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GRUNER GRUPPE MAILING. 27 · GRUNER MAILING. 27 3 EDITORIAL LIEBE LESERIN LIEBER LESER Gerade mal acht Jahre ist es her, seit Steve Jobs das iPhone präsentierte und da - mit nicht

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MAILING. 27

GRUNER GRUPPE

MAILING.27

TITELILLUSTRATION De Mastentop, Antwerpen © KCAP

IMPRESSUM MAILING. der Gruner Gruppe, Ausgabe 27/2015, erscheint einmal jährlich Adresse Gruner AG, Gellertstrasse 55, CH-4020 Basel Autoren Mitar-beitende der Gruner Gruppe Redaktion Marketing, Kommunikation, Gruner AG, Sabine Rempert, Basel Gestaltung Marketing, Kommunika-tion, Gruner AG Fotos Friedel Ammann, Basel, Ralph Bensberg, Zürich, Lilli Kehl, Basel, Manfred Richter, Reinach

GROSSPETER TOWER 4 Hoch hinaus im Süden Basels

TONWERK LAUSEN 6 Hohe Wohnqualität trotz exponierter Lage

GEMEINSAM LEBENSRÄUME SCHAFFEN 8 Interview mit Kees Christiaanse

FELIX PLATTER-SPITAL 12 Planung auf höchstem Niveau

BIM - BUILDING INFORMATION MODELING 14 Interview mit Kees Christiaanse

CAMPUS HÖNGGERBERG DER ETH ZÜRICH 15 Monitoring – dem Verursacher rasch auf der Spur

KINDERSPITAL ZÜRICH 16 Anspruchsvoll in Grösse und Komplexität

GEOMATIK 18 Kontrolle erwünscht

SKY LIGHTS SCHOREN 20 Wirtschaftlich und nachhaltig in die Höhe gebaut

ENTWICKLUNGSSCHWERPUNKT WANKDORF 22 Entwickeln, entflechten, entlasten: Operation am Verkehrsknoten

PUMPSPEICHERWERK VEYTAUX 24 Volle (Wasser-)kraft voraus

HOCHSPANNUNGSVERSORGUNG SBB 26 Mit Hochgeschwindigkeit neu verkabelt

STANDPUNKT 28 Kein Märchen über Fachkräftemangel, den letzten Ingenieurauftrag und die Verantwortung für die Zukunft

NEUAUFTRÄGE 30 Querschnitt durch das aktuelle Portfolio

INHALT 4

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EDITORIAL

LIEBE LESERINLIEBER LESER

Gerade mal acht Jahre ist es her, seit Steve Jobs das iPhone präsentierte und da-mit nicht nur die Mobilfunkindustrie auf den Kopf stellte. Heute gehört es bereits zum Alltag, dauernd vernetzt zu sein und alle möglichen Daten zu sammeln und zu verarbeiten. Kommunikation ist omnipräsent und wir stehen mit der halben Welt in Verbindung.

Diese neuen Technologien lassen von einer Zukunft mit unvorstellbaren Lösungen träumen. Unter den Schlagworten Digitalisierung, intelligente Systeme oder einfach nur «smart» scheint fast alles machbar zu sein. So stösst, wer nach «Smart City» googelt, auf folgende Definition: «Eine Smart City bietet ihren Bewohnern maxi-male Lebensqualität bei minimalem Ressourcenverbrauch dank einer intelligenten Verknüpfung von Infrastruktursystemen (Transport, Energie, Kommunikation etc.) auf unterschiedlichen hierarchischen Stufen (Gebäude, Quartier, Stadt).»

Eine Definition, die uns Ingenieure natürlich anspricht. Systeme intelligent zu ver-knüpfen, ist von jeher unsere Kernkompetenz. Dabei ist der Begriff Verknüpfung zentral, denn bei unseren Projekten geht es im Wesentlichen immer um das opti-male Zusammenwirken von Mensch, Umwelt und Technik. Unsere Aufgabe be-steht darin, dass alles rund um die Projektentwicklung und -realisierung funktioniert.

Die neuen Technologien eröffnen neue Möglichkeiten, erhöhen aber die Komplexi-tät unserer Projekte um ein Vielfaches. Die Technik ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Die grösste Herausforderung ist aber der Faktor Mensch. Immer mehr Spezialisten arbeiten gemeinsam an Lösungen, welche immer mehr Menschen direkt oder indi-rekt beeinflussen. So muss in einem Projekt innert kürzester Zeit eine grosse An-zahl Menschen zusammengebracht und wirksam organisiert werden, um immer komplexere Probleme im Infrastrukturbereich zu lösen.

Die Zukunft mit Visionen wie Smart Cities stellt für die Gruner Gruppe eine grosse Herausforderung dar und eröffnet gleichzeitig grosse Chancen. Getragen von unse-rer Leidenschaft, Projekte zum «Funktionieren» zu bringen, werden wir auch die «smarte» Zukunft meistern.

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen eine abwechslungsreiche Lektüre.

Jon MengiardiLeiter Region Nordwestschweiz

Jon Mengiardi

dipl. Bauing. ETHMSc Environment

Engineering

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HOCH HINAUS IM SÜDEN BASELS

GROSSPETER TOWER

Frank UllmannDipl.-Ing. (BA)Abteilungsleiter Heizung, Lüftung, Klima Gruner Gruneko AG, Basel

Hochhausbauten nehmen in Basel zu und werden das künftige Stadtbild schon von Weitem prägen. Der Grosspeter Tower wird mit 22 Stockwerken und 78 Metern Höhe ein weiteres Wahrzeichen der Stadt Basel werden.

Einzigartige Ausblicke über die Stadt Basel sind spannend, doch noch wichtiger bei einem neuen Gebäude ist sein ökologischer Fussabdruck. Die Erwartungen und Ziele sind hoch für den geplanten Null-Emissions-Hochhausbau. Da-hinter steckt eine ausgefeilte Gebäudetechnik, die von An-fang an interdisziplinär mit den Beteiligten erarbeitet wurde.

Die Gruner Gruneko AG unterstützt im Rahmen ihres Man-dates den Auftraggeber in den Gewerken Heizung/Kälte, Lüftung, Sanitär, MSR sowie Fachkoordination bei dem Erreichen hochgesteckter Energieeffizienzziele.

Energiekonzept basiert auf FotovoltaikDas in Zukunft markanteste Highlight des Gebäudes ist die in der Fassade integrierte Fotovoltaik. Diese steckt mit ihrer Leistung den Rahmen für die im Grundausbau zur Verfügung stehende elektrische Jahresenergie ab. Damit bildet sie eine elementare Randbedingung für das gesamte Energiekon-zept.

Das Herzstück der Energieerzeugung sind reversible Wärme-pumpen. Unter Berücksichtigung aktueller technischer Trends sowie der Rahmenbedingungen angestrebter Ener-gielabels kommen ausschliesslich natürliche Kältemittel zur Anwendung. Für die Wärme- und Kälteerzeugung kommen Propanwärmepumpen, für die Warmwassererzeugung eine CO2-Wärmepumpe zum Einsatz. Das Rückgrat der Energie-erzeugung bildet das Erdsondenfeld, welches gemeinsam mit den Spezialisten der Gruner Böhringer AG entwickelt wurde. Bis auf 250 m Tiefe wurden 56 Bohrungen abgeteuft.

Europaweit erstmals gekoppelte SimulationenEine dynamische Gebäudesimulation in Kooperation mit der Gruner Roschi AG gab die Basis für die Simulation des Lang-zeitverhaltens des Erdsondenfeldes. Das Novum: Gruner konnte europaweit als erstes Unternehmen die Gebäude- simulation mit der Simulation des Sondenfeldes unter Be-rücksichtigung der Anlagenwirkungsgrade koppeln. Damit wurde eine Planungssicherheit in Form einer ganzheitlichen energetischen Simulation ermöglicht.

Hohe Anforderungen – flexible LösungenÜber Niedertemperaturnetze erfolgt die Verteilung von Heiz- und Kühlenergie zu den unterschiedlichen Verbrauchern. Die Berücksichtigung eines flexiblen «Core and Shell»-Prinzips mit Grund- und Mieterausbau ermöglicht dem Auftraggeber, die Nutzflächen in unterschiedlichster Weise im späteren Gebäudebetrieb zu klimatisieren.

Die Lüftungsanlagen ermöglichen trotz der baulich beding-ten geschlossenen Gebäudehülle optimale Aufenthalts- und Arbeitsbedingungen für geplante und zukünftige Nutzungen. Komplexe Rauchschutzdruckanlagen im Bereich des Sicher-heitstreppenhauses sowie maschinelle Entrauchungsanla-gen und Speziallüftungssysteme für die Aufstellung der Pro-pan- und CO2-Kältemaschinen runden dieses Gewerk ab.

Hohe Anforderungen an Legionellenfreiheit und Wasserqua-lität im Rahmen der Warmwasserbereitung des Hotelbe-reichs, die Konzipierung einer komplexen Sprinkleranlage unter Berücksichtigung eingeschränkter Platz- und baulicher Höhenverhältnisse sowie die Bereitstellung der optimalen Druckverhältnisse in allen Hochhausgeschossen zeichnen in diesem Projekt das Gewerk Sanitärtechnik aus.

Ein auf Raumebene modulares und einfach konfigurierbares Automationssystem stellt die für die spätere Nutzungszufrie-denheit immens wichtige Mensch-Maschine-Schnittstelle bereit. Die im Hintergrund arbeitende Gebäudeautomation ermöglicht, aus den geplanten einzelnen Anlagen ein final energieeffizientes Gesamtsystem im Zusammenspiel aller Komponenten und externen wie internen Randbedingungen zu erstellen.

Der Planungsprozess mit BIM ermöglicht frühzeitig einen tieferen Detaillierungsgrad und eröffnet neue Dimensionen hinsichtlich der räumlichen Koordination mit softwarege-stützten Kollisionsprüfungstools. Die Effizienz des Planungs-prozesses vom Konzept zur 3-D-Planung im Modell konnte durch erste Umsetzungen mit BIM deutlich gesteigert wer-den.

Im Rahmen des Planungsprozesses ist seitens der Gruner

Gruneko AG das digitale Bauen und das damit in Verbindung

stehende Building Information Modeling, kurz BIM, bereits

Alltag. Das Projekt wurde als Datenmodell aufgebaut und die

Informationen im Modell beschrieben.

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Obergeschosse

22Gebäudehöhe

78 mNutzfläche

17 000 m2

HLKS-Kosten

16.5 Mio.CHF

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Infolge schwindender Landressourcen werden Gebäude oder ganze Überbauungen immer öf-ter an exponierten Lagen gebaut. Bei der Pro-jektierung solcher Bauvorhaben bedarf es grossen Fachwissens zu allen Themen am Bau. Mehr und mehr ins Zentrum rücken The-men wie Lärm, Schallübertragungen unter den Wohneinheiten, Erschütterungen, aber auch energetische Fragen. Für die planenden Archi-tekten wird die Zusammenarbeit mit Spezialis-ten notwendig. Denn spätestens beim Bauge-suchverfahren wird oft eine Vielzahl von Fach- gutachten und Nachweisen von Amts wegen verfügt. Die einzelnen Gutachten müssen zum Teil interdisziplinär erarbeitet werden, was zu grossem Administrationsaufwand für den Wis-sensaustausch führen kann. Hier ist unsere übergreifende Fachkompetenz gefragt.

