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Q1" £7 .0$ Die Entstehungsgeschichte des Monotheletismus nach ihren Quellen geprüft und dargestellt L von Dr. GL Owsepian, Archidiakomis in Etschmiadzin. Leipzig Druck und Verlag von Breitkopf & Hiirtel 1897. »MS

Entstehungsgeschichte Der Monotheletismus

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G. Owsepian, Die Entstehungsgeschichte der Monotheletismus nach ihren Quellen geprüft und dargestellt, Leipzig: Druck und Verlag von Breitkopf & Härtel, 1897

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  • Q1"7.0$

    Die

    Entstehungsgeschichte des Monotheletismus

    nach ihren Quellen geprft und dargestellt

    L

    von

    Dr. GL Owsepian,Archidiakomis in Etschmiadzin.

    Leipzig

    Druck und Verlag von Breitkopf & Hiirtel

    1897.

    MS

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    University of Toronto

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  • Die

    Entstehungsgeschichte des Monotheletismus

    nach ihren Quellen geprft und dargestellt

    von

    Dr. GL Owsepian,Archidiakonus in Etschmiadzin.

    Leipzig

    Druck und Verlag von Breitkopf & Hrtel

    1897.

  • MAY 6- 1955"U4-2.

    Alle Rechte, insbesondere das der bersetzung, vorbehalten.

  • Inhal t.

    Seite

    I. Die politisch-kirchlichen Zustnde im' byzantinischen

    Reiche vor der monotheletischen Bewegung . . . 115

    II. Die Quellen zur Entstehungsgeschichte des Monothele-

    tismus 1522III a. Eine chronologisch-kritische Beleuchtung der A- und

    B-Quellen und ihres Verhltnisses zu einander . . 2232III . Die C-Quellen und das erste Datum in der Mono-

    theleten-Geschichte 3336IV. Die geschichtliche Darstellung des Monotheletismus

    bis zum Konzil von Karin (633) 3756

    4*

  • I.

    Die politisch-kirchlichen Zustnde im hyzantinischen Reiche

    vor der monotheletischen Bewegung.

    Staat und Kirche waren im byzantinischen Reiche so eng

    verbunden, dass wir die Entstehung unserer Bewegung nicht

    gut verstehen knnen, wenn wir nicht eine kurze Betrachtungber die politisch-kirchlichen Zustnde vor unserer Bewegung

    vorausschicken. Das byzantinische Reich unserer Periode

    hatte nicht mehr den nationalen Charakter, wie einst das alt-

    rmische; seine Bestandteile bildeten verschiedene Vlker

    mit ihren verschiedenen national-religisen Eigentmlichkeiten.

    Das griechische Volk war allerdings das vornehmste von ihnen,

    aber keineswegs war seine Bedeutung im Reiche so gross wie

    einst die der Rmer *). Die Staatsidee ist jetzt die leitende

    Macht, die soviel verschiedene Vlker unter einem Scepter

    zur Einheit bringen sollte. Es ist nicht unsere Aufgabe, die

    Bestandteile dieser Idee zu analysieren, aber wir mssen auf

    einen Punkt unsere Aufmerksamkeit ganz besonders lenken,

    welcher fr die Einheit des Staates ein sehr wichtiger Faktor

    geworden ist, nmlich die Kirche. Schon Konstantin hatte da-

    rauf grosses Gewicht gelegt; seine Nachfolger. gingen auf dieser

    Bahn weiter. Die Kirche sollte die Grundlage der Einheit der

    verschiedenen Vlker sein; sie sollte durch ihre kulturelle,

    sprachliche und dogmatische Einheit diese Vlker am Leibedes Staates festhalten. Die Kirchen- und Dogmengeschichte

    !) Hertzberg, Geschichte der Byzantiner und des osmanischen Reiches.

    Berlin. 1883.

    COof

  • 6 zeigt uns deutlich genug, wie die Kaiser dieser Politik treu

    geblieben sind. Daher der grosse Einfluss der kaiserlichen

    Politik auf den Gang der Dogmen- und Verfassungsentwicklungder Kirche 1); daher das Streben der Kaiser, die Gewalt und

    Wrde des konstantinopolitanischen Patriarchen zu schtzenund seine Bundesgenossenschaft fr den Staat zu sichern 2).

    Auch unsre Bewegung ist eigentlich eine Frucht des poli-tischen Strebens des Heraklius, zwischen zwei grossen kirch-

    lichen Parteien, Mono- und Dyophysiten, Einigkeit herzustellen

    und dadurch die Einheit seines erschtterten Reiches zu be-

    festigen. Obwohl nach den Quellen der Entstehungsgeschichte

    des Monotheletismus der Unionsgedanke vom PatriarchenSergius ausgegangen ist, so wurde er doch auch bald Objekt

    der kaiserlichen Politik. Ohne diese Politik wrde die mono-theletische Bewegung kaum einen solchen breiten Umfanggewonnen haben. Eine kurze Darstellung der politisch-kirch-

    lichen Zustnde vor dieser Bewegung wird gengen, um dieUnternehmung des Heraklius zu verstehen.

    Die Regierungszeit der zwei Vorgnger des Heraklius war

    fr das Reich keineswegs gnstig gewesen. Obwohl Mauricius

    die stlichen Provinzen durch den Sturz des persischen Knigs

    Hormisdas und durch die kluge Politik gegen Chosrau II. ge-

    sichert hatte 3), kann man dennoch seine Kriege gegen dieAvaren auf der Balkanhalbinsel ganz und gar nicht glcklich

    nennen. Die Avaren hatten schon mehrere Male die ganze

    Halbinsel mit ihren verheerenden Scharen berflutet. In diesen

    Kriegen entstand eigentlich erst die Unzufriedenheit gegen den

    Kaiser, die seinen Sturz herbeigefhrt hat. Der Kaiser, der

    alles that, um seine Verwandten reich zu machen, war gegenseine Truppen usserst sparsam. Besonders hart und bar-

    barisch war seine Politik gegen die Orientalen: Syrer und

    1)Krger, Monophysitische Streitigkeiten im Zusammenhange mit

    der Reichspolitik. Jena. 1884. S. 55.

    2)Harnack, Dogmengeschichte Bd. II. S. 348.

    3) Hertzberg, a. a. 0. S. 38.

  • Armenier. Mit grosser Hrte war schon unter seinen Vor-

    gngern Mauricius gegen die Armenier vorgegangen. Er hatte

    die besten Krfte des Volkes aus dem Lande gerissen, ummit ihnen in Thracien gegen die Avaren zu kmpfen. Mehrere

    armenische Frsten fielen mit ihren Truppen durch das Schwert

    des Feindes. Die armenische Nationalkirche war unter seiner

    Herrschaft in hchster Gefahr, ihre Einheit und Selbstndigkeit

    zu verlieren. Es gelang ihm nicht nur, sie zu zersplittern,

    indem er in dem byzantinischen Teile dieser Provinz einen

    Chalcedonianer, Johann, als Gegenkatholikos besttigte, sondern

    unter seinem Einfluss' trennten sich auch die Georgier von

    den Armeniern. Zweimal versuchten die Armenier, das ver-

    hasste Joch abzuschtteln, aber ohne Erfolg 1 ). Erst durch

    den Tod des Mauricius wurden sie befreit. Seit dieser Zeit

    beginnt eigentlich erst der grosse nationale Hass der Arme-

    nier gegen Byzanz, der bis zum Ende dieses Reiches dauerte.Aber unvergleichlich schlimmer und zerstrender fr das

    Reich war die Regierung des Phokas 602610. Durch seineTyrannei wurde das Reich zu Grunde gerichtet. Der Mrder

    und Thronruber begann seine Regierung mit Blut und Ab-

    scheulichkeiten. Mauricius und seine fnf Shne, der Bruder

    des Kaisers, Petrus, mit seinen Anhngern wurden grausam

    gettet 2). Zweimal versuchte die Gemahlin des Mauricius das

    Volk gegen den verhassten Tyrannen zu empren, aber ohne

    Glck. Die Kaiserin wurde vielmehr mit drei Tchtern

    schonungslos hingerichtet. Eine andere Unthat des Phokas

    war der thrichte Versuch, durch Zwang die Juden zu Christenzu machen. Zahlreiche Juden wurden in Jerusalem versammelt

    und mit Gewalt getauft 3 ). Dass diese Barbarei grosse Er-

    regung bei den Juden hervorrufen musste, ist selbstverstndlich.

    Die antiochenischen Juden griffen sogar zu den Waffen; sie

    1)Sebeos, Geschichte des Heraklius (armenisch; Kap. 6, 7, 8, 9, 10.

    2)Theophanes S. 612613 bei Migne Patr. gr. T. CVIII.

    3)JlacKHH'L-HpaK^iii. (Laskin-Heraclius) Bii3aHTiiicKoe rocyapcTBo bt.

    nepBOit ikmobhhb ce^LMoro BBKa. XapBKOBX. 1889. S. 9; Hertzberg a. a. 0.

    S. 41.

  • 8 ermordeten den Patriarchen Anastasius und schndeten seine

    Leiche in grsslicher Weise 1 ). Der Aufstand wurde mit allen

    Mitteln unterdrckt, aber der Hass und die Rachgier der Juden

    wurde dadurch keineswegs gelscht. Mit Recht haben sie

    spter im Rndnis mit den Persern und Arabern gegen die

    Byzantiner gekmpft. Sogar in der Hauptstadt enstanden Un-

    ruhen durch die ITpaaivoi; diese wurden jedoch auf das Strengste

    gezchtigt 2). berall herrschte Hass und Unzufriedenheit

    gegen den Tyrannen, es war nur eine Stelle in dem weitenBereich des byzantinischen Machtsystems, wo der blutigePhokas nicht mit Abscheu betrachtet wurde, nmlich Rom,

    weil Phokas in dem Streite betreffs des Titels ououfxsvixoc Tra-Tpiap/r

    (

    c zwischen Konstantinopel und Rom eine fr letztereStadt gnstigere Stellung einnahm, als sein Vorgnger 3).

    Aber viel unglcklicher war die ussere Lage des Reiches.

    Zwei mchtige Feinde drangen mit Feuer und Schwert in die

    inneren Provinzen des Staates: von Osten die Perser, von

    Westen die Avaren.

    Die Perser waren seit der Begrndung des neuen Reiches

    unter den Sassaniden Feinde des rmischen Reiches, aber

    niemals sind sie so gefhrlich gewesen, wie jetzt. In unserer

    Periode brach zum letzten Mal ein 24jhriger Krieg aus, der

    das Ende des byzantinischen Reiches herbeizufhren drohte 4 ).

    Chosrau, Pharwez genannt, fing den Krieg unter dem Vorwand

    der Rache fr seinen Freund Mauricius und der Verteidigung

    der Erbschaft seines angeblichen Sohnes 5) an. Chosrau selbst

    belagerte Dara und nahm Edessa 6 ) ein. 604608 erobertendie Perser nach einander mehrere Stdte und Provinzen. Das

    i) Theophanes bei Migne a. a. 0. S. 624.

    2) Theoph. S. 624.

    3) Hertzberg, a. a. 0. S. 40; Geizer, Jahrbcher f. protest. Theol. 1 887.

    S. 549; Herzog, R.-E2. 2. Bd. V S. 366 und Bd. VII S. 41.4

    )Nldeke, Aufstze zur pers. Geschichte S. 125; Hertzberg a. a. 0.

    S. 41.

    5) Sebeos, Geschichte des Heraklius Kap. 21 und Theophanes S. 610.

    6) Sebeos. Kap. 21.

  • 9 ganze Syrien, ein Teil von Palstina und Phnizien, Armenien,

    Kappadocien, Galatien und Paphlagonien fiel in die Hnde der

    Perser. Sie erschienen sogar vor Chalcedon 1 ). Mit Recht

    bemerkt Kretschmann, dass das Ende des ostrmischen Reiches

    gekommen wre, wenn die Perser ihre berlegenheit gut be-

    nutzt htten. Sie wrden als Refreier vom byzantinischen

    Joche begrsst worden sein, wenn sie einige Erleichterungen

    von dem materiellen und konfessionellen Drucke gebracht

    htten, der von Konstantinopel aus gebt wurde 2 ).

    So waren ungefhr die inneren und usseren Verhltnisse

    des Reiches, als im Oktober 610 Phokas ermordet und Hera-

    klius zum Kaiser proklamiert wurde. Der Versuch des neuenKaisers, mit den Persern Frieden zu schliessen, hatte keinen

    Erfolg; sie setzten ihre Eroberungen fort: um 6 1

    4

    3) nahmen

    sie die heilige Stadt Jerusalem ein; jetzt hatten die Juden die

    Oberhand, setzten unerhrte Metzeleien gegen die Christen in

    Scene und rchten dadurch das Unrecht, das ihnen Phokas

    seiner Zeit gethan hatte. Die Perser schleppten auch den

    Patriarchen Zacharia mit dem heiligen Kreuz Christi nachKtesiphon 4). Das war die grsste Schmach, welche sie den

    Christen anthun konnten. Um 616 eroberten sie gypten mitder Stadt Alexandria und Libyen bis zu thiopien, um 617Chalcedon 5 ).

    Heraklius war ganz mutlos geworden; er wollte sogar

    die Hauptstadt verlassen. Nur der Patriarch Sergius konnte

    ihn dazu berreden, diesen Plan aufzugeben 6). Und nochnicht genug mit diesem Elend, die Avaren begannen abermals

    ihre Raubzge, nachdem sie whrend der Regierung des Phokas

    *) Sebeos. Kap. 22; Theophanes S. 621.2

    )Kretschmann, die Kmpfe zwischen Heraklius I und Chosroes II.

    1875. I. S. 12.3

    )Dulaurier, Recherches sur la Chronologie armenienne. S. 221

    .

