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1488 KLtNISCHE WOCHENSCH des Jungen hinreichend erwiesen. Bedeutungsvoll waren abet die Schilderungen des Jungen durch die Verwandten im Rheinland, bei denen er bis vor 2 Jahren gewohnt hatte. Diese stimmten n~tmlich, ebenso wie die damalige Lehrerin, vbllig im Lobe des Knaben fiberein, dell sie als ein ordent- liches, stets wahrheitsliebendes und verl~Bliches Kind schil- derten. Wir sehen also, dab bier ein deiltlicher Charakter- wandel in dem Jungen vorgegangen ist im Sinne einer Neigung zum Durchgehen und Lfigen, wobei sexuelle Inhalte, die als Ausdruck der Pr~tpubert~t aufzufassen sind, im Vordergrund standen. Als Angelpunkt dieser Pseudologien sexuellen In- halts kann die Tatsache angenommen werden, dab der Junge nach einer Kryptorchismusoperation yon seinem Vater noch mehrmals verbilnden wurde. Kurz mbchte ich in diesem Zusammenhang Iloch einmal auf die Kinderlfige dieser Altersstilfe hinweisen. Es handelt sich hier nicht um einfache Zwecklilgen, sondern es tritt hier bereits der Charakter des typischen Pseudologia phantastica zutage. Es zeigt sich eine Lust am Fabulieren, am Erfinden yon weitgehend in alle Einzelheiten ausgeschmfickten Ge- schichten, so dab die Freude an dieser Phantasieleistung alle Hemmungen fiberwinden lli.Bt und die Kinder, worauf schon GOTTFRIED KELLER in seiner Lfigengeschichte im Grauen Heinrich hinwies, fiber das durch die Lfigereien hervor- gerufene Unheil kein schlechtes Gewissen empfinden, sondern dies nur mit Stolz als Erfolg ihrer Leistung buchen. Diese F/~lle bieten natilrlich den Erziehern besondere Schwierig- keiten und werden sowohl yon ~rzten wie PAdagogen als Bilder yon angeborenem moralischen Schwachsinn gedeutet. Der weitere Verlauf gibt erfreulicherweise dieser Annahme h/~ufig unrecht und zeigt, dab es sich nur um eine besonders schwere Form dieser dranghaften Pr/~pubertAtspsyche ge- handelt hat. Es empfiehlt sich, daher in der Prognosestellung RIFT. 18. J A H R G A N G . Nr. 47 25. NOVEMBER 1939 sehr vorsichtig zu sein und nicht nur die Erbfaktoren grfind- lich zu prfifen, sondern auch das frilhere Verhalten, wie es ill dem oben geschilderten Fall dargelegt wurde, entsprecbend zu werten. Zeigt sich hier ein klarer Knick in der Charakter- kurve, so ist anzunehmen, dab dieser sich vielleicht mit Ein- tritt der eigentlichen Pubert~tt ausgleicht. Nicht selten sehen wit gerade bei diesen Kindern eine choreiforme Unruhe und ticartige Bewegungen, die sich oft kaum yon organischen Hirnerkrankungen prim~tr differen- zieren lassen und letzten Endes dieselbe gfinstige Prognose wie die Charakterver~nderung zeigen. Berficksichfigt man aber, dab unser Staat nicht nur die schulische Bildung der Jugend fibernommen hat, sondern sich auch die charakterliche Erziehung zum Zweck einer Ein- ordnung in Gemeinschaft und Staat zur Aufgabe gesetzt hat, so sehen wir hier auch gerade ffir den Psychiater neue Auf- gaben ill der Gesundheitsfilhrung der Jugend entstehen. Hier gilt es die Erziehungsschwierigkeiten, die gerade das HJ.-Alter durch die geschilderte Neigung zu Drangzust~tnden und durch die I<onflikte der Pubert~tt als besonders gef&hrdet erscheinen l~tBt, zu fiberbrficken Ilnd der Ffihrung in diesen Fragen zur Seite zu stehen. Abschliel3end kbnnen wir zu der engeren Fragestellung dieser Untersuchung Ieststellen, dab nicht nur die Pubert/~t der Hebephrenie ihr psychologisches Gepr~ge verleiht, sondern dab auch die Hyperphrenien der organischen Erkrankungen des Kindesalters in der charakterologischen Struktur der Ent- wicklungsphase des Schulalters ihre Wurzel hat. ErfaBt das Gehirn eines Kleinkiildes hingegen ein organischer ProzeB, so nithern sich diese immer mehr dem Bride des angeborenen Schwachsinns, wobei sich die Sprache als ein primum moriens erweist und hyperkinetische Zustandsbilder an den ziellosen Bewegungssturm des S~uglings gemahnen. ORIGINALIEN. EXPERIMENTELLE