4
3. Auf ]~hysiotogie und Pathologie bez(igliche. 285 mehr orangerote F~rbung. Die Opiumalkaloide, namentlich Morphin, Kode~n, Narkotin, Narze~n und Papaverin, verhalten sich gegen Per- hydrol-Schwefels~ure so, dass sie, aueh bei Gegenwart yon etwas Platin- sol, orangerote bis purpurrote, zum Teil auch nur dunkelbraungelbe F~rbungen liefern, die sehr unbest~ndig sind. Berberin f~rbt sich mit dem Reagens dunkel kirschrot, die Farbe geht allm~hlig in braunrot fiber. Hydrastin erzeugt eine intensiv schokoladenbraune F~rbung, die tinter dem Einfluss yon wenig kolloidaler PlatinlSsung besonders raseh und intensiv eintritt. Emetin liefert eine starke dunkel orangerote Farbung. Das ~Nikotin gibt mit dem Perhydrol-Reagens eine dem Hydrastin ~hnliehe, dunkel schokoladenbraune F~rbung. Zum ~achweis yon Koffel'n oder Theobromin kann man gleichfalls mit Vorteil Per- hydrol anwenden; verdampft man kteine Mengen dieser Alkaloide mit einer Misehung yon reiner Salzs~ure und etwas Perhydrol, am besten unter Zusatz yon wenig kolloidaler PlatinlSsung, in einem Sch~lchen auf dem Wasserbade~ so hinterbleibt der bekannte hell zwiebelrote Rfickstand~ der bei Berahrung mit Ammoniak die purpurrote F~rbung annimmt; die Reaktion tritt bei diesem Verfahren sehr sieher und regelm~ig ein, weil durch Einwirkung yon Perhydro! auf Salzs~ure sich das Chlor im statu nascendi bildet, whhrend bei Behandlung und Verdunstung mit Chlor- oder Bromwasser haufig eine allzu rasche Ver- flachtigung des Halogens erfolgt. Behandelt man Chinin und Chinidin in der eben angegebenen Weise mit Salzs~ure und Perhydro]~ so liefert der Verdampfungsrfickstand mit Ammoniak unter gewissen Bedingungen die gr~ne Thalleiochinreaktion, wShrend in der Mehrzahl der F~lle die Reaktion ausbleibt; der Grund dieses Verhaltens der Chinabasen gegen das Reagens bedarf noch der Aufkl~rung. 3. Auf Physiologie und Pathologie bezfigliche Methoden. Yon K. Spiro. ]line Mikroanalyse des Zuekers im Blur hat L. Michaelis i) ausgearbeitet. Das Prinzip dieser Methode ist 1. Enteiweissung des Vollblutes durch Kombination der Hitzekoagulation und der Adsorption durch Eisenhydroxyd; die notwendige Verdt~nnung des Blutes wird da- 1) Biochem. Zeitschrift 69, 166.

Eine Mikroanalyse des Zuckers im Blut

Embed Size (px)

