10
Archiv fiir klinisehe u. experimentelle Dermatologie, Bd. 202, S. 567--576 (1956) Aus der Universitiits-tiautklinik, Frankfurt/Main (Direktor: Prof. Dr. Dr. O. GAI~S) Experimentelle Untersuchungen zur Epidermisverbreiterung * Von GERD KLAUS STEIGLEDER und KLAUS SOHULTIS~ Mit 2 Textabbfldungen (Eingegangen am 25. Januar 1956) In einer friiheren Arbeit hatten wir (ST]sIGLlSDERb) uns mit der funktione]len Bedeutung der Acanthose befal~t. Zur Fortsetzung dieser Untersuchung schien es uns wiehtig, den Verlauf der Epidermisverbrei- terung der Ratte zu verfolgen, um Sp~L~er verbrei~erte und normate Epidermis histochemisch vergleichen zu kSnnen. Die Rattenepidermis weist gegenfiber der Oberhaut des Menschen, selbst der des behaarten Kopfes, erhebliche Unterschiede auf. Aueh bei ganz ghnlichen S~rukturen, wie in den Talgdrtisen, bestehen histochemiseh nachweisbare, erhebliehe Differenzen (STtsIGI, lSD]~I~ U. LOFFL]~R). HODARA hatte 1900 auf die starke Acanthose hingewiesen, die einer Behandlung mit Chrysarobin folgt. W. JADASSOHN berichtet 1944, dab Meerschweinchen naeh 2 Applikationen yon Chrysarobin am 3. Tage eine schwere Entztindung der Haut aufweisen. Wurde einen Monet lang be- h~ndelt, bestand nur eine erheblich verbreiterte und hyperkeratotische Epidermis. Wird Zitzenhau~ des Meersehweinchens mit Oestron acgn- thotisch gemacht und Chrysarobin aufgetragen, fehlt ebenfalls die Ent- ziindung. JADASSOI~ schloI~ daraus, dal~ die Epidermisverbreiterung das Fehlen der entztindlichen Vergnderungen bedinge. Diese Auffassung s~h er dutch klinische Beobaehtungen bei Psoriatikern gesttitzt. Auch hier war es eine Acanthose und Hyperkeratose, die mSglicherweise die Entztindung nach Einreiben yon Chrysarobin verhinderten. P. GAUDIN konnte dutch Reiben allein eine Epidermisverbreiterung im Tierexperi- merit erzielen, was in ~bereins~immung mit Untersuchungen von GOr, D- ]3LU~ U. PIPER beim Menschen steht. In der Epidermisverbreiterung wurde ein Anhalt ffir den Reizeffekt yon Salben und damit ffir die therapeutisehe Ver~r~glichkeit beim Menschen gesehen (BLTTOmSR, SCHAAF U. GROSS, Bmaa]sS), was aller- dings nur mit Einschr~nkungen gilt (SoHAAF U. GROSS). tIerrn Professor Dr. O. GRi~TZ zum 70. Geburtstage. * Der Forschungsgemeinsehaft danken wir fiir die freundliche Unterstiitzung.

Experimentelle Untersuchungen zur Epidermisverbreiterung

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Experimentelle Untersuchungen zur Epidermisverbreiterung

Archiv fiir klinisehe u. experimentelle Dermatologie, Bd. 202, S. 567--576 (1956)

Aus der Universitiits-tiautklinik, Frankfurt/Main (Direktor: Prof. Dr. Dr. O. GAI~S)

Experimentelle Untersuchungen zur Epidermisverbreiterung *

Von GERD KLAUS STEIGLEDER und KLAUS SOHULTIS~

Mit 2 Textabbfldungen

(Eingegangen am 25. Januar 1956)

In einer friiheren Arbeit hat ten wir (ST]sIGLlSDERb) uns mit der funktione]len Bedeutung der Acanthose befal~t. Zur Fortsetzung dieser Untersuchung schien es uns wiehtig, den Verlauf der Epidermisverbrei- terung der Ra t te zu verfolgen, um Sp~L~er verbrei~erte und normate Epidermis histochemisch vergleichen zu kSnnen. Die Rattenepidermis weist gegenfiber der Oberhaut des Menschen, selbst der des behaarten Kopfes, erhebliche Unterschiede auf. Aueh bei ganz ghnlichen S~rukturen, wie in den Talgdrtisen, bestehen histochemiseh nachweisbare, erhebliehe Differenzen (STtsIGI, lSD]~I~ U. LOFFL]~R).

