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AUJ dern Institut fiir lierphysiologie und lierernahrung der Universitat Gottingen (Direktor: Prof. Dr. Dr. W. Lenkeit) Ein Beitrag zur Vitamin-D2 - D) - Ausscheidung mit der Milch' Von W. LENKEIT, H. BRUNE und K. GUNTHER 1. Mitteilung Die Zusammensetzung der Milch kann futterungs- und haltungsbedingt unterschiedlich sein. Das gilt insbesondere fur die fettloslichen Vitamine A und D. Ober den Vitamin- D-Gehalt der Milch liegen einige Untersuchungen vor (9, 10, 13, 17), nach denen die Kuhmilch gewohnlich 0 bis 0,09 y O/O gleich 0 bis 36 IE Vitamin D im Liter enthalt. Die Fruhjahrsmilch weist einen geringeren Vitamin-D-Gehalt (bis 0,04 y O/O gleich bis 16 IE Vitamin D je Liter) auf als die Sonimermilch (2). Besonders hohe Vitamin-D-Werte wurden in der Alniniilch mit 0,12 bis 0,28 y O/O gleich 48 bis 112 IE Vitamin D je Liter gefunden (2), die den Vitamin-D-Gehalt indischer Milch weit ubertreff en (10). Der Gehalt der Milch an Vitamin D ist sicherlich nicht nur eine Frage der alimen- taren Versorgung, sondern auch der Regulation des Tieres. Das Vitamin D in der Milch kann entweder als Vitamin D, alimentarer Herkunft sein oder uber korpereigene Synthese aus 7-Dehydrocholesterin in der Haut der Tiere bei Einwirkung der ultravioletten Strahlung von 250 bis 313 nip und hierbei insbe- sondere unter EinfluB der Dornostrahlung rnit 293 bis 302 nip (1, 14) gebildet und init der Milch ausgeschieden werden. Die Intensitat der Vitamin-D,-Bildung in der Haut ist an die Bestrahlungsdauer und an deren Intznsitat, insbesondere also an die Sonnen- scheindauer, gebunden (1, 4, 14), ferner an die Sonnenhohe, die im Laufe des Tages und des Jahres abnimmt (16). Die in der Haut der Milchkuh gebildeten Vitamin-D,- Mengen konnen bis zu 8000 IE Vitamin D, betragen (1). Im Rahmen der Gottinger Jahresuntersuchungen zeigten die untersuchten landwirt- schaftlichen Betriebe keinerlei rachitische Schaden bei der Kalberaufzucht, obwohl Vit- amin-D-Praparate in keinem Fall zugefuttert wurden. Da der Vitamin-D-Bedarf der Kalbes nach der ,,Norm" hoher angegeben wird, als nach der Literatur mit der Milch an die Kalber verfuttert werden konnte, schien es notwendig, den Vitamin-D-Gehalt der Milch im hiesigen Klimaraum zu untersuchen. Augerdem interessierte hierbei die Frage, ob die untersuchte Milch Vitamin D, oder Vitamin D, enthalt, um den Futte- rungsfaktor Vitamin D, gegenuber dem Haltungsfaktor Vitamin D, abgrenzen zu k" onnen. 1 Durrfigefuhrt rnit Unterstutzung der Deutschen Forschungsgerneinschafl.

Ein Beitrag zur Vitamin-D2-D3-Ausscheidung mit der Milch

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Page 1: Ein Beitrag zur Vitamin-D2-D3-Ausscheidung mit der Milch

AUJ dern Institut fiir lierphysiologie und lierernahrung der Universitat Gottingen (Direktor: Prof. Dr. Dr. W. Lenkeit)

Ein Beitrag zur Vitamin-D2 - D) - Ausscheidung mit der Milch'

