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PLUSFinanzinformationen
- Einfach einen Tick besser -
Deutsche Bibliothek : ISSN 1862-5436
14. Jahrgang - Ausgabe 17 (26.04.2019)Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
Inhalt
01. Info-Kicker: Ereignisreiche Woche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
02. So tickt die Börse: Zurück auf Null . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2Probleme in Südostasien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Wochenperformance der wichtigsten Indizes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
03. Sentiment: Investitionsbereitschaft verschwunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
04. Ausblick: Neuempfehlung: Alternative zu Zalando . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7Neuempfehlung Zooplus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
05. Update beobachteter Werte: Tesla Motors, Südzucker-Anleihe, Zuora, BB Biotech, Tesla 9Tesla Motors: Neue Spekulation auf Tesla . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Südzucker-Anleihe: 5%-Hürde wird nun doch übersprungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Zuora: CEO Tzuo liefert vielversprechende Ansichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
BB Biotech: Nachkaufen w/ Spatz in der Hand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Tesla Motors: Spekulation wieder auflösen, Stopp Loss wurde unterschritten . . . . . . . . . . . . . 12
Zalando: Ende der Fahnenstange, verkaufen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
06. Übersicht HT-Portfolio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
07. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
08. An-/Ab-/Ummeldung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
01. Info-Kicker:
Ereignisreiche Woche
Liebe Börsenfreunde,
In eigener Sache: Der Heibel-Ticker fällt näch
sten Freitag aus, da Ihr Autor sich auf Mallorca
für den Sommer fit machen möchte. Ich habe
jedoch mein Laptop natürlich dabei und werde
die Märkte beobachten, so dass ich im Notfall
reagieren kann, wenn etwas Unerwartetes pas
siert.
Die abgelaufene Woche war extrem ereignis
reich, daher finden Sie im Kapitel 02 heute eine
große Zahl an unterschiedlichen Themen, die
ich kurz ins rechte Licht setze.
Die steigenden Kursen haben die Stimmung
weiterhin auf euphorischem Niveau belassen,
doch nun ist plötzlich die Investitionsbereit
schaft der Anleger verschwunden. Was das
bedeuten könnte, lesen Sie in Kapitel 03.
Nachdem wir die Verluste des Chaos-Dezem
bers nun vollständig ausgeglichen haben, ist es
an der Zeit, sich für die Zeit danach zu positio
nieren. Wir haben heute ein paar Positionen
im Portfolio umgeschichtet. Zusätzlich stelle ich
Ihnen heute in Kapitel 04 eine neue Aktie vor,
die wir in den Wachstumsbereich aufnehmen
wollen.
Heute gibt es eine ganze Menge von Updates,
die Sie in Kapitel 05 nachlesen können. Bitte
beachten Sie, dass wir einige Verkäufe und
Nachkäufe vorgenommen haben.
Wie immer finden Sie in Kapitel 06 eine tabel
larische Übersicht über den aktuellen Stand
unseres Portfolios. Besonders stolz bin ich
heute auf die schwarze Null, die Sie in der Per
formance-Zeilen ab 2018 sehen: Die Scharte
ist ausgewetzt :-).
Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,
take share, Ihr
Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker
02. So tickt die Börse:
Zurück auf Null
Noch am 11.11.20187 stand unser Heibel-
Ticker Portfolio auf Jahressicht bei nur -3%,
während der DAX bereits bei -11% notierte.
Dann folgte die Fehleinschätzung von US-
Notenbankchef Jay Powell und der Dezember
wurde zum Chaos-Dezember, an dessen Ende
der DAX über 18% verloren hatte, unser Hei
bel-Ticker Portfolio rutschte auf -14,3% ab.
Es war das erste Mal in der Geschichte des
Heibel-Tickers, dass ich ein Jahr mit Minus
abschloss. Daher habe ich im neuen Jahr
unser Portfolio nicht auf Null gesetzt, sondern
die -14,3% mitgenommen. Heute kann ich stolz
verkünden, dass unser Portfolio den Vorjah
resverlust wieder ausgewetzt hat, wir sind
wieder zurück auf Null - oder geleveled, wie
man an der Börse sagt.
Um die -14,3% aufzuholen, mussten wir im lau
fenden Jahr 2019 um +16,8% zulegen. Das ist
uns gelungen, obwohl wir die Aktienquote auf
50% heruntergefahren haben. Die Aktien, die
im Chaos-Dezember überproportional verloren
hatten, sind nun auch überproportional ange
sprungen. So zum Beispiels Zalando um
+86%, Nvidia +45%, Bet-at-Home +53% oder
die Deutsche Post um +30%. Obwohl wir also
die hohe Unsicherheit bezüglich Brexit und
Handelsstreit mit einer extrem großen Barpo
sition absicherten, konnten wir mit den ver
bleibenden Positionen so starke Gewinne
erzielen, dass unser Gesamtportfolio inklusive
Barposition, Anleihen und Goldbarren noch
immer besser lief als der DAX.
Doch waren es wirklich Brexit und Handels
streit, die den globalen Aktienmärkten so stark
zugesetzt hatten? Der Blick auf die aktuelle
Situation zeigt, dass dies nur Nebenschau
plätze sein können. Denn das Brexit-Thema
verfolgt uns weiterhin und der Handelsstreit ist
26. Apr. 2019 Heibel-Ticker Plus #17 Seite 2 von 17
ebenfalls noch nicht gelöst. Das einzige, das
sich wirklich geändert hat, ist die Haltung von
Fed-Chef Jay Powell, der auf weitere Zinsan
hebungen im laufenden Jahr verzichtet. Vor
dem Hintergrund der erwarteten konjunktu
rellen Abkühlung ist es für die Wirtschaft
extrem wichtig, auf eine unterstützende (locke
re) Geldpolitik zählen zu können.
Probleme in Südostasien
Diese Woche brachen die Märkte in Süd
ostasien ein (Shanghai A-Index -5,0%). Der
Grund dafür ist ebenfalls in der Konjunktur
entwicklung und jeweiligen Geldpolitik zu
sehen. In Japan hat die Notenbank den niedri
gen Leitzins von -0,1% unverändert belassen
und sich gleichzeitig festgelegt, bis zum Früh
jahr 2020 nicht daran zu rütteln. In Südkorea
schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt im Q1 um
-0,3%, erwartet wurde noch ein leichtes
Wachstum von +0,3%. Und in China haben
gute Konjunkturdaten dazu geführt, dass man
an den Aktienmärkten ein Ende der unterstüt
zenden Fiskalpolitik fürchtet.
Wir befinden uns in diese Tagen mitten in der
Berichtssaison. Unternehmen berichten ihre
Zahlen vom Q1. Die Erwartungen für Q1 waren
im Chaos-Dezember von Analysten drastisch
heruntergeschraubt worden. Da die Konjunk
tursorgen heute genau wie damals bestehen,
lediglich vermeintlich nebensächliche Rah
menbedingungen wie die Geldpolitik wider
Erwarten nicht schlechter wurden, sind die Pro
gnosen und Erwartungen kaum nach oben
korrigiert worden. Aber die vermeintlich neben
sächliche Geldpolitik ist extrem wichtig, wie
wir an den aktuellen Ergebnissen sehen. Eine
ganze Reihe von Unternehmen hat deutlich
bessere Zahlen veröffentlicht als erwarten wur
den.
Gestern Abend hat bspw. Amazon ein Umsatz
wachstum von 17% im Rahmen der Erwar
tungen verkündet, doch der Gewinn sprang
auf 7,09 USD/Aktie (mehr als verdoppelt im
Vergleich zum Vorjahr) und liegt um 50% über
den Erwartungen.