Fachgutachten aus einer Hand Für die Neuüberbauung mit 115 Wohnungen, welche auf dem östlichen Teil des Fabrikare-als des Tonwerks Lausen erstellt werden soll, wurden im Baugesuchverfahren folgende, durch unsere Spezialisten zu erstellenden Fachgutach-ten verfügt:> Lärmschutznachweis> Schallschutznachweis (Aussenlärm)> Schallschutznachweis (Innenlärm)> Wärmeschutznachweis> Immissionsprognose – bahninduzierte Erschütterungen und abgestrahlter Körper- schall

Dass wir alle diese Gutachten intern erarbeiten können, ist aus Zeitgründen sowie aus wirt-schaftlichen und administrativen Überlegungen bei Architekten, Bauherren und Investoren glei-chermassen gern gesehen.

HOHE WOHNQUALITÄTTROTZ EXPONIERTER LAGEAuf dem Areal des Tonwerks Lausen ist in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof und zur Bahnlinie eine Wohnüberbauung geplant. Um die Bewohnerinnen und Bewohner möglichst effektiv vor Erschütterungen und Lärm zu schützen, haben die Spezialisten von Gruner entsprechende Fachgutachten erstellt.

Thomas HerzogTechniker HFProjektleiter Bauphysik, AkustikGruner AG, Basel

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Erschütterungs- und Lärmschutz imFokusDas ehemalige Fabrikareal liegt lediglich 25 Meter neben der SBB-Linie von Basel nach Olten und ca. 35 Meter neben dem Bahnhof Lausen. Daher waren Erschütterungs- und Lärmschutz (Aussenlärm) prioritäre Themen. Anpassungen am Projekt haben Auswirkun-gen auf nahezu alle Themengebiete. In die-sen beiden Bereichen leisteten wir entschei-dende projektrelevante Beiträge:

> Mit unserem Bericht zum Thema «Lärm- schutz Aussenlärm» konnten wir die geplan- te Wohnüberbauung so optimieren, dass alle Wohnungen mit Frischluft versorgt werden können, ohne dass sie übermässig durch Bahnlärm gestört werden. Dies führte in eini- gen Wohnungen zu Grundrissänderungen. Dadurch wurde die Qualität der Wohnungen, die gegenüber dem Bahnlärm exponiert sind, gesteigert.

> Aufgrund unseres Berichtes «Bahninduzierte Erschütterungen» konnten die Kosten für den Erschütterungsschutz gegen die Schwingun- gen von Zügen deutlich gesenkt werden. Statt der geplanten, sehr schwierig zu erstellenden Bodenschlitze, die als Schwingungsdämpfer geplant waren, muss nun nur noch eine elas- tische Lagerung der Kellerwände ausgeführt werden. Damit wurde das Aushubvolumen verringert und Material eingespart. Dies zieht eine markante Kosteneinsparung und einen vereinfachten Bauablauf mit sich.

HOHE WOHNQUALITÄTTROTZ EXPONIERTER LAGE

Thomas Herzog, was kann die Abteilung Bauphysik, Akustik bereits heute zur Entwicklung beitragen?«Durch unser breites Know-how in Energiefragen beraten wir unsere Kunden oft über die gesetzlichen Anforderun-gen hinaus. Wir geben ihnen Tipps und Anregungen, wie die geplanten Gebäude noch energiesparsamer be-trieben werden könnten.»

3-D-Visualisierung der Lärmausbreitung mit CadnaA (Computer Aided Noise Abatement)

Die Wohnüberbauung mit 115 Wohnungen wird auf dem Areal Ost erstellt. Auf dem Areal West werden die attraktiven, alten Backsteinindustriegebäude aus dem Jahr 1914 revitalisiert und weiteren Nutzungen zugeführt.

PROGNOSEN FÜR DIE SMART CITYWelche Kompetenzen werden in Zukunft verstärkt nachgefragt werden?«Aufgrund unserer Behaglichkeitsansprüche werden im Sommer gekühlte Räume immer mehr zum Standard ge-hören. Daher werden Energieeinsparungen im Sommer relevant und Vorschriften dazu stärker in die Gesetzge-bung einfliessen. Da sehe ich grosses Potenzial für die Entwicklung von energieeffizienten Lösungen.»

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GEMEINSAMLEBENSRÄUMESCHAFFEN

Smart City ist ein Begriff, der Stadt- und Raumentwick-lung, Energieproduktion und -verteilung, Architektur, Konstruktion, Gebäudetechnik und Infrastruktur mit-einander verbindet. Ein guter Grund für die Gruner Gruppe, sich mit diesem Begriff auseinanderzusetzen, da alle Kompetenzen des Unternehmens involviert sind.

Statistiken besagen, dass der überwiegende Teil des Energieverbrauchs Städte und ihre Agglomerationen betrifft. Bund, Kantone, Gemeinden, Städte, Stadtpla-ner, Architekten und Ingenieure unterschiedlicher Fachgebiete sind gefragt wie nie, Lösungen zu erarbeiten, um eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit und der Zukunft – den wirtschaftlichen Umgang mit Energie und Mobilität – zu meistern und den Weg zur Smart City zu bereiten.

Eine Smart City umfasst Lösungsansätze in allen Lebensbereichen: energieeffizi-enter Wohnraum, CO2-freie Heizanlagen, maximale Nutzung natürlicher Ressour-cen, aber auch ein nachhaltiges Mobilitätsmanagement und soziale, ökologische und ökonomische Aspekte. Das Ziel ist, neben einer optimierten Energieeffizienz, eine höhere Lebensqualität.

Vernetzung von Menschen, urbanen Räumen und technischen Systemen Noch befindet sich das Konzept von Smart Cities in der Aufbauphase. «Smart wird etwas nur, wenn es der Mensch smart macht.» Dieses Zitat von Kees Christiaanse, Professor für Architektur und Städtebau an der ETH Zürich und Gründer und Partner des Planungsbüros KCAP in Rotterdam, Zürich und Schang-hai, trifft die Problematik: Wichtigster Faktor bei den Bestrebungen für Smart Cities ist der Mensch. Technik und Digitalisierung können in Bereichen der Pla-nung, der Prozessoptimierung, der Mobilität, der Energieverteilung, der Gebäu-detechnologie und in der städtischen Energieplanung nur unterstützen; gefragt sind Engagement und Innovationen. Die übergreifende Zusammenarbeit von Bürgern, Behörden, Industrie, Wissenschaftlern, Entscheidungsträgern, Planern und Visionären ermöglicht, Bedürfnisse zu ermitteln und Ziele zu erreichen. Eine Philosophie, die auch bei der Gruner Gruppe gelebt wird.

Kees Christiaanse ist mit voller Leidenschaft und Begeisterung Architekt und Stadt- und Raumentwickler. Er engagiert sich für eine intelligente Stadtentwick-lung, benötigt dafür jedoch nicht den Begriff der Smart City.

Eines der wichtigsten Zukunftsthemen unserer Zeit ist die Energie. Sie versteckt

sich im Begriff der Nachhaltig-keit, in der Ressourcen-

effizienz und seit einiger Zeit im Begriff der Smart City.

Darüber und über Stadt- und Raumentwicklung haben wir

uns mit Kees Christiaanse unterhalten.

GRUNER MAILING. 27 9GRUNER MAILING. 27 9© K

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SMART WIRD ETWAS NUR, WENN ES DER MENSCH SMART MACHT.

KEES CHRISTIAANSE IM GESPRÄCH

Kees Christiaanse – Architekt, Stadt- und Raumplaner, Zukunftsdenker, Weltreisender, Radfahrer, Gesellschafts-beobachter und digitaler Vorreiter.

Smart City ist ein Begriff, der aktuell sehr häufig verwendet wird. Haben Sie einen Bezug zu diesem Begriff?Nein, ich habe keinen Bezug zu dem Begriff. Smart wird etwas nur, wenn es der Mensch smart macht. Computer sind nicht von alleine smart, sie sind nur eine Art verlängerter Bleistift, ein Hilfsmittel, ein Werkzeug. Der Entwurf wird vom Mensch gemacht. So ist es auch mit der Stadtentwicklung, bei der Energie, bei allem: Die Stadt muss von Men-schen entwickelt und gebaut werden.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei der Stadtentwicklung?Die Digitalisierung hat schon räumliche Ver-änderungen mit sich gebracht. Ein Beispiel: Vor Jahren hat die Post in den Niederlanden geglaubt, dass die Digitalisierung das Post-wesen verdrängen würde, und so wurde die Post privatisiert. Einige Jahre später hat man die Zukunftsperspektive der Post wieder entdeckt und festgestellt, dass aufgrund der massiven Warenströme ein grosses wirt-schaftliches Potenzial vorhanden ist. So hat

Welche Lösungen aus Stadt- und Raumentwicklungen in Asien könnten für Schweizer oder europäische Städte interessant sein?Hochwertige Convenience-Stores als Quar-tierszentren sind eine Idee aus den USA, die in Asien perfektioniert wurde. Diese Zentren ent-halten unterschiedliche Nutzungen, die man für den täglichen Bedarf braucht, wie Lebens-mittel, medizinische Versorgung, Entertain-ment, Banken, Versicherungen.

Kleine Transporter dienen als Verteiler. Die Waren sind gekühlt, alles bleibt frisch. Der Mensch muss nicht den weiten Weg zum Hauptgeschäftszentrum machen, sondern die Waren kommen in seine Nähe.

So wird die Infrastruktur effizient genutzt. Es gibt weniger Staus und es wird weniger Zeit für Erledigungen benötigt. Die Digitalisierung unterstützt die Distribution. Dieses System der lokalen Versorgung hat viele Vorteile. Einer- seits ist diese Tendenz für die Ökonomie hochinteressant, andererseits steigert sie die Lebensqualität.

die Digitalisierung einen neuen Markt ge-schaffen: Distributionszentren.

Man hat herausgefunden, dass Transporte von Gütern auf den letzten 10 Kilometern am teuersten sind. Die neuen lokalen Distri-butionszentren lösen dieses Problem. Die dafür notwendigen Lagerräume legt man an den Rand der Städte. Die Digitalisierung ver-einfacht und unterstützt die Versorgung und die Organisation.

Wie können Infrastruktur und Stadt-entwicklung aufeinander abgestimmt werden?Es geht nicht nur darum, die Infrastruktur immer weiter auszubauen, man muss auch ländliche Regionen und Quartiere wieder attraktiver machen. Ein Quartierszentrum versorgt die Bewohner, entlastet die Infra-struktur, dient als Begegnungsstätte und steigert die Lebensqualität. Eine polyzentri-sche Stadtentwicklung ist für Ballungsräu-me wie Zürich sehr wichtig.