UNTERSUCHUNGEN 0BER WECHSELWIRKUNGEN ZWISCHEN THYRO- XIN, PROLAN, PROGYNON UND VITAMINEN*. Von ERNST H. WIESENER, Assistent der Frauenklinik, ehem. Volonfiirarzt der CharitY. Aus der II. Medizinischen Universitlltsklinik der Charit6 Berlin (Direktor: Prof. Dr. G. v. BERGMANN) und aus der Universit~its-Frauenklinik K61n (Direktor: Prof. Dr. H. NAUJOKS). Physiologisch-chemische Forschungsergebnisse haben in den letzten Jahren durch Reindarstellung und Synthese zahl- reicher Hormone und Vitamine gilnstige Vorbedingungen ffir eine exakte Untersuchung dieser im biologischen Geschehen des Organismus ungemein bedeutsamen Wirkstoffe geschaffen. Klinische und experimentelle Beobachtungen machten das Bestehen mannigfacher Korrelationen unter diesen Regula- toren wahrscheinlich und filhrten zu der jetzt geltenden An- schauung, dab zwischen den geraume Zeit getrennt betrach- teten Hormonen und Vitaminen enge Bindungen und flieBende Oberg/inge hinsichtlich der chemischen Struktur und pharma- kologischen Wirkungsweise vorhanden sind. Gleichwohl sind auch heufe die Grundwirkungen der einzelnen Hormone und Vitalnine noch unvollkommen erforscht. Die Bedeutung dieser Regulationsstoffe suchte man an ineist experimentell erzeugten Ausfallserscheinungen zu ergrtinden und arbeitete daher zahl- reiche, ffir jeweils einen dieser Wirkstoffe charakteristi'sche Testmethoden aus. Versuchsanordnilngen, welche die Beob- achtung versehiedener Wechselbeziehungen an einem Modell- versuch gestatten, sind bisher in der mir zug~ngigen Literatur nicht mitgeteilt worden. 19o5 beobachtete REID-t-IuNT1 bei pharmakologischen Studien fiber die homologen Nitrile der aliphatischen Fett- * Naeh einem am i. Juli 1939 in Dtisseldorf anl~iBlich der II2. Tagung der Nieder- rheiniseh-west/glisehen Gesellscha/t [i~r Gyngkologie und Geburtshil/e gehaltenen Vortrag. s~turen, dab weiBe M~tuse bei Vergiftung nit Acetonitril (Methylcyanid = CHaCN ) besonders nach Vorbehandlung mit Schilddrfisenstoffen eine merklich erh6hte Giftfestigkeit er- langten. Diese nach REID-HUNT benannte Reaktion wurde sp/~ter von I'IAFFNER und t~ONYAMA 2 zum Standardisierungs- test ffir Schilddrilsensubstanz ausgearbeitet, v. BER~A~ a und seinne Schiller verwandten die Reid-Huntsche Reaktioil zur Erfassung selbst geringfilgig hyperthyreotisch Stigmati- sierter. PAAL, OEH~IE, I~LEINE 4'fi'6 und andere Autoren suchten nit dieser Reaktion eine Differenzierung hormonaler Substanzen im normalen Ilnd graviden Organismils zu er- reichen. Die Ergebnisse zeigten indessen keine Einheitlich- keit, da die Reid-Huntsche Reaktion yon einzelnen Autoren verschiedentlich modifiziert und zudem unter vielfach wech- selnden Versuchsbedingungen ausgefilhrt worden war. Auch fiber das Wesen dieser Reaktion bestand keine allgemein an- erkannte Anschauung, insbesondere ve~mochte man Iilr die Entgiftungsvorg~nge im Organismus der acetonitrilvergifteten Maus keine befriedigende Erkl~rung zu linden. Durch die Arbeiten yon SCHITTENtIELM, EISLER, PAAL U. a. 4'~,s wurden dann die optimalen Versuchsbedingungen erh~rtet. ABELIN, LOEB, SOMMER U. a. 1~ n, 12 konnten nach- weisen, dab durch die Zufuhr yon Schilddrilseilhormon histo- logisch keine Aktivierung der Schilddrilse, sondern vielmehr deren Ruhigstellung erzielt wird. Auch dutch Vorbehandlung mit den Serum Ur~tmie-, Asthma- und Diabeteskranker lieB sich ein positiver Ausfall der Reid-Huntscheil Reaktion er- reichen, jedoch war die solcherart erlangte Giftfestigkeit der weiBen Maus so gering im Vergleich zur Schutzwirkung des Schilddrfisenhormons, dab eine Spezifitgt dieser Reaktion filr Schilddrilsenstoffe angenommen wurde. Angeregt durch die yon LOTZE 9 an der v. Bergmannschen Klinik in der Charit6 durchgeffihrten Vitaminstudien suchten wit daher die Reid-I-Iuntsche Reaktion zu einern Testverfahren auszubauen, welches eine Untersuchung des Einflusses yon Hormonen und Vitaminen auf die Schilddriisenwirkung er-

