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Flüchtlinge und Flüchtlingsintegration in Mosambik Author(s): Hans-Joachim Wenzel Source: Africa Spectrum, Vol. 30, No. 2 (1995), pp. 207-224 Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40174573 . Accessed: 15/06/2014 04:08 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Africa Spectrum. http://www.jstor.org This content downloaded from 185.44.77.34 on Sun, 15 Jun 2014 04:08:54 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Flüchtlinge und Flüchtlingsintegration in Mosambik

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Flüchtlinge und Flüchtlingsintegration in MosambikAuthor(s): Hans-Joachim WenzelSource: Africa Spectrum, Vol. 30, No. 2 (1995), pp. 207-224Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/GermanyStable URL: http://www.jstor.org/stable/40174573 .

Accessed: 15/06/2014 04:08

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Afrika Spectrum 30 (1995) 2: 206-223

Hans-Joachim Wenzel

Flüchtlinge und Flüchtlingsintegration in Mosambik

1 Einleitung: Ausgangssituation, Begriffsklärung, Flüchtlingspolitik

Das Flüchtlingsproblem stellt weltweit eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit dar. Häufig verwendete Charakterisierungen wie „Jahrzehnt der Flüchtlinge" (gemeint sind die 1980er Jahre), „Kontinent der Flüchtlinge" (gemeint ist Afrika) oder Begriffe wie Kriegs-, Armuts-, Wirtschafts- oder Umweltflüchtlinge verweisen schlaglichtartig auf die Aktualität dieses Problemfeldes.

Bis nach dem Zweiten Weltkrieg bildete Europa den Großraum mit den größten Flüchtlingsbewegungen. In der Folgezeit verlagerte sich das Flüchtlingsproblem immer stärker in die Entwicklungsländer des Südens, wo verschiedene Konfliktlagen und Kriege umfängliche Flüchtlingsbewegungen und

Zwangsmigrationen auslösten. Nach Überwindung des Ost-West-Gegensatzes kommen innereuropäische Ost-West-Migrationen dazu.

Die Flüchtlingsbewegungen in Entwicklungsländern wurden und werden bis heute durch sehr unterschiedliche Gründe verursacht. Manchmal liegen ihnen einzelne, in der Regel jedoch ganze Bündel von Ursachen zugrunde, die im weitesten Sinn politischen, ethnischen oder wirtschaftlichen Ursprungs sind. Nicht selten wurden in der Vergangenheit die zugrunde liegenden regionalen oder innerstaatlichen Ursachen in einzelnen Ländern von internationalen Konfliktlagen überlagert, z.B. im Rahmen des West-Ost-Konflikts. Dadurch kam es zu vielen

sogenannten Stellvertreterkriegen, so auch im Falle von Mosambik. Diese waren

verknüpft mit den Prozessen der Dekolonisierung und des Entstehens von formal

unabhängigen Nationalstaaten. Allgemein gilt der schwarzafrikanische Kontinent als Verlierer des Kalten

Krieges; die Charakterisierung als „Kontinent der Flüchtlinge" kennzeichnet eine

wichtige Auswirkung dieser Konfliktlage. Nach den Zahlen der

Weltflüchtlingsorganisation UNHCR befinden sich allein 40 Prozent von 15 Millionen weltweit gezählten Flüchtlinge in Afrika. Diese Schätzung ist jedoch, wie andere auch, mit großen Unsicherheiten behaftet. Außerdem erfaßt sie nicht annähernd die Gesamtzahl der weltweiten Flüchtlinge, weil sie von einer Definition ausgeht, die das Kriterium einer internationalen Grenzüberschreitung unterlegt. Die so definierten Flüchtlinge müssen jedoch um die weitaus größere Zahl der in ihren Heimatländern Vertriebenen ergänzt werden (internally displaced persons), die meist aus den gleichen Gründen ihre Heimatgebiete verlassen mußten wie die Auslandsflüchtlinge. Weiterhin sind eine wachsende Zahl von

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Dürre- und Umweltflüchtlingen sowie sonstigen Zwangsmigranten in diesem Kontext zu berücksichtigen, die z.B. aufgrund struktureller Zwänge entstehen (vgl. Zwangsumsiedlungen, Squattersanierungen o.a.). Insoweit sind bei allen Zahlen die genauen Definitionsvoraussetzungen von „Flüchtling" bzw. „Refugee" zu beachten.

Weithin wird heutzutage das Fehlen einer adäquaten präventiven Flüchtlingspolitik beklagt. Eine solche müßte die gefährdeten Gebiete bzw. Länder und die dort vorhandenen Spannungen und Konflikte kontinuierlich analysieren und geeignete Instrumente herausarbeiten, die ein rechtzeitiges Eingreifen und Gegensteuern ermöglichen. Solche Frühwarnsysteme, die mögliche Konflikte und Fluchtursachen im Ansatz erkennbar machen, müßten Leitlinien für nationales und besonders internationales politisches Handeln im Sinne einer Konfliktvermeidung sein. Leider fehlten bisher der politische Wille und noch mehr die finanziellen Mittel zur Durchsetzung und Etablierung dieser Frühwarnsysteme, aus denen präventive Maßnahmen abzuleiten sind. Anstatt in Kenntnis möglicher fluchtauslösender Konfliktlagen präventiv einzugreifen, werden heute erhebliche Mittel aufgebracht, um die unerwünschten Folgen von Fluchtbewegungen zu bekämpfen. Es entsteht dann die paradoxe Situation, daß die Flüchtlinge und nicht die Fluchtursachen bekämpft werden - eine augenscheinlich folgenreiche falsche Strategie, um Flucht und Flüchtlinge zu vermeiden.

2 Politische und ökonomische Rahmenbedingungen im kolonialen und nachkolonialen Mosambik

Ein kurzer Rückblick in die Geschichte des 1975 unabhängig gewordenen Landes zeigt, daß die ehemalige portugiesische Kolonie Mosambik seit Beginn des 20. Jahrhunderts verstärkt als Dienstleistungsökonomie für die Nachbarländer Südafrikas und das frühere Rhodesien (heute Zimbabwe) ausgebaut wurde (vgl. Abb. 1). Einerseits stellte Mosambik Hafen-, Verkehrs- und Transitfunktionen für die Nachbarländer zur Verfügung. Davon zeugen auch die Ost-West ausgerichteten Verkehrskorridore, die zu einer Vernachlässigung der 2.800 km ausgreifenden Nord-Süd-Erschließung führten. Andererseits spielte Mosambik als Arbeitskräftereservoir (Wanderarbeiter für Minen (Gold-, Kohlebergbau) sowie für Großfarm- bzw. Plantagengebiete in Südafrika und Rhodesien) eine wichtige Rolle. Diese koloniale Fremdbestimmung wurde mittels beträchtlicher Deviseneinnahmen „belohnt", die zudem noch durch (geringere) touristische Devisen (von Touristen aus Südafrika) ergänzt wurden.

