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Herausforderungen und Modelle in der Versorgung an Demenz erkrankter Menschen JR Thyrian

Herausforderungen und Modelle in der Versorgung an Demenz ... · Nursing care Technical assistence/ telemedicine Caregiver support and education Foci ion on s 5) ia s e / ion about

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Herausforderungen und

Modelle in der

Versorgung an Demenz

erkrankter Menschen

JR Thyrian

Frankreich in de 90ern

19.9.2012: Gründung der Allianz für Menschen mit Demenz

Demenz mehr Öffentlichkeit

verschaffen - in den

Einrichtungen, am Arbeitsplatz, in

der Familie und in den Medien

den demenzkranken Menschen

ein möglichst selbstbestimmtes

Leben zu ermöglichen

http://www.allianz-fuer-demenz.de

und jetzt Schleswig-Holstein

Was sind die Herausforderungen?

Wie stellen wir uns Altern vor?

Früher:

Heute:

mediale Welt (beruflich)

mediale Welt (privat)

Medizinischer Fortschritt

• steigende Lebenserwartung

• aktives Altern

• Anti-aging Trends

• Vernachlässigen von Krankheit- und Alterungsprozessen??

• Früherkennung

• Demenz als Risikofaktor

• Individualisierte Behandlung (multiprofessionell)

• Angehörigenunterstützung/ Unterstützung des sozialen Umfelds

• Zugang zum Gesundheits- und Versorgungssystem

• (sekundäre) Prävention:

• Management / Reduktion von Ko-(Multi-) Morbidität

• Mobilität fördern

• Autonomie stärken

Datenbasis: BBR-

Bevölkerungsprognose

2005-2025/bbw

© BBSR Bonn 2009

Veränderung der Bevölkerungszahl 2005 bis 2025 in %

Veränderung der

Bevölkerungszahl

2005 bis 2025 in %

Veränderung der Zahl

der über 80-Jährigen

2005 bis 2025 in%

Veränderung der Zahl über 80-Jähriger 2005 bis 2025 in %

Datenbasis: BBR-

Bevölkerungsprognose

2005-2025/bbw

© BBSR Bonn 2009

20

30,4%

25,9% 32,3%

16,4% 16,7%

16,0%

34,1%

14,5%

14,5%

16,9%

16,0%

17,1%

21,6%

17,6%

30,8%

32,5%

30,4%

25,9% 32,3%

16,4% 16,7%

16,0%

34,1%

14,5%

14,5%

16,9%

16,0%

17,1%

21,6%

17,6%

30,8%

32,5%

Anteil der Haus-

ärzte ≥ 60 Jahre

Bevölkerungsdichte: 179 Einwohner/ km2 (SH)

(Dithmarschen 93, Nordfriesland 77)

70 Einwohner/ km2 (MV)

515 Einwohner/ km2 (NRW)

Kiel 2.032 (wäre in NRW nicht Top Ten)

Lübeck 989

Ambulante Versorgung

Anzahl 2006 Anzahl 2020

Wiederbe-

setzungsbedarf

(in Prozent)

