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Fußball als Beruf - zwei Ehemalige berichten wie es wirklich ist Go West - zwei Studierende zum Austausch in USA Ab ins Ausland?! - zwei Professoren berichten Das Magazin der Fakultät für Betriebswirtschaft 2007/08 der Ludwig-Maximilians-Universität München

Fußball als Beruf - zwei Ehemalige berichten wie es wirklich ......ist. Für einen langfristigen Mehrwert. Dass das nicht nur unseren Kunden schmeckt, sondern auch den Mitarbeitern,

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  • LMU – Munich School of Management Magazine – 2007/08 | 1

    Fußball als Beruf - zweiEhemalige berichten wie es wirklich ist

    Go West - zwei Studierende zum Austausch in USA

    Ab ins Ausland?! - zwei Professoren berichten

    Das Magazin der Fakultät für Betriebswirtschaft 2007/08der Ludwig-Maximilians-Universität München

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    Editorial

    Liebe Studierende, Ehemalige,Förderer und Freunde der Fakultät,liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,liebe Kolleginnen und Kollegen,

    als Nachfolger von Herrn Prof. Harhoff habe ich im Oktober 2007 das Amt des Dekans übernommen. Dies stellt für mich eine besondere Ehre sowie eine große Herausforderung dar. Die betriebswirtschaft-liche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität ist im internationalen Wettbewerb sehr erfolgreich und wird auch weiterhin nachhaltig durch überzeu-gende Entwicklungen für Studierende und Wissen-schaftler von großer Bedeutung sein. Hierzu zählen neben der Einführung der Masterstudiengänge an unserer Fakultät auch zusätzliche Initiativen wie das LMUEntrepreneurship Center und das LMU Center for Advanced Management Studies, welche die Stel-lung der LMU als exzellente, internationale sowie praxisnahe Universität besonders betonen. Ich freue mich sehr, diese Entwicklungen aktiv unterstützen zu dürfen sowie unsere Fakultät in eine noch erfolg-reichere Zukunft begleiten zu können.

    Die Einführung des Bachelorstudiums im Jahre 2005, als sehr breit aufgestellte, theorie- und praxi-sorientierte Grundausbildung bedeutete wesentliche Veränderungen und Neuerungen für die Studieren-den, Mitarbeiter sowie Professoren unserer Fakultät. Aus über 3750 Bewerbern wurden im Wintersemester durch eine strenge Selektion die rund 500 besten Stu-dentinnen und Studenten ausgewählt. Um dem sehr hohen Anspruchsniveau unserer Studierenden durch eine erhöhte Anzahl von Übungs- und Arbeitsgrup-pen Rechnung tragen zu können, wurden mit Hilfe der Studiengebühren zusätzliche Lehrassistenten und Tutoren eingestellt. Der klare Fokus liegt hier-bei auf der Verbesserung der Lehre. Auch in Zukunft soll durch kleinere Übungsgruppen die Qualität der Lehre noch weiter erhöht sowie die persönlichen Be-treuungsverhältnisse ausgebaut werden, wovon die Studierenden nachhaltig profitieren können.

    Nach dem Sommersemester 2008 werden unsere ersten Bachelor-Studentinnen und Studenten, wel-che im Jahre 2005 ihr Studium begonnen haben, ihr Studium in der Regelstudienzeit von sechs Semestern erfolgreich abschließen. Sie werden dann vor der Entscheidung stehen, direkt ins Berufsleben einzu-steigen oder aufbauend einen Master-Studiengang im In- oder Ausland zu absolvieren. Auch wir möch-ten hierbei unsere Studentinnen und Studenten mit

    einem attraktiven Angebot begleiten. Die Einführung des Master of Science im Wintersemester 2008/2009 bietet den Studierenden die Möglichkeit, in einem zweijährigen Programm eine sehr individualisierte und fachlich hochwertige Ausbildung zu genießen. Ein sehr breit angelegter Fächerkatalog, welcher Ba-sismodule mit individuell wählbaren Schwerpunkten verknüpft, erlaubt es den Studierenden, ihr Studium sowohl als ausgebaute Generalausbildung aber auch sehr schwerpunktfokussiert zu gestalten und wird sie gleichermaßen auf eine Karriere in der Praxis aber auch der Forschung und Lehre vorbereiten.

    Eine weitere Alternative bietet der (gebühren-pflichtige) European Master in Management. Der in Zusammenarbeit mit der Aston Business School in Birmingham und der EM Lyon Business School entwickelte Masterstudiengang kombiniert wertvolle wissenschaftliche Inhalte mit einem klaren Fokus auf das Management im internationalen Kontext.

    Von großer Bedeutung ist auch das LMUEntrepre-neurship Center, welches in eine interdisziplinäre und internationale Gründungsinitiative ausgebaut wurde. Das LMUEntrepreneurship Center bietet den Studie-renden zahlreiche Hilfestellungen, die das Vorhaben einer Unternehmensgründung bestmöglich vorberei-ten und unterstützen. Hierzu zählen neben Kursen zur Erstellung von Business Plänen ferner auch wert-volle Kontakte zu Gründern, Business Angels oder Ju-roren des Münchener Business Plan Wettbewerbs.

    Die vorliegende Ausgabe des Munich School of Management Magazins wird Ihnen einen umfas-senden Einblick in das Geschehen der betriebswirt-schaftlichen Fakultät liefern. Hierbei liegt der Fokus nicht nur auf aktuellen Entwicklungen in Lehre und Forschung, sondern bietet zudem ein interessantes Bild der Aktivitäten unserer Fakultät.

    Ich verspreche Ihnen eine umfassende und an-regende Information und wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen.

    Ihr

    Prof. Manuel R. TheisenDekan

    Zu einem sehr guten Essen gehört das Gleiche wie zu einer sehr guten Lösung. Salopp gesagt: Exzellente Zutaten, exzellent zusammengestellt. In unserem Fall also hervorragende Leute in der richtigen Mischung. Genau das ist es, was wir bei Deloitte, einer der führenden Prüfungs- und Beratungsgesellschaften, so machen. Wir stellen für jeden unserer Kunden Teams auf, oft sogar aus allen Disziplinen, die voneinander profitieren. Es treffen sich also Wirtschaftsprüfer, Steuerexperten, Corporate Finance-Berater und Consultants. So ist ein Rundum-Blick über alle Bereiche garantiert und eine Lösung, die weitergedacht und wirklich auf dem Punkt ist. Für einen langfristigen Mehrwert. Dass das nicht nur unseren Kunden schmeckt, sondern auch den Mitarbeitern, versteht sich von alleine.

    Wenn Sie mehr über uns und Ihre Karrieremöglichkeiten bei Deloitte wissen möchten, finden Sie die wichtigsten Infos auf unserer Website: www.deloitte.com/careers

    Und wann kommen Sie auf den Punkt?

    Oder lieber mit Freunden?

    Kochen Sie gerne Ihr eigenes Süppchen?

    © 2008 Deloitte & Touche GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

    LM_04_04_AA.indd 1 28.01.2008 12:53:15 Uhr

  • 4 | LMU – Munich School of Management Magazine – 2007/08 LMU – Munich School of Management Magazine – 2007/08 | 5

    Inhalt

    LMU excellent: Working Brains – Networking Minds – Living Knowledge 6

    Essay: Endlich, die Zukunft unseres Hochschulsystems hat begonnen 8

    Empirische Kapitalstrukturforschung 10

    Annuity Puzzle und Enhanced Annuities - 14

    Studie - Das Geschäftsfeld Internet bei Verlagen 19

    Strategisches Patentieren 20

    Der Studiengang zum „Master of Science“ 22

    European Master erfolgreich gestartet! 24

    Executive Master of Insurance

    Your tax $ at work

    Erweitertes Serviceangebot am ISC

    Das Sprungbrett zum Start-up-Millionär

    Rolf T. Wigand, Gastdozent am CAMS

    Startschuss für das LMU-ifo Economics & Business Data Center

    Frau und Karriere in der Wissenschaft? LMU Mentoring fördert Sie dabei!

    „Digitale Ökonomie“ –

    „Das Geheimnis guter Führung ist das Dressing…“

    Forschung inVirtuellen 3D-Welten

    Honorarprofessor Claus Schild

    Honorarprofessor Theo Siegert

    Absolventen des Sommersemesters 2007

    Absolventen des Wintersemesters 2007/08

    Promovenden im Sommersemester 2007

    Promovenden im Wintersemester 2007/08

    Reflections on My Visit to LMU - Charles R. Taylor

    Gastprofessor Randy Dumm, PH.D.

    „Wir müssen die Betriebswirtschaftslehre hochhalten!“

    Ehre wem Ehre gebühret

    „Ab ins Ausland? Auf jeden Fall!“Interview mit Andreas Richter und Tobias Kretschmer

    Go West – (nicht nur) zum Studieren in die USA

    LED-Bandenwerbung in Fußballstadien

    Nachgefragt – 3 Studiernde im Gespräch

    MTP – Marketing zwischen Theorie und Praxis e. V.

    Die BWL und das neue Helmholtzzentrum

    Was wurde aus…?

    We want you!!

    Hochschulpakt für steigende Studierendenzahlen

    Treibstoff für die Karriere

    Kurz berichtet -

    Neues vom Printmarkt: Bücher & Papers

    Ansprechpartner

    Impressum

    Letzte Seite

  • 6 | LMU – Munich School of Management Magazine – 2007/08 LMU – Munich School of Management Magazine – 2007/08 | 7

    LMUexcellent

    Die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)

    München hat in der Exzellenzinitiative bereits im Jahr 2006 den begehrten Status einer „Exzellenzuniversität“ erhalten. Bis 2011 stehen der LMU somit zusätzliche Mittel in Höhe von 180 Millionen Euro zur Verfügung, um mit einer Graduierten-schule, drei Exzellenzclustern und dem

    Zukunftskonzept LMUexcellent ihre Posi-tion in der Spitzenforschung international weiter auszubauen. Als echte „universitas“ mit einem breiten und ausdifferenzierten Spektrum an Wissensgebieten kommt der LMU dabei die besondere Aufgabe zu, die zunehmend komplexer werdenden Zu-kunftsfragen fächerübergreifend zu lösen. Die Rahmenbedingungen für Spitzenfor-schung zu verbessern und die Position der LMU als eine der führenden europä-ischen Forschungsuniversität zu stärken, ist deshalb das Ziel des Zukunftskonzepts LMUexcellent. Seit einem Jahr setzt die LMU ihre umfassende Gesamtstrategie für Forschung und Nachwuchsförderung konsequent und erfolgreich um.

    Ein vorrangiges Ziel von LMUexcel-lent ist es, Spitzenforscher an der LMU zu halten und internationale Topwissen-schaftler/innen nach München zu ho-len. Deshalb investiert die LMU einen erheblichen Teil der Exzellenzmittel in optimale und international wettbewerbs-fähige Forschungsbedingungen: Durch die Einrichtung von Forschungsprofes-suren können sich herausragende Wis-senschaftlerinnen und Wissenschaftler bis zu fünf Jahre lang vorwiegend ihrem Forschungsvorhaben widmen. Gastprofes-suren und Visiting Fellowships ermögli-chen es, für eine begrenzte Zeit exzellente Wissenschaftler und mit ihnen neue For-schungsideen an die LMU zu holen. Der Investitionsfonds gewährleistet dabei eine

    Infrastruktur für exzellente Forschung. Und ein „Ideenfonds“ erlaubt es wissen-schaftlichen Querdenkern, ihren innova-tiven Forschungsideen nachzugehen. All dies ist Teil des Investitionskonzepts von LMUexcellent, in das fast zwei Drittel der Gesamtmittel des Zukunftskonzeptes in-vestiert werden. Mit diesem Konzept will die LMU Spitzenforschung in allen Dis-ziplinen fördern und so ihr Profil als eu-ropaweit führende Universität mit einem breiten Fächerspektrum schärfen. Inter-disziplinäre Spitzenforschung wird auch mit dem neuen Center of Advanced Stu-diesLMU gefördert, das in Kürze seine Ar-beit aufnehmen wird. Topwissenschaftler der LMU und angesehene Gastforscher/innen aus aller Welt können hier über Fächer- und Kulturgrenzen hinweg ihre Ideen austauschen und sich zu Kooperati-onen zusammenfinden. Das Center wird daraus entstehende Projekte mit einem eigenen Visiting- Fellowship-Programm fördern und zusätzlich ein umfangreiches Serviceangebot bieten.

