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Z. anorg. allg. Chem. 624 (1998) 1303±1307
Zeitschrift fuÈ r anorganischeund allgemeine Chemie
WILEY-VCH Verlag GmbH, D-69451 Weinheim, 1998
Heteroatomfunktionalisierte Methylgold-Komplexe:Synthese und Struktur von Chlormethyl(triphenylphosphin)-und Phenylthiomethyl(trimethylphosphin)gold
Dirk Steinborna*, Steffi Beckea, Renate Herzoga, Mike GuÈ nthera, Robert Kircheisena, Helen Stoeckli-Evansb
und Clemens Bruhna
a Halle, Institut fuÈ r Anorganische Chemie der Martin-Luther-UniversitaÈ t undb NeuchaÃtel (Schweiz), Institut de Chimie de l'UniversiteÂ
Bei der Redaktion eingegangen am 22. Januar 1998.
InhaltsuÈ bersicht. [AuCl(PPh3)] reagiert mit Mg(CH2Cl)Cl,hergestellt in situ aus CH2ClI und iPrMgCl, in Ether bei±65 °C zu [Au(CH2Cl)(PPh3)] (1 a). 1 a setzt sich mitLiI, NaOMe und PPh3 zu [Au(CH2I)(PPh3)] (2),[Au(CH2OMe)(PPh3)] (3) bzw. [Au(CH2PPh3)(PPh3)]Cl (4)um. 2 zersetzt sich bei Raumtemperatur rasch unter Bildungvon Ethylen zu [AuI(PPh3)]. Durch Umsetzungvon [AuCl(PMe3)] mit LiCH2SPh in THF ist
[Au(CH2SPh)(PMe3)] (5) erhalten worden. Der Chlorme-thyl- und der Phenylthiomethylkomplex 1 a und 5 sind inSubstanz isoliert und NMR-spektroskopisch (1H, 13C, 31P)sowie durch RoÈ ntgeneinkristallstrukturanalyse charakteri-siert worden. In den Kristallen von 1 a und 5 liegen isolierteMolekuÈ le mit linearen C±Au±P-Einheiten [C±Au±P179,8(4)° (1 a), 179,1(1)° (5)] vor. In 1 a ist der Au±C±Cl-Winkel mit 115,4(6)° etwas groÈ ûer als der Tetraederwinkel.
Heteroatom-functionalized Methylgold Complexes:Synthesis and Structure of Chloromethyl(triphenylphosphine)-and Phenylthiomethyl(trimethylphosphine)gold
Abstract. [AuCl(PPh3)] reacts with Mg(CH2Cl)Cl, preparedin situ from CH2ClI and iPrMgCl, in ether at ±65 °C to give[Au(CH2Cl)(PPh3)] (1 a). 1 a reacts with LiI, NaOMe andPPh3 to give [Au(CH2I)(PPh3)] (2), [Au(CH2OMe)(PPh3)](3) and [Au(CH2PPh3)(PPh3)]Cl (4), respectively. 2 decom-poses rapidly at room temperature, yielding ethylene and[AuI(PPh3)]. The reaction of [AuCl(PMe3)] with LiCH2SPhin THF affords [Au(CH2SPh)(PMe3)] (5). The chloromethyland the phenylthiomethyl complex 1 a and 5 were isolatedand characterized by NMR (1H, 13C, 31P) spectroscopy as
well as by single-crystal X-ray structure analysis. In the solidstate discrete molecules of 1 a and 5 are found with linearC±Au±P units [C±Au±P 179,8(4)° (1 a), 179,1(1)° (5)]. Theangle Au±C±Cl (115,4(6)°) in 1 a is slightly greater than thetetrahedral angle.