HODARA hat te 1900 auf die starke Acanthose hingewiesen, die einer Behandlung mit Chrysarobin folgt. W. JADASSOHN berichtet 1944, dab Meerschweinchen naeh 2 Applikationen yon Chrysarobin am 3. Tage eine schwere Entztindung der Hau t aufweisen. Wurde einen Monet lang be- h~ndelt, bestand nur eine erheblich verbreiterte und hyperkeratotische Epidermis. Wird Zitzenhau~ des Meersehweinchens mit Oestron acgn- thotisch gemach t und Chrysarobin aufgetragen, fehlt ebenfalls die Ent- ziindung. JADASSOI~ schloI~ daraus, dal~ die Epidermisverbreiterung das Fehlen der entztindlichen Vergnderungen bedinge. Diese Auffassung s~h er dutch klinische Beobaehtungen bei Psoriatikern gesttitzt. Auch hier war es eine Acanthose und Hyperkeratose, die mSglicherweise die Entztindung nach Einreiben yon Chrysarobin verhinderten. P. GAUDIN konnte dutch Reiben allein eine Epidermisverbreiterung im Tierexperi- merit erzielen, was in ~bereins~immung mit Untersuchungen von GOr, D- ]3LU~ U. PIPER beim Menschen steht.

In der Epidermisverbreiterung wurde ein Anhalt ffir den Reizeffekt yon Salben und damit ffir die therapeutisehe Ver~r~glichkeit beim Menschen gesehen (BLTTOmSR, SCHAAF U. GROSS, Bmaa]sS), was aller- dings nur mit Einschr~nkungen gilt (SoHAAF U. GROSS).

�9 tIerrn Professor Dr. O. GRi~TZ zum 70. Geburtstage. �9 * Der Forschungsgemeinsehaft danken wir fiir die freundliche Unterstiitzung.

Page 2: Experimentelle Untersuchungen zur Epidermisverbreiterung

568 G. K. STEIGLEDER und K. SCEULTIS:

SABELLA, BERN U. KAHN hatten naeh ~uBerer Anwendung von Vitamin A eine Verbreiterung der Epidermis gesehen. PA~ELL, SOBEL U. BRADLEY behandelten Ratten, die unter Vitamin A-Mangeldi~t ge- halten Wurden, lokal mi~ Vitamin A in verschiedenen Grundlagen. Es kam zu einer deutlichen ErhShung des Vitamin A-Blutspiegels; doch ~nderten sich die Mangelerseheinungen der Hau t lediglich am Orte der Applikation. Hier fanden sich ,,growing elements of epidermis" und Rfickkehr zur normalen Verhornung. Die Verff. fanden es besonders iiberraschend, dab das Vitamin A im Organismus znnahm, die Hau t sich aber nur am Orte der Einwirkung vcrgnderte.

Beide Untersuchungen, die von SAB]~LLA U. Mitarb. und die von PA~XELL U. Mitarb., legen die Vermutung nahe, dab die Hautvergnderung nicht ein Effekt des Vitamin A, sondern der Salbengrundlage war.

Es war deshMb angebracht, die Hautverbrei terung beim Tier nach ]okaler Behandlung ngher kennenzulernen, weil trotz der erw~hnten Unterschiede auch Gemcinsamkeiten im Verhalten der menschlichen und tierischen Hau t zu erkennen waren. Aus den Untersuchungen yon GAUDIN, sowie aus den Beobachtungen yon Epidermisverbreiterungen nach innerlicher Gabe yon Vitamin A und Testoviron (STuDER u. F~EY) lieB sich vermuten, dag die Epidermis sich nur his zu einer best immten Ausdehnung verbreitert und dann trotz Weiterbehandlung schm~ler wird. So sahen STUDER u. FREY eine Versehmglerung der Rattenepider- mis unter die Norm, wenn Vitamin A fiber lgngere Zeit gegeben wurde. Ferner geht aus den Angaben yon SC~AAr U. GROSS hervor, dag einige Tiere nieht oder nur unwesentlich auf lokale Behandlung mit ver- schiedenen Grundlagen reagierten.

Wir haben die Verbreiterung der Rattenepidermis, sowie in Kontroll- versuchen aueh die des Meerschweinchens, unter lokaler Einwirkung eines Gel der Fa. Siegfried, S~ckingen, weiBer Vaseline, wie sie in der Augenheilkundc verwendet wird, Dermocetyl und Pasta Zinei mollis nach einmaliger und mehrmaliger Applikation verfolgt. Erggnzt wurden die Untersuchungen durch die Incorporation verschiedener Wirkstoffe, auf die hier nieht eingegangen werden soll.

