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Highlights 2015 Neue Wege in der Diagnostik von Infektionen
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Abschlusserklärung zum G7-Gipfel von Schloss Elmau, 8. Juni 2015, Punkt 17
„Wir werden eine fachgerechte Verwendung von Antibiotika fördern und uns daran
beteiligen, die Grundlagenforschung, die Forschung zu Epidemiologie,
Infektionsprävention und -bekämpfung und die Entwicklung von neuen
Antibiotika, alternativen Therapien, Impfstoffen und Schnelltests zu stärken…“
Der InfectoGnostics Forschungscampus Jena verfolgt das Ziel, Lösungen
für die schnelle und kostengünstige Vor-Ort-Analyse von Infektionen
zu erforschen und mit industriellen Partnern in marktreife Lösungen zu
überführen.
PARTNER UND INTERESSIERTE DES INFECTOGNOSTICS FORSCHUNGSCAMPUS JENA E. V.
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Der InfectoGnostics Forschungscampus Jena beschreitet als öffentlich-
private Partnerschaft neue Wege in der Infektionsdiagnostik und Infektions-
forschung. Mehr als 30 Partner aus Wissenschaft, Medizin und Wirtschaft
erforschen und entwickeln im Dreiklang von Technologie, Anwendung
und Herstellung marktreife Lösungen für die schnelle und kostengünstige
Vor-Ort-Analyse (Point-of-Care Testing) von Infektionen in der Humanme-
dizin – wie Lungenentzündung (die z. B. durch antibiotikaresistente Erreger
verursacht werden) und Tuberkulose –, Testsysteme für Tiererkrankungen
sowie für den Erregernachweis in Lebensmitteln. Im Rahmen des zentralen
Campus-Projektes „Innovative Diagnostik für Pneumonien bei Immunsup-
pression“ erforschen und entwickeln sieben Partner aus Wissenschaft und
Wirtschaft handliche Tests für die schnelle und nicht-invasive Diagnostik
von Erregern der Lungenentzündung und deren Resistenzen.
INFECTOGNOSTICS – FORSCHUNGSCAMPUS ZUR INFEKTIONSDIAGNOSTIK UND INFEKTIONSFORSCHUNG
Öffentlich-private Partnerschaft für Innovationen
Der InfectoGnostics Forschungscampus ist einer von neun Gewinnern
der Förderinitiative „Forschungscampus – öffentlich-private Partner-
schaft für Innovationen“ des Bundesministeriums für Bildung und
Forschung (BMBF). Diese Initiative ist ein Instrument der „Hightech-
Strategie“ der Bundesregierung. Nach positiver Evaluierung durch die
Jury ist der InfectoGnostics Forschungscampus Jena im Februar 2015 in
die erste fünfjährige Hauptphase eingetreten.
Mit Hilfe der öffentlich-privaten Partnerschaft soll ein Europäisches
Zentrum für Diagnostik von Infektionen errichtet werden, welches sich
durch exzellente Forschung und Weiterbildung im Zusammenspiel von
Grundlagenforschung, Anwendung und Transfer auszeichnet.
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NEUE WEGE IN DER DIAGNOSTIK VON INFEKTIONEN
Vor drei Jahren nahm der InfectoGnostics
Forschungscampus seine Arbeit auf. Die
öffentlich-private Partnerschaft lebt von der
engen Zusammenarbeit, dem Vertrauen und dem
fortlaufenden Austausch zwischen den Partnern
aus Wissenschaft, Medizin und Industrie. Die drei
Gründungspartner und InfectoGnostics Vorstände
Professor Dr. Jürgen Popp, Leibniz-Institut für
Photonische Technologien, Professor Dr. Michael
Bauer vom Universitätsklinikum Jena und Dr. Ralf
Ehricht von der Alere Technologies GmbH trafen
sich zum Gespräch, um eine erste Bilanz zu ziehen
und einen Blick in die Zukunft zu wagen.
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Unsere Expertise geben wir an die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
in den Forschungsinstituten weiter, damit sie ihre Labormuster von Anfang
an praxistauglich gestalten können. Wir diskutieren kontinuierlich mit den
Medizinern, was die aktuellen Anforderungen für Tests sind, z. B. vor dem
Hintergrund der zunehmenden Antibiotikaresistenzen. Die Rückmeldung der
Mediziner ist für uns auch sehr wichtig, damit neu entwickelte Geräte leicht
bedienbar sind und in den Klinik- oder Praxisalltag passen.
Jürgen Popp: Das ist die Besonderheit des Forschungscampus: Arbeiten
unter einem Dach im Dreiklang von Forschung, Medizin und Industrie. Das
IPHT und das Universitätsklinikum Jena arbeiten schon seit einigen Jahren
eng zusammen, um sich auszutauschen und passgenaue Lösungen für den
‚unmet medial need‘ zu generieren. Durch den Forschungscampus haben
wir diese Zusammenarbeit verstetigt und können weitere Partner mit an
Bord holen, v. a. aus der Industrie. Dadurch decken wir die gesamte Innova-
tionskette ab und erhalten Produktlösungen, die den Patienten nutzen.