Citation preview

3. Auf ]~hysiotogie und Pathologie bez(igliche. 285

mehr orangerote F~rbung. Die Opiumalkaloide, namentlich Morphin, Kode~n, Narkotin, Narze~n und Papaverin, verhalten sich gegen Per- hydrol-Schwefels~ure so, dass sie, aueh bei Gegenwart yon etwas Platin- sol, orangerote bis purpurrote, zum Teil auch nur dunkelbraungelbe F~rbungen liefern, die sehr unbest~ndig sind. Berberin f~rbt sich mit dem Reagens dunkel kirschrot, die Farbe geht allm~hlig in braunrot fiber. Hydrastin erzeugt eine intensiv schokoladenbraune F~rbung, die tinter dem Einfluss yon wenig kolloidaler PlatinlSsung besonders raseh und intensiv eintritt. Emetin liefert eine starke dunkel orangerote Farbung. Das ~Nikotin gibt mit dem Perhydrol-Reagens eine dem Hydrastin ~hnliehe, dunkel schokoladenbraune F~rbung. Zum ~achweis yon Koffel'n oder Theobromin kann man gleichfalls mit Vorteil Per- hydrol anwenden; verdampft man kteine Mengen dieser Alkaloide mit einer Misehung yon reiner Salzs~ure und etwas Perhydrol, am besten unter Zusatz yon wenig kolloidaler PlatinlSsung, in einem Sch~lchen auf dem Wasserbade~ so hinterbleibt der bekannte hell zwiebelrote Rfickstand~ der bei Berahrung mit Ammoniak die purpurrote F~rbung annimmt; die Reaktion tritt bei diesem Verfahren sehr sieher und regelm~ig ein, weil durch Einwirkung yon Perhydro! auf Salzs~ure sich das Chlor im statu nascendi bildet, whhrend bei Behandlung und Verdunstung mit Chlor- oder Bromwasser haufig eine allzu rasche Ver- flachtigung des Halogens erfolgt. Behandelt man Chinin und Chinidin in der eben angegebenen Weise mit Salzs~ure und Perhydro]~ so liefert der Verdampfungsrfickstand mit Ammoniak unter gewissen Bedingungen die gr~ne Thalleiochinreaktion, wShrend in der Mehrzahl der F~lle die Reaktion ausbleibt; der Grund dieses Verhaltens der Chinabasen gegen das Reagens bedarf noch der Aufkl~rung.

3. Auf P h y s i o l o g i e und P a t h o l o g i e b e z f i g l i c h e M e t h o d e n . Yon

K. Spiro.

]line Mikroanalyse des Zuekers im Blur hat L. M i c h a e l i s i) ausgearbeitet. Das Prinzip dieser Methode ist 1. Enteiweissung des Vollblutes durch Kombination der Hitzekoagulation und der Adsorption durch Eisenhydroxyd; die notwendige Verdt~nnung des Blutes wird da-

1) Biochem. Zeitschrift 69, 166.

286 Bericht: Spezielie ana/ytische Methoden.

durch geringer, als wenn man mit Eisenhydroxyd allein enteiweisst. 2. Ausarbeitung der B e r t r a n d 'schen Zuckerbestimmung 1) far kleinste Zuckermengen. Die Methode gestaltet sich folgendermafien: Das Blut

kann aus der Fingerkuppe entnommen werden. Man fange das Blur

in einem Schalchen auf, in das man einige KSrnchen Natriumfluorid getan hat. Es gentigt zu einer einfachen Bestimmung 1 ccm; etwas

tiber 2 ccm oder 3 5 - - 4 0 Tropfen reichen daher far eine Doppelbestim- mung. Das Schi~lchen mit dem Blut wird w~hrend des Auffangens dauernd lcicht bewegt, um alas Natriumfluorid zu verteilen. Nunmehr messe man mit einer genauen Pipette 1 ccm Blut (eventuell auch 2 cc~ 0

ab und gebe sic in einen 100 ccm fassenden birnenftirmigen, gewShn- lichen E r l e n m e y e r k o l b e n , der vorher mit genau l O c c m destil- liertem Wasser beschickt worden ist, wasche die Pipette durch mehrmaliges Aufziehen und Ausblasen mit diesem Wasser gut aus und entleere sic zum Schluss so vollkommen wie nur m~glich. Dann

ftille man die Fltissigkeit mit Wasser auf 12 ccm auf. Nunmehr wird

der Kolben unter hitufigem Umsehwenken auf freier Flamme (tiber einer Schicht Asbestpapier) bis zum Sieden erhitzt, unter Um-

