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Entzündungen (Gastritis) und Geschwüre des Magens und Zwölffingerdarms Ratgeber für Patienten Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung e.V.

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Entzündungen(Gastritis) und Geschwüre desMagens und Zwölffingerdarms

Ratgeber für Patienten

Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darmund Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung e.V.

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Entzündung (Gastritis) und Geschwüredes Magens und Zwölffingerdarms

Die Entzündung der Magenschleimhaut (=Gastritis) ist häufigund auch bei Patienten ohne Beschwerden anzutreffen. DieGastritis wird in 3 Typen aufgeteilt: A = autoimmun, B = bakteriell, durch das Bakterium Helico-bacter pylori und C = chemisch-toxisch durch Medikamenteoder Reizstoffe/Gifte. Diese drei Gastritisformen sind chronisch, d.h. sie bleiben einLeben lang, wenn sie nicht behandelt werden. Z.B. kann dieB-Gastritis durch die Behandlung der ursächlichen bakteri-ellen Infektion mit Helicobacter pylori geheilt werden.

Die Typ-A-Gastritis wird durch einen sogenannten Auto-immunprozeß verursacht. Hierbei bildet der Körper gegenkörpereigenes Eiweiß Gegenstoffe (Antikörper), die auf derMagenschleimhaut dann zu einer entzündlichen Reaktionmit Untergang des Magendrüsenepithels führen. Im End-stadium kommt es zum vollständigen Drüsenschwund derMagenschleimhaut (atrophische Gastritis) mit Verlust der

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Typ Mögliche Folgen● A = autoimmun ● Vitamin - B-12-Mangel

(durch falsch programmier- Blutarmuttes Immunsystem, Häufig-keit < 1 %)

● B = bakteriell ● Schleimhautschäden(durch Bakterium Helico- Geschwüre, Blutung, (Krebs)bacter pylori, Häufigkeit80 - 90 %)

● C = chemisch-toxisch ● Schleimhautschäden(Aspirin, Schmerzmittel, Geschwüre, BlutungAlkohol u.a., Häufigkeit7 - 15 %)

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Fähigkeit Säure, Pepsin und auch den Intrinsic-Faktor zubilden, der für die Vitamin-B-12-Aufnahme essentiell not-wendig ist. Hält diese Typ-A-Gastritis über Jahre an, so führtder Mangel an Intrinsic-Faktor zur perniziösen Anämie, einerdurch Vitamin-B-12-Mangel bedingten Blutarmut. Diesekann durch Vitamin-B-12-Spritzen leicht behoben werden.

Häufigste Form (80-90 %) ist die Gastritis Typ B. Diese wirddurch Infektion der Magenschleimhaut mit dem BakteriumHelicobacter pylori verursacht. Folgeerkrankungen dieserGastritis B sind das peptische Geschwürleiden sowie das ge-ring erhöhte Risiko für bösartige Magenerkrankungen wieMagenkrebs und Magenlymphom. Auch Reizmagenbe-schwerden können, wenn auch zu geringerem Prozentsatz,durch diese Gastritisform verursacht werden.

Die chronische C-Gastritis (7 - 15 % aller Gastritisformen) wirddurch die Einnahme von Magenschleimhaut-schädigendenMedikamenten wie Aspirin oder Rheumamittel verursacht.Außerdem können verstärkter Reflux (Rückfluß) von Galleaus dem Dünndarm in den Magen sowie das Trinken vonhochprozentigen alkoholhaltigen Getränken aber auchandere Reizstoffe wie scharfe Gewürze etc. diese Formen derchronischen Schleimhautentzündung auslösen.

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Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre

Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre gehören zu häufi-gen Erkrankungen in der Magen-Darm-Heilkunde. In Deutsch-land wird mit 32 - 40.000 Neuerkrankungen im Jahr gerech-net. Ein akut aufgetretenes Magengeschwür kann auchohne Behandlung innerhalb von 4 - 8 - 12 Wochen abheilen,durch moderne Medikamente kann die Abheilungszeit auf1 - 3 Wochen reduziert werden. Lebensgefährliche Komplika-tionen wie Blutungen und Magendurchbruch können da-durch vermieden werden. Typisch für Magen- und Zwölffin-gerdarmgeschwüre ist eine hohe Rückfallneigung mit einerRückfallrate (Rezidivrate) von 40 - 80 % pro Jahr. Aufgrunddieser immer wiederkehrenden akuten Geschwürschübeentwickelt sich das chronische Geschwürleiden, wenn mankeine wirksame Behandlung vornimmt.