Keywords: Gold Complexes; Functionalized Methyl Ligands;Chloromethyl Ligands; Thiomethyl Ligands; Carbenoids;X-ray Structures
Einleitung
Obwohl zahlreiche r-Organogold(I)-Komplexe langeund gut bekannt sind [1], sind als einzige heteroatom-
funktionalisierte Methylgold(I)-Verbindungen vomTyp [Au(CH2YRn)L] (Y = Element der Gruppen15±17; R = Alkyl, Aryl, H) mit einem Lewis-basi-schen Heteroatom Y die Chlormethylverbindungen[Au(CH2Cl)L] (L = PPh3 1 a; PEt3 1 b; P(OPh)3 1 c)beschrieben [2, 3], wobei lediglich 1 a in Substanz iso-liert und charakterisiert (Elementaranalyse, 1H-NMR)worden ist. 1 a reagiert als Carbenoid mit Cyclohexen-3-ol zu Bicyclo[4.1.0]heptan-2-ol [2]. Kinetische Un-tersuchungen zur oxidativen Addition von 1 a an[PtMe2(bpy)] zu [Pt(CH2AuPPh3)Cl(Me)2(bpy)] bele-
* Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. Dirk SteinbornInstitut fuÈ r Anorganische ChemieMartin-Luther-UniversitaÈ t Halle±WittenbergKurt-Mothes-Str. 2, D-06120 HalleE-mail: [email protected]
gen eine starke Aktivierung der C±Cl-Bindung in 1 a[3]. Das veranlaûte uns, die Strukturen von 1 a undvon [Au(CH2SPh)(PMe3)] (5), einem weiterenGold(I)-Komplex mit einem Lewis-basischen Hetero-element, zu untersuchen.
Infolge der cancerogenen Eigenschaften von Di-azomethan wurde nicht wie in [2] beschrieben[AuCl(PPh3)] mit CH2N2 zu 1 a umgesetzt. Anstellevon Diazomethan ist Mg(CH2Cl)Cl [4], hergestellt ausCH2ClI und iPrMgCl [5, 6], verwendet worden.
Experimenteller Teil
Alle Umsetzungen mit Goldverbindungen sind unter an-aeroben Bedingungen (Schlenk-Technik) und unter weitge-hendem Lichtausschluû durchgefuÈ hrt worden. Die NMR-Spektren sind an Varian Spektrometern (Gemini 200, Gemi-ni 300, Unity 500) aufgenommen worden; als Standard dien-ten die LoÈ sungsmittelsignale bzw. H3PO4 (85%ig, extern).FuÈ r die thermoanalytischen und massenspektrometrischenUntersuchungen standen die GeraÈte STA 409C (Netzsch)bzw. AMD 402 (AMD-Intectra) zur VerfuÈ gung.[AuCl(PPh3)] [7], [AuCl(PMe3)] [8] und LiCH2SPh [9] sindnach Literaturvorschriften erhalten worden.
Synthese von [Au(CH2Cl)(PPh3)] (1 a). Zu [AuCl(PPh3)](255 mg, 0,51 mmol) in Ether (20 ml) fuÈ gt man bei ±65 °Cunter RuÈ hren erst CH2ClI (190 ll, 2,60 mmol) zu und tropftanschlieûend langsam 1,5 ml einer LoÈ sung von iPrMgCl(1,86 m, 2,79 mmol) in Ether zu. Es tritt eine leichte Gelb-faÈrbung ein, die im Verlaufe von ca. 5 min wieder verschwin-det. Nach einer halben Stunde wird zum Reaktionsgemischnochmals die gleiche Menge an CH2ClI und iPrMgCl gege-ben. Nach dreistuÈ ndigem RuÈ hren (±65 °C) und Stehen uÈ berNacht (±78 °C) zersetzt man die uÈ berschuÈ ssige Grignard-Verbindung bei ±65 °C mit MeOH (2 ml), filtriert von denausgefallenen Magnesiumsalzen ab und engt bei ±40 °C biszur Trockne ein. Der RuÈ ckstand wird in Pentan (1,5 ml) auf-genommen. Die gebildeten Kristalle werden abgesaugt, mitwenig kaltem Pentan gewaschen und im Vakuum getrocknet.Ausbeute: 168 mg (64% d. Theorie). Das Auswaschen dergebildeten Magnesiumsalze mit kaltem Ether (5 × 1,0 ml) er-gibt bei analoger Aufarbeitung weitere 50 mg (19%) an 1 a.1H-NMR (200 MHz, CDCl3): d = 3,90 (2 H, d, 3J(P,H) = 4,3 Hz; CH2), 7,4±7,6 ppm (15 H, m; C6H5). 13C-NMR (125 MHz, CDCl3, ±40 °C): d = 52,9(d, 2J(P,C) = 118,2 Hz; CH2), 129,0 (d, 3J(P,C) = 10,8 Hz; m-C), 129,9 (d,1J(P,C) = 51,4 Hz; i-C), 131,2 (d, 4J(P,C) = 2,3 Hz; p-C), 134,1 ppm (d,2J(P,C) = 13,8 Hz; o-C). 31P-NMR (202 MHz, CDCl3, ±40 °C): = 42,7 ppm.