    4)Sebeos. Kap. 24. Theophanes S. 632.

    5) Theophanes S. 632.

    6)JlacKHHi,, a. a. 0. S. 37; Drapeyron, Tempereur Heraclius et l'em-

    pire Byzantin au VIIme siecle. 1869. S. 115.

  • 10 zwei byzantinische Heere vernichtet hatten. Heraklius wollte

    mit dem Ghaghan der Avaren Frieden schliessen, aber es hingan einem Haar, dass er in die Hnde der Feinde fiel. Die

    Avaren erschienen sogar in Konstantinopel selbst, plnderten

    einige Kirchen, und kehrten mit dem Raube und zahlreichenGefangenen zurck 1 ). Die Zahl der Gefangenen von Konstan-

    tinopel und von den anderen Stdten soll 270 000 betragen

    haben 2 ). Endlich gelang es dem Kaiser im Jahre 621 Friedenmit den Avaren zu schliessen, um den Zug gegen die Perserzu beginnen. Sie erschienen aber noch einmal 626 gemein-

    sam mit den Persern, um die Hauptstadt zu belagern. Nurdie Tapferkeit der Griechen und ihre Tchtigkeit zur See

    haben die Stadt gerettet 3 ).

    Wir haben mit Absicht die schwierige Lage des Reiches

    etwas lnger beschrieben, um zu zeigen, wie teuer demKaiser die Wiedergewinnung seiner Provinzen und die Rettung

    des Reiches zu stehen gekommen ist. Er hatte sechs Jahre

    hindurch (622628) persnlich im feindlichen Lande den Krieggefhrt und alle mglichen Schwierigkeiten und Gefahren

    durchgekostet. Sein Brief, welcher im Ghronikon Paschale 4)

    aufbewahrt ist, ist der beste Ausdruck seiner persnlichen

    Stimmung. Kretschman 5 ) hat Recht, wenn er bemerkt, Hera-klius war berzeugt, dass durch seine Siege eine neue ra fr

    das Reich beginnen sollte; und wer weiss, wie fruchtbar

    diese Siege fr den Staat gewesen sein wrden, wenn nichtdie Araber noch als Gegner der Byzantiner aufgetreten wren.

    Aber jedenfalls war der Perser sein grsster Feind, der vor ein

    paar Jahren sein Reich zu vernichten drohte, niedergeschlagen.

    Sollte nicht ein so kluger und staatsmnnischer Kaiser, wie

    Heraklius, auch an die innere Befestigung und die Sicherheit

    seines Staates gedacht haben?

    1 Theophanes S. 632

    633; Chronikon Paschale. Migne Patr. gr.

    T. XCII. S. 1000.2

    ) JlacKiiH'L a. a. O. S. 4 0.

    3j Chron. Pasch.: Migne S. 10051016.

    4) Bei Migne S. 1017.

    5 Kretschmann a. a. O. S. 23.

  • 11 Aber es fehlte ihm der innere Friede seines Reiches; er

    hatte schon persnlich in Armenien und Syrien die grosse

    Abneigung bemerkt, die bei diesen Vlkern gegen die By-

    zantiner herrschte. Es war ein sehr grosser Teil der Be-vlkerung und gerade in den so schwer wiedergewonnenen

    Provinzen, welcher wegen der religisen Unterdrckung durch

    die Byzantiner mit Hass und Feindschaft gegen das Reich

    und seine Kirche erfllt war. Das ganze gypten, woher

    Konstantinopel hauptschlich sein Getreide bekam 1 ), teilweisePalstina, vor allem aber Syrien, waren monophysitisch. Die

    Armenier waren in diesem Punkte auch Bundesgenossen der

    syrischen Monophysiten , obwohl sie nicht Monophysiten im

    eigentlichen Sinne waren. Um die letzteren Provinzen, Ar-menien und Syrien, hatte das Reich Jahrhunderte lang Kriege

    gegen die Perser gefhrt, und die Vergangenheit hatte doch

    wohl schon gezeigt,- welche Schwierigkeiten diese religise

    Spannung zwischen den zwei Richtungen dem Reiche bereitete.

    Dieses Schisma in der Kirche war durch das Konzil von

    Chalcedon (451) entstanden. Vor diesem hatte die alexandri-

    nische Theologie als orthodoxe Lehre fr die allgemeine katho-

    lische Kirche gegolten. Der beste Vertreter dieser Schule,

    besonders in den christologischen Streitigkeiten ist Cyrill 412

    444, dessen Lehre im Satze \l(ol cpuai; tou ftsou X^you oeoap-xcjjivY] gipfelt. Ihre lebendige soteriologische Frmmigkeit

    hatte die Orientalen dahin gefhrt, in der geschichtlichen

    Persnlichkeit Jesu Christi eine gottmenschliche Einheit zu

    erblicken. Es war ganz logisch, und es entsprach auch der

    religisen Frmmigkeit des Glubigen, dass sein acor^p in seiner

    Erscheinung gttlich sein sollte; denn von einem Menschen

    konnte er keine owr^pta erwarten. Auch Cyrill betont die Ver-

    einigung der Gottheit und Menschheit xa-a cpuatv. In seinem

    Briefe an Nestorius legt er seine jita-cpusic -Lehre sehr

    *) Johannes von Ephesus, Kirchengeschichte. bs. von Schnfelder.

    Mnchen. 1862. S. 33.

  • 12 *

    ausfhrlich dar, besonders scharf und klar in den 12 Ana-

    thematismen am Ende desselben Synodalschreibens 1 ).Das Konzil von Ghalcedon aber, durch und durch eine

    Frucht der kaiserlichen Politik und nicht der Entwicklung der

    religisen Frmmigkeit 2), brachte eine neue Lehre. Zu der

    Lehre der drei ersten Konzilien und besonders der Gyrills

    wurde noch hinzugefgt sv ouo cpuasaiv aau^/uKc, axpsTrrujs,

    dotatpT)c, d)(a>piaTu>c yV( P 1^!j'V0V ) ouSap-ou ttj; tu>v cpuastov oia-

    cpopa? dvsrjp^jjLSvri? Sta T7jv svwaiv, owCojxevr^ os [xaAXov t^; toi-

    ttjtos sxatepa? cpuoeaj?, xai ei? sv Tipdatoirov xai jiiav OTcoorasiv

    auvTp^o6o7j? 3). Die neue Lehre war Leos Brief entnommen 4 ).Diese Lehre war fr die Orientalen absolut fremd; sie ist

    im Abendlande entstanden und entwickelt 5). Der fromme

    Orientale konnte nicht verstehen, wie die Eigentmlichkeiten

    jeder Natur neben der Einheit der Person Christi bewahrt

    sein sollten. Darum haben sowohl die Monophysiten wie dieArmenier in Leos Brief immer Nestorianismus gefunden.

    Die Geschichte der folgenden zwei Jahrhunderte zeigt,

    wie verhngnisvoll diese Lehre fr das orientalische Christen-

    tum und fr das Reich wurde. Die Besttigung der Orthodoxie

    Gyrills neben der Leos war ein Kompromiss, und nichts

    ist gefhrlicher als Kompromisse in Gewissenssachen. Es

    beginnt eine lange Zeit inneren Aufruhrs im Reiche 6 ). In

    Palstina, in gypten, in Syrien wurden Aufstnde und Un-

    i) Mansi, Collect. Concil T. IV. 10811084.2

    )Harnack, Dogmengeschichte II S. 348349; Krger a. a.O. S. 60 61.

    3)Mansi VII. S. 116.

    4) Mansi V. S.1366. Epistola ad Flavianum Episcopum Constantinopo-

    litanum. Wir zitieren hier einige charakteristische Stellen zum Vergleichdes chalcedonianischen Symbols. Kap. 3 : Salva igitur proprietate utrius-

    que naturae et substantiae et in unam coeunte personam; tenet enimsine defectu proprietatem suam utraque natura ; Kap. 4 : Agit enim utra-que forma cum alterius communione quod proprium est.

    5)Harnack, Dogmengeschichte II S. 337358. Loofs, Leitfaden der

    Dogmengeschichte, Halle a. S. 1893. S. 121. 163. 171.6

    )Krger, a. a. 0. S. 6970; 73; 8182; 89; Mller, Kirchen-

    geschichte I S. 444 ; Kattenbusch, Lehrbuch der vergleichenden Konfessions-

    kunde I S. 213.

  • 13 ruhen angestiftet. Die Mehrheit wollte nicht mehr der Synode,

    welche die ganze Kirche Gottes zerstrt und beunruhigt, ge-

    horchen 1 ). Selbst die Kaiser mussten, teils aus innerer ber-

    zeugung, teils aus politischen Rcksichten, sich fr oder wider

    die neue Partei erklren, deren Anhnger von jetzt an den

    Namen Monophysiten tragen. Wie wenig die Lehre vonChalcedon im Orient festen Fuss fasste, dafr ist der Um-stand der beste Beweis, dass es bis zur Zeit Justinians I. dort

    keinen chalcedonianischen Schriftsteller gab. Die krftige

    Politik Justinians, der die Union zwischen Morgen- und Abend-

    land stiften wollte, trug viel zur Erhhung des Ghalcedonense

    bei, obwohl dies cyrillisch interpretiert wurde 2). Unter Justin II.

    (565578) ruht die Unionspolitik nicht; er versucht sogar durchdie Unterdrckung der Monophysiten die Union zu stnde zu

    bringen. In der Person des Bischofs Johannes von Ephesus

    haben wir einen Augenzeugen, der diese Verfolgungen und

    Grausamkeiten sehr lebendig geschildert hat 3 ).

    Das Resultat dieser Unterdrckung war nichts anderes,

    als die Vertiefung des religisen Zwistes und des politischen

    Hasses gegen das Reich und seine Kirche, deren Wurzel zu

    tief in den national-religisen Neigungen der an der Grenze

    wohnenden Vlker ruhte. In dieser Weise entstanden die

    morgenlndisch-monophysitischen Kirchen: die koptisch-abessy-

    nische und syrisch-jakobitische. Die armenische Kirche, schon

    lngst ganz selbstndig, hatte sich nach dem Chalcedonensevon der Reichskirche auch dogmatisch losgelst, indem sie

    den altkatholischen, vorchalcedonianischen Traditionen und

    Lehren treu zu bleiben sich bemhte.

    Der letzte und gewaltigste Versuch, alle diese Kirchen

    sammt der rmischen zur Einheit zu bringen und dadurch

    auch die fast 200jhrigen inneren Unruhen im Reiche zu be-

    seitigen, wurde von Heraklius (vom Patriarchen Sergius

    inspiriert) gemacht. Aus diesem Versuch entstand die grosse

    *) Johannes von Ephesus, Kirchengeschichte S. 21.2

    )Harnack, Dg. II S. 391; 394; 396; Loofs, Dg. S. 176.

    3)Joh. von Ephesus, a. a. 0. S. 67; 910; 2024; 30 u. s. w.

  • 14 monotheletische Streitigkeit, die fast ein ganzes Jahrhundert

    dauerte. Mit Professor Harnack stimmen wir darin berein,

    dass diese Bewegung ihre Entstehung den politischen Unions-zwecken des Heraklius verdankt 1 ). Als religise Streitigkeit

    wurzelt sie allerdings in dem Entwicklungsprozesse der christ-lichen Dogmen. Die Lehre des Monotheletismus, dass Christus

    aiav ivspYsiav und auch |xiav sAr^iv gehabt, ist nichts anderes,

    als die Folgerung aus der }xia-cpuai;-Lehre. Die Einheit der

    Person, die Einheit der menschlichen und gttlichen Naturen, wie

    sie der Monophysitismus lehrte, fhrt zur Einheit der Wirkung

    und Willensusserung. So ist auch die Behauptung der Gegner,

    der Dyophysiten, dass Christus zwei Wirkungen und zwei

    Willensusserungen, eine menschliche und eine gttliche, ge-

    habt haben sollte, die Folgerung aus der Zwei-Naturen-Lehre

    von Chalcedon und des Satzes Leos: agit enim utraque forma

    cum alterius communione, quod proprium est 2 ). Sogar dieAusdrcke \ii

  • 15 Htten nicht die irenischen Absichten des Kaisers und

    des Patriarchen bestanden, so htten die Parteien weiter in

    ihren Lehren beharrt; zumal die monophysitischen Kirchen

    schon am Anfang unserer Streitigkeit getrennt und in sichorganisiert waren.

    II.

    Die Quellen zur Entstehungsgeschichte des Monotheletismus.

    Die griechischen Quellen ber die Entstehung des Mono-

    theletismus sind sehr widerspruchsvoll. Im grossen und gan-

    zen knnen wir diese Quellen in drei Gruppen teilen. Die

    Schriften der ersten Gruppe, A, bezeichnen Theodosiopolis,

    d. i. Karin (jetzt Erserum) in Armenien als den Ort des Aus-

    bruchs unserer Bewegung, und die Verhandlungen des Kaisers

    mit einem gewissen Paul, dem Vorsteher der Severianer, alsden Anfang der Lehre von der jjiia ivsp^sta und der mit ihr

    verbundenen monotheletischen Streitigkeiten 1 ). Zu der zweiten

    Gruppe, B, gehren die Schriften, die Hierapolis in Syrien als

    den Ort der Entstehung angeben, und dem jakobitischen Pa-triarchen Athanasius die Entstehung jener Lehre zuschreiben 2).

    l] a. Der Brief des Kyros, Bischofs von Phasis, an den Patriarchen

    Sergius von Konstantinopel. Mansi: Collect. Goncil. T. XI. S. 559.

    b. Die Antwort des Sergius an Kyros von Phasis. Mansi XI S. 523.

    c. Der Brief des Sergius an den Papst Honorius. Mansi XI S. 529.