Wenn ich mir die Branchenentwicklung der
DAX-Familie anschaue, fällt mir auf, dass wir
die umgekehrte Entwicklung zur Vorwoche
sehen: Aktien des Gesundheitssektors haben
um 3,2% zugelegt, während Aktien des Auto
mobilsektors um -3,4% abgegeben haben.
Der Industriesektor gab -2,4% ab, Rohstoffe
-2,1%. Neben dem Gesundheitssektor haben
Technik-Aktien für kräftige Zugewinne gesorgt,
allen voran SAP nach herausragenden Zahlen
mit einem Wochenplus von 15,7% und Delivery
Hero mit +14,5%.
Delivery Hero haben wir hier im Heibel-Ticker
noch nie besprochen: Das Unternehmen kon
zentriert sich auf die Bestellsoftware für Lie
ferdienste wie Pizza.de oder Lieferando. Ja,
Pizza.de und Lieferando gehören auch zum
Delivery Hero Konzern, aber das Unternehmen
möchte sich von diesen Diensten trennen und
sich künftig voll auf die Software-Seite kon
zentrieren.
650 Mio. Euro Jahresumsatz werden mit einer
Marktkapitalisierung von 7,6 Mrd. Euro bewer
tet, ein Kurs/Umsatz-Verhältnis von 12 also.
Hmm, ein KUV von 1 gilt als fair, bei guten
Wachstumsunternehmen kann man auch mal
bis zu 2 gehen. Für die sensationell positio
nierten Cloud-Unternehmen des Silicon Valley
werden KUVs bis zu 10 bezahlt, mit dem KUV
von 12 für Delivery Hero habe ich da so meine
Probleme.
Grundsätzlich ist der Wechsel an der Perfor
mance-Spitze ziemlich gesund für eine Rallye.
Wie mit dem Belgischen Kreisel beim Radren
nen muss jeder mal Führungsarbeit leisten,
wenn die hohe Geschwindigkeit der Gruppe
beibehalten werden soll. Wer ein diversifi
ziertes Portfolio hat (Sie alle sollten das
haben!), der merkt von diesem permanenten
Führungswechsel kaum etwas. Jeder Branche
bläst der Wind mitunter mal kräftig ins Gesicht,
die Folge ist ein Rückfall, jedoch nur bis man
von der Gruppe wieder aufgenommen und auf
Tempo gebracht wird.
Ja, der aufmerksame Leser unter Ihnen
erkennt, dass Ihr Autor bald, nämlich schon ab
morgen, wieder seine Radwoche auf Mallorca
verbringen wird.
Ebenfalls Führungsarbeit leistete diese Woche
der Einzelhändler Steinhoff (+9,1%) sowie der
Rohstoffproduzent Südzucker (+13,7%), nach
dem die vor wenigen Wochen veröffentlichte
26. Apr. 2019 Heibel-Ticker Plus #17 Seite 3 von 17
Hiobsbotschaft über einen eruierenden
Geschäftsverlauf nunmehr relativiert wurde:
"Ganz so schlimm war's nun doch nicht", liest
man zwischen den Zeilen der aktuellen Zahlen.
Auch Wirecard setzte sich zeitweilig mit
+10,6% an die Spitze, obwohl das Unterneh
men nicht nur gegen den Fahrtwind zu kämp
fen hatte, sondern sogar ordentlich Gegenwind
beklagen musste. Die Financial Times hat ein
mal mehr nachgelegt und die Bilanz 2016/2017
kritisiert, aus der Journalisten herausgelesen
haben wollen, dass 50% des Umsatzes und
95% der Konzerngewinne mit nur 3 Unterneh
men erwirtschaftet wurden, wovon mindestens
eines nach Meinung der Journalisten über sehr
fragwürdige Geschäftsräume (wenn überhaupt)
verfügt. Seit dem Tief bei 86 Euro ist die Aktie
nun bereits um über 50% angesprungen, den
noch würde ich mich weiterhin von dieser Aktie
fern halten, getreu meiner Leitlinie: Bilanzie
rungsunregelmäßigkeiten = Verkaufen.
Hier in Deutschland klingt alles nach einem
gezielten Angriff auf Wirecard. In der engli
schen Presse klingt hingegen alles nach einer
koordinierten Vertuschungsaktion von Wirecard
sowie den deutschen Behörden. Ich kann letz
teres kaum glauben, wir dürfen aber die
Finanzkraft der Wirecard-Gegner nicht unter
schätzen ... egal wie die Wahrheit auch am
Ende aussehen mag.
Belastet wurde die DAX-Familie durch den
Autozulieferer Schaeffler (-10,5%), durch Indu
striezulieferer Norma (-14,2%) sowie Dr.
Hönle (-11,7%), aber auch durch den Stahl
händler Klöckner (-13,8%).
Da Gewinner und Verlierer quer durch alle
Branchen zu finden sind, gehe ich davon aus,
dass einige CEOs ihre Hausaufgaben eben
gemacht haben, andere nicht. Der Gesamt
markt geht nach oben, weil der Konjunktur
dämpfer wohl nicht so schlimm wird wie
befürchtet und weil die Geldpolitik unterstüt
zend zur Seite steht. Doch eine ganze Reihe
von einzelnen Unternehmen der unterschied
lichsten Branchen sind mit dem schweren
geschäftlichen Umfeld der vergangenen
Monate offensichtlich nicht zurecht gekommen.
Diversifikation: Wer ein diversifiziertes Portfolio
hat, der läuft nicht Gefahr, Stimmungs
schwankungen von himmelhoch jauchzend
bis zu Tode betrübt binnen weniger Sekunden
zu durchleben. Solche Stimmungsschwankun
gen verleiten zu Fehlentscheidungen. "Diver
sifikation is the only free lunch" heißt ein US-
Sprichwort: Diversifikation ist das einzige
kostenfreie Geschenk an den Börsen.
Natürlich dürfen wir das zweite D nicht verges
sen, das maßgeblich an der aktuell guten Per
formance an den Aktienmärkten beteiligt ist:
die Dividende. Nachdem viele Dividendenak
tien im Chaos-Dezember aus Angst vor Zah
lungsausfällen oder Dividendenkürzungen in
den Keller verkauft wurden, zeigen in diesen
Tagen veröffentlichte Bilanzen, dass wir im
Dezember nicht mehr als einen Sturm in einem
Wasserglas erlebten: Die meisten Dividenden
werden wie ursprünglich in Aussicht gestellt
ausgezahlt. Ende Dezember gab es eine
ganze Reihe von Aktien mit zweistelligen Divi
dendenrenditen. Auch heute noch verspricht
Bet-at-Home 8%.
Facebook hat ebenfalls überraschend gute
Zahlen vorgelegt. Doch die größte Überra
schung war, dass sich CEO Mark Zuckerberg
für das Risiko von Strafzahlungen für das Ver
untreuen persönlicher Daten eine Ziffer aus
gedacht hat: 3-5 Mrd. USD erwartet Mark
Zuckerberg an Strafzahlungen, 3 Mrd. USD hat
er dafür schon mal beiseite gelegt. Das ent
spricht dem Gewinn eines Quartals. So groß
die Summe also auch klingen mag, es sind
Peanuts für Zuckerberg.
Auf der anderen Seite sind die höchsten Stra
fen, die von der SEC bislang verhängt wurden,
einige hundert Millionen US-Dollar - in Folge
der Finanzkrise für das Fehlverhalten der Ban
ken - gewesen. Die Frage, die nun gestellt wer
den muss: Was macht die SEC mit einer Ein
nahme von 3 Mrd. USD? Wohin mit dem gan
zen Geld??