Michael Bauer: Der Bedarf nach einer strukturierten Zusammenarbeit und
das Interesse an dem Thema des Forschungscampus ist groß. Die Idee
der Zusammenarbeit muss sich dennoch weiter verstetigen – auch beim
wissenschaftlichen Nachwuchs.
Ralf Ehricht: Die Nachwuchsförderung im Rahmen des Forschungscampus
sehen wir daher als eine sehr wichtige Aufgabe. Junge Akademikerinnen
und Akademiker, die mit der Struktur der „Arbeit unter einem Dach“ in
den ersten Berufsjahren vertraut gemacht werden, tragen dies weiter. In
einigen Jahren werden wir ein spürbares Umdenken in der Qualität der
Zusammenarbeit wahrnehmen.
Wo sehen Sie den InfectoGnostics Forschungscampus in fünf Jahren?
Jürgen Popp: Wichtig ist es, die bislang erfolgreiche Arbeit in den
kommenden Jahren weiter zu verstetigen und die Arbeit im Rahmen des
zentralen Campus-Projekts „Innovative Diagnostik für Pneumonien bei
Immunsuppression“ entsprechend der Zielstellungen weiter voranzutreiben.
Gleichzeitig müssen wir die Themen überregionale Vernetzung und Interna-
tionalisierung stärken. Denn eine verbesserte Diagnostik für Infektionen ist
nicht nur ein Thema für Thüringen sondern ein weltweites Ziel.
Michael Bauer: Im Rahmen des Campus-Projekts beschäftigen wir uns
mit der schnelleren Diagnostik von Lungenentzündungen bei immun-
geschwächten Patienten. Wir müssen in den nächsten Jahren aber auch
aktuelle Entwicklungen, z. B. die Entstehung neuer Antibiotikaresistenzen,
im Blick haben. Denn nur wenn wir unsere technologischen Lösungen an
den medizinischen Bedarf anpassen können, werden wir erfolgreich sein.
Ralf Ehricht: InfectoGnostics hat die spannende und sehr herausfordernde
Aufgabe, die Entwicklung der technologischen Lösungen zu beschleunigen
und die besten Systeme aus den sich bietenden technischen Neuerungen
herauszufiltern. Unser Ziel ist es, aus dem Forschungscampus heraus
möglichst bald marktreife Lösungen für die schnelle und kostengünstige
Vor-Ort-Analyse von Infektionen zu entwickeln. Die ersten Lösungen sind
bereits auf den Weg gebracht und wir freuen uns, sie begleiten zu können.
Herr Bauer, warum entstand die Idee, einen Forschungscampus zum
Thema „neue Wege in der Diagnostik von Infektionen“ zu gründen?
Michael Bauer: Wir brauchen schnellere Analysesysteme in Kranken-
häusern für die Identifizierung von Erregern von Infektionskrankheiten
wie Sepsis oder Lungenentzündung. Die bisherigen Standard-Diagnosever-
fahren benötigen häufig 12-24 Stunden um verlässliche Informationen über
den Erreger und sein Resistenzpotential zu liefern, Ärzte brauchen jedoch
schnelle Ergebnisse, um bei lebensbedrohlichen Infektionen eine passende
Therapie einzuleiten. Derzeit wird bei Verdacht auf eine Infektion oft ein
Breitbandantibiotikum gegeben. In Zeiten von steigenden Resistenzen kann
das aber keine dauerhafte Lösung sein. Neben einer verbesserten Hygiene
in Krankenhäusern und der Entwicklung von neuen Antibiotika muss das Ziel
sein, eine schnellere Diagnose zu stellen.
Herr Popp, wie wollen Sie das lösen?
Jürgen Popp: Gemeinsam mit unseren Partnern aus der Medizin und der
Industrie wollen wir neueste wissenschaftliche Erkenntnisse aus den
Bereichen Optik und Photonik, Molekularbiologie und Mikrofluidik schnellst-
möglich in anwendergerechte diagnostische und analytische Methoden
überführen. Gerade die optischen Technologien entwicklen sich rasant und
haben das Potential, in der Diagnostik und Therapie der Infektionsmedizin
gewinnbringend eingesetzt zu werden. Mit Licht können wir schnell, berüh-
rungslos und schonend biochemische und molekulare Informationen von
Infektionserregern und die Immunantwort des Wirtes direkt aus Körper-
flüssigkeiten und dem Gewebe erhalten.
Herr Ehricht, den medizinischen Bedarf hat Herr Bauer konkret formu-
liert, Herr Popp hat eine technologische Lösung. Was ist die Aufgabe
der Industrie?
Ralf Ehricht: Der Weg von der Idee bis zur Umsetzung in ein reales Produkt
ist lang. Unsere Aufgabe ist es, die marktreifen Verfahren in den Markt und
somit zum Patienten zu bringen – und das zu einem bezahlbaren Preis.
Wir kennen die Marktanforderungen und Zulassungshürden und können
die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diesbezüglich beraten. Wir
haben umfangreiche Erfahrungen auf dem Gebiet der Vor-Ort-Diagnostik,
beispielsweise von HIV, Tuberkulose und anderen Erkrankungen, die wir in
den Forschungscam