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Durchgängiges und modellbasiertes Engineering von
Gebäudeautomationssystemen
Von der Fakultät für Maschinenbau der Helmut-Schmidt-Universität / Universität der
Bundeswehr Hamburg zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktor-
Ingenieurs (Dr.-Ing.) genehmigte
Dissertation
von
Dipl.-Ing. Michelle Günther
aus Bergedorf
Hamburg 2018
Gutachter: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Alexander Fay
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Kastner
Vorsitzender: Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Thomas Klassen
Tag der mündlichen Prüfung: 12.10.2018
Danksagung
Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Zeit als externe wissenschaftliche
Mitarbeiterin an der Professur für Automatisierungstechnik der Helmut-Schmidt-Universität /
Universität der Bundeswehr Hamburg.
Ich möchte im Nachfolgenden allen Menschen meinen Dank aussprechen, die maßgeblich
zum Entstehen dieser Arbeit beigetragen haben.
Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr.-Ing. Alexander Fay, welcher mir die Möglichkeit zur
Promotion überhaupt erst ermöglicht hat. Als Doktorvater hat er mich zu jederzeit unterstützt
und stand mit Rat und Tat zur Seite. Durch ihn habe ich in dieser Zeit die Bedeutung des
wissenschaftlichen Diskurses und die immer wiederkehrende Hinterfragung der eigenen
Ansätze sehr zu schätzen gelernt und dafür bin ich ebenfalls sehr dankbar.
Ebenfalls möchte ich mich bei Herrn Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Kastner von der Technischen
Universität Wien für sein Interesse an meiner Arbeit bedanken, welcher freundlicherweise als
Zweitgutachter für diese Arbeit zur Verfügung stand.
Den gesamten Mitarbeitern des Instituts und auch den weiteren „externen“ Mitstreitern möchte
ich für ihre durchweg positive und konsequente Unterstützung in allen Belangen dieser Arbeit
danken. Namentlich möchte ich an dieser Stelle Herrn Dr. Philipp Puntel-Schmidt, Herrn Dr.
Maik Riedel und Herrn Dr. André Scholz hervorheben, welche im besonderen Maße durch den
häufigen gedanklichen Austausch zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben.
Meiner Familie und meinen Freunden möchte ich danken für die großartige Unterstützung und
ihr Verständnis in den letzten Jahren. Die fortwährende Motivation und auch der Glaube an
mich haben mich dabei sehr bestärkt. Mein besonderer Dank gilt meinem Lebensgefährten
Mario Haas, welcher in dieser Zeit nicht nur eine wunderbare Stütze war, sondern mir bei der
Durchsicht meiner Arbeit wertvolle Ratschläge gegeben hat. Meiner Freundin Sabri danke ich
für die wunderbare Zeit und die großartige Inspiration, die sie mir mit auf meinen Weg geben
konnte.
Nörvenich, im Oktober 2018 Michelle Günther
VI
VII
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis ......................................................................................................... XI
Abbildungsverzeichnis ........................................................................................................ XIII
Tabellenverzeichnis ............................................................................................................. XV
1 Einleitung ........................................................................................................................1
1.1 Motivation und Problemstellung ..............................................................................1
1.2 Aufbau der Arbeit ....................................................................................................3
2 Grundlagen eines Gebäudeautomationssystems ............................................................5
2.1 Begriffsbestimmungen in der Gebäudeautomation ..................................................5
2.2 Raumautomationsfunktionen ...................................................................................7
2.3 Gruppierung und Aufbau der Funktionen ................................................................8
2.3.1 Die Funktionsstruktur ..........................................................................................9
2.4 Der Lebenszyklus von Gebäudeautomationssystemen .........................................12
3 Anforderungen an das Engineering von Gebäudeautomationssystemen ......................15
3.1 Marktanalyse vorhandener Gebäudeautomationssysteme ....................................15
3.1.1 Zentrale Systeme ..............................................................................................16
3.1.2 Dezentrale Systeme ..........................................................................................17
3.1.3 Subsysteme und Protokolle ...............................................................................18
3.1.4 Heimsysteme ....................................................................................................18
3.1.5 Systemeingrenzung ..........................................................................................19
3.2 Das Anforderungsportfolio der Gebäudeautomation..............................................20
3.2.1 Motivation Wirtschaftlichkeit ..............................................................................20
3.2.2 Motivation Funktionalität ....................................................................................21
3.2.3 Rahmenbedingung Qualitätssicherung ..............................................................21
3.2.4 Rahmenbedingung Bauprozess ........................................................................22
3.2.4.1 Gewerkegetrennte GA-Planung .................................................................24
3.2.4.2 Integrierte GA-Planung gemäß DIN EN ISO 16484 ...................................24
3.2.5 Zusammenfassung des Anforderungsportfolios.................................................25
3.3 Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Gebäudeautomation ..............................26
3.3.1 Die Wirtschaftlichkeit .........................................................................................26
3.3.2 Die Funktionalität ..............................................................................................27
3.3.3 Die Qualitätssicherung ......................................................................................28
3.3.4 Der Bauprozess ................................................................................................29
3.3.5 Ableitungen aus den Forschungsansätzen zur GA ............................................31
3.4 Abgeleitete Anforderungen an das Engineering von GA-Systemen .......................32
VIII
4 Handlungsbedarf für das Engineering der Gebäudeautomation ....................................34
4.1 Vorstellung relevanter Forschungsansätze ...........................................................34
4.1.1 Das Projekt AUTEG ..........................................................................................34
4.1.2 Das Projekt AUDRAGA .....................................................................................37
4.1.3 Das Projekt SCUBA ..........................................................................................38
4.1.4 Das Projekt TOPAs ...........................................................................................40
4.1.5 Ansatz einer GA-Toolkette ................................................................................40
4.1.6 Bewertung der vorgestellten Ansätze ................................................................40
4.2 Toolgestützte Lösungsansätze ..............................................................................41
4.3 Handlungsbedarf hinsichtlich eines durchgängigen Engineeringansatzes .............44
4.4 Vorstellung des durchgängigen, modellbasierten Engineeringansatzes ................47
5 Methode der Infrastruktursegmentierung ......................................................................50
5.1 Infrastrukturdaten als Basis der Planung ...............................................................50
5.1.1 Das Schalenmodell ...........................................................................................50
5.1.2 Überführung des Gebäudeplans in die Ortsstruktur ...........................................52
5.2 Analyse von Infrastrukturdaten ..............................................................................56
5.2.1 Die AutoCAD-Austauschdateien .......................................................................57
5.2.2 BIM-Datenaustauschdateien .............................................................................58
5.2.3 Aufbau der IFC-Datei ........................................................................................58
5.2.4 Umsetzung der automatischen Infrastruktursegmentierung ...............................64
6 Erstellung des GA-System-Modells ..............................................................................65
6.1 Methodik der GA-Anforderungserhebung ..............................................................65
6.2 Umsetzung in AutomationML ................................................................................66
6.2.1 Vorstellung des Engineering-Werkzeugs ...........................................................68
6.2.1.1 Bibliothek der Ortselemente ......................................................................68
6.2.1.2 Funktionsbibliothek ....................................................................................68
6.2.1.3 Bibliothek der Templates ...........................................................................68
6.2.2 Das Engineering-Modell eines GA-Systems ......................................................69
6.2.3 Die Benutzeroberfläche zur Anforderungserhebung der GA ..............................70
6.3 Automatische Generierung der Ortsstruktur ..........................................................73
6.4 Die Produktstruktur ...............................................................................................75
6.5 Simulation und Parametrierung des GA-Systems .................................................78
6.5.1 Möglichkeiten zur Simulation .............................................................................78
6.5.2 Konfiguration und Parametrierung des GA-Systems .........................................79
7 Teilmodellerstellung aus dem GA-System-Modell .........................................................80
IX
7.1 Vorstellung Ansatz TLT-Modell .............................................................................80
7.2 Methodik der Teilsystemerzeugung für die GA ......................................................81
7.3 Teilmodellerstellung eines GA-System-Modells ....................................................83
7.3.1 Ortsstrukturelle Teilmodellerstellung .................................................................84
7.3.2 Funktionale Teilmodellerstellung .......................................................................89
7.3.3 Teilmodellerstellung der Produktstruktur ...........................................................91
7.4 Erstellung von Funktionslisten ...............................................................................94
8 Aus- und Bewertung der Ergebnisse.............................................................................98
8.1 Erfahrungen im Rahmen eines Bauprojektes ........................................................98
8.1.1 Struktursegmentierung ......................................................................................98
8.1.2 Anforderungserhebung.................................................................................... 100
8.1.3 Erstellung von Funktionslisten ......................................................................... 101
8.2 Befragung von Experten ..................................................................................... 102
8.2.1 Auswahl der Experten ..................................................................................... 102
8.2.2 Experten auf dem Gebiet der GA .................................................................... 103
8.2.3 Experten aus dem Bereich der Bauherren....................................................... 105
8.2.4 Experten aus der Architektur von Gebäuden und Objektplanung .................... 106
8.3 Aus- und Bewertung der Ergebnisse ................................................................... 107
8.4 Bewertung in Hinblick auf den Anforderungskatalog ........................................... 108
8.4.1 Beschränkungen des Engineeringansatzes ..................................................... 110
8.4.2 Übertragbarkeit des Engineeringansatzes ....................................................... 112
9 Zusammenfassung und Ausblick ................................................................................ 113
9.1 Zusammenfassung ............................................................................................. 113
9.2 Ausblick .............................................................................................................. 114
Anhang A ........................................................................................................................... 116
Anhang B ........................................................................................................................... 117
Anhang C ........................................................................................................................... 118
Anhang D ........................................................................................................................... 119
Anhang E ........................................................................................................................... 120
Anhang F............................................................................................................................ 121
Anhang G ........................................................................................................................... 122
Anhang H ........................................................................................................................... 123
Anhang I ............................................................................................................................. 128
Anhang J ............................................................................................................................ 130
Anhang K ........................................................................................................................... 133
Anhang L ............................................................................................................................ 135
X
Anhang M ........................................................................................................................... 137
Literaturverzeichnis ............................................................................................................ 139
Normen- und Richtlinienverzeichnis ................................................................................... 146
Verzeichnis verwendeter Internet-Quellen und erwähnter Software.................................... 146
Verzeichnis der Veröffentlichungen des Verfassers ............................................................ 148
Verzeichnis der betreuten studentischen Arbeiten .............................................................. 151
Lebenslauf .......................................................................................................................... 152
XI
Abkürzungsverzeichnis
AA ............................................................................................................. Anlagenautomation
AAL .................................................................................................... Ambient Assisted Living
ANSI ............................................................................. American National Standards Institute
ASCII ..................................................... American Standard Code for Information Interchange
ASHRAE ............. American Society of Heating, Refrigerating and Air-Conditioning Engineers
AUDRAGA ................. Automatische Installation drahtloser Systeme der Gebäudeautomation
AUTEG .................................................... Automatisierter Entwurf für die Gebäudeautomation
BIM ........................................................................................... Building Information Modelling
CAD/ CAAD ................................................................. Computer Aided (Architectural) Design
CAEX ........................................................................ Computer Aided Engineering eXchange
DALI .............................................................................. Digital Addressable Lighting Interface
dwg ...................................................................................... DraWinG (Dateiformat AutoCAD)
dxf ............................................................ Drawing eXchange Format (Dateiformat AutoCAD)
EEPROM............................................. Electrically erasable programmable read-only memory
ELT ................................................................................................................... Elektrotechnik
ERM ................................................................................................Entity-Relationship-Modell
ERR ......................................................................................................... Einzelraumregelung
GA ............................................................................................................Gebäudeautomation
GAM ................................................................................. Gebäudeautomations-Management
GA-System .................................................................................. Gebäudeautomationssystem
HLK .................................................................................................... Heizung/ Lüftung/ Klima
HOAI .............................................................. Honorarordnung für Architekten und Ingenieure
ID ............................................................................................................................... Identifier
LR ...................................................................................................................... Lichtregelung
MSR ............................................................................. Mess-, Steuer- und Regelungstechnik
OPC .......................................................................................Open Platform Communications
OWL ................................................................................................. Web Ontology Language
PLC ......................................................................................... Programmable Logic Controller
RA ................................................................................................................. Raumautomation
RAMS .................................................................Reliability, Availability, Maintainability, Safety
SCUBA .................................... Self-organising, Cooperative, and robUst Building Automation
SIEMoD .............................................. Semantic Interoperability Evaluation Model for Devices
SOA ........................................................................................... Serviceorientierte Architektur
SoS ................................................................................................... Sonnenschutzsteuerung
SPS ............................................................................... Speicherprogrammierbare Steuerung
XII
TGA .......................................................................................Technische Gebäudeausrüstung
TLT .......................................................................................................... Top-Level-Topologie
TOPAs .................................................... Tools for cOntinuous building Performance Auditing
XML ............................................................................................ Extensible Markup Language
XIII
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Schematische Darstellung eines GA-Systems nach [VDI-RICHTLINIE 3814-1
ENTWURF]......................................................................................................6
Abbildung 2: Einordnung der GA in die Automatisierungspyramide ........................................7
Abbildung 3: Anwendungsfunktionen der Beleuchtung ...........................................................9
Abbildung 4: Funktionsverknüpfungen aus [VDI-RICHTLINIE 3813-2] .................................10
Abbildung 5: Beispiel 6-Funktionen-Raum nach [GDS+16B] ................................................11
Abbildung 6: Lebenszyklusphasen eines Gebäudes nach [HEG16].......................................12
Abbildung 7: Kosten im Lebenszyklus nach [IG 16@] ............................................................13
Abbildung 8: Zusammenhang Gebäude und GA-System .....................................................13
Abbildung 9: Der konventionelle Bauprozess aus [BEKN16, S. 8] .........................................23
Abbildung 10: Übersicht des Anforderungsportfolios der GA ................................................26
Abbildung 11: Optimierter Bauprozess aus [BEKN16, S. 10] .................................................29
Abbildung 12: Der Engineeringansatz für die GA ..................................................................47
Abbildung 13: Schalenmodell der [VDI-RICHTLINIE 3813-1]................................................50
Abbildung 14: Vereinfachte Darstellung der Ortsstruktur ......................................................51
Abbildung 15: Vollständige Ortsstruktur ................................................................................52
Abbildung 16: Ober- und Untergeschoss des Beispielgebäudes ..........................................54
Abbildung 17: Struktursegmentierung des Beispielgebäudes ...............................................55
Abbildung 18: IfcProjekt und seine Verweise ........................................................................59
Abbildung 19: IfcSite, IfcBuilding und IfcBuildingstorey .........................................................59
Abbildung 20: IfcSpace des Untergeschosses ......................................................................60
Abbildung 21: IfcSpace des Obergeschosses ......................................................................60
Abbildung 22: Hierarchische Struktur der Gebäudeentitäten einer IFC-Datei .......................60
Abbildung 23: Vergleich IFC-Strukturmodell und Schalenmodell ..........................................61
Abbildung 24: Der Zusammenhang über IfcRelAggregates ..................................................62
Abbildung 25: Gebäudestruktur des Beispielgebäudes aus der zugehörigen IFC-Datei .......63
Abbildung 26: Erstellung eines Modells des GA-Systems .....................................................65
Abbildung 27: Das Engineeringmodell der GA als ERM .......................................................66
Abbildung 28: Grafische Abbildung einer Funktion in AutomationML ....................................68
Abbildung 29: Template eines Büroraumes ..........................................................................69
Abbildung 30: Schematischer Aufbau der AutomationML-Datei ............................................70
Abbildung 31: Bedienoberfläche des erstellten Werkzeuges ................................................71
Abbildung 32: Verbindung von zwei Funktionen ...................................................................72
XIV
Abbildung 33: Teilautomatisierter Prozess der GA-Planung .................................................72
Abbildung 34: XML-Ansicht der Ortsstruktur in der AutomationML-Datei ..............................74
Abbildung 35: Verbindungen der Funktionsstruktur und der Produktstruktur ........................75
Abbildung 36: InstanceHierarchy (links) und InternalLinks (rechts) mit den Verbindungen der
Funktions- und Produktstruktur ....................................................................76
Abbildung 37: Beispiel für die Teilmodellerstellung ...............................................................83
Abbildung 38: Teilmodell Gebäude ohne enthaltene Ortselemente ......................................85
Abbildung 39: InstanceHierarchy des Beispiels ....................................................................85
Abbildung 40: Zwei Varianten für das Teilmodell Bereich (oben ohne enthaltene Ortselemente
und unten mit enthaltenden Ortselementen) ................................................86
Abbildung 41: Zwei Varianten für das Teilmodell Raum (oben ohne enthaltene Ortselemente
und unten mit enthaltenden Ortselementen) ................................................88
Abbildung 42: Teilmodell eines Segments ............................................................................89
Abbildung 43: Funktionale Teilmodellerstellung (oben gesamter Funktionsstrang; unten
Betrachtung einer einzelnen Funktion) ........................................................90
Abbildung 44: Produktbasierte Teilmodellerstellung .............................................................92
Abbildung 45: Darstellung der ERM Beziehungen zwischen den Datensätzen .....................94
Abbildung 46: Auszug Textdatei (links) und Access-Tabelle (rechts) ....................................96
Abbildung 47: Auszug aus der Access-Tabelle der Funktionen ............................................96
Abbildung 48: Abfrage in Access nach Funktionszusammenhängen ....................................97
Abbildung 49: Sortierung nach Gewerken und Nachfolgefunktion ........................................97
Abbildung 50: Struktursegmentierung des Hallen-Büro-Komplexes ......................................99
Abbildung 51: Ortsstruktur des Hallen-Büro-Komplexes in AutomationML .......................... 100
Abbildung 52: Ausschnitt aus dem GA-System-Modell des Hallen-Büro-Komplexes .......... 101
Abbildung 53: Funktionsliste der Halle Tributech ................................................................ 102
XV
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Kostengruppen der RA und deren übergeordnete Kostengruppe ...........................8
Tabelle 2: Übersicht über verschiedene GA-Systeme...........................................................16
Tabelle 3: Übersicht der bestehenden Engineeringansätze ..................................................44
Tabelle 4: CAD-Software für Architekten ..............................................................................56
Tabelle 5: Aufsplittung der Zeilen einer IFC-Datei ................................................................73
Tabelle 6: Abstrakte XML-Ansicht der InstanceHierarchy der AutomamationML-Datei .........74
Tabelle 7: Erfüllung der gestellten Anforderungen durch den vorgestellten Ansatz ............. 109
XVI
1
1 Einleitung
1.1 Motivation und Problemstellung
In der heutigen Zeit werden der Bau von neuen Gebäuden und die Sanierung alter Gebäude
stets komplexer und unübersichtlicher. Nutzer, Bauherren und Investoren haben immer
vielfältigere Ansprüche, bei denen es schon lange nicht mehr nur auf rein architektonische und
gestalterische Gesichtspunkte ankommt, sondern auch technische, organisatorische,
ökonomische, ökologische und soziale Aspekte in einem Bauprojekt vereint werden müssen.
Nutzer erwarten durch ihren alltäglichen Kontakt mit neuester Technik, wie in Smartphones,
Tablets, Autos und sogar Zahnbürsten, dass auch in Gebäuden teils komplexe
Funktionalitäten zur Verfügung stehen. "Gebäude passen sich dem Wertewandel der
Gesellschaft an" [KRA13, S. 5]. Der Nutzer soll durch Gebäudefunktionalitäten in seinem
Handeln unterstützt und sein Wohlbehagen gesteigert werden. Dabei sind die
Nutzerakzeptanz und das Komfortgefühl wichtig, um eine optimale (Arbeits-) Umgebung zu
schaffen. Dieses auch „produktive Wohlbefinden“ kann für den jeweiligen Investor höhere
Mieteinnahmen bei Wohngebäuden oder eine höhere Leistungsbereitschaft bei Mitarbeitern
erbringen, vgl. [BAL12].
Neben diesem funktionalen Aspekt soll ein Gebäude auch aus ökologischer und ökonomischer
Sicht effizient sein. Vor allem bei den Bauherren und Investoren ist der Aspekt der
Energieeffizienz von großem Interesse. Bei ständig steigenden Rohstoffpreisen und damit
auch Betriebskosten sollen die Kosten eines Gebäudes nicht nur beim Bau, sondern auch im
Betrieb so gering wie möglich gehalten werden. Bezogen auf den Endenergieverbrauch sind
Gebäude mit ca. 35% Großverbraucher und bieten damit ein großes Einsparpotenzial für
Energie, vgl. [BUN15A, S. 5]. Laut [SEI12] bietet die Beleuchtung mit bis zu 58% das größte
Energie-Einsparpotenzial, gefolgt von der Lüftung (zwischen 20% und 45%) und dem
Sonnenschutz (zwischen 9% und 32%).
Der Erwartungshaltung bezüglich funktionaler Unterstützung und Komfort als auch
Energieeinsparungen kann durch den richtigen Einsatz von Gebäudeautomation (GA)
entsprochen werden. Dabei führt „eine sinnvoll geplante und installierte Gebäudeautomation
zur Senkung von Betriebskosten (Personal, Energie, Wartung, Instandhaltung etc.), optimiert
den Nutzen (Komfort, Wohlbefinden, Produktivität, Sicherheit etc.) und steigert die
Wertschöpfung durch z. B. bessere Vermietbarkeit oder höhere Wiederverkaufserlöse“ [VDI-
RICHTLINIE 3813-1]. Die GA ist die Schnittstelle zwischen dem Gebäudemanagement, der
Anlagentechnik und dem Nutzer, vgl. [SEI12]. Die GA umfasst dabei alle Aufgaben und
Funktionalitäten einer gewerkeübergreifenden Automation, wie beispielsweise Heizen,
Kühlen, Verschatten oder Beleuchtung. Diese Aufgaben werden durch einzelne Funktionen,
wie Sensor-, Aktor- oder Steuerungsfunktionen, wahrgenommen und sind über ein großes
Netzwerk zu einem Gebäudeautomationssystem (GA-System) miteinander verbunden. Durch
die Forderungen nach immer vielfältigeren Aufgaben und umfangreicheren,
systemübergreifenden Funktionen entsteht eine hohe Komplexität, denn "die
Gebäudeautomation vernetzt in der heutigen Zeit alle in einem Gebäude vorhandenen
technischen Systeme und optimiert das Zusammenspiel im Hinblick auf die Energieeffizienz"
[BAL12, S. 4].
2
1 Einleitung
Die gesamte Baubranche ist mit einem Gesamtumsatz von ca. 230 Mrd. Euro im Jahr 2015
eine der stärksten Branchen in Deutschland und sie hat ein Wachstum von 2% gegenüber
dem Vorjahr erreichen können [BUN15B@]. Der Markt für GA umfasst neben bereits
bestehenden Gebäuden vor allem Neubauten und Sanierungen. Der Gebäudebestand in
Deutschland beträgt ca. 18 Mio. Wohngebäude und 1,5 Mio. Nichtwohngebäude, vgl.
[BUN14@]. Im Jahr 2015 wurden laut Statistischem Bundesamt [STA16] weitere 195.400
Gebäude gefertigt oder saniert, wovon die Menge an Nichtwohngebäuden über 25.000
Gebäuden umfasst und ca. 1.680 davon auf Büro- und Verwaltungsgebäude entfallen. Weitere
große Baumaßnahmen in Deutschland beliefen sich 2015 auf 92 Krankenhäuser, 202 Schulen
und 318 Gebäude für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Der vorhandene Markt für GA-
Systeme ist demnach sehr groß und vielfältig, wie die unterschiedlichsten Bauvorhaben
gerade größerer Gebäude zeigen. Denn je größer ein Gebäude ist, desto mehr
Einsparpotenzial ergibt sich dafür.
Dabei ist die Komplexität gerade von großen Gebäuden eine besondere Herausforderung für
die Realisierung eines GA-Systems, da die umfangreichen und vielfältigen Funktionen
miteinander zu einem GA-System verbunden, aufeinander abgestimmt und für das
Gesamtsystem optimal ausgelegt werden müssen. Hinzu kommt, dass sich die große
Bandbreite an Funktionsmöglichkeiten nicht mehr in die einzelnen Gewerke der Technischen
Gebäudeausrüstung (TGA) trennen lässt. In der Praxis planen und installieren die Gewerke
zurzeit einzeln und unabhängig voneinander, „z.B. ein Automationssystem für die
Beleuchtungsregelung/ -steuerung, eines für die Sonnenschutzregelung/ -steuerung und eines
für die Temperaturregelung/-steuerung“ [HEI14, S. 23]. Dabei planen und installieren die
Gewerke der Kostengruppe 440 „Starkstromanlagen“ nach [HEI14] häufig die Automation des
Sonnenschutzes und der Beleuchtung mit, während die Gewerke der Kostengruppe 420
„Wärmeversorgunganlagen“ die Temperaturregelung planen und installieren (Kostengruppen
gemäß DIN 276-1). Die Automationssysteme der Beleuchtung, des Sonnenschutzes und der
Temperatur können sich aber auch gegenseitig beeinflußen, wenn beispielsweise das System
für den Sonnenschutz die Blendung im Raum reduziert und die Temperaturregelung durch
Anschalten der Heizung nachsteuern muss, um die durch den Lichteinfall erzeugte Wärme zu
ersetzen, bzw. die Beleuchtungsregelung das Licht anschalten muss, um die optimale
Ausleuchtung des Arbeitsplatzes zu halten. Bei getrennter Planung und Installation sind die
möglichen Folgen schwerwiegende Planungsfehler, wie beispielsweise fehlende
Verbindungen zwischen Funktionen (beispielsweise fehlt der Sonnenschutzregelung der
Zugriff auf die Daten der Temperaturregelung) oder mehrfache Auslegungen von Funktionen
(beispielsweise wenn sowohl für die Sonnenschutz-, wie auch für die Temperaturregelung
jeweils eigene Temperatursensoren in einem Raum installiert werden). Diese Planungsfehler
führen zu teuren Nachbesserungen und Umplanungen oder Einschränkungen in der
Funktionalität oder der Effizienz eines GA-Systems. Weitere Mängel treten bei der inkorrekten
und zu schnellen Inbetriebnahme und ungenügenden Überprüfung der Systeme auf, vgl.
[WUK+14@]. Laut einer aktuellen Studie der RWTH Aachen unter Herstellern, Planern,
Errichtern und Nutzern sehen die Befragten die Ursachen für die Mängel von GA-Systemen
zu 40% im Planungs- und Realisierungsprozess in Form von Planungsfehlern im Entwurf oder
mangelnder Kommunikation zwischen den Beteiligten. Ausdrücklich wurde dabei auf fehlende
Kenntnisse der Fachplaner hingewiesen. Weitere ca. 30% beurteilen Ausführungsfehler als
hauptursächlich für die Mängel. Diese Ausführungsfehler sind auf unzureichende oder
fehlerhafte Inbetriebnahmen oder Einregulierungen bzw. Parametrierungen zurückzuführen,
vgl. [FSM17@]
3
1.2 Aufbau der Arbeit
Um diesen Herausforderungen in der Planung zu begegnen, wird eine Methode benötigt, die
als Ziel ein optimal funktionierendes, kostengünstiges und energieeffizientes GA-System hat.
Die Grundlagen dieser Methode müssen zum einen die äußeren, durch den Bauprozess
bestimmten Rahmenbedingungen und zum anderen die vielfältigen Zusammenhänge und
Verknüpfungen innerhalb des GA-Systems berücksichtigen.
Eine Methode stellt dabei das durchgängige und modellbasierte Engineering dar, dass das
gesamte GA-System mit seinen Informationen über die Funktions-, Produktstrukturen und die
zugehörigen Infrastrukturdaten in einem übergreifenden Modell abbildet. Dazu müssen die
Infrastrukturdaten in einem ersten Schritt in eine Ortsstruktur gebracht, mit den GA-Funktionen
verbunden und damit zu einem Engineering-Modell des GA-Systems vereint werden. Durch
Hinzufügen der Produktstruktur als dritte Topologie, welche nach der gewerkegetrennten
Feinausplanung ergänzt wird, wird aus dem Engineering-Modell das GA-System-Modell. Da
die Ausführung im heutigen Bauprozess auch nach wie vor in den Gewerken getrennt erfolgt,
muss es möglich sein, Teilmodelle aus dem Gesamtmodell zu erzeugen, um beispielsweise
Funktionslisten für die einzelnen Gewerke zu erstellen. Des Weiteren kann die
Teilmodellerstellung zur Betrachtung fokussierter Bereiche des GA-Systems verwendet
werden, beispielsweise im Rahmen der Fehlersuche im laufenden Betrieb. Weiter kann das
GA-System-Modell dann, ähnlich wie bei einer „Virtuellen Inbetriebnahme“ [VDI/VDE-
RICHTLINIE 3693-1], in einer Simulation auf Planungs- und Auslegungsfehler untersucht und
entsprechend nachgebessert werden. Nach einer erfolgreichen Planung und Simulation kann
eine automatische Parametrierung die Realisierung des GA-Systems unterstützen. Durch
dieses durchgängige und modellbasierte Engineering, welches die GA in einem
Gesamtsystem betrachtet, sind von der Planung über die Installation bis zum Betrieb Zeit und
Kosten einzusparen und die genannten Fehlerquellen zu vermeiden.
1.2 Aufbau der Arbeit
Im Kapitel 2 werden die Grundlagen zur GA vorgestellt. Darunter fallen die Begriffsdefinitionen
und die Beschreibung der funktionalen Zusammenhänge. Darauf aufbauend wird der
Zusammenhang zwischen der GA und dem Bauwesen erläutert.
Im Kapitel 3 wird zunächst eine Marktanalyse der GA-Systeme durchgeführt und eine
Systemeingrenzung für diese Arbeit getroffen. Weiterhin werden die Anforderungen an ein
GA-System aufgezeigt und im Rahmen eines Anforderungsportfolios zusammengestellt.
Anschließend werden die aktuellen Forschungsarbeiten in jedem Bereich des Portfolios
betrachtet und relevante Aspekte das Engineering von GA-Systemen betreffend
herausgearbeitet. Gemeinsam mit den allgemeinen Anforderungen an das Engineering von
GA-Systemen aus bestehenden Normen wird daraus der Anforderungskatalog an das
Enginnering von GA-Systemen zusammengefasst.
Im Kapitel 4 werden bestehende Engineering-Ansätze vorgestellt und in Hinblick auf den
Anforderungskatalog bewertet und verglichen. Aus dem daraus abgeleiteten bestehenden
Handlungsbedarf wird die Methode zum modellbasierten Engineering der Gebäudeautomation
entwickelt.
Zu Beginn des Engineeringprozesses bestehen die Anfangsinformationen über das
auszurüstende Gebäude in Form von Infrastrukturdaten. Diese werden in Kapitel 5 für den
modellbasierten Engineeringansatz im Rahmen der Infrastruktursegmentierung zu einer
Ortsstruktur vorbereitet und in den Engineeringansatz integriert.
4
1 Einleitung
Um die Anforderungserhebung im Planungsprozess des GA-Systems zu unterstützen, wurde
ein Engineering-Werkzeug entwickelt, das in Kapitel 6 vorgestellt wird. Dieses Tool verknüpft
die GA-Funktionen mit der zuvor hergestellten Ortsstruktur und erstellt daraus teil-
automatisiert ein Engineering-Modell. Durch Hinzufügen der Herstellerinformationen, in Form
der Produktstruktur, wird das Engineering-Modell zu einem GA-System-Modell. Weiterhin wird
in Kapitel 6 die Vorgehensweise zur Überprüfung des Modells durch Simulation und der
automatischen Parametrierung anhand des durch die Firma IQST hergestellten „Pi-Tool“ zur
Simulation und dem GA-System „SmallCAN“ kurz vorgestellt.
In Kapitel 7 wird ein Ansatz zur Erstellung von Teilmodellen aus dem vorgestellten GA-
System-Modell vorgestellt. Diese Methode zeigt auf, wie Teilmodelle aus einem GA-System-
Modell erstellt werden können, indem basierend auf der Orts-, Funktions- und Produktstruktur
Teilmodellschnitte erstellt werden. Diese Teilmodelle können zur Erstellung von
gewerkespezifischen Funktionslisten dienen, die im Rahmen der Ausschreibung und auch der
Installation verwendet werden können, um Schnittstellen zu anderen Funktionen bzw.
Gewerken aufzuzeigen.
In Kapitel 8 wird die Evaluierung des Ansatzes beschrieben. Dazu wurde zum einen eine reale
Struktursegmentierung, Anforderungserhebung und Teilmodellerstellung für ein neues
Bauprojekt, in dem ein GA-System ausgeplant wurde, durchgeführt. Zusätzlich wurden
Experten aus den Branchen Architekturplanung, Bauherren und GA zur Validierung des
Ansatzes befragt und das Ergebnis zusammenfassend vorgestellt. Im Rahmen der kritischen
Auseinandersetzung wird der vorgestellte Ansatz dem in Kapitel 3 aufgestellten
Anforderungskatalog gegenübergestellt und die formulierten Einschränkungen der
vorgestellten Methode werden in Hinblick auf die Praxis untersucht und bewertet.
Den Abschluss der Arbeit stellt die zusammenfassende Darstellung des Ansatzes des
durchgängigen und modellbasierten Engineerings dar. Zudem wird ein Ausblick für
Anknüpfungspunkte zukünftiger Forschungsvorhaben gegeben.
5
2.1 Begriffsbestimmungen in der Gebäudeautomation
2 Grundlagen eines Gebäudeautomationssystems
Im Folgenden werden die Begrifflichkeiten der GA und deren Abhängigkeiten definiert. Auf
dieser Basis werden die Funktionen und die Funktionsstrukturen innerhalb eines GA-Systems
näher beschrieben und anhand eines Beispiels erläutert. In Abschnitt 2.3 wird anhand des
Lebenslaufzyklus des GA-Systems der Zusammenhang zum Bauwesen aufgezeigt.
2.1 Begriffsbestimmungen in der Gebäudeautomation
Die Gebäudeautomation ist aus der zunehmenden Automatisierung in der TGA entstanden
und hatte bereits 1975 in der ersten Version der VDI 3814 eine Regel für die Technik der GA.
Diese wurde in den Folgejahren zur Richtlinienreihe VDI 3814 erweitert und ist vorrangig im
deutschsprachigen Raum etabliert. In der Richtlinienreihe VDI 3814 sind die allgemeinen
Grundlagen, Hilfsmittel und Hinweise für die GA beschrieben und enthalten u.a. die
Systemgrundlagen (Blatt 1), Gesetze, Verordnungen und technische Regeln (Blatt 2) und
Hinweise für das Betreiben (Blatt 3).
Gemäß [VDI-RICHTLINIE 3814-1] wird GA definiert als: „Bezeichnung der Einrichtungen,
Software und Dienstleistungen für automatische Steuerung und Regelung, Überwachung und
Optimierung sowie für Bedienung und Management zum energieeffizienten, wirtschaftlichen
und sicheren Betrieb der Technischen Gebäudeausrüstung“. Ein GA-System ist demnach ein
System aus allen Produkten und Dienstleistungen der GA und stellt damit die technische
Realisierung der GA dar. Es besteht aus „Feldgeräten, Automationseinrichtungen,
Schaltgerätekombinationen, Verkabelung, Netzwerk-, Kommunikations- und
Recheneinrichtungen und Systemsoftware“. Darüber hinaus wird der Begriff GA sowohl für
das Gewerk wie auch als Bezeichnung für die Branche verwendet.
Das Gewerk der GA besteht seit 1993 offiziell durch die Aufnahme der Kostengruppe 480 in
die Baukostennorm DIN 276. Im Jahr 2002 wurde die GA in dieser Konsequenz auch dem
Standardleistungsbuch für das Bauwesen, das dem Beschreiben von Bauleistungen dient, als
Leistungsbereich 070 hinzugefügt [BUN02]. 2004 erschien dann die erste weltweit geltende
Norm für die GA: ISO 16484, die auf den wesentlichen Elementen der Richtlinienreihe VDI
3814 beruht. Die ISO 16484 enthält ebenfalls Systemgrundlagen und darüber hinaus
projektspezifische Anforderungen an die Errichtung einer GA-Anlage, die die Hersteller,
Systemintegratoren, Elektroinstallateure oder HLK-(Heizung-/Lüftung-/Klima)
Anlagenerrichter unterstützen sollen, vgl. [DIN EN ISO 16484-1]. Die generische
Beschreibung des Planungs- und Ausführungsprozesses wird im weiteren Verlauf dieser
Arbeit als Teil des Anforderungskataloges beschrieben.
Die TGA bezeichnet alle „im Gebäude installierten und verteilten Infrastruktureinrichtungen,
z. B. für Elektrizität, Gas, Heizung, Wasser und Kommunikation“ [BAL12, S. 12;
DIN EN ISO 16484-2]. Für den deutschen Sprachgebrauch wird diese Definition noch weiter
spezifiziert und bezeichnet alle im Bauwerk eingebauten und damit fest verbundenen
technischen Einrichtungen und nutzungsspezifischen Einrichtungen, die weiter in der
[DIN 276-1] spezifiziert sind.
In der GA-Branche verwenden Hersteller häufig den Begriff GA, auch wenn das System keinen
oder nur einen sehr bedingten Einfluss auf die TGA hat und damit eher der Raumautomation,
als einem Teil der GA, zuzuordnen ist. Dies führt in der Praxis häufig zu einer ungenauen
6
2 Grundlagen eines Gebäudeautomationssystems
Verwendung des Begriffs GA. Im Entwurf der neuen VDI-Richtlinie 3814 wird seit 2016
aufgrund dieser bisher teils unscharfen Begrifflichkeiten [KRA16] ein neues einheitliches
Begriffsmodell eingeführt, siehe Abbildung 1. In diesem Entwurf wird unterschieden zwischen
dem GA-System als Bezeichnung für das Gesamtsystem und den Bestandteilen des Systems,
vgl. [VDI-RICHTLINIE 3814-1 ENTWURF]:
Gebäudeautomations-Management (GAM), Raumautomation (RA) und Anlagenautomation
(AA).
Abbildung 1: Schematische Darstellung eines GA-Systems nach [VDI-RICHTLINIE 3814-1
ENTWURF]
Das GAM umfasst alle Funktionen zum Überwachen, Bedienen und Beobachten des
gesamten GA-Systems und dient damit als Kontrollinstrument und Hauptschaltzentrale eines
Gebäudes. Das GAM ist der Kostengruppe 483 der DIN 276 zugeordnet, siehe [DIN 276-1].
Die RA umfasst alle Sensor-/ Aktor- und Anwendungsfunktionen aus dem Funktionsbereich
der Beleuchtungstechnik, der Sonnenschutztechnik und der Raumklimatechnik und ist unter
der Kostengruppe 484 zusammengefasst. Die RA-Funktionen sind Bestandteil des GA-
System-Netzwerks, über das seine Funktionalitäten miteinander verbunden sind. Im
Gegenzug dazu beschreibt die AA alle Eingangs-/ Ausgangs- und Anwendungsfunktionen der
zentralen Heizungstechnik, Kältetechnik und der Lüftungs- und Klimatechnik, wie sie in
Technikzentralen in Gebäuden installiert werden“ [VDI-RICHTLINIE 3814-1 ENTWURF, S. 6].
Die AA hat keine eigene Kostengruppe, und erstreckt sich daher über die weiteren
Kostengruppen der übergeordneten Kostengruppe 480. Sowohl in der RA wie auch in der AA
sind für die jeweiligen Bereiche auch Service-, Diagnose, Bedien- und Anzeigefunktionen
eingefasst, um das jeweilige Teilsystem für Nutzer individuell bedienbar zu machen.
So wie in der Prozessautomatisierung üblich, kann auch die GA in der
Automatisierungspyramide eingeordnet werden, vgl. [MPM17@]. Die GA besteht gemäß
[DIN EN ISO 16484-1] aus drei Ebenen: Management- oder Leitebene, Automations- oder
Steuerungsebene und Feldebene, siehe Abbildung 2. Die im Rahmen der
Prozessautomatisierung weitergehenden Ebenen Betriebs- und Unternehmensebene werden
für die GA nicht berücksichtigt, da die Leitebene als oberste Ebene mit der Schnittstelle zum
Nutzer ausreichend ist.
In der Leitebene sind über das GA-Managementnetzwerk alle Bedienstationen,
Beobachtungseinheiten und weitere Überwachungseinheiten miteinander verbunden. Diese
Ebene befasst sich auch mit der Visualisierung des Gebäudes und wird im Facility-
Management umgesetzt.
7
2.2 Raumautomationsfunktionen
Abbildung 2: Einordnung der GA in die Automatisierungspyramide
Die Steuerungsebene befasst sich mit den Komponenten, die zur Steuerung, Regelung und
zum Aufbau einer Logik benötigt werden. Diese sind über das Automatisierungsnetzwerk
miteinander verbunden und treffen Entscheidungen, die an die Feldebene weitergegeben
werden müssen. In der Feldebene befinden sich alle Sensoren und Aktoren, die über das
Feldnetzwerk miteinander kommunizieren können. Die Sensoren erfassen physikalische
Größen oder Zustände und können diese der Steuerungsebene zur Verarbeitung übertragen.
Die Aktoren führen Stellbewegungen aus und bekommen ihre Signale über das Feldnetzwerk
von höheren Ebenen oder auch durch lokale Systemkomponenten (Beispiel:
Beleuchtungssteuerung schalten), vgl. [ASC14].
Im Rahmen dieser Arbeit wird die RA als Teil der GA behandelt. Gemeint ist
damit die funktionale Umsetzung der GA in den einzelnen Räumen. Diese werden in den RA-
Funktionen beschrieben, die in ihrer allgemeinen Form in der [VDI-RICHTLINIE 3813-1; VDI-
RICHTLINIE 3813-2] definiert sind. Da der Begriff des „Raumautomations-Systems“ derzeit
nicht in den Richtlinien und Normen definiert ist, wird zur Bezeichnung des Systems aus
Funktionen der RA weiterhin der Begriff GA-System verwendet. Dieser wird jedoch in seiner
Begriffsdefinition für diese Arbeit auf die RA eingeschränkt.
2.2 Raumautomationsfunktionen
Die Umsetzung eines GA-Systems auf der Ebene der RA wird über RA-Funktionen
sichergestellt. Eine Funktion ist definiert als „spezifische Wirkung eines Programms oder einer
Schaltung, nach der Eingangs- und Ausgangsgrößen entsprechend einer vorgegebenen
Aufgabenstellung miteinander verknüpft werden“ [VDI-RICHTLINIE 3814-1].
Die Richtlinienreihe VDI 3813 ist auf die RA fokussiert. Sie behandelt Grundlagen,
Begrifflichkeiten und definiert RA-Funktionen technologieunabhängig und als
herstellerneutrale Anforderung an eine technische Lösung. Auf der Basis dieser
Funktionsbeschreibungen können Funktionen zu RA-Schemata zusammengefügt werden und
bilden damit eine wichtige Grundlage für die Planung von GA-Systemen. Die RA betrifft
8
2 Grundlagen eines Gebäudeautomationssystems
vorallem die Gewerke, welche durch die Kostengruppen und deren übergeordnete
Kostengruppen gemäß [DIN 276-1] in der Tabelle 1 aufgelistet sind.
Kostengruppe Nummer
Kostengruppe
Übergeordnete
Kostengruppe
Nummer
übergeordnete
Kostengruppe
Sonnenschutz 338 Außenwände 330
Innentüren und Fenster 344 Innenwände 340
Raumheizflächen 423 Wärmeversorgungsanlagen 420
Klimaanlagen 433 Lufttechnische Anlagen 430
Beleuchtungsanlagen 445 Starkstromanlagen 440
Raumautomationssysteme 484 Gebäudeautomation 480
Tabelle 1: Kostengruppen der RA und deren übergeordnete Kostengruppe
Die RA-Funktionen werden in der [VDI-RICHTLINIE 3813-1] als „standardisierte kleinste
Programmeinheit für die RA“ spezifiziert und sind durch interne Zustandsgrößen, Eingänge
und Ausgänge gekennzeichnet.
Im Folgenden werden der Aufbau der Gruppierung der RA-Funktionen und deren Verbindung
zu logischen Funktionsstrukturen beschrieben.
2.3 Gruppierung und Aufbau der Funktionen
Die RA-Funktionen eines GA-Systems sind in der [VDI-RICHTLINIE 3813-2] unterteilt in
Sensor-, Aktor, Kommunikations-, Bedien- und Anwendungsfunktionen, die in Anlage A dieser
Arbeit aufgeführt sind. Sensorfunktionen messen physikalische Größen und wandeln sie in
elektrische Signale, wie z. B. Temperatursensor oder Präsenzdetektor. Die Aktorfunktionen
wandeln die elektrischen Eingabeinformationen, die sie über Anwendungsfunktionen oder
Bedienfunktionen erhalten, in physikalische Größen, wie z. B eine mechanische Bewegung,
um. Die Kommunikationsfunktionen dienen dem Signalaustausch zwischen Funktionen. Um
dem Nutzer Zugriffsmöglichkeiten auf das GA-System zu geben, sind Bedien- und
Anzeigefunktionen notwendig. Diese bilden die physikalische Schnittstelle zum Benutzer, wie
beispielsweise ein Thermostat. Die Anwendungsfunktionen bilden das Herz eines GA-
Systems, da sie die eigentlichen Steuer- und Regelfunktionen enthalten. Als Eingangswerte
dieser Funktionen dienen in der Regel Werte von Sensorfunktionen oder Bedienfunktionen.
Nach erfolgter Regelung in Abhängigkeit von der jeweiligen Einstellung werden Stellwerte als
Ausgangsgröße an Aktorfunktionen gesendet. Die jeweiligen Aus- und Eingangssignale
müssen bei der Funktionsverbindung kompatibel sein.
9
2.3 Gruppierung und Aufbau der Funktionen
Abbildung 3: Anwendungsfunktionen der Beleuchtung
Innerhalb der Anwendungsfunktionen bauen die Funktionen teilweise aufeinander auf, wobei
die Funktionen jeweils um gewisse Funktionalitäten erweitert sind. Am Beispiel der
Beleuchtungsfunktionen lässt sich dieses in der Abbildung 3 verdeutlichen. Das Automatiklicht
schaltet das Licht an, wenn eine Anwesenheit über einen Präsenzdetektor ermittelt oder ein
Taster betätigt wird. Die Tageslichtautomatik ist um einen Helligkeitssensor erweitert und
schaltet das Licht zusätzlich in Abhängigkeit von der Helligkeit innerhalb des Raumes. Die
Konstantlichtregelung ist die Erweiterung der Tageslichtautomatik um eine Dimmfunktion und
die Dämmerungsschaltung wiederum schaltet in Abhängigkeit von der Außenhelligkeit.
Dieser schematische Aufbau der Anwendungsfunktionen macht deutlich, dass die mehrfache
Auswahl dieser Funktionen innerhalb einer Regelstrecke nicht sinnvoll ist, sondern lediglich
eine Funktion ausreicht, um die jeweils gewünschten Funktionalitäten bereitzustellen. Bei
Verwendung von mehrfachen Anwendungsfunktionen innerhalb einer kurzen Steuer- und
Regelstrecke (z. B. innerhalb eines Raumes) ist andernfalls eine Prioritätensteuerung
zwischen den Anwendungsfunktionen notwendig.
2.3.1 Die Funktionsstruktur
Um ein GA-System zu erstellen, müssen mehrere Funktionen zu einer logischen Verbindung
miteinander verknüpft werden. Dafür sind alle Funktionen als Funktionsblöcke mit Eingängen,
Ausgängen, Parametern und der jeweiligen Schaltfunktion in der [VDI-RICHTLINIE 3813-2]
definiert und können über die jeweils passenden Ein- und Ausgänge miteinander verbunden
werden, siehe Abbildung 4. Die Parameter sind individuelle Einstellmöglichkeiten, wie
beispielsweise Kalibrierungseinstellungen oder Sollwertbegrenzungen, wie die minimale oder
maximale Temperatur.
10
2 Grundlagen eines Gebäudeautomationssystems
Abbildung 4: Funktionsverknüpfungen aus [VDI-RICHTLINIE 3813-2]
Abbildung 4 ist eine Prinzipdarstellung der Funktionsverknüpfung aus der [VDI-
RICHTLINIE 3813-2]. Eine Funktionsverknüpfung beginnt in der Regel mit einer
Sensorfunktion. Diese nimmt über eine Sensorik Signale und Daten auf und gibt diese Daten
an eine Anwendungsfunktion weiter. Die Anwendungsfunktion verarbeitet alle Input-
Informationen und besteht aus einer Steuer-/Regelfunktion, die z. B. bei Über- oder
Unterschreitung der durch die Parameter eingestellten Werte ein Signal an eine Aktorfunktion
übermittelt. Die Aktorfunktion führt das Signal der Anwendungsfunktion aus. Die Bedien-/
Anzeigefunktion bezeichnet eine Funktion, die durch den Nutzer bedient wird. Dies kann z. B.
die Eingabe eines Sollwertes oder die Betätigung eines Tasters sein, der ebenfalls ein Input-
Signal für die Anwendungsfunktion liefert. Ein Beispiel für eine solche Funktionskette kann
eine einfache Klimaanlage sein. Durch einen Temperatursensor wird die aktuelle Temperatur
ermittelt. Die Häufigkeit der Messung wird durch die Parameter im Sensor gesteuert. In der
Anwendungsfunktion sind Schwellwerte für das Einschalten der Klimaanlage hinterlegt und
sobald ein ankommendes Signal vom Temperatursensor oberhalb/unterhalb des
Schwellenwertes liegt, wird die Klimaanlage durch die Aktorfunktion angesteuert. Sollte der
Nutzer der Klimaanlage bereits ab einer geringeren/höheren als der eingestellten
Schwellenwert-Temperatur die Raumtemperatur ändern wollen, kann er dies über eine
Anzeige- und Bedienfunktion machen. Er übersteuert dann den in der Anwendungsfunktion
eingestellten Schwellenwert und das Signal zur Ansteuerung der Klimaanlage wird an die
Aktorfunktion übertragen.
Um den Aufbau einer Funktionsstruktur zu erklären, wird ein Beispielraum vorgestellt:
6-Funktionen-Büroraum
Als Beispiel wird ein Büroraum mit einem einfachen GA-System bestehend aus sechs
Funktionen beschrieben:
• Präsenzerkennung
• Präsenz melden
• Zeitprogramm
• Fensterüberwachung
• Belegungsauswertung
• Energieauswahl
11
2.3 Gruppierung und Aufbau der Funktionen
Abbildung 5: Beispiel 6-Funktionen-Raum nach [GDS+16B]
In der Abbildung 5 ist der Beispielraum in einem RA-Schema gemäß [VDI-RICHTLINIE 3813-
2] dargestellt. Dabei ist die Abbildung schematisch zwischen den Anlagen (oben) und den
Funktionen (unten) unterteilt. Die Anlagen bestehen aus einem Taster für die
Präsenzmeldung, einem Präsenzerkennungssensor und einem Sensor zur Feststellung, ob
das Fenster geöffnet oder geschlossen ist (für die Fensterüberwachung). Sowohl der Taster
als auch der Präsenzerkennungssensor führen zu einem Signal an die Belegungsauswertung,
dass aktuell eine Präsenz im Raum erkannt wurde. Die Funktionen Fensterüberwachung und
Belegungsauswertung leiten ihren Output – „Zustand des Fensters offen oder geschlossen“ –
und – „Präsenz im Raum oder nicht“ – an die Funktion Energieauswahl weiter. Zusätzlich
sendet die Funktion Zeitprogramm, die durch ein vorprogrammiertes Zeitprogramm
Anwesenheitszeiten oder Nutzungszeiten definiert hat (z. B. Arbeitsbeginn um 06:00 Uhr,
Arbeitsende um 17:00 Uhr), ein entsprechendes Signal an die Energieauswahl.