Nachdem Anleger die Dimension (vernach
lässigenswert) potentieller Strafzahlungen
gesehen haben, konnten sie sich wieder dem
Geschäft von Facebook zuwenden. Und das
Geschäft brummt. In der Telefonkonferenz
wurde Zuckerberg von Analysten immer wieder
gefragt, wann denn nun endlich begonnen wer
de, mit Instagram Geld zu verdienen? Wann
denn nun endlich innerhalb von Videos Daten
eingaben möglich würden, um die Werbung
noch schneller zum Ziel zu führen? Und stets
war die Antwort: Ja, interessant, wir kümmern
26. Apr. 2019 Heibel-Ticker Plus #17 Seite 4 von 17
uns darum, sobald wir den aktuellen Anfrage
sturm von Werbetreibenden abgearbeitet
haben. Sprich: Facebook hat noch nicht einmal
begonnen, die Möglichkeiten des Geldverdie
nens voll auszuschöpfen.
Hasbro und Twitter sind zwei weitere US-Unter
nehmen, deren Quartalszahlen positiv über
rascht haben. Hasbro hat seit einem Jahr
gegen schlechte Presse zu kämpfen, denn vor
einem Jahr war Toys-R-Us pleite gegangen.
Der Todesstern Amazon hat sich den Markt für
Spielzeug erobert und so ist es in den Augen
der Anleger nur eine Frage der Zeit, bis auch
Hasbro Probleme bekommen wird.
Hasbro hat jedoch feste Partnerschaften mit
Disney und vielen anderen Marken, deren Pro
dukte Hasbro vermarktet. Und das Geschäft
brummt, wie die jüngsten Q-Zahlen zeigten.
Die Aktie schoss nach oben, weil viele Short
seller in der Aktie unterwegs waren, die nun
ihre Pleite-Hoffnungen begraben müssen.
Ganz ähnlich sah es bei Twitter aus: das Unter
nehmen wird schon lange nicht mehr für voll
genommen, allein schon weil der CEO Jack
Dorsey nur Teilzeit für das Unternehmen
arbeitet (neben seinem zweiten Unternehmen
Square). Doch Twitter legte ebenfalls überra
schend gute Zahlen vor und konnte erstmals
seit langer Zeit wieder ein ordentliches Nutzer
wachstum ausweisen. Die Aktie, zuvor stark
gehortet, sprang ebenfalls kräftig an.
Neben all diesen positiven Meldungen aus den
USA gibt es auch dort weiterhin genügend
Warnungen. Allem voran der IPO-Markt, der
Markt für Börsengänge. Nach Lyft, Pinterest,
Zoom, ... wird in den nächsten Tagen noch
Uber folgen. Die Hälfte allen frischen Kapitals,
das an den Aktienmarkt fließt, wird direkt in
Indexfonds gesteckt. Indexfonds dürfen bei
IPOs nicht mitmachen, denn die neuen Aktien
brauchen erst einige Zeit, bis sie in irgendwel
chen Indizes aufgenommen werden. Damit
steht ohnehin nur die Hälfte des frischen Kapi
tals für Aktien zur Verfügung, und davon wird
derzeit sehr viel von den IPOs aufgesogen. Ich
kann mich nicht erinnern, jemals so viele hoch
karätige IPOs in so kurzer Folge erlebt zu
haben. Es grenzt schon an ein Wunder, dass
die Aktienbörse diese IPOs bislang so gut ver
daut.
Dabei sind die Bewertungen inzwischen lächer
lich hoch: Zoom Videos, eine Platform für
Video-Konferenzen, wird mit einem Kurs/Um
satz-Verhältnis von 50 bewertet - da ist selbst
Delivery Hero noch spottbillig. Pinterest wird
mit einem KUV von 21 bewertet, in meinen
Augen ebenfalls jenseits von Gut und Böse.
Pinterest wird dennoch gekauft, weil es die
moralisch bislang bessere Alternative zu Face
book darstellt.
ServiceNow, einer meiner Cloud-Könige, hat
Q-Zahlen vorgelegt: Mit einem KUV von 18 ist
auch ServiceNow kein Schnäppchen. Daher
wird diese Aktie den Weg in unser Portfolio
wohl nicht finden. Dennoch zeigt das
Geschäftsmodell von ServiceNow einmal mehr
sehr gut, was derzeit erfolgreich ist. Das Unter
nehmen versteht sich als Plattform für die IT-
Abteilung von großen Unternehmen, über die
der IT-Abteilung ermöglicht wird, die Konzern
software zu verwalten: Adobe für Marktana
lysen, Salesforce für Marketing, SAP für
Beschaffungslogistik und Finanzbuchhaltung,
Workday für die Personalbuchhaltung bis hin
zu Office 360 für Email, Excel und Word-
Anwendungen bei den Mitarbeitern. Versions
verwaltung und Zugriffsberechtigungen kön
nen über ServiceNow verwaltet werden. CEO
John Donahoe beschreibt in einem Interview,
wie neue Mitarbeiter über ServiceNow-Lösun
gen inzwischen binnen ein bis zwei Stunden
Ihre Zugänge und IT-Infrastruktur einrichten
können, allein über ihr Handy! Wer einmal bei
einem neuen Unternehmen angefangen hat
der weiß, dass ein solcher Prozess in der
Regel mehrere Tage dauert und unzählige
Gänge zu verschiedenen Abteilungen mit sich
bringt.
Bleibt die Fusion der Deutschen Bank mit der
Commerzbank: Die beiden Banken haben ein
gesehen, dass durch das Zusammenlegen
von zwei Kranken niemand gesundet. Die
Fusion wurde abgeblasen, Finanzminister Olaf
Scholz hat seine Idee also begraben. Interes
sant finde ich die Reaktion bei den US-Finanz
instituten. Den ganzen gestrigen Tag über
wurde die schlechte Performance von bei
spielsweise Goldman Sachs der abgeblase
nen Fusion zugeschrieben: Da die Deutsche
Bank sich nicht über Jahre mit der Zusam
menlegung des Geschäfts mit einer völlig
anders strukturierten Bank beschäftigen muss,
kann sie weiterhin in Konkurrenz zu Goldman
26. Apr. 2019 Heibel-Ticker Plus #17 Seite 5 von 17
Sachs treten. US-Anleger hatten sich schon
darüber gefreut, dass die Deutsche Bank künf
tig gegebenenfalls nicht mehr so stark auf das
Investmentbanking fokussiert sein könnte.
Ich würde mir wünschen, dass auch Politiker
solche Dinge verstehen: Wer hatte ein Inter
esse daran, die Deutsche Bank mit der Com
merzbank zu fusionieren? Hier in Deutschland
niemand!
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
INDIZES 25.4.19 Woche Δ Σ '19 Δ
Dow Jones 26.494 -0,1% 14,9%
DAX 12.315 0,8% 16,6%
Nikkei 22.259 0,8% 11,2%
Shanghai A 3.232 -5,0% 23,8%
Euro/US-Dollar 1,12 -0,7% -2,5%
Euro/Yen 124,59 -0,9% -1,3%
10-Jahres-US-Anleihe 2,50% -0,06 -0,23
Umlaufrendite Dt -0,09% -0,06 -0,19
Feinunze Gold $1.288 1,1% 0,5%
Fass Brent Öl $71,58 -0,3% 37,1%
Kupfer 6.437 -0,4% 7,0%
Baltic Dry Shipping 869 13,3% -31,6%
Bitcoin 5.324 1,1% 35,7%
Zumindest in den USA und in China scheint die
Rallye erst einmal eine Pause einzulegen.
Der Ölpreis wird hin und her gezerrt: die USA
haben ihr Embargo gegen den Iran wieder auf
leben lassen/ verschärft. Dadurch wird der
Ölpreis weiter in die Höhe getrieben. Gleich
zeitig sorgt die zunehmende Konjunkturangst
für Druck auf dem Ölpreis. Diese Woche ging's
nochmals weiter gen Norden, wobei ich aller
dings erwarte, dass diese Rallye bald enden
wird.
Schauen wir nun mal, wie sich die Stimmung
unter den Anlegern entwickelt hat.