Zum Vergleich wurden Rat ten herangezogen, die Testoviron oder Vitamin A nach den Angaben yon STUDE~ U. FREY innerlich erhalten hatten. Sehliel~lich wurde der Effekt yon wei{~er Vaseline bei gleich- zeitiger Gabe yon gesoehin gepriift.

Wir benutzten Ra t t en als Versuchstiere, weil wir diese in grSBerer Zahl zur Verffigung hatten. Ffir unsere Versuche erwiesen sie sich als geeignet. Fiir Vergleiche yon Externa sind Meerschweinchen vorzuziehen. Die absolute Verbreiterung der Epidermis ist grSBer, und daher sind feinere Differenzierungen m(iglieh.

Page 3: Experimentelle Untersuchungen zur Epidermisverbreiterung

Experimentelle Untersuchungen zur Epidermisverbreiterung 569

Insgesamt wurden 196 Rat ten und 12 Meerschweinchen untersucht, die alle unter gleichen Bedingungen gehMten waren. Es wurden mSgliehst l~atten yon einem Gewieht yon ungef~hr 130 g ausgew~hlt. Verglichen wurden entspreehende Bezirke der Rtiekenhaut. Mit der dtinneren Baueh- haut lassen sieh analoge Werte gewinnen.

Unbehandelte Tiere zeigten im Vergleieh zu solehen, deren Haare einmalig mit einer Sehneidemasehine entfernt wurden, keinen Unter- sehied in der Epidermisbreite bei Kontrollen in versehiedenem Zeit- abstand. Alle Rat ten haben wit im Xtherrauseh behandelt. Dieser be- einflul3t die Epidermisbreite nieht. Zum Vergleieh wurde eine Seite nur gesehoren und im iibrigen unbehandelt gelassen. Zum Schlufl tSteten wit die Tiere, exeidierten die I tau t in einem etwa 1 cm 2 grogen Bezirk and klebten sie auf diekes Filtrierpapier auf. Dieses Verfahren erwies sich als zweekm~gig, da die Gewebst/iekehen bis zum Giegen des Paraffin- blockes aufgeklebt bleiben konnten, w/~hrend dieses beim Aufspannen auf Kork nieht m6glieh ist. S~tmtliehe Sehnitte wurden in Carnoy ~ Std fixiert, um bestimmte histoehemisehe Untersuehungen durehfiihren zu k6nnen. In Formol fixierte und in Gelatine eingebettete Haut ergab im Prinzip gleiehe t~esultate. Gefgrbt wurden die Pr~parate mit Thionin oder tt~matoxylin-Eosin. Die Werte entspreehen einander. Mit Thionin f~rben sich nieht alle Granula der K5rnerzellen, die H~matoxylin oder Eisenh~matoxylin annehmen. Sie sind daher m6glieherweise unter- sehiedlieher ehemischer Natur.

Die Epidermis maBen wir jeweils in mehreren Sehnitten an 10 ver- sehiedenen, senkreeht getroffenen Stellen und erreehneten das arith- metisehe Nittel. Die Hornsehieht wurde unberiieksiehtigt gelassen, da diese meis~ens nut unvollst~ndig erhalten ist. Die Durehschnittsbreite der normMen Rattenepidermis, erreehnet an 50 Tieren, betrug 15/~. Die einfache mittlere Streuung yon 3,2}t zeigte die erhebliehen indi- viduellen Unterschiede. Der Mittelwert hatte ffir die Auswertung unserer Ergebnisse nut besehr~nkt Bedeutung, weft wir die unbehandelten mit den behandelten Seiten vergleichen konnten.

Ergebnisse 11 Ratten, die 4 Tage lang t~glieh je 40000 E Arovit per os erhMten

hatten, zeigten am 5. Tage eine Epidermisbreite zwischen 17 und 27//. 4 Fi~lle lagen noch innerhalb der einfaehen Streuung.