Experimentelle Untersuchungen Über Wechselwirkungen Zwischen Thyroxin, Prolan, Progynon und Vitaminen

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1488 K L t N I S C H E W O C H E N S C H

des Jungen hinreichend erwiesen. Bedeutungsvoll waren abet die Schilderungen des Jungen durch die Verwandten im Rheinland, bei denen er bis vor 2 Jahren gewohnt hatte. Diese stimmten n~tmlich, ebenso wie die damalige Lehrerin, vbllig im Lobe des Knaben fiberein, dell sie als ein ordent- liches, stets wahrheitsliebendes und verl~Bliches Kind schil- derten. Wir sehen also, dab bier ein deiltlicher Charakter- wandel in dem Jungen vorgegangen ist im Sinne einer Neigung zum Durchgehen und Lfigen, wobei sexuelle Inhalte, die als Ausdruck der Pr~tpubert~t aufzufassen sind, im Vordergrund standen. Als Angelpunkt dieser Pseudologien sexuellen In- halts kann die Tatsache angenommen werden, dab der Junge nach einer Kryptorchismusoperation yon seinem Vater noch mehrmals verbilnden wurde.

Kurz mbchte ich in diesem Zusammenhang Iloch einmal auf die Kinderlfige dieser Altersstilfe hinweisen. Es handelt sich hier nicht um einfache Zwecklilgen, sondern es t r i t t hier bereits der Charakter des typischen Pseudologia phantastica zutage. Es zeigt sich eine Lust am Fabulieren, am Erfinden yon weitgehend in alle Einzelheiten ausgeschmfickten Ge- schichten, so dab die Freude an dieser Phantasieleistung alle Hemmungen fiberwinden lli.Bt und die Kinder, worauf schon GOTTFRIED KELLER in seiner Lfigengeschichte im Grauen Heinrich hinwies, fiber das durch die Lfigereien hervor- gerufene Unheil kein schlechtes Gewissen empfinden, sondern dies nur mit Stolz als Erfolg ihrer Leistung buchen. Diese F/~lle bieten natilrlich den Erziehern besondere Schwierig- keiten und werden sowohl yon ~rzten wie PAdagogen als Bilder yon angeborenem moralischen Schwachsinn gedeutet. Der weitere Verlauf gibt erfreulicherweise dieser Annahme h/~ufig unrecht und zeigt, dab es sich nur um eine besonders schwere Form dieser dranghaften Pr/~pubertAtspsyche ge- handelt hat. Es empfiehlt sich, daher in der Prognosestellung

R I F T . 18. J A H R G A N G . Nr. 47 25. NOVEMBER 1939

sehr vorsichtig zu sein und nicht nur die Erbfaktoren grfind- lich zu prfifen, sondern auch das frilhere Verhalten, wie es ill dem oben geschilderten Fall dargelegt wurde, entsprecbend zu werten. Zeigt sich hier ein klarer Knick in der Charakter- kurve, so ist anzunehmen, dab dieser sich vielleicht mit Ein- t r i t t der eigentlichen Pubert~tt ausgleicht.

Nicht selten sehen wit gerade bei diesen Kindern eine choreiforme Unruhe und ticartige Bewegungen, die sich oft kaum yon organischen Hirnerkrankungen prim~tr differen- zieren lassen und letzten Endes dieselbe gfinstige Prognose wie die Charakterver~nderung zeigen.

Berficksichfigt man aber, dab unser Staat nicht nur die schulische Bildung der Jugend fibernommen hat, sondern sich auch die charakterliche Erziehung zum Zweck einer Ein- ordnung in Gemeinschaft und Staat zur Aufgabe gesetzt hat, so sehen wir hier auch gerade ffir den Psychiater neue Auf- gaben ill der Gesundheitsfilhrung der Jugend entstehen. Hier gilt es die Erziehungsschwierigkeiten, die gerade das HJ.-Alter durch die geschilderte Neigung zu Drangzust~tnden und durch die I<onflikte der Pubert~tt als besonders gef&hrdet erscheinen l~tBt, zu fiberbrficken Ilnd der Ffihrung in diesen Fragen zur Seite zu stehen.

Abschliel3end kbnnen wir zu der engeren Fragestellung dieser Untersuchung Ieststellen, dab nicht nur die Pubert/~t der Hebephrenie ihr psychologisches Gepr~ge verleiht, sondern dab auch die Hyperphrenien der organischen Erkrankungen des Kindesalters in der charakterologischen Struktur der Ent- wicklungsphase des Schulalters ihre Wurzel hat. ErfaBt das Gehirn eines Kleinkiildes hingegen ein organischer ProzeB, so nithern sich diese immer mehr dem Bride des angeborenen Schwachsinns, wobei sich die Sprache als ein primum moriens erweist und hyperkinetische Zustandsbilder an den ziellosen Bewegungssturm des S~uglings gemahnen.

ORIGINALIEN. EXPERIMENTELLE UNTERSUCHUNGEN

0BER WECHSELWIRKUNGEN ZWISCHEN THYRO- XIN, PROLAN, PROGYNON UND VITAMINEN*.

V o n

E R N S T H . W I E S E N E R , Assistent der Frauenklinik, ehem. Volonfiirarzt der CharitY.

Aus der II. Medizinischen Universitlltsklinik der Charit6 Berlin (Direktor: Prof. Dr. G. v. BERGMANN) und aus der Universit~its-Frauenklinik K61n

(Direktor: Prof. Dr. H. NAUJOKS).

Physiologisch-chemische Forschungsergebnisse haben in den letzten Jahren durch Reindarstellung und Synthese zahl- reicher Hormone und Vitamine gilnstige Vorbedingungen ffir eine exakte Untersuchung dieser im biologischen Geschehen des Organismus ungemein bedeutsamen Wirkstoffe geschaffen. Klinische und experimentelle Beobachtungen machten das Bestehen mannigfacher Korrelationen unter diesen Regula- toren wahrscheinlich und filhrten zu der jetzt geltenden An- schauung, dab zwischen den geraume Zeit getrennt betrach- teten Hormonen und Vitaminen enge Bindungen und flieBende Oberg/inge hinsichtlich der chemischen Struktur und pharma- kologischen Wirkungsweise vorhanden sind. Gleichwohl sind auch heufe die Grundwirkungen der einzelnen Hormone und Vitalnine noch unvollkommen erforscht. Die Bedeutung dieser Regulationsstoffe suchte man an ineist experimentell erzeugten Ausfallserscheinungen zu ergrtinden und arbeitete daher zahl- reiche, ffir jeweils einen dieser Wirkstoffe charakteristi'sche Testmethoden aus. Versuchsanordnilngen, welche die Beob- achtung versehiedener Wechselbeziehungen an einem Modell- versuch gestatten, sind bisher in der mir zug~ngigen Literatur nicht mitgeteil t worden.