Von W. LENKEIT, H. BRUNE und K. GUNTHER

1. Mitteilung

Die Zusammensetzung der Milch kann futterungs- und haltungsbedingt unterschiedlich sein. Das gilt insbesondere fur die fettloslichen Vitamine A und D. Ober den Vitamin- D-Gehalt der Milch liegen einige Untersuchungen vor (9, 10, 13, 17), nach denen die Kuhmilch gewohnlich 0 bis 0,09 y O/O gleich 0 bis 36 IE Vitamin D im Liter enthalt. Die Fruhjahrsmilch weist einen geringeren Vitamin-D-Gehalt (bis 0,04 y O/O gleich bis 16 IE Vitamin D je Liter) auf als die Sonimermilch (2). Besonders hohe Vitamin-D-Werte wurden in der Alniniilch mit 0,12 bis 0,28 y O/O gleich 48 bis 112 IE Vitamin D je Liter gefunden (2), die den Vitamin-D-Gehalt indischer Milch weit ubertreff en (10).

Der Gehalt der Milch an Vitamin D ist sicherlich nicht nur eine Frage der alimen- taren Versorgung, sondern auch der Regulation des Tieres.

Das Vitamin D in der Milch kann entweder als Vitamin D, alimentarer Herkunft sein oder uber korpereigene Synthese aus 7-Dehydrocholesterin in der Haut der Tiere bei Einwirkung der ultravioletten Strahlung von 250 bis 313 n i p und hierbei insbe- sondere unter EinfluB der Dornostrahlung rnit 293 bis 302 nip (1, 14) gebildet und init der Milch ausgeschieden werden. Die Intensitat der Vitamin-D,-Bildung in der Haut ist an die Bestrahlungsdauer und an deren Intznsitat, insbesondere also an die Sonnen- scheindauer, gebunden (1, 4, 14), ferner an die Sonnenhohe, die im Laufe des Tages und des Jahres abnimmt (16). Die in der Haut der Milchkuh gebildeten Vitamin-D,- Mengen konnen bis zu 8000 IE Vitamin D, betragen (1).

Im Rahmen der Gottinger Jahresuntersuchungen zeigten die untersuchten landwirt- schaftlichen Betriebe keinerlei rachitische Schaden bei der Kalberaufzucht, obwohl Vit- amin-D-Praparate in keinem Fall zugefuttert wurden. Da der Vitamin-D-Bedarf der Kalbes nach der ,,Norm" hoher angegeben wird, als nach der Literatur mit der Milch an die Kalber verfuttert werden konnte, schien es notwendig, den Vitamin-D-Gehalt der Milch im hiesigen Klimaraum zu untersuchen. Augerdem interessierte hierbei die Frage, ob die untersuchte Milch Vitamin D, oder Vitamin D, enthalt, um den Futte- rungsfaktor Vitamin D, gegenuber dem Haltungsfaktor Vitamin D, abgrenzen zu k" onnen.

1 Durrfigefuhrt rnit Unterstutzung der Deutschen Forschungsgerneinschafl.

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248 W . Lenkeit, H . Brune und K. Gunther

Versuchsmethodik

Aus den Sammelgemelken von 4 landwirtschaftlichen Betrieben mit unterschiedlicher Futtergrundlage wurden wahrend eines Futterjahres je 5 Milchproben gewonnen, von denen an Or t und Stelle sofort eine hochkonzentrierte Sahne hergestellt wurde, die tiefgekuhlt sofort zur Analyse kam.

Da der Vitamin-D-Gehalt der unbehandelten Milch eine direkte Verfutterung beim biologischen Vitamin-D-Test nicht zulaflt (12) und das Butterfett selbst eine anti- rachitische Wirkung aufweist (11), wurde die Sahne mit einer der Verseifungszahl aquivalenten Menge alkoholischer Kalilauge schonend verseift und der in Petrolather losliche, unverseifbare Anteil gewonnen. Das Unverseifbare diente in einer Verdiin- nungsreihe mit Sesamol als zu untersuchende Testsubstanz.

Die Testsubstanzen wurden im prophylaktischen Ratten- und Kiiken-Vitamin-D- Test biologisch auf ihre antirachitische Wirksamkeit gepriift. Zu jedem biologischen Vitamin-D-Test dienten 4 Versuchsgruppen mit unterschiedlicher Vitamin-D,- und Vitamin-D,-Standardkonzentration als Bezugssystem. Daneben wurde stets eine vit- amin-D-freie Versuchsgruppe gefiihrt.