Fast alle Flüchtlingsbewegungen und Zwangsmigrationen in Mosambik haben ihren tieferen Ursprung in der Krise des ländlichen Raumes und der sie verursachenden Bedingungen. In der kolonialen Phase, verstärkt seit der

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Jahrhundertwende, griff die Kolonialmacht Portugal in vielfältiger Weise in die Entwicklung des Landes und der ländlichen Räume ein und veränderte dadurch die

Abb. 1: Mozambik

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gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen. Vor allem die Einführung der Kopf- und Hüttensteuer und die Eingliederung weiter Teile der Kleinbauernschaft in die Geldwirtschaft löste einen strukturellen Zwang zur Arbeitsmigration aus, die fortan auch in die benachbarten Länder gerichtet war. Darüber hinaus übte die Kolonialmacht direkt Zwang aus, indem sie z.B. die Kleinbauern und teilweise ihre Familien zu minimal entlohnter Zwangsarbeit (Chibalo) verpflichteten. Diese war vor allem auf den Plantagen und Farmen der Portugiesen abzuleisten (Zucker, Baumwolle, Tee, Kokospalmen, Tabak) sowie beim Bau von Straßen, Eisenbahnen, Häfen, Brücken, Gebäuden und Staudämmen. Der Zwangsarbeit konnte man sich nur durch Wanderarbeit ins Ausland entziehen oder dadurch, daß man den verordneten Anbau einer cash crop, z.B. Baumwolle, betrieb. Alle diese Maßnahmen führten zu neuen Abhängigkeiten und zu einer Destabilisierung im ländlichen Kleinbauern- und Subsistenzsektor. Fortan waren häufigere Ernährungsengpässe und Hungersnöte an der Tagesordnung. Die in der spätkolonialen Phase verfügten Zwangsumsiedlungen in besser zu kontrollierende Siedlungen (den sogenannten Aldeamentos) sollten den Befreiungsbewegungen die Basis in der Bevölkerung entziehen. Vertreibung und Flucht fanden darüber hinaus auch in einigen umkämpften Gebieten statt. Alle zusammen veränderten sehr nachhaltig die regionalen Bevölkerungs- und Siedlungsstrukturen.

Nach Erlangung der Unabhängigkeit 1 975 verließen über 200.000 der im Land wohnenden ca. 230.000 Portugiesen fluchtartig das Land; größtenteils kehrten sie, ebenso wie die „retomados" , aus Angola nach Portugal zurück. Eine Minderheit von ihnen wanderte in den Apartheidstaat Südafrika, von wo aus sie fortan die beginnende sozialistische Umgestaltung in Mosambik bekämpfte. Folgenreich war die Abwanderung der Portugiesen besonders für die ländlichen Räume, weil dadurch das von ihnen organisierte Händlernetz zur Versorgung der ländlichen Bevölkerung zusammenbrach, das in der Folgezeit nie ersetzt werden konnte.

In der nachkolonialen Phase nach 1975 übernahm die Befreiungsfront Frelimo die Macht. Gemäß ihrem Selbstverständnis als marxistische Kader- und Avantgardepartei osteuropäischen Zuschnitts versuchte sie eine sozialistische Umgestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft. Für die ländlichen Räume bedeutete diese Strategie die Errichtung von Staatsfarmen, in die über 90 Prozent aller Agrarsubventionen flössen, so wie die Zusammenfassung der klein- bäuerlichen Haushalte zu Produktionsgenossenschaften. Darüber hinaus erfolgte eine siedlungsmäßige Konzentration der traditionell dispersen Siedlungsstruktur zu Gemeinschaftsdörfern, die den Produktionsgenossenschaften zugeordnet werden sollten. Die ländliche Bevölkerung setzte den Veränderungen erheblichen Widerstand entgegen, so daß zur Durchsetzung dieser Politik vielfältige Zwangsmittel eingesetzt werden mußten. Als hinderlich erwiesen sich auch die fehlenden finanziellen Mittel; insgesamt konnte deshalb nur eine Minderheit der Bevölkerung erreicht werden (Anfang der 1980er Jahre waren erst knapp 20 Prozent der Kleinbauern in Gemeinschaftsdörfer umgesiedelt).

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Obwohl die mosambikanische Gesellschaft traditionell eine Kleinbauerngesellschaft war und noch heute ist, wurden die Interessen dieser Gruppe bei der sozialistischen Umgestaltung völlig vernachlässigt. Folgerichtig blockierten die dadurch verursachte Agrarkrise und die Krise des ländlichen Raumes alle möglichen Entwicklungsansätze. Diese Konfliktlage wurde zudem durch den ab 1 981 heftiger einsetzenden Renamo-Krieg entscheidend verschärft, in dessen Verlauf ca. ein Drittel der Gesamtbevölkerung zu Auslands- oder Binnenlandsflüchtlingen wurde. Der von Südafrika unterstützte Renamo-Krieg gegen die ländliche Bevölkerung, Dörfer und ländliche Infrastruktur griff im Laufe der 1 980er Jahre auf immer größere Teile der ländlichen Räume über und isolierte diese vom politischen und ökonomischen Zugriff des Staates (vgl. Abb. 2). War anfänglich die agrarische und ländliche Krise ein „hausgemachtes" Problem -

zunächst des kolonialen und später des sozialistischen Staates -, so wurden in den 1980er Jahren der Renamo-Krieg und die eingeschränkte Sicherheitslage ursächlich für die Blockierung jeder weiteren ländlichen Entwicklung verantwortlich. Im Kontext der Kriegshandlungen flohen viele Personen und Familien ins Ausland - übrigens meist in Fortsetzung traditioneller Migrationsbeziehungen - (z.B. in die benachbarten Länder Malawi, Zimbabwe, Zambia, Südafrika, Tansania, Zwasiland) und in die militärisch gesicherten Siedlungen bzw. Städte.