Innerhalb dieser Energieauswahl wählt diese Funktion aus vorher festgelegten
Energiemustern das entsprechend den eingehenden Signalen passende aus und steuert die
Heizungen des Raumes an. So kann über die Zeitprogramm-Funktion gesteuert werden, dass
außerhalb der regulären Arbeitszeit die Heizung abgeschaltet bzw. reduziert wird, um die
Räume nicht unnötig zu heizen. Ab 06:00 Uhr geht die Heizung in einen Standby-Modus und
hält die Raumtemperatur bei 18°C. Kommt der Arbeitnehmer um 07:00 Uhr zum Dienst,
braucht die Heizung nicht lange, um bei erkannter Präsenz auf 20°C Arbeitsplatztemperatur
zu heizen. Öffnet der Nutzer das Fenster, senkt sich die Heizung gleichzeitig wieder auf den
Standby-Modus ab und heizt erst nach Schließung des Fensters wieder auf. Wenn der Nutzer
länger als die voreingestellte Zeit von 17:00 Uhr im Büro bleibt, übersteuert der Präsenzmelder
das Zeitprogramm und die Heizung bleibt weiterhin an. Mit diesem einfachen GA-System-
Beispiel werden die Wünsche eines Büroraumnutzers nach einer geeigneten Raumtemperatur
am Arbeitsplatz und den Vorgaben der Gebäudeverantwortlichen nach Energieeinsparung
erfüllt.
12
2 Grundlagen eines Gebäudeautomationssystems
2.4 Der Lebenszyklus von Gebäudeautomationssystemen
Definitionsgemäß ist ein GA-System eng mit dem dazugehörigen Gebäude verbunden. Bei
einem bereits bestehenden Gebäude ohne ein GA-System muss das GA-System neu geplant
und auf die bestehende Infrastruktur ausgelegt werden. Ist bereits ein GA-System vorhanden
und soll modernisiert werden, muss dieses erweitert oder komplett ausgetauscht werden. Bei
einem Gebäudeneubau kann die Neuplanung des GA-Systems in den Bauplanungsprozess
integriert werden. Für die Planung und Auslegung eines GA-Systems besteht daher die
Notwendigkeit, dass diese Tätigkeiten sowohl auf ein bestehendes Gebäude zutreffen müssen
als sich auch leicht in den Bauprozess eines Gebäudes integrieren lassen sollten. Die
Möglichkeiten der Integration lassen sich am Produktlebenszyklus von Gebäuden und GA-
Systemen zeigen.
Der Lebenszyklus eines Gebäudes ist in vielen verschiedenen Quellen leicht abweichend in
den Bezeichnungen beschrieben, vgl. [PEL06; NEN99] oder auch [IG 16@]. Im „Leitfaden für
Nachhaltiges Bauen“ [HEG16], herausgegeben vom Bundesministerium für Umwelt,
Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, ist der Lebenszyklus von Gebäuden gemäß
Abbildung 6 vereinfacht durch sechs Phasen dargestellt: Planungsphase, Bauphase,
Nutzungsphase, Modernisierungsphase, Nutzungsphase und Rückbauphase.
Abbildung 6: Lebenszyklusphasen eines Gebäudes nach [HEG16]
In der Planungsphase finden die Konzepterstellung und die gesamte Planung des Gebäudes
statt. Die Bauphase beschreibt die Zeit von der Grundsteinlegung bis zur Inbetriebnahme
eines Gebäudes. Dann erstreckt sich die Nutzungsphase so lange, bis eine Modernisierung
erforderlich ist. Die Modernisierung enthält gegebenenfalls wieder eine Planungs- und
Bauphase und geht nach erneuter Inbetriebnahme wieder in die Nutzungsphase über. Wenn
ein Gebäude nicht mehr verwendet werden soll, geht es in die Rückbauphase, in der das
Gebäude verwertet bzw. entsorgt wird.
Innerhalb der vorgestellten Lebenszyklusphasen gibt es unterschiedliche Entwicklungen der
Kosten. Wie in der Abbildung 7 dargestellt, entsteht der Großteil der Kosten (bis zu 80-85%
der Gesamtkosten) kontinuierlich in der Phase der Nutzung bis zum Abbruch des Gebäudes,
vgl. [IG 16@]. Die lineare Steigung während der Nutzungsphasen zeigt, dass die
Betriebskosten des Gebäudes über die Nutzungsdauer nahezu gleichbleibend sind. Die
Beeinflussbarkeit der Kosten ist dagegen eine fallende Kurve und macht deutlich, dass vor
allem die Planungsphase entscheidend ist für die Kosten, die über die gesamte
Nutzungsdauer entstehen. Die GA kann einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, Kosten
13
2.4 Der Lebenszyklus von Gebäudeautomationssystemen
während der Nutzungsphase einzusparen, vgl. [WID13]. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn
das GA-System für das entsprechende Gebäude optimal ausgelegt ist.
Abbildung 7: Kosten im Lebenszyklus nach [IG 16@]
Die Anknüpfungspunkte für die GA sind die jeweiligen Planungsphasen beim Neubau,
nachdem ein Gebäudekonzept durch den Architekten erstellt wurde, und in der
Modernisierungsphase. Die Realisierung eines GA-Systems erstreckt sich über die
Planungsphase, Ausschreibungsphase, Ausführungsphase, Inbetriebnahmephase und die
Abnahme [VDI-RICHTLINIE 3814-1]. Vereinfacht können diese in den Phasen Planung und
Installation zusammengefasst werden. Der Begriff Engineering von GA-Systemen umfasst im
Folgenden die Phasen Planung, Installation und Nutzung eines GA-Systems. Der
Zusammenhang zwischen den Lebenszyklusphasen des Gebäudes und eines GA-Systems
ist in Abbildung 8 dargestellt.
Abbildung 8: Zusammenhang Gebäude und GA-System
Die Planungsphase des GA-Systems kann nur mit zeitlichem Verzug zur Planung eines
Gebäudes beginnen, da zunächst das Gebäudekonzept bestehen muss, um ein GA-System
in das Gebäude einzuplanen. Dazu gehören z. B. die Raumaufteilung und die Anzahl der
Etagen, welche die grundsätzliche Gebäudestruktur bilden. Die Installation ist daher ebenfalls
zeitlich versetzt zum Baubeginn, da zunächst der Rohbau erstellt werden muss, bevor Anlagen
oder Geräte installiert werden können. Im Anschluss an die Geräteinstallation müssen die
Geräte noch parametriert werden, indem die notwendigen Parameter eingestellt und die
Geräte über ein Netzwerk miteinander verbunden werden. Mit der Gebäudeübergabe wird
14
2 Grundlagen eines Gebäudeautomationssystems
auch das GA-System vollständig und funktionierend übergeben und deshalb finden die
Nutzungsphasen zeitlich synchron statt.
Da der Bauprozess des Gebäudes die Realisierung des GA-Systems umschließt, wirken sich
Herausforderungen aus diesem Bauprozess zusätzlich auf die Anforderungen an das GA-
System aus. Während einer Modernisierungsphase bleibt das Gebäude an sich grundsätzlich
erhalten, daher ist diese Phase bezüglich des GA-Systems weniger aufwendig als die
Planungs- und Bauphase. Deshalb wird in dieser Arbeit von dem aufwändigeren Bauprozess
inklusive der Realisierung der GA ausgegangen.
15
3.1 Marktanalyse vorhandener Gebäudeautomationssysteme
3 Anforderungen an das Engineering von Gebäudeautomations-
systemen
In diesem Kapitel wird zunächst eine Marktanalyse der GA-Systeme durchgeführt, die größten
Hersteller und Systeme auf dem Gebiet der GA werden vorgestellt, und eine
Systemeingrenzung für diese Arbeit wird vorgenommen. Anschließend wird die GA aus vier
verschiedenen Blickwinkeln, der Wirtschaftlichkeit und Funktionalität als Motivation, der
Qualitätssicherung und dem Bauprozess als Rahmenbedingungen, betrachtet, und die
allgemeinen Anforderungen und Herausforderungen an ein GA-System-Engineering werden
beschrieben. Im Weiteren werden in diesen vier Bereichen bereits existierende einzelne
Lösungsansätze betrachtet und daraus die Anforderungen an ein übergreifendes Engineering
für GA-Systeme abgeleitet. Gemeinsam mit dem grundsätzlichen, generischen
Engineeringansatz der [DIN EN ISO 16484-1] als Anhalt werden diese Anforderungen zu
einem Anforderungskatalog an das Engineering der GA zusammengefasst. Mit diesem
Anforderungskatalog werden dann in Kapitel 4 bestehende übergreifende Engineeringansätze
verglichen und der resultierende Handlungsbedarf abgeleitet.
3.1 Marktanalyse vorhandener Gebäudeautomationssysteme
Um die dargestellten Funktionszusammenhänge in einem Gebäude zu ermöglichen, haben
sich verschiedene GA-Systeme am Markt etabliert. Diese unterscheiden sich zum einen durch
ihre Komplexität und ihren Funktionsumfang und zum anderen durch verschiedene
Datenübertragungsmedien, Standardisierung und natürlich die Kosten.
Dieser Abschnitt basiert auf den grundsätzlichen Systembeschreibungen, wie Aschendorf sie
in [ASC14] zusammengestellt hat, und weiteren Informationen über aktuelle GA-Systeme.
Aschendorf unterscheidet die GA-Systeme nach zentralen, dezentralen und Mischformen, den
halbdezentralen Systemen. Systeme wie KNX oder LON gelten als Systeme mit verteilter
Steuerung als vollständig dezentrale Systeme, da der Eindruck erweckt wird, dass keine
zentrale Steuerung notwendig ist. In der Realität kommen aber auch diese dezentralen
Systeme nicht ohne einzelne zentrale Steuerungsfunktionen (Controller,
Verknüpfungsbausteine und Logikmodule) aus.
Demgegenüber stehen die speicherprogrammierbaren Steuerungen (SPS), die zu den
zentralen Systemen zählen, da diese zunächst keine dezentralen Komponenten hatten,
sondern zentral gesteuert wurden. Im Laufe der Zeit sind diese Systeme jedoch
zusammengewachsen und haben sich daher unter den Begriffen halbdezentral oder
halbzentral gesammelt.
Darüber hinaus müssen an dieser Stelle auch Subsysteme und Protokolle betrachtet werden,
da diese mittlerweile einen gewissen Standard gerade in großen GA-Systemen einnehmen.
Diese Systeme stellen jedoch keine eigenständigen GA-Systeme dar, sondern lediglich
Subsysteme, die auf einzelne Bereiche spezialisiert sind.
Einen davon weitgehend unabhängigen Teilbereich der GA-Systeme stellen die sogenannten
Heimsysteme (engl.: Smart Home) dar. Diese stellen Raumfunktionalitäten zur Verfügung, die
über kabellose Netzwerke oder auch das Stromnetz interagieren können und durch Nutzer
einfach selbst zu installieren und zu betreiben sind. Diese stellen jedoch keine eigenständigen
16
3 Anforderungen an das Engineering von Gebäudeautomationssystemen
GA-Systeme im eigentlichen Sinne dar, sondern haben als Ziel die Nachrüstung von
Wohngebäuden mit gewissen RA-Funktionalitäten.
Einen Überblick über verschiedene am Markt übliche GA-Systeme und deren Einordnung gibt
Tabelle 2.
Systemart Anbieter/Produkte Quelle Beschreibung
Zentrale
Systeme
WAGO [WAG18@]
Kommunikation über
Automatisierungsebene/Leitebene,
zentrale Steuerung
Beckhoff [BEC18@]
Siemens [SIE15@]
Dezentrale
Systeme
LON [LON17@]
Kommunikation und Funktionen
innerhalb der Feldebene, Steuerung
über dezentrale Steuergeräte
KNX [KNX16B@]
LCN [ISS17@]
SmallCAN [IQS14B@]
Subsysteme,
Protokolle
DALI [ZEN17@] Insellösungen und Protokolle, welche
die dezentralen und zentralen GA-
Systeme ergänzen können ZigBee [ZIG17@]
Heimsysteme RWE S-H [INN17@] Lifestyle-Produkte
Tabelle 2: Übersicht über verschiedene GA-Systeme
3.1.1 Zentrale Systeme
Unter zentralen Systemen werden laut [ASC14] Systeme verstanden, die eine zentrale
Steuerung und Regelung besitzen. Innerhalb dieser Zentrale werden Signale der Sensoren
anhand der hinterlegten Funktionslogik ausgewertet und dann die entsprechenden
Aktorfunktionen angesprochen. Die Vorteile eines solchen zentralen Systems liegen in der
Mächtigkeit der Zentrale, da diese über alle Informationen des gesamten Systems verfügt und
alle Zustände kennt. Des Weiteren sind die einzelnen Verbindungen zur Zentrale unabhängig
voneinander und der Ausfall einer einzelnen Verbindung führt nur zur Abtrennung der daran
hängenden Funktion. Auf der anderen Seite führt genau diese Mächtigkeit der zentralen
Steuerung und Regelung dazu, dass der Ausfall der Zentrale gleichbedeutend mit einem
totalen Systemausfall ist. Durch redundante Komponenten kann diesem Risiko
entgegengewirkt werden. Die zentralen Systeme sind vor allem in der Industrieautomation
verbreitet, dazu zählen auch die SPS bzw. Programmable Logic Controller (PLC). Zu den
bekanntesten Herstellern der zentralen Systeme gehören WAGO, Beckhoff und Siemens.
Als ein Beispiel wird hier die Firma WAGO vorgestellt. Diese ist ein Anbieter von Industrie- und
Energieautomation und bietet stabile und preiswerte SPS-Lösungen an. Durch die Erweiterung
der Schnittstellen können diese Systeme kostengünstig mit anderen GA-Systemen verbunden
werden. Zentrales Element ist ein programmierbarer Feldbus-Controller, der mehrere
17
3.1 Marktanalyse vorhandener Gebäudeautomationssysteme
Programme nahezu gleichzeitig ausführen kann. Dazu können Steuerungskomponenten über
Mehrdrahtleitungen oder Ethernetleitungen flexibel und raumnah verteilt werden. In der
Zentrale werden sämtliche Eingangssignale der Sensoren zusammengeführt. Die
Ausgangssignale an die Aktoren können entweder direkt an diese ausgegeben oder an die
übergeordnete Steuerung übertragen werden. Zur Anbindung wird das WAGO-
Busklemmensystem verwendet. Dieses besitzt ein offenes System und besteht aus einem
Buskoppler und elektronischen Reihenklemmen. Über diese Busklemmen kann das GA-
System auch mit anderen GA-Systemen verbunden werden. Eigens installiert wurde ein
Anschluss für den KNX-Bus. Der Nachteil des Systems ist die aufwendige Nachrüstung, da
zwingend Leitungsverlegungen notwendig werden, um Schalter, Kontakte oder Verbraucher
anzuschließen. Dieser Nachteil trifft auf alle kabelgebundenen zentralen Systeme zu.
3.1.2 Dezentrale Systeme
Dezentrale Systeme haben im Gegensatz zu zentralen Systemen keine grundsätzliche
Zentrale, über die alle Signale laufen, sondern verfügen über verteilte Steuer- und
Regelungseinheiten. Jeder Teilnehmer des GA-Systems verfügt über einen oder mehrere
Controller, der die Kommunikation mit dem Netzwerk realisiert und die Funktionalität steuert.
Die Vorteile von dezentralen Systemen liegen in der einfachen Nachrüstung der Systeme, da
einzelne Geräte samt Controller lediglich mit dem Bussystem verbunden werden müssen.
Darüber hinaus sind die meisten Geräte bereits vorgefertigt und müssen nur noch parametriert
und konfiguriert werden, d.h., die Funktionalität muss durch die Einstellung entsprechender
Parameter ergänzt und die Funktionslogik bzw. die Verbindung zu anderen
Netzwerkteilnehmern eingegeben werden. Bei Ausfall einzelner Steuer- und
Regelungseinheiten bzw. Controllern ist nicht das gesamte GA-System betroffen wie bei
zentralen Systemen. Ein weiterer Vorteil liegt in der einfachen Änderung von
Zusammenhängen zwischen den Teilnehmern, da diese Informationen über die
Parametrierung und Konfiguration erst geladen werden. Die Nachteile der dezentralen
Systeme liegen in den höheren Anschaffungskosten durch hochwertige Controller inklusive
teils proprietärer Programmierung. Des Weiteren ist bei Ausfall des
Datenübertragungsmediums, beispielsweise durch Beschädigung, gleichzeitig ein Ausfall des
gesamten GA-Systems möglich, sofern keine Redundanzen geschaffen wurden. Zur
Vermeidung von Systemausfällen und auch Problemen in der Programmierung komplizierter
Funktionsabläufe kommen auch bei dezentralen Systemen „zentralisierte“ Controller zum
Einsatz, weshalb es Mischsysteme gibt, die als halbzentral oder halbdezentral bezeichnet
werden. Aktuelle dezentrale GA-Systeme sind beispielsweise KNX/EIB, LON und LCN.
KNX gehört zu den bekanntesten GA-Systemen am Markt und ist mittlerweile als Quasi-
Standard anerkannt. Gegründet wurde KNX von vielen bekannten Firmen, wie GIRA, Merten,
Siemens etc., um einen Standard in den Markt einzuführen. Mittlerweile sind mehr als 120
Hersteller über KNX lizensiert und haben sich diesem Quasi-Standard angeschlossen,
[KNX17@]. Dies garantiert eine große Geräte- und Funktionsauswahl über verschiedene
Hersteller. Nachteilig an dem System ist, dass eine vollständige Austauschbarkeit der
Produkte nicht gewährleistet werden kann, da nur Buskoppler desselben Herstellers, wie das
vorhandene Gerät, in Bauform und Anschluss in das System passen [ASC14]. KNX bietet
verschiedene Datenübertragungsmedien, wie Zweidrahtleitungen, Powerline (Stromnetz),
Ethernet- Netzwerk oder funkbasiert, an. Allerdings werden diese GA-Systeme nur
geschlossen über lizensierte Partner (Systemintegratoren) vertrieben und auch installiert.
Über das KNX-spezifische Softwareprogramm ETS können die Systeme geplant und
18
3 Anforderungen an das Engineering von Gebäudeautomationssystemen
parametriert werden. Ein Vergleich der Software ETS mit weiteren Planungsprogrammen für
die GA wird im Abschnitt 4.2 vorgestellt.
Ein Nischenprodukt in diesem Segment ist das System „SmallCAN“ der Firma iQST, welches
durch Nutzung eines offenen Standards herstellerunabhängige Geräte verwendet und daher
die Kosten für das GA-System gering halten kann, vgl. [IQS14B@]. Näheres zu diesem GA-
System wird im Rahmen der praktischen Umsetzung im Abschnitt 7.2 erläutert.
3.1.3 Subsysteme und Protokolle
Subsysteme und Protokolle sind Systeme, die entweder Insellösungen oder lediglich
Protokolle für die Netzwerke der GA darstellen, aber kein eigenständiges
gewerkeübergreifendes GA-System sind.
Ein Beispiel für ein Subsystem stellt „DALI“ (Digital Addressable Lighting Interface) dar, vgl.
[ZEN17@]. DALI ist ein Lichtbus, der auf die Ansteuerung von Leuchtmitteln spezialisiert wurde
und mit einfachen Dimmfunktionen angefangen hat. Übergreifende GA-Systeme haben die
Problematik, dass aufgrund der großen Vielfalt an Beleuchtungsmitteln und den
dazugehörigen Geräten spezifische Lösungen für die Dimmfunktionen entwickelt und in das
System integriert werden müssen. Dies bedeutet einen erhöhten Entwicklungsaufwand für die
GA-System-Hersteller. DALI löst dieses Problem, indem die Beleuchtungsfunktionalitäten auf
einen eigenen Lichtbus ausgelagert und als Subsystem in größere GA-Systeme integriert
werden können. Darüber hinaus kann DALI auch allein als ausgelagerte Lösung für die
Steuerung der Beleuchtung funktionieren.
In [BFD+12] wird ein darüber hinausgehender Forschungsansatz vorgestellt, der das
Subsystem DALI auch für drahtlose Netzwerke und GA-Systeme nutzbar macht.
Weitere Beispiele für ähnliche Insellösungen sind in den Forschungsarbeiten für dezentral
geregelte Lichtsysteme in [AFMI16] oder Heizungssysteme [KIAH15] dargestellt.
Als Beispiel für ein Protokoll sei an dieser Stelle „ZigBee“ genannt, dieses ist speziell für
drahtlose Netzwerke mit geringem Datenverkehr und kurzer Reichweite (10 bis 100 Meter)
ausgelegt, vgl. [ZIG17@].
3.1.4 Heimsysteme
Die einfachsten zu installierenden GA-Systeme sind die sogenannten Heimsysteme. Dazu
zählen Produkte, die unter dem modernen Überbegriff „SmartHome“ zusammengefasst sind
und einzelne Funktionalitäten der RA bereitstellen.
Zu diesen Heimsystemen zählen auch die sogenannten „Assistenzsysteme zum Wohnen“, die
in der [VDI-RICHTLINIE 3812-1] behandelt werden. Diese Assistenzsysteme sind auf
Wohnbereiche spezialisiert und lassen sich in den Funktionalitäten nach folgenden Gruppen
einteilen:
• Energie- und Wassereinsparung,
• Sicherheit,
• Komfort,
• Bedienungsvereinfachung und
• Technische Barrierefreiheit.
19
3.1 Marktanalyse vorhandener Gebäudeautomationssysteme
Die in dieser Richtlinie behandelten Funktionalitäten stellen weder ein eigenständiges GA-
System dar, noch sind diese mit den in der [VDI-RICHTLINIE 3813-2] vorgestellten RA-
Funktionen vergleichbar. Ziel der Assistenzsysteme ist die Unterstützung der Bewohner eines
Hauses in den oben genannten Themen.
In der Ausführung beinhalten die Heimsysteme nur einzelne Sensoren und
Informationsdisplays, die z. B. den aktuellen Energieverbrauch anzeigen und vergleichen
können. Aber auch ausführlichere Systeme, die mehrere Geräte vernetzen können und
beispielsweise über Smartphones bedient werden, fallen unter diese Begrifflichkeit, vgl.
[WUK+14@].
Ein Beispiel dazu ist die vom Energiekonzern RWE angebotene „SmartHome“-Serie „innogy“
[INN17@]. Diese Serie besteht aus einzelnen Adaptern und Bauteilen, die über das hauseigene
Funknetzwerk mit dem Internet verbunden und dann per Applikation auf dem Smartphone oder
Tablet auch von unterwegs aus gesteuert werden können. Der Nutzer kann sich aus dieser
Serie die für ihn passenden Geräte, z. B. Stromadapter, Heizungsthermostate oder
Fenstersensoren, heraussuchen und diese selbst im Haushalt anschließen. Der Vorteil dieser
Produkte ist die unkomplizierte eigene Einrichtung im Haushalt. Ziel des Systems ist die
Nachrüstung von beispielsweise Mietwohnungen. Die zentrale Systemkomponente des
Systems ist die RWE-SmartHome-Zentrale. Um den vollen Funktionsumfang nutzen zu
können, muss diese Zentrale ständig mit dem Internet verbunden sein. Das Portfolio an
Sensoren umfasst neben Tastern und Fernbedienungen Raumthermostate, Rauchmelder,
Tür-/ Fensterkontakte, Bewegungsmelder, Dimmer und Jalousieschalter sowie kombinierte
Sensor-/ Aktor-Systeme. Eine komplette Elektroinstallation kann mit diesem System nicht
ersetzt werden, dafür reicht das Portfolio für eine umfangreiche Nachrüstung. Im Bereich der
Aktoren werden Zwischenstecker angeboten, die mit Dimmfunktion einzelne Lampen
ansteuern können. Ebenfalls sind Stellantriebe für Heizkörper (in Kombination mit Thermostat)
und Jalousien verfügbar. Nachteilig ist, dass das Internet-Heimnetzwerk durch die
Komponenten belastet wird und bei Ausfall des Internets viele Funktionen nicht zur Verfügung
stehen. Zielgruppen dieser Systeme sind einzelne Haushalte, da die Anzahl der Teilnehmer
netzwerkseitig begrenzt ist und durch die fehlende übergeordnete Regelung die Ausstattung
eines großen Bürogebäudes mit vielen Nutzern unzweckmäßig ist.
Aktuelle Forschungsansätze auf dem Gebiet der Heimsysteme, wie in [LCH+16],
spezialisieren sich darauf, Cloud-basierte Services in bestehende Netzwerke zu integrieren
und die Vernetzung möglichst vieler Funktionalitäten in einem Heimnetzwerk zu gewährleisten.
3.1.5 Systemeingrenzung
Die Marktanalyse hat das breite Spektrum an GA-Systemen von einzelnen Komponenten zum
Nachrüsten bis hin zu großen, umfassenden GA-System-Anlagen aufgezeigt. Die
verschiedenen Systeme können in Anlehnung an die grobe Unterteilung von [ASC14]
grundsätzlich in zentrale und dezentrale Systeme unterteilt werden. Hinzu kommt die
Erweiterung um die Betrachtung der Subsysteme und Heimsysteme als eigenständige
Kategorien.
Im Rahmen dieser Arbeit steht die RA als Teil der GA im Fokus. Die RA stellt die funktionale
Umsetzung der GA in den einzelnen Räumen dar und daher werden in dieser Arbeit die in der
[VDI-RICHTLINIE 3813-2] beschriebenen lösungsneutralen RA-Funktionen betrachtet.
20
3 Anforderungen an das Engineering von Gebäudeautomationssystemen
Zentrale und dezentrale GA-Systeme nach dieser Einteilung lassen sich in ihren Funktionen
bezogen auf die RA auf die betrachteten Funktionen der [VDI-RICHTLINIE 3813-2] aufteilen
und unterscheiden sich lediglich durch die Art und das Medium der Vernetzung.
Die Subsysteme können sich in Teilen durchaus auf die allgemeinen Funktionen aufteilen
lassen, jedoch sind diese Systeme proprietär erstellt und haben damit auch systemeigene
Funktionen und Geräte, die nicht durch die lösungsneutralen Funktionen abgedeckt werden
können.
Die vorgestellten Heimsysteme umfassen lediglich einzelne Komponenten, die eigenständig
ohne weitere Komponenten ihrer Funktion nachkommen können. Auch diese lassen sich nur
in Teilen auf die allgemeinen Funktionen der [VDI-RICHTLINIE 3813-2] aufteilen.
Im Rahmen dieser Arbeit stehen zentrale und dezentrale GA-Systeme in Bezug auf die RA im
Fokus. Die Subsysteme und Heimsysteme werden aufgrund ihrer jeweiligen Spezialisierung
nicht gesondert betrachtet und lassen sich, sofern sie sich auf die lösungsneutralen RA-
Funktionen der [VDI-RICHTLINIE 3813-2] aufteilen lassen, gleichartig behandeln.
3.2 Das Anforderungsportfolio der Gebäudeautomation
Auch bei der Realisierung eines GA-Systems werden Bauherren vor das Optimierungsproblem
des aus dem Projektmanagement bekannten „magischen Dreiecks“ aus Zeit, Kosten und
Qualität gestellt [SGS14]. Dabei soll ein GA-System grundsätzlich die Grundmotivation nach
einem funktionierenden, kostengünstigen und zeitlich zügig realisierbaren System erfüllen.
Relevant ist dabei aber auch, dass die eigentliche Motivation für die Realisierung eines GA-
Systems aus den beiden Faktoren Wirtschaftlichkeit und Funktionalität besteht. Um ein optimal
ausgelegtes GA-System zu erstellen, müssen diese beiden Faktoren beim Engineering
berücksichtigt werden, um nicht nur die Anschaffungskosten, sondern auch die Betriebskosten
gering zu halten und die eigentlich gewünschten Funktionalitäten bereitzustellen. Darüber
hinaus ist eine entsprechende Qualitätssicherung zur Erfüllung der Anforderungen an GA-
Systeme unerlässlich und es muss darüber hinaus beachtet werden, dass auch der
Bauprozess Einfluss auf das Engineering von GA-Systemen nimmt. Im Folgenden werden die
vier Aspekte Wirtschaftlichkeit, Funktionalität, Qualitätssicherung und der Bauprozess
genauer betrachtet und die Herausforderungen herausgearbeitet. Im Abschnitt 3.3 werden
aktuelle Forschungsarbeiten in diesen Teilaspekten beschrieben und die Anforderungen an
ein übergeordnetes Engineering der GA abgeleitet.
3.2.1 Motivation Wirtschaftlichkeit
Der wirtschaftliche Aspekt ist meist die Hauptmotivation für den Einbau eines GA-Systems.
Unter diesem Aspekt werden Beiträge zur effizienteren Nutzung von Energie verstanden, die
in Zeiten von steigenden Energie- und Rohstoffpreisen von großer Bedeutung für
Endverbraucher sind. Von 2000 bis 2016 ist der Preis von Heizöl um ca. 20% gestiegen, von
Strom sogar um ca. 83%, vgl. [STA17]. Da Gebäude mit ca. 35% die größten
Energieverbraucher weltweit sind, kommt den Energieeinsparungen durch GA eine große
Bedeutung zu [BUN14@]. Weitere wichtige Aspekte beim Thema Wirtschaftlichkeit sind neben
dem Umgang mit Ressourcen und einer langen Lebensdauer auch die Austauschbarkeit von
Geräten, deren Instandhaltung und Wartung. Weiterhin gehört auch die Erweiterbarkeit eines
GA-Systems zu den Aspekten der Wirtschaftlichkeit, damit ein bereits vorhandenes System
bei Bedarf um weitere Funktionen ergänzt werden kann. In diesem Zuge muss auch eine
21
3.2 Das Anforderungsportfolio der Gebäudeautomation
nachträgliche Nutzungsänderung berücksichtigt werden, wenn beispielsweise Gebäude oder
Räume anders genutzt werden sollen, als mit dem bisherigen System ausgeplant wurde.
Dadurch kann auch eine Änderung beispielsweise von Schalterbelegungen notwendig
werden.
Zur effizienten Nutzung von Energie in Gebäuden allgemein gibt es bereits Methoden und
Konzepte, die einen Anhalt zur Energieeinsparung und dessen Messung liefern, vgl.
[VWM+16]. Einen erheblichen Beitrag, um Energie einzusparen, können vor allem heutige GA-
Systeme leisten. Sie bedürfen dafür jedoch einer optimalen und vor allem fehlerfreien
Auslegung, siehe [WID13].
3.2.2 Motivation Funktionalität
Der funktionale Aspekt eines GA-Systems greift durch die Integration von energiesparenden
Funktionen den wirtschaftlichen Aspekt auf und dient zudem dem Komfort des Nutzers. Dieser
soll in seinem Handeln unterstützt werden, indem entsprechende Funktionen beispielsweise
automatisch für eine angenehme Raumklimatisierung oder genügend Licht am Arbeitsplatz
sorgen. Dazu entwickeln Hersteller ständig neue Funktionalitäten, die die Menge an
Möglichkeiten von GA-Systemen erweitern. Viele Hersteller arbeiten in diesem Bereich jedoch
proprietär, weshalb die Nutzung des gesamten möglichen Funktionsumfanges durch die
Interoperabilität zwischen den verschiedenen Herstellersystemen bedingt wird. Auch die
Bedienbarkeit gehört zum funktionalen Aspekt. Gemäß der Studie der RWTH Aachen zur GA
in der Praxis gehören Bedienfehler mit 16% zu den Hauptursachen für Mängel am GA-System.
Zu den Bedienfehlern gehören falsche oder unverständliche Einstellungen und
Parametrierungen, die im Betrieb durch die Betreiber oder Nutzer verstellt werden [FSM17@].
Eng damit verbunden ist auch die Stabilität eines GA-Systems. Gemeint ist damit die
fehlerfreie Funktionalität des Systems, die durch unterschiedliche Ursachen gefährdet sein
kann, so zum einen durch Bedienfehler, zum anderen aber auch durch Qualitätsmängel im
gesamten GA-System. Daher stellt die Funktionalität neben der wirtschaftlichen Forderung
nach Energieeinsparungen weitere Forderungen, bestehend aus Komfort, Bedienbarkeit,
Stabilität und Interoperabilität, an GA-Systeme.
3.2.3 Rahmenbedingung Qualitätssicherung
Um die beiden Grundmotivationen Wirtschaftlichkeit und Funktionalität zu befriedigen, müssen
nicht nur die richtigen Funktionalitäten in einem GA-System vorhanden sein, diese müssen
gleichzeitig auch effizient arbeiten. Beide Faktoren können nur durch ein fehlerfreies und
wirtschaftlich ausgelegtes GA-System als ein effektiver und effizienter Systemverbund wirken.
Daher ist eine zweckmäßige Qualitätssicherung für GA-Systeme unumgänglich.
Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Aspekt der Qualitätssicherung ist die Resilienz gegen
mögliche Angriffe auf ein GA-System. Durch die angestrebte Vernetzung aller Anlagen eines
Gebäudes zu einem Gesamtsystem werden auch sensible Bereiche, wie Fenster oder
Schließanlagen, eingebunden und stellen ein Sicherheitsrisiko dar, das durch eine
entsprechende Qualitätssicherung verringert werden muss. Auch die RA betreffend kann ein
Eindringen in das GA-System sehr negative Folgen haben, wenn beispielsweise die Heizungs-
oder Klimaanlage bei entsprechenden Witterungen verändert wird, um ein Arbeiten im Büro
unmöglich zu machen. Die Betrachtung des Aspekts der Resilienz ist nicht Bestandteil dieser
Arbeit und es gibt bereits einige Lösungsansätze auf diesem Gebiet, siehe [GPK10; MUWI16;
NOGE10]. Die Autoren beschäftigen sich in diesen Ansätzen damit, wie ein GA-System durch
22
3 Anforderungen an das Engineering von Gebäudeautomationssystemen
ungewollten Zugriff von außen geschützt werden kann und müssen dies mit dem genau
entgegengesetzten Trend der vollständigen Vernetzung und Offenheit von Daten vereinbaren,
vgl. auch [KKJ+14].
3.2.4 Rahmenbedingung Bauprozess
Aufgrund der Tatsache, dass ein GA-System grundsätzlich untrennbar mit einem Gebäude
verbunden ist, müssen grundlegende Rahmenbedingungen des Bauwesens Einfluss auf die
GA haben. Dazu gehört auch der Bauprozess, der die Realisierung des GA-Systems
einschließt.
In [BeKn16] wird auf der Grundlage des Lebenszyklus der konventionelle Bauprozess
erläutert, siehe Abbildung 9. In diesem tritt der Bauherr mit seinen Vorstellungen und
Wünschen von einem Gebäude an einen Objektplaner/Architekten heran und verfasst mit
diesem ein Lastenheft bzw. Auftragsbuch. Dieser Schritt ist die sogenannte
Anforderungserhebung, in der die Spezifikationen des Gebäudes genau beschrieben werden.
Dazu gehören auch die Vorstellungen zur GA. Der Objektplaner übernimmt dann im Weiteren
die Kommunikation und Planung mit den Fachplanern. Diese arbeiten in ihren jeweiligen
Gewerken getrennt und liefern dem Objektplaner zeitlich und meist mit heterogenen
Datenquellen ihre Ausplanungen. Es werden derzeit gemäß dem Standardleistungsbuch für
das Bauwesen vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
77 einzelne Gewerke beschrieben, siehe [BUN17], die in den Bauprozess integriert werden
können bzw. müssen. In der Bauphase werden Installationen durch Firmen übernommen.
Dabei müssen die Planungsdokumente, u.a. Schalt-, Installationspläne oder Standorte der
Geräte und Bedieneinrichtungen, mit übergeben werden. Dazu gehören ebenfalls u.a.
Funktionsablaufpläne und Parameterlisten, die sich spezifisch auf die GA beziehen, vgl. [VDI-
RICHTLINIE 3814-1]. Für die Ausführungsphase bedeutet die Vergabe von Aufträgen an
Baufirmen, dass zu jedem einzelnen Fachplaner weitere Auftragnehmer und sogar
Subauftragnehmer hinzukommen, die alle an einem Bauprojekt arbeiten, sich abstimmen und
in einen Gesamtplan aufgenommen werden müssen. Aufgrund der heterogenen Datenquellen
und der Vielzahl an Bauteilnehmern kann ein Bauprojekt daher sehr komplex werden. Am
Ende des Bauprozesses findet dann die Inbetriebnahme statt, in der das Gebäude an den
Bauherrn übergeben wird. Dieser hat je nach Gebäudeart verschiedene Nutzer während der
Nutzungsphase, wie z. B. Mieter oder Mitarbeiter. Erst wenn eine Modernisierung stattfindet,
muss der Bauherr je nach Art und Umfang der Maßnahmen die Fachplaner wieder hinzuziehen
und bekommt am Ende der Modernisierung erneut das Gebäude übergeben.
Hauptprobleme beim Bau von Gebäuden sind, wie in [LKH14] beschrieben, die
Subunternehmerkultur, die starren Grenzen der Bauvorschriften und der Honorarordnung für
Architekten und Ingenieure (HOAI) [HOAI 2013] sowie die Fehleinschätzungen der Kosten.
Unter dem Stichwort der Subunternehmerkultur verbirgt sich die Weitergabe von Aufträgen an
viele kleine Unternehmen, die jeweils für ihren einzelnen Auftrag das günstigste Angebot
gemacht haben. Der Vorteil liegt dabei ganz klar in einer möglichen Kostenreduzierung, jedoch
birgt die Aufteilung eines Gebäudes auf viele kleine Subunternehmer das Risiko, dass der
Gesamtüberblick verloren geht und dass die Schnittstellen zwischen den Subunternehmungen
nicht vollständig abgesprochen sind oder nicht berücksichtigt werden.
Hinzu kommt, dass die Vertragserfüllung erst bei Fertigstellung und Erfüllung der Leistung
gemäß Leistungsvereinbarung gegeben ist. Bei Mängeln in der Fertigstellung kann der
Auftraggeber auf der sogenannten Nacherfüllung bestehen und den Auftragnehmer
23
3.2 Das Anforderungsportfolio der Gebäudeautomation
verpflichten, die Mängel auf seine Kosten zu beseitigen, vgl. [BGB §439; VOB-B]. Daher haben
auch ausführende Fachleute ein großes Interesse daran, dass keine Schnittstellenprobleme
oder Planungsfehler entstehen.
Abbildung 9: Der konventionelle Bauprozess aus [BEKN16, S. 8]
24
3 Anforderungen an das Engineering von Gebäudeautomationssystemen
Bezogen auf die GA gibt es derzeit zwei Varianten bei der Planung von GA-Systemen:
Die gewerkegetrennte GA-Planung und die integrierte GA-Planung gemäß
[DIN EN ISO 16484-1].
3.2.4.1 Gewerkegetrennte GA-Planung
Bei der Planung und dem Bau eines Gebäudes wird der konventionelle Bauprozess
angewendet. In diesem kommt die GA häufig nicht als eigenständiges Gewerk vor, sondern
ist innerhalb der unterschiedlichen Kostengruppen, wie in Tabelle 1 aufgeführt, verborgen. Die
eigentliche Leistung eines GA-Systems, viele verschiedene Funktionen, die vorher eindeutig
einzelnen Gewerken zuzuordnen waren, zu vernetzen und dadurch effizienter zu gestalten,
wird nicht direkt wahrgenommen.
Die GA wird auch deshalb nicht als eigenständiges Gewerk wahrgenommen, weil die
Zusammenhänge zwischen den Funktionen und die gegenseitige Beeinflußung, wie in Kapitel
1 aufgeführt nicht direkt ersichtlich sind und daher moderne übergreifende Steuer- und
Regelungsanlagen, wie von Heizungen oder Stromanlagen, als Innovationen in den einzelnen
Gewerken beworben und entsprechend registriert werden. Die Folge ist, dass der GA-
Fachplaner nicht einbezogen und mit der Errichtung einer übergreifenden GA beauftragt wird,
da kein eigenständiges und proprietäres GA-System eines Herstellers eingeplant wird,
sondern lediglich die neusten Innovationen in den einzelnen Gewerken.
Die Forderungen nach RA und in Teilen auch nach GA werden im konventionellen Bauprozess
an den Architekten abgegeben, welcher die Forderungen auf die Gewerke aufteilt. Dadurch
sind viele verschiedene Gewerke an der GA-Planung beteiligt und die Planung erfolgt daher
sowohl zeitlich als auch für die Gewerke getrennt. Die Folgen sind Schnittstellenprobleme,
Verbindungsfehler oder falsche Auslegungen. Die Kommunikation zwischen Bauherrn,
Architekt und Fachleuten findet darüber hinaus über verschiedene Datenmedien und Software
statt, was neben Kommunikationsproblemen und fehlenden Schnittstellenabsprachen auch zu
Dateninkonsistenzen führen kann, vgl. [DRA10].
3.2.4.2 Integrierte GA-Planung gemäß DIN EN ISO 16484
Die zweite Variante ist die Integrierte GA-Planung gemäß [DIN EN ISO 16484-1]. In der
internationalen Norm [DIN EN ISO 16484-1] werden grundsätzliche Leitsätze zur
Projektplanung und -ausführung von GA-Systemen festgelegt. Dazu verweist die Norm auf die
„funktionale Integration als gemeinsame Aufgabe aller an der Entwicklung einer integrierten
gewerkeübergreifenden Anlage Beteiligten“ und stellt die Systemintegration in den
Vordergrund. Systemintegratoren sind Fachplaner der GA, welche in der Regel zentrale und
dezentrale GA-Systeme proprietär ausplanen. Dabei können Fachplaner sich für einzelne
Hersteller als lizensierte Partner zur Verfügung stellen, wie beispielsweise als KNX-Partner
nachdem Sie eine entsprechende Schulung durchlaufen haben [KNX16A@]. Die GA-
Fachplaner werden dann von Kunden beauftragt, wenn bereits in der Planungsphase feststeht,
dass ein GA-System, meist eines spezifischen Herstellers, installiert werden soll.
Die Zielgruppe der DIN EN ISO 16484 sind Hersteller, Systemintegratoren,
Elektroinstallateure und HLK-Anlagenerrichter. Da die Norm davon ausgeht, dass ein GA-
Projekt erst beginnt, nachdem der Kunde einen GA-System-Berater oder -Lieferanten
aufgesucht hat, erfolgt die GA-Planung in diesen Fällen integriert durch einen GA-Fachplaner.
25
3.2 Das Anforderungsportfolio der Gebäudeautomation
Die erforderlichen Phasen zur Realisierung eines GA-Systems legt die Norm folgendermaßen
fest [DIN EN ISO 16484-1, S. 5]:
• „Planung: Bestimmung der Projektanforderungen und Erstellen von
Auslegungsdokumenten einschließlich technischer Spezifikationen;
• Technische Bearbeitung: detaillierte Planung der Funktionen und der Hardware;
• Installation: Montage und Inbetriebnahme des GA-Systems;
• Abschluss: Übergabe, Abnahme und Fertigstellung.“
Die Norm fordert auch eine Systemüberprüfung vor und nach der Installation
[DIN EN ISO 16484-1, S. 22–24] mit dem Ziel der Qualitätssicherung. Dazu soll das System
darauf überprüft werden, ob es die betrieblichen Anforderungen erfüllt. Überprüft werden u.a.
die Automationsstrategie und GA-Funktionen, Interoperabilität und die Gebrauchstauglichkeit
(Mensch-Maschine-Schnittstelle).
Zur gesamten projektspezifischen Dokumentation gehören u.a. auch Bedien- und
Instandhaltungsdokumente mit der Forderung nach einer Anlagendokumentation, die die
Netzwerktopologie, Funktionsablaufdiagramme und die GA-Funktionslisten enthält. Dazu
gehört auch die Forderung nach einer konsistenten Datennutzung.
3.2.5 Zusammenfassung des Anforderungsportfolios
Die aufgezeigten Aspekte der Anforderungen an das Engineering von GA-Systemen sind
zusammenfassend als Anforderungsportfolio der GA in Abbildung 10 dargestellt:
Das Portfolio umfasst vier Bereiche, welche sich in die Motivationen (Abbildung 10, oben) und
die Rahmenbedingungen (Abbildung 10, unten) aufteilen lassen und nachfolgende Aspekte
beinhalten.
Motivationen:
• Die Funktionalität mit den Forderungen nach Komfort, Bedienbarkeit, Interoperabilität,
Stabilität und den verschiedenen Verbindungsarten.
• Die Wirtschaftlichkeit mit den Forderungen nach einer langen Lebensdauer der Geräte,
Energieeffizienz, Energieeinsparungen, Qualität, Erweiterbarkeit und
Austauschbarkeit.
Rahmenbedingungen:
• Die Qualitätssicherung mit den Forderungen nach einem fehlerfreien und wirtschaftlich
ausgelegten GA-System und der Resilienz gegen Angriffe auf die IT- Sicherheit und
physische Infrastruktur.
• Der Bauprozess als Rahmenbedingung mit den Herausforderungen der nach
Gewerken getrennten Planung und Ausführung, unterschiedlichen Datenquellen und
vielen Schnittstellen zwischen den Baubeteiligten.
Im Folgenden wird untersucht, welche Forschungsansätze in Bezug auf die dargestellte
Problematik innerhalb dieser Bereiche existieren und welche Anforderungen sich bezüglich
einer ganzheitlichen Betrachtung des GA-System-Engineerings daraus ableiten lassen.
26
3 Anforderungen an das Engineering von Gebäudeautomationssystemen
Abbildung 10: Übersicht des Anforderungsportfolios der GA
3.3 Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Gebäudeautomation
In diesem Unterkapitel sollen relevante Forschungsansätze der GA kurz vorgestellt und in den
Kontext dieser Arbeit integriert werden. Dies dient der Darstellung der Gesamtsituation, in der
sich heutige Engineeringansätze der GA befinden. Die Forschungsansätze, die sich mit den
allgemeinen Herausforderungen an GA-Systeme beschäftigen, werden anhand des
Anforderungsportfolios eingeordnet und verwendete Methoden auf eine Anwendbarkeit zur
Erfüllung des Anforderungsportfolios überprüft. Forschungsansätze, die bereits Lösungen für
ein Engineering der GA enthalten, werden in Kapitel 4 vorgestellt, miteinander verglichen, und
der bestehende Handlungsbedarf wird daraus abgeleitet.
3.3.1 Die Wirtschaftlichkeit
Hauptaugenmerk des Bereichs Wirtschaftlichkeit liegt in der Energieeffizienz und deren
Bedeutung für die GA. Nur Systeme, die sich selbst nach wenigen Jahren amortisieren,
werden sich dauerhaft innerhalb des eigenen Marktsegmentes durchsetzen können. Das
bedingt, dass die Gebäudeautomation auch die versprochene Nachhaltigkeit für Gebäude und
deren Energiewirtschaft, wie in [ASC14] und [HEI13] beschrieben, erbringen kann.
Die reinen Funktionalitäten eines GA-Systems können bereits viel Energie im Vergleich zur
Nichtverwendung von geregelten Systemen einsparen. Dies wird auch in [FEL17] als Beitrag
der GA zum energieeffizienten Betrieb von Gebäuden aufgezeigt. Die Einsparung kann jedoch
27
3.3 Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Gebäudeautomation
durch geschicktes Energiemanagement noch weiter deutlich gesteigert und verbessert
werden. Ansätze dazu beschreiben den Einsatz von künstlicher Intelligenz im Rahmen des
Energiemanagements. In [MWA+16] wird aufgezeigt, wie mittels der Integration von
Gebäuden in das „Smart Grid“, das intelligente Stromnetz, Energie eingespart werden kann.
Dabei soll das Stromnetz durch Umverteilungen Energie dahin liefern, wo sie gerade
gebraucht wird, und so die Energienachfrage und das Energieangebot bestmöglich
kombinieren. Durch die wechselnden Phasen der Energienachfrage über den Tagesverlauf
kann das Energiesystem sehr dynamisch werden und durch die Anpassung der
Energienachfrage durch ein Energiemanagementsystem eines GA-Systems optimiert werden.
Auch in [SLJ+13] wird ein Energiemanagementsystem vorgestellt, das in ein GA-System
integriert wird und durch stochastische, dynamische Programmierung das
Optimierungsproblem der optimalen Energieausnutzung angeht. Für ein solches
Energiemanagement wurde in [WEHA13] weiter ein Ansatz zur Simulation des
Energieverbrauchs von GA-Systemen entwickelt. In diesem können die Energiekosten durch
Vermeidung von Energienutzung zu Spitzenlastzeiten gesenkt werden, da die Simulation den
optimalen Zeitpunkt für die Nutzung von Energie errechnet. Ein ähnlicher Ansatz wurde in
[HXS+14] auf der Basis einer Simulation in Modelica vorgestellt und soll ebenfalls den
Energieverbrauch eines GA-Systems steuern.
3.3.2 Die Funktionalität
Die Anforderungen an die Funktionalität eines GA-Systems sind sehr vielseitig und reichen
von verschiedenen Arten von GA-Systemen über deren Verbindungen, neuartige Funktionen
und Funktionszusammenhänge bis hin zur Standardisierung von GA-Systemen, deren
Stabilität und Interoperabilität, vgl. [BDH+14]. In [SSK+11] werden einige Trends in der GA
aufgezeigt. Darunter zählt auch die zunehmende Modularisierung. Das bedeutet, dass
Funktionen als einzelne Module angeboten werden, die entweder im Bereich „SmartHome“
oder auch für umfangreichere, dezentrale GA-Systeme zur Verfügung stehen. Vorteil der
Modularisierung ist die einfache Konfiguration durch eine Art „Plug-and-Play“. Ein weiterer
großer Schwerpunkt im Bereich der Funktionalität ist die Steuerung und Regelung von GA-
Systemen, die durch Ansätze der „Umgebungsintelligenz“ bzw. „Ambient Intelligence“ über die
klassische Regelung von automatisierten Systemen hinausgehen, indem sie versuchen, die
menschlichen Handlungsweisen zu interpretieren oder vorauszuahnen und den Nutzern
dadurch mehr Komfort und Arbeitserleichterungen im Alltag anzubieten. Diese
Forschungsansätze versprechen eine deutliche Zunahme von GA-System-Funktionen, die mit
dem Menschen besser interagieren und präziser auf dessen Bedürfnisse reagieren können,
indem die Umgebung des Menschen möglichst vollständig miteinander vernetzt wird, vgl.
[RSS+11] und [RSL+14]. Für die Heimnetzwerke stellt [ASK+10] die Ziele der Vernetzung vor,
die deutlich über die RA-Funktionen hinausgehen und ihre Funktionalität als „Ambient Assisted
Living“ (DE: Umgebungsunterstütztes Leben) anbieten. Zielgruppe dieser Idee sind vor allem
ältere oder benachteiligte Menschen, die durch diese Funktionalitäten in ihrem Alltag
situationsabhängig und unaufdringlich unterstützt werden sollen. Mit der Verschmelzung von
künstlicher Intelligenz und der „Ambient Intelligence“ wird in [SLP+12] durch ein neuartiges
Kontrollsystem den Herausforderungen an die Verarbeitung von Sensorsignalen und
zugehörigen Regelungen begegnet.
Die Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der „Serviceorientierten Architektur“ (SOA) versuchen
die GA-Systeme weiter zu verbessern, indem die an Geschäftsprozessen orientierte Struktur
28
3 Anforderungen an das Engineering von Gebäudeautomationssystemen
auf die GA übertragen wird, um so die limitierten Ressourcen des GA-Systems effizienter zu
nutzen, vgl. [HLC14; SLMO11].
Zwei weitere Handlungsfelder der GA sind die Integration von webbasierten Services
[CKG+07] zur Erweiterung des Funktionsumfanges und das Routing innerhalb von
Netzwerken, zur Verbesserung der Stabilität von GA-Systemen, vgl. [PML+15]. Auch die sich
drastisch erhöhende Menge von Daten von GA-Systemen, die mit zunehmender
Automatisierung einhergehen, kann die Stabilität des Systems beeinflussen. In [NKG+16]
wurde dazu ein Konzept zur Strukturierung, Organisation und Vereinheitlichung der Daten von
GA-Systemen vorgestellt.
