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HÖRSTEL Hörstel, Stadt I. Lage und Entwicklung Mit ihren Stadtteilen Bevergern, Dreierwalde, Hörstel und Riesenbeck liegt die Stadt Hörstel am Westrand des Tecklenburger Landes. Sie hat Anteil an drei naturräumlichen E,inhei- ten. Der Norden der Stadt mit ausgedehnten Tal- sandgebieten gehört zur Plantlünner Sandebene. Die ehemaligen Stieleichen-Birkenwälder sind auf den trockenen Standorten ausgedehnten Ackerflächen und auf den anmoorigen Grund- wassergleyböden der Niederungen der Grünland- wirtschaft gewichen. Dieser fast ebene Bereich wird über die Hörsteler und Dreierwalder Aa zur Ems entwässert. Nach Süden schliefit sich der Osnabrücker Osning als Teil des Teutoburger Waldes an, der hier unter die Tertiär- und Quar- tärüberdeckung untertaucht. Während das nördh- che Stadtgebiet um 40 m ü. NN liegt, findet sich im Bereich des Osnabrücker Osnings als höchste Erhebung der Stadt der Riesenbecker Berg mit 134 m ü. NN. In Steinbrüchen am Huckbers und am Riesenbecker Berg wurde der Sandstein des Osnings gebrochen. Der südliche Cenomanzug reicht als niedrige, aber im Gelände noch deut- lich wahrnehmbare Bodenwelle über das Stadt- gebiet nach Westen hinaus. Riesenbeck und Bevergern nutzen diesen Rücken als Siedlungs- standort, wobei besonders für Bevergern der ins f-euchte Flachland vordringende Sporn von Be- deutung war. An den trockenen Rücken schliefit sich im Süden das "Ostmünsterland" mit der Floetheniederung an. Die Stadt Hörstel in ihrer heutigen Ausdeh- nung entstand am l. Januar 1975 aus der ehema- ligen Stadt Bevergern und den früheren Gemein- den Dreierwalde, Hörstel und Riesenbeck, die brs dahin alle bereits im Amt Riesenbeck zusammen- geschlossen waren. Hinzu kamen -1,3 kml der ehe- maligen Cemeinden Elte und Rheine rechts der Ems. Von den ehemals vier selbständigen Gemein- den der heutigen Stadt ist Riesenbeck die älteste. Zum im Jahre 1074 erstmals senannten Kirch- von Diether Stonjek Luttbild der Schleuse in Bevergern Unterzentrum in einer ländlichen Zone mit l0 000 bis 25 000 E. im Versorgungsbereich Einwohner: I 6 408 Fläche: 107,45 km2 Einwohner je km2: EI lEl tq ))a \ H 152,10 {Sundr ll.l2.9l} 33

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HÖRSTEL

Hörstel, Stadt

I. Lage und Entwicklung

Mit ihren Stadtteilen Bevergern, Dreierwalde,Hörstel und Riesenbeck liegt die Stadt Hörstel

am Westrand des Tecklenburger Landes.

Sie hat Anteil an drei naturräumlichen E,inhei-

ten. Der Norden der Stadt mit ausgedehnten Tal-

sandgebieten gehört zur Plantlünner Sandebene.

Die ehemaligen Stieleichen-Birkenwälder sind

auf den trockenen Standorten ausgedehnten

Ackerflächen und auf den anmoorigen Grund-wassergleyböden der Niederungen der Grünland-wirtschaft gewichen. Dieser fast ebene Bereichwird über die Hörsteler und Dreierwalder Aa zur

Ems entwässert. Nach Süden schliefit sich der

Osnabrücker Osning als Teil des TeutoburgerWaldes an, der hier unter die Tertiär- und Quar-tärüberdeckung untertaucht. Während das nördh-

che Stadtgebiet um 40 m ü. NN liegt, findet sich

im Bereich des Osnabrücker Osnings als höchste

Erhebung der Stadt der Riesenbecker Berg mit134 m ü. NN. In Steinbrüchen am Huckbers und

am Riesenbecker Berg wurde der Sandstein des

Osnings gebrochen. Der südliche Cenomanzugreicht als niedrige, aber im Gelände noch deut-

lich wahrnehmbare Bodenwelle über das Stadt-

gebiet nach Westen hinaus. Riesenbeck und

Bevergern nutzen diesen Rücken als Siedlungs-

standort, wobei besonders für Bevergern der ins

f-euchte Flachland vordringende Sporn von Be-

deutung war. An den trockenen Rücken schliefit

sich im Süden das "Ostmünsterland" mit der

Floetheniederung an.