Einen umfassenden Einblick in die Tätigkeit von Kees Christiaanse gibt es auf seiner Website www.kcap.eu. Als Stadt- und Raumplaner für Projekte überall auf der Welt wie in Rotterdam, Zürich oder Shenzhen ist Kees Christiaanse immer bestrebt, einen massstabsgerechten Rahmen zu schaf-fen, für mehr Lebensqualität und kommunikatives Miteinander. «Stadtplanung bedeutet, Lebens-räume für Freiheit zu schaffen.»

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GANZ PRIVATWelches Verkehrsmittel nutzen Sie persönlich gerne?Das Fahrrad nutze ich sehr gerne. Man er-lebt die Stadt und die Menschen mehr und taucht ein in die Stadt und die Gesellschaft.

Wie bekommen Sie das grosse Pensum an Projekten, Veranstaltungen, Vorträ-gen, Workshops überall in der Welt unter einen Hut?Ich schaffe es eigentlich immer, am Wochenen-de nicht zu arbeiten. Ab Montag früh um 7 Uhr bis Freitagabend gegen 20 Uhr bin ich im Sprint, aber dann ist Wochenende. Und ich kann sehr gut im Zug oder im Flugzeug arbei-ten. Dann schreibe ich gerne Texte oder mache auch Zeichnungen. Die Bewegung tut dem krea-tiven Prozess gut. Ausserdem sind die öffentli-chen Verkehrsmittel sehr interessant, weil man Menschen aus unterschiedlichen Ländern ken-nenlernt und man viel mehr von dem gesell-schaftlichen Leben mitbekommt.

Das bedeutet jedoch nicht, dass man den Stadtkern ignorieren sollte. Die jeweiligen Stadt- und Stadtteilzentren, wie Geschäfts-zentren, Flughafen, Universität und Altstadt, haben ihre Daseinsberechtigung und unter-schiedliche und wichtige Funktionen, die sie erfüllen.

Sie sind Stadt- und Raumentwickler und Architekt. Wie unterscheiden sich diese Aufgaben voneinander?Als Städtebauer muss man strategisch und politisch denken. Es gibt viele Vorgaben und

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Interessen zu berücksichtigen. Die Projekte sind oft sehr langwierig und oft führen sie gar nicht zum Ziel. Als Städtebauer kann es sein, das man sein eigenes Projekt nicht überlebt. Entscheidungen werden zurückge-stellt oder aufgrund von politischen Verän-derungen wieder revidiert. Der Einfluss als Städtebauer ist jedoch viel grösser.

Bao’an Coastal City, Shenzhen

OZ Nature Urbaine, Montpellier

Wijnhaveneiland, Rotterdam

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Am Anfang des Projekts stand ein Wettbewerb, aus welchem im November 2014 das Team «HandinHand» als Gewinner hervorging. Planung, Prozesse und Kommunikation müssen Hand in Hand laufen, um der BIM-Methode gerecht zu werden. «HandinHand» passt zur Aufgabe eines BIM-Projekts.

Dieser Grundgedanke der optimierten Zusam-menarbeit spiegelt auch die Funktion des Spi-tals als Haus der Genesung für betagte Men-schen wider. Im Neubau des Felix Platter- Spitals, FPS, entsteht unter der Federführung der Architekten wörner traxler richter pla-nungsgesellschaft mbh mit der ARGE «Hand- inHand»* auf vier oberirdischen und zwei un-terirdischen Geschossen ein führendes Zent-rum für universitäre Altersmedizin und Rehabilitation. Gruner ist im Planungsteam mit Leistungen in den Bereichen Bauingenieur-wesen, Brandschutz, Bauphysik, Verkehrspla-

nung und Nachhaltigkeit beauftragt. Ein Vor-teil des künftigen Gesundheitszentrums wird sein, dass die Patienten während verschiede-ner Heilungsstadien unter einem Dach gut versorgt werden. Das Spital wird Leistungen in den Bereichen Akut-Altersmedizin, Rehabi-litation, Alterspsychiatrie, Palliativmedizin, Ergo- und Physiotherapie beinhalten. Die Eröffnung des neuen Felix Platter-Spitals ist, nach einem mehrmonatigen Testlauf, für Juli 2018 geplant.

Ein wichtiger Faktor im Gesundheitswesen sind die Kosten. Dabei spielen bei einem

Spitalneubau nicht nur die Entstehungskos-ten eine Rolle, sondern viel mehr noch die Betriebs- und Unterhaltskosten. Hier sind Lösungen gefragt, die dies schon bei der Planung berücksichtigen. BIM, Building In-formation Modeling, ist eine Methode, die entsprechende Lösungen anbietet.

* ARGE «HandinHand»: Marti Generalunterneh-mung AG, Bern, BAM Swiss AG, Basel, BAM Deutschland AG, Stuttgart (D), Architekten wörner traxler richter planungsgesellschaft mbh, Frankfurt am Main (D), Holzer Kobler Architekturen, Zürich

FELIX PLATTER-SPITALPLANUNG AUF HÖCHSTEM NIVEAU

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Was steckt hinter BIM?Das Building Information Modeling basiert auf Softwarelösungen, die es ermöglichen, fach-übergreifende Gebäudedatenmodelle in 3-D darzustellen. Daten verschiedener Ressourcen und Formate werden z.B. in das einheitlich nutzbare Format IFC, Industry Foundation Classes, umgewandelt. So entsteht eine Infor-mationsquelle, auf die alle Planungsbeteiligten zugreifen können. In Verbindung mit CAFM-Lö-sungen, Gebäudeleittechnik, dezentralen Da-ten- erfassungssensoren, Alarmsystemen und Anlagensteuerungen entsteht ein integrales Ins-trument für Liegenschaftsmanagement.

Was braucht es für BIM?Technisch gesehen sind die Grundvorausset-zungen die Modellierung des Projekts in 3-D und eine gemeinsame Softwarebasis für einen reibungslosen Datenaustausch. Wichtigster Faktor jedoch: der Mensch.

Claudio SternDipl. Bauingenieur ETHZ Geschäftsbereichsleiter

Gruner AG, Basel

Michael Schumacherdipl. Bauing FH, M. Eng

AbteilungsleiterGruner AG, Basel

BIM me up, ScottyWir schreiben das Jahr 2015 und die Herausforderung heisst für Bauherren, Planer und andere Projektbeteilig-te die Planung und Realisierung eines wirtschaftlichen Spitalbaus für die Zukunft unter Einbeziehung der BIM- Methode. Diese Methode anzuwenden, war schon in den Wettbewerbsgrundlagen festgelegt. Der Vorteil liegt darin, dass der Betrieb schon in der Planungsphase be-rücksichtigt wird. Eine umfassende Objektdokumentation in 3-D ermöglicht eine optimierte Life-Cycle-Orientierung.

Von Beginn an müssen die Projektbeteiligten gut zusammenarbeiten, kommunizieren und frühzeitig Entscheidungen treffen, um die ge-meinsame Informationsbasis zu schaffen.

Was bringt BIM?Der Zugriff aller Planungsbeteiligten auf Ge-bäudemodelle in einem einzigen Datenfor-mat optimiert die Planung, die Ausführung und die Bewirtschaftung. Mit dem fachüber-greifenden Einarbeiten in ein Gebäudemodell können Fehler frühzeitig entdeckt und kos-tenrelevante Änderungen in späteren Phasen vermieden werden. Zudem ist der gemeinsa-me Planungsstand immer aktuell, konsistent und beinhaltet eine geringe Redundanz.

Was bedeutet BIM im Planungsprozess?BIM bedeutet für alle Beteiligten, frühzeitig Entscheidungsgrundlagen zu liefern, Entschei- dungen herbeizuführen oder Entscheidun-

gen zu treffen. Es sind also nicht nur die Pla-ner gefragt, sondern auch der Bauherr, der sich in einer frühen Phase des Projekts auf Details festlegen muss.

In BIM-Projekten werden vom Bauherrn zu-erst Regeln definiert, was in das Gebäude-modell eingepflegt werden soll, wie bei-spielsweise die Raumprogrammkontrolle. Totalunternehmer und Planer erhalten diese Bauherrenvorgaben. Sie kooperieren eng mit- einander und kontrollieren die jeweils gefrag-te Leistung, wie z.B. das Architekturmodell. So können während der Planungsphase Pro-zesswege zwischen Patienten- und Schwes- ternzimmer, Flächenvorgaben, Fluchtwege oder technische Ausrüstungen für bestimmte Räume abgefragt werden. Änderungen wer-den schnell überprüft und fachübergreifend aktualisiert.

FELIX PLATTER-SPITALPLANUNG AUF HÖCHSTEM NIVEAU

Betten

240Nutzfläche

18 000 m2geschätzte Baukosten

200 Mio. CHF Jahr der Eröffnung

2018

KENNZAHLEN

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BIM ist kein einfaches Hilfsmittel, welches jegliche Fehler vermeidet oder Planungs- und Kontrollleistungen ersetzt. Im Gegenteil. Wir haben mit Kees Christiaanse über seine Erfahrungen mit der Digitalisierung und BIM gesprochen.

den daher auch intern Fachleute aus. Leider kann es passieren, dass gute Spezialisten von Animationsfirmen abgeworben werden.

Für welche Projekte ist BIM am besten geeignet?Den grössten Nutzen bringt die Methode vor allem bei Projekten, bei denen die Informatio-nen noch weiter genutzt werden für das Facili-ty Management. BIM unterstützt Projekte wie beispielsweise im Krankenhausbau, weil die Wirt-schaftlichkeit des Betriebes enorm wichtig ist. Bei Wohnprojekten sieht das wieder anders aus.

Könnte eine Methode wie BIM Probleme, wie sie beim Flughafen Berlin-Branden-burg aufgetreten sind, reduzieren?Digitalisierung ist gut, aber auch nur so gut wie der Mensch, der sie anwendet. Ich glau-be nicht, dass man mit BIM grundlegende Probleme vermeiden kann. Ich denke, beim Flughafen sind die Probleme woanders zu suchen. Es ist auch schwieriger, einen neuen Flughafen zu bauen, als einen bestehenden wie in Frankfurt oder Zürich auszubauen und immer wieder zu erweitern. Allerdings muss man sagen, dass es auch Flughäfen gibt, die neu aus dem Boden gestampft wurden und trotzdem funktionieren und gut realisiert wur-den, z.B. von Sir Norman Foster. Es spielen aber auch die Gesetzgebung und Vergabe-richtlinien eine grosse Rolle.

BUILDING INFORMATION MODELING

BIM

KEES CHRISTIAANSE IM GESPRÄCH

AM ANFANGWann haben Sie das erste Projekt com-puterunterstützt bearbeitet?1981 haben wir im Office of Metropolitan Ar-chitecture in Rotterdam zum ersten Mal eine CAD-Zeichnung über ein Büro erstellen las-sen, welches Pläne für die Leitungsverlegun-gen für Ölraffinerien lieferte. Etwas später haben wir im OMA fünf Perspektiven mit dem Computer gezeichnet und zum Drucken in Auftrag gegeben. Die Zeichnungen waren sehr schlicht, der Druck hat drei Stunden ge-dauert und 5000 Gulden (ca. 3820 CHF) ge-kostet. Anschliessend haben wir die Zeich-nungen noch mit der Hand nachkoloriert.