Bezüglich der Interoperabilität wollen Forschungsansätze die proprietären GA-Systeme
miteinander mittels offener Standards wie „Open Platform Communications“ (OPC) und „OPC
Unified Architecture“ verbinden, vgl. [GRKA12; RGP+08]. Weiter wird in [KRA13] das durch
ASHRAE (American Society of Heating, Refrigerating and Air-Conditioning Engineers)
[ASHRAE STANDARD 135-2004], ANSI (American National Standards Institute) und
ISO 16484-5 standardisierte Netzwerkprotokoll „BACnet“ beschrieben. Dieses Protokoll wurde
speziell für die GA entwickelt und kann verschiedene Feldbusse miteinander verbinden. Eine
weitere neuartige Struktur für GA-Systeme wird im modellbasierten Entwicklungsansatz von
[BGN+14] vorgestellt. Ziel ist ein serviceorientierter Ansatz zur Verknüpfung von
unterschiedlichen GA-Systemen. Dies wird durch eine gemeinsame Kommunikationsstruktur,
kompatible Datenmodelle zur gemeinsamen Datennutzung, einheitliche semantische Struktur
und Werkzeuge zur Einbindung von veralteter Hard- und Software erreicht. In dieser Struktur
sollen per semantischem Adapter auch bestehende GA-Systeme miteinander verbunden
werden. Der Leitgedanke dieser Forschungsarbeit steht unter dem Begriff „Building as a
Service“ und beschreibt die Weiterentwicklung von gängigen GA-Systemen durch Nutzung
von Standards in Software und Protokollen. In diesem Rahmen wurde in [GTP+15] auch ein
GA-System auf der Grundlage eines Android-Betriebssystems und einer Bluetooth-
Verbindung der Geräte entwickelt.
Die dargestellten aktuellen Ansätze beschreiben, getreu dem Trend des „Internet of Things“,
die zunehmende Vernetzung aller Bereiche in einem GA-System zu einem großen Netzwerk.
Einher geht dieser Trend mit der ständigen Erweiterung des Funktionsumfangs bei GA-
Systemen. Folgen dieser Vernetzung sind viele Daten, viele verschiedene Verbindungen und
größere Systeme, welche die Stabilität von GA-Systemen gefährden. Die aufgezeigten
Konzepte zur Stabilität und Datenstrukturierung können diesen Herausforderungen begegnen.
Die Forschungsansätze zur Interoperabilität zeigen den Bedarf an der Nutzung des gesamten
Funktionsumfangs auf und versuchen, die proprietären Grenzen zu überwinden.
3.3.3 Die Qualitätssicherung
Qualitätssicherung ist ein oft erst im Betrieb bedachtes Themenfeld, da Fehler in diesem
Bereich oftmals erst nach Realisierung des GA-Systems auffallen. In der Phase des Betriebs
stellt das Online-Monitoring eine Methode der Qualitätssicherung dar, die genutzt werden
kann, um Fehler im laufenden Betrieb zu finden. Dazu wird in [DISC13] ein Ansatz vorgestellt,
der auch für große dezentrale GA-Systeme ausgelegt ist und sich auf die Verifizierung der
Nachrichten auf dem Bussystem fokussiert. Dieser Ansatz basiert auf einer Petrinetz-
Modellierung des Kommunikationssystems und überwacht das Ankommen bzw. den Verlust
von Telegrammen auf dem Bus. Für das Engineering von GA-Systemen kann dieses
Verfahren auch zum Test von Verbindungen erweitert werden. Es bedarf dazu noch einer
29
3.3 Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Gebäudeautomation
Überprüfungsmethode, die auch schon in der Phase der Planung und der Installation
verwendet werden kann.
3.3.4 Der Bauprozess
Es gibt verschiedene Ansätze, den aktuellen konventionellen Bauprozess zu optimieren. Die
Tatsache, dass die GA immer noch nicht als eigenständiges Gewerk adäquat im Bauprozess
berücksichtigt wird [HEI14; SEI12], kann sich in der Praxis nicht schnell und einfach beheben
lassen. So wie der Bauprozess über Jahrzehnte hinweg immer wieder angepasst und
weiterentwickelt wurde, so wird sich die Forderung nach einer eigenständigen GA auch erst
mit erhöhtem Druck durch Bauherren umsetzen lassen. Als Empfehlung für eine Verbesserung
dieses Umstandes wird in [BEKN16] ein optimierter Bauprozess beschrieben, siehe
Abbildung 11.
Abbildung 11: Optimierter Bauprozess aus [BEKN16, S. 10]
In diesem wird die GA als eigenständiges Gewerk berücksichtigt und GA-Fachplaner werden
schon frühzeitig und übergreifend in den Planungsprozess eingebunden. Im Unterschied zu
den beiden GA-Planungsprozessen in Absatz 3.2.4, dem gewerkegetrennten und integrierten
GA-Planungsprozess, soll in jedem Fall ein GA-Fachplaner beauftragt werden, um die immer
weiter wachsenden Forderungen nach Funktionalität in Gebäuden adäquat zu
berücksichtigen. Dadurch können Schnittstellenabsprachen schon in frühen Phasen zwischen
Gewerken getroffen und entsprechend ausgeplant werden. Dieser Prozess erleichtert die
Realisierung eines GA-Systems im Vergleich zum konventionellen Bauprozess erheblich, da
30
3 Anforderungen an das Engineering von Gebäudeautomationssystemen
ein Fachplaner für die GA das GA-System übergeordnet in direkter Absprache mit den
anderen Fachplanern und Gewerken entwerfen kann.
Weitere Verbesserungsansätze für das Bauwesen sind die Optimierung vom Gebäude-
Lebenszyklus [SEY11] und von den dazugehörigen Lebenszykluskosten [PEL06]. Dabei wird
vorrangig versucht, im Rahmen der phasenübergreifenden Betrachtung Schnittstellenfehler
auszubessern und Optimierungspotenziale zu finden. Auch die Betrachtung der
Qualitätssicherung über den gesamten Gebäudelebenszyklus ist ein Ansatz den Bauprozess
betreffend, der in [PAK+15] anschaulich erläutert wird. Aus diesen Forschungsarbeiten wird
ersichtlich, dass die durchgängige Betrachtung von Gebäuden als notwendig erachtet wird,
um mangelhafte Entwürfe und Bauausführungen zu verbessern.
Während die Prozesse beim Gebäudebau sehr langsamen Innovationszyklen unterliegen,
haben computergestützte Technologien den gleich schnellen Innovationszyklus wie die IT
selbst, vgl. [KRA13].
Als eine computergestützte Unterstützung des Bauprozesses gibt es seit 1995 die „Building
Information Modelling“ (BIM) -Methode. Unter BIM wird die Betrachtung eines Gebäudes im
gesamten Lebenszyklus vom ersten Entwurf über die Fertigung und den Bau bis hin zum
Betrieb und zur Instandsetzung verstanden. Ziel der BIM-Methode ist es, die aufwendigen
unterschiedlichen Planungstools einzelner Gewerke zu vereinheitlichen und eine zentrale
Datenaustauschdatei zur Verfügung zu stellen. In der Umsetzung vernetzt das BIM alle
relevanten Daten über ein Gebäude miteinander, um die Probleme der bisherigen
heterogenen Datenquellen zu lösen. Dies soll Fehler beim Austausch der Planungsstände
verhindern und einen kompletten Gebäudeentwurf ermöglichen. Diese Form der
Datenmodellierung wurde von der Industrieallianz für Interoperabilität e.V. (IAI) entwickelt und
wird heute unter der Organisation „BuildingSMART e.V.“ [BUI17@] weiterentwickelt.
Aufgrund von mangelnden Definitionen, intransparentem Datenmanagement und unklaren
Schnittstellen und Zuständigkeiten wird die Nutzung von BIM aktuell erschwert [JAN17]. Um
diese Erschwernisse zu lösen, sind und werden Informationen zu BIM, wie u.a. Begriffe und
Definitionen (Blatt 2), Modellinhalte, Datenaustausch (Blatt 4), Prozesse (Blatt 7) und
Datenmanagement (Blatt 5), im Entwurf der neuen [VDI-RICHTLINIE 2552 ENTWURF] aktuell
zusammengefasst.
Da die BIM-Methode noch nicht weit verbreitet und noch lange nicht als Standard in der
Baubranche anerkannt ist, gibt es verschiedene aktuelle Forschungsprojekte in diesem
Bereich. Ein bekanntes Forschungsprojekt ist „BIMiD – BIM-Referenzobjekt in Deutschland“,
das durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert wird. Ziel dieses
Projektes ist es, den Bekanntheitsgrad der BIM-Methode durch konkrete Bauprojekte zu
steigern und durch die gewonnenen Erfahrungswerte mit der Methode
Weiterbildungskonzepte zu generieren [BIM17@]. Die BIM-Methode ist auch in Bezug auf die
GA ein guter Ansatzpunkt, da die Durchgängigkeit in der Betrachtung nicht nur über die
Planungsphasen und Gewerke hinweg Anwendung findet, vgl. [DELI06], sondern auch über
die verschiedenen Lebenszyklusphasen bis in den Betrieb hinein. In [VER+16] wird dieses
Vorgehen für das Facility Management beschrieben und nachgewiesen, dass die Verwendung
der BIM-Methode auch im Betrieb zu einer Optimierung der Arbeitsabläufe führt, indem die
digitale Gesamtdokumentation konsequent genutzt wird. In [FEKA16] ist dazu auch ein
wissensbasierter Ansatz beschrieben, der die semantische Integration von Informationen aus
BIM-Modellen mit Informationen zu GA-Systemen in einem wissensbasierten
Gebäudemanagementsystem zusammenfasst. Ziel dieser vorgestellten Konzepte ist in erster
31
3.3 Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Gebäudeautomation
Linie das Gebäudemanagement im Betrieb und nicht das Engineering von GA-Systemen. Die
Ansätze verdeutlichen jedoch, dass die BIM-Methode auch in Bezug auf das Engineering von
GA berücksichtigt werden sollte.
3.3.5 Ableitungen aus den Forschungsansätzen zur GA
Die Forschungsansätze aus dem Bereich der Wirtschaftlichkeit deuten auf eine durch den
Einsatz von künstlicher Intelligenz wachsende Komplexität von GA-Systemen hin. Neue
Energiemanagement-Funktionen erweitern zusätzlich den Funktionsumfang. Die Aspekte
Qualität und Lebensdauer der Geräte und die Messung bzw. Optimierung des
Energieverbrauchs haben auch einen Einfluss auf das Engineering von GA-Systemen. Die
Gerätelebensdauer und der Innovationszyklus von neuen Geräten stellen weitere
Forderungen an ein Engineering von GA-Systemen nach Austauschbarkeit bzw.
Erweiterbarkeit von Geräten und Systemen.
Die Betrachtung der Energieeffizienz und des Energiemanagements fordert Methoden, die
eine zuverlässige Vorhersage über Energieverbräuche und Einsparpotenzial liefern können.
Sie werden durch die Entwicklung neuer Funktionen und Geräte auch den Funktionsumfang
erweitern.
Die Forschungsansätze aus dem Bereich Funktionalität zeigen den Trend zur Zunahme des
Funktionsumfanges auf, was bezogen auf das Engineering von GA-Systemen eine hohe
Relevanz hat. Das bedeutet, dass das Engineering so offen entwickelt werden muss, dass
neue Funktionen jederzeit hinzugefügt werden können. Der anzustrebende Zustand der
Interoperabilität erweitert den Funktionsumfang zusätzlich, was für das Engineering von GA-
Systemen bedeutet, dass eine herstellerunabhängige und lösungsneutrale Vorgehensweise
unerlässlich ist.
Die Qualitätssicherung braucht weiterhin Methoden, die eine Überprüfung des GA-Systems in
allen Phasen der Realisierung ermöglichen. Dazu gehört eine Überprüfungsmethode sowohl
vor wie nach der Installation des GA-Systems. Diese Überprüfungsmethoden müssen
unabhängig von proprietären Systemen und damit allgemein für GA-Systeme ausgelegt sein.
Für die Sicherheit von GA-Systemen wurden in den vorgestellten Ansätzen Methoden
aufgezeigt, die parallel zu einem Engineering der GA verwendet werden können, aber nicht
Bestandteil dieser Arbeit sind.
Der optimierte Bauprozess und die Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet deuten an, dass
sich der Bauprozess erst durch Erfahrungswerte und Weiterbildungen ändern wird. Für das
Engineering der GA sollte daher auf dem derzeit aktuellen und konventionellen Bauprozess
aufgebaut werden, um die Lücke bis zur Umsetzung der Optimierungen zu schließen.
Für die integrierte GA-Planung wird ein GA-Fachplaner bzw. Systemintegrator benötigt,
weshalb dieser Planungsprozess durch die übergreifende Planung weniger fehleranfällig ist,
als der gewerkegetrennte GA-Planungsprozess und bereits die Entwicklung zum optimierten
Bauprozess hin erkennbar ist.
Der gewerkegetrennte GA-Planungsprozess findet in der Praxis jedoch häufiger seine
Anwendung, da Bauherren und Architekten derzeit die GA noch nicht als eigenständiges und
notwendiges Gewerk betrachten und die Fachplaner meistens nur proprietäre Systeme
anbieten. Daher versuchen Bauherren und Architekten die Forderungen nach RA und in Teilen
nach GA aus Kostengründen in der gewerkegetrennten Planung zu erfüllen.
32
3 Anforderungen an das Engineering von Gebäudeautomationssystemen
Den angesprochenen Herausforderungen des gewerkegetrennten GA-Planungsprozesses
kann durch zwei Methoden begegnet werden. Zum einen kann der Prozess der
Anforderungserhebung, in dem Bauherr und Architekt ein Raumbuch als Lastenheft für das
Gebäude erstellen, in Hinblick auf die GA verbessert werden. Es sollte eine Möglichkeit geben,
wie im Rahmen dieser Anforderungserhebung alle Vorstellungen des Bauherren in Bezug auf
ein GA-System zusammengefasst werden können. Da gewisse Facharbeiten nur durch
spezialisiertes Personal auszuführen sind, kann die Systemintegration dabei nur in Teilen
gewerkeübergreifend betrachtet werden und es ist unerlässlich zu berücksichtigen, dass die
Detailausplanungen und Ausführungen weiterhin in den Gewerken getrennt stattfinden. Die
gute Anwendbarkeit der BIM-Methode sollte für eine durchgängige Methode zur Verbesserung
des Engineerings Berücksichtigung finden.
3.4 Abgeleitete Anforderungen an das Engineering von GA-Systemen
Die Planung und Auslegung eines GA-Systems brauchen einen Engineeringansatz, der das
GA-System als Ganzes betrachtet, um die genannten Fehlerquellen zu vermeiden und als Ziel
ein optimal funktionierendes, wirtschaftliches und qualitätsgesichertes GA-System hat. Das
bedeutet, dass die Planung nicht erst in den einzelnen Gewerken stattfindet und in einem
zweiten Schritt bei der Installation erst nach und nach zusammengeführt wird, sondern von
Anfang an in einer Gesamtbetrachtung des Systems erfolgen muss.
Die Marktanalyse hat das breite Spektrum an GA-Systemen aufgezeigt. Aufgrund dessen,
dass im Rahmen dieser Arbeit die RA im Fokus steht, wird die Systembetrachtung auf die
zentralen und dezentralen GA-Systeme eingegrenzt.
Die Forschungsansätze zur Interoperabilität, ihre Weiterentwicklung und die Verbreitung des
BACnet-Standards lassen die Annahme zu, dass GA-Systeme grundsätzlich interoperabel
sind. Damit geht die Forderung einher, dass ein Engineering lösungsneutral, also losgelöst
von konkreten Herstellern und Geräten, sein muss, um den größtmöglichen Funktionsumfang
in das Engineering zu integrieren.
Darüber hinaus muss ein Engineering der GA folgende Anforderungen unterstützten:
➢ Unterstützung der Anforderungserhebung
➢ Beachtung der Datenkonsistenz
➢ Systemüberprüfung in Planung/ Installation/ Betrieb
➢ Möglichkeit der Berechnung der Energieeffizienz (-Klasse)
➢ Möglichkeit der Bestandsdokumentation
➢ Unterstützung der gewerkegetrennten GA-Planung
Im Gegensatz zur Norm [DIN EN ISO 16484-1] fängt das Engineering von GA-Systemen im
gewerkegetrennten GA-Planungsprozess in der Planungsphase bei der
Anforderungserhebung zwischen Bauherr und Objektplaner und ohne Fachplaner der GA an.
Bauherr und Objektplaner müssen im Rahmen der Anforderungserhebung unterstützt werden,
33
3.4 Abgeleitete Anforderungen an das Engineering von GA-Systemen
um auf Grundlage der Infrastrukturdaten in Form von Gebäudeplänen zu bestimmen, wo die
Funktionen ausgeplant werden sollen.
Der Ansicht der [DIN EN ISO 16484-1] folgend ist ein einheitliches Kommunikations- und
Datenkonzept notwendig, um Informationsverlust in Form von Schnittstellenfehlern oder
Dateninkonsistenz zu vermeiden. Die Anforderungen beziehen sich auf verschiedene Phasen
des Gebäude-/ GA-System-Lebenszyklus. Das bedeutet, dass unterschiedliche Akteure zu
unterschiedlichen Zeitpunkten an der Realisierung des GA-Systems mitwirken, und fordert,
dass die Übergaben zwischen den einzelnen Phasen aufeinander abgestimmt sein müssen,
um dem einheitlichen Kommunikations- und Datenkonzept zu entsprechen. Somit braucht es
einen Lösungsansatz, der durchgängig von der Idee über die Planung, Installation und
Nutzung bis zum Ersatz des GA-Systems, über das gesamte Engineering von GA, funktioniert.
Weiter braucht das Engineering von GA-Systemen eine Überprüfungsmöglichkeit, um Fehler
schnellstmöglich in den einzelnen Phasen Planung, Installation und Betrieb aufzuzeigen.
Diese Überprüfungsmöglichkeit muss alle vorhandenen Informationen verwenden, sollte
Fehler im System, wie fehlende Verbindungen, aufzeigen und in ihrem Ergebnis eine Basis für
eine Auswahlentscheidung zwischen verschiedenen Systemvarianten bilden können.
Um der Forderung an ein wirtschaftliches GA-System zu genügen sind die Angaben der
Energieeffizienzklasse und das Energieeinsparpotenzial nach [DIN EN 15232] bereits im
Planungsprozess interessant, um bereits während dem Engineering Kosten-Nutzen-
Abschätzungen treffen zu können.
Die Forderungen nach einer Bestandsdokumentation werden nicht nur in der
[DIN EN ISO 16484-1], sondern auch in der [VDI-RICHTLINIE 3814-1] deutlich beschrieben.
Dazu gehören u.a. Funktionsbeschreibungen und Funktionslisten.
Die Forderung der Unterstützung der gewerkegetrennten GA-Planung setzt voraus, dass
vorhandene Engineeringansätze darauf hin überprüft werden müssen, ob die Ansätze auf
einem gewerkegetrennten oder integrierten GA-Planungsprozess aufbauen. Ein Anhalt zur
Überprüfung dieser Forderung ist die beschriebene Ausgangslage und die Zielgruppe der
vorhandenen Engineeringansätze. Die Anforderung an einen Engineeringprozess den
gewerkegetrennten GA-Planungsprozess zu unterstützen setzt ebenfalls voraus, dass kein
GA-Fachplaner oder Systemintgrator für die Planung notwendig ist.
Die aufgezeigten vielfältigen Herausforderungen in der Realisierung eines GA-Systems
müssen durch eine gewerkeübergreifende, integrale und durchgängige Betrachtung
angegangen werden. Im Folgenden werden bereits bestehende Engineering-Ansätze auf
diese Anforderungen hin überprüft und der weiter bestehende Handlungsbedarf abgeleitet.
34
4 Handlungsbedarf für das Engineering der Gebäudeautomation
4 Handlungsbedarf für das Engineering der Gebäudeautomation
In diesem Kapitel werden die relevanten Engineeringansätze der Gebäudeautomation anhand
der in Kapitel 3 vorgestellten Anforderungen an das Engineering bewertet und miteinander
verglichen. Daraus wird der Handlungsbedarf hinsichtlich eines integralen und durchgängigen
Engineerings der GA abgeleitet.
4.1 Vorstellung relevanter Forschungsansätze
Den wohl größten Fokus auf die Weiterentwicklung von Ansätzen zur Verbesserung des
Engineerings von GA legte die Technische Universität Dresden (TU Dresden) mit der
Professur für Technische Informationssysteme unter der Leitung von Herrn Prof. Dr.
Kabitzsch. Im Rahmen von vielen Forschungsprojekten zur Thematik wurden verschiedene
Aspekte bei der Planung von GA aufgegriffen, die im Folgenden vorgestellt werden. Ein
zusammenfassendes Ergebnis des Forschungsansatzes von Herrn Prof. Dr. Kabitzsch ist die
Software „AUTERAS“, die in Abschnitt 4.2 mit weiteren toolgestützten Lösungen verglichen
wird.
Darüber hinaus wird in Abschnitt 4.1.5 ein weiterer davon unabhängiger Ansatz zum
Engineering von GA-Systemen vorgestellt. Aufgrund der vielfältigen Verflechtungen der
vorgestellten Ansätze erfolgt die Bewertung und Einordnung der Ansätze in Abschnitt 4.1.6.
4.1.1 Das Projekt AUTEG
Von 2007 bis 2009 wurde das Projekt AUTEG (Automatisierter Entwurf für die
Gebäudeautomation) als Forschungskooperation zwischen u.a. der TU Dresden und der
Helmut-Schmidt-Universität Hamburg (HSU) durchgeführt. Weiterhin waren viele deutsche
Firmen aus der GA-Branche, wie beispielsweise ABB AG, Gesellschaft für Regelungstechnik
und Energieeinsparung mbH oder MSR Elektronik, als Kooperationspartner am Projekt
[DKR+07; WAG16C@] beteiligt.
Das Ziel des Projektes AUTEG war es, eine automatisierte Vorgehensweise für den Entwurf,
die Errichtung und die Inbetriebnahme von GA-Systemen zu entwickeln, um eine deutliche
Reduzierung der Engineering-Kosten bzw. der Gesamtkosten der Anlage bei optimaler
Funktionalität zu erreichen [DKR+07; DPK10]. Methodisch wird in der vorgeschlagenen
Reihenfolge in drei Phasen vorgegangen: Anforderungserhebung, plattformneutraler
Grobentwurf und plattformspezifischer Detailentwurf.
Die Anforderungserhebung beginnt mit Abschluss der Planungsarbeiten der anderen
Gewerke, vor allem vom Baukörper, dem Innenausbau und der HLK, da sie bei der Planung
der GA Berücksichtigung finden müssen. Dazu werden zunächst Schnittstellen zu den
Planungsergebnissen der Vorgänger-Gewerke, wie beispielsweise zu IFC-Dateien, aus denen
die Elemente des Gebäudes sowie Informationen über die Ausrichtung der Fenster und
Fassaden entnommen werden, erstellt und die Planungsergebnisse analysiert. Durch die
Analyse aufgedeckte Planungslücken werden durch eine dialogbasierte Ergänzung mit den
Planern ausgefüllt. Daraus werden insgesamt die Anforderungen an die Funktionen der GA
abgeleitet und in einem Requirements-Repository (Sammlung der Anforderungen) abgelegt.
Im plattformneutralen Grobentwurf, auch als „Abstract Design“ bezeichnet, werden aus den
Anforderungen Grobentwürfe. Diese bestehen aus Platzhaltern in Form von Funktionsblöcken,
35
4.1 Vorstellung relevanter Forschungsansätze
die durch Verbindung der Ein- und Ausgänge mit Signalflüssen ergänzt werden. Damit wird
die funktionale Abhängigkeit abgebildet. Im plattformspezifischen Detailentwurf, auch
„Detailed Design“ genannt, werden die Platzhalter dann durch verfügbare reale Komponenten
ersetzt. Dies geschieht durch einen evolutionären Algorithmus [ODK09].
Der Ansatz bezieht sich auf die Raumautomation und soll die RA-Funktionen von
verschiedenen Herstellern zu einem Entwurf mit hoher Qualität kombinieren. Die
Anforderungen werden dazu in einem ersten Schritt durch ein wissensbasiertes Tool durch
den Systemintegrator für die GA erhoben [RDF+09]. Die erarbeiteten Herausforderungen bei
der Anforderungserhebung werden als Ausgangssituation für den Ansatz beschrieben und
beinhalten das unterschiedliche Vokabular und Verständnis zwischen dem Systemintegrator
und dem Bauherrn, die Vielfältigkeit der Möglichkeiten, die das Projekt komplex gestalten, und
die bisher geringe Unterstützung durch Software.
Im Rahmen der Kooperation hat Runde einen Lösungsansatz mit wissensbasiertem
Engineering erarbeitet, den er in [RUN10] veröffentlichte. In diesem setzt er das
wissensbasierte Engineering für die Planung eines GA-Systems im Rahmen der
Anforderungserhebung um. Dieses System nutzt dazu eine anwendungsabhängige
Wissensbasis und eine anwendungsunabhängige Wissensverarbeitungskomponente.
Bezogen auf ein GA-System wurde in diesem Ansatz in der Wissensbasis das Wissen über
die Entscheidungen des Bauherrn abgebildet. Das Wissen wird dabei in Klassen-, Fakten- und
Regelwissen unterschieden.
Unter dem Klassenwissen werden die Funktionen eingeordnet. Diese werden mit ihren
Attributen (Parameter, Einbauart etc.) näher beschrieben und können durch Kausalitäten
zwischen den Funktionen weiter definiert werden.
Als Ableitung aus diesem Klassenwissen kann das Faktenwissen verstanden werden. Dieses
dient der Beschreibung projektspezifischer und konkreter Planungen.
Das Regelwissen wird auf das Faktenwissen angewendet und beschreibt einen Prozess, der
eine Wirkung oder Handlung zur Folge hat. Mittels dieser Wissensklassen kann in einer eigens
dafür erstellten Software, vgl. [RUFA11], mit der raumorientierten Planung begonnen werden.
Raum für Raum kann mit einem regelbasierten Vorschlagstool ausgeplant und abgespeichert
werden. Durch eine Vorlagenfunktionalität können Räume auch mehrfach verwendet werden.
Diese vorgestellte Methode des wissensbasierten Engineerings in der GA konnte an einem
Referenzprojekt verifiziert werden und trug dazu bei, dass Inkonsistenzen, Redundanzen und
Kommunikationsprobleme verringert werden konnten. In diesem Zuge floss auch der durch
Herrn Prof. Heidemann entwickelte integrale Planungsansatz in den Gesamtansatz ein, vgl.
[RHF+09; HESC12]. In seinem Ansatz ist der Integrationsplaner bzw. der Systemintegrator
Partner des Objektplaners und erhält die Rolle des „technischen Architekten“. In diesem
Konzept ist der Integrationsplaner nicht nur für die GA, sondern für die gesamte TGA
verantwortlich und kann so aus einer Hand die übergreifende Planung durchführen, vgl. auch
[RFH+10]. Die Software hat daher auch Fachplaner zur Zielgruppe und muss von diesen
bedient und die Wissensbasis entsprechend gepflegt werden.
Um im Rahmen des im Projektes AUTEG entwickelten Entwurfsprozesses von der
Anforderungserhebung zum plattformneutralen Grobentwurf zu kommen, ist es notwendig,
eine Ontologie zu entwickeln. Mit ihrer Hilfe werden die Anforderungen an die Funktionalitäten
hinterlegt, um im Rahmen der Planung den automatisierten Entwurf von GA-Systemen auf der
Ebene der RA zu unterstützen [RDF+09]. Durch die Verwendung von OWL (Web Ontology
36
4 Handlungsbedarf für das Engineering der Gebäudeautomation
Language) ist es möglich, das gesammelte Faktenwissen über mögliche Anforderungen,
kausale Abhängigkeiten u. a. mit den spezifischen Anforderungen an ein GA-System zu
verbinden, da diese Sprache maschineninterpretierbares Wissen bereitstellen kann. So kann
aus der Anforderungserhebung ein RA-Schema erstellt werden, das als abstrakter Entwurf zu
verstehen ist. Das RA-Schema besteht aus miteinander verbundenen Funktionsblöcken, die
auf Basis der Funktionsbeschreibungen der [VDI-RICHTLINIE 3813-2] zu einem funktionalen
Entwurf kombiniert werden.
In diesem Zusammenhang hat Dibowski zum Thema „Semantischer Gerätebeschreibungssatz
für einen automatisierten Entwurf von Raumautomationssystemen“ gearbeitet, [DIB13]. Er
verfolgt damit das Ziel, eine ontologiebasierte Gerätebeschreibung zu entwickeln, die formale,
vereinheitlichte und erweiterbare Spezifikationen von GA-Geräten und -Komponenten enthält.
Diese dient damit der Vergleichbarkeit, zur Überprüfung der Interoperabilität und der Auswahl
der Komponenten für einen GA-Systementwurf. Die Anforderungen an diese Methode sind
nachfolgend aufgeführt:
• Formales, erweiterbares, herstellerunabhängiges und maschinenlesbares Format für
Spezifikationen,
• Vergleichbare Spezifikationen der Hardware und Software von Geräten, inklusive ihrer
Funktionalität und Interoperabilitäts-Möglichkeiten,
• Vereinheitlichung der anforderungskonformen Geräte,
• Unterstützung der effizienten und konsistenten Datenbanktechnologien für große
Gerätedatenbanken.
In seiner Ontologie-Architektur beschreibt Dibowski dazu vier Level, um diese Anforderungen
zu erfüllen. In Level 1 wird domänenspezifisches Vokabular, wie Funktionen und
Funktionsblöcke, verwendet. In Level 2 kommen vordefinierte plattformspezifische Daten, wie
Standards und Hardwareinformationen der Hersteller, hinzu. Im dritten Level werden plattform-
und herstellerspezifische Typen, wie Parameter, und in Level 4 die plattform- und
herstellerspezifischen Gerätebeschreibungen ergänzt, vgl. auch [DIKA11].
Der Ansatz von [ODK09] nutzt diese Methodik und setzt bei einer fertigen
Anforderungserhebung durch einen Systemintegrator auf, der die RA durch die
Toolunterstützung bereits durch Funktionsblöcke zu einem RA-Schema kombiniert hat, und
beschreibt den evolutionären Algorithmus zum Überführen des abstrakten RA-Schemas in den
detaillierten Entwurf. Das soll geschehen, indem die Menge an Geräten verschiedener
Hersteller funktionalen Profilen zugeordnet wird. Diese können den einzelnen
Funktionsblöcken, die der [VDI-RICHTLINIE 3813-2] entnommen sind, zugewiesen werden.
Der Algorithmus sucht die beste Auslegung der herstellerspezifischen Geräte, indem er die
Menge an Lösungsmöglichkeiten nach voreingestellten Kriterien überprüft und dabei die nicht
passenden Lösungsmöglichkeiten aussortiert. Das bedeutet, dass bei jedem Durchgang, als
eine Generation bezeichnet, die Lösungsmöglichkeiten nach guten und schlechten aufgeteilt
werden und nur die guten in die nächste Generation überführt werden. Die Aussortierung
endet, wenn eines der Endkriterien – vorgegebene Sortierdauer, Anzahl an Durchgängen oder
zu geringe Auswahl an Lösungsmöglichkeiten – erreicht wurde.
In [DIB17B] beschreibt Dibowski auf der Basis des Ontologie-Modells auch einen Ansatz, der
zur automatischen Konfiguration von Fehlererkennungs- und Diagnoseverfahren dient. In
[DIB17A] entwickelt Dibowski seinen Ontologie-Ansatz weiter und stellt ein semantisches
Modell zur Evaluation von Interoperabilität von GA-Systemen vor. Dieses Modell „Semantic
37
4.1 Vorstellung relevanter Forschungsansätze
Interoperability Evaluation Model for Devices“ (SIEMoD) verwendet sechs Level der
Interoperabilität, die von Level 0, keine Interoperabilität, über technische, syntaktische,
semantische, konzeptionelle bis zur experimentellen Interoperabilität (Level 5) reichen. Durch
dieses Modell kann das Auswahlverfahren für Geräte beim Entwurf von GA-Systemen weiter
verbessert werden.
4.1.2 Das Projekt AUDRAGA
Das Projekt AUDRAGA (Automatische Installation drahtloser Systeme der
Gebäudeautomation) wurde von 2009 bis 2011 ebenfalls unter der Beteiligung der TU Dresden
als Nachfolgeprojekt von AUTEG durchgeführt. Sein Ziel ist die Erforschung von neuen
Methoden zur automatisierten Integration und Installation autonomer vernetzter
Sensorsysteme innerhalb großer GA-Systeme [ELE17@; WAG16A@].
Die Veröffentlichung [PDR+11] stellt die Toolkette des Projekts AUDRAGA vor, die einen
ganzheitlichen Ansatz zum Entwurf von drahtlosen GA-Systemen liefert. Ziel des Ansatzes ist
es, die Effektivität des Systems zu verbessern und die Kosten gering zu halten. Das Problem
der Interoperabilität zwischen Geräten verschiedener Hersteller soll ebenso adressiert werden
wie die spezifischen Belange von Signalübertragungen in kabellosen Systemen. Bestandteil
sollen weiterhin die Überprüfung und Sicherstellung der Qualität des Netzwerkes und die
Integration in den Entwurfsprozess zu einem ganzheitlichen Planungsansatz mit
entsprechender Toolunterstützung sein. Der ganzheitliche Ansatz und die Toolkette beginnen
in der Planung mit einem Systemintegrator für die GA, der in der Anforderungserhebung mit
dem Bauherrn und weiteren Fachplanern die Systemanforderungen feststellt. Diese werden,
wie bereits im AUTEG-Projekt vorgestellt, über einen plattformunabhängigen Grobentwurf zu
einem plattformspezifischen Detailentwurf ausgeplant. Bei der Geräte-Stationierung wird die
Toolkette um Signalübertragungs-Simulationen ergänzt, die dem Planer die optimalen
Standorte für Geräte bzw. die Forderung nach Signalverstärkern aufzeigen. Dies wird um die
Analyse der Übertragungsqualität ergänzt, die außerdem die Konnektivität und den
Energieverbrauch bestimmen und im besten Fall optimieren soll. Im letzten Schritt stehen die
Kommissionierung und die Diagnose des Systems im Betrieb.
In [OPK10] wird der Ansatz, das Optimierungsproblem bei der Suche nach geeigneten
Komponenten eines GA-Systems zu lösen, weiterentwickelt. Der Ansatz ist auch Bestandteil
des AUDRAGA-Projektes und basiert auf derselben Vorgehensweise wie im AUTEG-Projekt:
Anforderungserhebung, plattformunabhängiger Grobentwurf und plattformspezifischer
Grobentwurf. Untersucht wurde im Ansatz die Optimierung bei der Erstellung des
Detailentwurfes, in dem die neutralen Funktionsblöcke durch konkrete Komponenten ersetzt
werden. Diese Komponenten sind mit den verfügbaren funktionalen und nicht-funktionalen
Spezifikationen in einer Bibliothek (Component-Repository) zusammengefasst und lassen sich
den neutralen Funktionsblöcken zuordnen. Durch einen evolutionären Algorithmus soll dabei
eine optimale Kombination für ein vorgegebenes Funktionsblock-Schema gefunden werden.
Der Algorithmus hat die Ziele: die gestellten funktionalen und nicht-funktionalen
Anforderungen des vorgegebenen Schemas zu erfüllen, valide, angemessene und
verlässliche Lösungen zu finden, die optimal auch bezüglich der Feldbuskapazität sind. Valide
bedeutet in diesem Fall, dass alle Funktionsblöcke durch entsprechende konkrete
Komponenten ersetzt werden können. Die Übersetzung erfolgt durch die Verwendung von
funktionalen Profilen. Darüber hinaus müssen alle Eingänge auch verbunden sein.
Angemessen in diesem Sinne bedeutet, dass versucht wird, die Gerätekosten gering zu
38
4 Handlungsbedarf für das Engineering der Gebäudeautomation
halten, möglichst wenige Verbindungen zu schaffen (durch Nutzung von kombinierten
Geräten, die mehrere Funktionen bereitstellen) und möglichst wenige Hersteller
einzubeziehen, um den Konfigurationsaufwand zwischen Systemen verschiedener Hersteller
zu verringern.
4.1.3 Das Projekt SCUBA
Das SCUBA-Projekt (Self-organising, Cooperative, and robUst Building Automation) ist ein
internationales, durch die EU gefördertes Forschungsprojekt unter der Leitung des irischen
CORK Institute of Technology von 2011 bis 2014. Auch in diesem Projekt war u.a. die TU
Dresden beteiligt. Ziel des Projektes ist die Entwicklung von semantischen Modellen und
neuen Engineeringmethoden für robuste, selbstorganisierende und kooperierende Monitoring-
und Kontrollsysteme, um den Herausforderungen der Heterogenität und Interoperabilität zu
begegnen. Im Fokus stehen dabei verteilte und komplexe Systeme, die sich selbst
standardisieren, konfigurieren und von Fehlern befreien sollen, vgl. [EU 11@; WAG16B@]
In [GRL+13] wird die im SCUBA-Projekt entwickelte Werkzeugkette vorgestellt. Der Ansatz
beschreibt die Realisierung der GA in den Phasen Entwurf, Abnahme und Betrieb und
beinhaltet die Entwicklung einer Methode zur Ableitung von Systemspezifikationen mit
interoperablen Komponenten aus den Systemanforderungen. Hierzu werden eine Technik zur
optimalen Verteilung der Geräte für kabellose Systeme und die Selbstorganisation der Geräte
zur Erleichterung der Inbetriebnahme vorgestellt. Im SCUBA-Workflow werden in der
Entwurfsphase die Tools Systematic Engineering Tool, Wireless-Deployment-Tool und der
Coordination-Scheme-Editor genutzt. Im Betrieb werden dann eine Coordination Middleware
und ein Strategy Manager verwendet. Das Systematic-Engineering-Tool ermöglicht die
Spezifikation von Systemanforderungen für verschiedene Raumtypen und kreiert
verschiedene Entwürfe. Diese Entwürfe spezifizieren, welche Geräte in jedem Raum bzw.
jeder Gebäudezone installiert werden sollen. Auf der Grundlage dieser Informationen
unterstützt das Wireless-Deployment-Planning-Tool den Nutzer bei der Erstellung einer
robusten Kommunikation zwischen den Geräten und ergänzt die Systemspezifikationen um
die optimalen Einbaupositionen. Diese Information dient dann als Grundlage für den
Coordination-Scheme-Editor, der die Regeln für die Selbstorganisation (Parameter,
Kommunikationsaufbau), verwaltet und weitere Koordinations- oder
Kooperationsfunktionalitäten hinzufügt, wenn beispielsweise verschiedene
Herstellerkomponenten kommunizieren müssen. Die Coordination Middleware ist dann im
Betrieb dafür verantwortlich, dass die Selbstorganisation nicht nur in der ersten
Inbetriebnahme, sondern auch bei laufenden Veränderungen funktioniert. Im Strategy-
Manager ist für den Betrieb abschließend eine Überwachungsplattform bereitgestellt, die das
System in Echtzeit überwacht und zusätzliche Informationen, wie den Energieverbrauch,
sammelt.
In [PDR+13] wird die vorgestellte Werkzeugkette des SCUBA-Projektes detaillierter
beschrieben. Der Ansatz kombiniert den automatischen Entwurfsansatz der vorangegangenen
Projekte mit Methoden der Signalausbreitung und Bewertung der Leistung in den Entwürfen.
Der Ausgangspunkt und die Phasen der Realisierung sind mit denen aus [PDR+11] identisch.
Der erste Schritt ist die Analyse der funktionalen und nicht-funktionalen Anforderungen an das
GA-System. In der Anforderungsanalyse wird der Planer durch ein Tool unterstützt, das eine
detaillierte Ausarbeitung der Entwurfsplanung ermöglicht. Die Anforderungen sind
technologie- und herstellerunabhängig und basieren auf den Funktionen der Raumautomation.
39
4.1 Vorstellung relevanter Forschungsansätze
Durch die Verwendung von Templates können Vorlagen schnell und effizient zu einem
Gesamtentwurf kombiniert werden. Regelbasiert wird der Planer durch die automatische
Empfehlung oder Ausblendung von Funktionen durch den Entwurf geführt. Gleichzeitig ist
jeder ausgewählten Funktion auch eine Energieeffizienzklasse zugewiesen, die dem Planer
angezeigt wird. Die ausgewählten Funktionen werden durch einen generativen Ansatz
automatisch in ein Automationsschema gemäß [VDI-RICHTLINIE 3813-2] überführt. Ziel der
Anforderungsanalyse ist eine fast vollständige Ausschreibung. Auf dieser Basis wird aus den
eingehenden Angeboten eine Firma entsprechend ausgesucht. Durch den bereits in [DPK10]
vorgestellten evolutionären Optimierungsansatz können die Geräte und Komponenten
ausgewählt und zu einem detaillierten, plattformspezifischen Entwurf zusammengestellt
werden. Ergänzt wird die Auswahl der Komponenten um die Montageplanung. Aufgrund der
drahtlosen Verbindung kommt der Montage eine besondere Bedeutung zu. Durch die
Verwendung von Simulatoren, die die Signalausbreitung analysieren können, und auf der
Basis der Gebäudeinformationen (Wände, Decken etc.) von IFC-Dateien wird ein weiteres
Optimierungsproblem aufgestellt. Durch die Verwendung von Zonen der Geräte, wie in
[OEKA13] beschrieben, werden Geräte so platziert, dass die bestmögliche Konnektivität
erreicht wird. Auch hier wird ein evolutionärer Algorithmus verwendet. Zur Sicherstellung der
Qualität des Netzwerkes wird die Toolkette um eine Qualitätsbewertung ergänzt, die die
Leistungsfähigkeit des Netzwerkes auf der Grundlage der Informationen aus der
Signalausbreitungsanalyse misst. Zur Inbetriebnahme unterstützt der Ansatz die Anbindung
an Datenbanken, um den Entwurf zu kommissionieren. Weiter können die vorliegenden
Informationen auch zur Diagnose des gesamten Systems im Betrieb verwendet werden
[PDR+13].
Der in [OEKA13] beschriebene Ansatz hat als Ziel die optimale Verteilung von kabellosen GA-
Geräten in einem Netzwerk. Dazu werden den einzelnen Geräten in einem Zone-Assignment-
Tool Einbauzonen zugewiesen. Diese Zonen können unterschiedliche Ausmaße haben. Eine
Punktzone ist eine bereits fest definierte Position, wie beispielsweise ein Heizungsventil. Eine
Zone in Form einer Linie kann beispielsweise einer Leiste Schalter oder Panels in einem
begrenzten Raum, beispielsweise neben der Tür in Armhöhe, zuweisen. Für die Montierung
von Lampen oder Präsenzmeldern an Decken wird eine rechteckige Zone verwendet. Den
größten Spielraum haben Geräte, die einer Zonenbox zugewiesen werden, wie beispielsweise
Repeater oder Gateways in einem Flur. Durch Verwendung des Zone-Assignment-Tools
können die Geräte den Zonen zugewiesen und mit dem Bauobjekt, in Form von BIM-Dateien,
kombiniert werden. Die Informationen über Wände, Decken und die eingeteilten Gerätezonen
werden dann in einem Simulator zur Simulation der Signalübertragungen getestet. Da es
bereits einige Simulatoren dafür gibt, werden eine generische Oberfläche und
Konvertierungsmöglichkeiten entwickelt, die den Einsatz mehrerer Simulatoren erlauben. Die
Optimierung erfolgt anhand der bereits in [OPK10] vorgestellten Methode. Hinzu kommt die
Konnektivität als weiterer Optimierungsfaktor speziell für kabellose GA-Systeme. Dazu werden
die Signalstärken in drei Entfernungszonen eingeteilt: gut, schlecht und keine Konnektivität.
Die minimale Konnektivität stellt eine Konnektivitätsbeziehung zwischen zwei Komponenten
her, die dann als Kommunikationspaar bezeichnet werden. Kommunikationspaare mit
gemeinsamen Komponenten werden als Kommunikationsgruppe gebündelt. So können
einzelne Kommunikationsgruppen unabhängig voneinander in ihren jeweiligen Gerätezonen
optimiert werden [OEKA13].
40
4 Handlungsbedarf für das Engineering der Gebäudeautomation
4.1.4 Das Projekt TOPAs
TOPAs (Tools for cOntinuous building Performance Auditing) begann 2015 als
Nachfolgeprojekt von SCUBA und läuft noch bis Oktober 2018. Es ist ebenfalls von der EU
gefördert und wird durch MOTOROLA SOLUTIONS ISRAEL LTD international, auch unter
Beteiligung der TU Dresden, koordiniert [EU 15@; KAN15@]. Ziel des Projektes ist die
Leistungsüberprüfung von Gebäuden in Bezug auf ihre Energieeinsparungen. Es soll im
Prinzip eine kontinuierliche Leistungsüberwachung für den Energieverbrauch und die Nutzung
von Energie in Gebäuden entwickelt werden, die toolgestützt durch ganzheitliche Ansätze die
Lücke zwischen vorhergesagtem und aktuellem Energieverbrauch schließt [WAG16D@].
In diesem Zusammenhang wird in [LAT+17] eine Analyse der Planungsfehler in der Praxis
beschrieben und es werden die fehlende Datenkonsistenz, fehlende oder schlecht definierte
System- und Prozessdokumentationen und fehlender Informationsaustausch zwischen
Beteiligten der Planung von GA als Hauptansatzpunkte herausgestellt. Um diesen Problemen
in der Planung zu begegnen, wird in diesem Ansatz eine generische Plattformlösung
vorgestellt, die eine zentrale Datenspeicherung besitzt. Diese integriert Informationen über die
Systemanforderungen, Informationen aus anderen Planungstools, Herstellerinformationen
über Geräte, BIM-Informationen über das Gebäude und Informationen aus Tools des Facility-
Managements für den Betrieb von Gebäuden. In dem vorgestellten Ansatz können diese
Informationen auf einer Plattform gesammelt, gespeichert und ausgetauscht werden.
Ein Teil des Projektes TOPAs wird in [KML+17] vorgestellt: eine toolgestützte Unterstützung
der integralen Herangehensweise in der Planung von GA-Systemen mit der Folge einer
Verbesserung des Tools AUTERAS. Deren Ziele waren: einfachere Handhabung durch
wissensbasierte Algorithmen im Hintergrund, sichtbare Kopplung aller Funktionen,
vorausschauende Aussage über künftige Planungsergebnisse, funktionale Planung
unabhängig von Plattform und Hersteller und schnelle Entwurfserstellung in wenigen Minuten.
4.1.5 Ansatz einer GA-Toolkette
Neben den charakterisierten Ansätzen um die vier großen Projekte gibt es einen weiteren
Ansatz, der in [YZM+12] vorgestellt wird. Sein Ziel ist es, die Lücke zwischen Design-Tools,
wie Simulink oder Modelica, und plattformspezifischen Systemtools zu schließen. Der Fokus
dieses Ansatzes liegt darin, die heterogenen Datenquellen als Ein- und Ausgang zu nutzen
und einen automatisierten Übergang zwischen der Toolkette ohne Informationsverlust zu
gewährleisten. Der Entwurfs-Workflow wird in ein Front-End und ein Back-End geteilt. Das
Front-End wird genutzt, um das GA-System inklusive der Kontrollalgorithmen und des
Umgebungsverhaltens in Tools, wie Simulink oder Modelica, zu modellieren. Das Back-End
beinhaltet ein Toolset, das mit den Regelfunktionen und einer Auswahl an vorhandenen
Ressourcen automatisch die optimale Implementation herausfiltert. Zum Austausch zwischen
Front- und Back-End wurde ein Austauschformat entwickelt. Das Modell wird im Front-End
eingelesen, ins Austauschformat transformiert und dort durch das Back-End in die
entsprechende Plattformsprache übertragen. Dabei stehen die Regelfunktionen im
Vordergrund.
4.1.6 Bewertung der vorgestellten Ansätze
Im Rahmen des Forschungsprojektes AUTEG wurden sehr viele Aspekte der Planung und
Realisierung von GA-Systemen betrachtet und entwickelt und daher haben die
41
4.2 Toolgestützte Lösungsansätze
Forschungsergebnisse dieses Projektes eine hohe Relevanz bezüglich dieser Arbeit. Die
dargestellten Ansätze erfüllen ein breites Spektrum der aufgeführten Anforderungen und
können durch den erfolgreichen Einsatz, wie in einem Referenzprojekt bei Runde oder der
verfügbaren Software „AUTERAS“ von Herrn Prof. Dr. Kabitzsch und seinem Institut der TU
Dresden, auch untermauert werden. Den Ansätzen ist die Anforderungserhebung gemein, die
in der Hauptsache in die Forschungsarbeiten von Runde fällt. Durch die konsequente Nutzung
innerhalb eines Tools ist auch die Datenkonsistenz durchgängig gegeben, weiterhin sind
Möglichkeiten zur Überprüfung der Wissensbasis auf Inkonsistenzen und Redundanzen
beschrieben. Die Ansätze decken den Planungsprozess, angefangen beim Systemintegrator
bzw. Fachplaner der GA über das Ausschreibungsverfahren bis hin zur Auswahl der
Komponenten verschiedener Hersteller unter Berücksichtigung der Interoperabilität, ab. Die
Ansätze sind dem integrierten GA-Planungsprozess zuzuordnen, da sie einen Fachplaner für
die GA und einen Systemintegrator zur Pflege und Wartung der aufwendigen Wissensbasis
benötigen, vgl. [DKR+07]. Die Energieeffizienz ist nur durch die Angabe der
Energieeffizienzklassen bei den einzelnen Funktionen der RA am Rande thematisiert, Die
Bestandsdokumentation entspricht im Wesentlichen den Vorgaben aus der Norm
[DIN EN ISO 16484-1].
Die Projekte AUDRAGA, SCUBA und TOPAs bauen grundsätzlich auf dem gleichen Verfahren
wie das AUTEG-Projekt auf und verbessern den Ansatz gerade aus Sicht der
Selektierungsalgorithmen und aufgrund der Erweiterung der Toolketten um die Bedarfe der
drahtlosen Komponenten. Ganz deutlich wird dabei auch der Fokus der eigenständigen bzw.
vereinfachten Parametrierung des Systems. Im Rahmen dieser Projekte hat sich die
Ausgangslage, dass der integrierte GA-Planungsprozess inklusive der Notwendigkeit von
Systemintegratoren und GA-Fachplanern als Grundlage genommen wird, nicht verändert.
Auch die Erkenntnisse dieser Projekte sind in die Software „AUTERAS“ integriert worden, die
im folgenden Kapitel mit weiteren toolgestützten Lösungsansätzen verglichen wird.
Der von den Projekten unabhängige Ansatz in [YZM+12] verbindet verschiedene
Planungstools und legt den Fokus auf die richtige Überführung der Regelfunktionen vom
Planungstool zu einem Auswahltool für die Komponenten. Eine Abgrenzung zu den Arbeiten
aus dem AUTEG-Projekt besteht leider nicht. Der Ansatz geht ebenfalls vom integrierten GA-
Planungsprozess aus, da die Entwurfstools Fachplaner als Zielgruppe haben. Bezüglich der
Datenkonsistenz werden die wesentlichen Informationen aus den Entwurfstools übernommen
und weiterverwendet. Die Energieeffizienz und auch die Bestandsdokumentation sind keine
Bestandteile dieses Ansatzes und es wird lediglich die Phase der Planung berücksichtigt.
Im Folgenden wird die Software „AUTERAS“, als gemeinsame Forschungsleistung der
aufgezeigten Projekte, mit weiteren toolgestützten Lösungsansätzen in Hinblick auf den
Anforderungskatalog verglichen.
