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Kongressnews in die Praxis übersetzt Dezember | 2016 www.hematooncology.com CONGRESS CORE FACTS hematooncology .com IASLC 2016 04. bis 07. Dezember 2016, Wien Neues vom IASLC 2016 – Behandlungsstrategien beim NSCLC ändern sich rasant Dr. med. Sibylle Greiner, Onkologin, Osnabrück und Dr. med. Christoph Schaudt, Pneumologe, Bad Lippspringe

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Kongressnews in die Praxis übersetzt Dezember | 2016

www.hematooncology.com

CONGRESS CORE FACTS

hematooncology.com

IASLC 2016 04. bis 07. Dezember 2016, WienNeues vom IASLC 2016 – Behandlungsstrategien beim NSCLC ändern sich rasantDr. med. Sibylle Greiner, Onkologin, Osnabrück und Dr. med. Christoph Schaudt,

Pneumologe, Bad Lippspringe

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Die 17. World Conference on Lung Cancer der International Association for the study of Lung

Cancer (IASLC) zog vom 4. bis 7. Dezember dieses Jahres Lungenkarzinomexperten aus der

ganzen Welt in die Hauptstadt Österreichs, nach Wien. In einer Vielzahl hochinteressanter

Präsentationen wurde einmal wieder aufs Neue klar, in welch spannenden Zeiten wir hinsichtlich

der Entwicklung neuer Möglichkeiten für Patienten mit nichtkleinzelligem Lungenkarzinom

(NSCLC) leben.

Wir möchten Ihnen mit dem vorliegenden Bericht vom Kongress einen Überblick über die neuen

Entwicklungen geben und Ihnen die Einordnung der aktuellen Erkenntnisse in Ihren praktischen

Alltag am Patient erleichtern.

Wir hoffen, Sie haben eine interessante Lektüre und freuen uns, wenn Sie über die Funktion „Ihre

Meinung ist wichtig“ eine kurze Bewertung zu den Beiträgen abgeben.

Mit kollegialen Grüßen

Dr. med. Sibylle

Greiner, Onkologin,

Osnabrück

Dr. med. Christoph

Schaudt,

Pneumologe, Bad

Lippspringe

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Neues vom IASLC 2016 – Behandlungsstrategien beim NSCLC ändern

sich rasant

Dr. med. Sibylle Greiner, Onkologin, Osnabrück

Dr. med. Christoph Schaudt, Pneumologe, Bad Lippspringe

Die Behandlungsstrategien und -sequenzen beim

fortgeschrittenen nichtkleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC)

werden immer komplexer. Dadurch ergibt sich zunächst die

absolute Notwendigkeit der molekularen und

immunhistochemischen Diagnostik.

Erst nach Vorliegen dieser Daten sollte ein Therapiekonzept

festgelegt werden.

Neue TNM-Klassifikation des NSCLC ab Januar 2017 (UICC 8) – bessere

Prognoseeinschätzung und erster Schritt zur differenzierteren Therapieentscheidung

Rami-Porta aus Barcelona stellte in der „Plenary session“ die neue TNM-Einteilung für das

NSCLC vor (Tab. 1) [1].

Tab. 1: TNM-Klassifikation des NSCLC ab Januar 2017 (UICC 8) (modifiziert nach [1]).

Die aus unserer Sicht wichtigsten Änderungen gegenüber der Version 7 sind folgende:

T-Komponente

T1-Tumoren sind grundsätzlich folgendermaßen definiert:

Maximaler Durchmesser 3 cm

Umgeben von Lungengewebe oder viszeraler Pleura

Kein bronchoskopischer Nachweis einer Invasion proximaler als dem zugehörigen

Lappenbronchus

T1a wird unterteilt in

T1a (mi): minimalinvasive Adenokarzinome (MIA) und

T1a: invasive Adenokarzinome bis 1 cm im maximalen Durchmesser

T1b-Tumoren haben einen maximalen Durchmesser > 1 cm, aber ≤ 2cm

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T1c-Tumoren haben einen Durchmesser > 2 cm bis maximal 3 cm im größten Durchmesser

