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26. MAI I934 I~LINISCHE WOCHENSCHRIFT. 13 . JAHRGANG. Nr. 21 beine, wie such die dunkle Zickzac!dinie beobachten, die den dunklen oberen vom helleren unteren Tell abgrenzt Diese Methode habe ich bet einigen ausgew~hlten F~llen versucht Um die Sicherheit der Methode zu prflfen, habe ich in manchen F~llen parallel anch voi1 der ZOXDEK-AscHHEIN- Methode Gebranch gemacht. tlier erw~hne ieh kurz die gemachten Proben. 1. Normale Sehwangerscha/t. I. Schwangersehaft im 9. Monate. MR. positiv noch nach der ersten Injektion. 2. Ahnlicher Tall wie I. mit demselben Resultat. 3. Schwangerschaft lm 9. Monaee. Ausnahmsweise ft~r die t~ontrolie Urkl yon ether Wfehnerin verwendet. Das Versuchstier g~bt positive MR., das Kontrolltier nicht. Parallel mit dem Prolan versehwindet also auch das MH. im Urin bald nach der Geburt. 4. Scbwangerschaft im 7. Monate. MR. positiv noch nach der I. Injektion. 5. Schwangerschaft im 6. Monat. MR. positiv noeh nach der i. Injektion. 6. Schwangerschaft im 3. Monate. MR. positiv. 7. I2 Tage nach ausgebliebenem Menstruationstermin. Embryo wahrscheinlich 2o--25 Tage all. MR. positiv. Zondek-Aschhelm (ZA.R.) such positiv. 8. Letzte Menstruation am 9. I., Urin am z4. II. untersucht. MR. positiv. ZA.R. positiv. 9. Letzte Menstruation am 17. I., Urin am 17. II. untersucht. MR, positiv, ZA.R, positiv. 1I. Extrauterine SehwangersehaJt. ~. 26. I. Urin vor der Operation. MIR. positiv. Die Operation bestahgte das Resultat der Reaktion. 2. 24. II. Urin vor der Operation. MR. positiv. Die Operation best~tigte wieder das Resultat der Reaktion. 777 III. Aborte. L 2 Tage nach dem Abort. MR. positiv. ZA.R. positiv. 2. IO Tage nach dem Abort. MR. posltiv. ZA.R. negativ. IV. Krebserkrankunge~. I. Ca. colli uteri, nicht bestrahlt. MR. negativ. 2. Ca. colli uteri, nicht bestrahlt. MR. negativ. 3. Ca. colli uteri, IliChs bestrahlt. MR. negativ. Ich berichte fiber diese Versuche mit dem Wunsche, die Nachprfifungen zu veranlassen. Die Vorbere~tung der Tiere stellt kein groBes Hindernis dar. 2-- 3 Paste hypophysektomierter Fr6sche genfigen voll- kommen, um die Reaktion jeden zweiten Tag zu prakfischen Zwecken auszunutzen. Die hypophysektomierten Tiere leben viele Monate lang. Ich hoffe, sp~ter ausftihrlicher ~aber diese Methode be- richten zu konnen. Anhang. Ich habe die ersten Versuche schon angestellt, um die M6glichkeit zu prtffen, ob auch andere Hormone der Hypo- physe im Urin zur Schnelldiagnose der Schwangerschaft aus- genutzt werden k6nnen. Wie Jo~s, B~covi~z u. a. gezeigt haben, hat das Serum der Schwangeren einen EinfluB auf die Puplllenweite. Ich habe Uri~ yon Schwangeren in nieht- hypophysektomie~te Fr6sche injiziert und fes• dab in ether halben Stunde eine sehr deutliche und charakteristische )kilderung der PupillengrbBe bet den Versuchstieren im Ver- gleich mit deft Kontrolltieren eintritt. ~ber die Sicherheit dieser einfachen und schnellen Reaktion werde ich sparer berichten, wenn mein Versuchsmaterial groB genug wird. KASUISTISCHE MITTEILUNGEN. EIN FALL VON PAROXYSMALER MUSKELLAHMUNG MIT VERANDERUNGEN DES ELEKTROKARDIOGRAMMS IM ANFALL. Yon HA~s Voss. Aus der IV. Medlzinischen (Neurologischen) Abteflung des Allgemeinen Krankenhauses Barmbeck, Hamburg (Leitender Oberarz~: Professor Dr. H. EI~IBDEN). Seitdem C. V\reSTPHAL ~885 das Krankheitsbild der periodischen (paroxysmalen) L~hmung mit seinen klassischen Symptomen -- anfallsweises Auftreten, zunehmende Schw~che his vollstandige L~hmung der Extremit~ten mit Herabsetzung bzw. Aufhebung der elektrischen Muskelerregbarkeit bet vbllig erhaltener Sensibili- tat und ungest6rtem BewuBtsein -- beschrieben hat, haben sich viele Autoren mit diesem seltenen und seltsamen Leiden be- schaftigt. Die bisher bekannten Tatsachen und aufgestellten Theorien finden sich mit ausffihrlichen Literaturangaben in den Monographien yon A. SCHMIDT und yon O. JANoTa