4.2 Toolgestützte Lösungsansätze
Die aufgezeigten vielfältigen Anforderungen an die Planung, Auslegung und den Betrieb von
GA-Systemen bieten ein großes Feld für vor allem softwareseitige Unterstützung. Im
Folgenden werden die bisherigen Hauptlösungssysteme vorgestellt und in Tabelle 3
miteinander verglichen.
a) AUTERAS
42
4 Handlungsbedarf für das Engineering der Gebäudeautomation
Die Software AUTERAS ist das Ergebnis der Forschungsarbeit von Herrn Prof. Kabitzsch und
seinem Forschungsteam, vgl. [KAB14]. Mit diesem Tool ist es möglich, RA-Funktionen
regelbasiert zusammenzustellen und Räumen im Gebäude zuzuweisen. Hersteller haben die
Möglichkeit, ihre Geräte in einer Herstellerdatenbank zu hinterlegen, damit Kunden mit der
Software auf diese Daten zugreifen können und die Software Vorschläge zu Geräten
unterbreiten kann. Zudem kann diese Software die Energieeffizienzklasse der einzelnen
Funktionen bzw. des GA-Systems ermitteln [KAB16@; KAB17@], eine Berechnung des
Einsparpotenzials ist jedoch nicht möglich. Aufgrund der konsequenten Nutzung der
verschiedenen Optionen innerhalb des Tools ist die Datenkonsistenz gewährleistet. Inwiefern
eine Inbetriebnahme und Parametrierung auf der Grundlage der vorhandenen Informationen
möglich sind, bleibt offen. Die Software ist grundsätzlich für LON- und ENOcean Systeme
ausgelegt und die Hauptnutzergruppe sind Fachplaner, Systemintegratoren und
Gerätehersteller. Damit gehen die Software wie auch die Forschungskonzepte von einem
bereits etablierten Fachplaner der GA aus. Die Software basiert somit auch auf dem
integrierten GA-Planungsprozess. Eine Überprüfungsmethode innerhalb der Software ist nicht
gegeben. Im Rahmen der Anforderungserhebung ist diese Software für die Übersetzung der
Wünsche und Anforderungen eines Bauherrn an den Architekten im Rahmen der
Anforderungserhebung eher ungeeignet, da sie die Fachkompetenz eines GA-Fachplaners
erfordert.
b) KNX ETS
Das KNX ETS Tool ist ein systembegleitendes Installationswerkzeug, vgl. [KNX16C@;
KNX16D@]. ETS steht für Engineering Tool Software und dient der Planung und Konfiguration
intelligenter Haus- und Gebäudesystemtechnik mit dem KNX-System. Der Nutzer kann ein
Gebäude bis auf Raumebene zusammenstellen und Geräte aus dem Herstellerkatalog
einfügen. In diesem Katalog können Hersteller ihre Geräte auflisten und mit wichtigen
Installationsparametern hinterlegen. Der Nutzer kann dann die gewählten Geräte miteinander
verbinden und – sofern es sich um ein KNX-System handelt – dieses dann zur Parametrierung
des realen GA-Systems nutzen. Solange die Planung innerhalb des KNX-Systems bleibt, ist
dieses Planungstool gut geeignet, ein Gebäude mit einem GA-System auszulegen. Auch die
Datenkonsistenz ist grundsätzlich garantiert, da zur Planung fast keine weiteren Tools
notwendig sind. Die Herstellerneutralität ist nur bedingt gegeben, da der Funktionsumfang nur
für Geräte des KNX-Systems vollständig gewährleistet ist, vgl. [KNX17@]. Die Interoperabilität
der einzelnen Funktionen und Geräte ist über das KNX-System festgelegt. Bezüglich der
Energieeffizienz kann weder eine Einsparung berechnet noch die Energieeffizienzklasse
angegeben werden. Auch dieses Tool geht von einem integrierten GA-Planungsprozess aus
und bedarf der Unterstützung von Fachplanern.
c) TRIC
TRIC MSR Software ist ein Softwarewerkzeug zur Planung, Ausführung und Dokumentation
von Mess-, Steuer- und Regelungstechnik (MSR) [MER16@]. Es dient zur Erzeugung von
Automationsschemata und Funktionslisten nach [VDI-RICHTLINIE 3814-1] bzw.
[DIN EN ISO 16484-1]. Die Zielgruppe dieser Software sind Fachplaner, die mit dieser
Software Unterstützung bei der Schaltplan- oder Automationsschema-Erstellung erhalten. Für
die Nutzung ist eine entsprechende Fachausbildung notwendig. Bezüglich der
43
4.2 Toolgestützte Lösungsansätze
Bestandsdokumentation ist dieses Tool geeignet, die entsprechenden Funktionsschemata und
Funktionslisten zu generieren. Eine Angabe der Energieeffizienzklasse oder eine Berechnung
der Energieeinsparungen durch die geplante GA ist nicht möglich. Die TRIC MSR Software ist
ein reines Fachanwendungsprogramm und kann nur für die Planung eines GA-Systems
verwendet werden. Diese Software unterstützt GA-Fachplaner im integrierten GA-
Planungsprozess.
d) BACS Planning and Design Tool
Das von der polnischen AGH University entwickelte Werkzeug „BACS Planning and Design
Tool“ dient in erster Linie dazu, die Energieeffizienz eines Gebäudes durch Hinzufügen
diverser GA-Funktionen bereits in der Planungsphase zu bestimmen, vgl. [GROŻ16]. Weiterhin
soll das "Functional-Utility-Program" mit den GA-Funktionen befüllt werden und damit Zeit und
Kosten bei der Planung einsparen, indem nur die minimal benötigten Anforderungen zum
Erreichen der gewollten Energieeffizienzklasse gefunden werden können.
Die Anforderungserhebung ist auf Gebäudebesitzer, Architekten, Ingenieure, Designer und die
Öffentliche Verwaltung zugeschnitten und soll von diesen bedient werden. Dazu ist das
Werkzeug mit HTML 5 und PHP Standard programmiert worden und soll den Bediener mit
einem "Projekt Wizard" durch die Planung führen. Anhand der ausgewählten Funktionen soll
dann eine Berechnung der Energieeffizienzklasse automatisch erfolgen. In einer durch
"andere Softwarewerkzeuge" durchgeführten Simulation der Energieeffizienz wird dem
Bediener ggf. ein verbesserter Vorschlag für andere GA-Funktionen unterbreitet. Der "Projekt-
Wizard" ist eine regelbasierte Abfrage von Funktionen und deren Parametern.
Aufgabe des vorgestellten Werkzeugs ist die Bestimmung der Energieeffizienz eines
Gebäudes. Das Werkzeug verwendet die Zuordnung von Funktionslisten und
Energieeffizienzklassen, um eine Energieeffizienzklasse des Gebäudes zu generieren, und
soll ebenfalls das Einsparpotenzial der GA bezogen auf die Nutzung des Gebäudes ohne GA
gemäß GA-Faktorverfahren berechnen. Das GA-Faktorverfahren gemäß der [DIN EN 15232]
geht davon aus, dass der Typ eines Gebäudes grundsätzlich klar ist und auch der
Energieverbrauch des Gebäudes berechnet werden kann. Das GA-Faktorverfahren berechnet
dann eine Bezugsgröße, die das relative Einsparpotenzial bestimmt. Dazu ist jedoch die
Bestimmung des Gebäudetyps eine notwendige Grundlage, da das Nutzerverhalten gemäß
dieser Methode nur verallgemeinert auf Erfahrungswerten beruht und nicht manuell
simulierbar ist.
Das Werkzeug ist auf die Ermittlung der Energieeffizienzklasse eines Gebäudes ausgelegt
und daher nicht zur Planung von GA-Systemen geeignet. Weiter sind keine
Dokumentationsmöglichkeiten sowie die Möglichkeiten der Überprüfung des Gesamtsystems
hinterlegt.
Anforderungen AUTERAS KNX
ETS TRIC BACS
Anforderungserhebung
unterstützen X X - -
Bestands-Dokumentation
erzeugen X X X -
44
4 Handlungsbedarf für das Engineering der Gebäudeautomation
Datenkonsistenz
sicherstellen X X - -
Überprüfung der Qualität in
Planung/Installation/Betrieb - / - / - - / X / X - / - / - - / - / -
Angabe der
Energieeffizienz-Klasse/-
Berechnung
X / - - / - - / - X / X
Unterstützter GA-
Planungsprozess
Integrierter GA-Planungsprozess
mit GA-Fachplaner Gewerkegetrennter
GA-Planungsprozess
X = Anforderung erfüllt
- = Anforderung nicht erfüllt
Tabelle 3: Übersicht der bestehenden Engineeringansätze
Im nächsten Abschnitt wird der bestehende Handlungsbedarf an einen Engineeringansatz, der
durchgängig und integral den konventionellen Bauprozess mit dem gewerkegetrennten GA-
Planungsprozess unterstützt, abgeleitet und ein Lösungsansatz, der diesem Handlungsbedarf
begegnet, vorgestellt.
4.3 Handlungsbedarf hinsichtlich eines durchgängigen Engineeringansatzes
Wie anhand der Tabelle 3 zu erkennen ist, ist eine vollständige Erfüllung der Anforderungen
an einen Lösungsansatz für das Engineering eines GA-Systems durch die aufgeführten
Lösungsansätze nicht gewährleistet. Die hauptsächliche Lücke (Tabelle 3, grau hinterlegt) in
den bestehenden Lösungsansätzen besteht darin, dass bei fast allen Ansätzen nur der
integrierte GA-Planungsprozess, und damit einhergehend die Notwendigkeit eines GA-
Fachplaners, und nicht der gewerkegetrennte GA-Planungsprozess, Berücksichtigung findet.
Die Fachplaner der GA konnten sich nach [BEKN16] bisher in der Praxis noch nicht als
eigenständiges Gewerk etablieren und somit findet die softwareseitige Unterstützung eines
Fachplaners für GA und dem damit verbundenen integrierten GA-Planungsprozess wenig
Anwender. Es besteht daher Handlungsbedarf in der Phase der Planung beim
gewerkegetrennten GA-Planungsprozess und in dem Schritt der Anforderungserhebung beim
Bauherrn, wenn also die Wünsche des Bauherrn in die Planung konkreter Geräte und Anlagen
übersetzt werden müssen. Daher sind die vorgestellten Ansätze zwar für die Seite der
Fachplaner und den integrierten GA-Planungsprozess sehr gut ausgearbeitet, doch
überfordert die umfangreiche Wissensbasis den Bauherrn und Architekten im
gewerkegetrennten GA-Planungsprozess, die keine eigene Fachkompetenz auf diesem
Gebiet haben. Auch berücksichtigen die angesprochenen Ansätze nicht, dass die Ausführung
und Installation gewerkegetrennt erfolgt. Weiterhin fehlt häufig eine Überprüfungsmöglichkeit,
um Fehler im System, wie beispielsweise Redundanzen oder fehlende Verbindungen, zu
erkennen. Auch die Möglichkeit, verschiedene Varianten von GA-System-Auslegungen
einzeln zu betrachten und zu analysieren, fehlt. Auf den Forschungsarbeiten von Runde auf
dem Gebiet der Anforderungserhebung kann grundsätzlich weiter aufgebaut werden.
45
4.3 Handlungsbedarf hinsichtlich eines durchgängigen Engineeringansatzes
Das „BACS Planning and Design Tool“ aus [GROŻ16] kann zwar den gewerkegetrennten GA-
Planungsprozess unterstützen, stellt aber kein durchgängiges Planungswerkzeug für GA-
Systeme zur Verfügung. Der Ansatz bietet jedoch bereits eine gute Lösungsmöglichkeit zur
Energieeffizienzberechnung, welcher für weitere Lösungsmöglichkeiten verwendet werden
kann. Daher ist der Punkt der Energieeffizienz hinsichtlich des Anforderungskataloges erfüllt
und wird im Rahmen dieser Arbeit nicht weiter betrachtet.
Um den weiteren Anforderungskatalog zu erfüllen, ist grundsätzlich zu fordern, dass das
Engineering über alle Phasen des Lebenszyklus durchgängig ist, ähnlich wie es in [JCS+13]
für automatisierte industrielle Anlagen beschrieben wird.
Die große Herausforderung bei GA-Systemen liegt in den komplexen Zusammenhängen
zwischen Funktionen und ihrer Funktionslogik, die auf eine Infrastruktur, bestehend aus
unterschiedlichsten Gebäudearten und -formen, unter Berücksichtigung des physikalischen
Verbindungsaufbaus ausgelegt werden müssen. Die Abbildung dieser komplexen
Zusammenhänge in einem sehr hohen Detaillierungsgrad ist grundsätzlich in einem
gemeinsamen Modell möglich, ähnlich wie [ERZ14] dies in der modellbasierten
Produktentwicklung aufzeigt. Die Produktentwicklung ist ebenfalls von verschiedenen
Disziplinen (Mechanik, Elektronik, Software etc.), föderierten und dislozierten Unternehmen
einer Lieferkette und einer integralen Betrachtung des Produktlebenszyklus geprägt. Die
Ausgangslage ist vergleichbar, da die Kundenanforderungen die Produktkomplexität durch
zunehmende Diversifikation und Variation steigen lassen.
Auf die Frage, was ein Modell ist, hat der deutsche Philosoph Herbert Stachowiak in [STA73]
1973 eine bis heute grundlegende Modelltheorie entwickelt. Auf eine exakte
Begriffsbestimmung verzichtet er dabei, da der Begriff „Modell“ sehr stark abstraktionsfähig ist
und eine Begriffserklärung derart allgemein sein müsste, dass der „zu gewinnende
allgemeinste Modellbegriff […] der inhaltsärmste sein“ würde [STA73, S. 130]. Daher definiert
Stachowiak stattdessen die Merkmale eines Modells und fasst diese unter drei
Hauptmerkmalen zusammen: das Abbildungsmerkmal, das Verkürzungsmerkmal und das
pragmatische Merkmal:
• Das Abbildungsmerkmal schreibt einem Modell die Eigenschaft zu, dass es stets
Modell von etwas (Abbildungen, Repräsentationen natürlicher oder künstlicher
Originale etc.) ist.
• Das Verkürzungsmerkmal enthält das Theorem, dass ein Modell nicht alle
Eigenschaften und Attribute eines Originals enthält, sondern lediglich diejenigen, die
dem Nutzen des Modells dienen.
• Das pragmatische Merkmal ordnet Modellen nicht per se ihren Originalen zu, sondern
erklärt, dass Modelle ihre Ersetzungsfunktion für bestimmte Subjekte, innerhalb einer
bestimmten Zeit und unter Einschränkung bezogen auf die Nutzung des Modells
erfüllen. Dieses Merkmal berücksichtigt also die Frage, für wen, wann und wozu ein
Modell bezüglich seiner spezifischen Funktionen gedacht ist.
In den deutschen Richtlinien ist diese Modelltheorie zu einer allgemeinen Definition
zusammengefasst: Ein Modell ist die „Abbildung eines Systems oder Prozesses in ein anderes
begriffliches oder gegenständliches System, das auf Grund der Anwendung bekannter
Gesetzmäßigkeiten, einer Identifikation oder auch getroffener Annahmen gewonnen wird und
das System oder den Prozess bezüglich ausgewählter Fragestellungen hinreichend genau
abbildet“ [VDI/VDE-RICHTLINIE 3681, S. 4].
46
4 Handlungsbedarf für das Engineering der Gebäudeautomation
Modellbasiertes Engineering ist aufgrund dieser Merkmale auch kein neuer Begriff, sondern
wurde vornehmlich im Softwareengineering entwickelt [POH12] und hat auch in der
produzierenden Industrie Einzug gehalten, vgl. [SAB17]. Die Vorteile des modellbasierten
Engineerings sind die Abbildungs- und Vereinfachungsfunktionalitäten, die auch sehr
komplexe Zusammenhänge in einem Modell darstellen können. Das Modell kann auf das
Wesentliche in Bezug auf eine Fragestellung reduziert werden, wodurch gleichzeitig der
Aufwand der Modellerstellung reduziert wird. Im Engineering werden daher sehr häufig
Modelle verwendet, um Fragestellungen genauer zu beleuchten. Christiansen und Hoernicke
haben sich daher intensiver mit Modellen im Rahmen der Automatisierung beschäftigt und
festgestellt, dass die Erstellung von mehreren Modellen zu einer Anlage das Potenzial für
Synergieeffekte hat, indem anstelle der Erarbeitung von mehreren Teilmodellen ein
übergeordnetes Gesamtmodell erstellt wird. Dieser Ansatz wird als das Top-Level-Topologie
(TLT)-Modell in [CHF14A] beschrieben und lässt sich ebenso wie das modellbasierte
Engineering auf das Engineering von GA-Systemen übertragen.
Im Sinne der vorliegender Arbeit wird der Begriff „modellbasiert“ und „Modell“ als Abbild eines
realen (noch zu planenden) GA-Systems verstanden. Es enthält die Eigenschaften eines GA-
Systems und seiner Funktionen, die notwendig sind, um damit den Anforderungen an den
Engineering-Prozess gerecht zu werden, und kann durch eine gemeinsame Datenbasis über
mehrere Phasen hinweg verwendet werden. Ein modellbasierter Lösungsansatz gewährleistet
die Handhabung der Komplexität und kann auch entsprechend heterogene Datenquellen (wie
beispielsweise Infrastrukturdaten) berücksichtigen. Weiterhin können durch die durchgängige
Verwendung eines Modells Datenkonsistenz und Datenvollständigkeit sichergestellt werden,
da alle Informationen in einem Modell abgebildet werden können. Das Modell kann nach der
Erstellung als Grundlage für die Überprüfung und auch die Dokumentation dienen. Vorgabe
an das Modell muss dafür sein, dass die Informationen in diesem Modell vollständig hinterlegt
werden und bei Verwendung des Modells keine Informationen verloren gehen können. Als
Grundlage für den Aufbau des Modells müssen die Anforderungserhebung zwischen Bauherrn
und Objektplaner und die Gebäudedaten dienen, da sie die Basis der weiteren Planung und
späteren Realisierung sind.
47
4.4 Vorstellung des durchgängigen, modellbasierten Engineeringansatzes
4.4 Vorstellung des durchgängigen, modellbasierten Engineeringansatzes
Um ein optimal wirtschaftliches, funktionales und qualitätsgesichertes GA-System zu erstellen,
müssen die Wünsche des Bauherrn an das GA-System mit den komplexen und vielfältigen
Funktionen verknüpft und unter Berücksichtung des gewerkegetrennten GA-
Planungsprozesses auf das auszustattende Gebäude ausgelegt werden.
Der Engineeringansatz ist in einem Workflow in Abbildung 12 dargestellt.
Abbildung 12: Der Engineeringansatz für die GA
Die anfänglichen Informationen zu Beginn des GA-Planungsprozesses bestehen aus den
Infrastrukturdaten in Form von einem Grundriss des auszurüstenden Gebäudes und den
Wünschen des Bauherrn bezüglich der GA- und RA-Funktionen, welche installiert werden
sollen. Um die Anforderungserhebung zwischen Bauherrn und dem Objektplaner zu
unterstützen, muss in einem ersten Schritt (Abbildung 12, 1.) eine Strukturierung der
Gebäudedaten vorgenommen werden, um diese innerhalb eines Modells verwenden zu
können. In Kapitel 5 wird die Methode zur Infrastruktursegmentierung vorgestellt. Das Ziel der
Struktursegmentierung ist eine Ortsstruktur, welche die Gebäudestruktur hierarchisch
abbildet.
48
4 Handlungsbedarf für das Engineering der Gebäudeautomation
Im Rahmen der GA-Anforderungserhebung (Abbildung 12, 2.) müssen die Funktionen zu
Funktionsstrukturen, wie in Absatz 2.3.1 vorgestellt, verknüpft werden und mit der Ortsstruktur
anhand der Wünsche des Bauherrn miteinander zu einem Engineering-Modell verbunden
werden. Die automatische Erstellung von Modellen stellt dabei ein aufwendiges und sich
wiederholendes Verfahren dar. Dazu ist in [PUN15] für den Steuerungscode von Anlagen eine
Methode beschrieben, die als Ziel eine automatische Simulationsmodellerstellung hat. Dieses
Vorgehen wurde auf das durch die Helmut-Schmidt-Universität (HSU) entwickelte
Engineering-Werkzeug zur Unterstützung der Anforderungserhebung übertragen und wird in
Kapitel 6 vorgestellt. Ziel dieses Werkzeugs ist ein Engineering-Modell, welches das GA-
System durch seine Orts- und Funktionsstruktur abbildet. Die automatische Überführung der
Ortsstruktur in das Engineering-Werkzeug wird in Abschnitt 6.3 erläutert.
Ziel des Engineeringansatzes ist, die Unterstützung des gewerkegetrennten GA-
Planungsprozesses. Daher muss das Engineering-Modell zunächst wieder in Teilmodelle
(Abbildung 12, 3.) zerlegt werden können, um die Ausschreibung und Feinausplanung in den
Gewerken getrennt zu ermöglichen. Dazu wird in Kapitel 7 beschrieben, wie aus dem
Gesamtmodell des GA-Systems Teilmodelle, wie bei Christiansen in [CHF14A] aufgezeigt
wurde, erzeugt werden, um Funktionslisten für die einzelnen Gewerke zu erstellen.
Erst nach der gewerkegetrennten Ausschreibung und Feinausplanung durch die Gewerke
(Abbildung 12, 4.) stehen die zu installierenden Produkte des GA-Systems fest. Eine weitere
wichtige Information für das GA-System ist die Produktstruktur. Die Produktstruktur legt die
physikalische Verbindung der Funktionen fest. Im Gegensatz dazu beschreibt die
Funktionsstruktur nur die logischen Verbindungen der Funktionen. Zur Produktstruktur gehört
auch die Information, welche Funktionen eventuell gemeinsam in einem Gerät verbaut sind.
Die Erweiterung des Engineering-Modells um die Produktstruktur zu einem GA-System-
Modell, (Abbildung 12, 5.), wird in Absatz 6.4 beschrieben. Dieses GA-System-Modell enthält
dann alle Informationen zum GA-System und wird durch seine Orts-, Funktions- und
Produktstruktur beschrieben. Aus diesem GA-System-Modell können dann wiederum
Teilmodelle erstellt werden (Abbildung 12, 6.), um diese inklusive der Produktinformationen in
einer Simulation (Abbildung 12, 7.) zu überprüfen. Dazu können Analysen von einzelnen
Elementen der Ortsstruktur, der Funktionsstruktur oder der Produktstruktur eine Auskunft über
die Leistungsfähigkeit des GA-Systems geben. Weiterhin ist die Teilmodellerstellung für die
gewerkegetrennte Installation und Inbetriebnahme nützlich, um Informationen nicht nur zu den
zu installierenden Geräten und Verbindungen, sondern auch zu den Schnittstellen zu anderen
Gewerken bereit zu stellen.
Eine Simulation ist eine Methode zur Überprüfung von Systemen, um wie bei einer virtuellen
Inbetriebnahme ein System vorab auf Fehler zu untersuchen. Puntel-Schmidt zeigt in [PUN17]
auf, wie durch die Simulation der Steuerungscode von Fertigungsanlagen vorab getestet
werden kann, um Fehler bereits vor der Inbetriebnahme festzustellen. Wenn der Bauherr
verschiedene Varianten von GA-System-Auslegungen erwägt, können diese durch die
automatische Modellerzeugung und die Simulation getestet werden. Die Ergebnisse der
Simulation können dann als Entscheidungsgrundlage für den Bauherrn dienen. Neben der
Fehlersuche und der Überprüfung kann eine Simulation auch dazu dienen, ineffiziente
Überdimensionierungen zu verhindern, vgl. [KRA13, S. 10].
Weiterhin kann das GA-System-Modell nach der gewerkegetrennten Installation auch als
Grundlage für eine automatische Parametrierung (Abbildung 12, 8.) dienen, um den
aufwendigen Prozess der einzelnen Programmierung der Buscontroller zu erleichtern und Zeit
49
4.4 Vorstellung des durchgängigen, modellbasierten Engineeringansatzes
einzusparen. Dazu ist die vorhergehende Simulation nicht zwingend erforderlich, aber nützlich.
Sollte eine Korrektur des realen GA-Systems notwendig werden, z.B. durch den Austausch
von Geräten oder die Änderung von Funktionen, beispielsweise eines Schalters, kann im GA-
System-Modell diese Änderung vorgenommen und durch erneute Parametrierung am realen
GA-System umgesetzt werden.
Die Simulation und die Parametrierung wurden durch die Firma iQST entwickelt, sind nicht
Werk der Autorin und werden in Absatz 6.5 zur Komplettierung der Beschreibung des
Engineeringprozesses beschrieben. Im Rahmen des gemeinsam mit der HSU durchgeführten
Projektes „Gebäude besser vernetzen“ konnte das an der HSU unter Beteiligung der Autorin
entwickelte Engineering-Werkzeug zur Unterstützung der Anforderungserhebung gemeinsam
mit der Simulation und der Parametrierung erfolgreich getestet werden, siehe [GDS+16B].
Im laufenden Betrieb des GA-Systems kann auf der Grundlage des Systemmodells auch die
laufende Fehlerüberwachung stattfinden, um Fehler im System schnell zu identifizieren. Dies
ist ebenfalls durch die Verwendung von nach Räumen oder Bereichen getrennten
Teilmodellen möglich, in denen eine fokussierte Betrachtung des GA-Systems erfolgt. Dies
kann als Grundlage der Fehlereingrenzung bei großen Systemen im Betrieb dienen.
Dieser skizzierte Workflow ermöglicht einen durchgängigen und ganzheitlichen
Engineeringsansatz, der den gewerkegetrennten GA-Planungsprozess unterstützt.
Die These, dass für das Engineering von GA ein integrales, durchgängiges und
modellbasiertes Engineering zur Unterstützung der Planung, Installation und Nutzung eines
GA-Systems einen verbesserten Lösungsansatz darstellt, wird im weiteren Verlauf dieser
Arbeit untersucht.
50
5 Methode der Infrastruktursegmentierung
5 Methode der Infrastruktursegmentierung
In diesem Kapitel wird eine Methode zur Infrastruktursegmentierung vorgestellt, die als
Planungsgrundlage für die Anforderungserhebung dient. Dazu werden zunächst das
Schalenmodell und die Methode vorgestellt. Anschließend werden die vorhandenen digitalen
Datenaustauschformate von Gebäuden analysiert und auf Umsetzung bezüglich der Methode
untersucht. Zum Schluss wird eine Möglichkeit zur Nutzung der digitalen Gebäudedaten als
Eingangsgröße des Engineering-Werkzeugs, das in Kapitel 6 vorgestellt wird, aufgezeigt.
5.1 Infrastrukturdaten als Basis der Planung
Zu Beginn eines Bauprozesses tritt der Bauherr mit seinen Wünschen und Vorstellungen vom
Gebäude an den Objektplaner heran und erstellt gemeinsam mit diesem zuerst einen
Grundriss des Gebäudes. Der Grundriss eines Gebäudes ist damit die Grundlage, auf der das
Gebäude in den Gewerken weiter ausgeplant wird.
Die Aufteilung des Gebäudes in Räume, Flure usw. ist die Grundlage, auf der ein GA-System
auf ein Gebäude ausgelegt wird. Grundsätzlich können Gebäude als Unikate verstanden
werden, die nach den Wünschen jedes Bauherrn und den architektonischen Umsetzungen der
Architekten geplant werden. Die Herausforderung besteht darin, dass frei gestaltbare
Gebäude die Planungsgrundlage für einen allgemeingültigen Engineeringansatz darstellen
sollen. Um dieser Anforderung gerecht zu werden, braucht es eine Methode, die Informationen
über ein Gebäude, egal welchen Ausmaßes, zu einer allgemeingültigen Ortsstruktur
überführen kann. Eine Ortsstruktur strukturiert ein Gebäude durch die Aufteilung des
Gebäudes in kleinere Elemente. Ziel ist es, diese Ortsstruktur als Basis für die
Anforderungserhebung zu nutzen.
5.1.1 Das Schalenmodell
Um die Ortsstruktur eines beliebigen Gebäudes nach einer allgemeingültigen Vorgehensweise
zu erstellen, wurde in der [VDI-RICHTLINIE 3813-1] ein solches Vorgehen anhand des
Schalenmodells beschrieben. Das Schalenmodell ist in Abbildung 13 dargestellt und
strukturiert Gebäude nach Segmenten, Räumen, Bereichen, Gebäude, Liegenschaft und
Liegenschaftsportfolio.
Abbildung 13: Schalenmodell der [VDI-RICHTLINIE 3813-1]
51
5.1 Infrastrukturdaten als Basis der Planung
Das kleinste Strukturelement eines Gebäudes stellt das Segment dar. Das Segment ist Teil
eines Raumes und kann mit anderen Segmenten einen Raum bilden. Beispiele für Segmente
können einzelne Arbeitsplätze in Doppel- oder Großraumbüros sein. Häufig wird in Neubauten
auch von einem sogenannten Raster- oder Achsensegment gesprochen. Diese
Segmenteinteilung orientiert sich dabei am Fensterraster. Grundsätzlich ist das Segment
jedoch frei einteilbar. Das Segment ist die kleinste strukturelle Einheit, in der die Zuordnung
von RA-Funktionen möglich ist. Dabei benötigen Segmente keine räumliche Trennung durch
Wände, sondern können innerhalb eines Raumes flexibel nebeneinander eingeplant werden.
Dies ermöglicht eine wirtschaftliche und flexible Nutzung der GA, da diese gerade in großen
Räumen nur da geplant werden muss, wo sie auch gebraucht wird.
Ein Raum kann aus einem oder mehreren Segmenten bestehen und ist meist mit
Umschließungsflächen, wie beispielsweise Wänden oder Decken, umgeben. Auch
organisatorisch können Räume voneinander getrennt werden, beispielsweise in einem
Großraumbüro. So können mehrere Arbeitsplatzsegmente zu einem Teilraum
zusammengefasst werden und sich damit organisatorisch von anderen Teilräumen
abgrenzen. Eine grundlegende Definition eines Raumes findet sich jedoch nicht in einer Norm.
Die nächstgrößere Schale bildet der Bereich. Dieser ist ebenso wie der Raum nicht näher
definiert und kann sowohl funktional als auch organisatorisch oder örtlich mindestens einen
oder mehrere Räume zusammenfassen. Beispiele dafür können Etagen, Gebäudetrakte oder
Abteilungen sein.
Der Definitionsspielraum dient dazu, dass den Objektplanern und Architekten die
größtmögliche kreative Freiheit gelassen wird und jede Bauwerkstruktur trotzdem in das
Schalenmodell überführt werden kann.
Die nächste Schale, das Gebäude an sich, umschließt die Bereiche und bildet ein
abgeschlossenes Bauwerk, das sich durch mehrere Gebäude zu einer Liegenschaft verbinden
lässt. Mehrere Liegenschaften bilden zum Abschluss das Liegenschafts-Portfolio, das in der
Praxis eine ganze Stadtteilplanung sein kann.
Zur Vereinfachung der Beschreibung wird die Granularität für diese Arbeit auf das Gebäude
als äußerste Schale begrenzt. Die meisten Anwendungsfälle der GA werden mit dieser
Auswahl abgedeckt.
Abbildung 14: Vereinfachte Darstellung der Ortsstruktur
Durch die Aufteilung eines Gebäudes nach diesem Schalenmodell wird die Ortsstruktur des
Gebäudes gebildet. Werden die Beziehungszusammenhänge dieser Ortsstruktur in ein Entity-
Relationship-Modell (ERM; DE: Objektbeziehungsmodell) nach Chen [CHE02] bzw. erweitert
nach [ELNA02] überführt, wie in der Abbildung 14 dargestellt, wird die hierarchische Struktur
des Schalenmodells deutlich. Die Beziehungen zwischen den Elementen der Ortsstruktur
bestehen jeweils aus einer 1:n-Beziehung, d.h., jedem Segment ist ein Raum zugeordnet und
jeder Raum kann eine unterschiedliche Anzahl von Segmenten haben. Dabei steht das n für
eine, keine oder beliebig viele Entitäten. Die Beziehungen zwischen den verschiedenen
Entitäten stehen für sich alleine, daher ist das n in der Beziehung zwischen Gebäude und
Bereich nicht das Gleiche wie zwischen Bereich und Raum.
52
5 Methode der Infrastruktursegmentierung
Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass es darüber hinaus weitere Beziehungen
zwischen den Entitäten des Schalenmodells geben kann, indem grundsätzlich auch Schalen
übersprungen werden können. Das bedeutet, dass ein Gebäude nicht vollständig in Bereiche
aufgeteilt werden muss, sondern auch neben eingeteilten Bereichen Räume oder Segmente
einzeln existieren können. Die Erweiterung des Schalenmodells um diese Beziehungen führen
zu weiteren Verbindungen im ERM. Ein Beispiel, wann eine solche Ortsstruktur sinnvoll sein
kann, ist ein Gebäude, dessen Stirnseite nach Norden zeigt und in dem eine
sonnenstandsabhängige Verschattung installiert werden soll. Aufgrund der Aufteilung ist jede
Etage ein eigener Bereich. Da bei den Büros, welche die Fenster nach Norden ausgerichtet
haben, keine sonnenstandsabhängige Verschattung notwendig ist, macht es Sinn, diese aus
dem Bereich der Ortsstruktur zu extrahieren und direkt als einzelne Elemente dem Gebäude
zuzuordnen. Diese Sonderstrukturen, die von der grundsätzlichen Ortsstruktur abweichen,
werden im Folgenden unter der Möglichkeit des Customizings der Ortsstruktur verstanden.
Das ERM muss daher um die weiteren Möglichkeiten der Beziehungen zwischen den Entitäten
der Ortsstruktur ergänzt werden und ist in der Abbildung 15 dargestellt. Aufgrund der
Beziehungsrelationen ist es notwendig, zwischen den Ortselementen eine c:m-Beziehung zu
beschreiben. Die Kardinalität c entspricht dabei genau 0 oder 1 und m steht für jede beliebige
Zahl. Diese Kardinalitäten eröffnen damit die Möglichkeit, die Ortsstruktur um diese
Beziehungen zu erweitern. Dies entspricht dem Grundsatz der planerischen Freiheit der
Architekten und Objektplaner.
Abbildung 15: Vollständige Ortsstruktur
Um eine einheitliche Vorgehensweise bei der Erstellung einer Ortsstruktur sicherzustellen und
keine Überschneidungen zu modellieren, werden zwei Grundsätze definiert:
• Jede Entität, bis auf die Entität Gebäude, hat exakt ein übergeordnetes Element.
Dieser Grundsatz ist durch die 1:n-Beziehung im einfachen ERM definiert und
produziert dadurch die vorgegebene hierarchische Struktur der Ortsstruktur. Dieser
Grundsatz verhindert Überschneidungen der hierarchischen Struktur bei der
vollständigen Ortsstruktur.
• Jede Entität der Ortsstruktur kann als eigenständiges System betrachtet werden, das
Schnittstellen zu anderen Entitäten aufweist und mit diesen in Wechselwirkung steht.
Dies ist vor allem im Hinblick auf die GA eine wichtige Eigenschaft, die berücksichtigt
werden muss.
Mit diesen Definitionen kann ein Gebäudeplan nun in die Ortsstruktur überführt werden, die
den Ausgangspunkt für die weitere Planung von GA-Systemen darstellt.
5.1.2 Überführung des Gebäudeplans in die Ortsstruktur
Grundlage für die Gebäudestrukturierung ist zunächst ein Gebäude bzw. der Plan von einem
Gebäude, das mit dem GA-System ausgestattet werden soll. Um die Informationen des
Grundrisses in ein Modell zu bringen, ist die Strukturierung gemäß der vorgestellten
53
5.1 Infrastrukturdaten als Basis der Planung
Ortsstruktur sinnvoll. Die Ortsstruktur ist so definiert, dass es auf jedes Gebäude Anwendung
finden und durch die Strukturierung des Gebäudes eine einfache Hierarchie seiner Elemente
(Bereiche, Räume, Segmente) erstellt werden kann. Diese Ortsstruktur erlaubt es später,
Funktionen eines GA-Systems den entsprechenden Entitäten zuzuordnen.
Als Beispiel ist die Bedienfunktion für die Temperatureinstellung sowohl für ein ganzes
Bürogebäude, als auch für jeden Bereich, jeden Raum oder auch jedes Segment in Form
einzelner Thermostate am Heizkörper einsetzbar. Da nicht alle Nutzer des Bürogebäudes die
gleiche Temperatur beim Arbeiten benötigen, führt eine einheitliche Temperatursteuerung
über das ganze Gebäude oder seine Bereiche unweigerlich zum Unwohlsein der Mitarbeiter,
die es lieber kälter oder wärmer haben möchten. Wenn jeder Mitarbeiter in seinem Einzelbüro
zwei Heizkörper hat, die individuell geregelt werden können, muss dieser bei gewünschter
Temperaturänderung beide Heizkörper einzeln einstellen. Die bessere Option ist hier eine
Regelung der Temperatur in jedem Raum.
Im Gegensatz dazu ist der Sensor für die Messung des Sonnenstands, um die
sonnenstandsabhängige Verschattung zu steuern, keine Funktion, die in jedem Raum benötigt
wird, sondern sinnvollerweise auf dem Dach des Gebäudes ausgeplant wird. Diese Beispiele
zeigen, dass es notwendig ist, dass die Funktionen dort ausgeplant werden müssen, wo sie in
der Ortsstruktur benötigt werden. Mangels exakter Definitionen vor allem von Segmenten,
Räumen oder Bereichen ist die automatische Erstellung der Ortsstruktur aus den
Infrastrukturdaten nicht trivial und wird anhand des Beispiels eines Bürogebäudes verdeutlicht.
Wenn ein Gebäude strukturiert werden soll, wird der Grundriss des Gebäudes in die
entsprechenden Entitäten eingeteilt. Dazu wird zunächst festgelegt, wie der Bereich für dieses
Gebäude definiert werden soll. Die einfachste Variante ist die Festlegung der Etage als ein
Bereich. Bei der Festlegung der Räume wurden zusammenhängende und durch Wände
umgebende Flächen als einzelne Räume bestimmt, wie beispielsweise ein Büro oder auch der
gesamte Flur. Bei zweckmäßigen Unterteilungen der Räume werden Segmente eingefügt, wie
beispielsweise bei einem Flur die Einteilung in Flursegmente. In der Abbildung 16 sind die
beiden Etagen eines Beispielgebäudes dargestellt und bereits in Bereiche, Räume und
Segmente eingeteilt.
54
5 Methode der Infrastruktursegmentierung
Abbildung 16: Ober- und Untergeschoss des Beispielgebäudes
In der Abbildung 17 ist die Strukturierung der Etage 1 des Bürogebäudes in die vier Entitäten
der Ortsstruktur dargestellt. Diese Strukturierung ist aufgrund der in Absatz 5.1.1
beschriebenen Erläuterungen zum Schalenmodell beliebig und es gibt daher auch keine
„falsche“ Strukturierung, sofern die zuvor erläuterten Grundsätze eingehalten werden. In den
meisten Grundrissen sind die Etagen und die Räume bereits anhand der Bedürfnisse des
Bauherrn ausgeplant und daher vorgegeben. Inwiefern die Zusammenstellung eines Bereichs
oder die Einteilung eines Raumes in mehrere Segmente sinnvoll ist oder nicht, ist individuell
und hängt von den weiteren Bedürfnissen des Bauherrn ab.
55
5.1 Infrastrukturdaten als Basis der Planung
Die Eingabe dieser Struktur in das Engineering-Werkzeug zur Unterstützung der
Anforderungserhebung ist jedoch je nach Größe des Gebäudes eine mühsame und sich häufig
wiederholende Prozedur. Das Ziel der automatischen Struktursegmentierung ist es, diesen
Prozess zu verkürzen, indem ausgehend von den digitalen Grundrissen eine automatische
Erzeugung der grundsätzlichen Ortsstruktur und deren Überführung in das Engineering-
Werkzeug zur Unterstützung der Anforderungserhebung erfolgen. Diese grundsätzliche
Ortsstruktur ist als ein Vorschlag zu verstehen, welcher durch das angesprochene
Customizing in der Absprache zwischen Bauherr und Objektplaner veränderbar ist. Durch
einen Filter können einzelne Strukturelemente in einer digitalen Datenaustauschdatei
gefunden und nach den Entitäten sortiert werden. Sie stehen als Modell der Ortsstruktur für
die GA-Planung zur Verfügung. Dazu werden zunächst die zur Verfügung stehenden
Datenaustauschformate ermittelt und auf Durchführbarkeit dieser Methode untersucht.
Abbildung 17: Struktursegmentierung des Beispielgebäudes
SegmentRaumBereichGebäude
Gebäude
Etage 1
6x Büro
4x Doppelbüro
Flur
2x Flur außen
Flur mitte
Flur EingangDruckerraum
Küche
Treppenhaus
2x WC-Raum
2x WC-Kabine
2x VorraumEtage 2
...
56
5 Methode der Infrastruktursegmentierung
5.2 Analyse von Infrastrukturdaten
Die folgende Analyse der Infrastrukturdaten wurde grundsätzlich im Rahmen einer betreuten
Masterarbeit [PHR16] durchgeführt und anschließend im Kontext dieser Arbeit erweitert und
bewertet.
Die wohl bekanntesten Programme zur Erstellung von Gebäude-Grafiken werden unter dem
Begriff CAD (oder CAAD) verstanden. CAD steht für Computer Aided (Architectural) Design
und beschreibt “the use of computers to aid in design layout and analysis. May include
modeling, analysis, simulation, or optimization of designs for production.” [INS87]
Tabelle 4: CAD-Software für Architekten
Die Nutzung gerade von CAD-Systemen in der Mechanik erstreckt sich über viele Bereiche
vom Bauwesen über den Maschinenbau bis hin zum Produktdesign. Für die Architektur gibt
Tabelle 4 eine Übersicht über die häufigsten verwendeten CAD-Programme von Architekten
in Europa, vgl. [RAL12@], inklusive der Hersteller und möglichen Datenschnittstellen.
Diese Planungsprogramme für die Architektur lassen sich grundsätzlich in zwei Gruppen
einteilen: diejenigen, die mit den älteren AutoCAD Datenformaten .dwg und .dxf arbeiten, und
Programmname Hersteller Branchen Datenmodell Exportformate/ Schnittstellen
Auto CAD Autodesk Architektur, Maschinenbau und GIS
2D/3D dwg, dxf, dxb, dwf, plt, dgn V8, dgn V7, sat, iges, igs, step
Auto CAD LT Autodesk Architektur, Maschinenbau und GIS
2D dwg, dxf, dxb, dwf, plt, dgn V8, dgn V7, sat, iges, igs, step
ArchiCAD GRAPHISOFT
Architektur, Innenarchitektur, Städtebau und Messebau
2D/3D (BIM)
atl, 3ds, c4d, dgn, dwg, dxf, epx, fact, pdf, plt, ifc, sgi, u3d, wrl
Allplan Allplan/ Nemetschek AG
Architektur und Bauingenieurwesen
2D/3D (BIM)
dwg, dxf, dgn, ifc, pdf, 3D-pdf, svg, c4d, 3ds, Collada, kmz, rhino, Sketchup, vrml, u3d, plt, hpgl, bvbs
Revit Autodesk
Architektur, Innenarchitektur, Ingenieurbau, Statik und Haustechnik
3D (BIM) rvt, dwg, dwf, dxf, 3ds, ifc, dgn, sat, gbXML
SPIRIT SOFTTECH
Architektur, Innenarchitektur, Bau-Ingenieurwesen, Statik und Holzbau
2D/3D dwg, dxf, dwf, sfm, o2c, vrml, ifc, collada(dae), skp
57
5.2 Analyse von Infrastrukturdaten
die neueren BIM-fähigen Programme, die mit dem Datenformat .ifc arbeiten können. Die
anderen aufgelisteten Schnittstellenformate sind weniger von Bedeutung, da sie nur für
spezielle, teils proprietäre Anwendungen entwickelt wurden und häufig nicht alle Informationen
der Datei enthalten.
5.2.1 Die AutoCAD-Austauschdateien
Mit dem Architekturprogramm AutoCAD von der Firma Autodesk arbeiten heutzutage die
meisten Architekturfirmen in Europa in den eigens dafür entwickelten Dateiformaten .dwg und
.dxf. Daher werden diese beiden Dateiformate zunächst darauf untersucht, ob aus diesen
Formaten die Gebäudestruktur eines Grundrisses zu entnehmen ist, um sie als Import für das
Werkzeug zur Unterstützung der Anforderungserhebung zu verwenden.
Das Dateiformat .dwg steht für die Abkürzung von „DraWinG“ und ist das interne
Zeichenformat von Autodesk [AUT17@]. Es beschreibt eine geometrische Zeichnung im 2D-
Format. Die .dwg-Dateien enthalten u.a. die grundlegenden Bausteine, wie Punkte und Linien
in unterschiedlicher Form, Skizzen, Schraffuren, Texte und Symbole. Für das Format .dwg
stellt [OPE13] eine ausführliche Dokumentation für die Beschreibung vom Format und von
dessen Bestandteilen zur Verfügung.
Das Format .dxf (Drawing eXchange Format) bezeichnet ein Datenformat zum Austausch
einer Vektordatei und wurde für das Programm AutoCAD von der Firma Autodesk als offene
Schnittstelle entwickelt [AUT15@]. Heutzutage wird dieses Dateiformat daher in mehreren
Architekturprogrammen auch von anderen Firmen verwendet. Auch dieses Format enthält die
grundlegenden Bausteine der grafischen Zeichnung und kann darüber hinaus weitere
Entitäten und Objekte, wie beispielsweise Texte, enthalten. Der Aufbau der Dateistruktur und
weitere Informationen zum .dxf-Format sind in [RSW00] beschrieben.
Im Rahmen der Untersuchung wurden die Quellcodes der beiden Dateiformate daraufhin
überprüft, ob die Gebäudestruktur darin ersichtlich ist und daraus extrahiert werden kann.
Dazu wurde das Beispiel des Bürogebäudes aus Abbildung 16 in den beiden Dateiformaten
erstellt und die Dateien mittels Editor geöffnet. Die Texteditordatei der .dxf Datei ist im Anhang
B dargestellt. Die Datenstruktur besteht aus fünf Teilen: Header, Table, Block, Entitäten und
erweiterte Entitäten. Die Dateien sind in ASCII beschrieben und beinhalten jeweils eine
Gruppe von zwei bis drei Zeilen. Die erste Zeile beinhaltet die Gruppenkennzahl (integer code)
und die zweite Zeile beschreibt die Eigenschaft. Jedoch kann aus diesem Quellcode nicht
ohne weiteres eine Gebäudestruktur oder überhaupt eine Zuordnung extrahiert werden.
Die .dwg-Datei ist in Anhang C mittels eines Hexeditors dargestellt, da ein normaler Texteditor
nicht ausreicht, in der Datei lesbare Elemente zu finden. Mittels des Hexeditors können die
Bytes der Datei als Folge von Hexadezimalzahlen analysiert werden. Im linken Teil des
Ausschnitts sind die Hexadezimalzahlen im Format 8 Byte dargestellt und rechts der
übersetzte Text dazu. Auch durch diese Darstellung ist nicht ohne Weiteres eine
Gebäudestruktur oder eine Zuordnung von grafischen Bestandteilen sichtbar.
Das grundsätzliche Problem der beiden Dateiformate ist, dass beim Abspeichern in diesen
Formaten die Objektinformationen verloren gehen bzw. durch die proprietäre Verarbeitung der
Daten nur durch entsprechende Software entschlüsselt werden können, siehe auch [HAA93].
Die Austauschdateien im Format .dxf und .dwg sind daher nicht geeignet, die Ortsstruktur ohne
weiteren Aufwand aus der Datei zu entnehmen. Die Interpretation dieser
Datenaustauschdateien ist sehr kompliziert, da zusammenhängende Elemente der
58
5 Methode der Infrastruktursegmentierung
Konstruktion nicht gemeinsam abgespeichert werden. Daher ist nicht erkennbar, welche Linie
zu welcher Fläche gehört, und damit ist der Versuch, durch einen Filter die Gebäudestruktur
herauszufiltern, für diese Dateien nicht gelungen. Daher ist bei Vorliegen dieser Dateiformate
entweder eine Konvertierung oder die manuelle Strukturierung wie in Abschnitt 5.1.2
beschrieben notwendig.
5.2.2 BIM-Datenaustauschdateien
Im Rahmen der Entwicklung von BIM wurde das Dateiformat .ifc (Industry Foundation Classes)
[ISO 16739] im Jahr 2000 entwickelt, das als gemeinsame Datenbasis fungieren kann. Ziel
dieses Dateiformates ist es, dass sämtliche Planungen, die ein Bauobjekt betreffen, darin
hinterlegt werden können. Damit kann der Architekt die grundsätzliche Baustruktur planen und
dann können die Fachplaner der Gewerke ihre Planungen in dieselbe Datei integrieren, siehe
[DELI06; IAI08@]. Durch die dreidimensionale Ansicht können Planungsfehler schnell entdeckt
und ausgebessert werden, und durch die Verwendung von nur einer Datei ist gewährleistet,
dass jeder Bearbeiter immer auf dem aktuellen Planungsstand der anderen
Planungsteilnehmer ist.
Das Format .ifc befindet sich seit 2008 in der praktischen Anwendung in der Version IFC 2x3
und die aktuelle Version seit 2014 ist IFC 4. In der Norm [ISO 16739] sind das Dateiformat und
das Datenschema beschrieben: „Das konzeptionelle Datenschema ist in der
Datenbeschreibungssprache EXPRESS definiert. Das Standarddateiformat für den Austausch
und das Teilen von Daten nach dem konzeptionellen Schema verwendet die Klartext-
Codierung der Austauschstruktur.“ Zusätzlich zum Format .ifc gibt es das Format .ifcXML, das
als XML-basiertes (Extensible Markup Language) Austauschformat dient. Dieses
Datenaustauschformat ist daher von den grundsätzlichen Vorausetzungen besser geeignet,
eine einfache Struktursegmentierung durchzuführen, als die proprietären Dateiformate .dwg
und .dxf.
Im Folgenden wird die Dateistruktur, die die Gebäudestruktur innerhalb der .ifc-Datei
wiedergibt, beschrieben.
5.2.3 Aufbau der IFC-Datei
Die .ifc-Datei ist in zwei Abschnitte geteilt, die Kopfzeile (Header) und den
Datenabschnitt (Data). Im Anhang D sind Ausschnitte der beiden Dateiteile dargestellt.
Die Kopfzeile enthält die Versionsdaten des Projekts inklusive Erstellungsdaten und -zeiten
sowie Daten zur Lizenz.
Der Datenabschnitt enthält die wesentlichen Daten des Gebäudes. Jede Zeile beginnt mit
einem Rauten-Symbol „#“ und der dazugehörigen Zeilennummer. Dahinter steht das Objekt
selbst und in Klammern seine Attribute oder Verweise auf Zeilennummern, mit denen diese
Entität in Verbindung steht. Mit dem Symbol „$“ gekennzeichnete Attribute wurden beim
Erstellen der Beispieldatei nicht befüllt und sind daher leer. Attribute stehen an fest definierten
Stellen innerhalb der Klammer und sind durch Kommas getrennt. Ein Beispiele für Attribute
sind die Global-ID, eine Buchstaben-Zahlen-Kombination zur Identifizierung des Objektes oder
der Name des Objektes.
Insgesamt gibt es 653 verschiedene Entitäten innerhalb der Datenstruktur, die in den
technischen Dokumentationen [BUI16@; LIE07@] alle einzeln beschrieben und deren
59
5.2 Analyse von Infrastrukturdaten
Beziehungen zueinander dargestellt sind. Die für die Struktur des Gebäudes relevanten
Entitäten werden im Folgenden anhand einer Beispieldatei näher erläutert. Die Beispieldatei
ist das in Abschnitt 5.1.2 eingeführte Beispielgebäude (Abbildung 16), welches im Rahmen
der Masterarbeit [PHR16] im Programm REVIT von Autodesk erstellt wurde.