Waren Sie damals schon begeistert vom computerunterstützten Zeichnen?Nein, das kam erst später. Noch war alles viel zu dürftig und auch zu teuer. Als Rem Koolhaas 1986 bei OMA zu mir kam und sag-te: «Wir müssen Computer kaufen», meinte er nicht zum Zeichnen, sondern für die Buch-haltung. 1988 haben wir fünf Spielecomputer gekauft, weil unser erstes Computerzeichen-programm nur auf Atari-Spielecomputern lief.

Wann haben sie das erste BIM-Projekt erarbeitet?BIM haben wir circa 2001 das erste Mal ein-gesetzt. Das war in Rotterdam und wir hat-ten vier Mitarbeitende, die damit arbeiten konnten. Alles war noch sehr schwierig und experimentell. Es waren die Anfänge und wirklich gute Leute in dem Bereich zu finden, war nicht einfach.

BIM hat viele Vorteile; was sind die Risiken?Es ist ein sehr guter Trend, aber es gibt auch Risiken. Denn wenn Probleme entstehen, dann werden sie oft sehr gross, weil sie fachüber-greifend sind und sich durch die Nutzung einer einzigen Informationsressource kumulieren. Er-kennt der Computer Fehler nicht und die Disziplin fehlt, alles zu kontrollieren, wächst das Problem. Ein Beispiel ist die Mengenermittlung mit BIM. Werden Wandabschnitte über den Türen nicht gezeichnet, werden sie bei der Mengenermitt-lung nicht erfasst. Ein solcher Fehler kann grosse Auswirkungen auf die Kosten haben.

Was ist wichtig bei der Bearbeitung mit der BIM-Methode?Das wichtigste ist ein hohes Mass an Kom-petenz und Disziplin; sehr viel Disziplin. Wich-tig ist auch gutes Fachpersonal. Noch gibt es nur wenige Ausbildungsmöglichkeiten. Wir bil-

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Wijnhaveneiland und Red Apple, Rotterdam

DAS WICHTIGSTE IST EIN HOHES MASS AN DISZIPLIN.

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DEM VERURSACHER RASCH

AUF DER SPURAuf dem Campus Hönggerberg der ETH Zürich wird unmittelbar neben einem Lehr- und Forschungsgebäude gebaut. Mit einem Echtzeit-Monitoring und der Lokalisierung der Erschütterungsquelle schützt unsere Abteilung Bauphysik, Akustik die hochempfindlichen Laborapparate vor möglichen Schäden.

Auf dem Campus Hönggerberg entstehen zurzeit zwei Wohnsiedlungen mit insgesamt fünf Gebäudeteilen. Die rund 900 Wohnein-heiten für Studierende sollen im Herbst 2016 bezugsbereit sein. Beide Baustellen umfassen zusammen rund 13 000 m2 und liegen in un- mittelbarer Nähe des Lehr- und Forschungs- gebäudes HCI, welches das Departement Chemie und Angewandte Biowissenschaften beherbergt. Hier wird mit hochempfindlichen Apparaten gearbeitet; der Schutz vor Erschüt-terungen ist enorm wichtig.

Smartes Echtzeit-MonitoringAufgrund der Flexibilität unseres bewährten hauseigenen Monitoring-Systems konnten wir die Messtechnik projektspezifisch ins-tallieren. Die sehr sensiblen Sensoren, plat-ziert im Bau HCI, messen bereits die kleins-te Erschütterung. Erfassung, Übertragung und Alarmierung erfolgen automatisch mit-tels hauseigener Software und standardi-sierter Hardware via Internet. Durch die Standardisierung ist es möglich, via VPN- Verbindung (Virtual Private Network) über das ETH-eigene Netzwerk auf die Sensoren zuzugreifen, wodurch die Sicherheit erhöht

wird, da Funklösungen als unzuverlässig gelten. Als Bonus für den Kunden konnten mit geringem Aufwand Webcams in das System integriert werden, die ihn bei der Dokumentation unterstützen. Die Visualisie-rung der erhobenen Messdaten und die Bil-der der Webcams sind für den Kunden auf einer passwortgeschützten Webplattform zugänglich.

Rasches Handeln dank LokalisationWas nun, wenn die gemessene Erschütte-rung den Grenzwert übersteigt? Die ETH Zü-rich Hönggerberg hat für diesen Fall klare Vor-gaben gemacht: Sofortige Einstellung beider Baustellen, bis die Quelle gefunden ist und Massnahmen getroffen sind. Ein solcher ge-nereller Baustopp wäre mit erheblichen Mehr-kosten verbunden. Um dies zu vermeiden, haben wir vier hochsensible Sensoren strate-gisch um die Baustellen platziert. Sie sind über die hauseigene Software untereinander und mit dem Monitoring-System vernetzt. Aufgrund der Laufzeitdifferenzen bei einer Er-schütterung können wir die betreffende Bau-stelle identifizieren respektive die Erschütte-rungsquelle lokalisieren und rasch gezielt Massnahmen einleiten.

Dank interdisziplinärer Zusammenarbeit mit Fachabteilungen von Gruner sowie dem Know-how und dem Equipment unserer IT-Abteilung konnten wir unser smartes Echtzeit-Monito-ring-System inklusive Lokalisierung auf die spezifischen Anforderungen dieses Projektes ausrichten.

Markus RinggerDr. phil. II, Physiker

Stv. Leiter Bauphysik, AkustikGruner AG, Basel

Wir vernetzen projektspezi-fisch Sensoren, hauseigene Software und Internet zu einem intelligenten Echtzeit- Monitoring-System, das weitgehend autonom eine lückenlose Überwachung, Lokalisation und rasche Alarmierung sichert.

Markus Ringger

Die beiden Baustellen unmittelbar neben dem Bau HCI (links) werden rund um die Uhr auf Erschütterungen überwacht.

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Damit das Kinderspital Zürich auch in Zukunft seinen Leistungsauftrag erfüllen kann und die Versorgungssicherheit für Kinder und Jugend-liche gewährleistet bleibt, entschied sich die Eleonorenstiftung – private Trägerin des Kin-derspitals – für einen Spitalneubau in Zürich Lengg.

Bewährte ZusammenarbeitDer Auftrag für Planung und Realisierung des Neubaus ging an die Arbeitsgemeinschaft ARGE KISPI von Herzog & de Meuron (Archi-tektur) und der Gruner AG (Gesamtleitung Bau, Baumanagement). Der Wettbewerbs-beitrag des Basler Architekturbüros Herzog & de Meuron erfüllte die anspruchsvollen Ziel-setzungen der Bauherrin am besten. Er über-zeugte die Jury mit seiner Wirtschaftlichkeit,

der hohen betrieblichen und organisatorischen Funktionalität, der Möglichkeit einer baulichen Erweiterung sowie einer kinder- und familien-gerechten Architektur.

Heterogene Anforderungen auf höchstem NiveauEin komplexes Raumprogramm, umgesetzt in lebendiger, funktionaler Gestaltung und ge-samthaft behaglicher, kindgerechter Atmo-sphäre – das sind einige der wesentlichen An-forderungen der Bauherrin, denen sich die ARGE KISPI mit dem Neubau des Akutspitals stellt. Im Gebäude für Labor, Lehre und For-schung ist der Austausch von Wissen und Ide-en zwischen den Mitarbeitenden zur Förde-rung von Innovation von zentraler Bedeutung.

Gesamtleitung und mehrAls Generalisten mit einem umfassenden Leistungsspektrum aus einer Hand sowie langjähriger Erfahrung mit der Leitung von Grossprojekten ist Gruner der geeignete Part-ner. In der Funktion Gesamtleitung Bau zeich-nen wir unter anderem verantwortlich für das professionelle Baumanagement sowie die Einhaltung der Kosten-, Termin- und Qualitäts-vorgaben in jeder Projektphase. Zusätzlich zur Gesamtleitung Bau und zum Baumanage-ment wurde Gruner mit der Verkehrsplanung, der Planung von Sicherheit und Brandschutz sowie dem Erstellen eines Umweltverträg-lichkeitsberichtes mandatiert.

Im Oktober dieses Jahres begann das Bau-projekt. Der Baubeginn ist auf 2017 geplant; bezugsfertig soll der Neubau 2021 sein.

Lutz WörnerDipl.-Ing. Architektur (TH)AbteilungsleiterGruner AG, Basel

Aufgrund der stetig steigenden Zahl der Patienten im ambulanten und stationären Bereich leidet das Kinderspital Zürich seit Längerem unter sehr engen Platzverhältnissen. Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, ist der Neubau in Zürich Lengg geplant. Gruner wurde mit der anspruchsvollen Gesamtleitung Bau inklusive Baumanagement beauftragt.

ANSPRUCHSVOLLIN GRÖSSE UND KOMPLEXITÄT

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Akutspital Bruttogeschossfläche

72 000 m2entspricht der Fläche von 11 Fussballfeldern

Gesamtvolumen

302 000 m3

Anzahl Raumtypen, ca.

50–60*

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Das Akutspital ist eine flach gestreckte und subtil gegliederte Anlage mit einer zurückhaltenden äusseren Erscheinung. Ein-fache, rechtwinklige, unregelmässig angelegte Hofeinschnitte unterteilen das Gebäude und geben ihm die kindgerechte, kleinmassstäbliche Gliederung. Zusätzlich schaffen unter-schiedlich grosse, kreisrunde Höfe klare Orientierungspunkte in dieser modularen Ordnung.

Labor, Lehre und Forschung im RundgebäudeBruttogeschossfläche

13 000 m2

Gesamtvolumen

48 000 m3

Anzahl Raumtypen, ca.

20–30*

Effizienter Informations-austausch dank intelligenter Vernetzung

Lutz Wörner, arbeitet Gruner beim Projekt Kinderspital Zürich mit BIM?Ja, die Grundlagen haben wir im Vorprojekt geschaf-fen, sodass wir ab der Planungsphase Bauprojekt mit Building Information Modeling arbeiten werden, der Schwerpunkt liegt ganz klar auf Datenmanage-ment.

Auf welchen Grundlagen basiert BIM in diesem Projekt?Die Grundlage zur vollumfänglichen Nutzung von BIM ist die Übersetzung des Raum- und Funktions-programms in eine Datenbankanwendung für inte- griertes Programm-Management der Bauindustrie. Zum Einsatz kommt es in erster Linie für die Pro-grammvalidierung und das Datenmanagement. Hier-bei kann es mit anderen CAD-Anwendungen ver-wendet werden, um Building Information Modeling zu unterstützen. Das Programm ist in der Lage, In-dustry-Foundation-Classes-Daten zu importieren und zu exportieren, was uns nach einer Eingewöh-nungsphase die tägliche Arbeit erleichtern wird.