Der biologische Vitamin-D-Test rnit Ratten vom Stamm H K 51 und MCCOLLUM- Kost ( 6 ) wurde rontgenologisch, wie anderweitig beschrieben (3), ausgewertet.

Der antirachitische Kiiken-Test rnit OLssoN-Diat (15) umfaflte nach 7tagiger Vor- fiitterung mit der rachitogenen Diat unmittelbar nach dem Schlupf 3 Versuchswochen. Die Eintagskiiken stammten stets aus einer Zuchtlinie von New-Hampshire-Hiihnern. Das Versuchsfutter hatte die in Tabelle 1 wiedergegebene Zusammensetzung.

Tabelle 1

Versuchsfutter-Kiiken (Olsson-DiIt)

Maisschrot ................ 34,4 Teile

Sojaschrot extr. . . . . . . . . . . . . 15,4 ,, Magermilchpulver Griinmehl . . . . . . . . . . . . . . . . 5 3 $,

Knochenmehl ............. 4,4 ,,

Weizennachmehl . . . . . . . . . . . 28,4 ,, In 100 Teilen Trockensubstanz sind enthalten:

Rohprorein Rohferr Rohfaser . . . . . . . . . 9,4 ,> 20,70 4,30 5,16

N-freie E. Asche 61,83 8,Ol .............. Trodcenhefe 2 9 ,,

0,5 >> Tierkohle ................ Kochsalz ................. 1,0 ,, Ca P Ca:P

1,30 1,25 1 :0,961

Carotin: 1,25 mgr

+ Vitamin A 5000 IE je kg Futter, +Vitamin B, 50 mgr je kg Futter.

Die Auswertung des antirachitischen Eifektes erfolgte im Kiikentest analog zum Rattentest am Metatarsus beider Extremitaten rontgenologisch in dorso-plantar Posi- tion beim narkotisierten Kiiken in stets gleicher fixierter Stellung.

Beim Test rnit Ratten ist die Bezugsgrofle die Epiphysenknorpelprojektionsflache F, beim Test mit Kiiken der Metatarsal-Intertarsal-Projektionsabstand M (vgl. Abb. 1).

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Ein Beitrag zur Viiamin-D,-D3-Ausscheidung rnit der Milch 249

Die Applikation der Test- und Standarddosen erfolgte rnit der Schlundsonde tag- lich wahrend der gesamten Versuchsdauer. Die Versuchstiere erhielten eine bedingte Futterrestriktion und Aqua dest. ad libitum. Jede Versuchsgruppe umfafite 20 Ratten oder 25 Kuken und wurde dunkel bei konstanter Temperatur ge- halten.

Versuchsergebnisse und Diskussion

Nach Abbildung 2 ergibt sich fur die untersuchten Milchproben ein Mindest- gehalt an Vitamin D von 3,3 IE Vit- amin D je kg Milch und ein Hochst- gehalt von 23,5 IE Vitamin D je kg t i n k c

I l 8 l A

METATARSUS

r ~ c h l ~

Milch. Sieht man von dem relativ E X T R E N l l A T

hohen Vitamin-D-Gehalt der Alm- milch (2) ab, so liegt der gefundene Maximalwert Vitamin D noch unter den in der Literatur verzeichneten Hochstwerten von ca. 40 IE Vitamin D je kg Milch.

Die Fruhjahrsmilch der untersuchten Betriebe im Klimaraum Gottingen (vgl. Ab- bildung 2) enthalt 4,9 bis 6,2 IE Vitamin D je kg Milch, die Sommermilch dagegen um das Vierfache hohere Werte, wenn Weidegang gegeben war (s. Betrieb 1 und Betrieb 2 in Abbildung 2). Im Laufe des Futterjahres zeigt sich in den Betrieben 1 und 2 wah- rend des Weideganges ein kontinuierlicher Anstieg des Vitamin-D-Gehaltes der Milch. In den Betrieben 3 und 4 mit ganzjahriger Stallhaltung liegt der Vitamin-D-Gehalt je kg Milch wahrend des ganzen Jahres zwischen 3,3 und 12,2 IE Vitamin D und er- reicht niemals die Hohe des Vitamin-D-Gehaltes bei Weidegang. Auch bei den Be- trieben 3 und 4 mit ganzjahriger Stallhaltung findet wie in den Sommerweidebetrieben (Betrieb 1 und 2) ebenfalls ein Anstieg im Vitamin-D-Gehalt der Milch statt. Das Maximum im Vitamin-D-Gehalt der Milch, das in den Sommerweidebetrieben etwa in der zweiten JulihalRe erreicht wird, liegt bei den Betrieben mit ganzjahriger Stallhal- tung erst ini September.