Die fast flächendeckende ökonomische und soziale Destabilisierung durch den

Krieg kommt sehr eindrucksvoll in der Abb. 2 zum Ausdruck: Bis auf einige militärisch abgesicherte Durchgangskorridore und Stadtregionen war infolge von Renamo-Überfällen sowie von zerstörte Infrastruktur und Verminungen überhaupt kein oder nur ein sehr gefahrvoller Zugang zu weiten ländlichen Gebieten möglich (z.T. nur mit Hilfe militärisch geschützter Konvois). Viele Küstenstädte und

Regionalstädte konnten lediglich über See oder durch die Luft erreicht und

versorgt werden. In der zweiten Hälfte der 1 980er Jahre trat Mosambik dann den internationalen

Entwicklungsbanken (Weltbank und Internationaler Währungsfonds) bei, um durch die Ankurbelung der inländischen Güter- und Exportproduktion eine strukturelle

Anpassung der Wirtschaft in Gang zu setzen und Wachstumsprozesse zu

erzeugen. Gleichzeitig sollten durch finanz- und währungspolitische Maßnahmen die Währung und der Staatshaushalt saniert werden. Trotz kleinerer selektiver

Erfolge z.B. im Hinblick auf ein gesamtwirtschaftliches Wachstum oder hinsichtlich einer besseren Belieferung städtischer Märkte verfehlten die

Strukturanpassungsprogramme - wie in anderen afrikanischen Ländern auch - ihr Ziel. Die ländliche Armut wurde dadurch vor allem in marktferneren Regionen verschärft, weil der Zugang zum Markt nicht gelang und die Kaufkraft nicht ausreichte. Dafür muß auch der bis 1992 dauernde Krieg mitverantwortlich

gemacht werden, der erst durch die Friedensvereinbarungen von Rom im Oktober 1992 beendet werden konnte. Seitdem befindet sich Mosambik in einem fragilen Übergangsprozeß, der politisch durch die Wahlen im Oktober 1994 (vgl. Kap. 4) seine erste Stabilisierung erfuhr. In ökonomischer Sicht hat ein „take off" noch

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nicht begonnen. Seit Beginn der 1990er Jahre besteht das Sozialprodukt des Landes z.B. zu ca. 70 Prozent aus internationalen Hilfs- und Entwicklungs- leistungen. Somit blieb die wirtschaftliche Abhängigkeit, sie wandelte sich nur von einer „service economy" der Kolonialzeit zu einer „aid economy" der nachkolonialen Zeit.

Abb 2.: Kriegssituation in Mosambik 1990

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3 Flüchtlinge und demobilisierte Soldaten: Reintegrationsprobleme im Nachkriegsmosambik

Der Renamo-Krieg paralysierte - wie die Abb. 2 verdeutlicht - das gesamte Land. Eine große Zahl der ländlichen Bewohner versuchte, sich dem Kriegsterror durch Flucht ins Ausland oder in relativ sichere Städte des Landes zu entziehen. Andere verblieben unter schwierigsten, z.T. lebensbedrohenden Bedingungen in ihren ländlichen Heimatgebieten wohnen. Heute müssen annähernd alle ländlichen Bewohner zu den verwundbaren Armutsgruppen gezählt werden, unbeschadet davon, ob sie die Entbehrungen einer Flucht auf sich nahmen oder unter schwierigsten Subsistenz- und Sicherheitsbedingungen in ihren Heimatgebieten überlebten.

Die folgenden Zahlen über die Auswirkungen des Krieges mögen andeutungsweise den Umfang der Zerstörungen und das verursachte menschliche Leid zum Ausdruck bringen; gleichzeitig verdeutlichen sie die Anstrengungen des

notwendigen Wiederaufbaus: • fast 1 Million Kriegstote, davon sind mehr als 100.000 durch direkte

Kriegshandlungen umgekommen; • ca. 250.000 verwaiste Kinder; • ca. 1,5 Millionen Auslandsflüchtlinge (davon allein fast 1 Million in dem

kleinen Nachbarstaat Malawi) - sogenannte refug/ados; • 3,5-4 Millionen Binnenlandsflüchtlinge - sogenannte des/ocados; • nahezu die gesamte in den ländlichen Räumen verbliebene Bevölkerung muß

(ebenso wie einige städtische Bevölkerungsgruppen) zu den Armutsgruppen gezählt werden, die ein Überleben nur auf unterstem Niveau sicherstellen können - sogenannte affectados;

• zwischen 70.000 und 100.000 Frelimo- und Renamo-Soldaten stellen zusammen mit ihren Familienmitgliedern (insgesamt mehr als 400.000 Personen) eine weitere wichtige Gruppe dar, deren soziale und ökonomische

Integration zukünftig schwerwiegende Probleme aufwirft - sogenannte demobilizados,

Im Krieg wurden große Teile der Infrastruktur zerstört, Dörfer niedergebrannt und Straßen bzw. Felder vermint, insbesondere

• 3.100 oder 50 Prozent aller Schulen (dadurch verloren 820.000 Schüler den

Zugang zu ihren Schulen); • 324 oder über 50 Prozent aller Gesundheitsstationen bzw. -Zentren; • wichtige Brücken und Straßenverbindungen.

Außerdem „schlummert" gemäß UNO-Schätzungen noch die Zerstörungskraft von ca. 2 Millionen Landminen in den Böden weiter Landstriche.

Nach Überwindung des Ost-West-Gegensatzes setzte sich auch bei den

kriegsführenden Parteien in Mosambik immer mehr die Einsicht durch, daß keine

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der Kriegsparteien militärisch gewinnen kann. Die drei Jahre dauernden Friedensverhandlungen führten schließlich im Oktober 1992 zu den Friedensvereinbarungen von Rom. Seitdem befindet sich das Land in einem wenig stabilen Übergangsprozeß zu einer Mehrparteiendemokratie. Die weitere Entwicklung des Landes hängt jetzt in entscheidender Weise vom Erfolg der Reintegration der Auslands- und Binnenlandsflüchtlinge sowie vom Gelingen der Demobilisierung der Frelimo- und Renamo-Soldaten ab.

