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| TREFFPUNKT FORSCHUNG DIE LABORSEITE Drigalski-Spatel zum Selbermachen Aus zuvor isolierten Bakterienkolonien können Kulturen auf Agarplat- ten angelegt werden, indem man eine Bakteriensuspension gleichmä- ßig auf der Platte verteilt. Besteht die verwendete Bakteriensuspension ausschließlich aus Abkömmlingen einer zuvor isolierten Ursprungs- zelle, spricht man von einer Reinkultur. Das homogene Wachstum einer Reinkultur auf einer Agarplatte ist unter anderem Voraussetzung für Empfindlichkeitsprüfungen (Antibiotikaresistenztests). Zum Aus- strich der Suspension wird üblicherweise ein nach seinem Erfinder benannter Spatel – der Drigalski-Spatel – verwendet. Was aber, wenn schnell ein Bakterienausstrich angefertigt werden soll, aber kein Drigalski-Spatel im Labor auffindbar ist? eine Pasteurpipette und vielleicht am Anfang ein paar weitere Pas- teurpipetten zum Üben... Bitte beachten Sie, dass Sie auf einer feuerfesten Unterlage arbeiten und die Pipette beim Bearbeiten nur am hinteren, dicken Ende be- rühren, da sie dort nicht heiß wird. Schließen Sie zunächst das Glas- röhrchen der Pipette, indem Sie die Pipettenspitze in die Flamme halten und leicht hin- und herdre- hen. Dies dauert einige Sekunden. Sobald Sie die Pipette aus der Flamme nehmen, kühlt sie inner- halb weniger Sekunden ab. Nach dem Abkühlen halten Sie die Pipette ca. 1cm von der Pipetten- spitze entfernt in die Flamme (siehe Abbildung 1, Position 2) und warten einige Sekunden, bis sich das Glas anfängt zu biegen. Durch Hin- und Herdrehen kann die Bie- gungsrichtung beeinflusst werden. Bitte nicht mit den Händen versu- chen die Pipette in die richtige Richtung zu biegen, dies könnte zu Hautverbrennungen führen. Sobald Position 2 gebogen wurde, in der gleichen Art und Weise Position 3 und Position 4 leicht drehend in der Flamme erwärmen und das Bie- gen des Glases abwarten. Der Dri- galski-Spatel ist fertig. Sie können den Spatel wie ge- wohnt in 70%igen Alkohol aufbe- wahren und anschließend abflam- men, um ihn nach dem Abkühlen zum Verteilen der Bakterienkultur einzusetzen. Das vollständige Ab- kühlen des Spatels ist unbedingt notwendig, da mit einem heißen Spatel die zu kultivierenden Bakte- rien abgetötet würden. Das Abküh- len geht schneller, wenn man den noch warmen Spatel auf eine un- benutzte Agarplatte oder an den Rand der zu benutzenden Agar- platte drückt. Zum Ausstreichen wird eine kleine Menge der Bakterienkultur auf die Agarplatte pipettiert und mit dem zuvor abgekühlten Spatel vorsichtig unter leichtem Druck in kreisenden 8-er-Bewegungen ver- teilt. Sobald sich die Platte trocken anfühlt, ist die gesamte Menge an Bakteriensuspension eingezogen und das Ausstreichen kann ge- stoppt werden. Durch Inkubation der Bakterienplatte bei der optima- len Wachstumstemperatur (bei- spielsweise 37°C) wird das Kolo- nienwachstum begünstigt. Viel Spaß beim Experimentieren wünscht Andrea Schrödel, Heidelberg © 2012 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.biuz.de 1/2012 (42) | Biol. Unserer Zeit | 21 Kein Problem, denn ersatzweise lassen sich Drigalski-Spatel aus Glas mit handelsüblichen, ausgezo- genen Pasteurpipetten selbst her- stellen. Probieren Sie es einmal aus, es ist kinderleicht. Auch wenn die selbst herge- stellten Drigalski-Spatel aufgrund des kleinen Durchmessers des Glasröhrchens etwas schwieriger zu handhaben sind als handelsübli- che Spatel, habe ich persönlich sehr gute Erfahrungen mit deren Benutzung gemacht. Als Tipp gilt, dass man für den Ausstrich nicht allzu viel Druck auf die Platte aus- üben darf, um den Agar nicht zu zerstören. Um Ihre eigene Drigalski-Spa- tel-Kollektion herzustellen, brau- chen Sie einen Bunsenbrenner und © Lorelyn Medina – FOTOLIA GUT ZU WISSEN Alternativ können sterile kleine Glaskugeln zur Vertei- lung der Bakteriensuspension auf der Platte verwendet werden. Diese sind in Bastelgeschäften erhältlich und können in kleinen Bechergläsern autoklaviert werden. ABB. 1 Zu erhitzende Positionen einer Pasteurpipette (Position 1–4). ABB. 2 (A) zeigt Erhitzung von Position 1 zum Schließen des Glasröhrchens. (B) zeigt eine Pipette, bei der die Postion 1 und 2 bereits bearbeitet wurden. Position 3 wird gerade erhitzt. (C) zeigt Erhitzung von Position 4. (D) zeigt den fertig bearbeiteten und einsatzbereiten Spatel.

