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Barkalla FITSCH FÖRDERUNG DER INTEGRATION DER TSCHETSCHENiNNEN IN VORARLBERG

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Barkalla

FITSCHFÖRDERUNG DER INTEGRATION DER TSCHETSCHENiNNEN IN VORARLBERG

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Wie man von GROSNY nach BREGENZ gelangt

Entfernung: 3.685 kmGehzeit: Ca. 28 Tage und 7 Stunden

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Die genaue Zahl der in Vorarl-berg lebenden TschetschenIn-nen ist nicht bekannt. Statistisch wird nur die Zahl der Zuwan-dererInnen aus der Russischen Föderation erfasst.

Am 31. März 2017 waren das 1697 Angehörige der russischen Föderation, die alle russischen Teilstaaten einbezieht.

Davon leben ca. 46 % in Bre-genz, 23 % in Dornbirn, 18 % in Feldkirch und 13 % in Bludenz.

Die Zahl der in Bregenz leben-den TschetschenInnen wird mit ca. 500 angegeben. Ca. ein Drittel sind Kinder und Jugend-liche bis 15 Jahre.

TSCHETSCHENiNNEN in Vorarlberg

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TSCHETSCHENiNNEN in Vorarlberg

VORARLBERG2.601 km2

TSCHETSCHENIEN17.300 km2

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… das sind majestätische Gipfel, eisige Gletscher, schroffe Schluchten, Täler und Ebenen mit blühenden Gärten, gedeckten Tischen und grenzenloser Gast-freundschaft. Das Gebiet liegt zwischen dem Schwarzen Meer im Westen und dem Kaspischen Meer im Osten. Einst galt der Kaukasus als Wiege der Zivilisation. Hier siedelten seit 7000 Jahren Menschen, gibt es seit der Jungsteinzeit Ackerbau und Handelsbeziehungen.

DER KAUKASUS

NACHKOMMEN NOAHS?Die kaukasischen Völker sollen Resultat einer Übersiedlung des Targamos, eines Urenkels des Prophe-ten Noahs und seiner Sippe sein. Von seinem Namen – Noah – leiten die Tschetschenen einen der eigentli-chen Namen ihres Volks ab – Nochtschi – die Nachfahren Noahs.

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DER KAUKASUS

KAMPF DER UREINWOHNERDer Kaukasus – das ist auch der unaufhörliche tragische Kampf seiner Ureinwohner um Freiheit und Selbständigkeit gegen Griechen, Römer, Araber, Perser, Mongolen, Türken und

Russen. Besonders tragisch waren die russischen Eroberun-gen, die zur Vertreibung der Ubychen führte und nun das größte Volk im Nordkaukasus, die Tschetschenen, zu vernich-ten drohen.

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46 SPRACHEN Kaum eine Region der Erde ist als historisch gewachsene und in sich geschlossene geogra-phisch kulturelle Einheit so reich an Völkern, Sprachen und Kulturen wie der Kaukasus. Es sind mehr als 50 Völker, die den Kaukasus bewohnen und mehr als 46 verschiedene Sprachen sprechen.

DER STOLPERNDE GOTTEine Legende erzählt: Als Gott die Sprachen in der Welt verteil-te und Gabriel dazu beauftragt wurde, ist dieser auf den Bergen ins Stolpern geraten. Und so ge-schah es, dass die Sprachen dort über das Gebirge verstreut wor-den sind. Doch auch ohne diese Legende wurde der Kaukasus im Altertum bereits der “Berg der Sprachen“ genannt und gilt als das ethnisch differenzier-teste Gebiet der Welt. Fast alle Tschetschenen sind heute zwei-sprachig und sprechen Tschet-schenisch und Russisch.

DIE SPRACHE

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Wir wollen mehr über die tschetschenische Sprache wis-sen. Aslan erzählt: „Die Tschet-schenInnen sind „Noch-tschi“. Noch bedeutet Noah (der Prophet), tschi bedeutet Volk. Nochtschi = Volk des Prophe-ten Noah. Die tschetschenische Sprache, Nochtschijn mott ist die Sprache des Volkes des Propheten Noah.“

Die tschetschenische Sprache ist eine sehr schwierige Sprache. Sie unterscheidet sich sehr von den europäischen Sprachen durch ihre vielen verschiedenen ausge-prägten Kehlkopflaute. Die Vo-kalsysteme sind dabei teilweise von ziemlich komplexer Struktur. Es gibt 6 Klassen in weiblichen und männlichen Formen in der Einzahl und Mehrzahl.

