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Künftig ist die Sharing Economy (Data Sharing) die Grundvoraus- setzung für den Erfolg. Als Beispiel wurde die Automobilin- dustrie mit den Zulieferern und der Logistikkette aufgezeigt. Jeder hat Zugriff auf die Daten des Her- stellers, dies basiert auf Vertrauen und Vereinbarungen. Ein weiteres Feld ist der Medical Data Space, also der Umgang mit medizini- schen Daten von der Erkennung von Krankheiten bis zur Versor- gung des Patienten. Festgestellt wurde, dass ein gro- ßer Regelungsbedarf bezüglich Rechten und Nutzen besteht. Wei- ter wurden unterschiedliche Ar- chitekturen zur Verknüpfung der Daten vorgestellt, dabei muss der „Daten Owner“ die Herrschaft haben. Unterschiedliche Architek- turen sind Blockchain, Industrial Data Space oder Data Lake. Be- zeichnet wird dies als Industrial Data Cloud, Data Marketplace, Enterprise Cloud, IoT Cloud oder Open Data Source. Das Fraunhofer-Institut glaubt, dass die großen Unternehmen alle Varianten haben werden. Die Datenwertschöpfung mit Rech- nung für den Nutzer der Daten wird eine neue Einnahmequelle sein. Dr. Karsten Schweichhart , Tele- kom Data Intelligence Hub, stellte im Prinzip das neue Geschäftsmo- dell der Telekom vor. Die Telekom versteht sich künftig als Broker (Marktplatz für Daten) und ist neben Firmen wie Bosch, Siemens, VW am Projekt Industrial Data Spaces beteiligt. Daten seien Roh- stoff wie Öl und daraus entstün- den neue Technologien, so seine REPORT Informationen für Mitglieder der Fachgruppe Industrie/industrielle Dienstleistungen im ver.di-Fachbereich 8 Juni 2018 Hannover Messe INDUSTRIE Foto: Chr. v. Polentz Liebe Kolleginnen und Kollegen, nach den großen Tarifrunden können wir mit einer effektiven Reallohnsteigerung zufrieden sein. Die erste Vorlage lieferte die Metall- und Elektroindus- trie, wobei ein finanzieller Ausgleich für eine Arbeitszeit- verkürzung nicht erfolgt. Im Öffentlichen Dienst ist es ge- lungen, die Gehaltslücke zur Privatwirtschaft bei den Inge- nieuren und Technikern zu ver- kleinern, sie beträgt noch zirka 20 Prozent. Da werden wir am Ball bleiben. Trotz guter Beschäftigungslage und Mangel an Fachkräften in vielen Bereichen haben viele wegen Industrie 4.0 und der Digi- talisierung ein ungutes Gefühl. Es ist richtig, wir befinden uns in einer Umbruchphase. Viele Berufe wird es künftig nicht mehr geben, neue Berufe werden entstehen. Das kennen wir schon, das haben viele schon miterlebt und das müssen Gewerkschaften mit- gestalten. Einen Einblick in den rasanten Umbruch der Industrie hat im April wieder die Hannover Messe gegeben. Wer aufmerksam durch die Hallen gewandelt ist, konnte dies miterleben. Alles wird ver- netzt, es wird IoT (Internet of Things) genannt. Das neue Geschäftsmodell sind die Platt- formen, und dazu braucht man Daten. Arbeit findet künftig nicht mehr an einem festen Ort statt, sondern flexibel vernetzt in der Cloud als Crowdworker, so einige Zukunftsforscher. Auch hier müs- sen die Gewerkschaften regulie- rend eingreifen. Sonst sehe ich leider niemanden, der das Thema im Sinne der Beschäftigten auf- greift. Die Betriebsratswahlen sind ab- geschlossen und die Betriebs- ratsgremien bilden sich neu. Hier ist es wichtig, dass sich die BR- Mitglieder umfassend über den digitalen Wandel informieren und die Gewerkschaften Bil- dungsangebote machen. Nur so kann der Wandel gemeinsam gestaltet werden. W Ulrich Bareiß Architektur des Datengeschäfts Überzeugung. Als Beispiel führt er die Reedereien mit Häfen und Lo- gistik auf, wo bereits praktische Projekte umgesetzt wurden. Für die beteiligten Partner sei wichtig, dass sie vorher die Strategie und Architektur festlegen. Die nächsten Schritte, so hieß es beim Zentrum der Deutschen Luft- und Raumfahrt (DLR), werden eine weitere Standardisierung und eine Zertifizierung sein, sowie die wei- tere Umsetzung der IDS-Technolo- gie bei den Unternehmen. W Ulrich Bareiß www.industrialdataspace.org Industrial Data Space (IDS-Technologie) war einer der Schwerpunkte der Hannover Messe. Das Fraunhofer-Institut (International Data Space Association) ist hier federführend und hat die Forschungsergebnisse vorgestellt. Foto: Ulrich Bareiß Alle Jahre wieder der große Treffpunkt: Die Hannover Messe 1

INDUSTRIE RE POR T+file++5b1fe2b256c12f3aa071e885...Hannover Messe INDUSTRIE F o t o: C h r. v. P o l e n t Liebe Kolleginnen z und Kollegen, nach den großen Tarifrunden können wir

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Künftig ist die Sharing Economy(Data Sharing) die Grundvoraus-setzung für den Erfolg. Als Beispiel wurde die Automobilin-dustrie mit den Zulieferern undder Logistikkette aufgezeigt. Jederhat Zugriff auf die Daten des Her-stellers, dies basiert auf Vertrauenund Vereinbarungen. Ein weiteresFeld ist der Medical Data Space,also der Umgang mit medizini-schen Daten von der Erkennungvon Krankheiten bis zur Versor-gung des Patienten.

Festgestellt wurde, dass ein gro-ßer Regelungsbedarf bezüglichRechten und Nutzen besteht. Wei-ter wurden unterschiedliche Ar-chitekturen zur Verknüpfung derDaten vorgestellt, dabei muss der„Daten Owner“ die Herrschafthaben. Unterschiedliche Architek-turen sind Blockchain, IndustrialData Space oder Data Lake. Be-zeichnet wird dies als IndustrialData Cloud, Data Marketplace,Enterprise Cloud, IoT Cloud oderOpen Data Source.

Das Fraunhofer-Institut glaubt,dass die großen Unternehmenalle Varianten haben werden. DieDatenwertschöpfung mit Rech-nung für den Nutzer der Datenwird eine neue Einnahmequellesein.