Umsetzung von [Au(CH2Cl)(PPh3)] (1 a) mit LiI, NaOMeund PPh3. Eine LoÈ sung von 1 a (46 mg, 0,09 mmol) in Ace-ton-d6 (0,5 ml) wird mit einer LoÈ sung von LiI (35 mg,0,26 mmol) in Aceton-d6 versetzt. Der Reaktionsverlaufwird 1H-NMR-spektroskopisch verfolgt. Der Gehalt an[Au(CH2I)(PPh3)] (2) in der LoÈ sung betraÈgt nach 5±10 minca. 30% und nach 15±20 min nur noch ca. 5%. Der Nach-weis von Ethylen erfolgt 1H-NMR spektroskopisch(d = 5,36 ppm) und gaschromatographisch. 1H-NMR(200 MHz, (CD3)2CO): d = 3,26 (d, 3J(P,H) = 14,0 Hz; CH2),7,5±8,0 ppm (m; C6H5 von 2 und 1 a).
In analoger Weise wird die Umsetzung von 1 a (19,5 mg,0,038 mmol) mit NaOMe (0,1 mmol, 3,3 m in MeOH) inC6D6/CD3OD (v/v = 2/1; 1 ml) durchgefuÈ hrt, wobei sich zu
ca. 20% [Au(CH2OMe)(PPh3)] (3) bildet. 1H-NMR(200 MHz, C6D6/CD3OD): d = 4,79 ppm (d, 3J(P,H) = 4,4 Hz;CH2); (200 MHz; CDCl3): d = 4,49 (2 H, d, 3J(P,H) = 4,5 Hz;CH2), 3,41 (3 H, s; CH3), 7,5±8,0 ppm (m; C6H5 von 3 und1 a).
Vereinigt man LoÈ sungen von 1 a (132 mg, 0,26 mmol) undPPh3 (66 mg, 0,25 mmol) in Benzol (jeweils 1 ml), bildet sichein farbloser Niederschlag von [Au(CH2PPh3)(PPh3)]Cl (4)(verunreinigt mit 20% [AuCl(PPh3)]), der abfiltriert, mitBenzol gewaschen und im Vakuum getrocknet wird. Aus-beute: 112 mg (56%). Fp. 130±135 °C (139±141 °C [10]). 1H-NMR (200 MHz, CD2Cl2): d = 2,31 (d, 2J(P,H) = 13,1 Hz,CH2), 7,3±8,0 ppm (m, C6H5 von 4 und 1 a).
Synthese von [Au(CH2SPh)(PMe3)] (5). Zu einer Suspen-sion von [AuCl(PMe3)] (51,0 mg, 1,65 mmol) in THF (25 ml)gibt man bei ±78 °C eine LoÈ sung von LiCH2SPh (430 mg,3,30 mmol) in THF (50 ml). Man laÈût langsam auf Raum-temperatur erwaÈrmen und ruÈ hrt 15 h. Nachdem uÈ berschuÈ s-sige Lithiumverbindung bei ±20 °C mit Methanol (1 ml) zer-setzt worden ist, wird das LoÈ sungsmittel im Vakuumabdestilliert, der RuÈ ckstand mit Pentan (10 ml) gewaschenund in Aceton (5 ml) aufgenommen. Aus der filtriertenLoÈ sung scheidet sich 5 bei ±15 °C in gut ausgebildetenKristallen ab, die abfiltriert, mit Pentan gewaschen und imVakuum getrocknet werden. Ausbeute: 266 mg (41%).