19o5 beobachtete REID-t-IuNT 1 bei pharmakologischen Studien fiber die homologen Nitrile der aliphatischen Fet t -

* Naeh einem am i. Juli 1939 in Dtisseldorf anl~iBlich der II2. Tagung der Nieder- rheiniseh-west/glisehen Gesellscha/t [i~r Gyngkologie und Geburtshil/e gehaltenen Vortrag.

s~turen, dab weiBe M~tuse bei Vergiftung n i t Acetonitril (Methylcyanid = CHaCN ) besonders nach Vorbehandlung mit Schilddrfisenstoffen eine merklich erh6hte Giftfestigkeit er- langten. Diese nach REID-HUNT benannte Reaktion wurde sp/~ter von I'IAFFNER und t ~ O N Y A M A 2 z u m Standardisierungs- test ffir Schilddrilsensubstanz ausgearbeitet, v. B E R ~ A ~ a und seinne Schiller verwandten die Reid-Huntsche Reaktioil zur Erfassung selbst geringfilgig hyperthyreotisch Stigmati- sierter. PAAL, OEH~IE, I~LEINE 4'fi'6 und andere Autoren suchten n i t dieser Reaktion eine Differenzierung hormonaler Substanzen im normalen Ilnd graviden Organismils zu er- reichen. Die Ergebnisse zeigten indessen keine Einheitlich- keit, da die Reid-Huntsche Reaktion yon einzelnen Autoren verschiedentlich modifiziert und zudem unter vielfach wech- selnden Versuchsbedingungen ausgefilhrt worden war. Auch fiber das Wesen dieser Reaktion bestand keine allgemein an- erkannte Anschauung, insbesondere ve~mochte man Iilr die Entgiftungsvorg~nge im Organismus der acetonitrilvergifteten Maus keine befriedigende Erkl~rung zu linden.

Durch die Arbeiten y o n SCHITTENt IELM, E I S L E R , PAAL U. a. 4'~,s wurden dann die optimalen Versuchsbedingungen erh~rtet. A B E L I N , L O E B , SOMMER U. a . 1~ n, 12 konnten nach- weisen, dab durch die Zufuhr yon Schilddrilseilhormon histo- logisch keine Aktivierung der Schilddrilse, sondern vielmehr deren Ruhigstellung erzielt wird. Auch dutch Vorbehandlung mit d e n Serum Ur~tmie-, As thma- und Diabeteskranker lieB sich ein positiver Ausfall der Reid-Huntscheil Reaktion er- reichen, jedoch war die solcherart erlangte Giftfestigkeit der weiBen Maus so gering im Vergleich zur Schutzwirkung des Schilddrfisenhormons, dab eine Spezifitgt dieser Reaktion filr Schilddrilsenstoffe angenommen wurde.

Angeregt durch die yon LOTZE 9 an der v. Bergmannschen Klinik in der Charit6 durchgeffihrten Vitaminstudien suchten wit daher die Reid-I-Iuntsche Reaktion zu einern Testverfahren auszubauen, welches eine Untersuchung des Einflusses yon Hormonen und Vitaminen auf die Schilddriisenwirkung er-

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25. NOVEMBER 1939 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

m6gl ich t . U n t e r d ie sem G e s i c h t s p u n k t w u r d e zun~ichst de r d u r c h p r o t r a h i e r t e S c h i l d d r f i s e n h o r m o n z u f u h r ( T h y r o x i n - Roche) k o n s t a n t e r r e i chba r e Grad yon R e s i s t e n z s t e i g e r u n g gegenf iber e ther A c e t o n i t r i l v e r g i f t u n g bet weiBen M~nsen er- m i t t e l t .

I n V o r v e r s u c h e n an f iber 20o M~usen e r g a b sich u n t e r s t e t s g le ichb le ibenden V e r s u c h s b e d i n g u n g e n (I 8 - - 20 g sehwere m g n n l i c h e weige M~tnse gle icher Al te rs - u n d E n t w i c k l u n g s - s tu fe aus s t e t s der gle ichen Bezugsquel le w u r d e n z n m V e r s u c h g e n o m m e n , n a c h d e m sie einige W o c h e n bet l e ich t g e d g m p f t e m L i c h t u n d gleichmgBiger U m g e b u n g s t e m p e r a t u r - - e t w a 21 o __ auf H a f e r - W a s s e r k o s t gese tz t w o r d e n waren) eine k o n s t a n t e Le ta ldos i s v o n o,9 m g Ace ton i t r i l p ro G r a m m Maus . H ie rbe i ga l t als Le ta ldos i s d ie jen ige s u b c u t a n app l i z i e r t e m i n i m a l e Ace ton i t r i lmenge , welche yon k e i n e m n n v o r b e h a n d e l t e n K o n - t ro l l t i e r 24 S t u n d e n e r l eb t wurde . Den gleichen W e f t er- m i t t e l t e n bere i t s f r f iher STRAUB ls, HAFFNER u n d I~ONYAMA ~ u n d KNAFFL-LENz 14 in i h r e n S e r i e n u n t e r s u c h u n g e n . Diese Le ta ldos i s wurde d a n n im Ver l au f unse re r i n s g e s a m t fas t 2000 M/ iuseversuche u m f a s s e n d e n U n t e r s u c h u n g e n bet j ede r Versuchsse r i e e r n e u t kon t ro l l i e r t . H i e r be i g e s t a t t e t e n die groBen G r u p p e n g l e i c h b e h a n d e l t e r Ver suchs t i e r e e inen ziem- l ich v o l l k o m m e n e n Ausgle ich des im W e s e n jeder b io logischen Pr f i fung l iegenden , , i n s t rumen te l l en F e h l e r s " , we lche r die S t r e u u n g de r b io logischen Ergebn i s se infolge de r ffir jedes Tie r in gewissem G r a d e u n t e r s c h i e d l i c h e n E m p f i n d l i c h k e i t da r s te l l t , l~ber die G e s a m t r e s u l t a t e dieser A r b e i t wi rd dem- n g c h s t a n a n d e r e r Stelle ausff ihr l ich b e r i c h t e t werden . H ie r sol len ledigl ich unse re den T h y r e o i d e a - H y p o p h y s e n v o r d e r - l a p p e n - K e i m d r f i s e n k o m p l e x b e t r e f f e n d e n U n t e r s u c h u n g s e r g e b - nisse da rge leg t werden .