Die Zunahme des Vitamin-D-Gehaltes der Milch in den Weidebetrieben ist off en- sichtlich auf die Einwirkung der Sonnenstrahlung auf der Weide zuruckzufuhren und steht in Obereinstimmung niit den Untersuchungen von ABRAMS (I), der eine erhohte Umwandlung von 7-Dehydrocholesterin in der Haut des Rindes in Vitamin D, unter dem Einflufi der Sonnenbestrahlung fand.

Die Zunahme des Vitamin-D-Gehaltes in der Milch in den Betrieben 3 und 4 rnit ganzjahriger Stallhaltung im Herbst kann von der Futterungsseite her nicht erklart werden. Vermutlich erhielten auch die Milchkuhe in den Betrieben mit ganzjahriger Stallhaltung im Hochsommer eine intensivere Bestrahlung als im Winter. l m Betrieb 4 wurden taglich etwa 20 kg frischer Biertrebcr verfuttert. Der Vitamin-D-Gehalt der Milch dieses Betriebes liegt im Vergleich mit dem Vitamin-D-Gehalt des anderen Be- triebes mit ganzjahriger Stallhaltung (Betrieb 3) um ca. 8 O/O niedriger. Daraus kann

Abb. 1. Der Metatarsal-intertarsal-projektionsab- stand M am Tarsalgelenk des Kiikens

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250 W . Lenkeit, H . Brune und K . Giinther

I E Vi t a m in D j e Kg. Milch u. Sonnenscheindauer

SONNENSCUEIN SONNENSCUEIN

4 p r i l H o i ‘ J v n i J v l i ‘ A u g . S r p t . ’ O h t . ‘ N o r . ‘ D I z . ‘ J o n . ‘ F e b r . ‘ I . : , : . ! I I . , . . 4 p r i l H o i ‘ J v n i J v l i ‘ A u g . S r p t . ’ O h t . N o r . ‘ D I z . ‘ J o n . ‘ F e b r . ‘

Betrieb 2

Betrieb 3

t If yiLo Betrieb 4

Abb. 2. Der Vitamin-D-Gehalt der Miich im Klimaraum Got- tingen in IE je kg und die mittlere Sonnenscheindauer in Stun- den pro Tag (Mittelwert von je 1C Tagen), ermittelt von der Wetterwarte Gottingen - Betrieb 1 = Weidebetrieb, Betrieb 2 = Zuckerriibenbetrieb mit Weidegang, Betrieb 3 = Zucker- riibenbetrieb mit ganzjahriger Stallhaltung, Betrieb 4 = Zucker- riibenbetrieb mit Treberfiitterung und ganzjahr. Stallhaltung

geschlossen werden, daf3 der Einfluf3 der Futterung auf den Vitamin-D-Ge- halt der untersuchten Milchproben auflerst ge- ring zu sein scheint. Es ist darauf hinzuweiseo, dat3 Vi tamin-D-Praparate nicht verfiittert wurden.

Sollte, wie vermutet, der Einflufl des Grund- futters im Verhaltnis zur korpereigenen Vitamin- D,-Synthese gering sein, so muBte unseres Erach- tens auch der Vitamin-D,- Gehalt der Milch im Ver- haltnis zum Vitamin-D,- Gehalt gering sein, wenn man fur beide Vitamin-D- Arten denselben physio- logischen Verwertungs- gang annimmt. Die ein- zige bekannte Tierart, bei der eine gesicherte, unter- schiedliche Verwcrtuiig von Vitamin D, und von Vitamin D, gegeben ist, sind die Huhner.