und K. WZBER und der Arbelt yon VERA JOHNSSOZ~. In den letzten Jahren sind Ver6ffentlichungen yon NEEL, ALBRECa~, IV~ANKOWSKY, I~OLIK, ]~)UNLAP und KEPLER, I~EUTER, ]DAVIS und W~LLS, IV~AcLAcIILAN, ZABRINSKIE und FRANTZ und ALTM&NN erschienen. Der yon uns beobachtete Tall erscheint uns besonders wegen eines merkwtirdigen, bisher unseres V~issens nieht erhobenen Be- fundes im ]~lektrokardiogramm w~hrend des L~hmungsanfalles berichtenswert. Von ether famili~ren Belastung, wie sie in etwa 8o% der in der Literatur besehriebenen FMIe festgestellt wnrde, ist bei dem 36j~hr. Polizeih~uptwachtmeister O. H. nichts bekannt. Es halldelt sich um einen kr~Lftigen, etwas adip6sen Mann yon bluhendem Aussehen, der w~hrend der letzteu Jahre psycMsch leicht erregbar ist und zu ether depressiven Stimmungslage neigt. Der erste Anfall yon paroxysmaler Muskellahmung trat bet ihm auffallend sp~tt auf, im 34. Lebensjahr, zu ether Zeit also, in tier sonst meist sehon ein Nachlassen der Ailiallsbereitschaft beobachtet wurde. (Der Fall von CRA~ER mit Beginn der Anf~lle im 6o. Lebens- jahr ist eine Ausnahme,) Es haben bisher 5 Anf~lle (am 3o. VII., I6. VIII. nnd 12. IX. 1931; am 21. IX. uild 3L X. 1933) statt- gefunden, die mit Ausnahme des dritten s~mtlich auf unserer Ab- t, eilung beobachtet werden koilnten. Der Verlauf der einzelnen Anfalle war typisch :Nach einem Vor- stadium nit allgemeiner Mfldigkeit, Sehw~che und leiehten ziehen- den Schmerzen m den Obersehenkeln traten -- meist kurze Zeit vor den Schlafengehen -- Liihmungserscheinungen in den Extremi- taten auf, die in den proximalen Absehnitten und zuerst in den Beinen begannen; naeh einigen Stunden Schlafes el-wachte I-I. nit einer vollst~ndig'ensehlaffen L~hmung des Rumples und aller 4 Extremiti~ten. In geringerem Grade war auch die I-IMsmuskulatur und die mimische Gesichtsmuskulatur betroffen; die Spraehe war leise;tiefeAtmung, kraftigesAbhusten, Pressen zum Stuhlgang und Urinieren infolge Versagens der auxili~ren-Atemmuskeln und der Bauchpresse unm6glieh. Dagegen waren die Zwerchfellbewegungen, wie die R6ntgendurchleuehtung zeigte, nieht eingeschr~nkt. Auf der Hohe des Anfalls waren die normalen Sehnenreflexe, die Baueh- decken- und Cremasterreflexe erloschen. Die Sensibilitat war in allen Qualit~ten ungest6rt. Die direkte und indirekte, galvanische und faradische Erregbar- keit der betroffenen Muskeln war wghrend der Dauer des Anfalles stark herabgesetzt ocler aufgehoben ; bet starker faradischer Reizung trat an der gereizten Stelle eine lokale, tr~ge IZontraktion in Gestalt eines idiomuskul~ren Wulstes auf. Die Dauer der Anfglle betrug 14--3o Stunden. Sie h6rten meist plOtzlich, ebenfalls im Laufe des Scblafes auf, und s~tmtliche Muskeln waren fast unmittelbar danach wieder uneingeschrankt und kraftig brauehbar. Unverkennbar ist bet It. der Zusammenhang der AnfMle nit kbrperhcher 13beranstrengung nnd seellscher ]~rregung: 4 AnfMle traten im AnsehluB an 24stfindigen, durchgehenden, schweren I)ienst auf und einer, naehdem er den Michaeliskirchturm bestiegen und beim Abstieg ein Kind auf den Sehnltern heruntergetragen halle. Allen Anf~llen gingen Aufregungen im Dienst oder innerhalb der Familie voraus; wenige Sfiunden vor Begmn der letzten halle er seine auf Grund ether Denunziation erfolgte Strafversetzung er- fahren. In der anfallsfreien Zeit konnte H. seinen k6rperlich anstrengen- den Dienst ohne Beschwerden verrichten. Nur bemerkte er w~hrend der 3 letzten Jahre, zum ersten Male einige "vVochen vor Begmn des ersten Anialles, yon Zeit zu Zeit eine leichte SchwXche in den Ober- schenkeln, die oft yon geringen ziehenden Schmerzen begleitet war und immer schnell wieder zurflckging. AuBerdem ist ihm auf- gefallen, dab er im Vergleich zu fr~her lelchter erregbar ist, bet gef~hrlichen und kritischen Situationen, wie sie sein Beruf mit sich bringt, nicht mehr so die Ruhe zu bewahren vermag und nicht setten