Es m u g j edoch v o r a u s g e s c h i c k t werden , d a b wir die i m T i e r v e r s u c h a n de r weiBen Maus g e w o n n e n e n R e s u l t a t e n i c h t o h n e wei te res auf die Verhg l tn i s se im m ens ch l i chen Organis - mus f ibe r t r agen wissen wollen. D e n n o c h wird das T ie r - expe r imen t , w e n n a u c h n i c h t beweisend, so doch wegweisend

s e i n k6nnen , zuma l e rs t kfirzlich y o n W I D E N B A U E R 15 auf G r u n d se iner U n t e r s u c h u n g e n h in s i ch t l i ch des B l u t p l a s m a - geha l t e s an V i t a m i n B , und C eine l ) b e r e i n s t i m m u n g bet Mensch n n d Tier a u f g e d e c k t u n d fiir das V i t a m i n g e b i e t be t Sguge t i e ren ein g rundsg tz l i ch Mmliches V e r h a l t e n a n g e n o m - m e n wurde .

A u s g e h e n d yon de r R e i d - H u n t s c h e n R e a k t i o n , welche a n m i t Sch i ldd r f i sensubs tanz v o r b e r e i t e t e n weil3en Mgusen die Res i s t enzs t e ige rung gegent iber de r A c e t o n i t r i l v e r g i f t u n g a m O b e r l e b e n j ene r m i t e iner 5/a-Letaldosis v e r g i f t e t e n Tie re be- u r te i l t , a r b e i t e t e n wir m i t fo lgender V e r s u c h s a n o r d n u n g :

Unter den bereits genannten, kons tanten Versuchsbedingungen, wurde den Mgnsen 5 r e a l in 24stfmdigen IntervaUen je 0,2 ccm Thyroxin-Roche, also insgesamt I mg Thyroxin, subcntan injiziert. 24 S tnnden spater erfolgte dana am 6. Tage nach der letzten Ft~tte- rung die Vergiftung mit Acetonitril. Auf diese Art ermit te l ten wir in 18 Versuchsserien an 18o lVlgnsen eine dutch Thyroxin be- dingte Steigerung der GiMestigkeit um 400%, d. h. die Letaldosis erhShte sich yon o,9 auf 4,5 mg Acetonitril pro Gramm Maus. Zur Untersuchung des Einflusses yon Vitaminen anf diese Resi- stenzsteigerung wurde M~usen, wdche morgens die Thyroxin- vorbereitungsdosis erhalten bat ten , 12 Stunden spiiter 5 Tage h indurch eine best immte Vitaminmenge subcutan zngefflhrt und dann am 6. Tage die H6he der ~etzt vorhandenen Giftfestigkeit gegenfiber Acetonitril geprt~ft, wobei das Ergebnis sich am 7. Tage an den fiberlebenden Tieren ablesen lieB.

Die R e s u l t a t e s ind in Tabe l le i z u s a m m e n g e f a B t . Sie lassen bei V i t a m i n A-Zufuh r eine Abnahme der Res i s t enz er- k e n n e n ; dagegen eine Zunahme bet d e n m i t V i t a m i n B2, D u n d E v o r b e h a n d e l t e n T ie ren .

Alle diese V i t a m i n k o n z e n t r a t e w a r e n v o r h e r in g le ichen D o s e n a n de r nicht m i t T h y r o x i n v o r b e h a n d e l t e n Marts au f ih re W i r k u n g h ins i ch t l i ch einer pos i t i ven oder n e g a t i v e n Be- e in f lussung de r n o r m a l e n Le ta ldos i s (o ,9mg) u n t e r s u c h t w o r d e n u n d h a t t e n sich als i nd i f f e ren t ffir den Ausfa l l de r R e a k t i o n erwiesen.

Bet gleichsinnigen Versuchen mi t Hormonen konnte indessen an der nnvorbehande l ten Maus allein durch Progynongaben (Progynon-Schering 5real 0,z ccm = lOOOO IBE.) eine Erh6hung

R I F T . 18. J A H R G A N G . N r . 47 1489

Thyroxin-Roche (5real 0,2 ccm = 1 nag)

T a b e l l e i. 3 Vitamin A-Merck (5malo,2 ccm Vogan / = 350% (--)

= 4oooo RE.) 3 Vitamin ByRoche

5mal o,2 ccm Bencrva I = 425% (~:) = IOOO IE. Aneurin)

+ Vitamin B2-Roche ] (5mal o,2 ccm Lacto]lavin / = 500% (+)

250 RE.) 3 Vitamin C-Merck |

(5real o,2 ccm Cebion / = 400% (=k) = 0,05 g 1-Ascorbinsgure)

+ Vi tamin D-Merck | (5real 0,2 ccm Vigantol / = 450% ( 3 )

= o,3 mg kryst .Vitamin D) + V i t a m i n E - P r o m o n t a ]

(5real 0,2 ccm Vitamin g } = 500% (+) = nicht stand.) J

+ v i t a m i n P-Nordmark ] (5 real 0,6 ccm Vitamin P / = 4o0+ (J:)

= (nicht stand.)

der Letaldosis von o,9 mg auf 1,575 nlg Acetonitril pro Gramm Maus, also eine Steigerung der Resistenz um 75% iestgestellt werden. Weitere Versuchsergebnisse mit Thyroxin, Progynon und Prolan (Prolan-Bayer) sind in Tabelle 2 dargestellt. Es fand sich hier- bei ein Synergismus zwischen Thyroxin und Progynon, dagegen keine erkennbare Beeinflussung des Thyroxinschutzes durch gleich- zeitige Prolanapplikation.