03. Sentiment:
Investitionsbereitschaft
verschwunden
Die US-Indizes verzeichnen schon wieder neue
Allzeithochs, während der DAX noch nicht ein
mal sein Zwischenhoch vom vergangenen
Frühjahr wieder erreicht hat. Ob wegen oder
trotz Trump, die US-Börsen laufen derzeit - wie
erwartet - deutlich besser. Doch diese Woche
ist eine Ausnahme, der DAX konnte weiter
zulegen, während der Dow Jones ein wenig
abgab. Während im DAX SAP für einen deutli
chen Kurssprung sorgte, belastete im Dow
Jones 3M die Performance.
Die Stimmung der Anleger hat sich im ver
gleich zur ohnehin schon guten Laune der Vor
woche kaum verändert: 45% (-2%) sehen in
der aktuellen DAX-Bewegung weiterhin einen
Aufwärtstrend, weitere 23% (-1%) gehen davon
aus, dass wir bald das Top der Rallye gesehen
haben (Topbildung). Der Rest geht von einer
übergeordneten Seitwärtsbewegung aus (+2%
auf 26%). Die Stimmung ist damit zum dritten
Mal in den vergangenen vier Wochen eupho
risch.
Auch die Selbstzufriedenheit hat sich im Ver
gleich zur Vorwoche kaum verändert: Die DAX-
Entwicklung dieser Woche wollen vor einer
Woche 58% (+1%) so zum größten Teil erwar
tet haben, weitere 20% (-1%) wollen sogar dar
auf spekuliert haben. Kaum erfüllt sehen hin
gegen nur 18% (unv.) ihre Erwartungen der
Vorwoche, weitere 4% (unv.) geben an, mit
dem anhaltenden Anstieg auf dem falschen
Fuß erwischt worden zu sein.
Für den DAX in drei Monaten erwarten unver
ändert 18% weiter steigende Kurse, weitere
9% (unv.) gehen davon aus, dass in drei Mona
ten eine Topbildung zu sehen sein wird. An
eine Seitwärtsbewegung glauben nur noch
42% (-4%), während nunmehr 28% (+5%) für
den DAX in drei Monaten fallende Kurse fürch
ten. Pessimisten bekommen Zulauf, der Opti
mismus schwindet mit zunehmendem Kurs
niveau.
26. Apr. 2019 Heibel-Ticker Plus #17 Seite 6 von 17
Entsprechend wollen nun auch 24% (+4%) ihre
Aktienpositionen in den kommenden zwei
Wochen verkleinern, während nur noch 17% (-
4%) Aktien zukaufen wollen. Unverändert 59%
wissen derzeit noch nicht, wie sie sich in den
kommenden zwei Wochen verhalten werden.
Die Investitionsbereitschaft ist auf ein Niveau
eingebrochenen, das wir aus den vergangenen
Jahren eigentlich nur kurz vor der Sommer
pause kennen.
Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist
genau auf die neutrale Nulllinie gesunken. Auf
dem aktuellen Kursniveau halten sich also
Long-Spekulationen und Absicherungsge
schäfte die Waage.
Das Put/Call-Verhältnis an der Eurex, wo sich
die Profis absichern, zeigt mit einem Wert unter
1,0 eher eine optimistische Stimmung, da in
den vergangenen 12 Monaten durchschnittlich
ein Verhältnis von 1,5 erzielt wurde. Hier wer
den also ebenfalls Absicherungen zurückge
fahren. Und das zeigt sich auch beim Put/Call-
Verhältnis der CBOE, das ebenfalls weiter
absackt und inzwischen sogar Jahrestiefstände
erreicht. Das passt in meine Beobachtung,
dass einige der exorbitanten Kurssprünge der
abgelaufenen Woche (Twitter, Hasbro) auch
auf Deckungskäufe von Shortsellern zurückzu
führen sind.
Die Investitionsquote der Fondsmanager hat
sich derweil kaum verändert (-1% auf 92%)
und ist damit unauffällig.
US-Privatanleger haben eine Bullenquote von
13%, das ist ein leichter Rückgang in Richtung
Neutralität im Vergleich zur Vorwoche.
Der technische Angst und Gier Indikator des
S&P 500 zeigt mit 69% Gier, aber noch keine
extreme Gier an.
Interpretation
Die Investitionsbereitschaft ist ein wichtiger
Indikator aus unserer Sentiment-Analyse.
Wenn Investoren nicht mehr bereit sind, Aktien
zu kaufen, dann war das in der Vergangenheit
häufig (nicht immer) der Vorläufer einer Markt
korrektur. In der ersten Jahreshälfte 2017 hin
gegen hatten wir eine ziemlich lange Phase
mit extrem niedriger Investitionsbereitschaft,
während der DAX in dieser Zeit um 1.000
Punkte von 11.700 auf 12.800 anstieg.
Da wir derzeit ebenfalls bereits eine lang
anhaltende Rallye erleben, könnte es auch
diesmal wieder so sein, dass nach den großen
Kursgewinnen der vergangenen Monate der
Glaube an weitere Kursgewinne schwindet.
Dabei haben wir gerade einmal den Fehler von
Jay Powell ausgeglichen und können uns nun
in aller Ruhe um eine Neubewertung an den
Aktienmärkten kümmern.
Doch anders als Anfang 2017 sind derzeit die
Absicherungsgeschäfte rückläufig. Der Grund
für das rückläufige Kaufinteresse ist also nicht
die Angst vor einem Crash, sondern vielleicht
einfach nur Desinteresse. Wer kann es den
Anlegern verübeln, nachdem der Chaos-Monat
nun ausgeglichen wurde einfach einmal einen
entspannten Sommer verleben zu wollen.
Da viele Anleger inzwischen auf nennenswer
ten Buchgewinnen sitzen, erscheint es sinnvoll,
die Gewinne für die Zeit vor dem Sommer mit
Stopp Loss Marken abzusichern. Grundsätzlich
gibt es aber noch ausreichend Gründe für eine
Fortsetzung der Rallye, so dass es sich lohnen
kann, weiterhin dabei zu bleiben.
04. Ausblick:
Neuempfehlung: Alternative
zu Zalando
In den vergangenen Wochen kam die Hoffnung
auf, der Handelsstreit zwischen den USA und
China könne bald beigelegt werden. Als wich
tigstes Argument dafür wurde genannt, dass
die Konjunktur in China besser liefe und die
USA daher an Verhandlungsmacht verlöre.
Nun, diese Woche kamen in China Ängste auf,
das Konjunkturprogramm, bestehend aus fis
kal- und geldpolitischen Maßnahmen im Volu
men von 600 Mrd. USD, könnte bald enden,
weil es der chinesischen Konjunktur so gut
geht :-). Aktien in Shanghai sind um 5% einge
26. Apr. 2019 Heibel-Ticker Plus #17 Seite 7 von 17
brochen.
Und heute wurde in den USA das Konjunktur
wachstum veröffentlicht. Statt der erwarteten
2,5% wuchs das Bruttoinlandsprodukt in den
USA um 3,2%! US-Präsident Donald Trump
bekommt mit dieser Ziffer wieder Rückenwind,
er kann nun China gegenüber wieder härter
auftreten.
Dann gibt es wieder die Stimmen, die behaup
ten, Trump brauche einen wie auch immer
gearteten "Deal" mit China für den anstehen
den neuen Präsidentschaftswahlkampf. Diese
Sau wurde vor anderthalb Jahren schon einmal
durchs Dorf getrieben: Auch anlässlich der
Midterm-Elections, der US-Zwischenwahlen
nach der Hälfte der Amtszeit des Präsidenten,
hatten viele Medien eine Einigung mit China
erwartet, um den Wahlkampf zu unterstützen.
Nun, die Einigung kam bis heute nicht und den
noch haben die Republikaner sehr gut abge
schnitten.