Die oberste Hierarchieebene stellt das Projekt in IfcProject dar. Unter diesem Projektnamen
wird die Struktur des Gebäudes aufgebaut.
Abbildung 18: IfcProjekt und seine Verweise
In der Abbildung 18 ist dargestellt, dass die Zeile #94 in ihrer Beschreibung auf weitere Zeilen
verweist. Zudem sind in der Beschreibung Platzhalter für Projekt-Nummer, -Name und -Status
angegeben. Die weiteren Zeilen #41 (Besitzerhistorie), #78 (Einheitenbeschreibung) und #83
und #91 (Geometrische Daten) geben nähere Informationen zum Projekt und enthalten
grundsätzliche Daten, die für das gesamte Projekt gelten. Auch in diesen Zeilen wird wieder
auf weitere Zeilen mit mehr Informationen verwiesen.
Die Entitäten von IfcSite beinhalten die Informationen über die geografische Lage und die
genauen Bruchlinien (Survey Points) der Liegenschaft. Auf die Lage wird durch den Ausdruck
IfcLocalplacement verwiesen.
Das Gebäude selber wird durch IfcBuilding dargestellt. Das Gebäude befindet sich
hierarchisch unter der Liegenschaft und kann weitere Informationen, wie beispielsweise die
Lage zum Meeresspiegel oder Gelände, enthalten. Weiter kann hier die Adresse durch den
Verweis auf eine postalische Anschrift spezifiziert werden. Die Lage des Gebäudes verweist
in Zeile #32 durch IfcLocalplacement auf die Zeile #19454, welche die Lage der IfcSite ist.
Durch diesen Verweis wird die Beziehung zwischen den beiden Entitäten deutlich.
Abbildung 19: IfcSite, IfcBuilding und IfcBuildingstorey
60
5 Methode der Infrastruktursegmentierung
Die nächste Hierarchieebene stellt IfcBuildingStorey dar, welches eine Etage eines Gebäudes
darstellt, mehrere Räume umfassen kann und mit der Entität IfcBuilding verbunden ist. Die
Beziehung der Entität IfcBuildingStorey wird auch hier durch das Element IfcLocalPlacement
deutlich, siehe Abbildung 19. Dieses verweist in Zeile #111 auf die Zeile #32, die die Lage des
Gebäudes angibt. Zusätzlich hat das Element IfcBuildingStorey an dritter Stelle in der Klammer
auch einen Namen, in diesem Fall „Level 1“. Dies erleichtert die Zuordnung der Elemente und
ein Zurechtfinden während der Planung. Auch die zweite Etage des Beispielgebäudes verweist
in seiner IfcLocalPlacement-Zeile #118 auf das Gebäude in Zeile #32 und hat als Namen
„Level 2“, siehe Abbildung 19.
Das Element IfcSpace bezeichnet eine begrenzte Fläche in einem Gebäude und ist mit der
Entität IfcBuildingStorey verbunden. Weitere Eigenschaften des Raumes können hier
ebenfalls abgelegt werden. Diese können Bezeichnungen (8. Element in der Klammer),
Beschreibungen, Raumtypen oder Raumfunktionen sein. Weiter werden im Dateiformat auch
die geometrischen Daten, wie Volumen oder Fläche, gespeichert, siehe Abbildung 20.
Abbildung 20: IfcSpace des Untergeschosses
Auch bei der Entität IfcSpace (Abbildung 20) wird neben der Produktdefinition
(IfcProduktdefinitionshape) sowohl auf die Zeile #41 zur Besitzerhistorie verwiesen als auch
auf mit IfcLocalPlacement auf die Zeilen #32 und #110. Dies entspricht den gleichen
Verweisen wie die Etage „Level 1“ aus Zeile #113 bzw. #111 (Abbildung 19). Damit gehört
dieser Raum eindeutig zum Untergeschoss des Beispielgebäudes.
Im Vergleich dazu hat ein Raum des Obergeschosses in seinem IfcLocalPlacement den
Verweis auf Zeile #118, siehe Abbildung 21.
Abbildung 21: IfcSpace des Obergeschosses
Die Entitäten der Gebäudestruktur einer IFC-Datei sind durch ihre hierarchische Verbindung
in Abbildung 22 dargestellt. Die Beziehungen zwischen diesen Entitäten entsprechen 1:n –
Verbindungen. Das bedeutet, dass jede Entität genau eine übergeordnete Entität hat.
Abbildung 22: Hierarchische Struktur der Gebäudeentitäten einer IFC-Datei
61
5.2 Analyse von Infrastrukturdaten
Die aufgezeigte gesamte Struktur an Gebäudeentitäten entspricht im Grunde der Aufteilung
gemäß dem Schalenmodell und ist in der Abbildung 23 diesem gegenübergestellt.
Eine Korrelation zwischen diesen beiden Modellen konnte in der Literatur nicht nachgewiesen
werden. Die Beziehungsrelationen in der IFC-Datei sind durch den objektorientierten Aufbau
und dessen Programmierung entstanden. Daher sind alle Teile eines Gebäudes von einzelnen
Streben bis hin zum ganzen Dach durch Beziehungsrelationen miteinander verknüpft. Die
beschriebenen Gebäudestruktur-Entitäten stehen miteinander durch eine Aggregation in
Zusammenhang. Eine Aggregation bedeutet, dass ein Element vollständig Teil eines anderen
Elementes ist, vgl. dazu [BKK+15].
Die Frage, ob die hierarchische Struktur durchbrochen werden kann, indem ein Raum direkt
dem Gebäude untergeordnet wird, wird durch die technische Dokumentation nicht direkt
beantwortet. In [BKK+15] wird dazu geschrieben:
„Das Datenmodell selbst legt nicht fest, welche Hierarchieebenen mit welchen anderen
Hierarchieebenen über die Aggregationsbeziehungen verknüpft werden dürfen. Es gelten
jedoch einige informelle Regeln, darunter, dass der entstehende Graph azyklisch sein
muss und Elemente einer niedrigeren Stufe keine Objekte einer höheren Stufe aufnehmen
können. Für die Korrektheit und Konsistenz der angelegten Informationen ist das
implementierende Programm verantwortlich.“ [BKK+15, S. 95].
Abbildung 23: Vergleich IFC-Strukturmodell und Schalenmodell
Das bedeutet, dass Verbindungen, wie in der vollständigen Ortsstruktur (vergleiche Absatz
5.1.1), auch in der IFC-Struktur grundsätzlich möglich sind, jedoch sind in der technischen
Dokumentation [BUI16@] lediglich die 1:n-Verbindungen beschrieben.
Die Unterschiede zwischen dem Schalenmodell und dem IFC-Strukturmodell liegen zum einen
in der Definition vom Bereich im Vergleich zur Etage. Ein Bereich gemäß dem Schalenmodell
ist nicht auf die Etage beschränkt und kann auch Räume organisatorisch oder durch vertikale
Verknüpfung (beispielsweise ein Südtrakt) über mehrere Etagen hinweg zusammenfassen.
Eine Etage ist dagegen eine horizontale Zusammenfassung von Räumen einer Ebene. Ein
weiterer Unterschied zwischen den beiden Strukturmodellen ist das Fehlen der strukturellen
Einheit Segment in der IFC-Struktur. Das hat zur Folge, dass die Entität IFCSpace sowohl für
Räume, als auch für Segmente genutzt werden kann. Gemäß der oben beschriebenen
62
5 Methode der Infrastruktursegmentierung
informellen Regel, dass Elemente einer niedrigeren Stufe keine Objekte einer höheren Stufe
aufnehmen können, ist die Aufnahme von gleichstufigen Objekten gestattet.
Der Gesamtzusammenhang der unterschiedlichen Entitäten und ihre hierarchische Struktur
innerhalb der IFC-Struktur ist über die Bezeichnung IfcRelAggregrates zu finden. Diese
Beziehungsrelation zwischen den Entitäten der Gebäudestruktur aggregiert die verschiedenen
Entitäten und deren Elemente. Mit dieser Bezeichnung finden sich in der Dateistruktur des
Beispielgebäudes die in der Abbildung 24 aufgelisteten Zeilen.
Abbildung 24: Der Zusammenhang über IfcRelAggregates
Die Beziehrungsrelation IFCRelAggregates hat folgenden Aufbau:
#[Zeilennummer]=IFCRelAggregates([1], [2], [3], [4], [5], [6])
[1] = Globale Identifizierungsnummer
[2] = Verweis auf Besitzerhistorie
[3] = Name (in der Beispieldatei nicht vergeben, daher $)
[4] = Beschreibung (in der Beispieldatei nicht vergeben, daher $)
[5] = betreffendes Objekt
[6] = zugeordnete / untergeordnete Objekte in Klammern dargestellt
Durch die Beziehungszusammenhänge in [5] und [6] wird eine hierarchische Verbindung
zwischen den Objekten erzeugt, da der Kontainer [6] dem Objekt in Kontainer [5]
untergeordnet wird. Am Beispiel verweist die Zeile #19702 auf Zeile #94 mit dem IfcProject
und in Klammern auf die Zeile #19455, welche die IfcSite-Zeile ist, und stellt damit den
Zusammenhang zwischen diesen beiden Entitäten her. Die nächste Zeile #19706 führt die
IfcSite- und IfcBuilding-Zeilen zusammen. In den Zeilen #19710 für das Untergeschoss und
#19732 für das Obergeschoss sind alle IfcSpace-Entitäten getrennt nach den beiden Etagen
aufgeführt. Die Etagen stehen wiederum in der Zeile #19754 und sind dem Gebäude in Zeile
#104 untergeordnet.
Die räumliche Struktur und der Zusammenhang zwischen den Gebäudeelementen sind in
Abbildung 25 zusammenfassend für das Beispielgebäude dargestellt.
63
5.2 Analyse von Infrastrukturdaten
Abbildung 25: Gebäudestruktur des Beispielgebäudes aus der zugehörigen IFC-Datei
64
5 Methode der Infrastruktursegmentierung
5.2.4 Umsetzung der automatischen Infrastruktursegmentierung
Die manuelle Erstellung einer Orststruktur aus einem Grundriss ist eine mühseliges Verfahren.
Bei Vorliegen von digitalen Grundrissen im Dateiformat IFC kann, wie anhand der im vorigen
Abschnitt 5.2.3 identifizierten Entitäten und deren hierarchischen Zusammenhänge, eine
automatische Struktursegmentierung aus der Datei erfolgen.
Dazu erfolgt zunächst das Einlesen der Gebäudestrukturdatei im .ifc-Format.
Da die IFC-Datei grundsätzlich zeilenweise ausgelegt ist, wird sie auch zeilenweise eingelesen
und daraufhin überprüft, ob sie einen der folgenden Ausdrücke enthält:
• IFCBuilding,
• IFCBuildingStorey,
• IFCSpace,
• IFCRelAggregates.
Die Umsetzung für die Filterung in einer C-Programmierung ist in Anhang E und ihr
Ausführungsergebnis in Anhang F aufgeführt.
Durch diese Filterung entsteht im Ergebnis eine Liste an Objekten, welche durch ihre
hierarchischen Beziehungen in den IFCRelAggregates-Entitäten zu einer Baumstruktur/
Objektstruktur zusammengesetzt werden können. Eine Erläuterung, wie die Gebäudestruktur
als Eingangsinformation für das Engineering-Werkzeug dient, wird in Abschnitt 6.3
beschrieben.
Diese Liste der Entitäten der Ortsstruktur ist bewusst mit den kompletten Zeilen und ihren
Informationen erstellt, da in diesen, wie in Abschnitt 5.2.3 erwähnt, bereits Bezeichnungen der
Segmente, Räume oder Bereiche vorhanden sein können. Das Ortsmodell kann als Import in
das Engineering-Werkzeug zur Unterstützung der Anforderungserhebung geladen werden
und dort nach den Wünschen des Bauherrn mit den Funktionen der GA zu einem Engineering-
Modell der GA erstellt werden. Das Engineering-Werkzeug zur Unterstützung der
Anforderungserhebung wird im folgenden Kapitel erläutert.
Liegt keine IFC-Datei oder ein Format, welches in das .ifc-Format konvertiert werden kann vor,
müssen die Informationen manuell aus den Grundrissen übertragen werden. Dazu gibt es
gerade bei Sanierungen älterer Gebäude eine Alternative, welche die Verwendung des
Grundrisses als Papierdokument erlaubt. Dazu wurde in Forschungsarbeiten, wie in [ARR17;
HAF16], ein Ansatz zur automatischen Analyse und Erkennung von grafischen Inhalten aus
Engineering-Dokumenten erläutert, die grundsätzlich auch für Grundrisse verwendbar, jedoch
nicht Bestandteil dieser Arbeit sind.
65
6.1 Methodik der GA-Anforderungserhebung
6 Erstellung des GA-System-Modells
Die GA-Anforderungserhebung ist der für die Planung der GA entscheidende Prozess, der die
Ideen des Bauherrn aufnehmen und in der Planung umsetzen muss. Der Bauherr hat eine
Vorstellung von den Funktionalitäten in seinem Gebäude und diese müssen in ein
Engineering-Modell, ohne Informationsverlust überführt werden, siehe Abbildung 26. Dazu
wird die Ortsstruktur mit der Funktionsstruktur verknüpft. Die Produktstruktur kann erst nach
der Ausschreibung und Ausplanung durch die Gewerke hinzugefügt werden, siehe Prozess
Abbildung 12. Gemeinsam mit der Produktstruktur wird das GA-System-Modell erzeugt. Im
folgenden Kapitel werden das diesen Prozess unterstützende Werkzeug und die Erzeugung
eines Engineering-Modells und GA-System-Modells erläutert.
Abbildung 26: Erstellung eines Modells des GA-Systems
6.1 Methodik der GA-Anforderungserhebung
Methodisch werden die Entitäten der Ortsstruktur mit denen der logischen Funktionsstruktur
über die Kardinalität 1:n verknüpft.
Das bedeutet, dass jeder Entität der Funktionsstruktur genau eine Entität der Ortsstruktur
zugeordnet werden kann. Dagegen kann jede Entität der Ortsstruktur beliebig viele oder keine
Entitäten der Funktionsstruktur enthalten. Diese Ordnung bewirkt, dass eine einzelne Funktion
jeweils nur einmal ausgeplant wird und nicht ausversehen doppelt. Funktionen vom gleichen
Typ können jeweils unterschiedlichen Ortselementen zugeordnet werden.
Die Entitäten der Ortsstruktur wurden in Kapitel 5 bereits erläutert und definiert. Gleiches muss
nun auch mit den Entitäten der Funktionsstruktur erfolgen.
66
6 Erstellung des GA-System-Modells
Die Entitäten der Funktionsstruktur sind grundsätzlich die in Abschnitt 2.3.1 genannten
Funktionen eines GA-Systems, welche sich, wie erläutert, zu Funktionsstrukturen verbinden
lassen.
Alle Funktionen sind über Eingänge und/oder Ausgänge mit weiteren Funktionen verbunden
und haben demzufolge mindestens einen Vorgänger und/oder Nachfolger. Dabei ist es
möglich, dass Funktionen mehrere Vorgänger oder Nachfolger haben. Die Kardinalität
zwischen den Entitäten der Funktionsstruktur ist daher eine n:m-Beziehung.
Um ein Engineeringmodell des GA-Systems zu erstellen, müssen die Ortsstruktur und die
Funktionsstruktur miteinander verbunden werden. Dabei wird für dieses Modell nicht nur die
Zuordnung von GA/RA-Funktionen zu Räumen zugelassen, sondern die Funktionen können
in beliebiger Anzahl allen Schalen der Ortsstruktur zugeordnet werden. Die Ortsstruktur lässt
sich in die vier Entitätengruppen Gebäude, Bereich, Raum und Segment aufteilen und jeder
Entität in diesen Entitätengruppen lassen sich somit n Funktionen zuordnen. Die auf die
Schalen aufgeteilten Funktionen lassen sich daher ebenfalls in vier eigenen Entitätengruppen
gliedern (Funktionen Gebäude, Funktionen Bereich, Funktionen Raum und Funktionen
Segment). In Verbindung mit der einfachen Ortsstruktur (Customizing in der Abbildung nicht
berücksichtigt) und den aufgestellten Verbindungsdefinitionen ergibt sich das folgende
Engineering-Modell der GA, siehe Abbildung 27. Im Folgenden wird die Umsetzung des
Engineering-Werkzeugs zur Unterstützung der Anforderungserhebung beschrieben, in dem
die Ortstruktur und die Funktionen miteinander, wie dargestellt, verknüpft werden.
Abbildung 27: Das Engineeringmodell der GA als ERM
67
6.2 Umsetzung in AutomationML
6.2 Umsetzung in AutomationML
Um den Prozess der Anforderungserhebung zu unterstützen, wird ein Werkzeug benötigt, das
ein Modell erzeugen kann, eine einfache Bedienung und Handhabbarkeit aufweist und
möglichst viele Informationen über das GA-System, inklusive der vielschichtigen
Verbindungsmöglichkeiten und Parameter, wie im ERM in Abbildung 27 dargestellt,
aufnehmen kann.
In verschiedenen Forschungsarbeiten hat sich AutomationML als zuverlässige Grundlage zur
Modellerstellung bereits mehrfach bewiesen, vgl. [GLFA15]. So konnte Puntel-Schmidt in
[PFR+14] zeigen, dass im Rahmen der virtuellen Inbetriebnahme von Steuercodes,
AutomationML als Basis der Modellerstellung dienen kann. Ebenfalls hat Runde in [RUN10]
AutomationML als Grundlage der wissensbasierten Methode zur Unterstützung bei der
Planung von GA-Systemen erfolgreich genutzt.
AutomationML ist ein Datenaustauschformat, das zur Verknüpfung von Werkzeugen des
Engineerings gedacht und für verschiedene Disziplinen der Anlagenplanung oder des
Prozessengineerings etc. ausgelegt ist. AutomationML arbeitet objektorientiert und erlaubt die
Modellierung von physikalischen oder logischen Anlagenkomponenten und den Austausch
dieser Daten. Es ist ein herstellerneutrales und XML-basiertes Datenformat, vgl. [GADR11@].
AutomationML nutzt im Kern das Metamodell CAEX (Computer Aided Engineering eXchange)
entsprechend der [DIN EN 62424] zur Abbildung hierarchischer Strukturen.
Die Bibliotheken von AutomationML werden im Folgenden nach [DRA10] kurz vorgestellt:
• InstanceHierarchy,
• SystemUnitClassLibrary,
• RoleClassLibrary,
• InterfaceClassLibrary.
In der InstanceHierarchy werden die bestehenden oder geplanten Anlagen abgebildet. Sie
besteht aus einzelnen InternalElements, welche die einzelnen Teile der Anlage oder des
Gebäudes darstellen und über InternalLinks miteinander verbunden sein können.
In der SystemUnitClassLibrary sind SystemUnitClasses in einer Bibliothek zusammengefasst.
Diese SystemUnitClasses beschreiben konkrete physikalische oder logische Objekte oder
Bauteile. Durch Attribute können diese Objekte mit konkreten Herstellerangaben ihrer
technischen Realisierung versehen werden. Weiterhin ist es durch die SystemUnitClass
möglich, Verbindungen zwischen Objekten herzustellen und interne Elemente
(InternalElements) zu speichern. Durch diese InternalElements können hierarchische
Strukturen innerhalb eines Objektes dargestellt werden. Die Rolle einer SystemUnitClass wird
durch die RoleClass definiert. In der SystemUnitClass-Bibliothek sind die verschiedenen
SystemUnit-Klassen katalogähnlich hinterlegt.
Die RoleClassLibrary ist eine Bibliothek, die sogenannte Rollenklassen beinhaltet. Eine
Rollenklasse beschreibt physikalische oder logische Anlagenobjekte sehr abstrakt und
unabhängig von einer tatsächlichen Realisierung. Rollenklassen sind allgemeine und
grundsätzliche Funktionalitäten oder Beschreibungen, die nicht mit Attributen oder
Herstellerdaten hinterlegt sind.
68
6 Erstellung des GA-System-Modells
Die InterfaceClassLibrary stellt die Bibliothek der Schnittstellen (Interface) von Objekten dar.
Auch diese Schnittstellen können mit Attributen weiter spezifiziert werden. Über InternalLinks
können die Schnittstellen von Objekten miteinander verbunden werden.
Durch Instanziieren einer SystemUnitClass wird in der InstanceHierarchy ein InternalElement
der entsprechenden SystemUnitClass erzeugt.
6.2.1 Vorstellung des Engineering-Werkzeugs
Auf der Basis der erläuterten Grundfunktionen von AutomationML werden im Folgenden die
Anwendung auf die Anforderungserhebung der GA und ihre Funktionsweise erläutert. Das
Engineering-Werkzeug wurde im Rahmen des Forschungsprojektes „Gebäude besser
vernetzen“ unter Mitwirkung der Autorin an der HSU entwickelt, siehe auch [GSP+16A;
GSP+16B]. Die Integration der Ortsstruktur (Abschnitt 6.3) und teilweise die Integration der
Produktstruktur (Abschnitt 6.4) in das Engineering-Werkzeug ist Arbeit der Autorin.
6.2.1.1 Bibliothek der Ortselemente
Um das in Kapitel 5 eingeführte Schalenmodell und die darauf basierende Hierarchie der
Ortselemente aus der Struktursegmentierung in ein Modell zu überführen, ist eine Bibliothek
der Ortselemente notwendig. Aus den Grundfunktionen von AutomationML bietet sich dazu
die RoleClassLibrary an, da diese Bibliothek Rollen zur allgemeinen Beschreibung verwendet.
In dieser werden die Ortselemente Liegenschaft, Gebäude, Bereich, Raum und Segment als
Elemente der hierarchischen Ortsstruktur gebildet. Diese beschreiben die Rolle, die ein
InternalElement grundsätzlich erhält, um es in der Gesamtmodellhierarchie zuzuordnen. Das
bedeutet, dass mithilfe dieser Rollen die Ortsstruktur des Gebäudes abgebildet werden kann.
6.2.1.2 Funktionsbibliothek
Des Weiteren ist es notwendig, dass die Funktionen der GA in das Modell überführt werden.
Dazu wird eine SystemUnitClassLibrary genutzt, da diese konkrete logische Objekte enthalten
kann. Als Grundfunktionen werden dazu die Funktionen der [VDI-RICHTLINIE 3813-2]
abgebildet, die damit die Grundfunktionen der GA darstellen.
Den verschiedenen Funktionen können über die InterfaceClassLibrary Schnittstellen
hinzugefügt werden. Das sind Ein- und Ausgänge jeder Funktion, um diese mit anderen
Funktionen über InternalLinks zu verbinden.
Des Weiteren können über Attribute die Parameter einer Funktion gespeichert werden
Durch die InternalLink-Interfaces können verschiedene Verbindungsarten (Kabellängen,
Kabeldurchmesser etc.) unter dem Unterpunkt Attribute Type und vor allem auch die
Signalrichtungen unter dem Unterpunkt Attribute Direction definiert werden.
Um die Möglichkeit zu bieten, weitere spezielle Informationen über Funktionen von
spezifischen GA-Systemen zu hinterlegen, können alternative Bibliotheken in einer weiteren
SystemUnitClass-Bibliothek erstellt werden.
6.2.1.3 Bibliothek der Templates
Um bei der Erstellung des GA-System-Modells mehr Effizienz zu erzielen, wurde die
Möglichkeit der Template-Erstellung integriert und durch eine weitere SystemUnitClass-
Bibliothek abgebildet. Diese kann projektspezifisch oder allgemein angelegt und genutzt
69
6.2 Umsetzung in AutomationML
werden. Dazu werden Ortselemente in der SystemUnitClass-Bibliothek erstellt und darin alle
Funktionen, die darin realisiert werden sollen, als InternalElements (entnommen aus der
Bibliothek der GA-Funktionen) eingefügt. Dies ist in der Abbildung 29 beispielhaft an einem
Template für den 6-Funktionen-Raum („Office_Room_small“) aus Abbildung 5 dargestellt.
Bereits hier können die Verbindungen zwischen den Funktionen über InternalLinks realisiert
werden. Das hat den Vorteil, dass diese Tätigkeit pro Template nur einmal durchgeführt
werden muss, da die InternalLinks beim Instanziieren der SystemUnitClass in der
InstanceHierarchy mit übernommen werden. Diese Templates können nun in der notwendigen
Anzahl in die entsprechende hierarchische Struktur des Gebäudes, abgebildet in der
InstanceHierarchy, instanziiert werden. Es können ebenfalls Templates angelegt werden,
welche mehrere Ortselemente beinhalten (beispielsweise ein Raum mit seinen Segmenten).
Abbildung 29: Template eines Büroraumes
6.2.2 Das Engineering-Modell eines GA-Systems
Durch Instanziieren der Elemente aus der Orts- und Funktionsbibliothek in die
InstanceHierarchy kann das GA-System als Engineering-Modell abgebildet werden. Beim
Instanziieren erhält jedes InternalElement eine eigene ID (IDentifier), das sind Buchstaben-
Zahlen-Kombinationen, mit welchen die Elemente identifizierbar sind. Diese ID wird durch die
AutomationML-Engine erzeugt.
Die Funktionen werden als InternalElements der Ortsstruktur in der InstanceHierarchy, wie im
ERM in Abbildung 27 dargestellt, hinzugefügt. Dabei entstehen die vier Entitätengruppen der
Funktionen aus Absatz 6.1. Nach Befüllen der Ortsstruktur mit den Funktionen und deren
Verbindungen ist das Engineering-Modell erzeugt und die InstanceHierarchy der XML-Sicht
der AutomationML-Datei ist dann folgendermaßen aufgebaut:
Die eigentlichen Informationen zum erstellten Engineering-Modell beginnen mit der Auflistung
der InstanceHierarchy, welche mit dem Projektnamen und dem Gebäudenamen anfängt. Dann
wird der erste Bereich und darin der erste Raum benannt. Hat der Raum ein Segment, so folgt
danach direkt der Name des Segments und anschließend die Auflistung der enthaltenen
Funktionen in diesem Segment, deren Attribute und Verbindungen. Dann folgt das nächste
70
6 Erstellung des GA-System-Modells
Segment dieses Raumes. Sind alle Segmente des Raumes aufgelistet, werden aus dem
aktuellen Raum die Funktionen, Attribute der Funktionen und die Verbindungen des Raumes
aufgelistet. Dann geht die Auflistung weiter zum nächsten Raum und listet zunächst den
Raumnamen und dann das erste darin enthaltene Segment auf. In dieser Systematik werden
die gesamten Informationen in der Reihenfolge der jeweiligen Verästelungen aufgelistet, siehe
Abbildung 30. Verbindungen zwischen Funktionen verschiedener Schalen werden nur bei dem
jeweils hierarchisch höher liegenden Element aufgelistet.
Abbildung 30: Schematischer Aufbau der AutomationML-Datei
6.2.3 Die Benutzeroberfläche zur Anforderungserhebung der GA
Da das Zusammenstellen des Engineeringmodells händisch sehr mühsam ist, wurde eine
Benutzeroberfläche im Rahmen des Forschungsprojektes entwickelt, welche teilautomatisiert
die InstanceHierarchy erstellt.
In der Abbildung 31 ist die Benutzeroberfläche dargestellt. Oben links ist die InstanceHierarchy
(Ortsansicht) und unten links die RoleClassLibrary (Orts-Bibliothek verortet. Die
SystemUnitClassLibrary wurde in zwei Teile getrennt: die Funktionen-Bibliothek rechts und die
Template-Bibliothek in der Mitte unten. Des Weiteren wurde ein Eigenschaften-Feld (Mitte
oben) kreiert, das die Schnittstellen der Funktionen und die Möglichkeiten ihrer Verbindbarkeit
zu anderen Schnittstellen anzeigt.
71
6.2 Umsetzung in AutomationML
Um ein Gebäude mit GA zu planen, kann zunächst auf der Bedienoberfläche ein neues Projekt
erstellt (Abbildung 31, Nr. 1) und ausgewählt werden, mit welcher Funktionsbibliothek (sofern
mehr als die der VDI 3813-2 angelegt wurde) dieses erstellt werden soll. In einem zweiten
Schritt soll die Gebäudestruktur in der InstanceHierarchy abgebildet werden. Dazu fügt der
Planer der InstanceHierarchy die entsprechenden Elemente aus der Bibliothek der
Ortselemente hinzu (Abbildung 31, Nr. 2). Alternativ kann hier die automatische
Struktursegmentierung für einen Grundriss das Zusammenstellen der Gebäudehierarchie
übernehmen, siehe Abschnitt 6.3.
Abbildung 31: Bedienoberfläche des erstellten Werkzeuges
Um das Instanziieren der einzelnen Räume und Segmente zu erleichtern, kann der Nutzer aus
der Bibliothek der Ortselemente ein Element in die Template-Bibliothek ziehen (beispielsweise
einen Raum, um ein Raum-Template zu erstellen, siehe Abbildung 31, Nr. 3) und dieses dort
durch Hinzufügen von Funktionen aus der Funktionsbibliothek (Abbildung 31, Nr. 4) per „Drag
& Drop“ befüllen. Dann werden die einzelnen Funktionen ebenfalls per „Drag & Drop“
miteinander verbunden. Dazu werden dem Nutzer über ein weiteres Fenster die zu
verbindenden Elemente in zwei Hierarchien (Abbildung 32, links und rechts) dargestellt sowie
die Interfaces der Funktionen angezeigt (Abbildung 32, Mitte). Die Interfaces können nun per
„Drag & Drop“ (Abbildung 32, durch Pfeil dargestellt) miteinander verbunden werden. Dem
Planer werden dabei bereits verbundene Interfaces angezeigt. Ein Tooltip gibt Informationen
zum Verbindungspartner des Interfaces. Im Hintergrund dieser Benutzeroberfläche wird ein
InterLink zwischen den InternalInterfaces der Funktionen erstellt.
72
6 Erstellung des GA-System-Modells
Abbildung 32: Verbindung von zwei Funktionen
Die erstellten Templates können in der notwendigen Anzahl in die entsprechende
hierarchische Struktur des Gebäudes in der InstanceHierarchy instanziiert werden
(Abbildung 31, Nr. 5). Vorteilhaft ist dabei, dass die InternalLinks beim Instanziieren der
SystemUnitClass in der InstanceHierarchy mit übernommen werden. Durch die
Benutzeroberfläche konnte der Prozess der Erstellung des Engineering-Modells vereinfacht
und teilautomatisiert werden, siehe Abbildung 33. Durch die Templateauswahl müssen nur
noch die Anzahl und das Template aus einem „Dropdown“- Menü ausgewählt werden und
diese werden dann automatisch in die InstanceHierarchy instanziiert.
Abbildung 33: Teilautomatisierter Prozess der GA-Planung
Als Ergebnis für den Export zu den nachfolgend anzuwendenden Tools steht die
AutomationML-Datei zur Verfügung. Diese enthält nach erfolgtem Entwurf des GA-Systems
eine Gebäudestruktur und die darin abgebildeten Funktionen. Aufgrund dessen, dass dieses
Modell herstellerunabhängig und das Datenaustauschformat XML-basiert ist, kann dieses nun
als Ausgangsbasis für die Durchführung von Simulationen und auch die Auslegung des realen
GA-Systems verwendet werden.
73
6.3 Automatische Generierung der Ortsstruktur
6.3 Automatische Generierung der Ortsstruktur
In Absatz 5.2.3 wird erläutert, wie durch die Filterung der IFC-Datei die entsprechend
relevanten Informationen über die Ortsstruktur extrahiert werden können. Diese Informationen
müssen nun zu einem objektorientierten Format, wie das der AutomationML-Datei, konvertiert
werden. Die relevanten Zeilen der IFC-Datei haben die in der Tabelle 5 dargestellte Form. Die
Attribute können als Kontainer verstanden werden, welche Bezeichnungen oder Verweise
durch Zeilennummern enthalten.
Zeilennummer Bezeichnung Attribute (Kontainer)
[#Zeilennummer]= IFCBuilding ([1], …, [12])
[#Zeilennummer]= IFCBuildingStorey ([1], … , [10])
[#Zeilennummer]= IFCSpace ([1], … , [11])
[#Zeilennummer]= IFCRelAggregates ([1], … , [6])
Tabelle 5: Aufsplittung der Zeilen einer IFC-Datei
Die Namen der jeweiligen Ortselemente sind in Kontainer [8] der jeweiligen Attribute von den
Ortselementen IFC-Building, -BuildingStorey und -Space enthalten. Die Beziehungsrelationen
des Objekts IFCRelAggregates stehen in den Kontainern [5] und [6].
Zur automatischen Generierung der Ortsstruktur muss die Listenform in ein objektorientiertes
Format gebracht werden und die Baumstruktur der Ortsstruktur erstellt werden. Dazu wird mit
der Erzeugung des Gebäudes angefangen. Der Name des Gebäudes [G] und seine
Zeilennummer werden aus der Zeile IFCBuilding herausgelesen und als InternalElement mit
der Rolle Gebäude erstellt. Dann wird die Zeile von IFCRelAggregates gesucht, welche die
Zeilennummer des Gebäudes in Kontainer [5] hat und aus dieser werden die Zeilennummern
in Kontainer [6] genommen und in entsprechender Anzahl als InternalElements mit der Rolle
Bereich erstellt. Der Name jeden Bereiches [B1-n] wird durch Suchen der entsprechenden
Zeilennummern in Kontainer [8] des Objektes IFCBuildingStorey gefunden. Dann wird
nacheinander jedes Objekt IFCRelAggregates gesucht, welches die Zeilennummer eines
Bereichs in Kontainer [5] hat und die entsprechenden Kind-Elemente in Kontainer [6] als
InternalElements zu dem jeweiligen Bereich als weiteres InternalElement hinzugefügt. In den
Zeilennummern von Kontainer [6] stehen Objekte der Bezeichnung IFCSpace und diese haben
Namen [R1-n] in ihrem jeweiligen Attributkontainer [8], welche an entsprechender Stelle
hinzugefügt werden.
74
6 Erstellung des GA-System-Modells
Tabelle 6: Abstrakte XML-Ansicht der InstanceHierarchy der AutomamationML-Datei
Die jeweiligen herausgefilterten Elemente werden mit entsprechendem Subtext in einer
AutomationML-Datei abgespeichert und stehen dort als Ortsstruktur zur Verfügung, siehe
Tabelle 6. Jedes erstellte InternalElement hat eine Schlusszeile, welche anhand der
abstrakten Darstellung am Ende des jeweiligen Elementes steht. Die ID ist eine beliebige
Buchstaben-Zahlen-Kombination in der Form [8-4-4-4-12-Zeichen], beispielsweise [d0cc8377-
dd3d-4fce-88f8-0ce8e9b4877d] und wird durch die AutomationML-Engine erzeugt.
In XML sieht die Ortsstruktur in der InstanceHierarchy des „Projekt 1“ dann wie in Abbildung 34
aus. Dargestellt sind hier ein Gebäude mit einem „Bereich 1“ und zwei Räumen „Raum 1“ und
„Raum 2“.
Abbildung 34: XML-Ansicht der Ortsstruktur in der AutomationML-Datei
75
6.4 Die Produktstruktur
6.4 Die Produktstruktur
Das Engineering-Modell hat bereits die Informationen aus der Ortsstruktur und der logischen
Funktionsstruktur. Zur Vervollständigung des Modells des GA-Systems sind weitere
Informationen notwendig, die im Gegensatz zur logischen Verknüpfung der Funktionen die
tatsächlich physische Verbindung der Funktionen beinhalten. Die tatsächliche physische
Verbindung der Funktionen ist die Produktstruktur. Die Produktstruktur kann bezogen auf den
Engineering-Prozess aus Abbildung 12 erst nach der Ausplanung der einzelnen Gewerke
erfolgen, da für die Produktstruktur die konkreten Geräte- und deren
Verbindungsinformationen notwendig sind. Die Produktstruktur ist die dritte Topologie, die in
einem GA-System-Modell berücksichtigt werden muss.
Abbildung 35: Verbindungen der Funktionsstruktur und der Produktstruktur
In Abbildung 35 sind anhand eines Beispiels der Lichtregelung die Verbindungen der
Funktions- und der Produktstruktur aufgetragen. Die durchgängigen Pfeile verbinden alle
Funktionen in ihrer logischen Folge. Die physikalischen Verbindungen sind abhängig von den
tatsächlichen Geräten und Anlagen, welche die Funktionen des GA-Systems bereitstellen.
Dabei können mehrere Funktionen innerhalb eines Gerätes verbaut sein, siehe Abbildung 35.
Daher kann es in der Produktstruktur externe (Abbildung 35, gepunktete Pfeile) und interne
Verbindungen innerhalb der Geräte geben (Abbildung 35, gestrichelte Pfeile).
Die Verbindungsarten können, wie bereits im Kapitel 3 erläutert, über unterschiedliche Medien
verbunden werden. Wie in vielen Bereichen, wie der Automatisierungs- oder Prozesstechnik,
sind Bussysteme eine häufige Verbindung auch in GA-Systemen. Dazu gehören Bussysteme
der dezentralen GA-Systeme oder auch die zentralen kabelgebundenen Steuerungen von GA-
Systemen. Weitere Möglichkeiten können Stromleitungen oder kabellose Verbindungen über
das WLAN sein. Die Topologie der Verbindung kann neben unterschiedlichen Medien auch
unterschiedliche Formen haben. Die klassischen Netzwerktopologien sind: Ring, Stern,
(voll)vermaschtes Netz, Linie/Reihe, Baum oder Bus, vgl. [HAU15; TAWE12]. Weitere
Grundlagen zu Bussystemen finden sich vor allem in der industriellen Kommunikation, siehe
[SCWI08].
In der GA können die zentralen GA-Systeme einer Stern-Topologie zugeordnet werden und
die dezentralen GA-Systeme einem Feldbus. Die Teilnehmer eines Feldbusses werden auch
als (Bus-)Knoten bezeichnet und kommunizieren über Telegramme untereinander. Um den
76
6 Erstellung des GA-System-Modells
Kommunikationsablauf auf einem Feldbus zu koordinieren und Datenverluste zu vermeiden,
gibt es Knoten, die initiativ eine Kommunikation mit anderen Teilnehmern starten dürfen. Diese
werden als Master oder aktive Knoten bezeichnet, alle anderen Knoten als passive Knoten
oder als Slave. Bussysteme können mehr als einen Master haben, diese werden dann als
Multimaster-Bus bezeichnet.
Um die Produktstruktur in das Engineering-Modell zu integrieren gibt es mehere Möglichkeiten.
AutomationML bietet die Möglichkeit mehrere Verbindungsarten (InternalLink-Interfaces)
darzustellen und darüber beispielsweise interne und externe Verbindungen abzubilden.
Abbildung 36: InstanceHierarchy (links) und InternalLinks (rechts) mit den Verbindungen der
Funktions- und Produktstruktur
In Abbildung 36 sind die InstanceHierarchy (links) und die InternalLinks (rechts) des Beispiels
aus Abbildung 35 und ihre Verbindungen dargestellt. Für die Produktstruktur können in
AutomationML eigene SystemUnitClass-Librarys erstellt werden, welche anhand der
Herstellerinformationen die geräteinternen Verbindungen zwischen Funktionen bereits
abspeichern können. Weiter können diese Herstellerbibliotheken auch eigene
herstellerspezifische Funktionsparameter enthalten.
Eine weitere Möglichkeit die Produktstruktur im Modell abzubilden stellt das Hinzufügen eines
Feldbusses als InternalElement dar. Mit diesem können die entsprechenden Funktionen oder
77
6.4 Die Produktstruktur
ggf. die Geräte gemäß einer eigenen Herstellerbibliothek, mit dem Feldbus verbunden werden
und darüber die Topologie eines dezentralen GA-Systems abbilden.
Im Forschungsprojekt „Gebäude besser vernetzen“ wurde eine dritte Möglichkeit angewendet,
indem eine eigene Herstellerbibliothek für das GA-System „SmallCAN“ erstellt wurde, in
welcher die Funktionen mit herstellerspezifischen Parametern, wie beispielsweise welche
Funktion auf welchem Busknoten ist, in den den Attributen der Funktionen hinterlegt und nicht
als eigene Verbindungen dargestellt wurde, siehe auch [GDS+16A].
Das Erstellen von eigenen Herstellerbibliotheken, welche bereits interne Verbindungen
innerhalb von Geräten hinterlegt haben, bietet weiterhin den Vorteil, dass bei Instanziierung
die Verbindungen in Form von InternalLinks mit übernommen werden.
Ein automatisiertes Erstellen der Produktstruktur kann durch den Abgleich der
herstellerneutralen Funktionen, mit den Funktionen in den Herstellerbibliotheken erfolgen.
Sofern eine Funktion in der Herstellerbibliothek genau einer herstellerneutralen Funktion
entspricht, kann die herstellerneutrale Funktion durch die Funktion mit den
Herstellerparametern und deren Verbindungen ersetzt werden. Die Produktbibliotheken
müssen für diesen Prozess nur einmal erstellt werden und können dann für beliebig viele
Modelle wiederverwendet werden.
Durch Hinzufügen der Informationen aus der Produktstruktur wird das Engineering-Modell zu
einem GA-System-Modell, welches alle Engineeringinformationen zum GA-System enthält.
Dieses Modell steht dann für die weitere Nutzung, beispielsweise zur Simulation,
Parametrierung oder Teilmodellerstellung zur Verfügung.
78
6 Erstellung des GA-System-Modells
6.5 Simulation und Parametrierung des GA-Systems
Das GA-System-Modell wurde durch das Engineering-Werkzeug, das die
Anforderungserhebung unterstützt, erstellt. Es enthält alle wichtigen Informationen zu den
Funktionen und deren Verbindung, zu Parametern und zur Ortshierarchie. Dieses Modell kann
durch eine Simulation virtuell, ähnlich wie im Ansatz von [PUFA15], vor der Installation getestet
werden.
Die Simulationen und die Parametrierung eines GA-Systems sind nicht Bestandteil dieser
Arbeit und sollen lediglich den Engineeringprozess der GA vervollständigen. Die Simulation
mittels „Pi-Tool“ [IQS14A@] und die Parametrierung des GA-Systems „SmallCAN“ [IQS14B@]
konnten anhand des Projektes „Gebäude besser vernetzten“ getestet werden und wurden
durch die Firma „iQST“ bereitgestellt.
6.5.1 Möglichkeiten zur Simulation
Die Möglichkeiten, ein solches Modell zu testen und auf Fehler zu überprüfen, sind sehr
umfangreich. Als ein Beispiel für eine Simulationsmöglichkeit dient das „Pi-Tool“ der Firma
„iQST“ , siehe [IQS14A@]. Das „Pi-Tool“ basiert auf stochastischen Petrinetzen und wurde für
die Durchführung von RAMS (Reliability, Availability, Maintainability, Safety, DE:
Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit, Instandhaltbarkeit, Sicherheit) – Analysen entwickelt. Ziel des
„Pi-Tools“ ist es, eine rechnergestützte und übersichtliche Petrinetzmodellierung realer
Systeme mit der Analyse der nicht funktionalen Eigenschaften, wie Sicherheit, Zuverlässigkeit,
Verfügbarkeit und Instandhaltbarkeit, zu gewährleisten. Weiterhin soll das „Pi-Tool“ die
Simulation des modellierten Systems ermöglichen. Weitere Informationen zur
Simulationsumgebung, siehe [QBS14; IQS13@]. Mittels Monte-Carlo Simulation lassen sich
z. B. das Wiedereintrittsverhalten oder die Verweildauern in Zuständen analysieren. Zur
Bewertung von Simulationsmodellen mittels „Pi-Tool“ siehe auch [QBS14; DISC14; DISC15].
Die Datenaustauschdatei des GA-System-Modells auf der Basis von AutomationML muss in
das „Pi-Tool“ überführt werden. Dazu werden die Funktionen in einem Modellkatalog im „Pi-
Tool“ als Entwurf gemäß den Funktionsdefinitionen der [VDI-RICHTLINIE 3813-2] hinterlegt.
Durch einen Konverter wird die AutomationML-Datei mit den Informationen des GA-System-
Modells eingelesen und für jede Funktion die jeweils passende Funktion aus dem
Modellkatalog in das „Pi-Tool“ geladen. Im Modellkatalog werden die Funktionen bereits mit
den Gerätespezifikationen hinterlegt. Die InternalLinks werden ebenfalls als
Kommunikationsstruktur aus dem Modellkatalog übernommen. Die Gerätespezifikationen
wurden für das GA-System „SmallCAN“ modelliert. Weitere Parameter, welche durch das GA-
System-Modell in der AutomationML-Datei hinterlegt sind, werden als Parameter in den
Funktionen aus dem Modellkatalog übernommen. Durch den Konverter wird das
Simulationsmodell im „Pi-Tool“ automatisch aus der AutomationML-Datei erzeugt und kann
anschließend analysiert werden.
Die Produktstruktur wurde im Rahmen des Projektes nicht mit eigenen InternalLink-Interfaces
modelliert, sondern als Attribute in den Funktionen hinterlegt. Da „SmallCAN“ ein dezentrales
Feldbus-System ist, wurde eine eigene „SmallCAN“- SystemUnitClass-Library angelegt und in
diesen Funktionen wurden die Busknoten in den Attributen hinterlegt, siehe [DBD+16;
DDB+16; GDS+16B]
Eine Alternative zum „Pi-Tool“ wird in [HRR00] mit einem Simulator für große GA-Systeme
vorgestellt. In dieser Überprüfungsmöglichkeit wird eine ereignisorientierte Simulation
79
6.5 Simulation und Parametrierung des GA-Systems
verwendet, um die Leistungsfähigkeit eines Netzwerks mit vielen Knoten zu bestimmen. Dabei
werden u.a. Antwortzeitverhalten und Paketverlustraten ermittelt, indem stochastisches
Nutzerverhalten angenommen wird. Um gerade große GA-Systeme zu simulieren, wird das
Systemverhalten in einem teilbaren Gesamtmodell abgebildet und in Teilsystemen
nacheinander simuliert. Praktisch durchgeführt wurde das Simulationstool für ein LonWorks-
System. Dieser Ansatz und andere Simulationsmöglichkeiten können je nach Fragestellung
eine sinnvolle Ergänzung zum bereits getesteten „Pi-Tool“ sein.
6.5.2 Konfiguration und Parametrierung des GA-Systems
Nach der gewerkegetrennten Installation des GA-Systems ist es weiterhin notwendig, dieses
schnellstmöglich auf Funktionsfähigkeit zu prüfen und für den Betrieb entsprechend zu
parametrieren. Im Rahmen der Installation kann das zwar fehlerfrei geplante GA-System
trotzdem fehlerbehaftet eingebaut werden, indem Geräte nicht richtig in das GA-System
integriert wurden. Da viele Arbeiten an großen GA-Systemen deutlich vor Übergabe des
Gebäudes stattfinden, ist eine schnelle Parametrierung und Überprüfung der Funktionalitäten
sinnvoll, um Änderungen und Fehlerbehebungen aufwandarm vornehmen zu können.
Bei großen Gebäuden kommen grundsätzlich nur zentrale oder dezentrale GA-Systeme in
Betracht. Beim zentralen GA-System müssen alle Geräte mit einer Zentrale verbunden
werden. Diese Zentrale steuert dann das GA-System. Das bedeutet, dass alle Geräte einzeln
über Kabel mit der zentralen Steuereinrichtung verbunden werden müssen. Beim dezentralen
GA-System werden einzelne Geräte über Buscontroller zum nächstgelegenen Zugangspunkt
eines Bussystems verlegt. In beiden Fällen ist eine Parametrierung der Geräte notwendig. Das
bedeutet, dass den Buscontrollern bzw. der zentralen Steuerungseinrichtung die logischen
Verbindungen der Geräte und ihre Parameter eingegeben werden müssen.
„SmallCAN“ ist ein dezentrales GA-System, welches das günstige Preissegment anstrebt und
eine möglichst hohe Integrität von Funktionalitäten bereitstellen möchte. Über ein offenes,
herstellerunabhängiges Feldbussystem sind die Geräte miteinander verbunden. Zur
Anknüpfung an den Feldbus werden Buscontroller als Busknoten verwendet. Bei der
Parametrierung müssen diese Busknoten entsprechend ihrer Funktionalität programmiert
werden.
Die dazu notwendigen Informationen über die zugehörigen Busknoten wurden in Attributen
den Funktionen der Funktionsbibliothek hinterlegt und automatisch in das GA-System-Modell
übernommen. Anhand dieser Informationen können aus dem GA-System-Modell die
Parameter der Funktionen auf die Buskontroller übertragen werden. Dieses Verfahren wurde
im Rahmen der Projektarbeit mit der Firma „iQST“ über einen weiteren Konverter realisiert,
der die Informationen aus der AutomationML-Datei, wie bei der Simulation (Absatz 6.5.1),
ausliest und in EEPROM-Daten (Electrically erasable programmable read-only memory, DE:
elektrisch löschbarer, programmierbarer nur-Lese-Speicher) umgewandelt hat. Im Anschluss
wurde diese auf das reale GA-System übertragen. Durch diese Möglichkeit konnte gezeigt
werden, dass auch eine Änderung der Funktionen durch Überschreiben im laufenden Betrieb
möglich ist. Beispielhaft konnten dazu die Funktionalitäten zweier Schalter eines
Demonstrators getauscht werden. Dies zeigt, dass auch eine Nutzungsänderung oder das
Hinzufügen von neuen Funktionen durch Änderung des GA-System-Modells einfach möglich
ist. Siehe hierzu auch [DBD+16; GDS+16B].
80
7 Teilmodellerstellung aus dem GA-System-Modell
7 Teilmodellerstellung aus dem GA-System-Modell
Die gewerkeübergreifende Betrachtung eines GA-Systems ist eine hilfreiche Methode, um in
den Phasen Planung und Betrieb das gesamte System zu berücksichtigen und
Schnittstellenfehler durch bspw. Dateninkonsistenzen zu vermeiden. Die Ausgangssituation
im konventionellen Bauprozess ist jedoch unverändert gewerkegetrennt. Daher muss für die
Planung und die Installation eine aufwandarme Aufteilung des gesamten GA-System-Modells
in Teilsysteme erfolgen können. Des Weiteren kann die Abstraktion eines Modells zur
Betrachtung fokussierter Bereiche des GA-Systems verwendet werden, beispielsweise zur
Analyse einzelner Teilbereiche des GA-Systems auf Leistungsfähigkeit oder das Antwort-
Zeitverhalten. Durch die semi-automatische Erstellung von Funktionslisten aus dem GA-
System-(Teil)-Modell kann die gewerkegetrennte Ausschreibung, Feinausplanung und
Installation erleichtert werden.
7.1 Vorstellung Ansatz TLT-Modell
Im Top-Level-Topologie-Ansatz von Christiansen wurde eine Methode vorgestellt, mit der
Anlagentopologien auf der Basis von AutomationML in Teilsysteme aufgeteilt werden konnten,
siehe [CHF14B]. Dieser Ansatz von Christiansen zeigt, dass die Erzeugung eines großen,
übergreifenden Modells, aus dem sich mehrere Teilmodelle erzeugen lassen, im Gegensatz
zur Erstellung von Einzelmodellen Synergieeffekte bietet. Dazu wurde ein allgemeines
Topologiemodell einer zu projektierenden Anlage als Basis verwendet und davon wurden
spezifische Teilmodelle erzeugt. Durch dieses Vorgehen können alle Informationen zur
Verfügung gestellt und durchgängig im Engineering und Betrieb verwendet werden. Bei der
automatischen Teilmodellerstellung werden für einen bestimmten Anwendungsfall die
benötigten Informationen identifiziert und dann aus dem Gesamtmodell in ein spezifisches
Teilmodell abgeleitet.