T a b e l l e 2. [ + Progynon B 0L-Schering

Thyroxin-Roche ] (5 real o,2 ccm = io oooIBE.) ] = 450 % ( 3 ) (5 real 0,2 ccm ~ I rag) ] + Prolan-Bayer

I (5malo,4ccm = ioo RE.) J 4~176 (~:)

I n a n d e r e n V e r s u c h e n w u r d e de r Einf luB yon V i t a m i n e n auf die d u r c h P r o g y n o n g a b e n e rz ie lbare R e s i s t e n z s t e i g e r u n g gegenfiber de r A c e t o n i t r i l v e r g i f t u n g m i t den in Tabe l l e 3 z u s a m m e n g e s t e l l t e n E r g e b n i s s e n geprt i f t . F e r n e r w u r d e n , wie Tabel le 4 zeigt, auch U n t e r s u c h u n g e n m i t P r o l a n all P r o g y n o n t i e r e n durchgef f ih r t . H ie rbe i ze ig ten s ich ebenfa l l s synerg i s t i sche u n d a n t a g o n i s t i s c h e W e c h s e l b e z i e h u n g e n .

T a b e l l e 3- + Vi tamin A-Merck ] (5mat o,2 ccm Vogan I -~ 25% (--)

= 40000 RE.) 3 Vitamin B,-Roche ]

(5mat 0,2 ccm Benerva } -= 75% (=~) = lOOO IE. Aneurin) 3 Vi tamin Be-Roche ]

(5mal 0,2 ccm Lactollavin / = lOO% ( 3 ) = 25o RE.)

Progynon B ol.- 3 Vi tamin C-Merck ] Schering (5real o,2 ccm Cebion / = 125% ( 3 )

(5real o,2 ccm = ioooo IBE.) = ~176 g 1-Ascorbinsgure)

3 Vi tamin D-Merck | (5mal o,2 ccm Vigantol ~ = 75% ( •

= 0, 3 mg kryst. Vi tamin D) J + Vi tamin ~ - P r o m o n t a |

(5mal o,2 ccm Vi tamin E } = lOO% ( 3 ) nicht stand.)

3 Vi tamin P-Nordmark / (5real o,6 ccnl Vi tamin P / ~ 75% (=L)

= nicht stand,)

T a b e l l e 4. Progynon B or.-Sche- 3 Prolan-Bayer |

ring (5nlal 0,2 ccm (5mal 0,4 ccm / = 15~ (+ ) = IO ooo IBE.) = lOO RE.)

Zur KiArung, ob diese l~orrelationen tatsiiehlich in Be- ziehung zur Thyroxin- bzw. Progynonwirkung standen, w u r d e n K o n t r o l l v e r s u c h e a n thyreoides M g u s e n du rchge f t ih r t . H i e r z u sei b e m e r k t , d a b wir die Schi lddrf ise ebenso, wie es be re i t s PAAL ~ mi tge t e i l t h a t , in l e ich te r ~ t h e r - n a r k o s e u n t e r L u p e n v e r g r 6 B e r u n g des Opera t ions fe ldes ex-

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I49O K L I N I S C H E W O C H E N S C H

s t i rp ie r t en und das Opera t ionsmate r i a l his tologisch ident i - f izier ten. E r s t I lachdem die M/~use den Eingri f f mii ldestei ls io Tage gu t f ibe r s tanden h a t t e n - - die Opera t ionsmor ta l i t i i t b e t rug 30- -5 o% - - , w u r d e n sie in der fiblichen Weise zum Versuch genommen . Es bes t / i t ig ten sich dabei die yon PAAL 4 und BOMSKOW is mi tge te i l t en E r f ah rungen , dab die schild- drf isenlose Maus gegen Acetoni t r i l nur wenig empf ind l icher is t als die gesunde, diese Empf ind l i chke i t also n ich t yon der Schilddrfise abh/ ingt , sonder i l eben von dem zugeffihrtei l T h y r o x i n und - - in a l lerdings wei t ger ingerem Mal3e - - v o m Progynon .

Es gilt heu te auf Grund Miniseher und exper imen te l l e r E r f a h r u n g e n als f e s t s t ehend , dab H y p o p h y s e und Schilddrfise e inen mal3gebl ichen EinfluB auf K 6 r p e r w a c h s t u m und Ge- sch lech t s funk t ion ausfiben. B e k a n n t is t ferner, dab besonders die Schwangersehaf t mi t ihren e rh6h ten Anfo rde rungen an den Orgail ismus zu einer be t r / icht l ichen Le is tungss te igerung gerade dieser beiden endokr inen Organe und auch der Keim- drfisen fi ihrt . Zahlre iche Forscher f anden w~hrend der Schwangerscha f t eine H y p e r f u n k t i o n der Schilddrfise, so dab KEHRER 17 geradezu yon eiiler , , hype r thy reo iden P h a s e " spr icht . Von ande ren A u t o r e n (KNAuS TM, SEITZ 1" U. a.) wurden al lerdings auch Zeichen einer Schi lddr f i senunter funk- t ion am schwangeren Organismus beobach te t . E r s t kfirzlich s te l l ten jedoch noch EUFINGER ~s und Mi ta rbe i te r im Schwan- gerei lblut e inen e rh6h t en Sch i lddr t i senhormonsp iege l test .

