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Sommer Dort Draussen Ellen Bødtker Arve Henriksen Jan Erik Vold Eirik Raude

Ellen Bødtker Jan Erik Vold Arve Henriksen Eirik Raude...am Strand, mild, lächelnd, sonnengebräunt, gesprungene Lippen, er sagte Nein, ich schreibe nicht mehr, ich rede nur, ja,

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Page 1: Ellen Bødtker Jan Erik Vold Arve Henriksen Eirik Raude...am Strand, mild, lächelnd, sonnengebräunt, gesprungene Lippen, er sagte Nein, ich schreibe nicht mehr, ich rede nur, ja,

Sommer Dort Drau s sen Ellen Bødtker Arve Henriksen

Jan Erik VoldEirik Raude

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Foto: Petter Helge Hareide

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Im August 2013 waren Jan Erik Vold und ich auf Tournee in Japan.

Wir sausten mit dem Hochgeschwindig- keitszug „Shinkansen“ durch die erstaunliche japanische Landschaft und lasen Gedichte. Ich entdeckte die Verwandtschaft von Volds Haiku-Gedichten und der japanischen Klang-welt der Harfe. Eine Idee war geboren.

„Sommer dort draußen“ ist eine musikalische und poetische Reise durch mehrere Kontinente, entlang der Schienen der Poesie.

Die Texte aus Jan Erik Volds vielseitigem Universum geben dem Meer, dem Sommer, dem See und den Menschen Leben – wie zum Beispiel dem Einsiedler Zuikan, der sich selbst ruft.

Beim Blick aus dem Zug auf die japan- ischen Dörfer wurde mir klar, wie viel sie mit den norwegischen gemeinsam haben. Musikalisch habe ich mich inspirieren lassen von einem weiten Spektrum von Klangfarben, orien-talischen und norwegischen, sowie von Jan Erik Volds Poesie.

Während der Arbeit mit den Gedichten kam ich auf die seltene Besetzung

mit Harfe, Trompete, Percussion und Stimme. Arve Henrikens Trompeten-Sound schildert die Natur an sich, und Eirik Raudes Schlagwerkpalette ist ein Universum von Farben und Klängen. In der Interaktion mit all diesen wunderbaren Eindrücken und starken Persönlichkeiten habe ich versucht, meine eigene Stimme zu finden.

Mein Dank geht an Arve Henriksen für sein intensives, wunderschönes Trompetenspiel und für seine souveräne Arbeit als Produzent, Eirik Raude für sein farbenreiches und virtuoses Percussion-Spiel, Jan Erik Kongshaug für die exquisite Tonqualität und großzügig eingeräumte Zeit im Studio, Skåtøy Trubadour- und Poesiefestival, das mit dem Auftragswerk „Sommer dort draußen“ den Anstoß zu der vorliegenden Aufnahme gab.

Ein spezieller Dank geht an Jan Erik Vold, für eine intensive Zusammenarbeit – „jetzt gilt es nur noch auszuhalten“, wie Hokusai sagte!

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Sommer Dort DraussenEine Gedichtfolge von Jan Erik Vold

1Sie legten abHolme und Schären wurden sanftzur Seite geschoben. Das Kielwasser hatte die Dämmerungim Schlepptau. Nur das Geräusch war vor ihnenam SundHinter dem letzten Felsenlag die Hütte

2Der Abend kommt angerudert zwischen steilen KlippenDie späten Ruderschläge des Bootes, bald schon hören sie auf

und der Spätsommerhimmel legt sich dunkel über ihr Versteck. Dort drin entsteht ein Zelt aus der Bettdecke, die Finger die Sicht

die sie über Körper gleiten lassen: Dass wir leben! Dass wir leben! bis die Hände sich um Schultern Taille Knie geschlossen haben

und der Rhythmus zu Wärme geworden ist, der Körper zu Wasser und Lehm jetzt, zwei Klumpen Leben bald einer: sie und er

beim letzten Schrei hineingeschleudert in eine riesige Sonne aus der sie herausfallen – jaaa. Zwei Steine in einem Wald

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3„Nacht über unseren Herzen die kein Licht duldenjetzt machen wir auf und lassen die Vögel hinaus zwei stumme Vögel blind können nur horchen und lauschen endlichfinden sie den Weg zu fremden Händen während die Nacht

weich und warm und schwarz wie eine Katzesich um uns schlingt bis wir das gesagt bekommenwas wir schon lange hätten sagen sollen Die Katze der Nacht auf dem Sprung nach unsern Vögeln die erschrocken auffahren

irgendwo im Zimmer sitzen und horchenWir sind zwei die versuchen unsere Liebe abzustreifen nackt scheint Liebe Hass zu gleichen“ Und die Müdigkeit kam angeschwemmt, und das Meer das stieg

4Sie liegt im Meerin der Morgendämmerung und gleitet langsam hineinin seinen Blick, steigtmit Tang über der Stirnlegt sich hinauf den Felsen, der Mundmatt von Meer, siehtihn

5Jedes Geräusch ist ein Vogel der an die Scheibe klopft Wer ist zuerst im Wasser!