Ein fall von Paroxysmaler Muskellähmung mit Veränderungen des Elektrokardiogramms im Anfall

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26. MAI I934 I ~ L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 13 . J A H R G A N G . N r . 21

beine , wie s u c h die dunkle Zickzac!dinie beobach ten , die den dunk len oberen vom hel leren u n t e r e n Tell a b g r e n z t

Diese Me thode habe ich bet e inigen ausgew~hl ten F~l len v e r s u c h t U m die S icherhe i t der Me thode zu prflfen, h a b e ich in m a n c h e n F~llen paral le l anch voi1 der ZOXDEK-AscHHEIN- M e t h o d e G eb ranch gemach t .

t l i e r e rw~hne ieh kurz die g e m a c h t e n P roben .

1. Normale Sehwangerscha/t. I. Schwangersehaft im 9. Monate. MR. positiv noch nach der

ersten Injektion. 2. Ahnlicher Tall wie I. mit demselben Resultat. 3. Schwangerschaft lm 9. Monaee. Ausnahmsweise ft~r die

t~ontrolie Urkl yon ether Wfehner in verwendet. Das Versuchstier g~bt positive MR., das Kontrolltier nicht. Parallel mit dem Prolan versehwindet also auch das MH. im Urin bald nach der Geburt.

4. Scbwangerschaft im 7. Monate. MR. positiv noch nach der I. Injektion.

5. Schwangerschaft im 6. Monat. MR. positiv noeh nach der i. Injektion.

6. Schwangerschaft im 3. Monate. MR. positiv. 7. I2 Tage nach ausgebliebenem Menstruationstermin. Embryo

wahrscheinlich 2o--25 Tage all. MR. positiv. Zondek-Aschhelm (ZA.R.) such positiv.

8. Letzte Menstruation am 9. I., Urin am z4. II. untersucht. MR. positiv. ZA.R. positiv.

9. Letzte Menstruation am 17. I., Urin am 17. II. untersucht. MR, positiv, ZA.R, positiv.

1I. Extrauterine SehwangersehaJt. ~. 26. I. Urin vor der Operation. MIR. positiv. Die Operation

bes tahgte das Resultat der Reaktion. 2. 24. II. Urin vor der Operation. MR. positiv. Die Operation

best~tigte wieder das Resultat der Reaktion.

777

III . Aborte. L 2 Tage nach dem Abort. MR. positiv. ZA.R. positiv. 2. IO Tage nach dem Abort. MR. posltiv. ZA.R. negativ.

IV. Krebserkrankunge~. I. Ca. colli uteri, nicht bestrahlt. MR. negativ. 2. Ca. colli uteri, nicht bestrahlt. MR. negativ. 3. Ca. colli uteri, IliChs bestrahlt . MR. negativ.

I c h be r i ch te fiber diese Versuche mi t dem Wunsche , die Nachprf i fungen zu veranlassen .

Die Vorbere~tung der Tiere s te l l t kein groBes Hindern i s dar. 2 - - 3 P a s t e h y p o p h y s e k t o m i e r t e r F r6sche genfigen voll- kommen, um die Reak t i o n jeden zwei ten Tag zu p rak f i schen Zwecken auszunutzen . Die h y p o p h y s e k t o m i e r t e n Tiere leben viele Mona te lang.

I ch hoffe, sp~ter ausft ihr l icher ~aber diese Methode be- r i ch ten zu konnen .

Anhang. I c h habe die e r s ten Versuche schon angestel l t , um die M6glichkei t zu prtffen, ob auch andere H o r m o n e der H y p o - physe im Ur in zur Schnel ldiagnose der Schwange r scha f t aus- g en u t z t werden k6nnen. Wie J o ~ s , B ~ c o v i ~ z u. a. gezeigt haben, h a t das Serum der Schwangeren einen EinfluB auf die Pupl l lenwei te . I ch habe Uri~ yon Schwangeren in nieht- hypophysektomie~te Fr6sche in j iz ier t und fes• dab in ether ha lben S tunde eine sehr deut l iche und charak te r i s t i sche )kilderung der Pupi l lengrbBe bet den Versuchs t i e ren im Ver- gleich m i t deft Kon t ro l l t i e r en e in t r i t t . ~ b e r die S icherhe i t dieser e infachen und schnel len Reak t i o n werde ich spare r ber ichten , w e n n mein Versuchsmate r i a l groB genug wird.

K A S U I S T I S C H E M I T T E I L U N G E N .

EIN FALL VON PAROXYSMALER MUSKELLAHMUNG MIT VERANDERUNGEN DES ELEKTROKARDIOGRAMMS

IM ANFALL. Yon

HA~s Voss . Aus der IV. Medlzinischen (Neurologischen) Abteflung des Allgemeinen Krankenhauses

Barmbeck, Hamburg (Leitender Oberarz~: Professor Dr. H. EI~IBDEN).

Seitdem C. V\reSTPHAL ~885 das Krankheitsbild der periodischen (paroxysmalen) L~hmung mit seinen klassischen Symptomen - - anfallsweises Auftreten, zunehmende Schw~che his vollstandige L~hmung der Extremit~ten mit Herabsetzung bzw. Aufhebung der elektrischen Muskelerregbarkeit bet vbllig erhaltener Sensibili- ta t und ungest6rtem BewuBtsein - - beschrieben hat, haben sich viele Autoren mit diesem seltenen und seltsamen Leiden be- schaftigt. Die bisher bekannten Tatsachen und aufgestellten Theorien finden sich mit ausffihrlichen Literaturangaben in den Monographien yon A. SCHMIDT und yon O. JANoTa und K. WZBER und der Arbelt yon VERA JOHNSSOZ~. In den letzten Jahren sind Ver6ffentlichungen yon NEEL, ALBRECa~, IV~ANKOWSKY, I~OLIK,

]~)UNLAP und KEPLER, I~EUTER, ]DAVIS u n d W~LLS, IV~AcLAcIILAN, ZABRINSKIE und FRANTZ und ALTM&NN erschienen.