Ist BIM eine zukunftsweisende und wichtige Methode?Das Bauen und Betreiben im 21. Jahrhundert zeich-net sich durch eine schnelle und effiziente Kommu-nikation zwischen Architekten, Ingenieuren, Bauher-ren und künftigen Nutzern aus. BIM schafft durch die Vernetzung eines Gebäudemodells mit den rele-vanten Daten für Planung und Bewirtschaftung das zentrale Element im Informationsaustausch zwi-schen allen Beteiligten, also ganz klar ja.

Einen Kontrapunkt zum Spitalgebäude setzt das Gebäude für Labor, Lehre und Forschung: sieben Stockwerke hoch, rund, um einen zentralen Innenhof angelegt. Der unmittelbare Sicht-bezug der Nutzerinnen und Nutzer wird über diesen gemein-samen, offenen, verglasten Lichthof ermöglicht. Über ein grosses Oberlicht wird auch der Auditoriumsbereich mit die-ser Halle verbunden.

* Die Raumtypen ergeben sich aus derzeit 1800 Einzelräumen des Gesamtareals.

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Karl Thüring Konstrukteur TiefbauAbteilungsleiter GeomatikGruner Böhringer AG, Oberwil

KONTROLLE ERWÜNSCHT

GEOMATIKDie Geomatik hat mit dem ursprünglichen Vermessungs-wesen nur noch wenig zu tun. Einerseits hat die Digitali-sierung vieles verändert, andererseits haben sich auch die Aufgabenbereiche um ein Vielfaches erweitert.

18 GRUNER MAILING. 2718 GRUNER MAILING. 27

Schon beim Bau eines Einfamilienwohnhau-ses sind die Veränderungen offensichtlich. Wurde früher die Baugrube eingemessen und abgesteckt und nach Architektenplan ausge-hoben, werden heute ganz präzise digitale Geländemodelle erstellt, die in 3-D aus allen Richtungen betrachtet werden können. Kleinste Höhenunterschiede und für die Projekt- realisierung schwierige Topografien können visualisiert werden.

Die Vorteile liegen u.a. in der Genauigkeit von ca. ± 0.5 mm bis ± 5 cm, den geringeren Ver- messungskosten, der Herstellung von exakten Baufeldgrenzen, Höhen und Neigungen auch in Kurvenbereichen und der Reduzierung von Maschinenkosten. Beliebig viele Maschinen können mit der gleichen GPS-Basis fahren.

Genauigkeit und Zeit sind massgeblichDer überwiegende Aufgabenbereich befasst sich jedoch mit Projekten öffentlicher Auftrag-geber. So z.B. kilometerlange Leitungsverle-gungen, bei denen die Kabel- und Leitungs-trassees alle 5 Meter mit Landeskoordinaten und Meereshöhe aufgenommen und doku-mentiert werden müssen.

Eine besondere Spezialität der Gruner Böhrin-ger AG ist die Bahnvermessung. Aktuell, seit Juni 2015, werden die Gleise der Strecke Flüh – Rodersdorf erneuert. Hier zeigt sich auch das für den Kunden so wertvolle interdiszipli-näre Miteinander: Die Gruner AG wurde mit den Planungsleistungen beauftragt, die Gru-ner Böhringer AG mit der Vermessung; kurze Wege, direkte Kommunikation, weniger Schnitt- stellen, geringere Kosten und sehr gutes Team-work, damit die sechs Bauequipen und drei Vermessungsteams aufeinander abgestimmt getaktet sind.

EINSÄTZE Aufträge von Architekten pro Jahr

50 Leitungsaufnahmen pro Jahr

200

LASERSCANNINGMessungen: Lage und Höhe/Sekunde

50 000

GENAUIGKEITPräzisionsnivellement mit Digitalnivellier Höhe

± 0.5 mm Absteckung mit TachymeterLage und Höhe

± 3 mm Absteckung mit GPS Lage

± 2 cm Höhe

± 5 cm

ca.

ca.

KENNZAHLEN

GRUNER MAILING. 27 19

Volumendifferenzberechnung aus 3-D-Vermessung mit LaserscanningSteinbruch Ettingen

3-D-Aushubmodell Felix Platter-Spital, Basel (Unteransicht)

Digitales Geländemodell Kreisel Dorenbach, Basel

GRUNER MAILING. 27 19GRUNER MAILING. 27 19

Wie wichtig Genauigkeit und Zeit sind, zeigt sich besonders bei Bahnprojekten wie dem Bahnübergang über die Bahnhofstrasse in Therwil. Rund um die Uhr wurde vom 1. bis 4. Mai 2015 altes Schienenmaterial entfernt, das Trassee ausgehoben, eine neue Koffe-rung eingebaut, die Herstellung ständig vom Planungs-, Bauleitungs- und Vermessungs-team kontrolliert, überwacht und millimeter-genau abgenommen. Am Montagmorgen, 3.00 Uhr, war die Strecke wieder betriebsbe-reit und der Bahnübergang konnte freigege-ben werden.

BIM-ready in der GeomatikDie Basis des Building Information Modeling bildet die 3-D-Planung. Das 3-D-Laserscan-ning ist seit rund zwei Jahren bei Gruner im Einsatz. Das berührungslose Messverfahren, welches in hoher räumlicher Dichte Koordina-ten und Bildinformationen erfasst, ermöglicht in kürzester Zeit räumliche Aufnahmen von In-nenräumen, wie dem Basler Stadttheater,

oder schwer zugänglichen Aussenbereichen, wie dem Steinbruch Ettingen. Auf jeden Fall sind die 3-D-Daten für eine BIM-Projektierung geeignet.

Flächen- und Entwicklungspotenziale erkennen mit dem Gemeinde-WebGISGeoinformationen und deren Visualisierungen werden für das Siedlungs- und Raummanage-ment immer wichtiger. Informationen in geo-grafischer Form, aufgezeigt in ihren räumlichen Abhängigkeiten, führen oft zu weitreichenden Entscheidungsgrundlagen.

In Zusammenarbeit mit der Firma GRG Ingeni-eure AG betreiben wir ein auf die Gemeinden zugeschnittenes WebGIS. Der Vorteil für die Verwaltungen sind individuell definierbare Themen und Daten, die über Parzelleninforma-tionen und Versorgungsleitungen und -kanäle weit hinausgehen. Sie bieten Entscheidungs-grundlagen für strukturelle Stadt- und Raum- entwicklung.

EINSÄTZE Aufträge von Architekten pro Jahr

50 Leitungsaufnahmen pro Jahr

200

LASERSCANNINGMessungen: Lage und Höhe/Sekunde

50 000

GENAUIGKEITPräzisionsnivellement mit Digitalnivellier Höhe

± 0.5 mm Absteckung mit TachymeterLage und Höhe

± 3 mm Absteckung mit GPS Lage

± 2 cm Höhe

± 5 cm

Bahnübergang Bahnhofstrasse Therwil

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IN DIE HÖHE

GEBAUT

WIRTSCHAFTLICH UND NACHHALTIG

Visualisierung Hochhäuser © B

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Volker Dürrdipl. Bauing. FH

Projektleiter TragwerkGruner AG, Basel

Gruner wurde in einem sehr frühen Stadium von den Planern und Architekten Burckhardt +Partner ins Projekt miteinbezogen. So konn-ten wir bereits in der Projektierungsphase der Gebäude unser Wissen aus der Sicht Tragkon-struktion einbringen. Die beiden Gebäude wer- den als Massivbauten nach den geltenden Vorschriften für Hochhäuser konzipiert. Sie entsprechen dem Gütesiegel «greenproperty Gold» des Real Estate Asset Management der Credit Suisse sowie den Auflagen des Bebauungsplans. Die Bauherrschaft sind zwei Immobilienfonds der Credit Suisse AG.

Das ProjektDas Gebäude C1 mit 72 Wohnungen ist ca. 58 m hoch und hat 2 unterirdische sowie 19 oberir-dische Geschosse. Die Höhe des Gebäudes C2 mit 65 Wohnungen beträgt ca. 52 m mit zwei unterirdischen sowie 17 oberirdischen Geschossen. In den beiden Hochhäusern sind 2.5- bis 4.5-Zimmer-Wohnungen geplant. Das Gebäude C1 wird in die bestehende zweige-schossige Tiefgarage mit 419 Einstellplätzen gebaut, während das Gebäude C2 mit Keller-geschoss neben dieser angeordnet wird. Tief-garage und Kellerräume verbinden die beiden Hochhäuser.

Gesonderter Einbau in die TiefgarageDie Tiefgarage, in die das Gebäude C1 hinein-gebaut wird, wurde von unseren Spezialisten der Abteilung Bauwerkserhalt im Vorfeld sta-tisch untersucht. Die Bodenplatten beider Ge-bäude liegen ca. 1 bis 2 Meter unterhalb des maximalen Grundwasserspiegels. Für die Er-stellung der neuen Bodenplatten war somit eine Wasserhaltung notwendig. Die Dimensio- nierung dieser geschlossenen Wasserhaltung (Filterbrunnen) erfolgte durch die Abteilung Geotechnik.

Flachgründung mittels Bodenplatten statt Pfahlgründung Die ursprünglich geplante Pfahlgründung im Bestand wäre technisch schwierig zu realisie-ren gewesen. Deshalb schlugen wir in Zusam-menarbeit mit der Abteilung Geotechnik eine Flachgründung mittels elastisch gebetteter Bodenplatten vor. Eine Lösung, die auch aus wirtschaftlicher Sicht vorzuziehen war. In den Berechnungen, den Bauabläufen sowie den Details wurden die zu erwartenden Setzun-gen berücksichtigt. Um die Setzungen auszu-gleichen, haben wir die Hochhäuser um je 2 cm höher geplant.

Regelmässiges Tragwerk bei versetztem DesignDas Tragwerk beider Gebäude besteht aus ortbetonierten Wänden und Decken, während die Stützen vorfabriziert sind. Es ist uns gelun-gen, auch auf Basis der versetzten Bauweise, die das architektonische Design vorsah, ein durchlaufendes, klar strukturiertes und regel-mässiges Tragwerk zu planen. Eine weitere Herausforderung war die Berechnung der Ein-wirkung von Erdbeben und Wind sowie der daraus resultierenden Verformung. Dazu führ-ten wir Simulationen am 3-D-Modell durch.

50 Prozent Recyclingbeton verbautDie Decken sowie ein Teil der Wände beider Gebäude werden aus Recyclingbeton (RC) mit Granulat aus aufbereitetem Betonabbruch erstellt. Er macht – wie für nachhaltiges Bau-en vorgegeben – rund 50% des gesamten verbauten Betons aus. Bei der Bemessung mussten wir hierbei statische Besonderhei-ten des Recyclingbetons berücksichtigen.

