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Forstpraktikum Schloss Hamborn vom 8.10 bis zum 15.10.2017 Sonntag, 8. Oktober Das Wetter meinte es zunächst nicht gut mit uns am Tag der Abfahrt. Es regnete und es war ziemlich kalt. Unterwegs konnte man vor lauter Regen kaum etwas von der Umgebung sehen. Aber als wir in Borchen von der Autobahn abfuhren und in Richtung Hamborn kamen, wurde der Himmel immer heller; schließlich kam sogar noch die Sonne hervor. In unserer Wohnung hatte sich nichts verändert, jeder fand sofort sein Bett und wir packten gleich alle Sachen ordentlich in die Schränke. Am Nachmittag konnten wir bei strahlend blauem Himmel einen ausgiebigen Spaziergang machen; wir schauten auf dem Hofgut nach den Kälbern und zapften frische Milch aus dem Milchautomaten ab. Auf einem hohen Spielgerüst übten sich einige Schüler im Klettern und wir streichelten die Pferde. Wir stellten auch fest, dass die Schafsställe dringend ausgemistet werden müssten, aber das ist ja in diesem Jahr nicht unsere Aufgabe, wie einige befriedigt anmerkten. Am Abend sangen wir noch einige Abendlieder, erzählten vom Tag und um 21.00 Uhr zog schon eine tiefe Ruhe ein, so müde waren alle. Montag, 9. Oktober Die erste Nacht verlief sehr ruhig und voller Tatendrang marschierten wir morgens fröhlich zum Schülerhof. Man merkt sehr, wie vertraut den Schülern die Umgebung mittlerweile ist.

Forstpraktikum Schloss Hamborn vom 8.10 bis zum … Trecker ab. Mit einem Wohlfühlpaket (Schokolade und Tee) bedankten wir uns bei den Menschen, die uns die Woche über so gut versorgt

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Forstpraktikum Schloss Hamborn vom 8.10 bis zum 15.10.2017

Sonntag, 8. Oktober

Das Wetter meinte es zunächst nicht gut mit uns am Tag der Abfahrt. Es regnete und es war ziemlich kalt. Unterwegs konnte man vor lauter Regen kaum etwas von der Umgebung sehen. Aber als wir in Borchen von der Autobahn abfuhren und in Richtung Hamborn kamen, wurde der Himmel immer heller; schließlich kam sogar noch die Sonne hervor. In unserer Wohnung hatte sich nichts verändert, jeder fand

sofort sein Bett und wir packten gleich alle Sachen ordentlich in die Schränke. Am Nachmittag konnten wir bei strahlend blauem Himmel einen ausgiebigen Spaziergang machen; wir schauten auf dem Hofgut nach den Kälbern und zapften frische Milch aus dem Milchautomaten ab. Auf einem hohen Spielgerüst übten sich einige Schüler im

Klettern und wir streichelten die Pferde. Wir stellten auch fest, dass die Schafsställe dringend ausgemistet werden müssten, aber das ist ja in diesem Jahr nicht unsere Aufgabe, wie einige befriedigt anmerkten. Am Abend sangen wir noch einige Abendlieder, erzählten vom Tag und um 21.00 Uhr zog schon eine tiefe Ruhe ein, so müde waren alle.

Montag, 9. Oktober

Die erste Nacht verlief sehr ruhig und voller Tatendrang marschierten wir morgens fröhlich zum Schülerhof. Man merkt sehr, wie vertraut den Schülern die Umgebung mittlerweile ist.

Herr Jentgens, der Förster, kam nach dem Frühstück und erläuterte uns, welche Arbeiten wir im Laufe der Woche erledigen sollten. Er erzählte sehr interessante Dinge über die landschaftlichen Besonderheiten des Hamborner Geländes, z.B. gibt es hier kein Grundwasser, weil es wegen des zerklüfteten Kalkbodens sofort abläuft und an anderer Stelle wie beispielweise in Paderborn in 200 Quellen wieder hervorsprudelt. Herr Jentgens stellte uns noch seine Kurzhaardackel Trine und Asta vor und er zeigte uns im Wald unsere Arbeitsstelle. Ein langer teilweise zugewachsener Weg musste von Ästen und Büschen befreit werden, damit demnächst die Forstfahrzeuge besser durchkommen. Dafür bekamen wir große Astscheren und sehr scharfe Sägen. Wegen des Regens in den letzten Tagen war der Waldboden nass und matschig und wir mussten aufpassen, um nicht hinzufallen.