Die Stadt Hörstel in ihrer heutigen Ausdeh-

nung entstand am l. Januar 1975 aus der ehema-

ligen Stadt Bevergern und den früheren Gemein-

den Dreierwalde, Hörstel und Riesenbeck, die brs

dahin alle bereits im Amt Riesenbeck zusammen-

geschlossen waren. Hinzu kamen -1,3 kml der ehe-

maligen Cemeinden Elte und Rheine rechts der Ems.

Von den ehemals vier selbständigen Gemein-

den der heutigen Stadt ist Riesenbeck die älteste.

Zum im Jahre 1074 erstmals senannten Kirch-

von Diether Stonjek

Luttbild der Schleuse inBevergern

Unterzentrum in einerländlichen Zone mitl0 000 bis 25 000 E. imVersorgungsbereich

Einwohner: I 6 408

Fläche: 107,45 km2

Einwohner je km2:

EIlEl

tq))a \

H152,10

{Sundr ll.l2.9l}

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HÖRSTEL

1975 Zusammenschlußvon Bevergern, Dreier-walde, Hörstel und Rie-

senbeck zur Stadt

Hörstel

Einwohner in Stadtteilen:

Bevergem 3297Dreierwalde I 961Hörstel 5 007Riesenbeck 5 040

(Shd:25.05.87)

Gebäude- u. Freiflächen:

5,82km2 (6,4 Ea)

davon32,5 7o Wohnbaufläche5,2 7o Gewerbefläche3,8 Vo Mischnutzung

(Sted: 1989)

spiel Riesenbeck gehörten zunächst ebenfalls Be-vergern und Hörstel. Dabei ist Bevergern eineGründung der Grafen von Tecklenburg, die inder 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts hier ihre Gren-ze gegenüber dem Bischof von Münster mit einerFestung sichern wollten. Nach dem Bau einerBurg erhielt die angeschlossene Siedlung 1366die Stadtrechte. Es dauerte aber noch über 100

Jahre, bis Bevergern eine selbständige Pfarreiwurde und damit von Riesenbeck gelöst war. DieFunktion als Grenzfeste, aber auch die als Sitz derAmtsverwaltung gaben Bevergern eine gewisseBedeutung, bis 1680 der Amtssitz nach Rheineverlegt und die Burg geschleift wurde. Hörstel,1234 erstmalig urkundlich erwähnt, war bis ins19. Jahrhundert Teil des Kirchspiels Riesenbeck.Auch politisch gehörte Hörstel bis zum Ende des

19. Jahrhunderts zur Gemeinde Riesenbeck. MitWirkung vom 1.4. 1900 wurde die BauerschaftHörstel eine selbständige Gemeinde, die mit derGemeinde Riesenbeck zusammen das Amt Rie-senbeck bildete. Dreierwalde gehörte ursprüng-lich zum nördlich gelegenen Kirchspiel Plantlün-ne und wurde erst im 16. Jahrhundert eine selbst-ändige Pfarrei.

Maßgeblich für die Verselbständigung derBauerschaft Hörstel war die Entwicklung der ge-

werblichen Wirtschaft und die damit verbundeneErhöhung der Bevölkerungszahl und Zunahmeder Wohnbebauung. Entscheidend beeinflußtediese Entwicklung sicherlich die 1856 eröffneteEisenbahnlinie von Osnabrück über Ibbenbürennach Rheine mit einem Bahnhof in der Bauer-schaft Hörstel. 1899 verbesserte dann der Dort-mund-Ems-Kanal erneut die überregionale Ver-kehrsanbindung der Gemeinde. l9l6 konnte der