    Ziel von LMUexcellent ist es aber auch, universitätsweit eine „Exzellenzkultur“ zu etablieren: Deshalb wurde das LMU Center for leadership and People Manage-ment gegründet, das allen Wissenschaft-lern verschiedene Programme im Rahmen einer strukturierten Personalentwicklung anbietet.

    LMU will die besten Wissenschaftler gewinnen

    Um im weltweiten Wettbewerb um die besten Forscher/innen mitzuhalten, verändert die LMU ihre Rekrutierungs-strategie: Berufungsverfahren werden künftig straffer und in geeigneten Fällen proaktiv durchgeführt. Die Mittel des In-vestitionskonzeptes werden auch dafür genutzt, strategisch wichtige Positionen so auszustatten, dass es für Forscher aus aller Welt attraktiv wird, an der LMU zu forschen und zu lehren.

    Ein Schwerpunkt von LMUexcellent liegt in der individuellen und intensiven

    Förderung des wissenschaftlichen Nach-wuchses: Als eine der ersten Universitäten in Deutschland hat die LMU bereits vor zehn Jahren ihr eigenes Tenure Track Modell aufgelegt. Sie weitet dies nun auf herausragende Juniorprofessorinnen und -professoren aus, für die sie nach einem erfolgreich durchlaufenen Evaluations-verfahren eine Festanstellung vorsieht. Zusätzlich legt die LMU einen besonderen Fokus auf die Förderung von Nachwuchs-wissenschaftlerinnen, zum Beispiel mit dem Programm „LMUMentoring.“ Dane-ben hat die LMU als zentrale Koordina-tions- und Servicestelle für die Graduier-tenausbildung das GraduateCenterLMU ins Leben gerufen, das bei der Entwicklung neuer Promotionsprogramme sowie bei der Auswahl und Betreuung der Bewerbe-rinnen und Bewerber aus aller Welt hilft. Und im Center for Advanced StudiesLMU soll für die Nachwuchsforscherinnen und -forscher der LMU eine „Young Academy“ eingerichtet werden.

    LMU baut ihe Position als beste Univer-sität weiter aus

    Eine weitere strategische Komponente von LMUexcellent besteht darin, Schlüs-selkooperationen mit international füh-renden Forschungseinrichtungen und weltweit renommierten Universitäten zu vertiefen. Neben den bereits etablierten intensiven Kooperationen mit in der Re-gion ansässigen Instituten ist die LMU hier auch international sehr erfolgreich. Hierfür stehen die jüngst abgeschlossenen Forschungskooperationen mit der Univer-sity of California, Berkeley, und der Uni-versität Tokio.

    Um die Wissenschaftler noch besser bei Ihrer Forschung unterstützen zu können, weitet die LMU konsequent ihre Serviceinfrastruktur weiter aus.

    Gesamtartikel: cg.gek. Abdruck aus:Münchner UniMagazin 04/2007

    Das Zukunftskonzept: LMUexcellentWorking Brains - Networking Minds - Living Knowledge

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    Essay Essay

    Institutionelle Exzellenz, also ein akademisches Umfeld mit den notwendigen Ressourcen für die Forschung, gewann in den vergangenen hundert Jahren zunehmend an Bedeutung. Da diese kostspielig sind, hat sich dort, wo ein freies Spiel der Kräfte exi-stiert, ein Spektrum von Universitäten unterschiedlichster Grö-ße und Qualität entwickelt, so unterschiedlich, dass unter den rund 5.000 Universitäten in den USA bestenfalls 100 sind, die als wirklich hervorragend bezeichnet werden können und darunter vielleicht 30, die für Spitzenplätze gut sind und weltweit so wahr-genommen werden.

    In Deutschland war die Entwicklung nach dem Krieg eine andere. Vergleichsweise knappe Ressourcen wurden auf alle Universitäten in etwa gleich verteilt, nach der Anzahl der Stu-dienplätze. Das Damoklesschwert dieser Arithmetik hängtheute noch über unseren Universitäten. Gleichzeitig stieg – politisch gewollt – der Anteil der Studierenden eines Jahrgangs von 10 bis 15 Prozent vor fünfzig Jahren auf über 40 Prozent. Dadurch ent-stand ein völlig neues Anforderungsprofil für die Lehrinhalte, das klassische Studiengänge nicht bedienen können. Ich habe die verbreitete Kritik an den Bachelor- und Master-Studiengängen nie verstanden. Wenn wir davon ausgehen, dass Talente einen im wesent lichen konstanten Anteil an der Bevölkerung ausmachen, dann ist leicht einzusehen, dass nicht die Hälfte eines Jahrgangs für anspruchsvolle Diplomstudiengänge geeignet sein kann. Man muss also differenzieren, bei den Studiengängen und Studienab-schlüssen sowie bei den Universitäten, die dieser neuen Situation gegenüber stehen.

    Diese Einsicht zeigte sich in der Politik am 26. Januar 2005, als die damals zuständige Ministerin Edelgard Bulmahn in einer Grundsatzrede einen Wettbewerb um Spitzenuniversitäten vor-schlug. Als es schließlich zu einer Einigung zwischen Bund und

    Ländern um die Struktur des Wettbewerbs kam, war das Stau-nen nicht gering. Denn der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) wurden für einen Zeitraum zwischen 2006 und 2011 im-merhin 1,9 Milliarden Euro zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt, und zwar für drei Förderlinien: Graduiertenschulen, Exzellenzcluster und so genannte Zukunftskonzepte, die insbe-sondere dazu dienen sollten, Universitäten auszuzeichnen, deren Perspektiven in der Entwicklung zu Spitzenuniversitäten den Gutachtern besonders aussichtsreich rschienen. In einer ersten Auswahl runde wurden bei den Zukunftskonzepten die beiden Münchener Universitäten und die Technische Universität Karls-ruhe auszeichnet.

    Insgesamt hat diese „Übung“ dem deutschen Wissenschafts-system sicherlich gut getan, weil es alle Beteiligten aufgerüttelt und zur Zusammenarbeit gebracht hat, auch diejenigen, die das bislang nicht gewohnt waren. An der zentralen Rolle des Wett-bewerbs bei der Suche nach Qualität bestehen nun keine Zweifel mehr. Die Politik hat sich in dieser schwierigen Gemengelage hervorragend bewährt, weil sie sich in einer Tradition, die seit langem bereits die Autonomie beispielsweise der DFG und der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) garantiert, in die Förderent-scheidungen nicht eingemischt hat. Man kann nur hoffen, dass sich vor allem die Wissenschaft selbst nicht in einem vermeint-lich vorauseilendem Gehorsam politisch betätigt und sich bei den Zukunftskonzepten nicht genügend zurückhaltend verhält.

    Warum sage ich das? Weil diejenigen, die nun den Titel „Spit-zenuniversitäten“ tragen, es längst nicht sind und weil man die Anzahl der Universitäten, die unser Land zu Spitzenuniversi-täten zu entwickeln in der Lage ist, doch bestenfalls an den Fin-gern einer Hand abzählen kann. Verdientermaßen hat die LMU diese Chance nun erhalten. Sie kann sie nutzen, da auch das Um-feld München all das bietet, was am Ende die Spitzenstellung zu erreichen erlaubt, ämlich eine zweite, ebenso gute Universität,

    ein vielfältiges kulturelles Umfeld höchster Qualität, zentrale Verkehrsanbindungen, hohe Lebensqualität, ein politisches Um-feld, das jahrzehntelang überdurchschnittlich in die Forschung investiert hat, sowie entsprechende Traditionen, auf denen sich aufbauen lässt. Wichtig ist nun, ie erhaltenen Gelder gezielt ein-zusetzen, und zwar nicht nach dem Gießkannenprinzip, sondern gezielt für international sichtbare Berufungen, für die Vergröße-rung der kritischen Masse in Bereichen, die heute schon welt-weit wahrgenommen werden, sowie die Förderung des wissen-schaftlichen Nachwuchses, der ohne interessante Karrierewege an Deutschland vorbei ziehen wird. Wie ich höre, ist man auf einem guten Wege.

    Unruhe im System erhalten

    Die entscheidende Frage ist natürlich, wie es weiter gehen soll. Über die diversen Rankings von Universitäten kann man denken, as man will. Sie spielen in der internationalen Wahrnehmung eine nicht geringe Rolle. Es gibt sie und deutsche Universitäten belegen darin keine Spitzenplätze. Unter den ersten fünfzig sind neun europäische Universitäten, darunter keine deutsche, und unter den ersten hundert insgesamt neun deutsche Universitäten. Dabei ist die Max- Planck-Gesellschaft nicht mitgezählt, die, würde sie als Universität gerechnet, sicherlich einen Platz unter den ersten 20 erreichte. Was können wir tun, damit zwei oder drei Universitäten von Weltklasse in Deutschland entstehen? Einmal bedarf es Geduld und Zeit, um an große akademische Traditionen anzuknüpfen, die wir selbst zerstört haben. Zum anderen muss die Exzellenzinitiative verstetigt werden, muss die Unruhe im System erhalten bleiben. Schließlich wird man in der Profilierung des Hochschulsystems noch sehr viel weiter gehen müssen als bisher. Dafür sehe ich nur zwei Möglichkeiten. Einmal könnte man im Sinne eines Experiments zwei bis drei Universitäten zu Bundesuniversitäten machen. Der Bund würde also zum Mitspieler, wie er es bei der Finanzierung etwa der DFG und der MPG längst ist. Die Föderalisten unter meinen Lesern, die jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, sollten sich die Schweiz zum Vorbild nehmen. Obwohl ihr mangeln-des Föderalismusverständnis kaum vorzuwerfen ist, hat sie eine weltberühmte Spitzenuniversität, die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich, die allein die Eidgenossenschaft fi-nanziert. Für einmal wurde hier der „Kantönligeist“ hintange-stellt. Das könnten wir doch auch!

    Und zweitens sollte man, ebenfalls im Sinne eines Experi-ments, an zwei bis drei Universitäten die Studiengebühren dra-stisch erhöhen, so ass sie einen wesentlichen Anteil (30 Prozent?) des Gesamtbudgets ausmachen. Das müsste natürlich schritt-weise über ein Jahrzehnt hinweg geschehen, würde dann aber zu Gebühren von etwa 10.000 bis 15.000 Euro pro Jahr führen. Für „Landeskinder“ könnte man es billiger machen, wie es etwa

    in Kalifornien geschieht, und natürlich ürde man die Hälfte des eingesparten Geldes für den Aufbau eines Stipendiensystems verwenden. Selbstverständlich wäre der Einsatz großer privater Vermögen für diesen Zweck fast wünschenswerter; aber diese existieren nicht in dem Ausmaß, wie wir es von Großbritannien oder den USA kennen. Auf diese Weise erhielten wir endlich eine hoch differenzierte, aber auch hoch kompetitive Hochschulland-schaft. Zwei bis drei Universitäten von Weltklasse, vielleicht 20 von mindestens nationaler und die anderen von eher regionaler oder von internationaler Bedeutung nur bezüglich eines oder ganz weniger Fächer. Solche Einzelfälle hat es immer gegeben. Zusätzlich müssten die Fachhochschulen systematisch ausgebaut und die Spitzenuniversitäten von Studiengängen, die eigentlich an Fachhochschulen gehören, bereinigt werden. Auch die LMU hat Spielräume auf diesem Felde, wie sie etwa die Mittelstraß-Kommission beschrieben hat.