Der yon uns beobachtete Tall erscheint uns besonders wegen eines merkwtirdigen, bisher unseres V~issens nieht erhobenen Be- fundes im ]~lektrokardiogramm w~hrend des L~hmungsanfalles berichtenswert.

Von ether famili~ren Belastung, wie sie in etwa 8o% der in der Literatur besehriebenen FMIe festgestellt wnrde, ist bei dem 36j~hr. Polizeih~uptwachtmeister O. H. nichts bekannt. Es halldelt sich um einen kr~Lftigen, etwas adip6sen Mann yon bluhendem Aussehen, der w~hrend der letzteu Jahre psycMsch leicht erregbar ist und zu ether depressiven Stimmungslage neigt.

Der erste Anfall yon paroxysmaler Muskellahmung t ra t bet ihm auffallend sp~tt auf, im 34. Lebensjahr, zu ether Zeit also, in tier sonst meist sehon ein Nachlassen der Ailiallsbereitschaft beobachtet wurde. (Der Fall von CRA~ER mit Beginn der Anf~lle im 6o. Lebens- jahr ist eine Ausnahme,) Es haben bisher 5 Anf~lle (am 3 o. VII., I6. VIII . nnd 12. IX. 1931; am 21. IX. uild 3L X. 1933) s ta t t - gefunden, die mit Ausnahme des dri t ten s~mtlich auf unserer Ab- t, eilung beobachtet werden koilnten.

Der Verlauf der einzelnen Anfalle war typisch : Nach einem Vor- stadium nit allgemeiner Mfldigkeit, Sehw~che und leiehten ziehen- den Schmerzen m den Obersehenkeln traten -- meist kurze Zeit vor den Schlafengehen -- Liihmungserscheinungen in den Extremi- taten auf, die in den proximalen Absehnitten und zuerst in den Beinen begannen; naeh einigen Stunden Schlafes el-wachte I-I. nit einer vollst~ndig'en sehlaffen L~hmung des Rumples und aller 4 Extremiti~ten. In geringerem Grade war auch die I-IMsmuskulatur und die mimische Gesichtsmuskulatur betroffen; die Spraehe war leise ; tiefe Atmung, kraftiges Abhusten, Pressen zum Stuhlgang und Urinieren infolge Versagens der auxili~ren-Atemmuskeln und der Bauchpresse unm6glieh. Dagegen waren die Zwerchfellbewegungen, wie die R6ntgendurchleuehtung zeigte, nieht eingeschr~nkt. Auf der Hohe des Anfalls waren die normalen Sehnenreflexe, die Baueh- decken- und Cremasterreflexe erloschen. Die Sensibilitat war in allen Qualit~ten ungest6rt.

Die direkte und indirekte, galvanische und faradische Erregbar- keit der betroffenen Muskeln war wghrend der Dauer des Anfalles stark herabgesetzt ocler aufgehoben ; bet starker faradischer Reizung t ra t an der gereizten Stelle eine lokale, tr~ge IZontraktion in Gestalt eines idiomuskul~ren Wulstes auf.

Die Dauer der Anfglle betrug 14--3o Stunden. Sie h6rten meist plOtzlich, ebenfalls im Laufe des Scblafes auf, und s~tmtliche Muskeln waren fast unmittelbar danach wieder uneingeschrankt und kraftig brauehbar.

Unverkennbar ist bet It. der Zusammenhang der AnfMle n i t kbrperhcher 13beranstrengung nnd seellscher ]~rregung: 4 AnfMle traten im AnsehluB an 24stfindigen , durchgehenden, schweren I)ienst auf und einer, naehdem er den Michaeliskirchturm bestiegen und beim Abstieg ein Kind auf den Sehnltern heruntergetragen halle. Allen Anf~llen gingen Aufregungen im Dienst oder innerhalb der Familie voraus; wenige Sfiunden vor Begmn der letzten hal le er seine auf Grund ether Denunziation erfolgte Strafversetzung er- fahren.

In der anfallsfreien Zeit konnte H. seinen k6rperlich anstrengen- den Dienst ohne Beschwerden verrichten. Nur bemerkte er w~hrend der 3 letzten Jahre, zum ersten Male einige "vVochen vor Begmn des ersten Anialles, yon Zeit zu Zeit eine leichte SchwXche in den Ober- schenkeln, die oft yon geringen ziehenden Schmerzen begleitet war und immer schnell wieder zurflckging. AuBerdem ist ihm auf- gefallen, dab er im Vergleich zu fr~her lelchter erregbar ist, bet gef~hrlichen und kritischen Situationen, wie sie sein Beruf mit sich bringt, nicht mehr so die Ruhe zu bewahren vermag und nicht setten

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in solchen Augenblicken am ganzen K6rper zu zittern beginnt; das Zittern der H~nde verr~t sich dann deutlich in der Schrift.