3. 1 Auslandsflüchtlinge (refugiados)

Unmittelbar nach den Friedensvereinbarungen setzte ein geringer Rückstrom von Auslandsflüchtlingen ein. Die meisten von ihnen verhielten sich jedoch abwartend, weil sie zunächst in distanzierter Skepsis die Stabilität des Friedens abwarten wollten und weil ihnen eine Rückkehr in eine weitgehend zerstörte und verminte Umwelt zu risikoreich erschien. Wie Befragungen der Betroffenen ergaben, denken fast alle an eine Rückkehr; sie verwirklichen sie aber erst dann, wenn aus ihrer Sicht eine dauerhafte Beseitigung der Konfliktursachen vorliegt. Wenn man bedenkt, daß die Auslandsflüchtlinge ganz überwiegend in Lagern zusammengefaßt waren und sind (meist gegen ihren Willen), wird der schnelle Rückkehrwunsch verständlich. Darüber hinaus liegt es auch im Interesse der Aufnahmeländer, daß sie von der Last der Flüchtlinge befreit werden. So hat z.B. das kleine Land Malawi fast 1 Million mosambikanische Flüchtlinge aufgenommen, was 1 5 Prozent der malawischen Gesamtbevölkerung entspricht. Besonders in den Grenzzonen zwischen beiden Ländern haben Bodenübernutzung, Abholzung und Erosion die ökologischen Bedingungen verheerend beeinträchtigt, und die vorhandenen Einrichtungen (Schulen, Gesundheits-, Sozialstationen) sind überfordert.

Zum Zweck der Repatriierung und Reintegration gibt es namentlich von einigen UNO-Organisationen verschiedene Unterstützungsprogramme. So organisiert z.B. derzeitig UNHCR die größte Repatriierungsaktion ihrer Geschichte, um alle mosambikanischen Auslandsflüchtlinge zurückzuführen. Damit diese Repatriierung in einen langfristig tragfähigen Integrationsprozeß einmünden kann, fördert UNHCR in den Rückkehrergebieten den Wiederaufbau grundlegender materieller und sozialer Infrastruktur (Straßen, Brücken, Schulen, Gesundheitsstationen, Brunnen/Wasserversorgung, Mühlen). Das dabei implementierte Konzept der QUIPS (Quick Impact Programmes) zielt vor allem auf einfache, kostengünstige und schnell ausführbare Mikroprojekte, die auf der Basis arbeitsintensiver Maßnahmen (als eine Art Arbeitsbeschaffungsmaßnahme) und regional/lokal verfügbarer Ressourcen geplant und implementiert werden. Damit diese grundbedürfnisorientierten QUIPS überhaupt in Angriff genommen werden können, müssen zunächst die sehr aufwendigen Schritte einer Instandsetzung und Entminung der Straßen und unzugänglichen Gebiete geleistet werden. Die QUIPS selbst besitzen nur ein sehr begrenztes Entwicklungspotential, denn sie werden

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ohne Partizipation der betroffenen Provinz- und Distriktverwaltungen geplant und umgesetzt. Sie verstärken nicht die Selbsthilfe- und Selbstorganisationsfähigkeit der ländlichen Bevölkerungsgruppen und werfen Probleme ihrer zukünftigen Unterhaltung auf. Besonders nachhaltig wirkt sich zudem die Tatsache aus, daß der UNHCR gemäß seinem Selbstverständnis nur die Auslandsflüchtlinge direkt unterstützt und die QUIPS demgemäß in deren Zielgebieten errichtet. Dadurch werden die Binnenflüchtlinge und ihre potentiellen Rückkehrergebiete ebenso benachteiligt wie die affectados, die die Kriegszeit in ihren Heimatdörfern, häufig in den von der Renamo besetzten Gebieten, überlebten.

Die mehrstufige Rückführaktion der Auslandsflüchtlinge beginnt mit einer Informationsphase in den Lagern (z.B. in Zimbabwe und Malawi), in der die Flüchtlinge auf die heutigen Lebensbedingungen in ihrem Heimatland vorbereitet werden. UNHCR übernimmt dann die Ausstattung der Familien mit Saatgut und den nötigen Arbeitsgeräten für die nächste Anbausaison und transportiert sie zu den Transitcamps in Mosambik. Nach einem Kurzaufenthalt erfolgt von hier aus der selbst oder vom Staat organisierte Weitertransport in die gewünschten Zielgebiete. Diese stimmen keineswegs immer mit den ursprünglichen Heimatgebieten überein. Wie eine vom Verfasser betreute Feldstudie in der nördlichen Provinz Manica (August/September 1 994) erbrachte, lassen sich viele Familien in relativ grenznahen Gebieten mit guten Böden und hohem

Agrarpotential nieder (Werner 1994). Bevorzugt wird oft die Nähe eines guten Zugangs zu einer überregionalen Straße. Die Niederlassung geschah in der

Vergangenheit meist ohne Landzuweisungen durch traditionelle oder staatliche Autoritäten und auch ohne daß die aufnehmenden Dorfgemeinschaften auf die Ankunft der Neusiedler und Rückkehrer vorbereitet wurden. 1994 ließen sich noch keine Landkonflikte beobachten. Es ist jedoch davon auszugehen, daß die Allokation der neuen Flüchtlings-Kleinbauemstellen häufig älter legitimierte Landansprüche verletzt (z.B. von Binnenlandflüchtlingen, die noch nicht

zurückgekehrt sind). Insoweit wirft die Landfrage gerade in den fruchtbareren

Rückkehrergebieten Probleme auf, die vermutlich erst in späterer Zeit aufbrechen werden.

Deutlich wurde im Rahmen der o.a. Feldstudie auch, daß ein Teil der zurückkehrenden Flüchtlinge dispers in die ländlichen Räume hineinsiedelt. Insoweit knüpfen diese Gruppen vor allem dort an die traditionellen

Siedlungstrukturen (Einzelhöfe und Weiler) an, wo hinreichende Niederschläge für ein ausreichendes Agrarpotential sorgen. Aber auch in die ariden Gebiete des Südens und Nordwestens (vgl. die Provinzen Gaza, Inhambane und Tete in Abb.