Die gleichzeitige An- wendung von jungen Rat- ten und von Kukeii im biologischen Vitainin-D- Test mul3te eine Aussage- moglichkeit fur den Vit- amin-D,- oder 6jr den Vitamin-D,-Gehalt der Milch ergeben. -

Bei ultraviolettbestrahlter Milch wurde bei einem Gehalt von 527 IE Vitamin D je kg Milch bei Anwendung beider biologischer Testverfahren (7) gefunden, dai3 das bestimmte Vitamin D in ultraviolettbestrahlter Milch praktisch nur Vitamin D, ist. Ahnliche Ergebnisse wurden ebenfalls bei ultraviolettbestrahlter Kuhmilch mit 377 TE Vitamin D von COATES und Mitarbeitern gefunden (5).

Daraus ist zu schlieaen, daf3 der Ergosteringehalt der Kuhmilch sehr gering sein mu& Biologische Untersuchungen uber den Vitamin-D,- bzw. Vitamin-D,-Gehalt yon unbestrahlter Kuhmilch sind uns nicht bekannt.

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Ein Beitrag zur Vifamin-D,-D,-Aussceidung mit der Milch 251

~ ~~

Verabfolgte Dosis Vit. D an D,

Anteil des appl. Vit. D

Die Frage des Gehaltes der nicht bestrahlten Naturmilch an Vitamin D, und a n Vitamin D, hat jedoch ein besonderes Interesse fur die Haltungs- und Futterungsmafl- nahmen unserer landwirtschafilichen Nutztiere. I n laufenden Untersuchungen gehen wir dieser Frage nach.

Wahlt man eine Milchprobe unter hiesigen landwirtschafilichen Bedingungen von Milchkuhen unmittelbar vor dem Weideaustrieb, so ist anzunehmen, dai3 eventuell aus dem vorvergangenen Sonimer vorhandene Reserven a n Vitamin D, fur das Futterjahr den Minimalstand erreicht haben und dafl durch die Futterung rnit sonnengetrocknetem Heu gleichzeitig eine relativ hohe Vitamin-D,-Versorgung gegeben ist. Die Milchkiihe sind uberdies um diese Jahreszeir vor dem Weideaustrieb bei Stallhaltung noch einer relativ geringen Strahlungsintensitat ausgesetzt.

Die noch nicht genugend geklarten Grundlagen fur die biologische Bestimmung von Vitamin D, und von VitaminD, in einer derartigen Milchprobe uber die antirachitische Wirkungsintensitat der beiden Vitamine D wurden zunachst nach der oben angege- benen Methodik bei jungen Ratten und an Kuken geprufi. Die Ergebnisse sind kurz in Tabelle 2 zusammenfassend dargestellt.

Gefundener Entsprechender M-Wert Vit.-DJ-Wert

Tabelle 2

Verabfolgt y Vit. D

0,025 0,025 0,025 0,016 0,0125 0,0105

Anteil des appl. Vir. D an Dp an Dn I Gefundener

F-Wert -Entsprechender

Vit.-DJ-Wcrt

A. Ratte

0,0250 0 0 3.0250 C,0125 0;0125 0,008 0,0080 0,00625 0,00625 0,00525 0,0025

36,5 36,4 36,6 41,9 46,6 48,5

D 100 D 100 D 100 D 66 D 50 D 42

0,0105 0,0225 0,0375 0,0500 0,0525 0,0675 0,3000 0,7500 1,5000 2,1000 2,4000 3,6000 5,4000 1,0120 1,0180 1,0250 0!5180 0,5270 0,5360

0 0 0 0 0 0 0,3000 0,7500 1,5000 2,1000 2,4005 3,6000 5,4000 1,0000 1,0000 1,0000 0,5000 0,5000 0,5000

