Filmanalyse Dakii

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  • 7/26/2019 Filmanalyse Dakii

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    Moritz Herrmann

    Filmanalyse: Dacii von Sergiu Nicolaescu

    Ein gewaltiges rmisches Heer, bis zum Horizont in Reih und Glied aufgestellt, steht einer Befestigungsan-lage gegenber, die !on einem einzigen breitbeinig dastehenden "a#er#rieger bemannt wird$ %ls der &om-

    mandeur der Rmer Einlass !erlangt, weist ihn dieser einzelne &rieger mit der 'rage zurc#, wer sie ber-

    hau(t seien$ %uf die Entgegnung, sie seien die Herren der )elt, antwortet der "a#er hhnisch und ohne

    %nzeichen !on 'urcht angesichts der *bermacht, dass die Rmer sie erst besiegen mssten, um diesen +itel

    zu beans(ruchen$ Bereits diese Erffnungsseuenz fasst das +hema des 'ilmes in (rgnanter 'orm zusam-

    men. Es handelt sich um eine heroische und (atriotische erteidigung gegen einen im(erialistischen %ggres-

    sor, einen &am(f zwischen "a!id und Goliath$

    %uch die folgende +itelseuenz ist s0mboltrchtig. )eite anoramaansichten eines 'luges durch +ler und

    Berglandschaften, die in eine 2agdszene bergehen, !ermitteln eine emanti# !on 'reiheit und 4rs(rnglich-

    #eit$ "er unbefangene 4mgang zwischen den beiden 2agenden, die sich als +ochter und ohn des "a#er#-

    nigs "eceballus herausstellen, unterstreicht diese +o(i# und bringt uns die "a#er sogar bis zu einem gewis-

    sen Grade als emanzi(iertes ol# nahe. Es ist die &nigstocher 5ede, die ihrem Bruder 6ot0so den 4mgang

    mit feil und Bogen beibrachte und mit ihm nun im Bogenschie7en und Reiten wetteifert$ Bei der s(ter auf -

    #ommenden 'rage danach, wer eine husliche flicht, das )asserholen, zu erledigen habe, wird zwar !on

    eiten des Bruders auf eine #lassische Rollen!erteilung !erwiesen, die unhintergehbare Gltig#eit dieser

    Regeln wird 8edoch durch eine darauf folgende s(ielerische Balgerei in 'rage gestellt$ "adurch, dass auch

    der erste rmische rotagonist anhand eines )ettstreites eingefhrt wird, zeigt sich die (iegelbildlich#eit

    der &onfli#t(arteien. )o unter den &nigs#indern ein s(ortlicher )ett#am(f herrscht, in dem der eine dem

    anderen ohne 4mschweifen einen ieg zugesteht, wird der Heeresfhrer 'uscus als 8emand dargestellt, der

    sich der rfung seiner infolge einer erletzung nachlassenden +reffsicherheit auf unaufrichtigem )ege ent-

    zieht, ohne dabei seine chwche einzugestehen$ "ie Gegenberstellung !on Rmern und "a#ern wird in

    'olge in !erschiedenen arianten durchges(ielt, womit der 'ilm nicht nur die unterschiedliche moralische

    9ualitt der &onfli#t(arteien darstellt, sondern auch mehrere entgegengesetzte &onze(te !eranschaulicht.

    Freiheit/Unfreiheit:Ein zentraler Gegensatz, der in !erschiedenen arianten behandelt wird, ist der !on

    'reiheit und 4nfreiheit$ Bereits in der %rt, wie "a#er und Rmer o(tisch dargestellt werden, zeigt sich dieser

    Gegensatz auf einer sthetischen Ebene. %uf der einen eite stehen die 5assen der Rmer, die in geometri-

    schen 'ormen aufgestellt roboterhaft in die chlacht marschieren und dabei in einer zene !on 'uscus wie

    ieh angetrieben werden mssen$ %uf der anderen eite befinden sich die "a#er, deren teils wild wir#endes

    Gebaren und :u7eres nicht nur ihre ;barbarischen< =atur, sondern auch ihren 'reiheitswillen illustriert$ "ie

    "arstellung der rmischen #la!erei unterstreicht hingegen die erbindung der Rmer mit 4nfreiheit$

    "adurch, dass die #la!erei im >usammenhang mit se?ueller 4nterwerfung und erfgbar#eit dargestellt

    wird, be#ommt sie auch eine Geschlechterdimension, die mit den Geschlechter!erhltnissen #ontrastiert, wie