Ungelenke Schatten auf den Felsen verschwinden: Vögelauf dem Grund

6Nachher hinaus zur äußersten SchäreDie See ist ein großes Glas Wein von der Sonne gehalten Wenn sie nicht gestorben sind leben sie noch

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Briefe die kommen1Wer isteswer flüstert? Wer flüstert während er schwimmt? Wer

ist dasder ihm einen langen flüsternden Brief schickt wenn erüber den Fjord schwimmt?

2Briefe. Briefediekommen und Briefe die nie gekommen sind (kleiner

Postillion meine Taube), du weißt Liebes-briefe die schreiben wirin den Wind.

Der Einsiedler ZuikanZuikan war ein Einsiedlerder sich selbst

zu rufenpflegte: „Zuikan?“ Und dann antwortete

er: „Ja!“ Errief: „Zuikan!“ – und er

antwortete: „Ja.“ Der Einsiedler Zuikanlebte alleine

oben in den Bergen, und er wussteschon wer er

war. Aber manchmal verlorer sich in Grübeleien. Und wenn

er sich in Grübeleienverlor

dann riefer: „Zuikan?“ „Ja!“

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Hokusai, der alte Meister

Hokusaiwurdefast 90. Als er 75 Jahrealt war, sagte er

über seine Bilder: Ich fing an Dingezu zeichnen, als ich6 war. Was ich fertig brachtebevor ich 50 war, taugt

nichts. Als ich 70 warhatte ich nochnichts Gutesgemacht. Im Alter von 73

fing ich an, diegrundlegenden Formender Tiere und Pflanzen zu verstehen. Wenn ich 80 werde

werde ich mehr verstanden haben, und wenn ich 90 werde, werde ich michgründlichin den Geheimnissen der Kunst

auskennen – so dass ich Lobenswertesmachenwerdewenn ich 100 bin. Ganz zu schweigen

von den Jahrendanach.Jetzt gilt es nur nochdurchzuhalten.

DER EINE WELLE ZEICHNETE WIE SIE KEINER VOR IHM GEZEICHNET HATTE

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Sieben mal Runter und ein mal RaufHEIßT DIE KUNST ZU LEBEN

Ein Mannkam den Weg entlang. Ein anderer

lag im Graben, er schaffte es nicht aufzustehen. Hilf mir

auf! rief der Mann im Graben dem Mann auf der Landstraße

zu. Da fiel der Mannauf der Landstrasse hinunter

in den Graben – und kam neben dem Mann

der schon dort lagzu liegen. Der andere

stand aufund ging seines Weges.

Drei Tsropfen Wasserdrei Tropfen Wasser spiegeln die Welt verkehrt verkehrt verkehrt

Abel EkUNTER DEN FLÜGELN VON WORTLOS

Zuerst musst du die Bilder verbrennen. Dannmusstdu die Briefe

verbrennen. Dann musst dudas was im Wasser geschrieben steht verbrennen.Und das

was in Stein geschrieben stehtmusst duverbrennen. Zum Schluss das was nirgends geschrieben

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steht. Aus der Aschevon Wortlossteigt der Wortlos Vogel. Unter seinem Flügelschlag

lehnst du dichzurück und verschnaufst.Dannmusst du die Bilder verbrennen.

DER BLEISTIFTSTRICH

Ich habe den Mond gesehen.Ich habe den Mond kommensehenund gehen, ich habe das Licht

steigen sehenund fallen, Körper GesichterHaarkamen zum Vorschein

und glitten ausdem Gesichtsfeld, nur was verschwandbliebübrig

– ich starrte in die Augendie nichtdortwaren. Die Figur des Mondes sah ich

wachsenund kleiner werden. Das Südkreuz tief über dem Linealdes Meeres – lauschend

in funkelnder Finsternis. Die Tagebrauchte ichum michan ihnen zu wärmen, die Sonne,

meine treue Begleiterin, sieguckt herein auf den Küchenschrank am vierten März Punkt 16:00auf den Bleistiftstrich vom letzten Jahr.