Dr. Karsten Schweichhart , Tele-kom Data Intelligence Hub, stellteim Prinzip das neue Geschäftsmo-dell der Telekom vor. Die Telekomversteht sich künftig als Broker(Marktplatz für Daten) und istneben Firmen wie Bosch, Siemens,VW am Projekt Industrial DataSpaces beteiligt. Daten seien Roh-stoff wie Öl und daraus entstün-den neue Technologien, so seine

R E P O R TInformationen für Mitglieder der Fachgruppe Industrie/industrielle Dienstleistungen im ver.di-Fachbereich 8 Juni 2018

Hannover Messe

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t zLiebe Kolleginnenund Kollegen,

nach den großen Tarifrundenkönnen wir mit einer effektivenReallohnsteigerung zufriedensein. Die erste Vorlage liefertedie Metall- und Elektroindus-trie, wobei ein finanzieller Ausgleich für eine Arbeitszeit-verkürzung nicht erfolgt. Im Öffentlichen Dienst ist es ge-lungen, die Gehaltslücke zurPrivatwirtschaft bei den Inge -nieuren und Technikern zu ver-kleinern, sie beträgt noch zirka20 Prozent. Da werden wir amBall bleiben.

Trotz guter Beschäftigungslageund Mangel an Fachkräften in vielen Bereichen haben vielewegen Industrie 4.0 und der Digi-talisierung ein ungutes Gefühl. Es ist richtig, wir befinden uns ineiner Umbruchphase. Viele Berufewird es künftig nicht mehr geben,neue Berufe werden entstehen.Das kennen wir schon, das habenviele schon miterlebt und dasmüssen Gewerkschaften mit -gestalten.

Einen Einblick in den rasantenUmbruch der Industrie hat imApril wieder die Hannover Messegegeben. Wer aufmerksam durchdie Hallen gewandelt ist, konnte

dies miterleben. Alles wird ver-netzt, es wird IoT (Internet ofThings) genannt. Das neue Geschäftsmodell sind die Platt -formen, und dazu braucht manDaten. Arbeit findet künftig nichtmehr an einem festen Ort statt,sondern flexibel vernetzt in derCloud als Crowdworker, so einige

Zukunftsforscher. Auch hier müs-sen die Gewerkschaften regulie-rend eingreifen. Sonst sehe ichleider niemanden, der das Themaim Sinne der Beschäftigten auf-greift.

Die Betriebsratswahlen sind ab-geschlossen und die Betriebs-ratsgremien bilden sich neu. Hierist es wichtig, dass sich die BR-Mitglieder umfassend über dendigitalen Wandel informierenund die Gewerkschaften Bil-dungsangebote machen. Nur sokann der Wandel gemeinsam gestaltet werden. W

Ulrich Bareiß

Architektur desDatengeschäfts

Überzeugung. Als Beispiel führt erdie Reedereien mit Häfen und Lo-gistik auf, wo bereits praktischeProjekte umgesetzt wurden. Fürdie beteiligten Partner sei wichtig,dass sie vorher die Strategie undArchitektur festlegen.

Die nächsten Schritte, so hieß esbeim Zentrum der Deutschen Luft-und Raumfahrt (DLR), werden eineweitere Standardisierung und eineZertifizierung sein, sowie die wei-tere Umsetzung der IDS-Technolo-gie bei den Unternehmen. W

Ulrich Bareiß

www.industrialdataspace.org

Industrial Data Space (IDS-Technologie) wareiner der Schwerpunkte der Hannover Messe.Das Fraunhofer-Institut (International DataSpace Association) ist hier federführend undhat die Forschungsergebnisse vorgestellt.

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Alle Jahre wieder der große Treffpunkt:Die Hannover Messe

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Informationen für Mitglieder der Fachgruppe Industrie/industrielle Dienstleistungen im ver.di-Fachbereich 8 Juni 2018

Die additive Fertigung, diehäufig auch als 3D-Druck be-zeichnet wird, gewinnt in Zei-ten von Industrie 4.0 immerstärker an Bedeutung und erschließt stetig neue An -wendungsfelder und Nutzer-gruppen.

Es stellt sich spätestens jetzt dieFrage, ob das digital geprägteWertschöpfungssystem der additi-ven Fertigung ausreichend gegen

Cyberkriminalität geschützt wer-den kann. Kann die Blockchainals „Enabling Technology“ für dieindustrielle additive Fertigung angesehen werden? Dazu habenFachleute auf der HannoverMesse diskutiert.

Das vom Bundesministerium fürWirtschaft und Energie geförderteProjekt PAiCE beschäftigt sich mitder Datenübertragung mittelsBlockchain-Technologie. Doch zu-

nächst: Was ist ein Blockchain?Diese Frage beantwortete Profes-sor Dr. Gilbert Fridgen – Fraun -hofer-Institut für AngewandteInformationstechnik (FIT), Projekt-gruppe Wirtschaftsinformatik,Fraunhofer Blockchain-Labor, Uni-versität Bayreuth. Block ist eineListe von Transaktionen; Chain-Blöcke werden durch eine krypto-grafische Hashfunktion zu einerKette verknüpft. Diese Hashfunk-tion sichert die Datenblöcke unddiese sind nicht manipulierbar.Nach diesem Prinzip kann derChain Code beziehungsweiseSmart Contracts beliebige Ge-schäftslogiken abbilden. DerBlockcain wird dann anstelleeiner eigenen unternehmens -weiten Plattform gesetzt.

Dr. Martin Holland, Prostep AG,erläuterte am Beispiel der Lizenz-erteilung für die Ersatzteilherstel-lung mittels 3D-Drucker die

Hannover Messe

Blockchain in der additiven Fertigung

Was die Deutschen überTechnik denken – das unter-sucht das TechnikRadar vonacatech – Deutsche Akade-mie der Technikwissenschaf-ten und Körber-Stiftung.2002 Personen wurden be-fragt, Schwerpunktthemawar Digitalisierung.

In Deutschland sind 89,5 Pro-zent der Bevölkerung davonüberzeugt, dass sich der techni-sche Fortschritt nicht aufhaltenlässt. 60,2 Prozent gehendavon aus, dass mit der Ent-wicklung zunehmend Zwängefür den Einzelnen entstehen.Wenngleich der Wandel nachMeinung fast aller Deutschennicht gestoppt werden kann,fordern 68,7 Prozent, dass dieBürgerinnen und Bürger überdie Zukunft umstrittener Techni-

ken mitbestimmen dürfen.Was das Potenzial von Technik alsProblemlöser angeht, sind dieDeutschen skeptisch: Nur 24,6Prozent gehen davon aus, dass siemehr Probleme löst als sie schafft.Die Digitalisierung und ihre Fol-gen betrachten die Deutschen mitgemischten Gefühlen: Sie erwar-ten einen Komfortgewinn (54,5Prozent), befürchten jedochebenso, die Hoheit über ihre eige-nen Daten zu verlieren (60,6 Pro-zent). Mit 80,8 Prozent rechneteine große Mehrheit damit, dassPflegebedürftige durch den Ein-satz von Pflegerobotern wenigermenschliche Zuwendung erhalten.Noch skeptischer sind die Deut-schen beim autonomen Fahren.Nur 18 Prozent stufen selbstfah-rende Fahrzeuge als zuverlässigein. Eine große Mehrheit (67,4Prozent) fürchtet, dass Hacker

Unfälle verursachen könnten. Ähnlich ist die Sorge bei Smart-Home-Technologien: Hier be-fürchten 67,9 Prozent, dassInternetkriminelle die Wohnungkontrollieren könnten. Nur 8,1Prozent der Befragten nutzt Lösungen für das intelligente Zuhause.