Daraus ergibt sich wiederum eine neue UICC-Einteilung für das Stadium I:

Stadium IA1: T1a (mi) N0 M0 und T1a N0 M0

Stadium IA2: T1b N0 M0

Stadium IA3: T1c N0 M0

M-Komponente

In der M-Klassifikation, Stadium IV, gibt es jetzt gegenüber der Vorversion mit M1a und M1b

zusätzlich M1c.

M1a entspricht weiterhin dem früheren M1a.

M1b beschreibt das oligometastatische NSCLC mit einer solitären extrathorakalen

Metastasierung, wobei hier auch eine solitäre nichtregionale Lymphknotenmetastasierung

eingeschlossen ist.

Als Deskriptor neu ist das M1c, welches der alten Kategorie M1b mit multiplen

extrathorakalen Metastasen in einem oder mehreren Organen entspricht.

Daraus ergeben sich für das Stadium IV folgende neue Einteilungen:

Stadium IVA: jedes T, jedes N, M1a oder M1b

Stadium IVB: jedes T, jedes N, M1c

Die Daten beruhen auf dem IASLC Lung Cancer Staging [2] (Abb. 1). Die Datenbasis beinhaltet

knapp 100.000 Fälle aus einem Diagnosezeitraum von 1999–2010. 35 Institutionen aus

16 Ländern waren beteiligt. Es steht demnach eine breite Datenbasis zur Verfügung, bei der die

histologischen Faktoren leider nicht berücksichtigt wurden. Die 5-Jahres-Überlebensdaten der

einzelnen Tumorstadien war mitbeeinflussend für die Erweiterung der TNM-Klassifikation.

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Abb. 1: Gesamtüberleben beim Lungenkarzinom nach klinischem Stadium (modifiziert nach [2]).

Fazit

Ab Januar 2017 gilt die neue UICC-Klassifikation Version 8.

Basis dafür ist die neue TNM-Einteilung des Lungenkarzinoms.

Ziele sind eine differenziertere Prognoseabschätzung und eine optimierte

Therapieentscheidung.

„Die neue Klassifikation soll zu einer besseren Prognoseabschätzung und damit zu einer

individuellen Therapieentscheidung für den einzelnen Patienten führen. Deshalb sollte zukünftig

unbedingt in die entsprechenden Datenbanken dokumentiert werden, um eine prospektive

Erweiterung der Daten zu erreichen.“ Dr. Sibylle Greiner, Dr. Christoph Schaudt

Zielgerichtete Therapien

Osimertinib

V. Papadimitrakopoulou aus Houston, Texas, stellte die AURA3-Studie vor [3], die zeitgleich im

New England Journal of Medicine publiziert wurde [4]. Dabei handelt es sich um die erste

prospektiv randomisierte Phase-III-Studie, die bei epidermal-growth-factor-receptor (EGFR)-

mutierten Patienten mit NSCLC nach Progress unter einer Erstlinien-Tyrosinkinaseinhibitor (TKI)-

Therapie und Nachweis einer T790-Resistenzmutation die platinbasierte Chemotherapie (Cis-

oder Carboplatin/Pemetrexed mit nachfolgender Erhaltungstherapie mit Pemetrexed) versus

Osimertinib verglich [3]. Osimertinib ist ein potenter ZNS-gängiger TKI, der selektiv an mutiertes

EGFR (EGFRm) bindet. Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS).

Patienten mit asymptomatischen stabilen Hirnmetastasen konnten eingeschlossen werden.

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Die Studie zeigte einen deutlichen Vorteil für Osimertinib sowohl für den primären Endpunkt

(medianes PFS 10,1 Monate vs. 4,4 Monate; Hazard Ratio [HR] = 0,3; p < 0,001) als auch für die

Gesamtansprechrate (71% vs. 31%) (Abb. 2).