Mittellandkanal in Betrieb genommen werden,der bei Bergeshövede in Riesenbeck vom Dort-mund-Ems-Kanal abzweigt. 1987 wurde im Orts-teil Hörstel ein neues Teilstück dieses Kanalsdem Verkehr übergeben, das nicht nur in Breite,Tiefe und Kurvenradien den Anforderungen des

Europaschiffs genügt, sondern auch die Kanal-strecke leicht verkürzt. Heute aber ist es die Au-tobahn A 30 von Bad Oeynhausen (und damitvon Berlin - Hannover) über Osnabrück nachRheine und in die Niederlande, die die überregio-nale Anbindung der Stadt verstrirkt.

Wenn Bevergern auch seit dem MittelalterStadtrechte besaß, so ist es doch immer eineAckerbürgerstadt geblieben. In allen vier heuti-gen Stadtteilen bestimmte die LandwirtschaftlangeZeit das Wirtschaftsbild. Nur in Hörstel hattesich schon früh Gewerbe angesiedelt. Vom Endedes 16. bis zum Anfang des 18. Jahrhundertswurde über 150 Jahre lang am Huckberg Salz ge-wonnen, das man bis ins Rheinland verkaufte.Bedeutender und vor allem mit Auswirkungenbis in die heutige Zeit war die Gründung einerEisenhütte 1806 in Gravenhorst in Hörstel. Ei-senerz aus dem Ibbenbürener Raum und Rasenei-sensteinlager im Bereich der Ibbenbürener undder Hopstener Aa sowie die Steinkohle auf dembenachbarten Dickenberg waren die Rohstoff-quellen. Schon 1810 waren hier über 150 Men-schen beschäftigt. Die Eisenhütte wurde durcheine Eisengießerei ergänzt, die eine Vielzahl vonKleineisenteilen produzierte. Die Gießerei be-steht noch heute mit rund 100 Beschäftigten.

In Bevergern hatte sich seit 1748, verstärktaber erst seit l86l eine Intensivlandwirtschaftentwickelt. Für die Produktion und Vermarktungvon Gemüse- und Blumensamen entstanden bis1921 insgesamt l8 Gartenbaubetriebe. WährendBevergem noch in den 1960er Jahren als Stadt des

Gemüse- und Blumensamens bezeichnet wurde,ist dieser Produktionszweig heute weitgehendaufgegeben. Der Stadtteil beherbergt aber immernoch 6 Gartenbaubetriebe mit ausgedehnten Ge-wächshäusern, in denen heute allerdings Frisch-gemüse und Blumen produziert werden.

Riesenbeck besitzt u.a. eine bodenständige,1888 als "Westfälische Stahl-Pflug-Fabrik" ge-gründete Firma für Landmaschinen, die in derGemeinde die gewerbliche Komponente wesent-lich bestimmt. 1926 wurde die Firma durch dieÜbernahme der Gravenhorster Eisengießerei er-weitert und verstärkt. Schon bei der Gründungder Firma war sicher die Nähe zur Hütte Graven-horst von Bedeutune.

1 6000

1 4000

1 2000

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6000

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Dreierwolde

019J9 1944 1949 1954 1959 1964 1969 1974 1979 l98rr 1989

-)+

Abb. 1: Einwohnerentwicklung

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HÖRSTEL

Tabelle I Einwohner in den Stadtteilen 1939-1992

Jahr Bevergern Dreierwalde Riesenbeck Hörstel gesamt

93995095696r970916980987

992

1.4602.1142.186) L)52.6782.9803.2453.4213.780

926t.2291.t32t.256t.354r.845t.9'72

2.011,-.191

3.2004.3264.4644.6364.9565.2895.1 83

5.1 89

5.508

2.881

4.2054 0934.4334.9405.1415.1425.2285.616

8.4611.8741.875

2.7503.9285.2555.5425.8497.09r

Erwerbstätige: 6 249

7,0v0

0,,,)oo,,o"

Erwerbstätige amArbeitsort: 4 360

ll,09o

,r,r,Q,r,

777

(Der Sprung von 1970 auf 1976 - im Diagramm von 1974 auf 1975 hängt mit der Datengrundlage zusammen. Die Datenvon 1970 bis 1992 wurden freundlicherweise von der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellt, die sich bis 1974 auf Anga-ben des Stat. Landesamtes stützte und dann eine eisene Fortschreibuns vomahm.)