B. Kiiken 0,0105 0,0225 0,0375 0,0500 0,0525 0,0675 0 0 0 0 0 0 0 0,0120 0,0180 0,0250 0,0180 3,0270 0,0360

D 42 D 90 D 150 D 200 D 210 D 270 D 10 D 157 D 173 D 200 D 215 D 380 D 500 D 161 D 183 D 203 D 164 D 183 D 200

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252 W . Lenkeit, H . Brune und K . Gunther

Schutzdosen

A. Ratte

1. 0,0250 y Vit. D, = D 100 = 1 IE 2. 0,0250 y Vit. D, = D 100 = 1 IE (Verhaltnis Vit. D, : D, = 1 : 1)

B. Kuken

3. 0,0500 y Vit. D, = D 200 = 2 IE 4. 2,1000 y Vit. D, = D 200 = 84 IE (Verhaltnis Vit. D, : D, = 1 : 42)

Nach Tabelle 2, in der die wesentlichen Grunddaten aufgefuhrt sind, wird die volle Schutzdosis eine IE Vitamin D Ratte mit D 100 bezeichnet und festgestellt, dai3 Vit- amin D, und Vitamin D, bei der Ratte gleiche Wirksamkeit aufweisen. Beim Kiiken betragt die Schutzdosis fur Vitamin D, den doppelten Wert der Rattenschutzdosis, ent- sprechend den Angaben der internationalen Literatur. Dieser Wert wird rnit D 200 be- zeichnet. Fur die Schutzdosis von Vitamin D, beim Kuken werden in der Literatur recht unterschiedliche Angaben gemacht. Der hier wiedergegebene Wert fur die Schutz- dosis von Vitamin D, beim Kuken betragt das 42fache der entsprechenden Vitamin-D,- Dosis.

Dieser Wert ist durch Wiederholung und im Zusammenhang mit der erkannten additiven Wirkung von Vitamin D, und von Vitamin D, (s. Tabelle 2) gut gesichert.

Die additive Wirkung von Vitamin D, und von Vitamin D, wurde in unterschied- lichen Mengen und in verschiedenen Konzentrationen stets nachgewiesen und damit eine einfache Basis fur die anstehende Frage des Vitamin-D,- oder Vitamin-D,-Ge- haltes der Milch gefunden. Ein nicht additives Verhalten von Vitamin D, und von Vitamin D, hinsichtlich ihrer antirachitischen Wirksamkeit hatte die Beurteilung der Zusammensetzung der Vitamin-D-Kombination in der Milch wesentlich erschwert, wenn nicht gar unmoglich gemacht. Aus Sicherheitsgrunden wurde die Wirkungsinten- sitat beim Kuken rnit prozentualem Obergewicht des einen und des anderen Vitamin- D-Typs gepruft. Gleiche Verhaltnisse wurden hierbei gefunden.

Die untersuchten Milchproben ergaben, bezogen auf die antirachitische Wirksam- keit bei der Ratte gleich 100 O / o , beim Kuken einen Vitamin-D-Effekt von 103 O/o und von 108 O/o. Die Tatsache der praktischen Ubereinstimmung dieser Vitamin-D-Werte bei beiden Tierarten lai3t nur den Schlui3 zu, dai3 das gesamte Vitamin D der unter- suchten Milchproben aus Vitamin D, bestehen mui3. Die Sicherheitsgrenzen fur die bio- logische Vitamin-D-Bestimmung beim Kuken und bei der Ratte schliei3en trotz ver- feinerter Versuchs- und MeBtechnik nicht aus, dai3 noch geringe Mengen Vitamin D, in den Milchproben enthalten sein konnen, die aber infolge ihrer geringeren Wirksam- keit im Vergleich mit Vitamin D, nicht zum Tragen kommen. Diese Vitamin-D,-Men- gen liegen aber unter 10 O / o .

Auf der anderen Seite wurde beim Kuken wiederholt festgestellt, dai3 bei Kombi- nationsgaben von Vitamin D, und von Vitamin D, ein etwas hoherer Wirkungswert, als der Summe der Einzelkomponenten entsprach, erzielt wurde. Wir vermogen noch nicht mit Sicherheit zu sagen, ob es sich um ein'en echten Wirkungszuwachs handelt, wofur die Haufigkeit der Ergebnisse spricht, oder um den systematischen Fehler. Zum

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Ein Beitrag zur Vitamin-D,-D,-Ausscheidung mit der Milch 253

anderen fanden wir bei den untersuchten Milchproben beim Kuken stets einen etwas hoheren Wirkungswert 31s bei der Ratte. Beim Vorhandensein von Vitamin D, muflte er jedoch geringer sein.