Die harte Linie Trump gehört meiner Einschät
zung nach zum Wahlkampf! Trump-Anhänger
wünschen sich einen harten Verhandler, der
nicht einknickt, nur weil es politisch Sinn macht.
Je stärker er auf seinen Forderungen besteht,
desto stärker wird er in die nächsten Wahlen
gehen. Ich habe inzwischen den Eindruck,
dass die Unterhändler Trumps sich tatsächlich
nur um sachliche Themen kümmern und Fak
ten schaffen wollen, ungeachtet der politischen
und medialen Begleitmusik.
Das heißt: Der aktuelle Schmusekurs an den
Aktienmärkten könnte sich bald schon wieder
ändern, oder aber zumindest eine Pause ein
legen.
Neuempfehlung Zooplus
Ich hatte es im Update heute bereits angekün
digt: Ich würde statt Zalando nunmehr Zooplus
in unser Portfolio holen. Zalando ist kräftig
angestiegen und nicht mehr günstig, Zooplus
hingegen litt unter diversen Problemen, die
meiner Einschätzung nach aber lösbar sind.
Die Aktie von Zooplus ist von ihrem Hoch bei
192 Euro vor ziemlich genau einem Jahr inzwi
schen unter 100 Euro gerutscht. Das Interes
sante daran: Vor einem Jahr hat Gründer und
CEO Dr. Cornelius Patt Aktien im Wert von
rund 1,373 Mio. Euro zu Kursen über 180 Euro
verkauft. Seit Anfang Februar kauft er sich wie
der Aktien ein, inzwischen hat er wieder 1,03
Mio. Euro in seine eigenen Aktien investiert.
Insiderverkäufe können durch die unterschied
lichsten Gründe motiviert sein: Hauskauf,
Scheidung, Steuerschuld, Diversifizierung des
eigenen Vermögens, ... ich ziehe aus Insider
verkäufen grundsätzlich keine Schlussfolge
rungen, solange sie nicht exorbitant hoch sind.
Insiderkäufe haben jedoch nur einen Grund:
Der Käufer ist von der Zukunft des Unterneh
mens und des Aktienkurses überzeugt. Nie
mand zwingt ihn, sein Vermögen in die Aktien
gesellschaft zu stecken, die ihm ohnehin
bereits das Gehalt zahlt. Keine Ex-Frau, kein
Vermögensberater und kein Finanzamt. Er
kauft die Aktie aus eigener Überzeugung.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber für mich
ist eine Millionen Euro schon eine anständige
Summe. Die setze ich nicht mal so eben ein,
um Leute in die Irre zu führen oder aber um
mal irgendwas auszutesten. Für mich ist es
also Grund genug, dass Dr. Patt, Gründer und
CEO, der Zooplus besser kennt als jeder ande
re, in sein Unternehmen investiert, mir die
Situation näher anzuschauen.
Zooplus betreibt ebenfalls einen Online-Han
del, genau wie Zalando. Aber statt eines Kur
s/Umsatz-Verhältnisses von 2 notiert Zooplus
bei nur 0,5! Ein so niedriges Bewertungsver
hältnis muss Gründe haben.
Die sind schnell gefunden: Zooplus ist von
Google-Werbung abhängig und Google hat
26. Apr. 2019 Heibel-Ticker Plus #17 Seite 8 von 17
seine Werbung kürzlich verteuert. Das frisst in
die Marge von Zooplus, die ohnehin noch sehr
dürftig ist. 2018 wurde ein Verlust ausgewie
sen, und auch für 2019 wird eine rote Zahl
unterm' Strich befürchtet.
Außerdem hat Amazon den Bereich des Tier
futters und Tierbedarfs entdeckt. Zooplus steht
von gleich zwei Seiten unter Druck: Auf der
einen Seite steigen die Kosten für die Umsatz
generierung (Google-Werbung), auf der
anderen Seite kommt der Verkaufspreis unter
Druck seitens des Todesstern (Amazon).
Aber glauben Sie mir: Amazon hat anderes zu
tun, als sich um Zalando oder Zooplus zu küm
mern. Konkurrenz für Amazon kommt seitens
China (Alibaba), Südamerika (MarcadoLibre)
und Afrika (Jumia, ging ebenfalls kürzlich an
die Börse). Außerdem berichtet Zooplus über
eine Quote von wiederkehrenden Kunden von
95%. Die Zooplus-Kunden sind zufrieden, sie
brauchen kein Amazon.
Nun ist die Aktie seit einem Jahr wie ein Stein
gefallen und hat sogar die Aktienmarktrallye,
die wir seit Jahresanfang sehen, völlig unge
nutzt übergangen. Wo ist ein Boden zu finden?
Tja, an der Stelle bin ich zu wenig Charttech
niker, um Ihnen nun irgendwas aufzeichnen zu
können. Für mich ist es Grund genug, dass der
Gründer und CEO das aktuelle Kursniveau für
geeignet hält, sich erneut zu engagieren. Wenn
ich mir das KUV anschaue, würde ich den Aus
verkauf als übertrieben bezeichnen. Und die
vermeintlichen Probleme, vor denen Zooplus
steht, haben schon viele andere Unternehmen
gelöst. Als europäischer Marktführer kann Zoo
plus die Werbepreise bei Google zu einem Teil
kontrollieren, sofern Amazon dort nicht mit aller
Gewalt hinein möchte. Und gegen Amazon
besteht man mit einer individuellen Plattform,
die besser auf die Bedürfnisse der Kunden ein
geht, als Amazon das mit seiner standardi
sierten Webseite kann. Nicht ohne Grund kann
sich Zalando behaupten. Und daher habe ich
mit Genugtuung gesehen, dass Zooplus als
eine der wichtigsten Investitionen im Jahr 2018
die Aufstockung des IT-Personals auf 200 Mit
arbeiter verkündet.
Ich würde also eine erste Position im Wachs
tumsbereich für Zooplus eröffnen. Heute
notierte die Aktie kurzzeitig um 90 Euro, das ist
in meinen Augen ein gutes Kaufniveau. Beeilen
müssen wir uns nicht, da die Aktie sich tat
sächlich noch immer in einem intakten
Abwärtstrend befindet.
Zooplus
WKN: 511170, ISIN: DE0005111702
Kaufen um 90 Euro
Probleme mit Goole (Werbung) und Amazon
(Wettbewerb) werden gelöst, Aktie dürfte dann
wieder in Errichtung alter Hochs steigen.
Ich würde einen Stopp Loss bei 87 Euro set
zen, um das Risiko klein zu halten.
05. Update beobachteter
Werte:
Tesla Motors, Südzucker-
Anleihe, Zuora, BB Biotech,
Tesla Motors, Zalando
Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich
auf meiner Internetseite unter www.heibel-
ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge.
Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen
jeweils aktualisierten Einschätzungen.
==========
Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln
Anmerkungen im Kundenbereich der Websei
ten verfasst.
Tesla Motors
Neue Spekulation auf Tesla
Mi, 24. April um 17:14 Uhr
Ich kann's nicht lassen: Tesla notiert nah an
seiner Unterstützung bei 255 USD, die schon
im vergangenen Jahr mehrfach gehalten hat
(aktuell 262,90 USD an der Nasdaq, 11 Uhr
EST). Entweder die Aktie rutscht nach unten
durch, dann ist das Tesla-Abenteuer auf Sicht
mehrerer Jahre verloren. Oder haben sie hält
sich darüber, dann dürfte es bald wieder in
Richtung 340 USD gehen.
In Euro: Aktuell steht die Aktie bei 234,85 EUR
(Tradegate 17:01 Uhr). Ich würde bis 236 EUR
26. Apr. 2019 Heibel-Ticker Plus #17 Seite 9 von 17
kaufen und ein Stopp Loss unter 223 EUR set
zen.