Auch in Dreierwalde ist eisenschaffende In-dustrie vorhanden: eine Maschinenfabrik und Ei-sengießerei sowie ein Preß- und Stanzwerk.Beide mittelständischen Firmen entwickeltensich etwa ab der Jahrhundertwende und haben

rund I 50 Beschäftigte. Zusätzliche gewerblicheArbeitsplätze bieten ein Transport- und Auto-kranunternehmen und seit 1989 eine Kunststoff-fabrik, die von Bevergern nach Dreierwalde ver-

lagert wurde. Größter Arbeitgeber aber ist die

Bundeswehr, die auf ihrem Flugplatz rund 420Vollarbeitsplätze (1993) mit Zivilbeschäftigtenbesetzt hat.

Die Einwohnerzahl der Stadt Hörstel in ihrenheutigen Grenzen ist seit 1945 langsam aber kon-tinuierlich gewachsen. Hieran haben alle Ortstei-le in etwa gleichem Maße Anteil, wenn auch die

Hauptentwicklung zu unterschiedlichen Zeitenerfolgre (Tab. l).

II. Gefüge und Ausstattung

Die Stadtteile Bevergern, Hörstel und Riesen-

beck sind als Siedlungsschwerpunkte festgelegt.

Damit wurde der vorhandenen Siedlungsstrukturvon Bevergern und Riesenbeck sowie der guten

Verkehrsanbindung von Hörstel Rechnung getra-

gen.

Das Rathaus steht im Stadtteil Riesenbeck,aber auch in Hörstel ist ein Teil der Stadtverwal-tung untergebracht. Die Polizei hat sich dieserZweipoligkeit der Stadt angepaßt. Post undGrundschulen gibt es in allen vier Stadtteilen.Zusätzlich befindet sich noch eine Grundschulein Riesenbeck-Birgte. Haupt- und Realschule fin-den sich dagegen nur im Stadtteil Hörstel. Bevordie Realschule im August 1991 in Hörstel ihrenBetrieb aufnahm, standen Realschulen nur in

Hopsten, Ibbenbüren oder Rheine zur Verfügung.Gymnasien und Berufsschulen können in Ibben-

büren oder Rheine besucht werden.

Obwohl seit langem unter einer gemeinsamen

Amtsverwaltung sind die vier Stadtteile allegrundverschieden. Riesenbeck, ein alter Landort,hat mit seinem Warenangebot nicht nur einegrundzentrale Funktion übernommen, es verfügtzudem über bedeutende bodenständige Gewerbe-

betriebe: In drei Firmen, die Landmaschinenbzw. Pumpen vornehmlich für Springbrunnenherstellen, sind über 900 Mitarbeiter beschäftigt( l 993).

Bevergern erweckt mit seiner engen Bebau-

ung und den neben der Hauptstraße vorhandenen,

gut hergerichteten Gassen am ehesten den Cha-

rakter einer städtischen Siedlung. Dicht beieinan-

der liegende Geschäfte und eine geschlossene

Bebauung unterstreichen diesen Eindruck. In den

letzten Jahren wurden die Bemühungen verstärkt,

Elemente der alten Stadt Bevergern optisch inden Blick zu rücken: Im Bereich um die Kirche,einem städtebaulich interessanten Ensemble,werden die alten Bauwerke renoviert. An derLangen Straße, der Hauptstraße des Ortes, gibt es

erste Ansätze, in der baulichen Gestaltung der

Häuser mit dem in der Region üblichen roten,rauhen Klinkern diese Geschäftsstraße des Stadt-

teils auch optisch aufzuwerten. Die Pflasterungder Herrenstraße weist diese als alten städtischen

