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(Aus dem kliniko-medikalen Institute im Filantropia Spital in Bukarest [Direktor: Professor Dr. D. Danielopolu]. ) Einflul} der Hirnrinde auf die Vasomotoren. Von D. Danielopolu, Professor der medizinischen FakulttLt der Universitt~t und Direktor des klinikomedikalen Institutes im Filantropia Spital in Bnkarest, A. Radovici, und A. Asian, Privatdozent ftir Nervenkrankheiten Assistentin des Institutes. Mit 5 Textabbildungen. (Eingegangen am 16. Januar 1931.) In einer Reihe friiherer Arbeiten haben wir nachgewiesen, dab die LiLsionen der Hirnrinde die tiefergelegenen Vasomotorenzentra beein- flussen. In einem Falle yon Jac]csonscher Epilepsie stellten wir schon zu Beginn des Anfalles eine enorme Beschleunigung der Herzfrequenz und eine Erh6hung des Blutdruckes lest 1. Wir studierten in einem Falls yon corticaler Hemiplegie mit Hilfe der beiderseitigen Armplethysmo- graphie die rechten und die linken Vasomotoren. Die oberfl~chliche und die tiefe Atmung erzeugte an der Seite der Hemiplegie VertLnderungen, die normalerweise niemals auftreten. Der oeulo-vascultLre Reflex war am rechten und am linken Armplethysmogramm verschieden. Die intra- venSse Adrenalininjektion hatte eine verschiedene Wirkung au/ die Gef~Be des rechten und auf die des linken Armes. Diese 1926 ver6ffent- lichten Untersuchungen beweisen uns somit, dab die Hirnrinde die tiefer unten gelegenen kardio-motorisehen Zentra beeinflul3t. Wir nahmen unsere Untersuchungen wieder auf an einem Kranken, der folgende Anamnese bot: N. C., 55 Jahre alt, erlitt vor 8 Monaten eine starke Kontusion durch einen Hieb in der rechten Frontoparietalgegend, wobei er eine Fraktur des SchtLdels an dieser SteUe mit Eindellung davontrug. Sofort steUte sich eine reektsseitige Hemiplegie mit Aphasic ein. Naeh der Einlieferung ins Spital wurde der SchtLdel an der verletzten Stelle durch Trepanation 1 Danielopolu, D. l~adovici et Carniol: Reeherches sur la circulation pdriph4ri- que chez l'homme. J. Physiol. et Path. g~n.; M~m. 1, 2, 3, 1927; M~m. 4--8, 1925; M~m. 9--13, 1926. Z. f. d. g. Neut. u. Psych. 132. 44

Einfluß der Hirnrinde auf die Vasomotoren

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(Aus dem kliniko-medikalen Institute im Filantropia Spital in Bukarest [Direktor: Professor Dr. D. Danielopolu]. )

Einflul} der Hirnrinde auf die Vasomotoren.

Von

D. Danielopolu, Professor der medizinischen FakulttLt der Universitt~t und Direktor des klinikomedikalen

Institutes im Filantropia Spital in Bnkarest,

A. Radovici, und A. Asian, Privatdozent ftir Nervenkrankheiten Assistentin des Institutes.

Mit 5 Textabbildungen.

(Eingegangen am 16. Januar 1931.)

In einer Reihe friiherer Arbeiten haben wir nachgewiesen, dab die LiLsionen der Hirnrinde die tiefergelegenen Vasomotorenzentra beein- flussen. In einem Falle yon Jac]csonscher Epilepsie stellten wir schon zu Beginn des Anfalles eine enorme Beschleunigung der Herzfrequenz und eine Erh6hung des Blutdruckes lest 1. Wir studierten in einem Falls yon corticaler Hemiplegie mit Hilfe der beiderseitigen Armplethysmo- graphie die rechten und die linken Vasomotoren. Die oberfl~chliche und die tiefe Atmung erzeugte an der Seite der Hemiplegie VertLnderungen, die normalerweise niemals auftreten. Der oeulo-vascultLre Reflex war am rechten und am linken Armplethysmogramm verschieden. Die intra- venSse Adrenalininjektion hatte eine verschiedene Wirkung au/ die Gef~Be des rechten und auf die des linken Armes. Diese 1926 ver6ffent- lichten Untersuchungen beweisen uns somit, dab die Hirnrinde die tiefer unten gelegenen kardio-motorisehen Zentra beeinflul3t.