    2) a. Theophanes: Chronographia, bei Migne : Patrologiae graecae

    T. CVIII p. 677.

    b. Teoi^'wj xo KeBp-fjvou cuvo^is toxopicuv bei Migne Patr. gr. T. CXXI.

    S. 805.

    c. Icoowvou xoj Zcowpa xa euptoxop-eva ~avxa Migne Patr. gr.

    T. CXXXIV. S. 1283.d. EU xv iov *al x^v a&Xy)

  • 16 Die Schriften der Gruppe C erwhnen den Ort der Ent-stehung nicht und bezeichnen andre Personen als die Urheber

    der Streitigkeiten 1 ).

    Von vornherein knnen wir sagen, dass die unter A undC bezeichneten Quellen fr uns wichtiger sind als die unterB genannten. Denn die A- und G-Quellen sind nicht nurlter als die B-Quellen, sondern sie sind besonders wichtig

    dadurch, dass ihre Autoren alle an den Streitigkeiten per-

    snlich Teil genommen haben und zwar manche von ihnensogar von den ersten Anfngen an. Das lteste Schriftstck

    unter A und berhaupt in der ganzen Litteratur unsrerStreitigkeiten ist der an den Patriarchen Sergius von Kon-

    stantinopel im Jahre 626 geschriebene Brief des Kyros, Bischofs

    von Phasis. In der 13. Sitzung der 6. allgemeinen Synode

    (681) haben wir ein wichtiges Zeugnis fr die Zeitbestimmung

    dieses Briefes. Der Bibliothekar der Patriarchal-Archive, Dia-

    konus Georg, macht folgende Mitteilung darber: xou xaxa

    7:p)T7jV Ta-$iv eopov sv T(j) )(aptocpoXaxl(p tou suayou? Tcarpiap^eioi)

    Trpoc toT; 7j8irj 7rpoy.ojAiai)Eiai 7:ap' sjjlou, ETuaTOATjV Kupoo eTciaxoroo

    T^vixauia tou Oaaioo; Toy^avovTo;, ataXelaav irpo? 2spyiov tov ysvo-

    [jlevov Trarpiap^v t9;; &sotpoXaxtu TauTrjg xat aai'XtSo? ttoAs); rpo

    7:evt7jxovt7. s ypoveuv xara t^v to lmvp.T}ffiv tou rapsAfrovro;

    xuxAoo 2).

    Das zweite Schriftstck ist die Antwort des Patriarchen

    Sergius an denselben Bischof Kyros, und das dritte der Brief

    des Patriarchen Sergius an den Papst Honorius. Dieser Brief

    ist nach der Union zwischen Monophysiten und Chalcedonia-

    nern in Alexandrien (633) unter dem Patriarchen Kyros von

    Alexandrien und nach der Wahl des Mnches Sophronius

    zum Patriarchen von Jerusalem geschrieben worden. Sergiuserwhnt in seinem Briefe, dass Sophronius schon gewhlt sei.

    J) a. S. Maximi Disputatio cum Pyrrho , bei Migne Patr. gr. T. XCl.

    S. Maximi Opera II S. 287.

    b. Das Schriftstck des Bischofs Stephan von Dor in den Akten der

    Lateransynode, Mansi X. S. 892.

    2) Mansi XI S. 557; vgl. Walch B. IX S. 107. Hefele S. 131.

  • 17 aber sein Synodalschreiben noch nicht bekommen habe 1

    ),

    also im ersten Jahr des Sophronius, im Anfang des Jahres 634.

    Von diesen drei Schriften gibt uns nur die letzte eine

    Reihenfolge und einen verhltnismssig ausfhrlichen Bericht

    ber die Entstehung unserer Bewegung; die zwei ersten sind

    als Ergnzung der Nachrichten zu betrachten. Wir zitieren

    hier wrtlich die fr uns notwendige Stelle . . . rcpoTivo? cpavepou

    ypovou, Tjvut aTTjV xaxa rispadiv exaxpaxsiav o xaXXivixo; xai lisoaxr,-

    pixxo; Ssairoxr^ xai ji-iyac aaiXsu? sttoisito, oia xou? uirsp x^c irapa

    xou frsou xaxamareufrstar^ auxai cpiXo)(piaxou TroXixsia? ayiova?, xai ircl

    xa X7j? 'Ap[jLvia>v X^P ^ Y^Y0V jxepr^ ' xu>v Si 7tpa>xsu6vxoJV Tic, rJjs

    ouoaosou? Ssv^pou xou xaxapaxou [xspi'Soc, FlauXo? xouvoji., iv ixstvotc

    xoT? tottoi? avacpavsl? irpoasXsuaiv T^j auxo 7ronr]aaxo suassta xov

    UTrsp x9]

  • 18

    xo xecpaXaiwToo x9jc twv AxecpaXwv gelesen habe 1 ). Wirmssen hier noch eine Nachricht des Libellus synodicus hin-

    zufgen. 'ES-aicpv/js osHpa/Xsioc avaXawv ex t% uaccuc, OwxavavsXcuv, xvjv aatXetav 7iapeX*ae. xal tov xaxa spatuv dsoOev apa-

    jxsvo? iroXsu-ov, 7coTau.ov xov aaiv xaxeXaev. ev to xu>v AxecpaXwv

    Ticpl O-sXTjjiaTCv xat IvepYet&v Tic c.ut) nrelatv Trpoar^ayev. r^vtiva

    TTSootv Kupw toj (DraiSoc eiriaxorop avaxotv>oa[i.voc, ajxcpco i^airop^-

    aavisc, tco Ka>varavnvou7:oXctoc Sspyiop Ta irept toutou eyvjptaav.

    ocxtc atpextxov Troir^aac auveSptov xat xa auvotxa M^va u-ovojispu)!:

    iirioxe^ajxsvoc, jxtav OsXtjciv xat ivsp^etav eicl Xpiatou tou Osou

    xat owTTjpo; rju-wv etvat, xcji aaiXeT HpaxXewp avTeypa^ev 2).

    Allein ganz anders erzhlen ber die Entstehung des

    Monotheletismus die B-Quellen, nmlich die Chronographen

    Theophanes, Kedrenus und Zonaras. Ziemlich bereinstim-

    mend mit ihnen erzhlt auch die Schrift Et? tov iov xal t^vafrX7jatv tou botou Tcaxpo? 7jjx>v xat ou-oXoyr^Too Ma(fiou 3)

    .

    Theophanes berichtet folgendes: Touxw x(jS Ixet 6121 = 629p. Chr.) tou aotXea>c

    c

    HpaxXetou vto? ev ty, IepaitoXei, 7]Xdev itpo?

    auTov 'AOavaoto? o iraxptap^7]

  • 19 xal fi(av svepysiav v Xpiaxcji u)jjloAoy7jOV xal sypoi^sv. 6 s aai-

    Asu? ajjicpoTp(DV oToiyrpac, x^v ooArjV, eupev xal xov 'Aavaaiov

    aou/p(ovoovxa auxoT?. ytvu>axv ^ap oxi IvOa jxia VpyLa sip7]Tai,

    ixet xal jxia cpuau -p/u)pixat . . . . *). Das brige gehrt der

    weiteren Entwicklung der Geschichte an. Dasselbe wiederholen

    auch Kedrenus und Zonaras nur mit folgenden kleinen Ab-weichungen. Kedrenus setzt das Ereignis in das 25. Regierungs-

    jahr 2) des Heraklius und gibt dieselben Thatsachen, nur etwas

    knapper, wieder. Die Abweichungen bei Zonaras sind auffallen-

    der, deswegen zitieren wir wrtlich die betreffenden Stellen:

    Fvo;jLva) oi xu) aatXel'HpaxXsup xaxa xr^v' kpooaaArjjji o xwv Iaxa>-

    txa>v xaftAixoc irpo?sXr^XuO ,V, ov Ixslvoi iraxpiap^v u>vou.aov. xooxio

    xoivov o aatXu? aixtav 7rpoa9j7rxv, oxi xr^v iv XaX-XQVl [X7] 0)(OlXO GUVOOOV, [XTjO 0U0 CpUOlC V XptOXU)

    ^va)jjLva? o|xoXoYt, AiycDv a)c ei ye xitjv aovooov oiioixo,

    xat 8oo cpuai

  • 20-lung war der jakobitische Patriarch Athanasius schuld. Outo?yap V 'lspaicoXsi T7J? 2opia? xa> HpaxA&up oiaxpiovTi npoouov, xal

    07rouX)? toutov xal xaxor^tc uttsX^wVj 7tpoc xal oTroa^feai osXs-

    aaac, a>? xal ttjv ev XaXxsSovi Se^atTo auvoov, Tj Ta to> KovatavrivouTr&Xsajc dvasafrat xa

    000Y{jLva* dXXa [i^v xai Kupov Xlvov tgv OaaiBo?, irpo?sauiov t)Oyj }XTaxaXoaaOai .... xai oirp toutoi? eiyjooxouv, tout ivai xal auttp (Athanasius) aovooxouv. -qozi yap

    ouatpoiToc, xatpouc T"{j fjLta VpYia, xal itp ivl oToi^ouvtac eXTQjxaTi *).

    Unter den mit G bezeichneten Berichten ber die Ent-

    stehung der monotheletischen Streitigkeiten kommt fr uns alserster derjenige in Betracht, welcher von dem Abt MaximusGonfessor verfasst worden ist. Er ist ein jngerer Zeitgenosse

    des Patriarchen Sergius und der andern Teilnehmer an den

    Streitigkeiten. Auch Maximus hat eine ausserordentliche Bolle

    in denselben gespielt, aber hauptschlich in den spteren

    Perioden. Dieser Maximus hat i. J. 645 2) in Nordafrika eine

    Disputation ber unsere Streitfragen mit dem abgesetztenPatriarchen von Konstantinopel, dem Nachfolger des Sergius,Pyrrhus, gehalten, welcher ebenfalls auf Seiten des Mono-

    theletismus stand, wie sein Vorgnger. Diese Disputation ent-

    hlt auch einige Notizen ber den Ursprung der Streitigkeiten,

    welche sonst von niemandem mehr berichtet werden und fr

    uns sehr wertvoll sind. Sie sind von Maximus dem Pyrrhus

    als Antwort gegeben, welcher meinte, dass Sophronius (634

    Patriarch von Jerusalem), und zwar unntig, den Streit ber

    die Energieen begonnen habe. Maximus behauptet, dass ehe

    i) Migne: Patr. gr. T. XC. S. 7677. ber die Beschaffenheit undEntstehungszeit dieses Schriftstckes vgl. Walch, Ketzergeschichte B. IX

    S. 66.

    2) Hefele: Conc. Gesch. TU S. 189.

  • 21 Sophronius als Gegner des Monotheletismus hervorgetreten

    sei (zum ersten Mal in Alexandrien 633 wegen der 9 Unions-

    kapitel des Kyros, Patriarchen von Alexandrien), die Frage

    schon von Sergius in Bewegung gesetzt worden war; und als

    Beweise dafr teilt er die folgenden Thatsachen mit:

    a) Sergius hatte schon an Theodor, den Bischof von

    Pharan geschrieben, und ihm den Brief des Mennas oia t%\LEaixzioLc, 2spYioo xou Maxapwva, xou 'Apaivor^ sttloxottou zugeschickt

    TcpoipsTcofievo? aoxov irepi vqc, sv tj XtiAXqj (des Mennas) fiiac

    IvcpYSiac, xal hoc, OeA^jxaxo? xa, ooxouvxa snrsiv, xat avxeypa^ev,

    d7ro8^6[XVo

  • 22 in der gegen den Monotheletismus unter dem rmischen

    Bischof Martin I. gehaltenen Lateransynode (649) anwesend

    und hat ihr eine Schrift berreicht. Er hat in dieser Schrift

    vor der Auseinandersetzung der monotheletischen Lehre eine

    kurze Mitteilung ber ihre Urheber gemacht, die wir hier

    zitieren: TaoT7]V yap dEOTifiTjTi yaAoviwaav xat ipY]VEoooaav, xojjict-

    to)v oixT|V aypiwv ItteXiJovtec, ixapa^av oia tyjc oixeia? aipsaswc, iv

    Tup(TOL? }XV 0ooo>po? o t 9j c, a p a v InioxoTTO? yyovtoc.

    7TtTa Kupoc o AAE^avopEtac, tra ^Epyioc b Ka)varavTivou7ToX>c,

    xat ot toutov oiao?a}xvoi lluppoc xai HauAoc x ).

    So mannigfaltig und widerspruchsvoll berichten unsere

    Quellen ber die Entstehungsgeschichte des Monotheletismus.

    Welcher von diesen Berichten richtig ist, wollen wir in der

    folgenden Untersuchung zu erkennen suchen.

    III a.

    Chronologisch-kritische Beleuchtung der A- und B-Quellen

    und ihres Verhltnisses zu einander.

    Nach unseren A- Quellen ist der Ausdruck fwa Vpyia

    in Theodosiopolis entstanden und mit ihm auch der Anfang

    der Streitigkeiten. Sie erzhlen uns wenigstens nichts darber,

    ob vor diesem Ereignis schon irgend etwas in dieser Angelegen-

    heit geschehen ist. Leider geben sie kein chronologisches

    Datum darber.

    Allein Theophanes teilt uns mit, dass Heraklius zweimal

    in Armenien gewesen ist. Fr das Jahr 6113 nach der Welt-

    schpfung schreibt er: touko toj exei \irp\ AnpiAMtp 8', ivoixtuovl i',

    TzXsoia.c, 6 aoiXu?c

    Hpaxtoc r^v opxr;v tou Tzo.aya., i)i)ek

    ty) Bsutspa ioTripac vrx7jaEv xaxa HipoiSo? 2). Das zweite

    Mal fr das Jahr 61 11 tooto> ko stsi p/yjvt Maptup te', lv8ixtiu>vi

    i) Mansi X S. 89:*.-' Theophanes: bei Migne Patr. gr. S. 634.