Am Schorenweg in Basel werden zwei Hochhäuser mit insgesamt 137 Wohneinheiten gebaut. Wir wurden unter anderem mit der Tragwerksplanung und -aus-führung mandatiert. Eine besondere Herausforderung beim Projekt Sky Lights Schoren: Eines der beiden Hochhäuser steht als eigenständiger Bau mit einer Flachgründung in der vorhandenen Tiefgarage.

WAS IST RECYCLINGBETON?

Der verwendete Recyclingbeton besteht entsprechend SN EN 206-1 zu mindestens 25 Massenprozent aus Betongranulat im Sinne der Richtlinien für die Verwertung von Bauabfällen des BUWAL. Die ökolo-gische Leistung des Einsatzes von Gesteinskörnung aus Bodenwäsche wird gemäss diverser Labels bewertet. RC-Beton ist für die häufigsten Anwendungen im Hochbau geeignet.

Verzahnte Abschalung der Betonierfuge für die 1.2 m starke Bodenplatte C2

Vorbereitung für die 1.4 m starke Bodenplatte C1 in der bestehenden Einstellhalle

Erstellung der Bewehrung Bodenplatte C2

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Jan BautzDipl. Ingenieur TH Senior Projektleiter Gruner AG, Basel

Entwicklungsschwerpunkt WankdorfIm Norden Berns, im Raum Wankdorf, wird auf 36 Hektar die Entwicklung eines bedeutenden regionalen Wirtschafts-, Sport-, Wohn- und Er-lebnisorts, der ESP (Entwicklungsschwerpunkt) Wankdorf, vorangetrieben. In Zusammenhang mit dem ESP Ostermundigen kann von einer starken Siedlungserweiterung ausgegangen werden. Diese ESP sind Teil der kantonal koor-dinierten Wirtschafts-, Verkehrs-, Umwelt- und Raumordnungspolitik. Wankdorf nimmt unter den fünf ESP-Standorten eine besondere Stel-lung bei der Weiterentwicklung als florierender Wirtschaftsstandort ein.

Das dynamische Wachstum in der Agglomera-tion Bern muss mit der entsprechenden Infra-struktur begleitet werden, da der Druck schon jetzt enorm gestiegen ist und Infrastrukturpro-jekte bis zur Verwirklichung einige Jahre in An-spruch nehmen. Problematische Verkehrs-punkte sind die Bolligenstrasse, welche durch bereits realisierte Vorhaben stark belastet ist, der Autobahnabschnitt N6 zwischen Bern-Wank- dorf und Muri und der Engpass zwischen Wank- dorf-Dreieck und der Verzweigung Schönbühl.

Um die Funktionsfähigkeit künftig zu gewähr-leisten und Mobilitätsbedürfnisse gleichzeitig umfeldverträglich abzudecken, sind innovative und nachhaltige Lösungen gefragt. Um diese zu erreichen, führten der Kanton Bern und das Bundesamt für Strassen, ASTRA, in den Jahren 2010 bis 2012 ein mehrstufiges Testplanungs-verfahren mit insgesamt sechs interdisziplinär

PLANUNGSPROZESSDie erste Stufe der Testplanung, in welcher vier unterschiedliche städtebauliche und ver-kehrliche Strategien zu skizzieren waren, diente der Präselektion der Planerteams.

Das Team Wankdorf PLUS entwickelte ver-schiedene Szenarien, die im Verlauf des Pla-nungsprozesses zunächst auf die Varianten Strip und Tangente reduziert und schliesslich zur endgültigen Lösung «Stringente» verschmol- zen wurden.

zusammengesetzten Planerteams durch. Ziel des gewählten Verfahrens war ein möglichst grosses und vollständiges Ideenspektrum, das in einem kooperativen Planungsprozess zu ei-ner optimalen Gesamtlösung verdichtet wer-den sollte. Anspruchsvolle Randbedingungen waren die historische Allee Bolligenstrasse, die unter allen Umständen zu erhalten war, und die bestehende und geplante Bebauung im direk-ten Umfeld.

Der entwickelte Lösungsvorschlag vom Pla-nerteam Wankdorf PLUS, unter Beteiligung der Verkehrsingenieure von Gruner, wurde vom Beurteilungsgremium als am zielführendsten eingestuft und konnte im Anschluss an die Testplanung bis Ende 2014 im Rahmen von Vertiefungsstudien weiterentwickelt und opti-miert werden.

Der «ESP (Entwicklungsschwerpunkt) Wankdorf» ist der grösste und am dynamischsten wachsende Entwicklungsschwerpunkt im Kanton Bern und wird auch in den kommenden Jahren weiter wachsen.

OPERATION AM VERKEHRSKNOTEN

ENTWICKELN ENTFLECHTEN ENTLASTEN

Quelle Grafiken: Van de Wetering, Atelier für Städtebau

Strip Stringente

Etappe 1

Zunächst soll der Abschnitt Bolligenstrasse Nord angepasst werden. Dabei werden die be-stehenden Kreisverkehre, die bereits heute in der Hauptverkehrszeit überlastet sind, zu licht-signalgeregelten Knoten umgebaut. Ein Bus-streifen stadteinwärts minimiert die Zeitverlus-te für den Linienbusverkehr. Über die SBB-Linie wird eine neue Brücke für den Langsamver-kehr parallel zur bestehenden Strassenbrücke gebaut. Zusätzlich erfolgt eine zeitgemässe Entwässerung der Strasse über eine neue Strassenabwasserbehandlungsanlage mit an-schliessender Versickerung. Als Realisie-rungshorizont wird das Jahr 2020 angestrebt. Für die erste Etappe sind Planungs- und Reali-sierungskosten in Höhe von rund 20 Mio. CHF veranschlagt.

Etappe 2

Die zweite Etappe umfasst den Bereich des Autobahnanschlusses Wankdorf bis zur Über-führung BernExpo. Sie beinhaltet den Umbau des Anschlusses und der benachbarten Kno-tenpunkte sowie die Verlegung resp. Neuor-ganisation der Bolligenstrasse Süd. Im Be-reich der Überführung BernExpo werden sowohl die N6 als auch die Bolligenstrasse zunächst auf den Bestand zurückgeführt. Es handelt sich um eine verkehrliche Neuorgani-sation des Anschlussbereiches, die nicht Teil der Engpassbeseitigung auf der N6 ist. Sie dient vor allem dazu, das stark ausgelastete städtische Verkehrssystem rund um den Wankdorfplatz und den Autobahnanschluss verkehrstechnisch zu optimieren und Ver-kehrsmanagementmassnahmen zu ermögli-chen. Die niveaufreie Führung der Ausfahrts-rampen sorgt für eine Entflechtung und Verflüssigung des Verkehrsablaufs. Mit der Umsetzung der Etappe 2 kann in 10 bis 15 Jah-ren gerechnet werden.

Etappe 3

Die dritte Etappe beinhaltet den folgenden Abschnitt bis zum Halbanschluss Schosshal-de. In diesem Bereich erfolgt der Ausbau der N6 auf 2x3 Fahrstreifen. Für den Bereich Pul-verweg/Schosshalde wurden Varianten mit überdeckter und offener Linienführung unter-sucht. Für die Überdeckung muss die N6 um bis zu 2 m gegenüber der heutigen Lage ab-gesenkt werden. Der Ausbau steht im Zusam-menhang mit der Engpassbeseitigung auf der N6 und wird in den folgenden Projektphasen zusammen mit dem Bypass Bern-Ost weiter projektiert. Die Realisierung ist ab 2030 vor-gesehen.

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N6 im Abschnitt PostFinance-Tower

Perimeter

Lösungsansatz Die N6 soll auf 2x3 Fahrstreifen ausgebaut werden. Im innerstädtischen Bereich zwischen BernExpo und Zentrum Paul Klee wird eine Überdeckung der Autobahn eine städtebauli-che Entwicklung und Verknüpfung der Quar-tiere ermöglichen. Von der Schosshalde bis Saali wird die bestehende Nationalstrasse am Ostring mittels eines zweiröhrigen Bypasses (2x2 Spuren) umfahren und über zwei Halb- anschlüsse angebunden. Die Nationalstrasse am Ostring wird zu einer städtischen Haupt-verkehrsstrasse umgestaltet.

Der Anschluss Wankdorf wird vollständig um-gebaut. Die Bolligenstrasse Süd wird neu je-weils im Einbahnverkehr links und rechts der

OPERATION AM VERKEHRSKNOTEN

ENTWICKELN ENTFLECHTEN ENTLASTEN

N6 geführt. Die Knotenpunkte an der Bolligen-strasse Nord, als wichtige städtische Einfalls- achse und Autobahnzubringer für das Wor-blental, werden umgebaut und erhalten Licht- signalanlagen. So wird zufliessender Verkehr zielführender bewältigt, bei Bedarf dosiert und der Linienbusverkehr bevorzugt. Im ge-samten Perimeter werden Fussgänger und Radfahrer auf separaten Wegen geführt. Der Autobahnanschluss wird von einer grossen Langsamverkehrsbrücke überspannt, die alle wichtigen Beziehungen verknüpft. Das Kon-zept ermöglicht eine optimierte Zufahrt für Messeverkehr und bei Grossanlässen. Die verkehrstechnische Funktionalität der vorge-schlagenen Lösung wurde in einer umfangrei-chen Verkehrsflusssimulation nachgewiesen.

Tangente

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VOLLE (WASSER-)KRAFT VORAUS

Das Pumpspeicherkraftwerk der Eigentümer-gesellschaft Forces Motrices Hongrin-Léman SA (FMHL) wurde zwischen 1968 und 1971 gebaut. Im Rahmen der steigenden Nachfra-ge nach Kapazität sowie des Ausbaus des 380-kV-Netzes entschieden die Eigentümer über mögliche zukunftsfähige Ausbauvarian- ten des Kraftwerks. Das Ergebnis war der Bau einer neuen Kraftwerkskaverne (FMHL+), welche sich seit 2011 im Bau befindet und 2016 in Betrieb gehen soll.

Nutzung der vier ElementeDer Nachteil einiger natürlicher Ressourcen, wie Sonne und Wind, ist die Unsicherheit bei der Vorhersage der Energieproduktion. Dies erschwert die Steuerung der Stromnetze und die Netzstabilität. Eine Erweiterung der Nut-zung natürlicher Energiequellen ist dennoch, angesichts der zur Neige gehenden Öl- und Gasvorkommen, unumgänglich. Das Projekt FMHL+ trägt insofern zur Stabilisierung der Stromerzeugung bei, da es die überschüssige Energie aus Windkraft- und Solaranlagen in

Form von Wasserkraft im Stausee speichert. Durch die Turbinierung des Wassers im Stau-see kann sie wieder in Strom umgewandelt und ins Netz eingespeist werden.

Wasserkraft stabilisiert StromnetzDas neue, ausgebaute Pumpspeicherkraft-werk von Veytaux ist mit einer erhöhten Leis-tung von 240 MW auf 420 MW, plus einer Leistungsreserve von 60 MW, ideal für die steigenden Anforderungen des heutigen Strom- marktes ausgelegt. Die Gesamtproduktion der neuen Anlage wird dabei rund 1000 MWh be-tragen.