Neurologen 90 52 42,2%

Hausärzte 1138 676 40,6%

Chirurgen 103 67 35,0%

Urologen 55 38 30,9%

Gynäkologen 188 131 30,3%

HNO-Ärzte 88 62 29,5%

Augenärzte 109 79 27,5%

Internisten 141 106 24,8%

Orthopäden 84 67 20,2%

Veränderung der Zahl der in 2006 tätigen Ärzte von 2006 bis

2020 (Annahme: Ruhestandsalter 68 J) in MV

5

13

4

1

1

1

4

1

1

1

2

1

2

1

2

1

4

2

3

2

1

1

2

9 1

2

1

0 20 km 10

2

Krankenhaus

Anzahl der niedergelassenen Hausärzte 1

40

4

7

4

1

1

2 1

6

50 J

51, 56 J

55, 61 J

51, 64 J 57, 59 J

71 J

45 J

71, 43 J

67 J

49 J

63, 64 J

49, 50, 50, 65 J

Ø 53 J

52, 54, 57,61,66, 67 J

71 J

5

13

4

1

1

1

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1

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Krankenhaus

Anzahl der niedergelassenen Hausärzte 1

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Ø 53 J

52, 54, 57,61, 66, 67 J

In 5 Jahren …

71 J

Herausforderung

Zunahme altersassoziierter Krankheiten/ Demenz

Herausforderung

Multimorbidität

*Angaben zu Diagnosen für 132 der 134 Patienten mit Demenzverdacht vorhanden

Diagnose Anzahl %

Hypertonie 94 71.2

Diabetes mellitus 69 52.3

Sonstige Formen der Herzkrankheit 54 40.9

Ischämische Herzkrankheiten 44 33.3

Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen

38 28.8

Multimorbidität:

Mittelwert: 6.4 Diagnosen (SD 3.7), Range: 1-19 Diagnosen

Häufigste Hausarzt-Diagnosen bei Patienten mit Demenzverdacht (N=132)*

Herausforderung: Multimorbidität

Ergebnisse des Projektes AGnES

Arztentlastende, Gemeindenahe, E-Healthgestützte, Systemische Intervention

Herausforderung

Zugang

Netto-Fahrzeit zum

nächstgelegenen,

niedergelassenen Neurologen

oder Psychiater M-V

Zugang zum

nächstgelegenen

Facharzt für

Neurologie und

Psychiatrie mit

dem ÖPNV.

Termin: Dienstag,

11 Uhr

Herausforderung

Angehörige

Ergebnisse aus IDemuCK

Lebenssituation der Patienten

Ledig Verheiratet/

Partnerschaft Geschieden Verwitwet

Keine

Angaben

Männer 5 % 70 % 7 % 17 % 1,2 %

Frauen 3 % 34 % 6 % 57 % 0,6 %

Gesamt 4 %

(N=9)

46 %

(N=111)

6 %

(N=15)

43 %

(N=105)

1 %

(N=2)

Lebenssituation der betreuenden Angehörigen

Ledig Verheiratet/

Partnerschaft Geschieden Verwitwet

Keine

Angaben

Männer 9 % 85 % 6 % 0 % 0 %

Frauen 6 % 73 % 10 % 10 % 1 %

Gesamt 7 %

(N=13)

77 %

(N=147)

9 %

(N=17)

7 %

(N=14)

1 %

(N=1)

24,4 % der Männer und

46,9 % der Frauen

leben in einem Single-Haushalt

Lebenssituation

Stand 16.09.2009

Frauen Männer

Gesundheitszustand der Angehörigen* (N=192) und Patienten**

(N=242) gemessen über den SF-36* (Short-Form) und QoL-AD** (QoL in Alzheimer

Disease)

0

20

40

60

80

Angehöriger

<65J.

Angehöriger

>=65J.

Demenzpatient

Gesundheitszustand

Pro

ze

nt

sehr gut / ausgez. gut weniger gut / schlecht

0

20

40

60

80

Angehöriger

<65J.

Angehöriger

>=65J.

Demenzpatient

Gesundheitszustand

Pro

zen

t

sehr gut / ausgez. gut weniger gut / schlecht

Gesundheitszustand

Stand 16.09.2009

Lebensqualität der betreuenden Angehörigen (N=192) gemessen über den EQ-5D

Beeinträchtigung der Lebensqualiät der Angehörigen in der

IDemUck-Studie

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

Mob

ilitä

t

Selbs

tver

sorg

en

alltä

g. T

ätig

keit

Schm

erze

n

Angst

Dimensionen

Pro

zen

t

Männer Frauen

Vergleich Lebensqualiät der Angehörigen der IDemUck-Studie

(70-79 Jahren) mit der deutschen Normstichprobe

(70-79 Jahren) des EQ-5D

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

Mobilität Selbstversorgen alltäg. Tätigkeit Schmerzen Angst

Dimensionen

Pro

zen

t

Gesamt-IDemUck Gesamt-Norm

Lebensqualität

Herausforderung

Integration der Patienten in das Versorgungssystem

Angehörige

Ambulante

Pflegedienste

Alten

Wohngemeinsch

aft

Tagespflege

Kurzzeitpflege

Pflegeheim

Betreutes

Wohnen

Selbsthilfegruppe

n Demenzberatung

Apotheken

Stationärer

Bereich

Gedächtnis

Ambulanz

Hausarzt

Fachärzte

• Psychiater

• Neurologen

• Internisten

• …

Bekannte

Patient

Es besteht Handlungsbedarf bei:

• Demenzspezifischen Versorgungsangeboten, was ist vorhanden?

was fehlt?