Auf das Mittagessen hatten wir uns besonders gefreut, denn es gab Nudeln mit Sauce Bolognaise, bunten Salat und Kirschquark. Viel Arbeit und reichlich gutes Essen führten zu großer Mittagsmüdigkeit, so dass eine ausgiebige Pause fällig war. Am Nachmittag führte Herr Jentgens uns zum Holzplatz. Zunächst erklärte er uns einiges über Bäume, z.B. zeigte er uns die großen Eschen, die in der Krone ganz kahl geworden waren, weil sie von einem Pilz aus Asien befallen sind. Alle Förster Deutschlands machen sich große Sorgen um den Eschenbestand insgesamt, denn der Pilz verbreitet sich sehr schnell. Wir bekamen Äste von einer Ulme, einer Buche, einer Wildkirsche, einem Ahorn und einer Esche geschenkt, die wir in eine Vase stellten. Leonie B., Lena, Chrysoula und Marlon hackten dann Anmachholz mit kleinen Beilen, welches sie ordentlich in einer großen Kiste aufstapelten.

Leonie H., Nils und Dominik spalteten große Stücke Holz mit der großen Spaltaxt, was ziemlich gefährlich aussah. Sie mussten allerlei Sicherheitsvorschriften beachten, wie z.B. breitbeinig und nicht zu nahe am Hackklotz stehen, damit die Axt nicht aus Versehen ins Bein haut. Luise, Isabell und Sarah schnitten Äste von einer Feldahornhecke ab, die zu stark in eine Tannenschonung ragten. Insgesamt hatten wir einen sehr produktiven Nachmittag. Zum Abendessen ließen wir uns die Eier von Luises Hühnern schmecken und zur großen Freude von einigen Feinschmeckern gab es endlich wieder Stinkekäse (Limburger, Harzer und Münsterkäse) mit reichlich Zwiebeln. Bereits um 20.30 Uhr zeigten die meisten eine große Müdigkeit und waren erleichtert, als sie endlich ins Bett gehen konnten. Ach ja, das Wetter war heute ausgezeichnet, kein Regen und angenehme Temperaturen.

Dienstag, 10. Oktober

Auch diese Nacht verlief sehr ruhig; beim Wachwerden rauschte allerdings der Regen vor den Fenstern. Heute war Müsli-Frühstück angesagt. Wir hatten uns in der Schule bereits entschieden, dass es morgens abwechselnd Brote und Müsli geben soll, damit jeder zu seinem Recht kommt. Nachdem wir uns gestärkt hatten, gingen wir zum Holzplatz. Während Leonie H., Nils, Dominik und Herr Guder weiter die Feldahornhecke stutzten, hackten Lena, Leonie B., und Chrysoula mit Herrn Thomer Anmachholz und stapelten die

Klötzchen in einer großen Kiste. Diese Tätigkeiten konnten sie unter einer großen Remise durchführen, so dass sie nicht nass wurden. Luise, Marlon, Isabell und Sarah marschierten mit Fatma, Cennet, Svenja und Frau Artmann zum Milchautomaten, um frische Milch zu besorgen. Zum Mittagessen trafen wir wieder alle zusammen. Die Hauswirtschaftsgruppe servierte heute einen afrikanischen Gemüsetopf mit Erdnüssen, Reis, grünen Hamborner Salat und Schokoladenpudding. Am Nachmittag regnete es wieder viel, so dass wir uns weitgehend damit beschäftigten, Holz unter der Remise klein zu machen. Herr Jentgens wird sehr zufrieden mit uns sein, weil er nun viel Kleinholz für den Winter hat. Am Abend gab Herr Thomer ein kleines Konzert, spielte Gitarre und sang dazu Lieder aus seiner Jugend.

Mittwoch, 11. Oktober

Zum Frühstück kam Herr Jentgens und zeigt sich hocherfreut darüber, dass wir gestern so viel Holz gehackt hatten. Da die Wettervorhersage für heute keinen Regen vorsah, schickte er uns in den Wald, wo wir einen Weg von überhängenden Ästen und Sträuchern befreien sollten. Mit vereinten Kräften schafften wir den gesamten Weg am Vormittag, so dass wir für den Nachmittag eine andere Aufgabe bekamen. Nach der Kaffeepause trafen wir den Förster im Wald; er hatte dort an bestimmten Stellen große Haufen voller Steine abgeladen. In diesem Waldstück werden im Winter Bäume gefällt, deshalb müssen die Waldarbeiter mit