1) kehren Flüchtlinge zurück. Diese Gebiete sind in weiten Teilen für den

Regenfeldbau ungeeignet, sie erlauben lediglich extensive Viehhaltung. In nächster Zukunft wird für die Stabilität in den ländlichen Rückkehrergebieten

entscheidend sein, inwieweit es gelingt, eine grundbedürfnisorientierte und

überlebensfähige Infrastruktur zu errichten, wie es u.a. durch die zuvor beschriebenen QUIPS versucht wird. Sollte die infrastrukturelle und ökonomische Situation in den ländlichen Räumen längerfristig unbefriedigend bleiben, so

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zeichnet sich die Gefahr ab, daß die zurückgekehrten Flüchtlinge in die ohnehin „überfüllten" Distrikt- und Provinzstädte weiterwandern. Diese Befürchtung wird noch von einer anderen Überlegung gestützt. Viele Flüchtlinge, die sich z.T. über zehn Jahre, häufig mehr als fünf Jahre, in den Lagern der Nachbarländer aufhielten, waren dort einen durchaus akzeptablen Versorgungsstandard gewöhnt (z.B. im Hinblick auf Gesundheits-, (z.T. selbstorganisierte) Schul- und Wasserversorgung sowie Ernährung). Viele konnten sich auch schulisch und in handwerklichen Tätigkeiten weiterbilden (vor allem in den Lagern in Zimbabwe), so daß sie heute eine bessere Qualifikation besitzen als vor der Flucht. Diese Bedingungen erhöhen die Erwartungshaltung vieler Rückkehrer an die Ausstattung ihrer Resettlementgebiete und sie verstärken gleichzeitig die Abwanderungs- bereitschaft, wenn die Grundversorgung dort nicht sichergestellt werden kann.

3.2 Binnenlandsflüchtlinge (deslocados)

Im Land selbst verursachte der Renamo-Krieg 3,5-4 Mio. Binnenlands- flüchtlinge, die sogenannten deslocados. Der Krieg machte also über ein Drittel der mosambikanischen Bevölkerung zu Flüchtlingen. In den am stärksten betroffenen ländlichen Räumen (vgl. Abb. 2) liegt die Quote noch eindeutig höher. Die Flucht der deslocados hat im Verlauf des Krieges zu einer extrem ungleichgewichtigen Siedlungsstruktur geführt. Sie war vor allem auf die relativ sicheren Umlandzonen der Distrikt- und Provinzstädte gerichtet, wo sie unkontrollierte Verstädterungsprozesse auslöste. In den beiden Zentralprovinzen Manica und Sofala (vgl. Abb. 1) hatte sie z.B. zur Folge, daß sich jeweils zwei Drittel der Provinzbevölkerung im engeren Verkehrs- und Siedlungsband des Beira- Korridors ansiedelten.

Überlagert und verstärkt wurden die kriegsbedingten Flüchtlingsströme noch durch die Dürreflüchtlinge, die 1982-1984 und vor allem aufgrund der „Jahrhundertdürre " von 1990-1992 entstanden. Wie unsere Untersuchungen in Chimoio/Provinz Manica ergaben (Wenzel/Weyl 1992), ließen sich auch viele Verstädterungsmigranten in den Stadtrandzonen nieder, die sich von den wirtschaftlichen, einkommens- und versorgungsbezogenen Möglichkeiten in die Städte „ziehen" ließen. Diese Zuwanderergruppen planen ganz überwiegend auch keine Rückkehr in die ländlichen Räume - im Gegensatz zu den Dürreflüchtlingen, die jeweils schnell nach Überwindung des Dürreereignisses zurückwanderten.

Eine sehr ambivalente Situation ergibt sich bei der Mehrzahl der deslocados. Empirische Ergebnisse in der o.a. Studie zeigen, daß sie mit wachsender Aufenthaltsdauer in den städtischen Regionen immer seltener bereit sind, in ihre ländlichen Herkunftsgebiete zurückzukehren. Sie haben sich an die dort herrschenden schwierigen Lebensbedingungen immer besser angepaßt und nutzen die vielfältigen Reproduktionsmöglichkeiten vor allem im informellen Sektor (bis hin zur Beschaffungskriminalität und Prostitution). Andererseits lassen sie sich aber auch von den als unsicher und defizitär empfundenen Lebensbedingungen in

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den ländlichen Räumen leiten (vor allem die unterausgestatteten Gebiete, die von der Renamo besetzt sind, gelten als sehr unattraktiv), so daß viele, vor allem die jüngeren deslocados und ihre Familien, zukünftig nicht als Kleinbauern in den Dörfern leben möchten. Auf der anderen Seite versuchen sie jedoch oft, von ihren stadtnahen Wohn-/Hüttenstandorten aus weiter entfernte Felder zu bestellen, um auf diese Weise das Subsistenzrisiko zu vermindern. Dieses Verhalten führt folgerichtig zu Problemen der Landknappheit, Übernutzung und Abholzung im Umlandbereich der Städte und erzeugt dort schwerwiegende Erosions- und Umweltschäden. Hinzu kommt ein wachsender Problemdruck in den Siedlungs- und Stadtgebieten selbst, weil dort fehlende bzw. überbeanspruchte Versorgungsinfrastruktur und unzureichende Wohn- und Hygienebedingungen zu vielfältigen Gesundheitsproblemen führen. Vielfach ist auch der Hunger ein ständiger Begleiter in diesen überfüllten, slumähnlichen städtischen Zuzugsgebieten. Angesichts dieser negativen Folgen einer unkontrollierten Verstädterung wird das regionalpolitische Ziel verständlich, möglichst viele Flüchtlinge und Stadtzuwanderer wieder zur Rückkehr in ihre ländlichen Heimatgebiete zu bewegen. Wie die Ausführungen verdeutlichen, ergeben sich

jedoch erhebliche Hindernisse auf dem Weg zur Erreichung dieses Ziels. Solange es nicht gelingt, eine erhebliche Attraktivitätssteigerung ländlicher Räume herbeizuführen (durch bessere Infrastrukturversorung, Produktionsunterstützung, durch besseren Marktzugang usw.), wird die angestrebte Rückwanderung der deslocados nicht stattfinden und eine räumlich ausgeglichene Siedlungsstruktur nicht erreicht werden. Diese Einschätzung fand der Verfasser im September und Oktober 1994 in Mosambik selbst durch mannigfaltige Beobachtungen und Kontakte bestätigt: Nur sehr wenige deslocados wanderten in ihre Heimatdörfer und -regionen zurück, obwohl der Frieden bereits seit zwei Jahren anhält.