I n der neuzei t l ichen L i t e r a t u r l i nden sich berei ts mehrere , teils klinisch, teils exper imente l l e rmi t t e l t e Angaben fiber synerg is t i sche und an tagon i s t i sche Wechse lwi rkungen zwi- schen H o r m o n e n und Vi taminen , wobei es sich meis t um T e i l - funk t ionen d ieser Wirks to f fe hinsicht l ich ihrer Beeinf lussung des S tof fwechse lgeschehens hande l t . WAGNER und MOSCHINI be r i ch t en yon e inem Synerg i smus zwischen Schilddrfise und Ovar ien hinsicht l ich der K a u l q u a p p e n m e t a m o r p h o s e . GESS- LER fand demgegenf iber abe t bei G r u n d u m s a t z k o n t r o l l e n eineil An tagon i smus in der Wi rkung des Schilddrfisen- und Fol l ike lhormons . Indessen l~il3t sich n ich t se l ten bei M/idcheil zur Zeit der Puber t / i t , also bei Anst ieg des Fol l ikelhormoi l - spiegels im Blur, eine deut l iche Schi lddrf isenvergr6Berung und - funkt ionss te igerung, ~ihnlich wie im P r a e m e n s t r u u m und w/~hrend der Gravidi t~t , beobach ten . Auch Schilddrfise und H y p o p h y s e n v o r d e r l a p p e n weisen klinisch synergis t i sche Wir- kungen auf; so be r i ch te t e THADDEA 21 aus der v. B e r g m a n n - schen Klin~k kiirzlich yon einer Akromegal ie , nach derei l Bes t ehen sich eine B a s e d o w - K r a n k h e i t en twickel t ha t t e , die sich nach r6n tgen the rapeu t i s che r Besserung der Akromegal ie ebenfal ls zurfickbildete, v. RULER 22, ABELIN 23 U. a. beschr ie- ben an tagonis t i sche Bez iehungen zwischen dem Schilddrfiseil- h o r m o n und Vi tamin A, die jedoch bisher eiile e indeut ige Kl~rung n i c h t e r fahren haben . Kor re la t ionen zwischen Vi t amin B 1 und Vi tamin D einersei ts sowie der Schilddrfise andere rse i t s sind in der gegenw~irtigen L i t e ra tu r nahezu eben- so h/~ufig b e h a u p t e t wie be s t r i t t en worden . Es erfibrigt sich daher , hier auf E inze lhe i ten e inzugehen. Synergis t i sche Be- z iehungen des Vi tamins E zu Keimdrf isen und H y p o p h y s e werden zur Zeit angenommen , e n t b e h r e n jedoch noch einer umfassenden wissenschaft l ichei l U n t e r b a u u n g .

Diese insgesamt wenig e inhei t l ichen bisher igen For - schungsergebnisse veran laBten uns, verg le ichende U n t e r - suchungei l an d e r modi f iz ie r ten R e i d - H u n t s c h e n Reak t i o n durchzuff ihren .

U n t e r z i e h t m a n nun unsere exper imente l l en Versuchs- r e su l t a t e einer zu sammenfa s senden Be t rach tung , so lassen sie zwischen Thyrox in , Pro!an, P r o g y n o n und Vi t aminen im Model lversuch an der weiBen Maus folgende Kor re l a t ionen e rkennen :

Synergismus b e s t e h t zwischen Schi lddr f i senhormon und den V i t aminen B 2 (Lactoflavin) , D (Vigantol) und E (Weizen- keim61) s0wie d e m Fol l ike lhormon (Progynon) . Gleichsinnige .Wechselbeziehungen f a n d e n sich zwischen dem Follikel- h o r m o n (Progynon) uild d e m Vi tamin C (1-Ascorbins/iure), viel le icht a u c h den Vi t aminen B 2 und E, sowie ausgepr~gt zwischen d e m H y p o p h y s e n v o r d e r l a p p e n h o r m o n (Prolan) und P r o g y n o n .

R I F T . I8. J A H R G A N G . Nr . 47 25. NOVEMBER I939

Antagonismus h e r r s c h t zwischen Schi lddr f i senhormon und Fo l l ike lhormon einersei ts sowie Vi tamin A (Vogan) ai lderer- seits.

Die fibrigeil Bez iehungen erscheinen in diesen Versuchen als indi f ferent , da wir ffir die Ani lahme einer synerg is t i schen oder an tagon i s t i s chen Wechselwirkui lg eine Nnderung der Res i s t enze rh6hung um jeweils mindes t ens 50% als er forder- lich e rach te t en , e n t s p r e c h e n d den voI1 STRAUB 13 und l e t z th in noch yon 1N'EUWEILER 24 mi tge te i l ten , auch unsererse i t s be- s t / i t ig ten Beobach tungen , dab Sehwankungen yon lO--15 % auch bei u n v o r b e h a n d e l t e n Tieren v o r k o m m e n k6nneil .