Von 10 Ratten, die t~glieh 20 mg Testoviron i.m. erhalten hatten, war die Epidermis zwischen 23 und 29 # breit, w~hrend eine mit 16,7/~ keine siehere l~eaktion zeigte. Unsere Ergebnisse best~tigten demn~ch die Untersuehungen yon ST~DS~U. F~Eu Der Glykogengehalt (MCMAN[rS- F~rbung), der Fettgehalt nachgewiesen dureh Sudan-sehwarz und Su- dan I I I naeh der Methode yon GR~Tz und der Bestaad an basophilem

Page 4: Experimentelle Untersuchungen zur Epidermisverbreiterung

570 G. K. STEIGLEDER und K. SCHULTIS;

Material in den Zellen, der sich nach HC1-Behandlung mit der Thionin- f/~rbung nicht mehr darstellen l~Bt, sowie der Niederschlag von Formazan (STEmLEDER a) unterschied sich nicht sicher yon der normalen Ratten- haut. Nach Vitamin A und Testovironbehandlung lieB sich eine ver- me~rte Farbstoffablagerung mit der Esterasereaktion histochemisch naehweisen (Azofarbstoff-Kuppelungsreaktion mit ~-Naphthylacetat und Echtblausalz BB, s. STEmLEDEg U. LS~FLEg).

Zur Prfifung yon Externa wurde eine Seite nach der angegebenen Vorbehandlung 20real im Strich des Felles mit einem Gazetupfer jedes- real von der derselben Person eingerieben. Es wurde darauf geachtet, dub kein Rfickstand blieb, der auf die andere Seite h~tte fibertragen werden k6nnen.

7 Ratten wurden nur mit Gazetupfer ohne Substanz einmal t/iglich ge- rieben. Nach Excision am 4. Tage bei 5 Ratten fanden wir folgende Werte :

Tabelle I

BehandeRe Seite Unbehandelte Seite Differenz in "/~ in tz in /~ Acanthosefak~or

14,22 21,96 24,66 20,52 24,84

11,70 18,54 17,64 12,24 17,80

2,52 3,42 7,02 8,28 7,04

1,215 1,184 1,398 1,676 1,396

Mittelwerte: 21,25 15,58 5,65 1,364

Unter dem Acanthose/aIctor verstehen wir mit SCHAA]~ U. Glcoss den Quotienten aus der Breite der behandelten und unbehandelten Seite. Bei Autoren, die mit Meerschweinchen arbeiteten, sind die absoluten Werte, auch der des Acanthosefaktors, naturgemgi~ grSl~er (s. oben).

Tabelle 2. Breite der I~attenepidermis nach Dermocetylbehandlung

3real behandelt, Excision am 4. Tag

6mal behandelt, Excision am 7. Tag

8real behandelt, Excision am 9. Tag

Behandelte SeRe in

16,20 18,00 18,00 20,52

20,34 24,84 23,08 21,60

21,24 19,08 17,04 19,98

Unbehandelte Sei~e in

16,92 21,43 17,10 20,70

15,48 18,50 17,28 18,36

16,94 15,12 13,32 16,20

Differenz in ~t

--0,72 --3,43

0,90 --0,18

4,86 6,34 5,80 3,24

4,30 3,96 3,72 3,78

Acanthose- fak$or

0,957 0,839 1,052 0,991

1,313 1,342 1,336 1,176

1,254 1,261 1,279 1,233

Page 5: Experimentelle Untersuchungen zur Epidermisverbreiterung

Experimentelle Untersuchungen zur Epidermisverbreiterung 571

In allen Fgllen war die Epidermis dureh das Reiben verbreitert. Aus den Ergebnissen l~l~t sieh entnehmen, dab Vaseline die Epidermis nieht wesentlieh mehr verbreitert Ms bloges geiben. Andere Externa, wie die yon uns geprfiften Gele, Dermoee~yl und Pasta Zinei mollis fiben eine geringere Wirkung aus. Nieht berfieksiehtigt ist bei den bisherigen Untersuehnngen die Tatsaehe, da6 Substanzen rein physikaliseh die Reibung vermindern und dadurch den Effekt beeintrgehtigen. Der Zusatz yon Wirks~offen zu Grundlagen kann ebenfaIls deren Konsistenz und damit die Reibung beeinflussen. Bei Blasenbildung unter meehaniseher Einwirkung ist dieser Effekt bekannt (NAYLO~).

Tiere, 10 Tage lung gerieben, zeigten am 11. Tage keine st~rkere Wirkung als 3real geriebene Tiere.