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● Häufigkeit in Deutschland: 1,2 Mio./Jahr(abnehmende Tendenz)

● VerhältnisMagen- : Zwölffingerdarmgeschwüre 1 : 4-5

● Spontanheilungsrate (ohne Therapie) in 4 Wochen 20 - 30 %

● 4-Wochen-Heilungsrate unter Therapie 90 - 100 %

● Rückfallrate (ohne Behandlung) 40 - 80 %

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Wie äußern sich Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre?

Während die chronischen Gastritisformen A, B und C primärkeine Beschwerden verursachen, zeichnen sich Magen- undZwölffingerdarmgeschwüre durch typische Beschwerdenwie Schmerzen in der Magengegend, zum Teil ausstrahlend,und sogenannte dyspeptische Symptome (Druck- und Völle-gefühl, Übelkeit, Brechreiz, Aufstoßen) aus. Alarmsymptomewie Bluterbrechen und Abgang von schwarzen Stuhl als Hin-weis auf eine Blutung aus dem oberen Magen-Darm-Traktbenötigen eine sofortige Klärung durch Magenspiegelung.

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Oberbauchschmerzen●„Nüchternschmerzen“● Nachtschmerz● Schmerzen in Abhängigkeit von

Nahrungsaufnahme● Übelkeit, Brechreiz, Aufstoßen● Appetitmangel

Alarmsymptome● Gewichtsabnahme● Schwarzer Stuhl als Hinweis auf Magenblutung● Bluterbrechen

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Wodurch entstehen Magen- undZwölffingerdarmgeschwüre?

Die wichtigste Ursache für Magen- und Zwölffingerdarmge-schwüre ist die chronische B-Gastritis, die durch das Bakte-rium Helicobacter pylori hervorgerufen wird.Weniger häufig werden Geschwüre durch bestimmteSchmerz- und Rheumamedikamente, zu denen auch Aspiringehört, hervorgerufen.Weitere Faktoren sind die gestörte Durchblutung der Schleim-haut (z.B. im Alter oder durch überstarken Nikotingenuß).Der Rückfluß von Gallensaft in den Magen spielt möglicher-weise ebenfalls eine Rolle.

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ChronischeMagenschleimhautentzündung● Helicobacter pylori in über 90 %● Schmerzmittel (Aspirin, Rheumamedika-

mente u.a.)

Mögliche zusätzliche Faktoren● Rauchen● Streß● Gallerückfluß● gestörte Schleimhautdurchblutung

Der Keim Helicobacter pylori verursacht:

● 95 % aller Geschwüre im Zwölffingerdarm● 70 % aller Geschwüre im Magen

Eine dauerhafte Beseitigung des Bakteriums bedeutet:● Heilung (d.h. keine Rückfälle) bei 95 % der

Betroffenen

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Wie stellt der Arzt seine Diagnose?

Bei Verdacht auf Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüreinfolge von Oberbauchbeschwerden und dyspeptischenSymptomen sind die wichtigsten diagnostischen Schritte diekörperliche Untersuchung des Bauchraumes und die Ultra-schalluntersuchung zum Ausschluß anderer nicht zum obe-ren Magen-Darm-Trakt gehörender Oberbaucherkrankun-gen (Gallenblase, Leber und Bauchspeicheldrüse). Die wichtigste Maßnahme ist dann die Spiegelung von Spei-seröhre, Magen und Zwölffingerdarm (Endoskopie, Gastro-skopie) mit direkter Besichtigung der Magen- und Zwölffin-gerdarmschleimhaut. Hierbei können gleichzeitig Gewebe-proben (Biopsien) zur weiteren feingeweblichen (mikrosko-pischen) Untersuchung entnommen werden. Insbesonderewird eine Gewebeprobe zum Nachweis einer Helicobacterpylori-Infektion entnommen.

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● Arztgespräch mit sorgfältiger genauerAnamnese

● Körperliche Untersuchung: Druckschmerz

● Spiegelung von Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm mit Biopsie (Gastritis, H.pylori)

● Ultraschalluntersuchung zur Abklärunganderer Ursachen für Oberbauchschmerzen

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Was kann ich selbst bei Verdacht aufMagen- oder Zwölffingerdarm-geschwüren tun?