  • 23 ia', otarapa? o aoiXsu? 'HpaxXsio? oltzo ttjc aaiAioo? xata 'V'/yc,

    acptxsxo st? 'Appjviav 1 ). Nach der Zeitrechnung des Theophanes

    ist das Jahr 6113 \ir^ 'AirptXXto? = 622 p. Ch. und 6114 r^vMapTio? = 623 p. Gh. 2).

    Wann ist dann die Ankunft des Kaisers in Theodosiopolisgewesen ?

    Auch bei dem armenischen Historiker Sebeos, dem Bischofder Bagratunier, welcher ein Zeitgenosse des Heraklius ist,

    und ein Werk unter dem Namen * Geschichte des Heraklius 3)

    geschrieben hat, ist von zwei Zgen des Kaisers nach Armenien

    gegen die Perser die Rede; allein nur fr den ersten erwhnt

    er, dass der Kaiser ihn ber Karin, d. h. Theodosiopolis (das

    jetzige Erserum) gemacht hat. Leider pflegt Sebeos nicht be-

    stimmte Zahlen als Daten anzugeben; er begngt sich damit,

    dass er manchmal irgend ein Regierungsjahr der persischenKnige oder der byzantinischen Kaiser angiebt. Nach Sebeossoll der Zug nach Armenien im 34. Jahre der Regierung des

    persischen Knigs Ghosrau Parvez begonnen worden sein. Er(der Kaiser) feierte Ostern in Konstantinopel, schreibtSebeos, und am Ostermontag fuhr er ber das Meernach Ghalcedon. Von da kam er nach Csarea in Kappa-docien, und von Csarea nahm er mit 120 000 (Soldaten)die Richtung nach dem Norden und ging gerade nachKarin. . .4).

    Die hnlichkeit der gesperrten Worte mit denen desTheophanes fr das Jahr 6113 = 622 ist klar. Sebeos hatnichts ber den Zug des Kaisers nach Cilicien und ber denKampf bei Issus mitgeteilt, weil diese Begebenheiten seinemZwecke fern lagen; denn er wollte nur diejenigen Partieen

    l) Theophanes: bei Migne Patr. S. 640.

    - ber die Art und Weise der Zeitrechnung bei Theophanes vgl.Jdeler Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie Bd. IIS. 448449; Hefele : Conciliengesch. Bd. III. S. 123. Nach Baronius An-nales Ecclesiastici T. XI. S. 173177 ist der erste Zug um 621 zu setzen.

    Ed. von Patkanian. Petersb. 1879.4

    ) Sebeos Kap. XXVI.

  • n

    des Zuges beschreiben, welche hauptschlich fr Armenien in

    Betracht kamen. Also auch Sebeos hat in diesen Worten den

    ersten Zug des Heraklius im Sinne, welchen Theophanes ins

    Jahr 622 setzt. Allein es ist hier eine Schwierigkeit zu lsen.

    Das 34. Jahr des Chosrau ist dem Jahre 623624 p. Gh. gleich;denn der Regierungsantritt des Chosrau fllt, wie Nldeke

    zeigt l)

    , in den Sommer 590. Es ist ein offener Widerspruchmit Theophanes, wenn das Datum des Sebeos richtig ist. Auszwei Stellen bei Sebeos aber ersehen wir, dass er den Chosrau

    ein Jahr frher den Thron besteigen lsst, als es eigentlich

    der Fall war. So setzt er z. B. die Ermordung des Mauricius

    und den Regierungsantritt des Phokas in das 14. Jahr 2) des

    Chosrau , also in das Jahr 603, statt 602 3). Dasselbe Datum

    fr die Ermordung des Mauricius und die Thronbesteigung des

    Phokas gibt auch Tabari 4 ). Mit Recht aber bemerkt Nldeke,

    dass dieses Ereignis schon im Laufe des 13. Jahres des Chosrau

    (im November 602) stattgefunden hat 5 ). Ausserdem ist nach

    Sebeos das 22. Jahr des Chosrau 6)

    gleich dem ersten desHeraklius, dessen Thronbesteigung nach Theophanes 6102 =610 p. Ch., auf den 4. Oktober zu setzen ist 7). Also auch

    hier ist derselbe Fall zu bemerken.

    Noch ein anderer Umstand besttigt die Richtigkeit des

    Datums des Zuges bei Theophanes. Der armenische Schrift-

    steller Moses Calancatuatzi sagt, dass Chosrau in seinem

    1 Nldeke, Tabari: S. 430, 431, 435 Anhang; Nldeke: Aufstze zurpersischen Geschichte. Lpzg. 1887. S. 122; Nordtmann: Chronologie der

    Sassaniden S. 24. Sitzungsberichte der phil. philol. und bist. Klasse derBerliner Akad. d. Wissensch. 1871. Vgl. auch Dulaurier: Recherches sur la

    Chronologie armenienne S. 55.2

    ) Sebeos: Kap. 21.3J ber den Fehler des Theophanes in diesem Datum (nach ihm um

    6095 = 603 p. Ch.) vgl.Ed.de Muralt: Essai de Chronographie ByzantineS. XIII.

    4) Tabari S. 290.

    5) Vgl. Dulaurier: Recherches S. 356.

    6) Sebeos: Kap. 24.7)Tabari: S. 459; Dulaurier S. 220; Nldeke: Aufstze S. 126.

  • 25 -38. Regierungsjahr ermordet worden ist 1 ). Nach Nldeke ist

    Chosrau's Absetzung am 25. Februar 628 und sein Tod am29. desselben Monats erfolgt 2). Der kleine Unterschied in dem

    Briefe des Heraklius hat fr uns keine Bedeutung 3). Wennes festgestellt ist, dass Ghosrau in seinem 38. Jahre ermordet,

    und das bestimmte Datum seiner Regierung in die Jahre 590

    bis 628 (25. Februar) fllt, so ist klar, dass das 34. Jahr des

    Ghosrau nicht gleich 622623 sein kann, sonst wrde er626627 gestorben sein. Es ist klar, dass das Datum beiSebeos falsch ist. Die Mglichkeit ist nicht ausgeschlossen, dass

    in diesem Falle Sebeos selbst keine Schuld trifft; denn die

    betreffenden armenischen Buchstaben fr 3 und 4 konnten wegen

    ihrer hnlichkeit in den Cursivhandschriften sehr leicht ver-

    wechselt werden. Der Kaiser ist also jedenfalls 622 in Karin-

    Theodosiopolis gewesen, und in dieselbe Zeit sind wohl auch

    die Verhandlungen des Kaisers mit Paulus zu setzen 4).

    Wann haben aber die Verhandlungen des Kaisers mitAthanasius stattgefunden ?

    Unsere Hauptquelle fr dieses Ereignis, Theophanes, setzt

    die Ankunft des Kaisers in Hierapolis und seine Zusammen-kunft mit dem Patriarchen der Jakobiten, Athanasius, ins Jahr6121 = 629 p. Ch. r>). Kedrenus, der ganz hnlich wie Theo-phanes erzhlt, weicht im Datum von ihm ab und setzt es indas 25. Regierungsjahr des Heraklius 6), also 634635 p. Ch.Zonaras gibt kein Datum, aber setzt diese Zusammenkunftin Jerusalem, was allerdings falsch ist, hinter die Erzhlungvon der Befreiung des Kreuzes und des Patriarchen Zacharias,also nach 629. Auch der Verfasser des Lebens des Maximusverlegt die Entstehung der Bewegung in die Zeit nach der

    1)Moses Galancatuatzi, Historia terrae Albanorum ed. M. Emin

    Moskau 1860. 1865. Teilweise M. Brosset: Extraits de l'histoirs des Ag-hovans en armenien, St. Petersb. 1851.

    2)Tabari: S. 382 Anmerkung.

    3) Chron Pasch., Migne: Patr. gr. T. XCII S. 1020.4

    ) Baronius, Annales ecclesiastici S. 179, 181.5) Theophanes S. 677 bei Migne.

    e) cf. Anm. 2 auf S. 19.

  • 26 Beendigung des Krieges, ohne jedoch ein bestimmtes Datumzu geben. So die griechischen Chronographen.

    Ausser den obengenannten Schriftstellern schreiben ber

    diese Thatsache auch die syrischen Historiker Michael der

    Syrer 1 ), Patriarch der Jakobiten 11661199 und Mar Gre-gorius Barhebrus, Maphrian des Orients 1264 1286, der seineArbeit hauptschlich aus Michael und seinen Vorgngern ge-

    schpft hat 2).

    Nachdem Michael den Tod des Chosrau, den Regierungs-antritt Kavadh's und seine Friedensverhandlungen erzhlt hat,

    teilt er folgendes mit: Und Heraklius wendete sich (von

    Syrien) nach Theodosiopolis und schwchte (er denkt an das

    Konzil von Karin) die Armenier wegen der Unwissenheit des

    Esras, ihres Fhrers. Aber er konnte nicht alles so durchsetzen,

    wie er wollte, weil Gott die mhevolle Arbeit (das Schwitzen)

    des Mrtyrers Gregorius (des armenischen Illuminators) ansah.

    Danach kam er nach Urha (Edessa) ; dort kam ihm die Mehrzahlder Geistlichen entgegen, weil man aus den Klstern des Bergesinsgesamt herbeieilte und sich unter die Bewohner der Stadt

    mischte. Der Knig bekam Respekt vor ihnen, beugte sich und

    fiel vor den Heiligtmern nieder auf die Erde. Er sagte: es ist

    nicht gut, von den Gebeten dieser Leute ausgeschlossen zu sein,

    wenn sie auch die Anhnger der Lehre einer Natur sind.

    Seine Ankunft fand am Feste der Geburt Christi statt;er ging in die Kirche der heiligen Sophie und reichte der

    Kirche und den Priestern Geschenke dar. Whrend der Messe

    bat er um Teilnahme an der Kommunion, aber der ErzbischofEsajas forderte von ihm zuerst, dass er den Tomos des Leo

    und das Konzil von Chalcedon verdammen sollte. Der Knig

    l) Der Text der Geschichte Michaels war bis vor kurzem nur m

    einer armenischen bersetzung vorhanden, ist aber, wie ich aus Krum-

    bacher, Gesch. d. byz. Lit., entnehme, jetzt im Urtext gefunden, aller-

    dings noch nicht ediert.'-' Vgl. Schnfelder: Kirchengeschichte des Johannes von Ephesus,

    Mnchen 18G2 S. XI und Geizer: Sextus Julius Africanus und die byzan-

    tinische Chronographie II 1. S. 401.

  • 27

    wurde darber zornig, nahm den Schlssel der Kirche an sich

    und ging hinaus. Nach der Messe warf er sie (die Jakobiten)

    aus der Kirche heraus und gab sie den Ghalcedonianern. Undder heilige Athanasius, der Patriarch von Antakh

    kam nach Mnbetsch 'Mabug, Hierapolis), um dem Knigeentgegen zu gehen. Unter den 12 Bischfen ... (es folgen

    die Namen) befand sich auch Esajas von Urha (Edessa), welcher

    zu ihm gegangen war, um ber jenen Vorfall Bericht zu er-statten. Als der Knig in Mnbetsch war, besuchten sie ihn

    dort und sagten: mache uns, o Knig, die Herrlichkeit (Herr-

    schaft) der Perser nicht lieber, als die der Christen und beeile

    dich nicht, die Wahrheit auszutreiben. Der Knig verstand

    dieses Wort und sass 12 Tage lang mit seinen Weisen und

    Batgebern gegen die Orthodoxen (Monophysiten) zu Bte;

    da siegte die Wahrheit. Er sagte : es ist kein Makel an ihnen,

    aber wir wollen auch an unserem Glauben festhalten. Da

    ging er (der Kaiser) nach Antakh. Die Frsten und Geist-

    lichen der Stadt und diejenigen, welche am kniglichen Hofewaren, berieten sich und sagten dem Knig: Wenn du dieseLehre nicht offen bekmpfst, wie die Bmer und Griechenwnschen (im Text: sagen), so kann dein Beich nicht lange

    Bestand haben, und es wird Gott an dir auch nicht Wohl-

    gefallen haben, wenn die Arbeit so vieler Menschen vernichtetwird. Der Knig hrte sie an und gab Befehl, die Mono-

    physiten zu schmhen und zu qulen. Sie drfen sich nicht

    unterstehen, vor mir zu erscheinen; sie drfen keine Kathedrale

    besitzen; ich habe Grossarmenien umgewandelt, und wer sind

    diejenigen, welche mir nicht gehorchen wollen?

    Ausser dieser Mitteilung besitzen wir bei demselben Ver-

    fasser noch einen Brief von diesem Athanasius an den schon

    abgesetzten Vorgnger des Esras, Christaphor, der viele Schler

    um sich versammelt hatte und in einem Kloster lebte. DerAnfang dieses Briefes handelt wieder von der armenischen

    Union. Meinem Vater und Herrn Christaphor Freude im

    Herrn! Ich habe gehrt, dass die Thorheit des Esras deiner

    Heiligkeit nicht gefallen hat, und preise Christus und seine

  • 28 Gnade an dir 1 ;. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser Brief

    in der Zeit zwischen der armenischen Union und den Ver-

    handlungen des Kaisers mit Athanasius geschrieben worden ist.