Analyse, ber.: C 30,31, H 4,07, S 8,09%. Gef.: C 30,21, H 4,48, S 8,22%.1H-NMR (300 MHz, THF-d8): d = 1,48 (9 H, d, 2J(P,H) = 9,7 Hz; CH3),
2,36 (2 H, d, 3J(P,H) = 8,4 Hz; CH2), 6,91±7,16 ppm (5 H, m; C6H5). 13C-NMR (75 MHz, THF-d8, ±20 °C): d = 15,4 (d, 1J(P,C) = 32,6 Hz; PCH3),27,2 (d, 2J(P,C) = 101,0 Hz; CH2), 123,1 (s, p-C), 124,9 (s, o-C), 128,8 (s,m-C), 148,9 ppm (d, 4J(P,C) = 8,2 Hz; i-C). 31P-NMR (121 MHz, THF-d8):d = 6,79 ppm.
RoÈntgenkristallstrukturanalysen von[Au(CH2Cl)(PPh3)] (1 a) und[Au(CH2SPh)(PMe3)] (5)
Ein Einkristall von 1 a wurde mit loÈ sungsmittelfreiem Kle-ber auf einem Glasfaden befestigt und auf einem Diffrakto-meter mit FlaÈchendetektor vom Typ Stoe-IPDS (Darmstadt)montiert. Die Zellparameter ergaben sich aus den Reflexpo-sitionen auf 5 Bildern. Die Datensammlung der Reflexinten-sitaÈ ten erfolgte durch die Belichtung von 133 Bildern, beidenen der Kristall jeweils um 1,5° um seine u-Achse oszil-lierte. Eine Abnahme der mittleren IntensitaÈ t waÈhrend derMessung konnte nicht beobachtet werden.
Die Messung der IntensitaÈ ten am Einkristall von 5 erfolg-te auf einem Vierkreisdiffraktometer vom Typ Stoe Stadi-4(Darmstadt). Die Zellparameter wurden anhand von25 Reflexen bestimmt. Die ReflexintensitaÈ ten wurden semi-empirisch mit mehreren w-scans absorptionskorrigiert.2 Standardreflexe, die waÈhrend der Messung regelmaÈûigkontrolliert wurden, zeigten keine VeraÈnderung ihrer Inten-sitaÈ t.
Die Beugungsexperimente an 1 a und 5 erfolgten mitMoKα-Strahlung. Die Raumgruppen ergaben sich aus densystematischen AusloÈ schungen. Die StrukturloÈ sung fuÈ r 1 aund 5 gelang mit direkten Methoden (SHELXS-86), dieVerfeinerung erfolgte mit der vollen Matrix gegen F 2
(SHELXL-93) [11]. Die Lagen der Wasserstoffatome wur-den aufgrund der MolekuÈ lgeometrie lokalisiert und mit dem1,2fachen Auslenkungsparameter ihres Bindungspartners indie Verfeinerung einbezogen (riding model).
1304 Z. anorg. allg. Chem. 624 (1998)
D. Steinborn u. a., Heteroatomfunktionalisierte Methylgold-Komplexe 1305
Die Abbildungen der MolekuÈ le sind mit dem ProgrammORTEPIII [12] angefertigt worden. Die Kristalldaten sowieEinzelheiten zur IntensitaÈ tsdatensammlung und Strukturver-feinerung sind in Tabelle 1 zusammengefaût.
Weitere Einzelheiten zu den RoÈ ntgenkristallstrukturuntersuchungen koÈ n-nen beim Fachinformationszentrum Karlsruhe, Gesellschaft fuÈ r wissen-schaftlich-technische Information mbH, D-76344 Eggenstein-Leopolds-hafen, unter Angabe der Hinterlegungsnummer CCDC-101032, derAutoren und des Zeitschriftenzitats angefordert werden.