„Nicht Technik an sich steht fürdie Deutschen im Mittelpunktdes Interesses, sondern ihre soziale Einbettung – die Ziele,die mit ihr angestrebt werden,ebenso wie die Folgen ihres Ein-satzes. Zu dieser dringend not-wendigen Debatte um denStellenwert, die Gestaltung unddie Regulierung technischer In-novationen will das TechnikRa-dar zukünftig beitragen“, sagtLothar Dittmer, Vorstandsvorsit-zender der Körber-Stiftung. W

IR

www.acatech.de/de/pro-jekte/projekte/technikradar.html

TechnikRadar

Studie: Was die Deutschenüber Technik denken

Transaktionen über den Block-chain. Abgerechnet wird in Geldoder Kryptowährung. Dr. CarstenStöcker, Spherity GmbH, sieht imFlugzeugbau die Datenübertra-gung mittels Blockchain-Techno-logie bestens geeignet. Derdigitale Zwilling bucht sich einund das verbrauchte Teil aus.

Professor Dr. Volker Skwarek vonder Hochschule für AngewandteWissenschaften (HAW) Hamburg,Embedded Systems, ArbeitsgruppeBlockchain-Technologien (Conve-nor der Working Group SmartContracts in ISO TC307 Blockchainand Distributed Ledger Technolo-gies) berichtete über die geplanteStandardisierung nach ISO TC307und gab eine Einschätzung zurweiteren Entwicklung ab. Der 3D-Druck als Technologie werde zunehmen, es sei ein weltweiterMarkt, insbesondere für Ersatz-teile. Die Blockchain-Technologieist hier kein Ge schäfts modell, siehilft bei der Infrastrukturlösung.Blockchain ist eine neue Techno-logie, vergleichbar mit dem Um-stieg vom Fax zum Internet. Dasich die Investitionen in dieseneue Technik nicht kurzfristigamortisieren, bestehe die Gefahr,dass hier der Standort Deutsch-land abgehängt wird. W

Ulrich Bareiß

ImpressumHerausgeber: Frank Werneke (stellv. Vorsitzender); Rudolf Zink, Ressort 3Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft –ver.diPaula-Thiede-Ufer 10 · 10179 BerlinPostanschrift: 10112 Berlinhttp://medien-kunst-industrie.verdi.de/E-Mail: [email protected]

Redaktion: Susanne Stracke-NeumannLayout: einsatz, Wolfgang WohlersDruck: alpha print medien AG, DarmstadtAuflage: 2000 · Juni 2018

Foto: U

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Werden Roboter unsere ständigen Begleiter?

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Informationen für Mitglieder der Fachgruppe Industrie/industrielle Dienstleistungen im ver.di-Fachbereich 8 Juni 2018

Ende September 2019 werdensich die rund 1000 ver.di-Dele-gierten zum vierten Mal inLeipzig versammeln. Bei denvorhergehenden Organisati-onswahlen fallen und fielenbereits jetzt wichtige Vorent-scheidungen für diesen Kon-gress.

In den Bezirken und Landesfach-gruppen haben die Organisations-

wahlen schon begonnen oderwerden gerade vorbereitet. InBerlin-Brandenburg wurde schonim Februar gewählt, der neue Vor-sitzende der Landesfachgruppe istder Augenoptiker Ralf Olbrich.

Die Personengruppen wie dieMeister_innen, Techniker_innenund Ingenieur_innen (mti) tagenin den Landesbezirken Ende 2018oder zu Beginn des Jahres 2019.

Die Bundesfachgruppe Industrieist Anfang Februar 2019 dran. Da-nach beraten die Bundesfachbe-reiche die weitergereichten oderneuen Anträge, wählen die Vor-stände und Delegierten für denver.di-Kongress, bis dann imHerbst die Bundesentscheidungenfür die gesamte Vereinte Dienst-leistungsgewerkschaft in Leipziggetroffen werden.

Die Delegierten entscheidendabei in Leipzig über den ver.di-Bundesvorstand. Zum ersten Malwird dann auch ein neuer Vor -sitzender oder eine neue Vorsit-zende gewählt. Denn der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske hat be-reits angekündigt, dass er nachmehr als 18 Jahren an der Spitzevon ver.di nicht mehr zur Wahlantreten wird. W