    Aus dieser Mitteilung erhellt, dass Michael der Syrer die

    Zusammenkunft des Kaisers mit Athanasius nach dem Konzilvon Karin geschehen sein lsst, welches, wie wir sehen werden,

    im Jahre 633 stattgefunden hat. Das Ereignis in Hierapolis

    ist also nach diesem Datum an den Anfang des Jahres 634

    p. Ch. zu setzen; denn der Kaiser war zu Weihnachten in

    Urha (Edessa). Barhebrus, der seine ganze Erzhlung ber

    diesen Athanasius von Michael entnommen, schreibt nichts

    von den Bemerkungen, die Michael ber das Konzil von Karin

    gemacht hat, weswegen auch Assemanni mit den andern diese

    Zusammenkunft gegen das Jahr 629 setzt, obwohl er das Konzil

    von Karin um 632 stattfinden lsst 2).Die Zeitangaben des Theophanes und des Michael sind

    sehr verschieden. Welcher von beiden hat Recht?

    Dass der Kaiser 629630 in Syrien gewesen, ist eineThatsache, die nicht nur Theophanes, sondern auch Sebeos

    berichtet. Gleich nach der Erzhlung von der Erhhung des

    Kreuzes in Jerusalem, schreibt Sebeos: Und er der Kaiser) ging

    seinen Weg, gerade nach dem syrischen Mesopotamien, damit

    er die Grenzen der Stdte fr sich bestimmen knnte 3). Die

    Befreiung des Kreuzes und die Rckkehr des Kaisers von

    Jerusalem nach Syrien setzt Theophanes ins Jahr 6120 = 628,indem er schreibt: EfeeXOwv oi o aaiAso; ev ispoaoAo[ioic , xai

    aTroxaraaTrjaac Za^ap(av tov aTpiap^v, xai Cu>o7roia oAa efe tov

    i'Siov tottov. xai TroAXa oyapiaTqaa^ tio so) . . . Kai eAi)jv ei?

    tyjv 'IepairoXiv, -/jxooasv otl 2ipor,c teiW^xev o tuw Flspauiv aaiAsuc 4 ).

    Die armenischen Schriftsteller aber bringen fast ohne Aus-

    nahme die Befreiung des Kreuzes in Zusammenhang mit der

    *) Ich zitiere die Handschrift in der knigl. Bibl. zu Berlin, weil mir

    dort kein gedrucktes Exemplar zugnglich war.2)Assemanni Bibliotheca juris orientalis T. IV S. M18.

    3) Sebeos: Kap. 29.4) Theophanes: bei Migne S. 676.

  • 29 V

    Thronbesteigung des persischen Feldherrn Sahrparz, der vom27. April bis zum 9. Juni 630 regierte 1). Aber Nldeke be-weist, dass die Erhhung des Kreuzes schon am 4. September629 geschehen ist. In dieser Zeit war Sahrparz noch nicht

    V

    Knig; trotzdem steht es fest, dass der Kaiser mit Sahrparz

    darber verhandelt hat. Vor dem Regierungsantritt des Sahr-parz war dem Heraklius das Kreuz schon zurckgeschicktworden 2). Es ist also eine Thatsache, dass Heraklius nach

    der Erhhung des Kreuzes um 629630 in Syrien gewesenist; aber das ist kein Beweis dafr, dass auch die religisen

    Verhandlungen im Jahre 629 stattfanden, wie es allgemein

    angenommen wird.Das besttigt, nicht nur Michael der Syrer, sondern nach

    unserer Meinung auch der Brief des Sergius an den Papst

    Honorius, wo folgende Mitteilung steht 3): apxio>? hk o iravsoaf%xal {koar/JpixTo? tj{jlu>v Ssairdr/js (Heraklius) xaxa ttjV 'E8sao7jVu>v

    8iaxpia>v ttoXiv Tiavsuos^ xspaiav siroirjoaxo Tcpo; 7][xac irapaxsXsuo-

    fxsvYjV, iva xac iraxpixa? sxsTva

  • 30 to)V rfiy] xsxiV7)fiivu>v s/ovis? [xvtiJjl^v, xal tov sx t9jc ToiaoTr,

    ;

    xiV7jasa)c apap.Vov ilopuov dirioTajxevotj avrjYaYoji.sv t -^ autou

    Tuavsuoest -faX^vo-^TL oid jistpia? ^jj-ojv dvacpopa? xal YpafAjiaTtDv Ttpoc

    tov exXsEOTaxov aaiXixcv aaxsAAdpiov tu>v irepl touto irap' ^jjlwv

    YVO[iV>v aTraaav ;?;; tou xecpaAaiou tyjv XsTrio^spstav , xal 10c ou

    p7J T TTSpt TY]? 1017.1)77^ C^TTjOSO)? EpEOVCfV, OtXX' E{X[1SVEIV TT] TSTplfl-

    pivfl xal a'jjjLcpojvojc Trapa kvt>v bfioXoYOUjiev^ Tratptxfl oiSaaxaXia

    irspt xou toioto Crr^r^a.Toc, xal b[i.oXoYeiv tov }iovoYvri

    otov tou

    Osoo, tov ovta xata aX^deiav i)sov au. xal avi)pa)7rov , tov auTov

    ivspYsTv toi i)eT xai avfrpioiriva xal e; svoc xal tou aurou asaap-

    xu>uivou Osou Xoyou, xai)' a cpaaavTc ecp7jjiev, iraaav upoisvai d[j.s-

    pioT>? xal aiatpSTO)? siav te xai avfrpMriVYjV ^vspYtav 1).

    Wir wissen, dass der erste Gegner des Monotheletismus

    Sophronius war, der erst nach der Union in Alexandrien (633)

    ans Licht tritt. Aus dem ganzen Briefe des Sergius knnen

    wir schon sehen, dass er keinen andern Gegner kennt, als

    den Sophronius. Der an dieser Stelle erwhnte o'puoc ist

    also der Streit des Sophronius in Alexandrien und in Kon-

    stantinopel 2 ). Wegen dieser Unruhe gibt Sergius dem Kaiserden Rat, dessen wir schon gedacht haben. Daraus folgt,

    dass die Verhandlungen des Kaisers mit Athanasius im Laufe

    desselben Jahres oder ein paar Monate spter stattgefunden

    haben und nicht 629. Wir schweigen auch davon, dass Sergius

    selbst nichts von den Verhandlungen des Kaisers im Jahre 629

    erzhlt, was sehr unverstndlich wre, wenn sie wirklich vorder Abfassungszeit des Briefes stattgefunden htten.

    Wir mchten noch das Folgende hinzufgen. Sophronius,

    der neugewhlte Patriarch von Jerusalem anathematisiert unter

    den anderen Hretikern in seinem Synodalschreiben an Sergius

    auch unsern Athanasius: fxeft' d>v (mit den anderen Hretikern)

    xal oi auxiv njaav xai xaraDr^a

    AOavaoid? te 6 Supos, xal 6 'ATroCoYapio; 'Avaaraoto?, xal ot tt]v

    toutojv aaujxjBaTov auu^Saaiv, daotxaTcoc te xai d[Aai)coc TrpoaisuEVOi,

    ) Mansi XI S. 5365:57.2

    ) Vgl. denselben Brief Mansi XI. S. 532 5:! 3.

  • 31

    xal dtXoyaT>v Sixyjv xttjvcv uir t&v ooy.oXou[ivor xat dXXvjXoi;

    {xsv cp'/jai cpiXix)? aojj/pspojxsvoi, ott' aXXvjXtov 8s toT? dvadsfxaTtOfXoT^

    ^po)8aj? TiTpo)axo[XVot' v8uai)a)aav s auv autoTc xai ireptaXXio-

    oioav to dvai)rj|j.a xal xaTade^a *).

    Hier handelt es sich um die Union, die die obengenanntenPersonen Athanasius und Anastasius im Jahre 6 1 6 nach Bar-

    hebrus gestiftet haben sollen 2). Hier ist, wie auch Walch

    bemerkt (S. 90), keine Rede von den Verhandlungen in Hiera-

    polis, weil Sophronius nichts von ihnen wusste. Wenn diesesEreignis wirklich 629 stattgefunden htte, wie Theophanes

    erzhlt und alle neueren Gelehrten behaupten, so wre es

    geradezu unmglich, dass er nichts davon gehrt haben sollte.

    Denn Sophronius war der einflussreichste Gegner des Mono-

    theletismus; er hatte ihn in Alexandrien, in Konstantinopel

    vor den Patriarchen der beiden Stdte bekmpft, er war jetzt

    zum Patriarchen von Jerusalem gewhlt worden, hatte alsoBeziehungen zu den in dem Streit beteiligten Personen; istes also nicht wahrscheinlich, dass er etwas davon gehrt

    haben sollte ? Und wenn er etwas gehrt htte, so wrde ersicherlich nicht geschwiegen haben, weil doch sein ganzes

    Schreiben gegen die neue Lehre gerichtet war.

    Die Mitteilung des Barhebrus 3), dass dieser Athanasius

    631 gestorben ist, verdient keine Glaubwrdigkeit. Dagegen

    spricht nicht nur Michael der Syrer, der ihn nach der ar-

    menischen Union in Karin (633) einen Brief an den abgesetzten

    Vorgnger des Esras, den Katholikos Christophor schreiben

    lsst, wie wir gesehen haben, sondern auch Dionysios Bar-

    salibi setzt seinen Tod in das Jahr 64 4 4 ).Aus allen diesen Errterungen glauben wir schliessen zu

    drfen, dass die Religionsverhandlungen des Kaisers mit Atha-

    nasius nicht in das Jahr 629, sondern 633 634 fallen.

    i) Mansi XI. S. 501.

    Vssemanni, Bibliotheca Orient. II S. 334. Lequien II S. 444; Walcha. a. 0. S. 90. 91

    .

    3) Assemanni, Bibliotheca Orient. II S. 3 34.

    1 Assemanni, Bibliotheca Orient. II S. 103.

  • 32 Nachdem wir die Daten der Verhandlungen des Kaisers

    mit Paulus in Armenien und mit Athanasius in Hierapolis

    festgestellt haben, ist es ganz selbstverstndlich, dass die Be-

    richte des Theophanes, welche die Bewegung des Mono-

    theletismus mit den Verhandlungen des Kaisers in Hierapolis

    begonnen sein lassen, nicht richtig sein knnen. Wenn derKaiser schon 622 die Lehre von der fiia evipyeia ausgesprochen

    und vor 626 der Beschtzer und Verbreiter derselben gewesen

    war, wie der Brief des Kyros von Phasis bezeugt 1 ), so ist es

    gnzlich falsch, wenn Theophanes behauptet, dass die Frage

    Tcspt tyjc evspYsia? xal to>v OcXr^artv dem Kaiser fremd war, und

    er von Sergius durch einen Brief, und von Kyros von Phasis

    persnlich wissen wollte, ob sie SmAa r, u.ovo8ixa sind. Es

    kann auch die Behauptung nicht richtig sein, dass der Kaiser

    den Kyros von Phasis wegen dieser Frage zu sich nach Syrien

    berufen habe, weil seine Verhandlungen, wie wir gesehen

    haben, 634 stattfanden. Seit 630 aber war Kyros schon

    Patriarch von Alexandrien. Die Behauptung Lupus', dass der

    Kaiser sogar die Akten dieser Verhandlungen ad Sergium et

    Cyrum Lazorum Metropolitam geschickt hat, entbehrtjeder Grundlage 2). Es ist wieder unrichtig, dass Sergius erst

    jetzt seinen Beifall zu der neuen Lehre gegeben hat. Da-

    gegen sprechen nicht nur die oben zitierten Briefe, sondern

    auch Zonaras, der behauptet, dass Sergius TraAai xa. t?^ Movo-

    OsXtjTwv irpeoeuwv cupeasu)?, jxtav cpuaixrjv OsAr^atv xal jxtav vsp-

    ysiav stv oy}xaTisiv iiz\ Xptarou . . . . 3 ).

    \ Mansi XI S. 564.2)Lupus, Dissert. de VI. Synode- Kap. \ ; Baronius, Annales XI S. i8i;

    Assemanni.

    3) Zonaras: bei Migne CXXXIV 1285. ber die andern Fehler desTheophanes in seiner Darstellung der Entstehungsgeschichte des Mono-

    theletismus vgl. Hefele a. a. 0. S. 135136.

  • 33

    III p.

    Die C-Quellen

    und das erste Datum in der Monotheleten-Geschichte.

    Nachdem wir die Widersprche unserer A- und B-Quellen

    auseinandergesetzt haben, mssen wir jetzt auch noch das

    Verhltnis zwischen den A- und G-Quellen in Ordnung bringen,

    um den frhesten Zeitpunkt des Monotheletismus festzustellen.Walch und Hefele *) haben auf Grund der Aussage Stephans

    von Dor, welcher den Bischof Theodor von Pharan als Trpwto;

    unter den Monotheleten nennt, die Vermutung aufgestellt, dass

    auch Maximus dasselbe thue, da er von ihm in dem ersten

    seiner oben erwhnten 4 Punkte spreche.

    Allein die genaue Prfung dieser Quellen zeigt, dass diese

    Behauptung nicht wohl begrndet sein kann. Aus dem ganzenBericht des Stephan von Dor sehen wir, wie schlecht er ber

    die Entstehungsgeschichte des Monotheletismus unterrichtet ist.

    Er nennt als 7tpuko? unter den Monotheleten den Theodor von

    Pharan, als zweiten Kyros von Alexandrien und erst alsdritten Sergius von Konstantinopel. Nichtsdestoweniger hat

    Sergius schon sehr frh und schon vor Kyros, wie Kyrosselbst in seinem Briefe bezeugt, an dem Streit Teil genommenund sogar den Entwurf eines kaiserlichen Ediktes zur Ver-

    teidigung der neuen Lehre gemacht 2 ). Dies ist ein unerschtter-

    licher Beweis dafr, dass Stephan von Dor in der Entstehungs-

    geschichte des Monotheletismus nicht gut unterrichtet war,

    wenn er den Kyros dem Sergius voranstellt. Ausserdem knnenwir auf Grund der Stelle bei Stephan von Dor und ihrer Fort-setzung wohl annehmen, dass er sich Kyros zu der Zeit,da er die Union stiftete (633), als Patriarchen von Alexandrien,

    und nicht als Bischof von Phasis vorstellt, welcher 626 mit

    dem Kaiser verhandelte. Hiernach knnte es scheinen, alsob er berhaupt nichts von den letzten Verhandlungen weiss.

    i) Walch Bd. IX S. 93, 98. Hefele a. a. 0. S. 125126.2

    ) cf. S. 17 (dieser Arbeit).