Siedlungsbereich aus. Ein Anfang der 1990er

Jahre erfolgter Ratsbeschluß unterstützt diese

Bemühungen und faßt sie zusammen: Der Kern-bereich der "Historischen Altstadt Bevergern"wurde als Denkmalbereich festgesetzt und unterSchutz gestellt. Der Gartenbau hat seine dominie-rende Stellung verloren. Entscheidende Arbeitge-

Land- undFoßtwirtschafl

ProduzierendesGewerbe

Dienstleistungen

(shd:25.05.87)

Berufs- Berufs-einpendler auspendler

1 r6o+U , srt>(Stand: 25.05.87)

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HÖRSTEI

Rathaus in Riesenbeck

ber dieses Stadtteils sind heute -5 Firrnen des Tex-ti l-Kunststof fsektors mit first zl00 Arbeitsplätzen.

Der Stadtteil Hijrstel. mit etwa der gleichenE,inwohnerzahl wie Riesenbeck. hat keinen klarerkennbaren Kern. Dienstleistungs- und Waren-angebot verteilen sich lockert nur im nijrdlichenBercich der Bahnhof.strafie ist eine Konzentrationvon Geschäften r.rnd Dienstleistungsbetriebenfeststellbar. Ein Mitte der 80er Jahre neu er-schlossenes Indr.rstriegebiet an der Kreuzung derL -501 (fiüher Bundesstrafle 65) mit dem Mittel-landkanal und einer Anbindr.rng an die Autobahnnutzt die günstige Verkehrsla-ue und stellt rund

1.000 neue Arbeitsplätze in der Stadt bereit. Hierhat sich auch eine Reihe von Betrieben aus Hör-stel angesiedelt, die an ihrem alten Standort keineErweiterungsmöglichkeit hatten. Dabei spielen rn

Hörstel die expandierenden Textilbetriebe mitihrer Spezialproduktion eine große Rolle ("hör-steler" FufJrnatten, "hörsteler" Paßfbrm-Autotep-piche, Kokosmatten. Ummantelung von Elektro-leitungen u.a.). Gröl3ter Arbeitgeber im Industrie-gebiet aber ist ein neues Warendienstleistungs-zentrum (rund 260 Beschäftigte), eines derführenden Logistik-Unternehmen Deutschlands.

das fiir Kaufhauskonzerne und Großversandhäu-

ser sämtliche Warenbewegungen für Verkauf.sak-

tionen abwickelt und Logistikaufgaben u.a. fürdie Firma Karstadt erfüllt. Darüber hinaus findentiber 500 Mitarbeiter Arbeit in l2 kleineren Ge-werbebetrieben in unterschiedlichen Branchen.

lnteressant ist. daf3 dieses Hörsteler Industriege-

biet übergeht in ein Industriegebiet der Stadt Ib-benbüren und das Warendicnstleistungszentrummit einem kleineren Teil auch auf dem Gebiet derStadt lbbenbüren liegt. Ebenfalls Stadtgrenzenüberschreitend wird eine Kunststoffirma in die-

sem Bereich angesiedelt. Sicher nicht zuletzt auf

Grund dieser positiven Erfahrungen im Rahmender interkommunalen Zusammenarbeit planendie beiden Städte neue Industriegebiete in engerAbsprache.

Dreierwalde schließlich ist im wesentlichendörflich geblieben, wenn auch vier Gewerbebe-triebe nichtlandwirtschaftliche Arbeitsplätze bie-ten und ein jtingerer Siedlungsausbau vor allemfür in Rheine und Spelle Beschäftigte erfolgte.Damit wird die Anbindung dieses Ortsteiles an

Rheine noch verstärkt. Während bei den anderen

drei Ortsteilen durchaus eine innerörtliche Ver-flechtung festzustellen ist. besteht eine solchezwischen Dreierwalde und den anderen Stadtter-len nur dort, wo sie administrativ vor_eegeben ist(Stadtverwaltung. Schule). Durch den jüngerenSiedlungsausbau zeigen sich irn Zentrum Ansät-ze einer Verstädterung. In den Aufienbereichenaber ist die alte ländliche Streusiedlung und derdörfliche Charakter erhalten geblieben.