Eine einfache Abstraktion eines Gesamtmodells lässt sich durch das Ausschließen von
Modellteilen erreichen. Diese Vorgehensweise würde jedoch dazu führen, dass an den
Teilsystemgrenzen unklare Beziehungen vorherrschen. Daher müssen die Grenzen der
Teilmodelle bestimmt und entsprechend modelliert werden. Bei Christiansen werden die
Informationen an den Teilsystemgrenzen durch das Hinzufügen von Quellen oder Senken für
Input- bzw. Outputsignale, um die Richtungslogik in den Verbindungen aufrechtzuerhalten,
übergeben. Der in [CHF14B] vorgestellte Ansatz nutzt eine regelbasierte Erzeugung der
Teilmodelle. In der ersten Abfrage wird dazu der Verbindungstyp (Bsp. Masse, Energie oder
Information) abgefragt und eine entsprechende Schnittstelle erzeugt. In der zweiten Regel
werden dann ein Terminierungsobjekt (Quelle oder Senke) und eine Verbindung zwischen der
Schnittstelle und dem Terminierungsobjekt erzeugt. In der dritten Regel wird abschließend die
Objektinformation integriert, indem spezifische Informationen und Eigenschaften als Attribute
des jeweiligen Objekts Quelle/Senke hinzugefügt werden. Durch dieses Vorgehen können alle
notwendigen Informationen aus einem übergeordneten Modell an den Schnittstellen zu einem
Teilmodell übergeben werden. In [CHF14C] wird die Entwicklung eines Modellverbinders
vorgestellt, der Inkonsistenzen zwischen den unterschiedlichen Topologiemodellen vermeiden
soll. Durch dieses Konzept wird eine durchgängige Beschreibung logischer
Modellzusammenhänge innerhalb des Gesamtmodells oder zwischen Teilmodellen
ermöglicht. Der vorgestellte Ansatz lässt sich aufgrund derselben Datenbasis grundsätzlich
auch auf die Gebäudeautomation anwenden. Dazu müssen aufgrund der Unterschiede
81
7.2 Methodik der Teilsystemerzeugung für die GA
zwischen der Anlagentopologie und dem Aufbau eines GA-Systems einige Erweiterungen und
Veränderungen in der Vorgehensweise definiert werden.
7.2 Methodik der Teilsystemerzeugung für die GA
Gemäß der Grundidee eines modellbasierten Vorgehens, wie in Abschnitt 4.4 erläutert, hat
auch jedes Teilmodell einen Zweck oder eine Fragestellung, welche mit diesem Teilmodell
beantwortet werden kann. Nicht jedes Teilmodell ist daher für jede Fragestellung gleich gut
geeignet. Ziel einer Teilmodellerstellung ist daher immer die Beantwortung einer konkreten
Fragestellung zum Gesamtmodell, welche alle notwendigen Informationen in einem Teilmodell
bündelt und zur Verfügung stellt. Dazu muss das Teilmodell folgenden Anforderungen
genügen:
• die Modellgrenzen müssen definiert werden,
• physikalische oder informationstechnische Verbindungen die an den Modellgrenzen
getrennt werden, müssen durch Objekte ersetzt werden, die die Informationen an den
Schnittstellen übergeben und
• Teilmodelle müssen verschiedene gewerkeorientierte Sichtweisen ermöglichen.
Während eine Anlage in der Regel aus einer funktionalen Verkettung von Bauteilen, die
gewisse Funktionalitäten bereitstellen, besteht, sind bei der GA auch die Verteilung der
Funktionen in Form von Geräten und Anlagen innerhalb eines Gebäudes und die physikalische
Verbindung vorhanden. Insgesamt existieren also drei verschiedene Topologien, die
Ortsstruktur, die Funktionsstruktur und die Produktstruktur, welche sinngemäß den drei
Hauptaspekten zur Strukturierung von Informationen über Systeme gemäß [DIN EN 81346-
TEIL 1] entsprechen. Alle drei Topologien stehen miteinander in Beziehung und haben
ihrerseits Einfluss auf das GA-System-Modell, das in Bezug auf das TLT-Modell als
Gesamtmodell zu verstehen ist. Aus den drei genannten Topologien ergeben sich daher auch
drei verschiedene grundsätzliche Möglichkeiten, das Gesamtmodell aufzuteilen oder zu
betrachten:
• strukturell anhand der Ortselemente (Beispiel: Betrachtung eines einzelnen Raumes),
• funktional (Beispiel: alle Funktionen zur Beleuchtung, eines Gewerkes oder
Betrachtung einer einzelnen Funktion und deren Verbindungen zu anderen
Funktionen),
• produktstrukturbasiert (Beispiel: alle Funktionen auf einem Bus oder Busknoten).
Bei der Erstellung von Teilmodellen entstehen ebenso, wie in [CHF14B] aufgezeigt,
Teilsystemgrenzen, welche definiert und modelliert werden müssen, um die notwendigen
Informationen bereit zu stellen. Die Informationen des Gesamtmodells sind in den drei
Topologien vorhanden und stehen folgendermaßen untereinander und miteinander in
Beziehung:
• hierarchische Verbindung der Entitäten der einfachen (1:n) bzw. vollständigen (c:m)
Ortsstruktur,
• Entitäten der Funktionsstruktur untereinander (n:m),
• Entitäten der Produktstruktur untereinander, Master – Slave (1:n) bzw. beim
Multimaster-Bus (n:m),
• Verbindung der Entitäten der Ortsstruktur und der Funktionsstruktur (1:n),
• Verbindung der Entitäten der Ortsstruktur und der Produkstruktur (1:n).
82
7 Teilmodellerstellung aus dem GA-System-Modell
Die Aufschlüsselung der verschiedenen Verbindungen des GA-System-Modells ist notwendig,
um die entsprechenden Schnittstellen der Teilmodelle zu ermitteln. Die Schnittmöglichkeiten
müssen die Zusammenhänge aus den drei Topologien inklusive ihrer
Beziehungsmöglichkeiten berücksichtigen. Alle Informationen des Gesamtmodells liegen in
der AutomationML-Datei, wie in Kapitel 6 erläutert, vor und können innerhalb des Modells zu
Teilmodellen erstellt werden.
Um die Teilmodelle zu erstellen, müssen für die GA-System-Modelle die Regeln für das
Erstellen von Schnittstellen aus [CHF14B] angepasst werden.
Zuerst müssen die Schnittstellen ermittelt werden. Die Schnittstellen hängen von dem
ausgewählten Teilmodell ab, daher muss die Regel 1 für die drei Erstellungen der Teilmodelle
entsprechend angepasst werden. Für die ortsstrukturelle Teilmodellerstellung kann sowohl
das Ortselement selber, wie auch weitere hierarchisch untergeordnete Ortselemente,
Funktionsverbindungen nach außen haben, daher müssen alle Verbindungen geprüft werden.
Regel 1 Einrichtung der Schnittstellen:
WENN: Eine Verbindung von Funktionen innerhalb des ausgewählten Teilmodelles zu
einer Funktion außerhalb des ausgewählten Teilmodelles existiert,
DANN: überprüfe Typ der Verbindung (Verbindung der Funktionsstruktur oder
externe/interne Verbindung der Produktstruktur),
UND: erzeuge eine Schnittstelle vom entsprechenden Typ.
In einem zweiten Schritt muss der Schnittstelle eine Richtung zugewiesen werden.
Regel 2 Festlegen der einzufügenden Objektart:
WENN: Das InternalLink-Interface der Funktion im Ortselement als Attribute Direction
Value IN hat,
DANN: erzeuge eine Quelle.
ELSE: erzeuge eine Senke.
Regel 3: Erzeugen einer Verbindung:
WENN: Regel 1 und 2 zutreffend,
DANN: erzeuge Verbindung (=InternalLink) zwischen den Schnittstellen der
Quelle/Senke und der geschnittenen Funktion.
Zum Schluss müssen die notwendigen Informationen aus den Attributen übergeben werden.
Regel 4: Integration von Objektinformationen:
WENN: Objekttyp Quelle/Senke instanziiert und Verbindungen vorhanden,
DANN: integriere die Attribute der geschnittenen Funktion außerhalb des Teilmodells
als Attribute des erzeugten Objekts Quelle/Senke, um die Parameter der
Funktion zu übergeben.
83
7.3 Teilmodellerstellung eines GA-System-Modells
Aus dem gesamten Modell werden im Folgenden die drei angesprochenen Möglichkeiten der
Teilmodellerstellung (ortsstrukturell, funktional und produktstrukturbasiert) vorgestellt.
7.3 Teilmodellerstellung eines GA-System-Modells
Zur Teilmodellerstellung aus einem GA-System-Modell wird zunächst ein Beispiel in
Abbildung 37 eingeführt und erläutert. In der Abbildung ist ein Ausschnitt eines Gebäudes
dargestellt. In diesem Ausschnitt ist ein Teil des Bereichs 1 mit den Räumen 1 und 2 sichtbar.
Der Raum 2 hat zwei Segmente (1 und 2). Es sind Funktionen auf der Hierarchieebene des
Gebäudes, des Bereichs, des Raumes und des Segmentes vorhanden, welche gemäß
Abbildung 37 miteinander verbunden sind.
Abbildung 37: Beispiel für die Teilmodellerstellung
Am Gebäude sind zwei Sensoren angebracht, ein Helligkeitssensor und ein Sensor zur
Sonnenstandsberechnung. Der Bereich 1 hat die Funktion Energieniveau mit Optimierung,
welche sich auf alle Räume und Segmente im Bereich 1 auswirkt. In den Räumen ist jeweils
eine Dämmerungsschaltung verplant, welche anhand der Informationen durch den
Helligkeitssensor des Gebäudes die Lichtstärke im Raum regelt und zusätzlich durch einen
Taster auch manuell bedient werden kann. Im Raum 2 sind die Lichtaktoren und Lichttaster
auf Ebene des Segmentes ausgeplant, damit in jedem Segment das Licht bedient werden
kann. Beide Räume verfügen zudem über eine Verschattungskorrektur, welche die Jalousie
abhängig vom Sonnenstand stellt, damit keine Blendung im Raum entsteht. Diese kann
ebenfalls durch einen Taster manuell bedient werden. Die Funktion Temperaturregelung
Heizen ist im Raum 1 und den beiden Segmenten von Raum 2 ausgeplant und bekommt die
aktuelle Raum-/ Segment-Temperatur durch jeweils einen Sensor zur
Lufttemperaturmessung. Durch das Raumbediengerät im Raum 1 beziehungsweise in
Segment 1 und 2 können Nutzer Sollvorgaben für die Raumtemperatur eingeben. Die Funktion
84
7 Teilmodellerstellung aus dem GA-System-Modell
Energieniveau mit Optimierung beinhaltet Sollvorgaben für beide Räume und deren
Segmente, welche z.B. die Absenkung der Temperatur über Nacht enthalten können.
In der Abbildung 37 sind der Übersichtlichkeit halber nicht alle Verbindungen als Pfeile
eingezeichnet, die gleichfarbigen Blöcke untereinander werden in diesem Beispiel als
funktionierend miteinander verbunden angenommen.
7.3.1 Ortsstrukturelle Teilmodellerstellung
Unter dem ortsstrukturellen Teilmodell kann die Aufteilung eines Gebäudes in Teilmodelle
gemäß dem eingeführten Ortsmodell verstanden werden. Dazu muss zunächst festgelegt
werden, welcher Teil des Gebäudes betrachtet werden soll, um einer Fragestellung bzw.
Untersuchung gerecht zu werden. Aufgrund der beschränkten Granularität von der Schale
Segment bis zur Schale Gebäude, ergeben sich damit sieben verschiedene Möglichkeiten der
ortsstrukturellen Teilmodellerstellung:
• das Gebäude in der Gesamtbetrachtung (entspricht dem Gesamtmodell),
• die Schale Gebäude ohne enthaltene Ortselemente,
• ein gesamter Bereich,
• die Schale Bereich ohne enthaltene Ortselemente,
• ein gesamter Raum,
• die Schale Raum ohne enthaltene Ortselemente,
• und ein Segment.
Im Folgenden werden diese verschiedenen Möglichkeiten und ihre Ziele der jeweiligen
Teilmodellerstellung erläutert. Das Gesamtmodell besteht bereits und bildet daher die
Ausgangslage für die Teilmodellerstellung. Wird ein Element einer Ortsstruktur betrachtet, so
gibt es zwei Varianten. Entweder das Element wird inklusive seiner beinhalteten, in der
Ortshierarchie niedrigeren Elemente, betrachtet (am Beispiel in Abbildung 37: Raum 2
inklusive der Segmente 1 und 2) oder ohne diese Elemente (Raum 2 ohne Betrachtung der
Segmente). Hat ein Ortselement keine weiteren Ortselemente, so entfällt diese
Unterscheidung (siehe Raum 1 in Abbildung 37).
In Abbildung 38 wird das Teilmodell des Gebäudes aus dem Beispiel in Abbildung 37 ohne die
enthaltenen Ortselemente (gelbe Umrandung) betrachtet. Ziel dieser Teilmodellerstellung ist
das Erkennen von Funktionen, welche Gebäudeübergreifend benötigt werden und welche
Schnittstellen diese Funktionen haben. In diesem Beispiel haben der Helligkeitssensor und die
Sonnenstandsberechnung jeweils zwei Schnittstellen zu den zwei Dämmerungsschaltungen
und Verschattungskorrekturen in Raum 1 und Raum 2. Da alle InternalLink-Interface Attribute
die Direction Value OUT haben, müssen diese Schnittstellen als Senken definiert werden. In
der Abbildung 38 sind daher vier Senken (roter Kreis mit S in der Mitte) dargestellt, welche die
Schnittstellen an den Grenzen des Teilmodells markieren.
85
7.3 Teilmodellerstellung eines GA-System-Modells
Abbildung 38: Teilmodell Gebäude ohne enthaltene Ortselemente
In Abbildung 39 ist die InstanceHierarchy dieses Beispiels auf den hier relevanten Bereich
zusammengefasst. Da die Funktionen, welche auf der Ortshierarchieebene des Gebäudes
ausgeplant sind, am Ende der InstanceHierarchy stehen, wird für diese Teilmodellerstellung
der Bereich 1 und darin enthaltenen Informationen ausgeklammert. Relevant für ein Teilmodell
des Gebäudes sind die InternalLinks und deren –Interfaces der Schale Gebäude, welche
gemäß Abbildung 30 am Ende der Auflistung der Modellinformationen innerhalb der
AutomationML- Datei stehen.
Abbildung 39: InstanceHierarchy des Beispiels
In Abbildung 40 sind die beiden Möglichkeiten der Teilmodellerstellung für den Bereich 1 aus
dem vorgestellten Beispiel zu sehen. Oben wird ein Teilmodell ohne die enthaltenen
Ortselemente erstellt und unten mit den enthaltenen Ortselementen und deren Funktionen.
Ziel der oberen Darstellung ist das Erkennen der Funktionen, die der Schale „Bereich“
zugeordnet sind und deren Auswirkungen auf innenliegende Schalen, ggf. Auswirkungen von
der Schale Gebäude auf Funktionen, welche nur dem Bereich zugeordnet sind (nicht
dargestellt). In diesem Fall hat die Funktion Energieniveau mit Optimierung drei InternalLinks,
welche geschnitten und durch drei Senken ersetzt werden.
86
7 Teilmodellerstellung aus dem GA-System-Modell
Abbildung 40: Zwei Varianten für das Teilmodell Bereich (oben ohne enthaltene Ortselemente
und unten mit enthaltenden Ortselementen)
87
7.3 Teilmodellerstellung eines GA-System-Modells
In der unteren Darstellung wird das Teilmodell Bereich inklusive seiner integrierten Elemente
betrachtet. Aufgrund dessen, dass das Beispiel nur einen Bereich hat, ist dieses Beispiel der
Gegenpart zum Teilmodell aus Abbildung 38. Ziel dieser Teilmodellerstellung kann es sein,
die Auswirkungen der Funktionen des Gebäudes auf den Bereich zu erkennen und eine eigene
Performanceanalyse eines Bereichs durchzuführen.
Weiter wird in Abbildung 41 die vergleichbare Darstellung für die zwei Varianten der
Teilmodellerstellung des Raumes 2 vorgestellt. Im oberen Teil des Bildes ist der Raum ohne
seine Segmente und im unteren Teil mit seinen Segmenten als Teilmodell ausgeschnitten.
Dies führt dazu, dass im oberen Bild zwei Quellen und zwei Senken erstellt werden müssen.
Im unteren Bild werden diese beiden Senken nicht dargestellt, da die Funktion
Dämmerungsschaltung zwei Verbindungen zu den Lichtaktoren in jedem Segment hat. Bei
Betrachtung des Raumes als Ganzes, inklusive der Segmente, gibt es bei dieser Funktion
daher keine Schnittstelle. Stattdessen wird jedoch die Schnittstelle der Funktion Energieniveau
mit Optimierung mit zwei Schnittstellen zu der Funktion Temperaturregelung Heizen als Quelle
deutlich. Ziel der oberen Variante ist es, die Funktionen, die der Schale Raum zugeordnet sind
und Auswirkungen von äußeren/ inneren Schalen zu erkennen. Auch bei einem Teilmodell
eines Raumes (mit oder ohne Segmente) kann die Leistungsfähigkeit der Funktionen durch
eine Simulation analysiert werden. Die Betrachtung des Raumes 1 hat in der ortsstrukturellen
Teilmodellerstellung keine zweite Variante, da dieser im Beispiel keine Segmente hat.
In Abbildung 42 ist das Teilmodell des Segmentes 2 dargestellt. Da das Segment die kleinste
Einheit innerhalb der Ortselemente ist, kann es auch hier jeweils nur eine Variante des
Teilmodells geben. In diesem Fall werden zwei Quellen benötigt, um das Teilmodell zu
erstellen. Ziel dieser Teilmodellerstellung ist ebenfalls das Erkennen der Auswirkungen von
äußeren Schalen und deren Funktionen auf das Segment und auch dieses Segment kann als
Teilmodell analysiert werden.
Für alle Teilmodelle der ortsstrukturellen Teilmodellerstellung kann ein weiteres Ziel die
Auflistung von Funktionen des ausgewählten Ortselementes sein. Durch die Erstellung der
Schnittstellen, können diese als eine Grundlage für Absprachen zwischen den Gewerken oder
Firmen dienen.
88
7 Teilmodellerstellung aus dem GA-System-Modell
Abbildung 41: Zwei Varianten für das Teilmodell Raum (oben ohne enthaltene Ortselemente und
unten mit enthaltenden Ortselementen)
89
7.3 Teilmodellerstellung eines GA-System-Modells
Abbildung 42: Teilmodell eines Segments
7.3.2 Funktionale Teilmodellerstellung
Eine zweite Art der Teilmodellerstellung kann auf der Grundlage der funktionalen Struktur
erfolgen. Diese basiert auf einzelnen Funktionszusammenhängen und ist nicht an die Grenzen
der Ortsmodelle gebunden. Dadurch können gebäudeübergreifend Funktionsketten betrachtet
werden.
Die funktionale Teilmodellerstellung kann, je nach Fragestellung, sowohl die Funktionsstruktur
als auch die Produktstruktur berücksichtigen. In der Abbildung 43 ist die funktionale
Teilmodellerstellung mit zwei Varianten anhand des in Absatz 7.3.1 eingeführten Beispiels
dargestellt. Im oberen Teil der Abbildung 43 ist die Funktionskette der Heizungsregelung in rot
hervorgehoben und ist hier als geschlossener Funktionsverbund dargestellt. Daher ist in
diesem Beispiel keine Schnittstelle vorhanden. Eine Schnittstelle würde dann auftauchen,
wenn wiederum nur ein Teil dieser Funktionskette betrachtet werden soll. Anhand der
Abbildung 43, unten ist eine Variante dargestellt, welche im kleinsten Teilmodell nur eine
einzelne Funktion betrachtet. Ziel der Betrachtung einer einzelnen Funktion, ist beispielsweise
die Funktionsüberprüfung dieser Funktion, das Erkennen von Verbindungen und Schnittstellen
dieser Funktion bei der Parametrierung oder dem Austausch eines Gerätes oder die Analyse
der Auswirkungen dieser Funktion auf eine Funktionskette. Ziel der Betrachtung der gesamten
Funktionskette ist die Betrachtung einer gesamten Regelstrecke, eine Analyse der
Leistungsfähigkeit der gesamten betrachteten Regelstrecke beispielsweise durch Simulation
oder die Erstellung einer Funktionsliste für ein Gewerk oder eine Firma. Bei der funktionalen
Teilmodellerstellung sind auch Teilmodelle zwischen diesen beiden Beispielen von einer
Funktion bis hin zur ganzen Regelstrecke möglich.
90
7 Teilmodellerstellung aus dem GA-System-Modell
Abbildung 43: Funktionale Teilmodellerstellung (oben gesamter Funktionsstrang; unten
Betrachtung einer einzelnen Funktion)
91
7.3 Teilmodellerstellung eines GA-System-Modells
Wird eine Funktion oder eine Funktionsstruktur aus dem GA-System-Modell
herausgeschnitten, entstehen folgende Schnittstellen in der Funktionsstruktur:
• zu Funktionen des gleichen Ortselementes,
• zu Funktionen von übergeordneten Ortselementen,
• zu Funktionen von integrierten Ortselementen.
Natürlich bleibt die Beziehung einer Funktion zu einem Ortselement erhalten, die Grenzen der
Ortselemente werden jedoch nicht betrachtet.
Zur Ermittlung der Schnittstellen wird die erste Regel umgewandelt:
WENN: Eine Verbindung der betrachteten Funktion zu anderen Funktionen besteht,
UND: diese Funktionen nicht mehr Bestandteil des Teilmodells sind,
DANN: überprüfe Typ der Verbindung (Verbindung der Funktionsstruktur oder
externe/interne Verbindung der Produktstruktur),
UND: erzeuge eine Schnittstelle vom entsprechenden Typ.
Regel 2 bis Regel 4 bleiben erhalten, um das Teilmodell entsprechend zu vervollständigen.
Im vorliegenden Beispiel kann aus dem Teilmodell eine Liste an Funktionsverbindungen
generiert werden, die beim Einbau berücksichtigt werden müssen. Nach derselben Methode
können zusammengehörende Funktionsstrukturen, wie beispielsweise die gesamte
Lichtschaltung des Gebäudes, betrachtet werden, um diese zur Ausschreibung und/oder
Installation durch eine Ausführungsfirma vorzubereiten.
7.3.3 Teilmodellerstellung der Produktstruktur
Die produktbasierte Teilmodellerstellung ist per Definition von der entsprechenden
Produktstruktur und deren Implementierung im Modell abhängig, siehe Abschnitt 6.4.
Ist die Produktstruktur in einem GA-System-Modell durch interne und externe Verbindungen
abgebildet, so kann die Betrachtung der Produktstruktur wie im vorherigen Abschnitt 7.3.2
dargestellt erfolgen indem die Einschränkung gemacht wird, dass nur die Verbindungen der
Produktstruktur betrachtet werden.
Bei einem dezentralen GA-System, welches über einen Feldbus kommuniziert, kann ein
Teilmodell der Produktstruktur erstellt werden, indem alle Verbindungen der Funktionen zu
dem integrierten Feldbus- InternalElement betrachtet werden. Hat ein dezentrales GA-System
mehrere einzelne Feldbusse, beispielsweise bei der Verwendung von Subsystemen, wie dem
DALI-Lichtbus, müssen diese auch entsprechend abgebildet werden. Auch bei sehr großen
Gebäuden kann die Einrichtung eines dezentralen GA-Systems über nur einen Feldbus zu
sehr langen Antwortzeiten führen. Diese können durch eine Simulation zuvor ermittelt werden
und dann eine Zergliederung des Feldbusses (zu einem Multimaster-Bus) in unabhängige
Subsysteme zur Folge haben. Weiterhin berücksichtigt die Produktstruktur die
Gerätekonfiguration, welches dann erheblich wird, wenn mehrere Funktionen in einem Gerät
integriert sind. Ziel der Teilmodellerstellung anhand der Produktstruktur ist die Analyse der
tatsächlichen, physikalischen Verbindungen. In Abbildung 44 wurden die Funktionen des
Beispiels auf einen Feldbus (grün) und einen eigenen Lichtbus (orange) ausgeplant. Durch die
92
7 Teilmodellerstellung aus dem GA-System-Modell
Teilmodellerstellung kann jeder Feldbus getrennt betrachtet und analysiert werden, um
beispielsweise die Auslastungen durch eine entsprechende Simulation zu erkennen.
Wird nur ein Teil eines Feldbusses betrachtet, entstehen erneut Schnittstellen, welche
entsprechent erzeugt und verbunden werden müssen.
In diesem Fall wird die Regel 1 folgendermaßen umgewandelt:
WENN: Eine Verbindung einer Funktion des betrachteten Produktstrukturausschnitts zu
einer Funktion außerhalb dessen existiert,
DANN: überprüfe Typ der Verbindung,
UND: erzeuge eine Schnittstelle vom entsprechenden Typ.
Da auf einem Feldbus die Informationen in beide Richtungen fließen, ist ein neutrales
Terminierungsobjekt notwendig, welchem die Informationen über die abgeschnittene Funktion
übergeben werden.
Regel 2 Festlegen der einzufügenden Objektart:
WENN: Das InternalLink-Interface der Funktion im betrachteten
Produktstrukturausschnitt als Attribute Direction Value IN and OUT hat,
DANN: erzeuge ein neutrales Terminierungsobjekt.
Die Regel 3 und Regel 4 bleiben auch in diesem Fall unverändert.
Abbildung 44: Produktbasierte Teilmodellerstellung
93
7.3 Teilmodellerstellung eines GA-System-Modells
Für das aufgeführte Beispiel können die Funktionsverbindungen der logischen
Funktionsstruktur vernachlässigt werden, wenn nur die reine Produktstruktur relevant ist. Die
Informationen zu der logischen Funktionsstruktur kann aber je nach Fragestellung durchaus
interessant sein, gerade wenn beispielsweise die Thematik der Prioritätssteuerung auf einem
Feldbus betrachtet werden soll. Können bei zu hoher Busauslastung nicht alle Telegramme
auf einem Feldbus übertragen werden, können niederpriore Telegramme eventuell erst durch
mehrfache Sendeversuche übertragen werden. Durch die aufgezeigte Möglichkeit der
Simulation können solche Charakteristiken eines Feldbusses identifiziert und entsprechend
überprüft werden. Durch eine Anpassung der Prioritätssteuerung muss sichergestellt werden,
dass wichtigere Informationen vor unwichtigeren Informationen übertragen werden.
94
7 Teilmodellerstellung aus dem GA-System-Modell
7.4 Erstellung von Funktionslisten
Im Rahmen der gewerkegetrennten Ausschreibung, Feinausplanung und der späteren
Installation ist die Erstellung von Funktionslisten eine weitere Möglichkeit auf die Bedürfnisse
des gewerkegetrennten GA-Planungsprozesses einzugehen. Diese Funktionslisten können
entweder aus dem GA-System-Modell als Ganzes oder aus spezifischen Teilmodellen erstellt
werden. Gerade bei der Verwendung von großen GA-Systemen mit vielen Funktionen kann
das händische Erstellen von Funktionslisten eine mühsame Arbeit sein. Durch das
herstellerneutrale und XML-basierte Datenformat von AutomationML ist es möglich
Funktionslisten und weitere Abfragemöglichkeiten durch den Import in relationale
Datenbanksysteme zu vereinfachen.
Relationale Datenbanksysteme können Beziehungen aus beispielsweise einem ERM
berücksichtigen und über diese Beziehungen die unterschiedlichen Zusammenhänge
zwischen Datenbankeinträgen darstellen. Bezogen aus das GA-System-Modell bestehen die
Zusammenhänge zwischen Ortselementen, Funktionen und deren verschiedenen
Verbindungen zueinander (Funktions- und Produkstruktur). Das ERM dazu ist in Abbildung 27
dargestellt. Für eine einfachere Darstellung werden die Entitäten zu drei Datensätzen
zusammengefasst: die Ortselemente, die Funktionen und die Verbindungen zwischen den
Funktionen. Das komplexe ERM, inklusive der Attribute, kann durch Erstellen von einzelnen
Datensätzen für jede dargestellte Entitätengruppe erweitert werden. Für die Prinzipdarstellung
wird hier die vereinfachte Form mit drei Datensätzen am Beispiel der relationalen Datenbank
Access von Microsoft, siehe Abbildung 45, dargestellt.
Abbildung 45: Darstellung der ERM Beziehungen zwischen den Datensätzen
Die Datensätze der Ortsstruktur bestehen aus einer ID Ort, welches die laufende Nummer des
Datensatzes ist, dem Ortselement, als Bezeichnung und dem übergeordneten Ortselement,
welches auf das übergeordnete Ortselement gemäß der 1:n Beziehung der Ortsstruktur
verweist. Da die 1:n Beziehung nicht mit dem gleichen Kontainer verbunden werden kann,
muss der Kontainer der Datensätze kopiert werden und als Hilfskontainer Ortsstruktur_1
verbunden werden. Statt 1:n verwendet Access 1:∞ als Symbolik.
95
7.4 Erstellung von Funktionslisten
Jedem Ortselement können mehrere Funktionen zugeordnet werden. Diese 1:n Beziehung
wird zu einem weiteren Datensatzkontainer der Funktionen hergestellt. Die Datensätze der
Funktionen enthalten die ID (laufende Nummer), den Funktionsnamen, die ID AML (Global ID,
welche AutomationML vergibt), die ID Ort (aus der Ortsstruktur) und zusätzlich das
zugeordnete Gewerk. Um die n:m Beziehung zwischen den Funktionen darzustellen, wird ein
weiterer Datensatzkontainer der Verbindungen gebraucht, da Access lediglich 1:n
Verbindungen verarbeiten kann. In den Datensätzen der Verbindungen stehen die ID
(laufende Nummer), ID AML A und ID AML B, welche die Global IDs aus Automation ML sind
von den beiden Funktionen, die miteinander über einen InternalLink verbunden sind. Daneben
wird ein weiterer Hilfskontainer benötigt, welcher eine Kopie der Datensätze der Funktionen
ist (Funktionen_1). Die n:m Beziehung wird aufgelöst indem jeder ID AML aus den
Datensätzen der Funktionen mehrere Datensätze im Kontainer der Verbindungen ID AML A
zugeordnet werden können. Umgekehrt ist jedem Datensatz der ID AML A genau ein
Datensatz aus den Datensätzen der Funktionen zugeordet. Ebenso ist jedem Datensatz aus
ID AML B (also der verbundenen Funktion) genau ein Datensatz aus dem Hilfskontainer der
Funktionen zugeordnet. Durch diese beiden 1:n Beziehungen wird die eigentliche n:m
Beziehung aufgeschlüsselt. Dabei muss die Entität, welche die einfache Beziehungsrelation
hat, als Primärschlüssel festgelegt werden. Das bedeutet, dass innerhalb dieses Kontainers
jeder Datensatz nur einmal mit dem ausgewählten Primärschlüssel vorkommt. Für die Liste
der Funktionen kommt jede Funktion mit der entsprechenden ID von AutomationML genau
einmal vor. Die Funktionsbezeichnungen hingegen können häufiger in der Liste vorkommen.
Um die Datensätze aus AutomationML in die entsprechenden Kontainer in Access zu
importieren, können die Daten aus AutomationML in eigene Textdateien abgelegt und dann
von Access importiert werden. Die dazu benötigten Informationen stehen für die Ortsstruktur
bereits in Tabelle 6 und müssen um das Element Segment und die Darstellung der Funktionen
und Verbindungen in Automation ML erweitert werden.
Segment:
<InternalElement Name=„[S1-n]“ ID=„[IDS]“>
Das Segment ist als InternalElement genauso aufgebaut, wie die anderen Ortselemente. Die
Bezeichnung in den eckigen Klammern sind entsprechend variabel.
Funktion:
<InternalElement Name=„[F1-n]“ RefBaseSystemUnitPath=„[Pfad]" ID=„[IDF1-n]“>
Die Funktion ist ebenfalls als InternalElement innerhalb der AutomationML-Datei beschrieben,
diese hat jedoch nach dem Namen erst den Pfad der SystemUnitClass stehen und dann folgt
die Global ID von AutomatioML.
Verbindung:
<InternalLink Name=„[IL1-n]" RefPartnerSideA=„[IDF1-n]:[F1-n]“
RefPartnerSideB=„[IDF1-n]:[F1-n]“>
Die Verbindungen zwischen den Funktionen sind als InternalLinks dargestellt. Diese enthalten
erst die Bezeichnung des Links und dann kommt erst die eine Seite der Funktion
RefPartnerSideA mit der ID der entsprechenden Funktion und hinter dem Doppelpunkt der
Name der Funktion und dann die RefPartnerSideB, welche den Partner der Verbindung liefert,
ebenfalls mit der ID und dem Namen.
96
7 Teilmodellerstellung aus dem GA-System-Modell
Um die Datensätze zu befüllen muss die AutomationML-Datei entsprechend ausgelesen
werden. In einem ersten Schritt werden die Datensätze der Ortselemente zusammengestellt.
Dazu wird mit dem InternalElement mit der RoleClass „Gebäude“ begonnen und anschließend
die jeweiligen integrierten Elemente mit der jeweiligen laufenden Nummer und seiner
Bezeichnung in Anführungszeichen aufgelistet. Dabei wird das übergeordnete Element durch
seine bereits vergebene laufende Nummer hinzugefügt. Als Trennung zwischen den
Elementen wird ein Komma verwendet und der Datensatz wird anschließend in Access, wie in
Abbildung 46 dargestellt, importiert. Als Beispiel wurde die AutomationML-Datei des bereits
erläuterten Beispiels aus Abbildung 37 verwendet.
1,"Gebäude",
2,"Bereich 1",1
3,"Raum 1",2
4,"Raum 2",2
5,"Segment 1",4
6,"Segment 2",4
Abbildung 46: Auszug Textdatei (links) und Access-Tabelle (rechts)
Die Funktionen werden mit ihrer Bezeichnung, der Global ID und dem zugehörigen
Ortselement übernommen und als eigene Textdatei abgespeichert. In Abbildung 47 ist ein
Auszug aus der Beispieldatei bereits in Access dargestellt. Jeder Funktionsbezeichnung kann
zusätzlich ein Gewerk oder auch eine Ausführungsfirma zugewiesen werden. Diese
Informationen sind jedoch nicht in AutomationML hinterlegt und bedürfen einer separaten
Zuordnung zwischen allgemeinen Funktionsbezeichnungen und den Gewerken oder Firmen,
welche einmal händisch als Quelle erstellt werden muss und dann wiederverwendet werden
kann.
Abbildung 47: Auszug aus der Access-Tabelle der Funktionen
Die InternalLinks werden mit einer laufenden Nummer und nur der Global ID von
Verbindungspartner A und der Global ID von Verbindungspartner B übernommen.
Durch die Trennung der Bezeichnungen und Nummern mit dem Komma, kann Access die drei
Tabellen automatisch importieren und als neue Datensätze hinzufügen. Durch die bereits
hergestellten Beziehungen zwischen den Kontainern der Datensätze können im Anschluss
Abfragen der Funktionslisten erstellt werden.
97
7.4 Erstellung von Funktionslisten
Abbildung 48: Abfrage in Access nach Funktionszusammenhängen
In Abbildung 48 ist ein Auszug aus einer Abfrage nach den Funktionszusammenhängen
gestellt worden. In der dritten Spalte steht die Funktion und ihr zugehöriges Ortselement. In
der ersten und zweite Spalte stehen die jeweiligen Vorgängerfunktionen mit Ortselement und
in den Spalten fünf und sechs stehen die Nachfolgefunktionen mit ihren Ortselementen. Die
leeren Tabellenplätze bedeuten, dass es keine weitere Nachfolgefunktion gibt.
Eine weitere Abfrage des Beispiels ist auszugsweise in Abbildung 49 dargestellt. Hier werden
Funktionen mit ihrem zugeordneten Gewerk angezeigt in Spalte eins und zwei und die damit
verbundenen Funktionen mit ihren zugeordneten Gewerken in Spalte drei und vier. In der
dritten Zeile ist hier zu sehen, dass die Funktions Brightness_Measurement
(Helligkeitsmessung) eine Verbindung zur Funktion Twilight_Control (Dämmerungsschaltung)
hat, welche jedoch unterschiedliche Gewerke betreffen. Aus einer solchen Abfrage können
Schnittstellen zwischen den Gewerken ersichtlich werden, welche dann zur Absprache der
Schnittstellen genutzt werden können.
Weitere Abfragen bezüglich der Funktionen, ihrer Ortselemente oder Verbindungen sind
vielfältig möglich. Beispielsweise ist das Erstellen einer Liste aller Lichtaktoren oder einer Liste
aller Funktionen eines Bereichs, inklusive seiner integrierten Ortselemente und deren
Funktionen über entsprechende Abfragen möglich.
Abbildung 49: Sortierung nach Gewerken und Nachfolgefunktion
Durch einen weiteren Konverter können die angesprochenen Informationen des GA-System-
(Teil)-Modells aus der Datenaustauschdatei von AutomationML automatisch ausgelesen, in
einer Textdatei zwischengespeichert und dann in eine relationale Datenbank, wie
beispielsweise Access überführt werden, um Funktionslisten u.a. Abfragen zur Unterstützung
des gewerkegetrennten GA-Planungs- und Installationsprozesses zu erstellen.
98
8 Aus- und Bewertung der Ergebnisse
8 Aus- und Bewertung der Ergebnisse
Um den Nutzen des vorgestellten durchgängigen und modellbasierten Engineerings zu
untersuchen, ist eine Validierung notwendig. Diese soll zeigen, dass die vorgestellte Methode
im Vergleich zu anderen Ansätzen oder praktischen Umsetzungen und trotz des
Mehraufwandes einen Mehrwert bringt. Zur Validierung dieses Ansatzes wurde zum einen die
Planung eines Bauprojektes mit der Ausstattung von RA begleitet. Aufgrund dessen, dass ein
einzelnes Bauprojekt im Rahmen einer Validierung zu wenig Aussagekraft besitzt, wurde
weiterhin eine Befragung unter Experten aus der GA, den Architekten und den Bauherren
durchgeführt. Weiterhin wird der vorgestellte Ansatz durch den Anforderungskatalog aus
Kapitel 3 auf die Erfüllung der Anforderungen überprüft. Abschließend werden die
Einschränkungen des Ansatzes in Hinblick auf die Konsequenzen für die Praxis bewertet und
eine mögliche Übertragbarkeit des Ansatzes vorgestellt.
8.1 Erfahrungen im Rahmen eines Bauprojektes
Die Firma Tributech GmbH ist eine kleine, mittelständische Vertriebsfirma, die Schmierstoffe,
Öle, Fette und Festschmierstoffe vertreibt. Zur Erweiterung ihres Portfolios wurde eine neue
Lagerhalle mit Bürokomplex benötigt. Das neue Gebäude wurde aus Fertighausmodulen in
Leichtbauweise erstellt, und sowohl der Hallenteil als auch der Bürokomplex sollten mit RA-
Funktionen ausgestattet werden. Im Rahmen der Validierung dieses Ansatzes wurden der
Bauherr und der Objektplaner durch den Planungsprozess begleitet.
8.1.1 Struktursegmentierung
In einem ersten Schritt ist die Struktursegmentierung des kombinierten Hallen- und
Bürokomplexes notwendig. Dazu wurde der Grundriss des Gebäudes genommen und in
Bereiche, Räume und Segmente eingeteilt. Aufgrund der Größe der Halle wurden 13
Achsensegmente zur Unterteilung der Halle verwendet und dem Bereich Halle untergeordnet,
siehe Abbildung 50. Der angrenzende Bürokomplex besteht aus zwei Etagen. Jeder Etage
wurde ein eigener Bereich zugeordnet, der jeweils acht Räume umfasst.
99
8.1 Erfahrungen im Rahmen eines Bauprojektes
Abbildung 50: Struktursegmentierung des Hallen-Büro-Komplexes
100
8 Aus- und Bewertung der Ergebnisse
Daraus ergibt sich folgende Ortsstruktur für den Hallen-Büro-Komplex (Abbildung 51):
Abbildung 51: Ortsstruktur des Hallen-Büro-Komplexes in AutomationML
Die Segmente der Ortsstruktur wurden durch die Customizing-Funktion der Ortsstruktur
hinzugefügt. Diese Ortstruktur kann nun als Ausgangsbasis für die Anforderungserhebung
dienen.
8.1.2 Anforderungserhebung
Die Segmente der Halle sollen hauptsächlich der Einteilung der Lichtleisten dienen, um die
Halle entsprechend auszuleuchten. Dazu wurde in jedem Segment eine einzelne
Automatiklicht-Funktion ausgeplant, die über Präsenzdetektoren aktiviert wird. Da die Halle
hauptsächlich als Lagerhalle konzipiert ist, werden nicht immer alle Hallenteile gleichzeitig
benötigt, sondern nur diejenigen, an denen Regale befüllt bzw. Produkte entnommen werden.
Gerade die äußeren Hallensegmente werden dadurch erheblich zur Energieeinsparung
beitragen, weil der Hauptumschlag in den mittleren Regalen stattfinden und überall die
Beleuchtung nur bei tatsächlichem Betrieb eingeschaltet wird.
Der Bürokomplex mit den zwei Etagen ist grundsätzlich ähnlich zueinander aufgebaut.
Ausgehend vom Treppenhaus dient ein schmaler Flur zur Verbindung der einzelnen Büros
und Besprechungsräume. Im Treppenhaus befinden sich auch die Toiletten. Im Flur und im
Treppenhaus werden ebenfalls Automatiklicht-Funktionen eingeplant, um die Beleuchtung bei
Nichtverwendung zu schonen. In den Büroräumen wurde ähnlich wie beim 6-Funktionen-
Raum auch eine Energieauswahl-Funktion geplant, die mit Fenstersensoren verbunden ist.
Ebenfalls ist auch hier das Automatiklicht geplant. Die Energieauswahl-Funktion soll die
Heizung ansteuern, durch das Zeitprogramm die hauptsächlichen Arbeitszeiten in den Büros
abdecken und außerhalb der Nutzungszeiten die Heizungsenergie einsparen.
Nach diesen Vorstellungen des Bauherrn wurde gemeinsam mit dem Engineering-Werkzeug
zur Unterstützung der Anforderungserhebung das Engineering-Modell des Hallen-Büro-
Komplexes erstellt.
101
8.1 Erfahrungen im Rahmen eines Bauprojektes
Abbildung 52: Ausschnitt aus dem GA-System-Modell des Hallen-Büro-Komplexes
In Abbildung 52 ist ein Ausschnitt aus dem Engineering-Werkzeug mit dem geplanten GA-
System-Modell dargestellt. Im oberen Teil sind die drei Funktionen zur Umsetzung der
Beleuchtung in den Achsensegmenten der Halle zu sehen. Exemplarisch sind in der Mitte der
Flur mit den gleichen Funktionselementen und ein Büro, das die zusätzlich ausgeplanten
Funktionen enthält, zu sehen.
8.1.3 Erstellung von Funktionslisten
Da sich der Bauprozess über die Bearbeitungszeit dieser Arbeit hinaus verzögert, sind eine
tatsächliche Umsetzung und Begleitung während des Bauprozesses nicht möglich. Zur
Vorbereitung der Ausführung wurden der Bauherr und der Objektplaner durch die Erstellung
von Funktionslisten und Teilmodellen in Hinblick auf die Ausschreibung der Aufträge
unterstützt. Auch wenn die grundsätzlichen Funktionen für die Automatiklicht-Steuerung in der
Halle und den Bürobereichen die gleichen sind, wurde in der Ausschreibung darauf geachtet,
dass spezialisierte Firmen die sehr großen Beleuchtungseinheiten der Hallensegmente
übernehmen. Dazu wurde der Hallenbereich einzeln als Teilmodell betrachtet und in Form
einer Funktionsliste zusammengestellt. Das Gleiche wurde für die beiden Bürobereiche
durchgeführt.
In Abbildung 53 ist ein Auszug aus der Funktionsliste der Halle von Tributech dargestellt. In
diesem Fall wurden die Funktionen, ihr Gewerk und ihr zugehöriger Ort mit der jeweils
verbundenen Funktion, ihrem Gewerk und Ort dargestellt. Über eine solche Tabelle konnten
die Schnittstellen, wie in der Abbildung markiert, zwischen den handelnden Gewerken erkannt
und überwacht werden. In diesem Falle war zu berücksichtigen, dass die Firma, welche die
Fenster mit Fenstersensoren einbaut, und die Firma, welche für die Energieniveau-Auswahl
zuständig war, sich über die Schnittstellen abgestimmt haben.
102
8 Aus- und Bewertung der Ergebnisse
Abbildung 53: Funktionsliste der Halle Tributech
Da die Funktionslisten aus dem Modell heraus erzeugt werden konnten, hatten Bauherr und
Objektplaner den Vorteil, dass damit schnell grobe Kostenkalkulationen bei den Anbietern
möglich waren und der Überblick im Rahmen der Bauvorbereitungen nicht verloren ging. Somit
konnte sehr verzugslos mit der konkreten Beauftragung von Firmen begonnen werden.
8.2 Befragung von Experten
Zur Validierung des vorgestellten Ansatzes zum durchgängigen und modellbasierten
Engineering der Gebäudeautomation wurden in einem zweiten Schritt auch Experten befragt.
Im Rahmen dieser Expertenbefragung wurden Fachmeinungen aus den verschiedenen
Themenbereichen der GA und der Baubranche eingeholt. Ziel der Expertenbefragung war eine
Validierung des Ansatzes.
8.2.1 Auswahl der Experten
So wie verschiedene Sichtweisen bei der Planung und dem Bau von Gebäuden existieren, soll
durch die Auswahl der Experten eine einseitige Sichtweise auf dieses komplexe Themenfeld
vermieden werden. Daher ist es hilfreich, aus mehreren Blickwinkeln den vorgestellten Ansatz
zu bewerten.
Bei der Auswahl der Experten wurde der Fokus auf die alltägliche Praxis mit der GA gelegt.
Daher wurden Experten auf dem Gebiet der GA, Architekten und Objektplaner und Bauherren
großer Gebäude befragt. Dabei wurden sowohl Experten, welche den gewerkegetrennten und
auch Experten, die den integrierten GA-Planungsprozess befürworten, befragt.
In der Vorgehensweise wurden die Experten in einer ersten Kontaktaufnahme befragt, ob sie
sich für die Expertenmeinung zur Verfügung stellen würden. Die Befragungen der Experten
fanden entweder in einem Interview persönlich oder über Emailkorrespondenz statt. Für die
Interviews wurden ein Vortrag mit der Herleitung, Abgrenzung und Darstellung des Ansatzes
103
8.2 Befragung von Experten
gehalten und im Anschluss standardisierte Fragen gemäß Anhang G gestellt. In den
persönlichen Gesprächen wurden die Antworten aufgenommen und anschließend
zusammengefasst. Die zusammengefassten Antworten wurden im Anschluss den
Teilnehmern noch einmal zur Mitprüfung vorgelegt und durch diese entsprechend auf
Richtigkeit der Angaben überprüft. Dieses Vorgehen soll einer Beeinflussung bei der
Beantwortung der Fragen und Missverständnissen vorbeugen. Des Weiteren konnten durch
diese Methode auch sprachliche Ungenauigkeiten oder falsche Zitationen verhindert werden.
Für die Befragung über die Emailkorrespondenz ergaben sich diese Fehlerquellen nicht, da
die Befragten Experten eine Stellungnahme zum vorgestellten Ansatz geschrieben haben. Der
Ansatz wurde in einer Zusammenfassung dieser Arbeit vorgestellt und durch die Anlage des
Vortrages ergänzt.
Die Ergebnisse aus den Expertenbefragungen werden anhand der Fragen des Fragebogens
in vier Abschnitte gegliedert:
a. Handlungsbedarf bei der Planung, Installation und dem Betrieb von GA-Systemen
(Frage 1),
b. Anforderungen an eine Methode um dem Handlungsbedarf zu begegnen (Frage 2),
c. Erfüllung der Anforderungen durch das durchgängige und modellbasierte Engineering
von GA-Systemen (Frage 3+4),
d. Verbesserung des Engineerings von GA-Systemen in Bezug auf Zeit, Kosten und
Qualität (Frage 5).
Darüber hinaus hatten alle Experten unter der Frage 6 die Möglichkeit, ein allgemeines
Feedback zum Ansatz zu geben. Dieses wurde für die Auswertung auf die entsprechenden
Fragen verteilt, um eine Vergleichbarkeit der Expertenmeinungen zu gewährleisten.
Im Folgenden werden die verschiedenen Experten kurz vorgestellt und ihr Bezug zur GA
erläutert. Im Weiteren werden anhand der vorgestellten Vorgehensweise die Ergebnisse
zunächst getrennt betrachtet und anschließend zusammenfassend bewertet.
8.2.2 Experten auf dem Gebiet der GA
Zu den führenden Experten auf dem Gebiet der GA zählt Hans R. Kranz. Herr Kranz hat
mittlerweile über 50 Jahre Berufserfahrung auf dem Gebiet der TGA und GA und hat damit die
GA in Deutschland maßgeblich mitentwickelt. Er war unter anderem als Projektleiter für
Europas erstes programmierbares GA-System (Honeywell-DELTA 2000) und zahlreiche
weitere Tätigkeiten als Projektmanager in der Branche aktiv. Seit 2004 ist er im Ruhestand
und nur noch ehrenamtlich aktiv. Das große Credo seiner langjährigen Erfahrung mit GA-
Systemen sind die Interoperabilität und die Standardisierung. Mit der Entwicklung von BACnet
[KRA13], als mittlerweile Quasi-Standard anerkannt, hat Herr Kranz ein internationales
Protokoll geschaffen, welches durch viele Kooperationen ständig weiterentwickelt wird.
Expertenmeinung von Herrn Kranz befindet sich in Anhang H.
Zu a) Herausforderungen bei der Planung, Installation und Betrieb von GA-Systemen
Herr Kranz sieht die Herausforderungen im Rahmen von GA-Systemen nicht nur bezogen auf
die Planung, Installation und den Betrieb. Darüber hinaus werden die Ausschreibung, die
Entwicklung und der Vertrieb ebenfalls als Herausforderungen benannt. Die Hauptprobleme
sieht Herr Kranz in der fehlenden Standardisierung, bzw. dem eigenen und bewusst nicht
kompatiblen Engineering der GA-Hersteller. Die im Ansatz genannten Herausforderungen
kann Herr Kranz bestätigen. Hinzu kommt, dass der Wettbewerb unter den GA-System-
104
8 Aus- und Bewertung der Ergebnisse
Herstellern sehr groß ist und dass die Kostenfrage oftmals entscheidend ist. Bei den Kosten
hat gerade der unterschiedliche Engineering-Aufwand einen großen Einfluss.
Zu b) Anforderungen an die Methode
Um den Herausforderungen zu begegnen sollten auf standardisierten, EDV-fähigen
Funktionen und Modellen beruhende Konzepte verwendet werden. Die Standardisierung
gerade auch in Bezug auf die Interoperabilität sollte weiter ausgebaut werden. Hier kann
BACnet das passende Verbindungselement liefern, um gerade in der Verwendung mehrerer
GA-Systeme ein einheitliches Kommunikationsmodell zu verwenden.
Zu c) Erfüllung der Anforderungen durch die vorgestellte Methode
Den vorgestellten Ansatz befürwortet Herr Kranz. Das durchgängige, kompetente und alle
Gewerke umfassende Engineering mit der Unterstützung der gewerkegetrennten Ausführung
und Installation ist der richtige Ansatz zur Lösung der bestehenden Herausforderungen.
Da nur die Raumautomation im Rahmen des Ansatzes berücksichtigt ist, fehlt dem Ansatz
noch die Erweiterung um die Anlagenautomation und die Gebäudemanagement-Funktionen.