schweren Forstfahrzeugen den Waldweg befahren. Durch den vielen Regen ist er jedoch sehr matschig geworden und es sind breite Spurrillen entstanden, in denen sich die Fahrzeuge festfahren. Wir haben nun die Rillen mit den Steinen gefüllt und diese festgetreten. Nun haben die Reifen der Fahrzeuge Halt. Auch diese Arbeit konnten wir bis zum Abend schaffen, obwohl es sehr anstrengend war, sich

immer nach den Steinen zu bücken und Schubkarren voller Steine zu schieben. Herr Jentgens erzählte uns noch interessante Sachen über den Hamborner Wald, dass er z.B. immer dafür sorgt, dass alte und junge Bäume nebeneinander wachsen. Das Holz der gefällten Bäume wird verkauft und zu Möbeln, Türen, Brennholz oder anderen nützlichen Dingen verarbeitet. Die Hunde des Försters tragen übrigens Antennen auf dem Rücken, die Signale an ein GPS-Gerät senden. So weiß Herr Jentgens immer, wo sich seine Hunde bei der Jagd im Wald aufhalten. Das Mittagessen schmeckte wieder vorzüglich; es gab einen Kartoffel-Gemüseauflauf mit Rote Bete Salat und selbstgekochtes Apfelmus zum Nachtisch.

Der Spruch des Tages kam übrigens von Lena. Sie saß draußen auf der Bank und wurde gefragt, wo Dominik und Leonie B. seien. Sie sagte: „Die sind im Stall und spielen Maria und Josef.“ Frau Artmann flitzte in den Stall um nachzuschauen, was das bedeutet und fand die beiden beim Esel, der von ihnen liebevoll gestreichelt wurde.

Donnerstag, 12. Oktober

Den heutigen Tag kann man als den Höhepunkt der Woche bezeichnen.

Direkt nach dem Frühstück kam der Förster zu uns und erklärte in der Theorie wie man einen Baum fällt. Dazu zeichnete er ein Bild an die Tafel und zeigte uns die große Hobelzahnsäge. Danach sind wir alle in den Wald gegangen und haben unsere Kenntnisse in die Praxis umgesetzt. Zum Glück hatten wir heute den ganzen Tag über schönes Wetter. Zuerst hielten wir nach einem Baum Ausschau, der rot markiert war, denn dieser sollte gefällt werden. Anschließend beobachteten wir sorgfältig die Umgebung des Baumes, um herauszufinden, in welche Richtung er wohl fallen soll. Das ist nämlich sehr wichtig, denn er darf nicht auf andere Bäume, auf Menschen oder Autos fallen. Nun begannen die Sägearbeiten, immer zwei Personen führten die Hobelzahnsäge und sägten die Fallkerbsohle. Das war eine schwere Arbeit, aber mit der Zeit gelang es immer besser. Über die Fallkerbsohle schlug der Förster mit der Axt das Fallkerbdach. Anschließend stellten wir uns breitbeinig davor, falteten die Hände, beugten uns hinunter, berührten mit den Fingerspitzen die Mitte der Fallkerbsohle und hoben dann die gestreckten Arme nach oben. Die Fingerspitzen zeigten nun in die Richtung, in die der Baum fallen sollte. War die Richtung nicht ok, musste noch etwas Holz mit der Axt weggeschlagen werden. War alles in Ordnung, so konnten wir den Fällschnitt sägen, der auf der anderen Seite des Baumes angebracht wurde. Vorher erschallte der Ruf „Achtung Baumfällung“, mit dem wir evtl. Spaziergänger warnten. Je mehr sich der Fällschnitt dem Fallkerb näherte, um so spannender wurde die Angelegenheit und irgendwann wackelte der Baumwipfel, man hörte ein Reißen und ein Knacken im Holz, als der Baum dann mit Macht zu Boden rauschte. Alle waren sehr beeindruckt, denn so etwas sieht man nicht alle Tage.

Die Arbeit war damit aber noch nicht getan, denn nun mussten die Äste mit der Axt abgeschlagen und die Rinde mit speziellen scharfen Schäleisen abgeschält werden. Damit beschäftigten wir uns aber erst am Nachmittag. Vorher gab es leckeres Mittagessen: Zwiebelkuchen, Gurkensalat und Yoghurt mit Apfelmus.