3.3 Demobilisierte Soldaten (demobilizados)

Für die zukünftige Sicherheitslage im Lande stellt die Demobilisierung der Frelimo- und Renamo-Soldaten (demobilizados) eine Schlüsselfrage dar. Die

Demobilisierung sollte vor den Wahlen im Oktober 1 994 abgeschlossen sein. Da

jedoch keiner die genauen Zahlen der Soldaten kennt (verschiedene Schätzungen liegen zwischen 65.000 und 100.000) und es nicht ausgeschlossen werden kann, daß die beiden Kriegsparteien für eventuell zukünftige Konfliktfälle „strategische Reserven" anlegen, kann auch nicht beurteilt werden, ob die Demobilisierungs- aktion im September/Oktober 1 994 erfolgreich beendet war. Vieles spricht aber dafür, daß die weitaus meisten Soldaten die Waffen abgeliefert haben und sich nach wechselnd langen Aufenthalten in den 49 im Lande eingerichteten assembly areas zu ihren gewünschten Zielgebieten auf den Weg gemacht haben.

Unklarheit herrscht besonders über Art und Menge der abzuliefernden Waffen. Auf diesem Felde verdächtigen sich beide ehemaligen Kriegsparteien gegenseitig, nicht alle Waffen abzuliefern. Einige Waffenfunde (vor allem der Renamo), die in

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bereits demobilisierten Gebieten entdeckt wurden, bestätigen diesen Verdacht. Das hierin zum Ausdruck kommende Unruhe- und Konfliktpotential könnte verheerende Auswirkungen im Sinne einer fortgesetzten Destabilisierung weiter ländlicher Räume haben. So konnte z.B. Ende des letzten Jahres (1994) beobachtet werden, daß kleinere bewaffnete Banden Lastkraftwagen mit Versorgungsgütern überfielen oder daß auf bereits entminten Straßen wieder neue Minen gelegt wurden. Solche Aktionen können verheerende Verunsicherungen und Destabilisierung auslösen, obwohl nur wenige Personen aktiv an ihnen beteiligt sind. Unerwähnt bleiben sollten in diesem Zusammenhang auch nicht, daß z.B. infolge der eingeschränkten Sicherheitslage die Fertigstellung der QUIPS zwischenzeitlich in einigen Regionen eingestellt werden mußte.

Das latente Gewaltpotential wurde auch im bisherigen Demobilisierungsprozeß offensichtlich. Soldaten setzten sich vehement zur Wehr gegen den ihrer Meinung nach zu schleppend durchgeführten Demobilisierungsprozeß; sie meuterten gegen unbefriedigende Bedingungen in den assembly areas oder gegen unpünktliche Zahlungen der ihnen zugesagten Übergangsgehälter. Die Soldaten konnten dabei die Erfahrung machen, daß ihren massiven Interventionen meistens stattgegeben und ihr Verhalten „belohnt" wurde. Auf der anderen Seite kann es wohl eher als allgemeine Kriegsmüdigkeit bewertet werden, wenn sich z.B. nicht genügend Soldaten bereitfinden, der sehr viel kleineren, neu aufzubauenden Armee beizutreten.

Besondere Schwierigkeiten bereitet zweifellos der soziale und ökonomische Integrationsprozeß der demobilisierten Soldaten. Da diese größtenteils keine Schul- und Berufsausbildung erworben und nur das „Kriegshandwerk" erlernt haben, fällt ihnen der Übergang ins zivile Leben besonders schwer. Zudem sind sie massiv vom sozialen Abstieg bedroht. Sie sperren sich auch häufig dagegen, in ihre Heimatdörfer zurückzugehen, wo sie an den generellen Unterstützungsprogrammen für Flüchtlinge (Lieferung von Saatgut, Arbeitsgeräten, Zugang zu Nothilfe) partizipieren können. Sicherlich sind die demobilisierten (zusammen mit den nicht entwaffneten) Soldaten heutzutage nicht mehr in der Lage, einen neuen Buschkrieg zu entfachen. Das Sicherheitsrisiko wächst jedoch in dem Moment, in dem die Zahlung der monatlichen Überbrückungsgelder für die Soldaten eingestellt wird, da sie sich weder als Kleinbauern noch als Handwerker oder Händler etablieren konnten und die infrastrukturelle Erschließung der ländlichen Räume - was sich jetzt bereits eindeutig abzeichnet - weit hinter den Erwartungen zurückbleibt.

Gewaltanwendungen sind vor allem in Form von Bandenaktivitäten, Blockaden und Überfällen denkbar. Diese können nach den traumatischen Kriegserlebnissen wieder zu einer schnellen Verunsicherung größerer Bevölkerungsteile und zu einem „Flächenbrand" führen. Entsprechende erste Anzeichen sind überaus deutlich erkennbar (s.o.). Außerdem nimmt derzeitig parallel dazu die Kriminalität in den großen Städten stark zu.

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Flüchtlinge und Flüchtlingsintegration in Mosambik

4 Die Ergebnisse der demokratischen Wahlen:

Stabilisierung der Nachkriegsentwicklung?

Gemäß den Friedensvereinbarungen von Rom (Oktober 1 992) sollten die ersten freien Wahlen in Mosambik bereits sehr viel früher stattfinden. Die Verzögerungen im Friedensprozeß (z.B. bei der Demobilisierung der Soldaten), aber auch strategisches Kalkül z.B. seitens der Renamo (die als Partei zuerst eine personelle und sachliche Infrastruktur aufbauen wollte), führten zu mehreren Terminverschiebungen. Die ersten demokratischen Wahlen in der Geschichte des Landes fanden dann in der Zeit von 27.-29. Oktober 1994 statt, nachdem ein kurz vorher von der Renamo ausgerufener, dann aber von ihr kurzfristig am ersten Wahltag zurückgenommener Wahlboykott zwischenzeitlich zu einer unkalkulier- baren und unsicheren Situation geführt hatte.