Tabelle 3 (zur Abb. 1)

I real behandelt, Excision nach 1 Sgd

1 real behandelt, Excision nach 2 Std

1 real behandelt, Excision nach 24 Std

1 real behandelt, Excision nach 72 Std

1 mal behandelt, Excision nach 96 Std

I real behandelt, Excision nach 168 Std

1 mal behandelt, Excision nach 264 Std

Unbe- Mittlerer Behandelte handelte Differenz Acanthose- Acanthose- Seite in ~ Seite in # in ~ faktor faktor

22,50 16,96 5,54 ~1,327 1,318 19,44 15,12 4,32 1,286 20,34 15,48 4,86 ] 1,314

14,76 ' 5,12 i 1,347 19,2419,88 ~ ~ ~ - 1 , 2 4 ; - I

21,6016,20 [_13,68__ 2 ,52 1,184[ _ 22,02 17,82 4,20 1,236 1,463 23,76 19,62 4,14 1,211 22,32 18,54 3,78 1,204 18,36 10,80 7,56 1,700 25,20 15,84 9,36 1,591

10,80 19,80 9,00 1,833

19,26 14,76 4 ,50 1,305 1,664 19,44 10,44 9,00 1,862 21,60 13,32 8,28 1,622 24,84 13,32 11,52 1,865

22,20 15,12 7,08 1,469 1,345 23,76 15,84 7,92 1,500 19,44 15,30 4,14 1,271 17,46 15,30 2,16 1,141

18,80 12,06 6,74 1,559 1,362 19,44 13,86 5,58 1,403 i 19,44 17,28 2,16 1,125 I

18,72 15,12 3,60 1,238 1,188 19,26 16,92 2,34 1,138

Die Werte der Tab. 3 sind durch Bchandlung mit rciner Vaseline gewonnen worden.

Page 6: Experimentelle Untersuchungen zur Epidermisverbreiterung

572 G. K. STEIGLEDER und K. SOttULTIS,*

Tabelle 4 (zur Abb. 2)

MRtlerer Acanthose.

faktor

1,463 1 real behandelt, Excision am 2. Tag

3real behandelt, Excision am 4. Tag

6 mal behandelt, Excision am 7. Tag

10mal behandelt, Excision am 11. Tag

15real behandclb, Excision am 16 .Tag

Unbe- Behandelte handeRe Seite in ~ Seite in #

22,02 17,82 23,76 19,62 22,32 18,54 18,36 10,80 25,20 15,84 19,80 10,80

20,88 15,66 16,38 19,44 19,44 18,72 23,76

18,36 19,08 15,12 18,00 16,20 9,90

24,48 17,82 18,36 10,44 17,28 14,44

L - -

18,30 15,12 19,08 [ 15,12 16,20 I 12,60 16,74 14,04

Differenz Acanthose- in ~ fakt or

4,20 1,236 4,14 1,211 3,78 1,204 7,56 1,700 9,36 1,591 9,00 1,833

17,10 3,78 1,221 13,32 2,34 1,176 16,50 --- 0,12 0,993 11,88 7,56 1,636 14,94 4,50 1,301 12,60 6,12 1,486 15fl2 8,64 1,571

14,76 3,60 1,244 14,13 4,95 I 1,350 12,60 2,52 1,200 11,70 6,30 / 1,538

/ 6,30 ' 1,636

6,66 1,373 7,92 1,759 2,84 1,196

3,18 1,210 3,96 1,262 3,60 1,286 2,70 1,192

1,341

1,394

1,443

1,238

20real behandclt, Excision am 21. Tag

21,24 19,08 20,16

30real beh~ndelt, Excision 14,04 am 31. Tag 17,28

16,92 12,60 11,88 16,92 18,36

17,28 I 16,56 I 1 6 , 2 0

14,40 I 16,92 I 15,12 13,68 15,48 17,28 17,28

3,96 1,229 1,208 2,52 1,152 3,96 1,244

0,36 0,975 0,978 0,36 1,021 1,80 1,119 1,08 0,921 3,60 0,767 0,36 0,979 1,08 1,063

Die Werte der Tab. 4 sind durch Beh~ndlung mit reiner Vaseline gewonnen worden.

Page 7: Experimentelle Untersuchungen zur Epidermisverbreiterung

Experimentelle Untersuehungen zur Epidermisverbreiterung 573

Pas ta Zinei lnollis, 10 Tage lang wie besehrieben aufgetragen, ffihrv bei der gaSte zu keiner sicheren Verdiekung der Epidermis. Dermocetyt verhi~It sich zun~chs~ ~vie Pas ta Zinci mollis, ffihrt aber dann zu einer deutl ichen Verbrei terung der Epidermis mi~ einem Maximum nach 6 Tagen, wie Tab. 2 veranschaulicht.