schtitteln etwa 2 Sekunden im Sieden erhalten und dann yore Feuer gcnommen ; hierauf wird ganz allmi~hlich, langsam, tropfenweise und unter lebhaftem dauerndem Umschwenken mit 7,5 ccm eincr auf das Fiinffache verdtinnten LSsung yon Liquor ferri oxydati dialysati (R i e d e 1) versetzt, schliesslieh 0,5 ccm einer 0,5-prozentigen LOsung yon Magnesiumsulfat zugesetzt and ]eicht umgeschiittelt. Das Magnesiumsulfat hat einen doppelten Zweck. Erstens koaguliert es das tiberschtlssige Eisenhydroxyd; zweitens bringt das nachher aus ihm entstehendeMagnesiumhydroxyd beim Abzentrifugieren eine erwtinsehte, flockige Beschaffenheit des Bodensatzes

hervor. Dann wird durch ein gewOhn]iches Filter in einem Triehter yon mittlerer Grtisse abfiltriert. Das Filtrat muss wasserklar sein und spielend leicht durchfiltrieren. Man filtriere es in einen hohen Mess- zylinder yon 20 ccra Inhalt. (Eventuell tiberzeuge man sich an einem kleinen Pr~bchen yon der gelungenen Enteiweissung durch eine Probe mit Sulfosalizylsi~ure.) Yon dem Filtrat bringe man 1 2 , 5 c c m

in ein KochkOlbehen yon leicht konischer, fast zylindrischer Form (Htihe desselben etwa 10 c~z~.) Hierzu gebe man 0,7 ccm der B e r t r a n d -

I) Bull. de la soc. chim de Paris [3] 85, 1285 ; Bull. des Sciences Pharmacol. 14, 7.

3. Auf Ph3Tsiolog/e und Patho/ogie beziigliche: 287

~chen Seignettesalzlbsung ~) und 0 ~ 3 - - 0 ~ 5 c c m tier B e r t r a n d ' s e h e n KupfersulfatlOsung2). Nun erhitze man zun~chst mit grosser Flamme, sp~ter mit kleiner Flamme zum Sieden und halte die Flt~ssigkeit, bedeekt mit einem Uhrseh/ilchen, 3--3~/2 Minuten lang in schwachem Sieden. Jetzt giesse man die noeh warme Fliissigkeit in ein etwa 30 ecru fassen- des Zentrifugierglas und wasche den Rest zweimM mit 1 ecru ausgekochtem destilliertem Wasser naeh. Das KocbkSlbchen wird sofort mit 1 c c m

der B e r t r a n d'schen Eisenl6sung 3) versetzt und zun/iehst aufbewahrt.

Das ZentrifugierrShrchen wird sofort zentrifugiert, bJs der lqieder- sehlag fest am Boden haftet. Man lasse die Zentrifuge sehr langsam ohne kt~nstliehe Arretierung auslaufen. Man hebe mit einer Pipette, die etwa wie eine Augentropfpipette, aber mit kapillarer Spitze eingerichtet ist, und deren 0ffnung man stets dicht unter dem Flassigkeitsniveau hSlt, die Flt~ssigkeit so welt ab, dass ihre HOhe nur noch etwa 2 bis 3 cm betr~tgt, und zentrifugiere noehmals 2 bis 5 Minuten. Dann klebt der Niedersehlag gew6hnlich gut am Boden. Durch verl/ingertes Zentrifugieren bei der ursprt~nglichen H6he der Fliissigkeitsschicht ist dieses Kleben meist nieht zu erreichen, i'qun giesse man vorsiehtig die F]t~ssigkeit ab, soweit es ohne Verlust des lqiedersehlags mSglieh ist. Das geht in der Regel so weit, dass keine sichtbare Menge der Flt~ssigkeit mehr vorhanden ist. Die in dem Sediment und an den W/~nden noch haftenden Reste sehaden niehL Gr6ssere Mengen zurt~ckbleibender Fliissigkeit bewirken Unsch~rfe des Endpunktes beim Titrieren und etwas zu hohe Werte. Man wische den Rand des Glases mit einem Tueh aus und giesse die in dem Koch- kolben aufbewahrte EisensulfatlOsung sofort in das Zentrifugierglas und wasche sie zweimal mit je 1 ecru ausgekochtem destilliertem Wasser nach. Durch leiehtes Schwenken wird der ~Niederschlag in LSsung gebracht und sofort mit "/~oo-Permanganat titriert, die an demselben Tage aus n/,o'Permanganat durch ¥erdiinnen hergestellt worden ist. Man benutze eine Biirette, die 3 c c m fasst und in ~/~oo c c ~ eingeteilt ist. Die GrOsse der aus dem Glashahn fallenden Tropfen soll etwa 0,028 c c m