Wir g lauben d u t c h diese Versuche e inmal gewisse b isher v e r m u t e t e Zusammenh/ inge exper imente l l bes t / i t ig t und zum ande ren zur E r w e i t e r u n g der K en n t n i s v o m Zusammensp ie l der H o r m o n e und Vi tamine im t ie r i schen Organismus bei- ge t ragen zu habeil . Welcbe Rfickschlfisse auf die Verh/i l tnisse be im Menschen sowie welche t h e r ap eu t i s ch en M6glichkei ten sich h ieraus erschl iegen lassen, das wird in wei teren Versuchen zu e rp roben sein.

L i t e r a t u r : 1 REID-HUNT, J. of biol. Chem. I, I (19o5) -- Arch. int. Med. 35, 671 (1925). - - 2 HAFFNER U. }{ONYAMA, Arch. f. exper. Path. Io7, 69 (1925). -- r v . ]~ERGMANN, Verh. dtsch. Kongr. inn. Med. XL, Wiesbaden, 1928 -- Z. klin. Med. Io8, ioo (1928). - - 4 PAAL, Arch. f. exper. Path. I48, 232 (193 o) -- Klin. Wschr. i933, 1988. - - ~ OEHME, Arch. f. exper. Path. 171, 54 (1933) - - Erg. inn. Med. 44,214 (1933). - - , KLEINE, Arch. Gynlik. 147, 675 (193I) -- Klin. Wschr. 1932, 1449 -- Arch. Gyni~k. I54, 147 (1933). __ 7 SCHITTENHELM, Klin. Wschr. 193I, Nr47 -- Mfinch. reed. Wschr. I93I, 1674. -- 8 ]~ISLER, Z. exper. Med. 86, 331 (1933). -- 9 LOTZE, IZlin. Wsehr. I937, 494. - - 10 ABEl.IN, Arch. f. exper. Path. 166, 584 (1932) -- Klin. Wschr. 1932, 21o 3. - - 11 LOEB, Klin. Wschr. I932, 2121. - - 12 SUMMER, Zbl. Gyni~k. 1934, 385 �9 - - 13 STRAUB, Dtsch. reed. Wschr. I925, 4. - - 14 I~2NAFFL-LI~NZ, Arch. f. exper. Path. 135, 308 (1928). -- 15 WIDENBAUER, Zbl. inn. Med. 1939, 113 - - Klin. Wschr. 1939, 84 o. -- la BOMSKOW, Methodik der Hormon- forsch. 1, 37 o. Leipzig 1937. --17 KEHRER, zit. nach HALBAN-SEITZ, Biologie und Pathologie des Weibes 7, 2, 798 (1929). - - is KNAUS, Arch. Gyn~k. 119, 459 (1923). - - 10 SEITZ, zit. nachHALBAN-SEITZ, Biologie und Pathologie des Weibes VI I/I, 666 (i 929). -- 2o EUFINGER, Klin. Wschr. I933, 1397. - - 21 THADDEA, Dtsch. reed. Wschr. I938, 492. - - 22 v. RULER U. KLUSSMANN, Hoppe-Seylers Z. 213, 21 (1932). _ 24 ABELIN U. WEGELIN, Klin. Wschr. I932 , 21o 3 -- Arch. f. exper. Path. i66, 584 (1932). -- ~4 NEUWEILER, Zbl. Gyn/ik. 1932, 2936 -- Arch. Gynlik. I54, 326 (1933).

Z U R F R A G E D E R U N T E R S C H I E D L I C H K E I T

D E R D I P H T H E R I E B A C I L L E N - T Y P T O X I N E .

Von

K. W. CLAUBERG. Aus dem Bakteriologisch-Serologischen Institut des Horst-WesseLKrankenhauses der

Stadt Berlin (Direktor: Prof. Dr. K. W. CLAUBERG).

Die sei t den U n t e r s u c h u n g e n yon t-IAVENS 1 in zunehmen- d e m Mal3e e r6 r t e r t e F rage der Unte rsch ied l ichke i t der Di- p h t h e r i eb ac i l l en t y p t o x i n e in pa thogene t i s che r und an t igener Hins ieh t is t b isher n i ch t res t los gekl~rt worden . HAVENS h a t t e se inerzei t zwei serologisch verseh iedene Gruppen voil Diph ther iebac i l l en ge funden und fes tgeste l l t , dab die mi t den Gifteil der einen Gruppe gewonnenen monovale i l t en ant i - tox i schen Sera auf die Toxine der an d e ren Gruppe nilr in ger ingem Grade oder f iberhaupt n ich t fibergriffen. Seine Ergebn i sse k o n n t e n indes yon PAXON und REDOWlTZ 2 sowie yon PARK, WILLIAMS nnd MANN 3 n i ch t best~ttigt werden , Auch die Resu l t a t e yon HARTLEY 4, DURAND, S~;DALLIAN 5 sowie d i e Fes t s t e l lungen yon PARISH, WHATLEY, O'BRIEN e, POVITZKY, EISNER, JACKSON 7, MENTON, COOPER, DUKE, FuSS~L s sowie ROBINSON, MARSHALL 9 U. a. b o t e n keinen A n h a l t ffir das Bes tehen e rkennba re r Typ tox inun te r sch iede .

Nur ETRIS 1~ der Versuche mi t Gif ten des meis t zur D iph the r i ehe i l s e rumgewinnung b e n u t z t e n S t ammes P a r k Wil l iams Nr. 8 (Typ Mitis nahes t ehend) sowie mi t Giften des Typs Gravis anstel l te , k o n n t e gewisse q u a n t i t a t i v e Un te r - schiede dieser beiden Toxine anfzeigen.

Da die Tes tg i f te zur Sch ick-Reak t ion vielfach mi t d e m S t a m m P a r k Will iams Nr. 8 he rges te l l t werden , e rschein t in