Seit Friedensschluß überwachen UNO-Truppen die Einhaltung des Waffenstillstandes und kontrollieren die wichtigsten Verkehrswege. Verschiedene UNO-Organisationen waren verantwortlich für die Vorbereitung und Organisation der Wahlen, des Transports der Wahlunterlagen und der Wahlhelfer wie auch für deren Unterweisung. Sie sorgten ebenso für die landesweite Verteilung der insgesamt 2.500 internationalen Wahlbeobachter. Letztere bestätigten übereinstimmend einen fast überall freien und fairen Wahlverlauf. Auch der Wahlverlierer, der Renamo-Führer Dhlakma, hat das Ergebnis der Wahl anerkannt, obwohl er sich nicht dazu durchringen konnte, sie als frei und fair zu beurteilen. Soweit scheint die erste Hürde zur Konfliktlösung genommen. Jetzt geht es vor allem um die Frage, in welcher Weise die Renamo und ihr Chef politisch eingebunden werden.

Bei den Präsidentschaftswahlen siegte der Chef der ehemals marxistisichen Frelimo, Chissano, klar mit 53,2 Prozent gegenüber 33,7 Prozent für Renamo- Chef Dhlakama (vgl. Abb. 3). Bedeutend geringer fiel der Vorsprung der Frelimo bei den Parlamentswahlen aus (44,3 Prozent gegenüber 37,8 Prozent). Hier hat sich eine klare Polarisierung zwischen den Frelimo dominierten Regionen im Süden und Norden des Landes auf der einen Seite herausgebildet und den von der Renamo gewonnenen Zentralprovinzen (Sofala, Manica) sowie jenen Provinzen im mittleren Norden (Nampula, Zambesia, Tete) auf der anderen Seite (vgl. Abb. 3). Überraschender Weise haben die Provinzen, in denen der Krieg die deutlichsten

Spuren hinterlassen hat, nämlich Sofala, Manica und Tete, mehrheitlich die Renamo gewählt, ebenso wie die bevölkerungs- und ressourcenreichsten Provinzen Nampula und Zambesia. Somit kann die Renamo durchaus auf eine vorhandene soziale Basis verweisen, die weniger das bisherige Image einer von außen gesteuerten Banditenbewegung fortschreibt. Die Renamo hat durch die Wahlen zweifellos eine politische Aufwertung erfahren, auch wenn wohl

angenommen werden muß, daß viele auf sie entfallene Stimmen eher als Gegen- stimmen gegen die Frelimo und ihr gescheitertes sozialistisches Projekt zu verstehen sind sowie gegen die Art und Weise, wie sie den Staat für sich und ihre

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Abb. 3: Wahlergebnisse im Oktober 1994 (Parlamentswahlen)

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Flüchtlinge und Flüchtlingsintegration in Mosambik

Mitglieder dienstbar macht. Unterschiedliche inhaltliche Wahlaussagen und die wenig aussagekräftigen Parteiprogramme spielten bei der Wahl nur eine unter- geordnete Rolle. Nach übereinstimmender Feststellung der meisten Wahl- beobachter stand politisch ganz eindeutig der Erhalt des Friedens im Vordergrund.

Im Wahlergebnis kommt auch eine deutliche ethnische Komponente zum Ausdruck, obwohl Frelimo und Renamo keine ethnischen Parteien sind bzw. sein wollen. Auch scheint es nur in der Tendenz richtig zu sein, von ethnischen Wahlen zu sprechen, wie es einige Kommentatoren tun. Zweifellos stammen die Frelimo-Parteifunktionäre überwiegend aus der in den Südprovinzen lebenden Shangaan- und Tsongabevölkerung. Entsprechend findet sich dort auch die Hochburg der Frelimo (vgl. Abb. 3). Die relativ gute Stellung der Frelimo in den nördlichen Provinzen Niassa und Cabo Delgado hängt mit der Unterstützung durch die dort lebenden Ethnien im Befreiungskampf zusammen, als die Frelimo von Tansania aus kommend zunächst im Norden des Landes erfolgreich den kolonialen

Befreiungskampf gegen die Portugiesen führte. In Mittelmosambik, wo die Shonas/Ndaus und Senas vorherrschen sowie im

mittleren Norden mit den dominierenden Makua/Lomue-Ethnien liegen die

Renamo-Hochburgen. In diesen Gebieten sind deutliche Ressentiments gegen die staatliche Shangaanvorherrschaft im Süden feststellbar. Hier ist das ethnisch orientierte Wahlverhalten jedoch nicht so ausgeprägt wie im Süden. Hier scheinen teilweise kleinräumlich wechselnde Gemengelagen mit unterschiedlichen

Parteipräferenzen vorzukommen. Grundsätzlich kann wohl gesagt werden, daß die Frelimo mehr von der städtischen und sozial bessergestellten Bevölkerung gewählt wird, während die Renamo stärkeren Widerhall bei den sozial schwächeren Bevölkerungsgruppen und bei der traditionell kleinbäuerlichen Gesellschaft findet. Dieses hängt damit zusammen, daß die Renamo in den von ihnen gehaltenen Gebieten im wesentlichen auf die alten Verwaltungsstrukturen und -autoritäten (z.B. Chiefs) zurückgriff und diese ihre tragende Rolle behielten. Hier wurden auch die traditionellen religiösen und kulturellen Riten bzw. Zeremonien weiter gepflegt. Demgegenüber grenzte sich die Frelimo mittels einer

rigorosen Modernisierungspolitik gegen alle Traditionsbezüge ab und entfremdete sich dadurch vom traditionellen Kleinbauerntum.

Es zeigt sich also, daß in einem ethnisch und kulturell so vielfältigen und wenig integrierten Land wie Mosambik vielfältige Gefahren im Transformationsprozeß zur Demokratie sichtbar werden. Diese würden besonders dann zunehmen, wenn sich die vorhandenen Tendenzen in der Parteienlandschaft noch stärker in

Richtung auf Ethno-Parteien zubewegen würden. Mit aller gebotenen Vorsicht könnte man sagen, daß die Wahlen eine wichtige

Phase zu einer stabileren Nachkriegsentwicklung eingeleitet haben. Dieser

Stabilisierungsprozeß wird sich aller Voraussicht aber nur dann fortsetzen, wenn die unterlegene Renamo an der Regierungsbildung mitbeteiligt wird, sei es auf der zentralen Ebene in Maputo und/oder auf der dezentralen in den Provinzen. Eine

Regierung der nationalen Versöhnung hat die Frelimo jedoch bisher abgelehnt. Hand in Hand mit einer stärker ausbalancierten Machtverteilung müßte auch die

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Hans-Joachim Wenzel

Überwindung des ausgeprägten staatlichen Zentralismus konkret in Angriff genommen werden, der den Provinzen bisher ausschließlich ausführende Funktionen zuweist. Die kulturelle Vielfalt des Landes verlangt ebenso wie jede sinnvolle, regional zu verantwortende Entwicklungskonzeption eine politische und administrative Dezentralisierung. Diese müßte auch eine dezentrale Machtbeteiligung der Renamo (besonders in ihren Hochburgen) miteinschließen. Je eher diese Machtverlagerung und -beteiligung gelingt, desto besser erscheinen die Aussichten für eine friedliche Entwicklung.