Diskussion
Synthesen
Die Synthese von [Au(CH2Cl)(PPh3)] 1 a nachGl. (1 a) hat nicht nur den Nachteil, daû mit einerstark cancerogenen LoÈ sung von Diazomethan inEther hantiert werden muû, sondern daû diese auchnoch uÈ ber Natrium getrocknet werden soll [2]. OhneDiazomethan kommt man aus, wenn nach Gl. (1 b)[AuCl(PPh3)] mit Chlormethylmagnesiumchlorid inEther umgesetzt wird. Dieses wird bei ±65 °C ausChloriodmethan und Isopropylmagnesiumchlorid insitu erzeugt [5, 6]. Wird mit einem zehnfachen Ûber-schuû an CH2ClI/iPrMgCl gearbeitet, der in zwei Por-tionen einer Suspension von [AuCl(PPh3)] in EtherzugefuÈ gt wird, erhaÈ lt man 1 a in einer Ausbeute vonca. 80%.
Die Reinheit von 1 a folgt aus 1H- und 13C-NMR-spektroskopischen Untersuchungen, die ein korrektesIntensitaÈ tsverhaÈ ltnis CH2 : PPh3 ausweisen bzw. selbstbei laÈngerer Akkumulation keine AnhaltspunktefuÈ r Verunreinigungen ergeben, auch nicht von[AuCl(PPh3)]. Dieses kommt als Hauptverunreinigungin Betracht, zum einen als nicht umgesetzte Ausgangs-verbindung und zum anderen durch den Zerfall von1 a, der in LoÈ sung bereits bei Raumtemperatur erfolgt.
1 a bildet farblose Kristalle, die luftstabil, aber licht-und temperaturempfindlich sind. 1 a zersetzt sich bei116 °C exotherm (DSC) unter Abspaltung der CH2-Gruppe (TG; Masseverlust: gef. 3,0%, ber. 2,8%). Bei232 °C (DSC; endotherm) schmilzt das gebildete[AuCl(PPh3)], das sich bis 415 °C unter Bildung vonelementarem Gold zersetzt (TG; Masseverlust: gef.62,0%, ber. 61,3%). Im Massenspektrum (70 eV, EI)von 1 a tritt als Peak mit der hoÈ chsten Massenzahl[AuCl(PPh3)]+. (494 m/e; 17%) auf, was auf eine ther-mische Zersetzung von 1 a bereits in der Ofenschleusedes Spektrometers hinweist.
1 a reagiert mit LiI oder KI in Aceton zur Iod-methylverbindung 2, die sich innerhalb weniger Minu-ten unter Abspaltung von Ethylen zu [AuI(PPh3)]zersetzt (Gl. 2 a). Mit NaOMe in MeOH bildet sichder Methoxymethylkomplex 3 (Gl. 2 b). 2 und 3 sind1H NMR-spektroskopisch in LoÈ sung ((CD3)2CObzw. CDCl3) charakterisiert (CH2: d = 3,26 ppm,3J(P,H) = 14,0 Hz (2); d = 4,49 ppm, 3J(P,H) = 4,5 Hz(3)). Mit Triphenylphosphin setzt sich 1 a zum Phos-phorylidkomplex 4 um (Gl. 2 c), der zuvor durch Um-setzung von [AuCl(PPh3)] mit Ph3P=CH2 erhaltenworden war [10].