Drigalski-Spatel zum Selbermachen

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Page 1: Drigalski-Spatel zum Selbermachen

| T R E F F P U N K T FO R SC H U N G

D I E L A B O R S E I T E

Drigalski-Spatel zum SelbermachenAus zuvor isolierten Bakterienkolonien können Kulturen auf Agarplat-ten angelegt werden, indem man eine Bakteriensuspension gleichmä-ßig auf der Platte verteilt. Besteht die verwendete Bakteriensuspensionausschließlich aus Abkömmlingen einer zuvor isolierten Ursprungs -zelle, spricht man von einer Reinkultur. Das homogene Wachstum einer Reinkultur auf einer Agarplatte ist unter anderem Voraussetzungfür Empfindlichkeitsprüfungen (Antibiotikaresistenztests). Zum Aus-strich der Suspension wird üblicherweise ein nach seinem Erfinder benannter Spatel – der Drigalski-Spatel – verwendet. Was aber, wennschnell ein Bakterienausstrich angefertigt werden soll, aber kein Drigalski-Spatel im Labor auffindbar ist?

eine Pasteurpipette und vielleichtam Anfang ein paar weitere Pas-teurpipetten zum Üben...

Bitte beachten Sie, dass Sie aufeiner feuerfesten Unterlage arbeitenund die Pipette beim Bearbeitennur am hinteren, dicken Ende be-rühren, da sie dort nicht heiß wird.

Schließen Sie zunächst das Glas-röhrchen der Pipette, indem Siedie Pipettenspitze in die Flammehalten und leicht hin- und herdre-hen. Dies dauert einige Sekunden.Sobald Sie die Pipette aus derFlamme nehmen, kühlt sie inner-halb weniger Sekunden ab. Nachdem Abkühlen halten Sie die Pipette ca. 1cm von der Pipetten-spitze entfernt in die Flamme(siehe Abbildung 1, Position 2) undwarten einige Sekunden, bis sich

das Glas anfängt zu biegen. DurchHin- und Herdrehen kann die Bie-gungsrichtung beeinflusst werden.Bitte nicht mit den Händen versu-chen die Pipette in die richtigeRichtung zu biegen, dies könnte zuHautverbrennungen führen. SobaldPosition 2 gebogen wurde, in dergleichen Art und Weise Position 3und Position 4 leicht drehend inder Flamme erwärmen und das Bie-gen des Glases abwarten. Der Dri-galski-Spatel ist fertig.

Sie können den Spatel wie ge-wohnt in 70%igen Alkohol aufbe-wahren und anschließend abflam-men, um ihn nach dem Abkühlenzum Verteilen der Bakterienkultureinzusetzen. Das vollständige Ab-kühlen des Spatels ist unbedingtnotwendig, da mit einem heißenSpatel die zu kultivierenden Bakte-rien abgetötet würden. Das Abküh-len geht schneller, wenn man dennoch warmen Spatel auf eine un-benutzte Agarplatte oder an denRand der zu benutzenden Agar-platte drückt.

Zum Ausstreichen wird einekleine Menge der Bakterienkulturauf die Agarplatte pipettiert undmit dem zuvor abgekühlten Spatelvorsichtig unter leichtem Druck inkreisenden 8-er-Bewegungen ver-teilt. Sobald sich die Platte trockenanfühlt, ist die gesamte Menge anBakteriensuspension eingezogenund das Ausstreichen kann ge-stoppt werden. Durch Inkubationder Bakterienplatte bei der optima-len Wachstumstemperatur (bei-spielsweise 37°C) wird das Kolo-nienwachstum begünstigt.

Viel Spaß beim Experimentierenwünscht Andrea Schrödel,

Heidelberg

© 2012 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.biuz.de 1/2012 (42) | Biol. Unserer Zeit | 21

Kein Problem, denn ersatzweiselassen sich Drigalski-Spatel ausGlas mit handelsüblichen, ausgezo-genen Pasteurpipetten selbst her-stellen. Probieren Sie es einmalaus, es ist kinderleicht.

Auch wenn die selbst herge-stellten Drigalski-Spatel aufgrunddes kleinen Durchmessers desGlasröhrchens etwas schwierigerzu handhaben sind als handelsübli-che Spatel, habe ich persönlichsehr gute Erfahrungen mit derenBenutzung gemacht. Als Tipp gilt,dass man für den Ausstrich nichtallzu viel Druck auf die Platte aus-üben darf, um den Agar nicht zuzerstören.

Um Ihre eigene Drigalski-Spa-tel-Kollektion herzustellen, brau-chen Sie einen Bunsenbrenner und

© Lorelyn Medina – FOTOLIA

G U T Z U W I S S E N

Alternativ können sterile kleine Glaskugeln zur Vertei-lung der Bakteriensuspension auf der Platte verwendetwerden. Diese sind in Bastelgeschäften erhältlich undkönnen in kleinen Bechergläsern autoklaviert werden.

A B B . 1 Zu erhitzende Positionen einer Pasteurpipette (Position 1–4).

A B B . 2 (A) zeigt Erhitzung von Position 1 zum Schließen des Glasröhrchens.(B) zeigt eine Pipette, bei der die Postion 1 und 2 bereits bearbeitet wurden.Position 3 wird gerade erhitzt. (C) zeigt Erhitzung von Position 4. (D) zeigt denfertig bearbeiteten und einsatzbereiten Spatel.