Die elektrische Muskelerregbarkeit war auBerhMb der AnfMle nicht vermindert. Doch ergab die wiederholte Prilfung im Intervall stets an den im Anfall betroffenen Muskeln eine myasthenische Reaktionsweise (vgl. dazu GOLDFLAM, JANOTA und WEB~R). Am ersten Tage nach dem Anfa]l wies das Bestehen eines Chvostekschen Zeiehens~auf eine leichte ~bererregbarkeit bin.

Temperatur, Blutbild ulid Senkungszeit waren stets normal. Im Urin warden einmaI wahrend des Anfalles vereinzelte granulierte und hyaline Zylinder, ganz vereinzelte Erythrocyten und leichter EiweiBgehMt festgestetlt, wie es auch schon yon anderen Autoren beschrieben worden ist. Die eingehende chemische Analyse yon Blut und Urin w~hrend des AnfalIs und im IntervaIl ergab keinen nennens- werten krankhaften Befund. Die Calciumwerte lagen w~ihrend des Anfalles an der oberen Grenze der Norm, der Magnesiumgehalt des Blutes, dessert ErhOhung KlSni~lJ YOSmMIJRA als wesentlich betont, war bet unserem Fall normal, Eine leichte Indicanurie (3 mg % im Anfall, 0,6 bzw. o,5 mg % an den beiden Folgetageli) war vorhanden.

Der Blutzuckerbetrug nfichtern auBerhMb des Anfalles ioo mg %, im Anfall einmal i i o rng%, einmal 13o rag%.

Auch NEUST/&DTER und JA~oTA und W~BER haben eine leichte Hyperglykarnie im Anfall beschrieben. Ob eine 6rtlich bedingte StOrung des Zuckerstoffwechsels im Muskel, ob eine leichte StOrung der neuro-vegetativen Regulation des Blutzuckerspiegels die Ur- sache dafiir ist, lassen JANorA ulid WEBgR often. DaB in unserem Falle innersekretorische StOrungen vorhanden stud, daffir spricht die auBerhalb der AnfMle bet wiederholter Prfifung beobachtete ErhOhung des Grundumsatzes um 34--35%. Als Ausdruck einer leichten Thyreotoxikose linden sich augerdem Glanzaugen, Tremor der H~nde, Neigung zum Schwitzen, Vasolabilitat und leichte psychische t~rregbarkeit Die Schilddrfise ist nicht naehweisbar vergrOBert. Auf das haufige Zusammentreffen yon paroxysmaler LXhmung und Hyperthyreose ist in der letzten Zeit wiederholt hingewiesen worden (s. JoH~ssoI% DUNLOP und K~PL~g, MA~- KOWSKY, ~/[ACCAIRE, NEEL).

Schon bei dem Fall yon WeSTeEAL und OPPENH~I~ wnrde wAhrend des Anfalles ein pathologischer Befund am Herzen in Gestalt eines systolischen Ger~tusches nnd einer Verbreiterung der DAmpfungsfiglir erhoben. Spgtere Autoren konnten ebenfalls m d e r L~hmungsperiode Ver~inderungen am I-Ierzen und am Kreislauf feststellen: Verbreiterung der Herzd~mpfung, zumal nach rechts, verst~rkten SpitzenstoB, gespaltenen ersten Herzton oder ausgesprochenes systolisches GerAusch, schwachen diastoli- schen Ton ~iber der Pnlmonalis, unreine TOne fiber Aorta und Tricuspidalklappe, Akzentuierung oder Spaltung des o. Aorten- tons, Spaltung des 2. Pulmonaltons. Am Pills wurde Beschleuni- gung oder Verlangsaniulig, Verkleinerung, zeitweilige Arrhythmie (GoLsLAM), Aussetzen, Dikrotie beobachtet. GARDSER und SCHmDT fanden Hypertonie, andere Autoren aktive Vasodilatation wahrend des Anfalles.

Ein Elektrokurdiogramm im Anfall ist nnseres Wissens nur einmal von JAI;OTA und W~BER aufgenommen worden. Es Iand sich dabei, abwe~chend yon dem normalen ]3efund im Intervall, eine merkliche VergrOgerung der R-Zacke in der ersten Ableitnng, abgeflachtes T in der ersten, zweiphasisches oder abgeflaehtes T in der zweiten Ableitnng und Senkung der ST-Strecke betr~chtlich unter die isolierte Linie. Die Vorhofszacke und die [3berleitungs- zeit (o,i 5 Sekunden) waren im Anfall nicht verAndert.