Abb. 2: AURA3-Studie: Progressionsfreies Überleben (modifiziert nach [4]).

Da diese Patienten häufig zu einer zerebralen Metastasierung neigen, war es wichtig zu sehen,

wie die Ansprechrate bei dieser Patientengruppe war. Auch hier zeigte sich ein deutlicher Vorteil

gegenüber der Chemotherapie mit einer Hazard Ratio von HR = 0,32.

Eine weitere wichtige Aussage der Studie war die Analyse der Lebensqualität, die in mehreren

Dimensionen gemessen wurde. Hierbei waren Appetitverlust, Husten, Schmerzen, Luftnot und

insbesondere Fatigue in der Osimertinib-Gruppe hochsignifikant seltener.

Unter Osimertinib waren dagegen – wie für eine TKI-Therapie zu erwarten – die führenden

Nebenwirkungen Diarrhoe, Hautausschlag, trockene Haut und Nagelbettentzündungen. Im

gepoolten Vergleich mit den anderen First- und Secondline-TKIs (Gefintinib, Erlotinin, Afatinib)

zeigte Osimertinib eine deutlich bessere Verträglichkeit.

Fazit

Osimertinib ist ein ZNS-gängiger TKI, der selektiv an mutiertes EGFR (EGFRm) bindet.

Bei NSCLC-Patienten mit Nachweis einer T790-Resistenzmutation ist Osimertinib wirksam.

Bei Nachweis einer T790-Resistenzmutation ist Osimertinib als Standardtherapie anzusehen.

„Jeder EGFR-mutierte Patient sollte nach Versagen der Erstlinien-TKI-Therapie einer Rebiopsie

oder, wenn diese nicht möglich, einer Liquid Biopsy zugeführt werden. Bei Nachweis einer

T790-Resistenzmutation ist Osimertinib als Standardtherapie anzusehen."

Wichtiger Hinweis: Seit dem 01.12.2016 ist Osimertinib aufgrund des GBA-Beschlusses

(Zusatznutzen nicht belegt) vom deutschen Markt genommen. Die oben genannten Daten

unterstreichen, dass die Therapie unabhängig davon für diese Patienten zur Verfügung gestellt

werden sollte.“ Dr. Sibylle Greiner, Dr. Christoph Schaudt

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Ceritinib

Ferner wurden von G. De Castro Jr die Daten der ASCEND-4-Studie vorgestellt [5]. Diese Phase-

III-Studie verglich die Wirksamkeit und Sicherheit von Ceritinib im Vergleich zu einer platinbasier-

ten Chemotherapie (Cis-/Carboplatin und Pemetrexed gefolgt von einer Erhaltungstherapie mit

Pemetrexed) bei Anaplastic-Lymphoma-Kinase (ALK)-positiven Patienten in der Firstline.

Der primäre Endpunkt (PFS) wurde erreicht. Es ergab sich im Ceritinib-Arm ein PFS von

16,6 Monaten gegenüber 8,1 Monaten im Chemotherapie-Arm. Die Hazard Ratio war signifikant

und betrug HR = 0,55 (Abb. 3).

Abb. 3: ASCEND-4-Studie: Progressionsfreies Überleben (modifiziert nach [5]).

Das Gesamtüberleben war nicht signifikant verbessert, aber es zeigte sich zumindest ein Trend

zugunsten von Ceritinib. Auch die Ansprechrate (ORR mittels verblindetem unabhängigem

Gutachterkomitee) unter Ceritinib war mit 72,5% vs. 26,7% im Vergleich zur Chemotherapie

deutlich höher. In der Subgruppenanalyse bezüglich der Patienten mit Hirnmetastasen zeigte sich

insgesamt ein schlechteres Outcome mit einem PFS von 10,7 vs. 6,7 Monate (HR = 0,70), ohne

Hirnmetastasen 26,3 vs. 8,3 Monate (HR = 0,48). Es waren jedoch regulär zu Beginn keine

MRT-Untersuchungen des Gehirns durchgeführt worden. Die intrakranielle Ansprechrate (OIRR)

betrug 72,7% vs. 27,3%.