Neben der Erhöhung der Leistung ermöglicht der Ausbau eine gesteigerte Flexibilität der Energieproduktion und eine hohe Versorgungs-sicherheit. Das übergeordnete Ziel ist dabei, die Stromnetze in der Schweiz und in Europa zu stabilisieren. Dabei wird überschüssige Ener-gie aus Sonnen- und Windkraftanlagen gespei-chert und die Stromproduktion und die Strom-nachfrage in Echtzeit ausgeglichen.

KENNZ AHLEN

STAUSEE HONGRINTyp

DoppelbogenstaumauerHöhe

123 m und 95 mSpeichervolumen

52 000 000 m3

Kapazität

56 m3/s

PROJEKT FMHL+Gesamtleistung

420 MW zusätzlich

60 MW Reserve

Durchschnittliche Jahresleistung

1 000 000 000 kW/hBudget

331 Mio. CHF

Der Fokus auf natürliche Energieressourcen und die Förderung teils neuer, teils fast schon abgeschriebener Anlagen bringt die Wasserkraft wieder ins Spiel von Rentabilität und Energieeffizienz. Eines dieser Gross-projekte ist das Pumpspeicherkraftwerk Veytaux am Genfersee.

Doppelbogenstaumauer Hongrin-Léman

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Energiezentrale GenferseeDas bestehende Pumpspeicherkraftwerk Veytaux (von 1971) besteht aus dem Hon-grin-Stausee auf 1250 m ü. M., mit einem Vo-lumen von 52 Mio. m3 als oberem und dem Genfersee auf 375 m ü. M. als unterem Spei-cher, einem 8 km langen Druckstollen (4 m Durchmesser), einem Wasserschloss mit ei-ner Höhe von 160 m, einem 1.2 km langen Druckschacht und der Kraftwerkskaverne. Das Projekt beinhaltet den Bau einer neuen, eigenständigen Kraftwerkskaverne mit einer Höhe von 57 m, einer Breite von 25 m und ei-ner Länge von 128 m. Die Zentrale ist mit zwei ternären Maschinensätzen mit einer Turbinen-leistung von jeweils 120 MW bestehend aus einer Pelton-Turbine, einem Motorgenerator und einer fünfstufigen Pumpe ausgerüstet. Die Pumpe liegt dabei rund 25 m unterhalb des Genfersees. Der bestehende Triebwasser- weg wie Druckstollen, Druckschacht und Unter- wasserkanal wird im Projekt weitgehend bei-behalten.

Im Turbinenbetrieb bzw. bei Energienachfrage fliesst das Wasser des Hongrin-Stausees durch die Turbinen in den Genfersee. In Zeiten geringer Stromnachfrage bzw. von Energie-überschuss wird das Wasser des Genfersees in den oberen Speicher hochgepumpt, dort gespeichert und dann in Zeiten hohen Strom- bedarfs wieder turbiniert.

Besondere HerausforderungenBesondere Herausforderungen muss man bei einem solchen Projekt nicht lange suchen. Die Ausführung bei laufendem Betrieb des bestehenden Kraftwerkes und die Anbindung des neuen Bauwerks an den vorhandenen Triebwasserweg sind nur einige davon.

Das Pumpspeicherkraftwerk mit einer hohen Anforderung an die Flexibilität der Produktion ist gekennzeichnet durch einen komplexen Kraftwerksbetrieb mit schnellen Umschaltzei-ten. Mithilfe physikalischer Modellversuche und numerischer Berechnungen wurden die einzelnen Anlageteile hinsichtlich der dynami-schen Betriebsmuster überprüft und opti-miert. Anhand der massstäblichen Modelle am Laboratoire de Constructions Hydrauli-ques (LCH) an der EPF Lausanne und der Ver-suchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) der ETH Zürich wurden die grossräumigen sowie die lokalen Strö-mungsverhältnisse modelliert und damit das Anlagenlayout optimiert.

Eine weitere Herausforderung ist die Tatsa-che, dass sich das Projekt vollständig unter- irdisch befindet und lediglich von einem Portal ausgeführt wird. Dies hat allerdings den be-deutenden Vorteil, dass das Projekt keinerlei Auswirkungen auf die Umwelt aufweist.

Effizienz und RentabilitätRund 331 Mio. CHF wird das Bauprojekt bis zu seiner Fertigstellung kosten. Durch den Pumpspeicherbetrieb verbraucht die Anlage jedoch ca. 20% mehr Strom, als durch das nach unten durch die Turbinen fliessende Wasser erzeugt wird. Die Rentabilität der An-lage errechnet sich jedoch durch die Differenz des niedrigen Strompreises bei Pumpbetrieb zum höheren Strompreis bei Stromproduktion im Turbinenbetrieb.

Jean-Michel Burnierdipl. Bauing. EPFL

Abteilungsleiter Hydraulische AnlagenStucky SA, Renens

Verteilleitung der 120-MW-Pelton-Turbine während der Montage (Foto D. Picard)

MIT HOCHGESCHWINDIGKEITNEU VERKABELT

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Jean-Marc Bassidipl. Elektroing. Stv. Leiter Abteilung Elektrische Netze, KraftwerkszentralenStucky SA, Renens

Montage der Hochspannungskabelrohre auf der Kabelbrücke Saint-Jean

Die SBB haben die notwendige Erneuerung der Stromversorgung der französischen Gleisanlagen dazu genutzt, die Fahrleitungen vollumfänglich zu modernisieren und so den Fahrplan zu garantieren sowie den gesamten Bahnverkehr zwischen Genf, Frankreich und dem Flughafen zu optimieren. Die Stucky AG ist verantwortlich für die Gesamtplanung der Verkabelung der neuen 25-kV-/50-Hz-Hochspannungsver-sorgung und der Verstärkung der 15-kV-/16 2/3-Hz-Versorgung zwischen der französi-schen Grenze, dem Bahnhof Genf und der Verbindung zum CEVA-Abschnitt (Cornavin–Eaux-Vives–Annemasse).

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MIT HOCHGESCHWINDIGKEITNEU VERKABELT

Die Neu-Elektrifizierung der Fahrleitung für den Bahnver-kehr nach Frankreich ist erforderlich geworden, da die alte Versorgung mit 1500-V-Gleichstrom, welche noch aus den 50er-Jahren stammte, den neuen französischen Span-nungsstandards nicht mehr genügte. Dazu musste eine neue 25-kV-Fahrleitung über den französischen Gleisen installiert werden. Die Installation einer neuen 25-kV-Fahr-leitung über einem zweiten Gleis zwischen dem Bahnhof Cornavin und dem Flughafen sowie einer Umschaltanlage für zwei Betriebsspannungen erlaubt zudem, den Bahnbe-trieb auf diesem Gleis mit der Versorgungsspannung der SBB (15-kV/16 2/3-Hz) wie auch mit derjenigen der SNCF (25-kV/50-Hz) zu führen. Dank dieser Anlage können die SBB diese Strecke nun auch für den Verkehr in Richtung Frankreich befahren und nicht wie bisher nur in Richtung Flughafen. Dieses System erlaubt mittelfristig, den Ver-kehr auf beiden Linien zu optimieren.

Langjähriger Partner der SBBBevor wir diesen wichtigen Auftrag erhielten, haben wir unter einem im Jahr 2007 abgeschlossenen Rahmenver-trag bereits rund 15 Planungsmandate für Kabelanlagen mit dem KAB-Dienst Région West der Division SBB-Infra-struktur (I-PJ-RWT-FSK-KAB) ausgeführt. Im Rahmen die-ses ersten Vertrags konnte sich unser Team mit den Stan-dards und Arbeitsweisen der SBB vertraut machen und wir konnten unsere Kompetenzen sowie unser Know-how auf dem Gebiet der Stromversorgung unter Beweis stellen.

Nach und nach setzten wir uns in der Westschweiz als ei-ner der Hauptakteure für die Versorgung der SBB-Fahrlei-tungen durch, sodass es uns im Jahr 2010 gelang, dieses einmalige Projekt zu gewinnen.

Einzug eines 25-kV-Kabels

Erfolgreiche Umsetzung der ersten PhasenIm Rahmen dieses vielseitigen Projektes musste ein gros-ser Teil der Fahrleitungen erneuert und die vorhandene französisch-schweizerische Signalisation (Strecke Corna-vin–Vernier–La Plaine) ersetzt werden. Die Umsetzung dieses Projektes erforderte die Installation von zwei 220-kV-/25-kV-Trafos in der Station Verbois, den Bau einer 25-kV-Schaltanlage im Herzen des SBB-Netzes in Genf sowie das Ziehen von 88 km Mittelspannungskabeln in Rohrblöcken. Um den Fortschritt der Rohrblöcke und das Ziehen der Kabel zu gewährleisten, haben wir einen Mikro-tunnel, zwei Kabelstege sowie 48 Zieh- und Verbindungs- kammern geplant. Die grösste Herausforderung dabei war, dass alle Arbeiten an stark frequentierten Streckenabschnit- ten ohne Betriebsunterbruch ausgeführt werden mussten. Stucky war verantwortlich für die Installation der Kabelanla-gen bei diesem Multiprojekt und unterstützte die Bauherr-schaft bei der Durchführung der Vorprojekte und der Pro-jektplanung. Des Weiteren haben wir die Ausführungspläne erstellt sowie die Bauaufsicht und die Anlagenabnahme durchgeführt.

Der Hauptabschnitt wurde mit mehreren Monaten Vor-sprung gegenüber dem ursprünglichen Bauprogramm fer-tiggestellt. Dieser Teil konnte planmässig im Spätsommer 2014 in Betrieb genommen werden. Das Projekt wird je-doch erst im Jahr 2019 mit der Elektrifizierung der neuen CEVA-Verbindung beendet sein.

Kabelbrücke Saint-Jean

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KEIN MÄRCHEN ÜBER FACHKRÄFTEMANGEL, DEN LETZTEN INGENIEURAUFTRAG UND DIE VERANTWORTUNG FÜR DIE ZUKUNFT

STANDPUNKT

Flavio Casanovadipl. Bauing. ETH CEO Gruner GruppeGruner AG, Basel

KNOW-HOW UND HOHE QUALITÄT MÜSSEN WIR IN DER SCHWEIZ BEWAHREN.

Die Schweiz ist ein beliebtes Umfeld für Menschen und Unternehmen. Neben stabilen gesetzlichen und politischen Rahmenbedingungen trägt die gute Infrastruktur einen wesentlichen Anteil zur Standortattraktivität bei. Die verschiedenen Verkehrsträger, die strukturierte Raumordnung sowie die gut unterhaltenen Bauwerke sind Markenzeichen unseres Landes.

Es waren und sind Ingenieure, welche das «Bauwerk» Schweiz geprägt, Visionen in reali-sierte Projekte umgesetzt und so zum Erfolgs-modell Schweiz beigetragen haben – und im-mer noch dazu beitragen.