Wichtig ist, daß der Patient Art und Wesen der Beschwerdenbei sich genau beobachtet, die der Arzt dann abfragt. Beileichten Magenbeschwerden kann zunächst eine Magen-schonkost mit kleinen, wenig gewürzten und gesalzenenSpeisen unter Vermeiden von Alkohol und Nikotin versuchtwerden. Werden die Beschwerden jedoch stärker oder istfrüher schon einmal ein Magengeschwür festgestellt wor-den, so empfiehlt sich der unverzügliche Besuch des Haus-arztes, der dann alle weiteren Schritte veranlassen wird. EineSelbstmedikation mit säurebindenden und leicht säurehem-menden Medikamenten, die in den Apotheken frei verkäuf-lich sind, kann zwar einige Tage vorgenommen werden. Ver-schwinden jedoch die Beschwerden nicht innerhalb vonwenigen Tagen oder verstärken sie sich sogar, sollte manden Hausarzt aufsuchen.

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Wie behandelt der Arzt Magen- undZwölffingerdarmgeschwüre?

Die Behandlung des Magen- und Zwölffingerdarmgeschwürsrichtet sich nach der Ursache. Bei Nachweis von Helico-bacter pylori bei der Magenspiegelung (siehe oben) wirdeine sogenannte Dreifachbehandlung vorgenommen miteinem starken Säureblocker und zwei Antibiotika, die regel-mäßig täglich über 7 - 10 Tage eingenommen werden sollenund zu über 90 % zur sicheren Beseitigung aller Helicobacterpylori-Keime im Magen führt. Gelingt diese vollständigeHeilung der Magenschleimhaut von der Helicobacter pylori-Infektion, so wird hierdurch eine Heilung der Geschwür-krankheit erreicht, d.h. die ohne diese Behandlung wahr-scheinlichen Rückfälle von bis zu 80 % innerhalb eines Jahreswerden zeitlebens vermieden. Wenn (bei ca. 5 - 10 %) dieHeilung nicht gelingt, muß mit einer erneuten Medikamen-tenkombination nach erfolgter Resistenztestung durch er-neute Probenentnahme die Behandlung nochmals durchge-führt werden mit einer Erfolgsrate von wiederum 80 %. Nurbei sehr wenigen Patienten gelingt eine vollständige Besei-tigung von Helicobacter nicht. Eine erneute Infektion nachvollständiger Ausheilung ist sehr selten.

Bei Geschwürbildungen infolge der Einnahme von Schmerz-und Rheumamedikamenten einschließlich Aspirin solltendiese Medikamente abgesetzt und gleichzeitig stark säure-hemmende Medikamente angewandt werden. Dann heilendie Geschwüre sehr schnell innerhalb von 7 - 14 Tagen ab. InAusnahmefällen können bei zwingender Notwendigkeit diegeschwürbildenden Medikamente weiter verabreicht wer-den unter Verstärkung der säurehemmenden Medikamente.Sind die Geschwüre abgeheilt und die geschwürbildendenMedikamente weiterhin notwendig, so muß eine Dauerbe-handlung mit einem Säurehemmer gleichzeitig zur Dauer-einnahme von Schmerz- und Rheumamitteln erfolgen.

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Allgemeinmaßnahmen● Rauchen aufgeben● Streß vermeiden● wenn möglich, keine

Schmerz-/Rheumamittel

Medikamente:● Säureblocker:

Protonenpumpenblocker (PPI)

● Bei Nachweis von H. pylori:medikamentöse 3-fach Kombination mit PPIplus 2 Antibiotika = Tripeltherapie

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Verfasser:

Prof. Dr. Jürgen Hotz †ehemalsKlinik für GastroenterologieAllgemeines Krankenhaus Celle

PD Dr. A. MadischMedizinische Klinik und Poliklinik IUniversitätsklinikum Carl Gustav Carusan der TU DresdenFetscher Str. 7401307 Dresden

Friedrich-List-Straße 13 . 35398 Giessen . GermanyTel. +49-6 41- 9 74 81 - 0 . Fax +49-6 41-9 74 81 - 18

Internet: www.gastro-liga.deE-Mail: [email protected]

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