5 Zusammenfassung und Ausblick

In Mosambik gab es seit der Kolonialzeit, verstärkt seit der Dekolonisierungs- und der postkolonialen Phase, vielfältige Flüchtlingsbewegungen und Zwangsmigrationen. Sie haben jeweils die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse nachhaltig verändert. Besonders schwerwiegende Folgen entstanden durch den von Südafrika unterstützten Renamo-Krieg, der erst mit den Friedensvereinbarungen vom Oktober 1992 sein Ende fand. Durch diesen Krieg wurde Mosambik zu einem Land der Flüchtlinge. Vom Gelingen der Integration der Flüchtlinge und demobilisierten Soldaten hängt in ganz entscheidender Weise die zukünftige politische und soziale Stabilität des Landes ab. Für eine friedliche Zukunftsentwicklung genauso wichtig ist auf der anderen Seite der breite gesellschaftliche Konsens, der nur durch die Mitbeteiligung des Wahlverlierers, der Renamo, an einer stärker dezentralisierten Macht erreicht werden kann.

In ökonomischer Sicht kann für die ländlichen Räume nur ein Entwicklungskonzept Erfolg bringen, das eine schnelle Rehabilitierung wichtiger materieller und sozialer Infrastruktur plant und durchführt sowie deren Ausbau betreibt. Dauerhaft können kleinbäuerliche ländliche Strukturen nur dann entwickelt werden, wenn sie sich wesentlich auf lokal bzw. regional verfügbare Ressourcen stützen und darüber hinaus sinnvoll an den Selbsthilfe- und Selbstorganisationspotentialen der ländlichen Gruppen ansetzt. Auch die verwendeten Technologien (z.B. beim Straßen-, Haus-, Brunnenbau oder beim landwirtschaftlichen Anbau, bei Lagerhaltung, Transport und Vermarktung) müssen für die Zielgruppen handhabbar sein und dürfen sie nicht überfordern. Integraler Teil eines jeden ländlichen Entwicklungskonzepts muß zudem auch die quantitative und qualitative Verbesserung der staatlichen und administrativen Institutionen (auf den mittleren und unteren Ebenen der Provinzen und Distrikte) beinhalten, weil sie die Kompetenz benötigen, dezentrale Planungs- und Entwicklungsprozesse zu initiieren, zu koordinieren und zu begleiten. Diese Aufgabenerfüllung scheint auf der Basis der heutigen Verwaltungsstrukturen sowohl aus qualitativer wie auch quantitativer Sicht nicht möglich. Außerdem sind derzeitig auch Zweifel angebracht, inwieweit der ländlichen Entwicklung in der erforderlichen Weise politische Priorität eingeräumt und diese mit einer

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Flüchtlinge und Flüchtlingsintegration in Mosambik

Dezentralisierungspolitik gekoppelt wird. Eine relativ skeptische Beurteilung der Entwicklungspolitik und -aussichten resultiert auch aus der mangelnden Wirtschaftskraft des Landes und aus der weitgehenden Abhängigkeit von ausländischen Zuwendungen (vgl. aid economy - Kap. 2). Derzeitig ziehen sich eine Reihe bi- und multilateraler Partner aus der Entwicklungszusammenarbeit zurück, weil sie die Chance Mosambiks zu einer stabileren Entwicklung eher positiv einschätzen. Dabei ist auch die Einschätzung mitentscheidend, daß zu lange gewährte Entwicklungs- und Nothilfe schwache Länder nicht stark, sondern abhängig und schwach machen.

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Summary During the Post Colonial phase different types of forced migration, refugee movements and

dislocation of populations and settlements escalated during the 1980'sin Mozambique; primarily caused by the Civil War with RENA MO. Through this war, which ended in 1992, Mozambique has become a country of refugees both local and external. Peaceful devolopment in the future depends, to a large extent, on the integration, on the integration of the refugees and demobilise soldiers; equally applicable to political and socio-economic stability.

Large problems have occurred in the present rehabilitation and reconstruction of the socio- economic infrastructure, basic services and the reactivation of the small scale farmers agricultural production. Insufficient participation of target groups, inadequate administrative structures and capacities as well as the not yet implemented policy of decentralisation within the context of low macro economic perfomance of the country as a whole concludes a rather bleak economic perspective for the future development of the economy. The transition to democracy and the successfully implemented National Elections throw the first positive light on the situation; althoug the exclusion of the oppsition from power sharing give rise to concern for an overall positive picture.

Résumé Pendant la phase post-coloniale, spécialement dans les années 1980, les aspects multiples

des migrations forcées, des mouvements de réfugiés et des dislocations de la population et des agglomérations ont augmenté excessivement au Mozambique.

La première cause de l'instabilité, qui a transformé le Mozambique en un pays de réfugiés intérieurs et extérieurs, était la guerre civile contre le RENA MO, qui finie en 1992. Le futur développement paisible de ce pays dépendra en grande partie de l'intégration des réfugiés et des soldats démobilisés, et cela vaut également pour la politique, l'économie et la vie sociale. Pendant la présente phase de réhabilitation et de reconstruction des infrastructures, comme la reconstruction des services de base et le rétablissement des petits fermiers, des grands problèmes sont apparus.

' La participation insuffisante des groupes concernés, les structures administratives inadaptées,

ainsi que le manque de capacité et la politique de décentralisation non-appliquée, le tout dans un contexte d'une production macro-économique très basse donne une perspective plutôt pessimiste sur l'avenir du développement économique du pays. La transition à la démocratie et les élections nationales, accomplies avec succès, ont Jeté une première lueur positive sur le pays, même si l'écartement de l'opposition du pouvoir met en doute le fonctionnement de la nouvelle démocratie.

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