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48 BZB/Juli-August/07
Schwerpunkt
Eine erst kürzlich veröffentlichte wissen-schaftliche Studie, über Probleme derPolypharmakotherapie belegte, dass über 70-jährige Patienten in Deutschlanddurchschnittlich 3,7 verschreibungspflich-tige Medikamente einnehmen. Bei fast27 Prozent wurde sogar eine Dauerthera-pie mit fünf oder mehr Medikamententäglich beobachtet. Einige dieser Präparateweisen Nebenwirkungen auf, die sichauch in der Mundhöhle manifestieren.Zu diesen gehören die hyperplastischenGingivaveränderungen deren Ätiologieund Therapie im Nachfolgenden näherbeschrieben werden.
Zu den meist verschriebenen Medika-menten, deren Einnahme zu Gingiva-wucherungen führen kann, gehören
das Antikonvulsivum Phenytoin (Diphenyl-hydantoin), das Immunsuppressivum Cyclo-sporin A sowie die Gruppe der blutdrucksen-kenden Kalzium-Kanalblocker (Übersicht derHauptgruppen und ihrer zugehörigen Han-delsnamen siehe Tabelle 1).
Hauptursächliche PharmakaPhenytoin wird vor allem zur Dauertherapie der Epilep-sie und epileptischer Krampfanfälle einge-setzt. Eine weitere Zulassung besteht für dieBehandlung neurogener Schmerzzuständeund die Therapie von Herzrhythmusstörun-gen. Es ruft bei ungefähr 50 Prozent der
Patienten gingivale Wucherungen hervor.Am stärksten ausgeprägt sind die Zahnfleisch-wucherungen in der Frontzahnregion derOberkiefer- und Unterkiefermolaren.Hydantoin stimuliert im Zellkulturversuchdirekt das Wachstum spezifischer Fibrobla-stensubpopulationen aus dem gingivalenBindegewebe. Das Medikament scheint dieSelektion von Fibroblasten zu fördern, derenProteinsyntheseaktivität und Kollagenpro-duktion erhöht ist.
Cyclosporin A (CsA) ist ein Calcineurin-Inhibitor, der dauerhaftbei Patienten mit transplantierten Organeneingesetzt wird, um einer Transplantatabsto-ßung vorzubeugen. Das Medikament ruft inzirka 25 bis 30 Prozent aller Fälle gingivaleWucherungen hervor. Cyclosporin A hemmt den natürlichen Ab-bau veränderter Fibroblasten durch Behin-derung des programmierten Zelltods (Apop-tose). Ihre hierdurch vergrößerte Anzahl in-hibiert die kollagenolytische Aktivität inner-halb des gingivalen Gewebes. Dies führt zueiner Faservermehrung, die sich klinisch alshyperplastische Vergrößerung des gingiva-len Bindegewebes manifestiert. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dassniedrig dosiertes Cyclosporin A das Wachs-tum der gingivalen Keratinozyten stimuliertund so in der Langzeittherapie auch überdiesen Mechanismus zu Entstehung von Gin-givahyperplasien beiträgt.
Hyperplastische Gingiva-veränderungen
Ätiologie und Therapie
Tab. 1: Medikamente, die Gingivawucherungen hervorrufen können.
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