Die patientenbezogenen Daten zeigten, dass die Lebensqualität im Ceritinib-Arm deutlich höher

war.

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„Ceritinib kann beim ALK-positiven Patienten eine Firstline-Therapieoption sein. Aufgrund der

deutlich erhöhten Toxizität (insbesondere gastrointestinale Nebenwirkungen) gegenüber der

Chemotherapie-Gruppe sollte es weiterhin als Secondline-Option nach Crizotinib-Versagen

eingesetzt werden. Vergleicht man die Daten der Ansprechrate von Crizotinib vs. Chemotherapie

bei Hirnmetastasen, war diese nahezu identisch zur Ansprechrate mit Ceritinib. Hier gibt es also

keinen Vorteil zugunsten von Ceritinib.

Die Sequenz der aktuell und in Zukunft zur Verfügung stehenden ALK-Inhibitoren ist auch

aufgrund entstehender Resistenzmutationen nicht abschließend zu beurteilen. Hier muss –

soweit für den Patienten zumutbar – bei Therapieversagen eine Rebiopsie zum Nachweis von

Resistenzmutationen erfolgen, um die entsprechende Therapiesequenz festzulegen und zu

einem individuellen Behandlungskonzept zu kommen.“ Dr. Sibylle Greiner, Dr. Christoph Schaudt

Fazit

Osimertinib ist ein ZNS-gängiger TKI, der selektiv an mutiertes EGFR (EGFRm) bindet.

Bei NSCLC-Patienten mit Nachweis einer T790-Resistenzmutation ist Osimertinib wirksam

und als Standardtherapie anzusehen.

Ceritinib kann beim ALK-positiven Patienten eine Firstline-Therapieoption sein, sollte aber

toxizitätsbedingt in der Regel als Secondline-Option nach Crizotinib-Versagen eingesetzt

werden.

Immuntherapie

Immuntherapie mit Pembrolizumab mit besserer Lebensqualität als Chemotherapie

J. Brahmer stellte Lebensqualitätsdaten der Pembrolizumab-Patienten aus der KEYNOTE-024-

Studie vor [6]. Diese Studie war auf dem ESMO vorgestellt worden und hatte bei Patienten mit

über 50% PDL-1-Expression Pembrolizumab mit einer platinbasierten Chemotherapie in der

Firstline verglichen. Der primäre Endpunkt, das progressionsfreie Überleben, war überzeugend

erreicht worden (siehe ESMO-Bericht 2016).

305 Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC wurden 1:1 in den Pembrolizumab-Arm oder den

platinbasierten Chemotherapie-Arm (Platin plus Pemetrexed und anschließender Pemetrexed-

Erhaltungstherapie) randomisiert. Als spezifische Endpunkte zur Bestimmung der Lebensqualität

wählte die Arbeitsgruppe eine Änderung des EORTC-QLQ-C30-Score nach 15 Wochen im

Vergleich zum Studienbeginn und zusätzlich die Zeit bis zur klinischen Verschlechterung mittels

des EORTC-QLQ-LC13-Fragebogens – hier zusammengesetzt aus Husten, Thoraxschmerz und

Luftnot.