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DAS HERZ IST EINE WASSERPFÜTZE

Denn es tropftvomDach. Und die Sonne wirft Speere. Estropft

vom Dach und das Herzist eineWasserpfütze. Nichts

ist nichts, sagt der den sieAbel nennen. Das Herzsagtetwas anderes.

Die Sonne, der Schneedie Sonnesteht am Himmelund leuchtet

*

der Tropfenhängt dortnicht *

heraufgeholt vom Meeresgrundein Stein auf dem stehtI HATE NO ONE

*

SchneefallSpurenSchneefall

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Steine, Wasser HAAR Eines Tages werde ich überdeinHaarschreiben, ein Gedicht an einem Tag

an dem es die Schienender Kjellsås-Straßenbahn hinunterläuft, Spätwintertropfen in denSchienen. Alle Sorgen

des Frühlings müssendorthin– wie er sagte, Tarjei mit demkahlen Schädel.

SEIDE UND SCHNEE

Liebst duSeide? Liebstduweißen

Schnee? IchliebeSeide, ich liebe weißen Schnee, aberder Winter hat jetzt lange

genuggedauert. Es gibt etwas, das ich mehrliebe alsSeide und Schnee.

MIT DEN ZEHEN DRAUSSEN

Über der Trauerlag einHimmelaus Trauer. Wie aus dem Sturzregen

in Arlandaaufsteigen in eine dichte Wolke die nienienie – dann war sie

plötzlichweg! Die Sonne glühte. Wir saßen barfuß, mit den Zehenim Wasser des Skomaker-Bachs.

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STEINE, WASSER

WieWasser. Wie Steine.WieSteineunter

Wasser – es ist nicht der Wunsch des Steinsrundgeschliffenzu werden, vom

Wasser, aber er wirdrundgeschliffenvom Wasser, der Stein.

Wer FlÜstert?Wer isteswer flüstert? Wer flüstertwährend er schwimmt? Wer

ist dasder ihm einen langen flüsterndenBrief schickt wenn erüber den Fjord schwimmt?

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Ins Meer springenIns Meermüssen wir, ins Meer – mit seinem Wasser und seinem Tang und den Steinendie dort am Strand liegen, die gehören auchdazu, das Meer, der Strand, der Weg hinunter, das knirschendeGartentor öffnen und den Weg hinunter gehenmit dem Frottiertuch in der Hand und der Badehose, zum Morgenbadoder mitten am Tag, oft auch spätam Abend und ohneBadehose, auf dem gewundenen Kiesweg und die Abkürzung hinunter, umganz hinaus an den Strand zu kommen, jemandem, der diesen Wegnoch nie gegangen ist, ist er nicht so leicht zu erklären, am bestengeht man das erste Mal zusammen, nachherkann man ruhig alleine gehen, zum Badestrand, zu den Felsen, das Meerzum Hineinspringen, das Meer– nass, salzig, glatt, ins Meer springen und viele Dingevergessen, auf neueDinge kommen...

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wasserfall– der quirlige Wasserfall im Wald, das ist eine andere Sache, dortgibt es Wasser, Wasser, das fälltund fällt, wer unterhalb des Wasserfalls sitzt (weißt du noch?) undstarrt, der kann starren und starrenund starren und starren, Wasser springtin großen weißen Streifen heraus, dann fällt es hinunterzum nächsten Absatz, wo eszur Seite geschleudert wird, sooder so, und wieder fällt, richte den Blick hinaufwo es anfing, und das gleiche Weißespringt aus dem Wasserfallan der gleichen Stelle, macht denselben Sprung, aber doch nichtden gleichen, nicht das gleicheWasser, nicht an der gleichen Stelle, nicht der gleiche Sprung, allesist gleich, aber nichts ist dasselbe. Was sich wiederholtund wiederholt, ohnesich zu wiederholen, das Wasser, der See, der Regen, das Nasse, daswas sich verändern kann, ohne anders zu werden, das Meer jaah, dahinmüssen wir, ich sprang ins Meer und sahdieses Gesicht, beinahe,das wir nie zu sehen bekommen...