    Wer A sagt sollte nun auch B sagen!

    Der Europäische Forschungsrat (EFR) wird letztlich eine sol-che Differenzierungvorantreiben. Er wurde Anfang dieses Jah-res gegründet und mit einem Etat von gut einer Milliarde Euro pro Jahr für die kommenden sieben Jahre ausgestattet. Als erstes Förderinstrument wurden so genannte „Starting Grants“ für junge Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ausgeschrieben, für die etwa 300 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Dies geschah vor dem Hintergrund, dass die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses die große Schwäche dieses Kontinents ist. Es ist klar zu erkennen, dass der wissenschaft-liche Nachwuchs bevorzugt an Universitäten und Forschungs-einrichtungen gehen möchte, die ein entsprechendes nsehen be-sitzen. Die MPG zum Beispiel ist vergleichsweise sehr attraktiv. Insgesamt wird sich also die Profilierung des Systems lohnen. Die Exzellenzinitiative war ein mutiger und richtiger Schritt. Wer A gesagt hat, sollte nun auch B sagen.

    Gesamtartikel aus. Münchner Uni Magazin 04/2007

    Endlich: Die Zukunft unseres Hochschulsystems hat begonnenWenn wir von Exzellenz in der Wissenschaft reden, dann meinen wir sowohl individuelle als auch institutionelle Exzellenz, denn beide sind heutzutage nicht mehr voneinan-der zu trennen. ine Voraussetzung für beide ist der Wettbewerb, also der Vergleich mit Personen oder Institutio-nen vergleichbarer Qualität. Leibniz ist nicht aus Spaß an der Freude nach Paris oder London gereist, was um 1700 recht unbequem war, son-dern um dort Christiaan Huygens und Isaac Newton u treffen, seine denkbar interessantesten Gesprächspartner in der damaligen Zeit.

    Prof. Ernst-Ludwig Winnackerist Professor am Genzentrum der LMU. Er war in den vergangenen neun Jahren Präsident der Deut-schen Forschungsgemeinschaft und ist seit Januar 2007 Gene-ralsekretär des Europäischen Forschungsrats E S

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    Empirische Kapitalstrukturforschung

    „How do firms choose their capital structure? ... We don‘t know.“(Stewart Myers, Presidential Address American Finance Association, 1984)

    Antworten auf diese wesentlichen Frage-stellungen der Unternehmensfinanzierung sind nach wie vor umstritten. Sowohl theo-retische als auch empirische Arbeiten sind hier weit entfernt von einem Konsens. Mo-digliani und Miller (1958) haben die Irrele-vanz der Kapitalstruktur für den Wert des Unternehmens in einem perfekten Kapital-markt gezeigt. Ein zu 100 % Eigenkapital-finanziertes Unternehmen hat danach den gleichen Wert wie ein zu 100 % Fremdka-pital-finanziertes Unternehmen. Dieses verblüffende Ergebnis idealer Kapitalmärk-te beschreibt die Realität jedoch kaum, ist aber der Ausgangspunkt für intensive theo-retische und empirische Forschung, die bis heute andauert.

    Für die empirische Forschung impliziert das Modigliani und Miller Irrelevanzer-gebnis, dass keine signifikanten systema-tischen Muster in der Kapitalstruktur von Unternehmen beobachtet werden dürfen. Das bedeutet, dass Kapitalstrukturen we-der systematische Homogenität innerhalb einer Gruppe von Unternehmen noch He-terogenität zwischen Gruppen aufweisen sollten. Tatsächlich sind jedoch Muster beobachtbar. Beispielsweise sind indust-riespezifische Verschuldungsgrade, sowohl innerhalb, als auch über verschiedene Fi-nanzsysteme hinweg zu beobachten. Diese Beobachtungen sprechen dafür, dass die wesentliche Modigliani und Miller An-nahme der vollkommenen Kapitalmärkte nicht gilt. Eine sehr prominente Unvoll-

    kommenheit ist zum Beispiel die Existenz von Unternehmenssteuern. Kapitalstruk-turtheorien, die ausschließlich Unterneh-menssteuern als Determinante für eine optimale Struktur betrachten, können die beobachteten Kapitalstrukturmuster, wie z.B. industriespezifische Verschuldungs-grade, nur unzureichend erklären. Da die Besteuerung von Unternehmen in einem Steuersystem in einem Land im selben Zeit-raum typischerweise für alle Unternehmen und Industrien gleich ist, kann die Hete-rogenität von Kapitalstrukturen in unter-schiedlichen Industrien nicht vollständig dadurch erklärt werden.

    Über zahlreiche empirische Untersu-chungen haben sich zudem mehrere stili-sierte Fakten herausgebildet. Beispielswei-se wurden in Querschnittsuntersuchungen des Verschuldungsgrades einige Determi-nanten der Kapitalstruktur als empirisch relativ robust identifiziert. Die Variable Wachstum oder Wachstumschancen, häu-fig über Tobin‘s Q gemessen, ist z. B. negativ mit dem Verschuldungsgrad korreliert. Das bedeutet, dass wachsende Unternehmen einen geringeren Verschuldungsgrad auf-weisen. Weitere Determinanten sind Profi-tabilität (negativ korreliert), Größe (positiv korreliert) und Sachvermögen (positiv kor-reliert). Es existieren weitere empirische stilisierte Fakten, die gegen das Modigliani und Miller Irrelevanzergebnis sprechen.

    Darüber hinaus sind auch die Unterneh-men selbst (oder besser ihre Manager) nicht von der Irrelevanz der Kapitalstruktur über-zeugt. Graham und Harvey (2001) haben eine Befragung mit 392 Finanzvorständen US-amerikanischer Unternehmen durch-geführt. Die Mehrheit der Manager erachtet

    die Entscheidungen über die Kapitalstruk-tur als wichtig für den Unternehmenswert und dass die Unternehmen langfristig ei-nen Zielverschuldungsgrad anstreben. Wie in der Abbildung dargestellt, ermittelt die Graham und Harvey (2001) Erhebung, dass 81 % der befragten Finanzvorstände ein Ziel oder einen begrenzten Zielbereich für den Verschuldungsgrad vorsehen. Brounen et al. (2006) führen eine ähnliche Befragung für 313 Finanzvorstände europäischer Un-ternehmen durch. Die Ergebnisse sind mit denen von Graham und Harvey (2001) ver-gleichbar. Im Vereinigten Königreich, den Niederlanden und Deutschland geben über zwei drittel der befragten Finanzvorstände an, eine Form von Zielverschuldungsgrad zu verfolgen. In Frankreich behaupten dies lediglich weniger als ein Drittel. Nur 10 % aller Manager geben an, einen starren Ziel-verschuldungsgrad anzustreben.

    Mehrere strukturelle Probleme prägen die Diskussion

    Die aktuelle Diskussion in der empiri-schen Kapitalstrukturforschung ist geprägt durch mehrere strukturelle Probleme: a) Geeignete Übertragung von Theorien in empirisch testbares Design, b) Verfügbar-keit und Qualität von Daten, c) korrekte ökonometrische Methodik. Es gibt einige aktuelle Entwicklungen auf diesem Gebiet, die vielversprechend für die zukünftige Forschung sind. Ausgewählte Studien aus diesen Entwicklungsrichtungen versuchen die strukturellen Probleme zu lösen, indem sie entweder neue empirische Ansätze ver-wenden, ökonometrische Fragestellungen auf eine neue Art und Weise adressieren

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    Empirische KapitalstrukturforschungGibt es eine optimale Kapitalstruktur? Wie finanzieren Firmen ihre Investitionen? Wie ist das Zusammenspiel von Finanzierung und Investition?

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    Empirische Kapitalstrukturforschung

    die Empirie sollte daher gelten, dass diese Präferenzordnung über Finanzierungs-möglichkeiten immer eingehalten wird, unabhängig von Schocks auf die Kapital-struktur. Im Vergleich zur Tradeoff-Theo-rie gibt es demnach in der Pecking-Order-Theorie keine optimale Kapitalstruktur, dass heißt, keinen Zielverschuldungsgrad. Es kann folglich mit Hilfe des zu beobach-tenden Anpassungsverhaltens nach einem Schock auf die Kapitalstruktur zwischen Tradeoff- und Pecking-Order-Theorien dif-ferenziert werden. Wenn Anpassungsver-halten an eine Zielverschuldung beobachtet wird, dann ist dies Evidenz für Tradeoff-Theorien. Verhalten sich die Manager eines Unternehmens hingegen passiv und glei-chen den Schock auf die Kapitalstruktur nicht in Richtung einer Zielverschuldung aus, so spricht dies für Pecking-Order-The-orien. In der derzeitigen empirischen Kapi-talstrukturforschung spielen Tests auf das Anpassungsverhalten nach Schocks eine zentrale Rolle. Welch (2004) untersucht beispielsweise, ob Unternehmen nach Wer-tänderungen des Eigenkapitals (durch Akti-enkusveränderungen) ihre Kapitalstruktur anpassen, um einen Zielverschuldungsgrad zu erreichen. Er findet, dass Unternehmen ihre Kapitalstruktur nicht anpassen und die marktbasierte Kapitalstruktur nahezu perfekt durch die Aktienrenditenschocks

    oder neue, bisher unerforschte, Determi-nanten der Kapitalstruktur analysieren.

    Die einflussreichsten, klassischen Ka-pitalstrukturtheorien, die Unvollkom-menheiten von Kapitalmärkten berück-sichtigen, sind die Tradeoff-Theorie und die Pecking-Order-Theorie. Nach der Tradeoff-Theorie ergibt sich der optimale Verschuldungsgrad eines Unternehmens, indem Nutzen und Kosten alternativer Fi-nanzierungsformen gegeneinander abge-wogen werden. Die klassische, oder auch “statische” Tradeoff-Theorie berücksichtigt dabei lediglich Nutzen und Kosten von Fremdkapital, insbesondere Steuervortei-le versus Financial Distress Kosten. Die bedeutendste empirische Implikation der Tradeoff-Theorien ist, dass Schockereignis-se, die zu einer Veränderung der derzeitigen (optimalen) Kapitalstruktur führen, durch den Manager des Unternehmens wieder ausgeglichen und ein Zielverschuldungsrad wieder hergestellt wird. Nach der Pecking-Order-Theorie ziehen Manager, aufgrund von Problemen asymmetrischer Informa-tionsverteilung zwischen den Stakeholdern des Unternehmens, eine interne einer ex-ternen Finanzierung vor. Vereinfacht dar-gestellt, werden intern generierte Finanz-mittel gegenüber einer Finanzierung durch Fremdkapital und Fremdkapital gegenüber einer durch Eigenkapital vorgezogen. Für

    determiniert wird. In weiteren Studien, in denen dynamische Anpassungsmodelle getestet werden, wird gezeigt, dass Unter-nehmen ihren Verschuldungsgrad tenden-ziell an ein Ziel anpassen. Die geschätzten Anpassungsgeschwindigkeiten der Kapi-talstruktur unterscheiden sich dabei jedoch erheblich zwischen verschiedenen Studien.

    Es gibt weitere konkurrierende Kapital-strukturtheorien. Zwei interessante Theo-rien aus dem Behavioral Corporate Finance sind Ansätze, die auf irrationalem Verhalten der Manager eines Unternehmens basieren sowie Ansätze, die Irrationalität auf der In-vestorseite berücksichtigen. Die erste wird z.B. als Optimismus oder übermäßiges Selbstvertrauen eines Managers modelliert. So wurde in einigen Studien gezeigt, dass Manager mit übermäßigem Selbstvertrauen im Vergleich zu rationalen Managern weni-ger wahrscheinlich Eigenkapital ausgeben. Des Weiteren nutzen irrationale Manager mehr interne Finanzmittel. Irrationalität von Investoren kommt im Market-Timing Ansatz zum Tragen. Dies ist das Verhalten von Unternehmen, Eigenkapital auszuge-ben, wenn der Marktpreis für Eigenkapital (durch irrationale Investoren bedingt) zu hoch ist, und Eigenkapital zurückzukaufen, wenn der Preis entsprechend zu niedrig ist. Ähnlich wie bei Pecking-Order-Theorien impliziert der Market-Timing Ansatz, dass es keinen Zielverschuldungsgrad gibt und nach Schocks auf die Kapitalstruktur kei-ne Anpassung erfolgt. In einigen Studien konnte gezeigt werden, dass Unternehmen den Markt „timen“.