sus

Organisationswahlen

Die Schritte bis zum großen ver.di-Kongress

Fachgruppe Industrie

Baden-Württemberg 8. September 2018, Stuttgart

Bayern 6. Oktober 2018, München

Hessen 27. Oktober 2018, Frankfurt am Main

Nordrhein-Westfalen 22. September 2018, Düsseldorf

Bundesfachgruppe 2./3. Februar 2019, Berlin

Bundesfachbereich 4./5. Mai 2019, Berlin

mti

Bayern 30. November 2018, München

Berlin-Brandenburg 21. Juni 2018, Berlin

Hamburg 1. November 2018, Hamburg

Hessen 24. Januar 2019, Frankfurt am Main

Niedersachsen-Bremen 27. November 2018, Hannover

Nord 19. Januar 2019, Lübeck

Nordrhein-Westfalen 10. November 2018, Essen

Rheinland-Pfalz/Saar 19. Januar 2019, Kirkel

Termine 2018/2019

Fachgruppe Industrie · Gremien und Orgawahlen

Bund

Wahl der Delegierten

Wahl der Delegierten

Wahl der Delegierten

Entsendung aus den Betrieben

Landesbezirk

Bezirk

Betriebs-/Ortsgruppe

Fachgruppen-Bundeskonferenz

FG-Landesbezirkskonferenz

Fachgruppen-Bezirkskonferenz

FG-Mitgliederversammlung

(Vorsitzende/r, Stellvertreter/in,Sekretär/in, Beisitzer/in

Fachgruppen-Orts-/Kreisvorstand

(Vorsitzende/r, Stellvertreter/in,Sekretär/in, Beisitzer/in

Fachgruppen-Bezirksvorstand

(Vorsitzende/r, Stellvertreter/in,Sekretär/in, Beisitzer/in

Fachgruppen-Landesbezirksvorstand

(Vorsitzende/r, Stellvertreter/in,Sekretär/in, Beisitzer/in

Fachgruppen-Bundesvorstand

Wahl

Wahl

Wahl

Entsendung zur Fachbereichs-Orts-/Kreiskonferenz

Entsendung zum Fachbereichs-Orts-/Kreisvorstand

Wahl

Wahl

Wahl

Entsendung zur Bezirks- undFachbereichs-Bezirkskonferenz

Entsendung zum Bezirks- undFachbereichs-Bezirksvorstand

Wahl

Wahl

Wahl

Entsendung zur Bezirks- undFachbereichs-Bezirkskonferenz

Entsendung zum Landesbezirks- und Fachbereichs-Landesbe-zirksvorstand

Wahl

Wahl Entsendung zur Bundes-fachbereichskonferenz

Entsendung zum Gewerkschaftsrat und Bundesfachbereichsvorstand /Präsidium

ZuständigesBundesvorstands-mitglied Interaktion

Alle Termine im Einzelnen: https://publik.verdi.de/2018/ausgabe-01/spezial

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Informationen für Mitglieder der Fachgruppe Industrie/industrielle Dienstleistungen im ver.di-Fachbereich 8 Juni 2018

Gewerkschaften wollen gutedigitale Arbeit und nicht ent-grenzte, überwachte Arbeitohne Sozialstandards und inrechtsfreien Räumen, erklärteChristiane Benner bei einerKonferenz von IG Metall undver.di zur Digitalisierung inFrankfurt am Main.

Benner, Zweite Vorsitzende der Industriegewerkschaft Metall (IGMetall) begrüßte die Betriebsräte,Gewerkschaftler, Politiker undPlattformanbieter als Hausherrinund stellte dabei gleich die ge-werkschaftliche Position in denVordergrund. Für viele ist digitaleArbeit in der Cloud ein Zuver-dienst, denn davon leben könneman nicht.

Durch das Gemeinschaftsprojektvon IGM und ver.di „Herausforde-rung Cloud und Crowd“, das dieunterschiedlichen Akteure zusam-menbringt, wüßten wir heutemehr über diese Arbeitsform undseien in der Lage Position zu be-ziehen. Die Digitalisierung dürfeden Sozialstaat nicht aushöhlen,darin seien sich alle Gewerkschaf-ten einig. Mit acht Plattformenwurde mittlerweile ein Code ofContract vereinbart, „immerhin einAnfang“, so die Kollegin Benner.

Diese Veranstaltung sei ein Bei-trag zum Wissenschaftsjahr, soErik Mertens, AbteilungsleiterDienstleistungen und europäischeProgramme, Projektträger Karls-ruhe (PTKA) beim Karlsruher Insti-tut für Technologie (KIT). Mit rund42 Millionen Euro werden insge-samt 50 Projekte gefördert. DerWandel soll mit den Unterneh-men gestaltet werden und ge-linge nur, wenn die Menschen derTechnik vertrauen. Er sieht einGenossenschaftsmodell als Ideefür Crowdworking und Plattform-ökonomie für Dienstleistungsan-gebote.

In seiner Keynote „Crowdworking-Plattformen als innovative

„Cloud & Crowd“

Digitale Arbeitswelten der Zukunft erfolgreich gestalten

Dienstleistungssysteme” zeigteProfessor Dr. Jan Marco Leimeis-ter, Leiter des Fachgebietes Wirt-schaftsinformatik und Direktordes Wissenschaftlichen Zentrumsfür IT-Gestaltung der UniversitätKassel, die Chancen, die Risikenund die Handlungsfelder vonCrowdworking auf.

Zunächst zu den Fakten. Derzeitgibt es in Deutschland 32 Crowd -workingplattformen mit unter-schiedlicher Ausrichtung, diedurchschnittlich 23 Mitarbeiterhaben, und etwa eine Million registrierte Crowdworker. Ge-schwindigkeit sei das Hauptargu-ment, das für Crowdworkingspreche, weitere Chancen seienweniger Fehler, flexiblere Arbeits-weise und geringere Kosten. AlsRisiko werden monotone Arbeit,eine Verschiebung der Macht -verhältnisse und die Aushöhlungder Sozial- und Steuersysteme gesehen.

Daraus ergeben sich die Hand-lungsfelder zur fairen Bezahlung,zum Eigentum der Daten und In-teressenausgleich, und auch zurWechselmöglichkeit der Crowd -worker ohne Statusverlust. Neuist zudem, dass Firmen mit einerVerzahnung von interner und externer Crowd Projekte be -arbeiten.

Ein paar Beispiele für Crowdwor-king: Die Deutsche Bank hat einProjekt zu künftigen Geschäfts -feldern gestartet. Ziel war, Ideenvon außerhalb zu bekommen. Eshaben dabei 7.000 Teilnehmer240 Konzepte eingereicht. OderAirbus hat zu einer Frachtdrohne425 Einreichungen erhalten,davon waren über 50 technischdurchführbar. In der Schweiz gibtes eine Plattform (Swisscom+mila) zur „Nachbarschafthilfe“für PC, TV, Internet/ Router, dabeiwerden 90 Prozent der Aufträgeinnerhalb einer Stunde erledigt.Dem Vortrag schloss sich eine lebhafte Diskussion zu den Themen Altersvorsorge für Solo-selbstständige, geistiges Eigen-tum, Qualifizierung, Arbeit-nehmerrechte an.

Nahtlos ging es dann über in dieGesprächsrunde „Chancen undRisiken von Arbeit über Crowd -working-Plattformen – Wie kön-nen alle beteiligten Akteure sozusammenarbeiten, dass ‚GuteArbeit‘ möglich ist?“ Benner sahVorteile von Crowdworking darin,dass man sich die Projekte selbstaussuchen könne, dass es ein un-kompliziertes Arbeiten bei freierEinteilung ermögliche, und Men-schen einen barrierefreien Zu-gang haben. Um die Nachteileauszugleichen, forderte sie einen

Sozialstaat 4.0, der die Arbeit ab-sichert. Der Sozialstaat sei aufdas alte Arbeitnehmer/Arbeitge-ber-Denken ausgerichtet, dahersei die Frage, wie sich die Arbeitin der Zukunft organisiert.

Das Genossenschaftsmodell fandsie diskussionswürdig. MirjamPütz, Head of Disruptive & Strate-gic Programs Deutsche Bank – siehat das oben genannte Projektder Deutschen Bank geleitet –war begeistert von der Kreativitätohne Betriebsblindheit und denLernergebnissen von Nichtkun-den. Als Nachteil empfand sie,dass es zu den kreativen Köpfennur eine Beziehung über die Platt-form gibt.

