1
05.03.2015 1 B.A.S.E. ® - Babywatching Ein Präventionsprogramm gegen Aggression und Angst, zur Förderung von Sensitivität und Empathie bei Kindern im Alter von 3 bis 11 Jahren Prospektive Längsschnittstudie zur Wirksamkeit Hollerbach J, Quehenberger J & Brisch KH Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Kinderklinik und Poliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital, Abteilung Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie Inhalte von B.A.S.E. ® - Babywatching: Eine Mutter kommt mit ihrem wenige Wochen alten Baby für die Dauer von 8 Monaten einmal in der Woche in die Kindergartengruppe oder in die Schulklasse. Durch die spezielle B.A.S.E. ® - Fragetechnik (Brisch, 2006) der ausgebildeten B.A.S.E. ® - GruppenleiterInnen lernen die Kinder sich in die Emotionen und die Motivationen von Mutter und Kind immer besser einzufühlen. LMU München, Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie Pettenkoferstr. 8a, 80336 München, Germany Email: [email protected] Videobasiertes Verfahren zur Ermittlung der Empathie- und Emotionslesefähigkeit (VVEE) (Hollerbach, Quehenberger & Brisch, 2012) Entwicklung: Die Entwicklung des VVEE begründet sich darin, dass bislang kaum Verfahren zur Ermittlung der Empathiefähigkeit bei Kindern im Alter von 3-12 Jahren vorliegen. Das VVEE, welches sich an dem Southampton Test of Empathy for Preschoolers STEP (Howe et al., 2008) orientiert, ermittelt die Empathiefähigkeit und den emotionalen Wortschatz der Kinder. Es handelt sich dabei um ein halbstandardisiertes Interview, dass sich vom STEP durch die Anzahl der Videos, die Fragetechnik und die Inhalte der Videovignetten unterscheidet. Innerhalb des VVEE müssen Gesichtsausdrücke und Gestik identifiziert und eingeschätzt werden, dabei wird nicht abgefragt, was ein möglicher Auslöser für die emotionale Reaktion der Kinder im Video sein könnte. Die Entwicklung eines Testverfahrens im Videoformat hat den Vorteil, dass die Komplexität von emotionalen Ausdrücken in ihrer Gesamtheit erfasst werden und eine höhere Alltagsrelevanz im Vergleich zum Fototest erreicht werden kann. Dies erhöht insgesamt die Objektivität Empathiemessung. Hintergrundannahmen: Menschliches Einfühlungsvermögen (Empathie) ist ein multidimensionales Konstrukt, das aus Elementen der Wahrnehmung und aus emotionalen Anteilen besteht (Dziobek, 2008). Die Fähigkeit zur Empathie setzt sich aus unterschiedlichen Kompetenzen zusammen: Der affektiven Empathie (emotionales Bewerten und Empfinden) und der kognitiven Empathie (das Erkennen und Verstehen unterschiedlicher emotionaler Gemütszustände, Situationszustände und Perspektiven) (Körner, 1998). Hypothesen: Es wird angenommen, dass die B.A.S.E.® Fragetechnik , eine Anleitung zur Mind-mindedness durch die Pädagogen, bei den Kindern in der Interventionsgruppe… 1. das inter- und externalisierende Problemverhalten reduziert (CBCL). 2. die kognitive und verbale Verarbeitung der Beobachtung der Mutter-Baby-Interaktion die sprachlichen Fähigkeiten, insbesondere den spezifischen Wortschatz (Emotionsvokabular), fördert (VVEE). 3. die Empathie- und Emotionslesefähigkeit fördert (VVEE). 