    Daten und Methodik spielen eine entscheidende Rolle

    Robuste Ergebnisse empirischer Tests von Kapitalstrukturtheorien sind auf ad-äquate Methodik angewiesen. Es gibt drei ökonometrische Herausforderungen, die aus methodischer Sicht in vielen empiri-schen Studien relevant sind. Diese sind i) die Panelstruktur der Daten, ii) Endogeni-tätsprobleme zwischen der Kapitalstruktur und potentieller Determinanten (also den erklärenden Variablen einer Regression), und iii) eine dynamische Anpassung der Kapitalstruktur im Zeitablauf. Ökonomet-rische Methoden, die ungeeignet sind diese Problemfelder zu berücksichtigen, kön-nen zu verzerrten Testergebnissen führen. Häufig werden diese methodischen Proble-me einfach ignoriert. Beispielsweise greifen Forscher im Kapitalstruktur-Kontext auf

    den Fama und MacBeth Regressionsansatz zurück. Dieser Ansatz ist jedoch ungeeig-net, um für die spezifische Panelstruktur im Kapitalstrukturkontext, dass heißt die Korrelation in den Fehlertermen eines Un-ternehmens über die Zeit, zu kontrollieren. Verzerrte Testergebnisse sind auch das Re-sultat, wenn statische Methoden, wie bei-spielsweise Pooled OLS oder Fixed-Effects Methoden, zur Schätzung von dynamischen Anpassungsmodellen verwendet werden. Elsas und Florysiak (2008) nutzen Monte Carlo Simulationen, die die Welch (2004) Studie simulieren, um die empirischen Ei-genschaften einiger populärer Schätzver-fahren zu untersuchen. Erstaunlicherweise sind in diesem Zusammenhang einfache Methoden, wie Pooled OLS oder der Fama und MacBeth Ansatz weniger verzerrt als dynamische GMM-Schätzer.

    Die bahnbrechende Arbeit von Modig-

    liani und Miller (1958) hat immense For-schungsaktivitäten ausgelöst. Die Wahl der Kapitalstruktur bleibt jedoch bis heute ein ungelöstes Puzzle. Es existiert empirische Evidenz für viele (sich ausschließende) Ka-pitalstrukturtheorien. Keine ist derzeit in der Lage, alle stilisierten empirischen Fak-ten zu erklären. Zukünftige theoretische Forschungsaktivitäten sollten sich darauf konzentrieren, eine integrierte Theorie zu entwickeln, die in der Lage ist die be-kannten stilisierten Fakten zu berücksich-tigen. Die dynamische Tradeoff-Theorie, eine Variante der klassischen statischen Tradeoff-Theorie und dynamisches An-passungsmodell, scheint ein geeigneter Kandidat für eine solche integrierte The-orie zu sein. Des Weiteren können Analy-sen, wie die Untersuchung des Einflusses exogener Schocks auf die Kapitalstruktur oder im Behavioral Corporate Finance

    Bereich, neue Erkenntnisse generiern, die dann in weiter integrierten Theorien der Kapitalstruktur verdichtet werden können. Weitere Anregungen für möglicherweise fruchtbare empirische Forschung könnten durch weitere Analysen von M&A Aktivi-täten auf den Verschuldungsgrad gewon-nen werden. Ebenfalls können weitere Forschungsaktivitäten, die irrationales Ver-halten von Managern berücksichtigen, die die Finanzierungsentscheidungen treffen, sicherlich dazu beitragen die Lösung des Kapitalstruktur-Puzzles voranzubringen. Elsas und Florysiak (2008) gehen in einem umfassenden Übersichtsartikel zur empi-rischen Kapitalstrukturforschung auf wei-tere interessante Forschungsrichtungen in diesem Bereich ein. David Florysiak

    Referenzangaben auf Seite 85

    Empirische Kapitalstrukturforschung

    Etwas engere/r Zielverschuldung/Zielverschuldungsbereich

    Flexible ZielverschuldungSehr starre Zielverschuldung37%

    Kein/e Zielverschuldung/Zielverschuldungsbereich

    34%

    37%

    10%

    19%

    std_210x148_bo_text_4c 1 04.12.2007 16:08:13 Uhr

  • 14 | LMU – Munich School of Management Magazine – 2007/08 LMU – Munich School of Management Magazine – 2007/08 | 15

    Annuity Puzzle und Enhanced Annuities

    Vor dem Hintergrund weltweit alternder Gesellschaften hat sich herausgestellt, dass die seit vielen Jahren gestiegenen und voraussichtlich weiter steigenden Le-benserwartungen zu einem Risiko werden können. Obwohl für jede(n) Einzelne(n) begrüßenswert, eröffnen sich teils schwer-wiegende finanzielle Risiken oft erst auf den zweiten Blick: Einerseits ergibt sich individuell eine zunehmende Unsicher-heit darüber, in welchem Lebensalter man konkret verstirbt, und dies wirft die grundsätzliche Frage auf, wie und in welchem Umfang jede(r) einzelne Alter-vorsorge betreiben sollte. Konkret besteht für jedes Individuum das Risiko, dass das eigene Vermögen für den Lebensunterhalt bis zum Tode nicht ausreicht. Dadurch, dass aber Versicherer, betriebliche Alters-versorgungseinrichtungen und staatliche Rentenversicherungsträger gerade dieses Risiko versichern, ergibt sich andererseits auch hier ein zunehmender finanzieller Druck, da sie alle vom kollektiven Langle-bigkeitsrisiko betroffen sind, also dem Ri-siko, dass ein durchschnittliches Individu-um länger als erwartet lebt, was letztlich zu Abhängigkeiten zwischen einzelnen Risiken führt.

    Aus diesem Grund haben viele Unter-nehmen, darunter kürzlich IBM, Verizon und British Airways, ihre betrieblichen Altersversorgungssysteme von Leistungs-orientierung (also nomi-nal garantierten Rentenleistungen) auf Beitragsorientie-rung umgestellt. Letzteres bedeutet, dass ausgehend von fix vereinbarten Beiträgen sich je nach Entwicklung der Kapitalanla-gen und versicherten Kollektive eine vor-ab nicht fest garantierte Rentenleistung ergibt, so dass jede(r) einzelne einen Teil des Risikos wieder selbst trägt.

    Auch umlagefinanzierte staatliche Sys-

    teme sind von steigender Lebenserwar-tung betroffen, aber insbesondere auch durch die in vielen Ländern rückläufigen Geburtenraten, was Zahlungsperioden tendenziell verlängert und Beitragsauf-kommen senkt. Während noch vor eini-gen Jahrzehnten insbesondere sinkende Säuglingssterblichkeiten dominierten, ist zuletzt die Sterblichkeit höherer Alters-gruppen gesunken. Dies hat die Langle-bigkeitsproblematik zusätzlich verschärft, und Individuen mit unzureichender Al-tersversorgung sind mehr denn je gefor-dert, ihr eigenes Langlebigkeitsrisiko sel-ber zu managen.

    Für die Absicherung des individuellen Langlebigkeitsrisikos existieren seit lan-gem diverse Instrumente. Darunter fallen die staatliche Sozialversicherung und be-triebliche Altersversorgung; auf privater Ebene sind (in ihrer einfachsten Form) Leibrenten zu nennen, also Verträge mit lebenslangen Rentenzahlungen, die Ein-zelpersonen von Versicherungsunterneh-men angeboten werden. Die kollektive Komponente des Langlebigkeitsrisikos aber erschwert es zunehmend, Individuen hierfür geeignete Risikomanagement-Ins-trumente an die Hand zu geben.

    Steigende Lebenserwartungen: gute Aussichten fürs Alter versus finanzielles Desaster

    Mithilfe der Kapitalmärkte können In-dividuen Vermögen durch Anlage in Wert-papiere in die Zukunft verschieben, um so ihren Ruhestand zu finanzieren. Ferner lässt sich das Langlebig-keitsrisiko durch den Kauf von Rentenversicherung reduzie-ren, so dass solchen Verträgen besondere Bedeutung für die Ruhestandsplanung zukommt.

    Auf theoretischer Seite wurde opti-males Konsum- und Sparverhalten schon früh von Ökono-men untersucht, jedoch griff erst YAARI (1965) die Frage auf, wie ein Konsument beschränkte Ressourcen optimal über eine unsichere Lebensdauer verteilen sollte. In seiner bahnbrechenden

    Arbeit betrachtete er erwartungsnutzen-maximierende Entscheidungen und zeigte insbesondere, dass ein Investor ohne Ver-erbungsabsichten sich dafür entscheiden sollte, sein gesamtes Vermögen zu verren-ten.

    Die theoretisch optimale Komplettver-rentung wurde später auch von anderer Sei-te bestätigt, zuletzt von DAVIDOFF et al. (2005) – jedoch unter wesentlich weniger restriktiven Annahmen. Die Argumentati-onen beruhen darauf, dass eine Leibrente im Vergleich zu Spareinlagen oder Anlei-hen ein dominierendes Instrument ist und Konsumenten keine Vererbungsabsichten haben. Aber sogar mit Vererbungsmotiv sollte ein nutzenmaximierender Entschei-dungsträger immer noch einen (größeren) Teil seines Vermögens verrenten.

    Wenn man die zugrundeliegenden Annahmen als gegeben betrachtet, sind diese Ergebnisse aus theoretischer Sicht zunächst recht eindeutig, sie werden al-lerdings durch die Empirie offen-sichtlich nicht bestätigt: Private Rentenversiche-rungsmärkte in den meisten westlichen Ländern sind kaum bis wenig entwickelt; private Altersvorsorgeprodukte werden allenfalls in überraschend geringem Um-fang nachgefragt. Diese Diskrepanz bzw. das Fehlen einer schlüssi-gen Erklärung ist unter dem Namen „annuity puzzle“ be-kannt geworden.

    Verschiedenste Erklärungsansätze für dieses „puzzle“ sind bislang vorgeschla-gen worden, die sich nach ihrem Kern der Argumentation grob klassifizieren lassen: das Konzept des „money’s worth“, kollek-tives Langlebigkeitsrisiko, unvollständige Märkte sowie adverse Selektion. Fast alle in der Literatur diskutierten Beiträge zum „annuity puzzle“ fallen in wenigstens eine dieser Kategorien.

    Money’s worth bezeichnet im Wesent-lichen eine Art Preis-Leistungs-Verhältnis zwischen tatsächlichem Marktpreis für eine Rentenversicherung und einem fikti-ven, unter „aktuariell fairen“ Annahmen berechneten Preis oder Wert der Leistun-gen. Damit wird die naheliegende Idee,

    Annuity Puzzle und Enhanced Annuities

    Gibt es eine Erklärung für das Rentenrätsel?

    Private Rentenversi-cherungsverträge sind eine attraktive Mög-lichketi den eigenen Ruhestand finanziell abzusichern. Private Rentenversicherungs-märkte sind aber weltweit stark unter-entwickelt.

  • 16 | LMU – Munich School of Management Magazine – 2007/08 LMU – Munich School of Management Magazine – 2007/08 | 17

    Annuity Puzzle und Enhanced Annuities

    auf Marktpreise und letztlich die Nachfra-ge nach Rentenversicherung) allerdings nicht ausreichend, um ein Marktversagen herbeizuführen oder gar einen Eingriff des Gesetzgebers zu rechtfertigen.