Monika Brandl, Gewerkschafts-ratsvorsitzende von ver.di undAufsichtsratsmitglied bei der Telekom, sah Vorteile von Crowd -working in der Flexibilität, Orts-unabhängigkeit und Geschwin-dig keit. Sie befürchtet, dass insbe-sondere Frauen als Zuverdienstdann zu Hause der digitalen Ar-beit nachgehen, und verknüpftdies mit der Forderung nach Bil-dungsteilzeit zur Qualifizierung.ver.di hat 13.000 Selbstständigeorganisiert, nicht immer reicht derVerdienst zum Leben.

Von der Crowdworking-PlattformJovoto war Bastian Unterberg,Chief Executive Officer, geladen.Er hat seine Plattform an derHochschule gegründet, mit demZiel, qualifizierte Arbeit zu vermit-teln. Gemeinsam hat er das Pro-jekt mit der Deutschen Bankgemacht. Als Nachteil sah er an,dass Talente zur Austauschwarewerden, und das Preisdumpingvon Plattformen. Weiter merkte eran, dass Plattformen ein wach-sendes Modell seien, jedoch dieMenschen für Plattformarbeitnicht ausgebildet sind. Plattfor-men bieten die Chance, sich vollauf seine Arbeit zu konzentrieren,ohne Overhead und Chef. Bei derRolle der Gewerkschaften

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Informationen für Mitglieder der Fachgruppe Industrie/industrielle Dienstleistungen im ver.di-Fachbereich 8 Juni 2018

kritisierte Bastian Unterberg, dasshier oft die Betriebsräte bei Inno-vationsprojekten im Weg stünden.

Christiane Benner entgegnete,dass oft die Arbeitgeber der Inno-vation im Wege stünden, undnannte als Beispiel mobiles Arbeiten und moderne Führung.Crowdworking muss gewerk-schaftlich gestaltet und reguliertwerden wie bei der Leiharbeit,denn bei guter digitaler Arbeit ge-hören Gewerkschaften dazu, soihr Anspruch.

Bei den anschließenden Work-shops kam heraus, dass es sehrunterschiedliche Arten vonCrowdworking-Plattformen gibt,von einfacher Tätigkeit (Clickwor-ker) über Übersetzer bis hin zutechnisch hochwertigen Ausarbei-tungen. Es gibt seriöse Unterneh-men, die ordentlich bezahlen,ebenso wie schwarze Schafe.Auch die Menschen, die für Platt-

formen arbeiten, haben unter-schiedlichste Biographien undQualifikationen. Crowdworkerhaben keinen Arbeitnehmerstatus,sie sind Selbstständige. Ihre Arbeit ist eigentlich ein Werkver-trag. Somit ist das Thema Sozial-abgaben, Steuern, Mindestlohnsehr schwer zu definieren. Lösun-gen zeichneten sich in der Diskus-sion nicht ab. Je tiefer maneinsteigt, je mehr Facetten zeich-nen sich ab.

Anna Kopp, Geschäftsstellenleite-rin von Microsoft Deutschland inMünchen, erläuterte den „NewWay of Work“ von Microsoft. DerWandel der Arbeitswelt werdevon drei Faktoren, Menschen,Orte und Technologien, bestimmt.Menschen sollen gerne ins Bürokommen und nicht dort anwe-send sein müssen, deshalb wurdeVertrauensarbeitszeit und -orteingeführt. Erwiesen sei, dass Un-ternehmen mit flexiblen Arbeits-

formen bis zu dreimal effektiversind. Die Teams organisieren sichselbst. Hierarchien seien von ges-tern, Netzwerke und interdiszipli-näre Labore seien das favorisierteZukunftsmodell. Gearbeitet wirdim Chat, „E-Mails sind out“. Siemerkte an, dass die Veränderungder Arbeitswelt den unterschiedli-chen Arbeitsstilen von vier Gene-rationen gerecht werden muss.Daher sei Digitalkompetenz ge-nauso wichtig wie fachliche undsoziale Kompetenz. Nicht Pünkt-lichkeit und Fleiß, sondern Selbst-motivation sei die Triebfeder.„Und der ,Kulturchange’ mussvon ganz oben kommen“, so ihrSchlusswort.

Noch einen Schritt weiter gingendie Ausführungen von ProfessorinMelissa Valentine, Assistenzpro-fessorin für Managementlehre ander Stanford Universität in denUSA. Beim zukünftigen Crowd -working werde das Projekt in

Mikroaufgaben zerlegt und mitkünstlicher Intelligenz zusammen-gefügt. Diese modulare Architek-tur der Organisation des Projektesführe Menschen mit unterschied -lichen Qualifikationen für dieDauer des Projektes zusammen.Valentine verglich dies mit einemKatastropheneinsatz oder derHerstellung eines Films. Teams,die sich nicht kennen, waren innerhalb von durchschnittlich 14 Minuten rekrutiert, natürlichseien dafür aussagefähige Fähig-keitsprofile mit Honorarvorstel-lung der Crowdworkererforderlich. W

Ulrich Bareiß

Online-Dokumentation dieserKonferenz: www.cloud-und-crowd.de/do-kumentation_transferkonfe-renz-2018

Die Digitalisierung werdebis zum Jahr 2035 nur ge-ringe Auswirkungen auf dasGesamtniveau der Beschäfti-gung haben, aber große Umbrüche bei den Arbeits-plätzen mit sich bringen.

Das geht aus einer aktuellenStudie des Instituts für Arbeits-markt- und Berufsforschung(IAB) und des Bundesinstitutsfür Berufsbildung (BIBB) hervor,in der das Szenario einer fort-schreitenden Digitalisierung miteinem Basis-Szenario ohne Di-gitalisierungseffekte verglichenwird.

Im Jahr 2035 werden laut denModellrechnungen aufgrundder Digitalisierung einerseitsrund 1,5 Millionen Arbeits-plätze abgebaut sein. Anderer-seits führt die Digitalisierungden Forschern zufolge zu an -nähernd genauso vielen neuen

Arbeitsplätzen, sodass untermStrich keine größeren Beschäfti-gungsverluste auftreten werden.In der Studie von IAB und BIBBwerden die Auswirkungen der Di-gitalisierung regional differenziertdargestellt. „Entscheidend für dieregionalen Auswirkungen einerzunehmenden Digitalisierung sinddie Wirtschafts- und Berufsstruk-tur vor Ort“, erklären die Forscher.Das Verarbeitende Gewerbe wirdlaut der Studie die höchsten Be-schäftigungsverluste aufgrund derDigitalisierung erfahren. Hierkönnten rund 130.000 Arbeits-plätze verloren gehen. Die größ-ten Beschäftigungsgewinne sinddagegen in der Branche „Informa-tion und Kommunikation“ mitrund 120.000 zusätzlichen Ar-beitsplätzen zu erwarten.