Vergleicht man das Einzelhandelsangebot dereinzelnen Ortsteile (jeweils im Kernbereich), so

lag Riesenbeck bis vor wenigen Jahren noch an

der Spitze. Der Unterschied zu den StadtteilenBevergern und Hörstel aber ist sowohl absolutwie relativ zur Einwohnerzahl nur gering. Inzwr-schen hat sich aber durch die Ansiedlung neuergröf3erer Lebensmittelläden, kleiner Kaut-häuser

und Baumärkte irn Stadtteil Hörstel das Angebotim Einzelhandel dort wesentlich erhöht. Irn übri-gen Dienstleistr"rngsbereich unterscheiden sichRiesenbeck und Hörstel, die hier eine gute Aus-stattung autweisen, von den beiden anderen Or-ts-

teilen.

Für die Erholung bieten sich in der Stadt Hijr-stel sechs unterschiedliche Gebiete an: l. DcrTeutoburger Wald, Teil des Naturparks Teuto-burger Wald-Wiehengebirge mit seinen bewalde-ten Hrjhen, den ausgedehnten Wanderwegen, den

Sandsteinf'elsen der "Kaiserei" und dem ehemali-gen Kloster Gravenhorst. Das 1256 gegründete

und l80u säkularisierte Zisterzienserinnen-Klo-ster ist in seinen Baulichkeiten weitgehend erhal-ten. 2. Das Waldgebiet bei dem Schloß Suren-burg, einem typisch mlinsterländischen, mehr-fach umgebauten Wasserschloß in der Floethe-niederung des Ostmünsterlandes. 3. Der Torf-moorsee mit einem Freizeitbereich zwischenDortmund-Ems-Kanal und Autobahn. Beirn Au-tobahnbau entstandene Baggerseen bilden denKern dieser Freizeitanlage mit einem Badestrand,

einer Crillhütte, einem Rundwanderweg, einemWaldlehr-. einem Gesteinslehr- und einem Trimnr-pfad sowie vor allem der 24 ha grol3en Wasser-

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HÖRSTEL

fläche für Angler, Segelboote und Surfer. 4. DerHerthasee, eine ehemalige Sandgrube, die immermehr als Freizeitsee erweitert und früher mitGrubenwasser aus dem Ibbenbürener Bergbauge-

biet auf dem Schafberg gefüllt wurde. Ausge-dehnte Campinganlagen und Freibademöglich-keiten bestimmen diese weit über die Grenzender Gemeinde bekannte Freizeitanlage. Darüberhinaus könnte 5. Bevergern selbst mit seinemmalerischen Ortsbild, gelegen an der Bevergerner

Aa, Erholungsfunktion übernehmen. Gerade dies

haben die Bevergerner erkannt. Die Bemühun-gen, ihren Stadtteil in das rechte Licht zu rücken,

wurden l99l durch die Verleihung einer Gold-medaille im Bundeswetöewerb "Unser Dorf sollschöner werden" belohnt. Als Heimatmuseumsteht im alten Stadtkern das renovierte Heimat-haus zur Verfügung. Und schließlich könnte 6.

die "Knollmanns Mühle" aus dem ausgehenden

18. Jh., nördlich vom Stadtteil Hörstel gelegen,

auf Dauer ein überregionaler Anziehungspunktim Freizeitbereich werden, nachdem diese Dop-pelmühlenanlage als technisches Denkmal ausge-

wiesen, entsprechend renoviert und zugänglichgemacht wurde.

Das gesamte Stadtgebiet südlich der Auto-bahn ist im Landesentwicklungsplan III als Erho-lungsgebiet ausgewiesen. Bislang ist dieses Po-

tential für den Aufbau einer Fremdenverkehrs-wirtschaft erst in Ansätzen genutzt Inwiefern die

heute (März 1993) vorhandenen 300 Gästebetten

in 20 Betrieben (davon 240 in Betrieben mitmehr als 8 Betten) vielleicht einen Ansatz bieten,muß offen bleiben, wenn man bedenkt, daß 1978

schon 233 Gästebetten ausgewiesen waren. Diefür 1992 gemeldeten 27.914 Gästenächtigungen(in den 9 Betrieben mit mehr als 8 Betten) zeigeneine beachtliche Steigerung gegenüber den Gäste-

nächtigungen in den 80er Jahren. Bei einem An-halten dieser Entwicklung in der Gästenachfragekönnte der Fremdenverkehr ein wesentlicherwirtschaftlicher Faktor für die Stadt Hörstel wer-den.