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Das Meer Und das Lächelndas Meer das Meer diesesMeer, das auf uns alle wartet, das um uns alle herum liegt, auf allenSeiten von uns allen, ich traf meinen Vaterwieder am Meer, er war jetzt an die Strandlinie gekommen, er, der 42 Jahrelang über die Welt geschrieben hat, jeden Tag, jetzt saß erauf einem Stein im flachen Wasser, mit nackten Füßen und gespreizten Zehenam Strand, mild, lächelnd, sonnengebräunt, gesprungene Lippen,er sagte Nein, ich schreibe nichtmehr, ich rede nur, ja, ich nahm Abschiedvon ihm dort, wir sehen uns bestimmtwieder – so still wie ein Spiegelhabe ich das Meer erlebt, in südlicheren Gegenden, kein Landzu sehen, Meer Meer um die ganze Rundung und die Sonnegespiegelt in einemPunkt, nur einem! unter der Reling, es brauste friedlichum den Kiel, wir segeltenmit der Sonne im Spiegel, das ist Poesie! Meer Meer – wie gesunkene Sonnenliegen die Feuerquallen unter der Wasserfläche, die Fädenwie verdichtete Sonnenstrahlen, schön, es ist wunderschönam Abend, wenn wir mit dem Bootreinkommen, ich liege vorn und schaue hinunter, schön aber nichtzum Schwimmen, nicht jetzt, nicht dort, das wissen alle, Feuerquallenbrennen, Quallen liegengeblieben am Strand bei Ebbesind auch Wirklichkeit, das Meer, das sank und Tang, der vertrocknetund erstarrt ist, hässlichsagen wir dann, Meer Meerund nicht Meer, legt der Himmel die Wangeans Meer und lauscht? Oder ist es das Meerdas die Wange gegen den Himmel lehnt und lauscht? Schwimmen mit den Augenüber Wasser oder im Wasser, was für ein Unterschied! Vogelmensch

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dort unten auf dem Grund, hallo hallo! – oder das Frauengesichtüber dem Wasser, das auf mich zu schwimmt, ichhabe es immer auf mich zu schwimmen gesehen, ihr offenes Haardas um ihren Kopf wogt, immer mit der Sonne im Rücken und das Haar,das Haar, das sich im Wasser ausbreitet, auf mich zu, auf mich zu, großeFrau, immer im gleichen Abstand, auf mich zu, ichbin nicht der Vogelmensch dort untenauf dem Grund, ich bin hier, sicher, ich bin ich, ja – wir landeten, der Schatten des Flugzeugs ein Kreuz über Häusern und Gärtendort unten, ein kleines Kreuz das langsam größer wurde, dannüber die glatte Fläche des Meeres glitt, größer und größer, ein Kreuzfast so groß wie ein Flugzeug, da setzte es auf – das Kreuz mitten überder Frau, die sich auf dem Felsen sonnte an einem Punktder Zeit, da wusste ich, dass das Flugzeugsicher mit dem Schatten des Flugzeugszusammentreffen würde – und das tat es, das tat es, Flugzeug wurdeFlugzeug und ich stieg auf aus dem Meerwenige Stunden später, der Schatten mit mir, unebener Grundmit Tang und Muscheln, aber man bekommt Halt und klettertauf den Felsen, etwas verwirrt, und schüttelt das Wasser ab, erstnach einer Weile kann man den Blickfokussieren, dann werden die Bilderklar, das Handtuch finden und sich abreiben, dann setztman sich auf den Felsen, ja – ein herrliches Bad, gegen die Sonne blinzeln undden Tang am Strand sehen, die Steine im flachen Wasser, seinen eigenenSchatten, auf seinem eigenen Schatten sitzen, doch – wir sind eins, ich und mein Schatten, ichund ich, eine Weile sitzen bleiben jetzt, hier am Meer, ja, nochSommer, noch Tag, noch mild, das Meerund das Lächeln, jafroh, sitzenund schweigen

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rot und weissARABESKE IN ROT UND WEISS

DerroteFaden – und das weißeLeben. Das

weiße Leben und der Faden rot, gezogen ausdem Garnknäueldes Lebensdirekt vom Herzen, der sich bald

um den einen Menschen, baldum den anderen wickeltstricke einen Pulli mit der Rundstricknadelum den, den du

liebst. Solange du diesen Körperliebst. So lange wie erWärme

gibt, Wärme aufnimmt. So lange wiedu im Sturmdie rote Flagge mit gestrecktemArm halten kannst. Dann

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wird der Pulli wieder aufgelöst, dann wird die Wollezusammengerollt, dann kriechtder Faden wiederzu einem Knäuel zusammen – der rote

Patentfadennach dem all das Weiße in unsstrebt.

(Übersetzt von Walter Baumgartner)

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