Erfreulicherweise zeigte sich eine 80%-Compliance nach 15 Wochen sowie eine Verbesserung

der globalen Lebensqualität. Als Verbesserung der Lebensqualität wurden 10 oder mehr Punkte

nach 15 Wochen gegenüber dem Ausgangswert definiert. Die Pembrolizumab-Gruppe erreichte

40,0% gegenüber der Chemotherapie-Gruppe mit 26,5%. Im Pembrolizumab-Arm sahen weniger

Patienten (30% vs. 39%) die wichtigen Symptome wie Husten, Atemnot und Schmerzen als

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verschlechtert an. Die Zeit bis zur Verschlechterung bzw. des Auftretens dieser Symptome war im

Pembrolizumab-Arm signifikant länger (HR = 0 66; 95 %-KI 0,44–0.97; nominal 2-seitiges

p = 0,029).

„Die Therapie mit Pembrolizumab zeigt eine bessere Ansprechrate, ein verbessertes PFS sowie

eine deutlich bessere Lebensqualität im Vergleich zur Chemotherapie, sodass Pembrolizumab

bei diesen Patienten mit einem PDL-1-Status von über 50% der neue Standard in der Firstine-

Therapie sein wird. Die Zulassung wird im Quartal 01/2017 erwartet.“ Dr. Sibylle Greiner,

Dr. Christoph Schaudt

Atezolizumab mit verbessertem Überleben bei Patienten mit NSCLC

S. M. Gadgeel stellte aktuelle Daten aus der OAK-Studie vor [7]. Im Atezolizumab-Arm zeigte

sich eine durchschnittliche Verbesserung der allgemeinen Überlebensrate von 4,2 Monaten im

Vergleich zum Docetaxel-Arm. Das mittlere Überleben (OS) betrug bei Patienten im

Atezolizumab-Arm 13,8 Monate vs. 9,6 Monate im Docetaxel-Arm (HR = 0,73; p = 0,0003).

Ähnliche Ergebnisse zeigten sich auch in den Subgruppen – unabhängig von der Histologie, dem

mittels Immunhistochemie bestimmten PDL-1-Status oder der Genexpression des Tumors

zugunsten von Atezolizumab. Auch ältere Patienten (> 65 Jahre), Patienten mit Hirnmetastasen

und Nichtraucher profitierten signifikant von der Atezolizumab-Therapie.

„Mit Atezolizumab wird ein weiteres Immuntherapeutikum mit einem deutlichen Überlebensvorteil

und einer besseren Verträglichkeit im Vergleich zur Standardchemotherapie mit Docetaxel zur

Verfügung stehen.“ Dr. Sibylle Greiner, Dr. Christoph Schaudt

Immuncheckpoint-Inhibitoren bei älteren Patienten

Es wurde die CheckMate-153-Studie vorgestellt, bei der es sich um eine laufende Phase-III-

Studie bei Patienten mit NSCLC im Stadium IIIb/IV handelt, die mindestens eine Vortherapie

erhalten haben [8]. In der Studie wird in zwei Armen die wöchentliche gegen die

zweiwöchentliche Gabe von Nivolumab (3 mg/kg i. v.) bis zum Progress, inakzeptabler Toxizität

oder Beendigung der Therapie seitens der Patienten verglichen. Eingeschlossen wird in 4

Subgruppen basierend auf Histologie und vorangegangenen Therapieregimen. Die Daten der

älteren Patienten wurden über alle Subgruppen gepoolt.

520 (40%) der Patienten waren 70 Jahre oder älter. 8% hatten einen Performancestatus von 2.

Die behandlungsassoziierten Nebenwirkungen (treatment-related adverse events; TRAE) waren

in den Altersgruppen < 70 Jahre und ≥ 70 Jahre annähernd identisch. Das Outcome der

Patienten mit einem Perfomancestatus (PS) 2 war erwartungsgemäß etwas schlechter als für die

Patienten mit einem PS 1. Das Outcome für die über 70-Jährigen war gleich wie das der

Patienten unter 70 Jahren (Tab. 2).

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Tab. 2: CheckMate 153 – Nebenwirkungen und Gesamtüberleben (OS) in Abhängigkeit von Alter und Perfomancestatus (modifiziert

nach [8]).