In der neuen VDI Richtlinie 3814 werden die laufenden Entwicklungen im Bereich der GA
angepasst und so wird die VDI Richtlinie 3813 in die neue VDI 3814 überführt, um ein
komplettes Standardwerk für die GA zu schaffen. Er empfiehlt den Ansatz um die GA-
Funktionen zu erweitern, auch bzw. gerade, weil die Anlagenautomation deutlich komplexer
als die Raumautomation ist.
Darüber hinaus wird gerade durch den VDI ein „Arbeitsblatt zur Bedarfserhebung“ für die
gesamte GA (inklusive AA und GAM) erarbeitet. Dieses wäre ebenfalls eine sinnvolle
Ergänzung zur Anforderungserhebung. Bezogen auf die Verwendung des Modells, hält Herr
Kranz eine Einbindung in BIM für aussichtsreich, auch wenn von Seiten der BIM dieses
Vorgehen noch nicht unterstützt wird. Dies liegt daran, dass das Datenformat .ifc noch keine
Beschreibungsstrukturen für die GA-Produkte und Funktionen hinterlegt hat und auch hier von
Seiten der Industrie keine vollumfängliche Unterstützung kommt. Das Schalenmodell ist für die
Raumautomation eine sinnvolle Einteilung der Gebäudestruktur. Bezogen auf einen
umfänglicheren Ansatz die ganze GA betreffend, reicht das Schalenmodell nicht aus. Statt
diesem hält Herr Kranz den Ansatz der „Structured View“-Idee von BACnet für denkbar, da es
aus seiner Sicht keine GA mehr gibt, die nicht mit BACnet kommuniziert.
Bezogen auf die Durchgängigkeit des Ansatzes hält Herr Kranz es für möglich, dass dadurch
Planungsfehler vermieden werden können, auch wenn dies sicherlich nicht gleichbedeutend
damit ist, dass trotz einer durchgängigen Planungsweise keine Fehler mehr passieren. Des
Weiteren bestätigt er eine leichtere Realisierung von GA-Systemen durch eine integrale
Betrachtung über alle Engineering-Phasen hinweg. Jedoch gibt er an dieser Stelle zu
bedenken, dass auf Seiten der Hersteller ebendiese Betrachtungsweise derzeit noch nicht
gewünscht ist und eher verhindert wird.
Zu d) Verbesserung in Bezug auf Zeit, Kosten und Qualität
Neben den bereits genannten Punkten zum Ansatz spart der vorgestellte Ansatz in jedem Fall
durch seine Rationalisierung Zeit und Kosten, vor allem durch die Vermeidung von Fehlern.
105
8.2 Befragung von Experten
8.2.3 Experten aus dem Bereich der Bauherren
Bei der Auswahl der Experten als Vertreter der Bauherren war die Erfahrung beim Bau von
Nichtwohngebäuden wichtig. Des Weiteren sollten Erfahrungen mit GA-Systemen vorhanden
sein. Die Experten sind zum einen der Bauherr des Büro-Hallen Komplexes der Firma
Tributech, Herrn Reiff (Anhang I) und zum anderen Vertreter des Bundesamtes für
Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBw), welche als
Bauherren für die Bundeswehr Bauprojekte durchführen (Herrn Barnscheidt, Anhang J und
Herrn Pötzsch Anhang K).
Das BAIUDBw gehört zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung und
ist für die bundesweite Koordinierung der Dienstleistungen für die Bundeswehr zuständig.
Darunter fällt auch die Aufgabe, Infrastrukturmaßnahmen durchzuführen und dabei als
Ansprechpartner gegenüber den Baubeteiligten zu fungieren. Sie nehmen die Rolle des
Bauherrn für die Bundeswehr wahr und sind u.a. für die Erstellung und Prüfung von
Bauunterlagen zuständig.
Im Folgenden werden die Antworten der Experten zusammengefasst als Expertenmeinung
der Bauherren.
Zu a) Herausforderungen bei der Planung, Installation und Betrieb von GA-Systemen
Konsens in den Expertenmeinungen besteht eindeutig darin, dass der Planungsaufwand durch
die Größe und Komplexität von Gebäuden und deren TGA und GA bestimmt wird und die
größte Herausforderung darin besteht, die gesammelten Anforderungen an ein Gebäude und
auch deren Risiken zu bestimmen.
In Hinblick auf die weiteren Herausforderungen gehen die Expertenmeinungen durch die
verschiedenen Blickwinkel auseinander.
Ein kleines und mittelständisches Unternehmen hat als Bauherr keine vorhandenen Expertisen
auf dem Gebiet der Bauplanung bzw. der Planung von GA. Daher ist das Unternehmen auf
Unterstützung durch externe Partner angewiesen. Für ein solches Unternehmen besteht die
große Herausforderung, Entscheidungen für ein Bauvorhaben zu treffen, obwohl sie die
Konsequenzen nicht alleine beurteilen können. Daher ist für das Unternehmen das
Architekturbüro bzw. der Objektplaner als zentrale Koordinierungsstelle wichtig, um zwischen
den Fachplanern und dem Bauherrn zu vermitteln. Ein großer Faktor für das Unternehmen
sind die Kosten, welche möglichst gering gehalten werden sollen.
Als Bundesbehörde hat das BAIUDBw eigene Experten und Vorschriften für den Bau von
Gebäuden und deren Ausrüstung. Häufig werden proprietäre GA-Systeme als homogene
Systeme in Form von Rahmenverträgen im integrierten GA-Planungsprozess realisiert. Die
Systeme werden von der Planung über die Installation bis hin zum Betrieb und der
Instandhaltung durch einen Ansprechpartner eines Herstellers betrieben und erleichtern damit
den Umgang mit den Systemen erheblich. Das Vorgehen, wie im gewerkegetrennten GA-
Planungsprozess beschrieben, kommt lediglich bei weniger aufwendigen Baumaßnahmen,
wie beispielsweise Unterkunftsgebäuden, vor. Eine wichtige Herausforderung für das
BAIUDBw ist die Überwachung der Maßnahmen und die Einhaltung der Vorgaben und
Standards. Abweichungen von den Vorgaben und Standards führen oft zu Nacharbeit,
Zeitverzug, höheren Kosten und gegebenenfalls auch Einschränkungen im Betrieb.
106
8 Aus- und Bewertung der Ergebnisse
Zu b) Anforderungen an die Methode
Konsens der Experten ist, dass der integrierte GA-Planungsprozess mit einem
verantwortlichen GA-Fachplaner zu bevorzugen ist, wonach der GA-Fachplaner die Planung,
Installation und den Betrieb eines GA-Systems übernimmt. Für den gewerkegetrennten GA-
Planungsprozess ist dageben die Verwendung eines Gesamtplanes wichtig. Weiterhin soll
eine Methode zielführend, handhabbar und anerkannt sein, um für alle Beteiligten die
Realisierung des Bauvorhabens zu unterstützen. Die Wahl der Methode und auch die Wahl
des Vorgehens im Bauprozess ist zu Beginn der Planung durch den Bauherrn oder
Objektplaner maßgebend für den weiteren Verlauf des Bauprozesses.
Zu c) Erfüllung der Anforderungen durch die vorgestellte Methode
Alle Experten sind der Meinung, dass der vorgestellte Ansatz zielführend und schlüssig ist, um
die Realisierung der GA zu unterstützen. Durch die Verwendung des Modells und des
einheitlichen Datenkonzeptes können Planungsfehler vermieden werden.
Die wichtigen Punkte bei der Methode sind die Anforderungserhebung und die Aufteilung des
Modells auf die Gewerke. Hierbei sollte der Ansatz erweitert werden, um die Planungen der
Gewerke außerhalb der GA (siehe Abbildung 9, der konventionelle Bauprozess) mit den
Planungen der GA zu synchronisieren. Eine Integration des vorgestellten Ansatzes in die BIM-
Methode ist eine sinnvolle Einbettung.
Ein weiterer wichtiger Aspekt zur Beurteilung des Ansatzes ist die Verhältnismäßigkeit
zwischen dem Aufwand/ Kosten und dem Ergebnis. Der Aufwand und die Kosten des
Engineerings müssen durch die Einsparungen an Zeit und Kosten in der Realisierung und
durch Energieeinsparungen amortisiert werden.
Zu d) Verbesserung in Bezug auf Zeit, Kosten und Qualität
Die Vermeidung von Fehlern führt dazu, dass auch Nacharbeit, Zeitverzug und höhere Kosten
vermieden werden. Die Überprüfungsmethode kann dabei helfen, die Konsequenzen aus
Fehlern geringer zu halten, da sie früher entdeckt werden können.
Die Ausführungsfehler können durch diesen Ansatz nicht vermieden werden und auch die
Einbindung der Planungen der TGA ist nicht berücksichtigt, daher ist der Ansatz im realen
Bauen nur bedingt einsetzbar. Weitere sinnvolle Erweiterungen wären die grafische
Aufbereitung der Planungen und die Gegenrechnung zwischen Einsparpotenzial der GA und
den aufzubringenden Kosten für die GA.
8.2.4 Experten aus der Architektur von Gebäuden und Objektplanung
Für die Branche der Architekten und Objektplaner wurden als Experten zum einen der
Objektplaner des Hallen-Büro-Komplexes der Firma Tributech (Herr Bonsels, Anhang L) und
zum anderen das Architekturbüro Immo Bau Peger Immobilien Planungs- und
Entwicklungsgesellschaft mbH (Frau Mehrwald, Anhang M) aus Kerpen interviewt und befragt.
Das Architekturbüro Immo Bau Peger arbeitet im privaten Wohnungsbausektor und hat viele
kombinierte Wohn- und Gewerbeimmobilien in der Rhein-Erft-Region realisiert.
Zu a) Herausforderungen bei der Planung, Installation und Betrieb von GA-Systemen
Konsens der Expertenmeinungen auf diesem Gebiet ist die Herausforderung einer
Gesamtkonzeption des Gebäudes inklusive der GA vor Beginn der Bauphase, da mit
Einbindung der Fachplaner der Gewerke der Koordinationsaufwand zwischen den
107
8.3 Aus- und Bewertung der Ergebnisse
Baubeteiligten erhöht wird. Die Objektplaner und Architekten sehen sich dabei als zentrale
Ansprechstelle zwischen allen Baubeteiligten.
Die Einbindung des GA-Fachplaners, wie im integrierten GA-Planungsprozess dargestellt, ist
meist nicht die erste Wahl zu Beginn der Planungsphase, da sich viele Bauherren diese Kosten
sparen wollen. Erst im Laufe des Prozesses und oft auch erst deutlich nach Baubeginn stehen
die Ausplanungen von Seiten der Bauherren und der gewerkegetrennten Planungen bezüglich
des GA-Systems fest, was zu Verzögerungen in der Bauphase und zu Mehrkosten führt.
Zu b) Anforderungen an die Methode
Der Bauprozess, so wie er heute ist, ist unübersichtlich und wird sich nur mühsam und langsam
von alleine ändern lassen. Eine Reformierung der gültigen Vorschriften und Regelungen und
vor allem eine Entfrachtung dieser wären dringend notwendig. Die stärkere Rolle der GA
innerhalb des Bauprozesses ist davon eine notwendige Änderung.
Die Anforderungen an das Gebäude müssen vor Baubeginn feststehen und sollten in allen
Gewerken durch ein einheitliches Datenkonzept vorhanden sein, um Schnittstellenproblemen
und Informationsverlusten vorzubeugen.
Zu c) Erfüllung der Anforderungen durch die vorgestellte Methode
Der vorgestellte Ansatz bietet laut den Expertenmeinungen einen guten Mittelweg zwischen
dem Einschalten eines GA-Fachplaners und der Planung in den Gewerken. Die Strukturierung
des Gebäudes ist eine sinnvolle Methode, um alle Planungsvarianten einheitlich strukturieren
zu können und bei Bedarf zu erweitern.
Die Überprüfungsmethode wird als grundsätzlich positiv bewertet, jedoch werden die
Möglichkeiten verschiedene Szenarien zu testen als unnötig angesehen. Die
Anforderungserhebung ist dagegen deutlich wichtiger, da diese den Bauherrn dazu bewegt,
die Gedanken über das Gebäude zu konzentrieren und gemeinsam mit dem Objektplaner
einen Gebäudeplan zu erarbeiten.
Zu d) Verbesserung in Bezug auf Zeit, Kosten und Qualität
Die Experten sehen in dem Ansatz Potenzial zur Verbesserung des Planungs- und
Ausführungsprozesses und der Kostenreduktion. Die Berücksichtigung der GA in den frühen
Planungsphasen kann Planungsfehler vermeiden und durch die gemeinsame Datenbasis
auch Schnittstellenfehler verringern.
Der Zeitgewinn durch diesen Ansatz wird nicht sehr hoch eingeschätzt, jedoch kann er die
zeitraubenden Planungs- und Ausführungsfehler verhindern und damit den Zeitverlust
verhindern.
Insgesamt wird der Ansatz aus Sicht der Experten der Architektur und Gebäudeplanung als
guter Mittelweg aus einer vollständigen Fachplanung der GA und der eher rudimentären GA-
System-Planung in den einzelnen Gewerken bewertet.
8.3 Aus- und Bewertung der Ergebnisse
Sowohl die Begleitung des Bauvorhabens des Hallen-Büro-Komplexes als auch die Befragung
der Experten haben dem Ansatz des durchgängigen und modellbasierten Engineerings ein
grundsätzlich positives Verbesserungspotenzial in Hinblick auf den konventionellen
Bauprozess und die gewerkegetrennte Realisierung von GA-Systemen bescheinigt. Gerade
die Vermeidung von Fehlern durch die standardisierte und integrale Betrachtung der GA als
108
8 Aus- und Bewertung der Ergebnisse
ein Gesamtsystem und die Möglichkeit der Aufteilung dieses Gesamtsystems auf die
gewerkegetrennte Ausschreibung, Feinausplanung und Installation in Kombination mit der
Überprüfungsmöglichkeit stellen aus Sicht der Experten eine Verbesserung zum derzeitigen
Realiserungsvorgehen für GA-Systeme dar. Die Lücke, welche der konventionelle Bauprozess
im Vergleich zum optimierten Bauprozess lässt, kann durch den vorgestellten Ansatz in Teilen
geschlossen werden. Die Beschränkungen des Ansatzes werden in der Praxis zu weiteren
Herausforderungen führen, gerade was die Annahme der Interoperabilität angeht, da diese zu
einem hohen Integrationsaufwand führen wird, welcher ohne die Fachkenntnis eines
Systemintegrators nicht zu bewerkstelligen sein wird. Auch die Synchronisation mit den
weiteren Planungen der Gewerke außerhalb der GA und die Anbindung an die TGA werden
in der Praxis zu Herausforderungen.
Eine Integration der Toolkette in die vorhandene BIM-Methode und die entsprechende
Software stellt eine vermarktbare Realisierung des vorgestellten Ansatzes dar und ist aufgrund
der offenen und herstellerunabhängigen Auslegung auch denkbar.
Herr Kranz und Herr Barnscheidt kritisieren, dass die Betrachtung der Raumautomation nur
einen Teil der GA abdeckt und dass die wesentliche Herausforderung, die proprietäre
Einstellung der Hersteller, durch den bestehenden Ansatz nicht weiter betrachtet wird. Da dem
vorgestellten Ansatz eine solide Grundlage bescheinigt wird, sollte dieser Ansatz zukünftig auf
die AA und das GAM erweitert werden. Die Hinweise bezüglich der neuen Entwicklungen in
den Richtlinienreihen und dem BACnet sollten in weitergehenden Ansätzen dabei
Berücksichtigung finden.
8.4 Bewertung in Hinblick auf den Anforderungskatalog
Der in Kapitel 3 als Maßstab genommene Anforderungskatalog zur Abgrenzung und
Bewertung der bisher verfügbaren Engineeringmethoden für die GA muss nun abschließend
auch gegen den entwickelten Ansatz des durchgängigen und modellbasierten Engineerings
der GA gehalten werden, siehe Tabelle 7.
Der vorgestellte Ansatz baut auf der Lücke auf, die der konventionelle Bauprozess mit dem
gewerkegetrennten GA-Planungsprozess zum planerischen Vorgehen der DIN EN ISO 16484
und dem integrierten GA-Planungsprozess lässt. Das lösungsorientierte Vorgehen der Norm
setzt voraus, dass der Kunde sich bereits für einen spezifischen Hersteller eines GA-Systems
entschieden hat oder zu einem expliziten GA-Fachplaner kommt. Wie auch der Experte Herr
Kranz bestätigt hat, findet dieser erste Schritt in der Praxis wenig Anwendung.
Im gewerkegetrennten GA-Planungsprozess wird eine Methode benötigt, welche Bauherr und
Architekt durch eine toolgestützte Lösung darin unterstützen, im Rahmen der
Anforderungserhebung festzustellen, welche Funktionen eines GA-Systems durch den
Bauherrn gewünscht werden.
Um die Datenkonsistenz zu gewährleisten, beginnt der Prozess des GA-System-Engineerings
mit dem erstellten Grundriss als Planungsgrundlage. Durch die Struktursegmentierung wird
die hierarchische Struktur der Entitäten eines Gebäudes in ein Ortsmodell überführt. Dieses
dient im Rahmen der Anforderungserhebung als Grundlage zur Strukturierung des Modells,
welches durch Hinzufügen der RA-Funktionen zum Engineering-Modell wird. Dieses Vorgehen
unterstützt die Anforderung, dass beachtet wird, die Daten konsistent weiterzuverwenden.
Durchgängiges und modellbasiertes Engineering
109
8.4 Bewertung in Hinblick auf den Anforderungskatalog
Tabelle 7: Erfüllung der gestellten Anforderungen durch den vorgestellten Ansatz
Durch die Verwendung dieses Modells wiederum als Grundlage für die anschließende
Simulation und Parametrierung wird weiterhin die konsistente Datennutzung gewährleistet und
eine Überprüfungsmöglichkeit vor und nach der Installation und im Betrieb ermöglicht.
Die Bestandsdokumentation ist aus den Informationen im GA-(Teil-)-System-Modell heraus in
Teilen erstellbar. Dabei können die in der DIN EN ISO 16484 geforderten Funktionslisten und
die Funktionslogik aus dem Gesamtmodell heraus erstellt werden. Die
Herstellerdokumentation und die Einbaudokumentation können nur durch die im Rahmen des
Unterstützung der
Anforderungs-
Erhebung
Auf Basis der Grundrissdatei und den lösungsneutralen
Funktionen der VDI Richtlinie 3813 Blatt 2 werden Bauherr
und Architekt/Objektplaner toolgestützt unterstützt
Möglichkeit der
Bestands-
Dokumentation
Die vollständige Bestandsdokumentation kann aufgrund des
lösungsneutralen Ansatzes nicht komplett aus dem
dargestellten Ansatz heraus erfolgen. Die Funktionslisten und
auch die Funktionslogiken können jedoch aus dem GA-
System-Modell extrahiert werden.
Beachtung der
Datenkonsistenz
Aufgrund der durchgängigen Betrachtung, werden im Rahmen
der Anforderungserhebung alle vorhandenen Informationen
über das zu planende GA-System im Modell abgebildet und
aus diesem einen Modell auch wieder abgerufen.
Systemüberprüfung
in
Planung/Installation/
Betrieb
Die Überprüfungsmethode wird durch die Toolkette in
Zusammenarbeit mit dem Simulationstool Pi-Tool und der
Parametrierung des realen Systems „SmallCAN“ von der
Firma iQST bereitgestellt.
Möglichkeit der
Berechnung der
Energieeffizienz
(-Klasse)
Kein Bestandteil des vorgestellten Ansatzes, jedoch
Integration des „BACS Planning and Design Tool“ von
[GROŻ16] in die bestehende Toolkette des vorgestellten
Ansatzes grundsätzlich möglich.
Unterstützung des
gewerkegetrennten
GA-
Planungsprozesses
Der vorgestellte Ansatz baut auf der Lücke auf, die der
konventionelle Bauprozess mit dem gewerkegetrennten GA-
Planungsprozess zum planerischen Vorgehen der DIN EN ISO
16484 und dem integrierten GA-Planungsprozess lässt.
110
8 Aus- und Bewertung der Ergebnisse
Modells abgelegten Informationen in Teilen ersetzt werden. Der vorgestellte Ansatz kann
lediglich die Bestandsdokumentation in Bezug auf die Funktionslisten unterstützen.
Die Energieeffizienzberechnung und die Angabe der Energieeffizienzklasse wurden in dieser
Arbeit nicht weiter betrachtet. Der Ansatz des „BACS Planning and Design“-Tools der
polnischen Universität Krakau in [GROŻ16] bietet dazu eine gut durchdachte Lösung. Das
vorgestellte Tool ist für die grundsätzliche Planung eines GA-Systems zwar nicht geeignet,
kann aber aufgrund der EN 15232 konformen Berechnungsmethode als sinnvolle Ergänzung
zum vorgestellten Ansatz dienen und könnte sicherlich in die Toolkette, beispielsweise nach
der Erstellung des Engineering-Modells, integriert werden. Das XML-basierte
Datenaustauschformat bietet die Möglichkeit die Informationen über einen Konverter dem
„BACS Planning and Design“-Tool zugänglich zu machen.
Im Fazit bleibt festzuhalten, dass der Ansatz trotz des unterschiedlichen Startpunktes in Bezug
auf das Engineering von GA-Systemen, die internationale Norm DIN EN ISO 16484
unterstützt. Sowohl die grundsätzlichen Phasen des Engineerings, wie auch die in der Norm
geforderten Überprüfungen, das Parametrieren der Anlage und die Bestandsdokumentation
werden im Rahmen des vorgestellten Ansatzes berücksichtigt. Weiterhin wird die
grundsätzliche Betrachtung des GA-Systems als ein System und unabhängig von der
gewerkegetrennten Betrachtung im Sinne der Norm übernommen und um die fehlenden
Anteile der aus der Praxis heraus entstandenen Lücke der verschiedenen Startpunkte ergänzt.
8.4.1 Beschränkungen des Engineeringansatzes
Der vorgestellte Ansatz des durchgängigen und modellbasierten Engineerings für GA-
Systeme unterliegt den gesetzten Einschränkungen, welche im Folgenden auf den
Praxisbezug hin untersucht und bewertet werden.
Im Rahmen der Begriffsbestimmungen dieser Arbeit wird die RA als Teil der GA behandelt
und meint damit die funktionale Umsetzung der GA in den einzelnen Räumen und bezieht sich
auf die RA-Funktionen, welche in ihrer allgemeinen Form in der VDI 3813 geregelt sind. Die in
Kapitel 2 aufgezeigten Vermischungen in den Begrifflichkeiten zwischen GA und RA werden
in der neuen VDI Richtlinienreihe 3814 durch klare und abgegrenzte Begriffsdefinitionen
ersetzt. Die Gültigkeit der bisherigen Begriffsbestimmungen führt jedoch dazu, dass die
Auswertung der Literatur auf den älteren, nicht eindeutigen Begriffen erfolgt und demzufolge
ein eindeutiges Verständnis und die Trennung von RA bzw. GA nicht gegeben ist.
Grundsätzlich wird die verwendete Literatur trotz der nicht eindeutigen Begrifflichkeiten vor
dem Hintergrund der RA als behandelter Teil der GA im Rahmen dieser Arbeit interpretiert und
verwendet.
Die Ausdehnung der RA auf die vollständige GA inklusive der GAM und AA wird einen
erheblichen Mehraufwand bedeuten. Diese Ausdehnung kann vor dem Hintergrund der sich
aktuell anpassenden Richtlinienlage erst mit der Ergänzung der Funktionen, um die GA-
Funktionen erfolgen. In der Praxis bedeutet diese Einschränkung, dass GA-Systeme, welche
vollständig mit der TGA verschmelzen, bezüglich des GAM und der AA nicht Bestandteil der
Toolkette sind und daher durch entsprechendes Fachwissen der Fachplaner ergänzt werden
müssen. Auch Teile des Ansatzes, wie u.a. das Schalenmodell als Segmentierung der
Infrastrukturdaten, sind lediglich auf die RA ausgelegt und müssten für die vollständige GA
entsprechend ergänzt werden. Eine entsprechende Alternative für die GA wird aktuell mit dem
Ansatz des Structured View des BACnet [KRA16] entwickelt.
111
8.4 Bewertung in Hinblick auf den Anforderungskatalog
Die weitere Einschränkung betrifft die GA-Systeme in ihrer Vielfältigkeit. Hier wurden aufgrund
der Spezialisierungen und proprietären Systeme die Heimsysteme und die Subsysteme nicht
betrachtet. Im Rahmen der Verwendung von lösungsneutralen Funktionen können auch diese
Arten von GA-Systemen durch den vorgestellten Ansatz geplant und ausgelegt werden.
Gerade bei den Heimsystemen ist der Aufwand der Planung jedoch unverhältnismäßig zum
Einsatz der einzelnen Geräte. Da diese Geräte als Nachrüstung lediglich eine Alternative zum
aufwendigen Aufbau von großen GA-Systemen sind, kann von einer richtigen Auslegung in
diesem Fall keine Rede sein. Bei den Subsystemen würde sich der Aufwand durch
Verwendung des vorgestellten Engineeringansatzes sicherlich verringern, dies müsste jedoch
durch eine eigene Studie erst bewiesen werden.
Eine weitere Voraussetzung für die vollständige Nutzung des vorhandenen Funktionsumfangs
ist die Herstellerneutralität und die Interoperabilität der Geräte und Anlagen. Die
Interoperabilität ist, wie aufgezeigt, ein sehr großes Forschungsgebiet der GA und wird durch
die weiterhin proprietären Entwicklungen der Hersteller auch nach wie vor ein Thema bleiben.
Die Ansätze des BACnet zur Standardisierung der Kommunikationssprache von GA-
Systemen stellt eine praxisnahe und gute Lösung bereit. Inwiefern sich dieses als tatsächlicher
Standard durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Für den vorgestellten Ansatz bedeutet die
angenommene Interoperabilität, dass derzeit nicht alle Funktionen von beliebigen Herstellern
miteinander zu einem funktionierenden GA-System verbunden werden können. Die vielfältigen
Forschungsarbeiten und auch die Weiterentwicklung des BACnet weisen zwar auf eine
wachsende Interoperabilität zwischen Geräten verschiedener Hersteller in der Theorie hin,
bedeuten aber für die Praxis eine sehr aufwendige Integration in den Planungsprozess, welche
in ihrer Komplexität nur durch das Fachwissen eines Systemintegrators der GA realisierbar ist.
An dieser Stelle liegt die Grenze, an welcher der integrierte GA-Planungsprozess die besseren
Voraussetzungen bietet, das GA-System vollständig zu konzipieren und zu realisieren.
Ebenfalls zu den Einschränkungen gehören die Fehlerquellen der Expertenbefragung. Auch
wenn durch die Expertenbefragung Meinungen zum Ansatz aus den Fachbereichen der GA,
der Baubranche und auch von Bauherren eingeholt wurden, so sind diese Meinungen
grundsätzlich Einzelmeinungen und können durch Fehlinterpretationen in beide Richtungen
beeinflusst sein. Eine vollumfängliche Befragung von Mehrheiten aus den jeweiligen
Fachgebieten ist jedoch zeitlich schwer realisierbar und unverhältnismäßig. Die
Anwendbarkeit des Ansatzes wurde durch die Struktursegmentierung, die
Anforderungserhebung und die Teilmodellerstellung der Beispiele und des realen
Bauprojektes der Halle gezeigt und durch positive Auswertung der Expertenbefragung
ergänzt, um eine Validierung des Ansatzes zu ermöglichen.
Die Einschränkungen lassen erkennen, dass der Ansatz nur in Bezug auf die RA validiert
werden konnte und eine einfache Ausweitung des Ansatzes auf die vollständige GA inklusive
GAM und AA nicht ohne erheblichen Mehraufwand realisierbar ist. Auch die Annahme der
Interoperabilität ist nur über Aussagen in Forschungsarbeiten und dem
Kommunikationsstandard BACnet gegeben. In der Praxis bedeutet diese Annahme, dass bei
Verwendung von Geräten und Anlagen verschiedener Hersteller ein erheblicher Aufwand zur
Systemintegration folgt, welcher in der Realität nur von tatsächlichen Fachleuten, den
Systemintegratoren, erfolgen kann. Die Geräte von Herstellern, die den BACnet-Standard
derzeit nicht verwenden, sind weiterhin schwer bis gar nicht in andere GA-Systeme
integrierbar.
112
8 Aus- und Bewertung der Ergebnisse
8.4.2 Übertragbarkeit des Engineeringansatzes
Das durchgängige und modellbasierte Engineering führt ein komplexes Gefüge mit
verschiedenen Topologien zu einem gemeinsamen Modell zusammen, um dieses Modell für
Überprüfungsmethoden zu verwenden und die Möglichkeit zu bieten, verschiedene
Teilmodelle und Sichten des Komplexes zu entwerfen.
Die vorgestellte Methode baut auf der Lücke auf, die der optimierte Bauprozess mit einem
zentralen GA-Fachplaner und dem bis dahin integrierten GA-Planungsprozess zum
konventionellen Bauprozess mit der gewerkegetrennten GA-Planung lässt. Für die integrierte
GA-Planung gibt es, wie in Kapitel 4 dargestellt bereits vielfältige Lösungsansätze. Trotzdem
muss an dieser Stelle auch diskutiert werden, inwiefern der vorgestellte Ansatz des
durchgängigen und modellbasierten Engineerings auch den integrierten GA-Planungsprozess
unterstützen kann.
Die Möglichkeit im Rahmen der Anforderungserhebung zunächst allgemeine Funktionsblöcke
auszuplanen, welche im späteren Verlauf durch der Planung durch konkrete Geräte und
Anlagen ersetzt werden ist sowohl in den proprietären Planungssystemen, wie ETS, wie auch
im AUTEG-Projekt und dem Softwarewerkzeug „Auteras“ möglich. Die Ausplanung in allen
Schalen der Ortsstruktur gemäß dem Schalenmodell ist dort nicht möglich, da die Programme
raumbasiert ausgelegt sind. Auch für den integrierten GA-Planungsprozess kann es für den
Fachplaner von Bedeutung sein, Funktionen in einer Ortsstruktur sortiert auszuplanen und
miteinander zu verbinden.
Die Teilmodellerstellung für die spezifischen Belange der gewerkegetrennten Fein- und
Ausplanung ist im integrierten GA-Planungsprozess nicht so sehr relevant, wie im
gewerkegetrennten, da der Fachplaner die Gesamtplanung übernimmt und Schnittstellen
dadurch nicht zwischen den Gewerken selbst vorkommen oder nicht in dem gleichen Maße.
Trotzdem ist die Teilmodellerstellung auch für den GA-Fachplaner für spezifische Analysen
und Betrachtungen von GA-System-Teilen in Bezug auf beispielsweise die
Leistungsparameter, wie Antwort-Zeit-Verhalten, interessant. Weiterhin kann es trotz des
integrierten Planungsprozesses vorkommen, dass verschiedene Firmen jeweils Teile des
Gesamtauftrages zur Installation eines GA-Systems bekommen. In diesen Fällen ist die
Teilmodellerstellung in Bezug auf die Schnittstellenabsprache durchaus relevant.
Grundsätzlich ist die vorgestellte Methode auch im integrierten GA-Planungsprozess mit
einem GA-Fachplaner ebenfalls durchführbar und möglich. Die aufgezeigten Möglichkeiten
der Nutzung der gesamten Ortsstruktur und der Teilmodellerstellung können auch im
integrieten GA-Planungsprozess für mehr Flexibilität in der Gestaltung und er späteren
Ausschreibung oder Analyse sorgen.
113
9.1 Zusammenfassung
9 Zusammenfassung und Ausblick
9.1 Zusammenfassung
Bauherren und Nutzer erwarten in der heutigen Zeit die neueste Technik auch in Gebäuden.
Dazu gehören Funktionalitäten, die Gebäudenutzer im Handeln unterstützen und den Komfort
sowohl in Wohn- wie auch in Nicht-Wohngebäuden erhöhen. Gerade die Bauherren erwarten
von der neuesten Technik in Zeiten von steigenden Rohstoffpreisen auch Funktionalitäten, die
zu Energieeinsparungen und einem wirtschaftlichen Umgang mit Ressourcen führen, um die
Betriebskosten eines Gebäudes gering zu halten.
Diese Anforderungen an Gebäude können durch ein optimal funktionierendes,
kostengünstiges und energieeffizientes GA-System erfüllt werden. Die GA umfasst dabei alle
Aufgaben und Funktionalitäten einer gewerkeübergreifenden Automation, wie beispielsweise
Heizen, Kühlen, Verschatten oder Beleuchtung. Diese Aufgaben werden durch einzelne
Funktionen, wie Sensor-, Aktor- oder Steuerungsfunktionen, wahrgenommen und sind über
ein großes Netzwerk zu einem Gebäudeautomationssystem (GA-System) miteinander
verbunden. Ein GA-System ist ein Verbund von Funktionen zum energieeffizienten,
wirtschaftlichen und sicheren Betrieb der technischen Gebäudeausrüstung.
Die Herausforderungen bei der Realisierung eines GA-Systems sind vielfältig und basieren
vor allem auf der gewerkegetrennten Planung in der Praxis des konventionellen
Bauprozesses. Die Funktionen eines GA-Systems lassen sich nicht durch ein einzelnes
Gewerk realisieren, sondern sind durch den Systemverbund gewerkeübergreifend. Die
getrennte Planung in den einzelnen Gewerken führt dabei zu fehlenden
Schnittstellenabsprachen durch mangelnde Kommunikation und die Nutzung von heterogenen
Datenquellen. In der Realisierung entstehen dabei in allen Phasen des Engineerings von GA-
Systemen (Planung, Installation und Betrieb) Fehler, wie die mehrfache Auslegung von
Funktionen oder fehlende Verbindungen zwischen den Funktionen.
Es braucht daher eine Methode, die auf Basis der integralen und durchgängigen Betrachtung
eines GA-Systems den dargestellten Herausforderungen begegnet und die Forderungen nach
einem optimal funktionierenden, kostengünstigen und energieeffizienten GA-System erfüllt.
Die aufgezeigte Methode des modellbasierten Engineerings der GA kann Infrastrukturdaten
über ein auszurüstendes Gebäude in eine Ortsstruktur überführen und diese Ortsstruktur mit
GA-Funktionen ausplanen und in Verbindung mit den Informationen über die Produktstruktur
ein GA-System-Modell erstellen, welches die drei Topologien der Ortsstruktur, der
Funktionsstruktur und der Produktstruktur miteinander verbindet. Aus diesem Modell als
Gesamtmodell können Teilmodelle nach verschiedenen Fragestellungen erstellt werden und
damit als Ausgangsbasis für weitere Analysen, wie beispielsweise Simulationen oder die
Parametrierung des realen GA-Systems dienen.
Die Ortsstruktur stellt die Grundlage der Planung eines GA-Systems dar. Diese kann im
Rahmen der Infrastruktursegmentierung automatisch aus digitalen Grundrissdateien im
Format .ifc extrahiert werden, da die Strukturierung des Gebäudes auf Basis des
Schalenmodells der [VDI-RICHTLINIE 3813-1] mit der Struktur des Gebäudemodells (BIM)
vergleichbar ist. Das Ergebnis der Infrastruktursegmentierung ist eine hierarchische
Ortsstruktur, welche ein Gebäude in Bereiche, Räume und Segmente einteilt.
114
9 Zusammenfassung und Ausblick
Diese Ortsstruktur wird durch das Engineering-Werkzeug zur Unterstützung der
Anforderungserhebung in Zusammenarbeit zwischen Bauherr und Objektplaner um die
Funktionsstruktur des GA-Systems ergänzt. Die Funktionsstruktur besteht aus miteinander
verbundenen Funktionen der [VDI-RICHTLINIE 3813-2] und bildet die logische Struktur. Durch
die effektive Nutzung der Template-Funktionalität, sind die sonst häufig manuell zu
bearbeitenden Schritte der Ausplanung deutlich schneller und bedienerfreundlicher innerhalb
des Engineering-Werkzeugs zu gestalten. Durch den geringen Aufwand des
Planungsprozesses ist es möglich, mehrere Entwurfsvarianten zu entwerfen und anschließend
durch die Simulation zu analysieren und miteinander zu vergleichen. Die Simulation dient
dabei der Qualitätssicherung des GA-Systems und entdeckt fehlende Verbindungen oder kann
im Rahmen der Performanceanalyse u.a. bestimmen, wie hoch die Auslastung auf dem
Kommunikationsbus ist.
Im Rahmen der Installation des GA-Systems können aus dem GA-System-Modell
verschiedene Teilmodelle erstellt werden. Dies kann dazu dienen, Funktionslisten nach
verschiedenen Eigenschaften zu generieren, beispielsweise bezogen auf einen Raum oder
eine Etage. Weiterhin können Schnittstellen zu anderen Gewerken aufgezeigt werden, welche
im Rahmen der Ausführung der Absprache bedürfen. Die Teilsystem-Erstellung stellt weiter
die Basis für eine Überprüfung oder Anlayse eines spezifischen Teils des GA-System-Modells
oder die Überwachung des GA-Systems im Betrieb dar.
Die Methode des durchgängigen und modellbasierten Engineerings kann bei der Planung,
Installation und dem Betrieb von GA-Systemen auf Basis der RA-Funktionen Zeit und Kosten
einsparen und dazu führen, dass weniger Planungsfehler entstehen bzw. Fehler frühzeitig
entdeckt werden. Auch im Rahmen der Schnittstellenabsprache zwischen den ausführenden
Gewerken ist die Methode durch ihre grundsätzliche Ausrichtung auf den konventionellen
Bauprozess mit einem gewerkegetrennten GA-Planungsprozess geeignet, die
gewerkegetrennte Ausführung zu unterstützen. Durch den prototypischen Entwurf der
Toolkette ist noch weiterer Verbesserungsbedarf in Hinblick auf Benutzerfreundlichkeit und
den Übergängen zwischen den Tools vorhanden. Ebenso fehlt die Komponente der
Berechnung der Energieeinsparung oder die Bestimmung der Energieeffizienzklasse, welche
nicht Bestandteil dieser Arbeit sind.
9.2 Ausblick
Auf weitere Sicht und in Hinblick auf die Neugestaltung der [VDI-RICHTLINIE 3814-1
ENTWURF] sollte die vorgestellte Methode auf die AA und die GAM zu vollständigen GA-
Systemen erweitert werden. Die Annahme der vollständigen Interoperabilität im Rahmen des
vorgestellten Ansatzes ist grundsätzlich berechtigt und möglich, jedoch ist diese Annahme in
der Praxis mit einem erheblichen Integrationsaufwand verbunden. Die von Herrn Kranz in
seinen Hinweisen kommunizierte proprietäre Grundhaltung der GA-System-Hersteller stellt in
diesem Zusammenhang eine große Herausforderung dar. Erste Ansätze zur verbesserten
Interoperabilität werden im Rahmen der Weiterentwicklung der Richtlinien und des BACnet-
Standards aktuell entwickelt. Grundsätzlich bietet der vorgestellte Ansatz des durchgängigen
und modellbasierten Engineerings eine solide Grundlage, dieses Konzept auch den
zukünftigen Entwicklungen anzupassen und auf die AA und die GAM-Funktionen zu erweitern.
Auch die in der Eingrenzung der Systembetrachtung getroffene Auswahl kann auf Basis der
vorgestellten Methode grundsätzlich auf Subsysteme und Heimsysteme erweitert werden.
115
9.2 Ausblick
Eine weitere Anwendung der Teilmodellerstellung des GA-System-Modells ist die
Überwachung des GA-Systems im laufenden Betrieb. Bei einer Überwachung von vor allem
großen Systemen stellt die Masse an kontinuierlichen Datenflüssen, welche auf Kennzahlen
an einzelnen Datenpunkten überwacht werden müssen, eine große Herausforderung dar.
Durch die Möglichkeit aus dem GA-System-Modell Teilmodelle zu erstellen, besteht auch die
Möglichkeit Kennzahlen anhand der gezeigten Topologien zu spezifizieren und lediglich diese
Kennzahlen zu überwachen.
Zukünftig ist es denkbar, die vorgestellte Methode innerhalb der BIM-Modellierung zu
integrieren. Diese Integration würde einen konsistenten Datensatz innerhalb eines Programms
ermöglichen und der Datensatz könnte durch Informationen, wie z. B. die exakten Grundriss-
und Positionsdaten ergänzt werden. Durch die Ergänzung der Ortsstruktur um diese
Informationen, wäre eine genauere Simulation und auch Kostenabschätzung möglich, da
dadurch beispielsweise die Kabellängen genau ermittelt werden könnten. Ein
dreidimensionales Bild des geplanten Gebäudes mit den jeweiligen Komponenten der
einzelnen Gewerke wäre eine hilfreiche Darstellung sowohl für Architekten und Fachplaner,
als auch für den Bauherrn/ Nutzer. In diesem Zusammenhang wäre eine gewerkegemeinsame
Planung und Auslegung der Systeme sinnvoll und im Idealfall wäre auch eine Simulation aller
Anlagenkomponenten eines Gebäudes möglich, wie beispielsweise die elektrische
Verschaltung, das Licht- oder Wärmekonzept. Die Integration der Berechnung von
Energieverbräuchen und Energieeinsparungen durch GA-Systeme würde den durchgängigen
Planungsansatz vervollständigen. Die Vorgehensweise des TLT- Ansatzes wäre dabei auch
für alle Gewerke denkbar, um gerade bei sehr großen Bauvorhaben oder bestehenden
Gebäuden die geforderten Funktionalitäten zu überprüfen, dazu gehört auch die
Brandschutzanlage oder die Wasserversorgung. Im laufenden Betrieb könnte eine
Verknüpfung der Infrastrukturdaten mit dem modellbasierten Engineering auch bei der
Fehlersuche und der Lokalisation des Fehlers helfen, um diesen schneller und effizienter zu
beheben. Dies könnte erreicht werden, wenn beispielsweise bei der Fehlermeldung oder
Brandmeldung direkt eine Position und das betroffene Gerät oder der Teilbereich integriert
wären.
Insgesamt bleibt noch viel Handlungsspielraum für zukünftige Entwicklungen und
Forschungen im Bereich des modellbasierten Engineerings in der Bau- und GA-Branche. Der
vorgestellte Ansatz des durchgängigen und modellbasierten Engineerings liefert gerade in
Hinblick auf eine mögliche Kombination mit dem BIM-Ansatz einen wertvollen Grundstein,
welcher zukünftig noch weiter ausgebaut werden sollte.
116
Anhang A
Anhang A
Liste der GA/ RA-Funktionen der [VDI-RICHTLINIE 3813-2]
Sensor-Funktionen
Präsenzerkennung
Anw
endungsfu
nktionen
Basis
Belegungsauswertung
Fensterüberwachung Steuerung über Raumnutzung
Taupunktüberwachung Zeitprogramm
Lufttemperaturmessung Trennwandsteuerung
Helligkeitsmessung
Beleuchtung
Lichtschaltung
Luftqualitätsmessung Treppenlichtschaltung
Windgeschwindigkeitsmessung Automatiklicht
Niederschlagserkennung Tageslichtschaltung
Aktor-Funktionen
Lichtaktor Konstantlichtregelung
Sonnenschutzaktor Dämmerungsschaltung
Stellantriebsaktor
Sonnenschutz
Prioritätssteuerung
Komm-E/A-Fkt Gem. komm. Eingabefunktion Dämmerungsautomatik
Gem. komm. Ausgabefunktion Sonnenautomatik
Bedien-/Anzeige-
Funktionen
Licht stellen Lamellennachführung
Sonnenschutz stellen Verschattungskorrektur
Antrieb stellen Thermoautomatik
Temperatursollwert stellen Witterungsschutz
Raumnutzungsart wählen
Raumklima
Energieniveauwahl
Präsenz melden Energieniveauwahl mit Start
Sollwertermittlung
Funktionswahl
Temperaturregelung
(Heiz./Kühl.)
Raum-Zuluftkaskadenregelung
Ventilatorsteuerung
Sequenzsteuerung
Stellwertbegrenzung
Luftqualitätssteuerung/-regelung
Nachtkühlung
Volumenstromregelung
117
Anhang B
Anhang B
DXF-Datei im Quellcode (Ausschnitt)
Zeile Code Zeile Code Zeile Code
1 0 30 $EXTMIN 59 70
2 SECTION 31 10 60 1
3 2 32 1.775.691.843.652.610 61 9
4 HEADER 33 20 62 $REGENMODE
5 9 34 -924.418.976.923.769 63 70
6 $ACADVER 35 30 64 1
7 1 36 0.0 65 9
8 AC1024 37 9 66 $FILLMODE
9 9 38 $EXTMAX 67 70
10 $ACADMAINTVER 39 10 68 1
11 70 40 178.931.035.008.697 69 9
12 155 41 20 70 $QTEXTMODE
13 9 42 -9.223.982.283.763.090 71 70
14 $DWGCODEPAGE 43 30 72 0
15 3 44 0.0 73 9
16 ANSI_1252 45 9 74 $MIRRTEXT
17 9 46 $LIMMIN 75 70
18 $LASTSAVEDBY 47 10 76 0
19 1 48 0.0 77 9
20 Earno 49 20 78 $LTSCALE
21 9 50 0.0 79 40
22 $INSBASE 51 9 80 1.0
23 10 52 $LIMMAX 81 9
24 0.0 53 10 82 $ATTMODE
25 20 54 12.0 83 70
26 0.0 55 20 84 1
27 30 56 9.0 85 9
28 0.0 57 9
29 9 58 $ORTHOMODE
118
Anhang C
Anhang C
DWG-Datei mit Hex-Editor und 8 Bytes (Ausschnitt)
119
Anhang D
Anhang D
Das IFC- Dateiformat (Ausschnitt)
ISO-10303-21;
HEADER;
/**************************************************************************
****************
* STEP Physical File produced by: The EXPRESS Data Manager Version
5.02.0100.07 : 28 Aug 2013
* Module: EDMstepFileFactory/EDMstandAlone
* Creation date: Wed Oct 14 14:05:17 2015
* Host: IFAPC-13
* Database:
C:\Users\PHROMP~1\AppData\Local\Temp\{C39E168D-1926-4AFE-A820-
90435B5580A0}\ifc
* Database version: 5507
* Database creation date: Wed Oct 14 14:05:12 2015
* Schema: IFC2X3
* Model: DataRepository.ifc
* Model creation date: Wed Oct 14 14:05:12 2015
* Header model: DataRepository.ifc_HeaderModel
* Header model creation date: Wed Oct 14 14:05:12 2015
* EDMuser: sdai-user
* EDMgroup: sdai-group
* License ID and type: 5605 : Permanent license. Expiry date:
* EDMstepFileFactory options: 020000
***************************************************************************
***************/
FILE_DESCRIPTION(('ViewDefinition [CoordinationView]'),'2;1');
FILE_NAME('Project Number','2015-10-14T14:05:17',(''),(''),'The EXPRESS
Data Manager Version
5.02.0100.07 : 28 Aug 2013','20150220_1215(x64) - Exporter 16.0.428.0 -
Default UI','');
FILE_SCHEMA(('IFC2X3'));
ENDSEC;
DATA;
#1= IFCORGANIZATION($,'Autodesk Revit 2016 (DEU)',$,$,$);
#5= IFCAPPLICATION(#1,'2016','Autodesk Revit 2016 (DEU)','Revit');
#6= IFCCARTESIANPOINT((0.,0.,0.));
#9= IFCCARTESIANPOINT((0.,0.));
#11= IFCDIRECTION((1.,0.,0.));
#13= IFCDIRECTION((-1.,0.,0.));
#15= IFCDIRECTION((0.,1.,0.));
#17= IFCDIRECTION((0.,-1.,0.));
#19= IFCDIRECTION((0.,0.,1.));
#21= IFCDIRECTION((0.,0.,-1.));
#23= IFCDIRECTION((1.,0.));
#25= IFCDIRECTION((-1.,0.));
#27= IFCDIRECTION((0.,1.));
#29= IFCDIRECTION((0.,-1.));
#31= IFCAXIS2PLACEMENT3D(#6,$,$);
120
Anhang E
Anhang E
Die Umsetzung der automatischen Struktursegmentierung in C
#include <stdlib.h>
#include <string.h>
#define BUF 255
const char trennzeichen[] = ".;,:\"\' ";
int main(void) {
FILE *f, *kopie;
char searchstring[BUF];
char puffer[BUF], puffer_bak[BUF];
int counter=1;
char *wort;
// Namen der IFC Datei eingeben:
f=fopen("IFC_Buero.ifc","r");
if(f == NULL) {
printf("Fehler bei fopen()...");
return EXIT_FAILURE;
}
// Name der Ausgangsdatei eingeben:
kopie = fopen("structure_4.txt", "w");
if(kopie == NULL) {
printf("Fehler bei fopen()...");
return EXIT_FAILURE;
}
while( fgets(puffer, BUF, f) != NULL ) {
if(strstr(puffer,"IFCBUILDING") != 0 ||
strstr(puffer,"IFCBUILDINGSTOREY") !=0 || strstr(puffer,"IFCSPACE") !=0 ||
strstr(puffer,"IFCRELAGGREGATES") !=0)
//fputs(puffer, kopie);
printf("Zeile %d : %s",counter,puffer) & fputs(puffer, kopie);
counter++;
}
fclose(f);
fclose(kopie);
printf("Suche Abgeschlossen und %d Zeilen gefunden\n" , counter);
return EXIT_SUCCESS;
}
121
Anhang F
Anhang F
Ergebnis der automatischen Struktursegmentierung
#104= IFCBUILDING('01v4YJYBPB6fBCZsyAZONL',#41,'',$,$,#32,$,'',.ELEMENT.,$,$,#100);
#113= IFCBUILDINGSTOREY('01v4YJYBPB6fBCZs$rSdj7',#41,'Level 1',$,$,#111,$,'Level 1',.ELEMENT.,0.);
#119= IFCBUILDINGSTOREY('01v4YJYBPB6fBCZs$rSd0B',#41,'Level 2',$,$,#118,$,'Level 2',.ELEMENT.,3650.);
#139= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX5P',#41,'2',$,$,#125,#135,'Einzelbuero 1',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#201= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX5S',#41,'3',$,$,#190,#199,'Doppelbuero 1',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#255= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX5V',#41,'4',$,$,#244,#253,'Doppelbuero 3',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#308= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX5Y',#41,'5',$,$,#297,#306,'Einzelbuero 5',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#360= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX5b',#41,'6',$,$,#349,#358,'Einzelbuero 6',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#414= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX5e',#41,'7',$,$,#403,#412,'Doppelbuero 4',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#466= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX5h',#41,'8',$,$,#455,#464,'Einzelbuero 4',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#520= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX5k',#41,'9',$,$,#509,#518,'Eingang',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#574= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX5n',#41,'10',$,$,#563,#572,'Einzelbuero 3',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#626= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX5q',#41,'11',$,$,#615,#624,'Doppelbuero 2',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#679= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX5t',#41,'12',$,$,#668,#677,'Einzelbuero 2',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#733= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX5w',#41,'13',$,$,#722,#731,'WC 1',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#787= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX5z',#41,'14',$,$,#776,#785,'WC 2',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#841= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX60',#41,'15',$,$,#830,#839,'VorraumWC 1',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#893= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX63',#41,'16',$,$,#882,#891,'VorraumWC 2',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#945= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX66',#41,'17',$,$,#934,#943,'TeeK 1',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#998= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX69',#41,'18',$,$,#987,#996,'TeeK 2',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#1050= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX6C',#41,'19',$,$,#1039,#1048,'TreppenH 1',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#1103= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX6F',#41,'20',$,$,#1092,#1101,'Flur',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#1157= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX6c',#41,'21',$,$,#1145,#1155,'Flur 2',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#1211= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX6_',#41,'22',$,$,#1200,#1209,'Einzelbuero 7',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#1263= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX71',#41,'23',$,$,#1252,#1261,'Doppelbuero 5',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#1316= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX74',#41,'24',$,$,#1305,#1314,'Doppelbuero 7',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#1370= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX77',#41,'25',$,$,#1359,#1368,'Einzelbuero 12',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#1423= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX7A',#41,'26',$,$,#1412,#1421,'Einzelbuero 13',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#1476= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX7D',#41,'27',$,$,#1465,#1474,'Doppelbuero 8',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#1528= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX7G',#41,'28',$,$,#1517,#1526,'Einzelbuero 11',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#1582= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX7J',#41,'29',$,$,#1571,#1580,'Einzelbuero 10',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#1635= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX7M',#41,'30',$,$,#1624,#1633,'Einzelbuero 9',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#1689= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX7P',#41,'31',$,$,#1678,#1687,'Doppelbuero 6',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#1742= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX7S',#41,'32',$,$,#1731,#1740,'Einzelbuero 8',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#1796= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX7V',#41,'33',$,$,#1785,#1794,'WC 3',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#1850= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX7Y',#41,'34',$,$,#1839,#1848,'WC 4',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#1903= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX7b',#41,'35',$,$,#1892,#1901,'VorraumWC 3',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#1956= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX7e',#41,'36',$,$,#1945,#1954,'VorraumWC 4',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#2009= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX7h',#41,'37',$,$,#1998,#2007,'TeeK 3',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#2062= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX7k',#41,'38',$,$,#2051,#2060,'TeeK 4',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#2115= IFCSPACE('3tHW_jGZbFSuZfIY99TX7n',#41,'39',$,$,#2104,#2113,'TreppenH 2',.ELEMENT.,.INTERNAL.,$);
#19441=
IFCRELAGGREGATES('3vuP2C2Uj6lvNbmkeX_w1B',#41,$,$,#10783,(#10384,#10513,#10530,#10558,#10737,#10754,#10780,
#16363,#19191));
#19702= IFCRELAGGREGATES('0nFduKqJr6e8S68bo_mqoh',#41,$,$,#94,(#19455));
#19706= IFCRELAGGREGATES('19cCTqrCLD0giuRE2vAY_Q',#41,$,$,#19455,(#104));
#19710=
IFCRELAGGREGATES('3Aw$FV5MbAufEo59xkoNgA',#41,$,$,#113,(#139,#201,#255,#308,#360,#414,#466,#520,#574,#626,#
679,#733,#787,#841,#893,#945,#998,#1050,#1103));
#19732=
IFCRELAGGREGATES('3kSL0VGKv3gxJCujWqtuJj',#41,$,$,#119,(#1157,#1211,#1263,#1316,#1370,#1423,#1476,#1528,#15
82,#1635,#1689,#1742,#1796,#1850,#1903,#1956,#2009,#2062,#2115));
#19754= IFCRELAGGREGATES('0bEVwXRmbBleAvzFSJirAn',#41,$,$,#104,(#113,#119));
122
Anhang G
Anhang G
Fragebogen für die Expertenbefragungen
Ich möchte Sie nun bitten, ein paar Fragen zum vorgestellten Ansatz zu beantworten.