Zusammenfassung

Wahrend eines ganzen Futterjahres wurde zu Zeiten der Anderung der Futtergrund- Iage oder der Haltungsbedingung die Milch aus 4 landwirtschaftlichen Betrieben mit unterschiedlicher Betriebsstruktur im Klimaraum Gottingen auf ihren Vitamin-D-Ge- ha 1 t u n t ersuch t . 1. Der Vitamin-D-Gehalt der untersuchten Milchproben lag zwischen 3 und 24 IE

Vitamin D je kg Milch und damit zum Teil niedriger als in der Literatur angegeben. 2. Die Hohe des Vitamin-D-Gehaltes der Milch wird kaum durch die Futterung, aber

wesentlich durch die Hal tung bestimmt. Die Einwirkung der Sonnenbestrahlung wahrend der Weidezeit fuhrt zu einem progressiven Anstieg des Vitamin-D-Ge- haltes der Milch.

3. hlit Hilfe der gleichzeitigen biologischen Bestimmung des Vitamin-D-Gehaltes der Milch bei jungen Ratten und beim Kuken konnte durch eine Differenzierung der Vitamin-D,- und der Vitamin-D,-Wirksamkeit nachgewiesen werden, dai3 die Fruhjahrsmilch kurz vor dem Weideaustrieb nachweisbar nur Vitamin D, enthalt.

Summary

During a total feeding-year the milk of 4 farms with different scheme of feeding at times of changing feeding or keeping-conditions was analysed for vitamine D. 1. The vitamine-D-contents of the milk varied between 3 and 2 1 IE per kg milk and

was partly lover than seen in literature. 2. T h e vitamine-D-level was scarcely changed by the food but distinctly by the

keeping of the animals. T h e influence of 'sun increases progressively the vitamine- D-contents of the milk during pasture.

3. By biological testing the vitamine-D-contents of milk with rats and chickens, in order to difference vitamine D2' and vitamine D,, was found that the milk-vitamine D short-time before pasture proved to be only vitamine D,.

Literatur

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254 Buchbesprechungen

JAHN, Arch. f. Tierern. Beih. 4, 214-220 (1954). - 13. LENXEIT, W., Einfuhrung in die Ernah- rungsphysiologie der Haustiere, Verlag Ferdinand Enke, Stuttgart 1953. - 14. LENKEIT, W., Beziehungen zwischen der Mineralstoff-, der Vitamin-D-Versorgung bei iiblicher Fiitterung und dcr Labfahigkeit der Milch? Milchwirtshl. Verlag T h . Mann, K.G., Hildesheim. - 15. OLSSON, N., Gleerupska Universitets Bokhandeln Lund 1941. - 16. SCHULZE, R., Anal. d. Meteorol. 1, 12 (1948). - 17. WALLIS, G. C., J. Dairy Sc. 27, (1944).

B u c h b e s p r e c h u n g e n

Statistishe Methoden fur landwirtschaflliche Versuche. Von ALOIS MUDRA. V e r l a g P a u l Parey, Berlin und H a m b u r g 1958. 344 S. m. 3 8 Abb. und 12 statist. Tafe ln . G a n z l n . 58,60 DM.