NOCHTSCHIJN MOTT – Tschetschenische Sprache

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ja ha‘nein ha-ha‘ gut dik schlecht wuo wo? mitscha?wer? mila? was? hu? wann? matsa? wie? mucha? warum? hunda?

ein paar Wörter zum Beginnen

auf Wiedersehen ‘a dika yöila guten Morgen üre dika yoilaguten Abend süre dika yoilaTschetschenien Nochtschitschö Österreich AvstriVorarlberg VorarlbergBrot bepig Wasser hi Tee tschai Kaffee kofedanke barkalla

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„Tschetschenien war bis zum Zerfall der Sowjetunion und dem Beginn der jüngsten Tschetschenien- Kriege hierzulande kaum jemandem bekannt. Dabei hat dieser kleine Fleck im äußersten Süd-osten Europas durchaus eine interessante Ge-schichte und Gegenwart zu verzeichnen, die weit mehr als nur die jüngsten Konflikte zu bieten hat.“(Thomas Schmidinger, Herwig Schinnerl)

DAS LAND

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Tschetschenien umfasst eine Fläche von 17.300 km2 und ist knapp größer wie die Steier-mark (16.401 km2). Vor dem Krieg lebten ca. 1,25 Millionen Menschen in Tschetschenien. Nach der Flucht mehrerer hunderttausend und dem Tod von 250.000 BewohnerInnen

in den beiden Tschetschenien-Kriegen ist die aktuelle Bevöl-kerungszahl heute nicht seriös zu ermitteln. Tschetschenische Minderheiten leben auch in Georgien, den Nachbarrepubli-ken Dagestan und Inguschetien, sowie im Grenzgebiet des Stavropol Kray.

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Der kaukasische Wehrturm, auch Wohnturm, ist ein seit dem Mittelalter verbreitetes histori-sches Verteidigungsbauwerk von Familienverbänden im mittleren und östlichen Nordkaukasus und einigen südlich angrenzenden Gebieten des Kaukasus. Wehr-türme dienten in Ortschaften zur Verteidigung von Familien-verbänden, außerhalb auch als Zuflucht im Angriffsfall oder als Wachtürme.

aus der GESCHICHTE

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Thächa dika dotsusch, woy doghur dats.Тlаьхьа дика доцуш, вон догlур дац.

JEDE WOLKE HAT EINEN SILBERSTREIFEN.Tschetschenisches Sprichwort

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Mit beiden HändenDas Herz fassen

Diesen alten IgelUnd alle Wunden

Mit einer SchusterahleFest vernähen

Wie man Stiefel flicktUnd reisen

In alle HimmelsrichtungenUnd schweigen

WenigstensBis ans Ende des Lebens

Das erste Gedicht NACH DEM VERLASSEN TSCHETSCHENIENS

Apti Bisultanov

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CHEPALGASH („Tschepalgasch“)

500 ml Buttermilch, 200 g Butter, 500 g Topfen (bröselig), 1 TL Salz, 1 TL Backpulver, 1 kg Mehl, 1 Ei, Frühlingszwiebel

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Das Mehl in eine Schüssel geben, in der Mitte eine Grube bilden und einen Teelöffel Salz hinzu-fügen. In die Buttermilch einen Teelöffel Backpulver streuen, gut durchrühren und anschließend in der Mitte der mit Mehl befüllten Schüssel gießen und mit der Hand vorsichtig zu einem weichen Teig verarbeiten. Den Teig mit einem sauberen Ge-schirrtuch abdecken und für kurze Zeit ruhen lassen. Füllung: Den bröseligen Topfen in eine Schüssel geben, ein Ei hinzufügen und nach Belieben salzen. Anschließend die fein gehackten Frühlingszwiebel dazugeben. Den Teig in gleich große Bällchen formen, sodass 8-9 Teigbällchen entstehen. Mit der Hand jedes der Bällchen

plattdrücken und mit 1–2 Esslöf-fel Topfen befüllen. Anschließend den Rand zusammennehmen und über der Füllung zukleben, sodass kleine Teigtaschen entstehen. Diese leicht plattdrücken, mit einem Nudelholz ausrollen und in eine trockene und vorgeheizte Pfanne geben. Die Teigfladen auf jeder Seite 2–3 Minuten ohne Fett anbraten, anschließend in einen Teller legen und mit einem Geschirrtuch abdecken. Wenn alle Teigfladen gebraten sind, werden sie kurz mit heißem Wasser von beiden Seiten gewaschen. Die Butter in einem kleinen Topf schmelzen und kurz ankochen lassen. Anschließend jede der gewaschenen Fladen mit geschmolzener, heißer Butter bestreichen und wie bei einer Pizza in Stücke schneiden.