Die Phenylthiomethylverbindung 5 ist nach Gl. (3)durch anionische Alkylierung von [AuCl(PMe3)] mitLiCH2SPh in THF als LoÈ sungsmittel in einer Aus-beute von 40% hergestellt worden. 5 scheidet sich ausAceton in gut ausgebildeten farblosen und luftstabilenKristallen ab, die bei 118±120 °C (DSC: 123 °C, endo-therm) unter Zersetzung schmelzen. Der TG-Kurveist zu entnehmen, daû 5 bei etwa 300 °C vollstaÈndigunter Bildung von elementarem Gold zersetzt ist
Tabelle 1 Kristalldaten sowie Angaben zur Strukturbestim-mung von 1 a und von 5
Summenformel C19H17AuClP (1 a) C10H16AuPS (5)
Molmasse (g mol±1) 508,71 396,26Temperatur (K) 220(1) 293(2)KristallgroÈ ûe(mm × mm × mm)
0,25 ×0,20 × 0,15 0,46 ×0,42 × 0,27
KristallsystemRaumgruppe
monoklinP21/n (Nr. 14)
orthorhombischPbca (Nr. 61)
a, b, c (AÊ ) 9,063(3), 11,298(3),17,613(7)
10,518(1), 12,221(1),20,046(2)
b (°) 102,77(4)Z 4 8V (AÊ 3) 1759(1) 2576,7(4)ber. Dichte q (g cm±3) 1,921 2,043Absorptionskoeffizientl(MoKα) (mm±1)
8,600 11,259
Meûbereich (h) (°) 2,35±25,00 2,03±24,98Indexbereich ±11 ≤ h ≤ 11;
±14 ≤ k ≤ 14;±23 ≤ l ≤ 23
0 ≤ h ≤ 12;0 ≤ k ≤ 14;0 ≤ l ≤ 23
AbsorptionskorrekturTmin./Tmax.
numerisch(0,573/0,909)
empirisch(0,932/2,721)
Reflexe: gemessensymmetrieunabhaÈngigbeob. (I > 2r(I))
223273083 (Rint = 0,0849)2357
227322731201
Daten/Parameter 3083/216 2272/122GooF gegen F2 1,030 0,865R1/wR2 (I > 2r(I)) 0,0402/0,0937 0,0430/0,0819R1/wR2 (alle Daten) 0,0583/0,1003 0,1015/0,0955Restelektronendichtemax./min. (e AÊ ±3)
2,164/±1,977a) 1,007/±0,504
a) In der NaÈhe von Au.
(Masseverlust: gef. 51,6%, ber. 50,0%). Im Massen-spektrum tritt der MolekuÈ lionenpeak (396 m/e) miteiner IntensitaÈ t von 8% auf. Basispeak ist [PhSCH2]+.
(123 m/e).
Strukturen
Die durch RoÈ ntgeneinkristallstrukturanalyse erhalte-nen MolekuÈ lstrukturen von 1 a und 5 sind in denAbbildungen 1 bzw. 2 gezeigt. AusgewaÈhlte Bindungs-laÈngen und -winkel sind in der Tabelle 2 zusammenge-stellt. AuûergewoÈ hnlich kurze intermolekulare Wech-selwirkungen sind in den Kristallstrukturen von 1 aund 5 nicht zu erkennen.
In beiden Komplexen betaÈtigt Gold die Koordina-tionszahl 2 mit linearer Geometrie (P±Au±C1179,8(4)° fuÈ r 1 a und 179,1(3)° fuÈ r 5). Die LaÈnge derAu±C1-Bindungen (2,088(9) AÊ fuÈ r 1 a und 2,09(1) AÊ
fuÈ r 5) und der Au±P-Bindungen (2,281(2) AÊ fuÈ r 1 aund 2,278(3) AÊ fuÈ r 5) liegen im Erwartungsbereich([AuMe(PPh3)]: Au±C 2,12(3) AÊ , Au±P 2,279(8) AÊ
[13]; [(AuMe)2(l-Ph2PCH2PPh2)]: Au±C 2,07(3)/2,100(9) AÊ , Au±P 2,281(3)/2,285(3) AÊ [14]). Der Win-kel Au±C1±Cl (115,4(6))° in 1 ist zwar etwas groÈ ûerals der Tetraederwinkel, aber typisch fuÈ r die meistenstrukturell untersuchten ChlormethyluÈ bergangsmetall-komplexe [15]. Der Winkel Au±C1±S 110,6(6)° ent-spricht dem Tetraederwinkel.