  • 34 Nach dieser Erwgung drfen wir annehmen, dass, wenn

    Stephan von Dor Theodor von Pharan Trpa>-o? unter den Mono-theleten nennt, er nicht etwa an einen Vorgang vor demSchreiben des Sergius an den Paulianisten Georg, Arsas ge-

    nannt, denkt, wieWalch 1) und Hefele 2 ) es fr wahrscheinlich

    halten, sondern an einen viel spteren. Vielleicht steht dieser

    Bericht ber Theodor von Pharan in irgend welcher Beziehung

    zu der Nachricht, die derVerfasser der Schrift sie tov fov u. s.w.

    ber die Union in Alexandrien von 633 mitteilt: 'AfisXsI xou

    Kupo? 6so8toptp Tai x% Oapav sTuaxdirto izpoc, Xdyoo? sXfrtov, acpdSpaauT) tote, MovoeXYjiai? auvojxapTouvTi, TroteTrai rfit] auv toutoj ty)v

    outoj xaAoujjiv^v uSpoacp^ Ivwoiv 3). Dieselbe Nachricht haben

    wir auch bei Theophanes 4;. Es ist dies wohl mglich, zumal

    auch Sophronius, nachdem er umsonst in Alexandrien gegen

    die Union seinen Widerspruch erhoben hatte, nach Kon-

    stantinopel geht, um sich bei Sergius zu beklagen. Ausunseren Quellen ersehen wir nicht, dass Sophronius irgend

    eine Ahnung von der frheren Stellung des Sergius zur Streit-

    frage hat. Daher ist es nicht ausgeschlossen, dass auch der

    Gesandte des Sophronius, Stephan von Dor, ber die Ent-

    stehungsgeschichte nicht unterrichtet war.

    Fr uns ist die Nachricht des Maximus viel wichtiger:

    aber auch bei ihm ist keine chronologische Reihenfolge ge-

    geben 5). Prfen wir aber diese Nachrichten genauer, so scheint

    es mglich zu sein, eine gewisse Chronologie herzustellen.

    Aus 4 Punkten, welche Maximus ber die Vorgeschichte des

    J) Walch a. a. 0. S. 93, 98.

    2) Hefele a. a. 0. S. 4 25, 426.

    3) Migne Patr. XC. Opera Maximi I S. 7 7.

    4) Migne CVIII S. 680.

    5) Walch a. a. 0. S. 94 hlt seinen Bericht fr chronologisch; S. 4 05106 aber widerspricht er sich selbst, indem er behauptet, dass Sergiusaus Theodosiopolis (nach Walch selbst a. 622623. S. 102; an Paul den

    Einugigen geschrieben hat; denn diese Nachricht steht bei Maximus an

    2. Stelle und der 3. Punkt ist nach Walch selbst in den Zeitraum um 64 6zu setzen.

  • 35 Monotheletismus giebt, ersehen wir, dass der Brief des Mennas

    an Theodor von Pharan, an Paulus den Einugigen, den Se-

    verianer, und an den Bischof Kyros von Phasis geschickt

    worden ist; vom Paulianisten Georg dagegen erbittet Sergius

    Beweisstellen icepi jxta? ivepYs(a

  • 36 schehen, welcher 6066 1

    6

    J

    ) Bisehof von Alexandrien gewesen

    war. Also um 616 hatte schon Sergius an den PaulianistenGeorg geschrieben und Beweisstellen erbeten. Allein der

    Persereinfall in Alexandrien, welchen Maximus ausdrcklicherwhnt, findet nach Theophanes 2 ) 6107 = 615/6 statt; tootwi(j> erst, schreibt er, TrapeAaov ot Ilspoat iraoav tyjv

    AiyoTCTov xal 'AXsSav8peiav xal Aiur^v Itoc Aikoiuac. Tabari

    lsst die Schlssel der Stadt Alexandrien im 28. Regierungs-

    jahr des Chosrau (617) zu ihm schicken. Nldeke meint,

    dass die Schlssel etwas spter in die Hand des Knigs ge-langt sind 3). Michael der Syrer setzt die Eroberung von

    V

    Jerusalem durch den persischen Feldherrn Sahrparz in das

    6. Regierungsjahr des Heraklius (616), wenn er sagt: und nach

    einem Jahr ging er nach gygten, eroberte es und unterjochte

    das ganze Libyen den Persern bis zum Kuschan (thiopien).

    Die Eroberung Jerusalems aber fllt sicher nicht in das Jahr 61 6,sondern 61

    4

    4). Wenn nun die Eroberung gyptens ein Jahr

    darauf stattgefunden haben soll, so msste sie in das Jahr 615

    fallen. Wie verschieden nun aber auch diese Daten sind, so

    ist doch wenigstens soviel sicher, dass gypten erst 616 in

    die Hnde der Perser gefallen war.

    Daraus folgt, dass Sergius schon seit 616, wenn nicht

    frher, sich mit den Ausdrcken des Monotheletismus \iia

    evspfsia und jiia ^sXtjok; beschftigt, und die Union der Mono-

    physiten ins Auge gefasst hatte, worber Sergius in seinem

    Briefe an Honorius gnzlich schweigt.

    i) Herzog, RE-' VII S. 40. Wetzer und Weite's Kirchenlexikon Bd. 6

    S. 1598; Baronius setzt seinen Tod um 620. S. 170. Theophanes S. 124

    setzt das erste Jahr seines Episkopats um 6101 = 609 p. Ch.2) Theophanes: bei Migne S. 632. Baronius, Annales ecclesiastici ed.

    Theiner S. 151.

    3) Tabari Nldeke; S. 291.

    4) Theophanes: bei Migne S. 632; Baronius T. XL S. 121 122; Du-laurier S. 221 ; Tabari S. 291.

  • 37

    IV.

    Geschichtliche Darstellung des Monotheletismus

    Ms zum Konzil von Karin (633).

    Im vorigen Kapitel haben wir gesehen, dass das frheste

    und sicherste Datum in der monotheletischen Bewegung in

    der Zeit von 616 liegen kann. In diesem Jahre schreibt der

    Patriarch Sergius an den Paulianisten Georg, Arsas genannt,

    er solle ihm Beweisstellen irspt [xta? ivspyeia? schicken; ausser-

    dem wissen wir aus diesem Bericht, dass er die Absicht hatte,

    die Paulianisten in' die Kirche aufzunehmen. Dieser Bericht

    ist fr uns sehr wertvoll : denn aus ihm ersehen wir klar, wodie monotheletische Bewegung ihren Ursprung nimmt 1 ). Der

    Patriarch Sergius wollte eine Union mit den Monophysiten

    stiften. Allerdings ist hier nur von der Union mit einer

    monophysitischen Partei, mit den Paulianisten 2), die Rede,

    aber der sptere Lauf der Dinge zeigt, dass Sergius schon

    von Anfang an grosse Unionsplne im Auge gehabt hat. Die

    Bewegung in ihrer Vorgeschichte wird eingefdelt durch Ser-

    gius, sofern er versucht, sowohl die monophysitischen Hupter

    wie die orthodoxen Bischfe fr die Union zu gewinnen.

    Fr das Verstndnis der Sache wird es vielleicht nicht

    unntzlich sein, wenn wir eine kurze Charakteristik dieserPersnlichkeit zu geben versuchen.

    Theophanes berichtet, dass Sergius ein Sohn jakobitischerEltern war 3). Von seiner Erziehung erfahren wir nichts; aberder Umstand, dass er zum Patriarchen von Konstantinopelgewhlt wurde in der Zeit, als die Mono- und Dyophysiten

    *) Auch die 6. allgemeine Synode nennt als den 1 . Monotheleten denSergius. Mansi XI. 13. Sitzung S. 555. Vgl. Hefele 126.

    2) ber die Entstehung dieser Partei : Johann von Ephesus Kirchen-

    geschichte S. 161, 164, 165, 169, 171, 189 und Walch Bd. VIII S. 547;Bd. IX S. 99.

    3^ Theophanes: bei Migne S. 690. lepros yP, #te SopoYev^s xal *(ov&m

    laxtoiTtv imapyouv, fxiav cpuatx-fjv OsX^atv xai jjiiow dvIpYetav is Xptattb ujfJtoXo-

    IfTjoev xal e^pat^ev.

  • 38 einander so scharf gegenberstanden, beweist, dass er eine

    orthodoxe Erziehung genossen und in diesem Kreise auch

    seine Laufbahn begonnen haben muss l). Als Diakonus wirkte

    er in der Hauptstadt, und 609 p. Chr. ist er zum Patriarchenderselben Stadt gewhlt worden 2). Er hat den Kaiser Hera-

    klius gekrnt, aber von engen und freundschaftlichen Bezie-

    hungen zwischen ihm und dem Kaiser wissen wir aus derZeit vor der Expedition des Kaisers gegen die Perser nichts.

    Im Jahre 619 hat er zusammen mit dem Volke den Kaiserverhindert, die Stadt zu verlassen und nach Karthago zu

    ziehen. Von jetzt an sehen wir ihn mit dem Kaiser Hand inHand gehen. Wenn der Kaiser mit dem Schwerte in der Handdas gesunkene Reich hob, so fand er dabei in der thatkrftigen

    Wirksamkeit des Sergius eine Untersttzung, die nicht zu

    unterschtzen ist. In der Abwesenheit des Kaisers sollte

    Sergius ioixsTv TTpayfiaxa auv Bovoaai xa> 7uaTpixt(j> 3). Was frein Ansehen er im Reiche genoss, zeigen die Worte, die der

    Kaiser an ihn richtete, als er die Stadt verlassen und seinen

    Zug gegen die Perser beginnen wollte. Ei? x^pa? tou deou

    */ai TYj? 0sO|l-Y}TpOC, XOU OO acpi^JXl T7)V TToAlV TttUT^V Xdl TOV UlOV

    ijlou, sagte der Kaiser 4). In der Abwesenheit des Kaisers aber

    war er Tarne de l'empire, un inspirateur de toutes les in-

    stances 5 ). Er hatte schon dem Kaiser und dem Reiche einengrossen Dienst erwiesen, indem er die kirchlichen Schtze

    fr die Expedition bewilligte und dadurch dem Volke das

    beste Beispiel von Opferwilligkeit gab.

    Die Abwesenheit des Kaisers hat allerdings viel dazu

    beigetragen, sein Ansehen im Reiche zu erhhen, aber nie-

    mals sehen wir, dass er von diesem fr seinen persnlichen

    Ehrgeiz Gebrauch macht. Er wirkt und thut alles im Namendes Kaisers, wenn er auch selbst der Geist der Sache ist.

    i) Vgl. Walch Bd. IX S. 83.

    2) Theophanes S. 624.

    3) Theophanes S. 633. Vgl. Kedrenus S. 785.

    *) Kedrenus I. Migne Patr. gr. T. CXXI S. 785.

    5) Drapeyron S. 140.

  • 39 Dass der Kaiser religis gesinnt war, ist nicht zu leugnen,

    aber Sergius erst hat seine Religiositt geschrft und wirksam

    gemacht und hat seiner Thtigkeit ein religises Geprge ver-

    liehen. Daher fasste auch der Kaiser seine Kriege gegen die

    Perser als eine religise Sache auf 1 ). Diese Auffassung ent-

    sprang aber nicht allein seiner politischen Klugheit, sondern

    wirklich seiner innersten berzeugung.

    Die begeisternden Reden des Sergius im Namen desChristentums, um das Volk zur Verteidigung der Hauptstadtzu ermutigen, als die Avaren und Perser gemeinsam sie im

    Jahre 626 belagerten, sind parallele Erscheinungen dazu 2).

    Sein starker Einfluss ist besonders in den religis-politischen

    Dingen bemerkbar; aber auch hier verstand er es, seine Kraft

    und Leistungsfhigkeit mit einer ausserordentlichen Beschei-

    denheit zu verbinden 3). Dennoch war es kein Geheimnis,

    dass der eigentliche Leiter der Unionssache in der monothe-

    letischen Bewegung Sergius selbst war 4). Selbst der Kaiserhat dies bekannt 5). Wenn Maximus seinem Nachfolger Pyr-rhus ber seinen Charakter sagt: ousv outox; aTisSte^xs [as

    TTpo? xov Tipo oou (? xo iraXi[xoXov auioo und ihm Wankelmtig-

    keit vorwirft, so darf man dies nicht fr baare Mnze undals zuverlssiges Zeugnis nehmen; denn nur Klugheit und

    Vorsichtigkeit veranlassten Sergius sich derartig zu ussern:

    *) Vgl. seine Reden bei Theophanes S. 636, 644 und seinen BriefChron. Pasch. S. 1017.

    - Vgl. Drapeyron S. 221223.;) Vgl. seinen Brief an Honorius.4 Der zweite Brief des Kyros von Alexandrien an Sergius, wo er

    die Union euer Werk nennt. Hefele III S. 138.5

    ) Ekthesis (638 yom Kaiser erlassen): non estmea; neque enim egovel dictavi schreibt er an Papst Johann IV. vel jussi ut fieret. Sedcum hanc Sergius patriarcha composuisset ante quinque annos priusquam ab Oriente repedassem, deprecatus est me, cum ad hanc felicempervenissem urbem, ut nomine meo proponeretur cum subscriptione ; etsuscepi deprecationem illius, nunc vero cognosco quod quidem super eaalter careatur, cunctis facio manifestum, quia non est mea. Mansi XISeite 9. In der Collatio inter Maximum. Vgl. Hefele III. S. 178.