Wir nahmen unsere Untersuchungen wieder auf an einem Kranken, der folgende Anamnese bot:

N. C., 55 Jahre alt, erlitt vor 8 Monaten eine starke Kontusion durch einen Hieb in der rechten Frontoparietalgegend, wobei er eine Fraktur des SchtLdels an dieser SteUe mit Eindellung davontrug. Sofort steUte sich eine reektsseitige Hemiplegie mit Aphasic ein. Naeh der Einlieferung ins Spital wurde der SchtLdel an der verletzten Stelle durch Trepanation

1 Danielopolu, D. l~adovici et Carniol: Reeherches sur la circulation pdriph4ri- que chez l'homme. J. Physiol. et Path. g~n.; M~m. 1, 2, 3, 1927; M~m. 4--8, 1925; M~m. 9--13, 1926.

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weir er5ffnet. Seither gingen die motorischen sowie die aphasisehen StSrungen um vieles zuriick, so dab der Kranke derzeit nur eine geringe Hemiparese rechts und einige Sprachst5rungen hat. Der durch die Trepanation gesetzte Defekt am Sch~tdel nimmt das hintere Drittel des Stirnbeins, die Kranznaht und das vordere Drittel des linken Seiten- wandbeines ein. Die Haut fiber dieser Stelle ist eingezogen und man kann leicht die Gehirnpulsationen wahrnehmen.

Abb. 1.

1. Die beiderseitige Armplethysmographie gab uns folgende Resultate an: das rechte Armplethysmogramm zeigte viel grSBere vasomotorische Oszillationen im Vergleich mit denen des linken Armplethysmogramm, wo sie fast fehlten (Abb. 1). Schon normalerweise besteht ein Unter- schie4 zwischen der rechten und der linken SeRe. Die vasomotorischen

Abb. 2.

sowie die respiratorischen Oszillationen sind rechts grSl]er als links~ Wir haben seinerzeit darauf hingewiesen, dal] dieser Untersckied auf die Ver- schiedenheit des brachiocephalen Stammes yon rechts und links zuriiek- zufiihren sei: der rechte ist kurz und verl/iuft fast vertikal, der linke ist 1/~nger und verl/iuft fast horizontal. Infolgedessen sind alle Ver- /~nderungen des Armvolums unter dem Einflusse aller jener Faktoren, welche die Vasomotore~ zu beeinflussen imstande sind, rechts mehr

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betont. Niemals sahen wir aber diesen Unterschied so deutlich aus- gesprochen wie in diesem Falle, wo wir ihn cturch eine Rindenl~sion im Bereiche 4er Rolandoschen Zonen erkl~ren.

2. In einer Reihe von Untersuchungen, die wir mit der doppelten Armplethysmographie ausfiihrten, haben wir die plethysmographischen

A b b . 3.

Variationen an beiden Armen, unter dem Einflusse der Rindenreizung durch die Haut im Bereiche des Schs mit dem faradischen Strom, veffolgt. Durch den elektrischen Reiz zeigte sich am entgegen- gesetzten Armplethysmogramm 5fters eine Vasokonstriction, der eine

A b b . 4.

Vasodilatation folgte (Abb. 2). Letztere trat auf, sobald wir mit der Reizung aufhSrten; wenn die Reizung aber l~nger dauerte, so zeigte sich noch ws der Reizung nach einer vasokonstrictorischen Phase eine Vasodilatation (Abb. 3). Manchmal t ra t nur eine Vasodilatation ein (Abb. 4). Ws dieser Zeit kam es zu gar keiner Veriinderung am linken Plethysmogramm.

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Um uns dartiber Rechenschaft abzugeben, ob es sich nicht um eine durch Reizung der Hau t hervorgerufene Gef/~]reaktion handelt, fiihrten wir mit der gleichen Stromst/~rke an einem symmetrischen Punkte der

Abb. 5.

gegeniiber gelegenen Seite am Sch/~del, entsprechend der Rolandoschen Zone, dieselben Versuche aus. Diese Reizung hatte keinen Einflul3 weder auf das rechte noch auf das linke Plethysmogramm (Abb. 5).