Die C1±Cl-Bindung in 1 a (1,68(1) AÊ ) und dieC1±S-Bindung in 5 (1,72(1) AÊ ) sind im Vergleich mitden durchschnittlichen BindungslaÈngen (C(sp3)±Cl1,79 AÊ , C(sp3)±S 1,82 AÊ [16]) relativ kurz. Die ge-nannte Bindung in 1 a gehoÈ rt zu den kuÈ rzesten in al-len bislang strukturell untersuchten Chlormethylkom-plexen. Im Mittel sind die C±Cl-Bindungen 1,76 AÊ
lang, wobei ein Bereich von 1,68±1,81 AÊ aufgespanntwird [17]. Lediglich 2 der 24 Werte sind kleinerals 1,70 AÊ , naÈmlich 1,68(1) AÊ in [Co(CH2Cl) ´(dpgH)2(4-Me-py)] ´ CH2Cl2
1) [18] und 1,688(8) AÊ in[Rh(CH2Cl)(dmgH)2(py)] [19] (dpgH2, dmgH2 = Di-phenyl- bzw. Dimethylglyoxim).
Die intramolekularen Au ´ ´ ´ Cl- und Au ´ ´ ´ S-AbstaÈn-de betragen 3,195(3) AÊ (1 a) bzw. 3,132(3) AÊ (5). Be-dingt durch die groûen van der Waals-Radien derbe1teiligten Atome sind sie kuÈ rzer als die Summer(Au + Cl) = 3,40±3,60 AÊ bzw. r(Au + S) = 3,50 AÊ [20].Wenn aber uÈ berhaupt bindende Wechselwirkungen eineRolle spielen, sind sie sehr schwach. Sie sind aber prin-zipiell moÈ glich, wie die Struktur von [{Au(CH2)2 ´PPh2}2(CH2Cl)Br] zeigt, die einen sehr kurzenAu ´ ´ ´ Cl-Abstand von 2,89(2) AÊ und einen ungewoÈ hn-lich kleinen Au±C±Cl-Winkel von nur 96(1)° aufweist[21]. Im Unterschied dazu zeigt die Chlormethyl-verbindung 1 a trotz ihrer carbenoiden ReaktivitaÈt imfesten Zustand keine strukturellen Besonderheiten.
FuÈ r die thermoanalytischen und massenspektrometrischenUntersuchungen danken wir den Herren Dr. F. Vogt undDr. H. Schmidt (Halle). Der Deutschen Forschungsgemein-schaft und dem Fonds der Chemischen Industrie sind wirfuÈ r finanzielle UnterstuÈ tzung und den Firmen Merck(Darmstadt) und Degussa (Hanau) fuÈ r Chemikalienspendenzu Dank verpflichtet.
1306 Z. anorg. allg. Chem. 624 (1998)
Abb. 1 MolekuÈ lstruktur von [Au(CH2Cl)(PPh3)] (1 a)(Schwingungsellipsoide fuÈ r 30% Aufenthaltswahrscheinlich-keit).
Tabelle 2 AusgewaÈhlte BindungslaÈngen (in AÊ ) und Winkel(in °) fuÈ r [Au(CH2Cl)(PPh3)] (1 a) und[Au(CH2SPh)(PMe3)] (5)
1 a 5
Au±C1 2,088(9) 2,09(1)Au±P 2,281(2) 2,278(3)Cl±C1/S±C1 1,68(1) 1,72(1)S±C2 1,76(2)P±Ca) 1,822 1,79P±Au±C1 179,8(4) 179,1(3)Au±C1±Cl/Au±C1±S 115,4(6) 110,6(6)C1±S±C2 106,9(6)C±P±Ca) 105,6 104,6
a) Mittelwert
Abb. 2 MolekuÈ lstruktur von [Au(CH2SPh)(PMe3)] (5)(Schwingungsellipsoide fuÈ r 30% Aufenthaltswahrscheinlich-keit).
1) Das Cl-Atom ist fehlgeordnet; fuÈ r die zweite Position be-traÈgt der C±Cl'-Abstand 1,75(1) AÊ .
D. Steinborn u. a., Heteroatomfunktionalisierte Methylgold-Komplexe 1307
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