• der Identifikation an Demenz erkrankter Personen deren

Integration in das Versorgungssystem

• der somatischen Gesundheit der an Demenz erkrankten Personen

Multimorbidität

- genereller: individuelle Lebensumstände passgenaue

Hilfsvermittlung, Vernetzung

• den Angehörigen (soweit vorhanden) Integration, Unterstützung

und die Forschung?

• Heilung ist in absehbarer Zeit nicht möglich

• Impfung?

• Prävention?

• Medikamente?

von der Forschung in die Praxis: 12 Jahre

Konzepte zum Umgang mit den Herausforderungen sind notwendig!

Demenznetzwerke

IDemUck-Studie: Interdisziplinäres Betreuungs- und Behandlungsnetz für

Demenzpatienten im Landkreis Uckermark

DemNet-D: multidimensionale, multidisziplinäre Evaluation regionaler

Demenznetzwerke zur Bestimmung von Determinanten erfolgreicher Netzwerke

unter angemessener Beachtung unterschiedlicher Rahmenbedingungen und

unterschiedlicher Formen der Kooperation.

Kooperationspartner im

Rahmen des Projekts

DemNet-D Forschungsverbund

DemNet-D DZNE

Standorte:

Rostock/

Greifswald

Witten

IfaS

DHBW

Stuttgar

t

ASH

Berlin

Demenz-

Netz

Aachen

Demen-

netz

Düsseldor

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ger

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Ahlene

r

System

Demenz-

netzwerk

Minden-

Lübbecke Demen

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Krefeld

Demenz-

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Teltow-

Fläming

.

QVNIA

e.V

Berlin-

Pankow

Demenz

freundliche

Kommune

Charlottenb

urg

Demenz-

freundlich

! Treptow-

Köpenick

Demenz

freundliche

Kommune

Lichtenberg.

Demenz-

netzwerk

Memoclini

c

Demenz-

netzwerk

Uckermar

k

• Entwicklung einer demenzspezifischen

Qualifikation

• „Dementia Care Manager (DCM)“ als Konzept

für die ambulante Versorgung

• Fortbildung von Ehrenamtlichen (z.B.

Alzheimer Gesellschaft)

Dreier, Thyrian, Hoffmann (2011)

Pflege & Gesellschaft, 16 (1), 53-64

Qualifikation

(cluster-randomisierte, hausarzt-basierte, prospektive Interventionsstudie)

Demenz: lebens- und personenzentr. Hilfe in M-V (DelpHi-MV)

registriert als klinische Studie (NCT01401582 )

Thyrian, Fiß,…Teipel, Hoffmann.

Trials (2012)

Intervention: Einsatz einer Dementia Care Manager

Interventionsgruppe

Einschluss

n=150

Praxen

HA-Praxis: pat. >=70 J DemTect-Screen Wer < 9

zu Hause: follow-up (jährlich)

zu Hause: baseline- Erhebung.

„ care as usual“

Kontrollgruppe

HA-Praxis: pat. >=70 J DemTect-Screen. Wert < 9

zu Hause: follow-up (jährlich)

zu Hause: baseline- Erhebung.

R

Ziel/ primäres Outcome

Optimierung der Versorgung an Demenz erkrankter

Menschen und deren Hauptpflegepersonen (multidimensionales Outcome, operationalisiert anhand 5 Dimensionen)

1. Lebensqualität.

2. Angehörigenbelastung

3. behaviorale und psychologische Symptome der Demenz;

4. medizinische Behandlung mit Antidementiva und

5. Reduktion von “potential inappropriate medication (PIM)”

natürlich auch unter Berücksichtigung:

• Aktivitäten des täglichen Lebens

• kognitiver Status

• Soziale Unterstützung

• Gesundheitsstatus;

• Inanspruchnahme medizinischer Leistungen

• Medikamenteneinnahme

Handungsfelder

1. Medikamentöse Behandlung und Versorgung

2. Ärztliche Diagnostik und Behandlung

• Pflegerische Behandlung und Versorgung

• Sondertherapien (z.B. Physiotherapie, Ergo.)