„Die CheckMate 153 belegt, dass die Immuncheckpoint-Inhibition auch bei älteren Patienten

sowie reduziertem Perfomancestatus gut verträglich und wirksam ist.“ Dr. Sibylle Greiner,

Dr. Christoph Schaudt

Fazit

Pembrolizumab kann bei Patienten mit einem PDL-1-Status von über 50% als der neue

Standard in der Firstine-Therapie betrachtet werden.

Die Therapie mit Atezolizumab führt zu einem deutlichen Überlebensvorteil und ist besser

verträglich als die Standardchemotherapie mit Docetaxel.

Immuncheckpoint-Inhibitoren (hier Nivolumab) sind auch bei älteren Patienten und bei

Patienten mit niedrigem Performancestatus gut verträglich und wirksam.

Weitere Highlights

Ganzhirnbestrahlung bei Patienten mit ALK- und EGF-Rezeptormutationen

Ferner ging es noch um den Stellenwert der Ganzhirnbestrahlung bei Patienten mit ALK- und

EGF-Rezeptormutationen [9]. Chemotherapie +/- Ganzhirnbestrahlung wurde mit einer TKI-

Therapie verglichen. Die Patienten unter Chemotherapie hatten ein sehr viel schlechteres

Outcome und eine schlechtere Krankheitskontrolle im Vergleich zu den Patienten im TKI-Arm,

sodass die Ganzhirnbestrahlung auch aufgrund ihrer Nebenwirkungen nur als Ultima ratio

anzusehen ist.

Liquid Biopsy zur Detektion einer T790-Resistenzmutation

Aufgrund der sich mehr und mehr entwickelnden Resistenzmutationen sowohl bei EGF-

rezeptormutierten Patienten als auch bei ALK-positiven Patienten war die Liquid Biopsy ein

weiteres Thema [10]. Hier zeigte sich, dass mit einer Liquid Biopsy aus Plasma und Urin eine

Sensitivität zur Detektion einer T790-Resistenzmutation von 90–95% erreicht werden kann,

sodass man davon ausgehen muss, dass diese Diagnostik in den nächsten Monaten zum

Standard wird.

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Zusammenfassung

Die Therapiemöglichkeiten beim fortgeschrittenen NSCL werden sich in den nächsten Monaten

wieder erweitern. Neue Substanzen mit guter Verträglichkeit werden zugelassen werden. Zudem

rücken schon bekannte Substanzen in die Erstlinie vor, sodass wir vermutlich im ersten Quartal

2017 erstmalig bei nicht mutierten Patienten eine nicht chemotherapiebasierte Möglichkeit der

Behandlung in der Erstlinie haben. Das ist angesichts des Performancestatus bei

Lungenkrebspatienten revolutionär.

Um alle bestehenden Therapiemöglichkeiten für die Patienten auszuschöpfen, ist eine exakte

molekulargenetische und immunhistochemische Diagnostik (besonders im Krankheitsverlauf)

wichtig, sodass jeder Patient ein individuelles Therapiekonzept erhalten kann.

Trotz der neuen Therapieoptionen bleibt für einen Großteil der Patienten die platinbasierte

Chemotherapie der Goldstandard, sodass auch hier der Einsatz gut verträglicher Medikamente

wie zum Beispiel das seit Februar 2015 zugelassene nab-Paclitaxel in der Kombination mit

Carboplatin beim fortgeschrittenen Plattenepithelkarzinom als Backbone der Behandlung von

Patienten mit NSCLC bezeichnet werden kann. In einer aktuellen Zwischenauswertung der

momentan laufenden ABOUND.sqm-Studie mit nab-Paclitaxel + Carboplatin zur

Induktionstherapie beim Plattenepithelkarzinom wurden keine Hinweise auf noch nicht bekannte

Nebenwirkungen beobachtet [11] und es zeigte sich eine Verbesserung der Lebensqualität der

Patienten [12]. Auch bei älteren Patienten über 70 Jahren zeigte nab-Paclitaxel + Carboplatin in

der ABOUND.70+-Studie für die chemotherapeutische Firstline-Therapie eine vielversprechende

Sicherheit und Wirksamkeit (medianes PFS 6,2 Monate; medianes OS 14,6 Monate; ORR 43%)

[13] sowie positive Auswirkungen auf die Lebensqualität [14].