  • 40 Er wollte nur Frieden in der Kirche stiften, und der von unsschon erwhnte Rat, den Sergius dem Kaiser in seinem Briefean Honorius gibt, ist ein guter Beweis dafr. Wenn diekaiserliche und patriarchale Gewalt so verstndnisvoll miteinander wirkten, so war es das Werk des Sergius. DenKaiser, wie den Patriarchen beseelte derselbe Geist. Ob aberder Kaiser irgend eine Ahnung von der Unionssache des Ser-gius i. J. 616 hatte, wissen wir nicht. Nur 622 sehen wirden Kaiser fr diese Sache thtig. Aber die Wahrscheinlich-keit liegt nicht fern, dass der Kaiser erst spter in diese

    Sache hineingezogen worden ist.

    616 also ist der erste Anfang der Bewegung, wenigstens

    auf Grund unserer Quellen. Aber der Umstand, dass demPatriarchen Sergius der Ausdruck \ila svspyeia schon bekannt

    ist, und er nur Beweisstellen zur Besttigung dieser Lehre

    von Georg erbittet, lsst wohl darauf schliessen, dass er sich

    schon vor dieser Zeit mit der Frage beschftigt hat. Es ist

    nicht ausgeschlossen, dass er von demselben Paulianisten

    Georg auf diesen Ausdruck aufmerksam gemacht worden ist.

    Aus den spteren Vorgngen sehen wir, dass die Schrift

    Mennas' zur Besttigung der \iiol ivspyeia und u.ta biXr^ic von

    Sergius sehr eifrig benutzt ist. Ist ihm dieser Brief schon vor

    616 bekannt gewesen, und hat Sergius erst in diesem Briefe

    die neue Lehre gefunden? Wir haben schon im vorigen

    Kapitel auf diese Frage geantwortet Vor 626 finden wir

    keine Erwhnung desselben; es ist ein Irrtum, wenn Walch

    den Brief des Mennas auch diesem Georg geschickt sein lassen

    will 1 ), wenigstens macht unser Text keine Andeutung darber.

    Der Brief des Sergius, an Arsas geschickt, fllt in die Hnde

    des Patriarchen Johann von Alexandrien. Wie es dazu kam,

    ist nicht bekannt. Aber jedenfalls hat dieses Ereignis grosses

    Aufsehen erregt; denn unsere Quelle berichtet: oOsv xal ouXrr

    OsU (Johann von Alexandrien) 8t ocutyjv -oi^aat ty;v xafraipcaiv

    *) Walch , Entwurf einer vollstndigen Historie der Ketzereien.

    Leipzig 1780.

  • 41 aotou, doch wurde er durch die persischen Einflle daran

    verhindert 1 ). Man hat schon mit Recht bemerkt, dass dieseStelle dunkel ist: es kann auto auf Georg oder auch auf

    Sergius bezogen werden. Aber mit Walch halten auch wir

    es fr wenig wahrscheinlich, dass ein orthodoxer Patriarch

    die xafraipsoi? ber einen monophysitischen Paulianisten aus-

    gesprochen haben sollte.

    Der zweite Punkt in unserer Geschichte ist die Zusam-

    menkunft des Kaisers mit Paul, dem Vorsteher der Severianer.Wir haben schon festgestellt, dass dieses Ereignis i. J. 622

    stattgefunden hat. Unsere einzige Quelle fr diese Zusammen-kunft ist der Brief des Sergius an den Papst Honorius. Aus

    diesem Briefe erfahren wir, dass, als der Kaiser in Armenien

    war, zu ihm einer von den Vorstehern der Sekte des gott-

    losen, verfluchten Severius, mit Namen Paulus kommt. Ermachte einen Angriff auf seine Frmmigkeit, indem er eine

    Rede zur Verteidigung seiner irrefhrenden Hresie hielt;

    und indem er lange mit ihm redete, widerlegte die knig-liche Frmmigkeit und Beschlagenheit in diesen Dingen

    seine arglistige Gottlosigkeit und triumphierte ber sie. DerKaiser hatte ausser den andern Gottesgaben auch vllige

    Kenntnis von den gttlichen Lehren. Denn seinen schlechtenRnken hielt er die rechten und unbefleckten Dogmen unsererheiligen Kirche entgegen, als ein wahrer Verfechter derselben.Hier that er (der Kaiser) auch der einen Wirkung Christi unsereswahren Gottes Erwhnung 2 ). Nach dem Bericht des libellussynodicus 3

    ) aber kommt einer von den Akephalern zum Kaiserund legt einen Bericht -rcspl OsAr^aTtv xai ivspYsiaiv vor, wasuns nicht glaubwrdig scheint.

    Wie diese Zusammenkunft zu stnde gekommen, warumPaul der Severianer eine Verteidigungsrede fr seine Rich-

    tung vor dem Kaiser halten musste, darber sagt die Quelle

    !) Disputatio cum Pyrrho bei Migne T. XCI S. 333.2)Hefele S. 124 hat schon den Irrtum Pagis und Walchs , dass

    Paulus die Lehre von der p.fa dvepYSia ausgesprochen habe, bemerkt.3) Mansi X S. 606.

  • 42 nichts. Jedenfalls ist hier von einer Kirchenversammlung

    keine Rede. Dieser Irrtum ist nur dadurch entstanden, dass

    man die Verhandlungen des Kaisers mit Paul in Zusammen-hang mit dem Konzil von Karin 1 ) brachte. Mit aller Sicherheitaber ist diese Zusammenkunft des Kaisers mit Paulus sein

    erster Unionsversuch. Fr uns ist der Bericht sehr wichtig,

    dass der Kaiser der jxia evlpyeta Xpiaiou tou aXrfiwou frsou

    r^aiv Erwhnung gethan hat. Dass der Kaiser in den ersten

    Jahren keine Ahnung, oder besser gesagt keinen aktiven An-

    teil an der Bewegung gehabt hat, haben wir schon gesagt.

    Die Thatsache, dass der Kaiser selbst mit dem monophysiti-schen Paul ber die neue Lehre spricht, lsst bestimmt ver-

    muten, dass sie ihm von Sergius vor der Expedition empfohlen

    war. Wenn wir die schwierige Lage des Kaisers in denProvinzen betrachten, wo die ganze christliche Bevlkerungmonophysitisch wie in Syrien, oder cyrillisch und antichal-

    cedonianisch wie in Armenien war, und gerade in diesenProvinzen fhrte er seinen Krieg so scheint es uns sehrbegreiflich, dass er versuchen musste, das Herz dieser christ-

    lichen Vlker zu gewinnen. Die neue Lehre, jiia ivepyeia und

    jju'a OsA^au in Christo zu bekennen, war doch die richtige

    Konsequenz aus der Lehre von der jxi'a 9001s, die diese Vlker

    bekannten! Wenn aber in unserer Quelle berichtet wird, dassPaulus eine Rede zur Verteidigung seiner irrefhrenden

    Hresie gehalten hat, so handelt es sich wahrscheinlich umnichts anderes als um die Lehre von Chalcedon; denn es istbekannt, dass die Monotheleten, also auch Heraklius, obwohl

    sie die neue Lehre verteidigten, dennoch das Konzil von Chal-

    cedon nicht ganz wegschaffen wollten.

    Aus dem Briefe des Kyros an Sergius wissen wir die

    weitere Folge dieser Verhandlungen. Der Kaiser hat ein Edikt

    an Arkadius, Bischof von Cypern, erlassen, der xaxa naoAou

    xou xscpaXaiwToo tu>v avsTuaxoTrajv gerichtet war 2). Aus diesem

    i) Gegen Lupus a. a. 0. Kap. I. S. 7 und Pagi Ann. DCXXII. 3;

    Baronius, Annales S. 182 Anm. 2. Vgl. Walch Bd. IX S. 103.

    2) Mansi XI S. 561.

  • 43 Briefe wissen wir weiter, dass der Kaiser ein Schriftstck

    des Patriarchen Sergius bei sich natte, ein avxfypacpov elvai

    XsyojxsvtjV, xai ooxouaav x9j

  • _ 44 der bei Kyros (im Dekret) nicht [xovocpftaAjxo? genannt ist; und

    da ist doch leicht erklrlich, dass man sich scheute in offi-ciellem Briefwechsel in einem Briefe des Patriarchen anden Papst, in einem Briefe des Metropoliten an den Patriarchen,

    sowie in dessen Antwort darauf und in einem kaiserlichen

    Dekret das Haupt einer christlichen Partei so zu nennen,wie es absolut nicht notwendig war.

    Aus dieser Errterung sehen wir, dass die Zusammen-kunft des Kaisers mit Paul in Theodosiopolis keinen posi-

    tiven Erfolg gehabt hat. Der Kaiser hat es dem Patriarchenmitgeteilt, vielleicht schon persnlich, als er aus Armenien

    622 nach Konstantinopel zurckgekehrt war 1 ). Sergius hatdagegen geschrieben ; er hat auch den Entwurf eines Ediktes 2

    )

    ,

    das der Kaiser an den Bischof Arkadius von Cypern gegen

    Paulus richtete, gemacht^). Im Edikte war die Lehre vonzwei Energieen nach der Vereinigung verboten. Dasist alles, wras wir vor 626 von der Entstehung unserer Be-

    wegung wissen.

    In das Jahr 626 ist ein anderes wichtiges Ereignis zu

    setzen, nmlich die Verhandlungen des Kaisers mit dem BischofKyros von Phasis. Nach dem Briefe des Sergius an Honoriuswissen wir, dass dieses in Lazien stattgefunden hat; es fehlt

    aber die Zeitbestimmung in unseren Urkunden. Glcklicher-

    weise knnen wir sie aus den anderen Quellen feststellen.

    Theophanes erwhnt, dass der Kaiser im Jahre 6117 = 626n. Chr. 4 ) mit einer Abteilung seiner Truppen lid AaCnojv s/topst

    ttl Iv TauTT oiaxpioov ~ou; Toop/ouc dro rrj; sojocc, ouc Xaapou

    ovojxdCouaiv, sie aufxjxayiav TrpoosxctXsaotto. Der armenische

    !) Theophanes S. 640.

    2) Mansi XL S. 561.3

    )Der Brief des Bischofs Sergius von Cypern, des Nachfolgers des

    Arkadius, beweist, dass wirklich etwas zwischen Arkadius und Heraklius

    ber die Streitfrage verhandelt ist. Mansi X. S. 913. Vgl. Walch S. 105.

    Hefele S. 188.

    *) b. Migne a. a. 0. S. 653.

  • 45 Schriftsteller Moses Calancatuatzi, ein Zeitgenosse des Herak-

    lius, welcher sehr ausfhrlich das Bndnis des Heraklius mit

    dem Ghagan, dem Knige der Chasaren, und ihre gemeinsamen

    Kmpfe gegen die Stadt Tiis 1 ) beschrieben hat, setzt das

    Bndnis in das 36. Regierungsjahr des Chosrau, und die ge-

    meinsamen Kmpfe in Aderbeidjan in den Anfang des 37. Jahres

    desselben, also ganz in bereinstimmung mit Theophanes.

    Ausser diesen beiden Schriftstellern haben wir noch das wich-

    tige Zeugnis des Diakonus Georg, welches wir schon erwhnt

    haben 2). Wenn der Brief des Kyros an Sergius, der vondieser Zusammenkunft handelt, 626 geschrieben ist, so drfen

    wir wohl annehmen, dass das Ereignis selbst nicht zu weit

    von demselben Datum entfernt liegt.

    Also im Jahre 626 ist der Kaiser in Lazien gewesen, und

    in derselben Zeit hat er auch eine Unterredung mit dem

    obengenannten Kyros gehabt, dem Metropoliten des lazischenLandes, dem spteren Patriarchen von Alexandrien, der einewichtige Rolle in der Monotheletengeschichte spielen sollte.

    Wir haben schon teilweise Mitteilungen von dieser Zusammen-kunft gemacht, welche der Geschichte der Jahre vor 626 an-

    gehrten. Nach dem Berichte des Sergius an Honorius istder Anknpfungspunkt der Unterhaltung des Kaisers mit ihm

    der, dass der Kaiser an seine Verhandlung mit Paul erinnert.

    Er giebt dem Kyros das an Arkadius gegen Paulus gerichteteEdikt zu lesen, wo, wie Kyros in seinem Briefe an Sergius

    mitteilt, es heisst: 8uo e svspyeia? i%\ tou SeoTroiou ^p-aiv I. X.

    {xera tyjv vo>oiv Xe^safrai xojAouaav. Er wies diese Lehre zurck

    und versuchte des seligen Leo ehrwrdigen Brief vorzu-

    bringen, welcher uo hzpyeicLc, [xsia t% dA)of]Au>v Sr^aSr] xoiviovia?laut bekennt. Nach der langen Unterredung giebt ihm derKaiser die Schrift des Sergius zu lesen, die denselben Sinn

    hatte, wie das Edikt selbst. Kyros erhielt die Weisung vomKaiser, sich ruhig zu verhalten und nichts dagegen zu sprechen.

    1 Moses Calancatuensis historia terrae Albanorum. M. Emin. MoskauKap. XI u. XII.

    2) cf. auf S. 16.