    Unvollständige Märkte sind Märkte, in denen –vereinfachend ausgedrückt – mit der zur Auswahl stehenden Instrumenten Vermögen nicht auf alle möglichen Um-weltzustände in jeder gewünschten Art und Weise verteilt werden kann. Wenn beispielsweise Anleihen liquide gehandelt werden können, nicht jedoch Rentenver-sicherungen, dann sind diese Märkte un-voll-ständig.

    DAVIDOFF et al. (2005) zeigen, dass hier Komplettverrentung nicht mehr op-timal ist. Allerdings ist selbst bei Kon-sumpfaden, die stark von typischen Ren-tenversicherungen abweichen, dennoch eine überwiegende Verrentung des Ver-mögens noch optimal. Unvollständige Märkte können also erklären, wieso keine vollständige Verrentung zu beobachten ist, nicht aber, warum Renten nicht zumindest teilweise nachgefragt werden.

    Adverse Selektion ist aus ökonomischer Sicht eine typische Konsequenz imperfek-ter Versicherungsmärkte. Analog zu den Überlegungen von AKERLOF (1970) zu den „lemons“ im Ge-brauchtwagenmarkt, kaufen gerade solche Individuen Leib-renten, die tendenziell länger leben, was höhere Prämien erfordert, um die höhere Lebenserwartung auszugleichen. Dies wiederum verdrängt Individuen mit kür-zerer Lebenserwartung aus dem Markt, und die veränderte Kol-lektivzusammen-setzung zieht erneute Prämienanpassun-gen nach sich, so dass letztlich nur extrem „vitale“ Individuen im Markt verbleiben. Nach BROWN und ORSZAG (2006) gibt es reichlich Anhaltspunkte für einen sol-chen Effekt, und Versicherer verlangen aus diesem Grund höhere Prämien im Ver-gleich zu den ohne Selektionseffekte not-wendigen. In jedem Fall sind sie gezwun-gen, für die Kalkulation von Renten nicht durchschnittliche Sterblichkeitsdaten der Gesamtbevölkerung, sondern branchen-

    dass Leibrenten von Konsumenten als zu teuer empfunden werden könnten, quan-tifiziert.

    Für die USA in 1995 fanden MITCHELL et al. (1999) heraus, dass eine Leibrente durchschnittlich nur 91 Cents je Dollar Prämie leistet, und nennen auch mögliche Gründe für die als „Transaktionskosten“[-Deckungsbeitrag] bezeichnete Differenz. Der Rückgang dieser Diffe-renz über die Zeit spricht dafür, dass sich eventuelle Marktunvollkommenheiten in Versiche-rungsmärkten zumindest abgeschwächt haben. Ähnliche Untersuchungen bestä-tigen diese Er-gebnisse, aber MURTHI et al. (1999) merken an, dass die genannten „Leistungsabschläge“ im Vergleich mit ty-pischen Kosten während der Ansparphase eines Pensionsplanes, in der oft über 40% des angesparten Kapitals durch Kosten und Gebühren verloren gehen, vergleichs-weise klein erscheinen.

    Kollektives Langlebigkeitsrisiko hat nach Meinung einiger Autoren keinen Einfluss auf Verrentungsentscheidun-gen, wenn es unabhängig ist von anderen einkommensrelevanten Risiken. Wenn

    jedoch Abhängigkeiten existieren, dann trägt das Individuum einen beträchtlichen Teil des Langlebigkeitsrisikos sogar bei Verrentung noch selbst. Je nach Annahme kann also die Nachfrage nach Leibrenten erhöht oder verringert und somit das „an-nuity puzzle“ abgeschwächt oder verstärkt werden.

    Ein Teil der Differenz zwischen dem „aktuariell fairen“ Preis (in Höhe des er-warteten Bar-werts der Leistungen) und dem Marktpreis wird z.T. auch als un-trennbar mit dem „aggregate mortality risk“ verbunden angesehen, weshalb die-ses einen gewissen Einfluss auf Verren-tungsentscheidungen haben könnte. Auch stehen oft nicht alle Anlageformen bei in-vestmentorientierten Rentenverträgen zur Auswahl, so dass nicht sämtliche Diver-sifikationseffekte genutzt werden. Unter Berücksichtigung dieser Probleme lässt sich ableiten, dass eine Verschiebung der Verrentung um einige Jahre optimal sein kann – sogar ohne Vererbungsmotive.

    Nach BROWN und ORSZAG (2006) ist ein Risikozuschlag für „aggregate morta-lity risk“ (bzw. der resultierende Einfluss

    oder unternehmensspezifische „Bestands-sterblichkei-ten“ zu berücksichtigen. Die in der Literatur genannten Abschätzun-gen für die Kosten der adversen Selektion werden alleine aber als nicht hinreichend hoch eingeschätzt, um ein Marktversagen herbeizuführen.Alle genannten Erklä-rungsansätze für das „annuity puzzle“ sind recht intuitiv und können jeweils zumin-dest teilweise erklären, warum Leibrenten andere Anlageformen tatsächlich doch nicht dominieren. Adverse Selektion kann u.U. zu Marktversagen führen, jedoch sind die angeführten empirischen Quantifizie-rungen der Effekte dafür viel zu gering. „Aggregate mortality risk“ ist ein zunächst plausibler Lösungsansatz, weil es zu ei-nem Risikozuschlag auf den Ren-tenpreis führt, jedoch erscheinen auch hier die em-pirisch geschätzten Effekte zur Erklärung nicht ausreichend ausgeprägt. Ebenfalls interessant erscheint die Idee, das „annu-ity puzzle“ mit Unvollständigkeiten der Märkte zu erklären, aber nach DAVIDOFF et al. (2005) wäre für Entscheidungsträger dennoch eine überwiegende Verrentung des Vermögens optimal.

    Auch wenn eine schlüssige Erklärung für das „Renten-Rätsel“ also aussteht, ha-ben Forschung und Praxis nach Ansätzen gesucht, mögliche Hindernisse für voll entwickelte Rentenversiche-rungsmärkte auszuräumen. Die sogenannten „enhan-ced annuities“, die in der Literatur auch häufig als „impaired annuities“ bezeichnet werden, wurden entworfen, um adverse Selektions-probleme auf Rentenversiche-rungsmärkten zu begrenzen. Normaler-eise werden in Rentenversicherungspro-dukten keine Informationen über den Gesundheitszustand von potentiellen Ver-sicherungsnehmern berücksichtigt, d.h. ein 65-jähriger mit einer reduzierten Le-benserwartung z.B. aufgrund von Überge-wicht oder Diabetes erhält für die gleiche Einmalprämie dieselbe Rentenauszahlung wie ein völlig gesunder 65-jähriger. In die-sem Fall dürfte ersichtlich sein, dass dieses Angebot für den gesunden 65-jährigen aus finanzieller Sicht attraktiver erscheint, da

    er eine größere Lebenserwartung besitzt und somit voraussichtlich länger in den Genuss der Rentenzahlung kommt. Inso-fern sind in der Rentenversicherung die aus Sicht des Versicherungsunternehmens „schlechten“ Risiken diejenigen, die eine hohe Überlebenswahrscheinlichkeit ha-ben, während die „guten“ Risiken nur eine geringe Lebenserwartung besitzen. Im Fall von „enhanced annuities“ werden diese unterschiedlichen Lebenserwartun-gen berücksichtigt, indem die – aus Sicht des Versicherungsunternehmens – guten Risiken für dieselbe Prämieneinzahlung eine höhere Rentenzahlung erhalten. Kön-nen alle die Lebenserwartung beeinflus-senden Faktoren in „enhanced annuities“ eingepreist werden, so ist ein mögliches Problem adverser Selektion eliminiert, da Versicherungsunternehmen und Versi-cherungsnehmer dann über symmetrisch verteilte Informationen verfügen. Dass adverse Selektion auf den Rentenversiche-rungsmärkten eine bedeutende Rolle spielt, spiegelt sich auch in der Tatsache wieder, dass wie oben schon erwähnt private Ren-tenversicherungskollektive über eine um mehrere Jahre höhere durchschnittliche Lebenserwartung verfügen als der Bevöl-kerungsdurchschnitt.

    Allerdings ist nicht davon auszugehen, dass alle Risikomerkmale, die die Lebens-erwartung beeinflussen, von Versiche-rungsunternehmen bei der Kalkulation von „enhanced annuities“ berücksichtigt werden können. In Industrieländern be-einflussen neben genetischer Disposition insbesondere Lebensgewohnheiten wie z.B. Rauchen und ungesunde Ernährung systematisch die Lebenserwartung. Solche Lebensgewohnheiten sind aber insbeson-dere in der Rentenversicherung schwer verifizierbar, da hier die Versicherungs-nehmer einen Anreiz haben, ihren Ver-sicherungsunternehmen vorzutäuschen, dass sie kränker sind, als dies tatsächlich der Fall ist. In der Risikolebensversiche-rung, die nicht das „Erlebensfall-“ son-dern das Todesfallrisiko absichert, wird jedoch häufig z.B. Rauchen als Merkmal

    zur Tarifierung berücksichtigt. In diesem Fall verringert die Tatsache, dass jemand Raucher ist, die Auszahlung im Todesfall bei gleicher Prämieneinzahlung. Da die Folgen des Rauchens nach einigen Jahren in vielen Fällen nachprüf-bar sind, z.B. durch Röntgen der Lunge, verringert sich der Anreiz für die Versicherungsneh-mer, den Versicherungsunternehmen das Rau-chen zu verschweigen, da sie damit rech-nen müs-sen, dass dies entdeckt wird und somit der Leistungsanspruch erlischt.

    In der Rentenversicherung könnten sich alle Versicherungsnehmer eine höhere Rente sichern, in dem sie behaupten zu rau-chen. Diese Angabe ist aber schwieriger zu verifizieren, da aus der Tatsache, dass keine nikotinbedingten Krankheiten vorliegen, nicht zwingend zu schließen ist, dass je-mand nicht geraucht hat. Außerdem sind natürlich Fälle, in denen jemand aufhört zu rauchen oder sich plötzlich gesund ernährt, schwer zu beurteilen. Eine reduzierte Ren-tenzahlung nur aufgrund der Tatsache, dass jemand sich einen gesünderen Lebens-stil zulegt, scheint auf realen Märkten auch nur schwer durchsetzbar zu sein.

    Aufgrund der Tatsache, dass relevante Lebensgewohnheiten in der Rentenversi-cherung aus den oben genanten Gründen schwer zu verifizieren sind, erscheint es sinnvoller, aufgeschobene „enhanced an-nuities“ anzubieten. In diesem Fall wird die Höhe der Rentenzahlung nicht auf den Gesundheitszustand bei Vertragsabschluss, sondern auf den bei Renteneintritt kondi-tio-niert. Dies hat den Hintergrund, dass insbesondere ungesunde Lebensumstände in einem höheren Alter häufig besser zu ve-rifizieren sind: Ungesunde Ernährung lässt sich leichter in einem Alter von 65 Jahren z.B. anhand von Übergewicht oder Diabe-tes feststellen als mit 25-35 Jahren, in dem viele Rentenversicherungsverträge abge-schlossen werden. Durch die aufgeschobe-ne Gesundheitsprüfung können Informati-onsasymmetrien verringert und somit eine „First-Best-Lösung“ angenähert werden.

    Petra Schumacher, Frederik WeberReferenzen s.a. Seite 85

    Annuity Puzzle und Enhanced Annuities

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    Dem generellen Zuwachs an Lebenserwartung stehen mögliche neue Risikofaktoren wie zum Beispiel Fettleibigkeit gegenüber.

  • 18 | LMU – Munich School of Management Magazine – 2007/08 LMU – Munich School of Management Magazine – 2007/08 | 19

    für ausschließlich onlinebasierte Dienst-leistungen, aber auch für Inhalte, die von den jeweiligen Printtiteln losgelöst sind.