Darüber hinaus würde mir ein ausführliches Feedback zu meinem Engineeringansatz
ebenfalls sehr weiterhelfen.
1. Wo sehen Sie Handlungsbedarf bei der Planung, der Installation und dem Betrieb,
kurz beim Engineering von Gebäudeautomationssystemen?
2. Welche Anforderungen an eine Methode müssen erfüllt werden, um diesem
Handlungsbedarf wirksam zu begegnen?
3. In welchem Maße erfüllt der vorgestellte Ansatz des durchgängigen und
modellbasierten Engineerings von Gebäudeautomationssystemen diese
Anforderungen?
4. Bezogen auf die Einzelabschnitte des Ansatzes:
a. Glauben Sie, dass der Ansatz die Anforderungserhebung erleichtert?
b. Glauben Sie, dass durch ein Modell des GA-Systems die Planung effektiver
wird?
c. Glauben Sie, dass die Durchgängigkeit des Ansatzes Planungsfehler
vermeiden kann?
d. Glauben Sie, dass die integrale Betrachtung des GA-Systems über alle
Engineering-Phasen die Realisierung von GA-Systemen erleichtert?
5. Inwiefern kann der vorgestellte Ansatz das Engineering von
Gebäudeautomationssystemen in Bezug auf Zeit, Kosten und Qualität verbessern?
6. Allgemeines Feedback zum Ansatz:
123
Anhang H
Anhang H
Antwort zur Expertenbefragung von Herrn R. Kranz, am 13.10.2017, per E-Mail. Private Worte
und Links wurden durch […] ersetzt.
Sehr geehrte Frau Günther,
[…]
Als Erstes ist mir aufgefallen, dass einige für die GA-Leute ungewöhnliche Ausdrucksweisen
vorkommen,
z. B. Parametrisieren. Die Branche spricht von Parametrieren - siehe Auszug sus der GA-
Weltnorm [Zitat ISO 16484]
ANMERKUNG 1 Managementfunktionen bilden einen Abschnitt der GA-Funktionsliste und
sind in DIN EN ISO 16484-3, in Kapitel 5.5 sowie im Anhang A (normativ) festgelegt und im
Anhang B beispielhaft (informativ) dargestellt.
ANMERKUNG 2 Die für Managementfunktionen zu übertragenden Daten werden als
Kommunikationsfunktionen in zwei Spalten der GA-Funktionsliste aufgeführt, die sich
hinsichtlich Komplexität der Daten und Anwendung unterscheiden.
ANMERKUNG 3 Die Kommunikationsfunktionen sind angelehnt an die Objekte und Dienste
des BACnet Protokolls nach DIN EN ISO 16484-5.
ERLÄUTERUNG
Die für eine Systemintegration von GA-Systemen mit Gefahrenmelde- und Alarmsystemen
erforderlichen Planungsinformationen können ebenfalls mittels der GA-FL dargestellt und
dokumentiert werden.
Schauen wir zunächst auf Ihren Foliensatz:
Folie 5:
im Beispiel für "Management, Optimierung" ist das Wort "Management" nicht angebracht - die
Beispiele sind ganz "normale" Anlagen-Anwendungs-Funktionen, die über einfache Steuerung
und Regelung hinausgehen, daher bei VDI 3814 unter Rechnen / Optimieren einsortiert
wurden.
Folie 7:
Wie kommt hier der Aspekt "Zentrale Systeme" hinein? Das ist eine vorgeprägte falsche Sicht
auf die Technik. Auch bei LON und KNX gibt es übergeordnete Controller, und eine
"Leitebene" wenn die Sensoren und Aktoren selber nicht "schlau" genug sind. (Siehe die
Systeme von TA, Regulex, Loytech, auch die (alte) Raumautomation von Siemens musste
"Controller" einsetzen, etc.). Aber auch bei DDC (ob mit oder ohne BACnet) gibt es
kommunikationsfähige Feldgeräte mit eigenständigen Funktionen, Siehe auch die kleinen
Controller von Elesta (Cylon) mit bis zu 8 EAs. DDC (eine alte Bezeichnung für die digital
arbeitenden Regelgeräte - im Gegensatz zu SPS ("Steuergeräte"), also die "echte,
professionelle" GA wird von Systemhäusern, Systemintegratoren oder direkt von Herstellern
"gebaut", die sich den "Anlagenerrichtern" zuordnen - nicht Handwerkern.
Das aus der Verkehrs-/ Automobiltechnik kommende "SmallCAN" (Fa Bosch) kann sich
maximal als Exot im Homeautomation-Bereich (vielleicht) etablieren. Ich denke, die iQST
124
Anhang H
steckt dahinter - um den Markt-Anwendungsbereich auszuweiten - was vorher (in den letzten
30 Jahren nach meiner Sammlung bereits über 100 unterschiedliche Bus-Entwickler versucht
haben). "Jeder Bus ist (vermeintlich) auch für Häusle brauchbar". Bei allen Betrachtungen
wäre die Tiefe der erreichbaren Interoperabilität heute das entscheidende Kriterium! Bei den
"Subsystemen" ist die Eigenschaft "nicht gewerkeübergreifend" nicht korrekt. Sowohl Modbus
als auch ENOcean, CAN, und insbesondere die Übertragungstechnik RS485 (ohne
"Protokoll") werden sehr wohl gewerkeübergreifend eingesetzt - es fehlt auch OPC UA.
Folie 11:
siehe "Parametrierung" - es fehlt die Interoperabilität als wesentliche Anforderung.
Folie 14: Statt BACS wäre (deutsch) "GA" hier passender.
Das zeigt nur, dass jeder GA-Hersteller sein "eigenes" und bewusst nicht kompatibles
Engineering System hat - IEC 61131 wird gemieden wie die Pest. Bei Raumautomation wird
diese Haltung etwas aufgeweicht (dank KNX). AUTERAS beschränkt sich derzeit auf
Raumfunktionen - die GA wäre aus heutiger Sicht zu umfangreich und zu komplex. (Aber nicht
unlösbar). Die Funktionsblöcke der neuen VDI 3814-3.1(2017) könnten den Anstoß für eine
Entwicklung in Ihre Richtung geben.
Folie 19:
Leider haben wir für die GA (noch) kein Schalenmodell wie für die RA entwickeln können. Sie
sollten im Weiteren besser zwischen Raumautomation, Anlagenautomation und umfassend
"GA" unterscheiden. Aus meiner Sicht befassen Sie sich eher (nur) mit Raumautomation.
Folie 20:
in der Praxis spricht man am häufigsten vom "Achsensegment" (das der Architekt oft bezogen
auf die Fensterachsen festlegt). Ein Büro kann z.B. aus 2 Achsensegmenten bestehen - das
ist für die Struktur der RA wichtig.
Folie 21:
Was in der GA / RA fehlt ist eine strukturierte, computerlesbare Methode, die GA/RA-
Funktionen zu beschreiben. Einen Anfang machte das BACnet Structured View Object. Derzeit
ist bei ASHRAE die BACnet-Truppe (SSPC 135) dabei so etwas zu entwickeln (Stichworte
CSML, JASON, RESTFUL)
Folie 33:
Die VDI 3814-6 zeigt "Zustandsgraphen" als prüfbare Möglichkeit der Beschreibung von
Funktionsabläufen (DIN EN 60848)
Nun zum Dokument.
Vorwort:
Die VDI 3813 befasst sich mit Raumautomation (ein Teilbereich der Gebäudeautomation) -
eher noch mit Homeautomation (VDI 3812).
Das gilt wohl auch für Ihre Arbeit?
Auch in der Einleitung ist die verbale Vermischung von GA (gemeint Anlagenautomation) und
RA zu finden. Die Heimautomation (Hausautomation) auf die Ihr Ansatz am ehesten passen
würde, ist nicht erwähnt. Die Aussagen dazu sind jedoch alle richtig.
125
Anhang H
Die im e. Absatz erwähnte Herausforderung betrifft in erster Linie den Planer. Oft jedoch
werden (zu) oft die AA und RA vom Rohr- und Blechplaner nebenher "mitgeplant", d. h. das
Honorar wird mitgenommen, die Arbeit machen als "branchenübliche Verkehrssitte" (Begriff
nach VOB) die Hersteller-Spezis des Planers. Die erwähnten schwerwiegenden Fehler
entstehen dadurch. Integrale Planung durch einen Fachmann für Gebäudeautomation findet
kaum statt (Ich kann diese Experten in Deutschland an beiden Händen abzählen)! Dabei gibt
es um die 5000 TGA-Planer.
Der letzte Satz mit der "fehlenden Methode" ist falsch. Die Planungsmethode mit
standardisierten Funktionen wurde bereits 1993 beim VDI eingeführt und bis zur Weltnorm für
GA durchgetragen (alle ISO-Länder weltweit haben diese anerkannt).
Weil ein Rohrplaner sich nicht mit so "komplexem Zeugs" befassen will, wird das zu wenig
angewandt. Auch wird das darauf aufbauende Standardleistungsbuch mit fadenscheinigen
Argumenten ignoriert - obwohl die entsprechende Planung gem. Bauvertrag (VOB/C)
vorgeschrieben ist. So ist Ihr letzter Absatz der Einleitung seit ca 30 Jahren bekannt und einige
wenige haben versucht, die Verkehrssitte aufzubrechen.
Zu 2. Anforderungen an das Engineering...
Unter Engineering versteht die Branche die Tätigkeit des Projektingenieurs bei der
ausführenden Firma. Dennoch wäre durchgängiges, kompetentes, alle Gewerke umfassendes
"Engineering" im ursprünglichen Sinne der richtige Ansatz - wir beschrieben. Die weiteren
Absätze sind richtig, es fehlt der Aspekt der Bedienbarkeit durch Nicht-Fachleute (Betreiben
der GA ist i. d. R. die letzte Karrierestufe des Hoffegers - leider).
Auf Seite 5:
Mit den Jahreszahlen hat das BMVBW sicher nicht ordentlich recherchiert: Die GA ist seit 1993
ein eigenständiges Gewerk, nämlich mit Aufnahme der Kostengruppe 480 in die
Baukostennorm DIN 276, es folgte 1995 die "eigene" ATV VOB/C DIN 18386 als Bauvertrags-
Grundlage für GA und 2000 war das STLB-Bau 070 für GA amtlich eingeführt worden. Die VDI
3814 (GA) wurde laufend den Entwicklungen angepasst, nun wird auch die VDI 3813 (RA) in
eine neue VDI 3814 GA bestehend auch AA+RA+GAM überführt. […]
Man kann also nicht sagen, "die GA ist in der Baubranche nicht etabliert" - sie ist "da" wird
aber sowohl von den großen Rohr- und Blech- Anlagenbaufirmen und den TGA-Planern
mißbraucht um den eigenen Umsatz zu optimieren - ohne die Kompetenz zu haben.
zu2.1:
AUTERAS bezieht sich ausdrücklich nur auf die RA, nicht GA (mit AA+GAM).
KNX: richtig: ETS ist ein Installationswerkzeug für den Elektro-Handwerker.
Diese Berufsgruppe ist jedoch nicht geeignet für komplexere Raumautomation und das
Zusammenspiel von Raumlufttechnik und Fassade.
Ein Elektro-Planer benutzt ETS nicht!
Die Aussage über die Herstellerneutralität ist einfach falsch! Mit der ETS und KNX kann der
Anwender aus hunderten unterschiedlichen (zertifizierten) Produkten beliebiger Hersteller
auswählen!
TRIC
126
Anhang H
Softwarewerkzeug zur Rationalisierung der Erstellung von Automationsschemata und der
Funktionsliste, sowie weiterer Listen (Feldgeräte etc). Für AA und RA (die RA wurde nicht
erwähnt!) Das hat nichts mit Ausführung zu tun aber auch nicht nur mit MSR, denn auch
Managementfunktionen können dokumentiert werden. (Auch wenn Fa. Mervisoft das irgendwo
so geschrieben hatte. Die erwähnten Schaltpläne können weitergehend nur mit dem Tool
WSCAD BA generiert werden, das dann auch besser für die Ausführung geeignet ist. Die
TRIC-Software wird auch von GA-Herstellern im Vertrieb verwendet, um die o.g.
Planerunterstützung leisten zu können... Trotzdem kommt es dann bei der Ausführung zum
Systembruch! Mit TRIC und BACeye von Fa. MBS kann heute schon ein (teilweises) "reverse
Engineering" einer GA mit BACnet durchgeführt werden - wenn die Dokumentation fehlt.
BACS Tool (aha - jetzt verstehe ich das englische Acronym in der Folie)
Dazu möchte ich nichts sagen, nur dass die Ansätze von Prof. Michael Krödel, FH Rosenheim
da wohl schon bessere Dienste leisten - aber mit den gleichen Schwächen.
zu 2.2:
die Idee ist auch schon 25 Jahre alt - auch TRIC lag dieser Idee mal zu Grunde - die
Entwicklungsabteilungen bei allen Herstellern haben dann genau das Gegenteil gemacht und
sogar vorhandene Ansätze (zB bei Siemens) verworfen. Um die Idee durchzsetzen, muss ein
"neuer" Hersteller damit erfolgreich sein (ich sehe hier Beckhoff, WAGO oder Phoenix
Contact, vielleicht auch DEOS als Kandidaten).
zu 3.
Ansätze alle gut!
3.1.1 Das Schalenmodell gilt nur für die RA! nicht GA als Ganzes.
3.1.2 Auczh .ifc ist für Automation nicht ausreichend - ifc geht gerade noch für graphische und
räumliche Daten. Auch hier sind zu viele Bremser am Werk! Es fehlen
Beschreibungsstrukturen die die GA-Produkte und die Softwarefunktionen. Für die GA
Hardware wird das derzeit bei VDI 3805 versucht. (Siehe auch oben: ASHRAE!)
3.2
Der Ansatz lohnt sich, ihn weiter zu verfolgen! Vielleicht sogar aufbohren auf die neuen VDI
3814-3.1 Funktionen! Statt Schalenmodell wäre für die AA der Ansatz der "Structured View"
Idee von BACnet denkbar (es gibt heute keine GA mehr, die nicht mit BACnet kommuniziert!)
3.3
Ob der Ansatz mit iQST zielführend (bzw. nachhaltig) ist, möchte ich nicht beurteilen. Ein
Konzept, das für die Kommunikation auf BACnet beruht wäre sicher erfolgreicher. Vielleicht
kann man die Pi-Tool dafür verwenden?
Die RA wird nicht im "Rohbau" installiert! Da muss sowohl der Ausbau als auch HLK und
Elektrik installiert sein! RA und AA sind immer "die Letzten".
"Zentrale GA-Systeme" gibt es eigentlich seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts nicht
mehr. Gemeint sind vielleicht Automationseinrichtungen (Stationen) (AS), an die pro Anlage
alle zugehörigen Sensoren und Aktoren angeschlossen sind, die ASen sind untereinander und
mit einem Bedien-/Managementsystem vernetzt - da nennt man nicht "Zentral"! In den 60er
und 70er Jahren gab es noch die "Zentrale Leittechnik" mit einem Prozeßrechner - aber die
Zeiten sind vorbei. Ich selbst habe bei IBM schon ab 1982 dezentrale GA-Systeme eingebaut
127
Anhang H
(natürlich mit ASen) und habe 1983 mit der herstellerneutralen Kommunikation begonnen!
(Protokoll FACN).
Wenn Sie aber die Raumautomation meinen, ist es etwas Anderes. Diese kam von der
Einzelraumregelung (ein Controller für HLK pro Raum), Licht und Sonnenschutz waren
getrennt installiert (kaum automatisiert) - ASen hatte man kaum für Einzelraumregelung
benutzt (Exoten ausgenommen), weil zu teuer und zu unpraktisch.
Daher ist ihre Einteilung in der Branche nicht üblich. Den Begriff "Raumautomation" habe ich
im Sept. 1996 geprägt - suchen Sie mal nach Büchern darüber!.
Zum IQST SmallCAN: Das Businessmodell würde mich schon mal interessieren. Der
Wettbewerb ist schon sehr groß und er wird größer durch den Markteintritt von Samsung.
Kostengünstig sind alle - nur unterschiedlich Engineering-Aufwändig - das wäre der eigentliche
Erfolgsfaktor.
Aber auch die Durchgängigkeit zu einem GA-Gesamtsystem - und das geht heute nur noch
mit BACnet!!!
3.4 Es geht nur um Raumfunktionen.
Zum letzten Absatz: Wenn man sich an die Vorgaben der Hersteller bei der Topologie des
Kommunikationssystems hält, kann das mit den Antwortzeiten nicht passieren.
Letzter Absatz: Eine IEC 15232 gibt es nicht (zum Glück nicht bei den Elektrikern!) es ist leider
"nur" eine EN 15232 für die Energieeffizienz durch GA, aber ich habe bei "meiner" Weltnorm
DIN EN ISO 16484 den Teil 7 schon 2010 dafür vorgesehen, die 15232 angepasst
einzubringen (wie schon bei der DIN V 18599-11 - er EnEV-Norm). […]
Zum Fragebogen:
1. Ja - bei der Durchgängigkeit von Planung - Ausschreibung - Engineering - Commissioning
- Betrieb - sehr - und ich sorge bei der Regelsetzung dafür, dass die Grundlagen.
2. Auf Standardisierten, edv-fähigen Funktionen und Modellen beruhende Konzepte.
3. Da nur die Raum- oder eher Hausautomation berücksichtigt ist, fehlt noch sehr viel.
Anlagenautomation ist weitaus komplexer als Raumautomation.
4. a, Für die Anforderungserhebung hat der VDI ein Arbeitsblatt zur Bedarfsermittlung
erarbeitet. Das wird bald erscheinen.
4. b, Wenn in BIM eingebunden möglicherweise ja - jedoch die "Verkehrssitte" spricht
dagegen.
4. c, Vielleicht - nicht zu 100 %
4. d, JA - aber die Hersteller wünschen das (noch) nicht.
5. Rationalisierung spart immer Zeit und Kosten - und Fehler
6. Sie haben noch viel Arbeit vor sich! Und ein Blick in die Praxis würde nicht schaden.
128
Anhang I
Anhang I
Interview Herr Reiff, Geschäftsführer Tributech GmbH vom 25.09.2017
Fragebogen zur Auswertung im Interview
Ich möchte Sie nun bitten, ein paar standardisierte Fragen zum vorgestellten Ansatz zu
beantworten. Darüber hinaus haben Sie die Möglichkeit, im Freitext ein ausführliches
Feedback zu meinem Engineeringansatz zu geben.
1. Wo sehen Sie Handlungsbedarf bei der Planung, der Installation und dem Betrieb,
kurz beim Engineering, von Gebäudeautomationssystemen?
Als Unternehmer, der nicht aus dem Baugewerbe kommt, ist die Errichtung eines
Firmengebäudes ein quasi einmaliges Großprojekt, welches weit außerhalb des eigenen
Erfahrungshorizontes liegt. Wer nicht zufällig vorher schon einmal Erfahrungen im eigenen
Hausbau sammeln durfte, wird von der Flut an Aufgaben, Vorschriften und Regelungen
überhäuft. Gut ist es, wenn man einen verlässlichen Partner im Planungsprozess an seiner
Seite hat, der durch die verschiedenen Instanzen führt. Für mich ist dieser Ansprechpartner in
erster Linie das Architekturbüro. Dieses ist für mich verantwortlich dafür, dass die Planungen
stimmen und das Gebäude im Rahmen vom Zeit- und Kosten-Plan steht und bezugsfertig ist.
Jede Verzögerung am Bauprozess bedeutet für mein Unternehmen ein Verlust, da das
Gebäude gebraucht wird, sonst würde es nicht gebaut. Weder ich, noch mein Unternehmen
haben die Expertise und die Zeit sich neben dem eigentlichen Kernauftrag mit dem neuen
Gebäude und den Problemen damit zu beschäftigen. Dafür habe ich einen Fachmann
eingestellt, den Architekten, der mit seinem Team das Großprojekt erstellen soll. Für mich
stellen die vielen verschiedenen Fachfirmen aus den verschiedenen Gewerken, welche
wiederum nach unterschiedlichen Vorschriften und unterschiedlichen Methoden arbeiten
müssen, ein großes Problem dar. Ich bin kein Fachmann und kann es nicht erkennen, wenn
mir Pläne vorgelegt werden, ob diese kollidieren. Ich übergebe meine Vorstellungen an das
Architekturbüro und möchte von diesem kontaktiert werden, wenn Dinge zu entscheiden sind.
Die sollten aus meiner Sicht auch den Überblick haben, was am Bau gerade passiert. Gerade
in Bezug auf die Gebäudeautomatisierung und die Anlagen sehe ich den Grad der Komplexität
und die unterschiedlichen Planungsmethoden der vielen Firmen als
sehr problematisch. Die besten Funktionen nützen nichts, wenn sie nicht anständig verbaut
und geplant sind.
2. Welche Anforderungen an eine Methode müssen erfüllt werden, um diesem
Handlungsbedarf wirksam zu begegnen?
Grundsätzlich sollten alle Beteiligten wissen, wovon sie sprechen und eine einheitliche
Sprache sprechen. Ich denke, ein gemeinsamer Plan, welcher durch ein Architekturbüro oder
bei Sanierungen auch durch eine zentrale Ansprechstelle, gesteuert wird, wäre sehr hilfreich.
Eine Firma, die die gesamte Geräte- und GA-System-Installation alleine kann, wäre eine
geschickte Lösung. Aber es ist fraglich, ob die Expertise in allen Bereichen so ausgeprägt
wäre, wie bei Fachfirmen der Gewerke. Im gesamten Konzept ist für mich wichtig, dass es
funktioniert und keine unvorhergesehenen Umplanungen oder Probleme auftreten. Diese
kosten in aller erster Linie Zeit und Zeit ist in der Geschäftswelt Geld.
3. In welchem Maße erfüllt der vorgestellte Ansatz des durchgängigen und
modellbasierten Engineerings von Gebäudeautomationssystemen diese
Anforderungen?
129
Anhang I
Ich finde die Idee grundsätzlich gut, dass die Bauherren nur mit dem Architekten und dem
Anforderungstool arbeiten können. Die Bedienung sieht leicht verständlich aus. Den Grundriss
als Basis zu nehmen finde ich konsequent, so ist auch nur ein grundsätzlicher Plan im Umlauf
und kann für die Ausführung auf die Fachfirmen wieder geteilt werden. Diese kennen dann
ihre Schnittstellenpartner und wissen, mit wem sie darüber sprechen müssen, um
Planungsfehler zu vermeiden. Auch die Möglichkeit, verschiedene Versionen vorab zu testen,
ist sehr hilfreich, gerade wenn es um die Kosten des Systems geht. Die Frage ist ja letztlich,
wann sich die Mehrausgaben für ein GA-System amortisiert haben. Insgesamt denke ich, dass
der Ansatz helfen kann, den Einbau und die Realisierung für GA-Systeme zu erleichtern.
4. Inwiefern kann der vorgestellte Ansatz das Engineering von
Gebäudeautomationssystemen in Bezug auf Zeit, Kosten und Qualität verbessern?
Ich denke, der Ansatz ist in der Theorie gut geeignet, Kosten beim Einbau von GA-Systemen
in den planerischen Maßen zu halten. Die große Gefahr beim Bau von Gebäuden und auch
dem Einbau der Anlagen und Geräte besteht bei Fehlplanungen oder falschen Einbauten,
welche die Kosten explodieren lassen. Gegen das falsche Einbauen kann der Ansatz auch
keine Verbesserung bewirken. Durch die Überprüfung kann das eventuell schneller festgestellt
werden. Ich denke, die Chancen, dass das GA-System durch die Betrachtung als ein System,
weitestgehend ohne Planungsfehler geplant werden kann, sind sehr gut und das Vorgehen
spart sicherlich Zeit und damit auch Kosten. Die Qualität des Systems ist grundsätzlich von
den verwendeten Komponenten abhängig. Die Möglichkeit die Funktionslogik vorab zu testen,
ist stellt dabei nur eine Mindestqualität sicher. Es wäre aber wünschenswert, dass diese
Vorgehensweise von vornherein im CAD-Programm hinterlegt würde, so dass dort alle
Informationen zusammen sind. Weiterhin wäre es schön, eine Art „Wizard“ zu haben, der durch
das Programm führt und die Simulation sollte anschaulicher in der Grafik sein. Schön wäre es,
wenn man das Gebäude im Betrieb grafisch simulieren könnte. Für mich wäre die Ergänzung
um die Berechnung der Kosten und der Einsparmöglichkeiten eine wichtige und sinnvolle
Ergänzung. So kann ich als Unternehmer abschätzen, wann sich das GA-System amortisiert
hat und sich die Investition gelohnt hat. Für diese Erweiterung bietet der Ansatz sicherlich ein
solides Fundament.
130
Anhang J
Anhang J
TROAR Peter Barnscheidt, AK GA BW beim BAIUDBw KompZBauMgmt Wi K3
Sehr geehrte Frau Günther,
zuerst einmal möchte ich das Aufgabengebiet der Gebäudeautomation in der Infrastruktur der
Bundeswehr kurz vorstellen damit sie Verständnis für meine Sichtweise auf ihr beschriebenes
Modell haben.
Grundlage für das Bauen des Bundes ist die „Richtlinie für die Durchführung von Bauaufgaben
des Bundes“ (RBBau). Hierin beschrieben ist die Organisation und Aufgaben, die
Eingliederung der Bauausgaben in den Bundeshaushaltsplan und die Bewirtschaftung der
Mittel, das Verfahren von kleinen und großen Baumaßnahmen, die Bauausführung, die
Übergabe und Bestandsdokumentation sowie fachliche Einzelgebiete wie u.a.
Projektmanagement und Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen.
Der Bund baut nicht etwa selbst sondern beauftragt in der Regel zum Bauen die
Landesbauverwaltungen der Bundesländer. Eigentümer der Bundesliegen-schaften ist
wiederum die Bundesanstalt für Imobilienaufgaben (BIMA) und nicht das jeweilige Ressort z.B.
bei Kasernen die Bundeswehr.
Zur Planung, Ausführung und Betrieb von Anlagen der Gebäudeautomation hat die
Bundeswehr eine baufachliche Richtlinie erlassen. Diese ist auch für die BIMA und die
staatlichen Bauverwaltungen bindend. Sie erscheint als Zentralvorschrift Gebäudeautomation
A1-1810/0-6503 mit der Anlage 5.2 „Handbuch Gebäudeautomation“.
Im Handbuch Gebäudeautomation wird in Anlehnung an die VDI 3814 bzw DIN EN ISO 16484
die Planung, Ausführung und Betrieb von Anlagen der Gebäudeautomation in der Bw
beschrieben.
1. Wo sehen Sie Handlungsbedarf bei der Planung, der Installation und dem Betrieb,
kurz beim Engineering, von Gebäudeautomationssystemen?
Zu Beginn einer Bauplanung muss sich der Planungsverantwortliche erst einmal über die
verschiedenen Faktoren die seine Bauplanung beeinflussen könnten im Klaren sein. Aufgrund
seiner daraus gewonnenen Erkenntnisse wird er entscheiden mit welchen Methoden und
Maßnahmen und in welchem Umfang er die Planung der Gebäudeautomation betreibt. Je
größer, komplexer und risikobehafteter eine Baumaßnahme im Bereich der Techn.
Gebäudeausrüstung ist desto mehr Aufwand wird er betreiben müssen um die Ziele
Funktionalität und Wirtschaftlichkeit zu erreichen.
Eine überschaubare Baumaßnahme z.B. Unterkunftsgebäude der Bw kann durchaus nach
konventionellem Bauprozess (Gewerke getrennte Planung und Ausführung aber mit
koordinierender und integrativer Gebäudeautomation erfolgreich geplant und gebaut werden.
Hierbei sind die Standardplanungen z.B. HB GA Bw und Standardvorgaben anzuwenden
deren Einhaltung durch die Verantwortlichen aber konsequent einzufordern und zu überprüfen
sind.
Bei komplexeren Baumaßnahmen z.B. Flugsimulator Gebäude besteht durchaus die
Notwendigkeit einen durchgängigen und ganzheitlichen Planungsansatz im Sinne ihrer
Methodenbeschreibung zu wählen. Hier ist der GA Fachplaner gefordert der die GA im Sinne
eines eigenständiges Gewerk nach DIN 276 plant.
131
Anhang J
Ihrer These (Seite 4, 3.Absatz, letzter Satz) kann ich nur bedingt zustimmen. Die GA Hersteller
bieten alle Funktionen nach VDI 3813 und 3814 an. Eine herstellerunabhängige
Vorgehensweise bei der Planung von GA Systemen erfordert in der Regel einen höheren
Aufwand an Planung und Koordinierung der vom Aufwand her auch gerechtfertigt sein muss.
Bei überschaubaren Baumaßnahmen, z.B. Erweiterungen der vorhandenen GA, ist eine
herstellergebundene Planung durchaus sinnvoll und geboten zumal viele GA Firmen mit
eigenen Planungstools arbeiten. Z.B. WEBProjekt von GFR oder CASE Suite von Sauter.
Damit haben sie dann nicht nur ihre Anlage geplant sondern bekommen auch gleichzeitig eine
homogene in sich abgestimmte Gebäudeautomation aus einer Hand.
Im Bereich der Bw werden grundsätzlich Inselbereiche (i.d.R. Kasernen) im Rahmen von
Erstausschreibungen mit homogenen GA Systemen
(Managementebene, Automationsebene, Feldebene) eines Herstellers installiert. Die GA
Systeme der Hersteller werden im Rahmen einer Qualifizierung/Zertifizierung durch den
Arbeitskreis Gebäudeautomation der Bw auf Übereinstimmung mit den Funktionen und
Forderungen des Handbuchs Gebäudeautomation geprüft. Diese proprietären Systeme eines
GA Herstellers werden im Betrieb durch geschultes Bw Personal (Bw) eigenständig betrieben.
Die Unterstützungsleistung der GA Firma im Rahmen der Instandhaltung ist die Ausnahme.
Um entstehende Abhängigkeiten von den GA Firmen zu minimieren werden im Rahmen der
Erstausschreibungen Rahmenverträge zu den im Wettbewerb erzielten Preisen für die Dauer
von 4 bzw. 8 Jahren abgeschlossen.
Probleme mit Baumaßnahmen gibt es meist dann wenn Planer oder ausführende Firmen von
den eigentlich bekannten Vorgaben/Standards bewusst oder unbewusst abweichen. Diese
Abweichungen führen dann oft zu Nacharbeit, Zeitverzug und höheren Kosten. Nicht selten
resultieren hieraus Einschränkungen, erhöhte Aufwände und Probleme im anschließenden
Betrieb.
Hier sehe ich den eigentlichen Handlungsbedarf, die vorgegebenen Strukturen und Standards
durch Bauverwaltung und Firmen umzusetzen und deren Einhaltung aus Bauherrn und
Betreiber Sicht konsequent einzufordern. Leider gelingt uns dies nicht immer.
Ein weiteres Problem stellen die internen Regelungen verschiedenster Betriebstechnischer
Anlagen (z.B Anlagen der Wasserhygiene, der Lüftung, der Wärmeerzeugung u.s.w) diverser
Hersteller dar. Hier wir die Gebäudeautomation mittlerweile zu einem System der
Visualisierung, des Störmeldemanagements und des Schnittstellenmanagements reduziert.
Die Bw hat hierauf reagiert und hat Standardschnittstellen im Bereich der kommunikativen
Feldbussysteme definiert bzw. festgelegt. Unikatlösungen wie Gateways werden abgelehnt.
Wir fordern für die Anlagen die in den GA Funktionslisten festgelegten Datenpunkte nach HB
GA Bw ein die dann analog, digital oder kommunikativ zur Verfügung gestellt werden müssen.
2. Welche Anforderungen an eine Methode müssen erfüllt werden, um diesem
Handlungsbedarf wirksam zu begegnen?
Allgemein muss eine gute Methode zielführend, handhabbar, allgemein anerkannt, der
Aufgabe angemessen, kostengünstig und im zeitlichen Rahmen zum Ziel führen.
Wie bereits zu 1. erwähnt hat der Planungsverantwortliche eine der Aufgabe angemessene
Methode auszuwählen.
132
3. In welchem Maße erfüllt der vorgestellte Ansatz des durchgängigen und
modellbasierten Engineerings von Gebäudeautomationssystemen diese
Anforderungen?
Ihr vorgestellter Ansatz ist theoretisch und abstrakt, berücksichtigt leider nur die
Raumautomation und nicht die Gebäudeautomation, ist in der zeitlichen Folge schlüssig und
inhaltlich richtig, aber wahrscheinlich nur bedingt im realen Bauen bei kleinen und mittleren
Gebäuden umsetzbar, wird aber zukünftig u.a. in BIM GA grundsätzlich eingesetzt werden.
In dem Kap. 3.2 beschreiben sie den Aufbau des Tools und Umsetzung in AutomationML
sowie die Nutzung von diversen Bibliotheken und die Erstellung von Tempates. Dies haben
sie in der PP Präsentation visualisiert aber aus meiner Sicht viel zu kurz erklärt und
beschrieben. Auch fehlt mir vollkommen das Konzept und die Darstellung für die funktionale
Umsetzung von der Raumautomation zur Gebäudeautomation.
4. Bezogen auf die Einzelabschnitte des Ansatzes:
a. Glauben Sie, dass der Ansatz die Anforderungserhebung erleichtert?
Ja, wenn es gelingt dass Planer und Bauherr die gleiche Sprache sprechen.
b. Glauben Sie, dass durch ein Modell des GA-Systems die Planung effektiver wird?
Ja, mit Sicherheit, denn das Ergebnis der Planung wird weniger fehlerbehaftet sein.
c. Glauben Sie, dass die Durchgängigkeit des Ansatzes Planungsfehler vermeiden
kann?
Durch ein funktionierendes GA Systemmodell hat man ja immer noch nicht die Planer der
anderen Gewerke „eingefangen“. Die Reduzierung von Planungsfehlern im Gewerk
Gebäudeautomation ist erst der erste Schritt. Hier muss eine planerische Schnittstelle
geschaffen werden die Planungen der Betriebstechn. Anlagen der Gewerke und die der
Gebäudeautomation synchronisiert.
d. Glauben Sie, dass die integrale Betrachtung des GA-Systems über alle Engineering-
Phasen die Realisierung von GA-Systemen erleichtert?
Ja wenn das Tool praktikabel und durchgängig zur Verfügung steht und der Aufwand dem
Ergebnis angemessen ist.
5. Inwiefern kann der vorgestellte Ansatz das Engineering von
Gebäudeautomationssystemen in Bezug auf Zeit, Kosten und Qualität verbessern?
Die Leistungen eines Planers (Architekt/Ingenieur) sind in Deutschland nach der
Honorarordnung (HOAI) in Leistungsphasen gegliedert. Wie wird ihr durchgängiger
Engineeringansatz sich auf die Phasen 1 bis 5 der HOAI umlegen lassen? Nicht selten werden
die Leistungsphasen bei der GA nicht durchgängig beauftragt.
6. Allgemeines Feedback zum Ansatz:
Siehe Vorbemerkungen.
133
Anhang K
Anhang K
Interview Herr Pötzsch, Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der
Bundeswehr (BAIUDBw) vom 27.09.2017
1. Wo sehen Sie Handlungsbedarf bei der Planung, der Installation und dem Betrieb,
kurz beim Engineering, von Gebäudeautomationssystemen (GA-Systeme)?
Planung:
Der Architekt ist meist der „Designer“ und Koordinator eines Bauprojektes. Sein Wissen ist
jedoch auf Grund seiner akademischen Ausbildung meist sporadisch im Fachgebiet der Statik.
Bei Nachweisen muss eine zusätzliche Fachexpertise eingeholt werden. Diese Expertise wird
grundsätzlich durch Bauingenieure geleistet. Äquivalent sollte es auch bei GA-System sein.
Ein GA-Ingenieur, der als Bindeglied zwischen den Heizungs-, Elektrik- und Wasser- bzw.
Abwassersystemen sowie dem Architekten fungiert. Die benötigte Fachexpertise ist auf Grund
der Vielseitigkeit an technischen Systemen sehr umfangreich.
Ohne eine umfangreiche Standardisierung im Bereich der GA-Systeme sollte ein separater
GA-Ingenieur den Anteil übernehmen. Allerdings je höher die Standardisierung der GA-
Systeme voranschreitet, je geringer ist auch die Notwendigkeit eines GA-Ingenieurs. Mit
steigender Komplexität und eines Projektes steigt auch die Notwendigkeit eines GA-
Ingenieurs.
Installation:
Hier ist die Überwachung und die ganzheitliche Betrachtung essentiell für den fehlerfreien
Aufbau der Elemente in Verbindung mit dem GA-System. Eine Überwachung bzw. die
Betreuung der Gewerke und die Koordinierung von einem
fachkundigen Experten für GA-Systeme stellt einen reibungslosen Fortschritt des Projektes
bei der Automatisierung sicher.
Betrieb:
Beim Betrieb sind zum einen bekannte Systeme für das „Monitoring“ einzubauen aber auch
besonders Sensoren zur Überwachung, sodass Techniker mögliche Warnungen erhält und
Analysen aus der Ferne durchführen kann. Der Bauunterhalt als auch die Überwachung der
Systeme ist sicherlich ein ganz besonderer Faktor, der hinsichtlich bei der Planung und der
Kostenaufstellung zu berücksichtigen ist und durch zu installierende GA-Systeme amortisiert
werden muss.
Aus eigener Erfahrung mit GA-Systemen müssen diese gerade für den Bauunterhalt leicht zu
handhaben und robust sein, da sich sonst über die Zeit der Zustand schneller verschlechtert
und Investitionen früher notwendig sind.
2. Welche Anforderungen an eine Methode müssen erfüllt werden, um diesem
Handlungsbedarf wirksam zu begegnen?
„Die Spinne im Netz“ ist der Schlüssel zum Erfolg.
Der GA-Ingenieur bzw. der Fachplaner für GA-Systeme, der den Architekten und die Gewerke
betreut, führt die „Fäden“ zusammen.
134
3. In welchem Maße erfüllt der vorgestellte Ansatz des durchgängigen und
modellbasierten Engineerings von Gebäudeautomationssystemen diese
Anforderungen?
Das Schalenmodell ist die hierarchische Strukturierung und sollte auch ein
geeignetes Mittel sein, um der Problematik zu begegnen.
Das Schalenmodell sollte aber auch hinsichtlich der Modifikation (Neuer Stand der Technik)
und hinsichtlich der Erweiterbarkeit auf neue Bereich (Räume, Liegenschaften u.ä.) anpassbar
sein.
Die durchgängige Betrachtung und die Überprüfungsmöglichkeiten sind sinnvolle
Erweiterungen in der Planung von GA-Systemen. Auch die Teilmodellerstellung macht in
Teilen Sinn.
Der Ausgangspunkt des konventionellen Bauprozesses nutzt jedoch nicht die Expertise des
GA-Fachplaners bzw. GA-Ingenieurs. Dies kann, gerade vor dem Hinblick der komplizierten
Systemintegration gerade von Systemen verschiedener Hersteller in der Praxis zu
schwerwiegenden Fehlern führen, da die Interoperabilität und die Standardisierung in der GA-
Branche noch nicht weit fortgeschritten ist.
4. Inwiefern kann der vorgestellte Ansatz das Engineering von
Gebäudeautomationssystemen in Bezug auf Zeit, Kosten und Qualität verbessern?
Sofern die Beauftragung eines GA-Fachplaners aus Kostengründen vermieden wird, kann der
Ansatz eine Verbesserung zu der rein Gewerke getrennten Planung erreichen.
5. Allgemeines Feedback zum Ansatz:
Die Folge des Ansatzes muss eine Reduktion der benötigten Fachexpertise für GA-Systeme
und bzw. oder für Kosten beim Bauunterhalt sowie der Überwachung herbeiführen. Des
Weiteren ist zwangsläufig zu beachten, dass bei einer höheren Interoperabilität der GA-
Teilsysteme voraussichtlich mit steigenden Integrationskosten zu rechnen ist, die auch über
das Investment und über die Nutzungsdauer, als auch den Restwert von Gebäuden mit zu
berücksichtigen sind.
135
Anhang L
Anhang L
Interview mit Herr Bonsels, Objektplaner Halle Tributech, 27.09.2017
Fragebogen zur Auswertung im Interview
Ich möchte Sie nun bitten ein paar standardisierte Fragen zum vorgestellten Ansatz zu
beantworten. Darüber hinaus haben Sie die Möglichkeit im Freitext ein ausführliches Feedback
zu meinem Engineeringansatz zu geben.
1. Wo sehen Sie Handlungsbedarf bei der Planung, der Installation und dem Betrieb,
kurz beim Engineering, von Gebäudeautomationssystemen?
GA-Systeme sind immer einzelne Gesamtsysteme, welche auf jedes Objekt zugeschnitten
werden müssen. Ein großes Handlungsfeld sehe ich in der grundsätzlichen Debatte, wo macht
es Sinn von den Arbeiten in den Gewerken zu sprechen und ab welcher Größe sprechen wir
von einem GA-System? Kann die Steuerung zwischen Heizung und Klimaanlage schon ein
GA-System sein? Ein weiteres Problem sehe ich schon bei der Konzeption von Gebäuden.
Die Anforderungen an ein Gebäude nehmen immer weiter zu, auch während dem Bauprozess.
Zu Beginn der Konzepterstellung haben Bauherrn mittlerweile eine gute Vorstellung davon,
wie Ihr Bauwerk aussehen soll und welche Raumfunktionalitäten in welchen Größen
abgebildet werden müssen. Die „Grundausstattung“ mit Heizung, Wasser- und
Stromversorgung wird bei vielen Bauherren überhaupt nicht als „Extra“ sondern als
selbstverständlich wahrgenommen. Das führt dazu, dass sich Viele die Gedanken über die
heutigen Möglichkeiten erst im Rahmen des Planungsprozesses machen und so durch
Planänderungen zwangsläufig das Projekt in die Länge treiben. Daher ist die Einbindung eines
speziellen Fachplaners meist nicht die erste Wahl zu Beginn der Planungsphasen. Erst durch
immer mehr Änderungen werden aus einfachen, eigenständigen Anlagen und Geräten, GA-
Systeme. Das bedeutet die Gedanken, dass ein Fachplaner von Nöten ist, kommt meist zu
spät, da auch dieser Geld kostet. Erst im Laufe des Prozesses und oft auch erst deutlich nach
Baubeginn stehen die Ausplanungen auch von Seiten der Bauherren fest. Die Fachplaner
kennen sich auf ihren Gebieten enorm aus, aber auch diese sind an einem vollständigen
Auftrag interessiert und führen diesen auch aus. Die Mehrarbeit über eventuelle Schnittstellen
zu anderen Gewerken nachzudenken oder diese
abzustimmen findet nur in dem dafür notwendigen Maße statt. Wenn durch ein solches GA-
System plötzlich mehr Gewerke und damit Schnittstellen als üblich da sind, machen die
meisten aus Gewohnheit das, was sie sonst auch tun. Da aber jede Firma nur dann bezahlt
wird, wenn sie auftragsgemäß ihrer Leistung nachgekommen sind, wird jede Firma zunächst
diesen Auftrag ausführen ohne über eventuelle Fehlplanungen oder Unsinnigkeiten
nachzudenken. An dieser Stelle sind unsere Bürokratie und unser verfahrener Bauprozess
eine Großbaustelle.
2. Welche Anforderungen an eine Methode müssen erfüllt werden, um diesem
Handlungsbedarf wirksam zu begegnen?
Ich denke der Bauprozess, so wie er heute ist, wird sich nur mühsam und langsam von alleine
ändern lassen. Eine Reformierung der gültigen Vorschriften und Regelungen und vor allem
eine Entfrachtung dieser wären dringend notwendig. Dies muss aber von Seiten der
Erlasshalter kommen.
136
Anhang L
Die frühere Einbindung eines GA-Fachplaners in den Bauprozess wäre ebenfalls denkbar, um
die GA als ganzes System zu betrachten, wie gesagt wird die Notwendigkeit vor dem
Hintergrund der zusätzlich Kosten oft unterschätzt.
Davon unabhängig wäre es hilfreich, wenn die Anforderungen an ein Gebäude am Anfang des
Bauprozesses einmal definiert werden und diese dann sukzessive abgearbeitet werden. Im
besten Fall geschieht dies aus einer Hand und ohne Informationsverluste.
3. In welchem Maße erfüllt der vorgestellte Ansatz des durchgängigen und
modellbasierten Engineerings von Gebäudeautomationssystemen diese
Anforderungen?
Der Ansatz sieht zunächst sehr durchdacht aus und hat das Problem der unterschiedlichen
Planungsvorgänge erfasst. Er bietet damit einen guten Mittelweg zwischen dem Einschalten
eines GA-Fachplaners und der Planung in den Gewerken. Die Überprüfungsmethode ist eine
gute Möglichkeit mehrere Szenarien durchzutesten, jedoch bezweifle ich, dass es viele
Szenarien davon geben wird. Wichtiger ist die Erkenntnis, dass der Bauherr sich frühzeitig
über die Funktionalitäten seines Gebäudes im Klaren wird und sich darüber Gedanken
macht. Noch lieber wäre es mir persönlich, wenn diese Gedanken bereits vor der Grundriss-,
und damit Raumbuchplanung, erfolgen.
4. Inwiefern kann der vorgestellte Ansatz das Engineering von
Gebäudeautomationssystemen in Bezug auf Zeit, Kosten und Qualität verbessern?
Dieser Ansatz hat durchaus das Potenzial bezüglich der GA zu einer Verbesserung des
Planungs- und Ausführungsprozesses zu führen, sofern er konsequent auch von den
handelnden Personen durchgeführt wird. Bezüglich der Zeit glaube ich nicht, dass er viel Zeit
einsparen kann, sofern der gesamte Planungsprozess auch ohne diesen Ansatz vernünftig
läuft. Bei komplexen Systemen sehe ich aber auch hier den Zeitgewinn durch die
Verhinderung von Planungsfehlern und dem damit einhergehenden Zeitverlust. Das Gleiche
gilt im Grunde für die Kosten. Die Geräte selber werden durch diese Methode nicht günstiger.
Wenn ich aber die freie Wahl habe zwischen verschiedenen Herstellern und nicht per
Entscheidung auf einen Hersteller angewiesen bin, wird sich der Markt durch den
aufkommenden Konkurrenzdruck über die Zeit anpassen. Die dargestellten Programme sind
noch sehr rudimentär und sehen noch nicht sehr benutzerfreundlich aus. Schön wäre zudem
eine konkrete Kostenabschätzung am Ende der Planung. Aufgrund der vielen Gerätepreise
und auch den Unterschieden bei den Ausführungsfirmen, wird das ohne weiteres nicht möglich
sein. Letztlich werden gerade bei großen Bauten die einzelnen Tätigkeiten ausgeschrieben
und bei diesen Ausschreibungen kommen teilweise sehr große Preisunterschiede heraus.
Also insgesamt halte ich den Ansatz für den Mittelweg aus einer vollständigen Fachplanung
der GA und der eher rudimentären GA-System-Planung in den einzelnen Gewerken.
137
Anhang M
Anhang M
138
Anhang M
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Verzeichnis der Veröffentlichungen des Verfassers
Verzeichnis der Veröffentlichungen des Verfassers
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[GSP+16A] M. Günther, A. Scholz, P. Puntel Schmidt, P. Diekhake, D. Diaz, A. Fay:
Anforderungserhebung und -modellierung in der Gebäudeautomation. In:
Entwurf komplexer Automatisierungssysteme (EKA). Magdeburg, 2016.
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Emerging Technologies & Factory Automation (ETFA). Berlin, 2016.
[DDB+16] P. Diekhake, D. Diaz, U. Becker, M. Günther, A. Scholz, P. Puntel Schmidt, A.
Fay: Bewertung verteilter Gebäudeautomatisierungssysteme auf Basis ihrer
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Verzeichnis der betreuten studentischen Arbeiten
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Stendal, Institut für Elektrotechnik, Februar 2016.
152
Lebenslauf
Lebenslauf
Michelle Günther
geboren am 19.11.1985 in Bergedorf
Allgemeine Hochschulreife: Gymnasium der Stadt Hückelhoven Juni 2005, Note 2,4
Beruflicher Werdegang:
07/2005 – 09/2006 Eintritt in die Bundeswehr, Grundausbildung und Offizierausbildung
09/2006 – 09/2009 Studium Luft- und Raumfahrttechnik,
Universität der Bundeswehr München,
Vertiefungsrichtung: Technik Autonomer Systeme
Abschluss: Diplom, Gesamtnote 2,16
10/2009 – 05/2013 Luftfahrzeugtechnischer Offizier Wartungsstaffel,
Jagdbombergeschwader 31 „Boelcke“, Nörvenich
05/2013 – 06/2014 Leiter Einsatzsteuerung,
Taktische Luftwaffengruppe 71 „Richthofen“, Wittmund
06/2014 – 06/2016 Mitarbeiterin,
Helmut-Schmidt-Universität/ Universität der Bundeswehr Hamburg
seit 07/2016 Einsatzoffizier Prozessmanagement und Controlling,
Kommando Luftwaffe, Köln