In Nordrhein-Westfalen werdenlaut der Studie in absoluten Zahlen betrachtet am meisten Arbeitsplätze ab- und aufgebaut.

Die Forscher erwarten hier rund290.000 verlorene, aber auchrund 290.000 neu entstandeneArbeitsplätze. Setzt man die Veränderungen dagegen in Be-ziehung zur Zahl der derzeit be-stehenden Arbeitsplätze, ergebensich für Baden-Württemberg diegrößten Umwälzungen. Im Jahr2035 werden in diesem Bundes-land aufgrund der Digitalisierungrund 210.000 Arbeitsplätze weg-gefallen sein. Gleichzeitig wer-den hier jedoch rund 200.000neue Arbeitsplätze infolge derDigitalisierung entstehen. Insge-samt sind damit in Baden-Würt-temberg knapp sieben Prozentaller Arbeitsplätze von der

Digitalisierung betroffen. Die Ge-samtwirkungen der Digitalisie-rung unterscheiden sich laut derStudie aber alles in allem in denRegionen nur wenig.

„Eine zunehmende Digitalisie-rung wird jedenfalls mit einerdeutlichen Umgestaltung der Arbeitswelt einhergehen, und indiesem Prozess werden Bildungund Weiterbildung der Beschäf-tigten eine zentrale Rolle über-nehmen“, betonen die Forscher.W IR

http://doku.iab.de/kurz-ber/2018/kb0918.pdf

Digitalisierung

Umwälzungen amArbeitsmarkt

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„Digitalisierung ist kein Ne-benfach des Maschinenbaus,sondern eine gesellschaftlicheHerausforderung“, hieß es bei der Konferenz des Insti-tuts für Sozialwissenschaft - liche Forschung (ISF) inMünchen.

Professor Dr. Andreas Boes vomISF München konnte zu der Ver-anstaltung „Digitalisierung aufdem Prüfstand: Empowermentund Beteiligung in der agilen Arbeitswelt" in der alten Gas -zählerwerkstatt rund 250 Gästebegrüßen. In seiner Begrüßung,mehr ein Weckruf, stellte er diezentrale Frage, wo der Mensch in20 bis 30 Jahren stehe, in denMittelpunkt.

Die Situation in Deutschlandmache ihm Angst. Die Integrati-onsfähigkeit sei gesunken, Men-schen hätten Angst vor derZukunft, es drohe die Gefahr derSpaltung. Die Politik reagiere da-rauf mit Beschwichtigungsver -suchen, mit Sonntagsreden, mitfalschen Versprechungen und Publikumsbeschimpfung.

Er sah es als nicht zielführend an,den Kindern das Programmierenbeizubringen. Schlüsselkompeten-zen der Zukunft seien Werte,Überzeugung, unabhängiges Den-ken, Teamwork. In der Schule soll-ten die Kinder mit mehr Sport,Musik, Malerei und Kunst zumkreativen Denken angeregt wer-den. „Digitalisierung ist kein Nebenfach des Maschinenbaus,sondern eine gesellschaftliche Herausforderung.“ Maschinen bearbeiteten Daten, aber Datenseien keine Informationen. NurMenschen machten aus Datensinnvolle Informationen. Dahersei „Empowerment“ der Schlüs-sel um die Digitalisierung erfolg-reich bewältigen zu können, soseine Überzeugung.

In seiner Keynote „Digital undagil – Herausforderungen fürHuman Resources“ stellteDr. Wolfgang Fassnacht SAP SE,

HR-Director Germany, die Verän-derungen in seinem Unternehmenauf dem Weg zu Human Resour-ces 4.0 vor. Dabei seien viergrundsätzliche Trends zu beach-ten. Aus Profit wird „Purpose“(Sinnhaftigkeit), aus „Planning“(Projektmanagement) wird Experiment, aus „Controlling“(Effizienzsteigerung) wird Em -powerment (Innovation) und aus„Secrecy“ (Herrschaftswissen)wird Transparency (Informations-fluss).

Coachen und Wertschätzen

Führung definiere sich künftigüber Coachen und Wertschät-zung. Hierarchische Unternehmenwürden untergehen, in Zukunftwerde in einer Netzwerkstrukturgearbeitet. Auch das Lernenwurde bei SAP umgestellt. Esgebe für Seminare keine Teilnah-mebestätigung, sondern das Er-lernte werde ständig reflektiert.Wichtig seien auch eine neue

Agile Arbeitswelt

Eine gesellschaftliche Herausforderung

Informationen für Mitglieder der Fachgruppe Industrie/industrielle Dienstleistungen im ver.di-Fachbereich 8 Juni 2018

Unternehmenskultur „Tell It LikeIt Is“ und eine Datentransparenz.All dies wurde in Zusammenar-beit mit dem Betriebsrat umge-setzt.

Dr. Andrea Fehrmann von der IGMetall und Marc Stoffel, Haufe-umantis AG, beantworteten dieFrage, ob denn der Mensch imMittelpunkt stünde, wie übrigensdie Mehrzahl der Teilnehmer ander Konferenz, mit „eher nicht zutreffend“. Sie forderte eineQualifizierungsoffensive, breitaufgestellte Schlüsselkompeten-zen und Entscheidungsfähigkeit.Im Studium sei Kreativität leidernicht gefragt. Diese sei wichtigerals Programmieren.

Marc Stoffel berichtete über seineErfahrungen in der Haufe-umantisAG und sah das tayloristische Arbeitsmodell als völlig überholt.Die Firmen seien aufgestellt, alsgäbe es kein Internet, ihnen fehleder Mut und sie kratzten mit

einer „Zombie-Agilität“ nur ander Oberfläche. Auch Mitarbeiterbräuchten Mut zum Experimen-tieren, dies bedeute aber auch,dass es schiefgehen könne. ImÜbrigen sei, so seine Erfahrung,die Generation 50+ experimen-tierfreudiger als Studienabgänger.In der Firma Haufe wurden alleFührungskräfte, inklusive Vor-stand (also auch er selbst) vonden Mitarbeitern gewählt. Es istein Mandat auf Zeit, Abwahl oderRücktritt, um andere Aufgaben zu übernehmen, ist möglich.

Thomas Lühr und Katrin Gül, Wis-senschaftler/in am ISF München,trugen die Forschungsergebnissezum Thema „Auf dem Weg in dieagile Arbeitswelt: Was bedeutetdas für die Menschen?“ vor. Generell könne dabei als Fazit ge-zogen werden, dass „Empower-ment“ der Schlüssel, und alsGegenentwurf zu den Bedro-hungsszenarien der Digitalisie-rung zu sehen sei. Die Führungs-frage sei der zentrale Hebel fürerfolgreiche digitale Arbeit unddrohe, gleichzeitig zur Achilles-ferse zu werden. Die Cloud werdezur Drehscheibe für die Organisa-tion und Arbeit.