Bei 21 l%atten rieben wit mit dem erw~hnten Gel ein.1, 2 und 24 Std nach einmaliger Behandlung and 24 Std nach 3t~giger und schlieglich 24 Std nach ]0t~giger Behandlung (je l m M t~glich) wurde excidiert. Die Epidermisverbrei terung erreichte nach 24 Std ein Maximum, das bei liingerer Behandlungsdauer nicht mehr iiberschritten wurde. Die Werte lagen unter denen nach weiBer Vaselin. Diese wurde:

1. EinmM aufgetragen a nd nach 1, 2, 24 Std bzw. am 3., 4., 7. u. 11. Tag die H a u t excidiert.

2. Je einmal t~glich 1, 3, 6, 10, 15, 20 u. 30 Tage lang aufgetragell und jeweils am folgenden Tage excidiert.

Die Resul ta te sind in den Tab. 3 u. 4 wiedergegeben und in del~ Kurven I u. I I (Abb. 1 n. 2) dargestellt.

Tabelle 5. Gleichzeitige externe Behandlung mit wei[3er Vaseline und interne mit Resochin

An I Tag je 1/4 Tabl. und 1 real Vaseline, Excision am 2. Tag

An 3 Tagen je 1/4 Tabl. und lmal Vaseline, Excision am 4. Tag

An 6 Tagen je 1/4 Tabl. und lmal Vaseline, Excision am 7. Tag

-An 10 Tagen je 1/4 TaN. und 1 real Vaseline, Excision am 11. Tag

Arch. kiln. exp. Derm., Bd. 202

Unbe- Beha~deI~e handel~e Differenz AcanShose- Sei~e in ~ Seite in ~ in ~ fak~or

25,92 20,88 21,24 15,48 16,56 22,68

22,14

15,84 9,48

15,84

14,04 18,00 13,68 16,56 16,20 14,40 16,92 15,48 15,84 15,12 15,84

16,20 12,24 11,52 9,00

13,68 17,28

19,44

15,14 12,06 15,48

15,48 20,52 16,92 16,92 16,20 16,56 16,92 14,40 17,28 17,64 16,92

9,72 8,64 9,72 6,48 2,88 5,40

2,70

0,70 - - 2,58

0,36

- - 1,44 2,52

- - 3,24 - - 0,36

0,00 - - 2,16

0,00 1,08 1,44 2,52 1,08

39

1,600 1,706 1,844 1,720 1,211 1,313

1,139

1,046 0,786 1,023

0,907 0,877 0,809 0,979 1 , 0 0 0

0,870 1,000 t,075 0,917 0,857 0,936

Page 8: Experimentelle Untersuchungen zur Epidermisverbreiterung

574 G. K. STEIGLEDER und K. SCHULTIS:

Wcrden unter entsprechenden Bedingungen wie Tab. 4 gleichzeitig zur tggliehen Behandlung mit Vaseline 0,0625 g Resochin mit der Sonde verabreicht, so finder sich start der Verbreiterung naeh 10 Tagen eine Versehmalerung der Epidermis. Kontrollen naeh 3 und 6 Tagen zeigen ebenfalls keine Verbreiterung, w~hrend das Maximum naeh einmaliger Behandlung und Excision nach 24 Std erhalten bleibt. Dieses ist so zu erkliren, dal~ das Resochin erst nach einer best immten Zeit wirksam wird. Die Resultate dieser Untersuchungen sind enthalten in Tab. 5.

Bespreehung

Unsere Zahlen demonstrieren, dal~ naeh versehiedenen Einwirkungen die Hau t sieh in gleicher Weise verh~lt. Es kommt nach Auftragen

1,7

1,6 1,5

-~ 1,3

1,0 26

18

1G

N

1 2 - -

10

io, , /

J / J

oo. -~

B ' ' l - - - - _ _ l . a

% - . .

l - l ~ - ' ' " ~ . ~ o ~ ,

I I ~ o . . . ~ , o �9 -

I i r I I I I I F I ~ [ [ i i I I i I [ I q 20 40 60 80 100 750 170 250 270

Sfd

A b b . 1 . Zffach e i n m a l i g e r B e h a n d l u n g m i t V a s e l i n e . A m i t t l e r e r A c a n t h o s e f a k t o r ; B M i t t e l w e r t e tier b e h a n d e l t e n B e i t e n ; C M i t t e l w e r t e d e r D i f f e r e n z e n z w i s c h e n b e h a n d e l t e r u n d u n b e h a n d e l t e r S e i t e ;