Elon Musk hat vor einigen Wochen erneut
einen Tweet abgesetzt, der gegen jegliche Insi
der-Bestimmungen und Veröffentlichungs
praktiken sowie auch gegen seine eigene
Vereinbarung mit der US-Börsenaufsicht SEC
verstößt: Tesla werde 2019 500.000 Autos pro
duzieren, schrieb er, obwohl die aktuelle Pro
gnose bei nur 400.000 liegt. Die Aktie schoss
nach oben, doch wenig später gab er kleinlaut
zu, dass er mit "500.000" die annualisierte Pro
duktions-Wochenrate vom Jahresende meint.
Es bliebe also bei 400.000.
Musk hat schon einige male Informationen
über Twitter veröffentlicht, die dann den Kurs
beeinflusst haben. Daher hat die SEC ihn vor
Gericht gezerrt und zu einem Vergleich
gezwungen: Gegen eine Strafzahlung und Auf
lagen für künftige Veröffentlichungen darf er
derzeit also seinen Job als CEO von Tesla wei
terführen.
Nach dem jüngsten Verstoß gegen diese im
Vergleich festgelegten Regeln fürchteten Viele,
er werde nun seinen Job als CEO zumindest
beschnitten bekommen. Doch zu aller Überra
schung schickte die zuständige Richterin die
SEC und Musk in eine weitere Verhandlungs
runde. Es scheint, die Richterin geht ziemlich
milde mit Musk um.
Gestern wurde ein Video veröffentlicht, auf
dem chinesischer Tesla S in einer Garage par
kend plötzlich in Flammen aufging. Die Aktie
brach um 5% ein.
In den vergangenen Wochen gab es eine Flut
von Meldungen über neue E-Autos von der
Konkurrenz. Der Vorsprung, den Tesla in den
vergangenen Jahren genoß, schmilzt dahin.
Nun müssen sich die Tesla-Autos im direkten
Vergleich mit Konkurrenzprodukten behaupten.
Das ist eine ganz andere Spielart als bislang,
wo Tesla als alternativlos im Bereich der E-
Autos galt.
Panasonic hat vor wenigen Tagen vermeldet,
mit dem Bau weiterer Battarieproduktions
kapazitäten für Tesla erst einmal nicht wei
terzumachen, sondern zunächst Effizienz
gewinne bei den bestehenden Anlagen zu ver
folgen. Das hört sich nach einem Dämpfer im
Wachstumsplan an, oder?
Getreu dem Motte "Schlimmer kann's Nimmer"
würde ich nun erwarten, dass alle negativen
Entwicklungen im Kurs berücksichtigt sind (ein
gepreist :-).
Tesla hat derzeit ein KGV 2020e von 35 und
Analysten. erwarten ein Gewinnwachstum von
35% für Tesla pro Jahr auf Sicht von fünf Jah
ren. Tesla ist zwar bekannt dafür, Prognosen
nicht zu erfüllen. Doch selbst wenn wir konser
vative Schätzungen anlegen, ist die Aktie
inzwischen nicht mehr so exorbitant überteuert,
wie sie vor einigen Jahren noch war. Vieles von
dem, was Kritiker für nicht möglich hielten, hat
Tesla inzwischen geliefert ... vielleicht ein
wenig später, aber immerhin.
Ich würde also eine spekulative Position in
Tesla aufmachen und eng verfolgen, wie sich
die Aktie und die Nachrichtenlage zu Tesla in
den kommenden Wochen entwickelt.
Südzucker-Anleihe
5%-Hürde wird nun doch übersprungen
Fr, 26. April um 15:44 Uhr
Soeben veröffentlichte Südzucker eine Pres
seinformation mit dem folgenden Hinweis:
"Die auf Basis der ungeprüften, vorläufigen
Zahlen für das Geschäftsjahr 2018/19 vorge
nommene Einschätzung der Südzucker Inter
national Finance B.V. vom 27. März 2019
über das Vorliegen eines Cash Flow-Ereignis
ses habe sich angesichts des nunmehr aufge
stellten Konzernabschlusses nicht bestätigt."
Der Zins wird nun doch nahtlos weiterbezahlt.
Ich gehe davon aus, dass der Kurs der Anleihe
in den kommenden Minuten in Richtung 80%
schießen wird. Meine Berechnungen, dass es
knapp werden würde, haben sich nun also als
richtig herausgestellt ... mit einem glücklichen
Ende. Gut, dass wir dabei geblieben sind.
26. Apr. 2019 Heibel-Ticker Plus #17 Seite 10 von 17
Zuora
CEO Tzuo liefert vielversprechende Ansichten
Fr, 26. April um 15:42 Uhr
Tien Tzuo, Gründer und CEO von Zuora, war
gestern in einem Interview auf CNBC zu
sehen. Er brachte einige interessante Blick
winkel mit. Zum Beispiel:
Die Anzahl verkaufter Autos (PKWs) weltweit
ging 2018 zurück: Deutschland -0,2%, China
-6% und USA -13,1%. Schuld daran mag in
Europa die verschärfte Abgasregelung sein,
doch in China und den USA trifft dieses Argu
ment nicht zu. Im Gegenteil, gerade die USA
erleben einen Beschäftigungsboom wie seit 50
Jahren nicht mehr und obwohl dadurch die
breite Bevölkerung profitiert, kauft sie keine
Autos mehr.
Interessant: die gefahrenen Meilen oder Kilo
meter weltweit sind im Jahr 2018 angestiegen.
Obwohl also weniger Autos verkauft werden,
wird mehr gefahren.
Tzuo weist nun darauf hin, dass Autobauer, die
weiterhin auf das Verkaufen von Autos setzen,
gegen Windmühlen kämpfen. Wenn sich die
Autobauer jedoch auf Abomodelle einlassen,
die nach gefahrenen Strecken abgerechnet
werden, dann kann weiterhin Wachstum
erzeugt werden. Immer weniger junge Men
schen wollen Autos "besitzen", immer mehr
wollen einfach von A nach B gelangen.
Voraussetzung des neuen Abo-Geschäftsmo
dells ist es, dass die Produkte mit dem Internet
verbunden sein müssen. Oder anders herum
formuliert: Alle Produkte, die mit dem Internet
verbunden sind, können nach Nutzung per
Abo-Modell abgerechnet werden. Zuora ist
somit mitten in der Revolution des 5G-Mobil
funknetzes und des Internets der Dinge (IoT).
Softwareunternehmern wie Adobe, Microsoft
und auch SAP hatten Probleme, weiteres
Wachstum zu generieren. Erst durch Umstel
lung auf Abo-Modelle, oder wie es dort heißt:
Software as a Service" (SaaS) ermöglichte
neues Wachstum. Seither sind auch deren
Aktien wieder kräftig angestiegen. Was die
Softwarebranche in den vergangenen Jahren
umgesetzt hat, kann mit Einführung von 5G
nun auch in der Produktionsindustrie (Autos)
eingesetzt werden.
Wow, starke Worte des CEOs! Er spricht über
nichts Geringeres als über eine weitere indu
strielle Revolution. Und Zuora ist das Unter
nehmen, das diese Revolution ermöglichen
möchte. Wenn wir einmal ganz oberflächlich
die Cloud-Unternehmen anschauen, die über
wiegend mit einem Kurs/Umsatz-Verhältnis
von 10 und höher bewertet werden, dann ist
Zuora mit einem KUV von 7 zwar noch lange
nicht günstig, aber günstiger als die Konkur
renz.
Wir haben bei 17 Euro unsere Position voll
gemacht. Ich fühle mich recht wohl mit dieser
Position.