4. die sozio-emotionalen und selbstregulierenden Fähigkeiten fördert (SEN, VVEE). SPF (Paulus , 2012) ADS (Hautzinge r et al., 1992) CBCL 4-18 (Achenbach, 1991) CBCL 1 1/2-5 Achenbach, 1999) TRF (Achenbach, 1991) C-TRF (Achenbach, 1999) SEN (Hoekma n, 2012) GEM (Dadds et al., 2008) VVEE (Hollerbach, Quehenberge r, Birsch, 2012) SETK 3-5 (Grimm 2001) SET 5-10 (Petermann 2010) WPPSI-III (Petermann 2009) WISC-IV (Petermann et. al., 2011) AMSS (Ainsworth 1963) Kinder X X X Pädagog en X X X X X Eltern X X B.A.S.E. ® Mütter X x Studiendesign: Für die Studie wurde ein Prätest-Posttest Matched-Pair Design (quasi-experimentell) verwendet. Jedem Kind in der Interventionsgruppe, welches wöchentlich am Babywatching teilnimmt, wird ein entsprechendes Kind in der Kontrollgruppe gegenübergestellt, welches keine Intervention erhält. Der Messzeitpunkt t1 findet vor der Implementierung der Intervention statt, t2 nach einer 8 Monate umfassenden Intervention. Die geplante Stichprobengröße wird N= 50 Kinder aus drei Schulen und einem Kindergarten betragen. Alle an der Studie teilnehmenden Einrichtungen befinden sich in Frankfurt am Main. Methoden: Forschungsmethodische Herausforderungen: • Entwicklung eines neuartigen Verfahrens (Normierung, Validierung) • Entwicklung eines Codiersystems zur Auswertung der qualitativen und quantitativen Antworten (z.B. verhaltensbasierte Ratingskala) • Unabhängigkeit der Beobachtung: Interrater-reliabilität • geschachtelte Daten (Kinder innerhalb einer Einrichtung; Ergebnisse können auf Kind- und Einrichtungsebene analysiert werden) • Unterschiedliche Beobachter und Methoden liefern Daten (multitrait-mulitmethod Ansatz) Das Verfahren: Die 13 Videovignetten zeigen einen Jungen oder ein Mädchen in einem der 4 Basisemotionen: (4 x Freude, 4x Trauer, 3x Wut, 2x Angst) Anhand von offenen und geschlossenen Fragen, müssen Gesichtsausdrücke und Gestik interpretiert, eingeschätzt und der Gemütszustand nachempfunden werden. Durchführung: ca. 12-20 Minuten Inhalte der Fragen: 1. Fähigkeit, sich mit den Gefühlen des Anderen zu identifizieren 2. Fähigkeit, empathisch mit dem Anderen zu fühlen 3. Fähigkeit, die Perspektive des Anderen zu übernehmen. 4. Fähigkeit, sich selbst zu regulieren Fragen des Verfahrens: Einleitung: Definieren der Skala Übungsaufgabe: Zeige mir das fröhlichste, das traurigste, das wütendste und das ängstlichste Gesicht? 1. Sage mir, wie du dich gerade fühlst? 2. Was meinst du, wie fühlt sich das Kind auf dem Video? 3. Wie würde es dir gehen, wenn du dich so fühlen würdest, wie das Kind auf dem Video? 4. Was würdest du machen, wenn es dir so gehen würde, wie dem Kind auf dem Video? Validierung: Die mit dem VVEE erfassten Werte sollen hoch korrelieren mit… • der Eltern- und Pädagogeneinschätzung der Empathie (GEM, Dadds et al., 2008) • dem sozio-emotionalen Entwicklungsniveau (SEN, Hoekman 2012) Ausblick: • mit den Ergebnissen des “Facial Action Coding Systems” (FACS Ekman, et al., 2002) © Copyright K. H. Brisch, München. Alle Rechte vorbehalten © Copyright K. H. Brisch, München. Alle Rechte vorbehalten Korrespondenz: Jeannette Hollerbach Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Klinikums der Universität München