• Soziale Teilhabe

• Sozialrechtliche Beratung und Unterstützung

• Technische Assistenz/ Telemedizin

3. Unterstützung der Angehörigen bzw. Hauptversorgungsperson (z.B.

Anleitung, Beratung, Entlastung, Schulung)/ caregiver support and

education

Optimale Versorgung in „DelpHi“

Schwerpunkte

z.B. Handlungsfeld 1: ärztliche Diagnostik und Beratung

• Aufklärung

• psychiatrische Versorgung

• psychiatrisches Notfallmanagement

• depressive Syndrome

• psychotische Symptome

• Verhaltensauffälligkeiten

• Neurologische Versorgung

• vaskuläre Risikofaktoren

• Herz-Kreislauf-Notfälle

Optimale Versorgung in „DelpHi“

OPTIMUM CARE „DelpHi - Standard“

Medication management Management of treatment

and care Caregiver support and education P

illa

rs

Ac

tio

n

field

s

Pharmaceutical

treatment and care

Social and legal

counseling and

support

Social

integration

Medical diagnosis

and treatment

Special

therapies

Nursing

care

Technical assistence/

telemedicine

Caregiver support

and education

Fo

ci

Inte

rve

nti

on

mo

du

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N=

95

)

Cla

rificatio

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Activitie

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Eichler, Thyrian, et al.

Int Psychogeriatrics (2013)

Empfehlung an HA: Überweisung zum FA (Psychiatrie) wegen Verdacht auf Major Depression

Fallbesprechung; gegebenenfalls Empfehlung an HA: Überweisung zum FA wegen Verdacht auf psychiatrische Auffälligkeiten

Vertiefte Erhebung von Depression (MINI Depression durchführen)

Vertiefte Erhebung von psychiatrischen Auffälligkeiten

INTERVENTIONSMODULE Schwer-

punkt

Fallbesprechung; gegebenenfalls Empfehlung an HA: Überweisung zum FA wegen Verdacht auf Dysthymie

Psy

chia

tris

che

Ver

sorg

un

g

Triggerbedingung Interventionsaufgabe Monitoring:

Erfolgskriterien

WENN

Ergebnis des MINI

Depression:

Major Depression

DANN

Empfehlung der

DCM an HA:

Überweisung des

Probanden zu FA

(Psychiatrie) wegen

Verdacht auf Major

Depression

Proband zum FA

(Psychiatrie)

überwiesen?

Hat Proband FA

(Psychiatrie)

aufgesucht?

Grund für „nicht

erledigt“?

FOLLOW-UP

BASELINE Baseline Ergebung Proband, Hauptversorgungsperson

Vertiefte Erhebung Fokussiert auf ausgewählte Zielbereiche

Fallkonferenz Interdisziplinäre Diskussion, finalisieren der Liste

HA-Informationsbrief Information des HA über Interventions- empfehlungen, Diskussion und Verteilung der Aufgaben zwischen DCM und HA

INTERVENTION

Die ersten 6 Monate Monatliche Besuche

Weitere 6 Monate Primär Monitoring

Planung der Intervention

Intervention durch DCM / HA Durchführung der übertragenen Interventionsaufgaben

Monitoring Überprüfung des aktuellen Zustandes. Intervention noch notwendig? Neue Bedarfe? Interventionsaufgaben erledigt? Falls nicht, was ist der Grund? Intervention erfolgreich?

INTERVENTIONS-MANAGEMENT-SYSTEM

▪ Nutzt vordefinierte Algorithmen um not-

wendige vertiefte Erhebung zu triggern kontinuierliches Update

▪ Nutzt vordefinierte Algorithmen um

(vorläufige) Liste mit Interventions- aufgaben zu generieren kontinuierliches Update

▪ Dokumentation aller Aktionen

Jährliches Follow-up Proband, Hauptversorgungsperson

Ablauf der DelpHi-Intervention

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!