BB Biotech
Nachkaufen w/ Spatz in der Hand
Fr, 26. April um 15:35 Uhr
Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf
dem Dach, lautet ein Sprichwort, an das ich
derzeit denken muss, wenn ich mir BB Biotech
anschaue. Es gibt zwei gegenläufige Entwick
lungen, doch ich gehe davon aus, dass in den
kommenden Monaten die kurzfristige Entwick
lung dominieren wird.
BB Biotech hat heute Q-Zahlen vorgelegt. Der
Unternehmenswert ist im Q1 um 25% ange
stiegen, während der Wert der Beteiligungen
von BB Biotech um 31% anwuchs. Die Aktie
hat also nun Nachholpotential.
Vor wenigen Wochen lief das bisherige Aktien
rückkaufprogramm aus und BB Biotech hat
sogleich ein neues aufgelegt: Innerhalb von
drei Jahren können bis zu 10% der ausste
henden Aktien vom Unternehmen zurückge
kauft werden. Das vermindert zwar den Cash
bestand des Unternehmens, erhöht aber auto
matisch den Gewinn pro (verbleibender) Aktie
und ist somit ein gutes Programm, um der Aktie
Beine zu machen.
Der Vorstand von BB Biotech spricht die
gestiegene Übernahme-Aktivität der Branche
an, zuletzt wurde Celgene von Bristol-Myers
26. Apr. 2019 Heibel-Ticker Plus #17 Seite 11 von 17
Squibb für 74 Mrd. USD übernommen. Da Cel
gene eine der großen Positionen bei BB Bio
tech ist, erwartet das Unternehmen einen
ordentlichen Cashflow für das Q3 2019, wenn
die Übernahme abgeschlossen wird. Dieses
Geld kann dann für neue Beteiligungen, aber
auch für den Aktienrückkauf verwendet wer
den.
Kommen wir zum Spatz und der Taube: In den
USA, dem für Biotech-Unternehmen maßgeb
lichen Markt, sorgen derzeit Gesundheitsmi
nister Alex Azar und Gesundheitsbehör
denchef (FDA) Scott Gottlieb für gute Zulas
sungsbedingungen für die Biotech-Branche.
Gottlieb wird demnächst durch Ned Sharpless
ersetzt und - Nomen est Omen - als erstes hat
Sharpless nun verkündet, dass er die lockere
Gangart seines Vorgängers fortsetzen wird,
also nicht schärfere Regulierungen anstrebt.
Unter ihm ist also zu erwarten, dass sich die
Zulassungszeiten weiter verkürzen werden,
was der Branche weiter Auftrieb geben wird.
BB Biotech rechnet also kurzfristig mit besse
ren Zulassungsbedingungen in den USA und
einer weiter anziehenden Übernahmeaktivität
in der Branche. Beides wird den Aktienkursen,
die aus Sicht von BB Biotech derzeit sehr gün
stig sind, Beine machen. Die günstigen Kurse
hat BB Biotech genutzt, um das Portfolio mit
aussichtsreichen und wachstumsstarken, jun
gen Biotech-Unternehmen auszubauen. Nun,
so die Aussicht, kann deren Bewertung und
somit auch die Aktie von BB Biotech steigen.
Das ist der Spatz in der Hand.
Die Taube auf dem Dach ist zwar größer, aber
ungewiss. Der Präsidentschaftswahlkampf in
den USA nimmt langsam Formen an und in
einem Punkt sind sich alle Kandidaten heute
schon einig: die Kosten des Gesundheitssy
stems müssen runter! Aber wie? Ich gehe
davon aus, dass in den kommenden Monaten
immer wieder neue Modelle vorgeschlagen und
diskutiert werden. Einige Modelle werden
gerade der Pahra- und Biotech-Industrie in die
Tasche greifen, und das dürfte dann die Akti
enbewertungen belasten. Andere Modelle
werden andere Wege finden.
Ich denke, dass jedoch - ähnlich wie vor vier
Jahren - die negative Presse stets nur kurzfri
stig die Branche belasten wird, während die
oben genannten Entwicklungen für nachhaltig
höhere Kurse sorgen werden. Daher ist es nun
der richtige Zeitpunkt, unsere bislang halbe
Position in BB Biotech wieder voll zu machen.
Ich würde also heute trotz des aktuellen Kur
splus von 1,5% zu Kursen unter 62 Euro nach
kaufen.
Tesla Motors
Spekulation wieder auflösen, Stopp Loss wurde
unterschritten
Fr, 26. April um 15:31 Uhr
Gestern hat Tesla Quartalszahlen veröffentlicht,
die deutlich schlechter waren als von Analysten
befürchtet. Elon Musk wendete im anschlie
ßenden Analystengespräch seine inzwischen
bekannte Strategie an und versuchte als
Gesprächsthema die von ihm angestrebte
Flotte von autonomen Autos zu diskutieren.
Schon im Jahr 2020 werde eine Stadt in den
USA mit dem autonomen Service von Tesla
bestückt, so Musk. Das Potential sei unendlich,
da rund 1 Mio. Teslas auf den Straßen herum
fahren, die als Roboter-Taxi genutzt werden
könnten.
Wir kennen Elon Musk, der Zukunftsvisionen
so verkauft, als wären sie morgen schon Rea
lität. Die Visionen sind gut, Musk hat schon so
viel erreicht, dass man ihm gerne im Zweifel
glaubt ... Doch mit dem Timing stimmt es sel
ten. Das ausgerufene Ziel von Musk ist es, die
im Privatbesitz befindlichen Teslas in Zeiten, in
denen sie ungenutzt in der Garage stehen, für
autonome Taxi-Fahrten zu nutzen. Die Besitzer
müssen ihren Tesla nur für eine bestimmte
Zeitspanne freigeben, dann kann das Auto
Taxi-Fahrten übernehmen und der Besitzer ver
dient mit seinem Auto auch noch Geld.
Tolle Vision. Fraglich, wie viele Menschen letzt
lich tatsächlich an diesem Projekt teilnehmen
werden. Doch es ist einmal mehr ein revolu
tionäres Konzept, mit dem die Kosten für den
Autokäufer gesenkt werden können.
Analysten sind aber kaum auf das Thema ein
gestiegen, sondern bohrten stattdessen lieber
in den schlechten Quartalszahlen: Umsatz,
Produktion und Gewinn sind zurückgegangen.
Musk erklärte, dass durch die Auslieferung des
Model 3s in anderen Ländern viele in Q1
26. Apr. 2019 Heibel-Ticker Plus #17 Seite 12 von 17
gebaute Fahrzeuge noch auf dem Transport
weg in diese Länger waren und daher noch
nicht im Q1-Ergebnis sichtbar sind. Dieser
Effekt werde sich im weiteren Jahresverlauf
fortsetzen, da immer mehr Länder mit Model 3s
beliefert würden.
Doch das alleine kann die schlechte Bilanz
nicht erklären. Wir erinnern uns, dass im Q4
des Vorjahres noch ein Produktionsschub in
Form eines Kraftaktes umgesetzt wurde, um
die versprochene Schlagzahl von 5.000 Fahr
zeugen pro Woche zu erreichen. Auf den
Kraftakt folgte dann die Verschnaufpause und
erst später im weiteren Verlauf des Q1 konnte
die Produktion nachhaltig auf über 5.000 Autos
pro Woche gesteigert werden.
Tesla hat inzwischen eine fällig gewordene
Anleihe in bar zurückgezahlt, der Barbestand
hat sich dadurch um 900 Mio. USD verringert,
es bleiben nur noch 2,2 Mrd. USD Cash. In
Verbindung mit dem schlechten Q1 hat sich
damit der Cashbestand sogar nicht nur um 900
Mio. USD verringert, sondern um insgesamt
1,5 Mrd. USD. Analysten sprachen Musk
erneut auf die Möglichkeit der Cash-Generie
rung an (Zweitplatzierung von Aktien, neue
Anleihe?) und Musk war erstmals seit einigen
Quartalen offen für diese Diskussion. Ich fürch
te, Tesla wird sich bald wieder neue Barmittel
über die Börse holen, was den Kurs verwäs
sern würde und somit den Aktienkurs belastet.