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Jeden Freitag treffen sich 10 tschetschenische Frauen in der „Nähwerkstatt-Qualifizierung von Flüchtlingsfrauen“, in der unter Leitung von 2 Schneider-innen Kleidung entworfen und genäht wird. Ziel ist, diesen Frauen eine berufliche Pers-pektive zu entwickeln. Inzwi-schen gibt es eine kleine

Kinderkollektion auf dem Vorklöschtner Märktle, wo sie zum Verkauf angeboten werden. Mittlerweile wurde eine weitere Gruppe mit Frauen aus verschiedenen anderen Ländern gegründet. Gleichzeitig wird der Sprach-erwerb gefördert und es entstehen soziale Kontakte.

DARY MODE

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Der russische Fußballverein Terek Grosny wurde nach dem wenig nördlich der Stadt vorbeiführenden Fluss benannt.

TEREK – DER GRÖSSTE FUSSBALLVEREIN

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Der RFK Terek Grosny ist ein 1946 gegründeter russischer Fußball-verein aus Grosny, der Hauptstadt der Republik Tschetschenien und spielt in der Premier Liga.

Letzte Meldung: Die Vereinsführung von Terek Grozny teilte im Juni 2017 mit, dass der russ. Erstligist nach dem Namen des ehemaligen Präsidenten Akhmat Kadyrov umbenannt wird. Der neue Name des Vereins lautet nun „Akhmat Grozny“.

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BARKALLADiese Fibel trägt den Namen Barkalla, das heißt tschetschenisch DANKE, gemeint ist damit „Danke für die Aufnahme in Vorarl-berg“.

Mit diesem und geplanten Folge-Heftchen informieren wir über die tschetschenische Kultur, die in Vorarlberg lebenden Tschet-schenInnen, das Zusammenleben in Vorarlberg, den Alltag und die kreativen Projekte, Feste und Zusammenkünfte. Dabei muss vieles recherchiert und neu entdeckt werden. Jedes Heft soll ein Stück mehr Information bieten. Wissen bildet die Grundlage des Verstehens.

Das Projekt wurde initiiert vom Verein Aktion MitArbeit Vorarlberg, Land Vorarlberg und vom Verein Vindex – Schutz und Asyl unterstützt.

Redaktionelle MitarbeiterInnen: Larissa Aschabova, Abubakar Bahaev, Eva Fahlbusch, Ulrich Gabriel, Markha Khadzimusaeva, Peter Mennel, Aslan Murtazaliev, Roza MjagtschievaIllustrationen: Ismail ZakaevGrafische Gestaltung: Brigitte TheisenFotografien: Dr. Thomas Schmidinger, Brigitte Theisen, Mag. Peter MennelIdee, Konzept, Organisation: Mag. Ulrich Gabriel Herausgeber: Verein Aktion MitArbeit, Projekt HeimatabendKontakt: [email protected]

Bildnachweis:Seite 1 und 28: Illustration von Ismail Zakaev Seite 2–3: Google MapsSeite 6: Noahs Arche am Berg Ararat; Simone de Myle 1570. Quelle: Wikimedia Commons - Lizenz (CC-BY-SA 3.0)Seite 7: Dr. Thomas SchmidingerSeite 8: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/e4/Cauca-sus-political_de.svg/800px-Caucasus-political_de.svg.pngSeite 13: Dr. Thomas SchmidingerSeite 14: Dr. Thomas SchmidingerSeite 15: http://www.reller-rezensionen.de/voelker/tschetschenen/tschetschenentuer-me.jpgSeite 16: Brigitte TheisenSeite 18: Bisultanov, Apti: Schatten eines Blitzes. Gedichte Poem tschetschenisch-deutsch. Herausgegeben von Ekkehard Maaß. 2. Aufl. 2005. © Kitab Verlag Klagenfurt-Wien. ISBN: 3-902003-37-8. www.-kitab-verlag.comSeite 19: Dr. Thomas SchmidingerSeite 20: zernograd.com/recipe/chepal-gash-chechen-chepalgash-chiepalgash/Seite 22: Mag. Peter MennelSeite 23: Udo MittelbergerSeite 25: http://www.nurfussball.com/2016/07/adidas-terek-grozny-16-17-trikots.html

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„ DIE SEELE, DENKE ICH, HAT KEINE NATIONALITÄT.“

Juri Rytchëu (tschuktschischer Schriftsteller, 1930–2008) in: Im Spiegel des Vergessens, 2007

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FITSCH – FÖRDERUNG DER INTEGRATION DER TSCHETSCHENiNNEN IN VORARLBERG Verein Aktion MitArbeit Projekt „Heimatabend oder wie fremd heimisch wird“ www.heimatshuttle.at in Kooperation mit VINDEX – Schutz und Asyl. www.vindex.or.at