  • 46 Dem Befehl des Kaisers gemss, wendet er sich an Sergiusmit der Bitte um Belehrung 1 ): ottuk ooo evepysia? Xsysiv fxsxaty]V svtoiv 7rapaiTo6|xsvoi zlz [xiav TjYOOjxsvixrjV svspysiav oovajxsOa

    tt1 Tiaaiv xotc OsiW Xoyoic aoyxXssTv. Nach dem lihellus sy-nodicus aber wendet sich der Kaiser an Kyros von Phasis,

    nachdem der Akephaler die Streitfrage vorgelegt hatte und,

    weil beide (der Kaiser und Kyros; in Verlegenheit waren, er-

    baten sie von Sergius von Konstantinopel darber Belehrung 2 ).Man bemerkt schon, dass die Sache hier etwas verndert vor-getragen wird; es ist aber mglich, dass auch der Kaiser ber

    seine Verhandlungen mit Kyros dem Sergius berichtet hat.Sergius wiederholt in seiner Antwort kurz dasselbe, was

    ihm Kyros geschrieben hatte, nmlich dass Kyros das Edikt

    des Kaisers an Arkadius xaxdt IlauXou xou xscpaXauoxoo xr^c xtuv

    'AxscpaXajv ouafxopiac gelesen, an dem Verbot der Lehre vondem 660 ivepYeiai Anstoss genommen und sich an ihn ge-wendet habe, um Belehrung zu erbitten. In der Fortsetzung desBriefes erklrt Sergius, dass man in den heiligen Synodenkeinen Beschluss darber gefasst, aber manche von den be-

    rhmten Vtern und besonders der heilige Cyrill, Erzbischof

    von Alexandrien, |xiav C)07:oiov svspysiav Xpioxou xoo dX^ihvou

    9so r,ti>v ausgesprochen htten. Auch Mennas, der Erz-

    bischof dieser Stadt (Konstantinopel), lehre in der an Vigilius

    von Rom gerichteten Rede Sv xo xou Xpioxou ftsXr^a xat fiCavC3ottol6v evspysiav. Er schickt eine Abschrift dieser Rede und

    verschiedene Beweisstellen zur Sicherung des aufgestellten

    Zweckes (upoc aua-aaiv xo -poxsijxsvoo oxottou). In Betreff des

    Briefes Leos und seines Satzes svspysl extxxipa ^P?^3 f137 **

    trfi f^atipou xoivmvCa? 3), den Kyros als Grundlage der Lehre

    von zwei Energieen annahm, bestritt er diese Auslegung,

    indem er sagte, dass viele von den Severianern die ortho-

    doxen Dogmen bekmpfen und sich gegen Leos Brief auf-

    1 Mansi XI. S. 561.

    2) Mansi X. S. 606.3

    )Leo 1s Epistola dogmatica an Flavian Kap. 4 : agit enim utraque

    forma cum alterius communione quod proprium est. Mansi V. S. 1375.

  • 47

    lehnen, und dass niemand von ihnen auf Grund der oben

    erwhnten Rede gesagt hat, dass Leo von zwei Energieen

    gesprochen habe. Von den Orthodoxen nennt er Eulogios,

    den Bischof von Alexandrien, der fr besagten Brief (Leos)

    eine Schrift verfasst hat. Und auch bis heute habe noch

    niemand von den Kirchenvtern von zwei Energieen in Christo

    gesprochen. Wenn aber patristische Stellen nachgewiesenwerden knnen, in denen von zwei Energieen die Rede ist,

    solle man dieser Lehre folgen 1 ). Diese Erzhlung wird auchdurch die Mitteilung des libellus synodicus besttigt. Fr uns

    ist aber ganz neu, dass Sergius ein aipxtxov ouvsSpiov gehalten

    und xa auvoixa MyjVl fiovo[jLpuJv slvai, ku aaiXeic

    HpaxXeup dvxsypa^sv 2 ). Also der oben zitierte Brief des Sergius

    an Kyros soll in der Synode beraten sein, wovon im Briefe

    selbst keine Andeutung gemacht ist.

    Die weiteren Thatsachen, dass Kyros 630 zum Pa-triarchen von Alexandrien gewhlt worden sei, mit grossem

    Eifer fr die neue Lehre gearbeitet und um 633 die Unionmit den gyptischen Monophysiten , Theodosianern, zustande

    gebracht habe sind Beweise dafr, dass Sergius ihn mitseinem Brief gewonnen hatte.

    Nach dieser Zusammenkunft des Kaisers mit Kyros, alsonach 626, wie wir die Sache auffassen, mssen wir die Korre-

    spondenz zwischen Sergius und Theodor von Pharan setzen.Von der Mitteilung des Maximus wissen wir soviel, dass Ser-gius an Theodor, den Bischof von Pharan, ber die Streitfrage

    geschrieben, auch den Brief des Mennas durch den BischofSergius von Arsinoe geschickt hat, TtpoTpeirdfievo; auxov icepi

    x9js V xco XiiXXtp itta? Vpyiac, xal v6

  • 48 Allein die Fragmente seiner zwei Schriften, die in der

    dritten Sitzung der Lateransynode kritisiert worden sind 1;,

    beweisen, dass die Mitteilung des Maximus wahr ist. Dieberschrift einer derselben lautet: (koowpou tou yevofiivoo mo-

    xo'tiou t9j

  • 49 sondern um darzulegen, wie die Orthodoxen durch die neueLehre den Monophysiten entgegenkmen. Der Mennasbrief

    ist verloren gegangen, darum knnen wir nicht ber die Be-

    schaffenheit der in diesem Briefe enthaltenen Lehre richtig

    urteilen; aber aus dem Umstnde, dass ihn Sergius sowohlan die Orthodoxen, als auch an die Monophysiten schickt,

    drfen wir schliessen, dass er fr die neue Lehre einge-

    nommen gewesen sein muss. Auch die Antwort des Theodorvon Pharan ist verloren gegangen, aber Maximus bezeugt,

    dass er die neue Lehre gebilligt hatte, und seine Fragmente

    beweisen, dass sein Monotheletismus dem Monophysitismussehr nahe stand; ja, man kann sogar sagen, dass ein Mono-physit kaum anders denken konnte, wie Theodor selbst. Jetztist klar, warum Sergius die Antwort des Theodor an Paulden Einugigen geschickt haben wird.

    Was der Erfolg dieser Bemhungen des Sergius gewesenist, wissen wir nicht.

    berhaupt haben wir nichts zu erzhlen vom Zeitraum626633 ausser den Kleinigkeiten, die wir soeben vorgebrachthaben. Natrlich schieben wir die Verhandlungen des Kaisers

    mit Athanasius bis zum Jahre 634 zurck. Selbst Sergiusbezeugt, dass in diesem Zeitraum eine Pause in dem Streiteeingetreten ist bis zur Union in Alexandrien (633) ] ).

    Das ist nach unserer Auffassung das wahre Bild der Ent-stehungsgeschichte des Monotheletismus bis zu den Unions-versuchen in Armenien (633), in Alexandrien (633) und inHierapolis in Syrien (634). Allein nach den lteren Forschernauf diesem Gebiete, besonders nach den neuesten unter ihnen,Walch und Hefele, ist die Auffassung dieses Stoffes eine ganzandere, nicht nur deswegen, weil sie grossen Wert auf dieMitteilung des Bischofs Stephan von Dor legen, den Berichtdes Maximus bereinstimmend mit ihm erklren und die Zu-sammenkunft des Kaisers mit Athanasius ins Jahr 629 setzen,wie Theophanes berichtet, sondern die Dunkelheit unserer

    !) Mansi XI. S. 532.

  • 50 Quellen hat sie auch dazu veranlasst, unhaltbare Hypothesen

    aufzustellen. Man kann diese Hypothesen in drei Stze kurzzusammenfassen

    :

    a) Die Synode von Karin (Theodosiopolis) hat 622 statt-

    gefunden 1 ) und stand mit den Verhandlungen des Kaisers mit

    Paul, dem Severianer, in derselben Stadt im Zusammenhang 2 ).

    b) Sergius, der Patriarch von Konstantinopel, ist dagewesen

    und hat an der Synode teilgenommen.

    c) Paul war aus Cypern; dort gab es armenische, also

    monophysitische Gemeinden; Paul wirkte gegen die auf der

    Synode von Karin gestiftete Union dieser Filialgemeinden,

    als der armenische Patriarch uniert war 3 ).

    Die Annahme der Richtigkeit des ersten Punktes hat vieldazu beigetragen, wenigstens bei Hefele, auch die anderen

    Punkte zu besttigen. Darum wollen wir zuerst die Unhalt-

    barkeit dieses Punktes zeigen. Nach allen armenischen,

    zeitgenssischen oder spteren Schriftstellern ist diese Union

    unter dem armenischen Katholikos Esras zu Stande gekommen.Hefele selbst wiederholt dasselbe, Bd. III p. 73, es dem Galanusentnehmend. Nun regierte 622, als diese Synode stattgefundenhaben soll, der Vorvorgnger des Esras, Katholikos Komitas,

    der nach einer Schrift Narratio de rebus Armeniae: supraomnes decessores contentiosius sollicitando anathemate Synodi

    Chalcedonensis habuit . . , 4), aber nicht Esras, wie Galanus

    ganz falsch behauptet 5). Von Sebeos selbst wissen wir, dassKomitas an einer antichalcedonischen Synode (615

    616) in

    Persien teilgenommen hat 6 ).

    i) Walch a. a. 0. S. 103; Hefele a. a. 0. S. 432.

    2)Walch a. a. 0. S. 103; Hefele a. a. 0. S. 132.

    3)Hefele S. 4 33.

    4)Combefis, Historia Haeresis Monotheletarum II S. 283.

    5)Galanus, Concil. eccl. Armen, cum Romana I S. 4 86.

    6)Sebeos Kap. 33. Der Brief der Armenier an den Kaiser Konstans II,

    den Enkel des Heraklius.

  • 51

    Wir besitzen jetzt ein noch nicht ediertes Schriftstck 1)

    desselben Patriarchen, welches seine antichalcedonische, dog-

    matische Stellung sehr klar zu Tage treten lsst. Er verdammt

    alle Hretiker, die die ersten Synoden verdammt haben,

    namentlich Arius, Nestorius, Eutyches, Sabellius, Apollinaris

    von Laodica, Marcion . . . Paul von Samosata, den TomosLeonis und das Konzil von Chalcedon, weil sie zwei

    Naturen und zwei Personen (Tcpoacmra) in Jesu Christo nach

    der Vereinigung bekennen. Unter Komitas also kann keine

    Rede von der Union sein.

    Nach Sebeos hat ,die Wahl des Ghristaphor, des Vor-

    gngers des Esras, whrend der Regierungszeit des persischen

    Knigs Chosrau II. und im Anfange der Herrschaft des armeni-

    schen Frsten Kawadh's, des Sohnes des Warastirotz, statt-

    gefunden. Kawadh oder Siroe hat vom 25. Februar 628 biszum September desselben Jahres regiert 2). Whrend derselbenZeit ist auch Warastirotz zum Marspan von Armenien ernanntworden. Die Wahl des oben genannten Patriarchen kann alsonicht frher als am Ende des Jahres 628 vollzogen worden sein.

    ber das Datum des Konzils selbst sind bis jetzt ver-

    schiedene Ansichten bekannt geworden. Die lteren Forscher

    auf diesem Gebiete, wie Lupus (S. 7), Pagi (An. 22 Anm. 2),Mansi (X S. 571), Theiner in seiner Baroniusausgabe (XI S. 182),

    endlich Walch und Hefele, wie wir gesehen haben, folgen demGalanus (I S. 186) und mchten es eher in das Jahr 622 setzen,

    Assemani 3)auf Grund der Schrift Narratio de rebus Armeniae 4

    )

    in das Jahr 632, der armenische Gelehrte Tschamtschian 5)

    629, Petermann 6 ) und Mller 7 ) 628.

    *) Handschrift Nr. 58 der Sammlung des Georg IV; das Schriftstckhat mein Freund Herr Archimandrit Karapet TerMketschian abgeschriebenund hierher geschickt , wofr ich ihm auch an dieser Stelle meinenwrmsten Dank aussprechen mchte.

    2)Tabari (Nldeke) S. 385.

    3)Bibl. juris Orient. IV. S. 13, 15.

    4) Combefis a. a. 0. IL

    5) Armenische Geschichte II. S. 328.6) Herzog, RE* Bd. I. S. 675.7) Herzog, R E* Bd. X. S. 793. tik

  • _ 52 Dass die erstgenannte Meinung falsch ist, haben wir schon

    gesehen. Der Irrtum ist dadurch entstanden, dass Galanus kein

    Datum ber das Konzil von Karin in seiner Quelle gefundenhat, und dass Baronius berichtet, der Kaiser sei zweimal in

    Armenien (621 und 622) gewesen und habe dort mit Paul

    verhandelt. Auf Grund dieser Notizen bei Baronius setzt

    Galanus das Konzil in das Jahr 622. Die brigen Gelehrten

    sind von ihren Quellen irre geleitet worden: die armenischen

    Quellen geben keineswegs ein bereinstimmendes Datum.

    Johann Mamikonian, der als Zeitgenosse des Heraklius

    gilt, setzt das Konzil in das 19. Jahr des Heraklius, d. h.

    629 p. Ch. i).

    Eine kleine Schrift unter dem Namen des armenischenPatriarchen Johannes Otznetzi 717728: Wegen der Kon-zilien, die in Armenien gewesen, teilt mit: Nach dem 18. Jahre(seiner Regierung) hielt er (Heraklius) das Konzil in der Stadt

    Karin mit mehreren griechischen Philosophen ab; er brachte

    auch mehrere von den armenischen Patriarchen (d. h. Bischfen

    und Kirchenvtern; dahin, sein dyophysitisches Bekenntnis an-

    zuerkennen 2).

    In einem Fragment von einer unbekannten Geschichte

    bei Tschamtschian 3) ist dasselbe wrtlich wiederholt.

    Bei demselben Tschamtschian (Bd. II S. 538) finden wir

    ein anderes Fragment von einem Kollektaneenbuch, wo be-richtet wird: Im 17.