    Bei Betrachtung der strikten Tren-nung von Print- und Onlinegeschäft muss zwischen der Strategie größerer und der kleinerer Verlage unterschieden werden: Während kleinere Verlage stark am jewei-ligen Printtitel und den damit verbunde-nen Strukturen festhalten, haben größere Verlage für den Onlinebereich häufig ei-genständige Abteilungen und Markenkon-zepte entwickelt. Zu beobachten ist dabei die Tendenz zur rechtlichen Selbststän-digkeit von Onlineabteilungen mit eigener Markenführung bei starker redaktioneller Integration. Bei der Erstellung von Inhal-ten, die vom Print-Geschäft unabhängig sind (Bewegtbilder), setzen die Verlage primär auf Eigenproduktionen, wenn-gleich auch nutzergenerierte Inhalte vor-zufinden sind.

    Die Gemeinschaftsstudie von VDZ, KMPG und IMM gibt die derzeitige Ent-wicklung wieder und dokumentiert das Umdenken unter den deutschen Verla-gen. Sie dient als Orientierungshilfe für die strategische Ausrichtung von Ver-lagshäusern und bietet einen Einblick in das Selbstverständnis der Branche. Die detaillierten Ergebnisse wurden auf den Münchner Medientagen (07. bis 09. No-vember 2007) von Prof. Dr. M. Schwaiger vor interessiertem Publikum präsentiert und sind über den vdz beziehbar

    (www.vdz.de).

    Bereits zum dritten Mal liefert eine ge-meinsame Studie von VDZ (Verband Deutscher Zeitschriftenverleger), KPMG und dem Institut für Marktorientierte Unternehmensführung (IMM) von Prof. Dr. Manfred Schwaiger dem deutschen Verlagswesen aufschlussreiche Einblicke in seine Zukunftsmärkte. Im vergange-nen Jahr zeigte sich dabei, dass digitale Geschäftsfelder in Zukunft für Verlage deutlich an Bedeutung gewinnen werden. Die aktuelle Studie befasst sich deshalb detailliert mit dem Geschäftsfeld Inter-net. Hierfür wurden 431 Verlage vom VDZ kontaktiert. 72 Geschäftsführer, Vorstän-de, Verlags-, Bereichs- oder Abteilungs-leiter nahmen an der schriftlichen Befra-gung teil.

    Die schriftliche Befragung umfasst eine generelle Markteinschätzung und gibt Aufschluss über die Aktivität der Verlage in onlinebasierten Geschäftsfeldern sowie deren Potenzial. Zudem wurden die Verla-ge um Angaben zur Konkurrenzsituation bei den neuartigen Umsatzquellen gebe-ten. Die Studie informiert darüber hinaus detailliert über die Strategien der Verlage, wobei vor allem die Verarbeitung von In-halten, die interne Organisation und die Integration im Marketing fokussiert wer-den. Ein weiteres Kapitel befasst sich mit dem Investitionsverhalten bei Onlinege-schäften. Bei der Auswertung wurde nach vier Umsatzklassen differenziert (Groß-, mittlere und Kleinverlage) sowie nach vier Verlagssegmenten (Fach-, Publikums-, Zeitungsverlage und Verlage für Konfessi-onelle Zeitungen und Zeitschriften).

    Im Durchschnitt zeigen sich die Ver-lage optimistisch bei der Betrachtung der Märkte, die sie bedienen. Besonders posi-

    tiv sind die Aussichten im Internet- und Onlinebereich. Zugleich rechnen die Ver-lagshäuser mit rückläufigen Umsatzbei-trägen der klassischen Einnahmequellen und erwarten eine teilweise Verlagerung ihrer Umsätze auf online- und internet-basierte Geschäfte. Dabei verbleibt das Kerngeschäft der Verlage jedoch auch in den nächsten Jahren im klassischen Print-bereich.

    Bei der Betrachtung der Umsatzvertei-lungen im Geschäftsjahr 2006 ist bereits heute ein Umdenken in den Verlagshäu-sern nachweisbar. Vor allem größere Verlage mit Jahresumsätzen von über 50 Mio. € sind bereits im Onlinesektor sehr aktiv oder planen zahlreiche Aktivitäten in naher Zukunft. Auch die Profitabilität derartiger Geschäfte wird im Vergleich zu den vergangenen Jahren als höher einge-stuft. Die kleineren Verlage schätzen die im Onlinegeschäft verborgenen Potenzia-le tendenziell geringer ein. Generelle Zu-rückhaltung aller Verlage besteht bei dem Angebot von mobil verfügbaren Diensten.

    Die Verlage müssen umdenken

    Bei der Evaluierung neuer Umsatzquel-len aus Sicht der Verlage wird die Konkur-renz aus anderen Branchen (Community-Betreiber wie „myspace“, Portal-Betreiber wie „web.de“, aber auch TV-Sender und Te-lekommunikationsunternehmen) häufig als stärker bewertet, als Mitbewerber aus der eigenen Branche. Dies gilt vor allem

    Das Geschäftsfeld Internet bei VerlagenEine gemeinsame Studie von VDZ, KPMG und IMM (Prof. Dr. M. Schwaiger)

    v.l.n.r.Prof. Dr. Manfred SchwaigerVorstand des Instituts für Marktorientierte Unternehmensführung, LMUDr. Markus KreherKPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft Aktien-gesellschaft, WirtschaftsprüfungsgesellschaftAlexander von ReibnitzGeschäftsführer Digitale Medien und Neue Geschäftsfelder VDZ, Verband Deutscher Zeit-schriftenverleger e.V.Sebastian FuchsInstitut für Marktorientierte Unternehmensfüh-rung, Ludwig-Maximilians-Universität

    Studie

    führung dieses Konzeptes und der Ver-wendung der Studienbeiträge sind z.B. das Proseminar „ Case Studies in Risk Management“ von Randy Dumm (Flori-da State University) oder z.B. das MBR- Blockseminar „Schulung: Quantitative Methoden“ von Prof. Dr. Trautmann (Universität Bern). Neben dem Wissen-stransfer an die Studierenden und neuen Impulsen, dient diese Form des Wissen-saustausches natürlich auch der Reputa-tion der LMU. Dann nämlich, wenn die Dozenten wieder in ihre eigenen Univer-sitäten zurückkehren und von ihrem Auf-enthalt erzählen.

    Powered by...

    Diese internationale Vernetzung im Be-reich der Lehre und Forschung wird auch durch eine völlig neu geschaffene Position forciert. Seit Anfang November verant-wortet Astrid Braungart das Internationa-le Marketing und die Kommunikation für die Fakultät im In- und Ausland. Ziel der Aufgabe ist es, das Image der Fakultät auch außerhalb der LMU zu konkretisieren und zu vermarkten, um somit die bereits beste-henden Auslandskontakte zu verstärken und neue zu generieren.

    „Powered by Studienbeiträge“ gilt auch für die Aufstockung der Ressourcen inner-halb des Informations- und Servicenters (ISC). An 4 Tagen der Woche bietet das ISC zuästzliche Sprechstunde zur Stu-dienberatung an – ein Angebot, von dem inzwischen schon rege Gebrauch gemacht wird. Auch wenn die Planungen und Neu-erungen hier nicht vollständig dargestellt werden konnten, so lässt sich doch erken-nen, dass die Studienbeiträge vielfältige Veränderungen angestoßen haben und auch zukünftig noch weitere Impulse ge-ben werden.

    Astrid BraungartInternational Marketing & Communications

    Gerade mal ein Jahr ist es her, seitdem die LMU Studiengebühren erhebt. Zeit, ein-mal nachzufragen, was mit den Geldern passiert ist und worin die versprochenen Verbesserungen für die Studierenden be-stehen. Natürlich können wir hier nicht alles aufzeigen, was sich in den letzten 12 Monaten geändert hat, aber wir möchten den Lesern gerne ein paar Beispiele geben, die beweisen, dass sich hier an der Fakultät viel bewegt.

    Der größte Teil der Einnahmen fließt direkt in die jeweiligen Fakultäten zu-rück. Um sicher zu stellen, dass die Gelder bestmöglich verwendet werden, wurde eine Kommission ins Leben gerufen, die aus dem Dekan, dem Studiendekan und Vertretern der Studierenden sowie auch Vertretern der Statusgruppen bestehen (1 Professor, 1 weiblicher Mitarbeiter, 1 As-sistent, 1 nicht-wissenschaftlicher Mitar-beiter) und welche ein Konzept erarbeitet hat, wie die Einnahmen verwendet werden sollen.

    Verbesserungen im ersten Studienabschnitt:

    „Übung macht den Meister“ heißt es in einem alten Sprichwort und genau die-ser Wunsch nach kleinen Übungsgruppe stand auch ganz oben auf der Wunschlis-te der Studierenden Kleine Gruppen, die zum Fragen und Diskutieren animieren. Deshalb wurde und soll auch weiterhin mit Hilfe der Studienbeiträge die Anzahl der Lehrassistenten an den Lehrstuhl erhöht werden, um den Studierenden die Mög-lichkeit zu geben, in kleineren Gruppen interaktiv und effizient zu lernen. Und als

    Neuerung für das Sommersemester 2008 sollen erstmals auch in den Semestern, in denen keine Vorlesungen stattfinden, Übungen angeboten werden (wenn auch in einer geringeren Anzahl, als in einem „normalen“ Semester).

    Weitere Verstärkung der internationalen Ausrichtung

    BWL goes global … unter diesem Mot-to könnte dieser Ansatz stehen, bei dem es darum geht, mit Hilfe der Studienbeiträ-ge jedes Jahr internationale Gastdozenten an die Fakultät zu holen. Jeder Visiting Lecturer bietet dabei geblockt ein etwa einwöchiges Proseminar in Englisch an, in dem die Studierenden auch Leistungs-punkte (3 ECTS) erwerben können. Bei diesem Veranstaltungstypus, der seit dem SS 2007 angeboten wird, geht es darum, internationale Forschungsergebnisse aus erster Hand kennen zu lernen, die eigenen Sprachkenntnisse zu verbessern aber auch zu lernen, in einem internationalen, globa-lisierten Umfeld sich selbst einzuordnen.

    Beispiele für die erfolgreiche Durch-

    Studienbeiträge

    „Your tax $ at work….“Die Einführung von Studienbeiträgen in Deutschland hat landesweit für viele Diskussionen gesorgt. Doch was pas-siert „hinter den Kulissen“ mit dem Geld wirklich?

    Astrid Braungart, verwantwortlich für internationa-les Marketing, verstärkt das Team der Fakulätat seit November 2007.

  • 20 | LMU – Munich School of Management Magazine – 2007/08 LMU – Munich School of Management Magazine – 2007/08 | 21

    Strategisches Patentieren

    die World Intellectual Property Organiza-tion (WIPO) 2005 eine Patentanmeldung mit 19,368 unterschiedlichen Ansprüchen. Diese Anmeldung wurde als zu umfang-reich zurückgewiesen, begründete aber eine Priorität auf der der Anmelder ein Gerichtsverfahren hätte aufbauen kön-nen. Solche Anmeldungen sind ein klarer Versuch bei Wettbewerbern Unsicherheit entstehen zu lassen und diese strategisch auszunutzen. Das Europäische Patentsys-tem kennt bisher keine Regelungen mit denen sich solches Verhalten eindämmen ließe.

    Nachdem sich die Klagen über den Missbrauch von Patenten bei der Euro-päischen Kommission vor drei Jahren zu-nehmend häuften, schrieb die Generaldi-rektion Unternehmen und Industrie Ende 2005 eine wissenschaftliche Studie zum Thema „Strategisches Patentieren“ aus. Diese Ausschreibung, auf die sich neun internationale Forschergruppen beworben hatten, gewann das INNO-tec. Zusammen mit Bronwyn Hall (Berkeley) und Profes-sor Alfonso Gambardella (Bocconi) erhiel-ten wir den Auftrag über 18 Monate hin-weg das Patentierungsverhalten in Europa zu analysieren.

