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Feudalismus in Äthiopien: Konferenzbericht über eine Tagung vom 30. bis 31. März 1976 in Addis Ababa Author(s): Elisabeth-Dorothea Hecht Source: Africa Spectrum, Vol. 11, No. 1 (1976), pp. 92-93 Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40173798 . Accessed: 14/06/2014 05:55 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Africa Spectrum. http://www.jstor.org This content downloaded from 185.44.77.82 on Sat, 14 Jun 2014 05:55:41 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Feudalismus in Äthiopien: Konferenzbericht über eine Tagung vom 30. bis 31. März 1976 in Addis Ababa

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Feudalismus in Äthiopien: Konferenzbericht über eine Tagung vom 30. bis 31. März 1976 inAddis AbabaAuthor(s): Elisabeth-Dorothea HechtSource: Africa Spectrum, Vol. 11, No. 1 (1976), pp. 92-93Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/GermanyStable URL: http://www.jstor.org/stable/40173798 .

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Feudalismus in Äthiopien

ELISABETH-DOROTHEA HECHT

Konferenzbericht über eine Tagung vom 30. bis 31. März 1976 in Addis Ababa

Mit einer Konferenz über „Feudalismus in Äthiopien" versuchten die jungen äthio-

pischen Wissenschaftler der Universität Addis Ababa (ehemals Haile Selassie I

University) sich mit den Problemen der politischen Struktur des mit Haile Selas- sie gestürzten Regimes auseinanderzusetzen. Es sollte im wesentlichen eine inner-

äthiopische Diskussion sein, zu der zwar auch ausländische Gäste geladen worden waren, von denen man aber nicht erwartet hatte, daß sie persönlich teilnehmen würden. Die Konferenzleitung war selbst über das lebhafte Interesse, das die Kon- ferenz auch im Ausland erweckte, überrascht.

Zumindest von der Konferenzleitung war eine Verurteilung des vergangenen Regimes durch einzelne Referate angestrebt worden; dies erfolgte zum Teil auf Kosten einer exakten Erarbeitung der Tatbestände und auf Kosten einer sach- lichen Diskussion. Im „Ethiopian Herald" vom 31. 3. wurde dann auch entspre- chend in schlimmster Polemik die Konferenz als wissenschaftliches Gremium dar- gestellt, das die Schrecken des gestürzten Feudalregimes verdamme.

Teilnehmer waren: Ayele Negussie, Aleme Eshete, Gedamu Fecadu, Hailu Fu- lass, Merid Aregay, L. Bartel (BRD), Mrs. Bourgoyne, R. Caulk, P. Gilkes, R. Mercier, D. Levine, S. Pausewang (BRD), Prof. Sumner, R. Pankhurst, D. Hecht

(BRD) (Medizin und Magie bei den Amhara). Referate eingereicht für einen Vor-

trag in absentia hatten: M. Comhaire (Situation der Frau), Dr. Clapham (Feu- dalismus, Modernisierung und die äthiopische Monarchie), Prof. Hey er und Prof. Hess (BRD) (Feudalismus und die äthiopische Kirche), Dr. Klausberger (Produk- tionsverhältnisse). Die Beiträge von Mercier (Äthiopische Malerei und soziale Schichtung) und Pausewang (Bericht über Beobachtungen bei der Schaffung von Farmers Associations in Majete/Shoa) waren kurzfristig eingeschoben worden.

Leider wurden alle Referate, die in absentia verlesen werden sollten, nur ver- teilt, da man den anwesenden Referenten mehr Zeit zur Verfügung stellen woll- te. Auf diese Weise wurden so wichtige Aspekte wie die Stellung der Kirche und die Position der Frau nicht behandelt: ebenso blieb der Beitrag Klausbergers, der sich ausführlich mit den Verhältnissen im Süden bei nicht-amharischen Volksgrup- pen befaßte, undiskutiert.

Mit Ausnahme des Beitrages von Bartel (s. u.) erstreckten sich alle Referate auf die traditionelle Herrschaftsstruktur der christlichen Amhara und Tigray. Die bei- den ersten Referate (Ayele Negussie und Aleme Eshete) versuchten eine Klärung, ob man die traditionelle Herrschafts- und Landbesitzstruktur in Äthiopien als „feudales System" bezeichnen könne. Trotz fehlender Abgrenzungen und Unver- ständnis für das Phänomen des klassischen Feudalismus in Europa enthielten beide Referate wertvolle Informationen über die äthiopischen Adelsränge und Land- rechtsverhältnisse.

Eine Abgrenzung der als „feudalistisch" zu bezeichnenden traditionellen politi- 92

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sehen Struktur Äthiopiens zu ähnlichen Phänomenen in Japan und Europa ergab erst das wichtige Referat von D. Levine (USA). Merkmale für Äthiopien: Grund- sätzliche Nichterblichkeit der Adelstitel und des mit dem Titel verliehenen Land- besitzes (gult); Verleihung von Amt und Titel für einmal geleistete, nicht aber für zu erwartende Dienste, keine Treueverpflichtung, kein Lehnseid. (Daher der von E. Haberland eingeführte Terminus „ Verdienst adel").

Merid Wolde Aregay stellte in seinem Referat die Frage, warum im feudalisti- schen Äthiopien - trotz aller Bemühungen etwa der Kaiser Tewodros und Mene- lik II. - der hohe Stand der axumitischen Technologie nicht mehr erreicht wer- den konnte. R. Pankhurst behandelte die Stellung der Sklaven und Sklavenab- kömmlinge im traditionellen Äthiopien. Sumner beleuchtete den Aspekt der Be- wertung der Arbeit in der klassischen Philosophie Äthiopiens. Einen sehr wichtigen Beitrag lieferte das Referat von Hailu Fulass, mit dem sprachwissenschaftlich die amharischen Adelstitel und deren ursprüngliche Bedeutung analysiert wurden.

Fecadu Gedamu machte den interessanten Versuch einer Analyse, wie es zu dem Sturz des fast absolut herrschenden Kaisers kommen konnte, und welche

Fehlentwicklungen es in der Autoritätsstruktur Äthiopiens unter seiner Herrschaft

gegeben habe. P. Gilkes legte das Landbesitzrecht des Erbbauern (restegna) in Ti-

gre dar; R. Caulk berichtete über die Funktion der Kriegerheere im traditionellen

Äthiopien - ein wichtiger Aspekt, wenn man bedenkt, daß heute die Armee beim Sturz des Kaisers die Führung übernommen hatte.

Der wissenschaftlich hochinteressante Beitrag von L. Bartel über die Religion der Oromo (der Name, mit dem sich die Galla selbst bezeichnen) berücksichtigte wenigstens eine Volksgruppe, die den christlichen Hochlandsvölkern nicht ange- hört. Die Verhältnisse unter den muslimischen Volksgruppen wurden nicht behan- delt, und die Referate vermittelten den Eindruck, als ob es feudalistische Struktu- ren in Äthiopien nur im christlichen Kaiserreich gegeben habe, das durch Erobe-

rungskriege seine Herrschaft auf benachbarte Volksgruppen ausdehnte. Zusammenfassend stellte Aleme Eshete dar, unter welchen Aspekten das Thema

„Feudalismus in Äthiopien" betrachtet werden könne und gab einen Ausblick auf

Planungen für künftige Konferenzen, die Fragen über eine kapitalistische Wirt- schafts- und Gesellschaftsordnung unter dem gestürzten Regime zum Thema haben könnten.

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