Bet unserem Patienten liel3 sich am Kreislauf in der anfalls- fre~en Zeit bis auf eine gewisse Vasolabilitat kein krankhafter Befund erheben. GrdBe und Konfiguration des l-Ierzens waren normal, die HerztOlie rein, der Puls regel- und gleichm~gig, gut geffilk, yon einer Frequenz am 8o p . m . Auf der I-IOhe der LAh- inungserscheinungen war das Gesicht stark gerOtet nnd feucht, die Pulsation der Carotiden, die Pulsation in der Jugulargrube und im Epigastri~m verstkrkt sichtbar. Der Puls wurde bet unverander- ter Frequenz schnellend, w~thrend eines Anfalles auch inaqual und intermittierend. Bet einem Anfall wurden wiederholte Extra- systolen beobachtet. Der 131utdruck zeigte anch auBerhalb der Anfalle stark wechselnde Werte nnd groBe Amplitnden (11o/6o, ~2o]6o, lO5/5o, lO517 ~ mm Hg), im AnIM1 fiel jedesmals seine noch weiterhin vergrOl3erte Amplitude ant (s zo5/25, 13o/55, IO5[5o mm I-Ig). Die Perkussionsfigur des Herzens war wAhrend des Anfalls nach beiden Seiten, besonders naeh rechts, verbreitert; die Grenze lag rechts i~/~ Querfinger augerhalb des Sternalrandes,

links in der Medioclavicularlinie. Die Entfernung bis zur l~Iittel- Iinie betrug rechts 4,5, links 12 cm. Die absolute DXmpfung war entsprechend grol3, der Spitzenstol3 verbreitert tastbar, nicht hebend, das GefaBband nicht nachweisbar verbreitert. Ein scharfes, schabendes systolisches Gerausch war laut fiber der Spitze, leise t~ber der Basis zu hOren, die 2. TOne an der Basis wareli nicht ver- st~rkt. Die Dilatation des Herzens liel3 sich ebenso wie ein schlaffer Tonus auch rOntgenologisch nachweisen.

Das Elektrokardiogramm in der anfallsfreien Zeit (unmittelbar und l~ngere Zeit nach Abklingen des Anfalls) ist in Abb. I wieder- gegeben. Die Vorhofszacke ist in Abl. 3 zweigipflig, die ~Jber- leitungszeit zwischen Vorhof und Kammer betr~gt o, I6 Sekunden. Die Ausbildung der Initiulschwankling spricht fi~r 13berwiegen des linken Ventrlkels; der aufsteigende Schenkel yon S ist in der zweiteu Ableitung aufgesplittert, eine horizontale ST-Streeke fehlt in den beiden ersten Ableitungen, in der drit ten verlauft sie

AbI. i.

AbI. 2. Abl. 3. Abb. i. Elektrokardiogramm im lntervall.

oberhMb der isoelektrischen Linie. Die Finalschwankung ist in den beiden ersten Ableitungen sehr deutlich, in der dri t ten schwiicher ausgepragt.

Die in diesem Ekg. ausgedrfickte leichte intraaurikul~re und intraventrikul~re ReizleitungsstOrung ist ebenso wie das Ober- wiegen der linken Kammer vielleicht mit der Thyreotoxikose in Zusammenhang zu bringen.

Das auf der t-I6he des letzten L~&mungsanfalles aufgenommene Ekg. (Abb. 2) weieht yon dem ersten erheblich ab: Die P-Zacke ist in alien Ableitungen etwas flacher, in Abl. 2 deutlich verbreitert, in der 3. Abl. verbreitert und biphasisch. Die ~berleitungszeit ist hoehgradig verl~ngert (o,27 Sekunden!). Die Initialschwankung weist, abgesehen van einer geringen Verkleinerung der l%Zacke in Abl. I und der S-Zacke in Abl. 3, keine Ver~tnderungen auf. Sehr auffallend ist die Ver~nderung der Finalschwankung: Die T-Zacke fehlt vollkommen ill der 3. Abl., in den beiden ersten findet sich

AbI. x. Abl. 2.

Abl. 3. Abb. 2. ElektrokardlOgrarnm fin AnfalL

s ta t t ihrer eine sehr flache und auBerordentlich verbreiterte Er- hebung, der sich ohne Einschaltung einer horizontalen Strecke unmittelbar die n~chste Vorhofszacke ansehliegt.

Wir /inden also w~,hrend der paroxysmalen Muskell~hmung eine sehr ausgesprochene ~berleitungsstOrung, die in einem anderen Anfall, wie schon erwiihnt, das Auftreten yon Extrasystolen zur Folge hatte, und Zeichen einer erheblichen Schadigung des Myo- kards.

Die Pathogenese der anfallsweise auftretenden Nreislauf- st6rung ist, ebenso wie die der paroxysmalen lVfuskell~hmung fiberhaupt, ungekl~rt. Gleichzeitig mit den willkflrlichen Muskeln wird jedenfalls h~ufig auch die quergestreifte Muskulatur des I-Ierzens vorfibergehend in ihrer Funktion betroffen; ob der Mecha- nismus der Sch~digung der gleiche ist, bleibt dahingestellt. Tonus- verminderung ulId akute Herzdilatation sind ebenso wie die u ~nderungen im ]Ekg. der Ausdruck dieser Schadigung. Die auf-

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tretenden HerzgerXusche sind entweder akzidenteller Natur, eine Folge verXnderter Str6mungsverhMtnisse, oder durch relative Klappemnsuffizienz bedingt. Die in unserem Falle beobachtete grol3e Blutdruckamplitude kSnnte ebenfalls mit einer relativen Aorteninsuffizienz in Zusammenhang gebracht werden, wahr- scheinlich aber liegt ihre Ursache im Verhalten der peripheren GefaBe. Sie ist bei der Thyreotoxikose eine fast konstante Er- scheinung und auch in diesem Falie vielleicht die Folge vermehrter Schilddriisentatigkeit. Diese konnte [fir die anfaltsfreie Zeit durcll den Nachweis eines erhShten Grundurasatzes wahrscheinlich ge- macht werden. Ob im AnfalI selbst der Grundumsatz noch dar~ber hinaus gesteigert ist, haben wit leider nicht untersuchen k6nnen.