D . M i t t e l w e r t e d e r u n b e h a n d e l ~ e n S e i t e n

untersehiedlieher Externa ebenso zu einer Verbreiterung der Epidermis; wie auch dureh blol~es Reiben. Sic ist vermutlich nieht nur durch eine meehanisehe Sehidigung bedingt, da aueh intern gegebene Mittel sic anslSsen. Einmalige Einreibung fahr t zu einer raschen Verbreiterung der Epidermis, die bei unseren Tieren nach 3 Tagen ein Maximum er- geieht. Die Verbreiterung war nach 10 Tagen noch nieht vSllig riiek- rebildet. Der Abfall schien wellenf6rmig vor sieh zu gehen. Mal~gebend fiir die Bewertnng ist allein der Acanthosefaktor bzw. die Differenz der behandelten und der unbehandelten Seiten, wihrend die absoluten Werte

Page 9: Experimentelle Untersuchungen zur Epidermisverbreiterung

Experimentelle Untersuehungen zur Epidermisverbreiterung 575

dureh die auBerordentlich individuelle Variat ion sowohl der Epidermis- breite als aueh der individnellen Reakt ionsberei tschaft bes t immt werden.

E a c h mehrmaliger Behandlung zeigt die Seitendifferenz and dem- entsprechend auch der Aeanthosefaktor ein Maximum nach 24 Std. Dieser Wef t wird am 11. Tag prakt iseh noeh einmal erreieht. Die geringe Differenz gegenfiber dem Wer t naeh 24 Std ist auf Grund der s tarken Schwankungen der einzelnen Werte zu vernaehl/issigen. Auch hier gilt fiber die absolute Breite 7,5 der behandel ten nnd un- 7,g behandel ten Seiten das 1,3 eben angeffihrte. Nach 7,2/x 30 Tagen wird trotz ~ 1,12; t~glicher Behandlung ~ 1,o 2s wieder der Ausgangs- o,9 ~s wert erreicht. Der wel- 1 6 - lenfSrmige Verlauf yon 15 Haut reakt ionenis t dureh 12 andere Beob~ehtungen, 7o so nach R6ntgenbest rah- lungen (MIESC~V,R) be- kannt . Die Kurve wird durch die willkiirlieh gew/~hlten Excisionster- mine mi~bestimmt.

Durch die gleiehzei- tige Gabe yon Resochin

\

! t " ' , , ! ,4

. . . . ! - 'D

i F

6

6 " ~ .....

I I I I I I I ] ] I I [ I [ I i r I I [ P r p i ~ 1

0 4 8 72 16 20 2# 28 57 rage

Abb. 2. Nach mehrmaUger ~iglicher Behaudlung mit Vaseline. A mi~tlerer Acanthosefaktor; B ~ittelwerte der behandelten Seiten; @ Mittelwerte der Differenzen zwischen behandelter und unbehandeI~er Seiten; D M~ttelwerte der unbehandel~en Seiten

1/~gt sich die Epidermis- verbrei terung verhindern, sobald das Medikament zur Auswirkung ge- kommen ist. Naeh den Untersuehungen yon BLAIOH U. GE~LAC~ kSnnte das Resochin auf die oberfl/ichliehen Hautgef/~Be einwirken und die Epidermis durch die ver/~nderten Durchblu~ungsverh/~ltnisse an der Ver- brei terung verhinder t werden. Doch 1/igt sich eine direkte Einwirkung auf die Epidermis nieht aussehlieBen.

Cortison kann naeh den Angaben yon STUDE~ U. F ~ E r eine Epider- misverbrei terung nach internen Vitamin A- und Testovirongaben ver- hindern. Auch Resoehin seheint Hautver / inderungen nu t zu unter- drficken, ohne die Ursaehe der Dermatosen zu beheben 1.

Bei der experimentellen Prfifung yon Ex~erna ist der wellenf6rmige Verlauf der Epidermisverbrei terung zu berficksiehtigen. Ferner ist der

1 Zu den Untersuehungen fiber die Resochinwirkung auf die Epidermisver- breiterung wurden wir dureh klinische Beobaehtungen yon M. u. D. WALTEER angeregt, der erste friiher Oberarzt, die letzte an unserer Klinik.

