. Hieraus ergibt sich, dass die Zuständigkeiten zwischen der Union und den Mitgliedstaaten klar geregelt werden müssen. Die DP wird Sorge tragen, dass der Einfluss der nationalen Parlamente in allen Bereichen der europäischen Zusammenarbeit gestärkt wird.

Alle EU-Mitgliedsländer müssen gleich sein

Der Fortschritt der europäischen Integration beruht auf der ungeteilten Teilnahme aller Mitgliedsstaaten. Verstärkte Zusammenarbeit zwischen einer Gruppe von Ländern soll die

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Ausnahme bleiben und so gestaltet werden, dass weitere Partner sich jederzeit anschließen können. Die DP spricht sich entschieden gegen jegliche Bestrebungen zur Errichtung eines wie auch immer gearteten Direktoriums der großen Länder aus. Wir treten dafür ein, dass die gemeinsame Entscheidungsfindung innerhalb der dazu vorgesehenen gemeinschaftlichen Gremien und Mechanismen erfolgt. Nur so kann der Einfluss unseres Landes auf den europäischen Entscheidungsprozess auch in Zukunft sichergestellt werden. Angesichts der Wichtigkeit die, die Entscheidungen der Europäischen Union für unser Land und unsere Mitbürger haben, wird die DP dafür Sorge tragen, dass unsere Interessen resolut vertreten werden.

EU-Ratsvorsitz vorbereiten

Wir wollen den luxemburgischen EU-Ratsvorsitz zusammen mit allen Betroffenen vorbereiten und eine Agenda aufstellen, die nicht zuletzt auch Rücksicht auf die luxemburgischen Interessen in der EU nimmt. Wir wollen diese Agenda eng mit dem Europäischen Parlament, der Kommission und dem Präsidenten des Europäischen Rates abstimmen sowie mit der Zivilgesellschaft und dem Parlament diskutieren.

Eine aktive Aussenpolitik im Dienste der Wirtschaft

Eine aktive Außenpolitik steht im Dienst der Wirtschaft unseres Landes. Die DP wird sicherstellen, dass unsere Botschaften und Auslandsvertretungen verstärkt für aktive Wirtschaftsförderung und Prospektionsaufgaben herangezogen werden. Die Zusammenarbeit mit der neuen, einheitlichen nationalen Promotionsagentur, den Wirtschaftsverbänden und der Handelskammer muss dabei verstärkt werden.

Zusammenarbeit bei Benelux und Grossregion vertiefen

Wir wollen die erfolgreiche wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit mit Belgien und den Niederlanden fortführen und die Zusammenarbeit mit unseren Partnern in der Grenzregion vertiefen. Wir wollen allerdings auch untersuchen, wie die Abhängigkeit Luxemburger Unternehmer bei Importen aus Drittländern von belgischen Generalvertretern kurzfristig beendet werden kann.

Effiziente Entwicklungshilfe leisten

Die Stärkung der Demokratie und der individuellen Freiheit gehören zu den übergeordneten Zielen einer aktiven Entwicklungshilfepolitik. Wir wollen jene Programme und Aktionen, die den Aufbau demokratischer Institutionen und rechtsstaatlicher Strukturen sowie die Gleichstellung der Geschlechter unterstützen, deutlich verstärken. Entwicklungspolitik, die die Zukunftsperspektiven der direkt Betroffenen verbessert, ist ein konkreter Beitrag zu einer stabileren und sichereren Welt. Langfristiges Ziel unserer Bemühungen ist dabei der Aufbau einer Welt, die keine Entwicklungshilfe mehr benötigt. Deshalb soll auch in Zukunft ein Prozent unseres Bruttonationaleinkommens in konkrete Projekte der Entwicklungszusammenarbeit fließen. Wir wollen in diesem Zusammenhang die bestehende Entwicklungshilfepolitik auf ihre Effizienz hin überprüfen.

Die DP wird weiterhin konkreten Projekten im Bereich der Schul- und der Gesundheitsinfrastrukturen in den Partnerländern der luxemburgischen Entwicklungshilfe eine besondere Bedeutung beimessen. Die DP wird auch dafür sorgen, dass luxemburgische Unternehmen sich verstärkt an der Verwirklichung der Projekte der Luxemburger Entwicklungszusammenarbeit beteiligen. Auch wird die DP die Förderung der Mikrofinanz und Mikrokrediten als wertvolles Werkzeug bei der Bekämpfung der Armut weiter fördern.

Die DP wird sich auch dafür einsetzen, im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit, den Transfer von Umwelttechnologien an Entwicklungs- und Schwellenländer zu verstärken.

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Sicherheits-und Verteidigungspolitik

Die Grundlage unserer Sicherheitspolitik liefert die Zusammenarbeit mit anderen Demokratien. Die NATO ist dabei die erste und wichtigste Instanz und der Eckpfeiler der transatlantischen Zusammenarbeit zwischen Europa und Nordamerika. Die Europäische Union ist daneben ein weiteres wichtiges Forum für die Luxemburger Außen-und Sicherheitspolitik. Es besteht ein großer Bedarf an internationalen Einsätzen zur Krisen- und Konfliktbewältigung. Als vollwertiges Mitglied der Völkergemeinschaft will die DP, dass Luxemburg sich verstärkt an Friedensoperationen der Vereinten Nationen, der Nato und der EU beteiligt.

Stärkung der demokratischen Kräfte in Europa und der Welt

Die Stärkung der demokratischen Kräfte in Europa und weltweit ist ein entscheidender Faktor für die langfristige friedliche Entwicklung. Demokratie ist nicht ein Luxus für Länder, die ein gewisses Maß an Entwicklung erreicht haben. Jeder Mensch hat das Recht, in Freiheit zu leben. Demokratische Regierungsformen bergen in sich das Potenzial, Konflikte im Innern wie auch zwischen den Ländern zu verringern. Austausch von Informationen und Kontakten mit der Außenwelt sind von entscheidender Bedeutung für alle demokratischen Kräfte. Der freie Zugang zu Informationsquellen muss daher verteidigt werden. Die DP wird dafür eintreten, dass der ungestörte Zugang zum Internet und gesicherten Informationsquellen weltweit als Teil der Menschenrechte anerkannt wird.

Wir werden uns im Rahmen der EU und des Europarats dafür einsetzen, dass im Bereich der europäischen Nachbarschaftspolitik die gleichen Anforderungen im Bereich der Menschenrechte und Demokratie an unsere Nachbarn aus dem Osten und aus dem Süden gestellt werden. Handelspräferenzen und sonstige Erleichterungen will die DP klar an Reformen im Bereich der Menschenrechte und des sozialen Fortschritts knüpfen.

Rolle der Vereinten Nationen stärken

Die Vereinten Nationen haben eine besondere Aufgabe als wichtigster globaler Akteur für Frieden und Sicherheit, Konfliktlösung und internationale Zusammenarbeit. Die Rolle der Organisation und ihres wichtigsten Gremiums, des Sicherheitsrates, wollen wir stärken, indem wir uns für eine Reform der Organisation einsetzen, dies mit dem Ziel einer größeren Anzahl von Ländern zu ermöglichen, mehr Verantwortung zu übernehmen.

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