Zusammenfassung: Es wird tiber einen Fall von paroxysmaler Muskell~ihmung mit myasthenischer Muskelreaktion in der anfalls- freien Zeit, leichter Thyreotoxikose, Ver~inderungen am Kreislauf- apparat und einem bisher noch nicht beschriebenen elektrokardio- graphischen Befunde wXhrend eines Lahmungsanfalles berichtet.

L i t e r a t u r : O. JANOTA u. K. WEBER, Abh. Neut. usw. 1928, H. 46. -- V. JOHNSSON, Hygiea (Stockh.) 96, 219 (1931). -- NEEL, Hosp. tld. (dan.) 1919 I. -- ALBRECHT, Berl. Gesellsch. f. Psychiatr. u. Nervenkraukh., Sitz. v. zL I I I . x929. -- 1KANKOWSKY, Arch. f. Psychiatr. 87, 28o (i929). - - DUNLAP and K E P L E R , Endo- knnol , lfi, 544 (I93X). - - DAVIS and WELLS, J . nerv. Dis. 75, i6o (1932). - - MAC LACHLAN, Brain 55, 47 (1932)- - - Z A B R I N S K I E u. FRANTZ, Bull. nenr. Inst. N. Y. 2, 57 (1932). - - ALTMANN, Vet. f Psych. u.Neur. Wien, Sltz. 23- V. 1933. Klin. Wschr. 1933, I979.

Das Reichs t ie rschutzgese tz v o m 24. X I . I933 i s t am I. I I . 1934 in K r a f t get re ten. Gesetzl ich besaB der Tier- schfitzler fr i iher nur unzure ichende H a n d h a b e n im K a m p f gegen die Tierqu~Llerei. Der a l te w 36o, 13 des Strafgesetz- buehes bedroh te m i t Geldst rafe oder m i t H a f t denjenigen, der , ,6ffentl ich oder in Argernis er regender Weise Tiere bos- haf t q u i l t oder roh miBhande l t " . E ine Bes t ra fung war dami t abe t nu t selten zu erreichen, da meis t en tweder die ,,13ffent- l i chke i t " oder das erforderl iche ,,~krgernis" und der Nachweis der , ,boshaften Qu~lerei" Iehlten. U m diesem Mangel abzu- helfen, wurde am 6. V. 1933 das Gesetz dahin ge~ndert , dab m i t Geld- oder GefEngnisstrafe bedroh t wurde, , ,wer ein Tier roh miBhandel t oder absicht t ich q u i l t " . Der Er fo lg eines Ein- schrei tens gegen Tierqu~lere i war abe t dami t immer noch ab- h~ngig yon dem schwer zu f i ihrenden Nachweis der Rohe i t oder der Absicht l ichkei t .

E r s t der preuBische ErlaB v o m 5. I X . 1933 gegen die Vivi- sekt ion und j e t z t das Reichs t ie rschutzgese tz e r lauben durch- greifende MaBnahmen gegen die Tierqu/~lerei. Das Reichs- t ie rschutzgesetz ist auf al len Gebie ten anwendbar , sowohl gegen al lgemeine Tierqu~tlereien an jederlei Tier, wie gegen solche in der T ie rzueh t und der Berufs t i e rha l tung und auch wei tgehend gegen TierquXlereien bei Tierversuchen und ghn- tict/en Eingriffen. Das le tz te Gebiet is t q u a n t i t a t i v vie l le icht unbedeutend , war aber bisher ffir den Tierschfi tzler besonders schwer angreifbar . Diese Sonders te l lung war beunruhigend, da es zahtreiche, 5ffent l ich bekann te Auswflchse auf dem Gebie t des wissenschaf t l ichen Tierversuchs gab: Zur Hers te l lnng yon Dok to ra rbe i t en oder zur Ste igerung der ZahI wissenschaft- l icher Arbe i ten eines Rinzelnen wurden oft planlose oder in ih rem Erfo lg berei ts bekann te oder vorauszusehende Tier- versuche durchgeffihrt . Dabei wurde h~Lufig an a l lem gespart , an den Versuchseinr ichtungen, der Pflege und W a r t u n g der Tiere, aber auch an den Tieren selbst, indem Tiere auch nach schweren Eingri f fen m6gl ichs t am Leben gehal ten wurden, um sie noch ffir andere Versuche zu verwenden.

E i n e m v611igen Verbo t der Tierversuche, wie es yon vielen Sei ten anges t reb t wurde, s tehen ernste Bedenken entgegen. E in solches Verbo t wfirde die Hers te l lung bzw. die Prf i fung lebenswicht iger Arzne imi t t e l verhindern , dell Arzne imi t te l - handel, auch nach dem Auslande, zers t6ren und der Biologie und der Medizin die ffir das Volksganze mater ie l l und kul- turel l no twendige En twick lung abschneiden. T ie rwer t fiber Menschenwer t zu stellen, is t ein S t a n d p u n k t ex t r emer Tier- scht~tzler, die dami t die Zukunf t ihrer A r t aufgeben. Tier- schii tzler dieser R ich tung soll ten zun~chst un te r sich den S t r e i t punk t entscheiden, ob sie das Leben und das Wohl- behagen der Ka tzen oder das der V6gel fiber alles stellen wollen.