Neue Kooperation?

Den Abschluss und Höhepunktdes Tages setzte Kardinal Rein-hard Marx, Erzbischof von Mün-chen und Freising, Vorsitzenderder Deutschen Bischofskonferenzin seiner Rede „Vom Menschenher denken – gesellschaftlicheHerausforderungen des digitalenUmbruchs“. Mit hoher Fachkennt-nis ging Kardinal Marx, der selbstschon dreimal in Silicon Valleywar, auf den technologischenWandel und die Stellung der katholischen Kirche hierzu ein.

Er forderte dazu auf, das freieSpiel der Kräfte einzugrenzen undnicht alles den Kapitalinteressenunterzuordnen. Die Frage sei, wiekönne die Technik menschendien-lich eingesetzt werden, ein globa-ler, digitaler, ungebremster

F ot os : Ul r ic h

Ba re iß

Welche Ampel schaltet für die Arbeitswelt der Zukunft auf grün?

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Kapitalismus führe zu zunehmen-der Spaltung der Gesellschaft. DieDigitalisierung müsse zu einemInstrument gemacht werden, dasden Menschen mehr Freiräumebietet.

Er fragte kritisch, warum die gro-ßen amerikanischen IT-Konzernein die Unterhaltungsindustrie investieren, diene dies zur Ruhig-stellung? Genau wie das bedin-gungslose Grundeinkommen? Erstellte die Frage, „Wie soll eineGesellschaft frei sein, wenn Men-schen keine sinnvolle Arbeithaben?“. Seine große Sorge ist,dass weltweit nationale Interes-

sen an Gewicht zunehmen unddass zunehmend autokratisch re-giert wird, Alle globalen Heraus-forderungen wie die atomareBedrohung, der Klimawandelkönnten nur global gelöst wer-den.

So sieht er es auch für die Digita-lisierung. Die Frage der Zukunftwerde sein, ob es gelinge, diesentechnologischen Schub auchmenschendienlich zu machen.Und letztendlich gehe es auch umdie Zukunft der Demokratie.Interessant war, dass die Ansichtdes Kirchenmannes und der Ge-werkschaften in diesem Punkt

Informationen für Mitglieder der Fachgruppe Industrie/industrielle Dienstleistungen im ver.di-Fachbereich 8 Juni 2018

fast deckungsgleich waren. DerBeginn einer neuen Kooperation?Auf die Frage eines Zuhörers, wieweit die katholische Kirche digitalwerde, erwiderte Kardinal Marx,dass die Seelsorge auf zwischen-menschlichen Beziehungen be-ruhe. Gleichwohl sei man mitdem Thema Robotik in der Alten-pflege befasst. In der Soziallehreder katholischen Fakultäten be-schäftige man sich mit der Digita-lisierung. W

Ulrich Bareiß

http://eda-projekt.de/doku-mentation-transferkonferenz/

Intergeo

EuropäischerDrohnenkongress

Hinter den Schlagzeilen überLufttaxis und Pizzadrohnensteckt viel. Längst sind Drohnenaus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Der „EuropeanDrone Summit“ am 15. Oktoberin Frankfurt am Main – im Rahmen der Intergeo – will dienoch junge Drohnen-Brancheund die Industrie an einen Tischbringen. Auf dem Kongress, derfür rund 250 Teilnehmer ausganz Europa konzipiert ist, wer-den sich wesentliche Expertenführender Hersteller und Dienstleister präsentieren. An-gekündigt sind außerdem hoch-rangige Vertreter des DeutschenBundestages, Airbus, DLR undaus der Forschung. Im Mittel-punkt der Konferenz stehen derinteraktive Austausch, Präsenta-tionen und Informationen überverschiedene Bereiche hinweg.Die Zielgruppen sind Politik,Drohnenindustrie und Dienst -leister. W

Für den #EDS2018 können sichInteressierte den Frühbucher -rabatt bis 21. Juli 2018 sichern.https://europeandronesum-mit.eu/de

Tarifkommission

Umsetzung inden Betrieben

Im Nachgang des Tarifab-schlusses gab es in der Tarif-kommissionssitzung am 7. Juniim IG-Metall-Bezirk Bayerneine Einschätzung und einenRückblick auf die Tarifrunde.Das neue Arbeitskampfmittel,der 24-Stunden-Streik, wardabei sehr erfolgreich. In vierArbeitsgruppen wurden diefünf Phasen der Tarifrunde be-wertet, was war positiv, womuss man nachsteuern. Es wareine sehr offene und selbst -kritische Diskussion.

Die Umsetzung in den Betrie-ben ist oft konfliktbehaftet.Viele Vorgesetzte und Persona-ler sind noch nicht richtig in -formiert oder halten an altenDenkmustern fest. Es soll derGrundsatz gelten „Wer will,der darf“. Dies betrifft die Altersteilzeit, die verkürzte VZ,die Entnahme von freien Tagenet cetera… Wir fordern unsereBetriebsräte in den M+E Be-trieben auf, sich gut schulen zulassen, um dann auch die Kollegen gut unterstützen zukönnen. W

Ulrich Bareiß

Das neue ver.di-Innovations-barometer 2017 ist erschie-nen. Kunden, Patienten,Bürger und Beschäftigte indas Innovationsgescheheneinzubeziehen, wird für Be-triebe und Behörden immerwichtiger. Dem steht jedocheine gestiegene Arbeitsbela-stung der Beschäftigten ent-gegen, und Zeitdruck ist dasInnovationshemmnis Num-mer 1. Das sind die wesent -lichen Befunde des „ver.di-Innovationsbarometers2017“.

„Die Eindämmung von Arbeits-stress ist die zentrale Herausfor-derung für ein erfolgreichesInnovationsgeschehen“, betontver.di- BundesvorstandsmitgliedLothar Schröder. „Ein offenes Innovationsklima und ‚Gute Ar-beit‘ gehören zusammen. Inno-vation muss sich dem sozialenFortschritt verpflichten.“

Ein Schwerpunktthema der Be-fragung war das Konzept derOffenen Innovation (Open Inno-vation), mit dem sich mehrMenschen an Innovationspro-

zessen beteiligen sollen. OffeneInnovation bedeutet daher mehrInteraktion, und zwar unter anderem mit Kunden, Beratern, Zulieferern. Mehr Interaktion be-deutet aber auch mehr Mühe,wie die befragten Betriebs-, Per-sonal- und Aufsichtsratsmitglie-der bestätigen. Demnach sagen90 Prozent der Befragten, dassdie verstärkte Interaktion mitKunden zu einer Zunahme derArbeitsintensität für die Be-schäftigten führt.