betragen. Man lasse die PermanganatlSsung erst raseh, dann langsamer hinzu und bewege das Zentrifugierglas nicht lebhafter, als zur Yerteilung der Tropfen eben n6tig ist. Man beobaehte gegen eine rein weisse

1) 200 g Seignettesalz und 150 g .Natriumhydroxyd im Liter. 2) W~isserige LSsung yon Kupfersulfat, 40 g im Liter enthaltend. 3) 50 g Ferrisulfat und 200 g Schwefelsaure im Liter.

~88 Berlcht: Spez. ~nalyt. i~lethoden. 3. _~-uf Physiologie u. Pathologie bez.

Unterlage. N~hert man sieh dem Ende der Titration, so beachte man genau folgende Vorschrift, die sich als die zweckmitfiigste erwiesen hat. Man lasse zwei Tropfen Permanganat auf einmal hinzu, verteile sie durch ganz leichte Bewegung, halte nun das Zentrifugierglas gegen die weisse Unterlag~ ganz ruhig und beobachte die Entf/trbnng. Man l~sst zun~chst so lange je 2 Tropfen hinzu, bis die auf diese Weise beob- achtete F~rbung 5 - -7 Sekunden /iberdauert, Nunmehr schtittle man heftig, und zwar wiederum 5- -7 Sekunden lang. Tritt in dieser Zeit nachtr~glich vSllige Entfiirbung ein, so gebe man noch zwei Tropfen zu; ist die Entfiirbung nicht vollkommen, so fiige man nur noch 1 Tropfen hinzu. Im ZweifelsfaHe setze man eher einen Tropfen zu viel als zu wenig zu. Jetzt lese man den Stand der Btirette ab. .4_uf diese Art der Ablesung bezieht sich folgende empirische Eichung.

Permanganat Zucker Permanganat Zucker ecru m g cent. m g

0,5 0,39 1,8 0,84 0,6 0,42 1,9 0,88 0,7 0,45 2,0 0~93 0,8 0,48 2,1 0,97 0,9 0,51 2,2 1,01 1,0 0,55 2,3 1,04 1,1 0,58 2,4 1,08 1,2 0,62 2,5 1,12 1,3 0,65 2,6 1,15 1,4 0!69 2~7 1,19 1~5 0,72 2,8 1,23 1,6 0,76 2,9 1,27 1,7 0,80 3,0 1,31

Nach Ma~gabe des zur Bestimmung verwendeten aliquoten Teiles des Filtrates wird dann die gefundene Zuckermenge zur prozentischen Berechnung benutzt. Betrug der aliquote Tell also 10 ccm~ so enth/tlt die ftir die Bestimmung verwendete gesamte Blutmenge das Doppelte der gefundenen Milligramme Zucker u. s. w.

Ein ~hnliches Verfahren haben K r au s und A d l e 1" ~) ausgearbeitet, wobei die Enteiweissung dureh Kombination der Hitzekoagulation und der Adsorption dutch Eisenhydroxyd erzielt wurde. Die Titration mit

der Zehntel - F e h li n g - L0sung wurde durch eine solche mit einer Rhodan- kalium-KnpferlSsung ersetzt.

1) Biochem. Zeitschrift 60, 344.