„Die Behandlung des fortgeschrittenen nichtkleinzelligen Lungenkarzinoms bleibt also extrem

spannend.“ Dr. Sibylle Greiner, Dr. Christoph Schaudt

Quellen

1. Rami-Porta R. Lung Cancer Staging – Changing the Clinical Practice. IASLC 2016, Wien, abstract PL03.02.

2. Goldstraw P et al. The IASLC Lung Cancer Staging Project: Proposals for Revision of the TNM Stage Groupings in the

Forthcoming (Eighth) Edition of the TNM Classification for Lung Cancer. J Thorac Oncol 2016; 11: 39-51.

3. Papadimitrakopoulou V et al. Randomised Phase III Study of Osimertinib vs Platinum-Pemetrexed for EGFR T790M-Positive

Advanced NSCLC (AURA3). IASLC 2016, Wien, abstract PL03.03.

4. Mok TS et al. Osimertinib or Platinum-Pemetrexed in EGFR T790M-Positive Lung Cancer. N Engl J Med 2016.

5. De Castro Jr G et al. First-line Ceritinib Versus Chemotherapy in Patients With ALK-rearranged (ALK+) NSCLC: A Randomized,

Phase 3 Study (ASCEND-4). IASLC 2016, Wien, abstract PL03.07.

6. Brahmer JR et al. Health-Related Quality of Life for Pembrolizumab vs Chemotherapy in Advanced NSCLC with PD-L1 TPS

≥50%: Data from KEYNOTE-024. IASLC 2016, Wien, abstract PL04a.01.

7. Gadgeel SM et al. OAK, a Randomized Ph III Study of Atezolizumab vs Docetaxel in Patients with Advanced NSCLC: Results

from Subgroup Analyses. IASLC 2016, Wien, abstract PL04a.02.

8. Spigel D et al. Is Nivolumab Safe and Effective in Elderly and PS2 Patients with Non-Small Cell Lung Cancer (NSCLC)? Results

of CheckMate 153. IASLC 2016, Wien, abstract P3.02c-026.

9. Wu YL et al. BRAIN: A Phase Ⅲ Trial Comparing WBI and Chemotherapy with Icotinib in NSCLC with Brain Metastases

Harboring EGFR Mutations (CTONG 1201). IASLC 2016, Wien, abstract PL03.05.

10. Mack P. Emerging Role of Liquid Biopsies in NSCLC. IASLC 2016, Wien, abstract SC21.05.

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© hematooncology.com 13

11. McCleod M et al. Interim Results from ABOUND.Sqm: Safety of nab-Paclitaxel/Carboplatin Induction Therapy in Squamous

(SCC) NSCLC. IASLC 2016, Wien, abstract P2.03a-072.

12. Thomas M et al. nab-Paclitaxel/Carboplatin Induction Therapy in Squamous (SCC) NSCLC: Interim Quality of Life (QoL) Results

From ABOUND.sqm. IASLC 2016, Wien, abstract P2.03a-030.

13. Langer C et al. Safety and Efficacy Results From ABOUND.70+: nab-Paclitaxel/Carboplatin in Elderly Patients With Advanced

NSCLC. IASLC 2016, Wien, abstract P2.03a-046.

14. Weiss J et al. ABOUND.70+: Interim Quality of Life (QoL) Results of nab-Paclitaxel/Carboplatin Treatment of Elderly Patients

With NSCLC. IASLC 2016, Wien, abstract P2.03a-039.

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