Während Lena, die beiden Leonies, Dominik, Nils, Chrysoula und Marlon am Nachmittag weiter im Wald arbeiteten, gingen Isabell, Luise und Sarah zum Milchautomaten, um frische Milch zu zapfen und sie holten Brot. Nach dem Abendessen kam Herr Jentgens noch mal vorbei, um sich von

uns zu verabschieden, da er ab Freitag verreist sein wird. Ihm hat die Arbeit mit uns viel Freude gemacht und er war sehr beeindruckt davon, was die Klasse geleistet hat. Auch wir haben uns bei ihm bedankt, denn er hatte sich sehr gut um uns gekümmert und wir konnten viel lernen. Zum Abschied schenkten wir ihm eine schöne Karte, die von allen unterschrieben war, eine Flasche Rotwein und ein Päckchen Bio-Tee.

Freitag, 13. Oktober

Heute Vormittag fuhren fast alle mit dem Trecker zu einer Tannenschonung. Dort waren die kleinen Tannenbäumchen vom Unkraut überwuchert; dieses musste entfernt werden, damit die Bäume wieder Licht und Luft bekommen und zu schönen Weihnachtsbäumen heranwachsen können. Während die anderen dort tüchtig arbeiteten, fuhren Chrysoula und Frau Artmann nach Borchen, denn es mussten Geschenke für das Küchenteam und Lebensmittel gekauft werden. Zum Mittagessen holte Bauer Sander die Gruppe wieder mit dem Trecker ab. Mit einem Wohlfühlpaket (Schokolade und Tee) bedankten wir uns bei den Menschen, die uns die Woche über so gut versorgt hatten. Frau Planz, die Küchenchefin, meinte, es habe viel Spaß gemacht für uns zu kochen, weil wir so eine nette Gruppe seien.

Heute gab es Kürbissuppe mit Baguette und zum Nachtisch ein Quarksoufflé. Weil wir in dieser Woche so viel geschafft hatten, beschlossen wir, den Nachmittag frei zu machen. Zur großen Freude aller hatte Herr Guder einen sehr lustigen Film mitgebracht: „Sams in Gefahr“. So ging der Nachmittag unter großem Gelächter zu Ende; es gab noch Abendbrot und die gemütliche Abendrunde und bald lagen alle in den Betten. „Hurra”, morgen darf ausgeschlafen werden. Die Brötchen sind schon bestellt.

Samstag, 14. Oktober

Heute lachte die Sonne schon am frühen Morgen durch das Fenster; wir wurden den ganzen Tag über mit einem strahlend blauen Himmel und fast sommerlich warmen Temperaturen verwöhnt. Es gab viel aufzuräumen, leere Milchflaschen mussten weggebracht werden, Brot und Käse wurde noch gekauft, die Koffer gepackt. Am Vormittag bereiteten Leonie H., Lena und Frau Artmann das Mittagessen zu; es gab Pizza und ein besonderes Tiramisu mit Roter Grütze. Währenddessen schrubbten Dominik, Leonie B. und Nils für alle die Arbeitsstiefel

sauber. Das war gar nicht so einfach, denn der Dreck hatte sich sehr fest in die Ritzen gesetzt. Sarah, Luise und Isabell gingen spazieren und Marlon duschte ausgiebig. Nach dem Mittagessen wurden Karten geschrieben, es wurde weiter aufgeräumt und dann begaben wir uns alle zusammen auf einen langen Spaziergang, um Orte, die wir hier kennengelernt haben, noch ein letztes Mal zu sehen. Da waren z.B. der Spielplatz mit der riesigen Kletterspinne, der Kälberstall, der schöne Blick ins Tal, die Bäume mit den goldenen Blättern und die Feldahornhecke, die wir gestutzt hatten. Unterwegs ließen wir uns auf einer Bank nieder, aßen Kuchen und genossen die Sonnenstrahlen. Wir besuchten auch das Grab von Siegfried Pickert, der Schloss Hamborn mit gegründet hatte. Er kannte Rudolf Steiner noch persönlich aus dem sog. Heilpädagogischen Kurs und ist fast 104 Jahre alt geworden.

Am Abend gab es dann noch etwas Besonderes; Herr Guder besorgte das WLAN-Passwort für den Schülerhof und so konnten unsere Fußballfans das Spiel Dortmund gegen Leipzig anschauen. Isabell, Sarah, Luise, Chrysoula und Leonie H. wollten allerdings lieber noch mal ausgiebig duschen und Schönheitspflege betreiben. So ging der letzte Abend einer wunderschönen, arbeitsreichen und harmonischen Klassenfahrt zu Ende. Beim Spaziergang am Nachmittag hüpfte Chrysoula ganz vergnügt und sang vor sich hin: „Ich bin so glücklich und so fröhlich und so zufrieden!“ Besser kann man die Stimmung in diesem Praktikum nicht beschreiben.