39*

Page 10: Experimentelle Untersuchungen zur Epidermisverbreiterung

576 G.K. STEIOLED ER U. K. SC~UL~m : Untersuehungen zur Epidermisverbreiterung

physikalisehe Effekt der Re ibung zu beachten. Ex t e r na kSnnen die Re ibung vers t~rken oder herabsetzen. Eine Epidermisverbre i terung k a n n sowohl physikalisch als auch chemiseh bedingt sein. Diese beiden Fak- toren lassen sich n icht sicher gegeneinander abgrenzen. Das Feh len jeder Verbrei terung bei l anganha l tender Behand lung k a n n befriedigend bisher n icht geklErt werden. STVDS~ u. F~nY sehen in diesem Effekt bei ihren Un te r suchungen mit Vi t amin A eine GewShnung, wobei often- bleibt, was un te r der , ,GewShnung" zu vers tehen ist u n d wodureh diese bedingt ist. Die Frage ist noeh zu beantwor ten , ob sieh diese gegen ein Subs~rat allein oder al lgemein gegen epidermisverbrei ternde Einfliisse richter. Dieses soll in weiteren Un te r suchungen gekl/~rt werden.

Nachtrag bei der Korrektur. Eine wertvolle Unterstfitzung und Erggnzung er- fahren unsere Ergebnisse durch eine neueste Arbeit von RADEMACEER und Mo~c- TAG~CA (J. Invest. Dermat. 26, 69 [1956]) fiber den EinfluB des Zyklus des Haar- wachstums auf die Epidermisbreite, doch ergibt sich aus der eigenen Versuchs- anordnung, dal~ dariiber hinaus noch andere Fuktoren wirksam sein mfissen. Auch wir sahen allerdings nach internen Vitamin A-Gaben die Reaktion nach BARRNETT und SELIG~A~r auf SH-Gruppen unbeeinfluBt. Dies Verhalten l~Bt nicht ohne weiteres einen l%fiekschluB auf die Verh~ltnisse in vivo zu.

Zusammenfassung

Auf den wellenfSrmigen Verlauf der Epidermisverbre i te rung bei der Ra t t e nach einmaliger u n d mehrmaliger Behand lung mi t verschiedenen Externa , besonders weil~er Vaseline, wird hingewiesen. L~ngere Ein- wirkung ffihrt zu e inem Fehlen der Verbrei terung. Resochin k a n n die Epidermisverbre i te rung unterdrf ieken. Bei der Aus tes tung yon Ex t e r na ist der Reibungseffekt s tarker zu berficksichtigen.

Literatur BERRES, ~-~. H. : Arch. f. Dermat. 194, 259 (1952). - - BLAICH, W., u. U. GER-

LACH: Hautarzt 6, 267 (1955). - - BUTCHER, O. : J. Invest. Dermat. 16, 85 (1951). - - GAUDIN, P. : Dermatologica (Basel) 97, 208 (1948). - - GOLDBLV~, R. W., and W. N. PI~ER: J. Invest. Dermat. 22, 405 (1954). - - GRiiTZ, 0.: Arch. f. Dermat. 177, 246 (1938). - - HODARA, M.: Mh. Dermat. 31, 261 (1900). - - JADASSO~N,W.: Sehweiz. reed. Wschr. 1944, 1143. - - MI~SCl~R, G.: Arch. f. Dermat. 148, 540 (1925). - - NAYLOR, P. F. D. : Brit. J. Dermat. 67, 239 (1955). - - PARNELL, J. P., A. E. SOBEL and D. K. BRADLEY: Anat. Rec. 121, 349 (1955). - - SABELLA, J. D., H. A. BERN and R. H. KA~N: Proc. Soc. Exper. Biol. a. Med. 76, 499 (1951). - - SC~AAF, F., u. F. GRoss: Dermatologica (Basel) 106, 170 u. 357 (1953); siehe auch GROSS, F., u. F. Se~A~: Hoppe-Seylers Z. 295, 119 (1953). - - ~TEIGLEDERp

G.K.: a) Arch. f. Dermat. 199, 394 (1955); b) 200, 378 (1955). - - Z. Hautkrkh. (im Druck). - - STEIGLEDER, G. K., U. H. LS~'FLER: Arch. f. Dermat. (im Druck).

STUDER, A', U. J. R. FREt: Schweiz. med. Wschr. 1949, 382; Dermatologiea Basel) 104, 1 (1952).

Priv.-Doz. Dr. G. K. STEIGLEDER, Univ-Hautklinik, Frankfurt a. Main-Sfid, Ludwig-Rehn- StraBe 14