Das Reichst ierschutzgesetz v e r t r i t t keine ex t r emen Stand- punkte , es sorgt abe t daffir, dab in Zukunf t n u t die not- wendigen Tierversuche durchgeff ihr t werden.

Was en th~l t nun das Gesetz, und welche Auflagen m a c h t es dem, der m i t Tierversuehen arbei ten muB?

Das Gesetz zerf~tllt in 5 Abschni t te .

DAS REICHSTIERSCHUTZGESETZ. Von

Med . -Assessor Dr . KAISER, Ber l in .

I~n 1. Abschnitt wird verboten, ,,ein Tier unnSt ig zu qu~len oder roh zu miBhandeln" . Die einzelnen Begriffe wer- den sodann definiert .

l m 2. Abschnitt werden ins einzelne gehende Vorschr i f ten zum Schutze der Tiere, besonders in der Nutz t i e rha l tung , ge- geben. Die Vorschri f ten ers t recken sich z . B . auf Pflege, Unterbr ingung, Bef6rderung und Arbei ts le is tung der Tiere (die Vorschri f ten fiber Arbei ts leis tungen, w 2, 2, k6nnen tfir die Durchff ihrung yon Tierarbe i t sversuchen wicht ig sein). Sie erg~nzen als Beispiele die Def in i t ionen des w I Abs. 2. Den I n h a l t der Vorschr i f ten kann m a n dahingehend kurz zu- sammenfassen, dab den Tieren besonders un te r den im w 2 des Gesetzes e rw~hnten UmstSnden weder erheblicher Schaden noch erheblicher Schmerz zugeffigt werden dart. Als erhebl ich dfirfte nach der Fassung des w 2, 9 das angesehen werden, was beim Menschen als erhebl ich gel ten wfirde. Eingr i f fe am lebenden Tier sind n u t in besonderen, wir t sehaf t l ich gebotenen FSllen oder zu Hei lzwecken er laubt , dtirfen abe t nu t am be- tSubten Tier vo rgenommen werden, , ,sofern n ich t der m i t dem Eingr i f f ve rbundene Schmerz nur geringfugig ist oder bei gleichen oder ghnlichen Eingr i f fen am Menschen eine BetSu- bung in der Regel un te rb le ib t oder sofern n ich t die Be tSubung im einzelnen Fal le nach t ie rSrz t l ichem Ermessen n ieh t durch- fiJhrbar erscheint" .

Einige der Vorschr i f ten des w 2 und w 3 t r e t en ers t nach besonderer Fes t se tzung des Ze i tpunktes in Kraf t .

Der 3. Abschnitt enth~ilt die Bedingungen, un te r denen Tierversuche und ~ihnliche t;~ingriffe a m lebenden Tier vor- genommen werden dfirfen. Abschni t t 3, w 5- -7 , be t r i f f t In- s t i tu te und Labora to r ien fiir Lehr- und Forschungszwecke und solche, die biologische Prfifungen, z. 13. fiir Arzne imi t te l - wirksamkei t , vornehmen. Im le tz ten Pa rag raphen (8) werden yon den ]~est immungen der w 5 - - 7 die Versuche ausgenom- men, ,,die der Rechtspf lege dienen, sowie Impfungen und B l u t e n t n a h m e n an lebenden Tieren zum Zwecke der E r - kennung yon Krankhe i t en der Menschen oder Tiere oder zur Gewinnung oder Prf i fung (Wertbes t immung) yon Seren oder Impfs to f fen nach berei ts e rp rob ten oder s t aa t l i ch ane rkann ten Verfahren. Doch sind aueh die hierzu ve rwende ten Tiere als- bald schmerztos zu tSten, wenn sie un te r erheblichen Schmer- zen zu leiden haben und die T 6 t u n g m i t dem Zweck des Ver- suchs vere inbar is t ."

Ffir die Vornahme yon Tierversuchen, die n ich t un te r den w 8 fallen, is t nun folgendes zu beach ten :

Das be t ref fende I n s t i t u t muB bei der obers ten Landes- beh6rde bzw. bei der zust~indigen 1Reich.sbehSrde Anf rag auf Er te i lung der Er laubnis zur V o r n a h m e wissenschaft l icher Tierversuche stellen. Der Reichsminis ter des Inne rn kann dann auf Vorschlag der zuerst genannten Beh6rden die Ge- nehmigung erteilen. , ,Der Reichsminis ter des Inne rn kanI1 die Er te i lung der Er laubnis anderen obers ten Reichsbeh6rden fiberlassen (w 6, 2)."

Vorbedingungen ftir die E r t e i lung der Er laubnis s ind: a) dab der Leiter des Insti tuts giber die erJorderliche Jach-

mdnnische Ausbildung und Zuverldssigkeit ver/i~gt. U n t e r