III. Perspektiven und Planung

Die Mehrpoligkeit und die Tatsache, daß kei-ner der Ortsteile in der Stadt dominiert, haben

bislang die mit der Bildung der Einheitsgemeinde

verbundenen Entwicklungsvorstellungen nichtRealität werden lassen. Den sewachsenen Orts-

strukturen von Riesenbeck und Bevergern setzt

der Ortsteil Hörstel seine Lagegunst entgegen.

Der einzige Bahnhof und der einzige Auto-bahnanschluß der Stadt liegen auf Hörsteler Ge-

biet. Eine weitere Autobahnabfahrt (Rheine-Ka-

nalhafen) befindet sich knapp außerhalb des

Stadtgebietes dem Stadtteil Hörstel am nächsten.

Im Konzert der Stadtteile zusammen mit Dreier-walde, dem relativ weit im Nordwesten der Stadtgelegenen kleinsten Stadtteil, liegt Hörstel zudem

im räumlichen Zentrum der Stadt. Die neuen Ar-beitsplätze im Industriegebiet nördlich der L 501

(der ehemaligen Bundesstraße 65) an der Grenze

zur Stadt lbbenbüren werden das Gewicht des

Ortsteils Hörstel noch stärken. Die Stadt versucht

die Attraktivität des Kerns im Ortsteil Hörstel zu

verbessern. Auf der Grundlage eines Ideenwett-bewerbs ist dafür die Planung abgeschlossen.

Eine Verbesserung des Warenangebotes ist damitangestrebt. Keineswegs wird aber die Mehrpolig-keit in Frage gestellt. Zu lange sind Bevergernund Riesenbeck nicht nur selbständige Gemein-den, sondern auch Sitz einer Amtsverwaltung ge-

wesen.

Literatur

Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Wohnplätze(Ortschaften) in Nordrhein-Westfalen 1970. Bevölkerung undErwerbstätigkeit. Beiträge zur Statistik des Landes Nord-rhein-Westfalen, Heft 2a. Düsseldorf 1973

Bertelsmeier, E. (1965): Bevergem. - In: Berichte zur deut-schen Landeskunde, 34. Bd., H.1, S. 38-39

Gemeinde Dreierwalde (Hg.) in Zusammenarbeit mit demHeimatverein Dreierwalde (1983): Dreierwalde wie es warund wurde. 2. Aufl., Hörstel

Flächennutzungsplan der Stadt Hörstel. Erläuterungsbericht.Hörstel 1978

Heimatverein Hörstel (1987): Hörstel - gestern und heute -

oder wie aus einer Bauerschaft eine Stadt wurde. Das Heimarbuch der Ortschaft Hörstel bis zur Stadtwerdung. Hörstel

Heimatverein Riesenbeck (Hg.) (1983): Riesenbeck. AusVergangenheit und Gegenwart eines münsterländischen Dor-fes.2.4ufl., Hörstel

Meisel, S. (1961): Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt83/84 Osnabrück - Bentheim. Geographische Landesaufnah-me l:200.000. Bad Godesberg

Meschede, W. ( 1988): Geschäftsstandorte und Einkaufsver-halten der Bevölkerung in der Stadt Hörstel. Strukturgutach-ten im Auftrag der Stadt Hörstel. Hörstel

Stadt Bevergern (Hg.) (1983): Bevergern. Geschichte undGeschichten um eine alte Stadt. 2. Aufl., Hörstel

Voss, N. (1964): Amt Riesenbeck. In: Der Landkreis Teck-lenburg. Hg. in Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung. Ol-denburg: Gerh. Stalling AG, S. 289-291

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Kartengrundlage: Kreiskarte 1 : 50 0OO Kreis Steinfurt, 4. Auflage 1992 (Verkleinerunq)

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Bl. Bevergern (1 990, einz. Nachtr. 1 991 )