Ich hatte darauf spekuliert, dass weitere Hiobs
botschaften, derer es immer viele bei Tesla
gibt, den Aktienkurs nicht mehr belasten wür
den. Das wäre ein Zeichen der relativen Stärke
und somit ein Zeichen für eine Bodenbildung
gewesen. Doch leider ist die Aktie in Folge der
Q-Zahlen weiter abgerutscht und notierte
gestern Abend unter dem von mir ausgege
benen Stopp Loss Niveau von 223 Euro. Wir
waren diese Spekulation mit überschaubarem
Risiko eingegangen und ich möchte diese Spe
kulation daher nun mit überschaubarem Ver
lust wieder schließen. Schade.
Zalando
Ende der Fahnenstange, verkaufen
Fr, 26. April um 15:39 Uhr
Um 86% ist unsere Zalando-Position im lau
fenden Jahr bereits angestiegen. Wie an einer
Schnur gezogen läuft die Aktie höher und
höher. Ich fürchte jedoch, das vorläufige Ende
der Fahnenstange haben wir erreicht. Daher
würde ich die Position nun verkaufen.
Einfach formuliert würde ich die Begründung
wie folgt darstellen: Ich hatte für Zalando bei
Kursen um 40 Euro ein Wachstumspotential
von jährlich 20-25% gesehen, da Zalando kon
tinuierlich seine Infrastruktur entsprechend
ausbaut. Doch dann öffnete Zalando seine
Infrastruktur für Händler. Das Infrastruktur
wachstum bleibt gleich, allerdings nutzen
Händler immer mehr von der Infrastruktur. Das
heißt im Umkehrschluss, Zalandos Umsatz
wachstum mit eigenen Produkten wird weniger
als 20-25% sein.
Aufgrund dieser Änderung im Geschäftsmodell
war die Aktie im vergangenen Sommer einge
brochen. Ein heißer Sommer mit wenig
Umsatz verstärkte den Ausverkauf und schließ
lich bemerkten Analysten das unterproportio
nale Wachstum des Gewinns und folgerten
daraus, dass Zalando am Ende des Wachs
tums sei, die Aktie wurde heftigst ausverkauft
und notierte zum Jahreswechsel bei nur noch
22 Euro.
Inzwischen hat sich jedoch gezeigt, dass
Zalando an der Investmentstrategie unbeirrt
festhält und die Infrastruktur um jährlich 20-
25% weiter ausbaut. Das Volumen der ver
schickten Produkte wächst also um 20-25%
p.a., bei verhältnismäßig stabilen Preisen
wächst auch der Bruttowert der verschickten
Waren entsprechend. Doch mit Händlerwaren
wird weniger Gewinn gemacht als mit eigenen
Produkten, daher wächst der Gewinn unter
proportional.
Inzwischen haben Analysten diese Umstellung
verstanden und vor einer Woche verkündete
Zalando sodann überraschend gute Q-Zahlen.
Meinem Verständnis nach hatten Analysen
zuvor ihre Erwartungen so weit gen Süden
26. Apr. 2019 Heibel-Ticker Plus #17 Seite 13 von 17
revidiert, dass die positive Überraschung kaum
schwer war. Dennoch ist die Aktie kräftig ange
sprungen.
Doch es bleibt die Änderung des Geschäfts
modell und somit das unterproportionale
Gewinnwachstum. Damit ist die Aktie meiner
Einschätzung nach auf dem aktuellen Niveau
zwar wieder fair bewertet, doch aufgrund der
nunmehr etwas geringeren Gewinnwachs
tumsaussichten erwarte ich vorerst keine
überproportional gute Kursperformance mehr.
Mag sein, dass die Aktie noch mein Ziel der
niedrigen 40er Euro nach oben überschießt,
doch das wäre Glück.
Wir könnten die Position nun mit einem groß
zügigen Stopp Loss absichern, doch nach der
heftigen Aufwärtsbewegung müssten wir rund
20% des Kursgewinns abgeben, um eine sinn
volle Stopp-Loss Marke zu finden. Das ist mir
zu viel gegenüber nur noch ggfls. 10-15% Kur
spotential nach oben. Daher würde ich die
Position heute auflösen, den Gewinn ein
stecken und mich über das gute Wetter freuen
:-).
Als Alternative zu Zalando untersuche ich der
zeit Zooplus, den Versandhändler von Tierfutter
und Tierbedarf.
26. Apr. 2019 Heibel-Ticker Plus #17 Seite 14 von 17
06. Übersicht HT-Portfolio
Spekulation (≈10%) =0% WKN 25.4.19 Woche Δ Σ '19 Δ Anteil 5x2% !
Tesla A1CX3T 213,95 € -12% -6% 0,0% A
Wachstum (≈30%) =23,5% WKN 25.4.19 Woche Δ Σ '19 Δ Anteil 4x7,5% !
BB Biotech A0NFN3 62,20 € 4% 9% 7,6% B
Zalando ZAL111 42,00 € 1% 84% 0,0% B
Nvidia 918422 158,12 € -4% 37% 3,9% B
FinTech Group FTG111 21,00 € -4% 3% 3,8% A
Zuora A2JHJJ 19,34 € 12% 5% 8,2% A
Dividende (≈25%) = 27,6% WKN 25.4.19 Woche Δ Σ '19 Δ Anteil 3x8% !
Innotec 540510 13,10 € 2% 31% 7,4% C
Freenet A0Z2ZZ 20,59 € -3% 21% 7,5% C
Bet-at-Home A0DNAY 70,45 € 0% 54% 8,8% B
Deutsche Post 555200 31,03 € 0% 30% 3,9% B
Absicherung (≈20%) =19,9% WKN 25.4.19 Woche Δ Σ '19 Δ Anteil 3x7% !
Goldbarren 100 gr 100 gr. 3.658,00 € 1% 3% 6,9% A
Südzucker-Anleihe A0E6FU 74,50% 11% -2% 6,5% A
Nokia-Anleihe A0T9L2 107,32% 0% 6% 6,5% B
Cashquote
Σ-Portfolio Ergebnis seit 2018 1% 0% 29,0%
Ergebnis seit 2019 17,0%
Heibel-Ticker Gewichtung Anzahl Positionen angestrebte Positionsgröße
Portfolio Ziel Soll Ist Soll Ist
Spekulation Ereignis 10% 0% 5 Err:508 2%
Wachstum Enkelkinder 30% 23,5% 4 4 7,5%
Dividende Urlaub 25% 27,6% 3 4 8%
Absicherung Zins & Gold 20% 19,9% 3 3 6,7%
Summe 85% 71,0% 15 Err:508
Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der
beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.
Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:
A – Top-Aktie mit günstigem Kurs,
26. Apr. 2019 Heibel-Ticker Plus #17 Seite 15 von 17
B – Kursrücksetzer zum Kaufen nutzen
C – Kurssprünge zum Verkaufen nutzen,
D – bei Gelegenheit Verkaufen,
E – Sofort Verkaufen
Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.
Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die
Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch
niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.
Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.
Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche
mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken
für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.
Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share
Stephan Heibel
http://heibel-ticker.de
mailto:info/at/heibel-ticker/./de
07. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachge
machte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit
Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas
für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen
Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abge
segnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwen
dung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.
Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar
keine Anlageempfehlungen dar.
Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anle
gern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tief
greifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die
eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.
Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der
Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von
26. Apr. 2019 Heibel-Ticker Plus #17 Seite 16 von 17
finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt
ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betref
fenden Unternehmen
08. An-/Ab-/Ummeldung
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26. Apr. 2019 Heibel-Ticker Plus #17 Seite 17 von 17