(GAIMH jeho BASE Forschung 190813jeho [Kompatibilitätsmodus]) · 1. das inter- und externalisierende Problemverhalten reduziert (CBCL). 2. die kognitive und verbale Verarbeitung

  • Upload
    vuliem

  • View
    213

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

05.03.2015

1

B.A.S.E.® - Babywatching

Ein Präventionsprogramm gegen Aggression und Angst, zur Förderung von Sensitivität und Empathie bei Kindern im Alter von 3 bis 11 Jahren

Prospektive Längsschnittstudie zur Wirksamkeit

Hollerbach J, Quehenberger J & Brisch KH

Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Kinderklinik und Poliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital, Abteilung Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie

Inhalte von B.A.S.E. ® - Babywatching:Eine Mutter kommt mit ihrem wenige Wochenalten Baby für die Dauer von 8 Monaten einmal inder Woche in die Kindergartengruppe oder in dieSchulklasse. Durch die spezielle B.A.S.E.® -Fragetechnik (Brisch, 2006) der ausgebildetenB.A.S.E.® - GruppenleiterInnen lernen die Kindersich in die Emotionen und die Motivationen vonMutter und Kind immer besser einzufühlen.

LMU München, Pädiatrische Psychosomatik und PsychotherapiePettenkoferstr. 8a, 80336 München, GermanyEmail: [email protected]

Videobasiertes Verfahren zur Ermittlung der Empathie- und Emotionslesefähigkeit (VVEE)(Hollerbach, Quehenberger & Brisch, 2012)

Entwicklung :Die Entwicklung des VVEE begründet sich darin, dass bislang kaum Verfahren zur Ermittlung der Empathiefähigkeit bei Kindern im Alter von 3-12 Jahren vorliegen. Das VVEE, welchessich an dem Southampton Test of Empathy for Preschoolers STEP (Howe et al., 2008) orientiert, ermittelt die Empathiefähigkeit und den emotionalen Wortschatz der Kinder. Es handeltsich dabei um ein halbstandardisiertes Interview, dass sich vom STEP durch die Anzahl der Videos, die Fragetechnik und die Inhalte der Videovignetten unterscheidet. Innerhalb desVVEE müssen Gesichtsausdrücke und Gestik identifiziert und eingeschätzt werden, dabei wird nicht abgefragt, was ein möglicher Auslöser für die emotionale Reaktion der Kinder imVideo sein könnte. Die Entwicklung eines Testverfahrens im Videoformat hat den Vorteil, dass die Komplexität von emotionalen Ausdrücken in ihrer Gesamtheit erfasst werden und einehöhere Alltagsrelevanz im Vergleich zum Fototest erreicht werden kann. Dies erhöht insgesamt die Objektivität Empathiemessung.

Hintergrundannahmen:Menschliches Einfühlungsvermögen (Empathie) ist ein multidimensionales Konstrukt, das aus Elementen der Wahrnehmung und aus emotionalen Anteilen besteht (Dziobek, 2008). Die Fähigkeit zur Empathie setzt sich aus unterschiedlichen Kompetenzen zusammen: Der affektiven Empathie (emotionales Bewerten und Empfinden) und der kognitiven Empathie (das Erkennen und Verstehen unterschiedlicher emotionaler Gemütszustände, Situationszustände und Perspektiven) (Körner, 1998).

Hypothesen:Es wird angenommen, dass die B.A.S.E.® Fragetechnik , eine Anleitung zur Mind-minde dness durch die Pädagogen,

bei den Kindern in der Interventionsgruppe…

1. das inter- und externalisierende Problemverhalten reduziert (CBCL).2. die kognitive und verbale Verarbeitung der Beobachtung der Mutter-Baby-Interaktion die sprachlichen Fähigkeiten,

insbesondere den spezifischen Wortschatz (Emotionsvokabular), fördert (VVEE).3. die Empathie- und Emotionslesefähigkeit fördert (VVEE).4. die sozio-emotionalen und selbstregulierenden Fähigkeiten fördert (SEN, VVEE).