Wertschätzung der Ingenieurskunst ist dringend gefragtDieser positive Einfluss der Ingenieure wird meist erst dann erkannt, wenn Systeme aus dem Gleichgewicht geraten. Kritisch gespro-chen, scheint das Bewusstsein nicht mehr vor-handen zu sein, wie wichtig qualitätsvolle Inge-nieurleistungen sind. Ob wir über Brücken fahren, entlang einer Stützmauer schlendern oder schlicht Trinkwasser aus dem Wasser-hahn nutzen; es sind Ingenieure, die dafür sor-gen, dass wir uns im Alltag sicher fühlen. Die-ses Know-how und die damit verbundene hohe Qualität müssen wir in der Schweiz bewahren.

Es ist daher problematisch, wenn Studenten- zahlen im Bauingenieurfach und den verwand-ten Disziplinen stagnieren, Forschungsgelder in trendigere Disziplinen abwandern und die Schweiz selbst nicht den Bedarf an Ingenieurs-nachwuchs ausbilden kann. Um für die Erhaltung ihrer Infrastruktur, also des Kerns ihres Stand-ortvorteils, zu sorgen, rekrutieren Schweizer Unternehmen zunehmend im ausländischen Arbeitsmarkt.

Der Ingenieurberuf ist faszinierend: Vergleich-bar mit der Architektur, steht die kreative Tätig-keit im Zentrum. Nachhaltige, technische Lö-sungen, Projekt- und Kostenmanagement, Life- Cycle-Analysen, Kommunikationsverantwortung und umfassende umweltbewusste Denkwei-se; all dies ist nötig, um ausgezeichnete Lösun-

gen zu finden. Der volkswirtschaftliche Nutzen ist dabei enorm.

Wertschätzung in der Gesellschaft und Bedeu-tung unserer Berufsgruppe klaffen weit ausein-ander. Es stellt sich die Frage nach dem Warum.

Stundensätze von Anwälten, die meist jenseits von 250 CHF liegen, unterscheiden sich zum Beispiel erheblich von üblichen Stundensätzen im Bauingenieurwesen. Dort sind Stundensät-ze unter 150 CHF leider die Tagesordnung. Ex-pertenansätze über diesem Wert sind selten. Trotz hoher Verantwortung liegen damit die In-genieurlöhne eher am unteren Rand der Lohner-hebungen für gleichwertige akademische Aus-bildungen. Darin liegt für die Schweiz sicher einer der Gründe für den grossen Fachkräfte-mangel in der Bauwirtschaft. In den nächsten Jahren wird sich das Problem eher noch ver-stärken. Für den Unterhalt und den weiteren Ausbau unserer Infrastruktur gibt es heute schon nicht mehr genügend inländische Fachkräfte.

Der Fachkräftemangel hat keinen Einfluss auf die SubmissionsangeboteEs ist nach marktwirtschaftlichen Regeln nicht nachvollziehbar, dass insbesondere bei öffentli-chen Ausschreibungen in letzter Zeit eine wah-re Preisspirale eingesetzt hat – nach unten.

Man könnte vermuten, dass die am Wettbewerb teilnehmenden Ingenieurunternehmungen da-von ausgehen, dass in der Zukunft weniger Auf-träge vergeben werden und mit Tiefpreisange-boten der Auslastungsgrad gehalten werden soll. Dies, obwohl bekannt ist, dass in der Schweiz grosse Infrastrukturbauvorhaben an-stehen und vermehrt Unterhaltsarbeiten an bestehenden Bauwerken notwendig werden.

Dieses Verhalten lässt den Schluss zu, dass entweder kein Fachkräftemangel vorherrscht oder dass die Auftragsgier einiger Firmen so gross ist, dass bewusst Aufträge mit Verlust-potenzial akquiriert werden.

Die Marktteilnehmer riskieren damit, dass sie in der Zukunft keine Mittel mehr haben, um In-vestitionen zu tätigen oder ihre jungen Ingeni-eure auszubilden und zu fördern. Die Entwick-lung neuer Technologien droht gänzlich auszubleiben. Die Ingenieurbüros gefährden mit diesem Verhalten nicht nur ihre eigene Un-ternehmung, sondern auch die Zukunft der Schweiz.

GRUNER MAILING. 27 29

EIN UMDENKEN UND VERANTWOR-TUNGSBEWUSS-TES HANDELNALLER BETEILIGTEN IST NOTWENDIG.

Auftraggeber tragen eine Mitverantwor-tungHinzu kommt, dass häufig bei öffentlichen und privaten Vergaben das Kriterium Preis zu stark gewichtet wird. Projektbezogene Eignungskri-terien, Wissen, Vertrauen und Erfahrungen werden nicht ausreichend einbezogen, weil sie nicht in den Kriterienkatalog aufgenommen werden. Auslober haben nicht den Mut, eigene Wege zu gehen und Qualität vor den Tiefpreis zu stellen. Im Gegenteil: Um Ausschreibun-gen zu vereinfachen, wird kein Leistungswett-bewerb ausgeschrieben, sondern schlicht eine Stundenanzahl. Es handelt sich dabei im Kern um Personalverleih-Ausschreibungen. Der ei-gentliche Wertbeitrag des Ingenieurs wird da-bei verkannt.

Wenig überraschend sinken so die angebote-nen Preise weiter, da andere Unterscheidungs-merkmale nicht mehr ins Gewicht fallen. In der Folge nimmt die Motivation der «Verleihfirmen» ab, hervorragende Arbeiten zu erbringen. Als Gegenmassnahme vergeben die Auslober zu-sätzliche Mandate zur Bauherrenunterstützung, um wiederum die Gesamtqualität zu halten. Dieses Verhalten führt dazu, dass die beste Lö-sung oder der kreativste Ansatz aufgrund der einseitigen Preisfokussierung nicht in die Beur-teilung einbezogen werden dürfen.

Es ist eine Frage der Zeit, bis einige gute Inge-nieurunternehmungen keine Offerten mehr ein-reichen werden, da sie ihr Personal nicht mehr verleihen wollen. Auftraggeber gefährden mit diesem Verhalten die ausgezeichnete Ingeni-eurqualität aus der Schweiz.

Qualität der Infrastruktur in der Schweiz ist gefährdet Die Ingenieurbranche trägt eine sehr grosse Verantwortung für die Schweiz. Die gute Quali-tät der Infrastruktur hängt von innovativer und nachhaltiger Planung ab. Diese ist nur möglich, wenn die damit verbundenen Aufträge so vergü-tet werden, dass sich junge Ingenieure entwickeln können und die Ingenieurbüros Mittel zur Verfü-gung haben, neue Technologien einzuführen.

Ein dringendes Umdenken der Planungsbü-ros, aber auch der Auslober ist vonnöten. Ins-besondre sind die öffentlichen Ausschreibun-gen so zu gestalten, dass sie den Charakter von Personalverleihverträgen – sprich Stun-denausschreibungen – verlieren.

Flavio CasanovaCEO Gruner Gruppe

NEUAUFTRÄGEDer Querschnitt neuer Aufträge zeigt die Vielfalt an Leistungen der Gruner Gruppe.

Projektbezeichnung

Wasserkraftwerk Golovnaya, TadschikistanAufgabe Planung, Ausschreibung und Überwachung der Erneuerungsarbeiten für die Kraftwerks-zentrale (240 MW) und die Schaltanlagen

Auftraggeber Barqi Tojik, Nationale Elektrizitätsgesellschaft

Projektleiter Anthony Meric

Projektbezeichnung

Masterplan Rioni, Guria und Adjara, Enguri, GeorgienAufgabe Ermittlung des Wasserkraftpotenzials ent-lang verschiedener Flussläufe in Georgien und Identifikation der bevorzugten Stand- orte für Wasserkraftwerke

Auftraggeber GEDF, Georgien

Projektleiter Cédric Thévenaz

Projektbezeichnung

Volksschule Pestalozzi, Bern – Neu-bau Basisstufe und Tagesschule im Standard nach Minergie-P-ECO®

Aufgabe Fachplanung HLKS und Fachkoordination, Bauklimatik

Auftraggeber spaceshop Architekten, Biel

Projektleiter Matthias Christen

Projektbezeichnung

Meret Oppenheim Hochhaus (LZ, MOS; MOP), BaselAufgabe Planung und Fachbauleitung HLKKS

Auftraggeber SBB AG, Immobilien Development, Olten

Projektleiter Peter Wünsch

Projektbezeichnung

Trendsporthalle Erlenmatte, BaselAufgabe Generalplanermandat für den Neubau eines wellenförmigen Infrastrukturgebäudes mit Turnhalle

Auftraggeber Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt, Städtebau & Architektur, Hoch-bauamt, Basel

Projektleiter Johannes Kretzschmar, Stephan Rutner

Projektbezeichnung

Erweiterung Autohaus Niki Hasler, BaselAufgabe Ausschreibung, Bauleitung und Kosten- planung für den Neubau eines Ferrari- Showrooms mit Einstellhalle

Auftraggeber Diener & Diener Architekten, Basel

Projektleiter Markus Stalder

Projektbezeichnung

Limmattalbahn, Ausbau Phase IIAufgabe Ausführungsprojekt und Bauleitung Los 1 der zweiten Ausbauphase

Auftraggeber Limmattalbahn AG

Projektleiter Dr. Dietrich Wepf

Projektbezeichnung

Linie 840, Strecke Winterthur – Romanshorn: ZEB-Anlagenanpassung, WeinfeldenAufgabe Neuerstellung einer neuen Perronkante, inkl. Personenunterführung unter den fünf Haupt-gleisen

Auftraggeber SBB AG, Bauprojekte Region Ost

Projektleiter Manuel Iasiello

Projektbezeichnung

Electrolux-Areal, AarauAufgabe Neubau Wohn- und Bürogebäude (Headquarter Swissgrid), Realisierung Tragwerke und Baugrube

Auftraggeber HRS Real Estate AG, Basel

Projektleiter Sven Brand

Projektbezeichnung

Rabigh New Cement Line No. 7, 10 000 tpd, ACC – Saudi-ArabienAufgabe Planung der Tragwerke mit Verkleidung aller Produktionsgebäude der neuen Zementlinie

Auftraggeber CNBM International Engineering, Co. Ltd, Beijing, China

Projektleiter Martin Brotzer

Projektbezeichnung

Stierli-Areal, ZürichAufgabe Brandschutztechnische Begleitung der Gebäudeerweiterung zu einem Artcenter für Künstler mit Galerien, Kunstlager, Gastrono-mie und Büros in den Phasen 31 bis 33 nach SIA 112

Auftraggeber Stierli Real Estate AG

Projektleiter Sebastian Kramer

Projektbezeichnung

Umbau Freie Strasse 59, BaselAufgabe Erschütterungs-, Neigungs- und Setzungs-überwachung der angrenzenden Gebäude

Auftraggeber Gribi Baumanagement AG, Basel

Projektleiter Dr. Markus Ringger

ENERGIE GENERALPLANUNG

INFRASTRUKTUR

KONSTRUKTION

UMWELT

SICHERHEIT

GEBÄUDETECHNIK

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