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    sie uns zu!or bei den "a#ern !orgestellt wurden$ "er Gegenbegriff zur 4nfreiheit bedeutet im &onte?t des

    'ilmes !or allem eines. =ationale ou!ernitt$ Ents(rechend hat die Rhetori# !on der 'reiheit ihren latz

    !or allem in den Reden des "a#er#nigs "eceballus, der betont, die "a#er seien gewhnt, in 'reiheit zu

    leben, was offenbar !or allem die %bwesenheit !on 'remdherrschaft bedeutet$ Abgleich es ihm ein eichteswre, mit dem immensen da#ischen taatsschatz einen 'rieden zu er#aufen, lehnt der &nig daher auch 'rie-

    dens!erhandlungen ab, welche die "a#er als schwach und er(ressbar erscheinen lassen wrden und dadurch

    (ra#tisch einer 4nterwerfung unter rmische Aberherrschaft gleich #men$

    Fhrung/Herrschaft:"er 4nterschied zwischen da#ischer und rmischer Herrschaft wird nicht nur dadurch

    !eranschaulicht, dass die eine autochthon und die andere allochthon ist, !ielmehr werden anhand der %nfh-

    rer der 8eweiligen arteien zwei !erschiedene 5odi !on %utoritt und 5acht dargestellt, denen eine !llig

    !erschiedene 9ualitt zuges(rochen wird$ o wird die 5achtstellung der fhrenden Rmer als rein formales

    Herrschafts(rinzi( dargestellt, das #aum Grenzen #ennt und sich durch #einerlei (ersnliche 9ualitten legi-

    timiert, lediglich durch Cntrige und 5ord erworben wird$ Es e?istiert nur Befehl und Gehorsam, 8edoch #ein

    Rezi(ro#es erhltnis zwischen militrischem %nfhrer und oldat$ Ents(rechend lsst 'uscus nach einer

    !on ihm selbst !erschuldeten =iederlage will#rlich oldaten hinrichten und beharrt trotz nachlassender Eig-

    nung durch fortschreitende Erblindung auf der 'hrungsrolle$ %ls er selbst tot ist, wird er seinerseits !erra-

    ten. "er &aiser, dargestellt als selbstherrlicher E?zentri#er und =arzisst, bergeht o((ortunistisch den

    4mstand, dass der Affizier e!erus den Heerfhrer 'uscus erschlug, nur um diesen nun zum Aberbefehlsha-

    ber seines Heeres zu machen$ Gegenber dieser durch formale Hierarchien gesttzten Herrschaft wird

    anhand !on "eceballus eine 'orm !on 'hrung dargestellt, die auf einem wechselseitigen rinzi( der er-

    (flichtung und +reue zwischen %nfhrer und seinem ol# basiert$ "ies zeigt sich etwa daran, dass er im

    Heer an !orderster 'ront #m(ft, in Gestalt seines ohnes fr den 'reiheits#am(f seines ol#es ein erhebli-

    ches (ersnliches A(fer bringt und sich um das ertrauen seines ol#es sorgt, !on dem sein 'hrungsan-

    s(ruch offenbar abhngt$ eine Herrschaft ist somit nicht blo7 ein formales Rang(rinzi(, sondern durch seine

    'hrungsualitten legitimiert$ ie !erst7t somit auch nicht gegen das rinzi( der 'reiheit, da sie sich in

    dieser )eise der >ustimmung der Gefhrten !ersichert$

    thnische Soli!arit"t/sol!atische #oyalit"t:"och das erhltnis zwischen dem &nig der "a#er und sei-

    nem ol# besteht nicht nur in einem wechselseitigen +reue!erhltnis, sondern ist auch !ermittelt durch ein

    "rittes. "en atriotismus bzw$ die gemeinsame ethnische/nationale Cdentitt, welche sich durch die gemein-

    same Her#unft definiert$ "eutlich wird die Bedeutung dieses Elements insbesondere in dem 5oment, in dem

    sich herausstellt, dass der rmische Heeresfhrer e!erus tatschlich ein als Rmer aufgezogener "a#er ist$

    "iese Enthllung geht einher mit einem %((ell an die ;wahre< ol#szugehrig#eit des e!erus, der nun die

    "a#er untersttzen soll$ "iese ethnische olidaritt #ollidiert mit der soldatischen o0alitt und &aisertreue

    des als Rmer %ufgewachsenen, der sich zunchst noch !on "eceballus abwendet$ "och diese o0alitt zur

    #aiserlichen Herrschaft ist ebenso abstra#t und einseitig, wie das sie ergnzende &onze(t formal legitimierter