    Ziel sollte es sein, eine Definition des „Strategischen Patentierens“ zu erarbei-ten, damit dieses bis dahin diffuse Phä-nomen besser greifbar würde. Weiterhin sollte ein empirischer Überblick über den Umfang „Strategischen Patentierens“ in Europa geschaffen werden und darauf aufbauend Vorschläge erarbeitet werden, wie die Europäische Kommission in den Bereichen Wettbewerbspolitik und Indus-triepolitik mit dem neuen Phänomen um-gehen könnte.

    Die nun vorliegende Studie hat eine ganze Reihe neuer Indikatoren hervorge-bracht die uns auch nach Abschluss der Ar-beiten wissenschaftlich beschäftigen. Das Patentierungsverhalten der Unternehmen in Europa verfolgt drei unterschiedlichen Strategien: der Portfoliomaximierung, der Portfolio-optimierung und dem traditio-nellen Schutz einzelner Technologien. Un-

    Die Zahl der Patentanmeldungen am Euro-päischen Patentamt hat in den letzten 15 Jahren sprunghaft zugenommen (Abb. 1). Dies wird in der wissenschaftlichen Literatur darauf zurückgeführt, dass Pa-tentanmelder in einigen Technologien vermehrt Patente anmelden, um sich stra-tegische Vorteile zu sichern. So ist es in der Halbleiterindustrie inzwischen sehr wichtig bei Lizensierungsverhandlungen ein möglichst großes Patentportfolio vor-weisen zu können.

    Eine ähnliche Entwicklung wie in Eu-ropa ist auch in den USA zu beobachten gewesen. Das hat zu Anhörungen der Fe-deral Trade Commission geführt, einer Behörde, die auch für Kartellfragen zu-ständig ist. Zu gleicher Zeit wurde auch die Generaldirektion Unternehmen und Industrie der Europäischen Kommission immer öfter auf das Thema „Strategische Patentierung“ aufmerksam.

    Das Patentieren ist immer ein strate-gischer Akt – das Unternehmen verfolgt damit die Absicht, Konkurrenten von der Nutzung einer neuen Technologie auszu-schließen. Unter „Strategischer Patentie-rung“ versteht man jedoch den Versuch, große Mengen von Patentrechten anzu-häufen und diese im Paket strategisch gegen Wettbewerber einzusetzen. Dieses

    Verhalten ist z. B. in der Halbleiterindus-trie zu beobachten, in der Texas Instru-ments schon Mitte der 80’er Jahre begann, systematisch Wettbewerber wegen Pa-tentverletzung anzuklagen, um Lizenz-zahlungen einzufordern. Diese Aktivität führte dazu, dass auch die Wettbewerber begannen möglichst große Patentportfo-lios aufzubauen, um sich im Falle eines Verfahrens mit Gegenklagen zu wehren. In Folge entspann sich ein Wettlauf um Patentportfolios. Aufmerksam wurden Wirtschaftswissenschaftler wie David. J. Teece, Bronwyn Hall und Carl Shapiro aus Berkeley auf dieses Verhalten, weil Halb-leiterunternehmen bis dahin wenig Wert auf Patentschutz gelegt hatten.

    Patente sind in dieser Industrie deshalb so wichtig, weil die zugrunde liegende Technologie komplex ist, d.h. es sind viele Erfindungen in den verschiedensten Be-reichen notwendig, um ein Endprodukt herzustellen. Dies ist z. B. auch bei Mobil-telefonen der Fall. Wenn eine Technologie komplex ist, dann steigt die Wahrschein-lichkeit, dass verschiedene Unternehmen sich untereinander einigen müssen, um ein Endprodukt vermarkten zu können. Jedes Unternehmen spürt dabei die Versuchung, seine eigenen Patentrechte einzusetzen, um seine Wettbewerber zu blockieren und möglichst hohe Lizenzzahlungen zu erhalten. Erfolgreich wird dieses Geschäft zum Beispiel von Qualcomm betrieben, die sich allerdings derzeit mit Nokia um Lizenzeinnahmen streiten und diesen Streit vor Gerichten in den Vereinigten Staaten, Deutschland, Frankreich, Italien und China austragen.

    Unternehmen bauen aber nicht nur gro-ße Patentportfolios auf, sondern sie versu-chen auch anderweitig das Patentsystem zu ihren Gunsten einzusetzen. So erhielt

    ter Portfoliomaximierung bedeutet mög-lichst große Patentportfolios aufzubauen, mit deren Hilfe man sich bei Lizenzver-handlungen eine optimale Ausgangsposi-tion schaffen möchte. Diese Strategie wird vor allem von Unternehmen angewandt, die Informationstechnologien im weites-ten Sinne anbieten. Abb. 2 zeigt deutlich, dass das Wachstum der Patentanmeldun-gen in diesen technischen Bereichen sehr hoch war (rote Linie). Hier kommt es we-nig auf einzelne Patente und ihre Qualität an; sondern auf möglichst große, umfas-

    sende Patentportfolios Bei der Portfolioop-timierung ist das einzelne Patent deutlich wichtiger. Diese Strategie wird dann an-gewandt, wenn Unternehmen in weniger komplexen Technologien patentieren. Hier ist es oftmals noch möglich ein einzelnes Produkt unter Verwendung von ein oder zwei Patenten zu entwickeln. Manchmal ist es dabei wichtig alternative technische Lösungen auch zu patentieren, um Wett-bewerbern die Nachahmung innovativer Produkte zu erschweren. Dabei kommt es vor, dass sich Unternehmen mit Patentwi-dersprüchen und Klagen gegenseitig an-greifen, um neue Technologien zu blockie-ren. Wir beobachten z.B. in verschiedenen Teilen der chemischen Industrie eine hohe Bereitschaft zu Patentwidersprüchen. Diese Ergebnisse zeigen vor allem eins: die Auswirkungen von Patentschutz für Wettbewerber sind je nach Industriezweig

    sehr unterschiedlich. Folgerichtig unter-scheiden sich auch die Firmenstrategien sehr deutlich nach Industriezweig. Die Europäische Kommission nimmt dies auf, indem sie in der Wettbewerbs- und Indus-triepolitik stärker dazu übergeht einzelne Industriezweige in Sektoruntersuchun-gen zu analysieren. Früher hat man sich in diesen Bereichen stärker auf einzelne Wettbewerbsfälle konzentriert. Weiterhin beschäftigt sich die Europäische Kommis-sion nun auch stärker mit Ansätzen das europäische Patentsystem zu reformieren – ein Schritt der im Interesse aller Unter-nehmen in Europa sein dürfte, denn das strategische Patentieren verursacht vor al-lem eins: höhere Transaktionskosten.

    Georg von Graevenitz

    Strategisches Patentieren

    Strategische Patentierung in Europa -Ein Forschungsprojekt für die Generaldirektion Unterneh-men und Industrie der Europäischen Kommission.

    Gründung | Wachstum | Innovation | Umweltschutz | Stabilisierung

    Wer etwas Neues aufbaut, braucht nicht nur gute Ideen. Sondern auch eine gute Finanzierung. Eine Finanzierung, die dem Wachstum Freiräume lässt. Sei esbei Gründung, Übernahme oder Beteiligung an einem Unternehmen. Deshalb fördern wir kleine und mittelständische Existenzgründer, die Großes vorhaben:mit dem Startkredit. Zum Beispiel für Grunderwerb, bauliche Investitionen oder Anschaffungen von Maschinen und Einrichtungen, Hard- und Software. Alleinin den letzten fünf Jahren bauten sich mehr als 8.500 Unternehmer mit Startkrediten der LfA Förderbank Bayern eine Existenz auf. Sprechen Sie mit uns überIhre Pläne. Rufen Sie uns an unter der Nummer 0 18 01/21 24 24 (zum Ortstarif). Wir beraten Sie gerne.

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    LfA_Start_LMU_210x140.qxd 26.03.2008 14:36 Uhr Seite 1

    180.000

    160.000

    140.000

    120.000

    100.000

    80.000

    60.000

    40.000

    20.000

    1977 1982 1987 1992 1997 2002

    Abb1: EPO Anmeldungen und gewährte

    Anmeldung

    Gewährung

    30.000

    25.000

    20.000

    15.000

    10.000

    5.000

    1984 1988 1992 1996 2000 2004

    Patentanmeldung nach technischem Feld

    ■ Electronische Industrie ■Prozesstechnik ■Mechanische Industrie■ Technische Instrumente ■Chemische Industrie

  • 22 | LMU – Munich School of Management Magazine – 2007/08 LMU – Munich School of Management Magazine – 2007/08 | 23

    Neuer Studiengang

    tungen aus einem Vertiefungsgebiet erbringen. Weitere 15 zu erbringende ECTS-Punkte können beliebig in allen Vertiefungsgebieten erbracht werden.

    Die derzeit vier Vertiefungsgebiete orientieren sich an den aktuellen Kompetenzfeldern der Fakultät für Betriebswirtschaft:

    o Die im Vertiefungsgebiet Accoun-ting angebotenen Veranstaltungen beschäftigen sich mit der weitergehen-den Analyse spezifischer Inhalte der Unternehmensrechnung und –besteue-rung.

    o Vertiefungsveranstaltungen im Be-reich Finance haben die weitergehende Analyse spezifischer Inhalte, die mit der finanziellen Dimension eines Unternehmens zusammenhängen zum Gegenstand. Hierzu erfolgt die Vermittlung vertiefender theoretischer Methoden zur Bewertung und Opti-mierung von Investitions-, Finanzie-rungs- und Risikomanagementaktivi-täten finanz- und realwirtschaftlicher Unternehmen.

    o Die Vertiefungsveranstaltungen im Bereich Marketing & Strategy behan-deln die marktorientierte Ausrichtung von Unternehmen. Das Spektrum der Themen reicht hier von klassi-schen Marketingkonzepten über die Marktforschung bis zu Strategien und Werkzeugen des strategischen Managements.

    o In den fachspezifischen Vertie-fungsveranstaltungen des Gebiets Innovation & Information stehen das Innovations- und das Informa-tionsmanagement in verschiedenen Wirtschaftsbereichen sowie spezielle Fragen des Managements in innova-

    Zum Wintersemester 2008/2009 wird die Fakultät den ersten Jahrgang im Master of Science–Studium in Betriebswirtschafts-lehre begrüßen. Wir möchten daher die Gelegenheit nutzen, Ihnen bereits heute einen Überblick über den derzeitigen Pla-nungsstand des neuen Studiengangs an unserer Fakultät zu geben.

    Ein modulares Konzept schafft Wahlmöglichkeiten

    Studierende, die in ihrer Grundausbil-dung ein Interesse an einem weiterführen-den, forschungs- und projektorientierten Studium entwickelt haben, können ihre Ausbildung über ein viersemestriges und 120 ECTS-Punkte umfassendes Master-Studium vertiefen, das zum Master of Sci-ence (M.Sc.) in Betriebswirtschaft führt. Voraussetzungen für die Zulassung sind der Abschluss eines ersten wirtschafts-wissenschaftlichen Hochschulstudiums und die in einem Zulassungsverfahren bewiesene Eignung für diese hochqualifi-zierende Ausbildung.

    Beim Design des Master-Studiengangs wurde auf ein modulares Konzept zurück-gegriffen, das sich auf Grund der zahlrei-chen Individualisierungs- und Spezialisie-rungsmöglichkeiten für die Studierenden bereits im Bachelor-Studiengang bewährt hat. Wie in der Übersichtsgrafik erkenn-

    bar, besteht das Programm aus den folgen-den fünf Blöcken:

    • Block 1: Allgemeine Grundlagen (18 ECTS-Punkte)

    In den Veranstaltungen dieses Blocks werden den Studierenden allgemeine Grundlagen und Methoden der Be-triebswirtschaftslehre und angrenzen-der Gebiete vermittelt. Diese Grund-lagen sind für die weiteren Inhalte des Studiums in methodischer Hinsicht und/oder zur Einordnung in den allgemeinen ökonomischen Kontext unabdingbar.