SPF(Paulus, 2012)

ADS(Hautzinger et al., 1992)

CBCL 4-18(Achenbach, 1991) CBCL 1 1/2-5Achenbach, 1999)

TRF(Achenbach, 1991)C-TRF(Achenbach, 1999)

SEN(Hoekman, 2012)

GEM(Dadds et al., 2008)

VVEE(Hollerbach, Quehenberger, Birsch, 2012)

SETK 3-5(Grimm 2001)SET 5-10(Petermann 2010)

WPPSI-III (Petermann 2009)WISC-IV(Petermann et. al., 2011)

AMSS(Ainsworth 1963)

Kinder X X X

Pädagogen

X X X X X

Eltern X X

B.A.S.E.®

Mütter

X x

Studiendesign:Für die Studie wurde ein Prätest-Posttest Matched-Pair Design (quasi-experimentell) verwendet. Jedem Kind in derInterventionsgruppe, welches wöchentlich am Babywatching teilnimmt, wird ein entsprechendes Kind in der Kontrollgruppegegenübergestellt, welches keine Intervention erhält. Der Messzeitpunkt t1 findet vor der Implementierung der Interventionstatt, t2 nach einer 8 Monate umfassenden Intervention . Die geplante Stichprobengröße wird N= 50 Kinder aus drei Schulenund einem Kindergarten betragen. Alle an der Studie teilnehmenden Einrichtungen befinden sich in Frankfurt am Main.

Methoden:

Forschungsmethodische Herausforderungen:• Entwicklung eines neuartigen Verfahrens (Normierung, Validierung)• Entwicklung eines Codiersystems zur Auswertung der qualitativen und quantitativen Antworten (z.B. verhaltensbasierte Ratingskala)

• Unabhängigkeit der Beobachtung: Interrater-reliabilität• geschachtelte Daten (Kinder innerhalb einer Einrichtung; Ergebnisse können auf Kind- und Einrichtungsebene analysiert werden)

• Unterschiedliche Beobachter und Methoden liefern Daten (multitrait-mulitmethod Ansatz)

Das Verfahren:Die 13 Videovignetten zeigen einen Jungen oder ein Mädchen ineinem der 4 Basisemotionen: (4 x Freude, 4x Trauer, 3x Wut, 2xAngst)Anhand von offenen und geschlossenen Fragen, müssenGesichtsausdrücke und Gestik interpretiert, eingeschätzt und derGemütszustand nachempfunden werden.Durchführung: ca. 12-20 Minuten

Inhalte der Fragen:1. Fähigkeit, sich mit den Gefühlen des Anderen zu identifizieren2. Fähigkeit, empathisch mit dem Anderen zu fühlen3. Fähigkeit, die Perspektive des Anderen zu übernehmen.4. Fähigkeit, sich selbst zu regulieren

Fragen des Verfahrens:Einleitung: Definieren der SkalaÜbungsaufgabe: Zeige mir das fröhlichste, das traurigste, das wütendste und das ängstlichste Gesicht?1. Sage mir, wie du dich gerade fühlst?2. Was meinst du, wie fühlt sich das Kind auf dem Video?3. Wie würde es dir gehen, wenn du dich so fühlen würdest,wie das Kind auf dem Video?4. Was würdest du machen, wenn es dir so gehen würde, wiedem Kind auf dem Video?

Validierung:

Die mit dem VVEE erfassten Werte sollen hoch korrel ieren mit… • der Eltern- und Pädagogeneinschätzung der Empathie (GEM, Dadds et al., 2008)• dem sozio-emotionalen Entwicklungsniveau (SEN, Hoekman 2012)Ausblick:• mit den Ergebnissen des “Facial Action Coding Systems” (FACS Ekman, et al., 2002)

© Copyright K. H. Brisch, München. Alle Rechte vorbehalten

© Copyright K. H. Brisch, München. Alle Rechte vorbehalten

Korrespondenz:Jeannette HollerbachWissenschaftliche Mitarbeiterin des Klinikums der Universität München