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54. Deutsche Pflanzenschutztagung Universität Hamburg 20.-23. September 2004 Herbizide für den ökologischen Landbau? Dr. Arnd Verschwele Institut für Unkrautforschung Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft Messeweg 11/12 38104 Braunschweig

Herbizide für den ökologischen Landbau - orgprints.orgorgprints.org/3378/1/3378-Verschwele-A-2004-herbizide... · • Extraktion und Applikation der wirksamen Substanzen • Wirkungsweise

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54. Deutsche PflanzenschutztagungUniversität Hamburg20.-23. September 2004

Herbizide für den ökologischen Landbau?

Dr. Arnd VerschweleInstitut für Unkrautforschung

Biologische Bundesanstalt für Land- und ForstwirtschaftMesseweg 11/12

38104 Braunschweig

Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA)Institut für Unkrautforschung

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Eine provokative Frage?

• Firmen, Praxis und Beratung äußern Interesse.• Unkrautprobleme haben höchste Priorität in den Betrieben.• Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist im Ökologischen

Landbau üblich oder zumindest möglich. • Herbizide sind gemäß EG-Öko-Verordnung nicht

ausdrücklich verboten.• Andere Länder erlauben den Einsatz bestimmter Herbizide.

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Vorgaben der EG-Öko-VerordnungVerordnung (EWG) Nr. 2092/91,§ 6:

Pflanzenschutzmittel ... verwendet werden dürfen, welche in Anhang I erwähnt oder in Anhang II verzeichnet sind.

Anhang I: Grundregeln des Ökologischen Landbaus:Unkräuter müssen durch die ganzheitliche Anwendungfolgender Maßnahmen bekämpft werden:Fruchtfolge, Bodenbearbeitung u. a. ...Die Mittel im Sinne von Anhang II dürfen nur verwendet werden,wenn eine unmittelbare Bedrohung für die Kultur besteht.

Anhang II: Liste erlaubter Pflanzenschutzmittel u. a. Stoffe:Azadirachtin, Pyrethrine, Kupfer, Schwefel u.v.m.

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Vorgaben der AnbauverbändeBioland: 3.8 Beikrautregulierung, Herbizidverbot:

Die Verwendung von Herbiziden ist untersagt.

Demeter: 6.3 Pflanzenpflege und Pflanzenschutz:Chemisch–synthetische Mittel zur Bekämpfung von ...Unkräutern ... sind nicht zulässig.

Naturland: B.2: Regulierung von Unkräutern:Der Einsatz von chemisch-synthetischen Mitteln ist verboten.

Gäa: Beikrautregulierung:Die Verwendung von chemisch–synthetischenHerbiziden ist verboten.

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Situation außerhalb der EUIFOAM Basis-Richtlinien, 4.5 Unkrautmanagement:

Zugelassene Mittel zum Unkrautmanagement werden in Anhang 2 aufgeführt ....

Anhang 2: Pflanzenschutzmittel und Wachstumsregulatoren:Korngluten, natürliche Säuren, Pflanzenöle, …

Anhang 3: Kriterien zur Bewertung weiterer Stoffe für den ökologischen Landbau:

- Stoffe aus pflanzlicher, tierischer oder mineralischer Herkunft- keine unvertretbaren Auswirkungen auf die Umwelt, ...

FAO / WHO: Codex Alimentarius ähnliche Richtlinien wie IFOAM

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Weltweit große Unterschiede

Schweiz: Bio-Verordnung, §11 (4):Der Einsatz von Herbiziden ist nicht erlaubt.

USA: National Organic Program: Approved Organic Pesticides:

- AllDown: Zitronen- und Essigsäure- BioWeed: Mais-Gluten- Xpress: Thymian- und Nelkenöl

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Unbedenkliche Wirkstoffe• Harnstoff• Mais- und Weizen-Gluten• Meerwasser (Natriumchlorid)• Essigsäure• Pelargonsäure u.a. Fettsäuren• Citronella-Öl• Pinien-Öl u.a. Pflanzenextrakte

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Zugelassene „Bio-Herbizide“

USA: Nelken-Öl

GB: Citronella-Öl

USA: Mais-GlutenNZ: Pinien-Öl

D: Essigsäure D: Pelargonsäure

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Meerwasser als Herbizid

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20

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60

80

100

5 10 30Tage nach Behandlung

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Blut-FingerhirseIndische EleusineErdmandelgras

Nach WIECKO (2003): Ocean water as a substitute for postemergence herbicides in tropical turf. Weed Technology, 17, 788-791.

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Allelopathische Wirkstoffe• Wirkung über aktive

Pflanzen oder MulchArtemisia annuaHelianthus annus

• Extraktion und Applikation der wirksamen Substanzen• Wirkungsweise entspricht konventionellen Herbiziden, z. B.

Hemmung der ATP-Synthese oder des Photosystems II • Komplexer Stoffaufbau, z.B. Extrakt aus Hafer:

7-hydroxy-6-methoxy-2H-1-benzopyran-2-on • Stoffe gut zu synthetisieren und biologisch abbaubar

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Myko-Herbizide

• Pilzliche Antagonisten gut erforscht für Chenopodium album,Convolvulus spp.,Cirsium arvense u.a.

• Natürlich vorkommende Schaderreger mit selektiver Wirkung• Sichere Formulierung und Applikation schwierig • Wenige praktische kommerzielle Anwendungen:

DeVine, Biochon, Collego u.a.• EG-Öko-Verordnung: Einsatz von Mikroorganismen

(nur) zur Schädlingsbekämpfung erlaubt• Hohe Datenanforderungen im Zulassungsverfahren

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Risiken und Nachteile

Mangelnde Abgrenzung zum konventionellen Landbau

Imageverlust und Rückgang der Nachfrage

Andere direkte und indirekte Verfahren reichen aus

Wirksamkeit für Zulassung oft nicht hinreichend

Kommerzialisierung von „Bio-Herbiziden“ schwierig

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Chancen und Vorteile

Herbizide senken Arbeitskraftbedarf und Kosten

Anpassung an zunehmenden Preisdruck

Lösungen bei schweren Problemen möglich

Einsatz folgt den Prinzipien des Ökologischen Landbaus

Allgemeine Förderung der „Bio-Herbizide“

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