Die Statistik ist fur eine zweckentsprechende Planung aller Versuche und Untersuchungen sowie f u r die richtige Gewinnung und Beurteilung der Ergebnisse unerla8lich, sie ist die ,,Wissenschaft vom wissenschaftlichen Arbeiten". Auch bei den Versuchen und Untersuchungen der Ernahrungsphysiologie und insbesondere der praktischen Fiitterung haben sich im letzten Jahrzehnt hierzu die ,,Statistkchen Methoden" als ein zuverlassiges Hilfsmittel erwiesen. Es ist deshalb zu begrugen, d a 8 der Verfasser dieses Werk publizierte, das als eine allgemeinver- srandliche Einleitung in die einfachsten und bekanntesten statistischen Priifverfahren zu werten ist. D e r Verfasser richtete es deshalb weniger darauf aus, die einzelnen Methoden mathematish abzuleiten, als vielmehr darauf, an H a n d zahlreicher praktischer Beispiele aufzuzeigen, wie man Versuchc und Untersuchungen am zweckmafiigsten plant, wie man die daraus erzielten Ergebnisse auswertet und welche Schlusse daraus gezogen werden konnen.

I m ersten Teil des Buches werden zunachst die .Grundlagcn der Statistik erortert. Neben einem einleitenden Kapitel, das die Bedeutung und den Zweck der Statistik erlautert, werden in weiteren Abschnitten die Jtichprobentechnik", die Berechnung und Priifung von ,,Mittel- wert und Streuung" und die verschiedenen ,,Verteilmgsformen" mit den daraus abzuleitenden Erkenntnissen fur bestimmte Fragestellungen abgehandelt. Die a m haufigsten benotigten Ver- fahren der Priifung von Unterschieden zwischen zwei oder mehreren Stichproben ist besonders ausfiihrlich behandelt. Neben der Priifung zweier DifferenZen mittels ,,t-Test" und der Prii- fung zweier voneinander abhangigen Differenzen sind besonders die dargestellten Methoden der ,,Varianzanalysen" fur mehrere gleich groge Gruppen, fur mehrere ungleich gro8e Gruppen und f u r zweifache Gruppierung sowie die ,,Kovarianzanalyse" zur Ausschaltung storender Ein- fliisse und zur Priifung gewisser Zusammenhange zu erwahnen. Dariiber hinaus ist der Berech- nung und Priifung von Abhangigkeitsverhaltnissen zwischen zwei oder mehreren Merkmalen breiter Raum gegeben. Besonders hervorzuheben ist, d a 8 auger der Berechnung der Korrela- tions- und Regressionskoeffizienten und der dazu notigen Prufungsverfahren auch die Berech- nung der multiplen sowie der nicht linearen Regression und die Prufung des Unterschiedes zwischen zwei Regressionen an jeweils mehreren Beispielen demonstriert wird. Besondere Be- deutung diirfte au& dem eingehend behandelten Verfahren der ,,Teilkorrelation" zur Ausschal- tung bestimmter Einfliisse bei der Berechnung von Wechselbeziehungen zwischen zwei Merk- male zukommen.

D e r zweite Teil des Buches ist einer zweckmagigen Planung von Versuchen gewidmet. Auch hier werden a n zahlreichen Beispielen die verschiedenen Mijglichkeiten einer Versuchsanstellung mittels der ,,Blockanlage", des Jateinischen Quadrates", der ,,Gitteranlage" und der ,,unvoll- stiindigen Blodcs" demonstriert. Fur die Tierernahrungslehre diirften die Kapitel uber die Pla- nung von faktoriellen Versucfien mit zwei und mehr Faktoren zu zwei und mehr Stufen ein- schliefllich Anwendung von ,,Spalt-Anlagen" besonders wertvoll sein, erlauben do& s o l h e Ver- suchsanstellungcn bei .geringstem Aufwand einen grof3tmoglichen Aussagewert.

I m dritten Teil sind ebenso wie bereits im ersten Teil eine Reihe einseitiger Fragestellungen und zahlreiche Sonderfllle abgehandelt. Im Anhang werden die bei jeder Auswertung unent- behrlichen statistischen Tafeln und Hilfstabellen gebracht.

Die Kenntnis der in dem Buch geschilderten Verfahren mug heute das Rustzeug jedes in dem Versuchswesen und der Forschung Tatigen sein und ist Voraussetzung jeder Versuchspla- nung und exakten Auswertung sowohl der Tierzucht- u n d Tierernahrungslehre als auch der Veterinarmedizin, Biochernie und Ernahrungsphysiologie. Es ist das Verdienst des Verfassers,