    'hrung$ Cn der iebe zur &nigstochter 5ede, die e!erus nach einer !erlorenen chlacht gesund (flegt,

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    wird die iebe zur =ation Ddie hufig s0mbolisch durch eine 'rau re(rsentiert wird, 8edoch greifbar, was

    e!erus in ein echtes "ilemma strzt$ Cn der Gegenberstellung der D#r(erlichen iebe zu einer #la!in, an

    deren %usbung e!erus den Befehlshaber 'uscus durch seine Rc##ehr ins rmische ager hindert, und der

    frei gegebenen iebe zwischen 5ede und e!erus, wird in diesen +hemen#om(le? zustzlich der Gegensatz!on 'reiheit und 4nfreiheit integriert$

    $%fer&ereitschaft/Sel&stsucht: "ie =ation fordert A(fer und die iebe zu ihr bewir#t, dass man das was

    man tun muss auch tun will, womit die %ufo(ferung zugleich %usdruc# !on 'reiheit ist$ Ents(rechend ent-

    hlt ;"acii< zahlreiche "arstellungen der selbstlosen %ufo(ferung fr die =ation$ %ttius, ater des e!erus

    und eigentlich ein "a#er, widmet seinem ol# sein eben, indem er in#ognito unter dessen 'einden lebt,

    dabei 8edoch da#ische Cnteressen !ertritt, fr den reis, dass er sich selbst seinem ohn nicht offenbaren darf$

    Ein gefangener "a#er strzt sich eher in sein chwert, statt seinen 'einden Cnformationen zu !erraten$

    6ot0so, der ohn des &nigs, nimmt den rituellen A(fertod an, um die 'rbitten der "a#er ihrem Gott zu

    berbringen$ Er htte diesem chic#sal leicht entgehen #nnen, denn um als A(fer geeignet zu sein, musste

    er einen )ett#am(f gewinnen, was er trotz des )issens tat, dass dies seinen +od bedeuten wrde$ eine trau-

    ernde chwester 5ede formuliert Einwnde gegen dieses A(fer und die !ermeintlich schweigenden Gtter,

    an die es gerichtet ist$ Hierbei handelt es sich 8edoch nur um einen dida#tischen &ontra(un#t, der die *ber -

    hhung des A(fers !oll#ommen macht, denn die Gebete werden letztendlich doch erhht. Es #ommt ein

    turm auf, der die Rmer u$ a$ am *berueren eines 'lusses hindert$ Cm Gegensatz zur !on den "a#ern

    gezeigten A(ferbereitschaft ist unter den rmischen 'hrungs(ersonen 8eder nur sich selbst der =chste, die

    5oti!e !on 'uscus und dem &aiser beschrn#en sich auf Ruhmsucht und Beute$ "ie einzige %usnahme

    hierzu ist der da#ische Rmer e!erus, der sein "ilemma zwischen der o0alitt zum rmischen &aiser und

    der ethnischen olidaritt zu den "a#ern durch ein weiteres A(fer lst. Cndem er sich dem "a#er#nig zum

    >wei#am(f stellt, in dem er unterliegt oder sich tten lsst, nimmt er den egionen ihren %nfhrer und stirbt

    doch an ihrer eite$ )er die anschlie7end entbrennende gewaltige chlacht gewinnt, ist dann schon nicht

    mehr !on belang und wird nicht mehr gezeigt, denn das, worum es nach den )orten des &nigs "eceballus

    geht, ist bereits dargestellt und !ollzogen. Ein fr #ommende Generationen beis(ielhafter &am(f, der es den

    "a#ern bzw$ deren =achfolgern lehren soll, nie das &nie !or einer fremden Herrschaft zu beugen$

    "ie dargestellten +hemen#om(le?e der 'reiheit, 'hrung, aterlandsliebe und A(ferbereitschaft stehen

    daher nicht un!erbunden nebeneinander, sondern sttzen sich gegenseitig$ Cn dem &onte?t, dass die "a#er

    im rumnischen Geschichtsbild t0(ischerweise als die orfahren der Rumnen gelten, bildet der 'ilm eine

    nationale, geradezu !l#ische Einschwrung, welche die rumnischen Brger um das Banner der =ation und

    ihrer 'hrer scharen und sie in die Bereitschaft !ersetzen soll, fr diese zu sterben$ "amit handelt es sich bei

    "acii sowohl um %usdruc# wie auch ehi#el einer nationalistischen Cdeologie, welche mit der zeitgenssi-

    schen Entwic#lung des rumnischen ;=ational#ommunismus< #orres(ondiert$