Das „ver.di-Innovationsbaro -meter 2017“ basiert auf den Angaben von rund 800 ver.di- Arbeitnehmervertreter/innen inAufsichtsräten, Betriebs- undPersonalräten. Die Umfragewurde im November und De-zember 2017 durchgeführt. W

IR

Das „ver.di-Innovationsbarome-ter 2017“ gibt es als Broschüreund als Präsentation (Grundaus-wertung sowie mit den Grafikender Broschüre): www.innovation-gute-ar-beit.verdi.de/innovation/in-novationsbarometer

ver.di-Innovationsbarometer 2017

Ein offenes Innovationsklima und „Gute Arbeit“ gehören zusammen

Reinhard Marx, Kardinal und Erzbischof von München und Freising, Vorsitzender der katholi-schen Deutschen Bischofs -konferenz

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wir reden mit

Informationen für Meister/innen, Techniker/innen und Ingenieur/innen in ver.di Juni 2018

Arbeit‘, das war vor der Digitali-sierung so und gilt auch heute.“Dabei unterstrich er: „Die tonan-gebenden Akteure müssen demo-kratisch legitimiert sein“ und esdürfe keinen „neoliberal gedop-ten Digitalkapitalismus“ geben.Transparenz der Prozesse in dergesamten Wirtschaft und Gesell-schaft sei ein dringendes Ziel, erklärte Schröder und fordertedeshalb: „Öffentlich ist mehrdenn je wesentlich – unserever.di-Maxime bleibt topaktuell.Wir brauchen starke öffentlich-rechtliche Medien, soll die politi-sche Kultur nicht im Strudel vonFake News und Hate Speech vollends vor die Hunde gehen!“

Klaus Müller vom Verbraucherzen-trale-Bundesverband reklamierte,dass die Unternehmen mit ihrenKreuzchen zu den AllgemeinenGeschäftsbedingungen (AGB)alles auf den „mündigen Bürger“abschöben, eigentlich aber klareRegeln bräuchten. Die frühereBundestagsabgeordnete Sigrid

Begrüßt von Annette Mühlberg,der Leiterin der ver.di-Projekt-gruppe Digitalisierung, hörten dieVersammelten zur Einstimmungkurze „Stimmen aus der Praxis“von ver.di-Betriebs- und Personal-räten. Dabei wurde betont, dassdas Betriebsverfassungsgesetz andie digitale Welt und das mobileArbeiten dringend angepasst werden müsse. Dabei seien prag-matische Regelungen und Be-triebsvereinbarungen notwendig,welche die Kontrolle der Beschäf-tigten ausschließen und die Risiken für die Belegschaften ver-mindern. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf dürfe der Digi-talisierung nicht geopfert werden.Und ver.di solle eigene Tools/Plattformen zu einer digitalen Be-triebsratsarbeit schaffen, die vorallem den Betriebsräten an ver-schiedenen Standorten die Arbeitdurch schnellere Absprachen er-leichtern würde.

Lothar Schröder, Mitglied imver.di-Bundesvorstand und Fach-bereichsleiter Telekommunikation,Informationstechnologie, Daten-verarbeitung, erhob „Erst nach-denken, dann digitalisieren“ zurMaxime eines sinnvollen Vorge-hens. Die Digitalisierung müssezum Wohl der Gemeinschaft aufeiner gemeinsamen Ethik fußen.Die Arbeitsbelastung sei durch diedigitalen Arbeitsweisen größergeworden. „Das Gemeinwohlfunktioniert nicht ohne ‚Gute

ver.di-Digitalisierungskongress

„Unsere Mitbestimmungbraucht ein Update“Rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausallen Bereichen von Gewerkschaft, Wirtschaft,Gesellschaft und Politik kamen Mitte April im

Berliner ver.di-Haus zusammen, um zwei Tagelang über die Digitalisierung und das Gemein-wohl zu diskutieren.

kasse, das die Soloselbstständi -gen unterstützt. Steffen Kampetervon der Bundesvereinigung Deut-scher Arbeitgeberverbände klagte,der Begriff „Digitalisierung“mache ihm Bauchschmerzen, mansolle lieber von „Gesellschaft4.0“ reden. Er sah darin auchChancen für die Sozialpartner-schaft durch neue Formen der Zusammenarbeit und der Arbeits-zeit.

Anstelle des durch den Tarifkampfim Öffentlichen Dienst verhinder-ten ver.di-Vorsitzenden FrankBsirske hielt Lothar Schröder dasSchlusswort. Er stimmte der Forderung zum Betriebsverfas-sungsgesetz zu: „Unsere Mitbe-stimmung braucht ein Update.“Aus Digitalisierungsprofiten solleeine Digi-Dividende werden.Wenn man nicht auch reguliere,was einem nicht gehöre, sagte erin Anspielung auf Bornschein,könne es gar keine Umverteilunggeben. Das sei das Grundbild vonstaatlicher und gewerkschaft - licher Regulierung.

Die Diskussion gehe weiter, er-klärte Schröder. Angesichts derEntwicklung künstlicher Intelli-genz sei zu diskutieren, „welcheForm von Autonomie wollen wirMaschinen eigentlich zugeste-hen“. W

Susanne Stracke-Neumann

https://tinyurl.com/y7x6cfrg

Skarpelis-Sperk warf in der Dis-kussion ein, dass zu viel über dieTechnik und zu wenig über diegesellschaftlichen Folgen disku-tiert werde. Die Monopolkommis-sion solle sich mehr um dieRegelung der großen digitalenUnternehmen kümmern, doch lei-der verstünden viele in der Politikzu wenig von dem Thema.

Frank Rieger vom Chaos Compu-ter Club betonte: „Algorithmensind immer nur Software gewor-dene Intentionen von Men-schen.“ Die Frage sei also, waswir damit wollen. Andreas Kahler,Betriebsratsvorsitzender der Was-serwerke Westfalen, die ihrenKunden ein digital maßgeschnei-dertes Angebot bieten, forderte:„Wir brauchen eine weltweite digitale Arbeiterbewegung.“Christoph Bornschein von der Di-gitalagentur „Torben, Lucie unddie gelbe Gefahr TLGG“ war sehrskeptisch und meinte, dass all diegeforderten Regulierungen garnicht durchsetzbar seien, und dieEU eigentlich gar nicht wettbe-werbsfähig sei: „Wir diskutierenhier gerade die Teilhabe anNichts“, denn „wir wollen wasregulieren, was uns nicht gehört“.

Für Christine Benner von der IGMetall muss die Qualifizierungder Beschäftigten im Mittelpunktstehen. Für die Crowdworker favorisierte sie ein Versicherungs-system ähnlich der Künstler sozial-

Foto: H

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