    • Block 2: Fachspezifische Grundlagen (18 ECTS-Punkte)

    Im Rahmen dieses Blocks ist aus zwei der derzeit vier angebotenen Vertie-fungsgebiete je eine Grundlagenveran-staltung zu besuchen. Diese Veranstal-tungen vermitteln den Studierenden weiterführende Grundlagen, die zum Verständnis der fachspezifischen Ver-tiefungsveranstaltungen im jeweiligen Block notwendig sind.

    • Block 3: Fachspezifische Vertiefung (30 ECTS-Punkte)

    In diesem Block müssen die Studieren-den 15 ECTS in Vertiefungsveranstal-

    tions- bzw. informationsintensiven Branchen im Mittelpunkt.

    • Modul 4: Projektstudium (24 ECTS-Punkte)

    Die Besonderheit unseres Master-Programms wird durch ein Projektstu-dium unterstrichen, das in Form von zwei Projektkursen – wählbar aus den zuvor beschriebenen Vertiefungsgebie-ten – besteht. In Projektform erhalten die Teilnehmer hier Einblick in die Lösung komplexer praktischer Proble-me oder anspruchsvoller wissenschaft-licher Projekte.

    • Modul 5: Abschlussarbeit (30 ECTS-Punkte)Der letzte Block auf dem Weg zum Master of Science-Abschluss besteht aus dem Anfertigen einer wis-senschaftlichen Abschlussarbeit. Diese Arbeit erstreckt sich über 22 Wochen. Die Studierenden sollen hierbei nach-weisen, dass sie in der Lage sind, auf Basis vertiefter fachlicher Kenntnisse, Fähigkeiten und Methoden ihres Fa-ches eine wissenschaftliche Problem-stellung selbständig und professionell zu bearbeiten.

    Alle angebotenen Veranstaltungen ver-mitteln ihre Inhalte in Form von Vorlesun-gen und Kursen überschaubarer Größe, die teilweise in englischer Sprache abgehalten werden.

    Insgesamt sind mit dem Master of Sci-ence-Studiengang nach individueller Prä-ferenz sowohl eine starke Fokussierung und somit eine Ausbildung zum „Spezia-listen“ wie auch eine bewusst interdiszip-linäre Ausrichtung (z. B. der Besuch von Veranstaltungen aller vier Vertiefungen) und somit eine Ausbildung zum „Genera-listen“ möglich.

    Prof. Dr. Thomas Hess / Dipl.-Kfm. Christian Wolf

    Neuer Studiengang

    MASTER OF SCIENCE (M.Sc.)* IN BWLSTRUKTUR

    ALLGEMEINE GRUNDLAGEN(18 ECTS-PUNKTE)

    Managerial Economics I & II,Methoden der BWL

    FACHSPEZIFISCHE GRUNDLAGEN(18 ECTS-PUNKTE)

    Wahl von je einer Grundlagenveranstaltungaus zwei der angebotenen Vertiefungsgebiete

    FACHSPEZIFISCHE VERTIEFUNG(30 ECTS-PUNKTE)

    15 ECTS-Punkte aus einem Vertiefungsgebiet15 ECTS-Punkte aus allen Vertiefungsgebieten

    ABSCHLUSSARBEIT(30 ECTS-Punkte)

    GeneralistAllgemeine Grundlagen,

    Vertiefungen und Projekt-Kurse aus verschiedenen

    Fachgebieten

    SpezialistAllgemeine Grundlagen,

    Vertiefungen und Projekt-Kurse aus gleichen

    Fachgebieten

    PROJEKTSTUDIUM(24 ECTS-PUNKTE)

    Wahl von zwei Projektkursen aus den angebotenen Vertiefungsgebieten

    Vier Semester– 120ECTS

    Start frei für den Master of Science!Der Studiengang zum „Master of Science“* an der Fakultät für Betriebswirtschaft un-terstützt herausragende Studierende, sich erweiterte Kenntnisse und Fähigkeiten anzu-geignen.

  • 24 | LMU – Munich School of Management Magazine – 2007/08 LMU – Munich School of Management Magazine – 2007/08 | 25

    Internationaler Studiengang

    dienabschnitt gemeinsam verbrachten. Im Anschluss an das Kick-Off Seminar besu-chen die Studierenden grundlegende Ma-nagement-Kurse, die von Dozenten aller drei beteiligten Universitäten gemeinsam geleitet werden. Je nach gewählter Spezi-alisierung studieren die Teilnehmer dann im zweiten Studienjahr Marketing an der Aston Business School in Birmingham, Corporate Finance an der EM Lyon oder Organisation, Change and Strategy an der Munich School of Management. Zwischen den beiden Studienabschnitten ist mit ei-nem integrierten betrieblichen Praktikum eine Praxisphase eingebettet. Die Teilneh-mer des Programms können hier auf ein Netzwerk aus über 1000 internationalen Partnerunternehmen zurückgreifen.

    Am 3. September 2007 nahm der erste Jahrgang erfolgreich sein Studium zum European Master in Management in Angriff. Der Startschuss zu dem mitt-lerweile kurz als (master)³ bekannten

    Studien-gang, den die Munich School of Management gemeinsam mit der EM Lyon Business School und Aston Business School in Birmingham anbietet, erfolgte in Lyon, wo die Studierenden auch den ersten Stu-

    Multi-kulti in Lyon

    Die zwanzig Studierenden der ersten Kohorte rekrutieren sich aus neun unter-schiedlichen Nationalitäten: chinesisch, deutsch, englisch, französisch, italienisch, libanesisch, rumänisch, russisch und tür-kisch. Ein eindrucksvoller Beleg für die In-ternationalität dieses Master-Programms!

    Die Erwartungen und Ansprüche der Studierenden der ersten Stunde waren und sind hoch. Sie werden aber mit Sicherheit nicht enttäuscht werden, spiegeln diese doch genau die Visionen, Ideen und Ziele wieder, die bei der Programmentwicklung verfolgt wurden. Und da nichts überzeu-gender sein kann, als Erfahrungsberichte von denen, die dabei waren, möchten wir

    einige der Studiernde selber zu Wort kom-men lassen:

    Johanna PAUGE, EMM Studentin aus Deutschland

    The European Master in Management gives me everything I could ask for in a Master’s programme: a truly innovative course with a European flavour, and a unique collaboration

    between three excellent Universities.

    Guido GABRIELLI, EMM Student aus Italien

    I chose the European Master in Management because it is an innova-tive, far-reaching and international programme. Moreover, it is the first triple Master of Science in

    Management degree in Europe.

    Alina BUTEICA, EMM Studentin aus Rumänien

    Through the EMM pro-gramme I have access to 3 different universities, from 3 countries and 3 different specialisations, each of them opening the doors to my professional

    career.

    Edward MANTERFIELD, EMM Student aus GroßbritannienI considered that the EMM programme would endow me with a firm footing for my ascension into the business world, as it combines a high standard of acade-mic teaching with strong partnerships with companies within a multi-cultural framework.

    Gökhan M ISBIR, EMM Student aus der TürkeiI am attracted by the inventive and unique entrepreneurial and finance pro-grammes that the EMM offers. Yi XIE, China, EMM Student aus ChinaI chose the EMM Programme because of its international and diversity.

    Matthieu DEDERICHS, EMM Student aus FrankreichThe European Master in Management offers a great number of assets that I have been looking for in a graduate business programme. The quality of teaching and the recognition of the three institutions, together with the di-versity of the EMM students and the international orientation of the courses, provide a crucial advan-tage for the pursuit of my professional project.

    Insgesamt lässt sich jetzt schon sagen, dass wir sehr erfolgreich in dieses neue Projekt gestartet sind. Die Munich School of Management ist stolz, Teil dieses inno-vativen Konzeptes zu sein, das seinesglei-chenin Europa sucht.

    Im Wintersemester 07/08 erwarten wir die ersten Studiernenden aus Lyon bei uns. Und der zweite Jahrgang des (master)3 wird das Studium im September 2008 in Lyon aufnehmen.

    Bewerbungen motivierter und interna-tional orientierter Bachelor-Absolventen aus allen Fachrichtungen sind jederzeit willkommen.

    Dr. Karin Stenke, International Relations Center

    Informationen zum Studiengang und zur Online-Bewerbung:www.european-master.com

    Internationaler Studiengang

    Munich goes Europe!First class students for the first triple degree programme in Europe!European Master in Management erfolgreich In Lyon mit 20 internationalen Studierenden gestartet

  • 26 | LMU – Munich School of Management Magazine – 2007/08 LMU – Munich School of Management Magazine – 2007/08 | 27

    Executive Master of Insurance

    senschaftlich fundierten und andererseits sehr praxis¬orientierten Weiterbildung. Das kostenpflichtige Programm bietet mit einer kalkulierten Teilnehmerzahl von ca. 15 Studierenden ideale Studienbedingun-gen. Das Studium erstreckt sich über vier Semester und wird berufsbegleitend absol-viert – im Wesentlichen an Wochenenden und in fünf achttägigen Präsenzphasen.

    Am 7.11.2008 begrüßte die Munich School of Management im Rahmen einer feierlichen Auftaktveranstaltung den ersten Jahrgang des im Wintersemester 2007/2008 gestar-teten Studiums zum „Executive Master of Insurance“. Im Anschluss an kurze Gruß-worte von Professor Bernd Huber, Präsident der LMU, und Professor Dietmar Harhoff, Prodekan der Fakultät für Betriebswirt-schaft, sprach zunächst Staatsminister Dr. Thomas Goppel. Er lobte das neue Pro-gramm als vorbildliche Kooperation zwi-schen Wissenschaft und Praxis und hob die Relevanz exzellenter Weiterbildungs-möglichkeiten am Versicherungsstandort München hervor. Im Anschluss richteten auch Dr. Wolfgang Strassl, Vorstandsmit-glied der Münchener Rückversicherungs-gesellschaft, Professor Andreas Richter, akademischer Geschäftsführer des neuen Studiengangs, und Rainer Gebhart, Vor-standsmitglied der WWK Versicherungen und Vorsitzender des BWV München e.V.,

    das an der Organisation des Studiengangs maßgeblich beteiligt ist, begrüßende Wor-te an die Studierenden.

    Der erste Jahrgang des E.M. Insurance war in idealer Gruppengröße von 15 Teil-nehmerinnen und Teilnehmern aus 7 Ver-sicherungsunternehmen schon im Sep-tember in die Vorlesungen gestartet. Wie Professor Richter aus den Erfahrungen der ersten Begegnungen mit den Studierenden berichten konnte, ging eine hochmotivier-te, engagierte und leistungsfähige Gruppe an den Start. Die Studierenden bilden ein gemischtes Team mit sehr unterschiedli-chen Erststudienabschlüssen und berufli-chen Hintergründen, das schon während der ersten z.T. außerhalb Münchens in Klausur verbrachten Wochen des Semes-ters zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammengewachsen ist.

    Worum geht es beim E.M. Insurance und an wen richtet sich der Studiengang?

    Zielgruppe des neuen Programms sind junge Berufstätige, die nach einem Erststudium schon mindestens zwei Jah-re versicherungsnahe Berufserfahrung erworben haben. Zum einen wird Absol-venten wirtschafts¬wissen¬schaftlicher Studiengänge die Möglichkeit gegeben, sich mit versicherungswirtschaftlichem Schwerpunkt zu vertiefen. Zum anderen ist das Programm aber so ausgelegt, dass auch Studierende mit anderem Hinter-grund ein¬steigen können. Besonderes Augenmerk liegt auf einer einerseits wis-

    Die behandelten Themen reichen von allgemeinen für die Versicherungswirt-schaft relevanten mathematischen und ökonomischen Fragestellungen bis hin zu spezifischen rechtlichen Rahmenbedin-gungen.

    Auch wenn es sich beim E.M. Insurance um einen stark institutionell geprägten und spezialisierten Studiengang handelt,

    ist das Programm fest in der gesamten Fakultät verankert. Dies wird auch daran deutlich, dass sich insgesamt zehn Profes-soren und außerdem weitere Mitarbeiter der Munich School of Management in der Lehre für diesen Studiengang e